FT 2013 Strategisches Beschaffungsmanagement
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FT 2013 Strategisches Beschaffungsmanagement
Strategisches Beschaffungsmanagement Vorlesung 9. Trimester M. Sc. WOW Modul Strategisches Management von Wertschöpfungsketten Gliederung 1. Grundlagen 1.1 Aufbau des Gesamtcurriculums 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung 1.3 Bedeutung der Beschaffung für den Unternehmenserfolg 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick 3. Strategisches Beschaffungsmanagement 3.1 Prozess der Strategieformulierung 3.1.1 SWOT-Analyse 3.1.2 Strategieformulierung: Sourcing-Konzepte 3.1.3 Beschaffungsportfolios 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte 4. Beschaffungsorganisation 4.1 Grundkonzepte der Beschaffungsorganisation 4.2 Beschaffungskooperationen 4.3 Compliance in der Beschaffung 5. Spezialprobleme des Public Procurement Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 2 1. Grundlagen 1.1 Aufbau des Gesamtcurriculums Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 3 1.1 Aufbau des Gesamtcurriculums klassische “Hardware” komplexe - Hohe Produktkomplexität - Zeitwettbewerb/ “Time to market” Klassischer Industriebetrieb “Fabrik”Produktion hohe Fertigungstiefe - Internationale Konkurrenz - Individualisierte Kundenwünsche eher operativ eher strategisch Bachelor Studium Master Studium Curriculum - Erhöhte Markttransparenz durch Internet “Leistungsbündel” jeweils geringe Fertigungstiefe Verschärfter Wettbewerbsdruck: Wertschöpfungsketten/-netze (”Supply Chain”) Netzwerk-Produktion Beschaffung & Produktion Supply Chain Management I Logistikmanagement Strategisches Beschaffungsmanagement Logistik- und Supply Chain Controlling Supply Chain Management II Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 4 1.1 Aufbau des Gesamtcurriculums Einordnung als spezielle Betriebswirtschaftslehre Betriebswirtschaftslehre Allgemeine BWL Spezielle Betriebswirtschaftslehren Institutionenlehren (=Wirtschaftszweiglehren) wie - Industriebetriebslehre - Handelsbetriebslehre - Bankbetriebslehre - Versicherungsbetriebslehre - Forstwirtschaftsbetriebslehre etc. Funktionenlehren (=Betriebsbereichslehren) wie - Beschaffungswirtschaftslehre - Logistikwirtschaftslehre - Produktionswirtschaftslehre - Informationswirtschaftslehre - Absatzwirtschaftslehre - Personalwirtschaftslehre - Finanzwirtschaftslehre etc. Quelle: Weber (1999), S. 4 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 5 1.1 Aufbau des Gesamtcurriculums Quelle: In Anlehnung an Schweitzer, M., Industriebetriebslehre, 2. Aufl., München 1994, S. 7. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 6 1.1 Aufbau des Gesamtcurriculums Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 7 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Leistungswirtschaftliche Funktionen Beschaffung Produktion AbsatzMarketing Beschaffungsmarkt Finanzmittelfluss Realgüterfluss Absatzmarkt Finanzierung der Beschaffung Finanzierung der Produktion Finanzierung des Marketing Finanzwirtschaftliche (Teil-) Funktionen Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 8 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Beschaffung Materialwirtschaft Versorgungsmanagement Logistik Purchasing Einkauf Supply Management Materials Management Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 9 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Beschaffung ist „auf das Eröffnen und Sichern von internen und externen Erfolgspotentialen ausgerichtet“ (Large 2000) „Allgemein lassen sich dem Begriff der Beschaffung aus der Sicht der industriellen Unternehmung alle diejenigen Tätigkeiten zuordnen, die auf der Bereitstellung der zur Erfüllung der unternehmerischen Aufgaben notwendigen Produktionsfaktoren abzielen, über die ein Unternehmen nicht selbst verfügt. (Hammann/ Lohrberg 1986) Begriff der Beschaffung Marketing ist eine „Sozialtechnik [...], die sich auf die Beeinflussung von Austauschprozessen zwischen Personen/Institutionen und Institutionen/Institutionen konzentriert, wobei die Beeinflussung der anderen zur eigenen Zielerfüllung dient. [...] Austauschprozesse finden – neben dem Absatzmarkt – auch auf dem Beschaffungsmarkt statt, so daß wir dem bekannten Absatzmarketing das Beschaffungsmarketing an die Seite stellen können.“ (Koppelmann 1995) „Beschaffung umfaßt somit sämtliche unternehmensund/oder marktbezogene Tätigkeiten, die darauf gerichtet sind, einem Unternehmen die benötigten, aber nicht selbst hergestellten Objekte verfügbar zu machen.“ (Arnold 1997) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 10 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Institutionelles Managementverständnis: (nach Steinmann/Schreyögg) Gruppe von Personen, die in einer Organisation mit Anweisungsbefugnissen betraut ist. Begriff des Beschaffungsmanagement Funktionales Managementverständnis: (nach Steinmann/Schreyögg) Planung Organisation Personaleinsatz Führung Kontrolle Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 11 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Kapital Informationen Personal Betriebsmittel Material Vertragsmäßige Materialbeschaffung Vertragsmäßige Distribution Physische Materialbeschaffung Innerbetriebliche Logistik Physische Distribution Beschaffung Produktion Distribution Physische Materialbeschaffung Innerbetriebliche Logistik Physische Distribution Logistik Vertragsmäßige Materialbeschaffung Physische Materialbeschaffung Innerbetriebliche Logistik (Integrierte) Materialwirtschaft Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement Quelle: In Anlehnung an Tempelmaier (1998), S. 238 12 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Objektumfang weit Konzeptionsumfang eng (nur Sachgüter) strategisch taktisch/ operativ Erlangung der Verfügungsgewalt + + + + + + = = = = = Inner- und zwischenbetriebliche Behandlung Verrichtungsumfang Einkauf Beschaffung Logistik Vorlesung Integrierte Materialwirtschaft Strategisches Beschaffungsmanagement Umfassende Beschaffungslehre (Grochla et al.) 13 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsdimension (1): Konzeptionelle Verankerung strategisch Entwicklungsdimension (2): Theoretische Fundierung hoch taktisch institutionenökonomisch operativ gering (diskretkurzfristige Austauschbeziehungen) hoch (relationallangfristige Geschäftsbeziehungen) kaufverhaltensorientiert orthodox neoklassisch gering Entwicklungsdimension (3): Beziehungsorientierung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 14 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsdimension (1): Konzeptionelle Verankerung Planungs- Aggregation/ Detailliertheit Präzision/ merkmale DifferenziertBestimmtheit heit Planungsebenen Strategisch (Aufgliederung in (Erfassung von Teilpläne und Einzelheiten) Kontrollbereiche) Wenig differenziert Globale Größen (Problemfelder) (Informationen über die zu erfassenden Größen) Fristigkeit Bedeutung von Normen Problemstruktur (Planungshori- (Abgrenzung des zont/WirkungsSuchraumes reichweite) für zulässige Lösungen) (Verhältnis von normativen zu empirischen Informationen) Grobe Informationen über die Größen Langfristig Schlecht definierte Probleme Relativ große Bedeutung Stark Detaillierte Exakte differenziert Größen Informationen (viele Teilpläne) (Detailprobleme) über die Größen Kurzfristig Wohl definierte Probleme Relativ geringe Bedeutung Taktisch Operativ Quelle: Pfohl (1981) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 15 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsdimension (2): Theoretische Fundierung (a) orthodox neoklassisch: Mikroökonomik, unrealistische Verhaltens- und Umweltannahmen (b) kaufverhaltensorientiert: Modelle des organisationalen Kaufverhaltens, bspw. Webster/Wind (siehe Folgeseite) (c) institutionenökonomisch: Neue Mikroökonomik mit realistischen Verhaltens- und Umwelt-annahmen - Transaktionskostenansatz - Agency-Theorie - Informationsökonomie Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 16 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Beispiel für (b): Das Webster/Wind-Modell zum organisationalen Kaufverhalten Quelle: Webster/Wind (1972), deutsche Übersetzung aus Arnold (1997), S. 32 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 17 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsdimension (3): Beziehungsorientierung Diskreter Austausch “Spot-Beschaffung” Ausmaß spezifischer Investitionen eher gering Relationaler Austausch “Relationale Beschaffung” eher hoch Bereitschaft zur Informationsweitergabe geringe Intensität der Informationsweitergabe, vornehmlich formelle Information, geringer Anteil sensibler Informationen hohe Intensität der Informationsweitergabe, formelle und informelle Information, sensible und vertrauliche Informationen Fristigkeit rechtlicher Regelungen eher kurzfristig eher langfristig Zahl der Lieferanten eher hoch eher gering Quelle: Homburg/Werner (1998), S. 992. