- Kurt Weill Fest
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- Kurt Weill Fest
29.2.–9.3.2008 25.2.-13.3.2011 Berlin Licht im Das Festspiel-Magazin Die norddeutsche Art. Ein attraktives Haus. In jeder Hinsicht. Nur wer vor Ort stark ist, kann es auch darüber hinaus sein. Das beweisen wir als Partner eines starken Verbundes. Gemeinsam mit den 13 Sparkassen Sachsen-Anhalts bieten wir unseren Kunden Erfahrung und Kompetenz. Als Landesbank für Sachsen-Anhalt ist die NORD/LB in vielfältiger Weise auch gesellschaftlich engagiert. Und das aus vollster Überzeugung. www.nordlb.de Herzlich Willkommen Wir begrüßen Sie sehr herzlich zum Kurt Weill Fest 2011 in Dessau! Es erwartet Sie ein weit gefächertes, attraktives Musik-, Opern-, Literatur- und Ausstellungsangebot. Die Kurt-Weill-Gesellschaft präsentiert Dessau und seine Region sowohl als Ort historisch bedeutender kultureller Entwicklungen wie auch als Standort, der im Heute wichtige Impulse zu geben vermag für neue faszinierende Begegnungen mit Kunst und Kultur. Mit BERLIN IM LICHT beginnen wir einen klingenden Städte-Dreisprung, der in den Festspieljahren von 2011 bis 2013 die Lebens-Stationen von Kurt Weill nachzeichnet und nach Berlin auch Paris und New York portraitiert. Auf den Spuren des am 2. März 1900 in Dessau geborenen Kurt Weill bieten wir Begegnungen mit spannenden Protagonisten der für uns immer noch wenig entdeckten Zeit der Weimarer Republik an und lernen durch diese Zeitreisen in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eine der zentralen Epochen der Weltgeschichte besser kennen. Als im September 1928 die Gas- und Elektrizitätswerke der Stadt Berlin in Verbindung mit den Berliner Festwochen eine große Festbeleuchtung unter dem Motto BERLIN IM LICHT organisierten, war das viel mehr als nur eine spektakuläre Werbemaßnahme: Die Organisatoren verfolgten vielmehr die Absicht, Berlin – nach dem verlorenen 1. Weltkrieg – wieder in eine Reihe mit den bedeutenden Metropolen der Zeit zu stellen. Nach dem Abdanken der Monarchie und der Einführung der parlamentarischen Demokratie, nach den Aufständen von „Links“ und „Rechts“, trotz der deutlich zu Tage tretenden rechtsradikalen und antisemitischen Entwicklungen, schien die Währungsreform von 1923 unmittelbar in die unvergesslichen Goldenen 20er Jahre zu münden – und doch schwankte Deutschland bereits auf die Schreckensdiktatur der Nationalsozialisten zu. Berlin jedenfalls, das sollte durch die große Lichterschau 1928 demonstriert werden, präsentierte sich als ein Hotspot der damaligen Zeit! Kurt Weill erhielt den Auftrag, einen Song für ein „nicht militärisches Platzkonzert“ zu schreiben, das im Rahmen des Licht-Festes eine zentrale Veranstaltung darstellte. U- und E-Musik verbindend sollte dieses Konzert sein, also ganz im Sinn des Dessauer Komponisten, der auf so geniale Art handwerkliche Kunst und kompositorische Leichtigkeit miteinander zu verbinden wusste. Dank einer Reihe herausragender Künstler und unseren Kooperationspartnern können wir mit BERLIN IM LICHT ein musikalisch-kulturelles Stadtportrait Berlins bieten, durch das Dessau erneut zu einem internationalen Festspielort wird. Besonders freuen wir uns auf das wunderbare Ensemble Modern, das als ResidenzEnsemble das Kurt Weill Fest in besonderer Weise prägen und in drei breit angelegten Konzert-Programmen ein faszinierendes Panorama der Musik der Zeit Kurt Weills aufscheinen lassen wird. Viele Musikfreunde werden sich zudem an Sternstunden vergangener Festivals erinnern, wenn mit Salome Kammer, HK Gruber und Nils Landgren drei ehemalige Residenz-Künstler wiederkehren und das zum regelmäßigen FestspielAngebot gehörende MDR-Sinfonieorchester erneut gastiert. Viele Künstler und Ensembles geben im Rahmen des 19. Kurt Weill Fest ihre Debüts: Die Staatsoperette Dresden – die letzte Institution ihrer Art in Deutschland! – bringt mit „Leben in dieser Zeit“ einen Präsidium der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. Thomas Markworth Präsident Hubert Ernst Vizepräsident Joachim Hantusch Vizepräsident Prof. Dr. Walter Londong Vizepräsident Tanja Begemann Schatzmeisterin Thomas Markworth Prof. Michael Kaufmann Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. Intendant des Kurt Weill Fest Dessau Wolfgang Brandt Schriftführer Dr. Uwe Ballinger Konrad Dormeier der größten Erfolge von Erich Kästner nach Dessau, wir präsentieren mit Michael Wollny einen der international gefeierten Jazz-Pianisten und bieten Ihnen im Rahmen des „Podium Junger Künstler“ großartige Entdeckungen an. Ein kleiner Film-Schwerpunkt, in dessen Mittelpunkt die Wiederentdeckung des Silhouettenfilms „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ von Lotte Reiniger steht und für den wir bei dem französischen Musiker und Komponisten Renaud Garcia-Fons eine neue Filmmusik in Auftrag gegeben haben, darf bei einem „Licht-Programm“ natürlich nicht fehlen. Besondere Bedeutung für das Festival hat die unverzichtbare hervorragende und auch immer wieder neu inspirierende Partnerschaft mit dem Anhaltischen Theater. André Bücker und das Anhaltische Theater präsentieren als Neuproduktion Weills ersten großen Opernerfolg „Der Protagonist“ und bringen das im letzten Jahr umjubelte „One Touch of Venus“ zurück; die Anhaltische Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Antony Hermus gibt ihr Debüt beim Festival – ein neuer Höhepunkt unserer Kooperation. Eine Reihe weiterer Programmhöhepunkte, ein Besuch bei der Jüdischen Gemeinde zu Dessau und zwei Ausstellungen runden die Zeitreise zu BERLIN IM LICHT ab. Führt uns „Das verdächtige Saxophon“ die Diskreditierung „Entarteter Musik“ vor Augen, so entführt uns „Meine 20er Jahre“ in den glamourösen Lebensstil der Zeit. Besonders dankbar sind wir unseren großartigen Unterstützern, die das Kurt Weill Fest meist seit vielen Jahren begleiten – begrüßen in diesem Jahr aber auch drei neue Sponsoren, die einen entscheidenden Beitrag zur Attraktivität des Festival leisten. Überhaupt sind es die kontinuierliche Förderung durch das Land SachsenAnhalt, die Stadt Dessau-Roßlau und die Unterstützung durch unsere Partner und Förderer – unter ihnen die uns freundschaftlich verbundene Kurt Weill Foundation for Music New York – die es uns ermöglichen, Ihnen auch 2011 ein attraktives Kurt Weill Fest – Programm anzubieten. Machen Sie Ihre Klangreisen in die Stadt der Klassischen Moderne – wir freuen uns auf Sie! Thomas Markworth Prof. Michael Kaufmann Präsident Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. Intendant Kurt Weill Fest Dessau Dr. Joachim Lucchesi Heike Möller Hans Tobler Kultureller Gedächtnisort nationaler Bedeutung Das Kurt Weill Zentrum – und damit auch das Kurt Weill Fest Dessau – wurde in das Blaubuch der Bundesregierung als ein „Kultureller Gedächtnisort“ mit besonderer nationaler Bedeutung aufgenommen. Zu den „Kulturellen Gedächtnisorten“ gehören zwanzig Institutionen in den Neuen Bundesländern. Das Kurt Weill Fest 2011 wird gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt, die Stadt Dessau-Roßlau und in Teilen durch die Kurt Weill Foundation for Music, Inc., 7 East 20th Street, New York, NY 10003. 1 Inhaltsverzeichnis Herzlich Willkommen Seite 1 Programmübersicht und Preise Seiten 4–7 Grußworte Seiten 8–9 Artist-in-Residence 2011 Ensemble Modern Seite 10 Ensemble Modern Im Gespräch mit Roland Diry Seiten 10–11 Von einem liebeskranken Mondsüchtigen erzählt Schönberg 1912 entstandener Melodramenzyklus Pierrot Lunaire: in drei mal sieben Mini-Geschichten. Aber nicht nur deswegen wusste das Werk immer wieder zu bezaubern, sondern auch, weil es auf eine ganz neue Weise mit der Stimme umging, sie zwischen Gesang und Sprechen schweben ließ – ein Verfahren, das markante Spuren hinterließ, allen voran bei Eisler, aber auch bei Hindemith und Strawinsky. „Round about Weill“ Seite 13 „Berlin im Licht“ Seiten 14–15 Heute eine Selbstverständlichkeit, damals aber ein Faszinosum: das elektrische Licht, das in den 1920er Jahren die Nacht (beinahe) zum Tag werden ließ und in Gestalt von Straßenbeleuchtungen und Lichtreklame zum unverzichtbaren Bestandteil der modernen Metropole wurde. „Bei Licht besehen“ zeigte sich Berlin eher von der dunklen Seite. Und von Licht und Schatten erzählen auch die Lieder von Weill bis Eisler. „Der Protagonist“ / „I Pagliacci“ Seiten 16–17 Kurt Weills Protagonist ermordet seine Schwester auf der Bühne und Canio aus Ruggiero Leoncavallos Oper I Pagliacci tötet seine Frau Nedda vor den Augen eines entsetzten Theaterpublikums. Beide Bühnenwerke handeln vom Theater im Theater: vom Spiel, das auf der Bühne entgleist und zur bitteren Realität wird. 2 Seiten 18–19 Der Friseur Rodney Hatch trifft auf den blasierten Kunstsammler Whitelaw Savory, der mit seiner Neuerwerbung prahlt, einer antiken Venus-Statue, die schöner als jede Frau sei. Zum Spaß steckt Rodney, der nicht verhehlen kann, dass er seine Verlobte Gloria hübscher findet, der Statue den eigentlich für Gloria gedachten Ring an den Finger. Die VenusStatue erwacht zum Leben. Diese verliebt sich sogleich in Rodney, der vergebens vor ihr zu fliehen versucht – die Verwicklungen beginnen … Eine witzige Variante des Pygmalion-Stoffes! Seite 10 Werke von George Antheil, Henri Marteau und Paul Hindemith, alle dargeboten von Filip Michal Saffray, einem jungen polnischen Geiger, der aus der Internationalen Ensemble Modern Akademie hervorgegangen ist. Drei Komponisten, drei Welten und ein Instrument: die Solo-Violine, die zu schmeicheln versteht, aber auch harsche Töne anschlagen kann. „Nachtgesänge“ „One Touch of Venus“ „Zaubernacht“ Seiten 21–23 Eine Fee erweckt die Spielzeuge im Kinderzimmer eines Nachts zum Leben – die Kinder können nur staunend den Entwicklungen zusehen. Der junge Kurt Weill vertonte dieses ‚zauberhafte’ Thema in einer Kinderpantomine für die russische Ballettgruppe „Ballet suidois“, die sein erstes Werk für Musiktheater darstellen sollte. Es erklingt zusammen mit Milhauds Ballett La Création du monde, in welchem der Komponist Jazzelemente mit barocken Formen kombiniert. „Heute Abend: Lola Blau“ Seiten 24–25 „Leben in dieser Zeit“ Seiten 26–27 MDR Sinfonieorchester Seiten 28–29 Weill, Hindemith, Korngold – drei Angehörige einer Komponistengeneration, alle drei immens erfolgreich, aber auch Opfer der Verhältnisse und Leidtragende der Nazi-Diktatur. Und doch sind es Künstlerpersönlichkeiten, wie sie verschiedener nicht sein können. Zu hören sind Werke, mit denen die drei Komponisten große Erfolge feiern konnten. Darunter Korngolds Violinkonzert mit der Gewinnerin des Internationalen ARD-Musikwettbewerbs von 2009. „Durch die Nacht zum Licht“ Seiten 30–31 Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit – die Leitthemen dieses Konzertabends mit der Anhaltischen Philharmonie Dessau. Auf dem Programm stehen Kurt Weills Zaubernacht, in der Spielzeuge nachts zum Leben erwachen, Eislers Ernste Gesänge u.a. mit Texten von Hölderlin, Helmut Richter und Stephan Hermlin, sowie Brahms 1. Sinfonie, die sich vom Dunkel ins Licht zu entwickeln scheint. Inhaltsverzeichnis „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ „Weill wir jung sind“ Seite 56 „Buntes Berlin“ Seite 57 „Die Sternchenreise“ Seite 58 „Der Meisterdieb und das Geisterquartett“ Seite 59 Seiten 33–35 Lotte Reinigers Film Die Abenteuer des Prinzen Achmed gilt als erster Animationsfilm der Geschichte dar. Mit Hilfe der von ihr perfektionierten Scherenschnitttechnik inszenierte sie in mühevoller Kleinarbeit Motive aus Tausendund einer Nacht. Renaud Garcia-Fons komponierte eine neue Filmmusik eigens für das Kurt Weill Fest und setzt diese mit orientalischen Klängen neu in Szene. Weill Sehenswert Seiten 60–61 „Die besten Liebhaber der Welt“ Seite 37 Little Annie & Baby Dee Seite 38 „Gesang zwischen den Stühlen“ Seite 39 „Spring in Berlin“ Seite 39 „Kurt goes Tango“ Seite 41 „Berlinisch für Nichtberliner“ Seite 62 „Wollny & Landgren“ Seite 42 „Wenn wieder Frühling ist“ Seite 62 „Ballads of Good Life“ Seite 43 „Hunger ist heilbar“ Seite 63 „Claire und Kurt“ Seite 64 „DADA Dessau Dessau DADA“ „Heimat Berlin“ „Orgelfugen von Feininger & Bach“ Seiten 44–45 Seite 47 Seiten 48–49 Lyonel Feininger, 1919 von Gropius ans Bauhaus berufen und Schöpfer berühmter Bilder wie der Kirche von Gelmeroda (1926), beschäftigte sich intensiv mit Fugen Johann Sebastian Bachs. Ihre strenge Form inspirierte ihn auf der einen Seite in seinen Bildern, auf der anderen Seite beginnt er jedoch auch eigene Fugen zu komponieren. Der Schweizer Organist Wolfgang Sieber widmet sich an diesem Abend ausschließlich Fugen Feiningers und Bachs. Das Kurt Weill Fest bietet allen Interessierten ein kleines Filmfest an und entführt die Kinobesucher in die Welt des Berlin der 20er und 30er Jahre. Die Aneinanderreihung von Superlativen wäre erforderlich, um „Emil und die Detektive“, „Berlin Alexanderplatz“, „Kuhle Wampe“ und „Der Blaue Engel“ zu beschreiben. Alle vier Filme sind unvergessliche, unvergängliche Klassiker deutscher Filmkunst. Biografien Seiten 66–75 Willkommen in Dessau Seite 76 Weitere Sehenswürdigkeiten Seite 77 Veranstaltungsorte Seiten 78–79 Ausstellung Seite 80 Führungen zum Kurt Weill Fest Seite 81 Rund ums Kurt Weill Fest Seite 82 Phillip Boa and the Voodooclub Seite 51 „Keine Dreigroschenmusik“ Seite 52 „Vor Dir schein‘ ich aufgewacht“ Seite 53 Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. / Kurt Weill Foundation Seite 83 „It Takes Two“ Seite 55 Kooperation Universität Siegen / Impressum / Nachweise Seite 84 3 Programmübersicht und Preise Freitag, 25.02.2011 17.00 Uhr, Foyer des Anhaltischen Theaters Dessau Festakt zur Eröffnung V1 19.00 Uhr, Eröffnungsveranstaltung im Anhaltischen Theater Dessau Sonntag, 27.02.2011 V8 11.00 Uhr, Matinée im Schloss Georgium (Tischbeinsaal) „Vor Dir schein‘ ich aufgewacht“ € 18,00 (15,00) „Der Protagonist“ /„ I Pagliacci“ Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt P r em i er e V9 11.00 Uhr, Jazz-Frühschoppen im Restaurant Kornhaus € 33,00 (30,50); 26,00 (23,50); 20,00 (17,50); 13,00 (10,00) Mit freundlicher Unterstützung der NORD/LB ca. 22.00 Uhr, Vorplatz Anhaltisches Theater Dessau „Berlinisch für Nichtberliner“ € 12,00 (10,00) [inkl. 1 Getränk] Festliches Feuerwerk zur Eröffnung V10 17.00 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau V2 22.30 Uhr, Jazz im Foyer des Anhaltischen Theaters Dessau stAAtsoP e re tte dre sde n „Keine Dreigroschenmusik“ € 15,00 (12,00) Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt Samstag, 26.02.2011 V3 15.00 Uhr, Film im Kiez „Emil und die Detektive“ (1931) „Leben in dieser Zeit“ € 33,00 (30,50); 26,00 (23,50); 20,00 (17,50); 13,00 (10,00) V7a 19.30 Uhr, Konzert im Alten Theater Dessau Little Annie & Baby Dee € 15,00 V11 20.00 Uhr, Musical im Technikmuseum „Hugo Junkers“ „Heute Abend: Lola Blau“ GeorG Kreisler V12 20.00 Uhr, Chansons im Kurt Weill Zentrum / Haus Feininger € 6,00 (4,50) „Gesang zwischen den Stühlen“ V4 15.00 Uhr, Festivalcafé im Radisson Blu Fürst Leopold Hotel / FIGARO vor Ort € 13,00 (10,00) Ensemble Modern A r t i st in r e side nce € 7,50 (5,00) Der „Artist-in-Residence“ wird präsentiert von LOTTO Sachsen-Anhalt V5 19.00 Uhr, Musikalische Comedy in der Marienkirche Dessau „Die besten Liebhaber der Welt“ Dienstag, 01.03.2011 V13 20.30 Uhr, Film im Kiez „Emil und die Detektive“ (193 1 ) € 6,00 (4,50) € 24,00 (20,00); 20,00 (16,00) Mit freundlicher Unterstützung der Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt V6 22.00 Uhr, Musical im Technikmuseum „Hugo Junkers“ Mittwoch, 02.03.2011 V14 20.00 Uhr, Jazz in der Gründerzeitvilla Krötenhof „Heute Abend: Lola Blau“ GeorG Kreisler „Spring in Berlin“ € 22,00 (18,00) V7 22.00 Uhr, Konzert im Alten Theater Dessau Little Annie & Baby Dee € 15,00 (12,00) 4 € 12,00 (10,00) V15 20.30 Uhr, Film im Kiez „Berlin Alexanderplatz“ (193 1 ) € 6,00 (4,50) Programmübersicht und Preise Donnerstag, 03.03.2011 V16 19.30 Uhr, Musiktheater im Anhaltischen Theater Dessau „One Touch of Venus“ Kur t Wei ll € 28,00 (21,00); 22,00 (16,50); 17,50 (13,50); 13,50 (11,00) Mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Bahn – Mobility Networks Logistics Samstag, 05.03.2011 V23 11.00 Uhr, Familienkonzert im Bauhaus Dessau „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ € 20,00 (16,00); Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre € 6,oo V24 16.00 Uhr, Familienkonzert in der Marienkirche Dessau V17 20.00 Uhr, Konzert im Brauhaus „Zum Alten Dessauer“ „Zaubernacht“ „Claire und Kurt“ € 20,00 (16,00); Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre € 6,oo € 16,00 (13,00) V25 17.00 Uhr, Oper im Anhaltischen Theater Dessau V18 20.00 Uhr, Konzert im Alten Theater Dessau „Der Protagonist“ / „I Pagliacci“ „It Takes Two“ € 30,00 (27,50); 23,00 (20,50); 17,00 (14,50); 13,00 (10,00) € 16,00 (13,00) V26 20.00 Uhr, Konzert im AUDI Terminal Otto Grimm in Bitterfeld- Wolfen Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt „Kurt goes Tango“ tAnG o f usiÓn € 18,00 (15,00) Freitag, 04.03.2011 V19 10.00 Uhr, Familienkonzert im Johannbau (Museum für Stadtgeschichte Dessau) „Die Sternchenreise“ € 6,00 (3,00) V20 20.00 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau MDR Sinfonieorchester € 33,00 (30,50); 26,00 (23,50); 20,00 (17,50); 13,00 (10,00) Mit freundlicher Unterstützung der Stadtwerke Dessau Mit freundlicher Unterstützung von AUDI Terminal Otto Grimm GmbH & Co. KG Bitterfeld-Wolfen V27 20.30 Uhr, Pantomime in der Marienkirche Dessau „Zaubernacht“ € 28,00 (25,00); 20,00 (16,00) V28 22.00 Uhr, Konzert im Bauhaus Dessau „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ € 28,00 (25,00) V21 20.00 Uhr, Konzert im Brauhaus „Zum Alten Dessauer“ „Claire und Kurt“ € 16,00 (13,00) V22 22.00 Uhr, Konzert im Bauhaus Dessau „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ u r Au f f ü h r u n G € 28,00 (25,00) Abbildungen v.l.n.r.: Kurt Weill, Erich Kästner, Szenenfoto „One Touch of Venus“, Szenenfoto „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ Mit freundlicher Unterstützung des Ingenieurbüro R. A. Patt GmbH 5 Programmübersicht und Preise Sonntag, 06.03.2011 V29 17.00 Uhr, Musiktheater im Anhaltischen Theater Dessau „One Touch of Venus“ € 28,00 (21,00); 22,00 (16,50); 17,50 (13,50); 13,50 (11,00) V30 21.00 Uhr, Konzert in der Marienkirche Dessau „Nachtgesänge“ A r t i st in r e side nce € 22,00 (18,00); 16,00 (12,00) Mit freundlicher Unterstützung von LOTTO Sachsen-Anhalt Donnerstag, 10.03.2011 V35 10.00 Uhr, Familienkonzert im Johannbau (Museum für Stadtgeschichte) „Der Meisterdieb und das Geisterquartett“ € 6,00 (3,00) V36 19.30 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau „Durch die Nacht zum Licht“ € 26,50 (20,50); 21,00 (16,00); 17,00 (13,50); 13,00 (10,50) Dienstag, 08.03.2011 V31 20.30 Uhr, Film im Kiez „Kuhle Wampe oder wem gehört die Welt?“ (1932) € 6,00 (4,50) V37 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im Restaurant Pächterhaus „Hunger ist heilbar“ € 55,00; 50,00 [inkl. Menü, exkl. Getränke] V38 20.00 Uhr, Konzert in der Gründerzeitvilla Krötenhof „Ballads of Good Life“ Mittwoch, 09.03.2011 V32 20.00 Uhr, Konzert in der Halle des Elbe-Werks Roßlau „Wollny & Landgren“ € 15,00 (12,00) Freitag, 11.03.2011 € 33,00 (28,00) V39 11.00 Uhr, Familienkonzert im Bugenhagenhaus in der Lutherstadt Wittenberg V33 20.00 Uhr, Konzert im Zeughaus Lutherstadt Wittenberg „Der Meisterdieb und das Geisterquartett“ „Ballads of Good Life“ € 15,00 (12,00) V34 20.30 Uhr, Film im Kiez „Der Blaue Engel“ ( 1 93 0) € 6,00 (4,50) € 6,00 (3,00) V40 19.30 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau „Durch die Nacht zum Licht“ € 26,50 (20,50); 21,00 (16,00); 17,00 (13,50); 13,00 (10,50) V41 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im Restaurant Pächterhaus „Hunger ist heilbar“ € 55,00; 50,00 [inkl. Menü, exkl. Getränke] V42 22.00 Uhr, Dada im Bauhaus Dessau „DADA Dessau Dessau Dada“ € 18,00 (15,00) 6 Programmübersicht und Preise Samstag, 12.03.2011 Sonntag, 13.03.2011 V43 15.00 Uhr, Chansons im Kurt Weill Zentrum / Haus Feiniger V49 11.00 Uhr, Jazz-Brunch im Restaurant Kornhaus „Heimat Berlin“ „Wenn wieder Frühling ist“ € 13,00 (10,00) € 20,00; Kinder bis 10 Jahre € 10,00 [inkl. Brunchbuffet] V44 18.00 Uhr, Kammerkonzert im Bauhaus Dessau V50 11.00 Uhr, Matinée im Schloss Georgium (Tischbeinsaal) „Round about Weill“ A r t i st i n resi den ce „Buntes Berlin“ € 20,00 (15,00) € 18,00 (15,00) Der „Artist-in-Residence“ wird präsentiert von LOTTO Sachsen-Anhalt Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt V45 19.00 Uhr, Konzert in der Halle des Elbe-Werks Roßlau „Weill wir jung sind“ € 15,00 (12,00) Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt V46 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im Restaurant Pächterhaus V51 17.00 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau „Berlin im Licht“ Artist in r e side nce € 33,00 (30,50); 26,00 (23,50); 20,00 (17,50); 13,00 (10,00) Der „Artist-in-Residence“ wird präsentiert von LOTTO Sachsen-Anhalt Mit freundlicher Unterstützung der Stadtsparkasse Dessau „Hunger ist heilbar“ € 55,00; 50,00 [inkl. Menü, exkl. Getränke] V47 21.00 Uhr, Orgelkonzert in der Johanniskirche Dessau „Orgelfugen von Feininger & Bach“ € 13,00 (10,00) V48 22.00 Uhr, Konzert im Beatclub Dessau Phillip Boa And The Voodooclub € 19,00 Abbildungen v.l.n.r.: Salome Kammer, Pindakaas Saxophon Quartett, Phillip Boa, HK Gruber 7 Grussworte Sachsen-Anhalt ist ein ungewöhnlich reiches Land. Es ist besonders schön, dass dieser Reichtum aus Dingen gebildet wird, die Menschen nur gemeinsam besitzen können. Die Musik ist ein wesentlicher Teil dieses Reichtums. Es muss Menschen geben, die Musik komponieren, andere, die sie aufführen, und es muss Menschen geben, die diese Musik hören und verstehen. Nicht zuletzt muss es Menschen geben, die Ereignisse wie das Kurt Weill Fest organisieren, und aus allen wird dann die große Gemeinschaft der Musikfreunde. Darum gehört auch die Pflege des musikalischen Erbes zum Kern der kulturellen Identität unseres Landes. In diesem Jahr soll das Motto „Berlin im Licht“ an die reiche, durch Vielfalt und Kreativität ausgezeichnete Zeit der 20er und 30er Jahre erinnern. Es ist wichtig, dass wir uns diese Vielfalt wieder erschließen, sie gleichsam wieder in Besitz nehmen. Seit über 20 Jahren ist auch in diesem Bereich in unserem Lande sehr viel geschehen. Es ist aber genauso wichtig, dass wir diese kulturelle Vielfalt auch selbst wieder hervorbringen, indem wir junge Talente entdecken und fördern. Darum finde ich es so schön, dass es beim Kurt Weill Fest Programmteile gibt, die sich speziell an Kinder und Familien richten. Der Komponist ist durch seine einzigartige Verbindung zum Film, dem in seiner Zeit modernsten Medium, vielleicht sogar besonders geeignet, um junge Menschen anzusprechen. Es ist ein großes Verdienst der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V., dass dieses Fest ein wesentlicher und eindrucksvoller Bestandteil des kulturellen Lebens in SachsenAnhalt geworden ist. Ich will aber besonders darauf aufmerksam machen, wie dankbar wir dafür sein können, dass selbst aus dem Umstand, dass Kurt Weill ein Vertriebener aus seinem eigenen Land geworden war, nun eine Brücke der Verständigung zwischen Menschen und Völkern geworden ist. Die Schirmherrschaft des Botschafters der Vereinigten Staaten von Amerika ist dafür ein guter Ausdruck. Darum wünsche ich dem Kurt Weill Fest großen Erfolg, den Besuchern aber auch den Mitwirkenden Freude und bleibende Eindrücke. Ich begrüße Sie alle herzlich in Dessau-Roßlau und hoffe, dass Sie in unseren an Kultur reichen Landschaften und vor allem in der Musik immer wieder Neues entdecken. Sehr gerne übernehme ich auch in diesem Jahr wieder die Schirmherrschaft für das Kurt Weill Fest Dessau. Seit seiner Gründung im Jahr 1993 hat sich dieses Fest ständig wachsende Anerkennung in der Welt erwerben können. So ist es heute ganz sicherlich eines der bedeutendsten Foren der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts und eines der wichtigsten Festivals in den neuen Bundesländern. Die traditionelle gemeinsame Schirmherrschaft mit dem Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt macht aber deutlich, dass dieses Fest in Weills Geburtsstadt auch ein wichtiges Element und Symbol für die engen und freundschaftlichen deutsch-amerikanischen Beziehungen ist. Das diesjährige Kurt Weill Fest steht unter dem Motto „Berlin im Licht“. Wieder erwarten die Besucher viele spannende Entdeckungen und Begegnungen nicht nur mit Werken Weills. Darüber hinaus wollen die Organisatoren ein Fenster öffnen für einen genauen Blick auf Kunst und Gesellschaft in Berlin und Deutschland in jenen Jahren des frühen 20. Jahrhunderts. Dies ist sicher ganz im Sinne von Kurt Weill, für den Kunst auch stets eine politische und gesellschaftliche Bedeutung hatte. Und für viele Menschen stehen Weill und das „Berlin“ der Zwanzigerjahre auch für den Aufbruch in die Moderne dieses Jahrhunderts – und daran hatte Dessau mit dem Bauhaus und Industriellen wie Hugo Junckers ja durchaus einen wichtigen Anteil. Es freut mich ganz besonders, dass auch an diesem Fest wieder so viele amerikanische Künstler und Institutionen beteiligt sind. Die Kooperation des Kurt Weill Fest mit der Kurt Weill Foundation of Music New York hat sich weiterentwickelt; so können die Besucher in diesem Jahr Preisträger des renommierten Lotte-LenyaGesangswettbewerbs in einem Konzert erleben. Auch die Präsentation der Stummfilme des genialen Fotografen und Bauhausmeisters Laszlo Moholy-Nagy bei einer Veranstaltung des Festivals im Kino Arsenal in Berlin – eine erste Kooperation mit der Eastman School of Music der University of Rochester – wird sicherlich auf großes Interesse stoßen. Ich wünsche dem Kurt Weill Fest Dessau 2011 zahlreiche Besucher, ein gutes Gelingen und dem Publikum viele interessante Entdeckungen. Philip D. Murphy Prof. Dr. Wolfgang Böhmer Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt Schirmherr des 19. Kurt Weill Fest Dessau 8 Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika Schirmherr des 19. Kurt Weill Fest Dessau Grussworte Ich heiße Sie in der Stadt Dessau-Roßlau herzlich willkommen und freue mich sehr, dass Sie sich zu einer Entdeckungsreise durch das musikalische Werk des in unserer Stadt geborenen Komponisten einladen lassen. Initiiert 1992 von so herausragenden Persönlichkeiten wie Guy Stern, Vizepräsident der uns freundschaftlich verbundenen Kurt Weill Foundation for Music in New York, hat aus enthusiastischen Anfängen bescheiden begonnen, was als jährliches Kurt Weill Fest inzwischen zu einem nicht mehr wegzudenkenden kulturellen Höhepunkt für Dessau-Roßlau von zunehmend nationalem Rang geworden ist. Das 19. Kurt Weill Fest steht unter dem Motto „Berlin im Licht“ und ist Auftakt einer Festival-Reihe, die sich mit den wichtigsten Schaffens- und Lebensorten Weills auseinandersetzen wird. An erster Stelle steht somit Berlin. Der aus der ehemaligen anhaltischen Residenz stammende Kurt Weill sollte im Berlin der „Goldenen Zwanziger“ seinen Weg als erfolgreicher Bühnenkomponist finden. Ich bin dankbar, dass das Kurt Weill Fest dabei die Strömungen jener Zeit aufnimmt, sie in den Kontext des Heute stellt und dabei Kurt Weill als Sohn unserer Stadt auch als Zeitzeugen begreift. Dazu gehört die Einbeziehung des großartigen Wirkens der Bauhaus-Meister um Walter Gropius am Bauhaus Dessau und der beispielhaften Industriegeschichte eines Hugo Junkers in Dessau ebenso, wie heute die Reflexion auf die Klassische Moderne insgesamt und das Wagnis von Auftragskompositionen für neue Musik. Die Macher des Kurt Weill Festes um Intendant Michael Kaufmann schaffen eine wundervolle Verbindung zu der großartigen Tradition dieser Stadt und entsprechen damit auch deren Leitbild „Zukunft mit Tradition“. Ich bin dankbar für die Begründung und dauerhafte Pflege wundervoller Partnerschaften des Kurt Weill Fest, insbesondere natürlich mit unserem Anhaltischen Theater, aber auch etwa mit vielen auswärtigen Bühnenhäusern, Orchestern, dem Bauhaus Dessau und den vielen Sponsoren als ebenso unverzichtbare Partner. Mein besonderer Gruß gilt insbesondere auch dem weltweit gefeierten Ensemble Modern, das seine besondere Verbindung zu dieser Stadt in diesem Jahr als „Artist in Residenz“ krönt, und HK Gruber, Salome Kammer und Nils Landgren, die – alle drei bereits „Artist in Residence“ - als international anerkannte Künstler nicht nur das Werk Kurt Weills in die Welt getragen haben, sondern uns in diesem Jahr erneut die Ehre ihres Besuches geben. Den Veranstaltern sowie allen Förderern sage ich ganz herzlichen Dank und wünsche uns spannende, vielseitige Festivaltage mit interessanten Begegnungen und unvergesslichen Eindrücken. Kuratorium der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. Das Kurt Weill Fest wird in diesem Jahr zum Reiseführer, und der musikalische Ausflug geht nach Berlin. Hinein in ein buntes, schillerndes, übermütiges Berlin, wie wir es aus Büchern und Filmen über die Weimarer Zeit kennen. Der junge Komponist Kurt Weill hat die faszinierende Weltmetropole „im Licht“ jener Jahre selbst erlebt. In Berlin wurde 1928 seine „Dreigroschenoper“ mit einem überwältigenden Erfolg aufgeführt, was ihn und Brecht international bekannt machte. Und bestimmt hat Weill auch selbst oft mit Spaß das äußerst facettenreiche Berliner Kulturleben genossen, seine Theater, Konzertsäle und Kabaretts. Bekanntlich lehnte er eine Trennung in „ernste“ und „leichte“ Musik ab. Wir sind voller Erwartungen, wenn uns das diesjährige Kurt Weill Fest in die erste wichtige Schaffensperiode des Komponisten führt. Dass Weills Musik noch nach Generationen bis heute Künstler inspiriert, zeigt sich in der Zahl der Gäste und im umfangreichen Repertoire an Veranstaltungen, die wir in diesem Jahr eine Woche länger genießen dürfen. Mit einem erfreulichen Mut haben die Veranstalter auch neue Seiten aufgeschlagen, ungewohnte Querverbindungen zum Beispiel zu Feininger und Bach hergestellt. Ich bin mir sicher, jeder Besucher des Musikfestes wird auf seine Kosten kommen. LOTTO freut sich, das weltweit gefeierte Ensemble Modern als diesjährigen Artist-in-Residence präsentieren zu können. Es zeichnet sich durch seinen überzeugenden musikalischen Brückenschlag von der Weillschen Moderne zur „Neuen Musik“ aus. Ein gemeinsames Konzert des Ensembles Modern mit HK Gruber, den wir vor einigen Jahren „in Residence“ vorstellten, wird sicherlich zu den Höhepunkten des Veranstaltungsreigens in Dessau gehören. Das Kurt Weill Fest muss nicht mehr ans Licht geholt werden. Es steht seit Jahren mittendrin und hat sich im Musikleben und auf den Terminkalendern von Künstlern und Musikfreunden fest etabliert. Ich wünsche allen Künstlern und Gästen einen wahren Ohrenschmaus! Helen Schneider (Vorsitzende) Sängerin und MusicalDarstellerin Dr. Jürgen Allerkamp Vorstandsmitglied der NORD/LB Wolfgang Angenendt Geschäftsführer LOTTO Sachsen-Anhalt Roland Diry Geschäftsführer Ensemble Modern Hubert Ernst Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Dessau Ulrich Fischer Rechtsanwalt Prof. Georg Frank Staatssekretär Dr. Valentin Gramlich Kultusministerium Sachsen-Anhalt HK Gruber Komponist, Dirigent, Chansonnier Dr. Hinrich Holm Vorstandsmitglied der NORD/LB Klemens Koschig Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau Dr. Friedrich Leffler ehemaliger Vorstandsvorsitzender der ÖSA Wolfgang Angenendt Geschäftsführer LOTTO Sachsen-Anhalt Klemens Koschig Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau 9 Ensemble Modern Artist-in-Residence 2011 Der ArtistinResidence wird präsentiert von LOTTO SachsenAnhalt „Berlin im Licht“ – so nennt das Ensemble Modern eines seiner Konzerte (13. März). Licht bringt es, um im Bild zu bleiben, aber auch nach Dessau, ins Kurt Weill Fest 2011: Aus klug erwählten Schlüsselwerken, die exemplarisch für ihre Zeit sind; die uns die Bewegungsenergie, die Vielfalt und nicht zuletzt die Widersprüche der 1920er Jahre förmlich auf der Haut spüren lassen. „Berlin im Licht“ ist aber auch deswegen eine Leuchtturm-Veranstaltung, weil das Konzert in einer Art dargeboten wird, die einzigartig ist. HK Gruber, der überaus erfolgreiche Komponist, tritt hier nicht nur als Ensembleleiter auf. Vielmehr erscheint er auch als Sänger, als Wortinterpret, der mit seiner stimmlichen Wirkungsmacht die Lieder von damals, mögen sie von Weill oder Eisler stammen, in die Gegenwart hineinholt. Es spricht für die immense Wandlungsfähigkeit und die geistige Offenheit des Ensemble Modern, dass es ebenso intensiv die Gegenwelt auszuloten vermag – getreu dem Motto „Wo Licht ist, ist auch Schatten“: In den „Nachtgesängen“, die Salome Kammer anstimmt, wagen sich die Musikerinnen und Musiker ins Dunkel: Sie beschwören skurrile Traumwelten, wie in Schönbergs Pierrot Lunaire, nähern sich aber auch nächtlichen Horrorvisionen, so in Hindemiths Liederzyklus Die junge Magd (5. März). Kammermusik vom Feinsten, so könnte man das dritte Konzert „Round about Weill“ überschreiben, für das sich nun die hochkarätigen Bläser des Ensemble Modern verantwortlich zeigen (12. März). Dank ihrer immer wieder verblüffenden Repertoirekenntnis können sie ein packendes Programm anbieten, das einerseits Komponisten vorstellt, die wie Kurt Weill der Verfolgung ausgesetzt waren, andererseits aber auch erfahrbar macht, zu welchen Verlusten der von den Nazis betriebene Kahlschlag führte. Das Ensemble Modern stellt sich neben seiner weltweiten Konzerttätigkeit auch der Verantwortung, den professionellen Nachwuchs zu fördern. Als Plattform dafür dient die Internationale Ensemble Modern Akademie, von der auch der 1983 in Polen geborene Geiger Filip Michal Saffray profitierte. Sein Solo-Recital weist ihn mithin als charismatischen Botschafter dieser Institution aus, als überzeugenden Anwalt moderner Musik (26. Februar). Samstag, 26.02.2011 Filip Michal Saffray V4 15.00 Uhr, Festivalcafé im Radisson Blu Fürst Leopold Hotel / FIGARO vor Ort Ensemble Modern Im Gespräch mit Roland Diry Moderation: Angela Kaiser (MDR Figaro), Stefan Lang (Deutschlandradio Kultur) Violine: Filip Michal Saffray George Antheil (1900-1959) Printemps für Violine solo (1924) Henri Marteau (1874-1934) Sonata fantastica für Violine solo, op. 35 (1927) Paul Hindemith (1895-1963) Sonate für Violine solo op. 31 Nr. 2 (1924) Eine Kooperation mit MDR Figaro 10 Sonntag, 06.03.2011 V30 21.00 Uhr, Konzert in der Marienkirche Dessau „Nachtgesänge“ Artist in residence Ensemble Modern Violine: Jagdish Mistry Violine: Rafal Zambrzycki-Payne Viola: Megumi Kasakawa Violoncello: Michael M. Kasper Flöte: Dietmar Wiesner Klarinette: Nina Janßen Klavier: Hermann Kretzschmar Gesang: Salome Kammer Dirigent und Sprecher: HK Gruber Arnold Schönberg (1874-1951) Pierrot Lunaire op. 21 – Dreimal sieben Melodramen nach Albert Giraud (1912) Hanns Eisler (1898-1962) Palmström op. 5 – Studien über Zwölfton-Reihen Paul Hindemith (1895-1963) Die junge Magd op. 23 No. 2 – Sechs Gedichte von Georg Trakl (1922) Igor Strawinsky (1882-1971) Suite aus L'Histoire du Soldat (1919) Mit freundlicher Unterstützung von LOTTO Sachsen-Anhalt Willkommener Auftrag Anfang 1912 erhielt Schönberg ein folgenreiches Angebot, wie er am 19. Januar in seinem Berliner Tagebuch vermerkte: „Vorschlag zu Frau Dr. Zehmes Vortragsabsichten, einen Zyklus Pierrot Lunaire zu komponieren. Stellt hohes Honorar (1000 Mark) in Aussicht. Habe Vorwort gelesen, Gedichte angeschaut, bin begeistert. Glänzende Idee, ganz in meinem Sinn. Würde das auch ohne Honorar machen wollen.“ Hinter der Auftraggeberin steckte die Schauspielerin-Sängerin Albertine Zehme, die sich nach ihrer Hochzeit mit einem Leipziger Prominentenanwalt von der Bühne zurückgezogen hatte, um Jahre später das Konzertpodium zu betreten, als anerkannte Interpretin der seinerzeit stark gefragten Melodramen. Und hinter Pierrot Lunaire verbarg sich der gleichnamige Zyklus des belgischen Lyrikers Albert Giraud: von der Décadence geprägte Gedichte, die Otto Erich Hartleben (frei) übersetzt hatte, der dem Friedrichshagener Dichterkreis angehörte. Nachdem er mit Albertine Zehme den Vertrag ausgehandelt hatte, gab sich der Komponist einem lustvollen Schaffensdrang hin. Dieser führte zur Entstehung der drei mal sieben Melodramen des Pierrot: kammermusikalische Pretiosen, in denen Schönberg schlichtweg zauberte, mit denen er das Wunder schaffte, die hohe Schule des Kontrapunkts wie der Variation mit hautnaher Sinnlichkeit zu verbinden. „Die Klänge werden hier“, vertraute er am 12. März seinem Berliner Tagebuch an, „ein geradezu tierisch unmittelbarer Ausdruck sinnlicher und seelischer Bewegungen. [...] ich weiß jetzt, woher es kommt, Frühling!!! Immer meine beste Zeit. Ich fühle bereits wieder die Bewegung in mir. Ich bin darin fast wie eine Pflanze.“ In der Tat überwucherte Schönbergs Phantasie die formale Strenge der Gedichte, allesamt Sonette, die jeweils aus zwei Vier- und zwei Dreizeilern bestehen. Kraft der Musik indes, die hier rezitativisch ist, dort in Gestalt einer frei interpretierten Passacaglia daherkommt (in der achten, Nacht überschriebenen Nummer), um an dritter Stelle die Struktur eines Kanons aufzunehmen (im achtzehnten Melodram, Mondfleck betitelt), erscheint jedes Stück als individuelle Formung – ein Eindruck, zu dem auch die Tatsache beiträgt, dass Schönberg aus der Grundbesetzung immer wieder andere Ensembles zusammenstellt und somit für einen enormen Farbenreichtum sorgt. Generationenkonflikt Als Hanns Eisler kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs zehn öffentlichen Proben von Schönbergs Kammersinfo nie op. 9 beigewohnt hatte, stand es für ihn fest: Nur bei ihm wollte er studieren, nur er könnte ihm den Weg weisen. Umgekehrt fand auch Schönberg Gefallen an dem jungen Mann, dessen Schlagfertigkeit und Intelligenz er ebenso bewunderte wie seinen musikalischen Tiefgang. So regte er nicht nur Eislers Auszeichnung mit dem Musikpreis der Stadt Wien an, er vermittelte ihm auch einen finanziell dringend notwendigen Aushilfsjob bei der Universal Edition. Und es war nahezu selbstverständlich, dass Eisler eine Einladung erhielt, als Schönberg 1923 eine Reihe von Freunden und Schülern in sein Mödlinger Heim bat, um sie über eine wichtige Entdeckung zu unterrichten: seine „Methode, mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“ zu komponieren. Schönbergs Vortrag schrieb bekanntlich Musikgeschichte. Fortan orientierten sich seine Schüler Anton Webern, Alban Berg und eine Heerschar weiterer an eben dieser Methode. Hanns Eisler ergriff die Gelegenheit ebenfalls beim Schopf. Nur wenige Monate später legte er seinen Zyklus Palmström op. 5 vor (nach Gedichten von Christian Morgenstern) – seine erste der Zwölftonmethode folgende Komposition, die sich gleichwohl noch an den Pierrot anlehnt (vor allem hinsichtlich der Stimmbehandlung und der Besetzung). Als Huldigung an Schönberg lässt sich auch der Untertitel von Palmström lesen, Studien über Zwölfton reihen in Form von Melodramen, ebenso wie die beiden ersten Töne der zugrunde gelegten Zwölftonreihe A und Es, die auf die Anfangsbuchstaben des Namens Arnold Schönbergs verweisen. Schaut man aber genauer hin, kann man auch kritische Untertöne wahrnehmen, versteckte Botschaften, die Eisler offensichtlich auf seinen Lehrer gemünzt hat. So fügte er der Schlusszeile der dritten Miniatur L’art pour l’art die „Regieanweisung“ bei, dass die Sprecherin „mit nachdenklicher Miene den Kopf“ schütteln solle. Diese aus dem Rahmen fallende Anmerkung deutet auf Verschiebungen hin, die sich zwischenzeitlich im Lehrer-Schüler-Verhältnis von Schönberg und Eisler ergeben hatten. Letzterer bewunderte seinen Lehrer zwar nach wie vor als Komponisten, aber er lehnte dessen politische, dem Monarchismus zuneigende Haltung ebenso ab wie dessen Auffassung, Kunst sei um der Kunst willen da und habe keine direkte soziale Funktion. Der in Palmström noch verschlüsselte Dissens trat ein Jahr später offen zutage: Eisler, das Ziehkind Schönbergs, nabelte sich von seinem Übervater ab, um nach Berlin zu ziehen und seine Musik dort in den Dienst der Arbeiterbewegung zu stellen. Berlin und Donaueschingen Zwei Orte gab es, an denen sich die hier programmatisch verbündeten Komponisten wiederholt begegneten: die Metropole Berlin und das abseits gelegene Resi- denzstädtchen Donaueschingen. Paul Hindemith, der während der 1920er Jahre in Frankfurts Kuhhirtenturm wohnte, einem Teil der städtisch-spätgotischen Wehranlage, übersiedelte 1927 nach Berlin, um an der dortigen Musikhochschule eine Kompositionsklasse zu übernehmen. Hindemiths sechsteiliger Liederzyklus Die junge Magd op. 23 kam 1922 in Donaueschingen zur Uraufführung. Im Gefolge von Schönbergs op. 10 stützt er sich auf die Begleitung eines Streichquartetts, das er allerdings noch durch Flöte und Klarinette ergänzt. Die Gedichte stammen von dem expressionistischen, im Ersten Weltkrieg gefallenen Dichter Georg Trakl. Das Leid der jungen Magd, ihre Niedergedrücktheit, aber auch das Niederdrückende, Grauenhafte der Trakl’schen Horrorvisionen weiß Hindemith sensibel nachzuzeichnen, indem er den Blick auf die scheinbaren Nebensächlichkeiten lenkt, die von Trakl erlauschte Klangwelt: eine flötende Amsel (Nr. 2), das Krähen eines Hahns (Nr. 3), die durch den Wind gerüttelte Tür (Nr. 2) oder das Dröhnen der Schmiedehämmer (Nr. 4). 