Familie

Transcription

Familie
Mai 2012
Schweizerischer Blinden- und
Sehbehindertenverband
Familie
Inhalt
2
Editorial
Ein Abenteuer
Familie
Ich sehe mein Kind mit den Händen
Blinde Eltern
«Ich kenne nichts anderes und
möchte es nicht eintauschen»
Zum Wohle des Kindes
Verweigerte Adoption
Heimatlos
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4
9
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25
Fokus
Zu viel ist zu viel!
27
Behinderte, setzt keine Kinder
in die Welt!29
Magazin
E-Voting für alle
Nasbüechli – Eine Duftreise
von Yvonn Scherrer
Was Analphabeten nützt, kommt
Blinden und Sehbehinderten zugute
Autonomes Reisen mit PAVIP
Verband
Lobbyarbeit als Hebel für
unsere Interessenvertretung
Nachruf: Theres Wüthrich
Veranstaltungen
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Impressum43
Titelbild
Strandspaziergang der Familie Müller.
Papa ist blind und Hänschen klein mag
nicht immer an der Hand von Mama
gehen. Solches und Ähnliches liest auch
der ungeübte Fährtensucher in den
Fussspuren auf dem Titelbild.
Editorial
3
Ein Abenteuer
Naomi Jones
Bis zur Geburt meiner Tochter, war es für mich
völlig selbstverständlich, dass blinde und sehbehinderte Menschen Eltern sind. Erzählte mir eine
blinde Frau von ihren Kindern, so klang dies wie
bei jeder anderen Mutter. In meinem Quartier
lebte eine Frau mit zwei kleinen Buben. Sie zog
den Kinderwagen mit dem Grösseren drin hinter
sich her. Den Kleineren trug sie auf dem Rücken.
Sie selbst liess sich von einem Hund führen. Ich sah
das Gespann manchmal von weitem und dachte
mir nichts dabei. Während meinem Studium jobbte
ich in einer Bibliothek. Regelmässig kam ein blinder Vater mit seinen schulpflichtigen Kindern zu
mir an den Schalter. Wollten die Kinder einen nicht
altersgerechten Film ausleihen, machte ich eine
Bemerkung, so dass der Vater reagieren konnte.
Das kam aber nicht oft vor. Denn der Vater reagierte und die Kinder versuchten nicht mehr, etwas an
ihm vorbei zu schmuggeln. Auch hierbei dachte ich
mir nicht viel. Denn ich machte bei allen Kindern
eine Bemerkung, wenn sie etwas zu ergattern
versuchten, was noch nicht für sie gedacht war.
Als meine Tochter zur Welt kam, war alles an ihr
so zart, dass ich mich fast nicht traute, sie zu
wickeln oder anzuziehen. Sie war von Anfang an
ein lebendiges Kind und strampelte wild mit den
Beinchen. Mehrmals wäre sie mir beim Baden
beinahe aus den Händen gerutscht. Da fragte ich
mich zum ersten Mal: Wie machen das blinde
Mütter bloss?
Mittlerweile ist meine Tochter ein pausbäckiges
Baby, das schon bald überall hin kriecht und
seine Händchen flink zu gebrauchen weiss. Fröhlich testet sie jedes Ding auf seinen Geschmack.
Für blinde Eltern ist diese Phase eine grosse Herausforderung. Aber wie alle Eltern müssen sie
ihren individuellen Weg finden, um den Alltag
mit ihren Kindern zu bewältigen.
Der Austausch mit anderen sehbehinderten Eltern
hilft, Lösungen zu finden. Dies umso mehr, als
Naomi Jones, Redaktorin «der
Weg». (Foto: Luzius Dinkel)
viele Menschen mit einer Sehbehinderung ihre Schulzeit im
Internat und fern der Familie
verbracht haben. Das fehlende
Vorbild aus der Herkunftsfamilie
verunsichert zusätzlich, wenn es
um Familiengründung geht.
Im vorliegenden Heft versuchen
wir eine Vorstellung davon zu
vermitteln, wie das Leben mit
Kindern für sehbehinderte Eltern
aussehen kann. Wir hoffen,
jungen blinden und sehbehinderten Menschen mit Kinderwunsch Mut zu machen, das
Abenteuer Familie zu wagen.
Denn ein Abenteuer ist die Familiengründung alle Weil. «Aber
man darf dem Leben ruhig vertrauen.» Niemand weiss dies
besser als Pina Dolce, eine der
befragten blinden Mütter. 
Familie
4
Ich sehe mein Kind mit den Händen
Manuela von Ah
Simone Rentsch sieht ihr Kind nicht gross werden. Oder wegspringen. Sie ist blind. Ein Tag im
Leben einer Mutter mit Handicap.
Walnussgrosse Augen, blondes Haar, hübsch wie
ein Engel. So beschreiben Freunde und Bekannte
Surya (2½). Gesehen hat Simone Rentsch (35) ihre
Tochter noch nie. Aber sie weiss, wie sich ihr
Engel anfühlt. Das Leben meistert die blinde
Mutter ohne Augenlicht, aber mit Weitsicht.
Links unten lagern die Pfannen, rechts oben der
Reis, die Kochkelle steht im Tonkrug neben der
Herdplatte – Simone Rentschs Hände tanzen über
die Ablage. Sie zieht Schubladen, öffnet Kästchen, streicht über Gewürzgläschen, die in Blindenschrift Auskunft über den Inhalt geben. Bald
zieht der Duft von Spinatrisotto und gebratenen
Zwiebeln durch die Küche. Bloss der Hackbraten
bereitet Mühe: Bei 180 Grad im Ofen schmoren
bis er Farbe zeigt, hat der Metzger geraten. Was
heisst das, Farbe zeigen? Simone Rentsch ist seit
ihrer Geburt blind. Sie kam als Frühchen zur
Welt, kurz darauf zerstörte ein zu hoch konzentrierter Sauerstoffgehalt im Brutkasten die zarte
Netzhaut. Eine leise Ahnung von hell und dunkel
ist alles, was Simone Rentsch an Sehvermögen ins
Leben mitnimmt. Umso intensiver haben sich ihre
Eltern um die gesunden Sinne ihres Einzelkindes
gekümmert. Und um Normalität. Der Vater bastelte ihr ein 3-stöckiges Puppenhaus, installierte
Lämpchen und Lichtschalter und legte rote,
grüne und gelbe Teppiche in die Zimmerchen.
Weil Simone die Vorstellung von Farbe faszinierte und sie die Eltern mit Fragen danach löcherte.
«Surya, willst du den Tisch decken?» Das Mädchen drapiert fantasievoll die Gläser, Gabeln und
Messer um die bereitgestellten Teller. Dann klettert sie auf den Trip Trap und kostet den Reibkäse aus dem Schälchen. Löffelweise. «Surya, du
musst warten!» Die Mutter hat den Deckel klap-
pern hören. Die Kleine nascht
geräuschlos weiter. Sie schielt
zur Besucherin, guckt ungläubig, als diese den Kopf schüttelt.
Simone Rentsch weiss, dass
Surya sie hie und da auszutricksen versucht, die Grenzen austestet wie alle Kinder eben. Sie
nimmt es gelassen. Denn wo
ihre Augen nicht sehen, da
übernehmen die Ohren. «So
nicht!», weise sie Surya manchmal zurecht worauf ihr Mann
verblüfft nach dem Grund frage.
Für Simone Rentsch sind Hintergrundgeräusche kein Tongeplätscher, sondern ein aufschlussreiches Klanggemälde.
Die Welt lernte Simone Rentsch
mit den Fingerspitzen kennen,
erschnupperte sie mit der Nase,
folgte ihren Ohren. Ihr Bildungswerkzeug waren Gehör und
Blindenschrift. Die Matura
machte Simone Rentsch in
Sierre, danach studierte sie in
Genf Deutsch und Englisch,
inklusive Auslandsemestern.
Heute arbeitet sie einen Tage
pro Woche als Übersetzerin bei
einer Stiftung in Bern. Sie ist
froh, Surya an diesem Tag einer
Tagesmutter übergeben zu
können, «tschüss zäme» zu
sagen und nach Bern zu pendeln.
Bin ich eine gute Mutter?
In Grafenried, hier wohnt sie,
haben die Bauernhäuser die 
Familie
Dächer tief in die Stirn gezogen und die Bise die
Wolken über die Felder. Simone Rentsch kennt
die Einsamkeitsgefühle der ans Haus gebundenen Mutter. Vielleicht mehr als andere. Weht ein
starker Wind, bleibt sie daheim. Weil sie draussen die Geräusche nicht mehr einordnen kann.
Weil Suryas Stimme zu schnell im Tosen untergehen würde. Und weil Simone Rentsch befürchtet, beim Überqueren der Strasse nahende
Autos zu spät zu hören. Die wenigsten Autofahrer wissen, dass sie anhalten müssen, wenn
ein Blinder mit Stock am Strassenrand steht.
Mutig sei sie, hört Simone Rentsch manchmal,
ein Kind in die Welt zu setzen. Macht sie das
stolz? Oder verletzt es sie? Weder noch. Klar
habe sie sich vor der Geburt manchmal gefragt,
ob sie ihrem Kind eine gute Mutter sein könne.
Ob sie ihm eine sichere und glückliche Kindheit
Surya trickst ihre Mutter auch mal aus.
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garantieren könne. Und welchen Schwierigkeiten sie wohl
begegnen würde. Wie jede
reflektierte Mutter fragt sie
auch heute hie und da nach
den eigenen blinden Flecken.
Papa schneidet Fingernägel
Gewiss ist: Blinde Eltern verfügen über ein geschärftes Sicherheitsbewusstsein. Seit Surya auf
der Welt ist, wechselt Simone
Rentsch die Windeln auf dem
Boden. Notgedrungen, damit
die Kleine nicht fällt. In der
Krabbelphase gehörten Türund Treppenschutzgitter zur
Grundausstattung. 