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 18 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsdimension (1): Konzeptionelle Verankerung strategisch Entwicklungsdimension (2): Theoretische Fundierung hoch taktisch institutionenökonomisch Typ A operativ gering (diskretkurzfristige Austauschbeziehungen) hoch (relationallangfristige Geschäftsbeziehungen) kaufverhaltensorientiert orthodox neoklassisch gering Entwicklungsdimension (3): Beziehungsorientierung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 19 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsstufen der Beschaffung Typ A: „Einkauf“ / „Purchasing“ Rein abwicklungsorientiert, „Erfüllungsgehilfe“ der Produktion Ziel der „vollkommenen Markttransparenz“ (‚Man kann die Qualität einer Einkaufsfunktion an der Anzahl ihrer Anfragen messen‘) Typische Vertreter: – Theisen, P. (1970), Grundzüge einer Theorie der Beschaffungs-politik, Berlin 1970. – Westermann, H. (1972), Gewinnorientierter Einkauf: Grundlagen und Techniken des modernen Einkaufs, 2. Aufl., Berlin 1972. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 20 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsdimension (1): Konzeptionelle Verankerung strategisch Typ B taktisch Entwicklungsdimension (2): Theoretische Fundierung hoch institutionenökonomisch Typ A operativ gering (diskretkurzfristige Austauschbeziehungen) hoch (relationallangfristige Geschäftsbeziehungen) kaufverhaltensorientiert orthodox neoklassisch gering Entwicklungsdimension (3): Beziehungsorientierung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 21 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsstufen der Beschaffung Typ B: „Beschaffung“ / „Procurement“ Erstmals strategische Aspekte der Beschaffungspolitik, Versuch einer umfassenden, objektübergreifenden Beschaffungslehre (wenig rezipiert) Konzept der integrierten Materialwirtschaft Typische Vertreter: – Arnold, U. (1982), Strategische Beschaffungspolitik: Steuerung und Kontrolle strategischer Beschaffungssubsysteme von Unternehmen, Frankfurt/Main et al. 1982. – Grochla, E. (1977), Der Weg zu einer umfassenden betriebswirtschaftlichen Beschaffungslehre, in: Die Betriebswirtschaft, Jg. 37 (1977), Nr. 2, S. 181-191. – Grochla, E./Schönbohm, P. (1980), Beschaffung in der Unternehmung: Einführung in eine umfassende Beschaffungslehre, Stuttgart 1980. – Melzer-Ridinger, R. (1989), Materialwirtschaft: Einführendes Lehrbuch, München et al. 1989. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 22 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsdimension (1): Konzeptionelle Verankerung Typ C strategisch Typ B taktisch Entwicklungsdimension (2): Theoretische Fundierung hoch institutionenökonomisch Typ A operativ gering (diskretkurzfristige Austauschbeziehungen) hoch (relationallangfristige Geschäftsbeziehungen) kaufverhaltensorientiert orthodox neoklassisch gering Entwicklungsdimension (3): Beziehungsorientierung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 23 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Entwicklungsstufen der Beschaffung Typ C: „Versorgung“ / „Supply Management“ Zunehmende Tendenz zum Outsourcing Moderne Sourcing-Konzepte (Global Sourcing, Single Sourcing, Modular Sourcing, Just-in-Time etc.) Intensive Lieferanteneinbindung Steuerung komplexer Zuliefernetzwerke Typische Vertreter: – Kaufmann, L. (1993), Planung von Abnehmer-Zulieferer-Kooperationen: Dargestellt als strategische Führungsaufgabe aus Sicht der abnehmenden Unternehmung, Gießen 1993. – Pampel, J. R. (1993), Kooperation mit Zulieferern: Theorie und Management, Wiesbaden 1993. – Stölzle, W. (1999), Industrial Relationships, München et al. 1999. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 24 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Integration in umfassendes Supply Chain Management (Vorlesung (Spezialisierung IPL II) SCM) Entwicklungsdimension (1): Konzeptionelle Verankerung Typ C strategisch Typ B taktisch Entwicklungsdimension (2): Theoretische Fundierung hoch institutionenökonomisch Typ A operativ gering (diskretkurzfristige Austauschbeziehungen) hoch (relationallangfristige Geschäftsbeziehungen) kaufverhaltensorientiert orthodox neoklassisch gering Entwicklungsdimension (3): Beziehungsorientierung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 25 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Materials Management Tactical focus Purchasing Function Activities 5. Management of supplier quality 6. Purchase of inbound transportation 7. Management of investment recovery 2. Purchasing Actvities Inventory Decisions - Raw materials - Subassemblies - Parts - Supplies Receiving Procurement Activities 3. Supplier qualification and selection teams 4. Partnering and strategic alliance 5. Monitoring of supply environm. 6. Strategic material acquisition plans 7. Monitoring of cont. improvem. 8. Corporate strat. Strategic focus Materials Handling Storage Finished goods inventory 4. Supply Management Activities 1. EPI and ESI in product design Work-in-process inventory 1. Identification of purchasing needs 2. Discussion with sales people 3. Identification of suppliers 4. Market studies 5. Negotiations 6. Analysis of proposals 7. Selection of suppliers 8. Issuance of P.O.s 9. Contract administration 10. Purchasing records Procurement Process Activities 1. Material specifications 2. Materials studies and value analysis 3. Market research OPE RATIONS Purchasing Activities Production Scheduling and Control Traffic Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement Quelle: Dobler/Burt (1996), S. 37 26 1.2 Beschaffung und Beschaffungsmanagement: Begriffe und Einordnung Wertschöpfungsmanagement Supply Mgmt. Materialwirtschaft Logistik Beschaffung Einkauf Versorgungsmgmt. Supply Chain Management Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 27 1.3 Bedeutung der Beschaffung für den Unternehmenserfolg Gesamtwertschöpfung = 100% (Messung?) Eigenanteil der Wertschöpfung = ??% Eigenanteil der Wertschöpfung = ??% Eigenanteil der Wertschöpfung = ??% Anteil der Lieferanten an der Wertschöpfung = ??% Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 28 1.3 Bedeutung der Beschaffung für den Unternehmenserfolg Anteil der Materialkosten in ausgewählten Branchen (D) Branche Chemische Industrie Mineralölverarbeitung Gummiverarbeitung Metallerzeugung und -bearbeitung Maschinenbau Fahrzeugbau Elektrotechnik Zellstoff/Papierindustrie Textilindustrie Materialkosten in % der Gesamtleistung 55,7 75,5 54,0 74,5 49,0 57,7 45,0 60,0 55,2 Quelle: Melzer-Ridinger Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 29 1.3 Bedeutung der Beschaffung für den Unternehmenserfolg Anteil der Materialkosten in ausgewählten Branchen (USA) Branche Nahrungsmittel Tabak Textilmühlen Kleidung Nutzholz Möbel Papier Druck Chemie Öl und Kohle Gummi und Plastik Leder Stein und Glas Metall Metallprodukte Industriemaschinen Elektronik Transportausrüstung Instrumente Sonstige Materialkosten [Mio. US-$] 257.293 7.581 43.411 37.169 57.430 23.435 74.136 55.785 144.094 119.863 59.616 5.491 29.509 86.939 86.829 138.398 105.331 250.829 44.477 19.213 Gesamtleistung Materialkosten in % [Mio. US-$] der Gesamtleistung 423.257 61 28.384 27 59 73.951 73.997 50 61 94.547 47.349 49 133.486 56 172.737 32 314.744 46 144.715 83 122.776 49 9.991 55 65.574 45 142.384 61 175.137 50 277.957 50 233.343 45 414.614 60 Vorlesung 136.916 32 Strategisches Beschaffungsmanagement 42.426 45 30 Quelle: Leenders/Fearon 1.3 Bedeutung der Beschaffung für den Unternehmenserfolg Fallbeispiel Volkswagen Bilanzdaten 2010: Umsatz 126,9 Mrd. Euro, Einkaufsvolumen 89,7 Mrd. Euro (Fertigungstiefe: 29,4%) Konzernergebnis 7,1 Mrd. Euro Exemplarische Zielsetzung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2011: 10%-ige Steigerung des Konzernergebnisses (=710 Mio. Euro) auf 