elena ceausescu
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http://www.spiegel.de/politik/ausland/rumaenienerinnerungen-von-ceausescus-pilot-a-940717.html SPIEGEL ONLINE POLITIK Erinnerungen von Ceausescus Pilot: Der letzte Flug des Diktators Von Renate Nimtz-Köster AFP Alexandru Popa flog den rumänischen Diktator Ceausescu zur Bärenjagd und zum Blümchenpflücken. Jetzt hat der Pilot seine Erinnerungen an das grausame TyrannenPaar veröffentlicht. Er beschreibt Flucht, Hinrichtung und den Transport der Leichen. Alexandru Popa ist ein frommer Mann. Die christlich-orthodoxen Feiertage waren ihm stets heilig. Um so tiefer haben sich dem 60-jährigen Rumänen die Stunden eingebrannt, die er 1989 am ersten Weihnachtstag in der Kaserne von Targoviste erlebte. ANZEIGE Aus der häuslichen Festtagsruhe war der damalige Hubschrauberkommandant Popa abberufen worden. Er flog von Boteni, wo er das Helikoptergeschwader befehligte, nach Bukarest und weiter in die 80 Kilometer entfernte Garnisonsstadt Targoviste. Dort wurde der Elitesoldat Zeuge des gewaltsamen Endes eines ihm wohlbekannten Passagiers: Neun Jahre lang hatte Popa Staatschef Nicolae Ceausescu und dessen Frau Elena geflogen - zu Jagdpartien, quer durchs Land oder auch in eine seiner 36 Villen. Nun sah der Offizier, wie die beiden im Hof der Kaserne an eine Wand geführt und von Kugeln durchsiebt wurden. Popa war es, der die Leichen des Paares zurück nach Bukarest transportieren musste. In Zeltplanen gewickelt, wurden die "Pakete" laut Befehl von General Victor Stanculescu zunächst im Fußballstadion von Bukarest abgeladen. An die Mission und die Tage des blutigen Umsturzes erinnert der Pilot in seinem Buch "Der letzte Flug mit den Ceausescus", das jetzt, 24 Jahre nach deren Tod, erschienen ist ("Ultimul zbor cu sotii Ceausescu", Editura Primus, Oradea 2013, 180 Seiten). Das Areal in Targoviste steht seit September als "Museum des Kommunismus" Besuchern offen: die kargen Räume der Kaserne, in denen das Tribunal stattfand, die Eisenbetten mit den dünnen Matratzen, auf denen das Paar in der Nacht vor seiner Hinrichtung saß, und auch die Todeswand im Hof. Spannende und authentisch-sachliche Lektüre Popa, der gläubige Bauernsohn aus der westsiebenbürgischen Region Bihor, der es zum Starpiloten brachte, erwähnt zwar immer wieder seine Gebete und Ängste inmitten des dramatischen Geschehens. Dennoch ist das Buch spannende und authentisch-sachliche Lektüre, schlicht erzählt, reich an Details aus dem Alltag von Ceausescu und seiner Frau. Die Jagdleidenschaft des vom Schusterlehrling zum Diktator aufgestiegenen Ceausescu überstieg offenbar die all seiner Ostblockkollegen: "Wildschweine, Hirsche, Rehe, Trappen, Fasane, am liebsten aber Bären nahm er sich zum Ziel", erinnert sich Popa, der Ceausescu allwöchentlich in eines seiner 112 Reviere flog, wo Geheimdienst und Förster das Terrain vorbereitet hatten. Die Bären wurden lange vorher mit Pferdefleisch angefüttert, nach penibel eingehaltenem Zeitplan, so dass sie Ceausescu auf die Minute vor die Flinte liefen. Der ballerte so besinnungslos, dass schließlich "der Finger verletzt war und vom Arzt versorgt werden musste," schreibt der Pilot. Das erste Mal brachte ihn Popa zu Ostern 1981 ins Revier, nicht ohne vorher noch die für jeden Rumänen wichtige nächtliche Auferstehungsandacht zelebriert zu haben. "Höchst zufrieden" habe der Staatsmann auch seine letzte Jagd im Oktober 1989 