(Fotos Athanasiou & Lüem)
Familie
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Umgekehrt weiss Surya jetzt
schon, dass sie den Puppenwagen aus dem Weg räumen, das
grüne Holzkrokodil und die
Dominoschachtel in der Spielecke versorgen muss. Damit
Mama nicht darüber stolpert
und sich weh macht.
Wenn Simone Rentsch jedoch
jemanden zu Surya sagen hört:
«Du bist deiner Mama aber eine
gute Hilfe», ärgert sie das. Nein,
diese Verantwortung soll ihr
Kind nicht tragen müssen.
«Surya muss doch nicht mein
fehlendes Sehvermögen ersetzen – sie hat genug zu tun mit
ihrem Kindsein», sagt Simone
Rentsch und zeigt schon wieder
ihr schönes Lachen.
Erfindungsgabe, das ist eine weitere Eigenschaft,
für die sie das Leben in Dunkelheit geschult hat.
Da ausser ein paar Tastbücher kaum Bilderbücher für blinde Eltern existieren, kennzeichnete
Simone Rentsch die Seiten kurzerhand mit Brailleschrift. Manches Buch ist dafür aber schlicht zu
komplex; dann plaudert Surya eben gleich selber
über die Bauern, Kühe, Schafe, die sie auf den
Bildern sieht. Oder Papa erzählt.
Überhaupt übernimmt er alles, was mit sehenden Augen «gäbiger» zu erledigen ist: Fingernägelchen schneiden, Kleider auf Schmutzflecken
hin absuchen, Surya das Laufradfahren beibringen. Ein engagierter Vater. Über Simone
Rentschs stets halbgeschlossene Augen gleitet
ein Lächeln, wenn sie von der ersten Begegnung
erzählt. Im Tandemverein suchte man nach
neuen Piloten – Fahrer, die vorne sitzen. Simone
wurde der Mann mit der sympathischen 
Das kleine Mädchen hilft ihrer Mutter gerne, z.B. beim Tischdecken. Jedoch muss
sie nicht helfen, um Simone Rentschs fehlendes Sehvermögen zu ersetzen.
Familie
Stimme zugeteilt. Schon auf der ersten Fahrt
spürte sie: Der Rhythmus stimmt. Der trockene
Humor auch. «Hast du 9/11 schon gesehen?»,
fragte Simone ihn kurz nach der Premierenfahrt. Nach dem Kinobesuch diskutierten die
beiden bis spät in die Nacht über den dialogreichen Film. Seither bedeutet der Mann an ihrer
Seite Simone viel mehr als der Ersatz für das
fehlende Augenlicht.
Nach dem Mittagessen will Surya «zu den Fischen», das Synonym für den Tierpark Dählhölzli
in Bern. Ein Unterfangen, das Simone Rentsch
nur bieten kann, wenn jemand sie begleitet. Das
Laufgeschirr ist unabdingbar, die Mutter zieht es
Surya stets an, bevor sie das Haus verlässt. Andere mögen sich angesichts des «Gschtältli» über
das beschnittene Freiheitsgefühl der Kinder
ereifern, für Surya ist es überlebenswichtig. Simone Rentsch hält die Leine eng um die linke Hand
gewickelt, ihre rechte schwingt den Blindenstock
in kleinem Radius hin und her. Tock, tock, tock,
ein Meter gefühlte Sicherheit, dahinter Stimmfetzen, Dröhnen, Hupen, Brummen – die Stadt
als kakofonischer Moloch.
Niemand achtet auf das kleine Händchen, das
sich am Fussgängerstreifen aufspannt und den
Autos anzuhalten gebietet. Eine Gewohnheit
vom Land. Auf den verkehrsreichen Strassen aber
regieren die Ampeln: rot, grün, rot. Für Surya ist
die Blickdistanz über die Hauptstrasse zu gross,
zu abgelenkt sind die Kinderaugen vom Trubel
und Treiben. Für Simone Rentsch Stress pur. Sie
ist angewiesen auf die gelben Blindenvibratoren,
auf die weissen Leitlinien am Boden, auf die Hilfe
von Passanten.
«Surya, wo bist du?»
Endlich, im Vivarium des Tierparks legt sich die
feuchte Luft wie eine Decke über die Besucher,
erdig und schwül riecht es hier im Tropenhaus.
Simone Rentsch nimmt Surya das «Gschtältli» ab,
vertraut auf die Aufsicht von aussen. Und schickt
doch immer wieder ein fragendes «Surya?» in
den Raum. Surya verschwindet nie ganz. Sie
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erkundet die Tiere, rennt zurück, hin und her, wie an ein
unsichtbares Gummiband geknüpft.
«Siehst du den Nashornleguan
dort hinten im Sand?», fragt ein
Vater seinen Sohn. Surya drängt
sich neben den Jungen, drückt
die Nase an die Glasscheibe,
scheint die Eindrücke mit den
Augen zu trinken. Zwergkrokodil, farbige Fische, Robben mit
Kugeläuglein – Simone Rentsch
wird ihrer Tochter nie sagen:
«Guck mal!» Ja, manchmal tut
das weh. Für eine Zeichnung
loben, Weihnachtssterne nach
Vorlage basteln, Schönschreiben
beibringen: geht nicht. Da ist
ein Vakuum, das andere Menschen füllen müssen.
Wackelige Hängebrücke
Andererseits: Masst sich jemand
an, seinem Kind in all seinen
Ansprüchen und Bedürfnissen
allein gerecht zu werden? Ein
ganzes Dorf brauche es für die
Erziehung eines Kindes, sagt ein
afrikanisches Sprichwort.
Simone Rentsch weiss, dass
andere Kinder wichtig sind für
die Entwicklung von Surya.
Deshalb packt sie jede Gelegenheit, mit der Kleinen einen
Spielplatz zu besuchen. So wie
jetzt. Aus dem Tierpark drüben
quaken die Enten, im Hintergrund rauscht die Aare, Kinderstimmen sirren durch die Luft.
Simone Rentsch fühlt den sicheren Tartanboden unter den
Füssen und entlässt Surya in die
Szenerie eines ungefähren 
Familie
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Bildes in ihrem Kopf. Sie freut sich zu hören, dass
ihr Kind die Holzleiter hochsteigt, sich auf die
wackelige Hängebrücke wagt und auf die breite
gelbe Rutschbahn setzt: «Mama, ich komme!»
Simone Rentschs Arme rudern kurz verloren in
der Luft, Surya landet dicht neben ihr auf dem
Hintern. Halb so schlimm.
Die Mutter streichelt über die Engelslocken, küsst
ihr Mädchen auf die Wange. Zuwendung und
Optimismus als Rückenwind in die Zukunft ihres
Kindes. Weitsicht braucht Herz und Verstand.
Nicht nur Augen, die sehen können. 
Manuela von Ah ist Stv. Chefredaktorin von «wir eltern».
Das Porträt von Simone
Rentsch ist im März 2012 in
der Zeitschrift für Mütter
und Väter in der Schweiz
erschienen. www.wireltern.ch.
Wir danken für die freundliche Genehmigung der Publikation.
Inserat
Ausbildungskurs für Teilzeit-Punktschriftlehrer/innen
Im Auftrag der Deutschschweizer Blindenschriftkommission wird 2013 wiederum ein Ausbildungskurs für TeilzeitPunktschriftlehrer/innen organisiert.
Der Lehrgang richtet sich an blinde
oder stark sehbehinderte Personen, die
interessierte und erfahrene Anwender/
innen der Blindenschrift sind.
Voraussetzungen sind: Freude am Umgang mit Menschen, Geschick im Anleiten, Fähigkeit zu motivieren, gute Allgemeinbildung, abgeschlossene
Berufsausbildung oder höherer Schulabschluss sowie das einwandfreie Beherrschen der Voll- und Kurzschrift.
Der Kurs beinhaltet 6 Blocktage sowie
das Erfüllen von 6 fachspezifischen
Lernzielen. Vorgängig ist das Studium
umfangreicher Kursunterlagen erforderlich. Es wird erwartet, dass die Teilnehmer/innen bis zur Abschlussprüfung
des Kurses den vom SZB angebotenen
Sensibilisierungskurs «Aspekte verschie-
dener Fachbereiche im Sehbehindertenwesen» besucht haben.
Kosten: Fr. 1200.– (ohne den SZB-Kurs)
Anmeldeschluss für die Aufnahmeprüfung: 16. September 2012.
Interessierte können eine Informationsmappe beziehen, in der sich Angaben
zur Ausbildung, zum Aufnahmeprozedere in den Ausbildungskurs so wie zur
Selbstüberprüfung der eigenen Punktschriftkenntnisse befinden.
Die Kursorganisatorinnen stehen gern
für weitere Auskünfte zur Verfügung.
Anita Häni, Tel.: 078 712 59 65
Rose-Marie Lüthi, Tel.: 043 288 93 03
Hanni Wüthrich, Tel.: 031 941 48 74
Bezug der Informationsmappe
und Kursanmeldung bei:
Hanni Wüthrich-Ehrat
Jupiterstr. 57/315
3015 Bern
E-Mail: [email protected]
Familie
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Blinde Eltern
Naomi Jones
«Kinder zu haben, ist die natürlichste Sache der Welt», sagt
Pina Dolce. Und dies gilt glücklicherweise auch für sehbehinderte und blinde Menschen.
Denn Dolce, seit drei Jahren
Mutter, ist blind.
Und doch erleben blinde Eltern
immer wieder, dass sie als Eltern bei Nichtbehinderten
Reaktionen auslösen. Sei es,
dass sie bewundert werden, sei
es, dass ihnen Verantwortungslosigkeit vorgeworfen wird.
Denn wenn Menschen mit
einer Behinderung eine gesellschaftliche Minderheit darstellen, so sind Eltern mit einer Behinderung geradezu exotisch. Und allgemein
gilt: Wenn es um Kinder geht, fühlen sich wildfremde Menschen berechtigt, sich einzumischen.