7,81 Mrd. Euro → 1. Möglichkeit: Erhöhung des Umsatzes um 10% → 2. Möglichkeit: Senkung des Materialaufwands um 0,8% Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 31 1.3 Bedeutung der Beschaffung für den Unternehmenserfolg High extent of outsourcing (%) Low extent of outsourcing (%) Textiles Motor vehicles and parts Chemicals 62 61 57 Utilities, gas and electric Petroleum refining Food manufacturing 17 21 38 Quelle: Gadde/Hakansson 2001, S.5 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 32 1.3 Bedeutung der Beschaffung für den Unternehmenserfolg Indikatoren für einen weiteren Bedeutungszuwachs der Beschaffung: Lean ProductionKonzept MIT-Studie (Womack/Jones/ Roos 1990) über die Automobilindustrie: Japanische Herstellern setzen „von allem weniger ein[...] - die Hälfte des Personals in der Fabrik, die Hälfte der Produktionsfläche, die Hälfte der Investition in Werkzeuge, die Hälfte der Zeit für die Entwicklung eines neuen Produktes“ (S. 19) Bsp. F&E-Anteil Zulieferer: Japan 51% Europa 35% KernkompetenzenKonzept Im Mittelpunkt stehen bei diesem Ansatz nicht mehr die Güter und Dienstleistungen, die ein Unternehmen an seine (End-) Kunden verkauft, sondern Fähigkeiten oder Wissensmuster, welche zur (erfolgreichen) Erstellung und Vermarktung von Endprodukten beitragen. Kernkompetenzen unterscheiden sich von Wettbewerbsvorteilen in erster Linie durch ihre Transferierbarkeit auf neue Produkte oder Geschäftsfelder (Aspekt der multiplen Nutzbarkeit), Prahalad/Hamel (1990). Grenzenloses Unternehmen Der Ansatz des „grenzenlosen Unternehmens“ geht zurück auf Picot/Reichwald/ Wigand (2001), die damit eine „neue Unternehmensführungslehre im Zeitalter der Informationsgesellschaft“ schaffen möchten. Grundidee ist die „Fähigkeit zur Kooperation nach innen und außen“ Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 33 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick Prozess-Ansatz Konzeptions-Ansatz ? - klassischer „Einkaufsprozess“ - Führungsprozess des funktionalen Managementverständnisses - etc. - Anlehnung an „Marketing-Konzeption“ - Strategie-/TaktikUnterscheidung diverser Planungstechniken - etc. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 34 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick „Eine [...] Konzeption kann aufgefasst werden als ein schlüssiger, ganzheitlicher Handlungsplan (‚Fahrplan‘), der sich an angestrebten Zielen (‚Wunschorten‘) orientiert, für ihre Realisierung geeignete Strategien (‚Route‘) wählt und auf ihrer Grundlage die adäquaten [...] Instrumente (‚Beförderungsmittel‘) festlegt.“ Quelle: Becker, J. (2006), Marketing-Konzeption, 6. Aufl., München 2006. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 35 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick 1. Ebene: Ziele Wo wollen wir hin? Was wollen wir erreichen? → Bestimmung der „Wunschorte“ 2. Ebene: Strategien Wie kommen wir dahin? → Festlegung der „Route“ 3. Ebene: Instrumente Was müssen wir dafür einsetzen? → Wahl der „Beförderungsmittel 2 Mögliche Ausgangspunkte 1, 2, 3 Ziel 3 Strategiemuster Instrumente 1 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 36 Strategie Operative Umsetzung / Instrumenteneinsatz Kapitel 3 dieser Vorlesung Ziel Kapitel 4 dieser Vorlesung zunehZweckmende MittelBeziehung Konkretisierung Kapitel 2 dieser Vorlesung 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 37 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick Beschaffungsprozessmodell nach Koppelmann (2004) Informieren / Kontrollieren Bedarfsanalyse Beschaffungsmarktanalyse und -auswahl Lieferantenanalyse und -auswahl Lieferantenverhandlung Beschaffungsabwicklung Instrumente / Methoden Konstellationen Ziele & Strategien Potentiale Quelle: Koppelmann 2004, S. 42 Situationsanalyse Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 38 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick Beschaffungsmanagement-Prozess (i.S.v. Führung) Bedarfsmanagement Beschaffungsmarktforschung Beschaffungsvergabe Beschaffungsabwicklung CommodityStrategie, Plattformstrategie etc. Prognose von Entwicklungstrends etc. bspw. Vergabeentscheidung in Cross-Functional Teams bspw. strategische Logistik Kurzfristiger Kleinbedarf bspw. Telefonat mit Lieferant bspw. Kauf eines Kleinbedarfs Kompletter Bestellvorgang Einkaufsprozess (i.S.v. Durchführung, Ausführung) / Operating Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 39 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 40 Quelle: Dobler/Burt 1986, S. 63 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick Beschaffungskonzeption Konzeptionsebene Beschaffungsziele Umweltanalyse (Chancen-/ Risiken-Analyse) Konzeptionsebene Beschaffungsstrategien Vorgaben der Unternehmensstrategie Wertschöpfungsort Beschaffungsobjekt Lieferant Beschaffungszeit external unit sole stock Beschafungssubjekt Beschaffungsareal Unternehmensanalyse (Stärken/ Schwächen) internal single dual demand tailored individual local modular multiple just-in-time cooperative domestic global Konzeptionsebene Beschaffungsinstrumente Operative Bedarfsplanung Operative Lieferantenpolitik Operative Bestellplanung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 41 Quelle: Arnold 1999, S. 776 2. Beschaffungsprozess und Beschaffungskonzeption: Ein Überblick Zielsystem der Beschaffung richtige Zeit** vertikale Verbundeffekte* Wettbewerbsposition sichern bzw. ausbauen - Kosten - Differenzierg. - Zeit horizontale Verbundeffekte* richtige Qualität** * strategische Ziele ** operative Ziele ("4R") Integrationsfähigkeit* Innovationsfähigkeit* richtige Menge** richtiger Ort** Quelle: Arnold 1997, S. 66 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 42 3. Strategisches Beschaffungsmanagement 1. Unterscheidung „Strategie vs. Taktik“ Abschnitt 1.1 2. Einordnung in die Beschaffungskonzeption Abschnitt 2 3. Abstimmung mit der Unternehmensstrategie und anderen Teilstrategien Folgeseite 4. Ablauf des Strategieprozesses Abschnitt 3.1 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 43 3. Strategisches Beschaffungsmanagement Strategie Taktik Konzeptionsebene UnterGeschäftsFunknehmensfeldtionalstrategie strategie strategie UnterGeschäftsFunktionalnehmensfeldpolitik politik politik Unternehmen Geschäfts(Corporate feld Level) (Business Level) Funktion (Functional Level) Anwendungsebene Schwerpunktmäßige Betrachtung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 44 3.1 Prozess der Strategieformulierung Unternehmensziele Beschaffungsziele Strategieformulierung Strategieimplementierung Strategieevaluation SWOT-Analyse Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 45 Quelle: Dobler/Burt 1997, S. 66 3.1.1 SWOT-Analyse Interne Situation des eigenen Unternehmens Situation des direkten Unternehmensumfelds Situation des erweiterten Unternehmensumfelds Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 46 3.1.1 SWOT-Analyse Stärken Schwächen Chancen Risiken „Beschaffungskonstellationen/-potentiale“ „Rahmenbedingungen des Beschaffungsmanagement“ Koppelmann (2004), S. 141 ff. Arnold (1997) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 47 3.1.1 SWOT-Analyse b) Kollektive Betrachtung der Anbieter durch die Nachfrager . . Nachfrager . . Nachfrager . ................................... ................................... Anbieter . . . Anbieter . Anbieter . . (vier Beispiele) . (ein Beispiel) . . . (ein Beispiel) c) Gegenseitig singuläre Betrachtung der Marktpartner - Märkte des Verhandelns - . . . a) Kollektive Betrachtung der Nachfrager durch die Anbieter Nachfrager Quelle: Theisen 1970, S. 43 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 48 3.1.1 SWOT-Analyse Marktformenschema viele kleine wenige mittlere ein großer viele kleine Polypol Polypson Oligopol Monopol wenige mittlere Oligopson Bilaterales Oligopol Beschränktes Monopol ein großer Monopson Beschränktes Monopson Bilaterales Monopol Anbieter Nachfrager Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 49 3.1.2 Strategieformulierung: Sourcing-Konzepte Lieferant sole single Beschaffungsobjekt dual multiple modular unit Beschaffungsareal local domestic global Beschaffungszeit stock demand tailored just-in-time Beschaffungssubjekt Wertschöpfungsort Beschaffungsart individual cooperative external internal electronic non-electronic Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 50 3.1.2 Strategieformulierung: Sourcing-Konzepte