1912 hatte Igor Strawinsky das Glück, den Proben für die Uraufführung von Schönbergs Pierrot Lunaire beiwohnen zu können – ein Ereignis, dessen er noch im hohen Alter gedachte. Es inspirierte ihn nicht nur bei der Komposition seines 1953 entstandenen Septetts, sondern – schon Jahrzehnte zuvor – bei einem seiner größten Würfe, der Geschichte vom Soldaten, die gleichfalls mit einer reduzierten Besetzung und einem Sprecher/einer Sprecherin arbeitet. Wie bei seiner Pul cinellaSuite, die er zu einer Suite italienne eindampfte, gibt es auch von der Histoire du Soldat eine reduzierte, zwei Jahre nach der Uraufführung (1917) entstandene Fassung: für Geige, Klarinette und Klavier. Sie beginnt mit einem Marsch. Die nächste Nummer ist der Violine des Soldaten gewidmet, die er an den Teufel verkauft, um reich zu werden. Ein ausgesprochen heiterer Satz schließt sich an, das Petit Concert, dem die berühmte Folge dekonstruierter Tänze folgt, Tango – Valse – Ragtime. Sie lässt einen Strawinsky spüren, der wie ein Mikrophon durch die Welt schreitet, um sie in ihrer gesamten Klanglichkeit zu erfassen und dem eigenen Komponieren anzuverwandeln. Der abschließende Danse du diable aber ist eine Chiffre dafür, dass Musik und Tanz eins sind, dass sie seit grauer Vorzeit zwei Ausdrucksformen ein- und desselben Lebensgefühls sind. Salome Kammer Georg Trakl, aus (2. Auflage, 1917): Nächtens übern kahlen Anger Gaukelt sie in Fieberträumen. Mürrisch greint der Wind im Anger Und der Mond lauscht aus den Bäumen. Balde rings die Sterne bleichen Und ermattet von Beschwerde Wächsern ihre Wangen bleichen. Fäulnis wittert aus der Erde. Traurig rauscht das Rohr im Tümpel Und sie friert in sich gekauert. Fern ein Hahn kräht. Übern Tümpel Hart und grau der Morgen schauert. Marienkirche 11 Wir wünschen allen Gästen gute Unterhaltung beim LOTTO fördert Kunst und Kultur in Sachsen-Anhalt. LSA_Anz_KurtWeillFest_181x265.indd 1 23.01.2009 11:53:54 Uhr Samstag, 12.03.2011 V44 18.00 Uhr, Kammerkonzert im Bauhaus Dessau „Round about Weill“ Artist in residence Ensemble Modern Flöte: Dietmar Wiesner Oboe: Christian Hommel Horn: Saar Berger Klarinette: Nina Janßen Fagott: Johannes Schwarz Alexander Zemlinsky (1871-1942) Humoreske – Schulstück für Bläserquintett (1939) Hanns Eisler (1898-1962) Divertimento op. 4 – Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott (1923) Erwin Schulhoff (1894-1942) Divertissement für Oboe, Klarinette und Fagott (1927) 1. Overtüre 2. Burlesca 3. Romanzero 4. Charleston 5. Tema con Variazioni e fugato 6. Florida 7. Rondino – Finale John Cage (1912-1992) Music for Wind Instruments für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott (1938) 1. Trio 2. Duett 3. Quintett Pavel Haas (1899-1944) Bläserquintett op. 10 (1929) 1. Preludio 2. Preghiera 3. Ballo Eccentrico 4. Epilogo Die Reihenfolge des Programms stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Der ArtistinResidence wird präsentiert von LOTTO SachsenAnhalt Nimmt man den Titel Humoreske zusammen mit dem Entstehungsjahr des Stückes, dann dürfte sich jedweder Gedanke an Humor oder ähnliches verbieten. 1939 führte der Führer „sein“ Volk in den Krieg, um sodann Nation um Nation ins Verderben zu reißen. 1939 bedeutete für Alexander Zemlinsky, den Komponisten der Humoreske, aber auch persönlich ein Fiasko. Immerhin musste er sein geliebtes Prag verlassen, weil sein Leben durch die Nationalsozialisten aufs höchste gefährdet war. Als bereits Achtundsechzigjähriger hieß es nun für ihn, sich in New York eine neue Existenz aufzubauen. Ein schwieriges Vorhaben, wie der Untertitel der Humoreske (Schulstück) ahnen lässt, deutet er doch auf finanzielle Schwierigkeiten hin, in denen Zemlinsky sich nach seiner Flucht befand. Um ihrer Herr zu werden, versuchte er sich erstmal an einer pädagogisch ausgerichteten School music – einem Genre, für das man in den USA relativ gut bezahlte. Gleichwohl stellt die Humoreske hohe Anforderungen an die Instru- mentaltechnik und das Ensemblespiel. War Zemlinsky bekanntlich der Schwager Arnold Schönbergs, gehörte Hanns Eisler zu dessen bedeutendsten Schülern. Dem verehrten Lehrer, der 1923 selbst an einem derartigen Werk arbeitete, verdankte Eisler auch die Anregung, ein Divertimento für Bläserquintett zu schreiben. Das Ergebnis: Eine intelligente Miniatur, die den Komponisten als Meister der Variation ausweist, beispielhaft in der Coda des zweiten Satzes, in der noch einmal alle entfalteten Momente aufleuchten. Gelang es Eisler wie durch ein Wunder (zunächst eine jahrelange Flucht quer durch Europa, dann die Exilierung in die USA), den braunen Schergen zu entkommen, so konnte sich Schulhoff deren tödlicher Sogkraft nicht entziehen: Der gebürtige Prager starb 1942 – nunmehr Bürger der Sowjetunion – in einem nationalsozialistischen Internierungslager auf der bayerischen Wülzburg. Das Divertissement zeigt Schulhoff, der sich früh von den Ideen der Dadaisten inspirieren ließ, um später überzeugter Kommunist zu werden, von einer typischen Seite. Es offenbart seine Freude an jazzhaften Rhythmen und Harmonien, aber auch an folkloristisch anmutenden Melodien – Elemente, die er perfekt in eine klassische Textur einbindet. Der Name Schönberg könnte nun abermals als Verbindungsstück genannt werden: zwischen Schulhoff, der sich in seiner Heimatstadt für das Werk Schönbergs engagierte, und John Cage, der Mitte der 1930er Jahre kurzfristig bei Schönberg studierte. Von dieser Schülerschaft kündet auch die Music for Wind Instruments, basiert sie doch auf Fragmenten einer Zwölftonreihe, auf Bruchstücken, die auch die Länge der Pausen beeinflussen. In Auschwitz kam 1944 der aus Brünn stammende Pavel Haas ums Leben. Er, der in seiner Heimatstadt bei Leoš Janáčék studiert hatte, synthetisiert in seinen Kompositionen heimatliche Volkslieder, Sakralmusik und Klassisches – Qualitäten, die er mit rhythmischen und tonalen Schichtungen verschmilzt. So entstand ein Œuvre, das sich durch Vitalität und optimistische Grundtöne auszeichnet, ohne auch nur partiell ins Seichte abzugleiten. Ensemble Modern, Probenfoto Erwin Schulhoff „Die Kunst an sich ist der Ausdruck gesteigerter menschlicher Sehnsucht, das Kunstwerk als solches die Explosion eines gesteigerten Empfindens. Absolute Kunst ist Revolution.“ 13 Sonntag, 13.03.2011 V51 17.00 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau „Berlin im Licht“ Artist in residence Lieder und Songs von Weill und Eisler Ensemble Modern Gesang / Leitung: HK Gruber Klangregie: Norbert Ommer Kurt Weill (1900-1950) Berlin im Licht – arr. für Gesang und Jazz-Ensemble von Otto Lindemann (1928) Hanns Eisler (1898-1962) Ballade von der Krüppelgarde (1929/30) Suite für Orchester Nr. 2 op. 24 (1931) Kurt Weill Ölmusik – rev. 1975, von David Drew (1928/75) Hanns Eisler Ballade von der Wohltätigkeit (1928) Lied vom SA-Mann (1931) Suite für Orchester Nr. 3 op. 26 (1931/63) Kurt Weill aus: Die Dreigroschenoper (1928) Morgenchoral des Peachum Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens Hanns Eisler Ballade vom Nigger Jim (1929/30) Ballade von den Säckeschmeißern (1930) Kurt Weill Klopslied (1925) aus: Die Dreigroschenoper (1928) Kleine Dreigroschenmusik – für Blasorchester, Suite Hanns Eisler Stempellied (1928) Kurt Weill aus: Die Dreigroschenoper (1928) Die Moritat von Mackie Messer Hanns Eisler, Interpretationsanweisung zum Lied der Arbeitslosen (1928) „Dieses Lied singt man eigentlich am besten so: Zigarette im Mundwinkel, Hände in den Hosentaschen, leicht gröhlend, damit es nicht zu schön klingt und niemand erschüttert wird.“ Kurt Tucholsky, aus der Ballade der Wohltätigkeit (1928): „Die Mark ist tausend- und tausendfach / in fremde Taschen geflossen; / die Dividende hat mit viel Krach / der Aufsichtsrat beschlossen. / Für euch die Brühe. Für sie das Mark. / Für euch der Pfennig. Für sie die Mark.“ 14 Der ArtistinResidence wird präsentiert von LOTTO SachsenAnhalt Mit freundlicher Unterstützung der Stadtsparkasse Dessau Die Moderne brachte eine Verlagerung der künstlerischen Schauplätze mit sich. Die Maler verließen die Ateliers, um im Freien zu arbeiten. Die Literaten suchten Sujets auf der Straße, oft in sozialen Brennpunkten. Und auch die Musiker bemühten sich um neue Spielräume – außerhalb des Konzertsaals, fernab der bürgerlichen Kulturtempel. Man denke nur an Igor Strawinskys Geschichte vom Soldaten, die in einer Art Zirkuszelt aufgeführt werden sollte, oder an Erik Satie, der viele seiner Werke im Montmartre-Kabarett Le Chat noir zum Besten gab. ’ne ziemliche Stadt Ein faszinierendes Beispiel für diesen Szenenwechsel ist auch Kurt Weills 1928 geschriebenes Foxtrott-Lied Berlin im Licht: eine Auftragskomposition der Berliner Stadtwerke, die mit der gleichnamigen Großveranstaltung ihre Modernität beweisen wollten. Weill, der mit seiner Dreigroschenoper eben zu Weltruhm gekommen war, präsentierte dort gleich zwei Fassungen seines Songs. Die eine hob der Schauspieler-Sänger Paul Graetz aus der Taufe – während einer Nachtrevue an der Kroll-Oper. Die andere, für Blasorchester, gelangte auf dem Berliner Wittenbergplatz zur Uraufführung: in einem von Hermann Scherchen dirigierten „Konzert mit nichtmilitärischer Musik für Militärorchester“. „Nichtmilitärisch“ gab sich aber nicht nur die zündende Musik, sondern auch der von Weill stammende, kunstvoll-flapsige Text: Berlin „das ist kein lauschiges Plätzchen, / das ist ’ne ziemliche Stadt, / damit man alles gut sehen kann, / da braucht man schon einige Watt.“ Auf den Straßen Den Willen, ein größeres und anderes Publikum als jenes im bürgerlichen Konzertsaal zu erreichen, bekundete immer wieder auch Hanns Eisler, der Mitte der 1920er Jahre von Wien nach Berlin übergesiedelt war, um sich in der Arbeiterbewegung zu engagieren (der Titel seines 1928 auf einen Text von David Weber entstandenen Chorstücks Auf den Straßen zu singen spricht Bände). Symptomatisch für Eislers in der Folge entwickelten Kampfstil ist seine Ende der 1920er Jahre komponierte Ballade von der Krüppelgarde – ein marschhaftes Lied, das ganz auf die Kraft des Refrains setzt: „Unser Leutnant kommt von den Toten, / Unser Hauptmann hat einen Stumpf, / Unser Feldmarschall kriecht am Boden, / und ist nur noch ein Rumpf.“ Der aufrüttelnde Text des Songs stammt einmal mehr von David Weber (alias Robert Gilbert), einem der erfolgreichsten „Liedtexter“ der Weimarer Republik und neben Bertolt Brecht wie Kurt Tucholsky der für Eisler wichtigste Autor. Es entsprach ebenfalls Eislers pazifistischen Grundsätzen, die Musik zu dem 1931 produzierten Film Niemandsland zu schreiben, für dessen Drehbuch der russische Regisseur Victor Trivas verantwortlich zeichnete: Der Streifen erzählt davon, wie fünf junge Männer, die alle unterschiedlichen Nationen angehören, sich nolens-volens in einem Schützengraben „zusammenraufen“, um zuguterletzt die Absurdität des Krieges zu begreifen. Das Schlusslied von Niemandsland (Der heimliche Aufmarsch), dort eindrucksvoll interpretiert von Arbeitersänger Ernst Busch, verwendete Eisler auch im Finale (Marschtempo) seiner Suite für Orchester Nr. 2, die eine Kompilation seiner Filmmusik darstellt. Hinter Weills ÖlMusik verbirgt sich eine anspruchsvolle Montage aus Teilen einer nur bruchstückhaft über- lieferten Bühnenmusik: den Intermezzi und Songs für eine Konjunktur betitelte Komödie, die der angesehene Regisseur Erwin Piscator inszeniert hatte. Die Öl Musik, die mit aggressiven, maschinenhaften Klängen beginnt, gipfelt in einem MuschelSong, der noch heute von höchster Aktualität ist. Zeilen wie „Petroleum heißt unser Vaterland“ oder „Da wurde aus Blut Benzin“ müssten auch den Hörer des 21. Jahrhunderts ins Mark treffen: zumal Weills verführerische Musik, ein bewusst gesetzter Kontrapunkt, den Ernst der textlichen Botschaft unterstreicht. Konjunktur Ebenso aktuell wie Weills ÖlMusik und deren von Leo Lania stammender Text ist die Ballade von der Wohltä tigkeit, zu der Eisler die Musik lieferte, während Tucholsky, genannt Peter Panther, Verse zu Papier brachte, die 1928, ein Jahr vor der Weltwirtschaftskrise, von nahezu visionärer Qualität waren: „Die Mark ist tausend- und tausendfach / in fremde Taschen geflossen; / die Dividende hat mit viel Krach / der Aufsichtsrat beschlossen. / Für euch die Brühe. Für sie das Mark. / Für euch der Pfennig. Für sie die Mark.“ 1931, für eine Rote Revue der jungen Volksbühne, kooperierte Eisler einmal mehr mit Bertolt Brecht. Eine ihrer Hervorbringungen war das Lied vom SAMann, das den Zusammenhang von sozialen Missständen und „Rechtslastigkeit“ beleuchtet: „Als mir der Magen knurrte, schlief ich / Vor Hunger ein. / Da hört ich sie ins Ohr mir / Deutschland erwache! schrein. / Da sah ich viele marschieren. / Sie sagten: ins dritte Reich. / Ich hatte nichts zu verlieren. / Ich lief mit, wohin war mir gleich.“ Die Zusammenarbeit von Eisler und Brecht gipfelt nach Meinung vieler Kommentatoren in Kuhle Wampe, einem Film, der die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die Arbeiterschaft reflektiert. Wie bei Niemandsland fasste Eisler seine Kuhle Wampe-Musik in einer Suite für Orchester (1931) zusammen, der nunmehr dritten ihrer Art. Und wie bei Niemandsland grundiert auch hier die filmische Schlussnummer (das allbekannte Solidaritätslied) ein rhythmisch federndes Finale. Bettler Der Morgenchoral des Peachum und das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens zählen zu jenen Songs der Dreigroschenoper, mit denen Brecht und Weill „Hits“ kreiert haben, die immer wieder auch außerhalb des Theaters zu hören sind. In seinem Morgenchoral erinnert der bigotte Peachum (er betreibt eine Art Meisterschule für Bettler) die Gläubigen daran, dass sie sich einst vor dem Jüngsten Gericht verantworten müssen – ein verlogener Appell, dessen Inhaltslosigkeit die fadenscheinigen Akkorde des Harmoniums nur notdürftig ummänteln. Rhythmisch kecker kommt das dem Ende der Dreigroschenoper entnommene Lied von der Unzu länglichkeit daher, in dem der maximal scheinheilige Peachum die Hinfälligkeit des irdischen Lebens beklagt. Wegwerfgesellschaft Ungeschminkt, mit entwaffnender Direktheit prangern Eislers kämpferische Balladen vom Nigger Jim (1929/30) beziehungsweise von den Säckeschmeißern (1930) soziale Missstände an: diese die Probleme der Überfluss- beziehungsweise Wegwerfgesellschaft (Text von Julian Arendt); jene die Schande der Apartheid (Verse von David Weber). Weills witziges, grotesk instrumentiertes Klopslied ist ein Beleg für den wunderbaren Humor des Komponis- ten, wie er ja auch in den Briefen mit Lotte Lenya aufscheint. Abgründiger gibt sich indes seine Kleine Drei groschenmusik, die im Anschluss an den Opernerfolg entstand. In den sieben Sätzen, die insgesamt zehn Nummern des Bühnenwerkes verarbeiten, hat Weill eine Art surrealistischer Collage geschaffen – surrealistisch, weil sie nicht der Dramaturgie des Bühnenwerks folgt. Auf eine Ouvertüre à la Händel, die Elemente aus Menuett und Fugato miteinander verknüpft, folgt ein Satz, in der sich die Moritat von Mackie Messer und die refrainartig eingestreute Ballade von der Unzulänglich keit des menschlichen Strebens verbinden. Eine Bearbeitung des AnstattdassSongs schließt sich an, dann die Ballade vom angenehmen Leben: ein Foxtrott, dessen verschrägte Harmonik immer wieder vom Netz der Tonalität aufgefangen wird – eine musikalische „Lüge“, die der Verlogenheit des Textes kongenial entspricht. Nun gibt sich Polly, Mackies Braut, die Ehre: Die vorgetäuschte Ländlerseligkeit ihres Liedes, die etwa in den harmonisch nicht abgesicherten Viertaktern zum Ausdruck kommt, reagiert auf die (hier nur als Subtext mitschwingenden) Wörter: „Hübsch, als es währte, und nun ist’s vorüber“. Der Fadenscheinigkeit von Polly’s Lied steht die TangoBallade (Zuhälterballade) mit ihrer verschmierten Chromatik nur wenig nach. Den alsbald erklingenden KanonenSong kleidet Weill zwar als Foxtrott ein, doch verwandelt er den Modetanz nach und nach in einen Marsch. Im Finale schließlich vereinen sich die Melodien von Mackies Freudens- und Leidenszeit ein letztes Mal zu einer schaurig-komischen Revue. „Wie ’ne Fliege von der Scheibe / wirste wegjewischt“ heißt es in dem Eisler-Weberschen Stempellied, ohne dass Mackie Messer auch nur den geringsten Skrupel hegt, möchte man sagen, wenn man seine Moritat hört. HK Gruber Die CD „Berlin im Licht“ mit dem Ensemble Modern unter der Leitung von HK Gruber von 1989 wird für das Kurt Weill Fest 2011 wieder veröffentlicht und ist am Tag der Veranstaltung sowie im Kurt Weill Zentrum zum Preis von 15 € erhältlich. 15 Freitag, 25.02.2011 V1 19.00 Uhr, Eröffnungsveranstaltung im Anhaltischen Theater Dessau „Der Protagonist“ / „I Pagliacci“ Premiere Oper in einem Akt von Kurt Weill Text von Georg Kaiser Oper in zwei Akten und einem Prolog von Ruggiero Leoncavallo Der Protagonist / I Pagliacci Musikalische Leitung: Antony Hermus Inszenierung: André Bücker Ausstattung: Oliver Proske Dramaturgie: Sophie Walz Choreinstudierung: Helmut Sonne Choreografie: Gabriella Gilardi Der Protagonist Der Protagonist: Angus Wood Seine Schwester: Iordanka Derilova Der junge Herr: Wiard Witholt Der Hausmeister des Herzogs: David Ameln Der Wirt: Ulf Paulsen I Pagliacci Canio: Sergey Drobyshevskiy Nedda: Iordanka Derilova Tonio: Ulf Paulsen Peppe: David Ameln Silvio: Wiard Witholt In deutscher und italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Eine Koproduktion mit dem Anhaltischen Theater Dessau. Die Aufführung wird gefördert von der Kurt Weill Foundation for Music, Inc., New York, NY. Mit freundlicher Unterstützung der NORD/LB Anhaltische Philharmonie Lust-Spiel und Mord Das Theater im Theater oder die Oper in der Oper oder auch Theater in der Oper – diese doppelte Brechung der Wirklichkeit, dieses Spiel mit den Ebenen hat die Autoren immer wieder gereizt. Man denke an Shakespeare und seinen Sommernachtstraum, an Glucks Cinesi, Mozarts Schauspieldirektor, Salieris Prima la musica e poi le parole oder – um ein letztes aus einer Milchstraße von Werken zu nennen – an Ari adne auf Naxos von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Als der Dramatiker Georg Kaiser (1878-1945) sich kurz nach dem Ersten Weltkrieg anschickte, ein entsprechendes Drama zu schreiben, das später den Titel Der Protagonist erhielt, stellte er sich also einer bedeutenden Tradition. Gleichwohl gelang es ihm, ihr Neues hinzuzufügen. Denn er nutzte die Grundkonzeption des Theaters im Theater, um – anknüpfend an Erkenntnisse der Psychoanalyse – das Verhältnis von Macht und sexueller Obsession auszuleuchten. Dass er überdies einen „beschädigten“ Mann darstellte, passt zum Klima der Nachkriegsjahre, als Millionen Männer beschädigt nach Hause zurückkehrten. Der Protagonist Der Kern der Handlung ist schnell erzählt: Die Schwester eines Theaterprinzipals (von Kaiser Protagonist genannt) verliebt sich in einen jungen Herrn – eigentlich kein spektakulärer Vorgang, doch ist ihr Bruder rasend eifersüchtig. Eines Abends nun soll der Prinzipal mit seiner Truppe eine Pantomime aufführen, um den Herzog und dessen Gäste zu unterhalten. Man entscheidet sich für eine deftige Geschichte von einem geilen Mönch und einem gehörnten Ehemann. Nach der glücklich verlaufenen Probe möchte die Schwester die gelöste Stimmung nutzen. Sie erzählt dem Bruder von ihrem Geliebten. Der Protagonist braust aber nicht auf, wie man es hätte erwarten können, sondern bittet sie, ihm ihren Geliebten sogleich vorzustellen. Als sie sich auf den Weg gemacht hat, erhebt der Haushofmeister Bedenken gegen die Pantomime: Unter den Gästen des Herzogs befinde sich ein Bischof, für den sich die derbe Handlung nicht schicke. Kurz entschlossen verwandelt der Protagonist die Komödie (Pantomime 1) in eine Tragödie (Pantomime 2): Aus der lächerlichen Eifersucht wird nun bitterer, ja tödlicher Ernst. Er kulminiert, als der betrogene Ehemann den Verführer seiner Frau erstechen will. Just in diesem Moment betritt die Schwester des Protagonisten mit ihrem Geliebten die Szenerie. Und auf der Stelle verwandelt sich der seelenwunde Protagonist, der einen Eifersüchtigen spielt, in einen, der wahrhaft eifersüchtig ist. Mit dem bereits gezückten Messer stürzt er sich auf seine Schwester und ermordet sie. Der Ruf nach Oper Den Auftrag, die dramatische Vorlage Kaisers in eine Oper zu überführen, erhielt Weill Ende 1923 von Fritz Busch, dem Generalmusikdirektor der Dresdner Staatsoper. Bereits im Januar 1924 traf er sich mit dem Dramatiker, um das Textbuch an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Und es ist mehr als erstaunlich, wie es der Vierundzwanzigjährige schaffte, die in dem Stoff liegenden Chancen zu erkennen und für seine Musik zu nutzen: die grenzenlose, nach Oper förmlich rufende Leidenschaft des Proganisten, den dramatischen Bruch zwischen Komödie und Tragödie (Panto- 16 mime 1 und 2) oder die ambivalente Bruder-SchwesterBeziehung. Der große Erfolg der Oper zog die Anfragen vieler Theaterintendanten nach sich, ob das Autorenduo Kaiser-Weill den Protagonisten durch einen weiteren Einakter ergänzen könne, so dass die beiden Stück zusammen einen Theaterabend füllen könnten. Die Realisierung dieser pragmatischen Idee ließ zwar ein wenig auf sich warten. Aber 1928 konnten der Dramatiker und der Komponist ihre Opera buffa Der Zar lässt sich photographieren zur Uraufführung bringen – die künftig meist in Tateinheit mit dem Protagonisten inszeniert wurde. Eine spannende Alternative bildet die Koppelung mit Ruggiero Leoncavallos Zweiakter I Pagliacci (Komödianten), der 1892 erstmals über die Bühne ging. Auch hier handelt es sich um ein Spiel mit den Ebenen, um das Ineinanderfließen von Fiktion und Wirklichkeit. Komödianten Tonio, ein Komödiant, tritt vor das Publikum, um in einem Prolog das Wesen der folgenden Aufführung zu erläutern, die sich der darstellerischen Wahrheit und Echtheit verpflichtet fühle. Sodann beginnt des Spieles erster Akt. Eine Truppe wandernder Komödianten kündigt einen Theaterabend an, in dessen Mittelpunkt Pagliaccio, Colombina und Arlecchino stehen (Figuren der altitalienschen Commedia dell’arte). Die Rolle des Pagliaccio verkörpert Canio, der Leiter der Truppe; seine Frau Nedda spielt die Colombina, während die Komödianten Peppe und Tonio die Parts des Arlecchino beziehungsweise des Dieners Taddeo übernehmen. Vor der Aufführung kommt es jedoch zu einem dramatischen Zwischenfall. Tonio, der Nedda verführen wollte, aber eine Abfuhr erhielt, verrät dem krankhaft eifersüchtigen Canio, dass seine Frau sich gerade mit einem Liebhaber (dem Bauer Silvio) verlustiere. Canio überrascht die beiden in flagranti, doch kann Silvio unerkannt entkommen. Außer sich bedroht Canio die von ihm überführte Nedda mit einem Messer. Nur mühsam kann er von Peppe zurückgehalten werden. Sodann beginnt des Spieles zweiter Akt: das Spiel im Spiel. Der Vorhang geht auf, Canio betritt als Pagliaccio die Bühne, um ungeachtet seiner inneren Aufgewühltheit eine lachende Miene aufzusetzen. Mehr noch: Als er Nedda-Colombina mit Peppe-Arlecchino auf der Bühne turteln sieht, steigert sich seine Wut so, dass er nicht mehr den Pagliaccio spielt, sondern sich in Canio zurückverwandelt und Nedda, die verzweifelt ihre Rolle weiterzuspielen sucht, vor den Augen des entsetzten Publikums tötet. Schließlich fällt auch Silvio, der seiner sterbenden Geliebten zur Hilfe eilen will, dem Rasenden zum Opfer. „La commedia è finita“ („Die Komödie ist beendet“) – mit diesen zynischen Worten beendet Tonio das Geschehen. eine Art Kontrapunkt zu bilden. Leoncavallos musiktheatralisches Gespür zeigt sich aber auch im zweiten Akt, wenn er auf barock-stilisierte Tanzformen zurückgreift, etwa auf Menuett oder Gavotte, deren emotionale Distanziertheit die überbordende Leidenschaft von Canio umso deutlicher hervorheben. Auch wenn zwischen der Entstehung des Protago nisten und der von Pagliacci drei Jahrzehnte liegen, so berühren sie doch beide dasselbe gesellschaftliche Problem: das Geschlechterverhältnis, das seinerzeit extrem von Macht und Ohnmacht geprägt war – in einer Zeit, als die Universitäten sich erst langsam den Studentinnen öffneten; als die Frauen noch um ihr Wahlrecht kämpfen mussten; als unverheiratete Frauen im Verband ihrer Großfamilien wie preiswerte Haushaltshilfen behandelt wurden; oder als verheiratete Frauen das Einverständnis ihres Ehemanns benötigten, wenn sie einen Beruf ergreifen wollten. „La commedia è finita“? Im wirklichen Leben wohl eher nein. Antony Hermus Weitere Veranstaltung Samstag, 05.03.2011 V25 17.00 Uhr, Oper im Anhaltischen Theater Dessau Zwischen Musikdrama und Nummernoper Musikalisch könnte man das Werk, so der Kommentator Egon Voss, als eine Mischung aus Nummernoper und durchkomponiertem Musikdrama bezeichnen. Jene sieht sich durch die Abgeschlossenheit der einzelnen Teile charakterisiert; dieses durch die Verwendung von Leit- oder Erinnerungsmotiven, die der musikalischen Textur insgesamt eine große Einheitlichkeit verleihen. Eine besondere Funktion kommt dem Chor zu, der meist eine gewisse Ruhe ins Spiel bringt, für ein Innehalten sorgt, um zur Dramatik des Geschehens 17 Donnerstag, 03.03.2011 Pressestimmen zu „One Touch of Venus“ (2010) „Weiterer umjubelter Höhepunkt im Rahmen des Festivals war die Neuproduktion des WeillMusicals ‚One Touch of Venus‘. In der Regie von Klaus Seiffert und unter der musikalischen Leitung von James Holmes präsentierte das Anhaltische Theater in Kooperation mit dem Kurt Weill Fest eine spektakuläre Bühnenshow [...].“ (LEO, Anhaltmagazin, 11.03.2010) „‚One Touch of Venus‘ [...] ist aber vor allem ungemein kurzweilig und unterhaltend. Ein tragendes Moment ist Weills Musik in ihrer verblüffenden Vielfalt. Das Publikum war vom ersten Ton des Vorspiels an fasziniert in deren Bann gezogen.“ (Volksstimme, Helmut Rohm, 09.03.2010) V16 19.30 Uhr, Musiktheater im Anhaltischen Theater Dessau „One Touch of Venus“ Musikalische Komödie in zwei Akten Musik: Kurt Weill Buch: Sidney Joseph Perelman und Frederic Ogden Nash Musikalische Leitung: Daniel Carlberg Inszenierung: Klaus Seiffert Choreografie: Mario Mariano Bühne und Kostüme: Imme Kachel Dramaturgie: Ronald Müller Venus: Ulrike Mayer Molly: Olivia Vermeulen Rodney Hatch: Angus Wood Whitelaw Savory: Ulf Paulsen Taxi Black u.a.: David Ameln Stanley u.a.: Jan-Pieter Fuhr Komissar u.a.: Kostadin Arguirov Mrs. Kramer: Ulrike Hoffmann Gloria: Kristina Baran Anhaltische Philharmonie Dessau Chor und Tanzcompagney des Anhaltischen Theaters Dessau Studenten des Studiengangs Musical / Show der UdK Berlin 1. Akt Ouverture New Art Is True Art One Touch Of Venus How Much I Love You I'm A Stranger Here Myself Forty Minutes for Lunch West Wind Way Out West In Jersey That's How I Am Sick of Love Foolish Heart The Trouble With Women Speak Low Artist's Ball Doctor Crippen Szenenfoto „One Touch of Venus“ 2. Akt Entr'acte Very, Very, Very Speak Low (Reprise) Catch Hatch That's Him Wooden Wedding Venus in Ozone Heights Speak Low (Reprise) In deutscher und englischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Eine Koproduktion mit dem Anhaltischen Theater Dessau. Die Aufführung wird gefördert von der Kurt Weill Foundation for Music, Inc., New York, NY. Mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Bahn – Mobility Networks Logistics Vom Olymp nach Ozone Heights – Kurt Weills „One Touch of Venus“ Oklahoma!, Annie Get Your Gun, Kiss Me, Kate – die 1940er Jahre waren unbestritten eine Hoch-Zeit des Musicals, eine Phase voller Glanz, während der sich aus den Revuen der 20er und 30er Jahre die großen Broadway-Produktionen der 50er entwickelten. So entstanden damals mehr als 20 Klassiker des Genres, unter ihnen gleich fünf Werke von Kurt Weill – auch One Touch of Venus, seine erfolgreichste Musicalshow: Sie erlebte ihre Uraufführung 1943, in jenem Jahr, als der deutschstämmige Komponist die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Es war Irene Sharaff, die Kostümbildnerin seines Musical-Vorgängerstücks Lady in the Dark (1941), die Weill auf Thomas A. Guthries Novelle The Tinted Venus (1855) hinwies, die auf dem Pygmalion-Mythos beruht und die erzählerische Grundlage für One Touch of Venus bildet. Der humoristische Dichter Ogden Nash übernahm es, die Songtexte für Weill zu schreiben, während Bella Spewack das Textbuch verfassen sollte. Als sie ihr fertiges Libretto Weill und der Produzentin Cheryl Crawford präsentierte, beurteilten diese es jedoch als absolut unzureichend. Persönliche Spannungen zwischen Spewack und Weill taten ihr übriges. Nash gelang es daraufhin, seinen Freund Sidney J. Perelman, der bislang als Gagschreiber und Drehbuchautor für Marx-Brothers-Filme gearbeitet hatte, als Librettisten zu gewinnen. Liebesirrungen und -wirrungen Die Story von „Venus“ ist schnell erzählt: Als der Friseur Rodney Hatch wegen eines Ortstermins die Kunsthalle des New Yorker Kunstsammlers Whitelaw Savory betritt, sieht er dort eine gerade gelieferte Neuerwerbung – die Statue einer anatolischen Venus. Während er sie betrachtet, gelangt er zu dem Schluss, dass seine Verlobte Gloria deutlich attraktiver sei. Ebenso gedankenversunken wie spielerisch steckt er der Statue seinen Verlobungsring an den Finger. Da erwacht die Venus urplötzlich zum Leben, verliebt sich in Hatch und jagt ihn, der ohnehin schon von seiner Verlobten, der künftigen Schwiegermutter und Alltagspflichten geplagt ist, liebestoll durch New York. Obendrein verwandelt sie Rodneys Verlobte Gloria in Luft, so dass der Friseur nun auch noch in Mordverdacht gerät, nachdem man ihm schon das Verschwinden der Statue angelas- 18 tet hat. Nach einiger Zeit beginnt Venus jedoch, an ihrer Liebesfähigkeit zu zweifeln, um festzustellen, dass sich das Ideal der Liebe von der Antike bis in die Moderne verändert habe (I am a stranger here myself): Die Liebe besitze keinen Glanz mehr, die Leidenschaft sei passé – sie, die Liebesgöttin, fühle sich fremd in einer Welt, in der das Geschlecht nur noch als grammatikalischer Begriff fungiere. Im folgenden Ballett 40 Minutes for Lunch versucht Venus sich jedoch erneut in der Kunst der Liebe: Tanzend führt sie einander wildfremde Männer und Frauen, die gerade gestresst aus dem NBCBuilding in die Mittagspause gehen, zu Liebespaaren zusammen. Um den weiterhin unter Mordverdacht stehenden Hatch zu entlasten, zaubert Venus ihre Konkurrentin Gloria wieder auf die Erde zurück. Dennoch will sie Rodney nun verlassen, obwohl er gerade beginnt, ihre Liebe zu erwidern: In der Nummer Wooden Wed ding malt er sich sogar ein gemeinsames Eheleben aus, ein biederes Miteinander in der Vorstadtsiedlung Ozone Heights. Genervt von Rodneys Loblied auf die gemeinsame Garten- und Hausarbeit, auf Zwiebelpflanzen und Wäschewaschen, beschließt die Göttin, wieder zum Olymp aufzufahren – so das ursprüngliche Ende. In der Bostoner Voraufführung nahm das Publikum jedoch dermaßen Anteil an dem einsam zurückbleibenden Hatch, dass Perelman und Weill noch ein Happy-End in bester Broadway-Manier schrieben. Auch ließ man für die Uraufführung, die am 7. Oktober 1943 über die Bühne des New Yorker Imperial Theatre ging, einen komplett neuen Satz von Bühnenbildern bauen. Das Ereignis entsprach denn auch den hochgespannten Erwartungen: Die Schlange der Wartenden reichte vom Foyer des Theaters, die 45th Street entlang bis hinunter zum Broadway. Insgesamt lief das Musical dort 567 Mal und übertraf so die 467 Aufführungen von Lady In The Dark. Einige „Venus“-Nummern eroberten zudem die Charts: etwa der Walzer Foolish Heart. Das Liebes-Duett Speak Low führte im Dezember 1943 sogar die Hitliste an. Absage von Marlene Dietrich Der Enthusiasmus, mit dem das New Yorker Publikum Weills „Venus“ begrüßte, hatte sich freilich nicht von allein eingestellt. Einerseits war er dem ungewöhnlichen Einsatz des Komponisten zu verdanken, der sein Werk – anders als bei Broadway-Produktionen üblich – persönlich orchestriert hatte (und diese Aufgabe nicht spezialisierten Arrangeuren übergab). Zudem besuchte Weill regelmäßig die laufenden Vorstellungen, um die musikalische Qualität zu sichern. Schließlich stand ihm ein brillantes Team zur Seite: Sein alter Weggefährte Maurice Abravanel hatte die Uraufführung dirigiert, während der überragende Regisseur und spätere Oscar-Preisträger Elia Kazan für die Inszenierung verantwortlich zeichnete. Als ausgesprochener Glücksfall hatte sich auch die Besetzung der Venus mit der jungen Mary Martin erwiesen – auch wenn ihr Engagement durch eine Vorgeschichte belastet war: Weill hatte zunächst Marlene Dietrich ins Auge gefasst. Nachdem er jedoch mit seiner Produzentin eigens nach Hollywood gereist war, um der Diva das Libretto vorzustellen, empfand sie die Rolle der Venus als so „profan und sexy“, dass sie – die Mutter einer inzwischen 19jährigen Tochter – dergleichen nicht mehr spielen könne. Mit der Absage Dietrichs war der Weg für Mary Martin frei. Ihre Venus, schwärmten die Kommentatoren, sei nicht erhaben und exotisch, sondern aus Fleisch und Blut; mit eindeutig-zweideutigen Sätzen wie „Liebe ist nicht der ersterbende Seufzer einer fernen Geige, sondern das triumphierende Quietschen einer Bettfeder“ brächte sie den „armen“ Rodney arg in Bedrängnis. Verblüffende musikalische Vielfalt Weills „Venus“-Musik zeichnet sich durch verblüffende Vielfalt aus, Westernhits wechseln sich ab mit romantischen Einlagen, Songs mit Balletten. Grob gesehen kann man jedoch von nur zwei Charakteren sprechen. Auf der einen Seite stehen Nummern mit stark komödiantischem Einschlag wie Rodneys Vision vom spießigen Eheleben (Wooden Wedding). Auch amüsiert man sich über die Barbershop-ballad „The Trouble with Women“, in der sich Rodney und drei Männer, die auf der Suche nach der Statue sind, über ihre Erlebnisse mit dem weiblichen Geschlecht austauschen. Dann wiederum hört man romantische, gar verführerische Songs, wie That’s him, in denen Venus Rodney ihre Liebe gesteht, oder die Rumba Speak Low, das Duett der beiden Liebenden. „Ein Großteil der Geschichte wurde in Form von Balletten erzählt“, erläuterte Weill 1949 sein „Venus“-Musical. Dessen sechs Ballette (von insgesamt 25 Nummern), wie der Boogie-Woogie, der auf den Western-Song Way out West folgt, teilen dem Zuschauer also mit, was Text allein nicht ausdrücken kann. Im schon erwähnten Ballett 40 Minutes for Lunch wird der Kontrast zwischen den gehetzten Menschen und der Schönheit wie Liebe verkörpernden Göttin deutlich. Nach Wooden Wed ding zeigt eine letzte Ballettsequenz (Venus in Ozone Heights), in der die Melodie des vorangehenden Liedes und andere Songs verarbeitet sind, Venus als spießige Hausfrau in der Vorstadt, bevor sie sich schlussendlich zur Rückkehr in den Olymp entscheidet. Hier wie dort wirken die Ballette fast wie Milieustudien. „Über eine Göttin zu schreiben“, legte Cheryl Crawford dar, „ist deshalb so verlockend, weil wir die Welt zeigen können, wie wir sie sehen und wie die Göttin sie sieht, und weil sie uns zugleich gestattet, beide Ansichten zu vergleichen, die natürlich sehr unterschiedlich sind“. Der Witz des Stückes liegt daher auch zum einen im Kontrast zwischen der Liebesgöttin und dem einfachen Friseur und zum anderen im Aufeinandertreffen zwischen Antike und dem Trubel einer modernen Stadt, in der die Einwohner hektisch von einer Verpflichtung zur nächsten hetzen und dabei die wahre Liebe vergessen. Kritiker nannten das Musical sogar „eine wissenschaftliche Untersuchung über die Aspekte amerikanischen Liebeslebens, in der Ausdrucksform populärer Musik“. Szenenfoto „One Touch of Venus“ Weitere Veranstaltung Sonntag, 06.03.2011 V29 17.00 Uhr, Musiktheater im Anhaltischen Theater Dessau 19 Bahn und Bühne frei! Mit der Elbe Saale Bahn günstig ins Anhaltische Theater Dessau. 45 Prozent Ermäßigung auf 100 Prozent Kunstgenuss! Bei Anreise mit der Elbe Saale Bahn, z. B. mit dem Sachsen-Anhalt-Ticket oder dem Hopper-Ticket, erhalten Fahrgäste 45 Prozent Ermäßigung auf Wochenendvorstellungen im Großen Haus Senioren erhalten diese Ermäßigung zusätzlich auf die Vorstellung donnerstags um 16 Uhr Anmeldung bis spätestens freitags 17 Uhr unter 0180 1 194 195* oder per E-Mail an [email protected] Weitere Informationen unter www.elbe-saale-bahn.de * 3,9 ct/Min. aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min. Bilder: unten © Claudia Heysel, Anhaltisches Theater Dessau SUO-ESA-0008_Anz_148x210_RZ.indd 1 14.04.10 10:04 Samstag, 05.03.2011 V27 20.30 Uhr, Pantomime in der Marienkirche Dessau „Zaubernacht“ PREMIERE Musik: Kurt Weill Szenarium: Wladimir Boritsch I. Arte Ensemble Violine: Kathrin Rabus Violine: Theresia Vit Viola: Christian Pohl Violoncello: Ute Sommer Kontrabass: Albert Sommer Flöte: Christoph Renz Fagott: Uwe Grothaus Klavier: Gerrit Zitterbart Schlagzeug: Andreas Boettger, Klaus Reda II. Tanztheater Nina Kurzeja Leitung, Konzept, Regie, Choreografie: Nina Kurzeja Bühnenbild, Dramaturgie: Bernhard Eusterschulte Video: Uwe Kassai Illustrationen: Mona Mohr Assistenz: Katharina Erlenmeier Luftobjekte: Frank Fierke Lichtdesign: Ingo Joos Tänzer Die Spielzeugfee: Natasja Docalu Ein Junge: Cedric Huss Ein Mädchen: Kira Senkpiel Hampelmann: Katharina Erlenmeier Das Pferd & Der Flieger: Paolo Fossa Die Puppe: Alexandra Brenk Der Bär: Diane Marstboom Das Stehaufmännchen: Christian Speidel Gesang im „Lied der Fee“: Natasja Docalu Darius Milhaud (1892-1974) La Création du Monde Violine: Kathrin Rabus, Violine: Theresia Vit Viola: Christian Pohl Violoncello: Ute Sommer Klavier: Gerrit Zitterbart Tanzensemble komponierte: Eine Fee betritt leise das Kinderzimmer, in dem ein Junge und ein Mädchen schlafen, singt ihr Zauberlied und erweckt dadurch alle Spielzeuge im Zimmer zum Leben. Während der Ball fröhlich umherhüpft und der Clown auf Spielzeugklötzen jongliert, kriechen Hänsel und Gretel aus dem Märchenbuch. Eine Verfolgungsjagd zwischen der bösen Hexe und den restlichen Spielzeugfiguren beginnt. Uraufgeführt wurde das Werk am 18. November 1922 im Berliner Theater am Kurfürstendamm, während die einzige weitere Inszenierung im Dezember 1925 am New Yorker Garrick Theatre stattfand. Somit stellt Die Zau bernacht Weills erstes Werk für das Musiktheater dar, das den Grundstein für seine internationale Karriere als Bühnenkomponist legte. Doch auch die Geschichte um die lange verschollenen Orchesterstimmen der Zaubernacht hat etwas Märchenhaftes: Die originale Partitur ging 1933 bei Weills Flucht aus Deutschland verloren, während Boritsch die Orchesterstimmen der Zaubernacht mit in die USA nahm. Nach dessen Tod wurden sie an die Bibliothek der Yale University gegeben, dort aber in einen falschen Safe gelegt, im Keller des Hauses. Als der Schrank im Jahre 2005 verschoben werden musste, öffnete man ihn und fand zahlreiche vermisste Manuskripte – unter anderem die Orchesterstimmen zur Zaubernacht. Szenenfoto „Zaubernacht“ Kurt Weill (1926): „Ein Orchester von neun Mann, eine Sängerin, zwei Tänzerinnen und eine Anzahl von Kindern – das war der Apparat dieses getanzten Traumes.