absolviert, erinnert sich der Pilot, der dafür schwierige Manöver im Gebirge vollführen musste: "Ceausescu erlegte zehn Gämsen." Jovial zeigte sich der Diktator, der 1955 ins Politbüro aufgenommen worden war und nach hoffnungsvollem Anfang das brutalste Regime des Ostblocks etablierte, auf seinen Ausflügen im Cockpit: Er ließ den Piloten, die unterwegs nur Mineralwasser tranken, Wein für zu Hause einpacken. Anders als bei den meisten seiner Landsleute, denen am Heiligabend der staatlich verordnete "Frostmann" seine spärlichen Geschenke unter den "Winterbaum" legte, fehlte es den Familien der Flieger an nichts. "Was für ein schönes Land wir haben", schwärmte Ceausescu einmal beim Blick aus der Kanzel, "ich will, dass wir es noch schöner machen." Für seine Frau pflückte er, unterwegs auf dem Lande, gern Blumen. Die habe er ihr, so Popa, dann - sichtlich zufrieden mit sich selbst - vor Publikum überreicht. Im Führerkult gefangen Das Finale hatte sich mit den Aufständen von Timisoara angekündigt, die Ceausescu am 17. Dezember 1989 mit dem Einsatz von Geheimdienst und Ordnungskräften zu unterdrücken versuchte. "Auf eine Reise nach Iran wollte er deswegen nicht verzichten," erzählt Popa, "in der Annahme, die undankbaren Massen ließen sich ohne Probleme niederdrücken." Ceausescu, in seinem Führerkult gefangen, hatte nicht glauben können, dass sein Volk jemals aufmucken würde. Wer sich, wie die Rumänen, von Maisbrei ernähre, sei dafür zu träge. Popa: "Erstmals wurde das Präsidentenflugzeug beim Abflug nach Teheran über das ganze Landesgebiet und das rumänische Territorium des Schwarzen Meeres von vier MIG-21 begleitet, ebenso war es beim Rückflug am 20. Dezember." Am 22. Dezember wurde schon das Blut der erschossenen Revolutionäre auf dem Pflaster beim Hotel Intercontinental und nahe des Universitätsplatzes weggewaschen, Tünche verdeckte die aufrührerischen Parolen an den Wänden. Nach vergeblichen Versuchen, die Demonstranten zu beschwichtigen, suchte das Paar schließlich von der Dachterrasse des ZK-Gebäudes aus das Weite. Die hektische Flucht, von Popa nacherzählt, hat Thrillerelemente: Der Lift, mit dem das Paar von der ersten in die sechste Etage zu den georderten vier Helikoptern gelangen wollte, blieb stecken - zwei Handbreit vor dem Ziel. Elena Ceausescu habe mit dem Fuß gegen die Tür getreten, bis schließlich ein Adjutant das Fenster des Fahrstuhls zertrümmerte und so einen Ausstieg schuf. Gleich nach dem mühseligen Abflug des völlig überladenen Präsidentenhubschraubers nahm General Stanculescu, der Ceausescu zur Flucht auf diesem Wege geraten hatte, das Heft in die Hand: Ab sofort gehe alle Befehlsgewalt vom Innenministerium aus, ließ der Regisseur und Drahtzieher des ganzen Revolutionsdramas verbreiten. ANZEIGE Stanculescu war es auch, der Popa am ersten Weihnachtstag anwies, auf dem Gelände der Kaserne von Targoviste zu landen. "Für wen sind wir gekommen?", erkundigte sich der Pilot dort verwundert. "Wie, für wen? Für die Ceausescus", bekam er zur Antwort. Angesichts all der Panzer, Luftabwehrkanonen, Granatwerfer und Hunderten von Soldaten, die auf den Dächern, in Autos und Schützengräben bereitstanden, packte den damals 35-Jährigen die Angst: Er habe die Fotos von seiner Frau und den beiden Kindern aus der Brustasche genommen, sie geküsst und gebetet. Kurz darauf fuhr ein Militärwagen mit den Ceausescus vor, "die beiden waren sichtlich gealtert und verändert", erinnert sich Popa.