Lieferantenstrategie Unternehmen Anzahl Lieferanten Veränderung früher heute 5.000 500 - 90 % 10.000 3.000 - 70 % 9.000 3.000 - 67 % 10.000 5.500 - 45 % 1.800 1.000 - 36 % 22.000 14.000 - 36 % 520 380 - 27 % 7.500 6.000 - 20 % Untersuchung Uni St. Gallen (2000) 2.100 - 13 % Untersuchung CAPS / Uni Stuttgart (1999) 3.300 Xerox Motorola Digital Equipment General Motors Ford Motor Texas Instruments Rainbird Allied-Signal Aerospace Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 51 3.1.2 Strategieformulierung: Sourcing-Konzepte “Factory Within a Factory”-Systeme Traditionelle Fertigungs- und Versorgungskonzepte gering Modular Sourcing In-Plants entmaterialisiertes Unternehmen Menge der vom Zulieferer verantworteten Aktivitäten hoch Menge der vom Abnehmer gehaltenen physischen Aktiva .... Abnehmer Zulieferer #1 Zulieferer #2 Zulieferer #3 Zulieferer #4 hoch gering Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 52 3.1.2 Strategieformulierung: Sourcing-Konzepte Bremsen (Bosch) Umschlagfläche für Kleinteile (Rhenus) Montage Antrieb Antrieb (Krupp Hoesch) Rohbau (Magna) Montage Interieur Exterieur Anbauteile (Dynamit Nobel) Türen, Klappen (Magna) Treffpunkt "Bistro" Montage Cockpit (VDO) Lackiererei (Eisenmann) Einfahr- und Prüfabschnitt Montageweg an Systempartner vermietete Anlagen Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 53 3.1.2 Strategieformulierung: Sourcing-Konzepte Lieferant sole single Beschaffungsobjekt dual multiple modular unit Beschaffungsareal local domestic global Beschaffungszeit stock demand tailored just-in-time Beschaffungssubjekt Wertschöpfungsort Beschaffungsart individual cooperative external internal electronic non-electronic Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 54 3.1.3 Beschaffungsportfolios Grundlagen des Portfolio-Ansatzes Portfolio: franz. Portefeuille (u.a. Aufbewahrungsort von Wertpapieren) Im Bereich der Betriebswirtschaftslehre erstmals in der Finanzwirtschaft diskutiert („optimale“ Kombination von Wertpapieren eines Anlegers i.S.d. Rendite-Risiko-Zusammenhangs) Einsatz im Rahmen der Unternehmensstrategie: Unternehmen mit mehreren Geschäftsfeldern stehen vor dem gleichen Problem wie Finanzinvestoren, d.h. der Optimierung des Geschäftsfeldportfolios unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten der verschiedenen Geschäftsaktivitäten Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 55 3.1.3 Beschaffungsportfolios Generelle Vorgehensweise Definition der Analysedimensionen: In der Regel beschränkt sich die Portfolioanalyse auf zwei Dimensionen, um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Für die Analyse von Geschäftsfeldern im Rahmen der Strategieentwicklung auf Unternehmensebene haben sich die Dimensionen relativer Marktanteil und Marktwachstum der Geschäftsfelder als zweckmäßig herausgestellt. Für die Dimensionen bei der Entwicklung einer Funktionalstrategie der Beschaffung siehe Folgeseiten. Ausprägungen der Dimensionen: Die Dimensionen können unterschiedliche Skalierungen haben (bspw. relativer Marktanteil zwischen 0% und 100%). Die Kombination der Dimensionen schafft ein (i.d.R. zweidimensionales) Koordinatensystem. Positionierung der Analyseobjekte: In diesem Koordinatensystem werden nun die jeweiligen Analyseobjekte positioniert. Im Falle eines diversifizierten Unternehmens stellen bspw. Geschäftsfelder die Analyseobjekte dar, im Rahmen der Beschaffungsstrategie bspw. die Beschaffungsobjekte. Ableitung strategischer Orientierungen: Aus der Position der Analyseobjekte lassen sich Normstrategien für ihre zukünftige Entwicklung ableiten. So ist es bspw. sinnvoll, in Geschäftsfelder mit niedrigem Marktanteil und hohem Marktwachstum zu investieren, um zukünftig hohe Vorlesung Renditen erzielen zu können. Strategisches Beschaffungsmanagement 56 3.1.3 Beschaffungsportfolios Das Wertigkeits-Risiko-Portfolio von Müller III IV ...vertikale Zusammenarbeit... ...Versorgung gewährleisten... Versorgungsrisiko I II …effizient abwickeln ... ...Marktpotentiale ausschöpfen... B- und C-Teile A-Teile niedrig hoch niedrig Strategische Qualität Quelle: Müller 1990, S. 52 hoch Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 57 3.1.3 Beschaffungsportfolios Das Portfolio von Kraljic Hebelprodukte Strategische Produkte Unkritische Güter Engpaßgüter Niedrig Hoch Versorgungsrisiko Lieferantenportfolio Lieferanteil Niedrig Hoch Einkaufsvolumen Niedrig Hoch Materialportfolio Hebellieferanten Kernlieferanten Unkritische Lieferanten Kritische Lieferanten Niedrig Hoch Marktbedeutung d. Lieferanten Vorlesung Quelle: Kraljic 1988, S. 486Beschaffungsmanagement Strategisches 58 3.1.3 Beschaffungsportfolios Das Portfolio von Kraljic Unkritische Güter $ Hebelprodukte $ $ $ Versorgungsrisiko vermeiden/ diversifizieren $ Optimieren/ ausschöpfen Position selektiv verbessern: Engpassgüter bei bestehenden/ neuen Lieferanten Strategische Produkte durch alternative Produkte/Verfahren Kritischer KernLieferant Lieferant Hebel- Unkritischer Lieferant Lieferant Quelle: Kraljic 1988, S. 489 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 59 3.1.3 Beschaffungsportfolios Das Global Sourcing-Portfolio von Arnold/Eßig/Scheuing Technologievorsprung ausländischer Lieferanten Strategische Bedeutung hoch Strategische Produkte Customertailored Fokusprodukte gering Unkritische Leistungen Individuelle Leistungen gering hoch hoch Know-howinduzierte Global SourcingSituation Kritische Global SourcingSituation gering Unkritische Global SourcingSituation Marktinduzierte Global SourcingSituation hoch gering Spezifität Anzahl inländischer Lieferanten Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 60 3.1.3 Beschaffungsportfolios Das Global Sourcing-Portfolio von Arnold/Eßig/Scheuing Güterkategorie Customertailored Fokusprodukte Strategische Produkte Wettbewerbsorientiertes Global Sourcing (Typ 1) Technologieorientiertes Global Sourcing Kostenorientiertes Global Sourcing Wettbewerbsorientiertes Global Sourcing (Typ 2) Individuelle Leistungen Unkritische Leistungen Unkritische Markt- Know-how- Kritische Global induzierte induzierte Global SourcingGlobal Global SourcingSituation Sourcing- Sourcing- Situation Situation Situation Marktkategorie Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 61 Vorbemerkung passiv interne AnpassungsBeschaffungsstrategie strategie aktiv Beeinflussung des Beschaffungsmarktes r abe e d fg t itä sau r Beeinflussung des innerbea ng l trieblichen Fertigungsbereichs po ffu i B ha aktiv passiv sc e B externe Beschaffungsstrategie Supplier Relationship Management (Abschnitt 3.2) Plattformstrategien (Abschnitt 3.3) 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management zweiseitige (integrierte) strategie Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement Quelle: In Anlehnung an Hammann/Lohrberg 1986, S. 102 62 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Traditionelle Beschaffung Strategisches Supply Management • Beschaffung als Erfüllungsgehilfe − Geringfügige Wertschätzung − Operative und administrative Aktivitäten im Mittelpunkt − Geringe Mitarbeiterqualifikation • Beschaffung als Beitrag zur Wertschöpfung − Beschaffung als Erfolgsfaktor und Kostengestalter − Strategische Aktivitäten im Mittelpunkt • Ineffizienz − Undifferenzierte Prozesse − Geringe IT-Unterstützung • Effizienzsteigerung − Optimierte Prozesse mit verschiedenen Varianten − Höhere Mitarbeiterqualifikation, Schnittstellen Know-How − Verstärkter IT-Einsatz • Ad-Hoc Beziehungen zu Partnern − Intensive Preisverhandlungen − Geringe gemeinsame Anstrengungen • Langfristige partnerschaftliche Beziehungen − Gemeinsame Anstrengungen zur Kostenreduktion − Frühe Einbindung von Lieferanten − Collaboration Quelle: Vgl. Eyholzer et al. 2002, S. 67 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 63 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Allgemeine Merkmale von Supplier Relations Lieferantenbasis • Geografische Struktur • Lieferantenanzahl Beschaffendes Vertikale Kooperationsintensität • Entwicklungseinbindung • Wertschöpfungsumfang Materialgruppe • Standardisierungsgrad • Mengenbündelungsgrad Horizontale Kooperationsintensität • Partnereinbindung • Dienstleisternutzung Supplier Relation Unternehmen Vertragsentstehung • Ausschreibungsprozess • Preisverhandlung • Vertragsart Lieferant Operatives Beschaffungsmodell • Für direkte Materialien • Für indirekte