Wer eigene Kinder hat, weiss wie anspruchsvoll
diese sein können. Wie lässt sich nun das Aufziehen von Kindern trotz einer Behinderung bewältigen? Die Frage zumindest ist berechtigt.
«Ich habe mich während der Schwangerschaft oft
gefragt, wie das denn geht», erzählt Pina Dolce.
Sie bereitete sich intensiv auf die Zeit mit dem
Baby vor. Sie nahm Kontakt zur Mütter- und
Väterberatung auf. Vor allem aber sprach sie mit
andern blinden Müttern. 
Im Strassenverkehr können blinde Eltern ihre Kinder erst frei laufen lassen, wenn
diese sich der Gefahr gegenüber absolut richtig verhalten.
Familie
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Mut zum Unkonventionellen
Die erste Zeit mit einem Baby ist geprägt vom
Stillen, Wickeln, Baden und Tragen. «Ich habe
meine Kinder immer im Tragetuch mit mir rumgetragen», erzählt Andrea Blaser, Mutter von
drei Jungen im Alter von neun, sechs und fünf
Jahren. «So merkte ich immer, wenn das Baby
z.B. erbrochen hatte oder schmutzig war.» Auch
andere Eltern erzählen, dass sie ihre Säuglinge
stets bei sich getragen haben. Die Kleinen fühlen
sich in einem Tragetuch so geborgen wie im
Bauch der Mutter und durch den engen Körperkontakt entsteht eine starke Bindung zwischen
Eltern und Kind.
In einem Aufsatz gibt Anette Paul praktische
Tipps zur Babypflege. Für sie selbst habe es z.B.
grosse Überwindung gekostet, den Sohn zu
füttern. Denn sie fürchtete, dass er sich verschmutzen und sie es nicht sehen würde. So zog
sie das Bübchen aus, als sie es zum ersten Mal
fütterte, und steckte es anschliessend in die Badewanne. Eine andere Mutter setzte ihr Kindchen in die Babywippe und band ein grosses Tuch
so um das Baby, dass nur das Köpfchen hervor
schaute. Der Körper und die Ärmchen aber
waren unter dem Tuch. Da es auch normalsehenden Eltern nicht gelingt, ihr Baby ohne Spuren zu
füttern, gibt es bei jedem Anbieter von Babyutensilien Lätzchen mit Ärmeln.
Blinde Eltern betonen, dass in der Baby- und
Kleinkindpflege vor allem Kreativität und Fantasie gefragt sind. Es geht darum, Probleme zu
lösen und die sind in jeder Situation anders.
Anette Paul, die offen über ihre unkonventionellen Lösungen spricht, erzählt, dass sie ihr nach
einem Sturz schreiendes Kind auch schon mal
abgeleckt habe, um eine mögliche Wunde zu
finden, als ihre Hände dafür zu kalt waren.
Pragmatische Kinder
Schon in den ersten Lebenstagen beginnen Säuglinge, mit Blicken zu kommunizieren. Bereits im
Alter von wenigen Wochen schauen sie in Gesichter und spiegeln diese. Wird das Baby angelacht,
lacht es zurück. Sehr bald benutzen Säuglinge den Gesichtsausdruck der Eltern als Referenz.
Bei allem, was neu und unbekannt ist, schauen sie rasch zu
ihrer Bezugsperson. So lernt das
Baby, wie es Situationen einschätzen soll. Im Umgang mit
blinden Menschen sind sehende
Babys daher irritiert. Sie erhalten keine Reaktion auf ihren
Blick.
Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Watson filmte eine
blinde Mutter und ihr sehendes
Baby während einem Jahr immer
wieder. Dabei beobachtete er,
dass sich das Kind sehr rasch auf
die Situation der blinden Mutter
einstellte. Während es im Gesicht
des sehenden Vaters die Augen
als Referenz suchte, suchte es
diese bei der Mutter nicht, sondern schaute als kleiner Säugling
von der Mutter weg, bevor es
lernte ihre Mimik zu lesen. Dafür
war die Kommunikation über die
Sprache und die Berührung
schon sehr früh stark ausgeprägt. So konnte Watson etwa
zusehen, wie das Baby die Hand
der Mutter dahin führte, wo es
ihr etwas zeigen wollte. Verschiedene blinde Eltern berichten von ähnlichen Erfahrungen.
«Kinder gehen pragmatisch mit
ihrer Welt um», erklärt Watson.
«Die Entwicklung von Kindern
blinder Eltern läuft vermutlich
etwas anders ab, bzw. in anderer Reihenfolge, als die von
Kindern sehender Eltern. Punktuell können sie früh eine grosse
Selbständigkeit entwickeln.» 
Familie
Auch die Psychologin Eva-Maria
Glofke-Schulz weist auf die
grosse Resilianz (Widerstandsfähigkeit gegenüber Frustrationen) von Säuglingen hin. Diese
würden über viel Interaktionskompetenz verfügen und «Wege
finden, sich der sehgeschädigten
Bezugsperson verständlich zu
machen.» Die Psychologin rät
blinden Eltern zu Gelassenheit
statt Selbstzweifel bezüglich der
eigenen Behinderung.
Umgang mit Gefahren
Für die meisten blinden Eltern
ist vor allem das Kleinkindalter
sehr anstrengend. Das Kind wird
zunehmend mobiler. Aber es ist
noch nicht in gleichem Mass
vernünftig. Es krabbelt hier hin
und da hin und will die Welt
entdecken. Es steckt in den
Mund, was es zu greifen kriegt.
«Ich musste als Mutter sehr
präsent sein», erzählt Pina
Dolce. «Ich bin den ganzen Tag
mit meinem Sohn rumgekrochen
und habe nichts anderes getan,
als mit ihm zusammen zu sein.»
Andere Eltern binden ihren
Kindern Glöckchen an die Kleider, damit sie hören, wo sich das
Kind gerade aufhält. Birgit
Schopmans, die in zwei Texten
von ihren Erfahrungen als blinde
Mutter berichtet, vertraut auf
ihre Intuition. Tochter Hannah
mache normalerweise immer ein
Geräusch. Und erst wenn es mal
auffällig ruhig sei, müsse sie als
Mutter sich sorgen. Alle blinden
Eltern berichten, dass sie ihre
Wohnung zu Beginn der Krab-
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belphase kindersicher ausgerüstet haben. Messer,
Alkohol und Putzmittel dürfen nicht rumliegen.
Der Babybedarf bietet Lösungen für Steckdosen
und Kochherd. Es gibt Kindersicherungen für
Schränke, Türen und Treppen. Denn kleine Kinder
sind furchtbar flink und die Gefahrenquellen sind
für Kinder von normalsehenden Eltern die gleichen wie für Kinder von sehbehinderten Eltern.
Draussen ist der Strassenverkehr die grosse Gefahr. «Ich war diesbezüglich immer wahnsinnig
streng», sagt Andrea Blaser. Das Kind muss, wenn
es nicht an der Hand geht, aufs Wort gehorchen.
Alles andere kann tödlich sein. Ähnlich äussern
sich andere blinde Eltern. Doch es ist genau das
Wesen von kleinen Kindern, dass sie nicht zu
hundert Prozent zuverlässig sind. 
Kinder sind nicht die Assistenten ihrer behinderten Eltern. Im Laden bittet Simone Rentsch die
Verkäuferin um Hilfe. (Fotos Athanasiou & Lüem)
Familie
12
In ihrer Studie über körper- und sinnesbehinderte
Eltern beschreibt Gisela Hermes verschiedene
Strategien von blinden Eltern, damit das Kind die
Blindheit der Eltern nicht als Schwäche erlebt und
auszunutzen versucht. Gerade weil es die Gefahren noch nicht kennt, müssen sich blinde Eltern
soweit als möglich darauf verlassen können, dass
sich das Kind nicht z.B. in einem ernsten Moment
vor ihnen versteckt. Deshalb spielt ein Vater mit
seiner Tochter immer wieder Verstecken in der
Hoffnung, dass sie wenn nötig den Unterschied
zwischen Spiel und Ernst erkennt. Eine Mutter
versucht ihr Kind gar nicht erst merken zu lassen,
dass sie es sucht. Sie beginnt ganz nebenbei ein
Gespräch mit der Tochter, um herauszufinden, wo
sie gerade ist. Diese Mutter berichtet ausserdem,
dass sie manchmal sogar auf der Strasse Grenzüberschreitungen der Tochter bewusst ignoriere,
um Machtkämpfe zu vermeiden.
Ein gutes Umfeld und seine Tücken
Es gibt fast für alles eine Lösung. Dennoch, so
berichten die meisten Eltern mit einer Behinderung, gibt es Grenzen des Machbaren. Alle blinden Eltern berichten, dass sie für gewisse Dinge
Hilfe von normalsehenden Personen in Anspruch
nehmen – mal abgesehen davon, dass auch nichtbehinderte Eltern immer wieder auf Unterstützung von Dritten angewiesen sind.
Ein alleinerziehender blinder Vater etwa schickt
seine Tochter mit den Nachbarn zum Schwimmen. Dafür dürfen diese Nachbarn seine Garage
benutzen. Eine blinde Mutter leistet sich eine
Assistenz, um mit ihren Kindern Freizeitaktivitäten zu unternehmen, die ihr alleine nicht zugänglich sind. Eine andere Mutter bringt den
Sohn zu einer Tagesmutter, um die grossen Einkäufe stressfrei zu tätigen.
Ist ein Elternteil sehend, so teilen sich die Partner,
die Aufgaben gemäss ihren Fähigkeiten, so wie
dies auch bei nichtbehinderten Paaren der Fall
ist. Bei der Familie Blaser z.B. ist der Vater für die
Ballspiele, die blinde Mutter hingegen fürs Vorlesen zuständig.
