Medieninfo Avaya 01.2011

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Medieninfo Avaya 01.2011
Verwaltungsstelle
Frankfurt/Main
Medieninfo
Frankfurt/Main, 2. März 2010
Für gute Abfindungen bei Avaya!
Demonstration der Avaya-Beschäftigten vor dem Verhandlungsort in Eschborn
Donnerstag, 3. März 2011, 8.30 Uhr, Hotel Mercure Eschborn-Ost, Helfmann-Park 6
Am morgigen Donnerstag, 3. März 2011, werden Beschäftigte des Telekommunikationsunternehmens Avaya, ehemals unter dem Namen Telenorma oder Tenovis bekannt, vor dem
Mercure-Hotel Eschborn-Ost für eine angemessene Ausstattung des Sozialplans im Rahmen
des anstehenden Personalabbaus demonstrieren.
Morgen soll in einer Einigungsstelle unter dem Vorsitz von Roland Lukas, ehemaliger
Vizepräsident des Arbeitsgerichts Frankfurt, im Mercure-Hotel Eschborn-Ost vor allem auch
über die Höhe der künftigen Abfindungen bei Verlust des Arbeitsplatzes verhandelt werden.
Es ist erkennbar, dass Avaya beim anstehenden weiteren Personalabbau nur noch geringere
Abfindungen zahlen will. Dagegen werden die Beschäftigten morgen protestieren. Viele sind
bei Avaya über 30 Jahre beschäftigt. Durch die Unternehmensstrategie von Avaya wird
immer klarer, dass mit zunehmendem Personalabbau für sehr viele die berufliche
Perspektive verloren geht.
Seit November 2010 verhandelt der Gesamtbetriebsrat des Telekommunikationsunternehmens Avaya mit der Firmenleitung über einen drastischen Personalabbau in
Deutschland. Fast 600 Beschäftigte sollen in Deutschland bis zum Ende des
Geschäftsjahres am 30.9.2011 ihren Arbeitsplatz verlieren. Das ist jeder fünfte der
gegenwärtig noch 2.800 Beschäftigten in Deutschland. Bereits in den letzten beiden
Geschäftsjahren sind über 800 Beschäftigte über Aufhebungsverträge und Kündigungen aus
dem Unternehmen ausgeschieden. Trotzdem bewegt sich in den Verhandlungen über den
Erhalt der Arbeitsplätze bei Avaya so gut wie nichts.
Der Geschäftsführung ist es trotz wirtschaftlichem Aufschwung nicht gelungen, eine
erfolgreiche geschäftliche Perspektive zu entwickeln.
Der Personalabbau wird von der Geschäftsführung mit den rückläufigen Umsätzen bei
Vermietung und Verkauf von Telefonanlagen und zugehöriger Software begründet. Es geht
aber auch um die Zentralisierung ganzer Bereiche wie der Entwicklung und kaufmännischer
Funktionen an wenigen Standorten im weltweiten Konzern und um Outsourcing. Dabei
nimmt Avaya erheblichen Know-How-Verlust und die Risiken einer Verlagerung von
eingespielten Prozessen, die auch Kundennähe erfordern, an sogenannte Billiglohnstandorte
wie Indien in Kauf.
Siegfried Winter, Betriebsratsvorsitzender bei Avaya in Frankfurt und
Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Avaya Deutschland GmbH:
„Kostensenkung durch Personalabbau scheint das einzige Mittel zu sein, das der
Geschäftsleitung einfällt. So ist eine positive geschäftliche Perspektive für Avaya aber nicht
zu erreichen. Wenn jetzt auch noch die betrieblichen Standards bei Abfindungen angegriffen
werden, werden wir das nicht hinnehmen. Wenn schon die Arbeitsplätze verloren gehen,
dann soll es wenigstens einen angemessenen Ausgleich geben.“
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Martin Weiss, IG Metall Frankfurt,
Tel. (0170) 7938077
Nähere Informationen zu Avaya:
Avaya ist im Jahre 2000 als eine Ausgliederung der Lucent Technologies entstanden. Schwerpunkt sind IPTelefonie und Callcenter-Lösungen. Im November 2004 wurde das deutsche Telekommunikationsunternehmen
Tenovis mit 5.400 Mitarbeitern von Avaya übernommen. Seitdem werden kontinuierlich Stellen abgebaut. Das
Unternehmen beschäftigt heute 2.800 Menschen in Deutschland, davon etwas über 1.000 in Frankfurt, allerdings
sehr viele im Großraum bis Mannheim/Saarbrücken.
