Obstbauern streiten über das Welterbe

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Obstbauern streiten über das Welterbe
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Obstbauern streiten über das Welterbe
Gebietsversammlung lehnt Projekt ab - Elbe-Obst und OVR-Vorstand dafür
ALTES LAND. Welterbe - eine Gefahr für das Alte Land? Bei der Gebietsversammlung der Altländer
Obstbauern im Kreisbauernverband Stade hat eine Mehrheit diese Frage mit "Ja" beantwortet - und sich
gegen die Anerkennung ausgesprochen. Das Votum sei "nicht das Aus" für das Projekt Welterbe, sind sich
der Elbe-Obst-Vorsitzende Hans-Herbert zum Felde und Vize Axel Schuback einig. Schuback: "Wir sollten die
Chance nutzen, in einem dynamischen Kulturland drohen keine Restriktionen."
"Wir Obstbauern brauchen keine weiteren Restriktionen", so Gerd Beckmann von der Fachgruppe Obstbau
zum Nein der Altländer aus der I. und II. Meile bei dem Treffen im Fährhaus Kirschenland in Wisch. Letztlich
würden durch das Label nicht mehr Äpfel verkauft. Das Welterbe könne irgendwann möglicherweise ein
Instrument für andere werden - mit gegensätzlichen Zielen. Lagerbau und Bewirtschaftung müssten gesichert
sein, Auflagen beim Einsatz von Pflanzenschutz seien hoch genug - ein Grund, warum die alte Beet-GrabenStruktur verschwinde. Bernd Eckhoff vom Kreisbauernverband: "Das Welterbe ist ohne sichere Vorteile und
damit entbehrlich." Beckmann geht derzeit nicht davon aus, dass die Entscheidung revidiert wird. Doch darauf
hoffen Politiker und führende Köpfe des Obstbaus.
Denn das Votum spiegele die Sorgen wider, sei aber letztlich nicht repräsentativ. 60 Bauern waren anwesend.
"Es werden hier Gefahren heraufbeschworen, die es nicht gibt", mahnen Elbe-Obst-Vorsitzender
Hans-Herbert zum Felde und Vize Axel Schuback. "Das Welterbe wäre gut für die ganze Region, für Obstbau
und Tourismus." Auch der Vorstand des Obstbauversuchsringes stehe hinter dem Ziel, so der
Bundesvorsitzende der Fachgruppe Obstbau, Jens Stechmann. Welterbe beinhalte keine Restriktionen wie
Bau- oder Pflanzenschutzgesetz. Es gelte, noch einmal Gespräche untereinander zu führen und zu
Handfeste Informationen: Unter anderem
informieren, um Berufskollegen die Sorgen zu nehmen. Denn bei Anerkennung des Alten Landes als
mit dieser Broschüre warb die
Arbeitsgruppe Welterbe für das Alte Land dynamische Kulturlandschaft durch die Unesco könnten die Gräben durchaus verfüllt, Lager gebaut werden.
Außerdem würde die 700-jährige Kulturlandschaft vor industriellen Überplanungen wie in Hamburg geschützt.
für das Projekt. Foto Vasel
Dort wollen Ulrich Harms (Gartenbauverband) und Reinhard Quast (Bauernverband) sich weiter für das
Welterbe einsetzen. Airbus-Ausbau, Schlickhügel, Umgehung und A 26 hätten die Bauern der III. Meile täglich vor Augen. Harms: "Deshalb ist das
Bewusstsein für den Wert der Kulturlandschaft deutlicher ausgeprägt."
Sie verweisen auf Experten. So hatte Dr. Heino Rönneper vom Forum Mittelrheintal - seit 2002 ist dieses ein Erbe der Menschheit - betont, dass
Tourismus und Weinbau von der Auszeichnung profitiert hätten. Restriktionen seitens der Unesco für die Winzer "gab es nicht. Die Sorgen des
Obstbaus sind unbegründet. Die Unesco schützt die Kulturlandschaft von morgen, nicht von vorgestern". Das hatte auch der Mitverfasser der
Kulturlandschaftsanalyse Altes Land, Dr. Klaus-Dieter Kleefeld, wiederholt betont, das Welterbe sei "keine museale Käseglocke". Der Obstbau könne
sich entwickeln, auch auf der Klosterinsel Reichenau entstehen neue Gewächshäuser. Kleefeld: "Die Altländer würden im Anerkennungsverfahren
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07.01.2011 10:56
Obstbauern streiten über das Welterbe
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selbst bestimmen, wo es beim Schutz langgeht." Die Unesco selbst mache keine Einschränkungen.
