- Kurt Weill Fest

Transcription

- Kurt Weill Fest
29.2.–9.3.2008
25.2.-13.3.2011
Berlin
Licht
im Das Festspiel-Magazin
Die norddeutsche Art.
Ein attraktives Haus. In jeder Hinsicht.
Nur wer vor Ort stark ist, kann es auch darüber hinaus sein. Das
beweisen wir als Partner eines starken Verbundes. Gemeinsam mit
den 13 Sparkassen Sachsen-Anhalts bieten wir unseren Kunden
Erfahrung und Kompetenz.
Als Landesbank für Sachsen-Anhalt ist die NORD/LB in vielfältiger Weise auch gesellschaftlich engagiert. Und das aus vollster
Überzeugung.
www.nordlb.de
Herzlich Willkommen
Wir begrüßen Sie sehr herzlich zum Kurt Weill Fest
2011 in Dessau! Es erwartet Sie ein weit gefächertes,
attraktives Musik-, Opern-, Literatur- und Ausstellungsangebot. Die Kurt-Weill-Gesellschaft präsentiert Dessau und seine Region sowohl als Ort historisch bedeutender kultureller Entwicklungen wie auch als Standort,
der im Heute wichtige Impulse zu geben vermag für
neue faszinierende Begegnungen mit Kunst und Kultur.
Mit BERLIN IM LICHT beginnen wir einen klingenden Städte-Dreisprung, der in den Festspieljahren von
2011 bis 2013 die Lebens-Stationen von Kurt Weill nachzeichnet und nach Berlin auch Paris und New York portraitiert. Auf den Spuren des am 2. März 1900 in Dessau geborenen Kurt Weill bieten wir Begegnungen mit
spannenden Protagonisten der für uns immer noch
wenig entdeckten Zeit der Weimarer Republik an und
lernen durch diese Zeitreisen in die erste Hälfte des
20. Jahrhunderts eine der zentralen Epochen der Weltgeschichte besser kennen.
Als im September 1928 die Gas- und Elektrizitätswerke der Stadt Berlin in Verbindung mit den Berliner Festwochen eine große Festbeleuchtung unter dem Motto
BERLIN IM LICHT organisierten, war das viel mehr als
nur eine spektakuläre Werbemaßnahme: Die Organisatoren verfolgten vielmehr die Absicht, Berlin – nach
dem verlorenen 1. Weltkrieg – wieder in eine Reihe
mit den bedeutenden Metropolen der Zeit zu stellen.
Nach dem Abdanken der Monarchie und der Einführung der parlamentarischen Demokratie, nach den Aufständen von „Links“ und „Rechts“, trotz der deutlich
zu Tage tretenden rechtsradikalen und antisemitischen
Entwicklungen, schien die Währungsreform von 1923
unmittelbar in die unvergesslichen Goldenen 20er Jahre
zu münden – und doch schwankte Deutschland bereits
auf die Schreckensdiktatur der Nationalsozialisten zu.
Berlin jedenfalls, das sollte durch die große Lichterschau 1928 demonstriert werden, präsentierte sich als
ein Hotspot der damaligen Zeit! Kurt Weill erhielt den
Auftrag, einen Song für ein „nicht militärisches Platzkonzert“ zu schreiben, das im Rahmen des Licht-Festes
eine zentrale Veranstaltung darstellte. U- und E-Musik
verbindend sollte dieses Konzert sein, also ganz im
Sinn des Dessauer Komponisten, der auf so geniale Art
handwerkliche Kunst und kompositorische Leichtigkeit
miteinander zu verbinden wusste.
Dank einer Reihe herausragender Künstler und unseren Kooperationspartnern können wir mit BERLIN IM
LICHT ein musikalisch-kulturelles Stadtportrait Berlins
bieten, durch das Dessau erneut zu einem internationalen Festspielort wird. Besonders freuen wir uns auf
das wunderbare Ensemble Modern, das als ResidenzEnsemble das Kurt Weill Fest in besonderer Weise prägen und in drei breit angelegten Konzert-Programmen
ein faszinierendes Panorama der Musik der Zeit Kurt
Weills aufscheinen lassen wird. Viele Musikfreunde
werden sich zudem an Sternstunden vergangener Festivals erinnern, wenn mit Salome Kammer, HK Gruber
und Nils Landgren drei ehemalige Residenz-Künstler
wiederkehren und das zum regelmäßigen FestspielAngebot gehörende MDR-Sinfonieorchester erneut
gastiert. Viele Künstler und Ensembles geben im Rahmen des 19. Kurt Weill Fest ihre Debüts: Die Staatsoperette Dresden – die letzte Institution ihrer Art in
Deutschland! – bringt mit „Leben in dieser Zeit“ einen
Präsidium der
Kurt-Weill-Gesellschaft e.V.
Thomas Markworth
Präsident
Hubert Ernst
Vizepräsident
Joachim Hantusch
Vizepräsident
Prof. Dr. Walter Londong
Vizepräsident
Tanja Begemann
Schatzmeisterin
Thomas Markworth
Prof. Michael Kaufmann
Präsident der
Kurt-Weill-Gesellschaft e.V.
Intendant des
Kurt Weill Fest Dessau
Wolfgang Brandt
Schriftführer
Dr. Uwe Ballinger
Konrad Dormeier
der größten Erfolge von Erich Kästner nach Dessau, wir
präsentieren mit Michael Wollny einen der international gefeierten Jazz-Pianisten und bieten Ihnen im Rahmen des „Podium Junger Künstler“ großartige Entdeckungen an. Ein kleiner Film-Schwerpunkt, in dessen
Mittelpunkt die Wiederentdeckung des Silhouettenfilms „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ von Lotte
Reiniger steht und für den wir bei dem französischen
Musiker und Komponisten Renaud Garcia-Fons eine
neue Filmmusik in Auftrag gegeben haben, darf bei
einem „Licht-Programm“ natürlich nicht fehlen.
Besondere Bedeutung für das Festival hat die unverzichtbare hervorragende und auch immer wieder neu
inspirierende Partnerschaft mit dem Anhaltischen Theater. André Bücker und das Anhaltische Theater präsentieren als Neuproduktion Weills ersten großen Opernerfolg „Der Protagonist“ und bringen das im letzten
Jahr umjubelte „One Touch of Venus“ zurück; die Anhaltische Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Antony
Hermus gibt ihr Debüt beim Festival – ein neuer Höhepunkt unserer Kooperation.
Eine Reihe weiterer Programmhöhepunkte, ein Besuch
bei der Jüdischen Gemeinde zu Dessau und zwei Ausstellungen runden die Zeitreise zu BERLIN IM LICHT ab.
Führt uns „Das verdächtige Saxophon“ die Diskreditierung „Entarteter Musik“ vor Augen, so entführt uns „Meine 20er Jahre“ in den glamourösen Lebensstil der Zeit.
Besonders dankbar sind wir unseren großartigen
Unterstützern, die das Kurt Weill Fest meist seit vielen
Jahren begleiten – begrüßen in diesem Jahr aber auch
drei neue Sponsoren, die einen entscheidenden Beitrag
zur Attraktivität des Festival leisten. Überhaupt sind es
die kontinuierliche Förderung durch das Land SachsenAnhalt, die Stadt Dessau-Roßlau und die Unterstützung
durch unsere Partner und Förderer – unter ihnen die uns
freundschaftlich verbundene Kurt Weill Foundation for
Music New York – die es uns ermöglichen, Ihnen auch
2011 ein attraktives Kurt Weill Fest – Programm anzubieten.
Machen Sie Ihre Klangreisen in die Stadt der Klassischen Moderne – wir freuen uns auf Sie!
Thomas Markworth
Prof. Michael Kaufmann
Präsident Kurt-Weill-Gesellschaft e.V.
Intendant Kurt Weill Fest Dessau
Dr. Joachim Lucchesi
Heike Möller
Hans Tobler
Kultureller Gedächtnisort
nationaler Bedeutung
Das Kurt Weill Zentrum – und
damit auch das Kurt Weill Fest
Dessau – wurde in das Blaubuch
der Bundesregierung als ein
„Kultureller Gedächtnisort“ mit
besonderer nationaler Bedeutung
aufgenommen. Zu den
„Kulturellen Gedächtnisorten“
gehören zwanzig Institutionen in
den Neuen Bundesländern.
Das Kurt Weill Fest 2011 wird
gefördert durch das Land
Sachsen-Anhalt, die Stadt
Dessau-Roßlau und in Teilen
durch die Kurt Weill Foundation
for Music, Inc., 7 East 20th
Street, New York, NY 10003.
1
Inhaltsverzeichnis
Herzlich Willkommen
Seite 1
Programmübersicht und Preise
Seiten 4–7
Grußworte
Seiten 8–9
Artist-in-Residence 2011
Ensemble Modern
Seite 10
Ensemble Modern
Im Gespräch mit Roland Diry
Seiten 10–11
Von einem liebeskranken Mondsüchtigen erzählt Schönberg 1912
entstandener Melodramenzyklus
Pierrot Lunaire: in drei mal sieben
Mini-Geschichten. Aber nicht
nur deswegen wusste das Werk
immer wieder zu bezaubern, sondern auch, weil es auf eine ganz
neue Weise mit der Stimme
umging, sie zwischen Gesang und
Sprechen schweben ließ – ein Verfahren, das markante Spuren hinterließ, allen voran bei Eisler, aber auch bei Hindemith und Strawinsky.
„Round about Weill“
Seite 13
„Berlin im Licht“
Seiten 14–15
Heute eine Selbstverständlichkeit, damals aber ein Faszinosum:
das elektrische Licht, das in den
1920er Jahren die Nacht (beinahe)
zum Tag werden ließ und in
Gestalt von Straßenbeleuchtungen und Lichtreklame zum
unverzichtbaren Bestandteil der
modernen Metropole wurde. „Bei
Licht besehen“ zeigte sich Berlin eher von der dunklen Seite. Und von
Licht und Schatten erzählen auch die Lieder von Weill bis Eisler.
„Der Protagonist“ / „I Pagliacci“
Seiten 16–17
Kurt Weills Protagonist ermordet
seine Schwester auf der Bühne
und Canio aus Ruggiero Leoncavallos Oper I Pagliacci tötet seine
Frau Nedda vor den Augen eines
entsetzten Theaterpublikums.
Beide Bühnenwerke handeln vom
Theater im Theater: vom Spiel,
das auf der Bühne entgleist und
zur bitteren Realität wird.
2
Seiten 18–19
Der Friseur Rodney Hatch trifft
auf den blasierten Kunstsammler
Whitelaw Savory, der mit seiner
Neuerwerbung prahlt, einer antiken Venus-Statue, die schöner als
jede Frau sei. Zum Spaß steckt
Rodney, der nicht verhehlen kann,
dass er seine Verlobte Gloria hübscher findet, der Statue den
eigentlich für Gloria gedachten
Ring an den Finger. Die VenusStatue erwacht zum Leben. Diese
verliebt sich sogleich in Rodney, der vergebens vor ihr zu fliehen versucht – die Verwicklungen beginnen … Eine witzige Variante des Pygmalion-Stoffes!
Seite 10
Werke von George Antheil, Henri
Marteau und Paul Hindemith, alle
dargeboten von Filip Michal Saffray, einem jungen polnischen
Geiger, der aus der Internationalen Ensemble Modern Akademie
hervorgegangen ist. Drei Komponisten, drei Welten und ein Instrument: die Solo-Violine, die zu
schmeicheln versteht, aber auch
harsche Töne anschlagen kann.
„Nachtgesänge“
„One Touch of Venus“
„Zaubernacht“
Seiten 21–23
Eine Fee erweckt die Spielzeuge
im Kinderzimmer eines Nachts
zum Leben – die Kinder können
nur staunend den Entwicklungen
zusehen. Der junge Kurt Weill vertonte dieses ‚zauberhafte’ Thema
in einer Kinderpantomine für die
russische Ballettgruppe „Ballet
suidois“, die sein erstes Werk für
Musiktheater darstellen sollte. Es
erklingt zusammen mit Milhauds
Ballett La Création du monde, in
welchem der Komponist Jazzelemente mit barocken Formen kombiniert.
„Heute Abend: Lola Blau“
Seiten 24–25
„Leben in dieser Zeit“
Seiten 26–27
MDR Sinfonieorchester
Seiten 28–29
Weill, Hindemith, Korngold – drei
Angehörige einer Komponistengeneration, alle drei immens erfolgreich, aber auch Opfer der Verhältnisse und Leidtragende der
Nazi-Diktatur. Und doch sind es
Künstlerpersönlichkeiten, wie sie
verschiedener nicht sein können.
Zu hören sind Werke, mit denen
die drei Komponisten große
Erfolge feiern konnten. Darunter
Korngolds Violinkonzert mit der
Gewinnerin des Internationalen ARD-Musikwettbewerbs von 2009.
„Durch die Nacht zum Licht“
Seiten 30–31
Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit – die Leitthemen dieses Konzertabends mit der Anhaltischen
Philharmonie Dessau. Auf dem
Programm stehen Kurt Weills
Zaubernacht, in der Spielzeuge
nachts zum Leben erwachen,
Eislers Ernste Gesänge u.a. mit
Texten von Hölderlin, Helmut
Richter und Stephan Hermlin,
sowie Brahms 1. Sinfonie, die
sich vom Dunkel ins Licht zu entwickeln scheint.
Inhaltsverzeichnis
„Die Abenteuer
des Prinzen Achmed“
„Weill wir jung sind“
Seite 56
„Buntes Berlin“
Seite 57
„Die Sternchenreise“
Seite 58
„Der Meisterdieb und
das Geisterquartett“
Seite 59
Seiten 33–35
Lotte Reinigers Film Die Abenteuer
des Prinzen Achmed gilt als erster
Animationsfilm der Geschichte
dar. Mit Hilfe der von ihr perfektionierten Scherenschnitttechnik
inszenierte sie in mühevoller Kleinarbeit Motive aus Tausendund­
einer Nacht. Renaud Garcia-Fons
komponierte eine neue Filmmusik
eigens für das Kurt Weill Fest und
setzt diese mit orientalischen
Klängen neu in Szene.
Weill Sehenswert
Seiten 60–61
„Die besten Liebhaber der Welt“
Seite 37
Little Annie & Baby Dee
Seite 38
„Gesang zwischen den Stühlen“
Seite 39
„Spring in Berlin“
Seite 39
„Kurt goes Tango“
Seite 41
„Berlinisch für Nichtberliner“
Seite 62
„Wollny & Landgren“
Seite 42
„Wenn wieder Frühling ist“
Seite 62
„Ballads of Good Life“
Seite 43
„Hunger ist heilbar“
Seite 63
„Claire und Kurt“
Seite 64
„DADA Dessau Dessau DADA“
„Heimat Berlin“
„Orgelfugen von Feininger & Bach“
Seiten 44–45
Seite 47
Seiten 48–49
Lyonel Feininger, 1919 von Gropius
ans Bauhaus berufen und Schöpfer berühmter Bilder wie der Kirche von Gelmeroda (1926), beschäftigte sich intensiv mit Fugen
Johann Sebastian Bachs. Ihre
strenge Form inspirierte ihn auf
der einen Seite in seinen Bildern,
auf der anderen Seite beginnt er
jedoch auch eigene Fugen zu
komponieren. Der Schweizer
Organist Wolfgang Sieber widmet
sich an diesem Abend ausschließlich Fugen Feiningers und Bachs.
Das Kurt Weill Fest bietet allen
Interessierten ein kleines Filmfest
an und entführt die Kinobesucher
in die Welt des Berlin der 20er und
30er Jahre. Die Aneinanderreihung
von Superlativen wäre erforderlich, um „Emil und die Detektive“,
„Berlin Alexanderplatz“, „Kuhle
Wampe“ und „Der Blaue Engel“ zu
beschreiben. Alle vier Filme sind
unvergessliche, unvergängliche
Klassiker deutscher Filmkunst.
Biografien
Seiten 66–75
Willkommen in Dessau
Seite 76
Weitere Sehenswürdigkeiten
Seite 77
Veranstaltungsorte
Seiten 78–79
Ausstellung
Seite 80
Führungen zum Kurt Weill Fest
Seite 81
Rund ums Kurt Weill Fest
Seite 82
Phillip Boa and the Voodooclub
Seite 51
„Keine Dreigroschenmusik“
Seite 52
„Vor Dir schein‘ ich aufgewacht“
Seite 53
Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. /
Kurt Weill Foundation
Seite 83
„It Takes Two“
Seite 55
Kooperation Universität Siegen /
Impressum / Nachweise
Seite 84
3
Programmübersicht und Preise
Freitag, 25.02.2011
17.00 Uhr, Foyer des Anhaltischen Theaters Dessau
Festakt zur Eröffnung
V1 19.00 Uhr, Eröffnungsveranstaltung im
Anhaltischen Theater Dessau
Sonntag, 27.02.2011
V8 11.00 Uhr, Matinée im
Schloss Georgium (Tischbeinsaal)
„Vor Dir schein‘ ich aufgewacht“
€ 18,00 (15,00)
„Der Protagonist“ /„ I Pagliacci“
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der
Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt
P r em i er e
V9 11.00 Uhr, Jazz-Frühschoppen im
Restaurant Kornhaus
€ 33,00 (30,50); 26,00 (23,50); 20,00 (17,50); 13,00 (10,00)
Mit freundlicher Unterstützung der NORD/LB
ca. 22.00 Uhr, Vorplatz
Anhaltisches Theater Dessau
„Berlinisch für Nichtberliner“
€ 12,00 (10,00) [inkl. 1 Getränk]
Festliches Feuerwerk
zur Eröffnung
V10 17.00 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
V2 22.30 Uhr, Jazz im Foyer
des Anhaltischen Theaters Dessau
stAAtsoP e re tte dre sde n
„Keine Dreigroschenmusik“
€ 15,00 (12,00)
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der
Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt
Samstag, 26.02.2011
V3 15.00 Uhr, Film im Kiez
„Emil und die Detektive“ (1931)
„Leben in dieser Zeit“
€ 33,00 (30,50); 26,00 (23,50); 20,00 (17,50); 13,00 (10,00)
V7a 19.30 Uhr, Konzert im Alten Theater Dessau
Little Annie & Baby Dee
€ 15,00
V11 20.00 Uhr, Musical im
Technikmuseum „Hugo Junkers“
„Heute Abend: Lola Blau“ GeorG Kreisler
V12 20.00 Uhr, Chansons im
Kurt Weill Zentrum / Haus Feininger
€ 6,00 (4,50)
„Gesang zwischen den Stühlen“
V4 15.00 Uhr, Festivalcafé im Radisson Blu Fürst
Leopold Hotel / FIGARO vor Ort
€ 13,00 (10,00)
Ensemble Modern A r t i st in r e side nce
€ 7,50 (5,00)
Der „Artist-in-Residence“ wird präsentiert von LOTTO Sachsen-Anhalt
V5 19.00 Uhr, Musikalische Comedy in der
Marienkirche Dessau
„Die besten Liebhaber der Welt“
Dienstag, 01.03.2011
V13 20.30 Uhr, Film im Kiez
„Emil und die Detektive“ (193 1 )
€ 6,00 (4,50)
€ 24,00 (20,00); 20,00 (16,00)
Mit freundlicher Unterstützung der
Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt
V6 22.00 Uhr, Musical im
Technikmuseum „Hugo Junkers“
Mittwoch, 02.03.2011
V14 20.00 Uhr, Jazz in der
Gründerzeitvilla Krötenhof
„Heute Abend: Lola Blau“ GeorG Kreisler „Spring in Berlin“
€ 22,00 (18,00)
V7 22.00 Uhr, Konzert im Alten Theater Dessau
Little Annie & Baby Dee
€ 15,00 (12,00)
4
€ 12,00 (10,00)
V15 20.30 Uhr, Film im Kiez
„Berlin Alexanderplatz“ (193 1 )
€ 6,00 (4,50)
Programmübersicht und Preise
Donnerstag, 03.03.2011
V16 19.30 Uhr, Musiktheater im
Anhaltischen Theater Dessau
„One Touch of Venus“ Kur t Wei ll
€ 28,00 (21,00); 22,00 (16,50); 17,50 (13,50); 13,50 (11,00)
Mit freundlicher Unterstützung der
Deutschen Bahn – Mobility Networks Logistics
Samstag, 05.03.2011
V23 11.00 Uhr, Familienkonzert im Bauhaus Dessau
„Die Abenteuer des
Prinzen Achmed“
€ 20,00 (16,00); Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre € 6,oo
V24 16.00 Uhr, Familienkonzert in der
Marienkirche Dessau
V17 20.00 Uhr, Konzert im
Brauhaus „Zum Alten Dessauer“
„Zaubernacht“
„Claire und Kurt“
€ 20,00 (16,00); Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre € 6,oo
€ 16,00 (13,00)
V25 17.00 Uhr, Oper im
Anhaltischen Theater Dessau
V18 20.00 Uhr, Konzert im
Alten Theater Dessau
„Der Protagonist“ / „I Pagliacci“
„It Takes Two“
€ 30,00 (27,50); 23,00 (20,50); 17,00 (14,50); 13,00 (10,00)
€ 16,00 (13,00)
V26 20.00 Uhr, Konzert im AUDI Terminal
Otto Grimm in Bitterfeld- Wolfen
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der
Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt
„Kurt goes Tango“ tAnG o f usiÓn
€ 18,00 (15,00)
Freitag, 04.03.2011
V19 10.00 Uhr, Familienkonzert im Johannbau
(Museum für Stadtgeschichte Dessau)
„Die Sternchenreise“
€ 6,00 (3,00)
V20 20.00 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
MDR Sinfonieorchester
€ 33,00 (30,50); 26,00 (23,50); 20,00 (17,50); 13,00 (10,00)
Mit freundlicher Unterstützung der Stadtwerke Dessau
Mit freundlicher Unterstützung von AUDI Terminal Otto Grimm GmbH &
Co. KG Bitterfeld-Wolfen
V27 20.30 Uhr, Pantomime in der
Marienkirche Dessau
„Zaubernacht“
€ 28,00 (25,00); 20,00 (16,00)
V28 22.00 Uhr, Konzert im Bauhaus Dessau
„Die Abenteuer des
Prinzen Achmed“
€ 28,00 (25,00)
V21 20.00 Uhr, Konzert im
Brauhaus „Zum Alten Dessauer“
„Claire und Kurt“
€ 16,00 (13,00)
V22 22.00 Uhr, Konzert im Bauhaus Dessau
„Die Abenteuer des
Prinzen Achmed“ u r Au f f ü h r u n G
€ 28,00 (25,00)
Abbildungen v.l.n.r.:
Kurt Weill,
Erich Kästner,
Szenenfoto
„One Touch of Venus“,
Szenenfoto
„Die Abenteuer des
Prinzen Achmed“
Mit freundlicher Unterstützung des Ingenieurbüro R. A. Patt GmbH
5
Programmübersicht und Preise
Sonntag, 06.03.2011
V29 17.00 Uhr, Musiktheater im
Anhaltischen Theater Dessau
„One Touch of Venus“
€ 28,00 (21,00); 22,00 (16,50); 17,50 (13,50); 13,50 (11,00)
V30 21.00 Uhr, Konzert in der Marienkirche Dessau
„Nachtgesänge“ A r t i st in r e side nce
€ 22,00 (18,00); 16,00 (12,00)
Mit freundlicher Unterstützung von LOTTO Sachsen-Anhalt
Donnerstag, 10.03.2011
V35 10.00 Uhr, Familienkonzert im Johannbau
(Museum für Stadtgeschichte)
„Der Meisterdieb und
das Geisterquartett“
€ 6,00 (3,00)
V36 19.30 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
„Durch die Nacht zum Licht“
€ 26,50 (20,50); 21,00 (16,00); 17,00 (13,50); 13,00 (10,50)
Dienstag, 08.03.2011
V31 20.30 Uhr, Film im Kiez
„Kuhle Wampe
oder wem gehört die Welt?“ (1932)
€ 6,00 (4,50)
V37 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im
Restaurant Pächterhaus
„Hunger ist heilbar“
€ 55,00; 50,00 [inkl. Menü, exkl. Getränke]
V38 20.00 Uhr, Konzert in der
Gründerzeitvilla Krötenhof
„Ballads of Good Life“
Mittwoch, 09.03.2011
V32 20.00 Uhr, Konzert in der Halle des
Elbe-Werks Roßlau
„Wollny & Landgren“
€ 15,00 (12,00)
Freitag, 11.03.2011
€ 33,00 (28,00)
V39 11.00 Uhr, Familienkonzert im
Bugenhagenhaus in der Lutherstadt Wittenberg
V33 20.00 Uhr, Konzert im
Zeughaus Lutherstadt Wittenberg
„Der Meisterdieb und
das Geisterquartett“
„Ballads of Good Life“
€ 15,00 (12,00)
V34 20.30 Uhr, Film im Kiez
„Der Blaue Engel“ ( 1 93 0)
€ 6,00 (4,50)
€ 6,00 (3,00)
V40 19.30 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
„Durch die Nacht zum Licht“
€ 26,50 (20,50); 21,00 (16,00); 17,00 (13,50); 13,00 (10,50)
V41 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im
Restaurant Pächterhaus
„Hunger ist heilbar“
€ 55,00; 50,00 [inkl. Menü, exkl. Getränke]
V42 22.00 Uhr, Dada im Bauhaus Dessau
„DADA Dessau Dessau Dada“
€ 18,00 (15,00)
6
Programmübersicht und Preise
Samstag, 12.03.2011
Sonntag, 13.03.2011
V43 15.00 Uhr, Chansons im
Kurt Weill Zentrum / Haus Feiniger
V49 11.00 Uhr, Jazz-Brunch im
Restaurant Kornhaus
„Heimat Berlin“
„Wenn wieder Frühling ist“
€ 13,00 (10,00)
€ 20,00; Kinder bis 10 Jahre € 10,00 [inkl. Brunchbuffet]
V44 18.00 Uhr, Kammerkonzert im
Bauhaus Dessau
V50 11.00 Uhr, Matinée im
Schloss Georgium (Tischbeinsaal)
„Round about Weill“ A r t i st i n resi den ce
„Buntes Berlin“
€ 20,00 (15,00)
€ 18,00 (15,00)
Der „Artist-in-Residence“ wird präsentiert von LOTTO Sachsen-Anhalt
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der
Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt
V45 19.00 Uhr, Konzert in der Halle des
Elbe-Werks Roßlau
„Weill wir jung sind“
€ 15,00 (12,00)
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der
Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt
V46 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im
Restaurant Pächterhaus
V51 17.00 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
„Berlin im Licht“ Artist in r e side nce
€ 33,00 (30,50); 26,00 (23,50); 20,00 (17,50); 13,00 (10,00)
Der „Artist-in-Residence“ wird präsentiert von LOTTO Sachsen-Anhalt
Mit freundlicher Unterstützung der Stadtsparkasse Dessau
„Hunger ist heilbar“
€ 55,00; 50,00 [inkl. Menü, exkl. Getränke]
V47 21.00 Uhr, Orgelkonzert in der
Johanniskirche Dessau
„Orgelfugen von Feininger & Bach“
€ 13,00 (10,00)
V48 22.00 Uhr, Konzert im Beatclub Dessau
Phillip Boa And The Voodooclub
€ 19,00
Abbildungen v.l.n.r.:
Salome Kammer,
Pindakaas Saxophon Quartett,
Phillip Boa,
HK Gruber
7
Grussworte
Sachsen-Anhalt ist ein ungewöhnlich reiches Land. Es ist
besonders schön, dass dieser
Reichtum aus Dingen gebildet wird, die Menschen nur
gemeinsam besitzen können.
Die Musik ist ein wesentlicher
Teil dieses Reichtums.
Es muss Menschen geben,
die Musik komponieren, andere, die sie aufführen, und es
muss Menschen geben, die
diese Musik hören und verstehen. Nicht zuletzt muss es
Menschen geben, die Ereignisse wie das Kurt Weill Fest
organisieren, und aus allen wird dann die große Gemeinschaft der Musikfreunde. Darum gehört auch die Pflege
des musikalischen Erbes zum Kern der kulturellen Identität unseres Landes.
In diesem Jahr soll das Motto „Berlin im Licht“ an die
reiche, durch Vielfalt und Kreativität ausgezeichnete Zeit der 20er und 30er Jahre erinnern. Es ist wichtig, dass wir uns diese Vielfalt wieder erschließen, sie
gleichsam wieder in Besitz nehmen. Seit über 20 Jahren
ist auch in diesem Bereich in unserem Lande sehr viel
geschehen. Es ist aber genauso wichtig, dass wir diese kulturelle Vielfalt auch selbst wieder hervorbringen,
indem wir junge Talente entdecken und fördern. Darum
finde ich es so schön, dass es beim Kurt Weill Fest Programmteile gibt, die sich speziell an Kinder und Familien richten. Der Komponist ist durch seine einzigartige
Verbindung zum Film, dem in seiner Zeit modernsten
Medium, vielleicht sogar besonders geeignet, um junge
Menschen anzusprechen.
Es ist ein großes Verdienst der Kurt-Weill-Gesellschaft
e.V., dass dieses Fest ein wesentlicher und eindrucksvoller Bestandteil des kulturellen Lebens in SachsenAnhalt geworden ist. Ich will aber besonders darauf aufmerksam machen, wie dankbar wir dafür sein können,
dass selbst aus dem Umstand, dass Kurt Weill ein Vertriebener aus seinem eigenen Land geworden war, nun
eine Brücke der Verständigung zwischen Menschen und
Völkern geworden ist. Die Schirmherrschaft des Botschafters der Vereinigten Staaten von Amerika ist dafür
ein guter Ausdruck. Darum wünsche ich dem Kurt Weill
Fest großen Erfolg, den Besuchern aber auch den Mitwirkenden Freude und bleibende Eindrücke.
Ich begrüße Sie alle herzlich in Dessau-Roßlau und
hoffe, dass Sie in unseren an Kultur reichen Landschaften und vor allem in der Musik immer wieder Neues
entdecken.
Sehr gerne übernehme ich
auch in diesem Jahr wieder die
Schirmherrschaft für das Kurt
Weill Fest Dessau. Seit seiner
Gründung im Jahr 1993 hat sich
dieses Fest ständig wachsende Anerkennung in der Welt
erwerben können. So ist es
heute ganz sicherlich eines der
bedeutendsten Foren der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts und eines der wichtigsten Festivals in den neuen Bundesländern.
Die traditionelle gemeinsame Schirmherrschaft mit
dem Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt
macht aber deutlich, dass dieses Fest in Weills Geburtsstadt auch ein wichtiges Element und Symbol für die
engen und freundschaftlichen deutsch-amerikanischen
Beziehungen ist.
Das diesjährige Kurt Weill Fest steht unter dem Motto „Berlin im Licht“. Wieder erwarten die Besucher viele
spannende Entdeckungen und Begegnungen nicht nur
mit Werken Weills. Darüber hinaus wollen die Organisatoren ein Fenster öffnen für einen genauen Blick auf
Kunst und Gesellschaft in Berlin und Deutschland in
jenen Jahren des frühen 20. Jahrhunderts. Dies ist sicher
ganz im Sinne von Kurt Weill, für den Kunst auch stets
eine politische und gesellschaftliche Bedeutung hatte.
Und für viele Menschen stehen Weill und das „Berlin“
der Zwanzigerjahre auch für den Aufbruch in die Moderne dieses Jahrhunderts – und daran hatte Dessau mit
dem Bauhaus und Industriellen wie Hugo Junckers ja
durchaus einen wichtigen Anteil.
Es freut mich ganz besonders, dass auch an diesem
Fest wieder so viele amerikanische Künstler und Institutionen beteiligt sind. Die Kooperation des Kurt Weill
Fest mit der Kurt Weill Foundation of Music New York
hat sich weiterentwickelt; so können die Besucher in
diesem Jahr Preisträger des renommierten Lotte-LenyaGesangswettbewerbs in einem Konzert erleben. Auch
die Präsentation der Stummfilme des genialen Fotografen und Bauhausmeisters Laszlo Moholy-Nagy bei
einer Veranstaltung des Festivals im Kino Arsenal in Berlin – eine erste Kooperation mit der Eastman School of
Music der University of Rochester – wird sicherlich auf
großes Interesse stoßen.
Ich wünsche dem Kurt Weill Fest Dessau 2011 zahlreiche Besucher, ein gutes Gelingen und dem Publikum
viele interessante Entdeckungen.
Philip D. Murphy
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer
Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt
Schirmherr des 19. Kurt Weill Fest Dessau
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Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika
Schirmherr des 19. Kurt Weill Fest Dessau
Grussworte
Ich heiße Sie in der Stadt
Dessau-Roßlau herzlich willkommen und freue mich sehr,
dass Sie sich zu einer Entdeckungsreise durch das musikalische Werk des in unserer Stadt
geborenen Komponisten einladen lassen.
Initiiert 1992 von so herausragenden Persönlichkeiten wie
Guy Stern, Vizepräsident der
uns freundschaftlich verbundenen Kurt Weill Foundation for Music in New York, hat aus
enthusiastischen Anfängen bescheiden begonnen, was als
jährliches Kurt Weill Fest inzwischen zu einem nicht mehr
wegzudenkenden kulturellen Höhepunkt für Dessau-Roßlau von zunehmend nationalem Rang geworden ist.
Das 19. Kurt Weill Fest steht unter dem Motto „Berlin
im Licht“ und ist Auftakt einer Festival-Reihe, die sich mit
den wichtigsten Schaffens- und Lebensorten Weills auseinandersetzen wird. An erster Stelle steht somit Berlin. Der
aus der ehemaligen anhaltischen Residenz stammende
Kurt Weill sollte im Berlin der „Goldenen Zwanziger“ seinen Weg als erfolgreicher Bühnenkomponist finden.
Ich bin dankbar, dass das Kurt Weill Fest dabei die Strömungen jener Zeit aufnimmt, sie in den Kontext des Heute stellt und dabei Kurt Weill als Sohn unserer Stadt auch
als Zeitzeugen begreift. Dazu gehört die Einbeziehung
des großartigen Wirkens der Bauhaus-Meister um Walter Gropius am Bauhaus Dessau und der beispielhaften
Industriegeschichte eines Hugo Junkers in Dessau ebenso, wie heute die Reflexion auf die Klassische Moderne
insgesamt und das Wagnis von Auftragskompositionen
für neue Musik.
Die Macher des Kurt Weill Festes um Intendant Michael
Kaufmann schaffen eine wundervolle Verbindung zu der
großartigen Tradition dieser Stadt und entsprechen damit
auch deren Leitbild „Zukunft mit Tradition“. Ich bin dankbar für die Begründung und dauerhafte Pflege wundervoller Partnerschaften des Kurt Weill Fest, insbesondere
natürlich mit unserem Anhaltischen Theater, aber auch
etwa mit vielen auswärtigen Bühnenhäusern, Orchestern,
dem Bauhaus Dessau und den vielen Sponsoren als ebenso unverzichtbare Partner.
Mein besonderer Gruß gilt insbesondere auch dem weltweit gefeierten Ensemble Modern, das seine besondere
Verbindung zu dieser Stadt in diesem Jahr als „Artist in
Residenz“ krönt, und HK Gruber, Salome Kammer und
Nils Landgren, die – alle drei bereits „Artist in Residence“
- als international anerkannte Künstler nicht nur das Werk
Kurt Weills in die Welt getragen haben, sondern uns in diesem Jahr erneut die Ehre ihres Besuches geben.
Den Veranstaltern sowie allen Förderern sage ich ganz
herzlichen Dank und wünsche uns spannende, vielseitige
Festivaltage mit interessanten Begegnungen und unvergesslichen Eindrücken.
Kuratorium der
Kurt-Weill-Gesellschaft e.V.
Das Kurt Weill Fest wird in
diesem Jahr zum Reiseführer,
und der musikalische Ausflug
geht nach Berlin. Hinein in
ein buntes, schillerndes, übermütiges Berlin, wie wir es aus
Büchern und Filmen über die
Weimarer Zeit kennen. Der
junge Komponist Kurt Weill
hat die faszinierende Weltmetropole „im Licht“ jener Jahre
selbst erlebt. In Berlin wurde
1928 seine „Dreigroschenoper“ mit einem überwältigenden Erfolg aufgeführt, was ihn und Brecht international bekannt machte. Und bestimmt hat Weill auch
selbst oft mit Spaß das äußerst facettenreiche Berliner Kulturleben genossen, seine Theater, Konzertsäle
und Kabaretts. Bekanntlich lehnte er eine Trennung in
„ernste“ und „leichte“ Musik ab.
Wir sind voller Erwartungen, wenn uns das diesjährige Kurt Weill Fest in die erste wichtige Schaffensperiode des Komponisten führt. Dass Weills Musik
noch nach Generationen bis heute Künstler inspiriert,
zeigt sich in der Zahl der Gäste und im umfangreichen
Repertoire an Veranstaltungen, die wir in diesem Jahr
eine Woche länger genießen dürfen. Mit einem erfreulichen Mut haben die Veranstalter auch neue Seiten
aufgeschlagen, ungewohnte Querverbindungen zum
Beispiel zu Feininger und Bach hergestellt. Ich bin mir
sicher, jeder Besucher des Musikfestes wird auf seine
Kosten kommen.
LOTTO freut sich, das weltweit gefeierte Ensemble
Modern als diesjährigen Artist-in-Residence präsentieren zu können. Es zeichnet sich durch seinen überzeugenden musikalischen Brückenschlag von der
Weillschen Moderne zur „Neuen Musik“ aus. Ein
gemeinsames Konzert des Ensembles Modern mit HK
Gruber, den wir vor einigen Jahren „in Residence“ vorstellten, wird sicherlich zu den Höhepunkten des Veranstaltungsreigens in Dessau gehören.
Das Kurt Weill Fest muss nicht mehr ans Licht geholt
werden. Es steht seit Jahren mittendrin und hat sich
im Musikleben und auf den Terminkalendern von
Künstlern und Musikfreunden fest etabliert. Ich wünsche allen Künstlern und Gästen einen wahren Ohrenschmaus!
Helen Schneider (Vorsitzende)
Sängerin und MusicalDarstellerin
Dr. Jürgen Allerkamp
Vorstandsmitglied der NORD/LB
Wolfgang Angenendt
Geschäftsführer
LOTTO Sachsen-Anhalt
Roland Diry
Geschäftsführer
Ensemble Modern
Hubert Ernst
Vorstandsvorsitzender der
Stadtsparkasse Dessau
Ulrich Fischer
Rechtsanwalt
Prof. Georg Frank
Staatssekretär
Dr. Valentin Gramlich
Kultusministerium
Sachsen-Anhalt
HK Gruber
Komponist, Dirigent,
Chansonnier
Dr. Hinrich Holm
Vorstandsmitglied der NORD/LB
Klemens Koschig
Oberbürgermeister der Stadt
Dessau-Roßlau
Dr. Friedrich Leffler
ehemaliger Vorstandsvorsitzender der ÖSA
Wolfgang Angenendt
Geschäftsführer LOTTO Sachsen-Anhalt
Klemens Koschig
Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau
9
Ensemble Modern
Artist-in-Residence 2011
Der Artist­in­Residence
wird präsentiert von
LOTTO Sachsen­Anhalt
„Berlin im Licht“ – so nennt das Ensemble Modern eines
seiner Konzerte (13. März). Licht bringt es, um im Bild zu
bleiben, aber auch nach Dessau, ins Kurt Weill Fest 2011:
Aus klug erwählten Schlüsselwerken, die exemplarisch für
ihre Zeit sind; die uns die Bewegungsenergie, die Vielfalt
und nicht zuletzt die Widersprüche der 1920er Jahre förmlich auf der Haut spüren lassen.
„Berlin im Licht“ ist aber auch deswegen eine Leuchtturm-Veranstaltung, weil das Konzert in einer Art dargeboten wird, die einzigartig ist. HK Gruber, der überaus
erfolgreiche Komponist, tritt hier nicht nur als Ensembleleiter auf. Vielmehr erscheint er auch als Sänger, als
Wortinterpret, der mit seiner stimmlichen Wirkungsmacht die Lieder von damals, mögen sie von Weill oder
Eisler stammen, in die Gegenwart hineinholt.
Es spricht für die immense Wandlungsfähigkeit und die
geistige Offenheit des Ensemble Modern, dass es ebenso
intensiv die Gegenwelt auszuloten vermag – getreu dem
Motto „Wo Licht ist, ist auch Schatten“: In den „Nachtgesängen“, die Salome Kammer anstimmt, wagen sich die
Musikerinnen und Musiker ins Dunkel: Sie beschwören
skurrile Traumwelten, wie in Schönbergs Pierrot Lunaire,
nähern sich aber auch nächtlichen Horrorvisionen, so in
Hindemiths Liederzyklus Die junge Magd (5. März).
Kammermusik vom Feinsten, so könnte man das dritte
Konzert „Round about Weill“ überschreiben, für das sich
nun die hochkarätigen Bläser des Ensemble Modern verantwortlich zeigen (12. März). Dank ihrer immer wieder
verblüffenden Repertoirekenntnis können sie ein packendes Programm anbieten, das einerseits Komponisten vorstellt, die wie Kurt Weill der Verfolgung ausgesetzt waren,
andererseits aber auch erfahrbar macht, zu welchen Verlusten der von den Nazis betriebene Kahlschlag führte.
Das Ensemble Modern stellt sich neben seiner weltweiten Konzerttätigkeit auch der Verantwortung, den professionellen Nachwuchs zu fördern. Als Plattform dafür dient
die Internationale Ensemble Modern Akademie, von der
auch der 1983 in Polen geborene Geiger Filip Michal Saffray profitierte. Sein Solo-Recital weist ihn mithin als charismatischen Botschafter dieser Institution aus, als überzeugenden Anwalt moderner Musik (26. Februar).
Samstag, 26.02.2011
Filip Michal Saffray
V4 15.00 Uhr, Festivalcafé im
Radisson Blu Fürst Leopold Hotel / FIGARO vor Ort
Ensemble Modern
Im Gespräch mit Roland Diry
Moderation: Angela Kaiser (MDR Figaro),
Stefan Lang (Deutschlandradio Kultur)
Violine: Filip Michal Saffray
George Antheil (1900-1959)
Printemps für Violine solo (1924)
Henri Marteau (1874-1934)
Sonata fantastica für Violine solo, op. 35 (1927)
Paul Hindemith (1895-1963)
Sonate für Violine solo op. 31 Nr. 2 (1924)
Eine Kooperation mit MDR Figaro
10
Sonntag, 06.03.2011
V30 21.00 Uhr, Konzert in der Marienkirche Dessau
„Nachtgesänge“
Artist in residence
Ensemble Modern
Violine: Jagdish Mistry Violine: Rafal Zambrzycki-Payne
Viola: Megumi Kasakawa
Violoncello: Michael M. Kasper
Flöte: Dietmar Wiesner Klarinette: Nina Janßen
Klavier: Hermann Kretzschmar
Gesang: Salome Kammer
Dirigent und Sprecher: HK Gruber
Arnold Schönberg (1874-1951)
Pierrot Lunaire op. 21 – Dreimal sieben Melodramen
nach Albert Giraud (1912)
Hanns Eisler (1898-1962)
Palmström op. 5 – Studien über Zwölfton-Reihen
Paul Hindemith (1895-1963)
Die junge Magd op. 23 No. 2 – Sechs Gedichte von
Georg Trakl (1922)
Igor Strawinsky (1882-1971)
Suite aus L'Histoire du Soldat (1919)
Mit freundlicher Unterstützung von
LOTTO Sachsen-Anhalt
Willkommener Auftrag
Anfang 1912 erhielt Schönberg ein folgenreiches Angebot, wie er am 19. Januar in seinem Berliner Tagebuch
vermerkte: „Vorschlag zu Frau Dr. Zehmes Vortragsabsichten, einen Zyklus Pierrot Lunaire zu komponieren.
Stellt hohes Honorar (1000 Mark) in Aussicht. Habe
Vorwort gelesen, Gedichte angeschaut, bin begeistert.
Glänzende Idee, ganz in meinem Sinn. Würde das auch
ohne Honorar machen wollen.“ Hinter der Auftraggeberin steckte die Schauspielerin-Sängerin Albertine
Zehme, die sich nach ihrer Hochzeit mit einem Leipziger Prominentenanwalt von der Bühne zurückgezogen
hatte, um Jahre später das Konzertpodium zu betreten,
als anerkannte Interpretin der seinerzeit stark gefragten
Melodramen. Und hinter Pierrot Lunaire verbarg sich
der gleichnamige Zyklus des belgischen Lyrikers Albert
Giraud: von der Décadence geprägte Gedichte, die Otto
Erich Hartleben (frei) übersetzt hatte, der dem Friedrichshagener Dichterkreis angehörte.
Nachdem er mit Albertine Zehme den Vertrag ausgehandelt hatte, gab sich der Komponist einem lustvollen
Schaffensdrang hin. Dieser führte zur Entstehung der
drei mal sieben Melodramen des Pierrot: kammermusikalische Pretiosen, in denen Schönberg schlichtweg
zauberte, mit denen er das Wunder schaffte, die hohe
Schule des Kontrapunkts wie der Variation mit hautnaher Sinnlichkeit zu verbinden. „Die Klänge werden hier“,
vertraute er am 12. März seinem Berliner Tagebuch an,
„ein geradezu tierisch unmittelbarer Ausdruck sinnlicher und seelischer Bewegungen. [...] ich weiß jetzt,
woher es kommt, Frühling!!! Immer meine beste Zeit.
Ich fühle bereits wieder die Bewegung in mir. Ich bin
darin fast wie eine Pflanze.“
In der Tat überwucherte Schönbergs Phantasie die
formale Strenge der Gedichte, allesamt Sonette, die
jeweils aus zwei Vier- und zwei Dreizeilern bestehen.
Kraft der Musik indes, die hier rezitativisch ist, dort
in Gestalt einer frei interpretierten Passacaglia daherkommt (in der achten, Nacht überschriebenen Nummer), um an dritter Stelle die Struktur eines Kanons
aufzunehmen (im achtzehnten Melodram, Mondfleck
betitelt), erscheint jedes Stück als individuelle Formung
– ein Eindruck, zu dem auch die Tatsache beiträgt,
dass Schönberg aus der Grundbesetzung immer wieder
andere Ensembles zusammenstellt und somit für einen
enormen Farbenreichtum sorgt.
Generationenkonflikt
Als Hanns Eisler kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs
zehn öffentlichen Proben von Schönbergs Kammersinfo­
nie op. 9 beigewohnt hatte, stand es für ihn fest: Nur bei
ihm wollte er studieren, nur er könnte ihm den Weg weisen. Umgekehrt fand auch Schönberg Gefallen an dem
jungen Mann, dessen Schlagfertigkeit und Intelligenz
er ebenso bewunderte wie seinen musikalischen Tiefgang. So regte er nicht nur Eislers Auszeichnung mit dem
Musikpreis der Stadt Wien an, er vermittelte ihm auch
einen finanziell dringend notwendigen Aushilfsjob bei
der Universal Edition. Und es war nahezu selbstverständlich, dass Eisler eine Einladung erhielt, als Schönberg
1923 eine Reihe von Freunden und Schülern in sein Mödlinger Heim bat, um sie über eine wichtige Entdeckung
zu unterrichten: seine „Methode, mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“ zu komponieren. Schönbergs Vortrag schrieb bekanntlich Musikgeschichte. Fortan orientierten sich seine Schüler Anton Webern, Alban Berg und
eine Heerschar weiterer an eben dieser Methode. Hanns
Eisler ergriff die Gelegenheit ebenfalls beim Schopf. Nur
wenige Monate später legte er seinen Zyklus Palmström
op. 5 vor (nach Gedichten von Christian Morgenstern) –
seine erste der Zwölftonmethode folgende Komposition, die sich gleichwohl noch an den Pierrot anlehnt (vor
allem hinsichtlich der Stimmbehandlung und der Besetzung). Als Huldigung an Schönberg lässt sich auch der
Untertitel von Palmström lesen, Studien über Zwölfton­
reihen in Form von Melodramen, ebenso wie die beiden
ersten Töne der zugrunde gelegten Zwölftonreihe A und
Es, die auf die Anfangsbuchstaben des Namens Arnold
Schönbergs verweisen. Schaut man aber genauer hin,
kann man auch kritische Untertöne wahrnehmen, versteckte Botschaften, die Eisler offensichtlich auf seinen
Lehrer gemünzt hat. So fügte er der Schlusszeile der
dritten Miniatur L’art pour l’art die „Regieanweisung“
bei, dass die Sprecherin „mit nachdenklicher Miene den
Kopf“ schütteln solle. Diese aus dem Rahmen fallende
Anmerkung deutet auf Verschiebungen hin, die sich zwischenzeitlich im Lehrer-Schüler-Verhältnis von Schönberg und Eisler ergeben hatten. Letzterer bewunderte
seinen Lehrer zwar nach wie vor als Komponisten, aber
er lehnte dessen politische, dem Monarchismus zuneigende Haltung ebenso ab wie dessen Auffassung, Kunst
sei um der Kunst willen da und habe keine direkte soziale Funktion. Der in Palmström noch verschlüsselte Dissens trat ein Jahr später offen zutage: Eisler, das Ziehkind
Schönbergs, nabelte sich von seinem Übervater ab, um
nach Berlin zu ziehen und seine Musik dort in den Dienst
der Arbeiterbewegung zu stellen.