“ Szenenfoto „Zaubernacht“ Die Aufführung wird gefördert von der Kurt Weill Foundation for Music, Inc., New York, NY. Ein getanzter Traum Kämpfende Zinnsoldaten, die kochende Lieblingspuppe und tanzende Teddybären: Spielzeug, das des Nachts im Kinderzimmer zum Leben erwacht, scheint ein beliebtes Thema zu sein. Tschaikowsky verarbeitete es in seinem Ballett Der Nussknacker, und sogar Hollywood bemächtigte sich mit der Toystory-Trilogie des populären Stoffes. Der russische Theaterimpresario Wladimir Boritsch griff dieses Thema 1922 für die Kinderpantomime Die Zaubernacht auf, zu dem der junge Kurt Weill die Musik für ein mit neun Musikern besetztes Orchester und 21 „La CrÉation du Monde“ Musik: Darius Milhaud Tanz zwischen Jazz und Barock Darius Milhaud, einer der bedeutendsten Vertreter der französischen Moderne, hörte bei seiner LondonReise im Jahre 1920 das erste Mal eine Jazz-Bigband spielen und war begeistert. Während andere erfolgreiche Komponisten der 1920er Jahre das als Jazz adaptierten, was sie nach dem Studium von Noten und dem Hören von Schallplatten dafür hielten, reiste Milhaud nach Amerika, um den Jazz in seiner Ursprungsform kennenzulernen. Nachdem er „New Orleans-Jazz“ in Harlem erlebt hatte, fühlte er sich bereit, eine Ballettmusik zu schreiben, die auf authentischem Jazz basiert: La Création du Monde. In den frühen 1920er Jahren war die Annäherung an die afrikanische Kultur eine Art Modeerscheinung, so beruht das gut fünfzehnminütige Werk, komponiert für die Ballettgruppe „Ballets suédois“, auf einem afrikanischen Schöpfungsmythos: Alles beginnt mit dem Chaos, das drei Schöpfergottheiten ordnen wollen, und sie machen sich daran, Tiere, Pflanzen und Menschen zu erschaffen. Ein Menschenpaar beginnt sich schließlich einander anzunähern, und das Stück klingt nach ihrem gemeinsamen Tanz aus. Milhaud schrieb das Werk nach eigenen Aussagen für die Standardbesetzung der Jazzgruppen in Harlem: ein Kammerensemble von 17 Instrumenten, darunter Trompete, Posaune, Saxophon und Schlagwerk. Darüber hinaus entlehnte der Komponist zahlreiche „call-andresponse“ Formeln aus dem Blues oder notierte Improvisationenpassagen. Jedoch war sein Ziel nicht die Komposition von authentischem Jazz, er arbeitete Jazzelemente in seinen Personalstil ein und ließ neobarocke Elemente gleichermaßen einfließen. Beispielsweise greift er im „Chaos“ auf die barocke Form der Fuge zurück, lässt das Thema aber vom Kontrabass einführen und vom Saxophon aufgreifen – eine erneute Verschmelzung von barocker Form und Jazzarrangement. Die Uraufführung von La Création du Monde fand am 25. Oktober 1923 in Paris statt und wurde zu einem Skandal. Für das Publikum gehörte Jazz nicht auf die Bühne, die Musik wurde als „eigenartig“ bezeichnet und La Création du Monde konnte erst später als Orchestersuite Anklang beim Publikum finden. Arte Ensemble, Szenenfoto „Zaubernacht“ (unten) V24 16.00 Uhr, Familienkonzert in der Marienkirche Dessau „Zaubernacht“ Kinderpantomime in einem Akt von Kurt Weill Es war übrigens der russische Theater-Impresario Wladimir Boritsch, der die Idee zur „Zaubernacht“ hatte; der erst 22-jährige Kurt Weill komponierte dann die Musik dazu. Leider gab es damals in Berlin nur eine Inszenierung des schönen Stücks! Bei uns führt jetzt ein kleines, mit neun Musikern besetztes Orchester und ein Tanzensemble diese Geschichte eines Geschwisterpaars auf, das in seinem Kinderzimmer einschläft. Als um Mitternacht eine Fee mit einem Lied alle Spielzeuge zum Leben erweckt, beginnt eine fantastische Reise von nächtlichen Abenteuern für die Kinder. Lied der Fee Mein Spielzeugvolk muss sein am Tage starr und stumm, Als kenne es keine Pein und keiner Stadt Gesumm, Bis ich zur Mitternacht dann breche seinen Bann, Beschwöre leis und sacht, hauch allen Leben an. Das Starre dann sich regt, das Müde sich bewegt, Was stumm beim Taggebraus, lärmt fröhlich dann durchs Haus, Es geistert und es lebt, wie Elfenreigen schwebt, An frohem Spiel und Scherz erfreut sich nun des Spielzeugs Herz. Ihr seid nicht stumm wie Stein, lebendig müsst ihr sein. Dann kommt mit mir sogleich ins weite Zauberreich, Die Spielzeugfee bin ich, wer sah am Tage mich? Doch unterm Sternezelt ist mein die schöne Welt. WMEILI LIELN Das Spielzeugvolk es hört, wenn meine Stunde schlägt, FA KO N Z E RT Wie es mein Wort beschwört und hin zum Leben trägt. Das Blut es kreise sacht, nicht lange Euch besinnt Und, eins, zwei, drei erwacht, das Leben nun beginnt. 23 „Lola Blau ist sehr lieb. Sie will eigentlich nichts, als ein bisschen tanzen und singen und ihrem Publikum Freude machen. Aber sie muss einsehen, dass es nichts nützt, nur einen kleinen bescheidenen Platz an der Sonne erhaschen zu wollen. Jeder Mensch muss vor allem versuchen, die Hindernisse, die die Sonne verstellen, für sich und seine Mitmenschen aus dem Weg zu räumen“ (Georg Kreisler) Samstag, 26.02.2011 V6 22.00 Uhr, Musical im Technikmuseum „Hugo Junkers“ „Heute Abend: Lola Blau“ Musical von Georg Kreisler (*1922) Neufassung für Akkordeon, Klarinette, einen schauspielernden Musiker und zwei schauspielernde Sängerinnen Buch und Regie: Konrad Chr. Göke Musikalische Leitung: Marko Kassl Technische Leitung: Rainer Stute Tonregie: Thorsten Krämer, Guido Bleckmann Lola Blau: Heike Maria Förster BDM Mädel, Polenmädchen, Julia u.a.: Stella-Louise Göke Leo, Herr Schmidt u.a.: Marko Kassl Eine Kooperation mit dem Technikmuseum „Hugo Junkers“ Weitere Veranstaltung Sonntag, 27.02.2011 V11 20.00 Uhr, Musical im Technikmuseum „Hugo Junkers“ 24 Geschichten der Ohnmacht Eine junge Frau aus Wien. Ihr Schicksal fasst die schrecklichste Zeit des 20. Jahrhunderts zusammen. Die Leidensgeschichte einer Person steht für die Leiden von Millionen. Für zerstörte Lebensträume, zerrissene Beziehungen, Gewalt und Ohnmacht, Verlust und Resi- gnation, Entwurzelung und Isolation. Lola Blau: Ein fiktives Schicksal, und doch die Wahrheit über das Leben. Nicht umsonst wurde Georg Kreislers Ein-Frau-Musical zu einem seiner großen Theatererfolge: Übersetzt in sechs Sprachen, verbreitet bis nach Australien, in den deutschsprachigen Ländern jahrelang an der Spitze der Aufführungszahlen. Ein Stück, das die Zuschauer mit echt kreislerischen, bitter-ironischen Texten und Chansons fesselt. Doch das ist nicht alles: Mit der jungen Schauspielerin Lola Blau erlebt der Zuschauer das ganze Elend einer Epoche. Was ihr geschieht, musste Georg Kreisler selbst erleben. Und von den rund 500.000 Emigranten könnten nicht nur Kurt Weill, Ödön von Horváth oder Erich Wolfgang Korngold ähnlich traurige Geschichten erzählen … Lola Blau – ein Schicksal Die junge jüdische Sängerin, die 1938 von einem ganz normalen Engagement an einem Theater, von einem ganz normalen Künstlerleben träumt, wird – für sie unbegreiflich – von einem Tag auf den anderen zur unerwünschten, bedrohten Person. Hitler marschiert in Österreich ein, ihr erstes Engagement am Linzer Landestheater wird „umständehalber“ aufgelöst, sie muss das Land verlassen … Was folgt, ist von Kreislers Biografie geprägt. Denn wie seine Hauptdarstellerin musste auch er Österreich verlassen. Lola Blau versteht nicht, warum ihr Onkel Paul und ihr Jugendfreund Leo Wien hinter sich lassen; sie folgt ihrem Drängen und geht in die Schweiz. Vergeblich wartet sie dort auf Leo. Als Sängerin in Nachtclubs hält sie sich über Wasser. Die Ausweisung aus der Schweiz lässt nicht lange auf sich warten, doch Lola erhält eine Einreisegenehmigung in die USA. Während der Überfahrt singt sie für die Passagiere der Ersten Klasse, ohne dass das Schicksal der jüdischen Emigranten im Zwischendeck sie berührt. In Amerika wird Lola Blau ein viel umjubelter Star, aber sie verabscheut den Star-Rummel. Ihre Sorgen versucht sie, mit Alkohol und Tabletten zu verdrängen. Sie erlebt den Aufstieg zum gefeierten Star und den Abstieg zur billigen Nachtlokal-Tänzerin. Isolation, Heimatlosigkeit, Sehnsucht quälen sie immer mehr. Ihre Welt zerbricht gänzlich, als sie in einer Show in Hollywood die ahnende Gewissheit überfällt, dass ihr verzweifelt gesuchter Leo „sich in den Himmel zerstaubt“ hat, wie Georg Kreisler schreibt – und an die Schornsteine von Auschwitz dachte. Nach Ende des Krieges erhält sie einen Anruf von Leo, der aus dem Konzentrationslager befreit wurde. Sie eilt zu einem Wiedersehen nach Wien. Lola ist entsetzt vom Anblick der Trümmer in ihrer Heimat und von der Erkenntnis, dass die meisten Menschen nach dem Zusammenbruch weiter machen, als hätte der Krieg nie stattgefunden. Lolas politisches Bewusstsein erwacht, die Naivität ihrer Jugend ist verflogen. Sie wendet sich folgerichtig von der unkritischen Bühne ab und geht zum Kabarett. Doch die Hoffnung, mit ihren künstlerischen Mitteln die Menschen nachhaltig zur Besinnung bringen zu können, schlägt um in Resignation … lywood zu starten, führte ihn zwar mit Charly Chaplin zusammen, war aber ansonsten nicht erfolgreich. Kreisler zog nach New York um, verdingte sich als Unterhalter in Nachtclubs, ging mit eigenen Songs auf Tournee. 1955 kehrte er, in der Hoffnung auf mehr Erfolg, nach Europa zurück. Doch in Wien war man vom „Taubenvergiften im Park“ alles andere als begeistert … Die Idee zu Lola Blau hatte Kreislers damalige Ehefrau, Topsy Küppers. Gedacht war an einen Chansonabend in Wien, und Küppers hatte den Einfall, die Lieder mit der Leidensgeschichte einer Emigrantin zu verbinden. Aus dem „roten Faden“ für die Songs wurde allerdings dann ein richtiges Theaterstück. Georg Kreisler beschreibt eindringlich und bitterböse seine österreichischen „Volksgenossen“ und benennt mit scharfen, treffenden Pointen Opportunismus und Antisemitismus bis in die Gegenwart. Mitreißende und wehmütige, freche und traurige Chansons stehen für die musikalische Meisterschaft des Autors. Kreisler selbst nennt Lola Blau die Geschichte einer Ohnmacht: „Lola steht dem Antisemitismus ebenso ratlos, ohnmächtig gegenüber wie dem eigenen Judentum. Sie ist ohnmächtig gegen die sturen Schweizer, wütet ohnmächtig gegen die Sex-Karriere in Amerika und am Schluss ist sie wieder ohnmächtig gegen die österreichischen Ewig-Gestrigen.“ Busshuttle zu V6 Für die Veranstaltung wird ein kostenloser Busshuttle angeboten: 21.00 Uhr Abfahrt Radisson Blu Fürst Leopold Hotel 21.15 Uhr Abfahrt Marienkirche 21.30 Uhr Ankunft Technikmuseum „Hugo Junkers“ Rückfahrt nach Ende der Veranstaltung. Busshuttle zu V11 Für die Veranstaltung wird ein kostenloser Busshuttle angeboten. 19.15 Uhr Abfahrt Anhaltisches Theater Dessau 19.30 Uhr Ankunft Technikmuseum "Hugo Junkers" Rückfahrt nach Ende der Veranstaltung. Um Anmeldung wird gebeten: 0341.14990900 Georg Kreisler – ein Schicksal Und Georg Kreisler? Er verließ Wien 1938 und emigrierte in die USA. Unterstützt von seinem Vetter, dem Drehbuchautor Walter Reisch, versuchter er, im Filmgeschäft Fuß zu fassen. 1943 erhielt Kreisler die amerikanische Staatsbürgerschaft. In England unterhielt er mit Musikveranstaltungen die Truppen, die für die Invasion in der Normandie 1944 zusammengezogen waren. Nach Kriegsende kam er als Dolmetscher im Dienst der US-Army nach Deutschland, wo er unter anderem den berüchtigten Gauleiter von Franken, Julius Streicher, verhörte. Sein erneuter Versuch, eine Karriere in Hol- 25 Sonntag, 27.02.2011 V10 17.00 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau „Leben in dieser Zeit“ s tA At s o P e r e t t e d r e s d e n Lyrische Suite in 3 Sätzen Erich Kästner, 1931 Anlässlich einer Aufführung von Leben in dieser Zeit am Altonaer Stadttheater: „Unsere Kantate wird man kaum fromm nennen wollen. Es ist eine Laienkantate. Sie wendet sich an die Menschen der Großstadt, sie bringt ihnen ihresgleichen zu Gesicht und Gehör, sie demonstriert ihre Sorgen, ihre vergeblichen Wünsche und ihre Methoden, das ‚Leben in dieser Zeit‘, so schwer erträglich es ist, zu meistern.“ Musik: Edmund Nick (1891-1974) Text: Erich Kästner Sprecher: Marcus Günzel Schmidt: Christian Grygas Chansonette: Elke Kottmair Herrenquartett: Frank Ernst, Marcus Günzel Gerd Wiemer, Herbert G. Adami Eine Frauenstimme (Nr. 2, Nr. 8): Tanja Höft Eine Männerstimme (Nr. 2): Gerd Wiemer 1. Männerstimme (Nr. 12): Marcus Günzel 2. Männerstimme (Nr. 12): Gerd Wiemer Sprecher in den Dialogen 1. Frauenstimme: Rita Schaller 2. Frauenstimme: Jutta Richter-Merz 1. Männerstimme: Walter Niklaus 2. Männerstimme: Dietrich Seydlitz Chor & Orchester der Staatsoperette Dresden Musikalische Leitung: Ernst Theis Choreinstudierung: Thomas Runge Dialogregie: Walter Niklaus Dramaturgie: Uwe Schneider Musikalische Assistenz: Wolfram Tetzner, Natalia Petrowski, Eve-Riina Rannik Technische Leitung: Mario Radicke Ton: Torsten Heider Licht: Uwe Münich Inspizienz: Margit Weinberg Edmund Nick (3. v.l.), Erich Kästner (4. v.l.) Szenenfoto „Leben in dieser Zeit“ Eine Produktion der Staatsoperette Dresden 26 Kleines Vorspiel 1. Satz Einleitung Nr. 1 Kurt Schmidt, statt einer Ballade Nr. 2 Das Chanson von der Majorität Nr. 3 Der kleine Rekordgesang Nr. 4 Das Lied von der Rumpfbeuge Nr. 5 Die möblierte Moral Nr. 6 Das Wiegenlied väterlicherseits 2. Satz Nr. 7 Einleitung Nr. 8 Die Elegie in Sachen Wald Nr. 9 Entrée für eine Chansonette Nr. 10 Das Liebeslied mit Damenchor Nr. 11 Der Gesang vom verlorenen Sohn Nr. 12 Der Song „Man müsste wieder…“ (Blues) 3. Satz Nr. 12a Einleitung Nr. 13 Das Lied mit den Pistolenschüssen Nr. 14 Hymnus auf die Zeitgenossen Nr. 15 Das Chanson für Hochwohlgeborene Nr. 16 Der Appell an den Trotz Nr. 17 Das Trompetenstoßgebet Zeitstücke Es geschah im Jahr 1924, dass Thomas Mann ein neues Prosawerk publizierte: den Zauberberg. Obwohl es an seine Leser nicht eben geringe Ansprüche stellte, fand es sogleich einen überraschend großen Leserkreis – nicht zuletzt, weil es im doppelten Sinn ein Zeitroman war: einerseits weil es Betrachtungen über das Wesen der Zeit anstellt, andererseits weil es das aktuelle Zeitgeschehen reflektiert, konkret die gesellschaftlichen Befindlichkeiten in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Es geschah im Jahr 1929, dass der dreißigjährige Erich Kästner der Schlesischen Funkstunde Breslau ein interessantes Hörspiel anbot. Es trug den Titel Leben in dieser Zeit und avancierte binnen kurzem zu einem der beliebtesten Werke seiner Art. Andere Sender übernahmen das Stück, Ausstrahlung um Ausstrahlung folgte – eine Erfolgswoge, die Kästner und Edmund Nick, den Komponisten von Leben in dieser Zeit, anregte, das Werk auf die Konzertbühne zu bringen (erstmals 1931 im Konzerthaus Wien). Eine eigene Theaterfassung folgte, die im Oktober 1931 in Leipzig zur Uraufführung gelangte, um hernach an 30 weiteren Häusern inszeniert zu werden. Der Erfolg des Hör- beziehungsweise Schauspiels hing wie im Fall von Zauberberg zu einem guten Teil damit zusammen, dass Leben in dieser Zeit ebenfalls ein Zeitstück ist. In seinem Zentrum steht Kurt Schmidt, ein kleiner Büroangestellter, der sich mit den Widerborstigkeiten des modernen Lebens in der Großstadt plagen muss. So besingt er im Chanson der Majorität den seelenlosen Zeitgeist, alle Menschen bedauernd, die in Mietskasernen eingepfercht sind, während seine Mitstreiter wenig später die Sensationsgier ihrer Zeitgenossen beklagen, die ihren täglichen Brand und Raub in den Zeitungen „genießen“ wollen. „So lebt ihr, zwischen Sensation und Sorgen“, erläutert der Sprecher, „so lebt ihr, aufgescheucht vom Lärm der Stadt.“ Andernorts beklagt er: „Man kann in Städten zwischen Millionen noch einsamer / als in den Wäldern wohnen. / Man kann verzweifelt gegen Wände schrei’n / die Stadt ist groß / man ist erst recht allein.“ Neue Herzlichkeit Die Verse des Hörspiels zeigen die Qualitäten Kästners im besten Licht. Man könnte ihn als Chronisten des Alltags bezeichnen, nicht weit weg von dem eine Generation älteren Otto Reutter und dessen Couplets: Kästner beobachtet seine Mitmenschen mit größter Aufmerksamkeit, um liebevoll auf ihre Schwächen hinzuweisen, aber auch, um sie selbst zu Wort kommen zu lassen, ihren Sorgen und Nöten Raum zu geben. Auf diese Weise setzte er einen Kontrapunkt zum Schnodderton der Neuen Sachlichkeit, gelangte er zu einer Darstellungsweise, die man mit dem Kabarettisten Werner Finck als Neue Herzlichkeit umschreiben könnte. Aufhorchen ließ aber nicht nur der Zungenschlag Kästners, sondern auch die formale Anordnung seines Hörspiels, dem er den musikalischen Untertitel Lyrische Suite in drei Sätzen gab. Aus musikologischer Sicht allerdings hätte man es ebenso gut als Kantate à la Bach bezeichnen können. Immerhin besteht es aus einer Vielzahl von Nummern, die abwechselnd von Gesangssolisten, vom Chor oder dem Sprecher dargeboten werden. Lebenskurven Zu dem bemerkenswerten Erfolg von Leben in dieser Zeit trug die Musik Edmund Nicks wesentlich bei, der man kein höheres Lob zollen kann, als dem, den leichten unpathetischen Ton Kästners getroffen zu haben. Nicks Sinn für Farben und Melodik, für jazzinspirierte Rhythmen wie Harmonien sorgen für ein Übriges, gehen mit dem dargestellten Milieu eine perfekte Symbiose ein. Der Komponist, Vater der 1926 in Breslau geborenen Dagmar Nick, die nicht nur eine der bedeutendsten Dichterinnen deutscher Zunge ist, sondern auch die Chronistin ihres Erzeugers, konnte auf eine erstaunliche Karriere zurückblicken. Der 1891 im böhmischen Reichenberg Geborene (gestorben 1974 in Geretsried) hatte vor dem Ersten Weltkrieg in Graz und Wien zunächst Jura studiert. Das Studium der Rechte schloss er 1918 mit einer Promotion ab, nicht ohne parallel dazu eine musikalische Ausbildung zu absolvieren. Sie versetzte ihn 1921 in die Lage, am Breslauer Theater den Posten des Kapellmeisters anzunehmen. Als man 1924 die Schlesische Funkstunde ins Leben rief, wechselte er kurzerhand das Medium, um deren musikalischer Leiter zu werden. 1933, im Jahr des Unheils, entlassen, über- siedelte er nach Berlin. Hier wechselte er abermals das Metier und stieß zum Kabarett Die Katakombe, das er fortan mit Musik versorgte – bis 1935, als die Kleinkunstbühne wegen Staatszersetzung schließen musste. Auch dieses Mal sorgte die nationalsozialistische Willkür für die Vertreibung der Fähigsten, hatte die Katakombe doch Künstlern wie Rudolf Platte, Hanns Eisler, Ernst Busch, Erich Kästner, Theo Lingen oder Ursula Herking eine Heimstatt geboten. Primus inter pares aber war der schon erwähnte Werner Finck, der mit mutigem Witz und brillanten Improvisationen durch das Programm führte. Vor diesem Hintergrund ist es höchst erstaunlich, dass Nick, der Kapellmeister dieses „Kulturbolschewisten“, auch im Dritten Reich seine Karriere fortsetzen konnte, etwa durch die Uraufführung der Operette Das kleine Hofkonzert oder die Übernahme einer Professur an der Münchener Musikhochschule (1942-1952). Die Nachkriegsjahre brachten ihn erneut mit Erich Kästner zusammen. Beide gehörten dem Gründungsteam der Münchener Schaubude an, die an das literarische Kabarett der 1920er Jahre anknüpfen wollte. Dem Unternehmen war wirtschaftlich zwar wenig Glück beschieden, aber immerhin schaffte Nick von hier aus den Sprung zum Leiter der Bayerischen Staatsoperette. Auch sein weiterer Werdegang bleibt erstaunlich, berief man ihn doch 1952 zum Leiter der Hauptabteilung Musik beim Westdeutschen Rundfunk in Köln. Ernst Theis und Elke Kottmair Ein Informant der Gestapo über Werner Finck (1935): „Das Publikum in der ‚Katakombe‘ setzt sich in der überwiegenden Mehrzahl aus Juden zusammen, die den Gemeinheiten und der bissigen, zersetzenden Kritik des Conférenciers Werner Finck fanatisch Beifall zollen. Finck ist der typische frühere KulturBolschewist, der offenbar die neue Zeit nicht verstanden hat oder jedenfalls nicht verstehen will und der in der Art der früheren jüdischen Literaten versucht, die Ideen des Nationalsozialismus und alles das, was einem Nationalsozialisten heilig ist, in den Schmutz zu ziehen.“ Christian Grygas und Marcus Günzel 27 Freitag, 04.03.2011 V20 20.00 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau MDR Sinfonieorchester Violine: Hyeyoon Park Dirigent: Markus Poschner Kurt Weill (1900-1950) Kleine Dreigroschenmusik 1. Ouvertüre 2. Die Moritat von Mackie Messer 3. Anstatt-dass-Song 4. Die Ballade vom angenehmen Leben 5. Polly’s Lied 6. Tango-Ballade 7. Kanonen-Song 8. Dreigroschen-Finale Hyeyoon Park Paul Hindemith (1895-1963) Sinfonie „Mathis der Maler“ 1. Engelkonzert: ruhig bewegt 2. Grablegung: sehr langsam 3. Versuchung des heiligen Antonius: sehr langsam, frei im Zeitmaß PAUSE Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 1. Moderato nobile 2. Romanze: Andante 3. Finale: Allegro assai vivace Markus Poschner Eine Kooperation mit dem MDR Mit freundlicher Unterstützung der Stadtwerke Dessau MDR Sinfonieorchester 28 Eine Generation, drei Lebensentwürfe Weill, Hindemith, Korngold – drei Angehörige einer Komponistengeneration, alle drei immens erfolgreich, aber auch Opfer der Verhältnisse, Leidtragende der Nazi-Diktatur und dessen nicht minder schrecklicher Vorgeschichte. Und doch! Es sind Künstlerpersönlichkeiten, wie sie verschiedener nicht zu denken sind. Der 1900 in Dessau zur Welt gekommene Kurt Weill entstammte einer kulturell ambitionierten Kantorenfamilie. Paul Hindemith, 1897 im hessischen Hanau geboren, wuchs in einem Arbeiterhaushalt heran, durchlief eine eher unakademische Ausbildung. Und Erich Wolfgang Korngold, Jahrgang 1897, aus Brünn gebürtig, Sohn des gefürchteten Musikkritikers Julius Korngold, galt schon früh als Wunderkind, spätestens seit 1911, seit der Komposition seiner Ballettpantomime Der Schnee mann – auf die Schönbergs Bonmot, Wunderkinder komponierten bereits früh so schlecht wie andere erst im hohen Alter, nicht so recht zutreffen mag. Profile Aber auch das musikalische Profil der drei weist erhebliche Unterschiede auf. Während Weill die ihm ureigene Domäne, das Musiktheater (spätestens mit seinem Einakter Der Protagonist aus dem Jahr 1926), schon relativ früh gefunden hatte, pendelte Hindemith – durchaus lebensprall – zwischen den Genres hin und her, um sich tendenziell vom Experimentator zu einem Klassiker zu entwickeln. Erich Wolfgang Korngold aber, sei es infolge der historischen Bedingungen, sei es aus persönlichen Motiven, bewegte sich in einer Art Zickzackkurs durch die musikalische Landschaft. Er reüssierte, verknappt gesagt, als Opernkomponist, hatte als solcher nur mit Richard Strauss vergleichbare Erfolge, ja, seine Oper Das Wunder der Heliane (1927) erlangte eine solche Beliebtheit, das sie Pate für eine Zigarettenmarke („Heliane“) stand. Ab 1934, nach seiner Emigration in die USA, wandte sich Korngold in Tateinheit mit Max Reinhardt der Filmmusik zu, mit fulminanten Erfolgen, die ihn jedoch in den 1950er Jahren nicht hinderten, sich wieder auf traditionelle Pfade zu begeben, sprich Sinfonien und Konzerte zu schreiben. Spannungsgefälle Mit seiner Kleinen Dreigroschenmusik (1928) folgte Weill der spätestens im 18. Jahrhundert mit Rameau oder Händel einsetzenden Tradition, erfolgreichen Opern Nachhaltigkeit zu verleihen, indem man ihre „Zugnummern“ für ein instrumentales Ensemble überarbeitete und aus ihnen eine Suite zusammenstellte. So beginnt sie, dramaturgisch einleuchtend, mit der historisierenden Ouvertüre: historisierend, weil sie nach Art eines höfischen Menuetts beginnt (die blockhaften Akkorde zu Beginn!), um sodann in ein Fugato überzugehen, zu dem die Saxophone nicht so recht passen wollen. Es folgt der Auftritt Mackie Messers im Gewand der Moritat – ein Medium der „Underdogs“, der Jahrmarktsänger, das vor allem Frank Wedekind hoffähig gemacht hat, den man als Lehrer von Brecht bezeichnen darf. Der Chronologie der Oper entsprechend schließt sich der AnstattdassSong an, der auf der Bühne die Funktion hat, Mr. und Mrs. Peachum als kleine Spießer zu entlarven. Den Zeitstrahl der Oper durchbrechend, erklingt nun die Ballade vom angenehmen Leben – ein Song, in dem der auf seine Hinrichtung wartende Mackie über den Sinn wie Unsinn seines Daseins nachdenkt. Polly’s Lied reiht sich an, der Gesang der Gaunerbraut, dessen Auftauchen in der Kleinen Dreigroschenmusik Theodor W. Adorno nicht ganz zu Unrecht an ein Trio Gustav Mahlers gemahnt. An „das Bordell, wo unser Haushalt war“ – erinnern sich Jenny und Mackie in ihrer durchaus nostalgischen TangoBallade (auch Zuhälterballade), während der KanonenSong zwar auch dem Rückblick gewidmet ist, allerdings einem aus der Sicht zweier Kriegsveteranen, nämlich der Kameraden Mackie und Brown. „Macheaths Tod und Verklärung, nebst dem Schlusschoral, dargestellt in den Melodien seiner Leidens- wie Freudenzeit“, so umreißt einmal mehr Adorno das Schlussstück der Dreigroschenmusik. Sinfonie und Oper Der umgekehrte Weg, also nicht von der Oper zum Konzertstück wie bei Weill, sondern vom Konzertstück zur Oper, kennzeichnet die Entstehung der Sinfonie Mathis der Maler. 1933 war in Hindemith die Idee aufgekeimt, eine Oper zu schreiben, die sich mit dem Leben und Wirken von Matthias Grünewald (ca. 1475 bis 1528) beschäftigen sollte, dem Schöpfer des Isenheimer Altars mit seinen drei Flügelbildern Engelkonzert, Grablegung und Versuchung des heiligen Antonius. Aus diesem Plan ging allerdings zunächst nicht die Oper, sondern die Sinfonie Mathis der Maler hervor – ein von Dezember 1933 bis Februar 1934 vollzogener Zwischenschritt, für den vor allem äußere Gründe verantwortlich waren: Die Ausarbeitung des Textbuchs (Hindemith betätigte sich als sein eigener Librettist) bereitete unerwartet große Mühe; außerdem hatte Wilhelm Furtwängler Ende 1933 wegen eines neuen Orchesterstücks angefragt. Gleich der erste Satz der Mathis-Symphonie, Engel konzert überschrieben, offenbart die für Hindemith so charakteristische Verbindung von Altem und Neuem. In der langsamen Einleitung der sonatenhauptsatzähnlichen Architektur stimmen die Posaunen das Volkslied Es sungen drei Engel an. Die ihnen vorausgehenden, himmelwärts aufgetürmten Dreiklangschichtungen aber bekunden eine moderne Auffassung von Harmonik, changieren zwischen Dur und Moll. Restauration und Evolution – diese beiden Pole bestimmen auch die weitere Faktur des Satzes. Nach der gemessenen Introduktion kommt es zu einer im schnellen Tempo gehaltenen Exposition von drei Themen, die allerdings (im Gegensatz zu dem klar durchscheinenden klassischen Modell) gleich nach ihrer Vorstellung polyphon verarbeitet werden. Das erste von ihnen, den hohen Streichern und der Flöte überantwortet, gibt sich stürmisch-drängend. Das zweite, in der Violine über dem orgelpunktartigen Fis der Klarinette erklingend, tendiert zu einer lyrischen Grundhaltung. Und das dritte setzt sich durch ein markantes Bewegungsprofil in Szene, dessen von der Flöte gezeichnete Konturen stark hervortreten. Spurenelemente der Musikgeschichte finden sich auch im zweiten Satz, Grablegung überschrieben. Barocke Melodik (wie im scharf punktierten, zunächst von der Oboe gespielten zweiten Thema) und vor allem barocke Figuren künden von des Komponisten Respekt vor den Zeiten eines Bach oder Händel: so die Pausen, die das einleitende Thema stark durchsetzen, es brüchig erscheinen lassen und an die Vergänglichkeit gemahnen; oder die zu Herzen gehenden Seufzermotive in den Schlusstakten des Lamentos. Der Schlusssatz Versuchung des heiligen Antonius erlaubt wegen seiner großen Dimensionen, atmosphärische Strömungen breiter aufzufächern. Nach einem rhapsodisch anmutenden Beginn, dessen Schlagzeuginterpunktionen förmlich auf der Haut zu spüren sind, setzt ein Höllenritt im 9/8-Takt ein, bei dem sämtliche Register des Orchesters zur Geltung kommen. Kaum ist er zum Stillstand gekommen, eröffnet die erste Violine einen neuen Abschnitt: mit einem die Schmerzgrenze fast überschreitenden Dauertriller auf dem vierfach gestrichenen c. Ein Bacchanal folgt, bei dem die Streicher im 3/4-Takt aufspielen. Zu triumphieren aber vermag es nicht. Denn die gregorianische Melodie der mittelalterlichen Sequenz Lauda Sion Salvatorem tritt nun auf den Plan, besiegt die satanischen Mächte und leitet zum prächtigen Alleluia der „Bläserorgel“ über. Loblied auf die Violine Korngolds 1945 geschriebenes Violinkonzert in D läutete die dritte Schaffensphase des Komponisten ein, in der er sich wieder traditionellen Formmodellen zuwandte – ein Schritt, den er der Anregung des polnisch-jüdischen Geigers Bronisław Huberman verdankte, der 1935 das Palestine Orchestra gegründet hatte. Allerdings starb Huberman 1947 im Alter von 65 Jahren, so dass die Uraufführung von Jascha Heifetz übernommen wurde, begleitet vom St. Louis Orchestra unter Leitung von Vladimir Golschman. Korngolds untrügliches Gespür für den musikalischen Atem, den großen Bogen, kommt gleich im Moderato nobile betitelten Einleitungssatz zum Tragen, der unter der klaren Ägide der Solovioline steht. Einwürfe der Bläser und kontrapunktisch hinzutretende Linien sorgen für Farben und Lebendigkeit. Wie häufig beim Typus des dreisätzigen Solokonzerts ist der Mittelsatz auch hier eine Romance. Andante – also ein liedhaftes Gebilde, deren elegischen Gesang die Solovioline übernimmt, während das Orchester eine Art Klangteppich bildet. Und auch im Finale, dem die Spielvorschrift Allegro vivace assai vorangestellt ist, hat die Violine das Sagen. Hier aber zeigt sie sich mehr dem Tanz und der Virtuosität verpflichtet, ja, verzaubert sie mit einem magyarischen Flair, als habe Korngold an die Kaiserzeit gemahnen wollen, an die der K.u.K.-Monarchie, deren kunstsinniger Sphäre er wesentliche Impulse seines Lebens verdankte. Paul Hindemith Erich Wolfgang Korngold Hans Heinz Stuckenschmidt, über die Dreigroschenoper im Vorwort zur Taschenpartitur (1956): „Als ich Weill 1927 in seiner Wohnung nahe dem Charlottenburger Schloss besuchte, lag frisch beschriebenes Notenpapier auf dem Flügel. ‚Ich mache da etwas, das Erfolg haben könnte’, meinte er lächelnd mit traurigen Augen hinter den dicken Brillengläsern. [...] Weill löste die Aufgabe genial. Die Musik ist volkstümlich, neu und stilistisch geschlossen. Nie wird die Tradition der Oper belehnt. Auch wo Fugen erklingen, denkt man nur noch an Jahrmarkt, Heilsarmee oder Leierkasten. Stücke wie die Moritat von Mackie Messer, die TangoBallade, die Seeräuberjenny, der Kanonen-Song und das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens sind klassische Beispiele einer neuen sozialen Kunst.“ 29 Donnerstag, 10.03.2011 6. Komm ins Offene, Freund! (Hölderlin-Fragment) 7. Epilog (Stephan Hermlin) V36 19.30 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau PAUSE „Durch die Nacht zum Licht“ Johannes Brahms (1833-1897) Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 1. Un poco sostenuto – Allegro 2. Andante sostenuto 3. Un poco allegretto e grazioso 4. Adagio – Più andante – Allegro non troppo ma con brio Gesang: Ulf Paulsen Musikalische Leitung: Antony Hermus Anhaltische Philharmonie Dessau Kurt Weill (1900-1950) Quodlibet op. 9, Suite aus der Pantomime: Zaubernacht 1. Andante non troppo – Un poco leggiero e agitato – Allegro molto – Andante 2. Molto vivace – Allegretto scherzando – Stretta – Allegro non troppo 3. Un poco sostenuto – Andantino – Alla marcia funebre 4. Molto agitato – Tempo di marcia – Molto vivo Hanns Eisler (1898-1962) Ernste Gesänge für Bariton und Streichorchester Vorspiel und Spruch (Hölderlin) 1. Asyl (Hölderlin-Fragment) 2. Traurigkeit (Berthold Viertel) 3. Verzweiflung (Giacomo Leopardi) 4. An die Hoffnung (Hölderin-Fragment) 5. XX. Parteitag (nach einem Gedicht von Helmut Richter) Eine Kooperation mit dem Anhaltischen Theater Dessau Per aspera ad astra Von Kurt Weills erster aufgeführter Bühnen-Komposition, der Ballett-Pantomime Zaubernacht, war – abgesehen von einer Konzertsuite – nur der Klavierauszug erhalten, der für die Proben der Berliner Erstaufführung am 18. November 1922 verwendet wurde. Die Partitur ging verloren und die Stimmen waren verschollen, bis sie vor sechs Jahren zufällig in der Yale Universität entdeckt wurden. Beim Musikfest Stuttgart wurde im September 2010 das Stück des jungen Weill erstmals nach 1922 in der originalen Gestalt wieder aufgeführt. Darin geht es – ähnlich wie in Debussys „La Boîte à Joujoux“ – um einen Kindertraum: Sobald Jungen und Mädchen eingeschlafen sind, kommt die Zauberin und läßt die Spielsachen und Figuren der Märchen lebendig werden. In der viersätzigen Konzertsuite fasst er die Höhepunkte dieses Werkes zusammen und gibt ihm den Titel GMD Antony Hermus | André Bücker | Oliver Proske | Gabriella Gilardi Der Protagonist oper von Kurt Weill Der Bajazzo [i Pagliacci ] oper von ruggero Leoncavallo TickeTs und Termine: [0340] 2511 333 oder [0340] 2400 258 www.anhaltisches-theater.de 30 25.02.11 › 19:00 Uhr Großes Haus 05.03.11 › 17:00 Uhr Großes Haus 26.03.11 › 19:30 Uhr Großes Haus 16.04.11 › 17:00 Uhr Großes Haus 24.04.11 › 17:00 Uhr Großes Haus 28.05.11 › 19:30 Uhr Großes Haus Quodlibet, was gleichbedeutend ist mit „wie es beliebt“. Weill bringt mehrere eigenständige Liedteile gleichzeitig zum Erklingen und formt somit eine Orchestersuite mit unterschiedlichen Satzcharakteren, die er seinem Lehrer und Freund Albert Bing, dem 1. Kapellmeister des Dessauer Friedrich-Theaters, widmete. Bing war es auch, der das Werk im 5. Dessauer Abonnementkonzert der Saison 1922/23 zur Uraufführung brachte. Nur ein Kritiker fand lobende Worte für Weill, der aus Dessau stammenden Meisterschüler Ferruccio Busonis. Ansonsten verhielt sich Zeitungsberichten zufolge das Publikum dem neuen Stück gegenüber reserviert. Zur Aufführung der Zaubernacht am Stuttgarter Theaterhaus schrieb die Stuttgarter Zeitung: „Weill verwendet genial alle Möglichkeiten seiner Zeit, arbeitet mit atonalen Passagen, lässt die Streicher in schönster Walzerseligkeit schluchzen, imitiert den Neoklassizismus, aber auch die harmonischen Errungenschaften der Zweiten Wiener Schule.“ Ein großer Erfolg, den das Kurt Weill Fest in diesem Jahr wiederholt. Kunst und Gesellschaft Für den Kommunisten Hanns Eisler waren Kunst und Gesellschaft nie zu trennen. „Wer nur etwas von Musik versteht, versteht auch davon nichts“, war seine Devise. Gegen die „Dummheit in der Musik“ kämpfte er Zeit seines Lebens – und zermürbte sich schließlich im Kleinkrieg gegen den engen Kunstbegriff im „real existierenden Sozialismus“. Eislers Ernste Gesänge, die er 1961 komponierte, sind eine äußerst vielfältige LiedSammlung, die ebenso reich und widersprüchlich ist wie seine Sicht der Wirklichkeit. Eisler wählte für seine acht Ernsten Gesänge Texte von Hölderlin, Berthold Viertel, Giacomo Leopardi, Helmut Richter und Stephan Hermlin sowie die Besetzung Bariton mit Streichorchester. Mit diesen Stücken realisiert Eisler etwas Einmaliges: Er benutzt in kleinsten Dosierungen durchweg die Schönberg’sche Musiksprache. So kokettiert er mit der Zwölftontechnik und wählt sich charakteristische Intervallgestalten für die einzelnen Stücke aus. Doch Eislers Musiksprache ist zugleich von einer nirgends plump gemeinten Sentimentalität bestimmt: gewiss Resultat seiner eigenwilligen Auffassung von Tonalität, die deutlich von Brahms’schen Erfahrungen herrührt. Außerdem bricht er keineswegs mit seiner musikalischen Vergangenheit, denn wer genau hinhört, findet den ganzen Eisler wieder. Worin seine persönliche Hoffnung bestand, versteht man am besten aus der Vortragsanweisung, die er seinen in düsteren Zeiten, kurz vor seinem Lebensende veröffentlichten Ernsten Gesängen vorangestellt hat: „Der Sänger möge sich bemühen, durchweg freundlich, höflich und leicht zu singen.“ Endlich! Johannes Brahms war gewiss erleichtert, als er nach jahrelanger Arbeit mit vielen Umarbeitungen, Verwerfungen und Korrekturen seine Erste Sinfonie freigab. Er befreite sich damit von einem Problem, das zeitweise wie ein Trauma auf ihm lastete: Wie kann man nach Ludwig van Beethoven noch eine vollgültige Sinfonie schreiben, in der die formale Anlage Beethovens übertroffen und die unverwechselbare Handschrift ihres Schöpfers offenbar wird? Erst in seinem 43. Lebensjahr gelang es Brahms – nach mehreren abgebrochenen Versuchen und fast fünfzehnjähriger Arbeit an diesem Werk – seine Erste Sinfonie fertig zu stellen. Die lange Entstehungszeit der Komposition resultiert aus zwei einander bedin- genden Umständen. Zum einen aus Brahms’ akribischer und äußerst selbstkritischer Arbeitsweise, deretwegen er viele seiner Frühwerke vernichtet hat. Zum anderen aus der durch Freunde und Öffentlichkeit genährten Erwartungshaltung. Geprägt ist das Werk nicht nur von der Auseinandersetzung mit Beethoven, was sich etwa in Orchesterbesetzung, zeitlicher Dimension, der Wahl der von dem Wiener Klassiker gerne verwendeten Tonart c-Moll und auch in thematischen Anlehnungen zeigt. So orientiert sich die Erste Sinfonie konkret an der Fünften von Beethoven, die ebenfalls in c-Moll steht. In Brahms’ Werk von 1876 spielt sich primär eine wichtige emotionale Änderung im musikalischen Ausdruck ab. So beginnt die Sinfonie mit dem von Anfang an dramatisch, sorgenerfüllten ersten Satz in c-Moll, anschließend entwickelt sie sich weiter durch die Ruhe des zweiten Satzes über das pulsierende Allegretto in Satz drei hin zum lösenden vierten Part der Komposition. Dieser Prozess ist treffend mit der Formel per aspera ad astra zu beschreiben, besonders in Bezug auf das chromatisch ansteigende Motiv, welches Brahms’ Biograph Max Kalbeck als „Schicksalsmotiv“ bezeichnete. Die Uraufführung in Karlsruhe wurde zu einem der größten Triumphe in der Laufbahn des Komponisten. Die hoch gespannte Erwartung der musikalischen Welt war erfüllt. Brahms selbst hielt dazu fest: „Das Orchester hat mit einer Wollust geübt und gespielt und mich gelobt, wie es mir noch nicht passiert ist.“ Doch auch kritische Töne waren zu hören, die sich zum Teil auf thematische Unklarheiten, aber auch auf Orchestrierungsfragen beziehen. Wenige Wochen später wurde das Werk aber in Wien gefeiert und bereits ein Jahr später folgte die Zweite Sinfonie in D-Dur. Anhaltische Philharmonie Dessau Johannes Brahms an seinen Freund Hermann Levi „Ich werde nie eine Symphonie komponieren! Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen hinter sich marschieren hört“ Anhaltisches Theater Dessau Weitere Veranstaltung Freitag, 11.03.2011 V40 19.30 Uhr, Konzert im Anhaltischen Theater Dessau 31 Egal, wohin Sie Ihr Weg führt – wir begleiten Sie ein Leben lang. GiroNet zum fairen Preis von 0,00 € Unser gebührenfreies Konto – es spart Ihnen Zeit und Geld, damit Sie sich noch mehr Ihren Zielen widmen können. Sparkasse Dessau www.sparkasse-dessau.de Freitag, 04.03.2011 Renaud Garcia-Fons V22 22.00 Uhr, Konzert im Bauhaus Dessau „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ u r Au f f ü h r u n G Auftragsvergabe einer Neukomposition zum Silhouettenfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ Komposition: Renaud Garcia-Fons (*1962) Film: Lotte Reiniger Idee und Konzeption: Wilfried Schaus-Sahm 5-saitiger Kontrabass: Renaud Garcia-Fons Bansuri und Bassflöte: Henri Tournier Marimbaphon: Franck Tortiller Orientalische Perkussion: Bruno Caillat Laute, persische Târ: Claire Antonini Akkordeon: David Venitucci Techniker: Roman Frydman Eine Auftragskomposition der KurtWeillGesellschaft e.V. Eine Kooperation mit dem Bauhaus Dessau. Die Aufführung wird gefördert durch die Kunststiftung des Landes SachsenAnhalt und die Kloster Bergesche Stiftung. Mit freundlicher Unterstützung des Ingenieurbüro R. A. Patt GmbH Ein unerhörtes Unterfangen Als der jüdische Bankier Louis Hagen die vierundzwanzigjährige Lotte Reiniger 1923 auf die Idee bringt, einen abendfüllenden Film in Silhouettentechnik herzustellen, ist dies für damalige Verhältnisse „ein unerhörtes Unterfangen“, wie sie 1971 schreibt. Reiniger hat bis zu diesem Zeitpunkt nur zehnminütige Kurzfilme gedreht, begibt sich aber, großzügig finanziell unterstützt von Hagen, mit ihrem Team an die Arbeit. In dreijähriger Detailarbeit entsteht so, mehr als zehn Jahre vor dem ersten Disney-Film, der erste abendfüllende Animationsfilm der Geschichte: Die Abenteuer des Prinzen Achmed. Reiniger selbst verfolgte zunächst ihren Plan, Schauspielerin zu werden; fasziniert von der chinesischen Kunst des Silhouettenspiels hatte sie jedoch schon als Jugendliche die Scherenschnitttechnik perfektioniert, Vorspänne zu Filmen geschaffen und 1919 sogar ihren ersten Kurzfilm Ornament des verliebten Herzens herausgebracht. Anfang der 1920er Jahre betrat sie die Berliner Literatur- und Künstlerszene, 1928 konnte sie Paul Dessau, Kurt Weill und Paul Hindemith zur Mitarbeit an Dr. Doolittle und seine Tiere gewinnen, 1936 schrieb Benjamin Britten die Musik zu The Tocher. Und selbst Bertolt Brecht suchte die Kooperation mit Reiniger, als er zu seinem Stück Der Kaffeesackschmeißer eine Trickszene plante – eine Zusammenarbeit, die jedoch durch Hitlers Machtergreifung verhindert wurde. Später setzte die Künstlerin Mozarts Musik mit ihren animierten Scherenschnitten in Szene, 1931 entsteht Zehn Minu ten Mozart, 1936 Papageno als erster farbiger Silhouettenfilm und schließlich 1973 die Zauberflöte für große Schattenbühne. Tausendundeine Nacht aus Karton Doch zurück zur Arbeit an Prinz Achmed. Die Geschichte, ebenfalls aus der Feder der jungen Lotte Reiniger und gefüllt mit bekannten Motiven aus Tausendund einer Nacht, ist schnell erzählt: Der böse afrikanische Zauberer hat sich unsterblich in Dinarsade, die Tochter des Kalifen, verliebt. Er schafft ein fliegendes Zauberpferd, mit dem er den Kalifen stark beeindruckt, und als Belohnung wird ihm gestattet, was immer ihm beliebt aus den Kostbarkeiten des Kalifen zu wählen. Natürlich wünscht er sich Dinarsade zur Frau. Ihrem Bruder Achmed ist dies unerträglich. Er verlangt, das Zauberpferd zunächst zu testen, und fliegt mit ihm in die Höhe. Jedoch gelingt es ihm erst nach einem sehr langen Flug, den Absinkmechanismus zu finden. So landet er auf der geheimnisvollen Zauberinsel Wak Wak. Dort verliebt er sich unsterblich in die schöne Fee Pari Banu und fliegt mit ihr ins ferne China, wo sie jedoch vom afrikanischen Zauberer entführt wird, der ihnen gefolgt ist und sie dem chinesischen Kaiser als Sklavin verkaufen will. Achmed muss nun einige Prüfungen bestehen, gegen Dämonen und den bösen Zauberer kämpfen, um Pari Banu mit der Hilfe von Aladin und dessen Zauberlampe zu sich zurückzuholen und an den Hof seines Vaters heimzukehren. Reiniger arbeitete von 1923 bis 1926 mit ihrem fünfköpfigen Team an Prinz Achmed. Während ihr Mann Claus Koch die Aufnahmeleitung innehatte, schnitt Lot- Lotte Reiniger (1969) „Ich habe keine bestimmte Idee vom Publikum; ich arbeite sehr gerne für Kinder, weil sie ein kritisches und sehr dankbares Publikum sind. Es hat sich immer herausgestellt, dass die Filme, in denen ich mich auf meinem eigensten Gebiet bewegte, dass diese Filme es sind, die den größten Erfolg haben, weil mir das am besten lag. Ich habe immer nur das gebracht, was ich am besten konnte.