Im April 2007 ist Avaya von den Finanzinvestoren Silver Lake Partners und TPG Capital gekauft worden. Näheres
zur Firmenhistorie folgt.
- 1899: Harry Fuld gründet in Frankfurt/Main an der Liebfrauenstraße die „Deutsche Privat-Telefongesellschaft H. Fuld
& Co.“ (PRITEG), später „H. Fuld & Co.“ bzw. „H. Fuld AG“.
- 1935: Umbenennung der Firma in „Telefonbau und Normalzeit“ (TN).
- 1981: Bosch steigt bei TN ein.
- 1985: Umfirmierung in „Telenorma“.
- 1995: Zusammenlegung mit der Friedrick Merk Telefonbau zu „Bosch Telecom“.
- 2000: Bosch verkauft den Bereich Private Netze der Bosch Telecom an den US-Investor Kohlberg Kravis Roberts,
kurz KKR. „Tenovis“ wird kurzfristig der neue Name des Unternehmens. Anfangs arbeiten in Deutschland rund 8000
Menschen bei Tenovis. Im Jahr 2004 waren es gerade noch 4500. Die meisten Liegenschaften und Immobilien der
Firma Tenovis wurden verkauft und mussten zurückgemietet werden, um die Gewinnmargen für den Investor KKR
zu erhöhen.
- 2004: Der US-Telekommunikationskonzern Avaya übernimmt Tenovis. Aus Tenovis wird Avaya-Tenovis und später
Avaya Deutschland. Abfindungen in Millionenhöhe fließen an die Geschäftsleitungsmitglieder. Weitere Arbeitsplätze
in Deutschland werden abgebaut. Mitte 2006 sind es nur noch ca. 3600 Mitarbeiter.
- 2007 TPG Capital und Silver Lake übernehmen Avaya für 8,2 Mrd USD. Davon werden 5,3 Mrd. USD über Kredite
finanziert. Erneut fließen Abfindungen in Millionenhöhe an die Geschäftsleitungen der Firma Avaya. Der zunächst
geplante erneute Stellenabbau in Deutschland, wird kurzfristig ersetzt durch eine Umstrukturierungsmaßnahme bzw.
eine Verschiebung von Arbeitsplätzen in andere Aufgabengebiete. Parallel dazu erfolgt der Austritt von Avaya in
Deutschland aus den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie zum 1.1.2008. Avaya will zwar einen
neuen Haustarifvertrag, aber mit Arbeitszeitverlängerung, Lohn- und Gehaltskürzungen und Abkoppelung der
Gehaltsentwicklung vom Flächentarifvertrag. Mit Warnstreiks versucht die IG Metall, die Anerkennung der
Flächentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie bei Avaya durchzusetzen. Avaya ist aber nicht zum Einlenken
bereit.
- Am 16. Dezember 2008 kündigt die Geschäftsleitung von Avaya in Deutschland an, 609 der 3.600 Arbeitsplätze
streichen zu wollen. Der Betriebsrat erreicht in den bis Juli 2009 andauernden Verhandlungen, dass der
Personalabbau um ca. 100 Beschäftigte reduziert und der Sozialplan deutlich verbessert wird.
- Avaya hat seit dem Frühjahr 2010 in Deutschland das Geschäft in zwei Gesellschaften mit Beschäftigten
zusammengefasst:
Die Avaya GmbH & Co. KG (ca. 2.000 Beschäftigte) und die Avaya Deutschland GmbH (ca. 800 Beschäftigte).
Mit den Beschäftigten der Avaya GmbH & Co. KG bearbeitet Avaya den Markt der mittleren und kleineren Kunden
vor allem mit den Produkten der ehemaligen Tenovis, während in der Avaya Deutschland GmbH das Geschäft vor
allem mit Großkunden mit den Produkten der amerikanischen Muttergesellschaft entwickelt werden soll.