In ihrer Studie thematisiert
Gisela Hermes die Vor- und
Nachteile von verschiedenen
Modellen der personellen Unterstützung. Nebst der Partnerschaft sind dies vor allem die
persönliche Assistenz, Familie
und Freunde sowie Nachbarn.
Männern fällt es laut Hermes
leichter, Nachbarn um einen
Freundschaftsdienst zu bitten.
Frauen bevorzugen bezahlte
Assistenzen. Hier behalten sie
die Kontrolle und sind zu keiner
Dankbarkeit verpflichtet.
Engagieren sich Verwandte
und Freunde in der Familie
sind Dankbarkeit und Abgrenzung ein Thema. Denn oft
mischen sich gerade helfende
Angehörige in die Erziehung
des Kindes ein und meinen zu
wissen, was das Beste für dieses sei. Oder sie möchten
gerne selber eine intensive
Beziehung zum Kind aufbauen. Für die behinderten Eltern
ist es in solchen Situationen
oft schwierig, Grenzen zu
setzen. Sie riskieren, sich die
Hilfe zu verspielen. Anette
Paul ermutigt blinde Frauen
deshalb dazu, im Umgang mit
ihren Kindern möglichst viel
selbst auszuprobieren und sich
nicht aus Unsicherheit und
Bequemlichkeit helfen zu
lassen.
Anders und doch gleich
Spätestens wenn das Kind in
den Kindergarten und in die
Schule kommt, wird es merken,
dass seine Mutter oder sein 
Familie
Vater anders ist. Es wird sich mit
Fragen von Kameraden konfrontiert sehen und selber Fragen haben.
Birgit Schopmans erzählt, dass
ihre Tochter sich erst ab dem
Kindergartenalter für die Behinderung der Mutter interessierte.
Dann wollte sie wissen, warum
die Mutter blind sei. Schopmans
meint, es könne sinnvoll sein,
eine Unterrichtseinheit zum
Thema Blindheit zu organisieren. So könne man alle Fragen
auf einmal beantworten.
Bei andern gehört das Fragen
zum Alltag. Die meisten Eltern
erzählen, dass die Fragen der
Kinder natürlich kommen, die
Blindheit der Eltern aber nie ein
grosses Thema ist. Andrea Blasers Söhne fragen einfach
immer mal wieder: «Mama, wie
machst du das?»
Viele Kinder empfinden die
Blindheit der Eltern nicht als
Behinderung. Sie orientieren
sich an den Fähigkeiten ihrer
Eltern. Das Blindsein gehört
selbstverständlich zu diesen.
Gisela Hermes gibt in ihrer Studie ein rührendes Beispiel dafür:
Die kleine Marlen streitet sich
im Kindergarten mit ihren Spielkameraden: «Mein Vater ist
nicht blind, der kann nur nicht
sehen.» 
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Literatur:
–Gisela Hermes: Behinderung und Elternschaft
leben – kein Widerspruch. Eine Studie zum
Unterstützungsbedarf körper- und sinnesbehinderter Eltern in Deutschland. Neu-Ulm, 2004.
–Anette Paul: Mutter sein unter dem Aspekt
der Blindheit. In: «horus – Marburger Beiträge
zur Integration Blinder und Sehbehinderter
3/1990».
–Eva Maria Glofke-Schulz: Ich sehe etwas, das
du nicht siehst! Sehgeschädigte Eltern und
ihre Kinder. In: Gegenwart, Magazin für blinde und sehbehinderte Menschen und ihre
Freunde, 64. Jahrgang, 7/8, 2010.
–Birgit Schopmans: Von Rückentragen, Tastbaren Bilderbüchern und dem Spiel mit dem
Weissen Stock. Blitzlichter aus dem Alltag
einer blinden Mutter. Zu finden auf
http://projekte.sozialnetz.de/ca/bax/bbev.
–Birgit Schopmans: Mama, warum bist du blind?
Blitzlichter aus dem Alltag einer blinden Mutter. In: «horus – Marburger Beiträge zur Integration Blinder und Sehbehinderter 1/2005».
Inserat
Für Kurzentschlossene:
Auf nach Solothurn!
Besuchen Sie uns am Auffahrtswochenende an
den Solothurner Literaturtagen! Im Dunkelzelt
vor der Kreuzackerbrücke gibt es ein attraktives Programm mit der bekannten blinden
Radio-Redaktorin Yvonn Scherrer und vielen
interessanten Gästen. Life treten u.a. auf: Der
Wortakrobat Lorenz Pauli, der Klangforscher
Andre Bosshard und der Liedermacher «Spürfuchs». Und Yvonn Scherrer stellt ihr eigenes
«Nasbüechli» vor – eine Reise durch die Welt
der Düfte. Der Eintritt ins Dunkelzelt ist frei.
Das Programm finden Sie unter:
www.literatur.ch und auf Televox Rubrik 812.
Familie
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«Ich kenne nichts anderes und möchte
es nicht eintauschen»
Olivier Schmid
Christian Gehri hat blinde Eltern. Was für den
28-Jährigen völlig normal ist. Er lernte bereits
früh, Verantwortung zu übernehmen und selbständig zu denken, wofür er dankbar ist.
«der Weg»: In welchem Alter hast du realisiert,
dass deine Eltern blind sind?
Christian Gehri: Da ich nichts anderes kannte, ist
dies schwierig zu sagen. Ich denke, es war ein
kontinuierlicher Prozess. Zum einen hörte ich von
anderen Leuten, dass meine Eltern blind seien,
und zum anderen merkte ich es vielleicht daran,
dass meine Schwester und ich meinen Eltern das
eine oder andere mehr helfen mussten als andere Kinder.
Bei welchen Tätigkeiten unterstütztet ihr eure
Eltern?
Es handelte sich um dieselben Tätigkeiten, bei
denen auch Kinder von sehenden Eltern mithelfen müssen, zum Beispiel im Haushalt helfen
oder zum Einkaufen mitgehen. Aber natürlich
gingen wir mit unseren Eltern oft als Begleitpersonen mit auf einen Ausflug.
Haben deine Eltern von dir Verständnis für ihre
Blindheit erwartet?
Vielleicht Verständnis in dem Sinne, dass sie an
meine Eigenverantwortung appellierten, wenn
sie mir etwas verboten, an meine Moral im Sinne
von: «Es wäre nicht fair, wenn du es trotzdem
machst, da wir es nicht kontrollieren können.»
Und, nützte ihr Appell? Oder hast du sie ausgetrickst?
Manchmal sicher, wie Kinder sehender Eltern
auch. Aber nicht in dem Ausmass, in welchem ich
es hätte machen können. Wenn wir zum Beispiel
nicht fernsehen durften, haben
wir halt manchmal einfach ohne
Ton ferngesehen. War aber nur
halb so lustig. Aber sonst war
ich ziemlich ehrlich. Wenn ich
mein Zimmer aufräumen musste, habe ich es in den meisten
Fällen auch aufgeräumt und
meine Mutter bei der Kontrolle
nicht um die unaufgeräumten
Stellen herumgeführt. Mir ist
nicht bewusst, dass ich etwas
verheimlicht hätte. Auch ob ich
die Aufgaben gemacht hatte,
konnte meine Mutter nicht
kontrollieren, sie musste es mir
glauben.
Deine Ehrlichkeit ist erstaunlich…
Ich war sicher nicht immer ehrlich, aber ich versuchte, die
Blindheit meiner Eltern nicht
auszunutzen. Ich hätte mich
schlecht gefühlt. Es ist eine
Frage des Respekts. Wenn es
hiess, es sei so, habe ich dies
akzeptiert, auch wenn ich es in
der Mehrheit der Fälle nicht
«musste», weil meine Eltern es
nicht kontrollieren konnten.
Glaubst du, der Umstand, dass
deine Eltern blind sind, hat dich
in deiner persönlichen Entwicklung positiv beeinflusst und
deine Sozialkompetenz gefördert? 
Familie
15
Ja, ich denke, dadurch, dass ich
relativ früh für jemanden anderen mitschauen und mich in ihn
hineinversetzen musste, lernte
ich sicher früher als Gleichaltrige, die Folgen meiner Handlungen abzuschätzen und Verantwortung zu übernehmen. Ich
lernte früher als Gleichaltrige,
Entscheidungen zu treffen und
selbständig zu sein. Dies war im
Verlauf des Erwachsenwerdens
sicher ein Vorteil.
In welchen Bereichen warst du
früher selbständig?
Als ich zum Beispiel schon Spaghetti kochen konnte, wussten
meine Kollegen noch nicht
einmal, dass man dazu Wasser
kochen musste! Und als ich mit
einem Freund in einem Lebensmittelladen war, hatte er keine
Ahnung, wozu eine Bratensauce
gut sei! Beim Einkaufen fragte
mich meine Mutter nach den
Produkten und so lernte ich
diese kennen. Für meine Kollegen hingegen war es selbstverständlich, dass die Milch aus
dem Beutel kommt und im
Kühlschrank steht.
Gab es Bezugspersonen in
eurem Umfeld, die deine Eltern
im Alltag und in der Betreuung
ihrer Kinder unterstützten?
Mehrere Personen im näheren
Umfeld hatten ein wachsames
Auge auf uns, darunter vor
allem die Gotte meiner
Schwester, die im selben Haus
wohnte, sowie eine weitere
Nachbarin.
Als Christian Gehri schon Spaghetti kochen
konnte, wussten seine Kollegen noch nicht
einmal, dass es dazu Wasser braucht.
(Foto: Olivier Schmid)
Wie hast du den erweiterten Kreis an Bezugspersonen erlebt?
Manchmal war es für mich schwierig, zu akzeptieren, dass sich meine Eltern ihre Meinung aufgrund von Aussagen Dritter machten. Denn so
wie ich meine Eltern einschätze, glaube ich,
hätten sie zum Teil ganz anders geurteilt und
reagiert, wenn sie es mit eigenen Augen gesehen
hätten. Umgekehrt konnte ich mit den Kindern
der Nachbarin, die älter als ich waren, viele
Dinge unternehmen, die meine Eltern mit mir
nicht machen konnten.