Berlin und Donaueschingen
Zwei Orte gab es, an denen sich die hier programmatisch verbündeten Komponisten wiederholt begegneten: die Metropole Berlin und das abseits gelegene Resi-
denzstädtchen Donaueschingen. Paul Hindemith, der
während der 1920er Jahre in Frankfurts Kuhhirtenturm
wohnte, einem Teil der städtisch-spätgotischen Wehranlage, übersiedelte 1927 nach Berlin, um an der dortigen Musikhochschule eine Kompositionsklasse zu übernehmen. Hindemiths sechsteiliger Liederzyklus Die
junge Magd op. 23 kam 1922 in Donaueschingen zur
Uraufführung. Im Gefolge von Schönbergs op. 10 stützt
er sich auf die Begleitung eines Streichquartetts, das er
allerdings noch durch Flöte und Klarinette ergänzt. Die
Gedichte stammen von dem expressionistischen, im
Ersten Weltkrieg gefallenen Dichter Georg Trakl. Das
Leid der jungen Magd, ihre Niedergedrücktheit, aber
auch das Niederdrückende, Grauenhafte der Trakl’schen
Horrorvisionen weiß Hindemith sensibel nachzuzeichnen, indem er den Blick auf die scheinbaren Nebensächlichkeiten lenkt, die von Trakl erlauschte Klangwelt: eine
flötende Amsel (Nr. 2), das Krähen eines Hahns (Nr. 3),
die durch den Wind gerüttelte Tür (Nr. 2) oder das Dröhnen der Schmiedehämmer (Nr. 4).
1912 hatte Igor Strawinsky das Glück, den Proben für
die Uraufführung von Schönbergs Pierrot Lunaire beiwohnen zu können – ein Ereignis, dessen er noch im
hohen Alter gedachte. Es inspirierte ihn nicht nur bei
der Komposition seines 1953 entstandenen Septetts,
sondern – schon Jahrzehnte zuvor – bei einem seiner größten Würfe, der Geschichte vom Soldaten, die
gleichfalls mit einer reduzierten Besetzung und einem
Sprecher/einer Sprecherin arbeitet. Wie bei seiner Pul­
cinella­Suite, die er zu einer Suite italienne eindampfte,
gibt es auch von der Histoire du Soldat eine reduzierte,
zwei Jahre nach der Uraufführung (1917) entstandene
Fassung: für Geige, Klarinette und Klavier. Sie beginnt
mit einem Marsch. Die nächste Nummer ist der Violine des Soldaten gewidmet, die er an den Teufel verkauft, um reich zu werden. Ein ausgesprochen heiterer Satz schließt sich an, das Petit Concert, dem die
berühmte Folge dekonstruierter Tänze folgt, Tango –
Valse – Ragtime. Sie lässt einen Strawinsky spüren, der
wie ein Mikrophon durch die Welt schreitet, um sie in
ihrer gesamten Klanglichkeit zu erfassen und dem eigenen Komponieren anzuverwandeln. Der abschließende
Danse du diable aber ist eine Chiffre dafür, dass Musik
und Tanz eins sind, dass sie seit grauer Vorzeit zwei Ausdrucksformen ein- und desselben Lebensgefühls sind.
Salome Kammer
Georg Trakl,
aus (2. Auflage, 1917):
Nächtens übern kahlen Anger
Gaukelt sie in Fieberträumen.
Mürrisch greint der Wind im Anger
Und der Mond lauscht aus den
Bäumen.
Balde rings die Sterne bleichen
Und ermattet von Beschwerde
Wächsern ihre Wangen bleichen.
Fäulnis wittert aus der Erde.
Traurig rauscht das Rohr im Tümpel
Und sie friert in sich gekauert.
Fern ein Hahn kräht. Übern Tümpel
Hart und grau der Morgen schauert.
Marienkirche
11
Wir wünschen allen Gästen
gute Unterhaltung beim
LOTTO fördert Kunst und
Kultur in Sachsen-Anhalt.
LSA_Anz_KurtWeillFest_181x265.indd 1
23.01.2009 11:53:54 Uhr
Samstag, 12.03.2011
V44 18.00 Uhr, Kammerkonzert im
Bauhaus Dessau
„Round about Weill“
Artist in residence
Ensemble Modern
Flöte: Dietmar Wiesner
Oboe: Christian Hommel
Horn: Saar Berger
Klarinette: Nina Janßen
Fagott: Johannes Schwarz
Alexander Zemlinsky (1871-1942)
Humoreske – Schulstück für Bläserquintett (1939)
Hanns Eisler (1898-1962)
Divertimento op. 4 – Quintett für Flöte, Oboe,
Klarinette, Horn und Fagott (1923)
Erwin Schulhoff (1894-1942)
Divertissement für Oboe, Klarinette und Fagott (1927)
1. Overtüre
2. Burlesca
3. Romanzero
4. Charleston
5. Tema con Variazioni e fugato
6. Florida
7. Rondino – Finale
John Cage (1912-1992)
Music for Wind Instruments für Flöte, Oboe, Klarinette,
Horn und Fagott (1938)
1. Trio
2. Duett
3. Quintett
Pavel Haas (1899-1944)
Bläserquintett op. 10 (1929)
1. Preludio
2. Preghiera
3. Ballo Eccentrico
4. Epilogo
Die Reihenfolge des Programms stand bei Redaktionsschluss noch
nicht fest.
Der Artist­in­Residence wird präsentiert von
LOTTO Sachsen­Anhalt
Nimmt man den Titel Humoreske zusammen mit dem
Entstehungsjahr des Stückes, dann dürfte sich jedweder Gedanke an Humor oder ähnliches verbieten. 1939
führte der Führer „sein“ Volk in den Krieg, um sodann
Nation um Nation ins Verderben zu reißen. 1939 bedeutete für Alexander Zemlinsky, den Komponisten der
Humoreske, aber auch persönlich ein Fiasko. Immerhin
musste er sein geliebtes Prag verlassen, weil sein Leben
durch die Nationalsozialisten aufs höchste gefährdet
war. Als bereits Achtundsechzigjähriger hieß es nun
für ihn, sich in New York eine neue Existenz aufzubauen. Ein schwieriges Vorhaben, wie der Untertitel der
Humoreske (Schulstück) ahnen lässt, deutet er doch
auf finanzielle Schwierigkeiten hin, in denen Zemlinsky
sich nach seiner Flucht befand. Um ihrer Herr zu werden, versuchte er sich erstmal an einer pädagogisch
ausgerichteten School music – einem Genre, für das
man in den USA relativ gut bezahlte. Gleichwohl stellt
die Humoreske hohe Anforderungen an die Instru-
mentaltechnik und das Ensemblespiel. War Zemlinsky
bekanntlich der Schwager Arnold Schönbergs, gehörte Hanns Eisler zu dessen bedeutendsten Schülern.
Dem verehrten Lehrer, der 1923 selbst an einem derartigen Werk arbeitete, verdankte Eisler auch die Anregung, ein Divertimento für Bläserquintett zu schreiben. Das Ergebnis: Eine intelligente Miniatur, die den
Komponisten als Meister der Variation ausweist, beispielhaft in der Coda des zweiten Satzes, in der noch
einmal alle entfalteten Momente aufleuchten. Gelang
es Eisler wie durch ein Wunder (zunächst eine jahrelange Flucht quer durch Europa, dann die Exilierung in die
USA), den braunen Schergen zu entkommen, so konnte sich Schulhoff deren tödlicher Sogkraft nicht entziehen: Der gebürtige Prager starb 1942 – nunmehr Bürger der Sowjetunion – in einem nationalsozialistischen
Internierungslager auf der bayerischen Wülzburg. Das
Divertissement zeigt Schulhoff, der sich früh von den
Ideen der Dadaisten inspirieren ließ, um später überzeugter Kommunist zu werden, von einer typischen Seite. Es offenbart seine Freude an jazzhaften Rhythmen
und Harmonien, aber auch an folkloristisch anmutenden Melodien – Elemente, die er perfekt in eine klassische Textur einbindet. Der Name Schönberg könnte
nun abermals als Verbindungsstück genannt werden:
zwischen Schulhoff, der sich in seiner Heimatstadt für
das Werk Schönbergs engagierte, und John Cage, der
Mitte der 1930er Jahre kurzfristig bei Schönberg studierte. Von dieser Schülerschaft kündet auch die Music
for Wind Instruments, basiert sie doch auf Fragmenten einer Zwölftonreihe, auf Bruchstücken, die auch
die Länge der Pausen beeinflussen. In Auschwitz kam
1944 der aus Brünn stammende Pavel Haas ums Leben.
Er, der in seiner Heimatstadt bei Leoš Janáčék studiert
hatte, synthetisiert in seinen Kompositionen heimatliche Volkslieder, Sakralmusik und Klassisches – Qualitäten, die er mit rhythmischen und tonalen Schichtungen verschmilzt. So entstand ein Œuvre, das sich durch
Vitalität und optimistische Grundtöne auszeichnet,
ohne auch nur partiell ins Seichte abzugleiten.
Ensemble Modern, Probenfoto
Erwin Schulhoff
„Die Kunst an sich ist der
Ausdruck gesteigerter menschlicher Sehnsucht, das Kunstwerk
als solches die Explosion eines
gesteigerten Empfindens.
Absolute Kunst ist Revolution.“
13
Sonntag, 13.03.2011
V51 17.00 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
„Berlin im Licht“
Artist in residence
Lieder und Songs von Weill und Eisler
Ensemble Modern
Gesang / Leitung: HK Gruber
Klangregie: Norbert Ommer
Kurt Weill (1900-1950)
Berlin im Licht – arr. für Gesang und Jazz-Ensemble
von Otto Lindemann (1928)
Hanns Eisler (1898-1962)
Ballade von der Krüppelgarde (1929/30)
Suite für Orchester Nr. 2 op. 24 (1931)
Kurt Weill
Ölmusik – rev. 1975, von David Drew (1928/75)
Hanns Eisler
Ballade von der Wohltätigkeit (1928)
Lied vom SA-Mann (1931)
Suite für Orchester Nr. 3 op. 26 (1931/63)
Kurt Weill
aus: Die Dreigroschenoper (1928)
Morgenchoral des Peachum
Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens
Hanns Eisler
Ballade vom Nigger Jim (1929/30)
Ballade von den Säckeschmeißern (1930)
Kurt Weill
Klopslied (1925)
aus: Die Dreigroschenoper (1928)
Kleine Dreigroschenmusik – für Blasorchester, Suite
Hanns Eisler
Stempellied (1928)
Kurt Weill
aus: Die Dreigroschenoper (1928)
Die Moritat von Mackie Messer
Hanns Eisler,
Interpretationsanweisung zum
Lied der Arbeitslosen (1928)
„Dieses Lied singt man eigentlich am besten so: Zigarette
im Mundwinkel, Hände in den
Hosentaschen, leicht gröhlend,
damit es nicht zu schön klingt
und niemand erschüttert wird.“
Kurt Tucholsky,
aus der Ballade der
Wohltätigkeit (1928):
„Die Mark ist tausend- und tausendfach / in fremde Taschen
geflossen; / die Dividende hat
mit viel Krach / der Aufsichtsrat
beschlossen. / Für euch die
Brühe. Für sie das Mark. / Für
euch der Pfennig. Für sie die
Mark.“
14
Der Artist­in­Residence wird präsentiert von
LOTTO Sachsen­Anhalt
Mit freundlicher Unterstützung der
Stadtsparkasse Dessau
Die Moderne brachte eine Verlagerung der künstlerischen Schauplätze mit sich. Die Maler verließen die
Ateliers, um im Freien zu arbeiten. Die Literaten suchten Sujets auf der Straße, oft in sozialen Brennpunkten.
Und auch die Musiker bemühten sich um neue Spielräume – außerhalb des Konzertsaals, fernab der bürgerlichen Kulturtempel. Man denke nur an Igor Strawinskys
Geschichte vom Soldaten, die in einer Art Zirkuszelt
aufgeführt werden sollte, oder an Erik Satie, der viele seiner Werke im Montmartre-Kabarett Le Chat noir
zum Besten gab.
’ne ziemliche Stadt
Ein faszinierendes Beispiel für diesen Szenenwechsel
ist auch Kurt Weills 1928 geschriebenes Foxtrott-Lied
Berlin im Licht: eine Auftragskomposition der Berliner
Stadtwerke, die mit der gleichnamigen Großveranstaltung ihre Modernität beweisen wollten. Weill, der mit
seiner Dreigroschenoper eben zu Weltruhm gekommen war, präsentierte dort gleich zwei Fassungen seines Songs. Die eine hob der Schauspieler-Sänger Paul
Graetz aus der Taufe – während einer Nachtrevue an
der Kroll-Oper. Die andere, für Blasorchester, gelangte
auf dem Berliner Wittenbergplatz zur Uraufführung: in
einem von Hermann Scherchen dirigierten „Konzert mit
nichtmilitärischer Musik für Militärorchester“. „Nichtmilitärisch“ gab sich aber nicht nur die zündende Musik,
sondern auch der von Weill stammende, kunstvoll-flapsige Text: Berlin „das ist kein lauschiges Plätzchen, /
das ist ’ne ziemliche Stadt, / damit man alles gut sehen
kann, / da braucht man schon einige Watt.“
Auf den Straßen
Den Willen, ein größeres und anderes Publikum als
jenes im bürgerlichen Konzertsaal zu erreichen, bekundete immer wieder auch Hanns Eisler, der Mitte der
1920er Jahre von Wien nach Berlin übergesiedelt war, um
sich in der Arbeiterbewegung zu engagieren (der Titel
seines 1928 auf einen Text von David Weber entstandenen Chorstücks Auf den Straßen zu singen spricht
Bände). Symptomatisch für Eislers in der Folge entwickelten Kampfstil ist seine Ende der 1920er Jahre komponierte Ballade von der Krüppelgarde – ein marschhaftes Lied, das ganz auf die Kraft des Refrains setzt:
„Unser Leutnant kommt von den Toten, / Unser Hauptmann hat einen Stumpf, / Unser Feldmarschall kriecht
am Boden, / und ist nur noch ein Rumpf.“ Der aufrüttelnde Text des Songs stammt einmal mehr von David
Weber (alias Robert Gilbert), einem der erfolgreichsten
„Liedtexter“ der Weimarer Republik und neben Bertolt Brecht wie Kurt Tucholsky der für Eisler wichtigste Autor. Es entsprach ebenfalls Eislers pazifistischen
Grundsätzen, die Musik zu dem 1931 produzierten Film
Niemandsland zu schreiben, für dessen Drehbuch der
russische Regisseur Victor Trivas verantwortlich zeichnete: Der Streifen erzählt davon, wie fünf junge Männer, die alle unterschiedlichen Nationen angehören, sich
nolens-volens in einem Schützengraben „zusammenraufen“, um zuguterletzt die Absurdität des Krieges
zu begreifen. Das Schlusslied von Niemandsland (Der
heimliche Aufmarsch), dort eindrucksvoll interpretiert
von Arbeitersänger Ernst Busch, verwendete Eisler auch
im Finale (Marschtempo) seiner Suite für Orchester
Nr. 2, die eine Kompilation seiner Filmmusik darstellt.
Hinter Weills Öl­Musik verbirgt sich eine anspruchsvolle Montage aus Teilen einer nur bruchstückhaft über-
lieferten Bühnenmusik: den Intermezzi und Songs für
eine Konjunktur betitelte Komödie, die der angesehene Regisseur Erwin Piscator inszeniert hatte. Die Öl­
Musik, die mit aggressiven, maschinenhaften Klängen
beginnt, gipfelt in einem Muschel­Song, der noch heute von höchster Aktualität ist. Zeilen wie „Petroleum
heißt unser Vaterland“ oder „Da wurde aus Blut Benzin“
müssten auch den Hörer des 21. Jahrhunderts ins Mark
treffen: zumal Weills verführerische Musik, ein bewusst
gesetzter Kontrapunkt, den Ernst der textlichen Botschaft unterstreicht.
Konjunktur
Ebenso aktuell wie Weills Öl­Musik und deren von Leo
Lania stammender Text ist die Ballade von der Wohltä­
tigkeit, zu der Eisler die Musik lieferte, während Tucholsky, genannt Peter Panther, Verse zu Papier brachte, die
1928, ein Jahr vor der Weltwirtschaftskrise, von nahezu
visionärer Qualität waren: „Die Mark ist tausend- und
tausendfach / in fremde Taschen geflossen; / die Dividende hat mit viel Krach / der Aufsichtsrat beschlossen. / Für euch die Brühe. Für sie das Mark. / Für euch
der Pfennig. Für sie die Mark.“ 1931, für eine Rote Revue
der jungen Volksbühne, kooperierte Eisler einmal mehr
mit Bertolt Brecht. Eine ihrer Hervorbringungen war das
Lied vom SA­Mann, das den Zusammenhang von sozialen Missständen und „Rechtslastigkeit“ beleuchtet:
„Als mir der Magen knurrte, schlief ich / Vor Hunger
ein. / Da hört ich sie ins Ohr mir / Deutschland erwache! schrein. / Da sah ich viele marschieren. / Sie sagten: ins dritte Reich. / Ich hatte nichts zu verlieren. /
Ich lief mit, wohin war mir gleich.“ Die Zusammenarbeit
von Eisler und Brecht gipfelt nach Meinung vieler Kommentatoren in Kuhle Wampe, einem Film, der die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die Arbeiterschaft reflektiert. Wie bei Niemandsland fasste Eisler
seine Kuhle Wampe-Musik in einer Suite für Orchester
(1931) zusammen, der nunmehr dritten ihrer Art. Und
wie bei Niemandsland grundiert auch hier die filmische
Schlussnummer (das allbekannte Solidaritätslied) ein
rhythmisch federndes Finale.
Bettler
Der Morgenchoral des Peachum und das Lied von der
Unzulänglichkeit menschlichen Strebens zählen zu jenen
Songs der Dreigroschenoper, mit denen Brecht und Weill
„Hits“ kreiert haben, die immer wieder auch außerhalb
des Theaters zu hören sind. In seinem Morgenchoral
erinnert der bigotte Peachum (er betreibt eine Art Meisterschule für Bettler) die Gläubigen daran, dass sie sich
einst vor dem Jüngsten Gericht verantworten müssen –
ein verlogener Appell, dessen Inhaltslosigkeit die fadenscheinigen Akkorde des Harmoniums nur notdürftig
ummänteln. Rhythmisch kecker kommt das dem Ende
der Dreigroschenoper entnommene Lied von der Unzu­
länglichkeit daher, in dem der maximal scheinheilige
Peachum die Hinfälligkeit des irdischen Lebens beklagt.
Wegwerfgesellschaft
Ungeschminkt, mit entwaffnender Direktheit prangern
Eislers kämpferische Balladen vom Nigger Jim (1929/30)
beziehungsweise von den Säckeschmeißern (1930) soziale Missstände an: diese die Probleme der Überfluss- beziehungsweise Wegwerfgesellschaft (Text von Julian Arendt);
jene die Schande der Apartheid (Verse von David Weber).
Weills witziges, grotesk instrumentiertes Klopslied ist
ein Beleg für den wunderbaren Humor des Komponis-
ten, wie er ja auch in den Briefen mit Lotte Lenya aufscheint. Abgründiger gibt sich indes seine Kleine Drei­
groschenmusik, die im Anschluss an den Opernerfolg
entstand. In den sieben Sätzen, die insgesamt zehn
Nummern des Bühnenwerkes verarbeiten, hat Weill
eine Art surrealistischer Collage geschaffen – surrealistisch, weil sie nicht der Dramaturgie des Bühnenwerks
folgt. Auf eine Ouvertüre à la Händel, die Elemente aus
Menuett und Fugato miteinander verknüpft, folgt ein
Satz, in der sich die Moritat von Mackie Messer und die
refrainartig eingestreute Ballade von der Unzulänglich­
keit des menschlichen Strebens verbinden. Eine Bearbeitung des Anstatt­dass­Songs schließt sich an, dann
die Ballade vom angenehmen Leben: ein Foxtrott, dessen verschrägte Harmonik immer wieder vom Netz der
Tonalität aufgefangen wird – eine musikalische „Lüge“,
die der Verlogenheit des Textes kongenial entspricht.
Nun gibt sich Polly, Mackies Braut, die Ehre: Die vorgetäuschte Ländlerseligkeit ihres Liedes, die etwa in den
harmonisch nicht abgesicherten Viertaktern zum Ausdruck kommt, reagiert auf die (hier nur als Subtext mitschwingenden) Wörter: „Hübsch, als es währte, und
nun ist’s vorüber“. Der Fadenscheinigkeit von Polly’s
Lied steht die Tango­Ballade (Zuhälterballade) mit ihrer
verschmierten Chromatik nur wenig nach. Den alsbald
erklingenden Kanonen­Song kleidet Weill zwar als Foxtrott ein, doch verwandelt er den Modetanz nach und
nach in einen Marsch. Im Finale schließlich vereinen sich
die Melodien von Mackies Freudens- und Leidenszeit ein
letztes Mal zu einer schaurig-komischen Revue.
„Wie ’ne Fliege von der Scheibe / wirste wegjewischt“
heißt es in dem Eisler-Weberschen Stempellied, ohne
dass Mackie Messer auch nur den geringsten Skrupel hegt, möchte man sagen, wenn man seine Moritat
hört.
HK Gruber
Die CD „Berlin im Licht“ mit
dem Ensemble Modern unter
der Leitung von HK Gruber von
1989 wird für das Kurt Weill Fest
2011 wieder veröffentlicht und ist
am Tag der Veranstaltung sowie
im Kurt Weill Zentrum zum Preis
von 15 € erhältlich.
15
Freitag, 25.02.2011
V1 19.00 Uhr, Eröffnungsveranstaltung im
Anhaltischen Theater Dessau
„Der Protagonist“ /
„I Pagliacci“
Premiere
Oper in einem Akt von Kurt Weill
Text von Georg Kaiser
Oper in zwei Akten und einem Prolog
von Ruggiero Leoncavallo
Der Protagonist / I Pagliacci
Musikalische Leitung: Antony Hermus
Inszenierung: André Bücker
Ausstattung: Oliver Proske
Dramaturgie: Sophie Walz
Choreinstudierung: Helmut Sonne
Choreografie: Gabriella Gilardi
Der Protagonist
Der Protagonist: Angus Wood
Seine Schwester: Iordanka Derilova
Der junge Herr: Wiard Witholt
Der Hausmeister des Herzogs: David Ameln
Der Wirt: Ulf Paulsen
I Pagliacci
Canio: Sergey Drobyshevskiy
Nedda: Iordanka Derilova
Tonio: Ulf Paulsen
Peppe: David Ameln
Silvio: Wiard Witholt
In deutscher und italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Eine Koproduktion mit dem
Anhaltischen Theater Dessau.
Die Aufführung wird gefördert von der Kurt Weill
Foundation for Music, Inc., New York, NY.
Mit freundlicher Unterstützung der NORD/LB
Anhaltische Philharmonie
Lust-Spiel und Mord
Das Theater im Theater oder die Oper in der Oper
oder auch Theater in der Oper – diese doppelte Brechung der Wirklichkeit, dieses Spiel mit den Ebenen
hat die Autoren immer wieder gereizt. Man denke
an Shakespeare und seinen Sommernachtstraum, an
Glucks Cinesi, Mozarts Schauspieldirektor, Salieris
Prima la musica e poi le parole oder – um ein letztes
aus einer Milchstraße von Werken zu nennen – an Ari­
adne auf Naxos von Richard Strauss und Hugo von
Hofmannsthal.
Als der Dramatiker Georg Kaiser (1878-1945) sich kurz
nach dem Ersten Weltkrieg anschickte, ein entsprechendes Drama zu schreiben, das später den Titel Der
Protagonist erhielt, stellte er sich also einer bedeutenden Tradition. Gleichwohl gelang es ihm, ihr Neues hinzuzufügen. Denn er nutzte die Grundkonzeption des
Theaters im Theater, um – anknüpfend an Erkenntnisse der Psychoanalyse – das Verhältnis von Macht und
sexueller Obsession auszuleuchten. Dass er überdies
einen „beschädigten“ Mann darstellte, passt zum Klima der Nachkriegsjahre, als Millionen Männer beschädigt nach Hause zurückkehrten.
Der Protagonist
Der Kern der Handlung ist schnell erzählt: Die
Schwester eines Theaterprinzipals (von Kaiser Protagonist genannt) verliebt sich in einen jungen Herrn
– eigentlich kein spektakulärer Vorgang, doch ist ihr
Bruder rasend eifersüchtig. Eines Abends nun soll der
Prinzipal mit seiner Truppe eine Pantomime aufführen,
um den Herzog und dessen Gäste zu unterhalten. Man
entscheidet sich für eine deftige Geschichte von einem
geilen Mönch und einem gehörnten Ehemann. Nach
der glücklich verlaufenen Probe möchte die Schwester
die gelöste Stimmung nutzen. Sie erzählt dem Bruder
von ihrem Geliebten. Der Protagonist braust aber nicht
auf, wie man es hätte erwarten können, sondern bittet
sie, ihm ihren Geliebten sogleich vorzustellen. Als sie
sich auf den Weg gemacht hat, erhebt der Haushofmeister Bedenken gegen die Pantomime: Unter den
Gästen des Herzogs befinde sich ein Bischof, für den
sich die derbe Handlung nicht schicke. Kurz entschlossen verwandelt der Protagonist die Komödie (Pantomime 1) in eine Tragödie (Pantomime 2): Aus der lächerlichen Eifersucht wird nun bitterer, ja tödlicher Ernst.
Er kulminiert, als der betrogene Ehemann den Verführer seiner Frau erstechen will. Just in diesem Moment
betritt die Schwester des Protagonisten mit ihrem
Geliebten die Szenerie. Und auf der Stelle verwandelt
sich der seelenwunde Protagonist, der einen Eifersüchtigen spielt, in einen, der wahrhaft eifersüchtig ist. Mit
dem bereits gezückten Messer stürzt er sich auf seine
Schwester und ermordet sie.
Der Ruf nach Oper
Den Auftrag, die dramatische Vorlage Kaisers in
eine Oper zu überführen, erhielt Weill Ende 1923 von
Fritz Busch, dem Generalmusikdirektor der Dresdner
Staatsoper. Bereits im Januar 1924 traf er sich mit dem
Dramatiker, um das Textbuch an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Und es ist mehr als erstaunlich,
wie es der Vierundzwanzigjährige schaffte, die in dem
Stoff liegenden Chancen zu erkennen und für seine
Musik zu nutzen: die grenzenlose, nach Oper förmlich
rufende Leidenschaft des Proganisten, den dramatischen Bruch zwischen Komödie und Tragödie (Panto-
16
mime 1 und 2) oder die ambivalente Bruder-SchwesterBeziehung.
Der große Erfolg der Oper zog die Anfragen vieler Theaterintendanten nach sich, ob das Autorenduo
Kaiser-Weill den Protagonisten durch einen weiteren
Einakter ergänzen könne, so dass die beiden Stück
zusammen einen Theaterabend füllen könnten. Die
Realisierung dieser pragmatischen Idee ließ zwar ein
wenig auf sich warten. Aber 1928 konnten der Dramatiker und der Komponist ihre Opera buffa Der Zar
lässt sich photographieren zur Uraufführung bringen –
die künftig meist in Tateinheit mit dem Protagonisten
inszeniert wurde.
Eine spannende Alternative bildet die Koppelung mit
Ruggiero Leoncavallos Zweiakter I Pagliacci (Komödianten), der 1892 erstmals über die Bühne ging. Auch
hier handelt es sich um ein Spiel mit den Ebenen, um
das Ineinanderfließen von Fiktion und Wirklichkeit.
Komödianten
Tonio, ein Komödiant, tritt vor das Publikum, um in
einem Prolog das Wesen der folgenden Aufführung zu
erläutern, die sich der darstellerischen Wahrheit und
Echtheit verpflichtet fühle. Sodann beginnt des Spieles erster Akt. Eine Truppe wandernder Komödianten
kündigt einen Theaterabend an, in dessen Mittelpunkt
Pagliaccio, Colombina und Arlecchino stehen (Figuren der altitalienschen Commedia dell’arte). Die Rolle
des Pagliaccio verkörpert Canio, der Leiter der Truppe; seine Frau Nedda spielt die Colombina, während
die Komödianten Peppe und Tonio die Parts des Arlecchino beziehungsweise des Dieners Taddeo übernehmen. Vor der Aufführung kommt es jedoch zu einem
dramatischen Zwischenfall. Tonio, der Nedda verführen wollte, aber eine Abfuhr erhielt, verrät dem krankhaft eifersüchtigen Canio, dass seine Frau sich gerade
mit einem Liebhaber (dem Bauer Silvio) verlustiere.
Canio überrascht die beiden in flagranti, doch kann Silvio unerkannt entkommen. Außer sich bedroht Canio
die von ihm überführte Nedda mit einem Messer. Nur
mühsam kann er von Peppe zurückgehalten werden.
Sodann beginnt des Spieles zweiter Akt: das Spiel im
Spiel. Der Vorhang geht auf, Canio betritt als Pagliaccio die Bühne, um ungeachtet seiner inneren Aufgewühltheit eine lachende Miene aufzusetzen. Mehr
noch: Als er Nedda-Colombina mit Peppe-Arlecchino
auf der Bühne turteln sieht, steigert sich seine Wut so,
dass er nicht mehr den Pagliaccio spielt, sondern sich
in Canio zurückverwandelt und Nedda, die verzweifelt ihre Rolle weiterzuspielen sucht, vor den Augen
des entsetzten Publikums tötet. Schließlich fällt auch
Silvio, der seiner sterbenden Geliebten zur Hilfe eilen
will, dem Rasenden zum Opfer. „La commedia è finita“
(„Die Komödie ist beendet“) – mit diesen zynischen
Worten beendet Tonio das Geschehen.
eine Art Kontrapunkt zu bilden. Leoncavallos musiktheatralisches Gespür zeigt sich aber auch im zweiten
Akt, wenn er auf barock-stilisierte Tanzformen zurückgreift, etwa auf Menuett oder Gavotte, deren emotionale Distanziertheit die überbordende Leidenschaft
von Canio umso deutlicher hervorheben.
Auch wenn zwischen der Entstehung des Protago­
nisten und der von Pagliacci drei Jahrzehnte liegen,
so berühren sie doch beide dasselbe gesellschaftliche Problem: das Geschlechterverhältnis, das seinerzeit extrem von Macht und Ohnmacht geprägt war
– in einer Zeit, als die Universitäten sich erst langsam
den Studentinnen öffneten; als die Frauen noch um ihr
Wahlrecht kämpfen mussten; als unverheiratete Frauen im Verband ihrer Großfamilien wie preiswerte Haushaltshilfen behandelt wurden; oder als verheiratete
Frauen das Einverständnis ihres Ehemanns benötigten,
wenn sie einen Beruf ergreifen wollten. „La commedia
è finita“? Im wirklichen Leben wohl eher nein.
Antony Hermus
Weitere Veranstaltung
Samstag, 05.03.2011
V25 17.00 Uhr, Oper im
Anhaltischen Theater Dessau
Zwischen Musikdrama und Nummernoper
Musikalisch könnte man das Werk, so der Kommentator Egon Voss, als eine Mischung aus Nummernoper
und durchkomponiertem Musikdrama bezeichnen.
Jene sieht sich durch die Abgeschlossenheit der einzelnen Teile charakterisiert; dieses durch die Verwendung
von Leit- oder Erinnerungsmotiven, die der musikalischen Textur insgesamt eine große Einheitlichkeit verleihen. Eine besondere Funktion kommt dem Chor zu,
der meist eine gewisse Ruhe ins Spiel bringt, für ein
Innehalten sorgt, um zur Dramatik des Geschehens
17
Donnerstag, 03.03.2011
Pressestimmen zu
„One Touch of Venus“ (2010)
„Weiterer umjubelter Höhepunkt
im Rahmen des Festivals war
die Neuproduktion des WeillMusicals ‚One Touch of Venus‘.
In der Regie von Klaus Seiffert
und unter der musikalischen
Leitung von James Holmes
präsentierte das Anhaltische
Theater in Kooperation mit dem
Kurt Weill Fest eine spektakuläre
Bühnenshow [...].“
(LEO, Anhaltmagazin,
11.03.2010)
„‚One Touch of Venus‘ [...] ist
aber vor allem ungemein kurzweilig und unterhaltend. Ein tragendes Moment ist Weills Musik
in ihrer verblüffenden Vielfalt.
Das Publikum war vom ersten
Ton des Vorspiels an fasziniert in
deren Bann gezogen.“
(Volksstimme, Helmut Rohm,
09.03.2010)
V16 19.30 Uhr, Musiktheater im
Anhaltischen Theater Dessau
„One Touch of Venus“
Musikalische Komödie in zwei Akten
Musik: Kurt Weill
Buch: Sidney Joseph Perelman und Frederic Ogden Nash
Musikalische Leitung: Daniel Carlberg
Inszenierung: Klaus Seiffert
Choreografie: Mario Mariano
Bühne und Kostüme: Imme Kachel
Dramaturgie: Ronald Müller
Venus: Ulrike Mayer
Molly: Olivia Vermeulen
Rodney Hatch: Angus Wood
Whitelaw Savory: Ulf Paulsen
Taxi Black u.a.: David Ameln
Stanley u.a.: Jan-Pieter Fuhr
Komissar u.a.: Kostadin Arguirov
Mrs. Kramer: Ulrike Hoffmann
Gloria: Kristina Baran
Anhaltische Philharmonie Dessau
Chor und Tanzcompagney des
Anhaltischen Theaters Dessau
Studenten des Studiengangs Musical /
Show der UdK Berlin
1. Akt
Ouverture
New Art Is True Art
One Touch Of Venus
How Much I Love You
I'm A Stranger Here Myself
Forty Minutes for Lunch
West Wind
Way Out West In Jersey
That's How I Am Sick of Love
Foolish Heart
The Trouble With Women
Speak Low
Artist's Ball
Doctor Crippen
Szenenfoto „One Touch
of Venus“
2. Akt
Entr'acte
Very, Very, Very
Speak Low (Reprise)
Catch Hatch
That's Him
Wooden Wedding
Venus in Ozone Heights
Speak Low (Reprise)
In deutscher und englischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Eine Koproduktion mit dem
Anhaltischen Theater Dessau.
Die Aufführung wird gefördert von der Kurt Weill
Foundation for Music, Inc., New York, NY.
Mit freundlicher Unterstützung der
Deutschen Bahn – Mobility Networks Logistics
Vom Olymp nach Ozone Heights –
Kurt Weills „One Touch of Venus“
Oklahoma!, Annie Get Your Gun, Kiss Me, Kate –
die 1940er Jahre waren unbestritten eine Hoch-Zeit
des Musicals, eine Phase voller Glanz, während der
sich aus den Revuen der 20er und 30er Jahre die großen Broadway-Produktionen der 50er entwickelten. So
entstanden damals mehr als 20 Klassiker des Genres,
unter ihnen gleich fünf Werke von Kurt Weill – auch
One Touch of Venus, seine erfolgreichste Musicalshow:
Sie erlebte ihre Uraufführung 1943, in jenem Jahr, als
der deutschstämmige Komponist die amerikanische
Staatsbürgerschaft angenommen hatte.
Es war Irene Sharaff, die Kostümbildnerin seines Musical-Vorgängerstücks Lady in the Dark (1941), die Weill
auf Thomas A. Guthries Novelle The Tinted Venus (1855)
hinwies, die auf dem Pygmalion-Mythos beruht und die
erzählerische Grundlage für One Touch of Venus bildet.
Der humoristische Dichter Ogden Nash übernahm es, die
Songtexte für Weill zu schreiben, während Bella Spewack
das Textbuch verfassen sollte. Als sie ihr fertiges Libretto
Weill und der Produzentin Cheryl Crawford präsentierte,
beurteilten diese es jedoch als absolut unzureichend. Persönliche Spannungen zwischen Spewack und Weill taten
ihr übriges. Nash gelang es daraufhin, seinen Freund Sidney J. Perelman, der bislang als Gagschreiber und Drehbuchautor für Marx-Brothers-Filme gearbeitet hatte, als
Librettisten zu gewinnen.
Liebesirrungen und -wirrungen
Die Story von „Venus“ ist schnell erzählt: Als der Friseur Rodney Hatch wegen eines Ortstermins die Kunsthalle des New Yorker Kunstsammlers Whitelaw Savory
betritt, sieht er dort eine gerade gelieferte Neuerwerbung – die Statue einer anatolischen Venus. Während er sie betrachtet, gelangt er zu dem Schluss, dass
seine Verlobte Gloria deutlich attraktiver sei. Ebenso
gedankenversunken wie spielerisch steckt er der Statue seinen Verlobungsring an den Finger. Da erwacht
die Venus urplötzlich zum Leben, verliebt sich in Hatch
und jagt ihn, der ohnehin schon von seiner Verlobten,
der künftigen Schwiegermutter und Alltagspflichten
geplagt ist, liebestoll durch New York. Obendrein verwandelt sie Rodneys Verlobte Gloria in Luft, so dass der
Friseur nun auch noch in Mordverdacht gerät, nachdem
man ihm schon das Verschwinden der Statue angelas-
18
tet hat. Nach einiger Zeit beginnt Venus jedoch, an ihrer
Liebesfähigkeit zu zweifeln, um festzustellen, dass sich
das Ideal der Liebe von der Antike bis in die Moderne
verändert habe (I am a stranger here myself): Die Liebe
besitze keinen Glanz mehr, die Leidenschaft sei passé
– sie, die Liebesgöttin, fühle sich fremd in einer Welt,
in der das Geschlecht nur noch als grammatikalischer
Begriff fungiere. Im folgenden Ballett 40 Minutes for
Lunch versucht Venus sich jedoch erneut in der Kunst
der Liebe: Tanzend führt sie einander wildfremde Männer und Frauen, die gerade gestresst aus dem NBCBuilding in die Mittagspause gehen, zu Liebespaaren
zusammen. Um den weiterhin unter Mordverdacht stehenden Hatch zu entlasten, zaubert Venus ihre Konkurrentin Gloria wieder auf die Erde zurück. Dennoch will
sie Rodney nun verlassen, obwohl er gerade beginnt,
ihre Liebe zu erwidern: In der Nummer Wooden Wed­
ding malt er sich sogar ein gemeinsames Eheleben
aus, ein biederes Miteinander in der Vorstadtsiedlung
Ozone Heights. Genervt von Rodneys Loblied auf die
gemeinsame Garten- und Hausarbeit, auf Zwiebelpflanzen und Wäschewaschen, beschließt die Göttin, wieder
zum Olymp aufzufahren – so das ursprüngliche Ende. In
der Bostoner Voraufführung nahm das Publikum jedoch
dermaßen Anteil an dem einsam zurückbleibenden
Hatch, dass Perelman und Weill noch ein Happy-End in
bester Broadway-Manier schrieben. Auch ließ man für
die Uraufführung, die am 7. Oktober 1943 über die Bühne des New Yorker Imperial Theatre ging, einen komplett neuen Satz von Bühnenbildern bauen. Das Ereignis
entsprach denn auch den hochgespannten Erwartungen: Die Schlange der Wartenden reichte vom Foyer
des Theaters, die 45th Street entlang bis hinunter zum
Broadway. Insgesamt lief das Musical dort 567 Mal und
übertraf so die 467 Aufführungen von Lady In The Dark.
Einige „Venus“-Nummern eroberten zudem die Charts:
etwa der Walzer Foolish Heart. Das Liebes-Duett Speak
Low führte im Dezember 1943 sogar die Hitliste an.
Absage von Marlene Dietrich
Der Enthusiasmus, mit dem das New Yorker Publikum
Weills „Venus“ begrüßte, hatte sich freilich nicht von
allein eingestellt. Einerseits war er dem ungewöhnlichen
Einsatz des Komponisten zu verdanken, der sein Werk –
anders als bei Broadway-Produktionen üblich – persönlich orchestriert hatte (und diese Aufgabe nicht spezialisierten Arrangeuren übergab). Zudem besuchte Weill
regelmäßig die laufenden Vorstellungen, um die musikalische Qualität zu sichern. Schließlich stand ihm ein brillantes Team zur Seite: Sein alter Weggefährte Maurice
Abravanel hatte die Uraufführung dirigiert, während der
überragende Regisseur und spätere Oscar-Preisträger
Elia Kazan für die Inszenierung verantwortlich zeichnete. Als ausgesprochener Glücksfall hatte sich auch die
Besetzung der Venus mit der jungen Mary Martin erwiesen – auch wenn ihr Engagement durch eine Vorgeschichte belastet war: Weill hatte zunächst Marlene Dietrich ins
Auge gefasst. Nachdem er jedoch mit seiner Produzentin
eigens nach Hollywood gereist war, um der Diva das Libretto vorzustellen, empfand sie die Rolle der Venus als so
„profan und sexy“, dass sie – die Mutter einer inzwischen
19jährigen Tochter – dergleichen nicht mehr spielen könne. Mit der Absage Dietrichs war der Weg für Mary Martin frei. Ihre Venus, schwärmten die Kommentatoren, sei
nicht erhaben und exotisch, sondern aus Fleisch und Blut;
mit eindeutig-zweideutigen Sätzen wie „Liebe ist nicht
der ersterbende Seufzer einer fernen Geige, sondern das
triumphierende Quietschen einer Bettfeder“ brächte sie
den „armen“ Rodney arg in Bedrängnis.
Verblüffende musikalische Vielfalt
Weills „Venus“-Musik zeichnet sich durch verblüffende Vielfalt aus, Westernhits wechseln sich ab mit
romantischen Einlagen, Songs mit Balletten. Grob
gesehen kann man jedoch von nur zwei Charakteren
sprechen. Auf der einen Seite stehen Nummern mit
stark komödiantischem Einschlag wie Rodneys Vision vom spießigen Eheleben (Wooden Wedding). Auch
amüsiert man sich über die Barbershop-ballad „The
Trouble with Women“, in der sich Rodney und drei
Männer, die auf der Suche nach der Statue sind, über
ihre Erlebnisse mit dem weiblichen Geschlecht austauschen. Dann wiederum hört man romantische, gar verführerische Songs, wie That’s him, in denen Venus Rodney ihre Liebe gesteht, oder die Rumba Speak Low, das
Duett der beiden Liebenden.
„Ein Großteil der Geschichte wurde in Form von Balletten erzählt“, erläuterte Weill 1949 sein „Venus“-Musical.
Dessen sechs Ballette (von insgesamt 25 Nummern),
wie der Boogie-Woogie, der auf den Western-Song Way
out West folgt, teilen dem Zuschauer also mit, was Text
allein nicht ausdrücken kann. Im schon erwähnten Ballett 40 Minutes for Lunch wird der Kontrast zwischen
den gehetzten Menschen und der Schönheit wie Liebe verkörpernden Göttin deutlich. Nach Wooden Wed­
ding zeigt eine letzte Ballettsequenz (Venus in Ozone
Heights), in der die Melodie des vorangehenden Liedes
und andere Songs verarbeitet sind, Venus als spießige
Hausfrau in der Vorstadt, bevor sie sich schlussendlich
zur Rückkehr in den Olymp entscheidet. Hier wie dort
wirken die Ballette fast wie Milieustudien. „Über eine
Göttin zu schreiben“, legte Cheryl Crawford dar, „ist
deshalb so verlockend, weil wir die Welt zeigen können, wie wir sie sehen und wie die Göttin sie sieht, und
weil sie uns zugleich gestattet, beide Ansichten zu vergleichen, die natürlich sehr unterschiedlich sind“. Der
Witz des Stückes liegt daher auch zum einen im Kontrast zwischen der Liebesgöttin und dem einfachen Friseur und zum anderen im Aufeinandertreffen zwischen
Antike und dem Trubel einer modernen Stadt, in der die
Einwohner hektisch von einer Verpflichtung zur nächsten hetzen und dabei die wahre Liebe vergessen. Kritiker nannten das Musical sogar „eine wissenschaftliche
Untersuchung über die Aspekte amerikanischen Liebeslebens, in der Ausdrucksform populärer Musik“.
Szenenfoto „One Touch
of Venus“
Weitere Veranstaltung
Sonntag, 06.03.2011
V29 17.00 Uhr, Musiktheater im
Anhaltischen Theater Dessau
19
Bahn und Bühne frei! Mit der Elbe Saale Bahn
günstig ins Anhaltische Theater Dessau.
45 Prozent Ermäßigung auf 100 Prozent Kunstgenuss!
Bei Anreise mit der Elbe Saale Bahn, z. B. mit dem Sachsen-Anhalt-Ticket oder dem Hopper-Ticket, erhalten
Fahrgäste 45 Prozent Ermäßigung auf Wochenendvorstellungen im Großen Haus
Senioren erhalten diese Ermäßigung zusätzlich auf die Vorstellung donnerstags um 16 Uhr
Anmeldung bis spätestens freitags 17 Uhr unter 0180 1 194 195* oder per E-Mail an [email protected]
Weitere Informationen unter www.elbe-saale-bahn.de
* 3,9 ct/Min. aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.
Bilder: unten © Claudia Heysel, Anhaltisches Theater Dessau
SUO-ESA-0008_Anz_148x210_RZ.indd 1
14.04.10 10:04
Samstag, 05.03.2011
V27 20.30 Uhr, Pantomime in der
Marienkirche Dessau
„Zaubernacht“
PREMIERE
Musik: Kurt Weill
Szenarium: Wladimir Boritsch
I. Arte Ensemble
Violine: Kathrin Rabus
Violine: Theresia Vit
Viola: Christian Pohl
Violoncello: Ute Sommer
Kontrabass: Albert Sommer
Flöte: Christoph Renz
Fagott: Uwe Grothaus
Klavier: Gerrit Zitterbart
Schlagzeug: Andreas Boettger, Klaus Reda
II. Tanztheater Nina Kurzeja
Leitung, Konzept, Regie, Choreografie: Nina Kurzeja
Bühnenbild, Dramaturgie: Bernhard Eusterschulte
Video: Uwe Kassai
Illustrationen: Mona Mohr
Assistenz: Katharina Erlenmeier
Luftobjekte: Frank Fierke
Lichtdesign: Ingo Joos
Tänzer
Die Spielzeugfee: Natasja Docalu
Ein Junge: Cedric Huss
Ein Mädchen: Kira Senkpiel
Hampelmann: Katharina Erlenmeier
Das Pferd & Der Flieger: Paolo Fossa
Die Puppe: Alexandra Brenk
Der Bär: Diane Marstboom
Das Stehaufmännchen: Christian Speidel
Gesang im „Lied der Fee“: Natasja Docalu
Darius Milhaud (1892-1974)
La Création du Monde
Violine: Kathrin Rabus,
Violine: Theresia Vit
Viola: Christian Pohl
Violoncello: Ute Sommer
Klavier: Gerrit Zitterbart
Tanzensemble komponierte: Eine Fee betritt leise das
Kinderzimmer, in dem ein Junge und ein Mädchen schlafen, singt ihr Zauberlied und erweckt dadurch alle Spielzeuge im Zimmer zum Leben. Während der Ball fröhlich
umherhüpft und der Clown auf Spielzeugklötzen jongliert, kriechen Hänsel und Gretel aus dem Märchenbuch. Eine Verfolgungsjagd zwischen der bösen Hexe
und den restlichen Spielzeugfiguren beginnt.
Uraufgeführt wurde das Werk am 18. November 1922
im Berliner Theater am Kurfürstendamm, während die
einzige weitere Inszenierung im Dezember 1925 am New
Yorker Garrick Theatre stattfand. Somit stellt Die Zau­
bernacht Weills erstes Werk für das Musiktheater dar,
das den Grundstein für seine internationale Karriere als
Bühnenkomponist legte.