Materialien • Für Dienstleistungen Prozessbezogene Merkmale von Supplier Relations Indirekter Einfluss auf die Supplier Relation Direkter Einfluss auf die Supplier Relation Quelle: Appelfeller/Buchholz 2005, S. 9 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 64 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Allgemeine Supplier Relations Sourcing-Konzepte (s. Abschnitt 3.1.2) • Geografische Struktur • Local Sourcing • Global Sourcing • Lieferantenanzahl • Single Sourcing • Multiple Sourcing Beschaffendes Unternehmen Horizontale Kooperationsintensität • Partnereinbindung • Autonome Beschaffung • Cooperative Sourcing • Dienstleisternutzung • Keine Dienstleisternutzung • Third Party Sourcing Quelle: Appelfeller/Buchholz 2005, S. 61 Vertikale Kooperationsintensität • Entwicklungseinbindung • Lieferantenunabhängige Entwicklung • Forward Sourcing • Wertschöpfungsumfang • Unit Sourcing • Modular Sourcing • System Sourcing Lieferant Materialgruppe • Standardisierungsgrad • Keine Standardisierung • Baukastenprinzip • Gleichteileverwendung • Mengenbündelungsgrad • Zersplitterte Beschaffung • Teilweise gebündelte Bedarfe • Vollständig gebündelte Bedarfe Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 65 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Beschaffungsgesamtstrategie (Ebene 1) Zielbildung Strategische Analyse - Strategische Vorarbeiten zur Optimierung der SRs Strategieformulierung - Bearbeitung, ggf. grundsätzliche Ausprägung der allgemeinen SRs - Bearbeitung und Ausprägung der prozessbezogenen SRs Strategieimplementierung - Vorarbeiten zur Umsetzung ausgewählter allgemeiner SRs - Umsetzung prozessbezogener SRs Strategischer Beschaffungsprozess auf Materialgruppenebene (Ebene 2) Vorbereitung - Materialgruppenbezogene Ausprägung der allg. SRs - Umsetzung ausgewählter allgemeiner SRs Anbahnung Vereinbarung - Umsetzung ausgewählter allgemeiner SRs - Anwendung der prozessbezogenen SRs zur Vertragsentstehung Operativer Beschaffungsprozess (Ebene 3) Bedarfsermittlung Bestellung - Anwendung der prozessbezogenen SRs zum operativen Beschaffungsmodell SRs = Supplier Relations Quelle: Appelfeller/Buchholz 2005, S. 6 Abwicklung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 66 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Konzentration der Unternehmensführung auf Eigentümer als primäre Anspruchsgruppe Shareholder-Ansatz Eigentümer Unternehmen Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 67 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Berücksichtigung anderer Anspruchsgruppen zur Befriedigung der Eigentümeransprüche Stakeholder-Ansatz Eigentümer Mitarbeiter Öffentlichkeit Unternehmen Lieferanten Staat Kunden Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 68 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Shareholder Value = Schaffung von “mehr Wert” für Eigentümer/ Kapitalgeber/Investoren ohne Vernachlässigung der anderen Anspruchsgruppen Wertermittlung im klassischen Rechnungswesen: Investitionen in Maschinen, Anlagen, Gebäude, Material Unternehmen aktivierbar Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 69 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Shareholder Value = Schaffung von “mehr Wert” für Eigentümer/ Kapitalgeber/Investoren ohne Vernachlässigung der anderen Anspruchsgruppen Wertermittlung in modernen Corporate Governance Strukturen: Investitionen in Unternehmen nicht aktivierbar Kunden (Neukundengewinnung, Erstsubventionierung etc.) Investitionen in Unternehmen Mitarbeiter (Schulung, Qualifikation, etc.) nicht aktivierbar Investitionen in Unternehmen nicht aktivierbar Lieferanten (Lieferantenaufbau, Lieferantenpflege etc.) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 70 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Zeit Außenorientierung Transaktion Beziehung Orientierungsrichtung Transaktionsorientierte, sog. Spot-Beschaffung mit explizit kurzfristig angelegten Lieferantenbeziehungen Entwicklung einer strategischen Lieferantenpolitik mit relationalen Austauschmustern, in der Folge einseitige Dominanz des Partnerschaftsmodells ( “Global partnering builds with suppliers cooperative, long-term relationships that stress mutual benefits” Scheuing 1998) Bsp.: DaimlerChrysler (Geschäftsbericht 2000): “Extended Enterprise regelt die Zusammenarbeit mit allen Zulieferpartnern, wobei der Netzwerkgedanke im Vordergrund steht. [...] Es ist ein wesentliches Element von Extended Enterprise, die guten Beziehungen zu unseren Lieferanten ständig zu verbessern.” Differenzierte Betrachtung der Lieferantenbeziehungen in Abhängigkeit vom Lieferantenwert Bsp.: DaimlerChrysler (Geschäftsbericht 2001): “Due to competitive pressures, our procurement activities in 2001 again focused on cost-reduction measures. [...] short-term unit cost reductions [...] Online bidding facilitates price optimization” (“In particular, there has been a tendency to portray close relationships to suppliers as the superior solution for making the most of supplier relationships. We believe that such a view is often based on blurry assumptions, oversimplifies the issues involved and may be bad for practice.” Gadde/ Snehota 2000, S. 306. Vgl. auch das “Agressive Sourcing”-Konzept von Kapoor/Gupta 1997) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 71 Supplier Relationships als Methodenproblem: Wie läßt sich der Lieferantenwert modellieren und tatsächlich messen? Differenzierte Betrachtung der Lieferantenbeziehungen in Abhängigkeit vom Lieferantenwert (“In particular, there has been a tendency to portray close relationships to suppliers as the superior solution for making the most of supplier relationships. We believe that such a view is often based on blurry assumptions, oversimplifies the issues involved and may be bad for practice.” Gadde/ Snehota 2000, S. 306. Vgl. auch das “Agressive Sourcing”-Konzept von Kapoor/Gupta 1997) Supplier Relationships Managementproblem: Wie lassen sich die ermittelten Lieferantenwerte zur lieferantenseitigen Wertsteigerung nutzen? Quelle: Cornelsen 2000, S. 6 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Bsp.: DaimlerChrysler (Geschäftsbericht 2001): “Due to competitive pressures, our procurement activities in 2001 again focused on cost-reduction measures. [...] short-term unit cost reductions [...] Online bidding facilitates price optimization” Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 72 Controlling von Lieferantenbeziehungen: Supplier Lifetime Value et − at SLV = ∑ t ( 1 + i ) t =0 T SLV et at t T i Supplier Lifetime Value Lieferantenspezifische Einzahlungen in Periode t Lieferantenspezifische Auszahlungen in Periode t Jahr / Periode Gesamtzahl der betrachteten Perioden / Jahre Diskontierungssatz Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 73 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management Zahlungsströme positiv Lieferantenbeziehungen als „strategische Investitionen“ (Zeitraum t0 bis t5) führt zur Auswahl von Lieferant B (SLV-Ansatz) In t0 wird Lieferant A bevorzugt (klassische Bewertung) Lieferant B Lieferant A t0 t1 t2 t3 t4 t5 Zeit negativ Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 74 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management et − at SLV = ∑ t t =0 (1 + i) T Problemkreis 1: Bestimmung der zukünftigen Auszahlungsströme - Materialaufwand für bestehende Warengruppen (Prognoseproblem) - Materialaufwand für mögliche neue Warengruppen - Auszahlungen für zusätzliche Wertschöpfung durch Outsourcing - Auszahlungen für Beziehungs-Monitoring (Zusammenhang zu Lieferantenzufriedenheit?) - Ermittlung lieferantenspezifischer Transaktionskosten Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 75 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management et − at SLV = ∑ t t =0 (1 + i) T Problemkreis 2: Bestimmung der zukünftigen Einzahlungsströme - Generelles Problem lieferantenspezifischer Einzahlungen - Beitrag des Lieferanten zum Wettbewerbsvorteil beim Endkunden (Operationalisierungsproblem, Zuordnung absatzseitiger Umsätze zu lieferantenseitigen Leistungen - Berücksichtigung zukünftiger Ratiopotentiale als Einzahlungen oder als Reduzierung von Auszahlungen? Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 76 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management et − at SLV = ∑ t t =0 (1 + i) T Problemkreis 3: Bestimmung der Beziehungsdauer - Lieferantenseitig: Vertragsbezogen (Product Life Cycle Contracts)? - Zusammenhang Zufriedenheit / Loyalität nicht zwangsläufig („Variety Seeking“-Problem) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 77 3.2 Externe Strategieorientierung: Supplier Relationship Management et − at SLV = ∑ t t =0 (1 + i) T Problemkreis 4: Bestimmung des Diskontierungssatzes - Zusammenhang Risiko / Diskontierungssatz? - Operationalisierung Versorgungsrisiko - Zusammenhang mit Beziehungsdauer (T) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 78 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Konfliktpotential Absatzwirtschaftliche Anforderungen Materialwirtschaftliche Optimierung Kostensenkungen (Materialeinstandspreis, Bestellkosten, Transport- und Logistikkosten) und Komplexitätsreduzierung nur möglich über Standardisierungen Zunehmend individualisierte Nachfrage erzwingt kundenindividuelle Produkte (hohe Typen- und Variantenvielfalt) Lösungsansätze - Sortimentsbereinigungen (”Plattformstrategie”) - Nutzung von Einkaufs- und Lieferanten-Know-how bereits bei der Produktentwicklung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 79 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Umfang einer Plattform am Beispiel Automobil Quelle: AMS 25/96, S. 70 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 80 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Multiple Plattformnutzung am Beispiel Volkswagen Quelle: AMS 25/96, S. 71 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 81 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Illustration Plattform-Effekte Fahrzeugbau MicraLaunch 1999 2000 2001 2002 2003 Entwicklung bis Serienanlauf MicraNachfolger ClioLaunch 2004 2005 2006 2007 2008 Serienproduktion ● 0,75 Mrd. Euro Plattform ● 0,5 Mrd. Euro Clio-Hut ● 0,5 Mrd. Euro Micra-Hut ● 5 Jahre Produktion a 700.000 Fzg. ● 3,5 Mio Fzge über Modellzyklus ● Euro 380,- Einsparung pro Fzg. Einsparung: 0,75 Mrd. Euro Einsparung: 1,3 Mrd. Euro über 5 Jahre Quelle: Dudenhöffer 2001, S. 398 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 82 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Plattformstrategie und verwandte Konzepte Beschreibung Beispiele Vor-/Nachteile Verschiedene Marken und Modelle verwenden die gleiche Plattform. Radstand, Spurweite und der hintere Bereich der Bodengruppe sind meist variabel. Konsequenter Einsatz in Europa bei Fiat, PSA und VW. Kreiert von Chrysler, Ford und General Motors. Wird auch von Renault/Nissan favorisiert. (+) Drastische Kostensenkung bei Großserien, ermöglicht viele Modellvarianten für vergleichsweise wenig Geld (-) Begrenzt Gestaltungsfreiheit, schwächt Markencharakt. Gleichteilestrategie Identische Komponenten für unterschiedliche Marken und Modelle. Typisch sind Motoren, Antriebsstränge, Elektronik und Elektrik, Klimaanlagen, Schalter, Instrumente, Sitze. Geht quer durch alle Klassen Gängige Praxis in fast allen Konzernen, selbst bei Porsche. (+) Großes Sparpotenzial. Lässt sich auf Komponenten beschränken, die Charakter des Autos nicht beeinflussen (-) Bei Premiummarken mit hohem Qualiätsanspruch kritisch Komponentenmatrix Baukasten mit Basiskomponenten, die über Zusatzmodule individualisiert werden. Beispiel: Gleicher Motorblock, unterschiedliche Zylinderköpfe oder Steuersysteme. Soll die Markenidentität stärken. Soll bei den Ford-Nobelmarken Aston Martin, Jaguar, Lincoln und Volvo praktiziert werden. Entspricht aber auch der BMW-Philosophie. (+) Spart Kosten und passt sich gut den Bedürfnissen gehobener Marktklassen an (-) Bedarf hochwertiger Basiskomponenten, die sich modular verfeinern lassen Badge-Engineering Ursprünglich ironisch gemeint (Badge = Emblem). Steht für gleiche Technik, gleiche Form, aber unterschiedlicher Zierrat und Markenname. Britische Spezialität aus den 50er und 60er Jahren, heute bei Gemeinschaftsprodukten unterschiedlicher Konzerne üblich. Beispiel: Ford Galaxy und VW Sharan. (+) Kostengünstiger lassen sich Autos unterschiedlicher Marken nicht darstellen Vorlesung (-) „Mogelpackung“. Raubt Strategisches Beschaffungsmanagement den Marken jede Eigen83 ständigkeit Quelle: AMS 7/00, S. 61 Plattformstrategie 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Realisierung von Plattformkonzepten durch frühzeitige Einbindung von Einkauf und Lieferanten Early Purchasing Involvement (EPI) bezeichnet die frühzeitige Einbindung der Beschaffung in Produktentstehungsprozesse. Early Supplier Involvement (ESI) bezeichnet die frühzeitige Einbindung von Lieferanten in Produktentwicklungs- und -konstruktionsprozesse. Simultaneous Engineering bedeutet die Parallelisierung von Produkt- und Produktionsmittelentwicklung (Einbeziehung der Entwicklungsressourcen von Produktionsmittelherstellern, Komponentenzulieferern und Kunden). Cross-Functional Teams sind Arbeitsgruppen mit Mitgliedern aus verschiedenen Funktionsbereichen innerhalb (und evtl. sogar außerhalb) des Unternehmens, die gemeinsam (bspw. Entwicklungs-) Projekte bearbeiten. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 84 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Aktivitäten Lieferantenwettbewerb/ -auswahl Preisverhandlung Einkaufsaktivitäten Ist Aktivitäten-Vorverlagerung Konzeptwettbewerb Model-life-Vertrag Gleichteile Qualitätsrunden Aktivitäten Einkaufsaktivitäten Zukunft System-/ Funktionsgruppenabgrenzung Lieferantenfestlegung (B- u. C-Teile) Konzeptausgestaltung Strategische Entwicklung abschließen Simultaneous-Engineering-Methode Produktentwicklungsphasen Monate vor Serieneinsatz Definition -80 Konzeptentwicklung -72 -54 Serienentwicklung -38 -32 -20 SE -9 Serienanlauf Quelle: Strub 1998, S. 472 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 85 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Produktentstehungsprozess am Beispiel Volkswagen (Quelle: VW) projektunabhängig Vorentwicklung projektunabhängig, permanent konkretes Projekt Forward Sourcing Konzeptentwicklungsphase, Konzeptabsicherungsphase Serienentwicklungsphase Serie Kundendienst Ersatzteileversorgung >10 Zeit PA DKM/LH SOP EOP Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement PA = Projektanstoß, SOP = Start of Production, DKM/LH = Datenkontrollmodell/Lastenheft; EOP = End of Production 86 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Simultaneous Engineering-Organisation am Beispiel Automobilindustrie Übergeordnete Entscheidungsgremien Aufteilen der Zielvorgaben des Projekts in Zielvorgaben für die Fachgruppen „Technik, Termin, Qualität, Umweltschutz und Kosten“. Koordinieren Gesamtprojekt. Aufteilen der Zielvorgaben für im Team bearbeitbare Teilumfänge. Koordinieren Fachgruppenumfang. Bericht an Auftraggeber –Abweichungen von Vorgaben -Projektstand. Projektleiter Projektteam Statusberichte, Konfliktpunkte. Fachgruppen Simultaneous Engineering Teams Eigenständige Lösungsfindung Unter Einhaltung der Zielvorgaben. Fachbereiche Systemlieferanten Problemlösungen, Statusberichte, Konfliktpunkte. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement Quelle: VW 87 3.3 Interne Strategieorientierung: Plattformkonzepte Simultaneous Engineering-Organisation am Beispiel Automobilindustrie Struktur eines CrossFunctional-Teams Bildung von Teams durch Fahrzeug-Projekt-/ Fahrzeug-KomponentenAufteilung Vorderachse, Hinterachse, Räder, Reifen Elektrik Heizung, Klima Abgasanlage, Kraftstoffanlage Ausstattung außen, Verglasung Sitze Schalttafelmodul Lenkung, Triebwerklagerung Türen, Klappen Bremsen, Handbremsen, Lenksäule, Pedalerie Rohbau Ausstattung innen Vorentwicklungs-SE-Gruppe SE-Fachgruppe/SE-Team Beschaffung Technische Entwicklung Marketing, Kundendienst System X Qualitätssicherung Produktion Finanz Planung, Logistik Systemlieferant Getriebe Kühlung Stoßfänger Frontendmodul Motoren Quelle: VW Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 88 4. Beschaffungsorganisation Stufe 1: Beschaffung als “organisationsloses Gebilde” Produktion Beschaffung Absatz - keine Beachtung von Organisationsproblemen - Einseitige Fokussierung auf Marktprobleme - operatives Denken - unsystematische Aufbauund Ablauforganisation - “das haben wir schon immer so gemacht” - keine funktionsübergreifende Optimierung Stufe 3: Beschaffung ist eine Organisation (institutioneller Organisationsbegriff) Stufe 2: Beschaffung hat eine Organisation (instrumentalfunktionaler Organisationsbegriff) Beschaffung P r o