Ausstellungstext / Exhibition text

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Ausstellungstext / Exhibition text
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Between One Time and Another
15. April – 19. Juni 2016
Eröffnung: Do, 14.04.
19 Uhr, Begrüßung Susanne Laugwitz-Aulbach, Kulturdezernentin der Stadt Köln
20 Uhr, Performance Rana Hamadeh: Can You Pull In an Actor With a Fishhook or Tie Down His Tongue With a
Rope? (Achtung: Die Performance enthält laute Elemente und ist daher für Kinder ungeeignet)
Beteiligte Künstler: Mathieu Kleyebe Abonnenc, Fadlabi, Rana Hamadeh, Kapwani Kiwanga
Gastkurator: Jens Maier-Rothe
Between One Time and Another hebt eine Reihe von Erzählungen und Geschichten gezielt aus den Angeln und
choreographiert sie um. In Fragmenten festgehalten, zeitlich suspendiert und zerlegt in ihre narrativen Texturen und
ideologischen Fäden, werden sie von verschiedenen Seiten durchleuchtet, gefiltert und neu sortiert. Erzählungen und
Geschichte werden somit neu lesbar und offenbaren Einblicke in die Funktionsweisen ihrer historischen Wirkkräfte.
In scheinbar statischen Anordnungen brechen die Künstler das Licht geschichtlicher Fakten und stellen Kartographien
auf den Kopf. Sie spekulieren über künftige Vergangenheiten, befragen stratigraphische Orakel und entlarven neue
Begriffe von ‚Fremdheit’ als überholte Strategien der Entfremdung. Stumme Dinge kommen dabei zur Sprache und
vormals vergessene Vorstellungen zeigen sich erneut als fantastische Deutungen der Machtverhältnisse unserer Zeit.
So entsteht eine Ansammlung von erzählten Geschichten und nicht erzählter Geschichte, von fremden Begegnungen
mit lokalen Helden und fossilen Zeugen kolonialer Umkehrungen. Gemeinsam entwerfen sie eine
multiperspektivische Projektionsmaschine, unseren Blick schärfend für erzählerische Schichtungen von Macht,
Gewalt und Herrschaft über das vermeintlich ‚Andere’.
Ausgehend von seiner Recherche zu ehemaligen portugiesischen Kolonien thematisiert Mathieu Kleyebe Abonnencs
Film Ça va, ça va, on continue (2012) das Verhältnis von Bildproduktion und Repräsentation anti-kolonialistischer
Aufstände und Unabhängigkeitsbestrebungen. Sein Filmplakat Images Fanon. Concerning Solitude (2016) verweist
auf ein Filmprogramm, das 1987 in Algiers während einer Gedenkveranstaltung an den Schriftsteller, Politiker und
Vordenker der Entkolonialisierung Frantz Fanon gezeigt wurde. Abonnenc rekonstruiert das Programm und ersetzt
Filme, die mittlerweile schwer zu finden oder verschollen sind, mit ausgewählten Zeitdokumenten unter dem
Zusatztitel „Concerning Solitude”, in Anlehnung an das gleichnamige erste Kapitel in Fanons Buch "The Wretched of
the Earth".
Für Fadlabi ist Geschichten erzählen Geschichte erzählen. Tagtäglich verlieren Menschen in aller Welt ihre
Geschichten, ihre historischen Erzählungen werden gewaltsam unterbrochen und verstümmelt. Ihnen bleibt nur die
Aufgabe, das Erbe einer verlorenen Geschichte am Leben zu halten. Fadlabis Werke sind Bausteine einer solchen
Erinnerungskultur – zwei davon sind als „Parallelgeschichten“ in der Ausstellung zu sehen: die Wandmalerei About
Menelik II (2016) rekurriert auf den gleichnamigen äthiopischen Kaiser, der im März 1896 in der „Schlacht von
Adua“ die italienischen Invasionstruppen vernichtend schlug und dem Land seine Unabhängigkeit sicherte. Fadlabi
bedient sich stilistisch und motivisch an äthiopischer Kirchenmalerei, deren Ausläufer in der zeitgenössischen
afrikanischen Kunst zu finden sind. Die Installation even the wind wants to become a cart pulled by butterflies (2016)
zitiert eine Gedichtzeile des syrisch-libanesischen Lyrikers Adonis aka Ali Ahmad Said, einem der prominentesten
Poeten und Essayisten seiner Generation mit enormem Einfluss auf die Wahrnehmung des Modernismus in der
zeitgenössischen arabischen Kultur.