“ Weitere Veranstaltungen Samstag, 05.03.2011 V23 11.00 Uhr, Familienkonzert im Bauhaus Dessau V28 22.00 Uhr, Konzert im Bauhaus Dessau 33 Gestaltete Träume im Gartenreich Dessau-Wörlitz Das Gartenreich Dessau-Wörlitz entstand im ehemaligen Kleinstaat Anhalt-Dessau während der letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts. Aus den Ideen der Aufklärung und im Bemühen um »Landesverschönerung« erwachsen, vereinigen sich in dieser Kulturlandschaft von 145 km2 Parkanlagen, Schlösser und zahlreiche andere Bauwerke zu einzigartigen Ensembles. Der Landschaftsgarten, Klassizismus und Neugotik erfuhren hier eine in Deutschland sehr frühe Ausprägung. – Erleben und genießen Sie gestaltete Träume im Gartenreich Dessau-Wörlitz. www.gartenreich.com Kulturstiftung DessauWörlitz te Reiniger selbst die mehr als 80.000 Einzelbilder, die für den Film nötig waren und alle mit der für sie berühmten Scherenschnitttechnik aus schwarzem Karton gefertigt werden mussten. Kopf, Arme und Beine der Figuren wurden mit Drähten beweglich gemacht, danach nahm man die Figuren über einer von unten beleuchteten Glasplatte Bild für Bild auf, was pro Sekunde mindestens 24 Bilder bedeutete. Reiniger selbst verschob die Figuren von Aufnahme zu Aufnahme manuell, auch Stop-Motion-Verfahren genannt, und animierte so den Film. Die Hintergründe zeichnete Walter Ruttmann, der später mit Berlin – Die Sinfonie der Großstadt für Furore sorgte und die Bewegungen für Geisterkämpfe und feuerspeiende Berge schuf, während der Experimentalfilmer Berthold Bartosch die Erfindung der animierten Wellenbewegung für sich verbuchen konnte – eine der berühmtesten Szenen aus Prinz Achmed und eine spektakuläre Neuheit für damalige Verhältnisse. Zum Team gehörte ebenfalls Wolfgang Zeller, späterer Komponist der Filmmusik von Propagandawerken wie Jud Süß (1940) oder dem Dokumentarfilm Serengeti darf nicht sterben (1959). Er schrieb die Musik zu Prinz Achmed, zu der Reiniger die Bewegungen der Figuren so aufzunehmen versuchte, dass sie zum Rhythmus der Musik passten, um einen synchronen Effekt zu erzeugen. Zaubernde Hände Obwohl die Reaktion auf die Uraufführung beim Berliner Publikum zunächst verhalten ausfiel, wurde der Film von den zeitgenössischen Kritikern hoch gelobt. So kommentierte der „Vorwärts“, das Partei-Organ der SPD, im Jahr 1926: „Der Geist des Märchens in der filmischen Bilderfolge ist aufs glücklichste neu geboren“. Und Jean Renoir jubelte: „Ein Meisterwerk! Sie [Lotte Reiniger] wurde mit zaubernden Händen geboren!“ In den Wirren des Zweiten Weltkriegs ging jedoch das Negativ des Films verloren. Erst 1989 gelang es im Deutschen Filmmuseum Frankfurt, den Film zu restaurieren. Man verwendete dafür ein Negativ, das 1954 vom Finanzier Louis Hagen in London aus dem einzig erhaltenen Filmpositiv hergestellt worden war. Am 100. Geburtstag von Lotte Reiniger stellte man erfolgreich eine neue Kopie her, die um weitere originale Zwischentitel ergänzt wurde und Reinigers Einteilung in fünf Akte berücksichtigt. Im Rahmen der Beschäftigung mit Kurt Weills Schaffensperiode in Berlin hat das Kurt Weill Fest 2011 daher eine Neukomposition der Filmmusik bei Renaud Garcia-Fons in Auftrag gegeben. Der Komponist studierte zunächst Kontrabass beim syrischen Bassisten Francois Rabbath, der ihn im Hinblick auf orientalische Musik nachhaltig beeinflusste. So fühlt sich Garcia-Fons, der den Kontrabass mit einer fünften Saite versah, um ihn als Soloinstrument nutzen zu können, der Flamenco-Tradition, aber auch dem Jazz, der Klassik und der Weltmusik verbunden. Folglich besetzt er auch das Ensemble seiner Filmmusik für Reinigers Film Die Abenteuer des Prinzen Achmed mit orientalischen Instrumenten wie Târ oder Bansuri. Samstag, 05.03.2011 V23 11.00 Uhr, Familienkonzert im Bauhaus Dessau „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ WMEILI LIELN FA KO N Z E RT In der Kindervorstellung „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ findet nur die Filmvorführung statt – natürlich mit der Live-Musik von Renaud Garcia-Fons und seinem Ensemble. 35 Samstag, 26.02.2011 V5 19.00 Uhr, Musikalische Comedy in der Marienkirche Dessau „Die besten Liebhaber der Welt“ Bidla Buh Gesang und gestopfte Trompete: Hans Torge Bollert Gitarre und Refraingesang: Olaf Klindtwort Schlagwerk und Effekte: Jan-Frederick Behrend Udo Jürgens (*1934) Aber bitte mit Sahne Ralph Arthur Roberts (1884-1940) Auf der Reeperbahn nachts um halb eins Theo Mackeben (1897-1953) Bel ami Ralph Maria Siegel (*1945) Caprifischer Sören Sieg (*1966) Das Schwein Der Türsteher Der YetiText Die Made Sportfreunde Stiller (gegr. 1996) Hausmeister Lothar Brühne (1900-1958) Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau`n Fred Raymond (1900-1954) Ich hab’ das Fräul`n Helen baden sehen Glenn Miller (1904-1944) In the Mood PAUSE Robert Sherman (*1925) & Richard Sherman (*1928) Jetzt wird’s tierisch gut Jan-Frederick Behrend & Bidla Buh Kaktus goes Rap Hans Torge Bollert & Bidla Buh Kaktus rockt Olaf Klindtwort & Bidla Buh Kaktus in Rom Bidla Buh Kaktus in Russland Olaf Klindtwort & Bidla Buh Kaktus in Spanien Max Raabe (*1962) Kein Schwein ruft mich an Peter Reisfeld & Albrecht Marcuse Mein kleiner grüner Kaktus Sören Sieg Mein Nachbarhund Musikerzoo Olaf Klindtwort Pfeiflied Mikis Theodorakis (*1925) & Michel Mikis Zorba the Greek: Theme Bidla Buh Tischmusik Mustafa Gündoğdu (*1966) & Errol Rennalls Sexbomb Bill Haley (1925-1981) Rund um de Clock Die besten Liebhaber der Welt Die drei Herren, die das so ungeniert von sich behaupten, sind Hamburger Musiker, die ihrem Trio den ganz unhanseatisch klingenden Namen Bidla Buh gegeben haben. So stammt er denn auch aus der Feder des Österreichers Georg Kreisler, in dessen Bidla BuhLied ein Mann stets seine Geliebten umbringt, bevor die Liebe vergeht. Für Hans Torge Bollert, Olaf Klindtwort und Jan-Frederick Behrend spiegelt dieser Titel „die Leidenschaft für die Welt der Liebe, der Ironie und des sympathischen Wahnsinns“ wider. Anfangs interpretierten die drei Hamburger die Lieder der 1920er und 1930er Jahre im Stil der damaligen Zeit. Doch schon bald entdeckten sie, welche Möglichkeiten dieser schier unerschöpflich scheinende Fundus an Grammophon-Klassikern darüber hinaus bietet. Noch immer stilvoll in Lackschuhen, Frack und roter Rose am Revers gekleidet, werden nun Rock- und Popsongs in nostalgisches Liedgut umgewandelt und umgekehrt. Aus Bill Haleys Rock Around the Clock wird Rund um de Clock, aus Alexis Zorbas ein teutonischer Sirtaki-Tanz, und selbst Der kleine grüne Kaktus bleibt von der Parodie nicht verschont: Er tourt durch Rom, Russland und Spanien und wird sogar gerappt und gerockt. Die drei Musiker beherrschen nicht nur ihre Instrumente virtuos, sondern ebenso Besteck, Teller und Töpfe oder auch Besen. Und wenn es dem Umstand angemessen erscheint, so wenn von dem tragischen Tod einer Made berichtet wird (Heinz Erhard hätte seine helle Freude daran gehabt), dann singen sie auch perfekt a cappella. Ob nun Hans Torge Bollert, Olaf Klindtwort und JanFrederick Behrend die besten Liebhaber der Welt sind oder nicht, sie sind einfach herrlich komisch bis ironisch und ein bisschen wahnsinnig und wahnsinnig sympathisch. Bidla Buh ist Musik-Comedy vom Feinsten – das beweisen schon die zahlreichen Kleinkunstpreise der letzten Jahre. Aber überzeugen Sie sich selbst. Redaktions-Tipp Bidla Buh Fracksausen (2006) Eigenproduktion von Bidla Buh Mit freundlicher Unterstützung der Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt 37 Samstag, 26.02.2011 V7 22.00 Uhr, Konzert im Alten Theater Dessau Little Annie & Baby Dee „Berlin – New York und zurück“ Gesang: Little Annie Klavier: Baby Dee Annie Bandez & Paul Wallfisch Suitcase full of Secrets Annie Bandez & Dee Norris (*1953) Gown of Tears Angels gone before Annie Bandez & Paul Wallfisch Because you’re gone Song In the Barwomb Dee Norris Dance of diminishing Possibilities Mark Knopfler (*1949) Private Dancer Jacques Brel (1929-1978) If you go away Stevie Wonder (*1950) I never dreamed you’de leave in Summer Charles Aznavour (*1924) Yesterday when I was young Eine Kooperation mit dem Beatclub Dessau Weitere Veranstaltung Sonntag, 27.02.2011 V7a 19.30 Uhr, Zusatzkonzert im Alten Theater Dessau Little Annie (links) Baby Dee (rechts) 38 Klang, Farbe, Performance: ein Gesamtkunstwerk! Kurt Weill; das Bauhaus und die Idee des Gesamtkunstwerks; das Bauhaus und Lehrer wie Paul Klee oder Wassily Kandinsky, die sich brennend für Musik interessierten; Lyonel Feininger, der Maler, der Fugen komponierte – wer würde besser ins Konzept der Dessauer Moderne passen als die amerikanische Künstlerin Little Annie. Sie hat als Malerin Erfolg, ihre Bilder sind in renommierten Galerien zu sehen. Aber einordnen kann man sie nicht. U oder E? Diese buchhalterische Frage belastet nicht nur das Werk Weills, sondern auch das bildnerische Œuvre von Little Annie. Hier mutet es folkloristisch-indianisch an, dort lässt es an Frida Kahlo denken. Und manchem Betrachter ihrer Bilder steigen Assoziationen an die klassische Ikonenmalerei auf – nicht zuletzt, weil Little Annie religiöse Figuren wie Madonnen oder Engel oder Christus „zitiert“. Allumfassend, Grenzen negierend ist aber auch die Sängerin und Komponistin Little Annie, die man hier allenfalls mit Schlagworten verorten kann: Punk, Elektronik, Post-Industrial „and so on“. Aber sie hat auch einen Draht zu den Klassikern ihres Metiers, zu Jacques Brel und seinem unvergesslichen Ne me quitter pas, zu Charles Aznavour, dem Zögling der Edith Piaf, oder zu Tina Turner, der mehrfachen Grammy-Preisträgerin. Nach Dessau kommt Little Annie mit der Pianistin, Harfenistin und Songwriterin Baby Dee, eine der schillernsten Live-Performerinnen in der ohnehin farbenfrohen Musikwelt. Nicht von ungefähr bezeichnete sie der britische Guardian als „Reinkarnation von Lotte Lenya“. Die Wandlungsfähigkeit der beiden Künstlerinnen garantiert im Alten Theater ein Notturno mit Quantensprüngen: vom Berlin der 1920er zum New York der 1970er Jahre, von der Welt des Kabaretts bis zur Kunst des Soul – eine Performance, in der ein farbiges Vexierspiel aus Licht, Bildern und Dekoration (wie könnte es bei einer Malerin anders sein) auch für visuelle Reize sorgt. Das Konzert mit Little Annie und Baby Dee wird am 26.02.2011 mitgeschnitten und kann unmittelbar nach dem Konzert käuflich erworben werden. Die hochwertige CD im Farbcover kostet € 15,00 und wird auf 99 Stücke limitiert. Restexemplare können beim Zusatzkonzert am 27.02.2011 erworben werden. Zudem hat Little Annie, die neben ihrer Profession als Musikerin auch als Malerin tätig ist, ein Bild zu ihrem Engagement zum Kurt Weill Fest gemalt. Auch dieses ist in streng limitierter Auflage, gedruckt auf hochwertigem Papier und signiert von der Künstlerin, an beiden Abenden erhältlich. Sonntag, 27.02.2011 Mittwoch, 02.03.2011 V12 20.00 Uhr, Chansons im Kurt Weill Zentrum / Haus Feininger V14 20.00 Uhr, Jazz in der Gründerzeitvilla Krötenhof „Gesang zwischen den Stühlen“ „Spring in Berlin“ Chansons von Edmund Nick nach Texten von Erich Kästner Gesang: Anna Haentjens Klavier: Sven Selle Edmund Nick (1891-1974) Fahrt in die Welt Existenz im Wiederholungsfalle Marschlied 1945 Staat und Individuum Glückwunsch eines Enfant terrible Frage an das eigene Herz Die Jugend hat das Wort Der Kümmerer Auf dem Nachhauseweg PAUSE Herbstlied (Herbst auf der ganzen Linie) Das Spielzeuglied Das Lied vom Warten Tangoliedchen (Ja, das mit der Liebe) Die lustige Witwe Die Vertreibung in das Paradies aus „Die 13 Monate“: Der Februar / Der März / Der Juni Strauss und von Hofmannsthal, Mozart und da Ponte – Autorengespanne, die man als glückliche Fügung bezeichnen darf, verdankt die Nachwelt ihnen doch Weltliteratur. Die Begegnung von Edmund Nick und Erich Kästner ist ähnlich gelagert, schufen sie in ihrem Bereich, dem des (Kabarett-)Chansons, doch auch Meisterwerke. Sie lernten sich in Breslau kennen. Nick, der in Wien Jura, aber auch Musik studiert hatte, arbeitete damals als Künstlerischer Leiter der Schlesischen Funkstunde. Der gelernte Historiker Kästner, den es nach Berlin verschlug, legte dem Komponisten Ende der 1920er Jahre ein Hörspielskript vor, das bald von sich reden machen sollte: Leben in dieser Zeit. Nick war spontan begeistert, ihm sagte die neuartige Großform zu, diese Mischung aus Chanson, gesprochenem Text und Chorsätzen. Und auch der Plot gefiel ihm, behandelte er doch das Leben eines durchschnittlichen Großstadtmenschen, eines Kurt Schmidt genannten Otto Normalverbrauchers, der sich mit den „Errungenschaften“ der Moderne auseinander setzen muss. Dennoch dachte Nick zunächst nicht daran, Kästners Hörspiel zu vertonen. Man ließ vielmehr bei Kurt Weill anfragen, dessen Dreigroschenoper gerade für Furore sorgte. Der schwer Beschäftigte retounierte indes: „Nick, machen Sie das doch!“ So leitete Weill eine Künstlerfreundschaft ein, die ausgehend von dem Sensationserfolg Leben in dieser Zeit Jahrzehnte lang währte, bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Kästner gemeinsam mit Nick in München ein Kabarett gründete: genannt Die Schaubude. Maria Baptist Trio Klavier: Maria Baptist Bass: Andreas Henze Schlagzeug: Michael Kersting Maria Baptist (*1971) Foreign Town Spring in Berlin Kurt Weill (1900-1950) My Ship Speak Low Maria Baptist Daydream Fuge for Jazztrio Anna Haentjens PAUSE Maria Baptist Blue Hour Sign of the Zodiak Loving Sunset Music for my Trio Part 2 Linger Change of Seasons „Die Fassaden der Häuser waren ungepflegt, seit 1914 hatte nur ein einziges Gebäude, die britische Botschaft, einen neuen Anstrich erhalten. 1920 ging man von der Voraussetzung aus, dass alles gestohlen wurde, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst in Cafés musste man den Kaffee mit einem Glasstäbchen umrühren, weil die Deutschen, die dort zu Besuch weilten, die Löffel stahlen.“ So beschreibt Ferruccio Busonis Biograf Edward Dent die Verhältnisse im Berlin der Nachkriegsjahre, in das Kurt Weill Ende 1918 zieht, um an der dortigen Hochschule Komposition bei Engelbert Humperdinck zu studieren. Nach einem Semester verlässt der junge Kurt Weill jedoch die Berliner Musikhochschule und damit die Großstadt. Er muss helfen, seine Familie als Korrepetitor in seiner Heimatstadt Dessau zu ernähren. Als er im Herbst 1920 erfährt, dass in Berlin nun Ferruccio Busoni Komposition unterrichtet, bewirbt er sich erneut und wird in dessen Meisterklasse aufgenommen. In den folgenden Jahren wird Weill Teil der Berliner Künstlerszene, verkehrt im Romanischen Café, tritt in die Novembergruppe ein und arbeitet mit Größen wie Georg Kaiser, Yvan Goll oder Bertolt Brecht zusammen. Die boomende Großstadt Berlin der 1920er konnte somit für Weill den idealen Schmelztiegel unterschiedlicher Einflüsse bieten, die es brauchte, um das Musiktheater zu revolutionieren und die Formen des institutionalisierten Bühnenbetriebs aufzubrechen. Die Jazzpianistin und Komponistin Maria Baptist wurde in ähnlicher Weise beeinflusst: Nach ihrer Kindheit in Berlin und dem Beginn des Klavierstudiums an der Berliner Musikhochschule, ergriff sie nach dem Mauerfall die Gelegenheit, nach New York zu ziehen. Wie Weill inspirierten und prägten sie beide Städte in ihrem Stil. Auf ihrem Konzeptalbum Spring in Berlin spürt Maria Baptist nun allen Facetten der Großstadt nach – angefangen von leichtem Swing bis zu melancholischen Balladen. Maria Baptist 39 Samstag, 05.03.2011 V26 20.00 Uhr, Konzert im AUDI Terminal Otto Grimm in Bitterfeld- Wolfen „Kurt goes Tango“ Tango Fusión Bandoneón: Lothar Hensel Violine: Dragan Radosavievich Violoncello: Ulf Borgwardt Kontrabass: Oliver Potratz Mit Werken u.a. von Weill, Piazzolla, Salgán, Rodriguez und Hensel Mit freundlicher Unterstützung von AUDI Terminal Otto Grimm GmbH & Co. KG Bitterfeld-Wolfen der Klassiker wie A Fuego Lento und Don Agustin Bardi schuf. Den auf diese Weise entstandenen Bearbeitungen stellt das Ensemble traditionelle argentinische Tangos gegenüber. So schlägt es, wie die Frankfurter Rundschau kommentierte, „eine Brücke zwischen den Metropolen Berlin und Buenos Aires und damit zwischen lateinamerikanischem und europäischem Musikempfinden.“ Eine solche Brücke verkörpert Lothar Hensel, der Bandoneónspieler des Ensembles, in persona. Nicht nur, weil er in Buenos Aires und Paris bei berühmten Tangomusikern studiert hat, sondern auch, weil er vom Niederrhein stammt, der Heimat von Heinrich Band, dem Erfinder des Knopfakkordeons. Liegt Hensel, dem fulminanten Virtuosen, das Bandoneónspiel also gewissermaßen in den Genen? Jedenfalls jubelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Geschickt huschten seine Finger über die unzähligen Knöpfe des Bandoneóns. Mal rhythmisch stark akzentuiert und schnell, dann wieder geheimnisvoll ruhig entführte sein Spiel die Zuhörer in südamerikanische Gefilde.“ ISBN 978-93 0388-4 0-0 kereiwagnergm bh.de | www.dr uckereiwagne rgmbh.de ■ Briefbögen ■ Mappen Kataloge ■ Plakate rk der Ma Süden Tropisc Inselto Reinhar d Wahr en h-Bran uren im denbu Süden der Ma rk rg Postkarten ■ Brosc hüren ■ ■ Flyer ■ Folder Bäßler verkauf@druc Bücher ■ uren im Inselto urg andenb er Gründung des Sächh, in neun Kapiteln und ichte des SBB nachzu, Porträts und Berichten ig werden zu lassen. Die den Anfängen des BergKlettersport und die Bun- isch-Br Rückschau und Ausblick n Trop Mit den Tropen verbinde schwertes n wir vor Lebensge allem fühl, ein und Urwa ein unbe Flair von ld, mit Sonne Karibik, den, glas pur, endl Südsee klarem os weiß Meerwass gunen. en Sand Eine Welt sträner und bezauber mit exot betörend nden Laischen en Gerü Tieren chen und und Pfla Früchten süßen, nzen, . Diese wohlschm Welt aber Reizen ecke nden tatsächlic zu erleb en, das h mit all bleibt ihren oft nur Und doch Wunsch oder gibt es einen schöner ferne Welt Ort in Traum. Brandenb erlebbar den werd urg, wo ist und en kann authentis diese . Ursprüng ch nach Heidewie empfunlich nur se für wüste weidende Fläche, wurde Schafdann der „Bra und Rind Fleckens, nd“, so erherden der offiz später , als Flug ielle Nam genutzt. platz der e dieses Danach sowjetisc war er hen Arm Luftschiff Werftgelä ee e, die nde für ein Trau schließlic Hightech m blieb h eine en – und wunders Namen ame Wan erfuhr Tropical dlung. Islands tausende Unter dem zieht er von Besu inzwische chern n Hund könnte in seine ertnicht größ n Bann Wald. Der Kont er sein: und Heid Umringt rast elandsch von mär Halle, aft erhe kischer einem bt sich Dom gleic eine giga h, der ntisc he genügend Platz biete Unsere besonder für eine t exotische e Insel-Tou in „Tro pisch-Bra Insel. r ende t aber ndenburg Islands nicht etwa “. Im Umk hält sie weitere reis von die die sehenswe Tropical wunderb rte „Ins are Kult prägen. eln“ bere urlandsc Als Kont haft Südb it, rastprogr randenbu Freizeitamm oder rgs und Urlau Naturfreu für die bsplanun weitere nden, g solle kulturges n sie beso nikfans, chichtlich Freizeitnders Interessie und Wass Freunden rten, Tech erportler großartig n, Wan geben, er Land derern den reizv schaftspa und ollen Süde rks Anre gungen n Bran denburgs weiter zu erkunden . 100 Jahre Sächsischer Bergsteigerbund Lothar Hensel ■ Überzeugt! rd Wahre 100 Jahre Sächsischer Bergstei gerbund Qualität die Reinha Wäre er in Indien eingewandert und nicht in die Vereinigten Staaten von Amerika, hätte er, wie ich fest glaube, wundervolle indische Musik geschrieben (…). Darum kann Deutschland Weill als Deutschen, Frankreich ihn als Franzosen, Amerika ihn als Amerikaner und ich ihn als Schwarzen ausgeben.“ Die Äußerung stammt von dem amerikanischen Dichter Langston Hughes, der die Songtexte zu Kurt Weills Street Scene schrieb. Kurt Weill ist zwar nicht nach Argentinien eingewandert, ein Tango entstammt aber doch seiner Feder: You kali, 1934 im französischen Exil entstanden. Und in viele andere seiner Werke sind Tangorhythmen eingeflossen. Der Name ist Programm: Das Ensemble „Tango Fusíon“, ein Kammermusikquartett, hat sich ganz dem Tango verschrieben und wie übereinstimmend geurteilt wird: ins 21. Jahrhundert geholt. Für ihr Programm haben die vier Musiker einerseits nicht-traditionelle Tangos auf ihre Besetzung zuschneiden lassen: Stücke von Kurt Weill, von Astor Piazolla, dem Begründer des Tango Nuevo, oder von Horacio Salgán, Druckerei Wag ner | Weststra ße 60 OT Siebenlehn | 09603 Großsc hirma Tel. 035242 68 851 | Fax 035242 67726 Zeitschriften ■ Visite nkarten ■ ■ Anzeigen 41 Mittwoch, 09.03.2011 Redaktions-Tipps V32 20.00 Uhr, Konzert in der Halle des Elbe-Werks Roßlau Nils Landgren . Funk Unit Licence to Funk ACT 9455-2 „Wollny & Landgren“ Klavier: Michael Wollny Posaune: Nils Landgren Nils Landgren & Joe Sample Creole Love Call ACT 9707-2 Der Jazz ist für Kurt Weill ein wichtiger Bestandteil seines kompositorischen Schaffens gewesen. Daher ist er ein fester Bestandteil beim Kurt Weill Fest und in mehreren Programmen vertreten, so auch bei Wollny & Landgren. Doch dieses Programm ist ein wahrhaftes Überraschungspaket. Nicht was die Qualität der Musiker anbelangt, die ist unbestritten. Doch was Sie, das Publikum, zu hören bekommen werden, wissen nicht einmal die Musiker selbst. Als sich Nils Landgren und Michael Wollny begegneten, war ihnen schnell klar, dass sie etwas gemeinsam machen wollen. Und in diesem Fall konnte das Vorhaben tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, da der eine nicht gerade auf Tournee war, als der andere Zeit hatte, und umgekehrt. Der schwedische Posaunist und Sänger Nils Landgren (sein Markenzeichen: eine metallic-rote Posaune) ist einer der erfolgreichsten europäischen Jazzmusiker. 1992 gründete er die „Nils Landgren Unit“, die er mittlerweile, passend zum Stil der Musik, in „Nils Landgren Funk Unit“ unbenannt hat. Und ob als festes Mitglied der NDR Bigband, ob als Festival-Organisator oder künstlerischer Leiter des Berliner Jazzfests, ob in Zusammenarbeit mit dem Jazz-Musiker Joe Sample oder bei seinen Weihnachtskonzerten, in denen er sein Publikum mit Weihnachtsliedern vom Mittelalter bis zur Gegenwart in Stimmung bringt: Wenn jemand dem europäischen Jazz Herz, Stimme und Hirn verleiht, dann er. Die musikalische Prägung des Pianisten Michael Wollny ist eindeutig europäisch. Johann Sebastian Bach, Franz Schubert, die deutsche Romantik und der französische Komponist Olivier Messiaen haben ihn ebenso beeinflusst wie die Musik von der anderen Seite des Atlantiks. Seine Hinwendung zum Jazz fand Nils Landgren Sentimental Journey ACT 9409-2 Nils Landgren Funk Unit Funky ABBA ACT 9430-2 Nils Landgren Christmas with my Friends ACT 9454-2 Nils Landgren Christmas with my Friends, II ACT 9476-2 Michael Wollny Michael Wollny's Wunderkammer Act 9487-2 Michael Wollny Piano Works VII: Hexentanz Act 9756-2 www.nilslandgren.com www.michael-wollny.de 42 jedoch schon während des Studiums an der Hochschule für Musik in Würzburg statt, das er 1997 begann. Dort nahm er Unterricht bei dem Jazzmusiker Chris Beier. Zudem waren zwei weitere Jazz-Pianisten seine Lehrer: der Brite John Taylor und der Amerikaner Walter Norris. Und bereits 1998 wurde er Mitglied im Bundesjazzorchester, dem er bis 2002 angehörte. Seit 2003 sammelt Michael Wollny Preise ein, und sein erstes Soloalbum, das 2007 unter dem Titel Hexentanz erschien, wurde von der Kritik sehr gelobt. Die Improvisation gehört zum Jazz, also lassen Sie sich von diesen beiden hervorragenden Musikern überraschen. Mittwoch, 09.03.2011 V33 20.00 Uhr, Konzert im Zeughaus Lutherstadt Wittenberg „Ballads of Good Life“ Rezitation: Frank Dukowski Pindakaas Saxophon Quartett Sopran- und Altsaxophon: Marcin Langer Altsaxophon: Guido Grospietsch Tenorsaxophon: Anja Heix Baritonsaxophon: Matthias Schröder Kurt Weill (1900-1950) Ouvertüre / Anstatt-dass-Song / Die Ballade vom angenehmen Leben Bertolt Brecht (1898-1956) Texte aus der Dreigroschenoper Kurt Tucholsky (1890-1935) Proteste gegen die Dreigroschenoper Kurt Weill Polly’s Lied / Tango-Ballade Heinz Liepmann (1905-1966) Hamburg in der Nacht des Reichstagsbrandes Kurt Weill Kanonen-Song / Kurt Tucholsky / Joebbels Werner R. Heymann (1896-1961) Ein Freund, ein guter Freund Roger Fernay (1905-1983) Youkali Kurt Weill Youkali. Tango habañera Hermann Hesse (1877-1962) Nachts in der Kabine Franz Kafka (1883-1924) Amerika (Auszüge) Kurt Weill Alabama Song PAUSE Igor Strawinsky (1882-1971) Tango (1940) Astor Piazzolla (1921-92) Erinnerungen – New York, New York (Auszüge) / Milonga Picaresque Klaus Mann (1906-1949) Denk ich an Deutschland (Auszug) Astor Piazzolla Oblivion / Libertango Rose Ausländer (1901-1988) Ein Tag im Exil / Niemand Kurt Weill Lost in the Stars / Die Moritat von Mackie Messer / Dreigroschen-Finale Alfred Döblin (1878-1957) Schicksalsreise Erich Kästner (1899-1974) In memoriam memoriae / Kurt Weill / Choral Exil und Freiheit „Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab: Emigranten. / Dass heißt doch Auswanderer. Aber wir / Wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluss / Wählend ein anderes Land. Wanderten wir doch auch nicht / Ein in ein Land, dort zu bleiben, womöglich für immer. / Sondern wir flohen.“ Zeilen aus Bertolt Brechts Gedicht Über die Bezeichnung Emigranten von 1937. Die Liste der Exilanten, die Brechts Schicksal teilen und vor den Nationalsozialisten flüchten, ist lang: Thomas Mann sucht 1933 zunächst in der Schweiz Zuflucht, Igor Strawinsky emigriert nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten nach Frankreich in die USA, und auch Arnold Schönberg begibt sich 1933 – nach einem Zwischenstopp in Paris – ins amerikanische Exil. Schon Ende der 1920er Jahre gehen Kurt Weills Emigration aus Deutschland Anfeindungen nationalsozialistischer Gruppierungen voraus. Immer wieder kommt es bei Aufführungen seiner Werke zu massiven Störungen. Im Zuge der Uraufführung seiner Oper Die Bürg schaft von 1932 beispielsweise wird Weill als jüdischer Komponist von der rechten Presse geschmäht – kaum verwunderlich, da die Oper jegliche Form von absoluter Herrschaft kritisiert. Der Kampfbund für deutsche Kultur beginnt nach der Uraufführung, jedes Theater unter Druck zu setzen, das bereits Verträge für diese Oper abgeschlossen hat, bis das Stück 1933 schließlich verboten wird. Im selben Jahr gehen Notenpapiere mit Weills Musikstücken bei der Bücherverbrennung in Berlin in Flammen auf, und Die Dreigroschenoper fällt ebenfalls unter das Verbot. Weill, der die politischen Entwicklungen in Deutschland genau verfolgt hat, besteigt 1935 mit Lotte Lenya den Dampfer „Majestic“, der Kurs auf die Vereinigten Staaten nimmt. Während Komponisten wie Arnold Schönberg oder Ernst Krenek in den USA eine rege Lehrtätigkeit aufnehmen, ist Kurt Weill jedoch fest entschlossen, in den amerikanischen Musiktheaterbetrieb einzusteigen und die amerikanische „Oper“ mitzuprägen, was ihm später auch gelingen sollte. Obwohl er 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhält, gilt er in den Staaten zunächst als Deutscher. Als das Magazin Life ihn 1947 als ‚deutschen Komponisten’ bezeichnet, sendet Weill prompt einen öffentlichen Brief zurück, in welchem er seinen Protest darüber und die Enttäuschung über sein Geburtsland ausdrückt: „Obgleich ich in Deutschland geboren bin, bezeichne ich mich nicht als ‚deutschen Komponisten‘. Die Nazis haben mich eindeutig nicht als solchen bezeichnet, und ich verließ ihr Land 1933. Ich bin amerikanischer Staatsbürger, während meiner zwölf Jahre in diesem Land habe ich ausschließlich für die amerikanische Bühne komponiert. Ich würde es begrüßen, wenn Sie Ihre Leser auf diese Tatsache hinweisen könnten.“ Frank Dukowski und das Pindakaas Saxophon Quartett haben sich nun zur Aufgabe gemacht, ihren Konzertabend unter dem Motto Exil und Freiheit zu gestalten. Songs aus Weill / Brecht’schen Koproduktionen wie der Dreigroschenoper oder dem Songspiel Mahagonny werden zu Gehör gebracht, daneben erklingen Werke von Astor Piazzolla, Sohn italienischer Auswanderer, oder Igor Strawinsky. Frank Dukowski rezitiert Texte von Schriftstellern mit Exilerfahrung, unter anderem Kurt Tucholsky oder Klaus Mann. Allen ihnen sprechen Brechts Verse aus Gedanken über die Dauer des Exils (1937) sicherlich aus der Seele, stellen sie doch ambivalente Gefühle vieler Exilanten dar: „Schlage keinen Nagel in die Wand / Wirf den Rock auf den Stuhl / Warum vorsorgen für vier Tage? / Du kehrst morgen zurück.“ Pindakaas Saxophon Quartett Weitere Veranstaltung Donnerstag, 10.03.2011 V38 20.00 Uhr, Konzert in der Gründerzeitvilla Krötenhof 43 Freitag, 11.03.2011 V42 22.00 Uhr, Dada im Bauhaus Dessau „DADA Dessau Dessau Dada“ Tenor und Rezitation: Holger Falk Klavier und Moderation: Steffen Schleiermacher Hans Arp (1886-1966) Unser Kasper ist tot Stefan Wolpe (1902-1972) Stehende Musik Hugo Ball (1886-1927) Karawane Hans Heusser (1892-1942) Novelette (1919) Kurt Schwitters (1887-1948) Gedicht 25 elementar George Antheil (1900-1959) Airplane –Sonata (1924) Richard Huelsenbeck (1901-1988) Ende der Welt Hans Heinz Stuckenschmidt (1901-1988) Marsch Alexander des Großen über die Brücken von Hamburg (1921) Walter Mehring (1896-1981) Ihr Bananenrohköstler Hans Jürgen von der Wense (1894-1966) Ich hat’ einen Kameraden (1919) Georg Grosz (1893-1959) Welten – Fluten! Erwin Schulhoff (1894-1942) Drei Stücke aus „Fünf Pittoresken“ (1919) George Grosz zugeeignet Simultangedichte & Manifeste & Vexations von Hans Arp, Walter Serner (1889-1942), Hugo Ball, Tristan Tzara (1896-1963), Erik Satie (1866-1925) Stefan Wolpe An Anna Blume (1929) Die Kultur sind Fetzen „Nieder die Kunst! Dilettanten erhebt Euch gegen die Kunst!“ Mit solchen und ähnlichen Sprüchen machte die Erste Internationale Dada-Messe von sich reden, 1920, in Berlin. Die Besucher zeigten sich verstört. Es läge beinahe ein System darin, beschwerte sich Einer daselbst, die deutsche Seele, das deutsche Gemüt und Herz derart zu vergiften. Der Grund für diese „Brunnenvergiftung“ lag allerdings auf der Hand: der Krieg, die erste globale Katastrophe des 20. Jahrhunderts. „Dada“, kommentierte der progressive Architekt Adolf Behne, „zeigt die Welt 1920. Viele werden sagen: so scheußlich sei sie selbst 1920 nicht. Es ist so: Der Mensch ist eine Maschine, die Kultur sind Fetzen, die Bildung Dünkel, der Geist ist Brutalität, der Durchschnitt ist Dummheit und Herr das Militär.“ Dada entstand aus einer Absage an die bürgerliche Kultur. Diese habe, so war man überzeugt, der Erbauung jener gedient, die den Krieg initiiert und geführt hätten. Aus heutiger Sicht muten die Hervorbringungen der Dadaisten aber längst nicht mehr so destruktiv an wie zu ihrer Entstehungszeit. Die historische Distanz Kurt Schwitters 44 erlaubt es uns vielmehr, stärker das Groteske, Komische, ja Vitale von Dada wahrzunehmen – von einer Kunst, will es scheinen, die wie ein Phönix aus der Asche entstanden ist. Cabaret Voltaire „Jolifanto bambla ô falli bambla“ – mit dieser Zeile beginnt Hugo Balls berühmtes Lautgedicht Karawa ne, das die Wörter ihrer Bedeutung beraubt, indem es sie als reine Klangträger verwendet. Dennoch sind sie geeignet, Botschaften zu übermitteln, auch wenn diese eher impressionistischer oder atmosphärischer Natur sind. Ball, der seine politisch-weltanschauliche Biographie als Anarchist eröffnete, um sie als orthodoxer Katholik zu beenden, gehört zu den Mitbegründern des Zürcher Cabaret Voltaire, der 1917 eröffneten Geburtsstätte des Dadaismus. So auch der aus Straßburg stammende Hans Arp, eine literarisch-bildnerische Doppelbegabung. Sie äußert sich vor allem in heiterbewegten Skulpturen, die heute meist an hochrenommierten Orten zu sehen sind, etwa in der Harvard University oder dem Pariser Unesco-Gebäude. Der Lyriker Hans Arp, der kurz nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Gedichtband Die Wolkenpumpe debütierte, nannte seine Verse Textcollagen, „Klebebilder“. Bei ihrer Entstehung spielte der Zufall eine dominierende Rolle. Arps vielvertontes Poem Kaspar ist tot kündet davon: Kombinationen wie „heufische klappern in den glocken“ oder „die löwen verenden vor ihren schilderhäusern mit giesskannen voll diamanten zwischen den krallen“ lassen sich jedenfalls kaum rational erklären. Stehende Musik Zum Umfeld des Berliner Dada wie des Bauhauses zählt auch der Komponist Stefan Wolpe, der überdies der linken Novembergruppe angehörte. Die 1925 komponierte Stehende Musik, der einzig erhaltene Satz von Wolpes erster Klaviersonate, sorgte bei ihrer Uraufführung für einen handfesten Skandal: Ihre maschinenhaft hämmernden Rhythmen und ihre Absage an alles Melodische widersprachen den gängigen Schönheitsvorstellungen denn auch vehement. Als interessante, beinahe gespaltene Musikerpersönlichkeit kann man den Schweizer Hans Heusser bezeichnen, der als Hauspianist des Cabaret Voltaire fungierte, allerdings keineswegs nur ein Bürgerschreck war: Ganz im Gegenteil, er komponierte neben salonhafter Kammermusik vor allem Blasmusiken und Märsche, die sich bis heute großer lokaler Beliebtheit erfreuen. Die Attitüde des Biedermanns war auch dem Hannoveraner Kurt Schwitters nicht fremd, zeigte er sich doch meist in einem derart unauffälligen Habitus, dass man ihn nicht für einen Künstler (schon gar nicht für einen radikalen), sondern eher für einen braven, kleinen Angestellten halten mochte. Als Klassiker des Dada gilt Schwitters Ursona te, ein Gedicht, in dem er mit wortähnlichen, allerdings sich auf das Klanglich-Lautliche beschränkenden Gebilden, das Modell einer klassischen Sonate nachbaute. Als Klassiker darf man aber ebenfalls den bildenden Künstler Kurt Schwitters bezeichnen, der mit seiner Collagentechnik der Alltäglichkeit ein neues Weltbild schuf, in dem er Zeitungsschnippsel, Werbezettel, Fahrscheine und ähnliches verarbeitete. Zur Szene des Berliner Dada und der Novembergruppe zählte interimsweise auch der amerikanische Komponist und Pianist George Antheil, der sich werbeträchtig als „Bad Boy of Music“ vermarktete. Einerseits weil er bei seinen vielfach von Tumulten beglei- teten Konzerten einen Colt im Schulterhalfter trug, um sich gegebenenfalls den Weg freizuschießen (wie er in seiner witzigen Selbstbiografie augenzwinkernd erläuterte). Andererseits wegen seiner Kompositionen, die nicht nur von kräftigen, maschinenhaften Rhythmen leben, sondern sich fallweise auch industrietechnischer Mittel bedienten – so etwa sein Ballet mécanique, in dem neben elektrischen Türklingeln Flugzeugpropeller und Sirenen zum Einsatz kommen. tisch-urbane Leben einzufangen. So entstanden seine sogenannten Tempogedichte, unter ihnen Heimat Berlin: „Die Linden lang! Galopp! Galopp! / Zu Fuß, zu Pferd, zu zweit! / Mit der Uhr in der Hand, mit’m Hut auf’m Kopp / [...] / Mach Kasse! Mensch! die Großstadt schreit: / Keine Zeit! Keine Zeit! Keine Zeit!“ Sein 1919 publiziertes Gedicht Bananenrohköstler ist nicht nur ein Tempogedicht, sondern auch eine respektlose Schimpfkanonade, geschrieben von Einem, der aus Verletztheit verletzte. Vom Ende der Welt Richard Huelsenbeck wirkte als Dramatiker, Lyriker, Arzt wie Psychoanalytiker – und fand so ganz „nebenbei“ noch Zeit, sich als Chronist der Dada-Bewegung zu betätigen. Seine Verse Vom Ende der Welt mögen prima vista komisch anmuten, sind aber bei genauerem Hinsehen als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg zu verstehen, als Klage über die Sinnlosigkeit des flächendeckenden Massenmords: „Soweit ist es nun tatsächlich mit dieser Welt gekommen / Auf den Telegraphenstangen sitzen die Kühe und spielen Schach / So melancholisch singt der Kakadu unter den Röcken der spanischen Tänzerin wie ein Stabstrompeter und die Kanonen jammern den ganzen Tag.“ Der Berliner Hans Heinz Stuckenschmidt machte sich als Musikjournalist und Biograf Arnold Schönbergs einen Namen. Er gehörte als Pianist und Komponist der Novembergruppe an – ebenso der Peripherie des Bauhauses, bei dessen Konzerten er wiederholt mitwirkte – seine Kompositionen zeigten sich stark von George Antheil beeinflusst. Zu den bedeutendsten Lyrikern des Dada zählte Walter Mehring, dessen Werk heute leider ein wenig an den Rand gerückt ist. Mehring versuchte auf jazzhaft improvisiert erscheinende Art, in seinen Versen das hek- Der traurigste Mensch in Europa Bewegungslos, im Sinne von keiner Bewegung angehörend – so könnte man den notorischen Einzelgänger Hans Jürgen von der Wense charakterisieren, den Schriftsteller, Wanderer, Übersetzer, Photographen, Privatgelehrten und Komponisten. Wenses pazifistische Haltung, die sein Gesamtwerk grundiert, kommt in der atonal-bösen Persiflage Ich hatt’ einen Kameraden aus dem Jahr 1919 voll zur Geltung. In dem Maler und Karikaturisten Georg Grosz begegnen wir einem weiteren Mitglied der Berliner Novembergruppe. Schon der Titel seiner Autobiografie Ein kleines Ja und ein großes Nein spricht Bände. Immerhin stammt er von Einem, dem aufzubegehren Lebenselexier war, der aber auch –ein wenig an Walter Mehring erinnernd – eher überleben als siegen wollte. „Ach knallige Welt, du Lunapark“, heißt es in Grosz’ Gesang an die Welt, „Du seliges Abnormitätenkabinett, / Paß auf! Hier kommt Grosz, / Der traurigste Mensch in Europa.“ Aus Prag stammt der Komponist Erwin Schulhoff, der sich Anfang der 1920er Jahre in Berlin aufhielt und alsbald für Furore sorgte, indem er seiner avantgardistischen Musik Jazzelemente einverleibte. So dürfte die Widmung seiner Pittoresken an Grosz bei dem Empfänger Begeisterung ausgelöst haben, gab der sich doch dem neuen Genre mit Haut und Haaren und Zeichenstift hin. Hans Arp und Hugo Ball in einem Programmpunkt mit Walter Serner zu vereinen, dessen Pamphlet Letzte Lockerung von vielen Kennern als das wichtigste Manifest des Dadaismus eingeschätzt wird, sowie mit Tristan Tzara, einem der Hauptakteure des Cabaret Voltaire, macht ebenso viel Sinn wie die Verknüpfung mit Erik Satie. Könnte man ihn, der Stücke in Form einer Birne schrieb oder Schreibmaschinen als Perkussionsinstrumente gebrauchte, denn nicht als Urvater des Dada betrachten? Dieses SimultanGeschehen kann eigentlich nicht mehr getoppt werden. Es sei denn durch Stefan Wolpe und seine Vertonung von Schwitters Dada-Hymne An Anna Blume (1929), einem vollchromatisierten Liebesgedicht: „Und Du, Du Herrlichste von allen, / Du bist von hinten, wie von vorne: / A------N------N------A.