d u k t i o n - Erste organisatorische Optimierungen - Konzentration auf interne Organisation - taktisches Denken - Schwerpunkt Aufbauorganisation - starke funktionale Spezialisierung A b s a t z Absatz Absatz Produktion Produktion Beschaffung Beschaffung Lieferantenbasis Lieferantenbasis - Integrierte organisatorische Optimierung - Berücksichtigung interner und externer Faktoren - strategisches Denken - Ablauf- und Aufbauorganisation - funktionsübergreifende Zusammenarbeit - horizontale und vertikale Beziehungen Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 89 4.1 Grundkonzepte der Beschaffungsorganisation Funktionale Organisationsentscheidungen a) Einbindung der Beschaffung in die Unternehmenshierarchie Vorstandsvosritzender Vorstand Marketing Personalvorstand Vorstand Produktion Einkaufsvorstand Leiter Einkauf Leiter Fertigung ? Verrichtungsorientiert Objektorientiert Regionenorientiert Matrix? b) Binnenorganisation der Beschaffung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 90 4.1 Grundkonzepte der Beschaffungsorganisation “Druck” Richtung Dezentralisation durch neue Managementkonzepte wie lean management, business process reengineering, virtuelle Fabrik etc. Z Zentrale Beschaffungsorganisation - Nutzung von economies of scale, economies of information, economies of process - Erschließung neuer Auslandsmärkte (global sourcing) - Einheitliche Verfahren - Zentraler Ansprechpartner - Stärkung gegenüber anderen Funktionsbereichen D Z D Dezentrale Beschaffungsorganisation - Erhöhte Flexibilität - Nähe zum Bedarfsträger (”Kundenorientierung”) - Kompatibilität mit profit centerOrganisation - Effizienzsteigerung durch “internen Wettbewerb” Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 91 4.1 Grundkonzepte der Beschaffungsorganisation Grad der Zentralisierung hoch Supply Economies of Scale Supply Economies of Process und Information Mischung aus zentralisiert/ dezentralisiert (Schwerpunkt: dezentralisiert) Dezentralisierte Struktur niedrig niedrig Mischung aus zentralisiert/ dezentralisiert (Schwerpunkt: zentralisiert) Zentralisierte Struktur Hierarchische Koordination HybridKoordination Marktliche Koordination Homogenität der Nachfrage Vorlesung hoch Strategisches Beschaffungsmanagement 92 4.1 Grundkonzepte der Beschaffungsorganisation Zentralstruktur dezentrale Struktur Mischform I (eher zentralisiert) Mischform II (eher dezentralisiert) D 33% 9% 44% 24% USA 13% 5% 63% 25% GB 20% 14% 36% 40% Belgien 25% 0% 58% 25% Kanada 36% 9% 56% 20% Frankreich 34% 3% 52% 10% Ungarn 20% 2% 61% 16% Alle Länder 24% 7% 54% 24% Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 93 4.1 Grundkonzepte der Beschaffungsorganisation Global Procurement Board Committees Ausschüsse decide Production materials Lead Buyer Production materials Project business Information and Communication Purchasing Councils Project business Information technology Steuerung IT Tools Procurement Services implement Durchführung Procurement programs support Departments Abteilungen Global Procurement Office Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 94 4.2 Beschaffungskooperationen Horizontale Kooperation: Strategische Allianz i.d.R. ohne fokale Organisation Abnehmerebene Abnehmer-ZuliefererKooperation Einkaufskooperation Zuliefererebene Vertikale Kooperation: Strategisches Netzwerk mit fokaler Organisation (Abnehmer, bspw. Automobilhersteller) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 95 4.2 Beschaffungskooperationen Abnehmer-Zulieferer-Kooperationen Quelle: Bossard Zuliefererbefragung Hersteller Programmname Bedeutung Ford DFL Drive For Leadership VW 2 KVP Kontinuierlicher VerbesserungsProzeß Opel BMW Mercedes-Benz Picos POZ Tandem (Extended Enterprise) Purchased Input Concept Optimization with Suppliers Prozeßoptimierung Zulieferteile Reduzierung der Durchlaufzeit Verbesserung der Produktqualität Prozeßoptimierung Verbesserung der Zusammenarbeit Kostensenkung Signifikante Erfolge bei: weniger als 20% der Lieferanten 20-35% der Lieferanten mehr als 35% der Lieferanten Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 96 ... ... ... 4.2 Beschaffungskooperationen Einkaufskooperationen Phase 1: Schaffung einer geeigneten Projektstruktur Warengruppe 3 Kunststoffe Warengruppe 2 NE-Metalle Warengruppe 1 Stahl/Blech Federführenden Einkäufer (Koordinator) bestimmen Warengruppe konstituieren/ Unterwarengruppen bilden Ausschreibungsauswertung Ausschreibungspakete definieren und Lieferanten bestimmen Verhandlungen mit Auswertung Gemeinsame Ausschreibung durchführen Vertragsabschluß Phase 2: Durchführung des kooperativen Beschaffungsprozesses Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 97 4.3 Compliance in der Beschaffung Compliance i.w.S. Risikomanagement Compliance i.e.S. Optimierung des unternehmensweiten Risiko-/ Chancenportfolios unter Beachtung der Unternehmensund Risikostrategie sowie der gesetzlichen Anforderungen an Risikomanagement- bzw. Risikofrüherkennungssysteme Erreichen der Unternehmensziele: •Unter Einhaltung aller relevanten internen und externen gesetzlichen und freiwilligen Anforderungen •Durch Sicherung der Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsführung •Durch Vermögensschutz einschließlich der Aufdeckung und Verhinderung von Vermögensschädigungen Quelle: Vgl. Goll/Haupt 2008, S. 151 Verlässlichkeit der Rechnungslegung Rechnungslegung gemäß allen steuerlichen, handelrechtlichen und börslichen Anforderungen Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 98 4.3 Compliance in der Beschaffung Compliance-relevante Rechtsgebiete Arbeitsrecht Konzernrecht Steuern Datenschutz Korruption Unternehmensleitung Kartellrecht Produkthaftung Umwelt Export Kapitalmarktrecht Vorgaben Beiträge Beschaffungsmanagement Quelle: Vgl. Hauschka 2007 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 99 4.3 Compliance in der Beschaffung Kapitalmarktrecht „KonTraG“ Der Gesetzgeber verfolgte mit der Einführung des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich „KonTraG“ zum 01.05.1998 die Zielsetzungen: • Verbesserungen im Rahmen der Arbeit des Aufsichtsrats • Erhöhung der Transparenz • Stärkung der Kontrolle durch die Hauptversammlung • Abbau von Stimmrechtsdifferenzierungen • Zulassung moderner Finanzierungs- und Vergütungsinstrumente • Verbesserung der Qualität der Abschlussprüfung • Verbesserung der Zusammenarbeit von Abschlussprüfer und Aufsichtsrat • Kritische Prüfung des Beteiligungsbesitzes von Kreditinstituten Quelle: Fiege 2006, S. 8f. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 100 4.3 Compliance in der Beschaffung KonTraG Quelle: Fiege 2006, S. 30 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 101 4.3 Compliance in der Beschaffung Elemente der Compliance Unternehmensleitung Risikoanalyse „KonTraG“ Commitment Kommunikation Organisation Dokumentation Beschaffungsleitung Quelle: Vgl. Vetter 2009, S. 42 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 102 4.3 Compliance in der Beschaffung Struktur einer Compliance Organisation Vorstand Erreichbarkeit Berichtspflicht Chief Compliance Officer Unabhängiges Kontrollgremium Erreichbarkeit Rechtsabteilung ComplianceVerantwortlicher Finanzen Ombudsmann Whistle-Blower-Hotline Effizienter Informationsfluss + fachlicher Austausch Beschaffung Entwicklung … Abteilungsebene Compliance-Verantwortliche Unterabteilungsebene Compliance-Verantwortliche Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 103 Quelle: Vgl. Rodewald/Unger 2007, S. 1629, 1632 4.3 Compliance in der Beschaffung Die drei Säulen der Produkthaftung Mängel / Schäden StGB = Strafgesetzbuch § 331 StGB „Vorteilsannahme“ bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe § 332 StGB „Bestechlichkeit“ bis zu 10 Jahre Freiheitsstrafe § 333 StGB „Vorteilsgewährung“ bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe § 334 StGB „Bestechung“ bis zu 10 Jahre Freiheitsstrafe GPSG = Geräte- und Produktsicherheitsgesetz Quelle: Steimle / Dornieden 2009, S. 74 Produkthaftungsgesetz Deliktsrecht Gewährleistung Haftung • Vertragliche Gewährleistung: Sicherstellung des vertraglich vereinbarten Gleichgewichts zwischen Leistung und Gegenleistung (§§ 433 ff. BGB bei Kaufverträgen) • Deliktsrecht: Schutz bestimmter, sogenannter „absoluter“ Rechtsgüter gegenüber jedermann bpsw. Leben, Gesundheit, Eigentum (§§ 823 ff BGB) • Produkthaftungsgesetz: Schutz von Leben, Gesundheit und in eingeschränktem Umfang Eigentum von Verbrauchern (BGBl. I S. 2198) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 104 4.3 Compliance in der Beschaffung Korruptionsgrad im Ländervergleich Quelle: Transparancy International, Corruption Perceptions Index 2009 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 105 4.3 Compliance in der Beschaffung Merkmalseigenschaften von Korruption • „Missbrauch einer amtlichen Funktion, einer vergleichbaren Funktion in der Wirtschaft oder eines politischen Mandats; • auf Veranlassung oder eigeninitiativ; • Erlangung bzw. Anstreben eines persönlichen Vorteils; • mit Eintritt eines unmittelbaren oder mittelbaren Schadens oder Nachteils für die Allgemeinheit (in amtlicher oder politischer Funktion) oder für ein Unternehmen (in wirtschaftlicher Funktion); • Geheimhaltung bzw. Verschleierung dieser Machenschaften.