Hat sich deine Einstellung zur Blindheit deiner
Eltern während des Erwachsenwerdens verändert?
Zur Blindheit der Eltern an sich nicht, aber während ich früher meine Bedürfnisse zurücknahm
und auch mal nicht nach draussen spielen 
Familie
16
ging, sondern sie irgendwohin
begleitete, habe ich mit dem
Erwachsenwerden gelernt, eine
Grenze zu ziehen. Ich helfe
ihnen gerne, wenn ich Zeit
habe, aber ich kann nicht immer
für sie da sein, wenn sie etwas
brauchen. Dies ist vielleicht
nicht einfach für meine Eltern,
aber sie mussten lernen, vermehrt auch Hilfe von Aussenstehenden zu holen.
Hast du manchmal irgendetwas
vermisst, das dir deine Eltern
aufgrund ihrer Blindheit nicht
geben konnten?
In der Schule mussten wir nach
den Sommerferien zeichnen, wo
wir in den Ferien waren. Alle
zeichneten das Meer. Wir hingegen blieben in
der Schweiz, weil wir nicht mit dem Flugzeug
oder mit dem Auto irgendwohin fahren konnten.
Aber es gibt ja Familien, denen dies aus finanziellen Gründen auch nicht möglich ist.
Wohin seid ihr in die Ferien gegangen?
Wir verbrachten unsere Ferien regelmässig im
Hotel Solsana. Dort hat es mir immer sehr gefallen. Es kamen immer ein paar Familien zusammen. Dies machte Spass und war lustig.
Erinnerst du dich an Reaktionen von Aussenstehenden auf die Blindheit deiner Eltern?
Es gab Eltern von Kindern im Quartier, die verletzende Bemerkungen fallen liessen wie: «Es ist
klar, dass es wieder Christian ist, der das gemacht
hat.» Man wurde ein wenig abgestempelt. Aber
damals realisierte ich noch nicht, dass es diskriminierend war. 
Inserat
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Familie
Ist es dir wichtig, was andere über die Blindheit
deiner Eltern, in ihrer Rolle als Eltern, denken?
Viele Leute können sich gar nicht vorstellen, wie
es ist, blinde Eltern zu haben. Sie haben ein Bild,
das nicht der Realität entspricht. Sie sagen: «Ihr
habt ja gar keine Kindheit gehabt.» Oder:
«Warum haben solche Leute überhaupt Kinder.»
Wenn ich solche kritischen oder negativen Stimmen höre, kläre ich sie auf und erzähle, wie ich
es erlebe.
Was sagst du zur Aussage: «Blinde Eltern können ihren Kindern nicht die bestmöglichen Bedingungen zum Aufwachsen bieten»?
Es mögen vielleicht nicht die besten Bedingungen sein, aber es mögen sehr gute Bedingungen
sein.
Was sagst du zur Aussage: «Blinde Eltern können ihre Kinder nicht genügend vor Gefahrensituationen schützen»?
Stimmt hinten und vorne nicht. Es spielt keine
Rolle, ob sehend oder nicht sehend. Viele
Dinge lernt man erst, wenn man sie einmal
erlebt hat. So glaubt man erst, dass ein Bügeleisen heiss ist, wenn man sich einmal daran
verbrannt hat.
Aber es gibt Situationen, die dürfen nicht passieren, zum Beispiel könnte ein Kind, das im Strassenverkehr unvermittelt auf die Strasse rennt,
tödlich verunglücken….
Ja, aber während ein Kind von seinen sehenden
Eltern vielleicht nur gehört hat, dass es nicht
blindlings auf die Strasse rennen sollte, habe ich
dadurch, dass ich die Eltern zum Beispiel in den
Laden brachte und um Gefahrensituationen
herumführte, auch wirklich erlebt, was es heisst,
auf Gefahren zu achten. So gesehen ist es eher
ein Vorteil als ein Nachteil, blinde Eltern zu
haben.
Ist der Gebrauch deiner anderen Sinne dadurch,
dass deine Eltern blind sind, gefördert worden?
17
Ich weiss nicht, ob der Grund
die Blindheit meiner Eltern ist,
aber es ist wirklich so, dass ich
vieles über mein Gehör wahrnehme. Oft «fernsehe» ich nur
über das Gehör. Und im Restaurant achte ich sehr stark
auf die Gespräche und Geräusche um mich herum. Und
viele Dinge begreife ich viel
besser, wenn ich sie berühre
oder auseinandernehme, als
wenn ich sie nur visuell wahrnehme.
Welche sind deiner Ansicht nach
wichtige Eigenschaften des
Elternseins?
(Überlegt lange) Sicher nicht das
Sehvermögen oder die Absenz
von welcher Behinderung auch
immer. Wichtig ist sicher, dass
man bereit ist, den Job als Eltern zu übernehmen.
Welche Tipps gibst du anderen
blinden Eltern?
Für mich wäre es manchmal
wichtig gewesen, dass sich
meine Eltern bei der Bildung
ihres Urteils mehr auf ihre
Wahrnehmungen und ihr
Bauchgefühl verlassen hätten
und sich weniger von sehenden
Mitmenschen hätten beeinflussen lassen. Blinde Eltern sollen
nicht glauben, sich anpassen zu
müssen, damit die anderen ein
gutes Bild von ihnen haben. 
Familie
18
Zum Wohle des Kindes
Jean-Marc Meyrat
Das Thema Adoption macht
immer wieder Schlagzeilen, sei
es der Adoptionswunsch gleichgeschlechtlicher Paare oder der
Vorschlag eines Tessiner Nationalrats, Familien mit adoptierten Kindern sollten ebenso
Elternurlaub erhalten wie all
jene Paare, die sich auf natürlichem Wege vermehren.
von ihren leiblichen Eltern verstossen worden
sein. Wie jedoch ein «offensichtliches Desinteresse» der Eltern am eigenen Nachwuchs auszusehen hat, ist eine komplexe Frage, die nur selten
gerichtlich entschieden wird.
Ein paar Zahlen
2011 adoptierten französische
Familien erheblich weniger
ausländische Kinder als in den
Jahren zuvor. Den jüngsten
Statistiken zufolge lag die Zahl
mit nur 1995 so niedrig wie nie
in den letzten 25 Jahren. Dieser
Rückgang ist in allen Industrienationen zu beobachten und
war vorhersehbar.
Das Recht auf Elternschaft
Kann man Eltern sein, wenn man gesund und fit
ist und beruflich Erfolg hat? Wenn man häufig
auf Reisen ist? Wenn man an schlimmen Rückenschmerzen leidet oder oft schwere Beine hat?
Wenn man einen überaus verantwortungsvollen
Beruf ausübt? Kann man Eltern sein, wenn man
bettelarm, total abgebrannt, behindert, depressiv,
völlig fertig, HIV-positiv, Alkoholiker oder Junkie
ist? Kann man Eltern sein, wenn man weder Manieren hat noch irgendein Wissen besitzt, das
man weitergeben könnte? Solche Fragen darf
man nicht stellen, denn sie erinnern fatal an die
Doktrinen gewisser totalitärer Systeme.
Verschärfte Bedingungen im
Ausland
Schon vor einigen Jahren haben
Länder wie Haiti und Vietnam
Adoptionen ins Ausland den
Riegel geschoben. Zudem sind
zahlreiche Staaten inzwischen
dem Haager Übereinkommen
beigetreten und begünstigen
Adoptionen im Inland. Hindernisse für Adoptionswillige sind
deshalb nicht nur die verschärften Bedingungen im Ausland,
sondern auch die geringere
Anzahl Kinder, die für eine
legale Adoption in Frage
kommt, denn die Kinder müssen
Derzeit werden weltweit offenbar nicht mehr als
27 000 Kinder legal adoptiert. Genauso hoch ist
die Zahl der 2011 allein in Frankreich gestellten
Anträge.
Angenommen, Sie kennen eine Schwangere, die
bereits acht Kinder hat, von denen drei taub,
zwei blind sind und eines geistig zurückgeblieben ist. Zu alledem ist diese Frau an Syphilis
erkrankt. Würden Sie ihr zu einer Abtreibung
raten? Falls ja, haben Sie gerade Beethoven auf
dem Gewissen...
Und doch stellt sich diese Frage in sehr vielen
Fällen: Können behinderte Menschen Kinder
grossziehen?
In Frankreich leben über fünf Millionen Menschen mit Behinderungen. Wie viele von ihnen 
Familie
Eltern sind, lässt sich nicht ermitteln, denn darüber ist noch nie eine Erhebung erfolgt. Gerade
dieser Mangel an Zahlen spricht Bände darüber,
wie wenig Interesse die Gesellschaft für den Kinderwunsch behinderter Menschen aufbringt, und
wie schwer es Menschen mit Behinderungen fällt,
dieses oft bittere Thema offen anzusprechen.
Früher sprachen sich Verwandtschaft und Freundeskreis, aber auch die Vertreter des Gesundheitswesens in der Regel eher gegen den Kinderwunsch behinderter Erwachsener aus. Man hielt
diesen Wunsch für unvernünftig, weil sie ja ihre
Aufgaben als Eltern gar nicht erfüllen könnten,
oder man befürchtete Schwierigkeiten, vor
denen es behinderte Menschen zu schützen galt.
All das wird mittlerweile hinterfragt.
Heute ist das Thema nicht mehr tabu. Seminare
und Fortbildungen beschäftigen sich mit dem
Thema Handicap und Elternschaft. Immerhin hat
die Bereitschaft zur Integration behinderter
Menschen dazu geführt, dass beispielsweise ihr
Anspruch auf Arbeit, auf Zugang zu öffentlichen
Räumen und kulturellen Aktivitäten diskutiert
wird. Warum sollte dann ihr Recht auf eine affektive und sexuelle Entfaltung – und damit auch
auf eine Adoption – unter den Tisch fallen? Verbände, Ärzte und Psychologen plädieren dafür,
es Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen,
diesen Wunsch auszudrücken und alle damit
verbundenen Schwierigkeiten zu diskutieren. Nur
so könne man eine tragfähige Entscheidung
treffen, sei es die Erfüllung des Kinderwunsches
oder der Verzicht darauf.