Doch auch die Geschichte um die lange verschollenen
Orchesterstimmen der Zaubernacht hat etwas Märchenhaftes: Die originale Partitur ging 1933 bei Weills
Flucht aus Deutschland verloren, während Boritsch die
Orchesterstimmen der Zaubernacht mit in die USA
nahm. Nach dessen Tod wurden sie an die Bibliothek
der Yale University gegeben, dort aber in einen falschen
Safe gelegt, im Keller des Hauses. Als der Schrank im
Jahre 2005 verschoben werden musste, öffnete man
ihn und fand zahlreiche vermisste Manuskripte – unter
anderem die Orchesterstimmen zur Zaubernacht.
Szenenfoto „Zaubernacht“
Kurt Weill (1926):
„Ein Orchester von neun Mann,
eine Sängerin, zwei Tänzerinnen
und eine Anzahl von Kindern
– das war der Apparat dieses
getanzten Traumes.“
Szenenfoto „Zaubernacht“
Die Aufführung wird gefördert von der Kurt Weill
Foundation for Music, Inc., New York, NY.
Ein getanzter Traum
Kämpfende Zinnsoldaten, die kochende Lieblingspuppe und tanzende Teddybären:
Spielzeug, das des Nachts im Kinderzimmer zum
Leben erwacht, scheint ein beliebtes Thema zu sein.
Tschaikowsky verarbeitete es in seinem Ballett Der
Nussknacker, und sogar Hollywood bemächtigte sich
mit der Toystory-Trilogie des populären Stoffes.
Der russische Theaterimpresario Wladimir Boritsch
griff dieses Thema 1922 für die Kinderpantomime Die
Zaubernacht auf, zu dem der junge Kurt Weill die Musik
für ein mit neun Musikern besetztes Orchester und
21
„La CrÉation du Monde“
Musik: Darius Milhaud
Tanz zwischen Jazz und Barock
Darius Milhaud, einer der bedeutendsten Vertreter
der französischen Moderne, hörte bei seiner LondonReise im Jahre 1920 das erste Mal eine Jazz-Bigband
spielen und war begeistert. Während andere erfolgreiche Komponisten der 1920er Jahre das als Jazz adaptierten, was sie nach dem Studium von Noten und dem
Hören von Schallplatten dafür hielten, reiste Milhaud
nach Amerika, um den Jazz in seiner Ursprungsform
kennenzulernen. Nachdem er „New Orleans-Jazz“ in
Harlem erlebt hatte, fühlte er sich bereit, eine Ballettmusik zu schreiben, die auf authentischem Jazz basiert:
La Création du Monde.
In den frühen 1920er Jahren war die Annäherung an
die afrikanische Kultur eine Art Modeerscheinung, so
beruht das gut fünfzehnminütige Werk, komponiert
für die Ballettgruppe „Ballets suédois“, auf einem afrikanischen Schöpfungsmythos: Alles beginnt mit dem
Chaos, das drei Schöpfergottheiten ordnen wollen, und
sie machen sich daran, Tiere, Pflanzen und Menschen
zu erschaffen. Ein Menschenpaar beginnt sich schließlich einander anzunähern, und das Stück klingt nach
ihrem gemeinsamen Tanz aus.
Milhaud schrieb das Werk nach eigenen Aussagen für
die Standardbesetzung der Jazzgruppen in Harlem: ein
Kammerensemble von 17 Instrumenten, darunter Trompete, Posaune, Saxophon und Schlagwerk. Darüber
hinaus entlehnte der Komponist zahlreiche „call-andresponse“ Formeln aus dem Blues oder notierte Improvisationenpassagen. Jedoch war sein Ziel nicht die
Komposition von authentischem Jazz, er arbeitete Jazzelemente in seinen Personalstil ein und ließ neobarocke Elemente gleichermaßen einfließen. Beispielsweise greift er im „Chaos“ auf die barocke Form der Fuge
zurück, lässt das Thema aber vom Kontrabass einführen und vom Saxophon aufgreifen – eine erneute Verschmelzung von barocker Form und Jazzarrangement.
Die Uraufführung von La Création du Monde fand
am 25. Oktober 1923 in Paris statt und wurde zu einem
Skandal. Für das Publikum gehörte Jazz nicht auf
die Bühne, die Musik wurde als „eigenartig“ bezeichnet und La Création du Monde konnte erst später als
Orchestersuite Anklang beim Publikum finden.
Arte Ensemble, Szenenfoto
„Zaubernacht“ (unten)
V24 16.00 Uhr, Familienkonzert in der
Marienkirche Dessau
„Zaubernacht“
Kinderpantomime in einem Akt von Kurt Weill
Es war übrigens der russische Theater-Impresario
Wladimir Boritsch, der die Idee zur „Zaubernacht“ hatte; der erst 22-jährige Kurt Weill komponierte dann die
Musik dazu. Leider gab es damals in Berlin nur eine
Inszenierung des schönen Stücks! Bei uns führt jetzt
ein kleines, mit neun Musikern besetztes Orchester und
ein Tanzensemble diese Geschichte eines Geschwisterpaars auf, das in seinem Kinderzimmer einschläft. Als
um Mitternacht eine Fee mit einem Lied alle Spielzeuge zum Leben erweckt, beginnt eine fantastische Reise
von nächtlichen Abenteuern für die Kinder.
Lied der Fee
Mein Spielzeugvolk muss sein am Tage starr und stumm,
Als kenne es keine Pein und keiner Stadt Gesumm,
Bis ich zur Mitternacht dann breche seinen Bann,
Beschwöre leis und sacht, hauch allen Leben an.
Das Starre dann sich regt, das Müde sich bewegt,
Was stumm beim Taggebraus, lärmt fröhlich dann durchs Haus,
Es geistert und es lebt, wie Elfenreigen schwebt,
An frohem Spiel und Scherz erfreut sich nun des Spielzeugs Herz.
Ihr seid nicht stumm wie Stein, lebendig müsst ihr sein.
Dann kommt mit mir sogleich ins weite Zauberreich,
Die Spielzeugfee bin ich, wer sah am Tage mich?
Doch unterm Sternezelt ist mein die schöne Welt.
WMEILI LIELN
Das Spielzeugvolk es hört, wenn meine Stunde schlägt,
FA
KO N Z E RT
Wie es mein Wort beschwört und hin zum Leben trägt.
Das Blut es kreise sacht, nicht lange Euch besinnt
Und, eins, zwei, drei erwacht, das Leben nun beginnt.
23
„Lola Blau ist sehr lieb. Sie will
eigentlich nichts, als ein bisschen
tanzen und singen und ihrem
Publikum Freude machen. Aber
sie muss einsehen, dass es nichts
nützt, nur einen kleinen bescheidenen Platz an der Sonne erhaschen zu wollen. Jeder Mensch
muss vor allem versuchen,
die Hindernisse, die die Sonne
verstellen, für sich und seine
Mitmenschen aus dem Weg zu
räumen“
(Georg Kreisler)
Samstag, 26.02.2011
V6 22.00 Uhr, Musical im
Technikmuseum „Hugo Junkers“
„Heute Abend: Lola Blau“
Musical von Georg Kreisler (*1922)
Neufassung für Akkordeon, Klarinette,
einen schauspielernden Musiker
und zwei schauspielernde Sängerinnen
Buch und Regie: Konrad Chr. Göke
Musikalische Leitung: Marko Kassl
Technische Leitung: Rainer Stute
Tonregie: Thorsten Krämer, Guido Bleckmann
Lola Blau: Heike Maria Förster
BDM Mädel, Polenmädchen, Julia u.a.:
Stella-Louise Göke
Leo, Herr Schmidt u.a.: Marko Kassl
Eine Kooperation mit dem
Technikmuseum „Hugo Junkers“
Weitere Veranstaltung
Sonntag, 27.02.2011
V11 20.00 Uhr, Musical im
Technikmuseum „Hugo Junkers“
24
Geschichten der Ohnmacht
Eine junge Frau aus Wien. Ihr Schicksal fasst die
schrecklichste Zeit des 20. Jahrhunderts zusammen.
Die Leidensgeschichte einer Person steht für die Leiden
von Millionen. Für zerstörte Lebensträume, zerrissene
Beziehungen, Gewalt und Ohnmacht, Verlust und Resi-
gnation, Entwurzelung und Isolation. Lola Blau: Ein fiktives Schicksal, und doch die Wahrheit über das Leben.
Nicht umsonst wurde Georg Kreislers Ein-Frau-Musical zu einem seiner großen Theatererfolge: Übersetzt
in sechs Sprachen, verbreitet bis nach Australien, in den
deutschsprachigen Ländern jahrelang an der Spitze der
Aufführungszahlen. Ein Stück, das die Zuschauer mit
echt kreislerischen, bitter-ironischen Texten und Chansons fesselt. Doch das ist nicht alles: Mit der jungen
Schauspielerin Lola Blau erlebt der Zuschauer das ganze Elend einer Epoche. Was ihr geschieht, musste Georg
Kreisler selbst erleben. Und von den rund 500.000 Emigranten könnten nicht nur Kurt Weill, Ödön von Horváth oder Erich Wolfgang Korngold ähnlich traurige
Geschichten erzählen …
Lola Blau – ein Schicksal
Die junge jüdische Sängerin, die 1938 von einem ganz
normalen Engagement an einem Theater, von einem
ganz normalen Künstlerleben träumt, wird – für sie
unbegreiflich – von einem Tag auf den anderen zur
unerwünschten, bedrohten Person. Hitler marschiert in
Österreich ein, ihr erstes Engagement am Linzer Landestheater wird „umständehalber“ aufgelöst, sie muss
das Land verlassen …
Was folgt, ist von Kreislers Biografie geprägt. Denn
wie seine Hauptdarstellerin musste auch er Österreich
verlassen. Lola Blau versteht nicht, warum ihr Onkel
Paul und ihr Jugendfreund Leo Wien hinter sich lassen;
sie folgt ihrem Drängen und geht in die Schweiz. Vergeblich wartet sie dort auf Leo. Als Sängerin in Nachtclubs hält sie sich über Wasser. Die Ausweisung aus der
Schweiz lässt nicht lange auf sich warten, doch Lola
erhält eine Einreisegenehmigung in die USA. Während
der Überfahrt singt sie für die Passagiere der Ersten
Klasse, ohne dass das Schicksal der jüdischen Emigranten im Zwischendeck sie berührt.
In Amerika wird Lola Blau ein viel umjubelter Star,
aber sie verabscheut den Star-Rummel. Ihre Sorgen
versucht sie, mit Alkohol und Tabletten zu verdrängen.
Sie erlebt den Aufstieg zum gefeierten Star und den
Abstieg zur billigen Nachtlokal-Tänzerin. Isolation, Heimatlosigkeit, Sehnsucht quälen sie immer mehr. Ihre
Welt zerbricht gänzlich, als sie in einer Show in Hollywood die ahnende Gewissheit überfällt, dass ihr verzweifelt gesuchter Leo „sich in den Himmel zerstaubt“
hat, wie Georg Kreisler schreibt – und an die Schornsteine von Auschwitz dachte.
Nach Ende des Krieges erhält sie einen Anruf von
Leo, der aus dem Konzentrationslager befreit wurde.
Sie eilt zu einem Wiedersehen nach Wien. Lola ist entsetzt vom Anblick der Trümmer in ihrer Heimat und von
der Erkenntnis, dass die meisten Menschen nach dem
Zusammenbruch weiter machen, als hätte der Krieg nie
stattgefunden.
Lolas politisches Bewusstsein erwacht, die Naivität
ihrer Jugend ist verflogen. Sie wendet sich folgerichtig
von der unkritischen Bühne ab und geht zum Kabarett.
Doch die Hoffnung, mit ihren künstlerischen Mitteln die
Menschen nachhaltig zur Besinnung bringen zu können,
schlägt um in Resignation …
lywood zu starten, führte ihn zwar mit Charly Chaplin
zusammen, war aber ansonsten nicht erfolgreich. Kreisler zog nach New York um, verdingte sich als Unterhalter in Nachtclubs, ging mit eigenen Songs auf Tournee.
1955 kehrte er, in der Hoffnung auf mehr Erfolg, nach
Europa zurück. Doch in Wien war man vom „Taubenvergiften im Park“ alles andere als begeistert …
Die Idee zu Lola Blau hatte Kreislers damalige Ehefrau, Topsy Küppers. Gedacht war an einen Chansonabend in Wien, und Küppers hatte den Einfall, die Lieder
mit der Leidensgeschichte einer Emigrantin zu verbinden. Aus dem „roten Faden“ für die Songs wurde allerdings dann ein richtiges Theaterstück. Georg Kreisler
beschreibt eindringlich und bitterböse seine österreichischen „Volksgenossen“ und benennt mit scharfen, treffenden Pointen Opportunismus und Antisemitismus
bis in die Gegenwart. Mitreißende und wehmütige, freche und traurige Chansons stehen für die musikalische
Meisterschaft des Autors.
Kreisler selbst nennt Lola Blau die Geschichte einer
Ohnmacht: „Lola steht dem Antisemitismus ebenso ratlos, ohnmächtig gegenüber wie dem eigenen Judentum.
Sie ist ohnmächtig gegen die sturen Schweizer, wütet
ohnmächtig gegen die Sex-Karriere in Amerika und am
Schluss ist sie wieder ohnmächtig gegen die österreichischen Ewig-Gestrigen.“
Busshuttle zu V6
Für die Veranstaltung wird ein
kostenloser Busshuttle angeboten:
21.00 Uhr Abfahrt
Radisson Blu Fürst Leopold Hotel
21.15 Uhr Abfahrt
Marienkirche
21.30 Uhr Ankunft
Technikmuseum „Hugo Junkers“
Rückfahrt nach Ende der
Veranstaltung.
Busshuttle zu V11
Für die Veranstaltung wird ein
kostenloser Busshuttle angeboten.
19.15 Uhr Abfahrt
Anhaltisches Theater Dessau
19.30 Uhr Ankunft
Technikmuseum "Hugo Junkers"
Rückfahrt nach Ende der
Veranstaltung.
Um Anmeldung wird gebeten:
0341.14990900
Georg Kreisler – ein Schicksal
Und Georg Kreisler? Er verließ Wien 1938 und emigrierte in die USA. Unterstützt von seinem Vetter, dem
Drehbuchautor Walter Reisch, versuchter er, im Filmgeschäft Fuß zu fassen. 1943 erhielt Kreisler die amerikanische Staatsbürgerschaft. In England unterhielt er
mit Musikveranstaltungen die Truppen, die für die Invasion in der Normandie 1944 zusammengezogen waren.
Nach Kriegsende kam er als Dolmetscher im Dienst der
US-Army nach Deutschland, wo er unter anderem den
berüchtigten Gauleiter von Franken, Julius Streicher,
verhörte. Sein erneuter Versuch, eine Karriere in Hol-
25
Sonntag, 27.02.2011
V10 17.00 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
„Leben in dieser Zeit“
s tA At s o P e r e t t e d r e s d e n
Lyrische Suite in 3 Sätzen
Erich Kästner, 1931
Anlässlich einer Aufführung von
Leben in dieser Zeit am Altonaer
Stadttheater:
„Unsere Kantate wird man kaum
fromm nennen wollen. Es ist eine
Laienkantate. Sie wendet sich
an die Menschen der Großstadt,
sie bringt ihnen ihresgleichen
zu Gesicht und Gehör, sie
demonstriert ihre Sorgen, ihre
vergeblichen Wünsche und ihre
Methoden, das ‚Leben in dieser
Zeit‘, so schwer erträglich es ist,
zu meistern.“
Musik: Edmund Nick (1891-1974)
Text: Erich Kästner
Sprecher: Marcus Günzel
Schmidt: Christian Grygas
Chansonette: Elke Kottmair
Herrenquartett:
Frank Ernst, Marcus Günzel
Gerd Wiemer, Herbert G. Adami
Eine Frauenstimme (Nr. 2, Nr. 8): Tanja Höft
Eine Männerstimme (Nr. 2): Gerd Wiemer
1. Männerstimme (Nr. 12): Marcus Günzel
2. Männerstimme (Nr. 12): Gerd Wiemer
Sprecher in den Dialogen
1. Frauenstimme: Rita Schaller
2. Frauenstimme: Jutta Richter-Merz
1. Männerstimme: Walter Niklaus
2. Männerstimme: Dietrich Seydlitz
Chor & Orchester der Staatsoperette Dresden
Musikalische Leitung: Ernst Theis
Choreinstudierung: Thomas Runge
Dialogregie: Walter Niklaus
Dramaturgie: Uwe Schneider
Musikalische Assistenz: Wolfram Tetzner,
Natalia Petrowski, Eve-Riina Rannik
Technische Leitung: Mario Radicke
Ton: Torsten Heider
Licht: Uwe Münich
Inspizienz: Margit Weinberg
Edmund Nick (3. v.l.),
Erich Kästner (4. v.l.)
Szenenfoto
„Leben in dieser Zeit“
Eine Produktion der Staatsoperette Dresden
26
Kleines Vorspiel
1. Satz
Einleitung
Nr. 1 Kurt Schmidt, statt einer Ballade
Nr. 2 Das Chanson von der Majorität
Nr. 3 Der kleine Rekordgesang
Nr. 4 Das Lied von der Rumpfbeuge
Nr. 5 Die möblierte Moral
Nr. 6 Das Wiegenlied väterlicherseits
2. Satz
Nr. 7 Einleitung
Nr. 8 Die Elegie in Sachen Wald
Nr. 9 Entrée für eine Chansonette
Nr. 10 Das Liebeslied mit Damenchor
Nr. 11 Der Gesang vom verlorenen Sohn
Nr. 12 Der Song „Man müsste wieder…“ (Blues)
3. Satz
Nr. 12a Einleitung
Nr. 13 Das Lied mit den Pistolenschüssen
Nr. 14 Hymnus auf die Zeitgenossen
Nr. 15 Das Chanson für Hochwohlgeborene
Nr. 16 Der Appell an den Trotz
Nr. 17 Das Trompetenstoßgebet
Zeitstücke
Es geschah im Jahr 1924, dass Thomas Mann ein neues Prosawerk publizierte: den Zauberberg. Obwohl es
an seine Leser nicht eben geringe Ansprüche stellte,
fand es sogleich einen überraschend großen Leserkreis
– nicht zuletzt, weil es im doppelten Sinn ein Zeitroman
war: einerseits weil es Betrachtungen über das Wesen
der Zeit anstellt, andererseits weil es das aktuelle Zeitgeschehen reflektiert, konkret die gesellschaftlichen
Befindlichkeiten in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg.
Es geschah im Jahr 1929, dass der dreißigjährige Erich
Kästner der Schlesischen Funkstunde Breslau ein interessantes Hörspiel anbot. Es trug den Titel Leben in
dieser Zeit und avancierte binnen kurzem zu einem der
beliebtesten Werke seiner Art. Andere Sender übernahmen das Stück, Ausstrahlung um Ausstrahlung folgte – eine Erfolgswoge, die Kästner und Edmund Nick,
den Komponisten von Leben in dieser Zeit, anregte, das
Werk auf die Konzertbühne zu bringen (erstmals 1931 im
Konzerthaus Wien). Eine eigene Theaterfassung folgte,
die im Oktober 1931 in Leipzig zur Uraufführung gelangte, um hernach an 30 weiteren Häusern inszeniert zu
werden.
Der Erfolg des Hör- beziehungsweise Schauspiels hing
wie im Fall von Zauberberg zu einem guten Teil damit
zusammen, dass Leben in dieser Zeit ebenfalls ein Zeitstück ist. In seinem Zentrum steht Kurt Schmidt, ein
kleiner Büroangestellter, der sich mit den Widerborstigkeiten des modernen Lebens in der Großstadt plagen muss. So besingt er im Chanson der Majorität den
seelenlosen Zeitgeist, alle Menschen bedauernd, die in
Mietskasernen eingepfercht sind, während seine Mitstreiter wenig später die Sensationsgier ihrer Zeitgenossen beklagen, die ihren täglichen Brand und Raub in den
Zeitungen „genießen“ wollen. „So lebt ihr, zwischen
Sensation und Sorgen“, erläutert der Sprecher, „so lebt
ihr, aufgescheucht vom Lärm der Stadt.“ Andernorts
beklagt er: „Man kann in Städten zwischen Millionen
noch einsamer / als in den Wäldern wohnen. / Man kann
verzweifelt gegen Wände schrei’n / die Stadt ist groß /
man ist erst recht allein.“
Neue Herzlichkeit
Die Verse des Hörspiels zeigen die Qualitäten Kästners
im besten Licht. Man könnte ihn als Chronisten des Alltags bezeichnen, nicht weit weg von dem eine Generation älteren Otto Reutter und dessen Couplets: Kästner
beobachtet seine Mitmenschen mit größter Aufmerksamkeit, um liebevoll auf ihre Schwächen hinzuweisen,
aber auch, um sie selbst zu Wort kommen zu lassen,
ihren Sorgen und Nöten Raum zu geben. Auf diese Weise setzte er einen Kontrapunkt zum Schnodderton der
Neuen Sachlichkeit, gelangte er zu einer Darstellungsweise, die man mit dem Kabarettisten Werner Finck als
Neue Herzlichkeit umschreiben könnte.
Aufhorchen ließ aber nicht nur der Zungenschlag Kästners, sondern auch die formale Anordnung seines Hörspiels, dem er den musikalischen Untertitel Lyrische
Suite in drei Sätzen gab. Aus musikologischer Sicht
allerdings hätte man es ebenso gut als Kantate à la Bach
bezeichnen können. Immerhin besteht es aus einer Vielzahl von Nummern, die abwechselnd von Gesangssolisten, vom Chor oder dem Sprecher dargeboten werden.
Lebenskurven
Zu dem bemerkenswerten Erfolg von Leben in dieser
Zeit trug die Musik Edmund Nicks wesentlich bei, der
man kein höheres Lob zollen kann, als dem, den leichten
unpathetischen Ton Kästners getroffen zu haben. Nicks
Sinn für Farben und Melodik, für jazzinspirierte Rhythmen wie Harmonien sorgen für ein Übriges, gehen mit
dem dargestellten Milieu eine perfekte Symbiose ein.
Der Komponist, Vater der 1926 in Breslau geborenen
Dagmar Nick, die nicht nur eine der bedeutendsten
Dichterinnen deutscher Zunge ist, sondern auch die
Chronistin ihres Erzeugers, konnte auf eine erstaunliche
Karriere zurückblicken. Der 1891 im böhmischen Reichenberg Geborene (gestorben 1974 in Geretsried) hatte vor dem Ersten Weltkrieg in Graz und Wien zunächst
Jura studiert. Das Studium der Rechte schloss er 1918
mit einer Promotion ab, nicht ohne parallel dazu eine
musikalische Ausbildung zu absolvieren. Sie versetzte ihn 1921 in die Lage, am Breslauer Theater den Posten des Kapellmeisters anzunehmen. Als man 1924 die
Schlesische Funkstunde ins Leben rief, wechselte er
kurzerhand das Medium, um deren musikalischer Leiter
zu werden. 1933, im Jahr des Unheils, entlassen, über-
siedelte er nach Berlin. Hier wechselte er abermals das
Metier und stieß zum Kabarett Die Katakombe, das er
fortan mit Musik versorgte – bis 1935, als die Kleinkunstbühne wegen Staatszersetzung schließen musste. Auch
dieses Mal sorgte die nationalsozialistische Willkür für
die Vertreibung der Fähigsten, hatte die Katakombe
doch Künstlern wie Rudolf Platte, Hanns Eisler, Ernst
Busch, Erich Kästner, Theo Lingen oder Ursula Herking
eine Heimstatt geboten. Primus inter pares aber war der
schon erwähnte Werner Finck, der mit mutigem Witz
und brillanten Improvisationen durch das Programm
führte. Vor diesem Hintergrund ist es höchst erstaunlich, dass Nick, der Kapellmeister dieses „Kulturbolschewisten“, auch im Dritten Reich seine Karriere fortsetzen
konnte, etwa durch die Uraufführung der Operette Das
kleine Hofkonzert oder die Übernahme einer Professur
an der Münchener Musikhochschule (1942-1952). Die
Nachkriegsjahre brachten ihn erneut mit Erich Kästner
zusammen. Beide gehörten dem Gründungsteam der
Münchener Schaubude an, die an das literarische Kabarett der 1920er Jahre anknüpfen wollte. Dem Unternehmen war wirtschaftlich zwar wenig Glück beschieden,
aber immerhin schaffte Nick von hier aus den Sprung
zum Leiter der Bayerischen Staatsoperette. Auch sein
weiterer Werdegang bleibt erstaunlich, berief man ihn
doch 1952 zum Leiter der Hauptabteilung Musik beim
Westdeutschen Rundfunk in Köln.
Ernst Theis und Elke Kottmair
Ein Informant der Gestapo
über Werner Finck (1935):
„Das Publikum in der
‚Katakombe‘ setzt sich in der
überwiegenden Mehrzahl aus
Juden zusammen, die den
Gemeinheiten und der bissigen,
zersetzenden Kritik des
Conférenciers Werner Finck
fanatisch Beifall zollen. Finck
ist der typische frühere KulturBolschewist, der offenbar die
neue Zeit nicht verstanden
hat oder jedenfalls nicht
verstehen will und der in der
Art der früheren jüdischen
Literaten versucht, die Ideen
des Nationalsozialismus
und alles das, was einem
Nationalsozialisten heilig ist,
in den Schmutz zu ziehen.“
Christian Grygas und
Marcus Günzel
27
Freitag, 04.03.2011
V20 20.00 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
MDR Sinfonieorchester
Violine: Hyeyoon Park
Dirigent: Markus Poschner
Kurt Weill (1900-1950)
Kleine Dreigroschenmusik
1. Ouvertüre
2. Die Moritat von Mackie Messer
3. Anstatt-dass-Song
4. Die Ballade vom angenehmen Leben
5. Polly’s Lied
6. Tango-Ballade
7. Kanonen-Song
8. Dreigroschen-Finale
Hyeyoon Park
Paul Hindemith (1895-1963)
Sinfonie „Mathis der Maler“
1. Engelkonzert: ruhig bewegt
2. Grablegung: sehr langsam
3. Versuchung des heiligen Antonius: sehr langsam,
frei im Zeitmaß
PAUSE
Erich Wolfgang Korngold (1897-1957)
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35
1. Moderato nobile
2. Romanze: Andante
3. Finale: Allegro assai vivace
Markus Poschner
Eine Kooperation mit dem MDR
Mit freundlicher Unterstützung der
Stadtwerke Dessau
MDR Sinfonieorchester
28
Eine Generation, drei Lebensentwürfe
Weill, Hindemith, Korngold – drei Angehörige einer
Komponistengeneration, alle drei immens erfolgreich,
aber auch Opfer der Verhältnisse, Leidtragende der
Nazi-Diktatur und dessen nicht minder schrecklicher
Vorgeschichte. Und doch! Es sind Künstlerpersönlichkeiten, wie sie verschiedener nicht zu denken sind.
Der 1900 in Dessau zur Welt gekommene Kurt Weill
entstammte einer kulturell ambitionierten Kantorenfamilie. Paul Hindemith, 1897 im hessischen Hanau geboren, wuchs in einem Arbeiterhaushalt heran, durchlief
eine eher unakademische Ausbildung. Und Erich Wolfgang Korngold, Jahrgang 1897, aus Brünn gebürtig, Sohn
des gefürchteten Musikkritikers Julius Korngold, galt
schon früh als Wunderkind, spätestens seit 1911, seit
der Komposition seiner Ballettpantomime Der Schnee­
mann – auf die Schönbergs Bonmot, Wunderkinder
komponierten bereits früh so schlecht wie andere erst
im hohen Alter, nicht so recht zutreffen mag.
Profile
Aber auch das musikalische Profil der drei weist erhebliche Unterschiede auf. Während Weill die ihm ureigene
Domäne, das Musiktheater (spätestens mit seinem Einakter Der Protagonist aus dem Jahr 1926), schon relativ
früh gefunden hatte, pendelte Hindemith – durchaus
lebensprall – zwischen den Genres hin und her, um sich
tendenziell vom Experimentator zu einem Klassiker zu
entwickeln. Erich Wolfgang Korngold aber, sei es infolge der historischen Bedingungen, sei es aus persönlichen Motiven, bewegte sich in einer Art Zickzackkurs
durch die musikalische Landschaft. Er reüssierte, verknappt gesagt, als Opernkomponist, hatte als solcher
nur mit Richard Strauss vergleichbare Erfolge, ja, seine
Oper Das Wunder der Heliane (1927) erlangte eine solche Beliebtheit, das sie Pate für eine Zigarettenmarke
(„Heliane“) stand. Ab 1934, nach seiner Emigration in
die USA, wandte sich Korngold in Tateinheit mit Max
Reinhardt der Filmmusik zu, mit fulminanten Erfolgen,
die ihn jedoch in den 1950er Jahren nicht hinderten, sich
wieder auf traditionelle Pfade zu begeben, sprich Sinfonien und Konzerte zu schreiben.
Spannungsgefälle
Mit seiner Kleinen Dreigroschenmusik (1928) folgte
Weill der spätestens im 18. Jahrhundert mit Rameau oder
Händel einsetzenden Tradition, erfolgreichen Opern
Nachhaltigkeit zu verleihen, indem man ihre „Zugnummern“ für ein instrumentales Ensemble überarbeitete
und aus ihnen eine Suite zusammenstellte. So beginnt
sie, dramaturgisch einleuchtend, mit der historisierenden Ouvertüre: historisierend, weil sie nach Art eines
höfischen Menuetts beginnt (die blockhaften Akkorde zu Beginn!), um sodann in ein Fugato überzugehen,
zu dem die Saxophone nicht so recht passen wollen. Es
folgt der Auftritt Mackie Messers im Gewand der Moritat – ein Medium der „Underdogs“, der Jahrmarktsänger, das vor allem Frank Wedekind hoffähig gemacht
hat, den man als Lehrer von Brecht bezeichnen darf.
Der Chronologie der Oper entsprechend schließt sich
der Anstatt­dass­Song an, der auf der Bühne die Funktion hat, Mr. und Mrs. Peachum als kleine Spießer zu entlarven. Den Zeitstrahl der Oper durchbrechend, erklingt
nun die Ballade vom angenehmen Leben – ein Song, in
dem der auf seine Hinrichtung wartende Mackie über
den Sinn wie Unsinn seines Daseins nachdenkt. Polly’s
Lied reiht sich an, der Gesang der Gaunerbraut, dessen
Auftauchen in der Kleinen Dreigroschenmusik Theodor W. Adorno nicht ganz zu Unrecht an ein Trio Gustav
Mahlers gemahnt. An „das Bordell, wo unser Haushalt
war“ – erinnern sich Jenny und Mackie in ihrer durchaus
nostalgischen Tango­Ballade (auch Zuhälterballade),
während der Kanonen­Song zwar auch dem Rückblick
gewidmet ist, allerdings einem aus der Sicht zweier
Kriegsveteranen, nämlich der Kameraden Mackie und
Brown. „Macheaths Tod und Verklärung, nebst dem
Schlusschoral, dargestellt in den Melodien seiner Leidens- wie Freudenzeit“, so umreißt einmal mehr Adorno
das Schlussstück der Dreigroschenmusik.
Sinfonie und Oper
Der umgekehrte Weg, also nicht von der Oper zum
Konzertstück wie bei Weill, sondern vom Konzertstück
zur Oper, kennzeichnet die Entstehung der Sinfonie
Mathis der Maler. 1933 war in Hindemith die Idee aufgekeimt, eine Oper zu schreiben, die sich mit dem Leben
und Wirken von Matthias Grünewald (ca. 1475 bis 1528)
beschäftigen sollte, dem Schöpfer des Isenheimer Altars
mit seinen drei Flügelbildern Engelkonzert, Grablegung
und Versuchung des heiligen Antonius. Aus diesem Plan
ging allerdings zunächst nicht die Oper, sondern die
Sinfonie Mathis der Maler hervor – ein von Dezember
1933 bis Februar 1934 vollzogener Zwischenschritt, für
den vor allem äußere Gründe verantwortlich waren: Die
Ausarbeitung des Textbuchs (Hindemith betätigte sich
als sein eigener Librettist) bereitete unerwartet große
Mühe; außerdem hatte Wilhelm Furtwängler Ende 1933
wegen eines neuen Orchesterstücks angefragt.
Gleich der erste Satz der Mathis-Symphonie, Engel­
konzert überschrieben, offenbart die für Hindemith so
charakteristische Verbindung von Altem und Neuem.
In der langsamen Einleitung der sonatenhauptsatzähnlichen Architektur stimmen die Posaunen das Volkslied Es sungen drei Engel an. Die ihnen vorausgehenden, himmelwärts aufgetürmten Dreiklangschichtungen
aber bekunden eine moderne Auffassung von Harmonik,
changieren zwischen Dur und Moll. Restauration und
Evolution – diese beiden Pole bestimmen auch die weitere Faktur des Satzes. Nach der gemessenen Introduktion kommt es zu einer im schnellen Tempo gehaltenen
Exposition von drei Themen, die allerdings (im Gegensatz zu dem klar durchscheinenden klassischen Modell)
gleich nach ihrer Vorstellung polyphon verarbeitet werden. Das erste von ihnen, den hohen Streichern und der
Flöte überantwortet, gibt sich stürmisch-drängend. Das
zweite, in der Violine über dem orgelpunktartigen Fis
der Klarinette erklingend, tendiert zu einer lyrischen
Grundhaltung. Und das dritte setzt sich durch ein markantes Bewegungsprofil in Szene, dessen von der Flöte
gezeichnete Konturen stark hervortreten. Spurenelemente der Musikgeschichte finden sich auch im zweiten
Satz, Grablegung überschrieben. Barocke Melodik (wie
im scharf punktierten, zunächst von der Oboe gespielten zweiten Thema) und vor allem barocke Figuren künden von des Komponisten Respekt vor den Zeiten eines
Bach oder Händel: so die Pausen, die das einleitende
Thema stark durchsetzen, es brüchig erscheinen lassen
und an die Vergänglichkeit gemahnen; oder die zu Herzen gehenden Seufzermotive in den Schlusstakten des
Lamentos. Der Schlusssatz Versuchung des heiligen
Antonius erlaubt wegen seiner großen Dimensionen,
atmosphärische Strömungen breiter aufzufächern. Nach
einem rhapsodisch anmutenden Beginn, dessen Schlagzeuginterpunktionen förmlich auf der Haut zu spüren
sind, setzt ein Höllenritt im 9/8-Takt ein, bei dem sämtliche Register des Orchesters zur Geltung kommen.
Kaum ist er zum Stillstand gekommen, eröffnet die erste
Violine einen neuen Abschnitt: mit einem die Schmerzgrenze fast überschreitenden Dauertriller auf dem vierfach gestrichenen c. Ein Bacchanal folgt, bei dem die
Streicher im 3/4-Takt aufspielen. Zu triumphieren aber
vermag es nicht. Denn die gregorianische Melodie der
mittelalterlichen Sequenz Lauda Sion Salvatorem tritt
nun auf den Plan, besiegt die satanischen Mächte und
leitet zum prächtigen Alleluia der „Bläserorgel“ über.
Loblied auf die Violine
Korngolds 1945 geschriebenes Violinkonzert in D läutete die dritte Schaffensphase des Komponisten ein, in
der er sich wieder traditionellen Formmodellen zuwandte – ein Schritt, den er der Anregung des polnisch-jüdischen Geigers Bronisław Huberman verdankte, der 1935
das Palestine Orchestra gegründet hatte. Allerdings
starb Huberman 1947 im Alter von 65 Jahren, so dass
die Uraufführung von Jascha Heifetz übernommen wurde, begleitet vom St. Louis Orchestra unter Leitung von
Vladimir Golschman. Korngolds untrügliches Gespür für
den musikalischen Atem, den großen Bogen, kommt
gleich im Moderato nobile betitelten Einleitungssatz
zum Tragen, der unter der klaren Ägide der Solovioline steht. Einwürfe der Bläser und kontrapunktisch hinzutretende Linien sorgen für Farben und Lebendigkeit.
Wie häufig beim Typus des dreisätzigen Solokonzerts
ist der Mittelsatz auch hier eine Romance. Andante –
also ein liedhaftes Gebilde, deren elegischen Gesang die
Solovioline übernimmt, während das Orchester eine Art
Klangteppich bildet. Und auch im Finale, dem die Spielvorschrift Allegro vivace assai vorangestellt ist, hat die
Violine das Sagen. Hier aber zeigt sie sich mehr dem
Tanz und der Virtuosität verpflichtet, ja, verzaubert sie
mit einem magyarischen Flair, als habe Korngold an die
Kaiserzeit gemahnen wollen, an die der K.u.K.-Monarchie, deren kunstsinniger Sphäre er wesentliche Impulse
seines Lebens verdankte.
Paul Hindemith
Erich Wolfgang Korngold
Hans Heinz Stuckenschmidt,
über die Dreigroschenoper im
Vorwort zur Taschenpartitur
(1956):
„Als ich Weill 1927 in seiner Wohnung nahe dem
Charlottenburger Schloss
besuchte, lag frisch beschriebenes Notenpapier auf dem
Flügel. ‚Ich mache da etwas,
das Erfolg haben könnte’,
meinte er lächelnd mit traurigen Augen hinter den dicken
Brillengläsern. [...] Weill löste
die Aufgabe genial. Die Musik
ist volkstümlich, neu und stilistisch geschlossen. Nie wird
die Tradition der Oper belehnt.
Auch wo Fugen erklingen, denkt
man nur noch an Jahrmarkt,
Heilsarmee oder Leierkasten.
Stücke wie die Moritat von
Mackie Messer, die TangoBallade, die Seeräuberjenny, der
Kanonen-Song und das Lied von
der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens sind klassische
Beispiele einer neuen sozialen
Kunst.“
29
Donnerstag, 10.03.2011
6. Komm ins Offene, Freund! (Hölderlin-Fragment)
7. Epilog (Stephan Hermlin)
V36 19.30 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
PAUSE
„Durch die Nacht
zum Licht“
Johannes Brahms (1833-1897)
Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68
1. Un poco sostenuto – Allegro
2. Andante sostenuto
3. Un poco allegretto e grazioso
4. Adagio – Più andante – Allegro non troppo ma con brio
Gesang: Ulf Paulsen
Musikalische Leitung: Antony Hermus
Anhaltische Philharmonie Dessau
Kurt Weill (1900-1950)
Quodlibet op. 9, Suite aus der Pantomime:
Zaubernacht
1. Andante non troppo – Un poco leggiero e agitato –
Allegro molto – Andante
2. Molto vivace – Allegretto scherzando –
Stretta – Allegro non troppo
3. Un poco sostenuto – Andantino –
Alla marcia funebre
4. Molto agitato – Tempo di marcia – Molto vivo
Hanns Eisler (1898-1962)
Ernste Gesänge für Bariton und Streichorchester
Vorspiel und Spruch (Hölderlin)
1. Asyl (Hölderlin-Fragment)
2. Traurigkeit (Berthold Viertel)
3. Verzweiflung (Giacomo Leopardi)
4. An die Hoffnung (Hölderin-Fragment)
5. XX. Parteitag (nach einem Gedicht
von Helmut Richter)
Eine Kooperation mit dem
Anhaltischen Theater Dessau
Per aspera ad astra
Von Kurt Weills erster aufgeführter Bühnen-Komposition, der Ballett-Pantomime Zaubernacht, war – abgesehen von einer Konzertsuite – nur der Klavierauszug
erhalten, der für die Proben der Berliner Erstaufführung
am 18. November 1922 verwendet wurde. Die Partitur
ging verloren und die Stimmen waren verschollen, bis
sie vor sechs Jahren zufällig in der Yale Universität entdeckt wurden. Beim Musikfest Stuttgart wurde im September 2010 das Stück des jungen Weill erstmals nach
1922 in der originalen Gestalt wieder aufgeführt. Darin
geht es – ähnlich wie in Debussys „La Boîte à Joujoux“
– um einen Kindertraum: Sobald Jungen und Mädchen
eingeschlafen sind, kommt die Zauberin und läßt die
Spielsachen und Figuren der Märchen lebendig werden. In der viersätzigen Konzertsuite fasst er die Höhepunkte dieses Werkes zusammen und gibt ihm den Titel
GMD Antony Hermus | André Bücker | Oliver Proske | Gabriella Gilardi
Der Protagonist
oper von Kurt Weill
Der Bajazzo
[i Pagliacci ]
oper von
ruggero Leoncavallo
TickeTs und Termine: [0340] 2511 333 oder [0340] 2400 258
www.anhaltisches-theater.de
30
25.02.11 › 19:00 Uhr Großes Haus
05.03.11 › 17:00 Uhr Großes Haus
26.03.11 › 19:30 Uhr Großes Haus
16.04.11 › 17:00 Uhr Großes Haus
24.04.11 › 17:00 Uhr Großes Haus
28.05.11 › 19:30 Uhr Großes Haus
Quodlibet, was gleichbedeutend ist mit „wie es beliebt“.
Weill bringt mehrere eigenständige Liedteile gleichzeitig zum Erklingen und formt somit eine Orchestersuite
mit unterschiedlichen Satzcharakteren, die er seinem
Lehrer und Freund Albert Bing, dem 1. Kapellmeister
des Dessauer Friedrich-Theaters, widmete. Bing war es
auch, der das Werk im 5. Dessauer Abonnementkonzert
der Saison 1922/23 zur Uraufführung brachte. Nur ein
Kritiker fand lobende Worte für Weill, der aus Dessau
stammenden Meisterschüler Ferruccio Busonis. Ansonsten verhielt sich Zeitungsberichten zufolge das Publikum dem neuen Stück gegenüber reserviert. Zur Aufführung der Zaubernacht am Stuttgarter Theaterhaus
schrieb die Stuttgarter Zeitung: „Weill verwendet genial alle Möglichkeiten seiner Zeit, arbeitet mit atonalen
Passagen, lässt die Streicher in schönster Walzerseligkeit schluchzen, imitiert den Neoklassizismus, aber
auch die harmonischen Errungenschaften der Zweiten
Wiener Schule.“ Ein großer Erfolg, den das Kurt Weill
Fest in diesem Jahr wiederholt.
Kunst und Gesellschaft
Für den Kommunisten Hanns Eisler waren Kunst und
Gesellschaft nie zu trennen. „Wer nur etwas von Musik
versteht, versteht auch davon nichts“, war seine Devise. Gegen die „Dummheit in der Musik“ kämpfte er
Zeit seines Lebens – und zermürbte sich schließlich im
Kleinkrieg gegen den engen Kunstbegriff im „real existierenden Sozialismus“. Eislers Ernste Gesänge, die er
1961 komponierte, sind eine äußerst vielfältige LiedSammlung, die ebenso reich und widersprüchlich ist
wie seine Sicht der Wirklichkeit. Eisler wählte für seine acht Ernsten Gesänge Texte von Hölderlin, Berthold
Viertel, Giacomo Leopardi, Helmut Richter und Stephan
Hermlin sowie die Besetzung Bariton mit Streichorchester. Mit diesen Stücken realisiert Eisler etwas Einmaliges: Er benutzt in kleinsten Dosierungen durchweg die
Schönberg’sche Musiksprache. So kokettiert er mit der
Zwölftontechnik und wählt sich charakteristische Intervallgestalten für die einzelnen Stücke aus. Doch Eislers
Musiksprache ist zugleich von einer nirgends plump
gemeinten Sentimentalität bestimmt: gewiss Resultat
seiner eigenwilligen Auffassung von Tonalität, die deutlich von Brahms’schen Erfahrungen herrührt. Außerdem bricht er keineswegs mit seiner musikalischen
Vergangenheit, denn wer genau hinhört, findet den
ganzen Eisler wieder. Worin seine persönliche Hoffnung
bestand, versteht man am besten aus der Vortragsanweisung, die er seinen in düsteren Zeiten, kurz vor seinem Lebensende veröffentlichten Ernsten Gesängen
vorangestellt hat: „Der Sänger möge sich bemühen,
durchweg freundlich, höflich und leicht zu singen.“
Endlich!
Johannes Brahms war gewiss erleichtert, als er nach
jahrelanger Arbeit mit vielen Umarbeitungen, Verwerfungen und Korrekturen seine Erste Sinfonie freigab. Er
befreite sich damit von einem Problem, das zeitweise
wie ein Trauma auf ihm lastete: Wie kann man nach Ludwig van Beethoven noch eine vollgültige Sinfonie schreiben, in der die formale Anlage Beethovens übertroffen
und die unverwechselbare Handschrift ihres Schöpfers
offenbar wird? Erst in seinem 43. Lebensjahr gelang es
Brahms – nach mehreren abgebrochenen Versuchen
und fast fünfzehnjähriger Arbeit an diesem Werk – seine
Erste Sinfonie fertig zu stellen. Die lange Entstehungszeit der Komposition resultiert aus zwei einander bedin-
genden Umständen. Zum einen aus Brahms’ akribischer
und äußerst selbstkritischer Arbeitsweise, deretwegen
er viele seiner Frühwerke vernichtet hat. Zum anderen aus der durch Freunde und Öffentlichkeit genährten Erwartungshaltung. Geprägt ist das Werk nicht nur
von der Auseinandersetzung mit Beethoven, was sich
etwa in Orchesterbesetzung, zeitlicher Dimension, der
Wahl der von dem Wiener Klassiker gerne verwendeten
Tonart c-Moll und auch in thematischen Anlehnungen
zeigt. So orientiert sich die Erste Sinfonie konkret an der
Fünften von Beethoven, die ebenfalls in c-Moll steht.
In Brahms’ Werk von 1876 spielt sich primär eine wichtige emotionale Änderung im musikalischen Ausdruck
ab. So beginnt die Sinfonie mit dem von Anfang an dramatisch, sorgenerfüllten ersten Satz in c-Moll, anschließend entwickelt sie sich weiter durch die Ruhe des zweiten Satzes über das pulsierende Allegretto in Satz drei
hin zum lösenden vierten Part der Komposition. Dieser
Prozess ist treffend mit der Formel per aspera ad astra
zu beschreiben, besonders in Bezug auf das chromatisch
ansteigende Motiv, welches Brahms’ Biograph Max Kalbeck als „Schicksalsmotiv“ bezeichnete. Die Uraufführung in Karlsruhe wurde zu einem der größten Triumphe
in der Laufbahn des Komponisten. Die hoch gespannte
Erwartung der musikalischen Welt war erfüllt. Brahms
selbst hielt dazu fest: „Das Orchester hat mit einer Wollust geübt und gespielt und mich gelobt, wie es mir noch
nicht passiert ist.“ Doch auch kritische Töne waren zu
hören, die sich zum Teil auf thematische Unklarheiten,
aber auch auf Orchestrierungsfragen beziehen. Wenige Wochen später wurde das Werk aber in Wien gefeiert und bereits ein Jahr später folgte die Zweite Sinfonie
in D-Dur.
Anhaltische Philharmonie Dessau
Johannes Brahms an seinen
Freund Hermann Levi
„Ich werde nie eine Symphonie
komponieren! Du hast keinen
Begriff davon, wie es unsereinem
zu Mute ist, wenn er immer so
einen Riesen hinter sich marschieren hört“
Anhaltisches Theater Dessau
Weitere Veranstaltung
Freitag, 11.03.2011
V40 19.30 Uhr, Konzert im
Anhaltischen Theater Dessau
31
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Freitag, 04.03.2011
Renaud Garcia-Fons
V22 22.00 Uhr, Konzert im Bauhaus Dessau
„Die Abenteuer des
Prinzen Achmed“
u r Au f f ü h r u n G
Auftragsvergabe einer Neukomposition zum
Silhouettenfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“
Komposition: Renaud Garcia-Fons (*1962)
Film: Lotte Reiniger
Idee und Konzeption: Wilfried Schaus-Sahm
5-saitiger Kontrabass: Renaud Garcia-Fons
Bansuri und Bassflöte: Henri Tournier
Marimbaphon: Franck Tortiller
Orientalische Perkussion: Bruno Caillat
Laute, persische Târ: Claire Antonini
Akkordeon: David Venitucci
Techniker: Roman Frydman
Eine Auftragskomposition der Kurt­Weill­Gesellschaft e.V.
Eine Kooperation mit dem Bauhaus Dessau.
Die Aufführung wird gefördert durch die Kunststiftung
des Landes Sachsen­Anhalt und die Kloster Bergesche
Stiftung.