“ Aus juristischer Sicht werden darunter die Straftatbestände der §§ 331 bis 224 StGB (Vorteilsannahme, Bestechlichkeit, Vorteilsgewährung, Bestechung) sowie Angestelltenbestechung und -bestechlichkeit (§ 12 UWG) zusammengefasst. Beschaffung gilt traditionell als „korruptionsanfällig“ Quelle: Vahlenkamp 1997, S. 17-250 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 106 4.3 Compliance in der Beschaffung Dimensionen der Korruption Schnittstelle zur Prävention Professionelle Ermittlungskonzepte Strafverfolgungsbehörden Schadensbestimmung und -ausgleich Aktionspläne Korruptions-Risikolandschaft Rolle des Ombudsmann Technische Systeme zur Aufdeckung Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 107 4.3 Compliance in der Beschaffung Korruptionskosten ⊕ Kges ⊕ ⊕ KP Kges= Gesamtkosten KP = Kosten der Korruptionsprävention KK = Kosten der Korruptionskontrolle Ks = Schadenskosten der Korruption Kosten der Korruptionsvermeidung K V Ks KK ⊕ positiver Zusammenhang negativer Zusammenhang Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 108 4.3 Compliance in der Beschaffung Schadenskosten äquivalent der im Planungszeitraum angefallenen Korruptionsvermeidungskosten: r= risikoloser Geld- bzw. Kapitalmarktzinssatz KV = KP + KK (Kosten der Korruptionsvermeidung) KS = Schadenskosten der Korruption RK = Aufzinsungsfaktor (kontinuierlich) RD = risikoadjustierter diskreter Aufzinsungsfaktor (Funktion aus Geld- bzw. Kapitalmarktzinssatz, der Aufdeckungswahrscheinlichkeit und der relativen Veränderung des Korruptionsvermeidungsaufwandes) m= Anzahl der Verzinsungszeitpunkte der anfallenden Korruptionsvermeidungskosten pro Jahr (bspw. Abrechnung der Personalkosten als monatliche Gehaltszahlungen) T= Ende der Planungsperiode T-t = Planungsperiode (Laufzeit t in Jahren) KS = T ∑ KV ⋅ e RK ⋅ t t =1 mit Rk = m ⋅ ln ( 1 + RD ) m und RD = f(r, wA, ∆KV ) KV 0 Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 109 5. Spezialprobleme des Public Procurement Öffentliche Beschaffung (Public Procurement) umfasst sämtliche Tätigkeiten, die darauf gerichtet sind, den öffentlichen Auftraggebern die benötigten, aber nicht selbst erstellten Sachgüter und Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Beschaffungsvolumen der öffentlichen Hand ca. 250 Mrd. € Dilemma der öffentlichen Hand steigende Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Serviceorientierung einerseits und zunehmender Kostendruck andererseits Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 110 5. Spezialprobleme des Public Procurement Öffentliche Auftraggeber: Gebietskörperschaften Bund Länder Kommunen (inklusive Eigenbetriebe) Öffentliche Unternehmen Alle juristischen Personen des öffentlichen und privaten Rechts, die zu dem besonderen Zweck gegründet wurden, im Allgemeininteresse liegende Aufgaben nichtgewerblicher Art zu erfüllen, wenn Gebietskörperschaften sie überwiegend finanzieren Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 111 5. Spezialprobleme des Public Procurement Bundesunternehmen Deutsche Bahn AG Deutsche Post AG Kreditanstalt für Wiederaufbau KöR Bundesbaugesellschaft mbH Entwicklungsunternehmen Landesunternehmen Kommunalunternehmen Universitätskliniken Studentenwerke Binnenhäfen Seehäfen Landesbanken Rundfunkanstalten Liegenschaftsuntern. Versorgungsunternehmen Verkehrsunternehmen Krankenhäuser Entsorgungsunternehmen Sparkassen Wirtschaftsförderungsuntern. Wohnungsunternehmen Gemischtöffentliche Unternehmen (= mehrere öffentliche Träger) Gemischtwirtschaftliche Unternehmen (= öffentliche und private Träger) Energieversorgungsunternehmen Flughäfen Forschungszentren Nahverkehrsverbünde Zweckverbände Deutsche Telekom AG Volkswagen AG Bundesanzeiger VerlagsgmbH Landesentwicklungsunternehmen Wagnisfinanzierungsunternehmen Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 112 5. Spezialprobleme des Public Procurement Public Procurement unterliegt dem Vergaberecht „Wirtschaftlichkeit“ nicht als inhärentes Prinzip der öffentl. Hand Relevante Rechtsnormen des Vergaberechts: • Verdingungsordnungen (VOB, VOL, VOF) • Richtlinien: - Dienstleistungsrichtlinie - Baukoordinierungsrichtlinie - Lieferkoordinierungsrichtlinie - Sektorenrichtlinie - Rechtsmittelrichtlinien • Verankerung der Vergabevorschriften im Haushaltsgrundsätzegesetz und in dem jeweiligen Haushaltsrecht (BHO, LHO) • Vergaberechtliche Bestimmungen im GWB verankert • Bindeglied zwischen GWB und den Verdingungsordnungen ist die VgV • Weiterhin gelten länderspezifische Vorgaben, Dienstanweisungen sowie weitere spezifische beschaffungsbezogenen Satzungen Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 113 5. Spezialprobleme des Public Procurement Ausschreibung nach rein nationalem Vergaberecht (Basisparagraphen) wenn die festgelegten Schwellenwerte nicht erreicht werden. Ausschreibung nach europäischem Vergaberecht bei Erreichen oder Überschreiten der nachfolgenden Schwellenwerte: • für Liefer- und Dienstleistungsaufträge im Bereich der Trinkwasserund Energieversorgung oder im Verkehrsbereich 400.000 Euro; • für Liefer- und Dienstleistungsaufträge der Bundesministerien einschließlich ihrer Geschäftsbereiche 130.000 Euro; • für alle anderen Liefer- und Dienstleistungen 200.000 Euro; • für Bauaufträge 5,0 Mio. Euro. Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 114 5. Spezialprobleme des Public Procurement Öffentliche Aufträge sind entgeltliche Verträge zwischen öffentlichen Auftraggebern und Unternehmen, die Liefer-, Bau- oder Dienstleistungen zum Gegenstand haben und Auslobungsverfahren, die zu Dienstleistungsaufträgen führen sollen. Lieferaufträge: Verträge zur Beschaffung von Waren, die insbesondere Kauf, Ratenkauf, Leasing, Miete oder Pacht mit oder ohne Kaufoption betreffen (VOL) Bauaufträge: Verträge über Ausführung oder gleichzeitige Planung und Ausführung eines Bauvorhabens, eines Bauwerks oder einer Bauleistung durch Dritte (VOB) Dienstleistungsaufträge: Alle Verträge über Leistungen, die keine Liefer- und Bauleistungen sind und keine Auslobungsverfahren darstellen (VOF) Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 115 5. Spezialprobleme des Public Procurement Grundsatz: Öffentliche Auftragsvergaben sind unter größtmöglichem Wettbewerb zu erteilen. Vergabearten (1) Öffentliche Ausschreibung (Offenes Verfahren) - Regelverfahren (2) Beschränkte Ausschreibung (Nichtoffenes Verfahren) (3) Freihändige Vergabe / Nachverhandlungsverfahren - nur in Ausnahmefällen zulässig Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 116 5. Spezialprobleme des Public Procurement Öff. Auftragg. beschafft von priv. Unt. Voraussetzungen: - geringer Wert - Listenpreis vorhanden formlos „direkt vom Markt“ Ja formal geregeltes Verfahren Voraussetzungen: ausreichender Wettbewerb Voraussetzungen: - beschränkter Anbieterkreis oder - unverhältnismäßiger Aufwand bei Offenem Verfahren oder - vorhergegangenes offenes Verfahren erbrachte kein wirtschaftliches Ergebnis oder -Dringlichkeit / Geheimhaltung In folgenden Ausnahmefällen zulässig: - nur formfehlerhafte Angebote im vorausgegangenen Offenen / Nichtoffenen Verfahren - ein einziger Anbieter - besondere Dringlichkeit oder Geheimhaltung - Leistung nicht eindeutig beschreibbar - besondere schöpferische Fähigkeiten verlangt öffentliche Ausschreibung/ Offenes Verfahren Ja Nein beschränkte Ausschreibung/ Nichtoffenes Verfahren Ja Auswahl des Lieferanten Nein Nein freihändige Vergabe/ Verhandlungsverfahren Nein keine Beschaffung Ja Vorlesung Strategisches Beschaffungsmanagement 117