“ Steffen Schleiermacher Holger Falk 45 Samstag, 12.03.2011 V43 15.00 Uhr, Chansons im Kurt Weill Zentrum / Haus Feiniger „Heimat Berlin“ Eine literarisch-musikalische Zeitreise Gesang: Anna Haentjens Klavier: Sven Selle Friedrich Hollaender (1896-1976) Berliner Tempo (Heimat Berlin) Wenn der alte Motor wieder tackt Immer um die Litfaßsäule rum Ich baumle mit de Beene Das Jroschenlied (aus: Lieder eines armen Mädchens) Werner R. Heymann (1896-1961) Die kleine Stadt Die Knöpfelschuhe Mischa Spoliansky (1898-1985) Die Linie der Mode Bertolt Brecht (1898-1956) (Bearbeitung: Ernst Busch / Kurt Schwaen) Legende vom toten Soldaten (aus: Taschenpostille) Friedrich Hollaender Das Leibregiment PAUSE Claire Waldoff (1884-1957) Wer schmeißt denn da mit Lehm? Willi Kollo (1904-1988) Ich hab’ eine kleine Philosophie nach volkstümlichen Motiven bearbeitet von Hanns Eisler Gustav Kulkes seliges Ende Mischa Spoliansky Es liegt in der Luft (aus der Revue: Es liegt in der Luft) Kurt Weill (1900-1950) Surabaya-Johnny II Edmund Nick (1891-1974) Original von der Wasserkante Hanns Eisler (1898-1962) Stempellied Willi Kollo Der Bücherkarren Friedrich Hollaender Münchhausen (aus der Revuette: Spuk in der Villa Stern) Zwischen dem Woher und dem Wohin Jean Gilbert (1879-1942) Durch Berlin fließt immer noch die Spree Berliner Kabarettkultur In den 1920er Jahren entfaltete Berlin eine enorme Sogkraft. Es wurde die Wahlheimat von abertausenden Musiker/innen, Literaten und Künstlern, von Lebenshungrigen und Vergnügungssuchenden aller Couleur. So entwickelte es sich binnen kurzem zur Kulturmetropole Europas, in seiner Bedeutung allenfalls Paris vergleichbar. Hatte sich das Kabarett unter Kaiser Wilhelm nicht recht durchsetzen können, gehörte es nun, in der Weimarer Republik, wie selbstverständlich zum kulturellen Leben, ja es galt bald als Synonym für das großstädti- sche Leben schlechthin. Es zog sein Publikum einerseits in seinen Bann, weil es Erotisches oder Anrüchiges mehr oder weniger unverhohlen thematisierte und es so der neu gewonnen sexuellen Freizügigkeit entsprach, wie sie etwa 1919 in der Gründung des Instituts für Sexualwissenschaft durch Magnus Hirschfeld zum Ausdruck kam. Nicht von ungefähr war es seinerzeit ein beliebtes Spiel, dass Damen und Herren der „feinen“ Gesellschaft sich als Huren und Luden verkleideten. Immerhin fanden schon vor dem Sensationserfolg der Dreigroschenoper sogenannte Zille-Bälle statt (etwa im Großen Schauspielhaus), deren Besucherinnen und Besucher sich dem Gauner-Milieu entsprechend zu präsentieren hatten. Auf der anderen Seite gab es das ausgesprochen politische Kabarett, das all jenen eine Heimstatt bot, die von einer besseren Welt träumten oder an ihr arbeiteten: dem antimilitaristischen Brecht ebenso wie dem berlinernden Tucholsky, der die Anlaufschwierigkeiten der Weimarer Republik kritisch beäugte, aber auch Komponisten vom Range eines Friedrich Hollaender, der wie Kurt Weill bei Engelbert Humperdinck studiert hatte. Hollaender, eine der zentralen Gestalten des deutschen Kabaretts, gründete gleich nach dem Ersten Weltkrieg das Kabarett Schall und Rauch – in Tateinheit mit Tucholsky, Klabund, Mehring, Ringelnatz und der unvergleichlichen Blandine Ebinger. Sie wurde nicht nur Hollaenders Ehefrau, sondern kreierte mit ihm auch einen neuen Typus von Mädchen-Liedern, in denen die Sorgen einer Pubertierenden angesprochen werden. Und schon bald avancierte Hollaender zu einer Größe in der Berliner Kulturszene, der Chansons für alle wichtigen Kabaretts schrieb, aber auch Schlager oder Revuen – und 1930 mit Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt (interpretiert durch Marlene Dietrich) einen Welthit landete. Weitaus politischer als der durchaus nicht unpolitische Hollaender war Hanns Eisler, der einen ansehnlichen Korpus von knapp 500 Liedern verschiedenster Genres hinterließ. Er gehörte der linken Novembergruppe an, einem vielköpfigen Kreis von bildenden Künstler/innen, Komponisten, Literaten und Schauspielern – zu dem auch Kurt Weill, aber auch die für die Geschichte des Kabaretts eminent wichtige Rosa Valetti angehörten. Sie rief 1920 das politisch ungemein offensive Cafe Größenwahn ins Leben, spielte 1928 bei der Uraufführung der Dreigro schenoper die Mrs. Peachum und trat neben der Dietrich in Josef Sternbergs cineastischem Meisterwerk Der blaue Engel auf. Zu ihren beeindruckendsten Darstellungen zählt jedoch ihre Interpretation von Tucholskys Der Graben in der Vertonung Eislers: der Appell an alle Mütter, sich für den Frieden zu engagieren. Anna Haentjens 47 Samstag, 12.03.2011 V47 21.00 Uhr, Orgelkonzert in der Johanniskirche Dessau „Orgelfugen von Feininger & Bach“ Orgel: Wolfgang Sieber Lyonel Feininger (1871-1956) Gigue II / Weimar 1922 Johann Sebastian Bach (1685-1750) Gravement aus Pièce d’Orgue II / BWV 572, etwa 1714/20 Lyonel Feininger Gigue I / Weimar 1922 Johann Sebastian Bach Très vitement aus Pièce d’Orgue I / BWV 572, etwa 1714/20 Aria aus den Goldbergvariationen BWV 988, etwa 1741 Johanniskirche Dessau Lyonel Feininger Ahasverus, Grave / Weimar 1926 Wolfgang Sieber, Januar 2011 „Auseinandersetzung ist einerseits Mühe, andererseits ein kultureller, menschlicher, identifikatorischer Gewinn. Für mich bedeutet Dessau mit seiner wendigen, gar sperrigen Geschichte Auseinandersetzung, gar Überraschung, worauf ich mich herzlich gerne einlasse und mir bereichernde Begegnungen erhoffe!“ Fuge in D XIII, I / Dessau 1927 Johann Sebastian Bach aus Toccata BWV 565, etwa 1703/07 Lyonel Feininger Fuge in D XIII, II / Dessau 1927 Johann Sebastian Bach aus Fuge I BWV 565, etwa 1703/07 Lyonel Feininger Fuge in D XIII, III / Dessau 1927 Johann Sebastian Bach aus Fuge II BWV 565, etwa 1703/07 Lyonel Feininger Fuge in D XIII, IV / Dessau 1927 Feininger – Orgel – Bach „Das ist doch einmal Etwas, aus dem sich etwas lernen lässt...“ soll Mozart nach der Aufführung einer Bach’schen Motette geschwärmt haben. Diese Wertschätzung Bach’scher Musik teilt auch der Maler und Graphiker Lyonel Feininger. Dennoch scheint ihn auf den ersten Blick kaum mehr mit Bach zu verbinden: Sie haben weder Profession noch Herkunftsland gemeinsam, noch lebten sie im gleichen Jahrhundert. Und dennoch ergaben sich immer wieder Schnittstellen ... Mit 16 Jahren wird der gebürtige Amerikaner Lyonel Charles Adrian Feininger (1871-1956) von seinen Eltern nach Deutschland geschickt, um Violine zu studieren. Statt den Wünschen seiner Eltern zu folgen, entschließt er sich zu einer Ausbildung als Zeichner und arbeitet erfolgreich als Karikaturist und Illustrator. Seine Liebe zur Musik bleibt jedoch bestehen. So bringt er sich autodidaktisch das Klavierspiel bei, bis er Bachs Wohltemperiertes Klavier komplett auswendig und in jede beliebige Tonart transponiert spielen kann. Ab 1910 wendet er sich vermehrt der Malerei zu. 1919 wird Feininger von Walter Gropius als Meister für Graphische Druckerei an das Staatliche Bauhaus Weimar berufen. In seinem Kunststil herrscht einheitlich das Primat der Form über der Farbe. Dabei dominieren gerade oder gewinkelte Linien, die durch Schneidungen oder Verschiebungen Flächen ergeben. Meist sind diese in gedeckten Blau- und Grüntönen sowie in Erdfarben gehalten. Durch die durchscheinende Staffelung solcher Flächen ergeben sich räumliche Tiefenwirkungen. Feininger zielt dabei auf „unmaterielle Wiederholungen“, die wie Spiegelungen auf einer Wasseroberfläche Illusionen der Räumlichkeit schaffen. Raum und Zeit Inspiration für die Umsetzung eben dieser Illusionen findet Feininger paradoxerweise in der Zeitkunst Musik: in den Fugen Bachs. Die zeitversetzte Wiederkehr eines Themas in Form von Dux und Comes führt für ihn zu einem Nachklingen einer bereits gehörten Realität und schafft damit eine Staffelung im Raum. Beispielhaft finden sich solche räumlichen Staffelungen in zwei seiner bekanntesten Bilder: Glasscherbenbild (1927) und Gel meroda IX (1926). Sein Œuvre zur Zeit des Ersten Weltkrieges wird dem Kubismus zugerechnet, wogegen Feininger sich jedoch in einem Statement, das später als sein Diktum der Synthese der Fuge bekannt wird, zur Wehr setzt: „Meine Bilder kommen der Synthese der Fuge immer näher; kein unnötiger Punkt oder keiner, der nicht der Analyse in Bezug auf das Ganze standhalten würde. Das ist mein formales Ziel. [...] Kubismus ist eine Synthese, kann sich aber leicht im rein Mechanischen erschöpfen. Ich hatte den Mut, ganz mechanisch, damit anzufangen, mich zur lebenden Form durchzuarbeiten; mein ‚Kubismus‘ [...] ist visionär, nicht materiell.“ Das Ziel von Feiningers Schaffen ist damit zugleich durch künstlerische Ökonomie, materielle Konzentration und formale Lebendigkeit gekennzeichnet. Und genau dies erlebt Feininger auch in Bachs Fugen. Der Maler als Komponist Feininger lässt seine Faszination für Bach jedoch nicht nur in die Malerei einfließen. Sie inspiriert ihn auch zu eigenen Kompositionen. Zwischen 1921 und 1928 entstehen in Weimar und später in Dessau 14 Fugen – davon fünf für Klavier und neun für Orgel, von denen 48 jedoch die 5. und die 14. unvollendet bleiben. Unterstützt wird Feininger dabei durch den Freund und Komponisten Hans Brönner, der mit ihm und Sohn Laurence am Klavier die Fugen ‚durchprobiert‘ und ihm Bachs Kunst der Fuge zugänglich macht, die Feininger bis zu seinem 50. Geburtstag gänzlich unbekannt war. In seiner Kompositionsarbeit ist Feininger ebenso gewissenhaft und akribisch wie es das Diktum der Syn these der Fuge für seine Bilder bezeugt. Diverse Skizzen und Revisionen der Fugen legen – wie Feiningers Sohn Laurence beschreibt – „beredtes Zeugnis ab von dem Ringen um jeden Takt“, denn „wie beim Malen, so war auch beim Komponieren sein ganzes Interesse auf das bis ins Kleinste genaue Abstimmen der Farb- und Tonklänge gerichtet.“ Auch das Verfahren der Niederschrift kommt dem Gestalten eines Kunstwerks gleich: in einem ersten Schritt schrieb – oder vielmehr malte – Feininger die Partitur mit Bleistift und Lineal, sowie Schablonen aus Zinkblech für Notenköpfe, -hälse und -fähnchen nebst einem Kurvenlineal für Legatobögen, um sie dann mit Tusche nachzuzeichnen. Orientierung an Bach Kompositorisch erinnern Feiningers Fugen sehr stark an das Bach’sche Vorbild. Peinlich genau hält sich Feininger an die – autodidaktisch abgeleiteten – Regeln für die Durchführung der Fugenform und die Möglichkeiten ihrer Gestaltung durch z.B. Spiegelung, Krebs, Augmentation und Diminution sowie Engführung. Dennoch, dort wo sich Bach des Öfteren die Freiheit nimmt, Durchführungen und Zwischenspiele miteinander zu verzahnen, lässt Feininger grundsätzlich Kontrapunkt und Thema gleichzeitig enden, sodass sich deutliche Abgrenzungen zwischen Durchführungen und Zwischenspielen ergeben. Auch der stärkere Dissonanzenreichtum (wie z.B. gegen Ende seiner Gigue in G-Dur, die auch als Fuge III betitelt ist) unterscheidet Feininger von seinem Vorbild und weist ihn als Komponisten des 20. Jahrhunderts aus. Die größte Besonderheit dieses Werks ist jedoch sein Titel Gigue (Fuge III). Davon, dass sich Feininger der gattungsspezifischen Eigenarten bewusst war, kann eigentlich ausgegangen werden. Daher legt diese Doppelbezeichnung nahe, dass er auf ein konkretes Vorbild von Bach anspielen wollte: Die Nähe zur Gigue aus Bachs Französischer Suite GDur, BWV 816 ist denn auch unverkennbar. Anders als bei Bach kommt bei Feininger jedoch – besonders durch die Betitelung mancher Fugen – ein persönlicher Ausdruckswille zur Geltung. So widmet er seine siebente Fuge beispielsweise seinem Vater „to the Memory of My Father“. Die fünfstimmige Fuge XII in g-Moll erhält den Zusatz Ahasverus. Ahasverus bezeichnet der Legende nach die biblisch-mythologische Gestalt des ‚ewig umherwandernden, unruhevollen Juden‘. Der stark chromatische Topos dieser Fuge verdeutlicht der barocken Figurenlehre folgend das Leiden. Ob dieses Leiden und Umherirren tatsächlich auf die Situation des Künstlers um die Mitte der 1920er Jahre abzielt und ebenso auf die zu dieser Zeit tendenziell steigenden Anfeindungen gegen die Bauhäusler anspielt, wie teilweise vermutet wird, sei dahingestellt. Inwiefern Feiningers Bilder und seine Kompositionen in gegenseitigem Bezug stehen, lässt sich aufgrund fehlender Äußerungen Feiningers selbst nicht rekonstruieren. 1935 fand jedoch eine Ausstellung einiger seiner Bilder (Zirchow VII, Gothen, Straße in Treptow und Westliches Meer) statt, die mit vier seiner Fugen gezeigt wurden. Dass ihm aber beide Künste wichtig waren und er sie als Johann Sebastian Bach gleichberechtigt betrachtete, zeigt besonders das Wörtchen ‚und‘ in seiner folgenden Aussage: „Ich projiziere meine ganze Liebe und Sehnsucht in Werke, in Musik und verrückt erscheinende Bilder...“. Durch die Arbeit auf beiden Feldern verkörpert Feininger so den grundlegenden Gedanken der Bauhaus-Werkstattarbeit auf allen Gebieten, wie Gropius ihn programmatisch gefordert hatte. Feininger selbst jedoch überprüfte immer wieder das Erreichen seiner eigenen Vorstellungen und Ideale, wie u.a. die leicht lakonische und zugleich ironische Notiz am Ende der ersten Fassung seiner ersten Fuge zeigt, bei der er fast 60 Takte am Ende komplett streicht: „tuktuktuk! is ja doch alles verkehrt!“. Und so kehrt Feininger auch in der Musik zu seiner Frage des Bestandhaltens jeden Punktes, bzw. hier jeder Note, im Bezug auf die Analyse des Ganzen aus dem Diktum der Synthe se der Fuge zurück: „Hast du über dieses grundlegende Element dauerhaft gültiger Kunst nachgedacht?“ Lyonel Feininger 49 Ihre Zielgruppe: Unterwegs in Sachsen-Anhalt Mobilität ist das bestimmende Lebensgefühl unserer Zeit. Auf den Straßen, in den Städten finden sich aktive Menschen, aufgeschlossen für neue Trends. Hier sind Sie mit Ihrer Werbebotschaft am richtigen Ort. Die Ströer Gruppe ist Deutschlands Marktführer für Außenwerbung (200.000 Werbeflächen). 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Großes Kino für Gehör, Herz und Hirn! „Winterspring“ haben ihren musikalischen Background ganz klar in der Independentmusik der 80er und 90er Jahre. Gothic und Electro, Grunge und Rock beschreiben die Roßlauer als zentrale Einflüsse. Im März absolviert die Band nun endlich einen ihrer raren Auftritte im Beatclub in Dessau. Phillip Boa and the Voodooclub „Dies sind finstere Zeiten, wo oft die Bösen siegen Weil sie lügen und betrügen und die Wahrheit verbiegen Aber es gibt ja noch uns – oder Phillip Boa Wir sind noch älter und noch besser als je zuvor.“ zu dem Produzenten Eroc, der mit ihnen ihr Album Ari stocracie aufnahm, welches der Band internationales Ansehen bescherte. Boa sieht sich selbst als zwischen den beiden Polen Pop und Avantgarde stehend, seine Musik ist demzufolge zwar teils melodischer Pop-Rock, jedoch immer wieder durchbrochen und verfremdet durch ironisch-zynische Texte. Heute gilt Boa immer noch als das Gesicht der deutschen Indie-Musik, der seinen Stil konsequent weiterentwickelt, obwohl laut ihm „in der westlichen Popkultur absolut alles schon erzählt ist“. So singen „Die Ärzte“, eine der bekanntesten deutschen Rock- und Punkrockbands, in ihrer Single Wir sind die Besten über Phillip Boa, lange Zeit einer der wenigen international anerkannten Acts der deutschen Indie-Szene. Fern liegt der Punkrock Boa jedoch nicht, er bezeichnet diese Musikrichtung, neben New Wave, sogar als eine seiner wichtigsten musikalischen Prägungen. Die 1980er gelten als das Jahrzehnt des Ursprungs des Independent-Rock, auch Alternative genannt, der Punk, Psychedelic-Rock und New Wave zu einem eigenen Stil vermischt. In diese Periode fällt auch der Beginn von Boas Schaffen, Anfang 1985 hob er mit der Sängerin Pia Lund die Band „Phillip Boa & The Voodooclub“ aus der Taufe, und sie veröffentlichten ihre Debütsingle Most Boring World. Mit dem deutschen Produzenten Conny Plank kamen sie 1987 zusammen, der als WDR-Studiomitarbeiter von Karlheinz Stockhausen begonnen hatte, Bands wie „Kraftwerk“ produzierte und einer der einflussreichsten Figuren in der Psychedelic-Rock- und Avantgardepop-Szene wurde. Plank, der sich von der Band begeistert zeigte, vermittelte ihnen den Kontakt 51 Freitag, 25.02.2011 V2 22.30 Uhr, Jazz im Foyer des Anhaltischen Theaters Dessau Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land SachsenAnhalt „Keine Dreigroschenmusik“ Alanluca Saxophon Quartett Sopransaxophon/Altsaxophon: Alexander Neumann Altsaxophon: Ann-Kristin Lamprecht Tenorsaxophon: Lukas Benecke Baritonsaxophon: Carsten Schaub Moderation: Christian Reichel Kurt Weill (1900-1950) The ballad of good life Lalo Schifrin (*1932) Mission: Impossible Theme (arr. John Wasson) Andrew Robertson (*1946) Manzanillo Mambo Lennie Niehaus (*1929) Red letter day Loco motive Duke Ellington (1899-1974) Don’t get around much anymore (arr. Johannes Reiche) Ed Harlow The Boogie Woogie Bari Boy Lennie Niehaus Lo and behold! Henry Mancini (1924-1994) The Pink Panther (arr. Arthur Frackenpohl) Jim Henson (1936-1990) & Sam Pottle (1934-1978) The Muppet Show Theme (arr. Jay Bocook) Valentin Hude The Latin Smile Lennie Niehaus Gospel Truth Pastrami on Rye Alanluca Saxophon Quartett 52 Fats Waller (1904-1943), Harry Brooks (1895-1970) & Andy Razaf (1895-1973) Ain’t Misbehavin’ (arr. Lennie Niehaus) Kurt Weill Tango (aus „Die Dreigroschenoper“) Traditional Irish Suite (arr. Elliot A. Del Borgo) Louis Prima (1910-1978) Jump, Jive an’ Wail (arr. Johnnie Vinson) Jimmy Forrest (1920-1980) Night Train (arr. John Berry) James Rich & Boots Randolph (1927-2007) Yakety Sax (arr. Larry Norred) Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land SachsenAnhalt Keine Dreigroschenmusik Auch wenn das Programm Keine Dreigroschenmu sik heißt, kommen die jungen Musiker nicht ganz ohne Weill aus. Jedoch haben die vier mehr als „nur“ Dreigroschenmusik zu bieten: Die Formation, die ihren Stil mit „angejazzter Kammermusik“ beschreibt, spielt neben Stücken von Duke Ellington auch Filmmusik wie das Mission: Impossible Theme, The Pink Panther oder The Muppet Show Theme. Den Kern des Programms liefert jedoch der als Saxophonist wie Komponist bekannte Lennie Niehaus, der – wie seinerzeit Kurt Weill – eine Vorliebe für die aktuellen Medien hegte. Während Weill sich mit Musik für den Rundfunk beschäftigte, schrieb Niehaus für das Fernsehen und den Film – nicht zuletzt in Zusammenarbeit mit dem Regie führenden Clint Eastwood. Außerdem bietet das Dessauer Ensemble sorgsam gewählte Farbtupfer aus Jazz, Gospel, Latin und Tango. So dokumentieren sie die Erfolgsgeschichte eines Instruments, das als eine Art Brückenkopf zwischen Uund E-Musik fungiert, ist es doch in der Welt von Rock und Pop ebenso zuhause wie im Jazz und in der Klassik: Nachdem Georges Bizet es in seiner Schauspielmusik zu L’Arlésienne verwendet hatte, trat es seinen unaufhaltsamen Siegeszug durch die Konzertsäle an. Alexander Glazunow schrieb eines der ersten Solokonzerte für das „röhrende“ Instrument. Alban Berg überantwortete ihm sowohl in seinem Violinkonzert wie in seiner unvollendeten Oper Lulu eine Rolle. Und aus der Moderne ist das Saxophon schlichtweg nicht mehr wegzudenken, verbindet es sich doch mit Komponisten wie Luciano Berio, Pierre Boulez oder Georg Friedrich Haas. In den 1920er Jahren aber avancierte das Saxophon zur Ikone des neuen, von Urbanität und Freiheitslust geprägten Lebensgefühls. Das dokumentiert nicht nur Die Dreigroschenoper, in deren Ouvertüre die „Röhre“ eine hervorgehobene Rolle innehat, nicht nur Ernst Kreneks 1927 in Leipzig uraufgeführte Oper Jonny spielt auf, deren Titelheld auf dem Saxophon musiziert, sondern auch das 1928 vollendete Gemälde Großstadt von Otto Dix, das unter anderem eine Tanzbar zeigt, in der Saxophonspieler auftreten. Sonntag, 27.02.2011 V8 11.00 Uhr, Matinée im Schloss Georgium (Tischbeinsaal) „Vor Dir schein‘ ich aufgewacht“ Gesang: Katja Stuber Klavier: Boris Kusnezow Franz Schubert (1797-1828) Im Frühling D822 Suleika I D720 Romanze – Der Vollmond strahlt D797/3b Ganymed D544 Paul Hindemith (1895-1963) Lieder mit Klavier op. 18 (1929) – Auswahl Die trunkene Tänzerin Traum Auf der Treppe sitzen meine Öhrchen Vor dir schein’ ich aufgewacht Gustav Mahler (1860-1911) Frühlingsmorgen Phantasie Ablösung im Sommer Um schlimme Kinder artig zu machen Scheiden und Meiden PAUSE Kurt Weill (1900-1950) J’attends un navire Complainte de la Seine Je ne t’aime pas Youkali Alban Berg (1885-1935) Sieben frühe Lieder Nacht Schilflied Die Nachtigall Traumgekrönt Im Zimmer Liebesode Sommertage Eine Kooperation mit dem Deutschen Musikwettbewerb Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land SachsenAnhalt Lieder von Schubert, Mahler, Hindemith und Weill Der Gesang ist eine der Urformen der Musik. Im Schatten der Kirche entwickelte er vielfältige Gestalten und Funktionen: das einfache Arbeitslied, den Gassenhauer, das Volkslied mit seinen vielen Spektren, das Kunstlied und schließlich – als eine besondere Spezies – das klavierbegleitete Sololied. Franz Schubert sollte es vorbehalten bleiben, diese Gattung so weiter zu entwickeln, dass sie auf einer Stufe mit Sinfonie und Streichquartett stand. Seine Gesänge offenbaren jedenfalls eine bis dato unbekannte Vielschichtigkeit, die sie einer neuartigen Verzahnung von Dichtung und Musik verdankt. Der Klaviersatz beispielsweise tritt als eine Art Kommentator auf, der den lyrischen Vorlagen einen Subtext unterlegt – eine Botschaft, die von Trauer und Verzweiflung, aber auch von der Sehnsucht nach Freiheit und Liebe künden kann. Gustav Mahler brachte das Lied aus dem Salon in den Konzertsaal, indem er das Orchesterlied etablierte und so das Ausdrucksspektrum der Gattung erweiterte. Allerdings gingen seinen Orchesterliedern in der Regel Klavierlieder voran, die aber nicht als Vorstufe, sondern als etwas Eigenständiges zu verstehen sind. Typisch für Mahler ist eine gewisse Gegensätzlichkeit von Text und Musik: Einerseits vertonte er meist leicht verständliche Gedichte, vorzugsweise aus der von Clemens Brentano und Achim von Arnim herausgegeben Sammlung Des Knaben Wunderhorn. Andererseits näherte er seine Lieder dem Sinfonischen an, indem er sie kontrapunktisch auskleidete oder mit einem dichten motivischen Netz überzog. Die 100 Lieder Paul Hindemiths dokumentieren dessen lebenslange Beschäftigung mit der vokalen Miniatur – eine Passion, für die beispielhaft sein Klavierliederzyklus Marienleben stehen könnte (nach Rainer Maria Rilke), den er in den 1920er Jahren komponierte, um ihn nach dem Zweiten Weltkrieg einer tiefgehenden Revision zu unterwerfen. Hindemiths jugendliche Lust, mit neuen Formen zu experimentieren, bezeugt das 1929 in Donaueschingen uraufgeführte Hörspiel Der Lindberghflug – eine aufsehenerregende Gemeinschaftsproduktion mit Bertolt Brecht und Kurt Weill. Spektakulär an diesem Werk war aber nicht nur das Sujet, das den Kampf des Menschen (des amerikanischen Piloten Lindbergh) gegen die Natur, aber auch sich selbst thematisiert, sondern vor allem der Songstil, den Weill mit dem Ziel kreiert hatte, den Ansprüchen eines modern-urbanen Publikums zu genügen, ohne künstlerisch zu verflachen. Im Gegensatz zu Weill, der mit Engelbert Humperdinck und Ferruccio Busoni gleich zwei prominente Lehrer vorweisen konnte, begann Alban Berg als Autodidakt. Durch einen Zufall stieß er 1904 zu Schönberg, der spontan erkannte, dass sein neuer Schüler eine ausgesprochene Begabung für die Liedkomposition besaß, ja, dass er in diesem Punkt eigentlich keiner Ausbildung mehr bedürfe. Bergs Sieben frühe Lieder, allesamt Meisterwerke, geben Schönberg Recht: Hier meldete sich eine vollendete Komponistenpersönlichkeit zu Wort, die sich 1928 – nach dem großen Erfolg der Oper Wozzeck – nicht zu scheuen brauchte, diese Jugendwerke aus der Versenkung zu holen und deren Klavierbegleitung durch einen Orchesterpart zu ersetzen. Katja Stuber und Boris Kusnezow 53 Die Welle mit Kultur FIGARO ist Radiogenuss der schönsten Art. Ein werbefreies Programm mit handverlesener Musik für Hörer mit Geschmack und Köpfchen. Abwechslungsreich und wohltemperiert, anregend und besinnlich. Kurz: Kultur und gut. JAZZ LOUNGE montags bis freitags, 19.35 Uhr sonnabends, 19.30 Uhr JAZZ donnerstags, 21.00 Uhr JAZZ IN CONCERT einmal monatlich montags, 20.05 Uhr Frequenzen und Livestream: figaro.de Donnerstag, 03.03.2011 Rebecca Jo Loeb V18 20.00 Uhr, Konzert im Alten Theater Dessau „It Takes Two“ Preisträgerkonzert Lotte-Lenya-Wettbewerb Gesang: Rebecca Jo Loeb und Alen Hodzovic Klavier: Nicolai Orloff Kurt Weill (1900-1950) Berlin im Licht Bilbao Song Der Abschiedsbrief Jason Robert Brown (*1970) If I didn’t blieve in you Stars and the moon Stephen Sondheim (*1930) You must meet my wife Kurt Weill Nannas Lied When a woman has a baby Denn wie man sich bettet Zuhälterballade Richard Rodgers (1902-1979) & Oscar Hammerstein II (1895-1960) I can’t say no Kurt Weill Tschaikowsky That’s him Stephen Sondheim Being alive It takes two Die Aufführung wird gefördert von der Kurt Weill Foundation for Music, Inc., New York, NY. Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land SachsenAnhalt Kurt Weill und Lotte Lenya: Er, in einem jüdisch-religiösem Elternhaus aufgewachsen, Kantorensohn und Anfang der 1920er Jahre einer der aufstrebenden jungen Komponisten Deutschlands. Sie, katholisch getauft, Tochter eines Wiener Fiakerkutschers und einer Waschfrau, schlägt sich als Tänzerin und Schauspielerin durch, bis der Dramatiker Georg Kaiser auf sie aufmerksam wird. Das ungleiche Künstlerpaar heiratet 1926. Lenya wird zur gefeierten Schauspielerin und Sängerin auf den Bühnen Berlins, wirkt bei den Uraufführungen des Mahagonny-Songspiel und der Dreigroschenoper mit (ihre Version der Seeräuber-Jenny beeinflusst die WeillInterpretationen bis heute). Ihr Gesangsstil steht sinnbildlich für die Entwicklungen der Oper in den 1920er Jahren. Um in der Gegenwart verankertes Theater zu machen und den teilweise pompösen Operninszenierungen des 19. Jahrhunderts entgegenzuwirken, setzen Weill und Brecht ausdrücklich Schauspieler anstelle von Belcanto-Sängern ein. Nachdem Weill und Lenya über Paris in die USA emigriert sind, zieht sich die Schauspielerin jedoch 1950 von der Bühne zurück, weil sie mit ihrem „ausländischen“ Akzent kaum noch Chancen auf Rollen hat. Nach Weills Tod im gleichen Jahr verschreibt sich Lotte Lenya völ- lig seinem musikalischen Erbe und kehrt wenige Jahre später, ermutigt von ihrem zweiten Ehemann George Davis, erneut auf die Bühne zurück, wo sie mit Interpretationen von Weills Songs ebenso große Erfolge wie im Berlin der 1920er Jahre feiert. 1962 gründet sie schließlich die Kurt-Weill-Foundation in New York, die es sich zur Aufgabe macht, Weills Nachlass zu verwalten und die Werke des Komponisten zu fördern. Dieser Künstlerin zu Ehren wurde der Lotte-LenyaWettbewerb ins Leben gerufen, in dem junge Sänger oder Schauspieler ausgezeichnet werden, die in der Theatermusik Kurt Weills und anderer Komponisten überzeugen konnten. In diesem Jahr bestreiten das Preisträgerkonzert die junge Mezzosopranistin Rebecca Jo Loeb, engagiert an der Deutschen Oper Berlin, und Alen Hodzovic, der schon zahlreiche Erfolge auf deutschen Bühnen feiern konnte – beide ausgezeichnet mit dem ersten Preis des Lotte-Lenya-Wettbewerbs. Kurt Weill über Lotte Lenya (1929): „Sie ist eine miserable Hausfrau, aber eine sehr gute Schauspielerin. Sie kann keine Noten lesen, aber wenn sie singt, dann hören die Leute zu wie bei Caruso. (Übrigens kann mir jeder Komponist leidtun, dessen Frau Noten lesen kann.) Sie kümmert sich nicht um meine Arbeit (das ist einer ihrer größten Vorzüge). Aber sie wäre sehr böse, wenn ich mich nicht für ihre Arbeit interessieren würde.“ Alen Hodzovic 55 Samstag, 12.03.2011 V45 19.00 Uhr, Konzert in der Halle des Elbe-Werks Roßlau „Weill wir jung sind“ Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land SachsenAnhalt Gesang: Pascal von Wroblewsky Mädchen und Jungen des Chores vom Walter Gropius Gymnasium Musikalische Leitung: Detlef Metzner Jugend-Big-Band Anhalt Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land SachsenAnhalt Den Besucher des Konzerts von Pascal von Wroblewsky mit der Jugend-Big-Band Anhalt erwartet ein sehr frisches und abwechslungsreiches Programm. Neben Jazzstandards und Soulklassikern darf sich das Publikum getreu dem Motto „Weill wir jung sind“ auch auf Latinund Rockmusik in außergewöhnlichen Arrangements freuen, die eigens für dieses Konzert von dem Berliner Komponisten Rolf von Nordenskjöld arrangiert wurden. Auch Songs des großen Dessauer Komponisten Kurt Weill werden an diesem Konzertabend zu hören sein. Kurt Weill und die amerikanische „Oper“ „Man hört eine Menge über die ‚amerikanische Oper‘, die eines Tages entstehen wird. Es ist meine Überzeugung, dass wir in diesem Land eine musikdramatische Form entwickeln können und werden, aber ich glaube nicht, dass sie ‚Oper‘ heißen wird [...] Diese Form wird sich aus dem amerikanischen Theater entwickeln [...] Und mehr als alles andere möchte ich einen Anteil an dieser Entwicklung haben.“ Kurt Weill, der 1937 diese Zeilen schrieb, sollte Recht behalten. In den 1940er Jahren vollzog sich der Übergang von Revuen und leichten Komödien hin zu den großen Broadway-Musicals der 1950er. Weill wurde eine der wichtigen Figuren innerhalb dieser Entwicklung. Er Jugend-Big-Band Anhalt 56 sollte, als Neuankömmling im amerikanischen Musiktheaterbetrieb, fünf Uraufführungen in diesem Jahrzehnt verbuchen können. Jonny Johnson, in welchem Weill Passagen dem Berliner Stück Happy End entnimmt, wurde 1936 noch verhalten aufgenommen, Weill hatte das musikalische Talent der Schauspieler überschätzt und musste Kürzungen vornehmen. Doch schon seine nächste Produktion Knickerbocker Holiday (1938), welche die Schreckensherrschaft der Diktatur kritisiert, brachte Weill Anerkennung in den USA. Einige seiner Lieder, etwa der September Song, wurden zu erfolgreichen Hits. Mit dem Musical Lady in the Dark, in dem die Herausgeberin eines Modemagazins ihre Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, mit Hilfe von Freuds Psychoanalyse überwindet, schaffte Weill 1941 schließlich den ersten kommerziellen Erfolg. Den Weill-Songs My Ship, in dem die Hauptdarstellerin von Lady in the Dark ihre Kindheitserinnerungen an sich vorüber ziehen lässt, Speak Low aus One Touch of Venus (1943) und dem September Song aus Knickerbocker Holiday sowie anderen Jazz- oder Rockklassikern hat sich nun die 1994 gegründete JugendBig-Band Anhalt unter der Leitung von Detlef Metzner angenommen. Sonntag, 13.03.2011 V50 11.00 Uhr, Matinée im Schloss Georgium (Tischbeinsaal) „Buntes Berlin“ Trio Niederstrasser-Stadler-von Radowitz Saxophon: Patrick Stadler und Lars Niederstrasser Klavier: Florian von Radowitz Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Konzertstück Nr. 2 d-Moll op. 114 für Sopransaxophon, Altsaxophon und Klavier (Arr. L. Niederstrasser) 1. Allegro con fuoco – Andante 2. Presto Erwin Schulhoff (1894-1942) Hot Sonate op. 70 für Altsaxophon und Klavier 1.- 4. [ohne Bezeichnung] Max Bruch (1838-1920) Teil I: Auswahl aus Acht Stücke op. 83 für Sopran-, Altsaxophon und Klavier (Arr. P. Stadler) V. Rumänische Melodie VII. Allegro vivace, ma non troppo PAUSE Paul Hindemith (1895-1963) Sonate für Altsaxophon und Klavier 1. Ruhig bewegt 2. Lebhaft 3. Sehr langsam 4. Lebhaft Max Bruch Teil II: Auswahl aus Acht Stücke op. 83 für Sopran-, Altsaxophon und Klavier (Arr. P. Stadler) II. Allegro con moto III. Andante con moto Kurt Weill (1900-1950) Fünf Songs aus: Die Dreigroschenoper, Happy End und Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, in der Bearbeitung für Saxophon und Klavier (Universal Edition) I. Moritat II. Was die Herren Matrosen sagen III. Surabaya-Johnny IV. Kanonensong V. Ballade vom angenehmen Leben Eine Kooperation mit dem Deutschen Musikwettbewerb Die Veranstaltungsreihe „Podium Junger Künstler“ wird präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land SachsenAnhalt Es ist ein bisschen so wie bei den Wiener Klassikern: Mozart kam in Salzburg zur Welt, Haydn im niederösterreichischen Rohrau, Beethoven bekanntlich in Bonn – nur Schubert ist ein gebürtiger Wiener, auch wenn er aus der Vorstadt stammt, genauer gesagt aus Lichtental. Der Titel „Buntes Berlin“ spielt auf einen ähnlichen Sachverhalt an: Keiner der hier vertretenen Komponis- ten darf sich Berliner nennen. Und dennoch sind sie allesamt der Metropole verbunden, verdanken sie ihr ebensoviel wie sie ihr gaben. Die Offenheit der Metropole, die seit Jahrhunderten Menschen aller Himmelsrichtungen anlockt, spiegelt sich aber auch in der Farbigkeit der heutigen Matinée wider. Der 1809 in Hamburg geborene Mendelssohn ist dem Musikleben Berlins auf vielfältige Weise verbunden. Carl Friedrich Zelter, der Leiter der dortigen Singakademie, erteilte dem Zehnjährigen ersten Kompositionsunterricht. So bereitete er die Karriere seines Schülers vor, die 1841 ihren Höhepunkt erreichte, als König Friedrich Wilhelm IV. Mendelssohn zum Kapellmeister des Berliner Hofes bestellte. Das Konzertstück dMoll verrät – mit der Tempofolge schnell-langsam-schnell, aber auch hinsichtlich der melodischen Eingängigkeit – Mendelssohns Affinität zur italienischen Musik. Als waschechten Hessen darf man den aus Hanau stammenden Paul Hindemith bezeichnen, der ab 1927 als Kompositionslehrer an der Berliner Musikhochschule wirkte. Während er sich in den 1920er Jahren einen Ruf als Bürgerschreck erworben hatte, etwa durch seine Militär-Parodie Minimax, wurde er in den 1930er Jahren wieder „sittsamer“, etwa indem er fleißig Sonaten komponierte, so seine 1943 entstandene Sonate für Altsaxophon und Klavier. Erwin Schulhoff, ein Sohn der Stadt Prag, ist gleichwohl dem internationalen Dadaismus verbunden, dessen Berliner Spielart er kurz nach dem Ersten Weltkrieg aus eigener Anschauung kennenlernen konnte. Dem dadaistischen Konzept der Negation zeigt sich auch Schulhoffs 1930 entstandene Hot Sonate verpflichtet, signalisieren deren Jazzelemente doch eine Absage an die bürgerliche Musikkultur. Gleiches lässt sich vom Songstil des Dessauers Kurt Weill sagen, der das Klangbild der 1920er Jahre wie kaum ein Zweiter prägte. Weill, der in Berlin studiert und reüssiert hatte, wollte dem Vergnügungsanspruch des modern-urbanen Menschen gerecht werden, ohne den eigenen Kunstanspruch aufzugeben. Den Ton der Zeit treffen – dieses Ziel verfolgte wiederum Mendelssohn mit seinen Liedern ohne Worte, berühren sie doch der romantischen Idee entsprechend Sphären, die dem Wort versperrt bleiben. Und schließlich Max Bruch, der Kölner; und der Komponist, den man meist auf sein 1. Violinkonzert in g-Moll reduziert. Dabei hat er, der ab 1891 an der Berliner Akademie der Künste Komposition unterrichtete, ein spannendes kammermusikalisches Œuvre hinterlassen, das alle Aufmerksamt verdient! Lars Niederstrasser, Patrick Stadler und Florian von Radowitz 57 Freitag, 04.03.2011 WMEILI LIELN V19 10.00 Uhr, Familienkonzert im Johannbau (Museum für Stadtgeschichte Dessau) FA KO N Z E RT „Die Sternchenreise“ Gesang und Moderation: Anne Simmering Klavier: Ulrich Pakusch Kurt Weill (1900-1950) Intermezzo für Klavier Come in, morning David’s Psalm Kiddush (Auszug) Ofrahs Lied Nr. 1 Wolfgang Hering Hallo, Guten Morgen Engelbert Humperdinck (1854-1921) Abendsegen aus: Hänsel und Gretel Kurt Weill Berlin im Licht (Auszug) Friedrich Hollaender (1896-1976) Jroschenlied Kurt Weill Klopslied Paul Dessau (1894-1976) Das Schwein Kurt Weill The Jersey Plonk Gustav Mahler (1860-1911) Nun will die Sonn’ so hell aufgehn (Auszüge) Anne Simmering 58 Kurt Weill Youkali Bernd Mexerholz Eisenbahn, Eisenbahn Kurt Weill There’ll be life, love and laughter Refrain aus Matrosentango Wolfgang Hering Schaukeln auf dem Meer Kurt Weill The Jersey Plonk Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Ich flieg’ mit meinem Flugzeug (Melodie aus: Die Zauberflöte) Kurt Weill Lost in the stars Engelbert Humperdinck Abendsegen aus: Hänsel und Gretel Eine Kooperation mit dem Museumspädagogischen Dienst Dessau „Der rauschende Gesang der Sterne oder: Der Kantor singt im Kino“ So lautete der Titel von Anne Simmerings Programm beim letztjährigen Kurt Weill Fest. Singend und spielend führte sie ihr Publikum durch das Leben des Komponisten. Wer die energiegeladene und mit viel Witz ausgestattete Schauspielerin 2010 erlebt hat, der kann sich vorstellen, dass sie auch ein junges Publikum begeistert. Daher hat sie ihr Programm überarbeitet, um nun mit Weill und Kindern auf Reise zu gehen: zu seinen Wohnorten, nach Dessau, Berlin, Paris und New York; zu seinen Freunden und Feinden, Lehrern und Kollegen. So können die jungen Konzertbesucher erleben, dass die Städte und Menschen, denen Weill begegnete, und letztlich auch das politische Geschehen sein musikalisches Schaffen geprägt haben: Sie lernen einen Komponisten kennen, dessen Herz und Sinn offen waren, der keine Berührungsängste vor der Unterhaltungsmusik kannte und sich selbst immer wieder „erneuerte“. Folglich wird ein bunter Reigen an Musik zu hören sein. Und schaut man sich die Stationen der Reise an, weiß man, dass auch Englisches und Französisches zu hören sein wird – und vielleicht auch Hebräisches, war Weill doch der Sohn eines jüdischen Kantors. Die große Bandbreite verlangt der Darstellerin einiges ab. Doch Anne Simmering fühlt sich im klassischen Theaterfach ebenso heimisch wie im Musical oder in der Operette. Außerdem steht ihr der Konzertpianist Ulrich Pakusch zur Seite, der sie wie im letzten Jahr auf dem Klavier und dem Harmonium begleiten wird. Zudem dürfen sich die Zuschauer und Zuhörer auf musikalische Überraschungsgäste freuen. Und mit Sicherheit wird Anne Simmering ihr Publikum in ihr Spiel einbeziehen. Donnerstag, 10.03.2011 V35 10.00 Uhr, Familienkonzert im Johannbau (Museum für Stadtgeschichte) „Der Meisterdieb und das Geisterquartett“ Musiktheater für Kinder ab 6 Jahren mit Musik von Kurt Weill, Wolfgang Amadeus Mozart, Arnold Schönberg, Dave Brubeck, George Gershwin, Queen u.a. Schauspieler, Sänger und Autor: Martin Heim Pindakaas Saxophon Quartett Oboe und Tenorsaxophon: Anja Heix Querflöte und Altsaxophon: Guido Grospietsch Flöten und Sopransaxophon: Marcin Langer Klarinette und Baritonsaxophon: Matthias Schröder Regie: Ralf Kiekhöfer Eine Kooperation mit dem Museumspädagogischen Dienst Dessau Es gibt Menschen, die müssen nachts arbeiten, und es gibt Menschen, die arbeiten lieber nachts, weil sie dann ihrer Arbeit ungestörter nachgehen können: Einbrecher. So auch der gefürchtete Meisterdieb Paolo Passepartout. Er hat den Auftrag, die wertvollste Musik zu stehlen, die er finden kann. Kein Problem, denkt sich Passepartout. Die wird im wundersamen Museum für Musik zu finden sein. Dort angekommen oder eher eingestiegen, stellt er jedoch fest, dass es sehr wohl ein Problem gibt: Bilder kann man abhängen, Skulpturen kann man einpacken, Zeichnungen kann man einrollen. Aber wie bitteschön klaut man Musik? Und es gibt noch ein Problem, oh Schreck: In der Ahnengalerie hausen vier Musikgeister: Johanna Amadea in rosafarbenem Rüschenkleid, Kurt Oli- vier Arnold, in grauem Anzug und kerzengerader Haltung, Charlie „The Duke“ mit Melone und Rocky John Boy, dessen pinkfarbenes Satinhemd geradezu ins Auge sticht. Und gleich schlägt es Mitternacht, und dann werden sie erwachen. Doch nicht nur sie erwachen, auch ihre Musik. Staunend hört Passepartout Mozarts Kleine Nachtmusik, Weills Dreigroschenoper; er swingt mit dem Jazz und kann sich bei Queens We will rock you kaum noch halten. Was Martin Heim und das Pindakaas Saxophon Quartett auf die Bühne bringen, ist bestes Kindertheater. Der Schlagabtausch zwischen dem Dieb und den Geistern über die Bedeutung der Musik, über ihren Sinn und ihre Sinnlichkeit ist kindgerecht, ohne die Kinder zu unterfordern, und erfährt sogleich den Praxistest. Das Nichtabzuhängende, das Nichteinzupackende, das Nichteinzurollende, das Ungreifbare wird zum Begreiflichen, zum Erlebnis. Und die musikalische Vielfalt, die hier ohne Wertung dargeboten wird, ist ganz im Sinne von Kurt Weill. Es ist einfach wertvolle Musik. Pindakaas Saxophon Quartett WMEILI LIELN FA KO N Z E RT Weitere Veranstaltung Freitag, 11.03.2011 V39 11.00 Uhr, Familienkonzert im Bugenhagenhaus Lutherstadt Wittenberg Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. Auch Sie können die Arbeit der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. unterstützen. Der gemeinnützige Verein, gegründet 1993 in Dessau, veranstaltet jährlich das Kurt Weill Fest und hat sich zur Aufgabe gestellt, „das Andenken Kurt Weills in seiner Geburtsstadt auf jede geeignete Weise zu erhalten“. Mittlerweile hat die Gesellschaft über 220 Mitglieder aus vier Kontinenten. Unterstützen Sie unser Engagement mit Ihrer Mitgliedschaft, denn nur mit starken und verlässlichen Partnern läßt sich das Kurt Weill Fest realisieren. Und außerdem haben Sie als Mitglied die Möglichkeit, vor dem offiziellen Vorverkaufsbeginn Karten für das Kurt Weill Fest zu erwerben. Kurt Weill 1900 Dessau 1950 New York www.kurt-weill-gesellschaft.de 59 Samstag, 26.02.2011 Mittwoch, 02.03.2011 V3 15.00 Uhr, Film im Kiez V15 20.30 Uhr, Film im Kiez „Emil und die Detektive“ „Berlin Alexanderplatz“ Ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1931 nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner. Ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1931 nach dem gleichnamigen Roman von Alfred Döblin. Regie: Gerhard Lamprecht Drehbuch: Billy Wilder, Paul Frank Kamera: Werner Brandes Produktion: Universum-Film AG (UFA) (Berlin) Regie: Phil Jutzi Drehbuch: Alfred Döblin, Hans Wilhelm Kamera: Nikolas Farkas Musik: Allan Gray Produktion: Allianz Tonfilm GmbH (Berlin) Produzent: Arnold Pressburger (1 93 1) Szenenfoto „Emil und die Detektive“ „Bis früh 1/2 5 Uhr hab ich das Emil-Filmmanuskript gelesen … Das Manuskript ist ekelhaft … Die ganze Atmosphäre des Buchs ist beim Teufel. Und ich werde Anfang der Woche saugrob werden, wenn ich mit Stapenhorst rede.“ Ob Erich Kästner nun im Gespräch mit Günther Stapenhorst, dem Produzenten des Films, „saugrob“ war oder nicht: Der Drehbuchautor wurde gewechselt, und was der neue, „Wilder, heißt er“, verfasste, gefiel Erich Kästner. Die Geschichte von Emil Tischbein, dem auf der Eisenbahnfahrt nach Berlin zu seiner Großmutter 140 Reichsmark von einem Mitreisenden (einem Taschendieb namens Grundeis) gestohlen werden und dem es mithilfe von „Gustav mit der Hupe“ und seiner Kinderbande nach einer rasanten Jagd durch Berlin gelingt, den Dieb zu stellen, erschien 1928. Es war Kästners erstes Buch für Kinder, und es war ein Novum für die Kinderliteratur der damaligen Zeit, denn Kästner siedelte seine Geschichte in der Gegenwart an und er ließ seine Akteure sprechen, wie ihnen die Schnauze gewachsen war. Von dieser Authentizität lebt auch die Verfilmung. Der Regisseur Gerhard Lamprecht „hat keine Stars, keine ‚Schauspieler‘ aus seinen Kindern gemacht, er hat sie nicht zum Mimen in Großaufnahme verleitet: Sie sollen natürliche Kinder sein und sind es auch …“, schrieb Georg Herzberger am 3. Dezember 1931 im Filmkurier, einen Tag nach der Welturaufführung in Berlin. Doch nicht nur diesbezüglich wurde der Film von der Kritik begeistert aufgenommen, es erklang eine allgemeine Lobeshymne. Zudem war der Film auch ein richtiger Kassenerfolg und lief sogar ein Jahr lang in Londoner und New Yorker Kinos. Dieser große Erfolg mag Grund dafür gewesen sein, dass Emil und die Detektive selbst Weihnachten 1937 noch gezeigt wurde: nachdem Kästners Bücher 1933 verbrannt worden waren und er in Deutschland Publikationsverbot hatte. Auch heute noch, 70 Jahre nach Entstehung des Films, ist Emil und die Detektive mit seinem Tempo und seiner Atmosphäre höchst sehenswert. Zudem kann man auf den Spuren von Emil, Gustav und den anderen Kindern einen Streifzug durch das Berlin der 1920er machen – und dabei auch den Autor höchstpersönlich sehen. In welcher Szene des Films? Nun, aufmerksam zuschauen! W EH EI LNLS SE WERT Weitere Veranstaltung Dienstag, 01.03.2011 V13 20.30 Uhr, Film im Kiez Szenenfoto „Berlin – Alexanderplatz“ 60 (1 93 1) Im Jahr 1929 erschien der Roman Berlin Alexander platz, der in mehrfacher Hinsicht mit den bis dato üblichen Erzähltraditionen brach. Der Handlungsablauf wird nicht chronologisch erzählt. Es sind nicht-fiktive Texte eingefügt, Zitate aus der Bibel, Zeitungs- und Wetterberichte, Lieder, und „der Held“ ist ein Arbeiter, der auf die schiefe Bahn geraten ist. Mithin spielt die Geschichte im Arbeitermilieu, genauer gesagt, im Arbeitermilieu der Großstadt Berlin. Der Autor Alfred Döblin kannte diese Metropole und dieses Milieu aus eigenem Erleben. 1888 war er mit seiner Mutter nach Berlin gezogen, hatte dort sein Abitur gemacht und als Armenarzt gearbeitet. Zudem war er immer auch schriftstellerisch und journalistisch tätig. Unter dem Pseudonym Linke Poot verfasste er Essays, von denen sich viele mit dem Alltag in der Weimarer Republik befassten. Die Kritik reagierte nicht durchweg positiv, doch überwiegend. Auffallend ist, dass Rezensenten Döblins Montagetechnik mit den Mitteln des Films verglichen. Herbert Ihering benutzte sogar den Begriff „Wortfilm“. Döblins Interesse war nicht auf das geschriebene Wort, journalistisch oder schriftstellerisch, beschränkt, es galt auch anderen Medien. So war es naheliegend, dass er seinen Roman selbst auswertete: Zusammen mit Max Bing und seinem Bruder Hugo Döblin erarbeitete er ein Hörspiel, das im September 1930 in der Berliner Funkstunde gesendet wurde. Und auch das Drehbuch zum Film schrieb er selbst, gemeinsam mit Hans Wilhelm. Bereits im Mai 1931 begannen unter der Regie von Phil Jutzi die Dreharbeiten, zum Teil an Originalschauplätzen in und um Berlin. Die Rolle des Arbeiters Franz Biberkopf, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis versucht, ein ehrliches Leben zu führen, spielte der damals schon bekannte Heinrich George. Den Berufsverbrecher Reinhold, den Biberkopf für einen Freund hält, dem er geradezu hörig ist und der ihn beinahe ins Verderben zieht, mimte Bernhard Minetti. Dienstag, 08.03.2011 Mittwoch, 09.03.2011 V31 20.30 Uhr, Film im Kiez V34 20.30 Uhr, Film im Kiez „Kuhle Wampe oder wem gehört die Welt?“ „Der Blaue Engel“ Ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1932. Regie: Josef von Sternberg Drehbuch: Carl Zuckmayer, Karl Gustav Vollmoeller und Robert Liebmann Kamera: Günther Krampf Musik: Friedrich Hollaender Produktion: Universum-Film AG (UFA) (Berlin) Produzent: Erich Pommer (1 93 2) Regie: Slátan Dudow Drehbuch: Bertolt Brecht, Ernst Ottwald Kamera: Günther Krampf Musik: Hanns Eisler Produktion: Prometheus Film-Verleih und Vertrieb GmbH (Berlin) Produzent: Willi Münzenberg, Lazar Wechsler „Marxistisches Parteitamtam“ oder kritisches Kino? Berlin 1931. Vater und Sohn der Arbeiterfamilie Boenicke sind aufgrund der Wirtschaftskrise arbeitslos, und Tochter Anni muss die Familie mit ihrer Anstellung in einer Fabrik ernähren. Als die Familie nach dem Freitod des Sohnes ihre Wohnung räumen muss, ziehen sie zu Annis Freund Fritz, der in der Zeltkolonie „Kuhle Wampe“ lebt. Anni wird nun ungewollt schwanger und die Hochzeit wird geplant. Als Fritz jedoch verkündet, sie ausschließlich wegen ihrer Schwangerschaft heiraten zu wollen, gehen sie getrennte Wege. Von Freundin Gerda überzeugt, engagiert sich Anni im Arbeitersportverein, wo aus ihr und Fritz schließlich wieder ein Paar wird. Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt aus dem Jahr 1932, eines der wenigen Beispiele proletarischer Filmkunst in Deutschland, versucht, ein realistisches Bild von der Massenarbeitslosigkeit Anfang der 1930er Jahre zu zeichnen. Da verwundert es kaum, dass die an der Produktion Beteiligten allesamt der kommunistischen Bewegung nahestanden: Bertolt Brecht zeigt sich für das Drehbuch verantwortlich, der junge Deutsch-Bulgare Slátan Dudow feierte sein Regiedebüt, während Hanns Eisler die Musik komponierte. Darüber hinaus wirkten Schauspieler aus linken Künstlerkreisen und rund 4.000 Berliner Arbeitersportler an dem Film mit. Die Filmemacher präsentieren folglich eine Arbeitergemeinschaft, die solidarisch handelt, um ihre Interessen durchzusetzen und die gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Zunächst wurde der Film direkt nach seiner Fertigstellung von der Zensurstelle verboten, die die Gesamthaltung des Streifens beanstandete, da er zum Ungehorsam gegen den Staat aufrufen würde. Heftige Proteste von Seiten der Presse, aber auch proletarischer Organisationen machten jedoch 1932 die Erstausstrahlung im Atrium möglich, einem Berliner Uraufführungskino. Vor allem in Arbeitervierteln füllte der Streifen die Kinosäle. Während konservative Zeitungen ihn als „marxistisches Parteitamtam“ abtaten, kritisierten linke Blätter sogar eine „gewisse Schönfärberei“. Sie fanden die wirkliche Not der Arbeiter noch untertrieben dargestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Film Ende der 1950er Jahre erstmals wieder in DDR-Kinos ausgestrahlt und gelangte im Zuge der Studentenbewegung in den 1960er Jahren auch in Westdeutschland zu Popularität. (1 93 0) Ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1930. „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt.“ Wer kennt dieses Lied von Friedrich Hollaender nicht? Und wer nicht die Interpretin, die es berühmt gemacht hat? Dabei war Marlene Dietrich noch unbekannt, als sie es in der Rolle als Femme fatale in Der Blaue Engel sang. Dass Marlene Dietrich durch den Film über Nacht zum Weltstar wurde, verdankt sie Regisseur Josef von Sternberg. Denn wäre es nach Heinrich Mann gegangen, dessen 1905 erschienener Roman Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen als Vorlage für den Spielfilm diente, hätte Trude Hesterberg die Rolle der Barsängerin Lola-Lola gespielt. „Professor Unrat“ ist der Spitzname, den die Schüler ihrem pedantisch-autoritären Lehrer Raat gegeben haben. Als in der Klasse Fotos von Lola auftauchen, wittert er Unzucht, begibt sich in das Etablissement „Der Blaue Engel“ … und verfällt der Sängerin, ihrem verführerischem „Ich kann halt lieben nur und sonst gar nichts“. Der Anfang vom Ende – jedenfalls in der Filmversion, für dessen Drehbuch Carl Zuckmayer als Co-Autor zeichnete. Der Leinwand-„Unrat“ geht an der Beziehung zu Lola zugrunde, er wird verraten, betrogen, gedemütigt und stirbt am Ende. Der literarische „Unrat“ aber, der lebensfeindliche Lehrer, entwickelt sich zum Anarchisten und Rebellen. Wenn auch aus seinem gesellschaftskritischen Roman ein Melodram wurde – Heinrich Mann hat zumindest davon profitiert. Denn neben den zahlreichen Übersetzungen hat vor allem der Film (der mit denselben Schauspielern in der englischen Fassung The Blue Angel am 4. Juli 1930 uraufgeführt wurde) dazu beigetragen, dass Professor Unrat zu Weltruhm gelangte – was den Lübeckern seinerzeit sicher nicht gefallen hat, denn in Heinrich Manns Heimatstadt wurde das Buch totgeschwiegen: Die norddeutsche Kleinstadt, in der Professor Unrat lebte, war unschwer als das Lübeck des Schülers Heinrich Mann zu erkennen. In Deutschland fand die Premiere drei Monate vorher statt: am 1. April 1930 im Gloria Palast in Berlin. Und damals dürfte das Publikum nicht nur Marlene Dietrich begeistert gelauscht haben, denn erstmals war in einem deutschen Spielfilm eine Jazzband zu hören: die Weintraub-Syncopators. Szenenfoto „Kuhle Wampe“ W EH EI LNLS SE WERT Szenenfoto „Der Blaue Engel“ 61 Sonntag, 27.02.2011 V9 11.00 Uhr, Jazz-Frühschoppen im Restaurant Kornhaus V49 11.00 Uhr, Jazz-Brunch im Restaurant Kornhaus „Berlinisch für Nichtberliner“ „Wenn wieder Frühling ist“ Ruth Hohmann und das Jazz Collegium Berlin Tuba: Hartmut Behrsing Saxophon und Klarinette: Patrick Braun Trompete: Ernstgeorg Hering Trompete und Flügelhorn: Hans Georg Hentschel Schlagwerk: Andreas Hentschel Klavier und Gesang: Volker Kaufmann Bass: Stefan Lasch Berliner Swing Trio & Friends Bass und Gitarre: Stefan Lasch Klavier und Gesang: Dr. Volker Kaufmann Schlagzeug: Andreas Hentschel Saxophon und Klarinette: Patrick Braun Gesang: Marie Luise Patrick Braun Ein Leben für den Jazz „Eena kommt und saacht er lieb da und du bist hin. Ach du Jüte! Spielt sich uff wie‘n echt Valiebta, du fliechst druff rin. Meine Jute! Du jibst ihm dein janzet Herz. Doch auff Herz reimt sich ooch Schmerz! Deinet hatta dir jebrochen! Mann, det war een übla Scherz!“ Zeilen aus Ruth Hohmanns Er is sauer uff dir, ihrer Berliner Variante des durch Benny Goodman bekannt gewordenen Songs Goody Goody. Für die Pionierin des Jazz in der DDR stand der Entschluss, Sängerin zu werden, schon 1945 fest. Damals lief auf dem amerikanischen Radiosender AFN jeden Freitag Abend Jazz. Die Vierzehnjährige war fasziniert, von Stimmen wie Ella Fitzgerald oder Duke Ellington geradezu magisch angezogen! Als sie sich einige Jahre später selbst beim Rundfunk vorstellte, sollte sie zunächst Schlager singen. Hohmann lehnte ab. Sie fiel jedoch dem Komponisten und Rundfunkmitarbeiter Walter Kubiczek auf. Er kommentierte ihre Interpretation von The Man I Love mit den Worten: „So etwas wie Sie läuft nur alle paar Jahrzehnte in Deutschland rum!“ Wenig später kam es zu Hohmanns erstem öffentlichen Auftritt: 1961, in Berlin, im Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, zusammen mit den Jazz Optimisten. Die Presse war begeistert, und Hohmanns Karriere startete. Sie sang mit allen renommierten Ensembles der DDR-Jazzszene, so mit den Dresdener Tanzsinfonikern, aber auch mir der RIAS-Bigband. Als 1962 sämtliche Künstler der DDR eine Berufsberechtigung vorweisen mussten, wurde aus Ruth Hohmann die erste Jazzsängerin der DDR mit staatlicher Zulassung. Die „Ella des Ostens“ wirkte außerdem an zahlreichen Projekten mit. So sang sie die Titelrolle in der Fernsehoper Hete (1965, unter der Regie von Harry Kupfer), die jedoch aufgrund eines offiziellen Verbots nicht gesendet werden durfte. Ruth Hohmann und das Jazz Collegium Berlin, seit 1974 die ständige Begleitband der Hohmann, interpretieren Weill auf ihre Weise: Mack the Knife aus der Drei groschenoper, Songs wie Blue Berry Hill oder aber die bereits erwähnte Version von Goody Goody, einer Kurzlektion in Sachen „Berlinisch für Nichtberliner.“ Stefan Lasch 62 Sonntag, 13.03.2011 Mit „Wenn wieder Frühling ist“ kommt die Leichtigkeit zurück. Da brechen die Gefühle auf, schwindet die Schwermut des Winters, wird die Welt wieder sexy. Das Berliner Swing Trio mit Patrick Braun und Marie Luise präsentieren beswingte Musik von George Gershwin bis Kurt Weill und Titel von On the sunnyside of the street über I can’t give anything but, Baby, As time goes bye, Lady is a tramp, I got rhythm, All of me, Whispering bis hin zu s’ wonderful. „Wenn wieder Frühling ist und wenn du bei mir bist, dann wird die ganze Welt vor Liebe auf den Kopf gestellt“, sang einst Romys Mutter Magda Schneider, und auch die legendären Weintraub Syncopaters haben das Lied eingespielt. Streng genommen beginnt Mitte März der Frühling noch nicht, aber er klopft doch quasi schon an die Tür. Und was gibt es da Schöneres, als an einem Sonntag ein wenig auszuschlafen und dann in das Ausflugslokal Kornhaus zu spazieren, dem Bauhausbau direkt am Elbebogen, und sich dort bei einem Brunch von dem Berliner Swing Trio und seinen Freunden musikalisch verwöhnen zu lassen. Das Ambiente des Kornhauses ist wie geschaffen dafür, sich in die 1920er Jahre zurückzuversetzen, eine Zeit, in der sich Deutschland (wenn auch nur kurzfristig) politisch beruhigt hatte und es wirtschaftlich aufwärts zu gehen schien. Die ernste wie die leichte Unterhaltung nahm wieder größeren Raum im Leben ein. Man baute Theater, gründete Kabaretts, und der Film mauserte sich zum Massenmedium. Berlin war nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, es war auch die Kulturhauptstadt. Und der Kurfürstendamm war der Berliner Broadway. Neben den Theatern gab es unzählige Bars, Nightclubs, Weindielen und Ballhäuser. Musik und Tanz drückten das neue Lebensgefühl aus, und dazu gehörten auch neue Klänge: der Jazz und der Swing. Das Berliner Swing Trio ist noch jung, es fand erst 2008 zusammen. Doch die Gründer Stefan Lasch, Dr. Volker Kaufmann und Andreas Hentschel sind gestandene Musiker der Berliner Jazzszene. Und sie verfügen über ein sehr umfangreiches Repertoire vom Jazz-Klassiker bis zum populären Swing. Ins Kornhaus bringen die drei ihre beiden „friends“ Patrick Braun und Marie Luise mit. Wenn Sie von diesen fünf Musikern mitgerissen werden und anfangen zu swingen, vergessen Sie nicht, vorher die Kaffeetasse abzustellen. Donnerstag, 10.03.2011 V37 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im Restaurant Pächterhaus „Hunger ist heilbar“ Rezitation und Gesang: Bernhard Bauer Violine: Alban Beikircher Klavier: Tina Zeller BEGRüSSUNG Fritz Kreisler (1875-1962) Schön Rosmarin Robert Gernhardt (1937-2006) Diät-Lied (Mit Ohrfeigenbegleitung) Josef Weinheber (1892-1945) Der Phäake VORSPEISE Erich Kästner (1899-1974) aus „Als ich ein kleiner Junge war“ Notwendige Antwort auf überflüssige Fragen Bürger, schont eure Anlagen Die Zunge der Kultur reicht weit Fritz Kreisler Liebesleid Erich Kästner Seid nicht zu fleissig SUPPE Fritz Kreisler Liebesfreud Erich Kästner aus „Kästner für Erwachsene“ Carl Zuckmayer (1896-1977) aus „Als wärs ein Stück von mir“ Erich Kästner Die Zeit fährt Auto Die Entwicklung der Menschheit Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) Gartenszene Erich Kästner Gedanken beim Überfahrenwerden Das Führerproblem genetisch betrachtet Was auch geschieht HAUPTGANG Erich Kästner Über das Auswandern Jardin du Luxembourg Kurt Weill (1900-1950) I’m a stranger here myself Erich Kästner aus „Bei Durchsicht meiner Bücher“ Fritz Kreisler Berceuse romantique Ernst Jandl (1925-2000) Calypso Im Delikatessenladen DESSERT Edward Elgar (1857-1934) Salut d’amour Erich Kästner Der Titel des Programms Wienerlied Erst wenn’s aus wird sein Ernst Jandl Spruch mit kurzem o Sollten Sie Hunger verspüren, gehen Sie nicht ins Krankenhaus, sonst ergeht es Ihnen wie dem Mann in Erich Kästners Gedicht „Hunger ist heilbar“. Der wird von den Ärzten auf der Suche nach dem Grund für sein Unwohlsein regelrecht zu Tode operiert. „Der Chefarzt sah die Leiche an. / Da fragte ein andrer, ein junger: / ‚Was fehlte denn dem armen Mann?’ / Der Chefarzt schluchzte und murmelte dann: / ‚Ich glaube, er hatte nur Hunger.’“ Nein, gehen Sie lieber ins Pächterhaus, denn dort wird nicht nur Ihr Hunger gestillt, dort können Sie stilvoll dinieren und bekommen zu den Gaumenfreuden auch noch Ohrenschmaus serviert. Bernhard Bauer (Rezitation und Gesang), Alban Beikircher (Violine) und Tina Zeller (Klavier) werden Ihnen zwischen den Gängen Musikalisches und Literarisches kredenzen. In Vorfreude auf den nächsten Gang können Sie sich Alt-Wiener Tanzweisen von Fritz Kreisler munden lassen. Kreisler war nicht nur Komponist, sondern auch Geiger. 1910 brachte er das Violinkonzert von Edward Elgar, das ihm gewidmet war, zur Uraufführung. Dieses gehört jedoch nicht zu den Genüssen des Abends, sondern ein Klavierstück des englischen Komponisten: Salut d’amour. Ein weiterer musikalischer Leckerbissen ist das Lied Avant de mourir, das der rumänische Geiger Georges Boulanger 1926 komponierte. Populär wurde es unter dem Titel My Prayer mit einem Text von Jimmy Kennedy, der 1939 entstand. Und bei einer weiteren Gaumenfreude lässt Shakespeare grüßen: Die Gar tenszene komponierte Erich Wolfgang Korngold 1935 für den Film Much Ado About Nothing – Viel Lärm um nichts. Auch der literarische Genuss ist bei Autoren wie Erich Kästner, Carl Zuckmayer, Josef Weinheber und Ernst Jandl garantiert. Wie gesagt: Sollte es in Ihrem Magen grummeln, nicht ins Krankenhaus, sondern ins Pächterhaus. Dort wird Ihr Hunger geheilt. Bernhard Bauer und Alban Beikircher Menü Vorspeise Kalbstafelspitzsülze mit Meerrettichschaum und Apfel-Sellerie Carpaccio Suppe Currycrèmesüppchen mit Fischstrudel Hauptgang Maishähnchenbrust im Reisblatt mit glasiertem Gemüse und Süßkartoffelpürée Dessert Schokoladen-Ingwermousse und Ananassorbet Weitere Veranstaltungen Freitag, 11.03.2011 V41 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im Restaurant Pächterhaus Samstag, 12.03.2011 V46 19.30 Uhr, Dinner mit Musik im Restaurant Pächterhaus 63 Donnerstag, 03.03.2011 V17 20.00 Uhr, Konzert im Brauhaus „Zum Alten Dessauer“ „Claire und Kurt“ Eine Claire Waldoff und Kurt Weill Revue Gesang: Anne Simmering Klavier: Harald Rutar Harald Rutar Weitere Veranstaltung Freitag, 04.03.2011 V21 20.00 Uhr, Konzert im Brauhaus „Zum Alten Dessauer“ Kurt Weill (1900-1950) My ship Robert Nelson (*1941) Heut’ geh’n wir morgen erst ins Bett Claire Waldoff (1884-1957) Wer schmeisst denn da mit Lehm Kurt Weill Mack the knife Berlin im Licht Fritz Paul Wat braucht der Berliner, um jlücklich zu sein Kurt Weill Die Ballade von der sexuellen Hörigkeit Walter Kollo (1878-1940) Nach meene Beene is ja janz Berlin verrückt Tante Paula sitzt im Bett und isst Tomaten Kurt Weill Ich bin eine arme Verwandte Robert Nelson Fang nie was mit Verwandtschaft an Friedrich Hollaender (1896-1976) Stroganoff Anonym Warum liebt der Vladimir jrade mir? Kurt Weill Tschaikowsky PAUSE Kurt Weill Youkali Theo Mackeben (1897-1953) Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da Anne Simmering 64 Anonym Mensch, lach doch Kurt Weill One life to live Anonym Menschliches – Allzumenschliches Otto Reutter (1870-1931) Wie reizend sind die Frauen Kurt Weill Susan’s dream Anonym Wenn Willi Püppchen zu mir sagt Kurt Weill Abschiedsbrief Medley Anonym Die Laubenkolonie Kurt Weill Johnny’s Song Es wächst zusammen, könnte man den vielzitierten Satz auf das Programm von Anne Simmering ummünzen, was zusammengehört. Denn Kurt und Claire hatten so viele Schnittmengen, dass man sich wirklich wundert, weshalb sie sich nicht näher kannten. Beide stammten aus der Provinz, wie man seinerzeit in der Reichshauptstadt all das einschätzte, was eben nicht Berlin war: er aus Dessau, von der Mulde; sie aus Gelsenkirchen, aus dem Pott. Beide waren aber auch „gelernte Berliner“, ja der Zungenschlag von Waldoff und Weill gilt heute sozusagen als der Sound Berlins schlechthin: als Klangcode jener Jahre, die man später die Goldenen nennen sollte. Beide hatten ihr Ohr am Puls der Zeit, einen Riecher für die Themen, die sozusagen auf der Straße lagen. Wenn Claire singt (von ihren „Beenen“, nach denen ganz Berlin verrückt sei) und Kurt songt (von der Ballade der sexuellen Hörig keit), dann ist das durchaus vergleichbar, dann spürt man den Körper, dann prickeln die Töne auf der Haut. Und wenn die Waldoff das „Milljöh“ beschwört (also die Hinterhofidyllen, die ihr Freund Heinrich Zille so unnachahmlich in die Zeichnung gebracht hat), dann entspricht das durchaus den sozialen Tendenzen Kurt Weills. Es sei ihm lieber, ein Taxifahrer pfeife eine seiner Melodien, äußerte der Broadway-Komponist einmal, als wenn er den Pulitzer-Preis für Musik bekomme, den Oscar seiner Branche. Anne Simmerings Hommage an Kurt und Claire ist zugleich die Huldigung an eine Epoche und eine Stadt, deren Vitalität und Veränderungsoptimismus uns heute noch begeistert. Als man bereit war, Gesellschaft und Kunst neu zu denken – und so individuelle Persönlichkeiten wie Weill und Waldoff nicht nur Nischen, sondern eine breite Öffentlichkeit fanden. „Ne dufte Stadt, ist mein Berlin!“ schwärmte die Sängerin, während sich der Komponist eher verwundert fragte: „Na wat denn, wat ist dat für ’ne Stadt denn?“ 2011/2012 Entdeckungen Wer träumte nicht schon davon, Neues für sich zu entdecken, sich neue Perspektiven zu eröffnen. Doch oft scheint die richtige Tür verstellt oder die Lichtverhältnisse lassen nur eine Ahnung dessen zu, was es zu entdecken gäbe. Ganz so, wie Kurt Weill das in seinem Song Berlin im Licht beschrieben hat: „Und zum Spazierengehn genügt das Sonnenlicht, doch um die Stadt Berlin zu sehn, genügt die Sonne nicht.“ Um einen besseren Einblick in die spannende Lebenszeit Kurt Weills zu erhalten, führt das Kurt Weill Zentrum, in Ergänzung zum jährlich stattfindenden Kurt Weill Fest, die Veranstaltungsreihe ENTDECKUNGEN durch. Diese Veranstaltungen dienen als Wegweiser zu den Kurt Weill Festen der Jahre 2011 bis 2013 und ergänzen die vielschichtigen Festspiel-Programme. Ganz im Stil eines Studium Generale bieten die ENTDECKUNGEN einen Einblick in eine der bedeutendsten Perioden europäischer Geschichte, stellen dabei das Leben und Wirken von Kurt Weill in seinen historischen Kontext und beleuchten mit einem Blick auf die Bereiche Musik, Philosophie, Bildende Kunst, Gesellschaft, Architektur und Technik die Zeitgeschichte. Durch Vorträge und Podiumsdiskussionen mit Fachleuten verschiedener Disziplinen wird die in vielerlei Hinsicht noch so wenig entdeckte Zeit zwischen 1900 und 1950 in lebendiger Form und in allgemein verständlicher Weise aufbereitet. Konzerte mit Preisträgern und Stipendiaten des Deutschen Musikwettbewerb runden die Veranstaltungen ab und bilden einen facettenreichen Rahmen für die Veranstaltungs-Serie. Für das Kurt Weill Fest 2012, das sich mit Paris der zweiten Station in Kurt Weills Leben zuwendet, werden sich die ENTDECKUNGEN insbesondere mit dem Thema „Exil und Heimat“ beschäftigen. Als einer der zentralen Fluchtpunkte vieler Exilanten, die vor der NAZI-Diktatur, aber auch vor anderen Unrechts-Regimen fliehen mussten, war das Paris der 1930er Jahre eine wichtige erste Anlaufstelle. Exemplarisch werden Kurt Weill und sein Schicksal somit bei den kommenden ENTDECKUNGEN zu Beispiel für eines der schwierigen Themen des 20. Jahrhunderts. Die ENTDECKUNGEN werden von Prof. Matthias Henke gemeinsam mit dem Kurt Weill Zentrum entwickelt und inhaltlich gestaltet. Gefördert werden die ENTDECKUNGEN, die in Partnerschaft mit dem Deutschen Musikwettbewerb, der Universität Siegen, der Ernst Bloch Gesellschaft, dem Deutschlandfunk und der Landesvertretung Sachsen-Anhalt beim Bund in Berlin durchgeführt werden, von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Voraussichtliche Termine: 28.-29.10.2011 / 02.-03.12.2011 / 27.-29.01.2012 Klingende Stadtportraits von Berlin, Paris und New York präsentieren die pulsierenden Lebens-Stationen Kurt Weills und geben den Takt der kommenden Kurt Weill Feste vor. Seien Sie neugierig – machen Sie Ihre Klangreise in die Stadt der Klassischen Moderne! 25.2. – 13.3.2011 BER L I N 24.2. – 12.3.2012 PARIS 22.2. – 10.3.2013 N E W YOR K 65 Biografischer Anhang in Chronologischer Reihenfolge V1 „Protagonist“ / „I Pagliacci“ Die Anhaltische Philharmonie Dessau zählt zu den ältesten und traditionsreichsten Klangkörpern des Landes Sachsen-Anhalt. Als sein Geburtsjahr wird 1766 genannt, als Friedrich Wilhelm Rust die Leitung der Hofkapelle übernahm. Nachdem 1794 eine Theatertruppe fest in Dessau engagiert wurde, bildeten die Musiker fortan eine unverzichtbare Säule für Musiktheater-Aufführungen aller Genres. Chefdirigent des Orchesters, das seit 1992 den Namen Anhaltische Philharmonie Dessau führt, ist seit 2009 Generalmusikdirektor Antony Hermus. Gastverpflichtungen außerhalb Dessaus (z.B. wiederholt zum Classic Open Air auf dem Berliner Gendarmenmarkt, zu Konzerten im Konzerthaus Berlin, Japan-Tournee des Anhaltischen Theaters Dessau mit „Salome“ und „Der fliegende Holländer“) sowie Rundfunk-Mitschnitte und CD-Produktionen zeugen von der überregionalen Reputation des Orchesters. André Bücker Antony Hermus kam 1998 an das Hagener Theater, arbeitete sich dort in nicht einmal fünf Jahren vom Praktikanten über die Positionen des Studienleiters und 1. Kapellmeisters zum Generalmusikdirektor empor und hatte diese Position bis 2008 inne. Das Repertoire des holländischen Dirigenten umfasst etwa 200 sinfonische Werke und 50 Opern, wovon er viele Neuproduktionen zur Premiere brachte und manches vergessene Werk wiederentdeckte. Auch dirigierte er viel zeitgenössisches Repertoire. In den vergangenen Jahren stand er u.a. am Pult der Nürnberger und der Bochumer Symphoniker, der Philharmonischen Orchester in Duisburg, Magdeburg, Freiburg, Kiel, Oldenburg und Rostock sowie beim RTE National Symphony Orchestra of Ireland und dem Orchestre de Bretagne. Angus Wood André Bücker arbeitete nach seinem Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Geschichte und Philosophie in Bochum für das Kunstfest Weimar und inszenierte u.a. in Dortmund, Hannover, Graz, Nürnberg, Göttingen, Senftenberg, Mannheim und für das Händel-Fest in Halle. Er wurde mit seinen Schauspielund Musiktheaterinszenierungen wiederholt zu Festivals und zahlreichen Gastspielen eingeladen. Von 1998 bis 2000 war er Stellvertreter des Intendanten am Theater in Wilhelmshaven, von 2005 bis 2008 Intendant am Nordharzer Städtebundtheater in Halberstadt/Quedlinburg. Seit Beginn der Spielzeit 2009/2010 ist er Generalintendant des Anhaltischen Theaters Dessau. Iordanka Derilova Oliver Proske stammt aus Johannesburg und studierte Industrial Design an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg sowie an der Universität der Künste Berlin. Außer für das Anhaltische Theater Dessau entwarf er auch Bühnenbilder und Raumkonzepte für die Händel-Festspiele oder für das Kunstfest Weimar. 1998 gründete er mit Nicola Hümpel das international erfolgreiche Ensemble Nico and the Navigators am Bauhaus Dessau. Sophie Walz studierte Musiktheaterdramaturgie in München. Sie war Assistentin des Intendanten Jochen Schönleber beim Festival „Rossini in Wildbad“ und Regieassistentin am Prinzregententheater in München. 66 Seit März 2010 ist sie Dramaturgieassistentin am Anhaltischen Theater Dessau. Angus Wood stammt aus Australien und erhielt seine Ausbildung in London, Melbourne und den USA. Als Konzertsänger war er u.a. in Melbourne, Sydney und Singapore zu hören. An der Opera Australia sang er zunächst Baritonrollen, bevor er ins Tenorfach wechselte. 2005 wurde er Sieger des „German-Australian Opera Grant“ und kam zunächst als Stipendiat ans Hessische Staatstheater Wiesbaden. Seit der Spielzeit 2007/2008 gehört er hier fest zum Ensemble und war u.a. in Opern und Operetten von Mozart, Verdi, Offenbach, Strauss, Massenet, Bizet und Benatzky zu hören. Gastspiele führten ihn mehrfach in die USA und nach Australien, wo er zuletzt u.a. Cavaradossi in Verdis „Tosca“und die Tenorpartie in Händels „The Messiah“ sang. Die in Sofia geborene Iordanka Derilova wurde in ihrer Heimatstadt und in Rom ausgebildet. Sie sang in fast allen Opernhäusern Bulgariens. 1998 folgte ein Festengagement an der Staatsoper Prag. 2000/2001 wurde sie für die Rolle der Amelia („Ein Maskenball“) am Nationaltheater Mannheim engagiert und sang mit großem Erfolg Aida in Japan. 2003 folgte ein Festengagement am Anhaltischen Theater Dessau. Für die Isolde in Wagners „Tristan und Isolde“ wurde sie als „Sängerin des Jahres“ von der Zeitschrift „Opernwelt“ nominiert. Iordanka Derilova sang auf Opernbühnen in Italien, der Schweiz, Holland, Litauen, Zypern, Katar, der Türkei, Russland, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Deutschland und wiederholt auf Festivals in Österreich. 2009 wurde sie mit dem Titel der Kammersängerin ausgezeichnet. Der holländische Bariton Wiard Witholt studierte am Konservatorium Amsterdam und machte seinen Abschluss hier im Sommer 2003, zwei Jahre darauf an der New Opera Academy Amsterdam. Von 2005 bis 2006 war er Mitglied des Opera Studio Nederland und von 2006 bis 2008 am Atelier Lyrique an der Opéra Nationale de Paris. Er war Preisträger beim „Cristina Deutekom Concours“ in Enschede 2006 und vertrat 2007 die Niederlande beim Gesangswettbewerb „BBC Cardiff Singer of the World“. Neben der Oper ist Wiard Witholt auch häufig in Oratorien aufgetreten und sang mehr als vierzig Bach-Kantaten. Sein Debüt an der Opéra Nationale de Paris gab er 2007 mit Mahlers „Liedern eines fahrenden Gesellen“. In Brüssel debütierte er 2008 als Le Berger in Debussys „Pelléas et Mélisande“. David Ameln wurde 1978 in Berlin geboren. Er studierte an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Bereits während des Studiums nahm er eine rege Konzerttätigkeit in Norddeutschland auf. Außer in zahlreichen Produktionen im Opern- und Operettengenre war er auch als Evangelist und Liedsänger zu hören. David Ameln ist Preisträger des internationalen Gesangswettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg 2006. Sein erstes Festengagement führte den Buffotenor zur Spielzeit 2007/08 für zwei Jahre an die Musikalische Komödie der Oper Leipzig. Seit der Spielzeit 2009/10 ist David Ameln festes Ensemblemitglied am Anhaltischen Theater Dessau. 2010 debütierte er in Japan. Ulf Paulsen stammt aus Bremervörde zwischen Bremen und Hamburg und erhielt seine Ausbildung in Köln. Sein Stimmumfang ermöglicht es ihm, Rollen des Baritonfachs ebenso überzeugend zu gestalten, wie Partien aus dem Bereich des Bassbariton- und sogar des Bassfachs. Seine erste Festanstellung bekam er 1996 am Stadttheater Görlitz, wo man ihn gleich zu Beginn mit den so unterschiedlichen Rollen des Germont in Verdis „La Traviata“ und dem Kaspar im „Freischütz“ betraute. Ab 1998 sang er als ständiger Gast auf der Bühne der Státní opera Praha. 2000 gab er seinen ersten Kurwenal am Prager Nationaltheater unter der Leitung von Jiři Kout. Seit 2001 ist Ulf Paulsen festes Mitglied des Anhaltischen Theaters in Dessau, wo er gleich zweimal den Zuschauerpreis „Theo“ verliehen bekam. Gastspiele führten ihn u.a. nach Braunschweig, Halle, Chemnitz, Wrocław, Liberec, Münster, Hagen und Trier. Helmut Sonne absolvierte nach seinem Lehramtsstudium in Frankfurt ein Chorleiter- und Kapellmeisterstudium u.a. bei Helmut Rilling. Seit 1977 ist er als Chordirektor an den Theatern in Koblenz, Braunschweig, Wuppertal, Berlin (Deutsche Oper), Halle, Chemnitz und Dessau tätig. Der in Murmansk geborene Tenor Sergey Drobyshevskiy studierte an der weißrussischen Musikakademie in Minsk und nahm an zahlreichen Meisterkursen teil, u.a. bei Carlo Bergonzi. Er gastierte nach seinem Debüt als Lensky in „Eugen Onegin“ im russischen Ekaterinburg an verschiedenen Opernhäusern u.a. in Minsk, Manaus, Budapest, Ludwigshafen, Heidelberg, Klagenfurt, Riga, Sassari, Lissabon, Brüssel, Amsterdam sowie beim Opernfestival Solothurn. Er ist Mitglied des Ensembles der Mariinsky Oper St. Petersburg. Seit der Spielzeit 2010/11 gehört er fest zum Ensemble des Anhaltischen Theaters Dessau. V2 „Keine Dreigroschenmusik“ Das Dessauer Alanluca Saxophonquartett gründete sich 2006 aus Mitgliedern der Jugend-Big-Band Anhalt. Die jungen Musiker haben sich der jazzigen Kammermusik in all ihren Facetten verschrieben. Neben Swing-, Rock- und Funktiteln gehören auch lateinamerikanische Musik und der Mambo zu ihrem Repertoire sowie natürlich Werke des Komponisten ihrer Heimatstadt: Kurt Weill. Neben zahlreichen regionalen und überregionalen Auftritten gastierten die jungen Musiker 2006 in Santiago de Chile, 2007 in Rio de Janeiro und 2008 im österreichischen Klagenfurt. V4 Festivalcafé A rti s t i n resi den ce Der junge polnische Geiger Filip Michal Saffray begann im Alter von sechs Jahren mit dem Geigenunterricht. Versailles, Bryla in Posen und Karlsruhe waren die Stationen seiner Ausbildung. Daneben nahm er an vielen Meisterkursen teil, u.a. bei Vladimir Spivakov. Er gewann Preise bei Wettbewerben in Russland, Polen und Deutschland. Seit 1998 gibt Filip Michal Saffray regelmäßig Konzerte. 2005 erhielt er das Förder-Stipendium von der Hans und Eugenia Jütting-Stiftung Stendal und 2008 das Förder-Stipendium für Junge Künstler von der L-Bank Musikstiftung. V5 „Die besten Liebhaber der Welt“ Bidla Buh liefern eine Mischung aus frisch interpretierten Grammophon-Klassikern, aktuellen Hits im Stile der 1920er und 30er Jahre, Musik-Comedy und kurzweiliger Moderation. Die drei Hamburger haben dabei im Laufe ihrer siebenjährigen Zusammenarbeit ein ganz eigenes Genre kreiert, das durch viele farbige Facetten, ob mit Ukulelen, steppend oder a cappella, ständig erweitert wird. Benannt ist das Trio nach dem Lied „Bidla Buh“ von Georg Kreisler, in dem 14 Damen geliebt, verwöhnt und schließlich gemordet werden. Bidla Buh ist auf Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum zu sehen. 2002 gewann das Ensemble den Sonderpreis beim Gaukler- und Kleinkunst-Festival in Koblenz. V6 Wiard Witholt V11 „Heute Abend: Lola Blau“ Konrad Chr. Göke arbeitet als Regisseur und Autor für Bühne, Funk und Fernsehen. Für den Hessischen Rundfunk und für den Westdeutschen Rundfunk hat er mehrere Drehbücher geschrieben und verfilmt. Eine Reihe seiner Opernfassungen für Kinder sind auf CD erschienen. Überregionale Beachtung fand besonders seine Bearbeitung der Puccini-Oper „La Bohème“. Konrad Chr. Göke war der erste, der in der Gebläsehalle des stillgelegten Hüttenwerks der Thyssen AG in Duisburg eine Oper zur Aufführung brachte, heute ist diese Spielstätte ein eingeführter Aufführungsort der Ruhrtriennale. Mehr als 40 Bühnen-Inszenierungen stammen von ihm. Marko Kassl stammt aus der kulturell eigenständigen slowenische Minderheitenregion in Kärnten, nahe dem Wörthersee. Er hat an der Essener Folkwang Hochschule studiert und mit seinem Akkordeon viele Preise im In- und Ausland gewonnen. Heute ist er mit seiner einzigartigen Bandbreite von der modernen Musik bis hin zur Klassik regelmäßiger Gast in den Konzerthäuser Europas. Stella-Louise Göke studierte am ArtEZ Conservatorium im niederländischen Enschede Operngesang. 2005 spielte sie bereits mit großem Erfolg im Theater Tiefrot in Köln die Lucie in Goethes „Stella“. Mit der Bühnenfassung des Hörspielmusicals „Heute Abend: Lola Blau“ ist sie seit 2009 auf Tournee. Das Debüt erlebte die Inszenierung am Stadttheater Walfischgasse in Wien. Heike Maria Förster wurde in Berlin geboren und erhielt mit sieben Jahren ihren ersten Instrumentalunterricht. Ihr Gesangsstudium absolvierte sie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Anschließend war sie 15 Jahre lang an verschiedenen Theatern in Deutschland engagiert und sang in mehr als 30 Opern und Musicalproduktionen. Darüber hinaus war sie neben zahlreichen Orchesterkonzerten beim ZDF „Sonntagskonzert“ zu Gast in der ARD-Sendung „Bio’s Bahnhof“ und wurde zu mehreren CD-Produktionen eingeladen. Sie wirkte bei verschiedenen Tourneeproduktionen und Opern- und Musical-Galaveranstaltungen mit. Seit 2000 gastierte sie mit den Partien Papagena („Die Zauberflöte“), Christel von der Post („Der Vogelhändler“), Musette („La Bohème“), Frasquita („Carmen“) und Gretel („Hänsel und Gretel“) beim internationalen Opernfestival Gut Immling im Chiemgau. Ulf Paulsen Sergey Drobyshevskiy 67 V7 V7a Little Annie & Baby Dee Little Annie heißt mit bürgerlichem Namen Annie Bandez O’Connor und ist seit über drei Jahrzehnten unter verschiedenen Künstlernamen als Musikerin, Autorin, Schauspielerin, Malerin und Underground-Chansonette tätig. Sie hat mit den Experimental-Punkern Crass, den Industrial-Veteranen Coil, mit Antony Hegarty oder Marc Almond zusammengearbeitet. Ihre letzten CDs nahm sie gemeinsam mit dem Pianisten Paul Wallfisch auf. Sie gilt als eine der vielfältigsten US-Künstlerinnen und als Meisterin im Covern von Songs. Begleitet wird sie von Baby Dee, die sonst Harfe und Klavier bei Antony & the Johnsons und Current 93 spielt. Auch sie gilt als schillernde Live-Performerin und Garant für queere Texte und zart-verschachtelte Harmonien. Little Annie V8 „Vor Dir schein‘ ich aufgewacht“ Katja Stuber schloss 2008 ihre Ausbildung im Fach Konzertgesang an der Hochschule für Musik und Theater München bei Christian Gerhaher mit Auszeichnung ab. Im September 2008 ging sie für ein Meisterklassestudium zu Ruth Ziesak nach Saarbrücken. Neben ihren Auftritten als Konzert-Solistin ist die Sopranistin seit der Spielzeit 2009/2010 im Staatstheater am Gärtnerplatz in München regelmäßig zu hören. Beim Deutschen Musikwettbewerb 2010 wurde Katja Stuber in der Kategorie Gesang mit einem Stipendium ausgezeichnet und in die 55. Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler aufgenommen. Im Sommer wird sie ihr Debüt in Bayreuth als Junger Hirte im „Tannhäuser“ geben. Boris Kusnezow wurde in Moskau geboren und studiert seit 1998 an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Er gewann zahlreiche Preise, darunter die 1. Preise bei den Steinway-Wettbewerben in Hamburg und Berlin sowie beim Concorso musicale internazionale „Riviera del Conero“ in Ancona. Neben dem solistischen Spiel widmet sich der Pianist besonders der Kammermusik und konzertiert als gefragter Liedbegleiter mit vielen Sängerinnen und Sängern. 