Das Recht auf sexuelle Entfaltung und Elternschaft ist seit 1994 von den Vereinten Nationen
behinderten Personen gesetzlich ebenso garantiert wie Nichtbehinderten.
Und die Eignung zur Adoption?
In der Schweiz ist eine Adoption ein langer Weg
durch die Instanzen. Aus meinem Bekanntenkreis
19
haben mir mehrere Leute erzählt, wie es ihnen dabei ergangen ist und wie belastend sie es
fanden, von Sachbearbeitern
abhängig zu sein, deren Sensibilität von Person zu Person und
in unserem Land auch von Kanton zu Kanton völlig verschieden ausgeprägt ist. Ganz gleich,
warum sich ein Paar für eine
Adoption entscheidet: Alle
müssen zunächst ein Hindernisrennen durchlaufen.
Und wie sieht es für Blinde und
Sehbehinderte aus?
Ich kenne persönlich keinen Fall,
in dem beide Adoptiveltern
behindert sind, wie etwa beim
blinden österreichischen Paar,
um das es im folgenden Artikel
geht. Dafür habe ich mit drei
Mitgliedern des SBV gesprochen, die mit ihrem Ehepartner
gemeinsam Kinder adoptiert
haben.
Michel André, Physiotherapeut
in Morges, ist sehbehindert.
Obwohl seine Sehfähigkeit sich
verschlechterte, spielte dieser
Umstand nach seiner Erinnerung keine wesentliche Rolle bei
der Adoption der damals zweieinhalbjährigen Sheela. Allerdings ist in diesem konkreten
Fall der Papa der sehbehinderte
Elternteil. Vielleicht war das ja
ein wichtiger Aspekt?
Auch Damien Rech ist sehbehindert. Gemeinsam mit seiner
nicht sehbehinderten Frau hat
er drei Kinder aus Vietnam 
Familie
20
adoptiert: Vincent, Quentin und
Faustine. Ironie des Schicksals:
Zwischen den Adoptionen von
Quentin und Faustine kommt
ihr leiblicher Sohn Jean-Baptiste
zur Welt. Auf die Frage, ob
seine Behinderung die drei
Adoptionen erschwert habe,
meint Damien sogar, sie habe
eher einen positiven Einfluss
gehabt, denn gerade weil er
nach 28 Jahren Berufstätigkeit
nun nicht mehr arbeiten gehe,
könne er sich zu Hause ständig
um die grosse Kinderschar kümmern. Zwar wurde die Grossfamilie Rech von den Behörden
etwas intensiver begleitet als
«gewöhnliche» Adoptiveltern,
doch war für die Adoption des
jüngsten Sprösslings Faustine
nach Damiens Meinung ihr
Wohnort von Bedeutung, denn
im Kanton Freiburg liegt die
Anzahl Kinder pro Familie höher
als im nationalen Durchschnitt.
Der kleine Daniel wurde 2002
im Alter von drei Monaten
Mitglied der Familie Gauchat.
Die Mutter Catherine ist blind,
und in ihrem Fall ging zunächst
gar nicht alles glatt, bis der
kleine Sonnenschein aus Guatemala das Heim der Gauchats
doch noch erhellte. Nach zwar
verständlichen, aber doch sehr
eindringlichen Warnungen der
Waadtländer Behörden vor den
Schwierigkeiten einer Adoption,
versuchten Catherine und Blaise
ihr Glück dennoch mit Bedacht
in Thailand. Dort entscheidet
eine staatliche Behörde für oder
gegen adoptionswillige Familien. Nach einjähriger Wartezeit kam dann die Enttäuschung: Der
Antrag der Gauchats wurde wegen der Behinderung der Mutter abgelehnt. Erst im zweiten
Anlauf klappte es dann.
Statistisch sind diese drei Beispiele natürlich
überhaupt nicht repräsentativ, doch man erkennt
bereits, dass die zuständigen Behörden Kindesadoptionen durch Menschen mit Behinderungen
nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen.
Sind jedoch beide Elternteile behindert, sieht die
Sache womöglich nicht ganz so positiv aus.
Die Sicht der anderen
Sehbehinderte Eltern, ganz gleich ob mit leiblichen oder adoptierten Kindern, sehen zwar das
Mitleid in den Gesichtern ihrer Umgebung nicht.
Oft genug aber können sich ihre Mitmenschen
Kommentare nicht verkneifen wie: «Ach, du
armes Kind – hoffentlich hast du trotzdem Spielkameraden und deine Eltern lassen dir genug
Zeit zum Spielen, auch wenn du ihnen von früh
bis spät helfen musst.»
Eltern sollten ohne Umschweife mit ihren Kindern über ihre Behinderung sprechen, wie auch
über die Adoption, so selbstverständlich, wie sie
über alle anderen Dinge reden. Nur so können
Kinder sich im Leben zurechtfinden und sich
entwickeln. Natürlich können behinderte Menschen genauso gute oder schlechte Eltern sein
wie jeder Nichtbehinderte, denn Fakt ist: Eltern
zu sein lernt man tagtäglich und anhand der
konkreten Gegebenheiten. 
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Familie
22
Verweigerte Adoption
Naomi Jones
In Österreich wurde einem
blinden Paar die Adoption eines
Kindes verweigert. Der Fall rief
im letzten Jahr ein grosses Echo
in der österreichischen Presse
hervor. Handelt es sich um
Diskriminierung der Eltern oder
um den Schutz des Kindes?
Im Juni 2010 beantragten Dietmar Janoscheck
(40) und seine langjährige Lebenspartnerin Elfriede Dallinger (45) in Linz die Adoption eines Kindes. Im Dezember des gleichen Jahres erhielten
sie einen abschlägigen Bescheid. Zuvor durchliefen sie die übliche Eignungsprüfung. Janoscheck
und Dallinger sind beide seit zwanzig Jahren
blind. 
«In Österreich werden Kinder nicht an der Leine geführt», zitiert Dietmar Janoscheck die Fürsorgerin der Bezirkshauptmannschaft Linz Land. Surya lässt sich vom
«Gstälti» nicht stören.
(Foto: Athanasiou & Lüem)
Familie
Im Mai 2011 wandte sich das Paar an die Behörde
und verlangte eine Darlegung der Ablehnungsgründe. Um ein neues Begehren in einem andern
Bundesland stellen zu können, verlegten Janoscheck und Dallinger ihren Wohnsitz. In Wien
stellten sie das Adoptionsbegehren erneut. Leider wieder ohne Erfolg. Sowohl die Linzer wie
die Wiener Behörde betonte, dass nicht die Behinderung des Paares den Ausschlag für die
Ablehnung des Gesuchs gegeben habe. Dennoch
reichte das Paar Klage wegen Diskriminierung
ein.
Unwissen der Behörde
Auf seiner Internetseite publizierte Dietmar
Janoscheck ein selbst verfasstes Protokoll des
Gesprächs mit den Linzer Behörden über die
Ablehnungsgründe. Tatsächlich finden sich darin
Aussagen, die ein grosses Unwissen bezüglich der
Sehbehinderung auf Seiten der Behörden zeigen.
So sehen die Behörden etwa die Sicherheit des
Kindes durch die Blindheit der Eltern gefährdet.
Die blinden Eltern könnten Krankheiten nicht
rechtzeitig erkennen oder das Kind nicht mittels
Mimik vor Gefahren warnen. Laut der Psychologin Tanja Guserl gibt es Studien, die belegen,
dass dies nicht der Fall ist. Andererseits beurteilt
die Behörde die möglichen Lösungen von Problemen, die aufgrund der Sehbehinderung entstehen, als problematisch: Glöckchen an den Schuhen oder ein Brustgurt mit Leine für das
Kleinkind seien für dieses eine Zumutung, der
Tastbefund ein Eingriff in seine Autonomie.
Die Argumentation der Behörde im von Janoscheck verfassten Protokoll lassen eine relativ
enge Haltung darüber, was geeignete Eltern sind,
erkennen. So betonen die Vertreterinnen der
Bezirkshauptmannschaft Linz Land mehrmals,
dass Adoption eine besondere Situation für das
Kind sei. Es sei ausreichend, dass diese eine besondere Situation gegeben sei. Diese solle nicht
durch eine zweite Besonderheit, wie eben die
Behinderung der Eltern verstärkt werden. Und
genau hier wird es schwierig.
23
Denn welche Situation ist normal? Gedeiht ein Kind besser in
einer kalten Familie mit korrekter Fassade oder bei einfühlenden Eltern mit einer Behinderung? Und wie lebt es sich 
Inserat
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Familie
24
mit einem fröhlichen Transvestiten als Mutter? Plakative
Fragen schreien nach simplen
Antworten. Die Aufgaben der
Adoptionsbehörden sind jedoch alles andere als einfach.
Denn Kinder, die zu einer Adoption freigegeben werden,
bringen unweigerlich eine
erste traumatische Erfahrung
mit. Manche Kinder in Entwicklungsländern leben unter äusserst schwierigen Umständen.
Dies erweckt bei adoptionswilligen Paaren leicht Mitleid und
Beschützerinstinkt. Dietmar
Janoscheck publiziert auf seiner Website Fotos von blinden
Waisenkindern, die einem
verstummen lassen. Ja, diese
Kinder würde man am liebsten
in den Arm und zu sich heim
nehmen.
Delikate Situation
Ein solches Kind aufzuziehen
ist jedoch äusserst anspruchsvoll und man versteht die Zurückhaltung der Behörden.