In ihrer Installation und Performance zeigt Rana Hamadeh zwei sich ergänzende Entwürfe einer geplanten Oper.
Hamadehs immersives Soundstück Can You Pull In an Actor With a Fishhook or Tie Down His Tongue With a Rope?
(2015/2016) entschlüsselt die affektiven Ebenen des Aschura Rituals, einer schiitischen Zeremonie, in der die
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Temporary Gallery. Zentrum für zeitgenössische Kunst e.V. Mauritiuswall 35 D 50676 Köln
T +49-(0)221 30234466 [email protected] www.temporarygallery.org!
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Hinrichtung des Imam al Hussein (626–80 n. Chr.) jährlich wiederaufgeführt wird. Mit Blick auf die Machtstrukturen
innerhalb syrisch-libanesischer Beziehungen redramatisiert die Performance aktuelle Verschiebungen des Rituals von
militantem Theater zu einer militarisierten Form von Theater. Hamadehs Installation Can You Make a Pet of Him Like
a Bird or Put Him on a Leash For Your Girls? (2014–2015) dient als Entwurf für die Szenographie der Oper, der sie
textliche Elemente entnimmt und zu einem Bühnenbild ohne Darsteller formt.
Kapwani Kiwanga nähert sich der Geschichte europäisch-afrikanischer Beziehungen über den sogenannten
„Afrotunnel“, einer hypothetischen Unterwasserpassage zwischen Marokko und Spanien entlang der Straße von
Gibraltar. Anhand von geologischen, kulturellen und technologischen Artefakten interpretiert ihre multimediale
Installation Strata (Technicolor) (2016) tektonische Verschiebungen als Umschichtungen ideologischer Einflüsse in
einer narrativen Konstellation, die zugleich historisch und spekulativ ist. Geschichte ist pure Projektion, in der
Mythen und Legenden mit historischen und wissenschaftlichen Thesen verschmelzen, wenn in Kiwangas Entwurf zu
einer ‚rock opera’ Geologen, Bäcker, Segler, Fossilien und der Wind als Protagonisten über den Ursprung der
Kontinente und Ozeane reflektieren.
Between One Time and Another ist Teil einer Reihe von Projekten, in denen sich Jens Maier-Rothe mit dem Begriff
der 'Projektion' auseinandersetzt. Über seine erweiterte kulturgeschichtliche Bedeutung dient der Begriff dazu,
Techniken kolonialer und hegemonialer Unterdrückung sowie historische Verbindungen von Kino und Militär
narrativ zu vermessen. Anhand von mentalen, zeitlichen und räumlichen Projektionen versuchen die Ausstellungen
und Texte in einer gespenstischen Gegenwart vermeintlich vergessene und marginalisierte Geschichten in neuem
Licht erscheinen zu lassen. Dabei bewegen sie sich konstant zwischen den Zeilen der Zeit, so wie viele historische
Figuren und Ereignisse, die als bereits ‚vergeschichtlicht’ und vergangen gelten, obwohl sie äußerst präsent die
erweiterte Gegenwart tradierter Machtverhältnisse bestimmen. Jens Maier-Rothe lebt als freier Kurator in Berlin.
2012 gründete er mit Sarah Rifky die Kunstinitiative Beirut in Kairo und leitete das Programm gemeinsam mit Rifky
und Antonia Alampi bis zur Schließung im Mai 2015.