2009 erhielt er den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in der Kategorie „Klavierpartner Lied“ und wurde, wie auch im Jahr darauf, in die Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler aufgenommen. Baby Dee V9 „Berlinisch für Nichtberliner“ Ihren ersten Auftritt als Jazz-Sängerin hatte Ruth Hohmann 1961 im „Haus der deutsch-sowjetischen Freundschaft“ in Berlin mit den legendären „Jazz-Optimisten“. Da war sie 30 Jahre alt und hatte eine Ballett- und eine Schauspielausbildung hinter sich. Seither sang sie mit den unterschiedlichsten Formationen, wirkte bei zahlreichen Rundfunkaufnahmen mit, war in Filmen zu sehen (zuletzt in „NVA“ von Leander Haußmann), spielte eine Vielzahl von LPs und CDs ein und wurde selbst zur JazzLegende. Nach einem mehrjährigen Auftrittsverbot war sie seit 1972 wieder auf der Bühne zu erleben, kurz darauf wurde das Jazz Collegium Berlin ihre ständige Begleitband. 1976 wurde Ruth Hohmann an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin berufen und lehrte dort 20 Jahre lang Jazz und Chanson. 1996 war sie als Gesangssolistin bei „Jazz im Frack“ an der Komischen Oper Berlin zu sehen. 2006 erschien ihr Hörbuch „Jazz reichts“. Ruth Hohmann 68 Das Jazz Collegium Berlin gründete sich 1972 im Stimmzimmer der Komischen Oper Berlin. Von den einstigen Gründungsmitgliedern sind heute noch der Berufsmusiker Hartmut Behrsing an der Posaune und der Trompeter Ernstgeorg Hering, Schauspielleiter am Anhaltischen Theater Dessau, mit dabei. Der aktuelle Bandleader Stefan Lasch, Journalist und ausgebildeter Tonmeister, kam 1988 am Bass zum Jazz Collegium. 1999 folgten Hans Georg Hentschel an Trompete und Flügelhorn, 2000 Patrick Braun an Saxophon und Klarinette, 2005 der Lebensmittelchemiker Andreas Hentschel an den Drums sowie Dr. Volker Kaufmann, Facharzt für Neuropsychiatrie, an Klavier und Gesang. Ruth Hohmann ist seit 1974 Sängerin beim Jazz Collegium Berlin. Das Ensemble ist seit nun fast vierzig Jahren eine feste Größe auf den großen internationalen Dixieland- und Jazzfestivals in Dresden, Lublin, Prag, S’Hertogenbosch und Leipzig. V10 „Leben in dieser Zeit“ Die Staatsoperette Dresden ist das einzige selbstständige Operettentheater Deutschlands. Sie blickt mit ihren Vorgängern auf eine Tradition von 235 Jahren musikalischem Volkstheater in Dresden zurück. Als eine der wenigen Bühnen des heiteren Musiktheaters in Europa bietet die Staatsoperette Dresden mit ihrem breitgefächerten Repertoire aus Operette, Spieloper und Musical Unterhaltung und Amüsement auf höchstem Niveau. Sie verfügt neben einem umfangreichen Solistenensemble über ein Orchester, einen Chor und ein Ballett. Seit der Spielzeit 2003/04 sind Wolfgang Schaller Intendant und Ernst Theis Chefdirigent des Hauses. Ihr besonderes Augenmerk gilt den Werken von Johann Strauss, von denen viele erst wieder zu entdecken sind. Die Entwicklung einer stilgerechten Aufführungspraxis in Inszenierungen und Konzerten steht dabei im Zentrum der Arbeit an der Staatsoperette Dresden. Christian Grygas begann seine Karriere als Beleuchter am Mecklenburgischen Staatstheater in seiner Heimatstadt Schwerin. 1992 ging er an die Stage School of Music, Dance and Drama in Hamburg, zwei Jahre später an die Musikhochschule Lübeck, wo er das Fach Operngesang belegte. Nach Engagements u.a. bei der Lübecker Sommeroperette, am Theater der Jugend in Wien und an den Theatern Lübeck, Münster, Rostock und Bremen ist er seit der Saison 2005/2006 fest im Solistenensemble der Staatsoperette Dresden. Elke Kottmair stammt aus Augsburg und studierte an den Musikhochschulen in Würzburg und Rostock. Gastverträge für Opern-, Operetten- und Musicalproduktionen führten sie an verschiedene Bühnen in Augsburg, Baden bei Wien, Berlin, Frankfurt, München, Rostock und an das Staatstheater Cottbus. Seit der Spielzeit 2004/2005 zählt sie zum Solistenensemble der Staatsoperette Dresden. Ihre rege Konzerttätigkeit führte sie durch Europa, Asien und die USA. Erfolge genießt sie vor allem auch im Chanson- und Kabarettbereich. Sie war an zahlreichen Rundfunkproduktionen und CD-Aufnahmen beteiligt. Elke Kottmair ist Preisträgerin des Bundeswettbewerbs Gesang 1997 und des Internationalen Robert-Stolz-Wettbewerbs 2003. Ernst Theis wurde 1961 in Oberösterreich geboren und studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien. Seit 1987 ist er als Dirigent tätig. Sein Repertoire umfasst alle musikalischen Epochen sowohl im sinfonischen wie auch im Bühnenbereich. Er ist Preisträger des Dirigentenwettbewerbs der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt 1996 unter der Leitung von Peter Eötvös. Von 1990 bis 2005 war Ernst Theis künstlerischer Leiter der Österreichischen Kammersymphoniker. Seit Beginn der Spielzeit 2003/04 ist er Chefdirigent an der Staatsoperette Dresden. Seit 2007 spielt er für den MDR in einer Gesamtedition Werke ein, die von 1925 bis 1935 speziell für das Medium Radio komponiert wurden. Marcus Günzel wurde in Dresden geboren und sang als Kind im Dresdner Kreuzchor. Von 1997 bis 2003 studierte er Gesang an der Dresdner Musikhochschule und legte 2005 dort sein Solistenexamen ab. An der Staatsoperette stand er bereits 2003 als John in Webbers Musical „The Beautiful Game“ auf der Bühne. Seit 2005 gehört er fest zum Solistenensemble der Staatsoperette Dresden. Daneben ist er der Sänger des Dresdner Salonorchesters – des renommierten Tanzorchesters in Dresden. V12 „Gesang zwischen den Stühlen“ Anna Haentjens hat sich bereits während ihres Studiums an der Hamburger Musikhochschule mit der Interpretation von Chansons befasst. Inzwischen tritt sie mit einer Vielzahl literarischer Programme auf: Texte und Lieder von Anne Frank, Wilhelm Busch, Joachim Ringelnatz, James Krüss, Heinrich Heine, Bert Brecht, Louis Fürnberg, Claire Waldoff, Adelbert von Chamisso, Marlene Dietrich und Lale Andersen wurden von ihr schon präsentiert. Für ihre Chansoninterpretationen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, sie erhielt u.a. den 1. Preis im Bundeswettbewerb Gesang des Deutschen Musikrates und den Kulturpreis der Stadt Elmshorn, wo sie auch zuhause ist. Sven Selle studierte an der Hochschule für Musik und bildende Kunst in Hamburg und ist seither als Dozent für Keyboards und Jazz-Pop-Piano an verschiedenen Musikschulen in Pinneberg und Hamburg tätig. Neben seiner engen Zusammenarbeit mit Anna Haentjes musizierte und tourte er mit Margrit Straßburger, Christa Haas und Armin Diedrichsen. Daneben spielt er in der Band Steinfisch und der Cotton Club Bigband. Von ihm liegen zahlreiche CD-Einspielungen vor. V14 „Spring in Berlin“ Maria Baptist hat nach ihrem Kompositions- und Klavierstudium in New York und Berlin zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen gewonnen und gab Konzerte in ganz Europa, den USA, Südafrika und Hong Kong. Sowohl namhafte Solisten wie Ingrid Jensen, Rolf Kühn und Gitte Haenning als auch Ensembles wie die Rias Big Band, die hr- und die NDR-Big Band sowie das Budapest Jazz Orchestra arbeiteten mit ihr zusammen. Maria Baptist engagiert sich daneben in der Nachwuchsförderung. Im März 2011 wird sie Nachfolgerin von Peter Herbolzheimer beim Bundesjazzorchester (BuJazzO). Sie ist Professorin für Komposition und Improvisation an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ Berlin. Andreas Henze studierte Kontrabass an der Musikakademie Kassel. Seit 1999 lebt er in Berlin und ist gefragter Kontrabassist in den verschiedensten Projekten, überwiegend im Bereich Jazz und improvisierte Musik. Er spielte mit dem Katja Riemann Oktett, Andreas Schmidt Pop, Lee Konitz, Eva-Maria Hagen, Mark Murphy, Hannelore Hoger, Hüftgold, dem Lynne ArrialeTrio, Jack Walrath, Wolfgang Schlüter, Lars Kuklinski und Herbert Grönemeyer zusammen. Der Drummer Michael Kersting ist ein Jazzenthusiast, der seit Beginn seiner Karriere rund um den Globus mit einer Vielzahl an Jazzgrößen musiziert hat, darunter Wolfgang Dauner, Chet Baker, Ack van Rooyen, Carrie Smith, Jaco Pastorius, Jack Bruce, Albert Mangelsdorff, Klaus Doldinger, Charlie Mariano, Randy Brecker, Kenny Wheeler oder Joe Gallardo. Daneben war er Mitglied von „Toto Blanke‘s Electric Circus“. 1989 gewann Michael Kersting den Jazzpreis von Baden-Württemberg. Ernst Theis V16 V29 „One Touch of Venus“ Anhaltische Philharmonie siehe V1 Daniel Carlberg studierte bei Leopold Hager und Konrad Leitner in Wien und belegte Meisterkurse bei Peter Gülke, Eiji Oue, Sir Colin Davis, Kurt Sanderling und Seiji Ozawa. Nach seiner Tätigkeit als Studienleiter und Assistent des GMD am Staatstheater Meiningen war er von 2001 bis 2004 Korrepetitor und Dirigent am Landestheater Linz und Assistent von Dennis Russel Davies. 2004 wurde er in die Künstlerliste „maestros von morgen“ des Deutschen Musikrates aufgenommen. Nach seinem Engagement als 2. Kapellmeister am Badischen Staatstheater Karlsruhe ist er seit 2009 1. Kapellmeister am Anhaltischen Theater Dessau. Die Niederländerin Olivia Vermeulen studierte Gesang in Detmold und Berlin. Sie besuchte Meisterkurse bei Andreas Scholl, Thomas Quasthoff, René Jacobs, Wolfram Rieger, Axel Bauni, Irwin Gage und Dietrich FischerDieskau. Bereits während ihres Studiums gastierte sie in Bielefeld, Lübeck, Wien und bei den Berliner Festspielen. 2008 war sie Preisträgerin beim internationalen Liedwettbewerb „La Voce“ des Bayerischen Rundfunks in Bayreuth. Seit der Spielzeit 2008/09 ist Olivia Vermeulen Mitglied des Opernstudios der Komischen Oper Berlin. Neben Opernpartien sang die Mezzosopranistin bei Konzerten im Konzerthaus und der Philharmonie in Berlin, beim Kissinger Sommer 2008 und 2009 sowie bei den Festtagen Alter Musik in Herne. Sven Selle Jan Pieter Fuhr wurde 1966 in Pakistan geboren. Nach seinem Gesangsstudium war er von 1999 bis 2009 am Nordharzer Städtebundtheater als Theaterfotograf, Schauspieler und Sänger engagiert. Neben Partien in der „Zauberflöte“, „Black Rider“, der „Rocky Horror Picture Show“ und den „Comedian Harmonists“ war er dort vor allem in vielen Kindertheaterinszenierungen zu erleben. Daniel Carlberg Ronald Müller wurde 1964 in Suhl geboren und studierte Musikwissenschaft in Halle. Seit 1990 ist er Dramaturg für Konzert und Musiktheater am Anhaltischen Theater Dessau. Er moderiert verschiedene Konzerte und betreut die theaterpädagogischen Angebote der Anhaltischen Philharmonie. 69 Mario Mariano, geboren in Brasilien, studierte Ballett, Jazz und Modern Dance und absolvierte sein Gesangsstudium an der Universität von São Paulo. Es folgten Engagements für Musicals in verschiedenen Theatern sowie Tourneen als Solotänzer und Dance Captain. Außerdem gewann er zahlreiche Choreografie-Wettbewerbe. Seit 2001 lebt er in Deutschland. Hier spielte er u.a. in „Kiss me, Kate“ und „Hair“ sowie in Elton Johns Musical „Aida“. In Stuttgart choreografierte er „Die Comedian Harmonists“. Die von ihm neu choreografierte Revue „The magic night of dancing musicals“ ging auf Tournee durch 100 deutsche Städte. Sein neuestes Projekt ist die Regie und Choreografie für eine Show mit lateinamerikanischer Musik. Ulrike Mayer Die aus Stuttgart stammende Mezzosopranistin Ulrike Mayer studierte bei Thomas Quasthoff an der Hochschule für Musik Detmold sowie an der Hochschule für Musik Köln. Bereits während ihres Studiums wurde sie an das Theater Magdeburg engagiert, dessen Ensemble sie bis 2009 angehörte. Sie gastierte bereits an der Deutschen Oper Berlin, am Staatstheater Mainz und dem Anhaltischen Theater Dessau und folgte Einladungen zum Mannheimer Mozartsommer, den Schwetzinger Festspielen und der Ruhrtriennale. Ihr umfangreiches Lied- und Oratorienrepertoire führte sie zu Konzerten nach Spanien, Russland, Albanien und Litauen und ließ sie mit Orchestern wie der Dresdner Philharmonie, der Sociedad Filarmónica Berlin Madrid und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart zusammenarbeiten. Ulrike Mayer sang bereits unter so namhaften Dirigenten wie Rafael Frühbeck de Burgos und Kurt Masur (zur Wiedereröffnung der Dresdner Frauenkirche). Klaus Seiffert studierte in München Theaterwissenschaft, bevor er im Musicalstudio Theater an der Wien zum Sänger, Tänzer und Schauspieler ausgebildet wurde. Für eine Fortbildung ging er nach New York. Seitdem spielte er in über 30 Musicals, darunter „Cats“ in Hamburg, „Les Miserables“ in Duisburg. In zahlreichen Galashows trat er als Sänger, Moderator, Illusionist und Entertainer auf. Zu seinen Erfolgen als Regisseur zählen über 20 Musicals, Operetten, Komödien und Revuen. Zurzeit führt er Regie für eine Neufassung der „Schneekönigin“ im Friedrichstadtpalast Berlin. Nikolai Orloff Imme Kachel studierte Kostümdesign in Hamburg an der Fachhochschule für Gestaltung. Seit 1996 ist sie als Kostüm- und Bühnenbildnerin in allen Sparten tätig. Sie arbeitete an verschiedenen Theatern, unter anderem in Dortmund, Krefeld/Mönchengladbach, Regensburg, Karlsruhe, Augsburg, Osnabrück, Bielefeld und Hagen. Ulrich Pakusch V17 V21 „Claire und Kurt“ Harald Rutar stammt aus dem österreichischen Villar und studierte in Wien Jazzklavier. Schon bald entwickelte er eine vielfältige Konzerttätigkeit. Als Klavierbegleiter arbeitete er mit Rufina Frontin und Judy Archer zusammen, von 2001 bis 2006 exklusiv mit der amerikanischen Jazz- und Gospelsängerin Vera Love. Mit ihr gab er Konzerte im gesamten deutschsprachigen Raum. Mittlerweile ist er ein gefragter Klavierbegleiter. Von 2006 bis 2008 spielte er in der Marla Glen Band. Seit 2008 arbeitet er als Pianist, Akkordeonist und Arrangeur verstärkt im Theaterbereich. 70 Anne Simmering wurde in Emden geboren. Ihr Musikstudium absolvierte sie an der Hochschule für Musik in Köln und ergänzte dieses mit einem Schauspielstudium am Rose Bruford College in London. Im Rahmen ihres Studiums setze sie sich besonders mit „acting through song“ auseinander und erarbeitete sich ein umfangreiches Repertoire mit Liedern und Texten von Bertolt Brecht, Kurt Weill, Hanns Eisler und Friedrich Hollaender. Zusammen mit ihrer Band „Anne & die zarten Jungs“ entwickelte sie daraufhin eigene Chansonprogramme. Seit 2005 ist Anne Simmering am Mainfrankentheater Würzburg engagiert und arbeitet in den Sparten Schauspiel, Musical und Operette als „Singing Actor“. Im Dezember 2006 wurde sie mit dem Theaterpreis Würzburg des Theaterfördervereins ausgezeichnet. V18 „It Takes Two“ Rebecca Jo Loeb studierte an der Juilliard School of Music New York und erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien. Schon während ihres Studiums hatte die Mezzosopranistin Auftritte beim New York Festival of Song, der Mark Morris Dance Company, dem Moab Music Festival, am Juilliard Opera Center, an der Glimmerglass Opera, beim Tanglewood Music Festival und an der Central City Opera. In der aktuellen Spielzeit gibt sie ihr Debüt an der Dallas Opera und am Teatro Regio di Torino. Sie ist Stipendiatin der Opera Foundation an der Deutschen Oper Berlin. Alen Hodzovic wurde in Wuppertal geboren und absolvierte seine Bühnenausbildung an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München und an der Royal Academy of Music in London. Noch während des Studiums gewann er den 1. Preis beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin und gab im folgenden Jahr sein Debüt am Theater an der Wien. Zahlreiche Engagements in Musical, Operette und Schauspiel führten ihn an Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Hinzu kommen TV-, Radio- und Konzertauftritte. Alen Hodzovic gewann 2009 als erster Deutscher den internationalen Lotte-Lenya-Gesangswettbewerb der Kurt Weill Foundation New York. Seit 1997 lebt der weißrussische Pianist Nikolai Orloff aus Minsk in Berlin und ist dort regelmäßig am Renaissance Theater und im Admiralspalast sowie als Pianist der Berlin Comedian Harmonists zu erleben. Seit 2003 verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit dem Autor und Regisseur Volker Kühn, die ihn zur Welt des Kabaretts und des Chansons führte. 2004 und 2006 hatte er die musikalische Leitung bei der Lübecker Sommeroperette inne. Seine musikalische Erfahrung gibt Nikolai Orloff als Lehrbeauftragter an der Universität der Künste und an der Schauspielschule Charlottenburg Berlin weiter. V19 „Die Sternchenreise“ Anne Simmering siehe V17 Ulrich Pakusch studierte Orgel, Klavier und Dirigat in Saarbrücken und Frankfurt am Main. Seine berufliche Laufbahn führte ihn über die Städtischen Bühnen Regensburg, das Pfalztheater Kaiserslautern und das Badische Staatstheater Karlsruhe zum Mainfranken Theater Würzburg, an dem er seit der Spielzeit 2004/05 als Studienleiter und Kapellmeister engagiert ist. V20 MDR Sinfonieorchester Das MDR Sinfonieorchester ist das älteste RadioOrchester Deutschlands. Es präsentiert sich heute als eines der lebendigsten und innovativsten Ensembles seiner Art in Europa. Es hält mit einer Vielzahl von Konzerten sowie Kinder- und Jugendprojekten engen Kontakt zu Jung und Alt, wodurch es gelingt, immer wieder neues Publikum für Musik zu begeistern. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die Heimat des Sinfonieorchesters, gehört zu den wenigen Regionen weltweit, deren Musiklandschaft über Jahrhunderte hinweg durch zahlreiche berühmte Komponisten wie Bach, Mendelssohn Bartholdy, Wagner, Schumann, Liszt oder Weill geprägt wurden. Durch das MDR Sinfonieorchester wird diese reiche Tradition in einem Repertoire gepflegt und weitergeführt, das auch neueste Musik mit einbezieht und Genre übergreifende Experimente wie die Dresden Soul Symphony oder ein Projekt für DJ und Orchester ermöglicht. Renaud Garcia-Fons wurde 1962 in der Nähe von Paris als Kind katalonischer Eltern geboren. Er studierte Kontrabass am Pariser Konservatorium und war Privatschüler von François Rabbath. Als Mitglied des Orchestre des Contrebasses und später des Orchestre National de Jazz unter der Leitung von Claude Barthélémy vertiefte er sein Wissen über Jazz und Improvisation. Ebenso nahe fühlt er sich dem Flamenco und der Musik des Mittelmeers und des Orients. Parallel zu seiner Karriere als Musiker, arbeitet Garcia-Fons als Komponist. Auf der Scène Nationale de Sceaux im Oktober 2004 präsentierte er Kammermusik, bei der er mit der Bansuri und der Riq auch zwei Instrumente östlichen Ursprungs verwendete. Ein Auftragswerk für die Entente Franco Ecossaise bot ihm Gelegenheit, zusammen mit Künstlern aus verschiedenen Welten zusammen zu arbeiten. Für die Neuvertonung von Lotte Reinigers Film wurde mit Renaud Garcia-Fons ein Musiker gewählt, dessen Kompositionsstil dem orientalischen Thema des Films in kongenialer Weise entgegenkommt. 1971 in München geboren, studierte Markus Poschner zunächst an der dortigen Musikhochschule und assistierte Dirigenten wie Sir Roger Norrington und Sir Colin Davis. Seine erste Chefstelle führte ihn im Jahr 2000 nach Ingolstadt zum Georgischen Kammerorchester, das er nahezu sechs Jahre leitete. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Dirigentenpreis 2004 ging er im folgenden Jahr nach Berlin an die Komische Oper. 2007 wurde er zum Generalmusikdirektor der Bremer Philharmoniker und des Theaters Bremen berufen. Der bei vielen renommierten Klangkörpern beliebte Gastdirigent ist seit der aktuellen Saison außerdem Erster Gastdirigent bei den Dresdner Philharmonikern. Henri Tournier studierte zunächst abendländische Musik in Versailles und Paris. Seit 1989 ließ er sich dann in klassischer indischer Musik in Mumbai und Rotterdam ausbilden. Er etablierte die Bansuri erfolgreich in der zeitgenössischen Musik. Hyeyoon Park, 1992 in Seoul geboren, erhielt ihren ersten Geigenunterricht mit vier Jahren und wurde zwei Jahre später als Jungstudentin an der Korean National University of Arts aufgenommen. Weitere Stationen ihrer Ausbildung waren ab 2003 das Cincinnati Conservatory of Music und seit 2006 die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Neben zahlreichen Meisterkursen hat sie an mehreren Wettbewerben im In- und Ausland erfolgreich teilgenommen. 2009 gewann sie als bislang jüngste Teilnehmerin beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München den 1. Preis. Hyeyoon Park gastierte u.a. in Korea, Russland, Österreich und Litauen. Als Solistin trat sie bereits mit vielen renommierten Orchestern auf. Bruno Caillat studierte zunächst an der École Normale de Musique in Paris, bevor er sich bei Djamchid Chemirani an der Sorbonne in persischer Perkussion ausbilden ließ. Er erwarb unterschiedliche zentralasiatische Tambourin-Techniken und indische Perkussionsstile. Daneben spielt er mittelalterliche Musik und Musik der Renaissance. V22 V23 V28 „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ Lotte Reiniger wurde 1899 in Berlin geboren und beschäftigte sich schon als Schülerin mit Silhouetten- und Schattentheater. Von 1923 bis 1926 arbeitete sie zusammen mit Carl Koch, Walther Ruttmann und Berthold Bartosch in Potsdam an ihrem berühmtesten Werk, das als erster abendfüllender Trickfilm in die Filmgeschichte einging: „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“. Die Tonspur dieses 1926 uraufgeführten Films ist später jedoch verloren gegangen. 1933 emigrierte Lotte Reiniger und lebte in England und Italien, seit 1948 dauerhaft in London. Ihre Filme wurden erst seit 1969 in Deutschland wiederentdeckt und gewürdigt. Lotte Reinigers Gesamtwerk umfasst mehr als 50 Silhouettenfilme, von denen noch etwa 40 verfügbar sind. Sie starb 1981. Markus Poschner Franck Tortiller studierte klassische Perkussion in Dijon und Paris und gewann zahlreiche bedeutende Preise, darunter den 1. Preis des Pariser Konservatoriums und den 1. Solistenpreis beim Concours National de Jazz in La Défense. Er war von 2005 bis 2008 Direktor des Orchestre National de Jazz. Daneben ist Franck Tortiller auch als Komponist tätig. Lotte Reiniger Claire Antonini erwarb ihr Diplom für Laute und Alte Musik in Lyon. Daneben studierte sie seit 1979 die traditionelle Musik Persiens. Sie tritt regelmäßig mit Recitals in Frankreich und im Ausland auf und trägt damit sehr zur Verbreitung von Lautenmusik bei. David Venitucci erhielt seine Ausbildung in Chambéry und Grenoble und war dabei stets auf der Suche nach neuen Möglichkeiten für sein Instrument. Er übertrug die Technik des Klavierspiels auf das Akkordeon und ist so in der Lage zu echtem kontrapunktischen Spiel. Daneben lässt er sich von Chanson, Zirkusmusik, zeitgenössischem Jazz und dem Theater inspirieren. Renaud Garcia-Fons V24 V27 „Zaubernacht“ Das Arte Ensemble, gegründet von Solisten der NDR Radiophilharmonie, ist eines der renommierten deutschen Kammermusikensembles und tritt in variablen Besetzungen vom Quintett bis zum Nonett auf. Es ist regelmäßig zu Gast in den großen Kammermusikreihen und bei den etablierten Festivals. Neben zahlreichen Konzertmitschnitten des NDR, BR, hr und von DeutschlandRadio Berlin hat das Ensemble bereits vier 71 CDs eingespielt. Das vielseitige Repertoire des ARTE ENSEMBLEs beinhaltet Programme mit Künstlern wie Dominique Horwitz, Herbert Feuerstein, Michaela Kaune, Carola Guber, Christian Brückner, Konrad Beikircher und Lothar Hensel. Nina Kurzeja arbeitet seit 2002 als freie Choreografin in Stuttgart, wo sie bis heute sechs abendfüllende Tanztheaterproduktionen leitete. 2006 erhielt sie den Stuttgarter Theaterpreis für herausragende Leistungen im Bereich Tanz für die Produktion „Spielen wie die Kinder“. Choreografische Arbeiten entstanden außerdem u.a. für die Junge Oper des Staatstheaters Stuttgart, die Tanz- und Theaterwerkstatt Ludwigsburg und das Produktionszentrum Tanz und Performance. Daneben ist Nina Kurzeja als Dozentin für klassischen und zeitgenössischen Tanz tätig und erarbeitet regelmäßig Schulprojekte. Die „Zaubernacht“ entstand als Auftragswerk im Rahmen des Musikfests Stuttgart für die Bachakademie Stuttgart im Sommer 2010. Tango Fusión V26 „Kurt goes Tango“ Die vier Musiker von Tango Fusión besitzen langjährige internationale Konzerterfahrung und spielen erfolgreich zusammen Tango. Ihre Arrangements verbinden die expressive, dramatische Kraft des argentinischen Tango-Ursprungs mit der klassischen, strengen Tradition der westlichen Kammermusik. Lothar Hensel studierte an der Hochschule der Künste Berlin Schulmusik und entdeckte dabei das Bandoneón für sich. Er studierte dieses Instrument anschließend in Buenos Aires und Paris bei berühmten Tangomusikern. Heute ist er weltweit einer der gefragtesten BandoneónSolisten. Er spielte mit vielen renommierten Orchestern unter anderem mehrfach mit den Berliner Philharmonikern. Angeregt durch das Arrangieren für verschiedenste Formationen begann Lothar Hensel auch zu Komponieren, zunächst für seine eigenen Ensembles, später auch für große Orchester. Dragan Radosavievich wurde in Belgrad geboren und studierte Violine u.a. in Wien. Er erhielt mehrere internationale Auszeichnungen und lebt heute als international tätiger Solist und Kammermusiker in Berlin. Salome Kammer Ulf Borgwardt studierte an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Er ist Mitglied der Kammersymphonie Berlin und des Bach-Collegiums Stuttgart. Daneben spielt er regelmäßig als Gast bei renommierten Orchestern. Zur Zeit ist er Cellist an der Deutschen Oper Berlin. HK Gruber Oliver Potratz stammt aus Hamburg. Von der Violine zum Kontrabass, seinem eigentlichen Instrument, wechselte er erst mit 20. An sein klassisches Studium schloss er noch ein Jazzstudium an und zählt heute zu den gefragtesten Kontrabassisten im Tango und Jazz. V30 „Nachtgesänge“ Das Ensemble Modern wurde 1980 gegründet und ist seit 1985 in Frankfurt am Main beheimatet. Zurzeit vereint es 19 Solisten verschiedener Nationalitäten. Es gilt als eines der weltweit führenden Ensembles für Neue 72 Musik und ist bekannt für seine einzigartige Arbeitsund Organisationsweise: Ohne einen künstlerischen Leiter werden Projekte, Koproduktionen und finanzielle Belange gemeinsam entschieden und getragen. Die programmatische Bandbreite umfasst Musiktheater, Tanz- und Videoprojekte, Kammermusik, Ensembleund Orchesterkonzerte. Tourneen führten das Ensemble bereits nach Russland, Südamerika, Japan, Australien, Indien, Afrika, Korea, Taiwan und in die USA. Regelmäßig tritt es bei renommierten Festivals und an herausragenden Spielstätten auf. In enger Zusammenarbeit mit Komponisten, verbunden mit dem Ziel größtmöglicher Authentizität, erarbeiten die Musiker jedes Jahr durchschnittlich 70 Werke neu, darunter etwa 20 Uraufführungen. Das Ensemble Modern ist ArtistinResidence des diesjährigen Kurt Weill Fest. Es wurde 2003 von der Kulturstiftung des Bundes zu einem ‚Leuchtturm’ zeitgenössischer Kultur in Deutschland erklärt. Das Ensemble Modern wird gefördert durch die Kul turstiftung des Bundes, die Stadt Frankfurt sowie über die Deutsche Ensemble Akademie e.V., durch das Land Hessen, die GEMAStiftung und die GVL. Die Musike rinnen und Musiker des Ensemble Modern danken der Aventis Foundation für die Finanzierung eines Sitzes in ihrem Ensemble. hr2kultur ist Kulturpartner des Ensemble Modern. Salome Kammers Universaltalent sprengt Grenzen. Ihr Repertoire kann nicht in Sparten und Fächer eingeordnet werden. Es umfasst Avantgarde-Gesang und virtuose Stimmexperimente, klassisches Melodrama, Liederabende, Dada-Lyrik, Jazzgesang und Broadwaysongs. Ihre Bühnenpräsenz als singende Schauspielerin oder schauspielende Sängerin fasziniert bei musikalischem Kabarett ebenso wie in dramatischen Bühnenrollen des Sprechtheaters. Zahlreiche Werke der neuen Musik hat Salome Kammer in den Konzertsälen der Welt uraufgeführt. Komponisten im In- und Ausland, darunter Helmut Oehring, Wolfgang Rihm, Isabel Mundry, Bernhard Lang, Luca Lombardi oder Jörg Widmann schreiben Stücke für die Künstlerin, die mit ihrem extremen Ausdrucksreichtum und ihren unerschöpflichen stimmlichen Facetten zu immer neuen Produktionen anregt. „Die stimmlichen und darstellerischen Möglichkeiten dieser Frau sind hinreißend.“ (Süddeutsche Zeitung) Der 1943 geborene Komponist, Dirigent und Chansonnier HK Gruber ist eine der bekanntesten und beliebtesten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Musikszene Österreichs. Als Kontrabassist wurde er 1961 Mitglied des Ensembles „die reihe“, dessen künstlerischer Leiter er noch heute ist. Sein populärstes Werk als Komponist, „Frankenstein!!“, hatte mit dem Liverpool Philharmonic Orchestra unter Simon Rattle 1978 Premiere. In letzter Zeit ist HK Gruber in diesem Stück häufig selbst als Chansonnier aufgetreten. Als Dirigent arbeitet er regelmäßig mit dem Ensemble Modern, der London Sinfonietta und dem Swedish Chamber Orchestra zusammen. Er ist ein großer Bewunderer der Musik von Kurt Weill und Hanns Eisler und hat mit dem Ensemble Modern viele ihrer Werke auf Tonträger eingespielt. Seine Aufnahme der „Dreigroschenoper“ wurde 1999 mit dem ECHO Klassik-Preis ausgezeichnet. In der Saison 1999/2000 war HK Gruber Artistic Advisor beim Kurt Weill Festival des Londoner South Bank Centre’s. V32 „Wollny & Landgren“ Michael Wollny ist Jazz-Pianist aus Deutschland und repräsentiert, was diese Musik ausmacht: Er improvisiert, er komponiert, er versichert sich seiner musikalischen Wurzeln, er entdeckt fortwährend Neuland. Seine musikalische Herkunft ist zweifelsfrei europäisch, mit einem klaren Akzent auf der ehrwürdigen westeuropäischen Musikgeschichte. Johann Sebastian Bach, Franz Schubert, die deutsche Romantik, der französische Komponist Olivier Messiaen haben ihn mindestens ebenso beeinflusst wie Musik von der anderen Seite des Atlantiks, und zu den genannten Einflüssen gesellen sich immer wieder neue hinzu. Nils Landgrens Markenzeichen ist seine metallic-rote Posaune. Ob als festes Mitglied der NDR Bigband, Festival-Organisator oder künstlerischer Leiter des Berliner JazzFests, ob als Musiker an der Seite von Joe Sample oder Esbjörn Svensson oder mit seiner Funk Unit: Wenn jemand dem europäischen Jazz Herz, Hirn und Stimme verleiht, dann dieser sympathische Musiker aus Stockholm. 1956 geboren studierte er von 1972 bis 1978 klassische Posaune am Musikkolleg in Karlstad und an der Hochschule in Arvika. Die Begegnungen mit dem legendären Folk-Jazz Pionier Bengt-Arne Wallin sowie dem großartigen Posaunisten Eje Thelin beeinflussten Nils Landgren derart, dass er sich von seiner klassischen Ausrichtung der improvisierten Musik zuwandte und seine eigenen musikalischen Vorstellungen zu entwickeln begann. V33 V38 „Ballads of Good Life“ Der elegante Ton ist ein Markenzeichen des Pindakaas Saxophon Quartetts aus Münster – auch wenn man das hinter dem Namen zunächst nicht vermuten würde: „Pindakaas“ ist das niederländische Wort für Erdnussbutter. Seit seiner Gründung vor zwanzig Jahren hat sich das Quartett in der Klassikszene etabliert und zählt zu den avanciertesten Ensembles seiner Art. Beim Internationalen Meisterkurs „Kammermusik mit Saxophonen“ wurden die Musiker mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. Das Ensemble gab Konzerte im Rahmen bekannter Festivals in Kuwait, Schottland und auf Einladung der Goethe-Institute in Italien. Daneben traten die Saxophonisten mit Kammerkonzerten in der Schweiz, den Niederlanden sowie in ganz Deutschland auf. Inzwischen liegen sieben CD-Einspielungen von ihnen vor. Frank Dukowski studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Bochum. Er nahm daneben Theaterunterricht und erhielt Engagements in Bonn, Köln und Münster. Außerdem ist er regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, u.a. im „Tatort“ oder den Serien „Balko“, „Die Wache“ und „TV-Kaiser“. Der in Berlin lebende Schauspieler arbeitete u.a. mit Rufus Beck, Helge Schneider, Christoph Schlingensief und Bastian Pastewka zusammen. Frank Dukowski ist daneben auch als Regisseur und Co-Autor für freie Theaterproduktionen tätig. V35 V39 „Der Meisterdieb und das Geisterquartett“ Der in Hannover geborene Chansonnier und Schauspieler Martin Heim erhielt seine Gesangsausbildung an der Universität Hildesheim. Er trat mehrfach als Musicaldarsteller und Schauspieler auf. Zusammen mit dem Pindakaas Saxophon Quartett realisierte er die erfolgreiche Kinderkonzertrevue „Die Abenteuer des Monsieur Sax“, die bundesweit mehr als neunzig Mal aufgeführt wurde. Neben Regieassistenzen im Schauspiel, Musiktheater und im Kinder- und Jugendtheater arbeitete Martin Heim als Puppenspieler für Ralf König und als Synchronsänger für die „Sesamstraße“ und die „Muppet’s Show“. Für das Figurentheater Köln ist er außerdem als Stückeautor und Regisseur tätig. Ralf Kiekhöfer ist Figurenspieler, Schauspieler und Musiker. Sein Töfte Theater gibt es seit über 26 Jahren. Es hat zur Zeit acht Stücke im Programm, die alle in echtem Teamwork entstehen. Neben seinem eigenen Theater arbeitet Ralf Kiekhöfer auch als Regisseur für andere Produktionen, so u a. am Trotz Alledem Theater in Bielefeld, und unterstützt Kollegen mit seinen Ideen. Michael Wollny Pindakaas Saxophon Quartett siehe V33 V36 V40 „Durch die Nacht zum Licht“ Anhaltische Philharmonie und Antony Hermus siehe V1 V37 V41 V46 „Hunger ist heilbar“ Bernhard Bauer wurde 1962 geboren und besuchte von 1982 bis 1986 das Max Reinhardt Seminar in Wien. Parallel dazu absolvierte er bis 1988 ein Violin- und Klavierstudium am Konservatorium in Wien. Hinzu kamen ein Semester an der Schauspielschule des Nationaltheaters Strasbourg, ein Musicalkurs bei Susi Nicoletti und zwei Hollywood Acting Workshops bei M.K. Lewis in Köln. Als Schauspieler ist er sowohl für Film und Fernsehen („SoKo Köln“) als auch für die Theaterbühne tätig. Hier war er auf den Bühnen in Dortmund, Porcia, Köln Koblenz, Augsburg, Zürich und Wien zu sehen. Der Geiger Alban Beikircher wuchs in München auf und absolvierte sein Hochschulstudium in Saarbrücken und an der Guildhall School of Music and Drama in London. Eine umfangreiche Konzerttätigkeit führte Alban Beikircher durch fast alle Länder Europas, nach Israel, China, Saudi-Arabien und Ägypten. Er war Gast auf zahlreichen europäischen Musikfestivals. Alban Beikircher engagiert sich stark für die zeitgenössische Musik und sehr erfolgreich in der Jugendarbeit. Seit 1999 ist Alban Beikircher künstlerischer Leiter des Tonkunst Festivals Bad Saulgau, seit 2006 Primarius des von ihm gegründeten Korngold Quartetts. Nils Landgren Pindakaas Saxophon Quartett Tina Zeller wurde 1983 in Bad Saulgau geboren. Sie studierte Klavier an der Musikhochschule Nürnberg und begann dort auch mit einem Gesangsstudium. Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ wurde sie mehrfache Bundespreisträgerin in den Kategorien KlavierSolo, Klavier-Duo und Klavierbegleitung. Später erhielt sie den Hans-Sachs-Preis der Stadt Nürnberg, den Förderpreis des Kulturforums Franken und ein Stipendium des Richard-Wagner-Verbandes. Sie gab Konzerte u.a. während des Tonkunst-Festivals in Bad Saulgau, in der Meistersingerhalle Nürnberg, in der Royal Scottish Academy of Music and Drama in Glasgow und dem Theater in Shenzhen (VR China). 73 V42 „DADA Dessau Dessau DADA“ V44 „Round about Weill“ Holger Falk, in Regensburg geboren, absolvierte sein Gesangsstudium in Würzburg und Mailand. Engagements führten ihn nach Brüssel, Paris, Wien, Warschau, Boston, Bangkok, Rotterdam sowie an zahlreiche deutsche Opernhäuser wie Frankfurt, Bonn und Gelsenkirchen. Neben Partien des klassischen Repertoires widmet sich Holger Falk auch dem zeitgenössischen Musiktheater und musiziert regelmäßig mit Ensembles für zeitgenössische Musik. Daneben tritt er als Konzertsänger und Liedinterpret auf. Holger Falk ist Gründer des deutsch-persischen Ensembles Hafez. Die fünf Solisten des Programms „Round about Weill“ sind der Flötist Dietmar Wiesner, Mitbegründer des Ensemble Modern; der Oboist Christian Hommel, der u.a. mit seiner Einspielung von Bachs Oboenkonzerten bekannt wurde; der Hornist Saar Berger aus Israel, der seit 2007 beim Ensemble Modern ist; die Klarinettistin Nina Janßen, seit 2006 Mitglied im Ensemble Modern, und der Fagottist und Musikpädagoge Johannes Schwarz, der neben seiner musikalischen Arbeit im Ensemble Modern an dem bisher umfassendsten AudioSound-Archiv für Fagott arbeitet. Steffen Schleiermacher ist Pianist, Komponist, Festival- und Konzertorganisator. Er studierte von 1980 bis 1985 an der Musikhochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig die Fächer Klavier, Komposition und Dirigieren, anschließend Komposition an der Akademie der Künste Berlin und 1989/90 Klavier in Köln. Seit 1988 leitet er die Konzertreihe „musica nova“ am Leipziger Gewandhaus und unternimmt Konzert- und Vortragsreisen in viele Länder Europas, Amerikas und des Fernen Ostens. Von ihm liegen rund 60 CD-Aufnahmen vor, darunter die Ersteinspielung des gesamten Klavierwerks von John Cage. Kompositionsaufträge erhielt er aus Bonn, Leipzig, Oslo, Köln, Berlin und Weimar. 2010 wurde er vom französischen Kulturministerium zum Chevalier des Arts et Lettres ernannt. Steffen Schleiermacher V43 „Heimat Berlin“ V45 „Weill wir jung sind“ Detlef Metzner studierte von 1987 bis 1991 die Fächer Saxophon und Klarinette an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Neben seinen solistischen und kammermusikalischen Aktivitäten spielt er im Landesjugendjazzorchester Sachsen und in der Klaus Fischer Big Band. Als Gastmusiker konzertierte er unter anderem im Rundfunk Blasorchester Leipzig, im MDR Sinfonieorchester, im Rundfunksinfonieorchester Berlin und im Gewandhausorchester Leipzig. Er war an der Einspielung zahlreicher Rundfunk- und CD-Produktionen beteiligt und engagiert sich stark für den musikalischen Nachwuchs. 1994 gründete er die Jugend-Big-Band Anhalt und ist seither ihr musikalischer Leiter. Anna Haentjens und Sven Selle siehe V12 elbmusikfest 2011 Donnerstag ~ 2. Juni 2011 [Himmelfahrt] ~ 5 Uhr ~ Park Luisium LANDSCAPE ~ KRITIK DER LIEBE [PREMIERE] Shakespeare-Sonette mit Barockmusik und Tanz 3. Juni ~ 5 Uhr [morgens] | 4. Juni ~ 21 Uhr | 5. Juni ~ 21 Uhr Donnerstag ~ 2. Juni 2011 ~ 18 Uhr ~ Anhaltisches Theater CHOWANSCHTSCHINA Musikalisches Volksdrama von Modest Mussorgski Freitag ~ 3. Juni 2011 ~ 19 Uhr ~ Anhaltisches Theater DIE NIBELUNGEN: »SIEGFRIEDSAGA« Ballett zu Musik von Richard Wagner gespielt von der Anhaltischen Philharmonie Samstag ~ 4. Juni 2011 ~ 19 Uhr ~ Anhaltisches Theater SCRATCH-KONZERT ZUGUNSTEN VON UNICEF SINGEN SIE MIT! Anmeldungen unter www.anhaltisches-theater.de/scratch Sonntag ~ 5. Juni 2011 ~ 17 Uhr ~ Anhaltisches Theater TURANDOT Oper in drei Akten von Giacomo Puccini TICKETS UNTER: [0340] 2511 333 oder [0340] 2400 258 www.anhaltisches-theater.de 74 elb musik fest 2011 2. bis 5. juni in dessau Pascal von Wroblewsky ist seit Mitte der 1980er eine feste Größe in der modernen deutschen Jazzszene. Sie sang in ihren eigenen Bands und mit großen Orchestern wie der Bigband vom Hessischen Rundfunk, den Orchestern der Komischen Oper und der Staatsoper Berlin, dem Philharmonischen Jazzorchester Dresden und dem Babelsberg Filmorchester. Ihr Repertoire ist umfangreich, sie singt die klassischen Jazzstandards genauso wie moderne Kompositionen, spielt an Theatern als Schauspielerin und führt regelmäßig u.a. Werke von Kurt Weill auf. Ihre Tourneen führten sie durch die ganze Welt. Für ihr Album „Swinging Pool“ bekam sie eine Goldene Schallplatte. Die Jugend-Big-Band Anhalt wurde 1994 gegründet und vereint rund 25 junge Musikschüler im Alter von 11 bis 18 Jahren. Das Repertoire der Band besteht neben dem klassischen Swing vor allem aus Rock, Funk-, Latin- und Soultiteln. Das Ensemble gewinnt regelmäßig 1. Preise bei Wettbewerben. Höhepunkte im nunmehr siebzehnjährigen Bestehens der Big Band waren u.a. Konzerte und Workshops mit Kenny Ball and His Jazzmen, Dusko Goykovich, Gunter Hampel, Jiggs Whigham, Rolf von Nordenskjöld, Peter Herbolzheimer, Nils Landgren, Harald Rüschenbaum und Pascal von Wroblewsky. Neben zahlreichen Tourneen innerhalb Deutschlands unternahm die Jugend-Big-Band größere Konzertreisen nach Österreich, Schweden, in die Schweiz, nach Polen, Hongkong, Mexico, Chile und Brasilien. V47 „Orgelfugen von Feininger & Bach“ Wolfgang Sieber wurde 1954 im schweizerischen Lichtensteig geboren und ist seit seinem vierzehnten Lebensjahr ständiger Organist. Sein Schaffen als Solist und Begleiter, Korrepetitor und musikalischer Partner umfasst klassische, ethnische und traditionell-volkstümliche Musik sowie Bereiche des Jazz und Cabaretts. Neben seiner Tätigkeit als Interpret und Komponist engagiert sich Wolfgang Sieber als Pädagoge mit Kindern und Jugendlichen, als Initiator von Konzertzyklen, als Anreger von Uraufführungen, als Juror und als Orgelberater. Als Kirchenmusiker der Stifts- und Pfarrkirche St. Leodegar im Hof Luzern öffnet sich Wolfgang Sieber zusätzlich ein breites musikalisches Wirkungsfeld. 