Was gut gemeint ist, kann
leicht zu weiterem Unglück
führen. So ist es die Aufgabe
der Behörde, adoptionswillige
Paare auf ihre Qualität als
Eltern von Kindern aus schwierigen Verhältnissen hin zu
prüfen, bzw. diese Qualität zu
beurteilen. Die professionelle
Kompetenz, diese Qualität zu
beurteilen, muss man den
Behörden systembedingt zugestehen. Hingegen fehlt der
Behörde die Kompetenz, Menschen mit einer Sehbehinde-
rung bezüglich ihrem Umgang mit der Behinderung zu beurteilen. Hier müsste sie Fachleute
aus dem Sehbehindertenwesen zuziehen.
Allerdings: Zwischen den Zeilen des von Janoscheck verfassten Protokolls wird klar, dass die
Behörden der Adoption eines Kindes durch Dietmar Janoscheck und Elfriede Dallinger nicht
allein wegen der Behinderung kritisch gegenüber stehen. Unabhängig von der Behinderung
äussert sich ein Unbehagen gegenüber dem
forsch auftretenden Paar bezüglich seiner Qualität als Adoptiveltern. Mehrmals betont die Psychologin, das Paar vergesse ob der Thematik der
Behinderung die Perspektive des Kindes. Dass
diese aber im Vordergrund stehen muss, versteht
sich von selbst.
Bezüglich der Frage, ob eine Diskriminierung
vorliege, ist noch kein Urteil gefallen. Die Chance
allerdings, dass das Paar doch noch ein Kind
adoptieren darf, ist allein wegen seines Alters
gering. Denn Adoptiveltern dürfen in Österreich
nicht mehr als 45 Jahre älter als das Kind sein.
Dietmar Janoscheck und Elfriede Dallinger haben
aber dennoch einen Weg gefunden, blinden
Waisenkindern zu helfen. Sie engagieren sich für
eine Blindenschule in Bulgarien. 
Dietmar Janoscheck ist Gründer und Geschäftsführer der Organisation freiraum-europa. Die
Organisation setzt sich für Barrierefreiheit und
Integration von Menschen mit Behinderung
ein. So auch für Bulgarische Waisenkinder:
www.freiraum-europa.org
Familie
25
Heimatlos
Claudine Damay
Keine Angst, dieser Artikel wird
nicht so rührselig wie der 1878
erschienene berühmte Roman
von Hector Malot. Aus verschiedenen Gründen könnte er allerdings bei manchen Lesern
schmerzliche Erinnerungen
wachrufen, denn anhand eigener Erfahrungen beschäftigt
sich die Verfasserin mit der
Kindheit derer, die von ihrer
Familie getrennt wurden und in
einem Blindenheim leben mussten. Es geht dabei nicht um eine
soziologische Analyse aller
denkbaren Erlebnisse in einer
solchen Konstellation, sondern
um konkrete persönliche Erfahrungen.
Der Nachteil der Behinderung
Angesichts der ganzen Horden
von Psychologen, die heute
beim ersten Anzeichen für Probleme auf den Plan gerufen
werden, fragt man sich unwillkürlich, wie wir eigentlich damals den brutalen Einschnitt
heil überstanden, den der unumgängliche Wechsel in die
Schulanstalt des Blindenheims
für uns bedeutete. Während es
für blinde Kinder einfach keine
Alternative gab, gelangten
sehbehinderte Kinder oft erst
dort hin, nachdem sie an einer
normalen Schule gescheitert
waren. Bis zu den 1970er Jahren
war von Integration noch keine
Rede. Von heute auf morgen
mussten wir unser gewohntes Umfeld, unsere
Eltern, Geschwister und Freunde zurücklassen –
alles, was ein Kinderleben ausmacht – und nunmehr in einem fremden, trostlosen Umfeld leben.
Nicht selten kamen zur Sehbehinderung affektive und soziale Handicaps hinzu, zumal es nur den
wenigsten gelang, eine enge Bindung an Geschwister oder Spielkameraden aus frühester
Kindheit zu bewahren. Schon das Einschlafen
ohne Kuscheln mit Mama war ja ein Problem…
Die Familie glorifizieren
Um diesen brutalen Mangel zu ertragen, entwickelten wir eine Reihe von Strategien: Völliges
Einigeln: Nichts kann mich beeindrucken, nichts
mir weh tun. Rückzug nach innen: Wenn ich mich
tot stelle, geht es irgendwann vorbei. Oder Rebellion: Wenn ich schon keine Familie mehr habe,
will ich wenigstens selbst entscheiden. Um das
Heimweh auszuhalten, mussten viele von uns
ihre Familien glorifizieren; alles, was die Eltern
sagten, war das Wort Gottes und über alles erhaben, was wir im Heim hörten. «Meine Mutter hat
immer Recht», lautete die unumstössliche Regel
Nummer eins. Wie oft wurde ich bestraft, weil
ich mich weigerte, die von den Vorstandsdamen
gestiftete Kleidung anzuziehen anstelle der
angeblich unschicklichen Sachen, die meine Mutter selbst genäht hatte! Ich kann mich nicht
erinnern, darüber je mit Mitschülern gesprochen
zu haben, denn wir sassen ja alle im selben Boot.
Wozu über etwas reden, wenn sowieso alles
beim Alten blieb?
Die trügerische Hoffnung: Ferien
Für diejenigen, die jedes Wochenende zu Hause
verbringen durften, vergingen die 24 Stunden
wie im Flug, ohne dass sie Zeit gehabt hätten,
Beziehungen zu pflegen. Kaum im Dorf aus dem
Zug gestiegen, lief der Countdown und die 
Familie
26
Furcht vor der Rückfahrt wuchs stetig. Unser
sonntäglicher Weltschmerz stand dem Baudelaires in nichts nach – er verfolgt mich bis heute.
Noch schlimmer war es für diejenigen, die nur
einmal im Monat oder sogar nur in den grossen
Ferien nach Hause konnten. Auch für ihre Eltern
war es bestimmt nicht leicht, mit Kindern umzugehen, deren Gewohnheiten und Umgang sie
nicht kannten.
Ohne Vorbilder sein Leben gestalten
Zum Glück geht alles einmal zu Ende. Endlich
erwachsen, kehrten wir wieder zurück und versuchten, ein ganz normales Leben aufzubauen.
Doch die Vergangenheit lässt sich nicht so einfach vertreiben. Sie wirkt nach. Der Alltag verwischte oft Erinnerungen an eine unglückliche
Kindheit und Jugend. Die wahren Probleme
begannen oft erst, als wir begannen, unser Erwachsenenleben zu planen. Eine Paarbeziehung
einzugehen, ist gar nicht so einfach, wenn man
dafür keine Vergleichsmöglichkeiten oder das
Vorbild der eigenen Eltern hat, wenn es nicht
einmal eine Patchworkfamilie oder Ersatz für den
abwesenden Elternteil gab. Kinder aus geschiedenen Ehen können ein Lied davon singen. Auch
die Erziehung unserer eigenen Kinder wurde
massiv dadurch erschwert, dass wir keine Vorstellung hatten, wie eine Kindheit oder Jugend in
einem freien Umfeld verlaufen kann.
Das A und O: seelische Belastbarkeit
Angesichts dieses überaus düsteren Bildes armer
sehbehinderter Kinderseelen fragen Sie sich
sicher längst, was aus meinem anfänglichen
Versprechen geworden ist. Doch nichts ist nur
schwarz oder nur weiss, es gibt immer Zwischentöne: Es war auch eine Gelegenheit, das wirkliche
Leben kennenzulernen. Die Selbsthilfe war
selbstverständlicher Teil unseres Alltags. Das gilt
nicht nur für die Solidarität, die man in jeder
Kindergemeinschaft findet (ich übernehme deine
Strafarbeit, dafür machst du meine Math-Hausaufgaben). Viel wichtiger war die wechselseitige
Hilfe zwischen Sehbehinderten
und Blinden. Es ist sicher kein
Zufall, dass viele altgediente
aktive SBV-Mitglieder einst die
Schule des Blindenheims durchliefen. Wer schon früh lernt,
eigene innere Kräfte zu mobilisieren, um nicht unterzugehen,
ist für die Zukunft gut gerüstet.
Natürlich schafft ein solches Miteinander schöne Erinnerungen
an die erlebte Kameradschaft.
Das Wichtigste aber ist die Erfahrung, dass eine Schwäche
sich in eine Stärke verwandeln
kann, denn sie ist tief in uns
selbst verwurzelt. Gerade das
Wissen, dass man kein Einzelfall
ist, dem das Schicksal besonders
übel mitspielt, hat uns zweifellos befähigt, aus unserem Leben
das Beste zu machen.
Die Familie des Herzens
Die fehlende Zuwendung hat
uns zudem gelehrt, die Nestwärme der Familie besonders hoch
zu schätzen. Das gilt nicht nur
für Blutsverwandte, sondern
auch für die belastbare, verlässliche Familie, die wir uns selbst
aussuchen: die Familie des Herzens, den im Laufe der Zeit
aufgebauten Freundeskreis, der
sich je nach Lebensphase verändert, aber immer für uns da ist.
Ob aktive Mitwirkung in Verein,
Partei oder Sportclub, diese
Dinge suchen wir uns selbst
ohne Zwang aus. Sie ermöglichen uns ein Leben in einer
Gemeinschaft – nicht, wie wir
sie uns erträumen, sondern wie
wir sie selbst gestalten. 
Fokus
27
Zu viel ist zu viel!
Daniel Pulver
Die behinderten Menschen und ihre Organisationen sagen Stopp! zu weiteren Sparmassnahmen
bei der IV. Der nationale Verein «Nein zum Abbau
der IV» bekämpft die IVG-Revision 6b.
Die Dachorganisationenkonferenz der privaten
Behindertenhilfe (DOK), welcher auch der SBV
angehört, gründete im Auftrag von 43 Organisationen aus dem Behindertenwesen im September
letzten Jahres den Verein «Nein zum Abbau der
IV». Ziel des Vereins ist es, die Revision 6b zu bekämpfen. Die 43 Organisationen aus der gesamten Schweiz sind Mitglied des Vereins.