Mit freundlicher Unterstützung des
Ingenieurbüro R. A. Patt GmbH
Ein unerhörtes Unterfangen
Als der jüdische Bankier Louis Hagen die vierundzwanzigjährige Lotte Reiniger 1923 auf die Idee bringt,
einen abendfüllenden Film in Silhouettentechnik herzustellen, ist dies für damalige Verhältnisse „ein unerhörtes Unterfangen“, wie sie 1971 schreibt. Reiniger
hat bis zu diesem Zeitpunkt nur zehnminütige Kurzfilme gedreht, begibt sich aber, großzügig finanziell
unterstützt von Hagen, mit ihrem Team an die Arbeit.
In dreijähriger Detailarbeit entsteht so, mehr als zehn
Jahre vor dem ersten Disney-Film, der erste abendfüllende Animationsfilm der Geschichte: Die Abenteuer
des Prinzen Achmed.
Reiniger selbst verfolgte zunächst ihren Plan, Schauspielerin zu werden; fasziniert von der chinesischen
Kunst des Silhouettenspiels hatte sie jedoch schon als
Jugendliche die Scherenschnitttechnik perfektioniert,
Vorspänne zu Filmen geschaffen und 1919 sogar ihren
ersten Kurzfilm Ornament des verliebten Herzens herausgebracht. Anfang der 1920er Jahre betrat sie die Berliner Literatur- und Künstlerszene, 1928 konnte sie Paul
Dessau, Kurt Weill und Paul Hindemith zur Mitarbeit
an Dr. Doolittle und seine Tiere gewinnen, 1936 schrieb
Benjamin Britten die Musik zu The Tocher. Und selbst
Bertolt Brecht suchte die Kooperation mit Reiniger, als
er zu seinem Stück Der Kaffeesackschmeißer eine Trickszene plante – eine Zusammenarbeit, die jedoch durch
Hitlers Machtergreifung verhindert wurde. Später setzte die Künstlerin Mozarts Musik mit ihren animierten
Scherenschnitten in Szene, 1931 entsteht Zehn Minu­
ten Mozart, 1936 Papageno als erster farbiger Silhouettenfilm und schließlich 1973 die Zauberflöte für große
Schattenbühne.
Tausendundeine Nacht aus Karton
Doch zurück zur Arbeit an Prinz Achmed. Die Geschichte, ebenfalls aus der Feder der jungen Lotte Reiniger
und gefüllt mit bekannten Motiven aus Tausendund­
einer Nacht, ist schnell erzählt: Der böse afrikanische
Zauberer hat sich unsterblich in Dinarsade, die Tochter
des Kalifen, verliebt. Er schafft ein fliegendes Zauberpferd, mit dem er den Kalifen stark beeindruckt, und als
Belohnung wird ihm gestattet, was immer ihm beliebt
aus den Kostbarkeiten des Kalifen zu wählen. Natürlich
wünscht er sich Dinarsade zur Frau. Ihrem Bruder Achmed ist dies unerträglich. Er verlangt, das Zauberpferd
zunächst zu testen, und fliegt mit ihm in die Höhe.
Jedoch gelingt es ihm erst nach einem sehr langen Flug,
den Absinkmechanismus zu finden. So landet er auf der
geheimnisvollen Zauberinsel Wak Wak. Dort verliebt er
sich unsterblich in die schöne Fee Pari Banu und fliegt
mit ihr ins ferne China, wo sie jedoch vom afrikanischen Zauberer entführt wird, der ihnen gefolgt ist und
sie dem chinesischen Kaiser als Sklavin verkaufen will.
Achmed muss nun einige Prüfungen bestehen, gegen
Dämonen und den bösen Zauberer kämpfen, um Pari
Banu mit der Hilfe von Aladin und dessen Zauberlampe zu sich zurückzuholen und an den Hof seines Vaters
heimzukehren.
Reiniger arbeitete von 1923 bis 1926 mit ihrem fünfköpfigen Team an Prinz Achmed. Während ihr Mann
Claus Koch die Aufnahmeleitung innehatte, schnitt Lot-
Lotte Reiniger (1969)
„Ich habe keine bestimmte Idee
vom Publikum; ich arbeite sehr
gerne für Kinder, weil sie ein
kritisches und sehr dankbares
Publikum sind. Es hat sich immer
herausgestellt, dass die Filme,
in denen ich mich auf meinem
eigensten Gebiet bewegte, dass
diese Filme es sind, die den größten Erfolg haben, weil mir das
am besten lag. Ich habe immer
nur das gebracht, was ich am
besten konnte.“
Weitere Veranstaltungen
Samstag, 05.03.2011
V23 11.00 Uhr, Familienkonzert im
Bauhaus Dessau
V28 22.00 Uhr, Konzert im
Bauhaus Dessau
33
Gestaltete Träume
im Gartenreich Dessau-Wörlitz
Das Gartenreich Dessau-Wörlitz entstand im ehemaligen Kleinstaat Anhalt-Dessau während der letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts. Aus den Ideen der Aufklärung und im Bemühen um
»Landesverschönerung« erwachsen, vereinigen sich in dieser
Kulturlandschaft von 145 km2 Parkanlagen, Schlösser und
zahlreiche andere Bauwerke zu einzigartigen Ensembles. Der
Landschaftsgarten, Klassizismus und Neugotik erfuhren hier
eine in Deutschland sehr frühe Ausprägung. – Erleben und genießen Sie gestaltete Träume im Gartenreich Dessau-Wörlitz.
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Kulturstiftung
DessauWörlitz
te Reiniger selbst die mehr als 80.000 Einzelbilder, die
für den Film nötig waren und alle mit der für sie berühmten Scherenschnitttechnik aus schwarzem Karton gefertigt werden mussten. Kopf, Arme und Beine der Figuren
wurden mit Drähten beweglich gemacht, danach nahm
man die Figuren über einer von unten beleuchteten
Glasplatte Bild für Bild auf, was pro Sekunde mindestens 24 Bilder bedeutete. Reiniger selbst verschob die
Figuren von Aufnahme zu Aufnahme manuell, auch
Stop-Motion-Verfahren genannt, und animierte so den
Film. Die Hintergründe zeichnete Walter Ruttmann, der
später mit Berlin – Die Sinfonie der Großstadt für Furore sorgte und die Bewegungen für Geisterkämpfe und
feuerspeiende Berge schuf, während der Experimentalfilmer Berthold Bartosch die Erfindung der animierten
Wellenbewegung für sich verbuchen konnte – eine der
berühmtesten Szenen aus Prinz Achmed und eine spektakuläre Neuheit für damalige Verhältnisse. Zum Team
gehörte ebenfalls Wolfgang Zeller, späterer Komponist der Filmmusik von Propagandawerken wie Jud Süß
(1940) oder dem Dokumentarfilm Serengeti darf nicht
sterben (1959). Er schrieb die Musik zu Prinz Achmed, zu
der Reiniger die Bewegungen der Figuren so aufzunehmen versuchte, dass sie zum Rhythmus der Musik passten, um einen synchronen Effekt zu erzeugen.
Zaubernde Hände
Obwohl die Reaktion auf die Uraufführung beim Berliner Publikum zunächst verhalten ausfiel, wurde der
Film von den zeitgenössischen Kritikern hoch gelobt.
So kommentierte der „Vorwärts“, das Partei-Organ
der SPD, im Jahr 1926: „Der Geist des Märchens in der
filmischen Bilderfolge ist aufs glücklichste neu geboren“. Und Jean Renoir jubelte: „Ein Meisterwerk! Sie
[Lotte Reiniger] wurde mit zaubernden Händen geboren!“ In den Wirren des Zweiten Weltkriegs ging jedoch
das Negativ des Films verloren. Erst 1989 gelang es im
Deutschen Filmmuseum Frankfurt, den Film zu restaurieren. Man verwendete dafür ein Negativ, das 1954
vom Finanzier Louis Hagen in London aus dem einzig
erhaltenen Filmpositiv hergestellt worden war. Am 100.
Geburtstag von Lotte Reiniger stellte man erfolgreich
eine neue Kopie her, die um weitere originale Zwischentitel ergänzt wurde und Reinigers Einteilung in fünf Akte
berücksichtigt.
Im Rahmen der Beschäftigung mit Kurt Weills Schaffensperiode in Berlin hat das Kurt Weill Fest 2011 daher eine
Neukomposition der Filmmusik bei Renaud Garcia-Fons
in Auftrag gegeben. Der Komponist studierte zunächst
Kontrabass beim syrischen Bassisten Francois Rabbath,
der ihn im Hinblick auf orientalische Musik nachhaltig
beeinflusste. So fühlt sich Garcia-Fons, der den Kontrabass mit einer fünften Saite versah, um ihn als Soloinstrument nutzen zu können, der Flamenco-Tradition, aber
auch dem Jazz, der Klassik und der Weltmusik verbunden.
Folglich besetzt er auch das Ensemble seiner Filmmusik
für Reinigers Film Die Abenteuer des Prinzen Achmed mit
orientalischen Instrumenten wie Târ oder Bansuri.
Samstag, 05.03.2011
V23 11.00 Uhr, Familienkonzert im Bauhaus Dessau
„Die Abenteuer des Prinzen Achmed“
WMEILI LIELN
FA
KO N Z E RT
In der Kindervorstellung „Die Abenteuer des Prinzen
Achmed“ findet nur die Filmvorführung statt – natürlich mit der Live-Musik von Renaud Garcia-Fons und seinem Ensemble.
35
Samstag, 26.02.2011
V5 19.00 Uhr, Musikalische Comedy in der
Marienkirche Dessau
„Die besten Liebhaber
der Welt“
Bidla Buh
Gesang und gestopfte Trompete: Hans Torge Bollert
Gitarre und Refraingesang: Olaf Klindtwort
Schlagwerk und Effekte: Jan-Frederick Behrend
Udo Jürgens (*1934)
Aber bitte mit Sahne
Ralph Arthur Roberts (1884-1940)
Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
Theo Mackeben (1897-1953)
Bel ami
Ralph Maria Siegel (*1945)
Caprifischer
Sören Sieg (*1966)
Das Schwein
Der Türsteher
Der YetiText
Die Made
Sportfreunde Stiller (gegr. 1996)
Hausmeister
Lothar Brühne (1900-1958)
Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau`n
Fred Raymond (1900-1954)
Ich hab’ das Fräul`n Helen baden sehen
Glenn Miller (1904-1944)
In the Mood
PAUSE
Robert Sherman (*1925) & Richard Sherman (*1928)
Jetzt wird’s tierisch gut
Jan-Frederick Behrend & Bidla Buh
Kaktus goes Rap
Hans Torge Bollert & Bidla Buh
Kaktus rockt
Olaf Klindtwort & Bidla Buh
Kaktus in Rom
Bidla Buh
Kaktus in Russland
Olaf Klindtwort & Bidla Buh
Kaktus in Spanien
Max Raabe (*1962)
Kein Schwein ruft mich an
Peter Reisfeld & Albrecht Marcuse
Mein kleiner grüner Kaktus
Sören Sieg
Mein Nachbarhund
Musikerzoo
Olaf Klindtwort
Pfeiflied
Mikis Theodorakis (*1925) & Michel Mikis
Zorba the Greek: Theme
Bidla Buh
Tischmusik
Mustafa Gündoğdu (*1966) & Errol Rennalls
Sexbomb
Bill Haley (1925-1981)
Rund um de Clock
Die besten Liebhaber der Welt
Die drei Herren, die das so ungeniert von sich behaupten, sind Hamburger Musiker, die ihrem Trio den ganz
unhanseatisch klingenden Namen Bidla Buh gegeben
haben. So stammt er denn auch aus der Feder des
Österreichers Georg Kreisler, in dessen Bidla Buh­Lied
ein Mann stets seine Geliebten umbringt, bevor die Liebe vergeht.
Für Hans Torge Bollert, Olaf Klindtwort und Jan-Frederick Behrend spiegelt dieser Titel „die Leidenschaft
für die Welt der Liebe, der Ironie und des sympathischen Wahnsinns“ wider.
Anfangs interpretierten die drei Hamburger die Lieder
der 1920er und 1930er Jahre im Stil der damaligen Zeit.
Doch schon bald entdeckten sie, welche Möglichkeiten dieser schier unerschöpflich scheinende Fundus an
Grammophon-Klassikern darüber hinaus bietet. Noch
immer stilvoll in Lackschuhen, Frack und roter Rose am
Revers gekleidet, werden nun Rock- und Popsongs in
nostalgisches Liedgut umgewandelt und umgekehrt.
Aus Bill Haleys Rock Around the Clock wird Rund um de
Clock, aus Alexis Zorbas ein teutonischer Sirtaki-Tanz,
und selbst Der kleine grüne Kaktus bleibt von der Parodie nicht verschont: Er tourt durch Rom, Russland und
Spanien und wird sogar gerappt und gerockt.
Die drei Musiker beherrschen nicht nur ihre Instrumente virtuos, sondern ebenso Besteck, Teller und Töpfe oder auch Besen. Und wenn es dem Umstand angemessen erscheint, so wenn von dem tragischen Tod
einer Made berichtet wird (Heinz Erhard hätte seine
helle Freude daran gehabt), dann singen sie auch perfekt a cappella.
Ob nun Hans Torge Bollert, Olaf Klindtwort und JanFrederick Behrend die besten Liebhaber der Welt sind
oder nicht, sie sind einfach herrlich komisch bis ironisch
und ein bisschen wahnsinnig und wahnsinnig sympathisch.
Bidla Buh ist Musik-Comedy vom Feinsten – das beweisen schon die zahlreichen Kleinkunstpreise der letzten
Jahre. Aber überzeugen Sie sich selbst.
Redaktions-Tipp
Bidla Buh
Fracksausen (2006)
Eigenproduktion von Bidla Buh
Mit freundlicher Unterstützung der
Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt
37
Samstag, 26.02.2011
V7 22.00 Uhr, Konzert im Alten Theater Dessau
Little Annie &
Baby Dee
„Berlin – New York und zurück“
Gesang: Little Annie
Klavier: Baby Dee
Annie Bandez & Paul Wallfisch
Suitcase full of Secrets
Annie Bandez & Dee Norris (*1953)
Gown of Tears
Angels gone before
Annie Bandez & Paul Wallfisch
Because you’re gone Song
In the Barwomb
Dee Norris
Dance of diminishing Possibilities
Mark Knopfler (*1949)
Private Dancer
Jacques Brel (1929-1978)
If you go away
Stevie Wonder (*1950)
I never dreamed you’de leave in Summer
Charles Aznavour (*1924)
Yesterday when I was young
Eine Kooperation mit dem Beatclub Dessau
Weitere Veranstaltung
Sonntag, 27.02.2011
V7a 19.30 Uhr, Zusatzkonzert im
Alten Theater Dessau
Little Annie (links)
Baby Dee (rechts)
38
Klang, Farbe, Performance:
ein Gesamtkunstwerk!
Kurt Weill; das Bauhaus und die Idee des Gesamtkunstwerks; das Bauhaus und Lehrer wie Paul Klee
oder Wassily Kandinsky, die sich brennend für Musik
interessierten; Lyonel Feininger, der Maler, der Fugen
komponierte – wer würde besser ins Konzept der Dessauer Moderne passen als die amerikanische Künstlerin
Little Annie. Sie hat als Malerin Erfolg, ihre Bilder sind
in renommierten Galerien zu sehen. Aber einordnen
kann man sie nicht. U oder E? Diese buchhalterische
Frage belastet nicht nur das Werk Weills, sondern auch
das bildnerische Œuvre von Little Annie. Hier mutet es
folkloristisch-indianisch an, dort lässt es an Frida Kahlo
denken. Und manchem Betrachter ihrer Bilder steigen Assoziationen an die klassische Ikonenmalerei auf
– nicht zuletzt, weil Little Annie religiöse Figuren wie
Madonnen oder Engel oder Christus „zitiert“.
Allumfassend, Grenzen negierend ist aber auch die
Sängerin und Komponistin Little Annie, die man hier
allenfalls mit Schlagworten verorten kann: Punk, Elektronik, Post-Industrial „and so on“. Aber sie hat auch
einen Draht zu den Klassikern ihres Metiers, zu Jacques Brel und seinem unvergesslichen Ne me quitter
pas, zu Charles Aznavour, dem Zögling der Edith Piaf,
oder zu Tina Turner, der mehrfachen Grammy-Preisträgerin. Nach Dessau kommt Little Annie mit der Pianistin, Harfenistin und Songwriterin Baby Dee, eine der
schillernsten Live-Performerinnen in der ohnehin farbenfrohen Musikwelt. Nicht von ungefähr bezeichnete
sie der britische Guardian als „Reinkarnation von Lotte Lenya“. Die Wandlungsfähigkeit der beiden Künstlerinnen garantiert im Alten Theater ein Notturno mit
Quantensprüngen: vom Berlin der 1920er zum New
York der 1970er Jahre, von der Welt des Kabaretts bis
zur Kunst des Soul – eine Performance, in der ein farbiges Vexierspiel aus Licht, Bildern und Dekoration (wie
könnte es bei einer Malerin anders sein) auch für visuelle Reize sorgt.
Das Konzert mit Little Annie und Baby Dee wird am
26.02.2011 mitgeschnitten und kann unmittelbar nach
dem Konzert käuflich erworben werden. Die hochwertige CD im Farbcover kostet € 15,00 und wird auf 99 Stücke limitiert. Restexemplare können beim Zusatzkonzert am 27.02.2011 erworben werden.
Zudem hat Little Annie, die neben ihrer Profession als
Musikerin auch als Malerin tätig ist, ein Bild zu ihrem
Engagement zum Kurt Weill Fest gemalt. Auch dieses
ist in streng limitierter Auflage, gedruckt auf hochwertigem Papier und signiert von der Künstlerin, an beiden
Abenden erhältlich.
Sonntag, 27.02.2011
Mittwoch, 02.03.2011
V12 20.00 Uhr, Chansons im
Kurt Weill Zentrum / Haus Feininger
V14 20.00 Uhr, Jazz in der
Gründerzeitvilla Krötenhof
„Gesang zwischen
den Stühlen“
„Spring in Berlin“
Chansons von Edmund Nick
nach Texten von Erich Kästner
Gesang: Anna Haentjens Klavier: Sven Selle
Edmund Nick (1891-1974)
Fahrt in die Welt
Existenz im Wiederholungsfalle
Marschlied 1945
Staat und Individuum
Glückwunsch eines Enfant terrible
Frage an das eigene Herz
Die Jugend hat das Wort
Der Kümmerer
Auf dem Nachhauseweg
PAUSE
Herbstlied (Herbst auf der ganzen Linie)
Das Spielzeuglied
Das Lied vom Warten
Tangoliedchen (Ja, das mit der Liebe)
Die lustige Witwe
Die Vertreibung in das Paradies
aus „Die 13 Monate“:
Der Februar / Der März / Der Juni
Strauss und von Hofmannsthal, Mozart und da Ponte – Autorengespanne, die man als glückliche Fügung
bezeichnen darf, verdankt die Nachwelt ihnen doch
Weltliteratur. Die Begegnung von Edmund Nick und
Erich Kästner ist ähnlich gelagert, schufen sie in ihrem
Bereich, dem des (Kabarett-)Chansons, doch auch
Meisterwerke. Sie lernten sich in Breslau kennen. Nick,
der in Wien Jura, aber auch Musik studiert hatte, arbeitete damals als Künstlerischer Leiter der Schlesischen
Funkstunde. Der gelernte Historiker Kästner, den es
nach Berlin verschlug, legte dem Komponisten Ende
der 1920er Jahre ein Hörspielskript vor, das bald von
sich reden machen sollte: Leben in dieser Zeit. Nick war
spontan begeistert, ihm sagte die neuartige Großform
zu, diese Mischung aus Chanson, gesprochenem Text
und Chorsätzen. Und auch der Plot gefiel ihm, behandelte er doch das Leben eines durchschnittlichen Großstadtmenschen, eines Kurt Schmidt genannten Otto
Normalverbrauchers, der sich mit den „Errungenschaften“ der Moderne auseinander setzen muss. Dennoch
dachte Nick zunächst nicht daran, Kästners Hörspiel
zu vertonen. Man ließ vielmehr bei Kurt Weill anfragen, dessen Dreigroschenoper gerade für Furore sorgte. Der schwer Beschäftigte retounierte indes: „Nick,
machen Sie das doch!“ So leitete Weill eine Künstlerfreundschaft ein, die ausgehend von dem Sensationserfolg Leben in dieser Zeit Jahrzehnte lang währte, bis
in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Kästner
gemeinsam mit Nick in München ein Kabarett gründete: genannt Die Schaubude.
Maria Baptist Trio
Klavier: Maria Baptist
Bass: Andreas Henze Schlagzeug: Michael Kersting
Maria Baptist (*1971)
Foreign Town
Spring in Berlin
Kurt Weill (1900-1950)
My Ship
Speak Low
Maria Baptist
Daydream
Fuge for Jazztrio
Anna Haentjens
PAUSE
Maria Baptist
Blue Hour
Sign of the Zodiak
Loving Sunset
Music for my Trio Part 2
Linger
Change of Seasons
„Die Fassaden der Häuser waren ungepflegt, seit 1914
hatte nur ein einziges Gebäude, die britische Botschaft,
einen neuen Anstrich erhalten. 1920 ging man von der
Voraussetzung aus, dass alles gestohlen wurde, was nicht
niet- und nagelfest war. Selbst in Cafés musste man den
Kaffee mit einem Glasstäbchen umrühren, weil die Deutschen, die dort zu Besuch weilten, die Löffel stahlen.“ So
beschreibt Ferruccio Busonis Biograf Edward Dent die
Verhältnisse im Berlin der Nachkriegsjahre, in das Kurt
Weill Ende 1918 zieht, um an der dortigen Hochschule Komposition bei Engelbert Humperdinck zu studieren.
Nach einem Semester verlässt der junge Kurt Weill
jedoch die Berliner Musikhochschule und damit die Großstadt. Er muss helfen, seine Familie als Korrepetitor in
seiner Heimatstadt Dessau zu ernähren. Als er im Herbst
1920 erfährt, dass in Berlin nun Ferruccio Busoni Komposition unterrichtet, bewirbt er sich erneut und wird in dessen Meisterklasse aufgenommen. In den folgenden Jahren wird Weill Teil der Berliner Künstlerszene, verkehrt im
Romanischen Café, tritt in die Novembergruppe ein und
arbeitet mit Größen wie Georg Kaiser, Yvan Goll oder Bertolt Brecht zusammen. Die boomende Großstadt Berlin
der 1920er konnte somit für Weill den idealen Schmelztiegel unterschiedlicher Einflüsse bieten, die es brauchte,
um das Musiktheater zu revolutionieren und die Formen
des institutionalisierten Bühnenbetriebs aufzubrechen.
Die Jazzpianistin und Komponistin Maria Baptist wurde in ähnlicher Weise beeinflusst: Nach ihrer Kindheit in
Berlin und dem Beginn des Klavierstudiums an der Berliner Musikhochschule, ergriff sie nach dem Mauerfall
die Gelegenheit, nach New York zu ziehen. Wie Weill inspirierten und prägten sie beide Städte in ihrem Stil. Auf
ihrem Konzeptalbum Spring in Berlin spürt Maria Baptist
nun allen Facetten der Großstadt nach – angefangen von
leichtem Swing bis zu melancholischen Balladen.
Maria Baptist
39
Samstag, 05.03.2011
V26 20.00 Uhr, Konzert im
AUDI Terminal Otto Grimm in Bitterfeld- Wolfen
„Kurt goes Tango“
Tango Fusión
Bandoneón: Lothar Hensel
Violine: Dragan Radosavievich
Violoncello: Ulf Borgwardt
Kontrabass: Oliver Potratz
Mit Werken u.a. von Weill, Piazzolla, Salgán,
Rodriguez und Hensel
Mit freundlicher Unterstützung von AUDI Terminal
Otto Grimm GmbH & Co. KG Bitterfeld-Wolfen
der Klassiker wie A Fuego Lento und Don Agustin Bardi
schuf. Den auf diese Weise entstandenen Bearbeitungen
stellt das Ensemble traditionelle argentinische Tangos
gegenüber. So schlägt es, wie die Frankfurter Rundschau
kommentierte, „eine Brücke zwischen den Metropolen
Berlin und Buenos Aires und damit zwischen lateinamerikanischem und europäischem Musikempfinden.“
Eine solche Brücke verkörpert Lothar Hensel, der Bandoneónspieler des Ensembles, in persona. Nicht nur, weil
er in Buenos Aires und Paris bei berühmten Tangomusikern studiert hat, sondern auch, weil er vom Niederrhein
stammt, der Heimat von Heinrich Band, dem Erfinder
des Knopfakkordeons. Liegt Hensel, dem fulminanten
Virtuosen, das Bandoneónspiel also gewissermaßen in
den Genen?
Jedenfalls jubelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Geschickt huschten seine Finger über die unzähligen
Knöpfe des Bandoneóns. Mal rhythmisch stark akzentuiert und schnell, dann wieder geheimnisvoll ruhig entführte sein Spiel die Zuhörer in südamerikanische Gefilde.“
ISBN
978-93
0388-4
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Wäre er in Indien eingewandert und nicht in die Vereinigten Staaten von Amerika, hätte er, wie ich fest glaube, wundervolle indische Musik geschrieben (…). Darum
kann Deutschland Weill als Deutschen, Frankreich ihn als
Franzosen, Amerika ihn als Amerikaner und ich ihn als
Schwarzen ausgeben.“ Die Äußerung stammt von dem
amerikanischen Dichter Langston Hughes, der die Songtexte zu Kurt Weills Street Scene schrieb.
Kurt Weill ist zwar nicht nach Argentinien eingewandert, ein Tango entstammt aber doch seiner Feder: You­
kali, 1934 im französischen Exil entstanden. Und in viele
andere seiner Werke sind Tangorhythmen eingeflossen.
Der Name ist Programm: Das Ensemble „Tango Fusíon“,
ein Kammermusikquartett, hat sich ganz dem Tango verschrieben und wie übereinstimmend geurteilt wird: ins
21. Jahrhundert geholt.
Für ihr Programm haben die vier Musiker einerseits
nicht-traditionelle Tangos auf ihre Besetzung zuschneiden lassen: Stücke von Kurt Weill, von Astor Piazolla, dem
Begründer des Tango Nuevo, oder von Horacio Salgán,
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Mittwoch, 09.03.2011
Redaktions-Tipps
V32 20.00 Uhr, Konzert in der
Halle des Elbe-Werks Roßlau
Nils Landgren .
Funk Unit
Licence to Funk
ACT 9455-2
„Wollny & Landgren“
Klavier: Michael Wollny Posaune: Nils Landgren
Nils Landgren &
Joe Sample
Creole Love Call
ACT 9707-2
Der Jazz ist für Kurt Weill ein wichtiger Bestandteil
seines kompositorischen Schaffens gewesen. Daher
ist er ein fester Bestandteil beim Kurt Weill Fest und in
mehreren Programmen vertreten, so auch bei Wollny
& Landgren. Doch dieses Programm ist ein wahrhaftes
Überraschungspaket. Nicht was die Qualität der Musiker anbelangt, die ist unbestritten. Doch was Sie, das
Publikum, zu hören bekommen werden, wissen nicht
einmal die Musiker selbst.
Als sich Nils Landgren und Michael Wollny begegneten, war ihnen schnell klar, dass sie etwas gemeinsam
machen wollen. Und in diesem Fall konnte das Vorhaben tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, da der
eine nicht gerade auf Tournee war, als der andere Zeit
hatte, und umgekehrt.
Der schwedische Posaunist und Sänger Nils Landgren (sein Markenzeichen: eine metallic-rote Posaune) ist einer der erfolgreichsten europäischen Jazzmusiker. 1992 gründete er die „Nils Landgren Unit“, die
er mittlerweile, passend zum Stil der Musik, in „Nils
Landgren Funk Unit“ unbenannt hat. Und ob als festes
Mitglied der NDR Bigband, ob als Festival-Organisator
oder künstlerischer Leiter des Berliner Jazzfests, ob
in Zusammenarbeit mit dem Jazz-Musiker Joe Sample oder bei seinen Weihnachtskonzerten, in denen er
sein Publikum mit Weihnachtsliedern vom Mittelalter
bis zur Gegenwart in Stimmung bringt: Wenn jemand
dem europäischen Jazz Herz, Stimme und Hirn verleiht, dann er.
Die musikalische Prägung des Pianisten Michael
Wollny ist eindeutig europäisch. Johann Sebastian
Bach, Franz Schubert, die deutsche Romantik und
der französische Komponist Olivier Messiaen haben
ihn ebenso beeinflusst wie die Musik von der anderen
Seite des Atlantiks. Seine Hinwendung zum Jazz fand
Nils Landgren
Sentimental Journey
ACT 9409-2
Nils Landgren
Funk Unit
Funky ABBA
ACT 9430-2
Nils Landgren
Christmas with my Friends
ACT 9454-2
Nils Landgren
Christmas with my Friends, II
ACT 9476-2
Michael Wollny
Michael Wollny's
Wunderkammer
Act 9487-2
Michael Wollny
Piano Works VII: Hexentanz
Act 9756-2
www.nilslandgren.com
www.michael-wollny.de
42
jedoch schon während des Studiums an der Hochschule für Musik in Würzburg statt, das er 1997 begann.
Dort nahm er Unterricht bei dem Jazzmusiker Chris
Beier. Zudem waren zwei weitere Jazz-Pianisten seine Lehrer: der Brite John Taylor und der Amerikaner
Walter Norris. Und bereits 1998 wurde er Mitglied im
Bundesjazzorchester, dem er bis 2002 angehörte. Seit
2003 sammelt Michael Wollny Preise ein, und sein erstes Soloalbum, das 2007 unter dem Titel Hexentanz
erschien, wurde von der Kritik sehr gelobt.
Die Improvisation gehört zum Jazz, also lassen Sie
sich von diesen beiden hervorragenden Musikern überraschen.
Mittwoch, 09.03.2011
V33 20.00 Uhr, Konzert im
Zeughaus Lutherstadt Wittenberg
„Ballads of Good Life“
Rezitation: Frank Dukowski
Pindakaas Saxophon Quartett
Sopran- und Altsaxophon: Marcin Langer
Altsaxophon: Guido Grospietsch
Tenorsaxophon: Anja Heix
Baritonsaxophon: Matthias Schröder
Kurt Weill (1900-1950)
Ouvertüre / Anstatt-dass-Song /
Die Ballade vom angenehmen Leben
Bertolt Brecht (1898-1956)
Texte aus der Dreigroschenoper
Kurt Tucholsky (1890-1935)
Proteste gegen die Dreigroschenoper
Kurt Weill
Polly’s Lied / Tango-Ballade
Heinz Liepmann (1905-1966)
Hamburg in der Nacht des Reichstagsbrandes
Kurt Weill
Kanonen-Song / Kurt Tucholsky / Joebbels
Werner R. Heymann (1896-1961)
Ein Freund, ein guter Freund
Roger Fernay (1905-1983)
Youkali
Kurt Weill
Youkali. Tango habañera
Hermann Hesse (1877-1962)
Nachts in der Kabine
Franz Kafka (1883-1924)
Amerika (Auszüge)
Kurt Weill
Alabama Song
PAUSE
Igor Strawinsky (1882-1971)
Tango (1940)
Astor Piazzolla (1921-92)
Erinnerungen – New York, New York (Auszüge) /
Milonga Picaresque
Klaus Mann (1906-1949)
Denk ich an Deutschland (Auszug)
Astor Piazzolla
Oblivion / Libertango
Rose Ausländer (1901-1988)
Ein Tag im Exil / Niemand
Kurt Weill
Lost in the Stars / Die Moritat von Mackie Messer /
Dreigroschen-Finale
Alfred Döblin (1878-1957)
Schicksalsreise
Erich Kästner (1899-1974)
In memoriam memoriae / Kurt Weill / Choral
Exil und Freiheit
„Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab:
Emigranten. / Dass heißt doch Auswanderer. Aber wir
/ Wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluss /
Wählend ein anderes Land. Wanderten wir doch auch
nicht / Ein in ein Land, dort zu bleiben, womöglich für
immer. / Sondern wir flohen.“ Zeilen aus Bertolt Brechts
Gedicht Über die Bezeichnung Emigranten von 1937.
Die Liste der Exilanten, die Brechts Schicksal teilen und
vor den Nationalsozialisten flüchten, ist lang: Thomas
Mann sucht 1933 zunächst in der Schweiz Zuflucht, Igor
Strawinsky emigriert nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten nach Frankreich in die USA, und auch Arnold
Schönberg begibt sich 1933 – nach einem Zwischenstopp
in Paris – ins amerikanische Exil.
Schon Ende der 1920er Jahre gehen Kurt Weills Emigration aus Deutschland Anfeindungen nationalsozialistischer Gruppierungen voraus. Immer wieder kommt
es bei Aufführungen seiner Werke zu massiven Störungen. Im Zuge der Uraufführung seiner Oper Die Bürg­
schaft von 1932 beispielsweise wird Weill als jüdischer
Komponist von der rechten Presse geschmäht – kaum
verwunderlich, da die Oper jegliche Form von absoluter
Herrschaft kritisiert. Der Kampfbund für deutsche Kultur beginnt nach der Uraufführung, jedes Theater unter
Druck zu setzen, das bereits Verträge für diese Oper
abgeschlossen hat, bis das Stück 1933 schließlich verboten wird. Im selben Jahr gehen Notenpapiere mit Weills
Musikstücken bei der Bücherverbrennung in Berlin in
Flammen auf, und Die Dreigroschenoper fällt ebenfalls
unter das Verbot.
Weill, der die politischen Entwicklungen in Deutschland
genau verfolgt hat, besteigt 1935 mit Lotte Lenya den
Dampfer „Majestic“, der Kurs auf die Vereinigten Staaten nimmt. Während Komponisten wie Arnold Schönberg
oder Ernst Krenek in den USA eine rege Lehrtätigkeit aufnehmen, ist Kurt Weill jedoch fest entschlossen, in den
amerikanischen Musiktheaterbetrieb einzusteigen und
die amerikanische „Oper“ mitzuprägen, was ihm später
auch gelingen sollte.
Obwohl er 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft
erhält, gilt er in den Staaten zunächst als Deutscher. Als
das Magazin Life ihn 1947 als ‚deutschen Komponisten’
bezeichnet, sendet Weill prompt einen öffentlichen Brief
zurück, in welchem er seinen Protest darüber und die Enttäuschung über sein Geburtsland ausdrückt: „Obgleich
ich in Deutschland geboren bin, bezeichne ich mich nicht
als ‚deutschen Komponisten‘. Die Nazis haben mich eindeutig nicht als solchen bezeichnet, und ich verließ ihr
Land 1933. Ich bin amerikanischer Staatsbürger, während
meiner zwölf Jahre in diesem Land habe ich ausschließlich für die amerikanische Bühne komponiert. Ich würde
es begrüßen, wenn Sie Ihre Leser auf diese Tatsache hinweisen könnten.“
Frank Dukowski und das Pindakaas Saxophon Quartett haben sich nun zur Aufgabe gemacht, ihren Konzertabend unter dem Motto Exil und Freiheit zu gestalten. Songs aus Weill / Brecht’schen Koproduktionen wie
der Dreigroschenoper oder dem Songspiel Mahagonny
werden zu Gehör gebracht, daneben erklingen Werke
von Astor Piazzolla, Sohn italienischer Auswanderer,
oder Igor Strawinsky. Frank Dukowski rezitiert Texte von
Schriftstellern mit Exilerfahrung, unter anderem Kurt
Tucholsky oder Klaus Mann.
Allen ihnen sprechen Brechts Verse aus Gedanken
über die Dauer des Exils (1937) sicherlich aus der Seele, stellen sie doch ambivalente Gefühle vieler Exilanten
dar: „Schlage keinen Nagel in die Wand / Wirf den Rock
auf den Stuhl / Warum vorsorgen für vier Tage? / Du
kehrst morgen zurück.“
Pindakaas Saxophon Quartett
Weitere Veranstaltung
Donnerstag, 10.03.2011
V38 20.00 Uhr, Konzert in der
Gründerzeitvilla Krötenhof
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Freitag, 11.03.2011
V42 22.00 Uhr, Dada im Bauhaus Dessau
„DADA Dessau
Dessau Dada“
Tenor und Rezitation: Holger Falk
Klavier und Moderation: Steffen Schleiermacher
Hans Arp (1886-1966)
Unser Kasper ist tot
Stefan Wolpe (1902-1972)
Stehende Musik
Hugo Ball (1886-1927)
Karawane
Hans Heusser (1892-1942)
Novelette (1919)
Kurt Schwitters (1887-1948)
Gedicht 25 elementar
George Antheil (1900-1959)
Airplane –Sonata (1924)
Richard Huelsenbeck (1901-1988)
Ende der Welt
Hans Heinz Stuckenschmidt (1901-1988)
Marsch Alexander des Großen über die Brücken von
Hamburg (1921)
Walter Mehring (1896-1981)
Ihr Bananenrohköstler
Hans Jürgen von der Wense (1894-1966)
Ich hat’ einen Kameraden (1919)
Georg Grosz (1893-1959)
Welten – Fluten!
Erwin Schulhoff (1894-1942)
Drei Stücke aus „Fünf Pittoresken“ (1919)
George Grosz zugeeignet
Simultangedichte & Manifeste & Vexations von
Hans Arp, Walter Serner (1889-1942), Hugo Ball,
Tristan Tzara (1896-1963), Erik Satie (1866-1925)
Stefan Wolpe
An Anna Blume (1929)
Die Kultur sind Fetzen
„Nieder die Kunst! Dilettanten erhebt Euch gegen die
Kunst!“ Mit solchen und ähnlichen Sprüchen machte die
Erste Internationale Dada-Messe von sich reden, 1920, in
Berlin. Die Besucher zeigten sich verstört. Es läge beinahe ein System darin, beschwerte sich Einer daselbst, die
deutsche Seele, das deutsche Gemüt und Herz derart zu
vergiften. Der Grund für diese „Brunnenvergiftung“ lag
allerdings auf der Hand: der Krieg, die erste globale Katastrophe des 20. Jahrhunderts. „Dada“, kommentierte der
progressive Architekt Adolf Behne, „zeigt die Welt 1920.
Viele werden sagen: so scheußlich sei sie selbst 1920
nicht. Es ist so: Der Mensch ist eine Maschine, die Kultur
sind Fetzen, die Bildung Dünkel, der Geist ist Brutalität,
der Durchschnitt ist Dummheit und Herr das Militär.“
Dada entstand aus einer Absage an die bürgerliche Kultur. Diese habe, so war man überzeugt, der Erbauung
jener gedient, die den Krieg initiiert und geführt hätten.
Aus heutiger Sicht muten die Hervorbringungen der
Dadaisten aber längst nicht mehr so destruktiv an
wie zu ihrer Entstehungszeit. Die historische Distanz
Kurt Schwitters
44
erlaubt es uns vielmehr, stärker das Groteske, Komische, ja Vitale von Dada wahrzunehmen – von einer
Kunst, will es scheinen, die wie ein Phönix aus der Asche
entstanden ist.
Cabaret Voltaire
„Jolifanto bambla ô falli bambla“ – mit dieser Zeile
beginnt Hugo Balls berühmtes Lautgedicht Karawa­
ne, das die Wörter ihrer Bedeutung beraubt, indem
es sie als reine Klangträger verwendet. Dennoch sind
sie geeignet, Botschaften zu übermitteln, auch wenn
diese eher impressionistischer oder atmosphärischer
Natur sind. Ball, der seine politisch-weltanschauliche
Biographie als Anarchist eröffnete, um sie als orthodoxer Katholik zu beenden, gehört zu den Mitbegründern des Zürcher Cabaret Voltaire, der 1917 eröffneten
Geburtsstätte des Dadaismus. So auch der aus Straßburg stammende Hans Arp, eine literarisch-bildnerische
Doppelbegabung. Sie äußert sich vor allem in heiterbewegten Skulpturen, die heute meist an hochrenommierten Orten zu sehen sind, etwa in der Harvard University oder dem Pariser Unesco-Gebäude. Der Lyriker
Hans Arp, der kurz nach dem Ersten Weltkrieg mit dem
Gedichtband Die Wolkenpumpe debütierte, nannte seine Verse Textcollagen, „Klebebilder“. Bei ihrer Entstehung spielte der Zufall eine dominierende Rolle. Arps
vielvertontes Poem Kaspar ist tot kündet davon: Kombinationen wie „heufische klappern in den glocken“
oder „die löwen verenden vor ihren schilderhäusern mit
giesskannen voll diamanten zwischen den krallen“ lassen sich jedenfalls kaum rational erklären.
Stehende Musik
Zum Umfeld des Berliner Dada wie des Bauhauses
zählt auch der Komponist Stefan Wolpe, der überdies
der linken Novembergruppe angehörte. Die 1925 komponierte Stehende Musik, der einzig erhaltene Satz von
Wolpes erster Klaviersonate, sorgte bei ihrer Uraufführung für einen handfesten Skandal: Ihre maschinenhaft
hämmernden Rhythmen und ihre Absage an alles Melodische widersprachen den gängigen Schönheitsvorstellungen denn auch vehement. Als interessante, beinahe gespaltene Musikerpersönlichkeit kann man den
Schweizer Hans Heusser bezeichnen, der als Hauspianist des Cabaret Voltaire fungierte, allerdings keineswegs nur ein Bürgerschreck war: Ganz im Gegenteil,
er komponierte neben salonhafter Kammermusik vor
allem Blasmusiken und Märsche, die sich bis heute großer lokaler Beliebtheit erfreuen. Die Attitüde des Biedermanns war auch dem Hannoveraner Kurt Schwitters nicht fremd, zeigte er sich doch meist in einem
derart unauffälligen Habitus, dass man ihn nicht für
einen Künstler (schon gar nicht für einen radikalen), sondern eher für einen braven, kleinen Angestellten halten
mochte. Als Klassiker des Dada gilt Schwitters Ursona­
te, ein Gedicht, in dem er mit wortähnlichen, allerdings
sich auf das Klanglich-Lautliche beschränkenden Gebilden, das Modell einer klassischen Sonate nachbaute. Als
Klassiker darf man aber ebenfalls den bildenden Künstler
Kurt Schwitters bezeichnen, der mit seiner Collagentechnik der Alltäglichkeit ein neues Weltbild schuf, in dem er
Zeitungsschnippsel, Werbezettel, Fahrscheine und ähnliches verarbeitete. Zur Szene des Berliner Dada und der
Novembergruppe zählte interimsweise auch der amerikanische Komponist und Pianist George Antheil, der
sich werbeträchtig als „Bad Boy of Music“ vermarktete.
Einerseits weil er bei seinen vielfach von Tumulten beglei-
teten Konzerten einen Colt im Schulterhalfter trug, um
sich gegebenenfalls den Weg freizuschießen (wie er in
seiner witzigen Selbstbiografie augenzwinkernd erläuterte). Andererseits wegen seiner Kompositionen, die nicht
nur von kräftigen, maschinenhaften Rhythmen leben,
sondern sich fallweise auch industrietechnischer Mittel bedienten – so etwa sein Ballet mécanique, in dem
neben elektrischen Türklingeln Flugzeugpropeller und
Sirenen zum Einsatz kommen.
tisch-urbane Leben einzufangen. So entstanden seine
sogenannten Tempogedichte, unter ihnen Heimat Berlin:
„Die Linden lang! Galopp! Galopp! / Zu Fuß, zu Pferd, zu
zweit! / Mit der Uhr in der Hand, mit’m Hut auf’m Kopp
/ [...] / Mach Kasse! Mensch! die Großstadt schreit: /
Keine Zeit! Keine Zeit! Keine Zeit!“ Sein 1919 publiziertes
Gedicht Bananenrohköstler ist nicht nur ein Tempogedicht, sondern auch eine respektlose Schimpfkanonade,
geschrieben von Einem, der aus Verletztheit verletzte.
Vom Ende der Welt
Richard Huelsenbeck wirkte als Dramatiker, Lyriker,
Arzt wie Psychoanalytiker – und fand so ganz „nebenbei“
noch Zeit, sich als Chronist der Dada-Bewegung zu betätigen. Seine Verse Vom Ende der Welt mögen prima vista komisch anmuten, sind aber bei genauerem Hinsehen
als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg zu verstehen, als
Klage über die Sinnlosigkeit des flächendeckenden Massenmords: „Soweit ist es nun tatsächlich mit dieser Welt
gekommen / Auf den Telegraphenstangen sitzen die Kühe
und spielen Schach / So melancholisch singt der Kakadu
unter den Röcken der spanischen Tänzerin wie ein Stabstrompeter und die Kanonen jammern den ganzen Tag.“
Der Berliner Hans Heinz Stuckenschmidt machte sich
als Musikjournalist und Biograf Arnold Schönbergs einen
Namen. Er gehörte als Pianist und Komponist der Novembergruppe an – ebenso der Peripherie des Bauhauses, bei
dessen Konzerten er wiederholt mitwirkte – seine Kompositionen zeigten sich stark von George Antheil beeinflusst. Zu den bedeutendsten Lyrikern des Dada zählte
Walter Mehring, dessen Werk heute leider ein wenig an
den Rand gerückt ist. Mehring versuchte auf jazzhaft
improvisiert erscheinende Art, in seinen Versen das hek-
Der traurigste Mensch in Europa
Bewegungslos, im Sinne von keiner Bewegung angehörend – so könnte man den notorischen Einzelgänger Hans
Jürgen von der Wense charakterisieren, den Schriftsteller, Wanderer, Übersetzer, Photographen, Privatgelehrten und Komponisten. Wenses pazifistische Haltung, die
sein Gesamtwerk grundiert, kommt in der atonal-bösen
Persiflage Ich hatt’ einen Kameraden aus dem Jahr 1919
voll zur Geltung. In dem Maler und Karikaturisten Georg
Grosz begegnen wir einem weiteren Mitglied der Berliner
Novembergruppe. Schon der Titel seiner Autobiografie
Ein kleines Ja und ein großes Nein spricht Bände. Immerhin stammt er von Einem, dem aufzubegehren Lebenselexier war, der aber auch –ein wenig an Walter Mehring
erinnernd – eher überleben als siegen wollte. „Ach knallige Welt, du Lunapark“, heißt es in Grosz’ Gesang an die
Welt, „Du seliges Abnormitätenkabinett, / Paß auf! Hier
kommt Grosz, / Der traurigste Mensch in Europa.“ Aus
Prag stammt der Komponist Erwin Schulhoff, der sich
Anfang der 1920er Jahre in Berlin aufhielt und alsbald für
Furore sorgte, indem er seiner avantgardistischen Musik
Jazzelemente einverleibte. So dürfte die Widmung seiner
Pittoresken an Grosz bei dem Empfänger Begeisterung
ausgelöst haben, gab der sich doch dem neuen Genre mit Haut und Haaren und Zeichenstift hin. Hans Arp
und Hugo Ball in einem Programmpunkt mit Walter Serner zu vereinen, dessen Pamphlet Letzte Lockerung von
vielen Kennern als das wichtigste Manifest des Dadaismus eingeschätzt wird, sowie mit Tristan Tzara, einem
der Hauptakteure des Cabaret Voltaire, macht ebenso
viel Sinn wie die Verknüpfung mit Erik Satie. Könnte man
ihn, der Stücke in Form einer Birne schrieb oder Schreibmaschinen als Perkussionsinstrumente gebrauchte, denn
nicht als Urvater des Dada betrachten? Dieses SimultanGeschehen kann eigentlich nicht mehr getoppt werden.
Es sei denn durch Stefan Wolpe und seine Vertonung von
Schwitters Dada-Hymne An Anna Blume (1929), einem
vollchromatisierten Liebesgedicht: „Und Du, Du Herrlichste von allen, / Du bist von hinten, wie von vorne: /
A------N------N------A.“
Steffen Schleiermacher
Holger Falk
45
Samstag, 12.03.2011
V43 15.00 Uhr, Chansons im
Kurt Weill Zentrum / Haus Feiniger
„Heimat Berlin“
Eine literarisch-musikalische Zeitreise
Gesang: Anna Haentjens Klavier: Sven Selle
Friedrich Hollaender (1896-1976)
Berliner Tempo
(Heimat Berlin)
Wenn der alte Motor wieder tackt
Immer um die Litfaßsäule rum
Ich baumle mit de Beene
Das Jroschenlied (aus: Lieder eines armen Mädchens)
Werner R. Heymann (1896-1961)
Die kleine Stadt
Die Knöpfelschuhe
Mischa Spoliansky (1898-1985)
Die Linie der Mode
Bertolt Brecht (1898-1956)
(Bearbeitung: Ernst Busch / Kurt Schwaen)
Legende vom toten Soldaten (aus: Taschenpostille)
Friedrich Hollaender
Das Leibregiment
PAUSE
Claire Waldoff (1884-1957)
Wer schmeißt denn da mit Lehm?