Reaktionen auf die Nachricht
Der Bürgermeister der Gemeinde Jork, Rolf Lühmann (CDU), hofft, dass das letzte Wort „noch nicht gesprochen ist“. Der Rat müsse entscheiden,
wie es weitergeht. Welterbe müsse nicht nur von der Politik, sondern von der breiten Bevölkerung und insbesondere dem Obstbau getragen werden.
Am Dienstag will Lühmann mit Hans Jarck (SPD), dem Bürgermeister der Samtgemeinde Lühe, über das Welterbe sprechen. Jork hatte die
Fachgruppe Obstbau um ein Votum gebeten. Für Landrat Michael Roesberg ist das „Welterbe noch nicht k.o.“. Jetzt seien die Gemeinden gefordert.
Die Akteure müssten überzeugt werden. Alle drei betonen, dass im Welterbe große Chancen für Obstbau und Tourismus liegen. Die dürften nicht
verspielt werden, vielleicht sei auch der Weg das Ziel. Enttäuscht, aber nicht entmutigt zeigte sich Kerstin Hintz vom Welterbeverein: „Mit dem
Welterbe könnte der Obstbau agieren, ansonsten bleiben die Altländer Spielball fremder Interessen“. Sie hoffe, dass das Votum revidiert wird und
verweist auf die Einführung der integrierten Produktion: „Dort gab es auch Widerstand, heute sind alle dafür.“
Süßwasser statt Brackwasser
Elbvertiefung: Obstbauern an der Niederelbe gründen Klagegemeinschaft
Die Obstbauern im Alten Land rüsten sich – gegen die Elbvertiefung: In diesen Tagen gehen bei den Vorsitzenden der Wasser- und Bodenverbände
im Alten Land und in Kehdingen die Rückmeldungen ihrer Mitglieder ein. „Bis zum Jahresende soll die Basis für eine Klagegemeinschaft geebnet
sein“, betont Bernd Eckhoff vom Kreisbauernverband.
Die Obstbauern sehen die deutliche Zunahme der Versalzung des Elbwassers durch eine weitere Elbvertiefung als existenzielles Problem an. Nur
über „einen Verzicht auf eine weitere Vertiefung“ oder ein „gesichertes und nachhaltiges Wassermanagement“ zur Bereitstellung von Süßwasser,
könne der Obstbau von Otterndorf bis Hamburg eine Zukunft haben. „Der Berufsverband unterstützt das Anliegen und ruft die Obstbauern auf, sich
unverzüglich bei ihrem Verband zu melden“, sagt Gerd Beckmann von der Fachgruppe Obstbau.
Die Brackwasserzone hat bereits die Lühe erreicht – Folge der letzten Vertiefung: Weiterer Ausbau und Klimawandel könnten die Entwicklung
verschärfen und die Betriebe existentiell gefährden. 1000 Obstbauern sind auf ordentliches, nahezu salzfreies Beregnungswasser angewiesen.
Initiiert vom Unterhaltungsverband Altes Land, hatten sich Wasser- und Bodenverbände, Obstbauversuchsring und Fachgruppe im März 2010 – nach
Einschaltung des Juristen Michael Günther – im Grundsatz auf eine Doppelstrategie geeinigt. „Der Bund muss Vorsorge treffen, damit wir künftig
ausreichend salzfreies Wasser zur Verfügung haben – ein Vorbild könnten die Maßnahmen im Hamburger Teil des Alten Landes sein“, sagte Hinrich
Stechmann vom Unterhaltungsverband mit Blick auf den Süderelbefonds. Idee: Das saubere Wasser für die Beregnung der Apfelplantagen wird
künftig nicht direkt aus der Elbe, sondern nahe der Geest aus Schwinge und Lühe entnommen, den Umbau müsse der Bund zahlen. (bv)
Welterbewürdig
Weltweit anerkannte Experten wie Professor Dr. Bernd zu Droste und Hülshoff, der langjährige Leiter des Unesco-Welterbezentrums, und Dr.
Christoph Machat vom Internationalen Rat für Denkmalpflege halten das Alte Land für welterbewürdig. Über eine transnationale Nominierung als eine
von vielen Tochterlandschaften, die im Zuge der seriellen Holler-Kolonisation ab dem 12. Jahrhundert entstanden sind, könnte die Region als
"dynamische Kulturlandschaft" zum Erbe der Menschheit werden. So ist der Bereich Nincop eine "1:1-Kopie" der Landschaften im Herzen Hollands.
Auch in Polen haben Holländer, die vor 900 Jahren an der Niederelbe das Sumpfland des Sietlandes entwässerten und eindeichten, im 15./16.
Jahrhundert ihre Spuren an der Weichselmündung hinterlassen. Mit der grenzübergreifenden Nominierung könnte das Alte Land "in wenigen Jahren"
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auf der Welterbeliste der Unesco stehen.www.welterbe-altes-land.de
18.12.2010
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