Kurzbiografien Künstler:
Rana Hamadeh, 1983 Beirut, lebt in Rotterdam: 2016 The Showroom, London (EA), 2015 6. Moskau Biennale;
Kapwani Kiwanga, 1978 Hamilton, Ontario/Kanada, lebt in Paris: 2015 South London Gallery (EA), Jeu de Paume,
Paris (EA); Fadlabi, 1975 Omdurman/Sudan, lebt in Oslo: 2016 Sharjah Biennial 11, 2015 Tate Modern, London;
Mathieu Kleyebe Abonnenc, 1977 Paris/Französisch-Guyana, lebt in Metz: 2015 56. Biennale Venedig; Centre
Pompidou Metz!!
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Die Ausstellung wird gefördert und unterstützt durch:
Akademie der Künste der Welt Köln, Kunststiftung NRW, OCA Office for Contemporary Art Norway, Königlich
Norwegische Botschaft, Botschaft des Königreichs der Niederlande, Institut Français, Kulturamt der Stadt Köln,
RheinEnergie Stiftung, Deltax contemporary und Hotel Chelsea Köln. !
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Öffnungszeiten: Do-Fr 14–18, Sa-So 13–17 Uhr, und während der Art Cologne (15.-17.04.), 11–18 Uhr
Eintritt frei!
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Temporary Gallery. Zentrum für zeitgenössische Kunst e.V. Mauritiuswall 35 D 50676 Köln
T +49-(0)221 30234466 [email protected] www.temporarygallery.org!
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Between One Time and Another
15 April – 19 June 2016
Opening: Thu, 14 April
7pm, Welcome Susanne Laugwitz-Aulbach, Head of Cultural Affairs, City of Cologne
8pm, Performance Rana Hamadeh: Can You Pull In an Actor With a Fishhook or Tie Down His Tongue With a
Rope? (Please note: The performance will include loud elements, the environment is unsuitable for children)
Participating artists: Mathieu Kleyebe Abonnenc, Fadlabi, Rana Hamadeh, Kapwani Kiwanga
Guest curator: Jens Maier-Rothe
Between One Time and Another refracts a single history into multiple stories, re-choreographing them in a new light.
Suspended in time and decomposed into narrative textures and ideological inflections, they are investigated, filtered
and rearranged. The legibility of accounts is transformed, shedding insight into the workings of their historical effects.
In doing so the works presented speculate on future-pasts, they question stratigraphic oracles and expose new
concepts of ‚otherness‘ as out-dated strategies of alienation. Mute things are given voice and once-forgotten ideas
reappear as fantastic interpretations of today's power balances, yielding collections of told stories and untold histories,
strange encounters with local heroes and fossil witnesses of colonial inversion. Together they create a multiperspective projection machine, sharpening our sense for the dense narrative layering of power, violence and
hegemony over the supposed ‚Other‘.
Mathieu Kleyebe Abonnenc's work is concerned with suppressed and marginalised aspects of history in the past
century. Based on his research into former Portuguese colonies, his film Ça va, ça va, on continue (2012) addresses
the relation of image production and the representation of anti-colonial struggle for independence. The film poster
Images Fanon. Concerning Solitude (2016) announces a screening programme originally shown in 1987 during a
memorial event for the writer, politician and pioneer of decolonisation Frantz Fanon in Algiers. Abonnenc has
reconstructed the original programme, though some films have disappeared or were destroyed. Under the additional
title Concerning Solitude, the artist fills the blank spaces with selected materials ranging from popular culture to
speeches by key historical figures.
For Fadlabi, telling stories is telling history. Every day, people around the world lose their histories. When the
underlying social relations of their narrative culture are destroyed and last memories of it expelled, many face the task
of keeping the legacy of a lost history alive. Fadlabi's works are building blocks of precisely this kind of
commemorative culture – two of them are presented here as “parallel histories”: The wall painting About Menelik II
(2016) depicts the 1896 “Battle of Adwa” in which Ethiopian Emperor Menelik saved his country from being invaded
by Italian troops. Fadlabi uses stylistic citations of Ethiopian church paintings as commentary on the lack of
acknowledgement for their role in art history. even the wind wants to become a cart pulled by butterflies (2016) is a
line taken from the poem "Childhood" by the Syrian-born Lebanese poet and essayist Adonis aka Ali Ahmad Said,
one of the most prominent writers and literary critics of his generation with an enormous influence on the perception
of modernism in contemporary Arab culture.