Willi Kollo (1904-1988)
Ich hab’ eine kleine Philosophie
nach volkstümlichen Motiven
bearbeitet von Hanns Eisler
Gustav Kulkes seliges Ende
Mischa Spoliansky
Es liegt in der Luft (aus der Revue: Es liegt in der Luft)
Kurt Weill (1900-1950)
Surabaya-Johnny II
Edmund Nick (1891-1974)
Original von der Wasserkante
Hanns Eisler (1898-1962)
Stempellied
Willi Kollo
Der Bücherkarren
Friedrich Hollaender
Münchhausen (aus der Revuette: Spuk in der Villa
Stern)
Zwischen dem Woher und dem Wohin
Jean Gilbert (1879-1942)
Durch Berlin fließt immer noch die Spree
Berliner Kabarettkultur
In den 1920er Jahren entfaltete Berlin eine enorme Sogkraft. Es wurde die Wahlheimat von abertausenden Musiker/innen, Literaten und Künstlern, von Lebenshungrigen
und Vergnügungssuchenden aller Couleur. So entwickelte es sich binnen kurzem zur Kulturmetropole Europas, in
seiner Bedeutung allenfalls Paris vergleichbar.
Hatte sich das Kabarett unter Kaiser Wilhelm nicht
recht durchsetzen können, gehörte es nun, in der Weimarer Republik, wie selbstverständlich zum kulturellen
Leben, ja es galt bald als Synonym für das großstädti-
sche Leben schlechthin. Es zog sein Publikum einerseits
in seinen Bann, weil es Erotisches oder Anrüchiges mehr
oder weniger unverhohlen thematisierte und es so der
neu gewonnen sexuellen Freizügigkeit entsprach, wie
sie etwa 1919 in der Gründung des Instituts für Sexualwissenschaft durch Magnus Hirschfeld zum Ausdruck
kam. Nicht von ungefähr war es seinerzeit ein beliebtes
Spiel, dass Damen und Herren der „feinen“ Gesellschaft
sich als Huren und Luden verkleideten. Immerhin fanden
schon vor dem Sensationserfolg der Dreigroschenoper
sogenannte Zille-Bälle statt (etwa im Großen Schauspielhaus), deren Besucherinnen und Besucher sich dem
Gauner-Milieu entsprechend zu präsentieren hatten. Auf
der anderen Seite gab es das ausgesprochen politische
Kabarett, das all jenen eine Heimstatt bot, die von einer
besseren Welt träumten oder an ihr arbeiteten: dem antimilitaristischen Brecht ebenso wie dem berlinernden
Tucholsky, der die Anlaufschwierigkeiten der Weimarer
Republik kritisch beäugte, aber auch Komponisten vom
Range eines Friedrich Hollaender, der wie Kurt Weill bei
Engelbert Humperdinck studiert hatte.
Hollaender, eine der zentralen Gestalten des deutschen Kabaretts, gründete gleich nach dem Ersten Weltkrieg das Kabarett Schall und Rauch – in Tateinheit mit
Tucholsky, Klabund, Mehring, Ringelnatz und der unvergleichlichen Blandine Ebinger. Sie wurde nicht nur Hollaenders Ehefrau, sondern kreierte mit ihm auch einen
neuen Typus von Mädchen-Liedern, in denen die Sorgen
einer Pubertierenden angesprochen werden. Und schon
bald avancierte Hollaender zu einer Größe in der Berliner
Kulturszene, der Chansons für alle wichtigen Kabaretts
schrieb, aber auch Schlager oder Revuen – und 1930 mit
Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt (interpretiert durch Marlene Dietrich) einen Welthit landete.
Weitaus politischer als der durchaus nicht unpolitische
Hollaender war Hanns Eisler, der einen ansehnlichen Korpus von knapp 500 Liedern verschiedenster Genres hinterließ. Er gehörte der linken Novembergruppe an, einem
vielköpfigen Kreis von bildenden Künstler/innen, Komponisten, Literaten und Schauspielern – zu dem auch Kurt
Weill, aber auch die für die Geschichte des Kabaretts
eminent wichtige Rosa Valetti angehörten. Sie rief 1920
das politisch ungemein offensive Cafe Größenwahn ins
Leben, spielte 1928 bei der Uraufführung der Dreigro­
schenoper die Mrs. Peachum und trat neben der Dietrich in Josef Sternbergs cineastischem Meisterwerk Der
blaue Engel auf. Zu ihren beeindruckendsten Darstellungen zählt jedoch ihre Interpretation von Tucholskys
Der Graben in der Vertonung Eislers: der Appell an alle
Mütter, sich für den Frieden zu engagieren.
Anna Haentjens
47
Samstag, 12.03.2011
V47 21.00 Uhr, Orgelkonzert in der
Johanniskirche Dessau
„Orgelfugen von
Feininger & Bach“
Orgel: Wolfgang Sieber
Lyonel Feininger (1871-1956)
Gigue II / Weimar 1922
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Gravement aus Pièce d’Orgue II / BWV 572,
etwa 1714/20
Lyonel Feininger
Gigue I / Weimar 1922
Johann Sebastian Bach
Très vitement aus Pièce d’Orgue I / BWV 572,
etwa 1714/20
Aria aus den Goldbergvariationen BWV 988,
etwa 1741
Johanniskirche Dessau
Lyonel Feininger
Ahasverus, Grave / Weimar 1926
Wolfgang Sieber,
Januar 2011
„Auseinandersetzung ist
einerseits Mühe, andererseits
ein kultureller, menschlicher,
identifikatorischer Gewinn.
Für mich bedeutet Dessau mit
seiner wendigen, gar sperrigen
Geschichte Auseinandersetzung,
gar Überraschung, worauf ich
mich herzlich gerne einlasse und
mir bereichernde Begegnungen
erhoffe!“
Fuge in D XIII, I / Dessau 1927
Johann Sebastian Bach
aus Toccata BWV 565, etwa 1703/07
Lyonel Feininger
Fuge in D XIII, II / Dessau 1927
Johann Sebastian Bach
aus Fuge I BWV 565, etwa 1703/07
Lyonel Feininger
Fuge in D XIII, III / Dessau 1927
Johann Sebastian Bach
aus Fuge II BWV 565, etwa 1703/07
Lyonel Feininger
Fuge in D XIII, IV / Dessau 1927
Feininger – Orgel – Bach
„Das ist doch einmal Etwas, aus dem sich etwas lernen lässt...“ soll Mozart nach der Aufführung einer
Bach’schen Motette geschwärmt haben. Diese Wertschätzung Bach’scher Musik teilt auch der Maler und
Graphiker Lyonel Feininger. Dennoch scheint ihn auf
den ersten Blick kaum mehr mit Bach zu verbinden: Sie
haben weder Profession noch Herkunftsland gemeinsam, noch lebten sie im gleichen Jahrhundert. Und dennoch ergaben sich immer wieder Schnittstellen ...
Mit 16 Jahren wird der gebürtige Amerikaner Lyonel Charles Adrian Feininger (1871-1956) von seinen
Eltern nach Deutschland geschickt, um Violine zu studieren. Statt den Wünschen seiner Eltern zu folgen,
entschließt er sich zu einer Ausbildung als Zeichner
und arbeitet erfolgreich als Karikaturist und Illustrator. Seine Liebe zur Musik bleibt jedoch bestehen. So
bringt er sich autodidaktisch das Klavierspiel bei, bis
er Bachs Wohltemperiertes Klavier komplett auswendig und in jede beliebige Tonart transponiert spielen
kann. Ab 1910 wendet er sich vermehrt der Malerei zu.
1919 wird Feininger von Walter Gropius als Meister für
Graphische Druckerei an das Staatliche Bauhaus Weimar berufen. In seinem Kunststil herrscht einheitlich
das Primat der Form über der Farbe. Dabei dominieren
gerade oder gewinkelte Linien, die durch Schneidungen
oder Verschiebungen Flächen ergeben. Meist sind diese
in gedeckten Blau- und Grüntönen sowie in Erdfarben
gehalten. Durch die durchscheinende Staffelung solcher Flächen ergeben sich räumliche Tiefenwirkungen.
Feininger zielt dabei auf „unmaterielle Wiederholungen“, die wie Spiegelungen auf einer Wasseroberfläche
Illusionen der Räumlichkeit schaffen.
Raum und Zeit
Inspiration für die Umsetzung eben dieser Illusionen
findet Feininger paradoxerweise in der Zeitkunst Musik:
in den Fugen Bachs. Die zeitversetzte Wiederkehr eines
Themas in Form von Dux und Comes führt für ihn zu
einem Nachklingen einer bereits gehörten Realität und
schafft damit eine Staffelung im Raum. Beispielhaft finden sich solche räumlichen Staffelungen in zwei seiner
bekanntesten Bilder: Glasscherbenbild (1927) und Gel­
meroda IX (1926).
Sein Œuvre zur Zeit des Ersten Weltkrieges wird dem
Kubismus zugerechnet, wogegen Feininger sich jedoch
in einem Statement, das später als sein Diktum der
Synthese der Fuge bekannt wird, zur Wehr setzt: „Meine Bilder kommen der Synthese der Fuge immer näher;
kein unnötiger Punkt oder keiner, der nicht der Analyse
in Bezug auf das Ganze standhalten würde. Das ist mein
formales Ziel. [...] Kubismus ist eine Synthese, kann sich
aber leicht im rein Mechanischen erschöpfen. Ich hatte den Mut, ganz mechanisch, damit anzufangen, mich
zur lebenden Form durchzuarbeiten; mein ‚Kubismus‘
[...] ist visionär, nicht materiell.“ Das Ziel von Feiningers
Schaffen ist damit zugleich durch künstlerische Ökonomie, materielle Konzentration und formale Lebendigkeit gekennzeichnet. Und genau dies erlebt Feininger
auch in Bachs Fugen.
Der Maler als Komponist
Feininger lässt seine Faszination für Bach jedoch nicht
nur in die Malerei einfließen. Sie inspiriert ihn auch zu
eigenen Kompositionen. Zwischen 1921 und 1928 entstehen in Weimar und später in Dessau 14 Fugen –
davon fünf für Klavier und neun für Orgel, von denen
48
jedoch die 5. und die 14. unvollendet bleiben. Unterstützt wird Feininger dabei durch den Freund und Komponisten Hans Brönner, der mit ihm und Sohn Laurence
am Klavier die Fugen ‚durchprobiert‘ und ihm Bachs
Kunst der Fuge zugänglich macht, die Feininger bis zu
seinem 50. Geburtstag gänzlich unbekannt war.
In seiner Kompositionsarbeit ist Feininger ebenso
gewissenhaft und akribisch wie es das Diktum der Syn­
these der Fuge für seine Bilder bezeugt. Diverse Skizzen und Revisionen der Fugen legen – wie Feiningers
Sohn Laurence beschreibt – „beredtes Zeugnis ab von
dem Ringen um jeden Takt“, denn „wie beim Malen, so
war auch beim Komponieren sein ganzes Interesse auf
das bis ins Kleinste genaue Abstimmen der Farb- und
Tonklänge gerichtet.“ Auch das Verfahren der Niederschrift kommt dem Gestalten eines Kunstwerks gleich:
in einem ersten Schritt schrieb – oder vielmehr malte
– Feininger die Partitur mit Bleistift und Lineal, sowie
Schablonen aus Zinkblech für Notenköpfe, -hälse und
-fähnchen nebst einem Kurvenlineal für Legatobögen,
um sie dann mit Tusche nachzuzeichnen.
Orientierung an Bach
Kompositorisch erinnern Feiningers Fugen sehr stark
an das Bach’sche Vorbild. Peinlich genau hält sich Feininger an die – autodidaktisch abgeleiteten – Regeln für
die Durchführung der Fugenform und die Möglichkeiten
ihrer Gestaltung durch z.B. Spiegelung, Krebs, Augmentation und Diminution sowie Engführung. Dennoch, dort
wo sich Bach des Öfteren die Freiheit nimmt, Durchführungen und Zwischenspiele miteinander zu verzahnen,
lässt Feininger grundsätzlich Kontrapunkt und Thema
gleichzeitig enden, sodass sich deutliche Abgrenzungen
zwischen Durchführungen und Zwischenspielen ergeben. Auch der stärkere Dissonanzenreichtum (wie z.B.
gegen Ende seiner Gigue in G-Dur, die auch als Fuge
III betitelt ist) unterscheidet Feininger von seinem Vorbild und weist ihn als Komponisten des 20. Jahrhunderts
aus. Die größte Besonderheit dieses Werks ist jedoch
sein Titel Gigue (Fuge III). Davon, dass sich Feininger
der gattungsspezifischen Eigenarten bewusst war, kann
eigentlich ausgegangen werden. Daher legt diese Doppelbezeichnung nahe, dass er auf ein konkretes Vorbild von Bach anspielen wollte: Die Nähe zur Gigue aus
Bachs Französischer Suite G­Dur, BWV 816 ist denn auch
unverkennbar. Anders als bei Bach kommt bei Feininger
jedoch – besonders durch die Betitelung mancher Fugen
– ein persönlicher Ausdruckswille zur Geltung. So widmet er seine siebente Fuge beispielsweise seinem Vater
„to the Memory of My Father“. Die fünfstimmige Fuge
XII in g-Moll erhält den Zusatz Ahasverus. Ahasverus
bezeichnet der Legende nach die biblisch-mythologische Gestalt des ‚ewig umherwandernden, unruhevollen
Juden‘. Der stark chromatische Topos dieser Fuge verdeutlicht der barocken Figurenlehre folgend das Leiden.
Ob dieses Leiden und Umherirren tatsächlich auf die
Situation des Künstlers um die Mitte der 1920er Jahre
abzielt und ebenso auf die zu dieser Zeit tendenziell steigenden Anfeindungen gegen die Bauhäusler anspielt,
wie teilweise vermutet wird, sei dahingestellt.
Inwiefern Feiningers Bilder und seine Kompositionen in
gegenseitigem Bezug stehen, lässt sich aufgrund fehlender Äußerungen Feiningers selbst nicht rekonstruieren.
1935 fand jedoch eine Ausstellung einiger seiner Bilder
(Zirchow VII, Gothen, Straße in Treptow und Westliches
Meer) statt, die mit vier seiner Fugen gezeigt wurden.
Dass ihm aber beide Künste wichtig waren und er sie als
Johann Sebastian Bach
gleichberechtigt betrachtete, zeigt besonders das Wörtchen ‚und‘ in seiner folgenden Aussage: „Ich projiziere
meine ganze Liebe und Sehnsucht in Werke, in Musik und
verrückt erscheinende Bilder...“. Durch die Arbeit auf beiden Feldern verkörpert Feininger so den grundlegenden
Gedanken der Bauhaus-Werkstattarbeit auf allen Gebieten, wie Gropius ihn programmatisch gefordert hatte.
Feininger selbst jedoch überprüfte immer wieder das
Erreichen seiner eigenen Vorstellungen und Ideale, wie
u.a. die leicht lakonische und zugleich ironische Notiz
am Ende der ersten Fassung seiner ersten Fuge zeigt,
bei der er fast 60 Takte am Ende komplett streicht:
„tuktuktuk! is ja doch alles verkehrt!“. Und so kehrt Feininger auch in der Musik zu seiner Frage des Bestandhaltens jeden Punktes, bzw. hier jeder Note, im Bezug
auf die Analyse des Ganzen aus dem Diktum der Synthe­
se der Fuge zurück: „Hast du über dieses grundlegende
Element dauerhaft gültiger Kunst nachgedacht?“
Lyonel Feininger
49
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02.02.2006 18:47:06 Uhr
Samstag, 12.03.2011
V48 22.00 Uhr, Konzert im Beatclub Dessau
Phillip Boa And
The Voodooclub
Boa und Weill
Vorgruppe: Lost In Thought (Dessau-Roßlau)
Aftershowparty: DJ-Team Anhaltmachinery
Einlass ab 21.00 Uhr
Eine Kooperation mit dem Beatclub Dessau
Lost In Thought
Die Dessauer Band „Lost In Thought“ entführt ihr
Publikum auf eine Reise durch ganz verschiedene Klangwelten. Introvertierte Instrumentalstücke wechseln sich
ab mit atmosphärisch dichter Noisemusic. „Lost In
Thought“ sind dabei immer emotional, widerstehen
aber der Versuchung, schwermütig zu sein. Großes Kino
für Gehör, Herz und Hirn!
„Winterspring“ haben ihren musikalischen Background
ganz klar in der Independentmusik der 80er und 90er
Jahre. Gothic und Electro, Grunge und Rock beschreiben die Roßlauer als zentrale Einflüsse. Im März absolviert die Band nun endlich einen ihrer raren Auftritte im
Beatclub in Dessau.
Phillip Boa and the Voodooclub
„Dies sind finstere Zeiten,
wo oft die Bösen siegen
Weil sie lügen und betrügen
und die Wahrheit verbiegen
Aber es gibt ja noch uns –
oder Phillip Boa
Wir sind noch älter und noch besser
als je zuvor.“
zu dem Produzenten Eroc, der mit ihnen ihr Album Ari­
stocracie aufnahm, welches der Band internationales
Ansehen bescherte.
Boa sieht sich selbst als zwischen den beiden Polen
Pop und Avantgarde stehend, seine Musik ist demzufolge zwar teils melodischer Pop-Rock, jedoch immer wieder durchbrochen und verfremdet durch ironisch-zynische Texte. Heute gilt Boa immer noch als das Gesicht
der deutschen Indie-Musik, der seinen Stil konsequent
weiterentwickelt, obwohl laut ihm „in der westlichen
Popkultur absolut alles schon erzählt ist“.
So singen „Die Ärzte“, eine der bekanntesten deutschen Rock- und Punkrockbands, in ihrer Single Wir sind
die Besten über Phillip Boa, lange Zeit einer der wenigen
international anerkannten Acts der deutschen Indie-Szene. Fern liegt der Punkrock Boa jedoch nicht, er bezeichnet diese Musikrichtung, neben New Wave, sogar als
eine seiner wichtigsten musikalischen Prägungen.
Die 1980er gelten als das Jahrzehnt des Ursprungs des
Independent-Rock, auch Alternative genannt, der Punk,
Psychedelic-Rock und New Wave zu einem eigenen Stil
vermischt. In diese Periode fällt auch der Beginn von
Boas Schaffen, Anfang 1985 hob er mit der Sängerin Pia
Lund die Band „Phillip Boa & The Voodooclub“ aus der
Taufe, und sie veröffentlichten ihre Debütsingle Most
Boring World. Mit dem deutschen Produzenten Conny
Plank kamen sie 1987 zusammen, der als WDR-Studiomitarbeiter von Karlheinz Stockhausen begonnen hatte, Bands wie „Kraftwerk“ produzierte und einer der
einflussreichsten Figuren in der Psychedelic-Rock- und
Avantgardepop-Szene wurde. Plank, der sich von der
Band begeistert zeigte, vermittelte ihnen den Kontakt
51
Freitag, 25.02.2011
V2 22.30 Uhr, Jazz im Foyer des
Anhaltischen Theaters Dessau
Die Veranstaltungsreihe
„Podium Junger Künstler“
wird präsentiert
von der Ostdeutschen
Sparkassenstiftung im
Land Sachsen­Anhalt
„Keine
Dreigroschenmusik“
Alanluca Saxophon Quartett
Sopransaxophon/Altsaxophon: Alexander Neumann
Altsaxophon: Ann-Kristin Lamprecht
Tenorsaxophon: Lukas Benecke
Baritonsaxophon: Carsten Schaub
Moderation: Christian Reichel
Kurt Weill (1900-1950)
The ballad of good life
Lalo Schifrin (*1932)
Mission: Impossible Theme (arr. John Wasson)
Andrew Robertson (*1946)
Manzanillo Mambo
Lennie Niehaus (*1929)
Red letter day
Loco motive
Duke Ellington (1899-1974)
Don’t get around much anymore (arr. Johannes Reiche)
Ed Harlow
The Boogie Woogie Bari Boy
Lennie Niehaus
Lo and behold!
Henry Mancini (1924-1994)
The Pink Panther (arr. Arthur Frackenpohl)
Jim Henson (1936-1990) & Sam Pottle (1934-1978)
The Muppet Show Theme (arr. Jay Bocook)
Valentin Hude
The Latin Smile
Lennie Niehaus
Gospel Truth
Pastrami on Rye
Alanluca Saxophon Quartett
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Fats Waller (1904-1943), Harry Brooks (1895-1970)
& Andy Razaf (1895-1973)
Ain’t Misbehavin’ (arr. Lennie Niehaus)
Kurt Weill
Tango (aus „Die Dreigroschenoper“)
Traditional
Irish Suite (arr. Elliot A. Del Borgo)
Louis Prima (1910-1978)
Jump, Jive an’ Wail (arr. Johnnie Vinson)
Jimmy Forrest (1920-1980)
Night Train (arr. John Berry)
James Rich & Boots Randolph (1927-2007)
Yakety Sax (arr. Larry Norred)
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird
präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
im Land Sachsen­Anhalt
Keine Dreigroschenmusik
Auch wenn das Programm Keine Dreigroschenmu­
sik heißt, kommen die jungen Musiker nicht ganz ohne
Weill aus. Jedoch haben die vier mehr als „nur“ Dreigroschenmusik zu bieten: Die Formation, die ihren Stil mit
„angejazzter Kammermusik“ beschreibt, spielt neben
Stücken von Duke Ellington auch Filmmusik wie das
Mission: Impossible Theme, The Pink Panther oder The
Muppet Show Theme. Den Kern des Programms liefert
jedoch der als Saxophonist wie Komponist bekannte
Lennie Niehaus, der – wie seinerzeit Kurt Weill – eine
Vorliebe für die aktuellen Medien hegte. Während Weill
sich mit Musik für den Rundfunk beschäftigte, schrieb
Niehaus für das Fernsehen und den Film – nicht zuletzt
in Zusammenarbeit mit dem Regie führenden Clint
Eastwood.
Außerdem bietet das Dessauer Ensemble sorgsam
gewählte Farbtupfer aus Jazz, Gospel, Latin und Tango. So dokumentieren sie die Erfolgsgeschichte eines
Instruments, das als eine Art Brückenkopf zwischen Uund E-Musik fungiert, ist es doch in der Welt von Rock
und Pop ebenso zuhause wie im Jazz und in der Klassik:
Nachdem Georges Bizet es in seiner Schauspielmusik zu
L’Arlésienne verwendet hatte, trat es seinen unaufhaltsamen Siegeszug durch die Konzertsäle an. Alexander
Glazunow schrieb eines der ersten Solokonzerte für das
„röhrende“ Instrument. Alban Berg überantwortete ihm
sowohl in seinem Violinkonzert wie in seiner unvollendeten Oper Lulu eine Rolle. Und aus der Moderne ist das
Saxophon schlichtweg nicht mehr wegzudenken, verbindet es sich doch mit Komponisten wie Luciano Berio,
Pierre Boulez oder Georg Friedrich Haas.
In den 1920er Jahren aber avancierte das Saxophon
zur Ikone des neuen, von Urbanität und Freiheitslust
geprägten Lebensgefühls. Das dokumentiert nicht nur
Die Dreigroschenoper, in deren Ouvertüre die „Röhre“
eine hervorgehobene Rolle innehat, nicht nur Ernst Kreneks 1927 in Leipzig uraufgeführte Oper Jonny spielt
auf, deren Titelheld auf dem Saxophon musiziert, sondern auch das 1928 vollendete Gemälde Großstadt von
Otto Dix, das unter anderem eine Tanzbar zeigt, in der
Saxophonspieler auftreten.
Sonntag, 27.02.2011
V8 11.00 Uhr, Matinée im Schloss Georgium
(Tischbeinsaal)
„Vor Dir schein‘
ich aufgewacht“
Gesang: Katja Stuber Klavier: Boris Kusnezow
Franz Schubert (1797-1828)
Im Frühling D822
Suleika I D720
Romanze – Der Vollmond strahlt D797/3b
Ganymed D544
Paul Hindemith (1895-1963)
Lieder mit Klavier op. 18 (1929) – Auswahl
Die trunkene Tänzerin
Traum
Auf der Treppe sitzen meine Öhrchen
Vor dir schein’ ich aufgewacht
Gustav Mahler (1860-1911)
Frühlingsmorgen
Phantasie
Ablösung im Sommer
Um schlimme Kinder artig zu machen
Scheiden und Meiden
PAUSE
Kurt Weill (1900-1950)
J’attends un navire
Complainte de la Seine
Je ne t’aime pas
Youkali
Alban Berg (1885-1935)
Sieben frühe Lieder
Nacht
Schilflied
Die Nachtigall
Traumgekrönt
Im Zimmer
Liebesode
Sommertage
Eine Kooperation mit dem Deutschen Musikwettbewerb
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird
präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
im Land Sachsen­Anhalt
Lieder von Schubert, Mahler, Hindemith und Weill
Der Gesang ist eine der Urformen der Musik. Im
Schatten der Kirche entwickelte er vielfältige Gestalten und Funktionen: das einfache Arbeitslied, den Gassenhauer, das Volkslied mit seinen vielen Spektren, das
Kunstlied und schließlich – als eine besondere Spezies –
das klavierbegleitete Sololied.
Franz Schubert sollte es vorbehalten bleiben, diese Gattung so weiter zu entwickeln, dass sie auf einer
Stufe mit Sinfonie und Streichquartett stand. Seine
Gesänge offenbaren jedenfalls eine bis dato unbekannte Vielschichtigkeit, die sie einer neuartigen Verzahnung
von Dichtung und Musik verdankt. Der Klaviersatz beispielsweise tritt als eine Art Kommentator auf, der den
lyrischen Vorlagen einen Subtext unterlegt – eine Botschaft, die von Trauer und Verzweiflung, aber auch von
der Sehnsucht nach Freiheit und Liebe künden kann.
Gustav Mahler brachte das Lied aus dem Salon in den
Konzertsaal, indem er das Orchesterlied etablierte und
so das Ausdrucksspektrum der Gattung erweiterte. Allerdings gingen seinen Orchesterliedern in der Regel Klavierlieder voran, die aber nicht als Vorstufe, sondern als etwas
Eigenständiges zu verstehen sind. Typisch für Mahler
ist eine gewisse Gegensätzlichkeit von Text und Musik:
Einerseits vertonte er meist leicht verständliche Gedichte, vorzugsweise aus der von Clemens Brentano und Achim von Arnim herausgegeben Sammlung Des Knaben
Wunderhorn. Andererseits näherte er seine Lieder dem
Sinfonischen an, indem er sie kontrapunktisch auskleidete oder mit einem dichten motivischen Netz überzog.
Die 100 Lieder Paul Hindemiths dokumentieren dessen lebenslange Beschäftigung mit der vokalen Miniatur – eine Passion, für die beispielhaft sein Klavierliederzyklus Marienleben stehen könnte (nach Rainer Maria
Rilke), den er in den 1920er Jahren komponierte, um ihn
nach dem Zweiten Weltkrieg einer tiefgehenden Revision zu unterwerfen.
Hindemiths jugendliche Lust, mit neuen Formen zu
experimentieren, bezeugt das 1929 in Donaueschingen uraufgeführte Hörspiel Der Lindberghflug – eine
aufsehenerregende Gemeinschaftsproduktion mit Bertolt Brecht und Kurt Weill. Spektakulär an diesem Werk
war aber nicht nur das Sujet, das den Kampf des Menschen (des amerikanischen Piloten Lindbergh) gegen
die Natur, aber auch sich selbst thematisiert, sondern
vor allem der Songstil, den Weill mit dem Ziel kreiert
hatte, den Ansprüchen eines modern-urbanen Publikums zu genügen, ohne künstlerisch zu verflachen.
Im Gegensatz zu Weill, der mit Engelbert Humperdinck und Ferruccio Busoni gleich zwei prominente Lehrer vorweisen konnte, begann Alban Berg als Autodidakt. Durch einen Zufall stieß er 1904 zu Schönberg,
der spontan erkannte, dass sein neuer Schüler eine ausgesprochene Begabung für die Liedkomposition besaß,
ja, dass er in diesem Punkt eigentlich keiner Ausbildung
mehr bedürfe. Bergs Sieben frühe Lieder, allesamt Meisterwerke, geben Schönberg Recht: Hier meldete sich
eine vollendete Komponistenpersönlichkeit zu Wort, die
sich 1928 – nach dem großen Erfolg der Oper Wozzeck
– nicht zu scheuen brauchte, diese Jugendwerke aus der
Versenkung zu holen und deren Klavierbegleitung durch
einen Orchesterpart zu ersetzen.
Katja Stuber und
Boris Kusnezow
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Die Welle
mit Kultur
FIGARO ist Radiogenuss der schönsten Art.
Ein werbefreies Programm mit handverlesener
Musik für Hörer mit Geschmack und Köpfchen.
Abwechslungsreich und wohltemperiert,
anregend und besinnlich.
Kurz: Kultur und gut.
JAZZ LOUNGE
montags bis freitags, 19.35 Uhr
sonnabends, 19.30 Uhr
JAZZ
donnerstags, 21.00 Uhr
JAZZ IN CONCERT
einmal monatlich
montags, 20.05 Uhr
Frequenzen
und Livestream:
figaro.de
Donnerstag, 03.03.2011
Rebecca Jo Loeb
V18 20.00 Uhr, Konzert im Alten Theater Dessau
„It Takes Two“
Preisträgerkonzert Lotte-Lenya-Wettbewerb
Gesang: Rebecca Jo Loeb und Alen Hodzovic
Klavier: Nicolai Orloff
Kurt Weill (1900-1950)
Berlin im Licht
Bilbao Song
Der Abschiedsbrief
Jason Robert Brown (*1970)
If I didn’t blieve in you
Stars and the moon
Stephen Sondheim (*1930)
You must meet my wife
Kurt Weill
Nannas Lied
When a woman has a baby
Denn wie man sich bettet
Zuhälterballade
Richard Rodgers (1902-1979) &
Oscar Hammerstein II (1895-1960)
I can’t say no
Kurt Weill
Tschaikowsky
That’s him
Stephen Sondheim
Being alive
It takes two
Die Aufführung wird gefördert von der Kurt Weill
Foundation for Music, Inc., New York, NY.
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird
präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im
Land Sachsen­Anhalt
Kurt Weill und Lotte Lenya: Er, in einem jüdisch-religiösem Elternhaus aufgewachsen, Kantorensohn und
Anfang der 1920er Jahre einer der aufstrebenden jungen
Komponisten Deutschlands. Sie, katholisch getauft,
Tochter eines Wiener Fiakerkutschers und einer Waschfrau, schlägt sich als Tänzerin und Schauspielerin durch,
bis der Dramatiker Georg Kaiser auf sie aufmerksam
wird. Das ungleiche Künstlerpaar heiratet 1926. Lenya
wird zur gefeierten Schauspielerin und Sängerin auf
den Bühnen Berlins, wirkt bei den Uraufführungen des
Mahagonny-Songspiel und der Dreigroschenoper mit
(ihre Version der Seeräuber-Jenny beeinflusst die WeillInterpretationen bis heute). Ihr Gesangsstil steht sinnbildlich für die Entwicklungen der Oper in den 1920er
Jahren. Um in der Gegenwart verankertes Theater zu
machen und den teilweise pompösen Operninszenierungen des 19. Jahrhunderts entgegenzuwirken, setzen
Weill und Brecht ausdrücklich Schauspieler anstelle von
Belcanto-Sängern ein.
Nachdem Weill und Lenya über Paris in die USA emigriert sind, zieht sich die Schauspielerin jedoch 1950 von
der Bühne zurück, weil sie mit ihrem „ausländischen“
Akzent kaum noch Chancen auf Rollen hat. Nach Weills
Tod im gleichen Jahr verschreibt sich Lotte Lenya völ-
lig seinem musikalischen Erbe und kehrt wenige Jahre
später, ermutigt von ihrem zweiten Ehemann George
Davis, erneut auf die Bühne zurück, wo sie mit Interpretationen von Weills Songs ebenso große Erfolge wie im
Berlin der 1920er Jahre feiert. 1962 gründet sie schließlich die Kurt-Weill-Foundation in New York, die es sich
zur Aufgabe macht, Weills Nachlass zu verwalten und
die Werke des Komponisten zu fördern.
Dieser Künstlerin zu Ehren wurde der Lotte-LenyaWettbewerb ins Leben gerufen, in dem junge Sänger
oder Schauspieler ausgezeichnet werden, die in der
Theatermusik Kurt Weills und anderer Komponisten
überzeugen konnten. In diesem Jahr bestreiten das
Preisträgerkonzert die junge Mezzosopranistin Rebecca
Jo Loeb, engagiert an der Deutschen Oper Berlin, und
Alen Hodzovic, der schon zahlreiche Erfolge auf deutschen Bühnen feiern konnte – beide ausgezeichnet mit
dem ersten Preis des Lotte-Lenya-Wettbewerbs.
Kurt Weill über
Lotte Lenya (1929):
„Sie ist eine miserable
Hausfrau, aber eine sehr gute
Schauspielerin. Sie kann keine
Noten lesen, aber wenn sie singt,
dann hören die Leute zu wie bei
Caruso. (Übrigens kann mir jeder
Komponist leidtun, dessen Frau
Noten lesen kann.) Sie kümmert
sich nicht um meine Arbeit (das
ist einer ihrer größten Vorzüge).
Aber sie wäre sehr böse, wenn
ich mich nicht für ihre Arbeit
interessieren würde.“
Alen Hodzovic
55
Samstag, 12.03.2011
V45 19.00 Uhr, Konzert in der Halle
des Elbe-Werks Roßlau
„Weill wir jung sind“
Die Veranstaltungsreihe
„Podium Junger Künstler“
wird präsentiert
von der Ostdeutschen
Sparkassenstiftung im
Land Sachsen­Anhalt
Gesang: Pascal von Wroblewsky
Mädchen und Jungen des Chores vom
Walter Gropius Gymnasium
Musikalische Leitung: Detlef Metzner
Jugend-Big-Band Anhalt
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird
präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
im Land Sachsen­Anhalt
Den Besucher des Konzerts von Pascal von Wroblewsky
mit der Jugend-Big-Band Anhalt erwartet ein sehr
frisches und abwechslungsreiches Programm. Neben
Jazzstandards und Soulklassikern darf sich das Publikum
getreu dem Motto „Weill wir jung sind“ auch auf Latinund Rockmusik in außergewöhnlichen Arrangements
freuen, die eigens für dieses Konzert von dem Berliner
Komponisten Rolf von Nordenskjöld arrangiert wurden.
Auch Songs des großen Dessauer Komponisten Kurt
Weill werden an diesem Konzertabend zu hören sein.
Kurt Weill und die amerikanische „Oper“
„Man hört eine Menge über die ‚amerikanische Oper‘,
die eines Tages entstehen wird. Es ist meine Überzeugung, dass wir in diesem Land eine musikdramatische
Form entwickeln können und werden, aber ich glaube
nicht, dass sie ‚Oper‘ heißen wird [...] Diese Form wird
sich aus dem amerikanischen Theater entwickeln [...]
Und mehr als alles andere möchte ich einen Anteil an
dieser Entwicklung haben.“
Kurt Weill, der 1937 diese Zeilen schrieb, sollte Recht
behalten. In den 1940er Jahren vollzog sich der Übergang von Revuen und leichten Komödien hin zu den
großen Broadway-Musicals der 1950er. Weill wurde eine
der wichtigen Figuren innerhalb dieser Entwicklung. Er
Jugend-Big-Band Anhalt
56
sollte, als Neuankömmling im amerikanischen Musiktheaterbetrieb, fünf Uraufführungen in diesem Jahrzehnt verbuchen können.
Jonny Johnson, in welchem Weill Passagen dem Berliner Stück Happy End entnimmt, wurde 1936 noch
verhalten aufgenommen, Weill hatte das musikalische
Talent der Schauspieler überschätzt und musste Kürzungen vornehmen. Doch schon seine nächste Produktion
Knickerbocker Holiday (1938), welche die Schreckensherrschaft der Diktatur kritisiert, brachte Weill Anerkennung in den USA.
Einige seiner Lieder, etwa der September Song, wurden zu erfolgreichen Hits. Mit dem Musical Lady in the
Dark, in dem die Herausgeberin eines Modemagazins
ihre Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, mit Hilfe
von Freuds Psychoanalyse überwindet, schaffte Weill
1941 schließlich den ersten kommerziellen Erfolg.
Den Weill-Songs My Ship, in dem die Hauptdarstellerin von Lady in the Dark ihre Kindheitserinnerungen an sich vorüber ziehen lässt, Speak Low aus One
Touch of Venus (1943) und dem September Song aus
Knickerbocker Holiday sowie anderen Jazz- oder Rockklassikern hat sich nun die 1994 gegründete JugendBig-Band Anhalt unter der Leitung von Detlef Metzner
angenommen.
Sonntag, 13.03.2011
V50 11.00 Uhr, Matinée im
Schloss Georgium (Tischbeinsaal)
„Buntes Berlin“
Trio Niederstrasser-Stadler-von Radowitz
Saxophon: Patrick Stadler und Lars Niederstrasser
Klavier: Florian von Radowitz
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Konzertstück Nr. 2 d-Moll op. 114
für Sopransaxophon, Altsaxophon und Klavier
(Arr. L. Niederstrasser)
1. Allegro con fuoco – Andante
2. Presto
Erwin Schulhoff (1894-1942)
Hot Sonate op. 70
für Altsaxophon und Klavier
1.- 4. [ohne Bezeichnung]
Max Bruch (1838-1920)
Teil I: Auswahl aus Acht Stücke op. 83
für Sopran-, Altsaxophon und Klavier (Arr. P. Stadler)
V. Rumänische Melodie
VII. Allegro vivace, ma non troppo
PAUSE
Paul Hindemith (1895-1963)
Sonate
für Altsaxophon und Klavier
1. Ruhig bewegt
2. Lebhaft
3. Sehr langsam
4. Lebhaft
Max Bruch
Teil II: Auswahl aus Acht Stücke op. 83
für Sopran-, Altsaxophon und Klavier (Arr. P. Stadler)
II. Allegro con moto
III. Andante con moto
Kurt Weill (1900-1950)
Fünf Songs aus:
Die Dreigroschenoper, Happy End und
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny,
in der Bearbeitung für Saxophon und Klavier
(Universal Edition)
I. Moritat
II. Was die Herren Matrosen sagen
III. Surabaya-Johnny
IV. Kanonensong
V. Ballade vom angenehmen Leben
Eine Kooperation mit dem Deutschen Musikwettbewerb
Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird
präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im
Land Sachsen­Anhalt
Es ist ein bisschen so wie bei den Wiener Klassikern:
Mozart kam in Salzburg zur Welt, Haydn im niederösterreichischen Rohrau, Beethoven bekanntlich in Bonn
– nur Schubert ist ein gebürtiger Wiener, auch wenn er
aus der Vorstadt stammt, genauer gesagt aus Lichtental. Der Titel „Buntes Berlin“ spielt auf einen ähnlichen
Sachverhalt an: Keiner der hier vertretenen Komponis-
ten darf sich Berliner nennen. Und dennoch sind sie allesamt der Metropole verbunden, verdanken sie ihr ebensoviel wie sie ihr gaben. Die Offenheit der Metropole,
die seit Jahrhunderten Menschen aller Himmelsrichtungen anlockt, spiegelt sich aber auch in der Farbigkeit der
heutigen Matinée wider.
Der 1809 in Hamburg geborene Mendelssohn ist dem
Musikleben Berlins auf vielfältige Weise verbunden.
Carl Friedrich Zelter, der Leiter der dortigen Singakademie, erteilte dem Zehnjährigen ersten Kompositionsunterricht. So bereitete er die Karriere seines Schülers vor,
die 1841 ihren Höhepunkt erreichte, als König Friedrich
Wilhelm IV. Mendelssohn zum Kapellmeister des Berliner Hofes bestellte. Das Konzertstück d­Moll verrät –
mit der Tempofolge schnell-langsam-schnell, aber auch
hinsichtlich der melodischen Eingängigkeit – Mendelssohns Affinität zur italienischen Musik. Als waschechten Hessen darf man den aus Hanau stammenden Paul
Hindemith bezeichnen, der ab 1927 als Kompositionslehrer an der Berliner Musikhochschule wirkte. Während er
sich in den 1920er Jahren einen Ruf als Bürgerschreck
erworben hatte, etwa durch seine Militär-Parodie Minimax, wurde er in den 1930er Jahren wieder „sittsamer“,
etwa indem er fleißig Sonaten komponierte, so seine
1943 entstandene Sonate für Altsaxophon und Klavier.
Erwin Schulhoff, ein Sohn der Stadt Prag, ist gleichwohl
dem internationalen Dadaismus verbunden, dessen
Berliner Spielart er kurz nach dem Ersten Weltkrieg aus
eigener Anschauung kennenlernen konnte. Dem dadaistischen Konzept der Negation zeigt sich auch Schulhoffs 1930 entstandene Hot Sonate verpflichtet, signalisieren deren Jazzelemente doch eine Absage an die
bürgerliche Musikkultur. Gleiches lässt sich vom Songstil des Dessauers Kurt Weill sagen, der das Klangbild
der 1920er Jahre wie kaum ein Zweiter prägte. Weill,
der in Berlin studiert und reüssiert hatte, wollte dem
Vergnügungsanspruch des modern-urbanen Menschen
gerecht werden, ohne den eigenen Kunstanspruch aufzugeben. Den Ton der Zeit treffen – dieses Ziel verfolgte wiederum Mendelssohn mit seinen Liedern ohne
Worte, berühren sie doch der romantischen Idee entsprechend Sphären, die dem Wort versperrt bleiben.
Und schließlich Max Bruch, der Kölner; und der Komponist, den man meist auf sein 1. Violinkonzert in g-Moll
reduziert. Dabei hat er, der ab 1891 an der Berliner Akademie der Künste Komposition unterrichtete, ein spannendes kammermusikalisches Œuvre hinterlassen, das
alle Aufmerksamt verdient!
Lars Niederstrasser,
Patrick Stadler und
Florian von Radowitz
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Freitag, 04.03.2011
WMEILI LIELN
V19 10.00 Uhr, Familienkonzert im Johannbau
(Museum für Stadtgeschichte Dessau)
FA
KO N Z E RT
„Die Sternchenreise“
Gesang und Moderation: Anne Simmering
Klavier: Ulrich Pakusch
Kurt Weill (1900-1950)
Intermezzo für Klavier
Come in, morning
David’s Psalm
Kiddush (Auszug)
Ofrahs Lied Nr. 1
Wolfgang Hering
Hallo, Guten Morgen
Engelbert Humperdinck (1854-1921)
Abendsegen aus: Hänsel und Gretel
Kurt Weill
Berlin im Licht (Auszug)
Friedrich Hollaender (1896-1976)
Jroschenlied
Kurt Weill
Klopslied
Paul Dessau (1894-1976)
Das Schwein
Kurt Weill
The Jersey Plonk
Gustav Mahler (1860-1911)
Nun will die Sonn’ so hell aufgehn (Auszüge)
Anne Simmering
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Kurt Weill
Youkali
Bernd Mexerholz
Eisenbahn, Eisenbahn
Kurt Weill
There’ll be life, love and laughter
Refrain aus Matrosentango
Wolfgang Hering
Schaukeln auf dem Meer
Kurt Weill
The Jersey Plonk
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Ich flieg’ mit meinem Flugzeug (Melodie aus:
Die Zauberflöte)
Kurt Weill
Lost in the stars
Engelbert Humperdinck
Abendsegen aus: Hänsel und Gretel
Eine Kooperation mit dem Museumspädagogischen
Dienst Dessau
„Der rauschende Gesang der Sterne oder:
Der Kantor singt im Kino“
So lautete der Titel von Anne Simmerings Programm
beim letztjährigen Kurt Weill Fest. Singend und spielend
führte sie ihr Publikum durch das Leben des Komponisten. Wer die energiegeladene und mit viel Witz ausgestattete Schauspielerin 2010 erlebt hat, der kann sich
vorstellen, dass sie auch ein junges Publikum begeistert. Daher hat sie ihr Programm überarbeitet, um nun
mit Weill und Kindern auf Reise zu gehen: zu seinen
Wohnorten, nach Dessau, Berlin, Paris und New York;
zu seinen Freunden und Feinden, Lehrern und Kollegen.
So können die jungen Konzertbesucher erleben, dass
die Städte und Menschen, denen Weill begegnete, und
letztlich auch das politische Geschehen sein musikalisches Schaffen geprägt haben: Sie lernen einen Komponisten kennen, dessen Herz und Sinn offen waren, der
keine Berührungsängste vor der Unterhaltungsmusik
kannte und sich selbst immer wieder „erneuerte“. Folglich wird ein bunter Reigen an Musik zu hören sein. Und
schaut man sich die Stationen der Reise an, weiß man,
dass auch Englisches und Französisches zu hören sein
wird – und vielleicht auch Hebräisches, war Weill doch
der Sohn eines jüdischen Kantors.
Die große Bandbreite verlangt der Darstellerin einiges ab. Doch Anne Simmering fühlt sich im klassischen Theaterfach ebenso heimisch wie im Musical
oder in der Operette. Außerdem steht ihr der Konzertpianist Ulrich Pakusch zur Seite, der sie wie im letzten
Jahr auf dem Klavier und dem Harmonium begleiten
wird. Zudem dürfen sich die Zuschauer und Zuhörer
auf musikalische Überraschungsgäste freuen. Und mit
Sicherheit wird Anne Simmering ihr Publikum in ihr
Spiel einbeziehen.
Donnerstag, 10.03.2011
V35 10.00 Uhr, Familienkonzert im Johannbau
(Museum für Stadtgeschichte)
„Der Meisterdieb und
das Geisterquartett“
Musiktheater für Kinder ab 6 Jahren mit Musik
von Kurt Weill, Wolfgang Amadeus Mozart,
Arnold Schönberg, Dave Brubeck, George Gershwin,
Queen u.a.
Schauspieler, Sänger und Autor: Martin Heim
Pindakaas Saxophon Quartett
Oboe und Tenorsaxophon: Anja Heix
Querflöte und Altsaxophon: Guido Grospietsch
Flöten und Sopransaxophon: Marcin Langer
Klarinette und Baritonsaxophon: Matthias Schröder
Regie: Ralf Kiekhöfer
Eine Kooperation mit dem Museumspädagogischen
Dienst Dessau
Es gibt Menschen, die müssen nachts arbeiten, und es
gibt Menschen, die arbeiten lieber nachts, weil sie dann
ihrer Arbeit ungestörter nachgehen können: Einbrecher.
So auch der gefürchtete Meisterdieb Paolo Passepartout. Er hat den Auftrag, die wertvollste Musik zu stehlen, die er finden kann.
Kein Problem, denkt sich Passepartout. Die wird im
wundersamen Museum für Musik zu finden sein. Dort
angekommen oder eher eingestiegen, stellt er jedoch
fest, dass es sehr wohl ein Problem gibt: Bilder kann
man abhängen, Skulpturen kann man einpacken, Zeichnungen kann man einrollen. Aber wie bitteschön klaut
man Musik? Und es gibt noch ein Problem, oh Schreck:
In der Ahnengalerie hausen vier Musikgeister: Johanna Amadea in rosafarbenem Rüschenkleid, Kurt Oli-
vier Arnold, in grauem Anzug und kerzengerader Haltung, Charlie „The Duke“ mit Melone und Rocky John
Boy, dessen pinkfarbenes Satinhemd geradezu ins Auge
sticht. Und gleich schlägt es Mitternacht, und dann werden sie erwachen.
Doch nicht nur sie erwachen, auch ihre Musik. Staunend hört Passepartout Mozarts Kleine Nachtmusik,
Weills Dreigroschenoper; er swingt mit dem Jazz und
kann sich bei Queens We will rock you kaum noch halten.
Was Martin Heim und das Pindakaas Saxophon Quartett auf die Bühne bringen, ist bestes Kindertheater. Der
Schlagabtausch zwischen dem Dieb und den Geistern
über die Bedeutung der Musik, über ihren Sinn und ihre
Sinnlichkeit ist kindgerecht, ohne die Kinder zu unterfordern, und erfährt sogleich den Praxistest. Das Nichtabzuhängende, das Nichteinzupackende, das Nichteinzurollende, das Ungreifbare wird zum Begreiflichen,
zum Erlebnis. Und die musikalische Vielfalt, die hier
ohne Wertung dargeboten wird, ist ganz im Sinne von
Kurt Weill. Es ist einfach wertvolle Musik.