2009 wurde ihm der Kunst- und Kulturpreis der Stadt Luzern verliehen. V48 Phillip Boa and the Voodooclub Phillip Boa and the Voodooclub besteht seit 1985 und ist eine der einflussreichsten Independent-Bands aus Deutschland: Von NME, Sounds und dem Melody Maker, über Spin (USA) bis hin zu japanischen Medien zollten zu Beginn ihrer Karriere alle dieser eigenwilligen und bis dato unbekannten Mischung aus IndiePop-Rock auf der einen und Avantgarde auf der anderen Seite, ihren Respekt. Boas Sounds und Effekte wurden stilbildend. Das Album „Helios“ erschien 1991 und vereint eine explosive Mixtur musikalischer Eigenwilligkeit mit großen Popmelodien. 1993 war „Boaphenia“ das erste Album nach dem Umzug Boas auf die Insel Malta. Der starke mediterrane Einfluss ist der Leichtigkeit des Albums deutlich anzumerken. Die beiden erstaunlich zeitlosen Alben stehen im Zentrum der Tournee 2011. V49 „Wenn wieder Frühling ist“ Das Berliner Swing Trio wurde 2008 gegründet, als sich Musiker der Berliner Jazzszene aus Lust an swingender Musik zusammenfanden, um in unterschiedlichen Besetzungen zu jazzen. Grundstock ist die Rhythmusgruppe mit Stefan Lasch (b, ld), Dr. Volker Kaufmann (p, voc) und Andreas Hentschel (dr), die alle auch beim Jazz Collegium Berlin spielen. Ergänzt wird das Trio durch das brillante und virtuose Spiel von Patrick Braun (sax, cl), ebenfalls Mitglied im Jazz Collegium sowie im Berlin Jazz Orchestra, und durch den Gesang von Marie Luise, die eigentlich von der Popmusik und vom Musical herkommt, aber irgendwann ihre Liebe zu Jazz und Swing entdeckt hat. Sie ging bei der Jazzlegende Ruth Hohmann in die Lehre und entwickelte sich zu einer überzeugenden Jazzerin mit einer außergewöhnlichen stimmlichen Bandbreite. Pascal von Wroblewsky V50 „Buntes Berlin“ Lars Niederstrasser stammt aus Braunschweig und studiert seit 2004 Saxophon am Konservatorium Amsterdam und am Conservatoire Nationale Supérieur Paris. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erhielt er 2009 ein Stipendium des Deutschen Musikwettbewerbs in der Kategorie Saxophon solo und wurde in die 54. Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler aufgenommen. Konzerterfahrung sammelte Lars Niederstrasser u.a. als Solist mit den Bochumer Symphonikern und mit dem Braunschweiger Staatsorchester sowie beim Schleswig-Holstein Festival-Orchester. Seit 2007 ist er Mitglied im Saxophonorchester Selmer Saxharmonic. Patrick Stadler wurde 1985 in Donaueschingen geboren und studierte von 2005 bis 2008 Saxophon an der Musik-Akademie in Basel. Als Solist war er unter anderem mit dem Orchestre Tibor Varga und dem Kammerorchester Basel zu hören. Daneben konzertiert er regelmäßig in verschiedenen Formationen, sei es im Saxophonquartett oder im Duo Saxophon und Orgel. Sein Interesse gilt neben der traditionellen Saxophonliteratur besonders barocker und zeitgenössischer Musik. 2009 war er Preisträger beim Concours National d‘Exécution Musicale im schweizerischen Riddes. Florian von Radowitz wurde in Sindelfingen geboren und studierte von 1999 bis 2006 Klavier in Berlin. Er wurde mehrmals in die Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler aufgenommen und erhielt verschiedene Stipendien. Er konzertiert regelmäßig in unterschiedlichen Kammermusikbesetzungen und ist musikalischer Partner internationaler Preisträger. Regelmäßig ist er mit dem Saxophonisten Jan Schulte-Bunert zu hören. Neben Konzerteinladungen, z. B. in die Berliner Philharmonie oder zu den Ludwigsburger Festspielen, führten ihn Konzertreisen ins europäische Ausland sowie nach Kanada, Chile, Brasilien und Argentinien. Florian von Radowitz ist Korrepetitor der Internationalen SaxophonMeisterklasse in Laubach. Phillip Boa Wolfgang Sieber V51 „Berlin im Licht“ Ensemble Modern und HK Gruber siehe V30 75 Willkommen in Dessau-Rosslau 14 15 6 16 4 11 10 3 13 9 2 5 7 17 1 12 8 19 20 18 Veranstaltungsorte 76 1. Altes Theater Dessau Am Alten Theater 13 2. Anhaltisches Theater Dessau Friedensplatz 1 a 3. Bauhaus Dessau Gropiusallee 38 4. Beatclub Dessau Roßlauer Allee 3 5. Brauhaus „Zum Alten Dessauer“ Lange Gasse 16 6. Elbe-Werk Roßlau Hauptstraße 117119, Stadtteil Roßlau 7. Gründerzeitvilla Krötenhof Wasserstadt 50 8. Johannbau Schlossplatz 3a 9. Johanniskirche Dessau Johannisstraße 11 10. Kiez BertoltBrechtStraße 29a 11. Kurt-Weill-Zentrum /Haus Feininger Ebertallee 63 12. Marienkirche Dessau Schlossplatz 13. Radisson Blu Hotel Fürst Leopold Friedensplatz 1 14. Restaurant Kornhaus Kornhausstraße 146 15. Restaurant Pächterhaus Kirchstraße 1 16. Schloss Georgium Puschkinallee 100 17. Technikmuseum „Hugo Junkers“ Dessau Kühnauer Straße 161 A Dessau-Roßlau-Card · freier Eintritt in 4 Museen und im Tierpark · freie Fahrt im Stadtgebiet mit allen Bussen und Straßenbahnen der Dessauer Verkehrs GmbH · ermäßigte Angebote für: Bauhaus, Meisterhäuser, Kurt-Weill-Zentrum, Moses-Mendelssohn-Zentrum, Technikmuseum Hugo Junkers, Stadtrundgang, Anhaltisches Theater Dessau, Fahrradverleih · gültig für 1 Erwachsenen und 1 Kind bis 12 Jahre Diese Karte ist 3 Tage gültig / Preis: ¤ 8,00 Tourist-Information Zerbster Straße 2c · 06844 Dessau-Roßlau Tel.: 0340 . 20 41 442 und 0340 . 19 433 Fax: 0340 . 20 41 142 www.dessau-rosslau.de 18. Audi Terminal Otto Grimm Zörbiger Straße, BitterfeldWolfen 19. Bugenhagenhaus Kirchplatz Nr. 9, Lutherstadt Wittenberg 20. Zeughaus Juristenstraße 16 a, Lutherstadt Wittenberg Hotel- und Privatzimmervermittlung Tel./Fax: 0340 . 220 30 03 [email protected] www.dessau-rosslau.de Weitere Sehenswürdigkeiten MUSEEN & GALERIEN Anhaltische Gemäldegalerie Die berühmte Galerie im Schloss Georgium (siehe S. 71, Nr. 16) zeigt Werke des 16.–20. Jahrhunderts. Mit etwa 2.000 Gemälden ist u.a. die größte Sammlung altdeutscher, holländischer und flämischer Malerei in Sachsen-Anhalt zu sehen, darunter Bilder der Dürerzeit und Hauptwerke von Lucas Cranach. Weiterhin werden herausragende Vertreter der deutschen Malerei aus Romantik und Biedermeier ausgestellt sowie eine umfangreiche grafische Sammlung im angrenzenden historischen Fremdenhaus. BAUHAUS-ARCHITEKTUR IN DESSAU ( A U S W A H L ) Meisterhäuser Neben dem Haus Muche-Schlemmer und dem Haus Feininger / Kurt-Weill-Zentrum entstanden 1925/26 nach Entwürfen von Walter Gropius weitere Häuser für die am Bauhaus tätigen Lehrmeister. Im August 1926, noch vor der Eröffnung des Bauhauses, zogen Walter Gropius und seine Meister Lazlo Moholy-Nagy, Lyonel Feininger, Georg Muche, Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und Paul Klee in die als Wohn- und Atelierhäuser konzipierten Gebäude ein. Im Jahr 1996 wurden die noch vorhandenen Meisterhäuser ebenso wie das Bauhausgebäude von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen. Öffnungszeiten Schloss Georgium: Di–So, 10.00–17.00 Uhr Öffnungszeiten Grafische Sammlung: Mo–Fr, nach Vereinbarung Puschkinallee 100, 06846 Dessau-Roßlau Tel. 0340. 61 38 74 Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Das Gebäude wurde 1748–50 als Leopoldsdank-Stift errichtet und erhielt 1847 einen neuen Turmbau nach dem Vorbild des Hospitals St. Spiritus bei Rom. Heute sind hier ständige und wechselnde Ausstellungen zu den Themen Ökologie, Mensch & Umwelt und Erdgeschichte zu besichtigen. Öffnungszeiten: Di–Fr, 9.00–17.00 Uhr, Sa und So, 10.00–17.00 Uhr Askanische Straße 32, 06842 Dessau-Roßlau Tel. 0340. 21 48 24 Öffnungszeiten: Di–So, 10.00–18.00 Uhr Ebertallee 59–71, 06846 Dessau-Roßlau Tel. 0340. 66 10 934 Moses-Mendelssohn-Zentrum Das denkmalgerecht sanierte Haus in der GropiusSiedlung ist heute Sitz der Moses-Mendelssohn-Gesellschaft e.V. und beherbergt u.a. eine Ausstellung über Leben und Werk des deutsch-jüdischen Philosophen und der Dessauer Juden. Öffnungszeiten: Mo–Fr, 10.00–16.00 Uhr Sa und So, 13.00–16.00 Uhr Mittelring 38, 06849 Dessau-Roßlau Tel. 0340. 850 11 99 Das Umweltbundesamt Das 2005 eingeweihte Dienstgebäude des Umweltbundesamtes (UBA) wurde nach einem Architektenwettbewerb durch das Berliner Büro sauerbruch hutton errichtet. Hohe ökologische Anforderungen an Bau und Betrieb, hohe Wirtschaftlichkeit, behindertengerechte Gestaltung und optimale Integration in den städtebaulichen Kontext waren die Zielvorgaben für den Neubau, der sich als offenes Ensemble in eine neu angelegte Parklandschaft einfügt. Charakteristisch sind die Formund Farbgebung des Hauptgebäudes, das als vierstöckige Schleife angelegt ist, und die Integration verschiedener Kunstwerke. Foyer, Bibliothek, Besucherraum und Ausstellungen im Forum stehen allen Interessierten offen. Öffnungszeiten Forum und Ausstellungen: Mo–Fr, 6.00–22.00 Uhr Sa, 6.00–16.00 Uhr So, 8.30–16.00 Uhr Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau Tel. 0340. 21030 77 Veranstaltungsorte 1. Altes Theater Dessau Mit der Revitalisierung des Alten Theaters zum Kulturzentrum soll die Innenstadt Dessaus als kultureller und infrastruktureller Mittelpunkt der Region in enger Verbindung von künstlerischer und soziokultureller Ausstrahlung aufgewertet werden. Im Erdgeschoss entstand ein multifunktional nutzbares Eingangsfoyer. Zur Kavalierstraße hin schließt sich eine gastronomische Einrichtung an. Der im 1. Obergeschoss vorhandene Saal dient als Spielstätte für das Puppentheater und verfügt über 140 Plätze. Im 3. Obergeschoss befindet sich die Studiobühne als Spielstätte für das Schauspiel. Am Alten Theater 13, 06844 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 25 11 0 2. Anhaltisches Theater Dessau Das Theater mit der Anhaltischen Philharmonie Dessau bedient mit ca. 500 Vorstellungen jährlich die Sparten Musik (Oper, Operette, Musical), Schauspiel, Tanz und Puppenspiel. Mit 1.095 Plätzen im Großen Haus, 150 Plätzen im Foyer und etwa 80 Plätzen im Studio sowie einer Gesamtbühnenfläche von 1.450 m2 ist es das größte Theater in Sachsen-Anhalt sowie Hauptspielstätte und enger Kooperationspartner des Kurt Weill Fest Dessau. Friedensplatz 1a, 06844 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 25 11 0 Altes Theater Dessau 3. Bauhaus Dessau 1925/26 entstand in Dessau nach Entwürfen von Walter Gropius das berühmte Bauhausgebäude, in dem die ursprünglich in Weimar beheimatete Hochschule für Gestaltung eine neue Wirkungsstätte fand. Das Ensemble aus Glas, Stahl und Beton entspricht der Idee seines Begründers: Die Form gehorcht der Funktion. Das Architektur-Denkmal wurde 1996 von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen. Gropiusallee 38, 06844 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 65 08 251 Bauhaus Dessau 4. Beatclub Dessau Der Beatclub ist eine Einrichtung des Fördervereins Junger Musiker. Er besteht seit 2001 und widmet sich der Förderung regionaler Nachwuchsmusik und der JugendSubkultur. In der Region zählt der Beatclub zu einem der wichtigsten Veranstaltungsorte für Live-Musik. Jedes Wochenende finden hier Live-Auftritte statt. Roßlauer Allee , 06844 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 66 14 014 Gründerzeitvilla Krötenhof 5. Brauhaus „Zum Alten Dessauer“ Das 2001 eröffnete Brauhaus befindet sich im historischen Sudhaus der ehemaligen Schade Brauerei. Mit der Wahl des „Alten Dessauer“, Fürst Leopold von Anhalt-Sachsen (1676-1745), als Namensgeber des Brauhauses und der hauseigenen Biermarke entscheiden sich die Betreiber für die Wiederbelebung einer 300 Jahre alten Tradition. Lange Gasse 16, 06844 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 220 59 09 6. Elbe-Werk Roßlau Im Jahr 1844 bauten die Brüder Sachsenberg die vom Vater geerbte Schmiede zu einer Maschinenfabrik aus, das Elbe-Werk entstand. Zu den wichtigsten Produkt- 78 linien gehörten Dampfmaschinen, Ziegelpressen und Destillationsgeräte. 1866 erweiterten die Brüder ihr Unternehmen durch die Gründung einer Schiffswerft an der Elbe, der heutigen Roßlauer Schiffswerft. Nach der Enteignung der Gründerfamilie 1945 wurden der VEB Elbe-Werk und der VEB Schiffwerk Roßlau gegründet. Heute gehört das Elbe-Werk der Roßlauer Schiffswerft und ist seit 2008 Spielstätte des Kurt Weill Fest. Hauptstraße 117–119, Stadtteil Roßlau 06862 Dessau-Roßlau 7. Gründerzeitvilla Krötenhof Der Berliner Hofbaurat Ernst Eberhardt errichtete die feudale Villa 1887 im Auftrag des Tuchfabrikanten Albert Meinert. Nach langer Privatnutzung wurde sie 1947 vorübergehend zum Hotel, 1958 zog der Klub der Volkssolidarität ein. Seit 2003 dient das Haus als Generationen übergreifende Einrichtung der Stadtverwaltung Dessau. Wasserstadt 50, 06844 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 21 53 06 8. Johannbau (Museum für Stadtgeschichte) Der um 1530 erbaute Johannbau ist das einzige Gebäude des ehemaligen Residenzschlosses Dessau, das nach dessen Zerstörung im Jahre 1945 erhalten blieb. Der sogenannte Renaissance-Flügel beherbergt seit 1999 das Museum für Stadtgeschichte mit der 2005 eröffneten Dauerausstellung Schauplatz vernünftiger Men schen – Kultur und Geschichte in Anhalt/Dessau. Schlossplatz 3a, 06844 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 22 09 612 9. Johanniskirche Dessau Am 28. Juli 1688 erteilte Fürst Johann Georg II. den lutherischen Christen von Dessau die Erlaubnis zum Bau einer eigenen Kirche in der damaligen Neustadt. Die Errichtung von St. Johannis wurde von dem Berliner Baumeister Martin Grünberg geleitet. Am 2. Mai 1702 wurde St. Johannis mit Pfarrhaus und Schule geweiht. Nach den Zerstörungen Ende des 2. Weltkrieges wurde die Kirche bis 1955 wieder aufgebaut. In der Zeit von Oktober 1989 bis Januar 1990 war St. Johannis der zentrale Ort für das Wendegeschehen in Dessau. Heute sind hier die restaurierten drei Cranach-Gemälde (Christus am Ölberg, Abendmahlsgemälde, Kreuzigungsgemälde) zu sehen. Johannisstraße 11, 06844 Dessau 10. K.I.E.Z. e.V. Der K.I.E.Z. e.V. ist ein sozio-kulturelles Zentrum im Gründerzeit-Viertel Dessau-Nord, das unter seinem Dach das einzige Programmkino der Stadt betreibt und dessen Café vor allem bei jungen Leuten beliebt ist. Gegründet wurde der Verein, der auch ein Projekt betreibt, um Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen, im Jahre 1991. Bertolt-Brecht-Straße 29a, 06844 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 21 20 32 11. Kurt-Weill-Zentrum / Haus Feininger Lyonel Feininger lebte und arbeitete während seiner Tätigkeit am Bauhaus 1926 bis 1932 mit seiner Familie in diesem Haus. Beeindruckend an diesem Gebäude ist vor allem die Farbgestaltung, die das Ergebnis von Veranstaltungsorte gemeinsamer Arbeit der Bewohner mit der Werkstatt für Wandmalerei des Bauhauses war. Restauratoren fanden 40 Farben an Wänden, Decken und Fußböden. Im bereits 1994 restaurierten Haus Feininger hat heute das Kurt-Weill-Zentrum seinen Sitz. Es ist die einzige europäische Dokumentationsstätte für Leben und Werk des Komponisten, der 1900 in Dessau geboren wurde, und wurde als ein „Kultureller Gedächtnisort“ mit besonderer nationaler Bedeutung in das Blaubuch der Bundesregierung aufgenommen. Ebertallee 63, 06846 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 61 95 95 16. Schloss Georgium Das Schloss- und Parkensemble ist der zweitgrößte Landschaftspark im Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Es wurde ab 1780 von Prinz Johann Georg von Anhalt-Dessau errichtet und nach ihm benannt. In dem großzügig angelegten englischen Garten befinden sich zahlreiche klassizistische Bauten, Kleinarchitekturen und Skulpturen, die im Einklang mit der Natur stehen. Das Schloss beherbergt heute die Anhaltische Gemäldegalerie. Puschkinallee 100, 06846 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 61 38 74 12. Marienkirche Dessau Die Schloss- und Stadtkirche St. Marien wurde 1506– 1554 errichtet. Bereits 1523 wurde der von Ulrich von Schmiederg ausgeführte Bau nach katholischem Glauben geweiht. 1534 hielt die Reformation in Dessau Einzug, so dass auch Martin Luther hier predigte. Die im Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstörte Kirche wurde in den Jahren 1990-1998 wieder aufgebaut und wird heute, auch im Rahmen der Kurt Weill Feste, als Veranstaltungsort genutzt. Schlossplatz, 06844 Dessau-Roßlau 17. Technikmuseum „Hugo Junkers“ Dessau Im Technikmuseum „Hugo Junkers“ können sich interessierte Besucher über das Lebenswerk Hugo Junkers und die Junkerswerke als wichtigen Bestandteil der Industriegeschichte der Stadt Dessau anhand zahlreicher Exponate umfassend informieren. Der „Star“ unter den Ausstellungsstücken ist eine in Norwegen geborgene Ju 52/3m. Die Ausstellung zeigt neben Motoren, Triebwerken, Flugzeugen und Flugzeugmodellen auch Exponate aus dem Bereich der Junkers-Wärmetechnik. Kühnauer Straße 161 A, 06846 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 6611982 13. Radisson Blu Hotel Fürst Leopold Das Hotel befindet sich im Zentrum von Dessau, nahe Theater und Bahnhof, und folgt in seiner Ausstattung den Grundsätzen des Bauhausstils: klar und sachlich, mit mutigen Farbkombinationen und einem modernen Design. Im Rahmen des Kurt Weill Fest ist das Hotel Veranstaltungsort für Festivalcafés, Pressekonferenzen und beherbergt das Medienbüro des Festivals. Friedensplatz 1, 06844 Dessau-Roßlau Tel.: 0340 . 25 15 0 18. Audi Terminal Otto Grimm Die Architektur des Audi-Terminals in Bitterfeld besticht durch klare Strukturen der metallischen Fassade. Das Gebäude vereint Automobilbau-Tradition mit technischer Fassadengestaltung und zeigt mit der anspruchsvollen Architektur, dass selbst moderne Gebäude mit großzügigen Glasflächen als Niedrigenergiehäuser gebaut werden können. Zörbiger Straße, Bitterfeld-Wolfen Tel. 03493 . 374-0 14. Restaurant Kornhaus Direkt an der Elbe gelegen, ersetzte das Ausflugslokal Kornhaus Ende der zwanziger Jahre eine bescheidene Schankwirtschaft in einem Getreidespeicher. Die Pläne stammten von den Bauhaus-Architekten Carl Fieger und Ernst Neufert. Finanziert von der Schultheiß-Patzenhofer-Brauerei, entstand ein zweigeschossiges Gebäude mit Bierhalle, Sozialräumen, Restaurant, Tanzsaal, Veranda und Elbterrasse, das 1930 eröffnet wurde. Auch heute ist das Kornhaus ein beliebter Ausflugs- und Veranstaltungsort, der durch eine umfassende Sanierung zwischen 1994 und 1996 behutsam in den Originalzustand zurückversetzt wurde. Kornhausstraße 146, 06846 Dessau-Roßlau Tel. 0340. 640 41 41 19. Bugenhagenhaus Das Wittenberger Bugenhagenhaus ist das älteste evangelische Pfarrhaus der Welt. Es gehört zu den bedeutsamsten Gedenkstätten der Reformation und soll darum ebenfalls in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen werden. Bis 1997 war es seit der Reformation ununterbrochen Wohn- und Wirkungsstätte der Wittenberger Superintendenten. Als erster Pfarrer der Reformation lebte hier Johannes Bugenhagen bis zu seinem Tod 1558. Der Freund, Mitstreiter und Seelsorger Martin Luthers gilt neben diesem und Melanchthon als „Der dritte Reformator“. Kirchplatz 9, 06886 Lutherstadt Wittenberg 15. Restaurant Pächterhaus Das Pächterhaus Dessau wurde 1743 erbaut und ist das älteste Haus in Dessau-Ziebigk. Nach einer aufwändigen und liebevollen Sanierung kann man in gemütlich gestalteten Gutsstuben eine ganz besondere Atmosphäre genießen. Für Genießer der guten Küche und des Weines ist das Pächterhaus in Dessau eine der ersten Adressen in Sachsen-Anhalt. Alle Gourmet-Bibeln bescheinigen dem familiengeführten Haus über Jahre eine überdurchschnittliche Leistung. Kirchstraße 1, 06846 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 650 14 47 Restaurant Kornhaus Technikmuseum „Hugo Junkers“ Schloss Georgium 20. Zeughaus Wittenberg Das 1855 als Artilleriewagenhalle No. 2 errichtet Zeughaus war Teil der Kavalierskaserne. Über 200 Jahre erfuhr das klassizistische Gebäude am Arsenalplatz eine vorwiegend militärische Nutzung. Nach Abzug der der sowjetischen Truppen Anfang der 1990er Jahre stand das denkmalgeschützte ehemalige Zeughaus im Flächendenkmal Altstadt der Lutherstadt Wittenberg leer. 2009/10 wurde das Gebäude als eines der letzten erhaltenden Zeugnisse der preußischen Festung Wittenberg umfassend saniert und umgebaut. Bis zum Einzug der Städtischen Sammlungen wird das Zeughaus nun als Veranstaltungsort u.a. für Konzerte, Ausstellungen, Tagungen genutzt. Juristenstraße 16 a, 06886 Lutherstadt Wittenberg 79 Ausstellung ten, die das Verdikt traf. So ging man gegen die größten deutschen Musiker aus dem 19. Jahrhundert wie Felix Mendelssohn Bartholdy vor, aber auch gegen die Zeitgenossen, etwa Kurt Weill, Hanns Eisler, Erwin Schulhof und den Neutöner Paul Hindemith, der Musik einfach nur artfremd – im Sinne von Henze – komponiert hat. All dies wird die Ausstellung aufgreifen. Im November und Dezember 2007 wurde die Schau auf Einladung der Berliner Philharmoniker im Foyer der dortigen Philharmonie und 2008 in der Tonhalle Düsseldorf gezeigt; das Mainzer Rathaus stellte die dritte Station dar. Nun ist sie im Rahmen des Kurt Weill Fest 2011 in Dessau zu sehen, wo u.a. Kompositionen von Weill, Eisler oder Hindemith zu hören sind – ein idealer Ort, um sich über „entartete Musik“ in Form dieser Ausstellung und in Konzerten zu informieren. Vernissage: 19.02.2011, 17.00 Uhr Ausstellung: 19.02.2011-16.03.2011 Stadtsparkasse Dessau Poststraße 8, 06846 Dessau-Roßlau Informationen unter Tel. 0340 . 619595 „Das verdächtige Saxophon: ‚Entartete Musik‘ im NS-Staat“ Ein Jahr nach der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ eröffnete Staatsrat Hans Severus Ziegler im Mai 1938 bei den Düsseldorfer Reichsmusiktagen die von ihm initiierte Propaganda-Schau „Entartete Musik“, die auch in der Tonkunst gefährliche „Zersetzung“ und „Rassenmischung“ diagnostizierte. Der Jazz galt als Inbegriff „jüdisch-negroider Unterwanderung“, weshalb die Ausstellungsbroschüre einen schwarzen Saxophonspieler zeigte. Eine zentrale Sektion stand unter der Überschrift „Jüdisches Theater von einst im JazzRhythmus“. Auf Initiative von Peter Girth entstand fünfzig Jahre später eine kommentierte Rekonstruktion dieser Ausstellung. Kuratiert wurde sie von dem Berliner Musikwissenschaftler Dr. Albrecht Dümling. In die Neukonzeption wurden mehr Abbildungen zum „jüdischen Theater im Jazzrhythmus“ einbezogen, was den neuen Titel „Das verdächtige Saxophon“ erklärt. Die inzwischen weltweit gezeigte Ausstellung „Entarte te Musik. Eine kommentierte Rekonstruktion“ gehört zu den wesentlichen Auslösern einer kritischen Auseinandersetzung mit der Musikpolitik des Nationalsozialismus. Der Begriff „Entartete Musik“ bezeichnete analog zur „Entarteten Kunst“ während der Zeit des Nationalsozialismus vor allem die musikalische Moderne, die der herrschenden Ideologie widersprach. In Deutschland sah sich der Nationalsozialismus nicht nur als politische, sondern auch als kulturelle Bewegung, die ganz bewusst mit dem Pluralismus der Weimarer Republik brach. So ist diese Ausstellung auch ein wichtiger Teil eines Erinnerns an eine Epoche, die in Deutschland tausende von Künstlern zum Schweigen verurteilt, ins Exil geführt oder in den Tod geschickt hat. Es waren keineswegs nur „nichtarische“ Komponis- 80 „Meine zwanziger Jahre“ „Ein Jahrzehnt ist nur ein Bruchstück einer Epoche, jene zwanziger Jahre waren wie ein Schaufenster mehrerer Epochen“, so der Schriftsteller Hermann Kersten als einer der Hauptvertreter der literarischen Neuen Sachlichkeit. In den Goldenen Zwanzigern erlebte besonders die Stadt Berlin eine Blütezeit der Kunst und Kultur, geprägt durch eine sich im Wandel befindliche Gesellschaft. Nirgendwo sonst als in der Kunst lässt sich das kulturelle Leben dieser Epoche so eindrucksvoll nachvollziehen. Mit Arbeiten von Max Beckmann, Ferdinand Léger, Max Pechstein, Paul Holz, Wilhelm Ohm und Art Deco Design der Sammlung Stiftung Ohm zeigt die Ausstellung „Meine zwanziger Jahre“ einige der Hauptvertreter jener Zeit. Ergänzt durch eine umfangreiche Autographensammlung mit Porträts von bedeutenden Persönlichkeiten des kulturellen Lebens sowie eine Auswahl an originalen Kostümen, werden Einblicke in den Alltag und den Glamour jener facettenreichen Epoche gegeben. Vernissage: 27.02.2011, 11.00 Uhr Ausstellung: 27.02.2011-30.04.2011 Meisterhaus Kandinsky / Klee Ebertallee 69/71, 06846 Dessau-Roßlau Informationen unter Tel. 0340 . 6508 251 Förderverein Meisterhäuser mit Unterstützung der KurtWeillGesellschaft e.V., der Stiftung Ohm, der Stiftung Bauhaus Dessau, der Stiftung Meisterhäuser sowie der Stadt DessauRoßlau Führungen zum Kurt Weill Fest Dessau und Kurt Weill Die Führung zeichnet ein Bild der Stadt Dessau zu Lebzeiten Kurt Weills, der hier seine Kindheit und Jugend verbrachte. Modelle und Fotografien veranschaulichen seine Aufenthaltsorte in Dessau und seinen engen Bezug zum Theater und Herzogshaus. Darüber hinaus wird die Geschichte der jüdischen Gemeinde, der Wirkungsort seines Vaters, beleuchtet. Original SchellackPlatten vermitteln einen Klangeindruck der Musik der 1920er Jahre. Führungstermine: Samstag, 05.03.2011, 14.00 Uhr Sonntag, 13.03.2011, 11.00 Uhr Treffpunkt: Museum für Stadtgeschichte Dessau, Johannbau Schloßplatz 3a, 06844 Dessau-Roßlau Informationen unter Tel. 0340.2209612 Berliner Briefe Equilibre. Das Bauhaus an der Schnittstelle von Kunst und Gestaltung Gleichgewicht und Balance waren nicht nur in Bezug auf die Gestaltung der Dinge an sich eine der zentralen Fragen des Bauhauses. Das Anliegen war vielmehr ein universelles und zielte auf die neuen Spannungen des Menschseins in einer zunehmend technisierten und immer abstrakter werdenden Umwelt. Jenseits des alltäglichen Nutzens sollten die neuen Bauhaus-Objekte auch Ausdruck einer neuartigen Balance und Harmonie von Mensch und Technik, von Gegenständlichkeit und Abstraktion sein. Diesem komplexen Thema gaben alle Bauhausmeister aus ihren jeweils unterschiedlichen künstlerischen Positionen Gestalt. Aber die entscheidenden Impulse an dieser Schnittstelle von Kunst und Gestaltung lieferte in der ersten Phase des Dessauer Bauhauses von 1925 bis 1928 der ungarische Konstruktivist László MoholyNagy. Die Führung vom Bauhausgebäude zu den Meisterhäusern geht den Spuren von László Moholy-Nagy an den Schnittstellen von Kunst und Gestaltung im Spiegel der Architektur von Walter Gropius nach. Noch in Dessau lebend, träumte Kurt Weill von der Großstadt Berlin. Später verbrachte er dort mehrere Jahre. Ausgewählte Briefe Kurt Weills von und über Berlin stehen im Mittelpunkt dieser Führung – viele davon mit direktem Bezug zur Stadt Dessau und eng verbunden mit dem Leben und Wirken Weills und seinen Angehörigen in Dessau. Ausstellungsexponate, Fotodokumentationen und Musikbeispiele vertiefen die in den Briefen geschilderten Eindrücke. Führungstermine: Sonntag, 06.03.2011, 11.00 Uhr Freitag, 11.03.2011, 17.00 Uhr Samstag, 12.03.2011, 14.00 Uhr Treffpunkt: Museum für Stadtgeschichte Dessau, Johannbau Schloßplatz 3a, 06844 Dessau-Roßlau Informationen unter Tel. 0340 . 2209612 Führungstermine: Sonntag, 27.02.2011, 15.00 Uhr Sonntag, 06.03.2011, 15.00 Uhr Sonntag, 13.03.2011, 15.00 Uhr Treffpunkt: Bauhaus Dessau Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau Informationen unter Tel. 0340 . 6508251 81 Rund ums Kurt Weill Fest Kantor Weill mit seinen Söhnen (v.l.) Kurt, Nathan und Hans 1909 „Zu Gast bei der jüdischen Gemeinde zu Dessau“ Die neue Dessauer Synagoge mit dem Gemeindehaus, Steinstraße 14. Im Erdgeschoss befand sich die Wohnung der Familie Weill. Erste nachweisbare Ansiedlungen von Juden in Dessau sind aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts belegt, und die erste dort ansässige jüdische Gemeinde wird schriftlich im Jahre 1678 erwähnt. Der berühmteste Sohn der Stadt war der Philosoph und Theologe Moses Mendelssohn, Großvater von Felix Mendelssohn Bartholdy. In den Vollbesitz der Bürgerrechte gelangten die Dessauer Juden erst mit der Reichsgründung 1871. Die Gleichberechtigung währte 60 Jahre, bis die Nazis hier bereits 1932 die Regierungsgewalt erhielten. So gab es im Jahre 1900, als Kurt Weill zur Welt kam, 15.000 Menschen in der Stadt, von denen ca. 600 Juden waren. In den Jahren 1932-1944 wurde die traditionsreiche Israelitische Gemeinde ausgelöscht. Die Dessauer Synagoge, die 1908 eingeweiht und als wichtigste Synagoge in ganz Anhalt galt, ist zusammen mit weiteren Zeugnissen jüdisch-deutscher Kultur zerstört worden. Der Holocaust ist nicht der einzige Grund, warum es wich- tig ist, die Geschichte der Juden zu beleuchten. Jüdische Menschen trugen wesentlich zur Entwicklung der Stadt bei, sie prägten das religiöse, wirtschaftliche, soziale, kulturelle und politische Profil der Kommune mit, sie leisteten einen unverzichtbaren Beitrag zur Stadtgeschichte Dessaus. Die Vertreibung und Vernichtung der Juden war nicht nur ein Verbrechen an den Juden, sondern auch an den anderen Bürgern, ein unersetzlicher Verlust der Stadt. So musste Kurt Weill, der selbst jüdische Wurzeln hat – seine Mutter entstammt einer Rabbinerfamilie, und sein Vater war Kantor und Religionslehrer in einer jüdischen Gemeinde –, 1933 zunächst nach Paris emigrieren, weil er von den Nationalsozialisten als Vorreiter der „entarteten Kunst“ auf musikalischem Gebiet gebrandmarkt wurde. Seit Mitte der 90er Jahre besteht in Dessau wieder eine jüdische Gemeinde, die von Immigranten aus Osteuropa gegründet wurde und heute 400 Mitglieder mit 200 Angehörigen zählt. Das Kurt Weill Fest hat dieses Jahr die Ehre, erstmals dort Gast zu sein. Die Veranstaltung steht unter der künstlerischen Leitung des Landesrabbiners Moshe Flomenmann. Termin: Sonntag, 06.03.2011, 11.00 Uhr Synagoge Dessau-Roßlau, Kantorstraße 3 Informationen unter Tel. 0340 . 2215107 Festivallounge im Radisson Blu Fürst Leopold Hotel Dessau Im Anschluss an ausgewählte Veranstaltungen des Kurt Weill Fest laden wir Sie und unsere Künstler zu einem stimmungsvollen Ausklang mit Live-Musik ein. Eine Kooperation des Kurt Weill Fest Dessau mit dem Radisson Blu Fürst Leopold Hotel. Termine: 25.02.-27.02, 03.03.-06.03., 09.03-12.03.2011, ab 22 Uhr Radisson Blu Fürst Leopold Hotel Friedensplatz 1 Eintritt frei Traumtänzerball Musik: Salonorchester Berlin Eine Veranstaltung der KAT Dance & Event GmbH im Rahmen des Kurt Weill Fest Termin: Samstag, 05.03.2011, 20.00 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr) Restaurant Kornhaus, Kornhausstraße 146 Preis: 64,00 € Informationen und Tickets: [email protected] Tel. 03493 . 66 29 96 82 Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. / Kurt Weill Foundation 19. Kurt Weill Fest Dessau (25.02.–13.03.2011) Veranstalter: Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. und Stadt Dessau-Roßlau Das Kurt Weill Fest 2011 wird gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt, die Stadt Dessau-Roßlau und in Teilen durch die Kurt Weill Foundation for Music, Inc., 7 East 20th Street, New York, NY 10003. Schirmherren: Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt Philip D. Murphy, Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika Intendant: Prof. Michael Kaufmann [email protected] Projektleitung und Pressearbeit: Julia Nickel Tel. 0340.61 95 95 Fax 0340.61 19 07 [email protected] Sekretariat: Erdmuthe Roepke Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. / Kurt Weill Zentrum Ebertallee 63, D-06846 Dessau-Roßlau Tel. 0340 . 61 95 95 Fax 0340 . 61 19 07 [email protected] www.kurt-weill-fest.de Marketing, Ticketing und Sponsoring: Roßdeutscher & Bartel GbR, Agentur für Marketing und Kommunikation Tschaikowskistraße 16, D-04105 Leipzig Tel. 0341 . 21 24 662 [email protected] www.musikfeste.de Technische Leitung: PND, Alexander Hirche, Arndt Sellentin KURT-WEILL-GESELLSCHAFT e.V. Die Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. wurde 1993 in Dessau gegründet und hat sich laut Satzung zur Aufgabe gestellt „das Andenken Kurt Weills in seiner Geburtsstadt auf jede geeignete Weise zu erhalten“. Mittlerweile hat sich eine internationale Vereinigung entwickelt, der über 300 Mitglieder aus vier Kontinenten angehören. Sie engagiert sich mit Veranstaltungen und dem Aufbau eines Netzwerkes in der Pflege von Kurt Weills Biografie und Gesamtwerk, unter besonderer Berücksichtigung seines künstlerischen Umfelds und der von ihm initiierten Traditionen. Die Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. ist Hauptveranstalter des seit 1993 alljährlich Anfang März stattfindenden Kurt Weill Fest und hat in kurzer Zeit ein dichtes Netzwerk von Kooperationsbeziehungen zu wichtigen kulturellen Institutionen und Vereinen geschaffen, insbesondere aber auch Sponsoren in der regionalen wie überregionalen Wirtschaft für das Kurt Weill Fest gewonnen. Die Verbindung des Festes zur Geschichte der Region und ihrer Bewohner hat es zu einem bestimmenden Faktor der international bedeutsamen Musikszene Mitteldeutschlands werden lassen und erhöht die kulturelle Ausstrahlung der Region, die bereits durch das Bauhaus und das Dessau-Wörlitzer Gartenreich überregional gewonnen wurde. Der Kultur kommt damit in einer Region starker wirtschaftlicher Umstrukturierung eine immer wichtiger werdende Rolle zu. Auf wissenschaftlichem Gebiet leistet die Kurt-WeillGesellschaft e.V. mit Symposien, Vorträgen und ihrer eigenen Schriftenreihe „Veröffentlichungen der KurtWeill-Gesellschaft“ (Verlag J. Metzler & Poeschel, Stuttgart, seit 2004 Waxmann Verlag, Münster, New York, München, Berlin) ihren Beitrag zur aktiven Weill-Forschung. Geschäftsstelle der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. ist das Kurt-Weill-Zentrum in Dessau-Roßlau unter der Geschäftsführung von Prof. Michael Kaufmann. Es befindet sich in dem 1925/26 nach Plänen von Walter Gropius erbauten Meisterhaus Feininger, das 1994 nach aufwändiger Restaurierung wieder eröffnet wurde. Seit 2008 hat Rechtsanwalt Thomas Markworth das Amt des Präsidenten der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. übernommen. KURT WEILL FOUNDATION FOR MUSIC, INC., 7 EAST 20TH STREET, NEW YORK, NY 10003 Die Kurt Weill Foundation for Music Inc. verwaltet, bewahrt und wirbt für das Erbe von Kurt Weill und Lotte Lenya. Die Stiftung unterstützt die weite Verbreitung und Wertschätzung von Weills Musik durch die Förderung von Aufführungen, Inszenierungen, Aufnahmen und Forschung; sie fördert das Verständnis von Weills und Lenyas Leben und Werk innerhalb unterschiedlicher kultureller Kontexte; und sie fördert, basierend auf dem Erbe beider, Talente im Bereich der Schaffung, Aufführung und des Studiums von musikalischem Theater in den verschiedensten Ausformungen und Medien. www.kwf.org. 83 Kooperation Universität Siegen / Impressum / Nachweise Prof. Dr. Matthias Henke, Sara Beimdieke, Anne Fritzen KOOPERATION MIT DER UNIVERSITäT SIEGEN Die Universität Siegen, im Dreiländer-Eck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz gelegen, zählt rein numerisch betrachtet nicht zu den größten Deutschlands. Das muss kein Nachteil sein. Es verleiht ihr vielmehr die nötige Windschnittigkeit, auf die vehementen Veränderungen unserer Zeit angemessen zu reagieren. Für das Departement Kunst und Musik bedeutet dies im wesentlichen Zweierlei. Einerseits sind wir bemüht, unseren Lehramtsstudierenden ein ganzheitliches Studienkonzept anzubieten. Man könnte es ein wenig „old fashioned“, doch in der Tendenz zutreffend mit einem leicht variierten Satz von Caspar David Friedrich umschreiben: Das Glück der Künstler/innen beziehungsweise Wissenschaftler/innen läge dort, so der bedeutende Maler, wo „Kopf und Herz und Hand gleichen Schritt“ hielten. Auf der anderen Seite wollen wir gemeinsam mit den Student/inn/en – ausgehend vom Wissen über die Vergangenheit – die Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft gestalten helfen. Als Prof. Michael Kaufmann, der Intendant des Kurt Weill Fest Dessau und Direktor des Kurt-Weill-Zent- IMPRESSUM Herausgeber: Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. Stand: 07.02.2011, Änderungen vorbehalten Verantwortung: Michael Kaufmann Redaktionsleitung: Frank Heidkamp Texte: Matthias Henke, Carola Henke, Sara Beimdieke, Daniel Posdziech, Werner Häußner, Anne Fritzen Biografien: Tilman Fischer weitere Mitarbeit: Anke Meis, Julia Nickel, Erdmuthe Roepke Produktion: Roßdeutscher & Bartel GbR, Agentur für Marketing und Kommunikation Titelgestaltung: Genese Werbeagentur GmbH Autorenregister Matthias Henke: V 1, 4, 10, 12, 17, 20, 30, 42, 44, 50, 51 Sara Beimdieke: V 9, 14, 16, 18, 22, 24, 27, 31, 33, 45, 48 Anne Fritzen: V 47 Werner Häußner: V 6, 36 Carola Henke: V 3, 5, 7, 15, 19, 26, 32, 34, 35, 37, 49 Daniel Posdziech: V 2, 8, 43 Bildnachweis Claudia Heysel, S. 1; Frank Vinken, S. 1; 84 rums, im Oktober 2009 einen Gastvortrag an der Universität Siegen hielt und über die Ausrichtung der mittlerweile international beachteten Veranstaltung sprach, nämlich das Werk Kurt Weills und das ihm zuteil gewordene Schicksal in die Gegenwart hineinzuholen, lag eine strategische Partnerschaft zwischen den beiden Institutionen sozusagen in der Luft. Wer die zupackende Art von Herrn Kaufmann kennt, der weiß, dass alles weitere nun sehr schnell ging. Wir vereinbarten, dass künftig meine Student/inn/en an der Textgestaltung des jährlichen Fest-Magazins mitwirken. Von mir geleitete Seminare und Exkursionen, die immer wieder auch Kurt Weill und seiner Zeit gelten, sollen den studentischen Mitarbeitern das nötige Spezialwissen vermitteln. Auf die Dauer dürfte so ein personeller Pool entstehen, aus dem Praktikanten für das Kurt Weill Fest gewonnen werden können. Letztes Jahr erweiterten Herr Kaufmann und ich die Kooperation aber noch durch die Entwicklung eines neuen, interdisziplinären Veranstaltungsformats, der ENTDECKUNGEN. Sie bestehen aus Vorträgen und Konzerten, die an drei Wochenenden (zwei Mal in Dessau, ein Mal in Berlin, in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt) das kommende Weill Fest vorbereiten – ein spannendes Projekt, bei dem uns der Deutschlandfunk als Medienpartner und die Ernst-Bloch-Gesellschaft zur Seite stehen. Auf die so eröffneten Chancen, mit allen Beteiligten ein Stück Zukunft konkret zu gestalten, freue ich mich weiterhin sehr. Auf diese wunderbare Chance, ein Stück Zukunft konkret zu gestalten, freuen sich meine Student/inn/en und ich sehr. Prof. Dr. Matthias Henke, Musikwissenschaftler, Universität Siegen dank Die Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. und die Stadt Dessau-Roßlau, Veranstalter des Kurt Weill Fest, danken allen Partnern, Sponsoren, Förderern, Institutionen und Vereinigungen, insbesondere dem Land Sachsen-Anhalt und der Kurt Weill Foundation for Music, Inc., New York, NY sowie allen ehrenamtlichen Helfern für die großzügige Unterstützung. SACHSEN-ANHALT Unsere Partner Sparkasse Dessau Sparkasse Wittenberg unserE Förderer unsere Hauptsponsoren unser Medienpartner unser kulturpartner Anhaltisches Theater Dessau Deutschlandradio Kultur Mitteldeutsche Zeitung Anna Krebs DLP Dernehl, Lamprecht & Kollegen Museum für Stadtgeschichte Dessau Kurt Weill Foundation for Music, Inc., New York Dr. Dornbach & Partner GmbH nH-Hotel Dessau Evangelische Kirchengemeinde St. Johannis und St. Marien Dessau Polizeidirektion Dessau-Roßlau Stiftung Bauhaus Dessau Wohnungsverein Dessau e.G. H + S Computer Dessau Restaurant Kornhaus JKS Krötenhof Restaurant Pächterhaus Jüdische Gemeinde zu Dessau RSW Roßlauer Schiffswerft GmbH Weiterhin danken wir Karosseriebau Dessau GmbH Stefan Serfling (Bauhaus Klub) Amt für Kultur der Stadt Dessau-R0ßlau K.I.E.Z. e.V. Stadtbibliothek Dessau-Roßlau Anhaltische Gemäldegalerie Klaus Rudolph, Fotografie Stadtverwaltung Dessau-Roßlau ASC Autoservice-Center Dessau Kreuzer – Das Leipzig Magazin Technikmuseum „Hugo Junkers“ Beatclub Dessau Landesrabbiner Moshe Flomenmann Universität Siegen Brauhaus „Zum Alten Dessauer“ Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt WittenbergKultur e.V. Dessau Center LEO – Das Anhalt Magazin Radio SAW Informationen & Kartenservice 0341.14 990 900 www.kurt-weill-fest.de