Rana Hamadeh stages two complementary sketches of her new opera-under-development in a live performance and
an installation. Hamadeh's immersive sound play, Can You Pull In an Actor With a Fishhook or Tie Down His Tongue
With a Rope? (2015/2016), decrypts the affective layers of the Ashura ritual, an annual Shiite ceremony that re-enacts
the historical slaying of Imam al Hussein (626–80 AD). Looking at the configurations of power in the SyrianLebanese political weave, the performance re-dramatizes the ritual's recent transformation from militant theatre into a
militarized form of theatre. Hamadeh's installation, Can You Make a Pet of Him Like a Bird or Put Him on a Leash
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Temporary Gallery. Zentrum für zeitgenössische Kunst e.V. Mauritiuswall 35 D 50676 Köln
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For Your Girls? (2014-2015), serves as a proposal for the opera’s scenography, extracting textual elements from the
play and recasting them as stage setting without actors.
Kapwani Kiwanga approaches the history of African-European relations via the so-called “Afrotunnel”, a
hypothetical underwater passage between Morocco and Spain along the Strait of Gibraltar. Using geological, cultural,
and technological artefacts, her multimedia installation Strata (Technicolor) (2016) interprets tectonic shifts as a
restructuring of ideological influences in a narrative constellation that is both historical and speculative in nature.
History is sheer projection, in which myths and legends merge with historical and scientific theory—or so it seems
when a geographer, a baker and a fossil, along with sailors and the wind, reflect upon the origin of the continents and
oceans.
Between One Time and Another is part of a series of projects by Jens Maier-Rothe revolving around the notion of
'projection'. Drawing on its wider cultural and historical meaning, the idea of projection serves as framework to
narratively survey techniques of colonial and hegemonic oppression, as well as historical connections between cinema
and warfare. Through mental, temporal and spatial projections, the exhibitions and texts in the series attempt to shed
new light on supposedly forgotten and marginalized histories. In order to do so they move between one time and
many others, like many historical figures or events that appear historicised and past, although they continue to govern
the extended presence of established power relations. Maier-Rothe is an independent curator living in Berlin. In 2012,
he co-founded the art initiative and exhibition space Beirut in Cairo and directed its program together with Sarah
Rifky and Antonia Alampi until its closure in May 2015.!
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Artists’ CV:
Rana Hamadeh, 1983 Beirut, lives in Rotterdam: 2016 The Showroom, London (solo), 2015 6. Moscow Biennial;
Kapwani Kiwanga, 1978 Hamilton, Ontario/Kanada, lives in Paris: 2015 South London Gallery (solo), Jeu de Paume,
Paris (solo); Fadlabi, 1975 Omdurman/Sudan, lives in Oslo: 2016 Sharjah Biennial 11, 2015 Tate Modern, London;
Mathieu Kleyebe Abonnenc, 1977 Paris/French-Guyana, lives in Metz: 2015 56. Venice Biennial; Centre Pompidou
Metz!
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The exhibition is funded and supported by:
Academy of the Arts of the World Cologne, Kunststiftung NRW, OCA Office for Contemporary Art Norway, Royal
Norwegian Embassy, Embassy of the Kingdom of the Netherlands, Institut Français, Cultural Department of the City
of Cologne, RheinEnergie Stiftung, Deltax contemporary and Hotel Chelsea Cologne. !
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Opening hours: Thu-Fri 2–6, Sat-Sun 1–5pm, and during Art Cologne (15–17 April), 11am–6pm
Admission free!
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Temporary Gallery. Zentrum für zeitgenössische Kunst e.V. Mauritiuswall 35 D 50676 Köln
T +49-(0)221 30234466 [email protected] www.temporarygallery.org!
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