Pindakaas Saxophon Quartett
WMEILI LIELN
FA
KO N Z E RT
Weitere Veranstaltung
Freitag, 11.03.2011
V39 11.00 Uhr, Familienkonzert im
Bugenhagenhaus
Lutherstadt Wittenberg
Kurt-Weill-Gesellschaft e.V.
Auch Sie können die Arbeit der Kurt-Weill-Gesellschaft
e.V. unterstützen. Der gemeinnützige Verein, gegründet 1993 in Dessau, veranstaltet jährlich das Kurt Weill
Fest und hat sich zur Aufgabe gestellt, „das Andenken
Kurt Weills in seiner Geburtsstadt auf jede geeignete
Weise zu erhalten“. Mittlerweile hat die Gesellschaft
über 220 Mitglieder aus vier Kontinenten.
Unterstützen Sie unser Engagement mit Ihrer Mitgliedschaft, denn nur mit starken und verlässlichen
Partnern läßt sich das Kurt Weill Fest realisieren.
Und außerdem haben Sie als Mitglied die Möglichkeit, vor dem offiziellen Vorverkaufsbeginn Karten für
das Kurt Weill Fest zu erwerben.
Kurt Weill
1900 Dessau
1950 New York
www.kurt-weill-gesellschaft.de
59
Samstag, 26.02.2011
Mittwoch, 02.03.2011
V3 15.00 Uhr, Film im Kiez
V15 20.30 Uhr, Film im Kiez
„Emil und die
Detektive“
„Berlin
Alexanderplatz“
Ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1931 nach dem
gleichnamigen Roman von Erich Kästner.
Ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1931 nach dem
gleichnamigen Roman von Alfred Döblin.
Regie: Gerhard Lamprecht
Drehbuch: Billy Wilder, Paul Frank
Kamera: Werner Brandes
Produktion: Universum-Film AG (UFA) (Berlin)
Regie: Phil Jutzi
Drehbuch: Alfred Döblin, Hans Wilhelm
Kamera: Nikolas Farkas
Musik: Allan Gray
Produktion: Allianz Tonfilm GmbH (Berlin)
Produzent: Arnold Pressburger
(1 93 1)
Szenenfoto
„Emil und die Detektive“
„Bis früh 1/2 5 Uhr hab ich das Emil-Filmmanuskript
gelesen … Das Manuskript ist ekelhaft … Die ganze
Atmosphäre des Buchs ist beim Teufel. Und ich werde
Anfang der Woche saugrob werden, wenn ich mit Stapenhorst rede.“
Ob Erich Kästner nun im Gespräch mit Günther Stapenhorst, dem Produzenten des Films, „saugrob“ war
oder nicht: Der Drehbuchautor wurde gewechselt, und
was der neue, „Wilder, heißt er“, verfasste, gefiel Erich
Kästner.
Die Geschichte von Emil Tischbein, dem auf der
Eisenbahnfahrt nach Berlin zu seiner Großmutter 140
Reichsmark von einem Mitreisenden (einem Taschendieb namens Grundeis) gestohlen werden und dem es
mithilfe von „Gustav mit der Hupe“ und seiner Kinderbande nach einer rasanten Jagd durch Berlin gelingt, den
Dieb zu stellen, erschien 1928. Es war Kästners erstes
Buch für Kinder, und es war ein Novum für die Kinderliteratur der damaligen Zeit, denn Kästner siedelte seine
Geschichte in der Gegenwart an und er ließ seine Akteure sprechen, wie ihnen die Schnauze gewachsen war.
Von dieser Authentizität lebt auch die Verfilmung. Der
Regisseur Gerhard Lamprecht „hat keine Stars, keine
‚Schauspieler‘ aus seinen Kindern gemacht, er hat sie
nicht zum Mimen in Großaufnahme verleitet: Sie sollen natürliche Kinder sein und sind es auch …“, schrieb
Georg Herzberger am 3. Dezember 1931 im Filmkurier,
einen Tag nach der Welturaufführung in Berlin. Doch
nicht nur diesbezüglich wurde der Film von der Kritik
begeistert aufgenommen, es erklang eine allgemeine
Lobeshymne. Zudem war der Film auch ein richtiger
Kassenerfolg und lief sogar ein Jahr lang in Londoner
und New Yorker Kinos.
Dieser große Erfolg mag Grund dafür gewesen sein,
dass Emil und die Detektive selbst Weihnachten 1937
noch gezeigt wurde: nachdem Kästners Bücher 1933
verbrannt worden waren und er in Deutschland Publikationsverbot hatte.
Auch heute noch, 70 Jahre nach Entstehung des Films,
ist Emil und die Detektive mit seinem Tempo und seiner
Atmosphäre höchst sehenswert. Zudem kann man auf
den Spuren von Emil, Gustav und den anderen Kindern
einen Streifzug durch das Berlin der 1920er machen –
und dabei auch den Autor höchstpersönlich sehen. In
welcher Szene des Films? Nun, aufmerksam zuschauen!
W EH EI LNLS
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WERT
Weitere Veranstaltung
Dienstag, 01.03.2011
V13 20.30 Uhr, Film im Kiez
Szenenfoto
„Berlin – Alexanderplatz“
60
(1 93 1)
Im Jahr 1929 erschien der Roman Berlin Alexander­
platz, der in mehrfacher Hinsicht mit den bis dato üblichen Erzähltraditionen brach. Der Handlungsablauf wird
nicht chronologisch erzählt. Es sind nicht-fiktive Texte
eingefügt, Zitate aus der Bibel, Zeitungs- und Wetterberichte, Lieder, und „der Held“ ist ein Arbeiter, der auf
die schiefe Bahn geraten ist. Mithin spielt die Geschichte im Arbeitermilieu, genauer gesagt, im Arbeitermilieu
der Großstadt Berlin.
Der Autor Alfred Döblin kannte diese Metropole und
dieses Milieu aus eigenem Erleben. 1888 war er mit seiner Mutter nach Berlin gezogen, hatte dort sein Abitur
gemacht und als Armenarzt gearbeitet. Zudem war er
immer auch schriftstellerisch und journalistisch tätig.
Unter dem Pseudonym Linke Poot verfasste er Essays,
von denen sich viele mit dem Alltag in der Weimarer
Republik befassten.
Die Kritik reagierte nicht durchweg positiv, doch überwiegend. Auffallend ist, dass Rezensenten Döblins Montagetechnik mit den Mitteln des Films verglichen. Herbert Ihering benutzte sogar den Begriff „Wortfilm“.
Döblins Interesse war nicht auf das geschriebene
Wort, journalistisch oder schriftstellerisch, beschränkt,
es galt auch anderen Medien. So war es naheliegend,
dass er seinen Roman selbst auswertete: Zusammen
mit Max Bing und seinem Bruder Hugo Döblin erarbeitete er ein Hörspiel, das im September 1930 in der Berliner Funkstunde gesendet wurde. Und auch das Drehbuch zum Film schrieb er selbst, gemeinsam mit Hans
Wilhelm. Bereits im Mai 1931 begannen unter der Regie
von Phil Jutzi die Dreharbeiten, zum Teil an Originalschauplätzen in und um Berlin.
Die Rolle des Arbeiters Franz Biberkopf, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis versucht, ein ehrliches Leben zu führen, spielte der damals schon bekannte Heinrich George. Den Berufsverbrecher Reinhold,
den Biberkopf für einen Freund hält, dem er geradezu
hörig ist und der ihn beinahe ins Verderben zieht, mimte Bernhard Minetti.
Dienstag, 08.03.2011
Mittwoch, 09.03.2011
V31 20.30 Uhr, Film im Kiez
V34 20.30 Uhr, Film im Kiez
„Kuhle Wampe
oder wem gehört
die Welt?“
„Der Blaue
Engel“
Ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1932.
Regie: Josef von Sternberg
Drehbuch: Carl Zuckmayer, Karl Gustav Vollmoeller
und Robert Liebmann
Kamera: Günther Krampf
Musik: Friedrich Hollaender
Produktion: Universum-Film AG (UFA) (Berlin)
Produzent: Erich Pommer
(1 93 2)
Regie: Slátan Dudow
Drehbuch: Bertolt Brecht, Ernst Ottwald
Kamera: Günther Krampf
Musik: Hanns Eisler
Produktion: Prometheus Film-Verleih
und Vertrieb GmbH (Berlin)
Produzent: Willi Münzenberg, Lazar Wechsler
„Marxistisches Parteitamtam“ oder kritisches Kino?
Berlin 1931. Vater und Sohn der Arbeiterfamilie Boenicke sind aufgrund der Wirtschaftskrise arbeitslos, und
Tochter Anni muss die Familie mit ihrer Anstellung in
einer Fabrik ernähren. Als die Familie nach dem Freitod
des Sohnes ihre Wohnung räumen muss, ziehen sie zu
Annis Freund Fritz, der in der Zeltkolonie „Kuhle Wampe“ lebt. Anni wird nun ungewollt schwanger und die
Hochzeit wird geplant. Als Fritz jedoch verkündet, sie
ausschließlich wegen ihrer Schwangerschaft heiraten zu
wollen, gehen sie getrennte Wege. Von Freundin Gerda
überzeugt, engagiert sich Anni im Arbeitersportverein,
wo aus ihr und Fritz schließlich wieder ein Paar wird.
Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt aus dem Jahr
1932, eines der wenigen Beispiele proletarischer Filmkunst in Deutschland, versucht, ein realistisches Bild
von der Massenarbeitslosigkeit Anfang der 1930er Jahre zu zeichnen. Da verwundert es kaum, dass die an der
Produktion Beteiligten allesamt der kommunistischen
Bewegung nahestanden: Bertolt Brecht zeigt sich für
das Drehbuch verantwortlich, der junge Deutsch-Bulgare Slátan Dudow feierte sein Regiedebüt, während
Hanns Eisler die Musik komponierte. Darüber hinaus
wirkten Schauspieler aus linken Künstlerkreisen und
rund 4.000 Berliner Arbeitersportler an dem Film mit.
Die Filmemacher präsentieren folglich eine Arbeitergemeinschaft, die solidarisch handelt, um ihre Interessen
durchzusetzen und die gesellschaftlichen Probleme zu
lösen.
Zunächst wurde der Film direkt nach seiner Fertigstellung von der Zensurstelle verboten, die die Gesamthaltung des Streifens beanstandete, da er zum Ungehorsam gegen den Staat aufrufen würde. Heftige Proteste
von Seiten der Presse, aber auch proletarischer Organisationen machten jedoch 1932 die Erstausstrahlung
im Atrium möglich, einem Berliner Uraufführungskino.
Vor allem in Arbeitervierteln füllte der Streifen die Kinosäle. Während konservative Zeitungen ihn als „marxistisches Parteitamtam“ abtaten, kritisierten linke Blätter sogar eine „gewisse Schönfärberei“. Sie fanden
die wirkliche Not der Arbeiter noch untertrieben dargestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Film
Ende der 1950er Jahre erstmals wieder in DDR-Kinos
ausgestrahlt und gelangte im Zuge der Studentenbewegung in den 1960er Jahren auch in Westdeutschland
zu Popularität.
(1 93 0)
Ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1930.
„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt.“ Wer
kennt dieses Lied von Friedrich Hollaender nicht? Und
wer nicht die Interpretin, die es berühmt gemacht hat?
Dabei war Marlene Dietrich noch unbekannt, als sie es
in der Rolle als Femme fatale in Der Blaue Engel sang.
Dass Marlene Dietrich durch den Film über Nacht zum
Weltstar wurde, verdankt sie Regisseur Josef von Sternberg. Denn wäre es nach Heinrich Mann gegangen, dessen 1905 erschienener Roman Professor Unrat oder das
Ende eines Tyrannen als Vorlage für den Spielfilm diente, hätte Trude Hesterberg die Rolle der Barsängerin
Lola-Lola gespielt.
„Professor Unrat“ ist der Spitzname, den die Schüler ihrem pedantisch-autoritären Lehrer Raat gegeben
haben. Als in der Klasse Fotos von Lola auftauchen,
wittert er Unzucht, begibt sich in das Etablissement
„Der Blaue Engel“ … und verfällt der Sängerin, ihrem
verführerischem „Ich kann halt lieben nur und sonst
gar nichts“. Der Anfang vom Ende – jedenfalls in der
Filmversion, für dessen Drehbuch Carl Zuckmayer als
Co-Autor zeichnete. Der Leinwand-„Unrat“ geht an der
Beziehung zu Lola zugrunde, er wird verraten, betrogen,
gedemütigt und stirbt am Ende. Der literarische „Unrat“
aber, der lebensfeindliche Lehrer, entwickelt sich zum
Anarchisten und Rebellen.
Wenn auch aus seinem gesellschaftskritischen Roman
ein Melodram wurde – Heinrich Mann hat zumindest
davon profitiert. Denn neben den zahlreichen Übersetzungen hat vor allem der Film (der mit denselben Schauspielern in der englischen Fassung The Blue Angel am
4. Juli 1930 uraufgeführt wurde) dazu beigetragen, dass
Professor Unrat zu Weltruhm gelangte – was den Lübeckern seinerzeit sicher nicht gefallen hat, denn in Heinrich Manns Heimatstadt wurde das Buch totgeschwiegen: Die norddeutsche Kleinstadt, in der Professor
Unrat lebte, war unschwer als das Lübeck des Schülers
Heinrich Mann zu erkennen.
In Deutschland fand die Premiere drei Monate vorher
statt: am 1. April 1930 im Gloria Palast in Berlin. Und
damals dürfte das Publikum nicht nur Marlene Dietrich
begeistert gelauscht haben, denn erstmals war in einem
deutschen Spielfilm eine Jazzband zu hören: die Weintraub-Syncopators.
Szenenfoto „Kuhle Wampe“
W EH EI LNLS
SE
WERT
Szenenfoto
„Der Blaue Engel“
61
Sonntag, 27.02.2011
V9 11.00 Uhr, Jazz-Frühschoppen im
Restaurant Kornhaus
V49 11.00 Uhr, Jazz-Brunch im
Restaurant Kornhaus
„Berlinisch für
Nichtberliner“
„Wenn wieder
Frühling ist“
Ruth Hohmann und das Jazz Collegium Berlin
Tuba: Hartmut Behrsing
Saxophon und Klarinette: Patrick Braun
Trompete: Ernstgeorg Hering
Trompete und Flügelhorn: Hans Georg Hentschel
Schlagwerk: Andreas Hentschel
Klavier und Gesang: Volker Kaufmann
Bass: Stefan Lasch
Berliner Swing Trio & Friends
Bass und Gitarre: Stefan Lasch
Klavier und Gesang: Dr. Volker Kaufmann
Schlagzeug: Andreas Hentschel
Saxophon und Klarinette: Patrick Braun
Gesang: Marie Luise
Patrick Braun
Ein Leben für den Jazz
„Eena kommt und saacht er lieb da und du bist hin.
Ach du Jüte! Spielt sich uff wie‘n echt Valiebta, du
fliechst druff rin. Meine Jute! Du jibst ihm dein janzet
Herz. Doch auff Herz reimt sich ooch Schmerz! Deinet
hatta dir jebrochen! Mann, det war een übla Scherz!“
Zeilen aus Ruth Hohmanns Er is sauer uff dir, ihrer Berliner Variante des durch Benny Goodman bekannt gewordenen Songs Goody Goody.
Für die Pionierin des Jazz in der DDR stand der Entschluss, Sängerin zu werden, schon 1945 fest. Damals
lief auf dem amerikanischen Radiosender AFN jeden
Freitag Abend Jazz. Die Vierzehnjährige war fasziniert,
von Stimmen wie Ella Fitzgerald oder Duke Ellington
geradezu magisch angezogen! Als sie sich einige Jahre später selbst beim Rundfunk vorstellte, sollte sie
zunächst Schlager singen. Hohmann lehnte ab.
Sie fiel jedoch dem Komponisten und Rundfunkmitarbeiter Walter Kubiczek auf. Er kommentierte ihre Interpretation von The Man I Love mit den Worten: „So
etwas wie Sie läuft nur alle paar Jahrzehnte in Deutschland rum!“ Wenig später kam es zu Hohmanns erstem öffentlichen Auftritt: 1961, in Berlin, im Haus der
Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, zusammen mit
den Jazz Optimisten. Die Presse war begeistert, und
Hohmanns Karriere startete. Sie sang mit allen renommierten Ensembles der DDR-Jazzszene, so mit den
Dresdener Tanzsinfonikern, aber auch mir der RIAS-Bigband. Als 1962 sämtliche Künstler der DDR eine Berufsberechtigung vorweisen mussten, wurde aus Ruth Hohmann die erste Jazzsängerin der DDR mit staatlicher
Zulassung. Die „Ella des Ostens“ wirkte außerdem an
zahlreichen Projekten mit. So sang sie die Titelrolle in
der Fernsehoper Hete (1965, unter der Regie von Harry
Kupfer), die jedoch aufgrund eines offiziellen Verbots
nicht gesendet werden durfte.
Ruth Hohmann und das Jazz Collegium Berlin, seit
1974 die ständige Begleitband der Hohmann, interpretieren Weill auf ihre Weise: Mack the Knife aus der Drei­
groschenoper, Songs wie Blue Berry Hill oder aber die
bereits erwähnte Version von Goody Goody, einer Kurzlektion in Sachen „Berlinisch für Nichtberliner.“
Stefan Lasch
62
Sonntag, 13.03.2011
Mit „Wenn wieder Frühling ist“ kommt die Leichtigkeit zurück. Da brechen die Gefühle auf, schwindet die
Schwermut des Winters, wird die Welt wieder sexy.
Das Berliner Swing Trio mit Patrick Braun und Marie
Luise präsentieren beswingte Musik von George Gershwin bis Kurt Weill und Titel von On the sunnyside of the
street über I can’t give anything but, Baby, As time goes
bye, Lady is a tramp, I got rhythm, All of me, Whispering
bis hin zu s’ wonderful.
„Wenn wieder Frühling ist und wenn du bei mir bist,
dann wird die ganze Welt vor Liebe auf den Kopf
gestellt“, sang einst Romys Mutter Magda Schneider,
und auch die legendären Weintraub Syncopaters haben
das Lied eingespielt.
Streng genommen beginnt Mitte März der Frühling
noch nicht, aber er klopft doch quasi schon an die Tür.
Und was gibt es da Schöneres, als an einem Sonntag
ein wenig auszuschlafen und dann in das Ausflugslokal Kornhaus zu spazieren, dem Bauhausbau direkt am
Elbebogen, und sich dort bei einem Brunch von dem
Berliner Swing Trio und seinen Freunden musikalisch
verwöhnen zu lassen.
Das Ambiente des Kornhauses ist wie geschaffen
dafür, sich in die 1920er Jahre zurückzuversetzen, eine
Zeit, in der sich Deutschland (wenn auch nur kurzfristig)
politisch beruhigt hatte und es wirtschaftlich aufwärts
zu gehen schien. Die ernste wie die leichte Unterhaltung
nahm wieder größeren Raum im Leben ein. Man baute Theater, gründete Kabaretts, und der Film mauserte
sich zum Massenmedium.
Berlin war nicht nur die Hauptstadt Deutschlands,
es war auch die Kulturhauptstadt. Und der Kurfürstendamm war der Berliner Broadway. Neben den Theatern
gab es unzählige Bars, Nightclubs, Weindielen und Ballhäuser. Musik und Tanz drückten das neue Lebensgefühl aus, und dazu gehörten auch neue Klänge: der Jazz
und der Swing.
Das Berliner Swing Trio ist noch jung, es fand erst 2008
zusammen. Doch die Gründer Stefan Lasch, Dr. Volker
Kaufmann und Andreas Hentschel sind gestandene Musiker der Berliner Jazzszene. Und sie verfügen über ein sehr
umfangreiches Repertoire vom Jazz-Klassiker bis zum
populären Swing. Ins Kornhaus bringen die drei ihre beiden „friends“ Patrick Braun und Marie Luise mit. Wenn
Sie von diesen fünf Musikern mitgerissen werden und
anfangen zu swingen, vergessen Sie nicht, vorher die
Kaffeetasse abzustellen.
Donnerstag, 10.03.2011
V37 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im
Restaurant Pächterhaus
„Hunger ist heilbar“
Rezitation und Gesang: Bernhard Bauer
Violine: Alban Beikircher
Klavier: Tina Zeller
BEGRüSSUNG
Fritz Kreisler (1875-1962)
Schön Rosmarin
Robert Gernhardt (1937-2006)
Diät-Lied (Mit Ohrfeigenbegleitung)
Josef Weinheber (1892-1945)
Der Phäake
VORSPEISE
Erich Kästner (1899-1974)
aus „Als ich ein kleiner Junge war“
Notwendige Antwort auf überflüssige Fragen
Bürger, schont eure Anlagen
Die Zunge der Kultur reicht weit
Fritz Kreisler
Liebesleid
Erich Kästner
Seid nicht zu fleissig
SUPPE
Fritz Kreisler
Liebesfreud
Erich Kästner
aus „Kästner für Erwachsene“
Carl Zuckmayer (1896-1977)
aus „Als wärs ein Stück von mir“
Erich Kästner
Die Zeit fährt Auto
Die Entwicklung der Menschheit
Erich Wolfgang Korngold (1897-1957)
Gartenszene
Erich Kästner
Gedanken beim Überfahrenwerden
Das Führerproblem genetisch betrachtet
Was auch geschieht
HAUPTGANG
Erich Kästner
Über das Auswandern
Jardin du Luxembourg
Kurt Weill (1900-1950)
I’m a stranger here myself
Erich Kästner
aus „Bei Durchsicht meiner Bücher“
Fritz Kreisler
Berceuse romantique
Ernst Jandl (1925-2000)
Calypso
Im Delikatessenladen
DESSERT
Edward Elgar (1857-1934)
Salut d’amour
Erich Kästner
Der Titel des Programms
Wienerlied
Erst wenn’s aus wird sein
Ernst Jandl
Spruch mit kurzem o
Sollten Sie Hunger verspüren, gehen Sie nicht ins
Krankenhaus, sonst ergeht es Ihnen wie dem Mann in
Erich Kästners Gedicht „Hunger ist heilbar“. Der wird
von den Ärzten auf der Suche nach dem Grund für sein
Unwohlsein regelrecht zu Tode operiert. „Der Chefarzt
sah die Leiche an. / Da fragte ein andrer, ein junger: /
‚Was fehlte denn dem armen Mann?’ / Der Chefarzt
schluchzte und murmelte dann: / ‚Ich glaube, er hatte
nur Hunger.’“ Nein, gehen Sie lieber ins Pächterhaus,
denn dort wird nicht nur Ihr Hunger gestillt, dort können Sie stilvoll dinieren und bekommen zu den Gaumenfreuden auch noch Ohrenschmaus serviert. Bernhard
Bauer (Rezitation und Gesang), Alban Beikircher (Violine) und Tina Zeller (Klavier) werden Ihnen zwischen den
Gängen Musikalisches und Literarisches kredenzen.
In Vorfreude auf den nächsten Gang können Sie sich
Alt-Wiener Tanzweisen von Fritz Kreisler munden lassen. Kreisler war nicht nur Komponist, sondern auch
Geiger. 1910 brachte er das Violinkonzert von Edward
Elgar, das ihm gewidmet war, zur Uraufführung. Dieses gehört jedoch nicht zu den Genüssen des Abends,
sondern ein Klavierstück des englischen Komponisten:
Salut d’amour. Ein weiterer musikalischer Leckerbissen ist das Lied Avant de mourir, das der rumänische
Geiger Georges Boulanger 1926 komponierte. Populär
wurde es unter dem Titel My Prayer mit einem Text von
Jimmy Kennedy, der 1939 entstand. Und bei einer weiteren Gaumenfreude lässt Shakespeare grüßen: Die Gar­
tenszene komponierte Erich Wolfgang Korngold 1935
für den Film Much Ado About Nothing – Viel Lärm um
nichts. Auch der literarische Genuss ist bei Autoren wie
Erich Kästner, Carl Zuckmayer, Josef Weinheber und
Ernst Jandl garantiert.
Wie gesagt: Sollte es in Ihrem Magen grummeln, nicht
ins Krankenhaus, sondern ins Pächterhaus. Dort wird Ihr
Hunger geheilt.
Bernhard Bauer und
Alban Beikircher
Menü
Vorspeise
Kalbstafelspitzsülze mit
Meerrettichschaum und
Apfel-Sellerie Carpaccio
Suppe
Currycrèmesüppchen
mit Fischstrudel
Hauptgang
Maishähnchenbrust
im Reisblatt mit
glasiertem Gemüse und
Süßkartoffelpürée
Dessert
Schokoladen-Ingwermousse
und Ananassorbet
Weitere Veranstaltungen
Freitag, 11.03.2011
V41 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im
Restaurant Pächterhaus
Samstag, 12.03.2011
V46 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im
Restaurant Pächterhaus
63
Donnerstag, 03.03.2011
V17 20.00 Uhr, Konzert im
Brauhaus „Zum Alten Dessauer“
„Claire und Kurt“
Eine Claire Waldoff und Kurt Weill Revue
Gesang: Anne Simmering
Klavier: Harald Rutar
Harald Rutar
Weitere Veranstaltung
Freitag, 04.03.2011
V21 20.00 Uhr, Konzert im
Brauhaus „Zum Alten Dessauer“
Kurt Weill (1900-1950)
My ship
Robert Nelson (*1941)
Heut’ geh’n wir morgen erst ins Bett
Claire Waldoff (1884-1957)
Wer schmeisst denn da mit Lehm
Kurt Weill
Mack the knife
Berlin im Licht
Fritz Paul
Wat braucht der Berliner, um jlücklich zu sein
Kurt Weill
Die Ballade von der sexuellen Hörigkeit
Walter Kollo (1878-1940)
Nach meene Beene is ja janz Berlin verrückt
Tante Paula sitzt im Bett und isst Tomaten
Kurt Weill
Ich bin eine arme Verwandte
Robert Nelson
Fang nie was mit Verwandtschaft an
Friedrich Hollaender (1896-1976)
Stroganoff
Anonym
Warum liebt der Vladimir jrade mir?
Kurt Weill
Tschaikowsky
PAUSE
Kurt Weill
Youkali
Theo Mackeben (1897-1953)
Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da
Anne Simmering
64
Anonym
Mensch, lach doch
Kurt Weill
One life to live
Anonym
Menschliches – Allzumenschliches
Otto Reutter (1870-1931)
Wie reizend sind die Frauen
Kurt Weill
Susan’s dream
Anonym
Wenn Willi Püppchen zu mir sagt
Kurt Weill
Abschiedsbrief
Medley
Anonym
Die Laubenkolonie
Kurt Weill
Johnny’s Song
Es wächst zusammen, könnte man den vielzitierten
Satz auf das Programm von Anne Simmering ummünzen, was zusammengehört. Denn Kurt und Claire hatten so viele Schnittmengen, dass man sich wirklich
wundert, weshalb sie sich nicht näher kannten.
Beide stammten aus der Provinz, wie man seinerzeit
in der Reichshauptstadt all das einschätzte, was eben
nicht Berlin war: er aus Dessau, von der Mulde; sie aus
Gelsenkirchen, aus dem Pott. Beide waren aber auch
„gelernte Berliner“, ja der Zungenschlag von Waldoff
und Weill gilt heute sozusagen als der Sound Berlins
schlechthin: als Klangcode jener Jahre, die man später
die Goldenen nennen sollte. Beide hatten ihr Ohr am
Puls der Zeit, einen Riecher für die Themen, die sozusagen auf der Straße lagen. Wenn Claire singt (von
ihren „Beenen“, nach denen ganz Berlin verrückt sei)
und Kurt songt (von der Ballade der sexuellen Hörig­
keit), dann ist das durchaus vergleichbar, dann spürt
man den Körper, dann prickeln die Töne auf der Haut.
Und wenn die Waldoff das „Milljöh“ beschwört (also
die Hinterhofidyllen, die ihr Freund Heinrich Zille so
unnachahmlich in die Zeichnung gebracht hat), dann
entspricht das durchaus den sozialen Tendenzen Kurt
Weills. Es sei ihm lieber, ein Taxifahrer pfeife eine seiner Melodien, äußerte der Broadway-Komponist einmal, als wenn er den Pulitzer-Preis für Musik bekomme, den Oscar seiner Branche.
Anne Simmerings Hommage an Kurt und Claire ist
zugleich die Huldigung an eine Epoche und eine Stadt,
deren Vitalität und Veränderungsoptimismus uns heute noch begeistert. Als man bereit war, Gesellschaft
und Kunst neu zu denken – und so individuelle Persönlichkeiten wie Weill und Waldoff nicht nur Nischen,
sondern eine breite Öffentlichkeit fanden. „Ne dufte
Stadt, ist mein Berlin!“ schwärmte die Sängerin, während sich der Komponist eher verwundert fragte: „Na
wat denn, wat ist dat für ’ne Stadt denn?“
2011/2012
Entdeckungen
Wer träumte nicht schon davon, Neues für sich zu entdecken, sich neue Perspektiven zu eröffnen. Doch oft scheint die
richtige Tür verstellt oder die Lichtverhältnisse lassen nur eine
Ahnung dessen zu, was es zu entdecken gäbe. Ganz so, wie
Kurt Weill das in seinem Song Berlin im Licht beschrieben hat:
„Und zum Spazierengehn genügt das Sonnenlicht, doch um
die Stadt Berlin zu sehn, genügt die Sonne nicht.“ Um einen
besseren Einblick in die spannende Lebenszeit Kurt Weills zu
erhalten, führt das Kurt Weill Zentrum, in Ergänzung zum jährlich stattfindenden Kurt Weill Fest, die Veranstaltungsreihe
ENTDECKUNGEN durch. Diese Veranstaltungen dienen als
Wegweiser zu den Kurt Weill Festen der Jahre 2011 bis 2013 und
ergänzen die vielschichtigen Festspiel-Programme.
Ganz im Stil eines Studium Generale bieten die ENTDECKUNGEN einen Einblick in eine der bedeutendsten Perioden europäischer Geschichte, stellen dabei das Leben und
Wirken von Kurt Weill in seinen historischen Kontext und
beleuchten mit einem Blick auf die Bereiche Musik, Philosophie, Bildende Kunst, Gesellschaft, Architektur und Technik
die Zeitgeschichte. Durch Vorträge und Podiumsdiskussionen mit Fachleuten verschiedener Disziplinen wird die in vielerlei Hinsicht noch so wenig entdeckte Zeit zwischen 1900
und 1950 in lebendiger Form und in allgemein verständlicher
Weise aufbereitet. Konzerte mit Preisträgern und Stipendiaten des Deutschen Musikwettbewerb runden die Veranstaltungen ab und bilden einen facettenreichen Rahmen für die
Veranstaltungs-Serie.
Für das Kurt Weill Fest 2012, das sich mit Paris der zweiten
Station in Kurt Weills Leben zuwendet, werden sich die ENTDECKUNGEN insbesondere mit dem Thema „Exil und Heimat“ beschäftigen. Als einer der zentralen Fluchtpunkte vieler Exilanten, die vor der NAZI-Diktatur, aber auch vor anderen
Unrechts-Regimen fliehen mussten, war das Paris der 1930er
Jahre eine wichtige erste Anlaufstelle. Exemplarisch werden
Kurt Weill und sein Schicksal somit bei den kommenden ENTDECKUNGEN zu Beispiel für eines der schwierigen Themen
des 20. Jahrhunderts.
Die ENTDECKUNGEN werden von Prof. Matthias Henke gemeinsam mit dem Kurt Weill Zentrum entwickelt und
inhaltlich gestaltet. Gefördert werden die ENTDECKUNGEN,
die in Partnerschaft mit dem Deutschen Musikwettbewerb,
der Universität Siegen, der Ernst Bloch Gesellschaft, dem
Deutschlandfunk und der Landesvertretung Sachsen-Anhalt
beim Bund in Berlin durchgeführt werden, von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung.
Voraussichtliche Termine:
28.-29.10.2011 / 02.-03.12.2011 / 27.-29.01.2012
Klingende Stadtportraits von Berlin, Paris
und New York präsentieren die pulsierenden
Lebens-Stationen Kurt Weills und geben den
Takt der kommenden Kurt Weill Feste vor.
Seien Sie neugierig – machen Sie Ihre Klangreise in die Stadt der Klassischen Moderne!
25.2. – 13.3.2011
BER L I N
24.2. – 12.3.2012
PARIS
22.2. – 10.3.2013
N E W YOR K
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Biografischer Anhang in Chronologischer Reihenfolge
V1 „Protagonist“ / „I Pagliacci“
Die Anhaltische Philharmonie Dessau zählt zu den
ältesten und traditionsreichsten Klangkörpern des Landes Sachsen-Anhalt. Als sein Geburtsjahr wird 1766
genannt, als Friedrich Wilhelm Rust die Leitung der Hofkapelle übernahm. Nachdem 1794 eine Theatertruppe
fest in Dessau engagiert wurde, bildeten die Musiker
fortan eine unverzichtbare Säule für Musiktheater-Aufführungen aller Genres. Chefdirigent des Orchesters,
das seit 1992 den Namen Anhaltische Philharmonie
Dessau führt, ist seit 2009 Generalmusikdirektor
Antony Hermus. Gastverpflichtungen außerhalb Dessaus (z.B. wiederholt zum Classic Open Air auf dem Berliner Gendarmenmarkt, zu Konzerten im Konzerthaus
Berlin, Japan-Tournee des Anhaltischen Theaters Dessau mit „Salome“ und „Der fliegende Holländer“) sowie
Rundfunk-Mitschnitte und CD-Produktionen zeugen
von der überregionalen Reputation des Orchesters.
André Bücker
Antony Hermus kam 1998 an das Hagener Theater, arbeitete sich dort in nicht einmal fünf Jahren vom
Praktikanten über die Positionen des Studienleiters und
1. Kapellmeisters zum Generalmusikdirektor empor und
hatte diese Position bis 2008 inne. Das Repertoire des
holländischen Dirigenten umfasst etwa 200 sinfonische
Werke und 50 Opern, wovon er viele Neuproduktionen
zur Premiere brachte und manches vergessene Werk
wiederentdeckte. Auch dirigierte er viel zeitgenössisches Repertoire. In den vergangenen Jahren stand er
u.a. am Pult der Nürnberger und der Bochumer Symphoniker, der Philharmonischen Orchester in Duisburg,
Magdeburg, Freiburg, Kiel, Oldenburg und Rostock
sowie beim RTE National Symphony Orchestra of Ireland und dem Orchestre de Bretagne.
Angus Wood
André Bücker arbeitete nach seinem Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Geschichte und
Philosophie in Bochum für das Kunstfest Weimar und
inszenierte u.a. in Dortmund, Hannover, Graz, Nürnberg, Göttingen, Senftenberg, Mannheim und für das
Händel-Fest in Halle. Er wurde mit seinen Schauspielund Musiktheaterinszenierungen wiederholt zu Festivals und zahlreichen Gastspielen eingeladen. Von 1998
bis 2000 war er Stellvertreter des Intendanten am Theater in Wilhelmshaven, von 2005 bis 2008 Intendant am
Nordharzer Städtebundtheater in Halberstadt/Quedlinburg. Seit Beginn der Spielzeit 2009/2010 ist er Generalintendant des Anhaltischen Theaters Dessau.
Iordanka Derilova
Oliver Proske stammt aus Johannesburg und studierte Industrial Design an der Hochschule für bildende
Künste in Hamburg sowie an der Universität der Künste
Berlin. Außer für das Anhaltische Theater Dessau entwarf er auch Bühnenbilder und Raumkonzepte für die
Händel-Festspiele oder für das Kunstfest Weimar. 1998
gründete er mit Nicola Hümpel das international erfolgreiche Ensemble Nico and the Navigators am Bauhaus
Dessau.
Sophie Walz studierte Musiktheaterdramaturgie in
München. Sie war Assistentin des Intendanten Jochen
Schönleber beim Festival „Rossini in Wildbad“ und
Regieassistentin am Prinzregententheater in München.
66
Seit März 2010 ist sie Dramaturgieassistentin am Anhaltischen Theater Dessau.
Angus Wood stammt aus Australien und erhielt seine Ausbildung in London, Melbourne und den USA. Als
Konzertsänger war er u.a. in Melbourne, Sydney und
Singapore zu hören. An der Opera Australia sang er
zunächst Baritonrollen, bevor er ins Tenorfach wechselte. 2005 wurde er Sieger des „German-Australian Opera
Grant“ und kam zunächst als Stipendiat ans Hessische
Staatstheater Wiesbaden. Seit der Spielzeit 2007/2008
gehört er hier fest zum Ensemble und war u.a. in Opern
und Operetten von Mozart, Verdi, Offenbach, Strauss,
Massenet, Bizet und Benatzky zu hören. Gastspiele
führten ihn mehrfach in die USA und nach Australien,
wo er zuletzt u.a. Cavaradossi in Verdis „Tosca“und die
Tenorpartie in Händels „The Messiah“ sang.
Die in Sofia geborene Iordanka Derilova wurde in
ihrer Heimatstadt und in Rom ausgebildet. Sie sang
in fast allen Opernhäusern Bulgariens. 1998 folgte ein
Festengagement an der Staatsoper Prag. 2000/2001
wurde sie für die Rolle der Amelia („Ein Maskenball“)
am Nationaltheater Mannheim engagiert und sang mit
großem Erfolg Aida in Japan. 2003 folgte ein Festengagement am Anhaltischen Theater Dessau. Für die Isolde
in Wagners „Tristan und Isolde“ wurde sie als „Sängerin
des Jahres“ von der Zeitschrift „Opernwelt“ nominiert.
Iordanka Derilova sang auf Opernbühnen in Italien,
der Schweiz, Holland, Litauen, Zypern, Katar, der Türkei, Russland, Polen, der Tschechischen Republik, der
Slowakei, Deutschland und wiederholt auf Festivals in
Österreich. 2009 wurde sie mit dem Titel der Kammersängerin ausgezeichnet.
Der holländische Bariton Wiard Witholt studierte
am Konservatorium Amsterdam und machte seinen
Abschluss hier im Sommer 2003, zwei Jahre darauf an
der New Opera Academy Amsterdam. Von 2005 bis
2006 war er Mitglied des Opera Studio Nederland und
von 2006 bis 2008 am Atelier Lyrique an der Opéra
Nationale de Paris. Er war Preisträger beim „Cristina
Deutekom Concours“ in Enschede 2006 und vertrat
2007 die Niederlande beim Gesangswettbewerb „BBC
Cardiff Singer of the World“. Neben der Oper ist Wiard
Witholt auch häufig in Oratorien aufgetreten und sang
mehr als vierzig Bach-Kantaten. Sein Debüt an der Opéra Nationale de Paris gab er 2007 mit Mahlers „Liedern
eines fahrenden Gesellen“. In Brüssel debütierte er
2008 als Le Berger in Debussys „Pelléas et Mélisande“.
David Ameln wurde 1978 in Berlin geboren. Er studierte an der Hochschule für Musik und Theater Rostock.
Bereits während des Studiums nahm er eine rege Konzerttätigkeit in Norddeutschland auf. Außer in zahlreichen Produktionen im Opern- und Operettengenre war
er auch als Evangelist und Liedsänger zu hören. David
Ameln ist Preisträger des internationalen Gesangswettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg 2006.
Sein erstes Festengagement führte den Buffotenor zur
Spielzeit 2007/08 für zwei Jahre an die Musikalische
Komödie der Oper Leipzig. Seit der Spielzeit 2009/10 ist
David Ameln festes Ensemblemitglied am Anhaltischen
Theater Dessau. 2010 debütierte er in Japan.
Ulf Paulsen stammt aus Bremervörde zwischen Bremen und Hamburg und erhielt seine Ausbildung in Köln.
Sein Stimmumfang ermöglicht es ihm, Rollen des Baritonfachs ebenso überzeugend zu gestalten, wie Partien
aus dem Bereich des Bassbariton- und sogar des Bassfachs. Seine erste Festanstellung bekam er 1996 am
Stadttheater Görlitz, wo man ihn gleich zu Beginn mit
den so unterschiedlichen Rollen des Germont in Verdis
„La Traviata“ und dem Kaspar im „Freischütz“ betraute. Ab 1998 sang er als ständiger Gast auf der Bühne
der Státní opera Praha. 2000 gab er seinen ersten Kurwenal am Prager Nationaltheater unter der Leitung von
Jiři Kout. Seit 2001 ist Ulf Paulsen festes Mitglied des
Anhaltischen Theaters in Dessau, wo er gleich zweimal
den Zuschauerpreis „Theo“ verliehen bekam. Gastspiele führten ihn u.a. nach Braunschweig, Halle, Chemnitz,
Wrocław, Liberec, Münster, Hagen und Trier.
Helmut Sonne absolvierte nach seinem Lehramtsstudium in Frankfurt ein Chorleiter- und Kapellmeisterstudium u.a. bei Helmut Rilling. Seit 1977 ist er als Chordirektor an den Theatern in Koblenz, Braunschweig,
Wuppertal, Berlin (Deutsche Oper), Halle, Chemnitz
und Dessau tätig.
Der in Murmansk geborene Tenor Sergey Drobyshevskiy studierte an der weißrussischen Musikakademie in
Minsk und nahm an zahlreichen Meisterkursen teil, u.a.
bei Carlo Bergonzi. Er gastierte nach seinem Debüt als
Lensky in „Eugen Onegin“ im russischen Ekaterinburg
an verschiedenen Opernhäusern u.a. in Minsk, Manaus,
Budapest, Ludwigshafen, Heidelberg, Klagenfurt, Riga,
Sassari, Lissabon, Brüssel, Amsterdam sowie beim
Opernfestival Solothurn. Er ist Mitglied des Ensembles
der Mariinsky Oper St. Petersburg. Seit der Spielzeit
2010/11 gehört er fest zum Ensemble des Anhaltischen
Theaters Dessau.
V2 „Keine Dreigroschenmusik“
Das Dessauer Alanluca Saxophonquartett gründete
sich 2006 aus Mitgliedern der Jugend-Big-Band Anhalt.
Die jungen Musiker haben sich der jazzigen Kammermusik in all ihren Facetten verschrieben. Neben Swing-,
Rock- und Funktiteln gehören auch lateinamerikanische
Musik und der Mambo zu ihrem Repertoire sowie natürlich Werke des Komponisten ihrer Heimatstadt: Kurt
Weill. Neben zahlreichen regionalen und überregionalen
Auftritten gastierten die jungen Musiker 2006 in Santiago de Chile, 2007 in Rio de Janeiro und 2008 im österreichischen Klagenfurt.
V4 Festivalcafé A rti s t i n resi den ce
Der junge polnische Geiger Filip Michal Saffray
begann im Alter von sechs Jahren mit dem Geigenunterricht. Versailles, Bryla in Posen und Karlsruhe waren
die Stationen seiner Ausbildung. Daneben nahm er an
vielen Meisterkursen teil, u.a. bei Vladimir Spivakov. Er
gewann Preise bei Wettbewerben in Russland, Polen
und Deutschland. Seit 1998 gibt Filip Michal Saffray
regelmäßig Konzerte. 2005 erhielt er das Förder-Stipendium von der Hans und Eugenia Jütting-Stiftung Stendal
und 2008 das Förder-Stipendium für Junge Künstler von
der L-Bank Musikstiftung.
V5 „Die besten Liebhaber der Welt“
Bidla Buh liefern eine Mischung aus frisch interpretierten Grammophon-Klassikern, aktuellen Hits im Stile der 1920er und 30er Jahre, Musik-Comedy und kurzweiliger Moderation. Die drei Hamburger haben dabei
im Laufe ihrer siebenjährigen Zusammenarbeit ein ganz
eigenes Genre kreiert, das durch viele farbige Facetten, ob mit Ukulelen, steppend oder a cappella, ständig
erweitert wird. Benannt ist das Trio nach dem Lied „Bidla Buh“ von Georg Kreisler, in dem 14 Damen geliebt,
verwöhnt und schließlich gemordet werden. Bidla Buh
ist auf Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum
zu sehen. 2002 gewann das Ensemble den Sonderpreis
beim Gaukler- und Kleinkunst-Festival in Koblenz.
V6
Wiard Witholt
V11 „Heute Abend: Lola Blau“
Konrad Chr. Göke arbeitet als Regisseur und Autor
für Bühne, Funk und Fernsehen. Für den Hessischen
Rundfunk und für den Westdeutschen Rundfunk hat
er mehrere Drehbücher geschrieben und verfilmt. Eine
Reihe seiner Opernfassungen für Kinder sind auf CD
erschienen. Überregionale Beachtung fand besonders
seine Bearbeitung der Puccini-Oper „La Bohème“. Konrad Chr. Göke war der erste, der in der Gebläsehalle
des stillgelegten Hüttenwerks der Thyssen AG in Duisburg eine Oper zur Aufführung brachte, heute ist diese
Spielstätte ein eingeführter Aufführungsort der Ruhrtriennale. Mehr als 40 Bühnen-Inszenierungen stammen von ihm.
Marko Kassl stammt aus der kulturell eigenständigen slowenische Minderheitenregion in Kärnten, nahe
dem Wörthersee. Er hat an der Essener Folkwang Hochschule studiert und mit seinem Akkordeon viele Preise
im In- und Ausland gewonnen. Heute ist er mit seiner
einzigartigen Bandbreite von der modernen Musik bis
hin zur Klassik regelmäßiger Gast in den Konzerthäuser Europas.
Stella-Louise Göke studierte am ArtEZ Conservatorium im niederländischen Enschede Operngesang. 2005
spielte sie bereits mit großem Erfolg im Theater Tiefrot
in Köln die Lucie in Goethes „Stella“. Mit der Bühnenfassung des Hörspielmusicals „Heute Abend: Lola Blau“ ist
sie seit 2009 auf Tournee. Das Debüt erlebte die Inszenierung am Stadttheater Walfischgasse in Wien.
Heike Maria Förster wurde in Berlin geboren und
erhielt mit sieben Jahren ihren ersten Instrumentalunterricht. Ihr Gesangsstudium absolvierte sie an der
Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Anschließend war sie 15 Jahre lang an verschiedenen Theatern
in Deutschland engagiert und sang in mehr als 30
Opern und Musicalproduktionen. Darüber hinaus war
sie neben zahlreichen Orchesterkonzerten beim ZDF
„Sonntagskonzert“ zu Gast in der ARD-Sendung „Bio’s
Bahnhof“ und wurde zu mehreren CD-Produktionen eingeladen. Sie wirkte bei verschiedenen Tourneeproduktionen und Opern- und Musical-Galaveranstaltungen mit.
Seit 2000 gastierte sie mit den Partien Papagena („Die
Zauberflöte“), Christel von der Post („Der Vogelhändler“), Musette („La Bohème“), Frasquita („Carmen“)
und Gretel („Hänsel und Gretel“) beim internationalen
Opernfestival Gut Immling im Chiemgau.
Ulf Paulsen
Sergey Drobyshevskiy
67
V7
V7a Little Annie & Baby Dee
Little Annie heißt mit bürgerlichem Namen Annie Bandez O’Connor und ist seit über drei Jahrzehnten unter
verschiedenen Künstlernamen als Musikerin, Autorin,
Schauspielerin, Malerin und Underground-Chansonette tätig. Sie hat mit den Experimental-Punkern Crass,
den Industrial-Veteranen Coil, mit Antony Hegarty oder
Marc Almond zusammengearbeitet. Ihre letzten CDs
nahm sie gemeinsam mit dem Pianisten Paul Wallfisch
auf. Sie gilt als eine der vielfältigsten US-Künstlerinnen und als Meisterin im Covern von Songs. Begleitet
wird sie von Baby Dee, die sonst Harfe und Klavier bei
Antony & the Johnsons und Current 93 spielt. Auch
sie gilt als schillernde Live-Performerin und Garant für
queere Texte und zart-verschachtelte Harmonien.
Little Annie
V8 „Vor Dir schein‘ ich aufgewacht“
Katja Stuber schloss 2008 ihre Ausbildung im Fach
Konzertgesang an der Hochschule für Musik und Theater München bei Christian Gerhaher mit Auszeichnung
ab. Im September 2008 ging sie für ein Meisterklassestudium zu Ruth Ziesak nach Saarbrücken. Neben ihren
Auftritten als Konzert-Solistin ist die Sopranistin seit der
Spielzeit 2009/2010 im Staatstheater am Gärtnerplatz
in München regelmäßig zu hören. Beim Deutschen
Musikwettbewerb 2010 wurde Katja Stuber in der Kategorie Gesang mit einem Stipendium ausgezeichnet und
in die 55. Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler aufgenommen. Im Sommer wird sie ihr Debüt in Bayreuth
als Junger Hirte im „Tannhäuser“ geben.
Boris Kusnezow wurde in Moskau geboren und studiert seit 1998 an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Er gewann zahlreiche Preise, darunter
die 1. Preise bei den Steinway-Wettbewerben in Hamburg und Berlin sowie beim Concorso musicale internazionale „Riviera del Conero“ in Ancona. Neben dem
solistischen Spiel widmet sich der Pianist besonders der
Kammermusik und konzertiert als gefragter Liedbegleiter mit vielen Sängerinnen und Sängern. 2009 erhielt
er den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in der
Kategorie „Klavierpartner Lied“ und wurde, wie auch
im Jahr darauf, in die Bundesauswahl Konzerte Junger
Künstler aufgenommen.
Baby Dee
V9 „Berlinisch für Nichtberliner“
Ihren ersten Auftritt als Jazz-Sängerin hatte Ruth Hohmann 1961 im „Haus der deutsch-sowjetischen Freundschaft“ in Berlin mit den legendären „Jazz-Optimisten“.
Da war sie 30 Jahre alt und hatte eine Ballett- und eine
Schauspielausbildung hinter sich. Seither sang sie mit
den unterschiedlichsten Formationen, wirkte bei zahlreichen Rundfunkaufnahmen mit, war in Filmen zu sehen
(zuletzt in „NVA“ von Leander Haußmann), spielte eine
Vielzahl von LPs und CDs ein und wurde selbst zur JazzLegende. Nach einem mehrjährigen Auftrittsverbot war
sie seit 1972 wieder auf der Bühne zu erleben, kurz darauf
wurde das Jazz Collegium Berlin ihre ständige Begleitband. 1976 wurde Ruth Hohmann an die Hochschule
für Musik „Hanns Eisler“ Berlin berufen und lehrte dort
20 Jahre lang Jazz und Chanson. 1996 war sie als Gesangssolistin bei „Jazz im Frack“ an der Komischen Oper Berlin
zu sehen. 2006 erschien ihr Hörbuch „Jazz reichts“.
Ruth Hohmann
68
Das Jazz Collegium Berlin gründete sich 1972 im
Stimmzimmer der Komischen Oper Berlin. Von den
einstigen Gründungsmitgliedern sind heute noch der
Berufsmusiker Hartmut Behrsing an der Posaune und
der Trompeter Ernstgeorg Hering, Schauspielleiter am
Anhaltischen Theater Dessau, mit dabei. Der aktuelle Bandleader Stefan Lasch, Journalist und ausgebildeter Tonmeister, kam 1988 am Bass zum Jazz Collegium. 1999 folgten Hans Georg Hentschel an Trompete
und Flügelhorn, 2000 Patrick Braun an Saxophon und
Klarinette, 2005 der Lebensmittelchemiker Andreas
Hentschel an den Drums sowie Dr. Volker Kaufmann,
Facharzt für Neuropsychiatrie, an Klavier und Gesang.
Ruth Hohmann ist seit 1974 Sängerin beim Jazz Collegium Berlin. Das Ensemble ist seit nun fast vierzig Jahren eine feste Größe auf den großen internationalen
Dixieland- und Jazzfestivals in Dresden, Lublin, Prag,
S’Hertogenbosch und Leipzig.
V10 „Leben in dieser Zeit“
Die Staatsoperette Dresden ist das einzige selbstständige Operettentheater Deutschlands. Sie blickt mit
ihren Vorgängern auf eine Tradition von 235 Jahren musikalischem Volkstheater in Dresden zurück. Als eine der
wenigen Bühnen des heiteren Musiktheaters in Europa bietet die Staatsoperette Dresden mit ihrem breitgefächerten Repertoire aus Operette, Spieloper und
Musical Unterhaltung und Amüsement auf höchstem
Niveau. Sie verfügt neben einem umfangreichen Solistenensemble über ein Orchester, einen Chor und ein
Ballett. Seit der Spielzeit 2003/04 sind Wolfgang Schaller Intendant und Ernst Theis Chefdirigent des Hauses.
Ihr besonderes Augenmerk gilt den Werken von Johann
Strauss, von denen viele erst wieder zu entdecken sind.
Die Entwicklung einer stilgerechten Aufführungspraxis
in Inszenierungen und Konzerten steht dabei im Zentrum der Arbeit an der Staatsoperette Dresden.
Christian Grygas begann seine Karriere als Beleuchter am Mecklenburgischen Staatstheater in seiner Heimatstadt Schwerin. 1992 ging er an die Stage School of
Music, Dance and Drama in Hamburg, zwei Jahre später
an die Musikhochschule Lübeck, wo er das Fach Operngesang belegte. Nach Engagements u.a. bei der Lübecker Sommeroperette, am Theater der Jugend in Wien
und an den Theatern Lübeck, Münster, Rostock und
Bremen ist er seit der Saison 2005/2006 fest im Solistenensemble der Staatsoperette Dresden.
Elke Kottmair stammt aus Augsburg und studierte an
den Musikhochschulen in Würzburg und Rostock. Gastverträge für Opern-, Operetten- und Musicalproduktionen führten sie an verschiedene Bühnen in Augsburg,
Baden bei Wien, Berlin, Frankfurt, München, Rostock
und an das Staatstheater Cottbus. Seit der Spielzeit
2004/2005 zählt sie zum Solistenensemble der Staatsoperette Dresden. Ihre rege Konzerttätigkeit führte sie
durch Europa, Asien und die USA. Erfolge genießt sie
vor allem auch im Chanson- und Kabarettbereich. Sie
war an zahlreichen Rundfunkproduktionen und CD-Aufnahmen beteiligt. Elke Kottmair ist Preisträgerin des
Bundeswettbewerbs Gesang 1997 und des Internationalen Robert-Stolz-Wettbewerbs 2003.
Ernst Theis wurde 1961 in Oberösterreich geboren und
studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien. Seit 1987 ist er als Dirigent tätig. Sein
Repertoire umfasst alle musikalischen Epochen sowohl
im sinfonischen wie auch im Bühnenbereich. Er ist Preisträger des Dirigentenwettbewerbs der Internationalen
Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt 1996 unter der
Leitung von Peter Eötvös. Von 1990 bis 2005 war Ernst
Theis künstlerischer Leiter der Österreichischen Kammersymphoniker. Seit Beginn der Spielzeit 2003/04
ist er Chefdirigent an der Staatsoperette Dresden. Seit
2007 spielt er für den MDR in einer Gesamtedition Werke ein, die von 1925 bis 1935 speziell für das Medium
Radio komponiert wurden.
Marcus Günzel wurde in Dresden geboren und sang
als Kind im Dresdner Kreuzchor. Von 1997 bis 2003 studierte er Gesang an der Dresdner Musikhochschule und
legte 2005 dort sein Solistenexamen ab. An der Staatsoperette stand er bereits 2003 als John in Webbers
Musical „The Beautiful Game“ auf der Bühne. Seit 2005
gehört er fest zum Solistenensemble der Staatsoperette Dresden. Daneben ist er der Sänger des Dresdner
Salonorchesters – des renommierten Tanzorchesters
in Dresden.
V12 „Gesang zwischen den Stühlen“
Anna Haentjens hat sich bereits während ihres Studiums an der Hamburger Musikhochschule mit der Interpretation von Chansons befasst. Inzwischen tritt sie mit
einer Vielzahl literarischer Programme auf: Texte und
Lieder von Anne Frank, Wilhelm Busch, Joachim Ringelnatz, James Krüss, Heinrich Heine, Bert Brecht, Louis
Fürnberg, Claire Waldoff, Adelbert von Chamisso, Marlene Dietrich und Lale Andersen wurden von ihr schon
präsentiert. Für ihre Chansoninterpretationen wurde sie
mehrfach ausgezeichnet, sie erhielt u.a. den 1. Preis im
Bundeswettbewerb Gesang des Deutschen Musikrates
und den Kulturpreis der Stadt Elmshorn, wo sie auch
zuhause ist.
Sven Selle studierte an der Hochschule für Musik und
bildende Kunst in Hamburg und ist seither als Dozent
für Keyboards und Jazz-Pop-Piano an verschiedenen
Musikschulen in Pinneberg und Hamburg tätig. Neben
seiner engen Zusammenarbeit mit Anna Haentjes musizierte und tourte er mit Margrit Straßburger, Christa
Haas und Armin Diedrichsen. Daneben spielt er in der
Band Steinfisch und der Cotton Club Bigband. Von ihm
liegen zahlreiche CD-Einspielungen vor.
V14 „Spring in Berlin“
Maria Baptist hat nach ihrem Kompositions- und Klavierstudium in New York und Berlin zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen gewonnen und gab
Konzerte in ganz Europa, den USA, Südafrika und Hong
Kong. Sowohl namhafte Solisten wie Ingrid Jensen, Rolf
Kühn und Gitte Haenning als auch Ensembles wie die
Rias Big Band, die hr- und die NDR-Big Band sowie das
Budapest Jazz Orchestra arbeiteten mit ihr zusammen.
Maria Baptist engagiert sich daneben in der Nachwuchsförderung. Im März 2011 wird sie Nachfolgerin von Peter
Herbolzheimer beim Bundesjazzorchester (BuJazzO).
Sie ist Professorin für Komposition und Improvisation
an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ Berlin.
Andreas Henze studierte Kontrabass an der Musikakademie Kassel. Seit 1999 lebt er in Berlin und ist
gefragter Kontrabassist in den verschiedensten Projekten, überwiegend im Bereich Jazz und improvisierte
Musik. Er spielte mit dem Katja Riemann Oktett, Andreas Schmidt Pop, Lee Konitz, Eva-Maria Hagen, Mark
Murphy, Hannelore Hoger, Hüftgold, dem Lynne ArrialeTrio, Jack Walrath, Wolfgang Schlüter, Lars Kuklinski
und Herbert Grönemeyer zusammen.
Der Drummer Michael Kersting ist ein Jazzenthusiast, der seit Beginn seiner Karriere rund um den Globus
mit einer Vielzahl an Jazzgrößen musiziert hat, darunter
Wolfgang Dauner, Chet Baker, Ack van Rooyen, Carrie
Smith, Jaco Pastorius, Jack Bruce, Albert Mangelsdorff,
Klaus Doldinger, Charlie Mariano, Randy Brecker, Kenny
Wheeler oder Joe Gallardo. Daneben war er Mitglied von
„Toto Blanke‘s Electric Circus“. 1989 gewann Michael
Kersting den Jazzpreis von Baden-Württemberg.
Ernst Theis
V16 V29 „One Touch of Venus“
Anhaltische Philharmonie siehe V1
Daniel Carlberg studierte bei Leopold Hager und Konrad Leitner in Wien und belegte Meisterkurse bei Peter
Gülke, Eiji Oue, Sir Colin Davis, Kurt Sanderling und Seiji
Ozawa. Nach seiner Tätigkeit als Studienleiter und Assistent des GMD am Staatstheater Meiningen war er von
2001 bis 2004 Korrepetitor und Dirigent am Landestheater Linz und Assistent von Dennis Russel Davies. 2004
wurde er in die Künstlerliste „maestros von morgen“
des Deutschen Musikrates aufgenommen. Nach seinem Engagement als 2. Kapellmeister am Badischen
Staatstheater Karlsruhe ist er seit 2009 1. Kapellmeister
am Anhaltischen Theater Dessau.
Die Niederländerin Olivia Vermeulen studierte Gesang
in Detmold und Berlin. Sie besuchte Meisterkurse bei
Andreas Scholl, Thomas Quasthoff, René Jacobs, Wolfram Rieger, Axel Bauni, Irwin Gage und Dietrich FischerDieskau. Bereits während ihres Studiums gastierte sie
in Bielefeld, Lübeck, Wien und bei den Berliner Festspielen. 2008 war sie Preisträgerin beim internationalen
Liedwettbewerb „La Voce“ des Bayerischen Rundfunks
in Bayreuth. Seit der Spielzeit 2008/09 ist Olivia Vermeulen Mitglied des Opernstudios der Komischen Oper
Berlin. Neben Opernpartien sang die Mezzosopranistin
bei Konzerten im Konzerthaus und der Philharmonie in
Berlin, beim Kissinger Sommer 2008 und 2009 sowie
bei den Festtagen Alter Musik in Herne.
Sven Selle
Jan Pieter Fuhr wurde 1966 in Pakistan geboren. Nach
seinem Gesangsstudium war er von 1999 bis 2009
am Nordharzer Städtebundtheater als Theaterfotograf,
Schauspieler und Sänger engagiert. Neben Partien in der
„Zauberflöte“, „Black Rider“, der „Rocky Horror Picture
Show“ und den „Comedian Harmonists“ war er dort vor
allem in vielen Kindertheaterinszenierungen zu erleben.
Daniel Carlberg
Ronald Müller wurde 1964 in Suhl geboren und studierte Musikwissenschaft in Halle. Seit 1990 ist er Dramaturg für Konzert und Musiktheater am Anhaltischen
Theater Dessau. Er moderiert verschiedene Konzerte
und betreut die theaterpädagogischen Angebote der
Anhaltischen Philharmonie.
69
Mario Mariano, geboren in Brasilien, studierte Ballett,
Jazz und Modern Dance und absolvierte sein Gesangsstudium an der Universität von São Paulo. Es folgten
Engagements für Musicals in verschiedenen Theatern
sowie Tourneen als Solotänzer und Dance Captain.
Außerdem gewann er zahlreiche Choreografie-Wettbewerbe. Seit 2001 lebt er in Deutschland. Hier spielte er
u.a. in „Kiss me, Kate“ und „Hair“ sowie in Elton Johns
Musical „Aida“. In Stuttgart choreografierte er „Die
Comedian Harmonists“. Die von ihm neu choreografierte Revue „The magic night of dancing musicals“ ging
auf Tournee durch 100 deutsche Städte. Sein neuestes
Projekt ist die Regie und Choreografie für eine Show mit
lateinamerikanischer Musik.
Ulrike Mayer
Die aus Stuttgart stammende Mezzosopranistin Ulrike Mayer studierte bei Thomas Quasthoff an der Hochschule für Musik Detmold sowie an der Hochschule für
Musik Köln. Bereits während ihres Studiums wurde sie
an das Theater Magdeburg engagiert, dessen Ensemble sie bis 2009 angehörte. Sie gastierte bereits an der
Deutschen Oper Berlin, am Staatstheater Mainz und
dem Anhaltischen Theater Dessau und folgte Einladungen zum Mannheimer Mozartsommer, den Schwetzinger Festspielen und der Ruhrtriennale. Ihr umfangreiches Lied- und Oratorienrepertoire führte sie zu
Konzerten nach Spanien, Russland, Albanien und Litauen und ließ sie mit Orchestern wie der Dresdner Philharmonie, der Sociedad Filarmónica Berlin Madrid und dem
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart zusammenarbeiten.
Ulrike Mayer sang bereits unter so namhaften Dirigenten wie Rafael Frühbeck de Burgos und Kurt Masur (zur
Wiedereröffnung der Dresdner Frauenkirche).
Klaus Seiffert studierte in München Theaterwissenschaft, bevor er im Musicalstudio Theater an der Wien
zum Sänger, Tänzer und Schauspieler ausgebildet wurde. Für eine Fortbildung ging er nach New York. Seitdem spielte er in über 30 Musicals, darunter „Cats“ in
Hamburg, „Les Miserables“ in Duisburg. In zahlreichen
Galashows trat er als Sänger, Moderator, Illusionist und
Entertainer auf. Zu seinen Erfolgen als Regisseur zählen
über 20 Musicals, Operetten, Komödien und Revuen.
Zurzeit führt er Regie für eine Neufassung der „Schneekönigin“ im Friedrichstadtpalast Berlin.
Nikolai Orloff
Imme Kachel studierte Kostümdesign in Hamburg an
der Fachhochschule für Gestaltung. Seit 1996 ist sie als
Kostüm- und Bühnenbildnerin in allen Sparten tätig. Sie
arbeitete an verschiedenen Theatern, unter anderem
in Dortmund, Krefeld/Mönchengladbach, Regensburg,
Karlsruhe, Augsburg, Osnabrück, Bielefeld und Hagen.
Ulrich Pakusch
V17 V21 „Claire und Kurt“
Harald Rutar stammt aus dem österreichischen Villar und studierte in Wien Jazzklavier. Schon bald entwickelte er eine vielfältige Konzerttätigkeit. Als Klavierbegleiter arbeitete er mit Rufina Frontin und Judy Archer
zusammen, von 2001 bis 2006 exklusiv mit der amerikanischen Jazz- und Gospelsängerin Vera Love. Mit ihr
gab er Konzerte im gesamten deutschsprachigen Raum.
Mittlerweile ist er ein gefragter Klavierbegleiter. Von
2006 bis 2008 spielte er in der Marla Glen Band. Seit
2008 arbeitet er als Pianist, Akkordeonist und Arrangeur verstärkt im Theaterbereich.
70
Anne Simmering wurde in Emden geboren. Ihr Musikstudium absolvierte sie an der Hochschule für Musik in
Köln und ergänzte dieses mit einem Schauspielstudium
am Rose Bruford College in London. Im Rahmen ihres
Studiums setze sie sich besonders mit „acting through
song“ auseinander und erarbeitete sich ein umfangreiches Repertoire mit Liedern und Texten von Bertolt
Brecht, Kurt Weill, Hanns Eisler und Friedrich Hollaender. Zusammen mit ihrer Band „Anne & die zarten Jungs“
entwickelte sie daraufhin eigene Chansonprogramme.
Seit 2005 ist Anne Simmering am Mainfrankentheater
Würzburg engagiert und arbeitet in den Sparten Schauspiel, Musical und Operette als „Singing Actor“. Im
Dezember 2006 wurde sie mit dem Theaterpreis Würzburg des Theaterfördervereins ausgezeichnet.
V18 „It Takes Two“
Rebecca Jo Loeb studierte an der Juilliard School of
Music New York und erhielt zahlreiche Auszeichnungen
und Stipendien. Schon während ihres Studiums hatte
die Mezzosopranistin Auftritte beim New York Festival
of Song, der Mark Morris Dance Company, dem Moab
Music Festival, am Juilliard Opera Center, an der Glimmerglass Opera, beim Tanglewood Music Festival und
an der Central City Opera. In der aktuellen Spielzeit gibt
sie ihr Debüt an der Dallas Opera und am Teatro Regio di
Torino. Sie ist Stipendiatin der Opera Foundation an der
Deutschen Oper Berlin.
Alen Hodzovic wurde in Wuppertal geboren und
absolvierte seine Bühnenausbildung an der Bayerischen
Theaterakademie August Everding in München und an
der Royal Academy of Music in London. Noch während
des Studiums gewann er den 1. Preis beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin und gab im folgenden Jahr
sein Debüt am Theater an der Wien. Zahlreiche Engagements in Musical, Operette und Schauspiel führten ihn
an Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Hinzu kommen TV-, Radio- und Konzertauftritte. Alen Hodzovic gewann 2009 als erster Deutscher den internationalen Lotte-Lenya-Gesangswettbewerb der Kurt Weill
Foundation New York.
Seit 1997 lebt der weißrussische Pianist Nikolai Orloff
aus Minsk in Berlin und ist dort regelmäßig am Renaissance Theater und im Admiralspalast sowie als Pianist der
Berlin Comedian Harmonists zu erleben. Seit 2003 verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit dem Autor und
Regisseur Volker Kühn, die ihn zur Welt des Kabaretts
und des Chansons führte. 2004 und 2006 hatte er die
musikalische Leitung bei der Lübecker Sommeroperette
inne. Seine musikalische Erfahrung gibt Nikolai Orloff als
Lehrbeauftragter an der Universität der Künste und an
der Schauspielschule Charlottenburg Berlin weiter.
V19 „Die Sternchenreise“
Anne Simmering siehe V17
Ulrich Pakusch studierte Orgel, Klavier und Dirigat
in Saarbrücken und Frankfurt am Main. Seine berufliche Laufbahn führte ihn über die Städtischen Bühnen
Regensburg, das Pfalztheater Kaiserslautern und das
Badische Staatstheater Karlsruhe zum Mainfranken
Theater Würzburg, an dem er seit der Spielzeit 2004/05
als Studienleiter und Kapellmeister engagiert ist.
V20 MDR Sinfonieorchester
Das MDR Sinfonieorchester ist das älteste RadioOrchester Deutschlands. Es präsentiert sich heute als
eines der lebendigsten und innovativsten Ensembles
seiner Art in Europa. Es hält mit einer Vielzahl von Konzerten sowie Kinder- und Jugendprojekten engen Kontakt zu Jung und Alt, wodurch es gelingt, immer wieder neues Publikum für Musik zu begeistern. Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen, die Heimat des Sinfonieorchesters, gehört zu den wenigen Regionen weltweit, deren Musiklandschaft über Jahrhunderte hinweg durch zahlreiche berühmte Komponisten wie Bach,
Mendelssohn Bartholdy, Wagner, Schumann, Liszt oder
Weill geprägt wurden. Durch das MDR Sinfonieorchester wird diese reiche Tradition in einem Repertoire
gepflegt und weitergeführt, das auch neueste Musik
mit einbezieht und Genre übergreifende Experimente
wie die Dresden Soul Symphony oder ein Projekt für DJ
und Orchester ermöglicht.
Renaud Garcia-Fons wurde 1962 in der Nähe von Paris
als Kind katalonischer Eltern geboren. Er studierte Kontrabass am Pariser Konservatorium und war Privatschüler von François Rabbath. Als Mitglied des Orchestre
des Contrebasses und später des Orchestre National
de Jazz unter der Leitung von Claude Barthélémy vertiefte er sein Wissen über Jazz und Improvisation. Ebenso nahe fühlt er sich dem Flamenco und der Musik des
Mittelmeers und des Orients. Parallel zu seiner Karriere als Musiker, arbeitet Garcia-Fons als Komponist. Auf
der Scène Nationale de Sceaux im Oktober 2004 präsentierte er Kammermusik, bei der er mit der Bansuri
und der Riq auch zwei Instrumente östlichen Ursprungs
verwendete. Ein Auftragswerk für die Entente Franco
Ecossaise bot ihm Gelegenheit, zusammen mit Künstlern aus verschiedenen Welten zusammen zu arbeiten.
Für die Neuvertonung von Lotte Reinigers Film wurde
mit Renaud Garcia-Fons ein Musiker gewählt, dessen
Kompositionsstil dem orientalischen Thema des Films
in kongenialer Weise entgegenkommt.
1971 in München geboren, studierte Markus Poschner
zunächst an der dortigen Musikhochschule und assistierte Dirigenten wie Sir Roger Norrington und Sir Colin
Davis. Seine erste Chefstelle führte ihn im Jahr 2000
nach Ingolstadt zum Georgischen Kammerorchester,
das er nahezu sechs Jahre leitete. Ausgezeichnet mit
dem Deutschen Dirigentenpreis 2004 ging er im folgenden Jahr nach Berlin an die Komische Oper. 2007 wurde
er zum Generalmusikdirektor der Bremer Philharmoniker und des Theaters Bremen berufen. Der bei vielen
renommierten Klangkörpern beliebte Gastdirigent ist
seit der aktuellen Saison außerdem Erster Gastdirigent
bei den Dresdner Philharmonikern.
Henri Tournier studierte zunächst abendländische
Musik in Versailles und Paris. Seit 1989 ließ er sich dann
in klassischer indischer Musik in Mumbai und Rotterdam ausbilden. Er etablierte die Bansuri erfolgreich in
der zeitgenössischen Musik.
Hyeyoon Park, 1992 in Seoul geboren, erhielt ihren
ersten Geigenunterricht mit vier Jahren und wurde zwei
Jahre später als Jungstudentin an der Korean National
University of Arts aufgenommen. Weitere Stationen
ihrer Ausbildung waren ab 2003 das Cincinnati Conservatory of Music und seit 2006 die Hochschule für Musik
„Hanns Eisler“ Berlin. Neben zahlreichen Meisterkursen
hat sie an mehreren Wettbewerben im In- und Ausland
erfolgreich teilgenommen. 2009 gewann sie als bislang
jüngste Teilnehmerin beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München den 1. Preis. Hyeyoon Park
gastierte u.a. in Korea, Russland, Österreich und Litauen. Als Solistin trat sie bereits mit vielen renommierten
Orchestern auf.
Bruno Caillat studierte zunächst an der École Normale de Musique in Paris, bevor er sich bei Djamchid
Chemirani an der Sorbonne in persischer Perkussion
ausbilden ließ. Er erwarb unterschiedliche zentralasiatische Tambourin-Techniken und indische Perkussionsstile. Daneben spielt er mittelalterliche Musik und Musik
der Renaissance.
V22 V23 V28 „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“
Lotte Reiniger wurde 1899 in Berlin geboren und
beschäftigte sich schon als Schülerin mit Silhouetten- und Schattentheater. Von 1923 bis 1926 arbeitete
sie zusammen mit Carl Koch, Walther Ruttmann und
Berthold Bartosch in Potsdam an ihrem berühmtesten
Werk, das als erster abendfüllender Trickfilm in die Filmgeschichte einging: „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“. Die Tonspur dieses 1926 uraufgeführten Films ist
später jedoch verloren gegangen. 1933 emigrierte Lotte Reiniger und lebte in England und Italien, seit 1948
dauerhaft in London. Ihre Filme wurden erst seit 1969
in Deutschland wiederentdeckt und gewürdigt. Lotte
Reinigers Gesamtwerk umfasst mehr als 50 Silhouettenfilme, von denen noch etwa 40 verfügbar sind. Sie
starb 1981.
Markus Poschner
Franck Tortiller studierte klassische Perkussion in
Dijon und Paris und gewann zahlreiche bedeutende Preise, darunter den 1. Preis des Pariser Konservatoriums
und den 1. Solistenpreis beim Concours National de Jazz
in La Défense. Er war von 2005 bis 2008 Direktor des
Orchestre National de Jazz. Daneben ist Franck Tortiller
auch als Komponist tätig.
Lotte Reiniger
Claire Antonini erwarb ihr Diplom für Laute und Alte
Musik in Lyon. Daneben studierte sie seit 1979 die traditionelle Musik Persiens. Sie tritt regelmäßig mit Recitals
in Frankreich und im Ausland auf und trägt damit sehr
zur Verbreitung von Lautenmusik bei.
David Venitucci erhielt seine Ausbildung in Chambéry und Grenoble und war dabei stets auf der Suche nach
neuen Möglichkeiten für sein Instrument. Er übertrug
die Technik des Klavierspiels auf das Akkordeon und
ist so in der Lage zu echtem kontrapunktischen Spiel.
Daneben lässt er sich von Chanson, Zirkusmusik, zeitgenössischem Jazz und dem Theater inspirieren.
Renaud Garcia-Fons
V24 V27 „Zaubernacht“
Das Arte Ensemble, gegründet von Solisten der NDR
Radiophilharmonie, ist eines der renommierten deutschen Kammermusikensembles und tritt in variablen
Besetzungen vom Quintett bis zum Nonett auf. Es ist
regelmäßig zu Gast in den großen Kammermusikreihen und bei den etablierten Festivals. Neben zahlreichen Konzertmitschnitten des NDR, BR, hr und von
DeutschlandRadio Berlin hat das Ensemble bereits vier
71
CDs eingespielt. Das vielseitige Repertoire des ARTE
ENSEMBLEs beinhaltet Programme mit Künstlern wie
Dominique Horwitz, Herbert Feuerstein, Michaela Kaune, Carola Guber, Christian Brückner, Konrad Beikircher
und Lothar Hensel.
Nina Kurzeja arbeitet seit 2002 als freie Choreografin in Stuttgart, wo sie bis heute sechs abendfüllende
Tanztheaterproduktionen leitete. 2006 erhielt sie den
Stuttgarter Theaterpreis für herausragende Leistungen
im Bereich Tanz für die Produktion „Spielen wie die Kinder“. Choreografische Arbeiten entstanden außerdem
u.a. für die Junge Oper des Staatstheaters Stuttgart, die
Tanz- und Theaterwerkstatt Ludwigsburg und das Produktionszentrum Tanz und Performance. Daneben ist
Nina Kurzeja als Dozentin für klassischen und zeitgenössischen Tanz tätig und erarbeitet regelmäßig Schulprojekte. Die „Zaubernacht“ entstand als Auftragswerk im
Rahmen des Musikfests Stuttgart für die Bachakademie
Stuttgart im Sommer 2010.
Tango Fusión
V26 „Kurt goes Tango“
Die vier Musiker von Tango Fusión besitzen langjährige internationale Konzerterfahrung und spielen erfolgreich zusammen Tango. Ihre Arrangements verbinden
die expressive, dramatische Kraft des argentinischen
Tango-Ursprungs mit der klassischen, strengen Tradition der westlichen Kammermusik.
Lothar Hensel studierte an der Hochschule der Künste
Berlin Schulmusik und entdeckte dabei das Bandoneón
für sich. Er studierte dieses Instrument anschließend in
Buenos Aires und Paris bei berühmten Tangomusikern.
Heute ist er weltweit einer der gefragtesten BandoneónSolisten. Er spielte mit vielen renommierten Orchestern
unter anderem mehrfach mit den Berliner Philharmonikern. Angeregt durch das Arrangieren für verschiedenste Formationen begann Lothar Hensel auch zu Komponieren, zunächst für seine eigenen Ensembles, später
auch für große Orchester.
Dragan Radosavievich wurde in Belgrad geboren und
studierte Violine u.a. in Wien. Er erhielt mehrere internationale Auszeichnungen und lebt heute als international tätiger Solist und Kammermusiker in Berlin.
Salome Kammer
Ulf Borgwardt studierte an der Hochschule für Musik
„Hanns Eisler“ Berlin. Er ist Mitglied der Kammersymphonie Berlin und des Bach-Collegiums Stuttgart.
Daneben spielt er regelmäßig als Gast bei renommierten Orchestern. Zur Zeit ist er Cellist an der Deutschen
Oper Berlin.
HK Gruber
Oliver Potratz stammt aus Hamburg. Von der Violine zum Kontrabass, seinem eigentlichen Instrument,
wechselte er erst mit 20. An sein klassisches Studium
schloss er noch ein Jazzstudium an und zählt heute zu
den gefragtesten Kontrabassisten im Tango und Jazz.
V30 „Nachtgesänge“
Das Ensemble Modern wurde 1980 gegründet und ist
seit 1985 in Frankfurt am Main beheimatet. Zurzeit vereint es 19 Solisten verschiedener Nationalitäten. Es gilt
als eines der weltweit führenden Ensembles für Neue
72
Musik und ist bekannt für seine einzigartige Arbeitsund Organisationsweise: Ohne einen künstlerischen
Leiter werden Projekte, Koproduktionen und finanzielle Belange gemeinsam entschieden und getragen. Die
programmatische Bandbreite umfasst Musiktheater,
Tanz- und Videoprojekte, Kammermusik, Ensembleund Orchesterkonzerte. Tourneen führten das Ensemble bereits nach Russland, Südamerika, Japan, Australien,
Indien, Afrika, Korea, Taiwan und in die USA. Regelmäßig tritt es bei renommierten Festivals und an herausragenden Spielstätten auf. In enger Zusammenarbeit mit
Komponisten, verbunden mit dem Ziel größtmöglicher
Authentizität, erarbeiten die Musiker jedes Jahr durchschnittlich 70 Werke neu, darunter etwa 20 Uraufführungen. Das Ensemble Modern ist Artist­in­Residence
des diesjährigen Kurt Weill Fest. Es wurde 2003 von der
Kulturstiftung des Bundes zu einem ‚Leuchtturm’ zeitgenössischer Kultur in Deutschland erklärt.
Das Ensemble Modern wird gefördert durch die Kul­
turstiftung des Bundes, die Stadt Frankfurt sowie über
die Deutsche Ensemble Akademie e.V., durch das Land
Hessen, die GEMA­Stiftung und die GVL. Die Musike­
rinnen und Musiker des Ensemble Modern danken der
Aventis Foundation für die Finanzierung eines Sitzes
in ihrem Ensemble. hr2­kultur ist Kulturpartner des
Ensemble Modern.
Salome Kammers Universaltalent sprengt Grenzen.
Ihr Repertoire kann nicht in Sparten und Fächer eingeordnet werden. Es umfasst Avantgarde-Gesang und virtuose Stimmexperimente, klassisches Melodrama, Liederabende, Dada-Lyrik, Jazzgesang und Broadwaysongs.
Ihre Bühnenpräsenz als singende Schauspielerin oder
schauspielende Sängerin fasziniert bei musikalischem
Kabarett ebenso wie in dramatischen Bühnenrollen des
Sprechtheaters. Zahlreiche Werke der neuen Musik hat
Salome Kammer in den Konzertsälen der Welt uraufgeführt. Komponisten im In- und Ausland, darunter Helmut Oehring, Wolfgang Rihm, Isabel Mundry, Bernhard
Lang, Luca Lombardi oder Jörg Widmann schreiben
Stücke für die Künstlerin, die mit ihrem extremen Ausdrucksreichtum und ihren unerschöpflichen stimmlichen Facetten zu immer neuen Produktionen anregt.
„Die stimmlichen und darstellerischen Möglichkeiten
dieser Frau sind hinreißend.“ (Süddeutsche Zeitung)
Der 1943 geborene Komponist, Dirigent und Chansonnier HK Gruber ist eine der bekanntesten und beliebtesten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Musikszene
Österreichs. Als Kontrabassist wurde er 1961 Mitglied
des Ensembles „die reihe“, dessen künstlerischer Leiter er noch heute ist. Sein populärstes Werk als Komponist, „Frankenstein!!“, hatte mit dem Liverpool Philharmonic Orchestra unter Simon Rattle 1978 Premiere.
In letzter Zeit ist HK Gruber in diesem Stück häufig
selbst als Chansonnier aufgetreten. Als Dirigent arbeitet er regelmäßig mit dem Ensemble Modern, der London Sinfonietta und dem Swedish Chamber Orchestra
zusammen. Er ist ein großer Bewunderer der Musik von
Kurt Weill und Hanns Eisler und hat mit dem Ensemble
Modern viele ihrer Werke auf Tonträger eingespielt. Seine Aufnahme der „Dreigroschenoper“ wurde 1999 mit
dem ECHO Klassik-Preis ausgezeichnet. In der Saison
1999/2000 war HK Gruber Artistic Advisor beim Kurt
Weill Festival des Londoner South Bank Centre’s.
V32 „Wollny & Landgren“
Michael Wollny ist Jazz-Pianist aus Deutschland und
repräsentiert, was diese Musik ausmacht: Er improvisiert, er komponiert, er versichert sich seiner musikalischen Wurzeln, er entdeckt fortwährend Neuland. Seine musikalische Herkunft ist zweifelsfrei europäisch,
mit einem klaren Akzent auf der ehrwürdigen westeuropäischen Musikgeschichte. Johann Sebastian Bach,
Franz Schubert, die deutsche Romantik, der französische Komponist Olivier Messiaen haben ihn mindestens
ebenso beeinflusst wie Musik von der anderen Seite des
Atlantiks, und zu den genannten Einflüssen gesellen
sich immer wieder neue hinzu.
Nils Landgrens Markenzeichen ist seine metallic-rote
Posaune. Ob als festes Mitglied der NDR Bigband, Festival-Organisator oder künstlerischer Leiter des Berliner
JazzFests, ob als Musiker an der Seite von Joe Sample
oder Esbjörn Svensson oder mit seiner Funk Unit: Wenn
jemand dem europäischen Jazz Herz, Hirn und Stimme
verleiht, dann dieser sympathische Musiker aus Stockholm. 1956 geboren studierte er von 1972 bis 1978 klassische Posaune am Musikkolleg in Karlstad und an der
Hochschule in Arvika. Die Begegnungen mit dem legendären Folk-Jazz Pionier Bengt-Arne Wallin sowie dem
großartigen Posaunisten Eje Thelin beeinflussten Nils
Landgren derart, dass er sich von seiner klassischen
Ausrichtung der improvisierten Musik zuwandte und
seine eigenen musikalischen Vorstellungen zu entwickeln begann.
V33 V38 „Ballads of Good Life“
Der elegante Ton ist ein Markenzeichen des Pindakaas
Saxophon Quartetts aus Münster – auch wenn man
das hinter dem Namen zunächst nicht vermuten würde:
„Pindakaas“ ist das niederländische Wort für Erdnussbutter. Seit seiner Gründung vor zwanzig Jahren hat sich
das Quartett in der Klassikszene etabliert und zählt zu
den avanciertesten Ensembles seiner Art. Beim Internationalen Meisterkurs „Kammermusik mit Saxophonen“
wurden die Musiker mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. Das Ensemble gab Konzerte im Rahmen bekannter
Festivals in Kuwait, Schottland und auf Einladung der
Goethe-Institute in Italien. Daneben traten die Saxophonisten mit Kammerkonzerten in der Schweiz, den Niederlanden sowie in ganz Deutschland auf. Inzwischen
liegen sieben CD-Einspielungen von ihnen vor.
Frank Dukowski studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Bochum. Er nahm daneben Theaterunterricht und erhielt Engagements in Bonn, Köln
und Münster. Außerdem ist er regelmäßig in Film- und
Fernsehproduktionen zu sehen, u.a. im „Tatort“ oder
den Serien „Balko“, „Die Wache“ und „TV-Kaiser“. Der
in Berlin lebende Schauspieler arbeitete u.a. mit Rufus
Beck, Helge Schneider, Christoph Schlingensief und
Bastian Pastewka zusammen. Frank Dukowski ist daneben auch als Regisseur und Co-Autor für freie Theaterproduktionen tätig.
V35 V39 „Der Meisterdieb und das Geisterquartett“
Der in Hannover geborene Chansonnier und Schauspieler Martin Heim erhielt seine Gesangsausbildung
an der Universität Hildesheim. Er trat mehrfach als
Musicaldarsteller und Schauspieler auf. Zusammen mit
dem Pindakaas Saxophon Quartett realisierte er die
erfolgreiche Kinderkonzertrevue „Die Abenteuer des
Monsieur Sax“, die bundesweit mehr als neunzig Mal
aufgeführt wurde. Neben Regieassistenzen im Schauspiel, Musiktheater und im Kinder- und Jugendtheater
arbeitete Martin Heim als Puppenspieler für Ralf König
und als Synchronsänger für die „Sesamstraße“ und die
„Muppet’s Show“. Für das Figurentheater Köln ist er
außerdem als Stückeautor und Regisseur tätig.
Ralf Kiekhöfer ist Figurenspieler, Schauspieler und
Musiker. Sein Töfte Theater gibt es seit über 26 Jahren.
Es hat zur Zeit acht Stücke im Programm, die alle in echtem Teamwork entstehen. Neben seinem eigenen Theater arbeitet Ralf Kiekhöfer auch als Regisseur für andere
Produktionen, so u a. am Trotz Alledem Theater in Bielefeld, und unterstützt Kollegen mit seinen Ideen.
Michael Wollny
Pindakaas Saxophon Quartett siehe V33
V36 V40 „Durch die Nacht zum Licht“
Anhaltische Philharmonie und Antony Hermus
siehe V1
V37 V41 V46 „Hunger ist heilbar“
Bernhard Bauer wurde 1962 geboren und besuchte
von 1982 bis 1986 das Max Reinhardt Seminar in Wien.
Parallel dazu absolvierte er bis 1988 ein Violin- und Klavierstudium am Konservatorium in Wien. Hinzu kamen
ein Semester an der Schauspielschule des Nationaltheaters Strasbourg, ein Musicalkurs bei Susi Nicoletti und
zwei Hollywood Acting Workshops bei M.K. Lewis in
Köln. Als Schauspieler ist er sowohl für Film und Fernsehen („SoKo Köln“) als auch für die Theaterbühne tätig.
Hier war er auf den Bühnen in Dortmund, Porcia, Köln
Koblenz, Augsburg, Zürich und Wien zu sehen.
Der Geiger Alban Beikircher wuchs in München auf
und absolvierte sein Hochschulstudium in Saarbrücken
und an der Guildhall School of Music and Drama in London. Eine umfangreiche Konzerttätigkeit führte Alban
Beikircher durch fast alle Länder Europas, nach Israel,
China, Saudi-Arabien und Ägypten. Er war Gast auf zahlreichen europäischen Musikfestivals. Alban Beikircher
engagiert sich stark für die zeitgenössische Musik und
sehr erfolgreich in der Jugendarbeit. Seit 1999 ist Alban
Beikircher künstlerischer Leiter des Tonkunst Festivals
Bad Saulgau, seit 2006 Primarius des von ihm gegründeten Korngold Quartetts.
Nils Landgren
Pindakaas Saxophon Quartett
Tina Zeller wurde 1983 in Bad Saulgau geboren. Sie
studierte Klavier an der Musikhochschule Nürnberg
und begann dort auch mit einem Gesangsstudium.
Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ wurde sie mehrfache Bundespreisträgerin in den Kategorien KlavierSolo, Klavier-Duo und Klavierbegleitung. Später erhielt
sie den Hans-Sachs-Preis der Stadt Nürnberg, den Förderpreis des Kulturforums Franken und ein Stipendium
des Richard-Wagner-Verbandes. Sie gab Konzerte u.a.
während des Tonkunst-Festivals in Bad Saulgau, in der
Meistersingerhalle Nürnberg, in der Royal Scottish Academy of Music and Drama in Glasgow und dem Theater
in Shenzhen (VR China).
73
V42 „DADA Dessau Dessau DADA“
V44 „Round about Weill“
Holger Falk, in Regensburg geboren, absolvierte sein
Gesangsstudium in Würzburg und Mailand. Engagements führten ihn nach Brüssel, Paris, Wien, Warschau,
Boston, Bangkok, Rotterdam sowie an zahlreiche deutsche Opernhäuser wie Frankfurt, Bonn und Gelsenkirchen. Neben Partien des klassischen Repertoires
widmet sich Holger Falk auch dem zeitgenössischen
Musiktheater und musiziert regelmäßig mit Ensembles
für zeitgenössische Musik. Daneben tritt er als Konzertsänger und Liedinterpret auf. Holger Falk ist Gründer
des deutsch-persischen Ensembles Hafez.
Die fünf Solisten des Programms „Round about Weill“
sind der Flötist Dietmar Wiesner, Mitbegründer des
Ensemble Modern; der Oboist Christian Hommel, der
u.a. mit seiner Einspielung von Bachs Oboenkonzerten bekannt wurde; der Hornist Saar Berger aus Israel, der seit 2007 beim Ensemble Modern ist; die Klarinettistin Nina Janßen, seit 2006 Mitglied im Ensemble
Modern, und der Fagottist und Musikpädagoge Johannes Schwarz, der neben seiner musikalischen Arbeit im
Ensemble Modern an dem bisher umfassendsten AudioSound-Archiv für Fagott arbeitet.
Steffen Schleiermacher ist Pianist, Komponist, Festival- und Konzertorganisator. Er studierte von 1980
bis 1985 an der Musikhochschule „Felix Mendelssohn
Bartholdy“ Leipzig die Fächer Klavier, Komposition und
Dirigieren, anschließend Komposition an der Akademie
der Künste Berlin und 1989/90 Klavier in Köln. Seit 1988
leitet er die Konzertreihe „musica nova“ am Leipziger
Gewandhaus und unternimmt Konzert- und Vortragsreisen in viele Länder Europas, Amerikas und des Fernen Ostens. Von ihm liegen rund 60 CD-Aufnahmen
vor, darunter die Ersteinspielung des gesamten Klavierwerks von John Cage. Kompositionsaufträge erhielt er
aus Bonn, Leipzig, Oslo, Köln, Berlin und Weimar. 2010
wurde er vom französischen Kulturministerium zum
Chevalier des Arts et Lettres ernannt.
Steffen Schleiermacher
V43 „Heimat Berlin“
V45 „Weill wir jung sind“
Detlef Metzner studierte von 1987 bis 1991 die Fächer
Saxophon und Klarinette an der Hochschule für Musik
„Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Neben seinen solistischen und kammermusikalischen Aktivitäten
spielt er im Landesjugendjazzorchester Sachsen und in
der Klaus Fischer Big Band. Als Gastmusiker konzertierte er unter anderem im Rundfunk Blasorchester Leipzig, im MDR Sinfonieorchester, im Rundfunksinfonieorchester Berlin und im Gewandhausorchester Leipzig.
Er war an der Einspielung zahlreicher Rundfunk- und
CD-Produktionen beteiligt und engagiert sich stark für
den musikalischen Nachwuchs. 1994 gründete er die
Jugend-Big-Band Anhalt und ist seither ihr musikalischer Leiter.
Anna Haentjens und Sven Selle siehe V12
elbmusikfest 2011
Donnerstag ~ 2. Juni 2011 [Himmelfahrt] ~ 5 Uhr ~ Park Luisium
LANDSCAPE ~ KRITIK DER LIEBE [PREMIERE]
Shakespeare-Sonette mit Barockmusik und Tanz
3. Juni ~ 5 Uhr [morgens] | 4. Juni ~ 21 Uhr | 5. Juni ~ 21 Uhr
Donnerstag ~ 2. Juni 2011 ~ 18 Uhr ~ Anhaltisches Theater
CHOWANSCHTSCHINA
Musikalisches Volksdrama von Modest Mussorgski
Freitag ~ 3. Juni 2011 ~ 19 Uhr ~ Anhaltisches Theater
DIE NIBELUNGEN: »SIEGFRIEDSAGA«
Ballett zu Musik von Richard Wagner
gespielt von der Anhaltischen Philharmonie
Samstag ~ 4. Juni 2011 ~ 19 Uhr ~ Anhaltisches Theater
SCRATCH-KONZERT ZUGUNSTEN VON UNICEF
SINGEN SIE MIT!
Anmeldungen unter www.anhaltisches-theater.de/scratch
Sonntag ~ 5. Juni 2011 ~ 17 Uhr ~ Anhaltisches Theater
TURANDOT Oper in drei Akten von Giacomo Puccini
TICKETS UNTER: [0340] 2511 333 oder [0340] 2400 258
www.anhaltisches-theater.de
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elb
musik
fest
2011
2. bis 5. juni
in dessau
Pascal von Wroblewsky ist seit Mitte der 1980er eine
feste Größe in der modernen deutschen Jazzszene. Sie
sang in ihren eigenen Bands und mit großen Orchestern wie der Bigband vom Hessischen Rundfunk, den
Orchestern der Komischen Oper und der Staatsoper
Berlin, dem Philharmonischen Jazzorchester Dresden
und dem Babelsberg Filmorchester. Ihr Repertoire ist
umfangreich, sie singt die klassischen Jazzstandards
genauso wie moderne Kompositionen, spielt an Theatern als Schauspielerin und führt regelmäßig u.a. Werke
von Kurt Weill auf. Ihre Tourneen führten sie durch die
ganze Welt. Für ihr Album „Swinging Pool“ bekam sie
eine Goldene Schallplatte.
Die Jugend-Big-Band Anhalt wurde 1994 gegründet und vereint rund 25 junge Musikschüler im Alter
von 11 bis 18 Jahren. Das Repertoire der Band besteht
neben dem klassischen Swing vor allem aus Rock, Funk-, Latin- und Soultiteln. Das Ensemble gewinnt
regelmäßig 1. Preise bei Wettbewerben. Höhepunkte
im nunmehr siebzehnjährigen Bestehens der Big Band
waren u.a. Konzerte und Workshops mit Kenny Ball and
His Jazzmen, Dusko Goykovich, Gunter Hampel, Jiggs
Whigham, Rolf von Nordenskjöld, Peter Herbolzheimer, Nils Landgren, Harald Rüschenbaum und Pascal
von Wroblewsky. Neben zahlreichen Tourneen innerhalb Deutschlands unternahm die Jugend-Big-Band größere Konzertreisen nach Österreich, Schweden, in die
Schweiz, nach Polen, Hongkong, Mexico, Chile und Brasilien.
V47 „Orgelfugen von Feininger & Bach“
Wolfgang Sieber wurde 1954 im schweizerischen
Lichtensteig geboren und ist seit seinem vierzehnten
Lebensjahr ständiger Organist. Sein Schaffen als Solist
und Begleiter, Korrepetitor und musikalischer Partner
umfasst klassische, ethnische und traditionell-volkstümliche Musik sowie Bereiche des Jazz und Cabaretts.
Neben seiner Tätigkeit als Interpret und Komponist
engagiert sich Wolfgang Sieber als Pädagoge mit Kindern und Jugendlichen, als Initiator von Konzertzyklen,
als Anreger von Uraufführungen, als Juror und als Orgelberater. Als Kirchenmusiker der Stifts- und Pfarrkirche
St. Leodegar im Hof Luzern öffnet sich Wolfgang Sieber zusätzlich ein breites musikalisches Wirkungsfeld.
2009 wurde ihm der Kunst- und Kulturpreis der Stadt
Luzern verliehen.
V48 Phillip Boa and the Voodooclub
Phillip Boa and the Voodooclub besteht seit 1985
und ist eine der einflussreichsten Independent-Bands
aus Deutschland: Von NME, Sounds und dem Melody
Maker, über Spin (USA) bis hin zu japanischen Medien
zollten zu Beginn ihrer Karriere alle dieser eigenwilligen und bis dato unbekannten Mischung aus IndiePop-Rock auf der einen und Avantgarde auf der anderen Seite, ihren Respekt. Boas Sounds und Effekte
wurden stilbildend. Das Album „Helios“ erschien 1991
und vereint eine explosive Mixtur musikalischer Eigenwilligkeit mit großen Popmelodien. 1993 war „Boaphenia“ das erste Album nach dem Umzug Boas auf die
Insel Malta. Der starke mediterrane Einfluss ist der
Leichtigkeit des Albums deutlich anzumerken. Die beiden erstaunlich zeitlosen Alben stehen im Zentrum der
Tournee 2011.
V49 „Wenn wieder Frühling ist“
Das Berliner Swing Trio wurde 2008 gegründet, als
sich Musiker der Berliner Jazzszene aus Lust an swingender Musik zusammenfanden, um in unterschiedlichen
Besetzungen zu jazzen. Grundstock ist die Rhythmusgruppe mit Stefan Lasch (b, ld), Dr. Volker Kaufmann (p,
voc) und Andreas Hentschel (dr), die alle auch beim Jazz
Collegium Berlin spielen. Ergänzt wird das Trio durch
das brillante und virtuose Spiel von Patrick Braun (sax,
cl), ebenfalls Mitglied im Jazz Collegium sowie im Berlin Jazz Orchestra, und durch den Gesang von Marie
Luise, die eigentlich von der Popmusik und vom Musical herkommt, aber irgendwann ihre Liebe zu Jazz und
Swing entdeckt hat. Sie ging bei der Jazzlegende Ruth
Hohmann in die Lehre und entwickelte sich zu einer
überzeugenden Jazzerin mit einer außergewöhnlichen
stimmlichen Bandbreite.
Pascal von Wroblewsky
V50 „Buntes Berlin“
Lars Niederstrasser stammt aus Braunschweig und
studiert seit 2004 Saxophon am Konservatorium Amsterdam und am Conservatoire Nationale Supérieur
Paris. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Zuletzt erhielt er 2009 ein Stipendium des Deutschen
Musikwettbewerbs in der Kategorie Saxophon solo und
wurde in die 54. Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler aufgenommen. Konzerterfahrung sammelte Lars
Niederstrasser u.a. als Solist mit den Bochumer Symphonikern und mit dem Braunschweiger Staatsorchester sowie beim Schleswig-Holstein Festival-Orchester.
Seit 2007 ist er Mitglied im Saxophonorchester Selmer
Saxharmonic.
Patrick Stadler wurde 1985 in Donaueschingen geboren und studierte von 2005 bis 2008 Saxophon an
der Musik-Akademie in Basel. Als Solist war er unter
anderem mit dem Orchestre Tibor Varga und dem
Kammerorchester Basel zu hören. Daneben konzertiert er regelmäßig in verschiedenen Formationen, sei
es im Saxophonquartett oder im Duo Saxophon und
Orgel. Sein Interesse gilt neben der traditionellen Saxophonliteratur besonders barocker und zeitgenössischer
Musik. 2009 war er Preisträger beim Concours National
d‘Exécution Musicale im schweizerischen Riddes.
Florian von Radowitz wurde in Sindelfingen geboren und studierte von 1999 bis 2006 Klavier in Berlin.
Er wurde mehrmals in die Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler aufgenommen und erhielt verschiedene
Stipendien. Er konzertiert regelmäßig in unterschiedlichen Kammermusikbesetzungen und ist musikalischer
Partner internationaler Preisträger. Regelmäßig ist er
mit dem Saxophonisten Jan Schulte-Bunert zu hören.
Neben Konzerteinladungen, z. B. in die Berliner Philharmonie oder zu den Ludwigsburger Festspielen, führten
ihn Konzertreisen ins europäische Ausland sowie nach
Kanada, Chile, Brasilien und Argentinien. Florian von
Radowitz ist Korrepetitor der Internationalen SaxophonMeisterklasse in Laubach.
Phillip Boa
Wolfgang Sieber
V51 „Berlin im Licht“
Ensemble Modern und HK Gruber siehe V30
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Willkommen in Dessau-Rosslau
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Veranstaltungsorte
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1. Altes Theater Dessau
Am Alten Theater 13
2. Anhaltisches Theater Dessau
Friedensplatz 1 a
3. Bauhaus Dessau
Gropiusallee 38
4. Beatclub Dessau
Roßlauer Allee 3
5. Brauhaus „Zum Alten Dessauer“
Lange Gasse 16
6. Elbe-Werk Roßlau
Hauptstraße 117­119, Stadtteil Roßlau
7. Gründerzeitvilla Krötenhof
Wasserstadt 50
8. Johannbau
Schlossplatz 3a
9. Johanniskirche Dessau
Johannisstraße 11
10. Kiez
Bertolt­Brecht­Straße 29a
11. Kurt-Weill-Zentrum /Haus Feininger
Ebertallee 63
12. Marienkirche Dessau
Schlossplatz
13. Radisson Blu Hotel Fürst Leopold
Friedensplatz 1
14. Restaurant Kornhaus
Kornhausstraße 146
15. Restaurant Pächterhaus
Kirchstraße 1
16. Schloss Georgium
Puschkinallee 100
17. Technikmuseum „Hugo Junkers“ Dessau
Kühnauer Straße 161 A
Dessau-Roßlau-Card
· freier Eintritt in 4 Museen und im Tierpark
· freie Fahrt im Stadtgebiet mit allen Bussen
und Straßenbahnen der Dessauer Verkehrs GmbH
· ermäßigte Angebote für: Bauhaus, Meisterhäuser,
Kurt-Weill-Zentrum, Moses-Mendelssohn-Zentrum,
Technikmuseum Hugo Junkers, Stadtrundgang,
Anhaltisches Theater Dessau, Fahrradverleih
· gültig für 1 Erwachsenen und 1 Kind bis 12 Jahre
Diese Karte ist 3 Tage gültig / Preis: ¤ 8,00
Tourist-Information
Zerbster Straße 2c · 06844 Dessau-Roßlau
Tel.: 0340 . 20 41 442 und 0340 . 19 433
Fax: 0340 . 20 41 142
www.dessau-rosslau.de
18. Audi Terminal Otto Grimm
Zörbiger Straße, Bitterfeld­Wolfen
19. Bugenhagenhaus
Kirchplatz Nr. 9, Lutherstadt Wittenberg
20. Zeughaus
Juristenstraße 16 a, Lutherstadt Wittenberg
Hotel- und Privatzimmervermittlung
Tel./Fax: 0340 . 220 30 03
[email protected]
www.dessau-rosslau.de
Weitere Sehenswürdigkeiten
MUSEEN & GALERIEN
Anhaltische Gemäldegalerie
Die berühmte Galerie im Schloss Georgium (siehe
S. 71, Nr. 16) zeigt Werke des 16.–20. Jahrhunderts. Mit
etwa 2.000 Gemälden ist u.a. die größte Sammlung
altdeutscher, holländischer und flämischer Malerei in
Sachsen-Anhalt zu sehen, darunter Bilder der Dürerzeit
und Hauptwerke von Lucas Cranach. Weiterhin werden herausragende Vertreter der deutschen Malerei
aus Romantik und Biedermeier ausgestellt sowie eine
umfangreiche grafische Sammlung im angrenzenden
historischen Fremdenhaus.
BAUHAUS-ARCHITEKTUR IN DESSAU ( A U S W A H L )
Meisterhäuser
Neben dem Haus Muche-Schlemmer und dem Haus
Feininger / Kurt-Weill-Zentrum entstanden 1925/26
nach Entwürfen von Walter Gropius weitere Häuser für
die am Bauhaus tätigen Lehrmeister. Im August 1926,
noch vor der Eröffnung des Bauhauses, zogen Walter
Gropius und seine Meister Lazlo Moholy-Nagy, Lyonel
Feininger, Georg Muche, Oskar Schlemmer, Wassily
Kandinsky und Paul Klee in die als Wohn- und Atelierhäuser konzipierten Gebäude ein. Im Jahr 1996 wurden die
noch vorhandenen Meisterhäuser ebenso wie das Bauhausgebäude von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen.
Öffnungszeiten Schloss Georgium:
Di–So, 10.00–17.00 Uhr
Öffnungszeiten Grafische Sammlung:
Mo–Fr, nach Vereinbarung
Puschkinallee 100, 06846 Dessau-Roßlau
Tel. 0340. 61 38 74
Museum für Naturkunde und Vorgeschichte
Das Gebäude wurde 1748–50 als Leopoldsdank-Stift
errichtet und erhielt 1847 einen neuen Turmbau nach
dem Vorbild des Hospitals St. Spiritus bei Rom. Heute sind hier ständige und wechselnde Ausstellungen zu
den Themen Ökologie, Mensch & Umwelt und Erdgeschichte zu besichtigen.
Öffnungszeiten: Di–Fr, 9.00–17.00 Uhr,
Sa und So, 10.00–17.00 Uhr
Askanische Straße 32, 06842 Dessau-Roßlau
Tel. 0340. 21 48 24
Öffnungszeiten: Di–So, 10.00–18.00 Uhr
Ebertallee 59–71, 06846 Dessau-Roßlau
Tel. 0340. 66 10 934
Moses-Mendelssohn-Zentrum
Das denkmalgerecht sanierte Haus in der GropiusSiedlung ist heute Sitz der Moses-Mendelssohn-Gesellschaft e.V. und beherbergt u.a. eine Ausstellung über
Leben und Werk des deutsch-jüdischen Philosophen
und der Dessauer Juden.
Öffnungszeiten: Mo–Fr, 10.00–16.00 Uhr
Sa und So, 13.00–16.00 Uhr
Mittelring 38, 06849 Dessau-Roßlau
Tel. 0340. 850 11 99
Das Umweltbundesamt
Das 2005 eingeweihte Dienstgebäude des Umweltbundesamtes (UBA) wurde nach einem Architektenwettbewerb durch das Berliner Büro sauerbruch hutton
errichtet. Hohe ökologische Anforderungen an Bau und
Betrieb, hohe Wirtschaftlichkeit, behindertengerechte
Gestaltung und optimale Integration in den städtebaulichen Kontext waren die Zielvorgaben für den Neubau,
der sich als offenes Ensemble in eine neu angelegte
Parklandschaft einfügt. Charakteristisch sind die Formund Farbgebung des Hauptgebäudes, das als vierstöckige Schleife angelegt ist, und die Integration verschiedener Kunstwerke. Foyer, Bibliothek, Besucherraum
und Ausstellungen im Forum stehen allen Interessierten offen.
Öffnungszeiten Forum und Ausstellungen:
Mo–Fr, 6.00–22.00 Uhr
Sa, 6.00–16.00 Uhr
So, 8.30–16.00 Uhr
Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340. 21030
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Veranstaltungsorte
1. Altes Theater Dessau
Mit der Revitalisierung des Alten Theaters zum Kulturzentrum soll die Innenstadt Dessaus als kultureller
und infrastruktureller Mittelpunkt der Region in enger
Verbindung von künstlerischer und soziokultureller Ausstrahlung aufgewertet werden. Im Erdgeschoss entstand ein multifunktional nutzbares Eingangsfoyer. Zur
Kavalierstraße hin schließt sich eine gastronomische
Einrichtung an. Der im 1. Obergeschoss vorhandene
Saal dient als Spielstätte für das Puppentheater und verfügt über 140 Plätze. Im 3. Obergeschoss befindet sich
die Studiobühne als Spielstätte für das Schauspiel.
Am Alten Theater 13, 06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 25 11 0
2. Anhaltisches Theater Dessau
Das Theater mit der Anhaltischen Philharmonie Dessau bedient mit ca. 500 Vorstellungen jährlich die Sparten Musik (Oper, Operette, Musical), Schauspiel, Tanz
und Puppenspiel. Mit 1.095 Plätzen im Großen Haus, 150
Plätzen im Foyer und etwa 80 Plätzen im Studio sowie
einer Gesamtbühnenfläche von 1.450 m2 ist es das größte Theater in Sachsen-Anhalt sowie Hauptspielstätte und
enger Kooperationspartner des Kurt Weill Fest Dessau.
Friedensplatz 1a, 06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 25 11 0
Altes Theater Dessau
3. Bauhaus Dessau
1925/26 entstand in Dessau nach Entwürfen von Walter Gropius das berühmte Bauhausgebäude, in dem die
ursprünglich in Weimar beheimatete Hochschule für
Gestaltung eine neue Wirkungsstätte fand. Das Ensemble aus Glas, Stahl und Beton entspricht der Idee seines
Begründers: Die Form gehorcht der Funktion. Das Architektur-Denkmal wurde 1996 von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen.
Gropiusallee 38, 06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 65 08 251
Bauhaus Dessau
4. Beatclub Dessau
Der Beatclub ist eine Einrichtung des Fördervereins
Junger Musiker. Er besteht seit 2001 und widmet sich der
Förderung regionaler Nachwuchsmusik und der JugendSubkultur. In der Region zählt der Beatclub zu einem der
wichtigsten Veranstaltungsorte für Live-Musik. Jedes
Wochenende finden hier Live-Auftritte statt.
Roßlauer Allee , 06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 66 14 014
Gründerzeitvilla Krötenhof
5. Brauhaus „Zum Alten Dessauer“
Das 2001 eröffnete Brauhaus befindet sich im historischen Sudhaus der ehemaligen Schade Brauerei.
Mit der Wahl des „Alten Dessauer“, Fürst Leopold von
Anhalt-Sachsen (1676-1745), als Namensgeber des Brauhauses und der hauseigenen Biermarke entscheiden
sich die Betreiber für die Wiederbelebung einer 300 Jahre alten Tradition.
Lange Gasse 16, 06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 220 59 09
6. Elbe-Werk Roßlau
Im Jahr 1844 bauten die Brüder Sachsenberg die vom
Vater geerbte Schmiede zu einer Maschinenfabrik aus,
das Elbe-Werk entstand. Zu den wichtigsten Produkt-
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linien gehörten Dampfmaschinen, Ziegelpressen und
Destillationsgeräte. 1866 erweiterten die Brüder ihr
Unternehmen durch die Gründung einer Schiffswerft an
der Elbe, der heutigen Roßlauer Schiffswerft. Nach der
Enteignung der Gründerfamilie 1945 wurden der VEB
Elbe-Werk und der VEB Schiffwerk Roßlau gegründet.
Heute gehört das Elbe-Werk der Roßlauer Schiffswerft
und ist seit 2008 Spielstätte des Kurt Weill Fest.
Hauptstraße 117–119, Stadtteil Roßlau
06862 Dessau-Roßlau
7. Gründerzeitvilla Krötenhof
Der Berliner Hofbaurat Ernst Eberhardt errichtete
die feudale Villa 1887 im Auftrag des Tuchfabrikanten
Albert Meinert. Nach langer Privatnutzung wurde sie
1947 vorübergehend zum Hotel, 1958 zog der Klub der
Volkssolidarität ein. Seit 2003 dient das Haus als Generationen übergreifende Einrichtung der Stadtverwaltung Dessau.
Wasserstadt 50, 06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 21 53 06
8. Johannbau (Museum für Stadtgeschichte)
Der um 1530 erbaute Johannbau ist das einzige Gebäude des ehemaligen Residenzschlosses Dessau, das nach
dessen Zerstörung im Jahre 1945 erhalten blieb. Der
sogenannte Renaissance-Flügel beherbergt seit 1999
das Museum für Stadtgeschichte mit der 2005 eröffneten Dauerausstellung Schauplatz vernünftiger Men­
schen – Kultur und Geschichte in Anhalt/Dessau.
Schlossplatz 3a, 06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 22 09 612
9. Johanniskirche Dessau
Am 28. Juli 1688 erteilte Fürst Johann Georg II. den
lutherischen Christen von Dessau die Erlaubnis zum Bau
einer eigenen Kirche in der damaligen Neustadt. Die
Errichtung von St. Johannis wurde von dem Berliner Baumeister Martin Grünberg geleitet. Am 2. Mai 1702 wurde
St. Johannis mit Pfarrhaus und Schule geweiht. Nach den
Zerstörungen Ende des 2. Weltkrieges wurde die Kirche
bis 1955 wieder aufgebaut. In der Zeit von Oktober 1989
bis Januar 1990 war St. Johannis der zentrale Ort für das
Wendegeschehen in Dessau. Heute sind hier die restaurierten drei Cranach-Gemälde (Christus am Ölberg,
Abendmahlsgemälde, Kreuzigungsgemälde) zu sehen.
Johannisstraße 11, 06844 Dessau
10. K.I.E.Z. e.V.
Der K.I.E.Z. e.V. ist ein sozio-kulturelles Zentrum im
Gründerzeit-Viertel Dessau-Nord, das unter seinem
Dach das einzige Programmkino der Stadt betreibt
und dessen Café vor allem bei jungen Leuten beliebt
ist. Gegründet wurde der Verein, der auch ein Projekt
betreibt, um Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen, im Jahre 1991.
Bertolt-Brecht-Straße 29a, 06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 21 20 32
11. Kurt-Weill-Zentrum / Haus Feininger
Lyonel Feininger lebte und arbeitete während seiner
Tätigkeit am Bauhaus 1926 bis 1932 mit seiner Familie
in diesem Haus. Beeindruckend an diesem Gebäude
ist vor allem die Farbgestaltung, die das Ergebnis von
Veranstaltungsorte
gemeinsamer Arbeit der Bewohner mit der Werkstatt
für Wandmalerei des Bauhauses war. Restauratoren fanden 40 Farben an Wänden, Decken und Fußböden. Im
bereits 1994 restaurierten Haus Feininger hat heute das
Kurt-Weill-Zentrum seinen Sitz. Es ist die einzige europäische Dokumentationsstätte für Leben und Werk des
Komponisten, der 1900 in Dessau geboren wurde, und
wurde als ein „Kultureller Gedächtnisort“ mit besonderer nationaler Bedeutung in das Blaubuch der Bundesregierung aufgenommen.
Ebertallee 63, 06846 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 61 95 95
16. Schloss Georgium
Das Schloss- und Parkensemble ist der zweitgrößte
Landschaftspark im Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Es
wurde ab 1780 von Prinz Johann Georg von Anhalt-Dessau errichtet und nach ihm benannt. In dem großzügig
angelegten englischen Garten befinden sich zahlreiche
klassizistische Bauten, Kleinarchitekturen und Skulpturen, die im Einklang mit der Natur stehen. Das Schloss
beherbergt heute die Anhaltische Gemäldegalerie.
Puschkinallee 100, 06846 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 61 38 74
12. Marienkirche Dessau
Die Schloss- und Stadtkirche St. Marien wurde 1506–
1554 errichtet. Bereits 1523 wurde der von Ulrich von
Schmiederg ausgeführte Bau nach katholischem Glauben geweiht. 1534 hielt die Reformation in Dessau Einzug, so dass auch Martin Luther hier predigte. Die im
Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstörte Kirche wurde
in den Jahren 1990-1998 wieder aufgebaut und wird heute, auch im Rahmen der Kurt Weill Feste, als Veranstaltungsort genutzt.
Schlossplatz, 06844 Dessau-Roßlau
17. Technikmuseum „Hugo Junkers“ Dessau
Im Technikmuseum „Hugo Junkers“ können sich interessierte Besucher über das Lebenswerk Hugo Junkers
und die Junkerswerke als wichtigen Bestandteil der
Industriegeschichte der Stadt Dessau anhand zahlreicher Exponate umfassend informieren. Der „Star“ unter
den Ausstellungsstücken ist eine in Norwegen geborgene Ju 52/3m. Die Ausstellung zeigt neben Motoren,
Triebwerken, Flugzeugen und Flugzeugmodellen auch
Exponate aus dem Bereich der Junkers-Wärmetechnik.
Kühnauer Straße 161 A, 06846 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 6611982
13. Radisson Blu Hotel Fürst Leopold
Das Hotel befindet sich im Zentrum von Dessau, nahe
Theater und Bahnhof, und folgt in seiner Ausstattung
den Grundsätzen des Bauhausstils: klar und sachlich,
mit mutigen Farbkombinationen und einem modernen
Design. Im Rahmen des Kurt Weill Fest ist das Hotel
Veranstaltungsort für Festivalcafés, Pressekonferenzen
und beherbergt das Medienbüro des Festivals.
Friedensplatz 1, 06844 Dessau-Roßlau
Tel.: 0340 . 25 15 0
18. Audi Terminal Otto Grimm
Die Architektur des Audi-Terminals in Bitterfeld
besticht durch klare Strukturen der metallischen Fassade. Das Gebäude vereint Automobilbau-Tradition mit technischer Fassadengestaltung und zeigt mit
der anspruchsvollen Architektur, dass selbst moderne
Gebäude mit großzügigen Glasflächen als Niedrigenergiehäuser gebaut werden können.
Zörbiger Straße, Bitterfeld-Wolfen
Tel. 03493 . 374-0
14. Restaurant Kornhaus
Direkt an der Elbe gelegen, ersetzte das Ausflugslokal
Kornhaus Ende der zwanziger Jahre eine bescheidene
Schankwirtschaft in einem Getreidespeicher. Die Pläne
stammten von den Bauhaus-Architekten Carl Fieger und
Ernst Neufert. Finanziert von der Schultheiß-Patzenhofer-Brauerei, entstand ein zweigeschossiges Gebäude mit Bierhalle, Sozialräumen, Restaurant, Tanzsaal,
Veranda und Elbterrasse, das 1930 eröffnet wurde. Auch
heute ist das Kornhaus ein beliebter Ausflugs- und Veranstaltungsort, der durch eine umfassende Sanierung
zwischen 1994 und 1996 behutsam in den Originalzustand zurückversetzt wurde.
Kornhausstraße 146, 06846 Dessau-Roßlau
Tel. 0340. 640 41 41
19. Bugenhagenhaus
Das Wittenberger Bugenhagenhaus ist das älteste evangelische Pfarrhaus der Welt. Es gehört zu den bedeutsamsten Gedenkstätten der Reformation und soll darum
ebenfalls in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen werden. Bis 1997 war es seit der Reformation
ununterbrochen Wohn- und Wirkungsstätte der
Wittenberger Superintendenten. Als erster Pfarrer der
Reformation lebte hier Johannes Bugenhagen bis zu seinem Tod 1558. Der Freund, Mitstreiter und Seelsorger
Martin Luthers gilt neben diesem und Melanchthon als
„Der dritte Reformator“.
Kirchplatz 9, 06886 Lutherstadt Wittenberg
15. Restaurant Pächterhaus
Das Pächterhaus Dessau wurde 1743 erbaut und ist
das älteste Haus in Dessau-Ziebigk. Nach einer aufwändigen und liebevollen Sanierung kann man in gemütlich
gestalteten Gutsstuben eine ganz besondere Atmosphäre genießen. Für Genießer der guten Küche und
des Weines ist das Pächterhaus in Dessau eine der ersten Adressen in Sachsen-Anhalt. Alle Gourmet-Bibeln
bescheinigen dem familiengeführten Haus über Jahre
eine überdurchschnittliche Leistung.
Kirchstraße 1, 06846 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 650 14 47
Restaurant Kornhaus
Technikmuseum
„Hugo Junkers“
Schloss Georgium
20. Zeughaus Wittenberg
Das 1855 als Artilleriewagenhalle No. 2 errichtet Zeughaus war Teil der Kavalierskaserne. Über 200 Jahre erfuhr
das klassizistische Gebäude am Arsenalplatz eine vorwiegend militärische Nutzung. Nach Abzug der der sowjetischen Truppen Anfang der 1990er Jahre stand das denkmalgeschützte ehemalige Zeughaus im Flächendenkmal
Altstadt der Lutherstadt Wittenberg leer. 2009/10 wurde
das Gebäude als eines der letzten erhaltenden Zeugnisse
der preußischen Festung Wittenberg umfassend saniert
und umgebaut. Bis zum Einzug der Städtischen Sammlungen wird das Zeughaus nun als Veranstaltungsort u.a.
für Konzerte, Ausstellungen, Tagungen genutzt.
Juristenstraße 16 a, 06886 Lutherstadt Wittenberg
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Ausstellung
ten, die das Verdikt traf. So ging man gegen die größten
deutschen Musiker aus dem 19. Jahrhundert wie Felix
Mendelssohn Bartholdy vor, aber auch gegen die Zeitgenossen, etwa Kurt Weill, Hanns Eisler, Erwin Schulhof
und den Neutöner Paul Hindemith, der Musik einfach
nur artfremd – im Sinne von Henze – komponiert hat.
All dies wird die Ausstellung aufgreifen.
Im November und Dezember 2007 wurde die Schau
auf Einladung der Berliner Philharmoniker im Foyer der
dortigen Philharmonie und 2008 in der Tonhalle Düsseldorf gezeigt; das Mainzer Rathaus stellte die dritte Station dar. Nun ist sie im Rahmen des Kurt Weill Fest 2011
in Dessau zu sehen, wo u.a. Kompositionen von Weill,
Eisler oder Hindemith zu hören sind – ein idealer Ort,
um sich über „entartete Musik“ in Form dieser Ausstellung und in Konzerten zu informieren.
Vernissage: 19.02.2011, 17.00 Uhr
Ausstellung: 19.02.2011-16.03.2011
Stadtsparkasse Dessau
Poststraße 8, 06846 Dessau-Roßlau
Informationen unter Tel. 0340 . 619595
„Das verdächtige Saxophon:
‚Entartete Musik‘ im NS-Staat“
Ein Jahr nach der Münchner Ausstellung „Entartete
Kunst“ eröffnete Staatsrat Hans Severus Ziegler im
Mai 1938 bei den Düsseldorfer Reichsmusiktagen die
von ihm initiierte Propaganda-Schau „Entartete Musik“,
die auch in der Tonkunst gefährliche „Zersetzung“ und
„Rassenmischung“ diagnostizierte. Der Jazz galt als
Inbegriff „jüdisch-negroider Unterwanderung“, weshalb die Ausstellungsbroschüre einen schwarzen Saxophonspieler zeigte. Eine zentrale Sektion stand unter
der Überschrift „Jüdisches Theater von einst im JazzRhythmus“.
Auf Initiative von Peter Girth entstand fünfzig Jahre
später eine kommentierte Rekonstruktion dieser Ausstellung. Kuratiert wurde sie von dem Berliner Musikwissenschaftler Dr. Albrecht Dümling.
In die Neukonzeption wurden mehr Abbildungen zum
„jüdischen Theater im Jazzrhythmus“ einbezogen, was
den neuen Titel „Das verdächtige Saxophon“ erklärt.
Die inzwischen weltweit gezeigte Ausstellung „Entarte­
te Musik. Eine kommentierte Rekonstruktion“ gehört
zu den wesentlichen Auslösern einer kritischen Auseinandersetzung mit der Musikpolitik des Nationalsozialismus. Der Begriff „Entartete Musik“ bezeichnete analog
zur „Entarteten Kunst“ während der Zeit des Nationalsozialismus vor allem die musikalische Moderne, die der
herrschenden Ideologie widersprach. In Deutschland
sah sich der Nationalsozialismus nicht nur als politische,
sondern auch als kulturelle Bewegung, die ganz bewusst
mit dem Pluralismus der Weimarer Republik brach.
So ist diese Ausstellung auch ein wichtiger Teil eines
Erinnerns an eine Epoche, die in Deutschland tausende
von Künstlern zum Schweigen verurteilt, ins Exil geführt
oder in den Tod geschickt hat.
Es waren keineswegs nur „nichtarische“ Komponis-
80
„Meine zwanziger Jahre“
„Ein Jahrzehnt ist nur ein Bruchstück einer Epoche,
jene zwanziger Jahre waren wie ein Schaufenster mehrerer Epochen“, so der Schriftsteller Hermann Kersten
als einer der Hauptvertreter der literarischen Neuen
Sachlichkeit.
In den Goldenen Zwanzigern erlebte besonders die
Stadt Berlin eine Blütezeit der Kunst und Kultur,
geprägt durch eine sich im Wandel befindliche Gesellschaft. Nirgendwo sonst als in der Kunst lässt sich
das kulturelle Leben dieser Epoche so eindrucksvoll
nachvollziehen. Mit Arbeiten von Max Beckmann,
Ferdinand Léger, Max Pechstein, Paul Holz, Wilhelm
Ohm und Art Deco Design der Sammlung Stiftung
Ohm zeigt die Ausstellung „Meine zwanziger Jahre“
einige der Hauptvertreter jener Zeit. Ergänzt durch
eine umfangreiche Autographensammlung mit Porträts von bedeutenden Persönlichkeiten des kulturellen Lebens sowie eine Auswahl an originalen Kostümen, werden Einblicke in den Alltag und den Glamour
jener facettenreichen Epoche gegeben.
Vernissage: 27.02.2011, 11.00 Uhr
Ausstellung: 27.02.2011-30.04.2011
Meisterhaus Kandinsky / Klee
Ebertallee 69/71, 06846 Dessau-Roßlau
Informationen unter Tel. 0340 . 6508 251
Förderverein Meisterhäuser mit Unterstützung der
Kurt­Weill­Gesellschaft e.V., der Stiftung Ohm,
der Stiftung Bauhaus Dessau, der Stiftung Meisterhäuser
sowie der Stadt Dessau­Roßlau
Führungen zum Kurt Weill Fest
Dessau und Kurt Weill
Die Führung zeichnet ein Bild der Stadt Dessau zu Lebzeiten Kurt Weills, der hier seine Kindheit und Jugend
verbrachte. Modelle und Fotografien veranschaulichen
seine Aufenthaltsorte in Dessau und seinen engen
Bezug zum Theater und Herzogshaus. Darüber hinaus
wird die Geschichte der jüdischen Gemeinde, der Wirkungsort seines Vaters, beleuchtet. Original SchellackPlatten vermitteln einen Klangeindruck der Musik der
1920er Jahre.
Führungstermine:
Samstag, 05.03.2011, 14.00 Uhr
Sonntag, 13.03.2011, 11.00 Uhr
Treffpunkt:
Museum für Stadtgeschichte Dessau, Johannbau
Schloßplatz 3a, 06844 Dessau-Roßlau
Informationen unter Tel. 0340.2209612
Berliner Briefe
Equilibre. Das Bauhaus an der
Schnittstelle von Kunst und
Gestaltung
Gleichgewicht und Balance waren nicht nur in Bezug
auf die Gestaltung der Dinge an sich eine der zentralen Fragen des Bauhauses. Das Anliegen war vielmehr
ein universelles und zielte auf die neuen Spannungen
des Menschseins in einer zunehmend technisierten und
immer abstrakter werdenden Umwelt. Jenseits des alltäglichen Nutzens sollten die neuen Bauhaus-Objekte
auch Ausdruck einer neuartigen Balance und Harmonie
von Mensch und Technik, von Gegenständlichkeit und
Abstraktion sein.
Diesem komplexen Thema gaben alle Bauhausmeister aus ihren jeweils unterschiedlichen künstlerischen
Positionen Gestalt. Aber die entscheidenden Impulse
an dieser Schnittstelle von Kunst und Gestaltung lieferte in der ersten Phase des Dessauer Bauhauses von 1925
bis 1928 der ungarische Konstruktivist László MoholyNagy.
Die Führung vom Bauhausgebäude zu den Meisterhäusern geht den Spuren von László Moholy-Nagy an
den Schnittstellen von Kunst und Gestaltung im Spiegel
der Architektur von Walter Gropius nach.
Noch in Dessau lebend, träumte Kurt Weill von der
Großstadt Berlin. Später verbrachte er dort mehrere
Jahre. Ausgewählte Briefe Kurt Weills von und über Berlin stehen im Mittelpunkt dieser Führung – viele davon
mit direktem Bezug zur Stadt Dessau und eng verbunden mit dem Leben und Wirken Weills und seinen Angehörigen in Dessau. Ausstellungsexponate, Fotodokumentationen und Musikbeispiele vertiefen die in den
Briefen geschilderten Eindrücke.
Führungstermine:
Sonntag, 06.03.2011, 11.00 Uhr
Freitag, 11.03.2011, 17.00 Uhr
Samstag, 12.03.2011, 14.00 Uhr
Treffpunkt:
Museum für Stadtgeschichte Dessau, Johannbau
Schloßplatz 3a, 06844 Dessau-Roßlau
Informationen unter Tel. 0340 . 2209612
Führungstermine:
Sonntag, 27.02.2011, 15.00 Uhr
Sonntag, 06.03.2011, 15.00 Uhr
Sonntag, 13.03.2011, 15.00 Uhr
Treffpunkt:
Bauhaus Dessau
Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau
Informationen unter Tel. 0340 . 6508251
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Rund ums Kurt Weill Fest
Kantor Weill mit seinen Söhnen
(v.l.) Kurt, Nathan und Hans
1909
„Zu Gast bei der
jüdischen Gemeinde zu Dessau“
Die neue Dessauer Synagoge
mit dem Gemeindehaus,
Steinstraße 14. Im Erdgeschoss
befand sich die Wohnung der
Familie Weill.
Erste nachweisbare Ansiedlungen von Juden in Dessau sind aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
belegt, und die erste dort ansässige jüdische Gemeinde wird schriftlich im Jahre 1678 erwähnt. Der berühmteste Sohn der Stadt war der Philosoph und Theologe
Moses Mendelssohn, Großvater von Felix Mendelssohn
Bartholdy. In den Vollbesitz der Bürgerrechte gelangten die Dessauer Juden erst mit der Reichsgründung
1871. Die Gleichberechtigung währte 60 Jahre, bis die
Nazis hier bereits 1932 die Regierungsgewalt erhielten.
So gab es im Jahre 1900, als Kurt Weill zur Welt kam,
15.000 Menschen in der Stadt, von denen ca. 600 Juden
waren.
In den Jahren 1932-1944 wurde die traditionsreiche
Israelitische Gemeinde ausgelöscht. Die Dessauer Synagoge, die 1908 eingeweiht und als wichtigste Synagoge
in ganz Anhalt galt, ist zusammen mit weiteren Zeugnissen jüdisch-deutscher Kultur zerstört worden. Der
Holocaust ist nicht der einzige Grund, warum es wich-
tig ist, die Geschichte der Juden zu beleuchten. Jüdische
Menschen trugen wesentlich zur Entwicklung der Stadt
bei, sie prägten das religiöse, wirtschaftliche, soziale,
kulturelle und politische Profil der Kommune mit, sie
leisteten einen unverzichtbaren Beitrag zur Stadtgeschichte Dessaus. Die Vertreibung und Vernichtung der
Juden war nicht nur ein Verbrechen an den Juden, sondern auch an den anderen Bürgern, ein unersetzlicher
Verlust der Stadt.
So musste Kurt Weill, der selbst jüdische Wurzeln hat
– seine Mutter entstammt einer Rabbinerfamilie, und
sein Vater war Kantor und Religionslehrer in einer jüdischen Gemeinde –, 1933 zunächst nach Paris emigrieren, weil er von den Nationalsozialisten als Vorreiter der
„entarteten Kunst“ auf musikalischem Gebiet gebrandmarkt wurde.
Seit Mitte der 90er Jahre besteht in Dessau wieder
eine jüdische Gemeinde, die von Immigranten aus Osteuropa gegründet wurde und heute 400 Mitglieder mit
200 Angehörigen zählt. Das Kurt Weill Fest hat dieses
Jahr die Ehre, erstmals dort Gast zu sein.
Die Veranstaltung steht unter der künstlerischen
Leitung des Landesrabbiners Moshe Flomenmann.
Termin: Sonntag, 06.03.2011, 11.00 Uhr
Synagoge Dessau-Roßlau, Kantorstraße 3
Informationen unter Tel. 0340 . 2215107
Festivallounge im Radisson Blu
Fürst Leopold Hotel Dessau
Im Anschluss an ausgewählte Veranstaltungen des
Kurt Weill Fest laden wir Sie und unsere Künstler zu
einem stimmungsvollen Ausklang mit Live-Musik ein.
Eine Kooperation des Kurt Weill Fest Dessau mit dem
Radisson Blu Fürst Leopold Hotel.
Termine: 25.02.-27.02, 03.03.-06.03., 09.03-12.03.2011,
ab 22 Uhr
Radisson Blu Fürst Leopold Hotel
Friedensplatz 1
Eintritt frei
Traumtänzerball
Musik: Salonorchester Berlin
Eine Veranstaltung der KAT Dance & Event GmbH
im Rahmen des Kurt Weill Fest
Termin: Samstag, 05.03.2011, 20.00 Uhr
(Einlass ab 19.30 Uhr)
Restaurant Kornhaus, Kornhausstraße 146
Preis: 64,00 €
Informationen und Tickets:
[email protected]
Tel. 03493 . 66 29 96
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Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. / Kurt Weill Foundation
19. Kurt Weill Fest Dessau
(25.02.–13.03.2011)
Veranstalter:
Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. und Stadt Dessau-Roßlau
Das Kurt Weill Fest 2011 wird gefördert durch das Land
Sachsen-Anhalt, die Stadt Dessau-Roßlau und in Teilen
durch die Kurt Weill Foundation for Music,
Inc., 7 East 20th Street, New York, NY 10003.
Schirmherren:
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer,
Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt
Philip D. Murphy,
Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika
Intendant: Prof. Michael Kaufmann
[email protected]
Projektleitung und Pressearbeit:
Julia Nickel
Tel. 0340.61 95 95
Fax 0340.61 19 07
[email protected]
Sekretariat: Erdmuthe Roepke
Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. / Kurt Weill Zentrum
Ebertallee 63, D-06846 Dessau-Roßlau
Tel. 0340 . 61 95 95
Fax 0340 . 61 19 07
[email protected]
www.kurt-weill-fest.de
Marketing, Ticketing und Sponsoring:
Roßdeutscher & Bartel GbR,
Agentur für Marketing und Kommunikation
Tschaikowskistraße 16, D-04105 Leipzig
Tel. 0341 . 21 24 662
[email protected]
www.musikfeste.de
Technische Leitung:
PND, Alexander Hirche, Arndt Sellentin
KURT-WEILL-GESELLSCHAFT e.V.
Die Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. wurde 1993 in Dessau gegründet und hat sich laut Satzung zur Aufgabe
gestellt „das Andenken Kurt Weills in seiner Geburtsstadt auf jede geeignete Weise zu erhalten“. Mittlerweile hat sich eine internationale Vereinigung entwickelt,
der über 300 Mitglieder aus vier Kontinenten angehören. Sie engagiert sich mit Veranstaltungen und dem
Aufbau eines Netzwerkes in der Pflege von Kurt Weills
Biografie und Gesamtwerk, unter besonderer Berücksichtigung seines künstlerischen Umfelds und der von
ihm initiierten Traditionen.
Die Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. ist Hauptveranstalter des seit 1993 alljährlich Anfang März stattfindenden Kurt Weill Fest und hat in kurzer Zeit ein dichtes
Netzwerk von Kooperationsbeziehungen zu wichtigen
kulturellen Institutionen und Vereinen geschaffen, insbesondere aber auch Sponsoren in der regionalen
wie überregionalen Wirtschaft für das Kurt Weill Fest
gewonnen. Die Verbindung des Festes zur Geschichte
der Region und ihrer Bewohner hat es zu einem bestimmenden Faktor der international bedeutsamen Musikszene Mitteldeutschlands werden lassen und erhöht die
kulturelle Ausstrahlung der Region, die bereits durch
das Bauhaus und das Dessau-Wörlitzer Gartenreich
überregional gewonnen wurde. Der Kultur kommt damit
in einer Region starker wirtschaftlicher Umstrukturierung eine immer wichtiger werdende Rolle zu.
Auf wissenschaftlichem Gebiet leistet die Kurt-WeillGesellschaft e.V. mit Symposien, Vorträgen und ihrer
eigenen Schriftenreihe „Veröffentlichungen der KurtWeill-Gesellschaft“ (Verlag J. Metzler & Poeschel, Stuttgart, seit 2004 Waxmann Verlag, Münster, New York,
München, Berlin) ihren Beitrag zur aktiven Weill-Forschung.
Geschäftsstelle der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. ist
das Kurt-Weill-Zentrum in Dessau-Roßlau unter der
Geschäftsführung von Prof. Michael Kaufmann. Es
befindet sich in dem 1925/26 nach Plänen von Walter
Gropius erbauten Meisterhaus Feininger, das 1994 nach
aufwändiger Restaurierung wieder eröffnet wurde. Seit
2008 hat Rechtsanwalt Thomas Markworth das Amt
des Präsidenten der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. übernommen.
KURT WEILL FOUNDATION FOR MUSIC, INC.,
7 EAST 20TH STREET, NEW YORK, NY 10003
Die Kurt Weill Foundation for Music Inc. verwaltet,
bewahrt und wirbt für das Erbe von Kurt Weill und Lotte Lenya. Die Stiftung unterstützt die weite Verbreitung
und Wertschätzung von Weills Musik durch die Förderung von Aufführungen, Inszenierungen, Aufnahmen
und Forschung; sie fördert das Verständnis von Weills
und Lenyas Leben und Werk innerhalb unterschiedlicher
kultureller Kontexte; und sie fördert, basierend auf dem
Erbe beider, Talente im Bereich der Schaffung, Aufführung und des Studiums von musikalischem Theater in
den verschiedensten Ausformungen und Medien.
www.kwf.org.
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Kooperation Universität Siegen / Impressum / Nachweise
Prof. Dr. Matthias Henke,
Sara Beimdieke, Anne Fritzen
KOOPERATION MIT DER UNIVERSITäT SIEGEN
Die Universität Siegen, im Dreiländer-Eck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz gelegen,
zählt rein numerisch betrachtet nicht zu den größten
Deutschlands. Das muss kein Nachteil sein. Es verleiht
ihr vielmehr die nötige Windschnittigkeit, auf die vehementen Veränderungen unserer Zeit angemessen zu
reagieren. Für das Departement Kunst und Musik bedeutet dies im wesentlichen Zweierlei. Einerseits sind wir
bemüht, unseren Lehramtsstudierenden ein ganzheitliches Studienkonzept anzubieten. Man könnte es ein
wenig „old fashioned“, doch in der Tendenz zutreffend
mit einem leicht variierten Satz von Caspar David Friedrich umschreiben: Das Glück der Künstler/innen beziehungsweise Wissenschaftler/innen läge dort, so der
bedeutende Maler, wo „Kopf und Herz und Hand gleichen Schritt“ hielten. Auf der anderen Seite wollen wir
gemeinsam mit den Student/inn/en – ausgehend vom
Wissen über die Vergangenheit – die Gegenwart und
Zukunft unserer Gesellschaft gestalten helfen.
Als Prof. Michael Kaufmann, der Intendant des Kurt
Weill Fest Dessau und Direktor des Kurt-Weill-Zent-
IMPRESSUM
Herausgeber: Kurt-Weill-Gesellschaft e.V.
Stand: 07.02.2011, Änderungen vorbehalten
Verantwortung: Michael Kaufmann
Redaktionsleitung: Frank Heidkamp
Texte: Matthias Henke, Carola Henke, Sara Beimdieke,
Daniel Posdziech, Werner Häußner, Anne Fritzen
Biografien: Tilman Fischer
weitere Mitarbeit: Anke Meis, Julia Nickel,
Erdmuthe Roepke
Produktion: Roßdeutscher & Bartel GbR,
Agentur für Marketing und Kommunikation
Titelgestaltung: Genese Werbeagentur GmbH
Autorenregister
Matthias Henke: V 1, 4, 10, 12, 17, 20, 30, 42, 44, 50, 51
Sara Beimdieke: V 9, 14, 16, 18, 22, 24, 27, 31, 33, 45, 48
Anne Fritzen: V 47
Werner Häußner: V 6, 36
Carola Henke: V 3, 5, 7, 15, 19, 26, 32, 34, 35, 37, 49
Daniel Posdziech: V 2, 8, 43
Bildnachweis
Claudia Heysel, S. 1; Frank Vinken, S. 1;
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rums, im Oktober 2009 einen Gastvortrag an der Universität Siegen hielt und über die Ausrichtung der mittlerweile international beachteten Veranstaltung sprach,
nämlich das Werk Kurt Weills und das ihm zuteil gewordene Schicksal in die Gegenwart hineinzuholen, lag eine
strategische Partnerschaft zwischen den beiden Institutionen sozusagen in der Luft. Wer die zupackende Art
von Herrn Kaufmann kennt, der weiß, dass alles weitere nun sehr schnell ging. Wir vereinbarten, dass künftig meine Student/inn/en an der Textgestaltung des
jährlichen Fest-Magazins mitwirken. Von mir geleitete
Seminare und Exkursionen, die immer wieder auch Kurt
Weill und seiner Zeit gelten, sollen den studentischen
Mitarbeitern das nötige Spezialwissen vermitteln. Auf
die Dauer dürfte so ein personeller Pool entstehen, aus
dem Praktikanten für das Kurt Weill Fest gewonnen werden können.
Letztes Jahr erweiterten Herr Kaufmann und ich die
Kooperation aber noch durch die Entwicklung eines
neuen, interdisziplinären Veranstaltungsformats, der
ENTDECKUNGEN. Sie bestehen aus Vorträgen und Konzerten, die an drei Wochenenden (zwei Mal in Dessau,
ein Mal in Berlin, in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt) das kommende Weill Fest vorbereiten – ein
spannendes Projekt, bei dem uns der Deutschlandfunk
als Medienpartner und die Ernst-Bloch-Gesellschaft zur
Seite stehen.
Auf die so eröffneten Chancen, mit allen Beteiligten
ein Stück Zukunft konkret zu gestalten, freue ich mich
weiterhin sehr.
Auf diese wunderbare Chance, ein Stück Zukunft konkret zu gestalten, freuen sich meine Student/inn/en und
ich sehr.
Prof. Dr. Matthias Henke,
Musikwissenschaftler, Universität Siegen
dank
Die Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. und die Stadt Dessau-Roßlau, Veranstalter des Kurt Weill Fest,
danken allen Partnern, Sponsoren, Förderern, Institutionen und Vereinigungen, insbesondere dem
Land Sachsen-Anhalt und der Kurt Weill Foundation for Music, Inc., New York, NY sowie allen ehrenamtlichen Helfern für die großzügige Unterstützung.
SACHSEN-ANHALT
Unsere Partner
Sparkasse
Dessau
Sparkasse
Wittenberg
unserE Förderer
unsere Hauptsponsoren
unser Medienpartner
unser kulturpartner
Anhaltisches Theater Dessau
Deutschlandradio Kultur
Mitteldeutsche Zeitung
Anna Krebs
DLP Dernehl, Lamprecht & Kollegen
Museum für Stadtgeschichte Dessau
Kurt Weill Foundation for Music, Inc.,
New York
Dr. Dornbach & Partner GmbH
nH-Hotel Dessau
Evangelische Kirchengemeinde
St. Johannis und St. Marien Dessau
Polizeidirektion Dessau-Roßlau
Stiftung Bauhaus Dessau
Wohnungsverein Dessau e.G.
H + S Computer Dessau
Restaurant Kornhaus
JKS Krötenhof
Restaurant Pächterhaus
Jüdische Gemeinde zu Dessau
RSW Roßlauer Schiffswerft GmbH
Weiterhin danken wir
Karosseriebau Dessau GmbH
Stefan Serfling (Bauhaus Klub)
Amt für Kultur der Stadt Dessau-R0ßlau
K.I.E.Z. e.V.
Stadtbibliothek Dessau-Roßlau
Anhaltische Gemäldegalerie
Klaus Rudolph, Fotografie
Stadtverwaltung Dessau-Roßlau
ASC Autoservice-Center Dessau
Kreuzer – Das Leipzig Magazin
Technikmuseum „Hugo Junkers“
Beatclub Dessau
Landesrabbiner Moshe Flomenmann
Universität Siegen
Brauhaus „Zum Alten Dessauer“
Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt
WittenbergKultur e.V.
Dessau Center
LEO – Das Anhalt Magazin
Radio SAW
Informationen & Kartenservice
0341.14 990 900
www.kurt-weill-fest.de