Kinderrente
Wir sind uns einig. Wir müssen verhindern, dass
ausgerechnet auf dem Buckel von schwerbehinderten Menschen und ihren Familien weiter gespart wird. Nebst einem stufenlosen Rentensystem
sieht die Revision eine Kürzung der Kinderrenten
(Renten, für Kinder von IV-berechtigten Eltern)
um einen Viertel vor. Die Auswirkungen für Familien mit einem behinderten Elternteil wären verheerend. Es darf nicht sein, dass Kinder unter der
Behinderung ihrer Eltern leiden.
Revision um Revision
Die geplante Revision ist in der aktuellen Form
inakzeptabel und übersteigt die Schmerzgrenze.
Bevor über derart einschneidende Massnahmen
überhaupt diskutiert werden kann, müssen die
Auswirkungen der letzten Revisionen ausgewertet werden – diese Resultate liegen aber noch
nicht vor.
«Zu viel ist zu viel!» sagt auch Florence Nater,
Vorstandsmitglied des Vereins «Nein zum Abbau
der IV» und Lehrerin für Lebenspraktische Fertigkeiten bei der SBV-Beratungsstelle Freiburg.
Denn seit 2004 folgt Revision auf Revision im
Schnellzugtempo.
Diese Revisionen verursachen
für die behinderten Menschen
Leistungskürzungen von 700
Millionen Franken pro Jahr.
Nach den Zahlen des Bundesamts für Sozialversicherungen
BSV ist aber die Entschuldung
der IV auch ohne eine weitere
Revision möglich.
Stufenloses Rentensystem
Die verheerendsten Konsequenzen der geplanten Revision tragen allerdings die Schwerbehinderten, die schon heute an der
Grenze des Existenzminimums
leben: Ein IV-Bezüger mit Invaliditätsgrad 72% erhält heute eine
Rente von durchschnittlich 1800.–
Franken. Mit dem neuen stufenlosen Rentensystem der IV-Revision
6b würde seine Rente nun auf
Fr. 1296.– gekürzt!
Ein solcher Systemwechsel
bedingt, dass zahlreiche
Schwerbehinderte ihre 20–30%
Restarbeitsfähigkeit mit Teilzeitanstellungen ausschöpfen
müssten. «Ein Modell, das in
der Theorie zwar gut tönt – in
der Realität des heutigen Arbeitsmarktes jedoch völlig
illusorisch ist», sagt Florence
Nater.
Genau das verdeutlicht die Situation von Judith Erni: Die Muskelkranke mit IV-Grad 73%
bezieht heute eine volle Rente.
Mit dem stufenlosen Rentensystem der IV-Revision 6b würde 
Fokus
28
sie noch 73% Rente erhalten – eine Reduktion von
mehr als einem Viertel. Damit könnte sie ihren
Lebensunterhalt aber nicht mehr decken. Gleichzeitig weiss sie aus Erfahrung, dass sie auf dem
Arbeitsmarkt chancenlos ist: «Ich bin seit Jahren
auf der Suche nach einer Teilzeitstelle. Etwas zu
finden, das meine Behinderung berücksichtigt, ist
in der heutigen Zeit schlicht unmöglich.»
Der Verein «Nein zum Abbau der IV» akzeptiert
keine weiteren Kürzungen, die zur Verarmung
der Schwächsten führen. Wenn
das Parlament die IV-Revision 6b
in dieser Form verabschiedet,
wird der Verein das Referendum
ergreifen. 
Daniel Pulver ist Leiter der
SBV-Interessenvertretung und
Präsident des Vereins «Nein
zum Abbau der IV».
Inserat
Rehabilitationsfachperson 60%
Per 1.8.2012 oder nach Vereinbarung
suchen wir in unserer Beratungsstelle
Zürich eine Persönlichkeit als Rehabilitationsfachperson 60%.
–Sie beraten Behörden, Institutionen
und Fachpersonen im Bereich der
sehbehindertengerechten Gestaltung
von Gebäuden und Verkehrsflächen.
Ihre Aufgaben
–Sie beraten blinde und sehbehinderte
Menschen über Hilfsmittel und unterrichten sie in blinden- und sehbehindertenspezifischen Techniken.
–Sie informieren die Öffentlichkeit
sowie spezialisierte Fachkreise über
die Anliegen sehbehinderter und
blinder Menschen und vertreten diese
bei Behörden und in Fachgremien.
Ihr Profil
–Sie verfügen über einen Abschluss und
praktische Erfahrung in den Bereichen
«Orientierung & Mobilität» und/oder
«Lebenspraktische Fertigkeiten» oder
eine Ausbildung in Ergotherapie mit
der Bereitschaft, eine spezifische Weiterbildung zu absolvieren.
–Sie arbeiten team- und lösungsorientiert und verfügen über gute kommunikative und didaktische Fähigkeiten.
Unser Angebot
Bei Ihrem künftigen Arbeitgeber erwarten Sie eine gute Einführung, ein innovatives Betriebsklima und vorteilhafte Anstellungsbedingungen. Für zusätzliche Auskünfte wenden Sie sich an Frau Beatrice Acuña, Leiterin Beratungsstelle Zürich,
044 444 10 60. Wir freuen uns auf Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen. Bitte
bewerben Sie sich direkt online auf unserer Homepage www.sbv-fsa.ch > Verband
> Offene Stellen. Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen!
Fokus
29
Behinderte, setzt keine Kinder
in die Welt!
Joël Favre
Lebt von Luft und Liebe, denn das kostet uns ja
nichts, aber setzt nur keine Kinder in die Welt!
So lautet die klare Botschaft der IV-Revision. Das
gilt vor allem für die bitterste Massnahme der
IV-Revision 6b: die Kürzung der Kinder-Zusatzrenten.
Wirklich nur eine geringfügige Herabsetzung?
Hierzu ein erfundener, aber absolut plausibler
Fall: Für Caroline ist die Kürzung eine Katastrophe. Kurz vor dem Abschluss ihrer Konditorlehre
wird sie Knall auf Fall mit der Diagnose Retinitis
pigmentosa konfrontiert. Da sie in den Oberkellner verliebt ist, kommt sie über den ersten Schrecken rasch hinweg, doch ihr Liebster ist alles
andere als naiv. Als sich herausstellt, dass Caroline Zwillinge erwartet, lässt er sie am Ende der
Saison sitzen und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
Caroline erhält nun eine IV-Rente in Höhe von
1200 Franken für sich selbst sowie zwei Kinderrenten in Höhe von je 480 Franken. Da ihr Gehalt
in der Lehre zu gering war, hat sie von der zweiten Säule nichts zu erwarten. Und da ihre Invalidität nur auf 78% festgesetzt ist, unterstellt ihr
der Kanton ein höheres hypothetisches Einkommen, um ihr nicht zu viele Ergänzungsleistungen
(EL) gewähren zu müssen. Kurzum: Sie muss sich
mit 2160 Franken IV plus 500 Franken Familienzulagen begnügen; hinzu kommen EL, die hier
nicht zur Debatte stehen.
Wird die Revision 6b angenommen, sinkt die Zusatzrente ihrer beiden Söhne von 40 auf 30%, also
um 25% von 960 auf 720 Franken. Doch der Zynismus des Bundesrats geht noch weiter: Gemäss
Revision wird auch Carolines Rente gekürzt, und
zwar auf rund 78% dessen, was
sie derzeit bezieht, denn künftig
soll die Rentenhöhe gemäss dem
Invaliditätsgrad anteilig berechnet werden. Unter dem Strich
würden diese 78% deshalb auch
für die Kinder-Zusatzrenten
gelten, die dann für jeden
Sprössling nur noch 30% davon
betragen würden. Caroline stünden somit für sich und ihre beiden Kinder nur noch 1900 Franken zur Verfügung.
Carolines Ängste
Caroline macht sich keine Illusionen. Ohne eigene Schuld
müssen die Jungs ihre Mutter
weit mehr unterstützen, als es
ihre Spielkameraden tun. Ohne
das Geringste dafür zu können,
sehen sie als Sprösslinge einer
behinderten Mutter einem
Leben in Armut entgegen – und
das ausgerechnet in Genf, einer
der teuersten Städte der Welt.
Mit anderen Worten: Die Kinder
sind doppelt gestraft.
Dabei hätte Caroline ihren Kindern gern optimale Voraussetzungen und die gleichen Chancen wie anderen Kindern
geboten, allein schon als Dank
für die Unterstützung, die sie
ihr ein Leben lang werden
geben müssen. Stattdessen
wachsen die Kinder in Armut 
Fokus
30
auf, denn Caroline wird ihnen bei schulischen
Problemen Nachhilfeunterricht nie und nimmer
finanzieren können. An ein Studium nicht zu
denken.
Meine Kinder werden mich nicht unterstützen
können
Wie man die Dinge auch dreht und wendet,
werden Caros Zwillinge nie der gehobenen Mittelschicht angehören. Und auch wenn sie es gern
täten, können sie ihre Mutter später nicht finanziell unterstützen, ihr keine wohlverdienten
Ferien oder eine Thalasso-Kur spendieren oder
wegen ihrer angeschlagenen Gesundheit eine
Zusatzversicherung bezahlen.
Sollten aber – was wir nicht hoffen wollen –
Caros Jungen selbst unter einer so schweren
Behinderung leiden, dass sie eine IV-Rente beziehen, hätten sie nicht einmal eine Chance, eine
Partnerin zu finden, denn welche Frau würde
sich schon darauf einlassen, ihren behinderten
Mann zu ernähren, ein Leben lang arm zu sein
und zu allem Überfluss noch Kinder in die Welt
zu setzen, die vom ersten Tag an zur Armut verdammt sind?
Das Bundesamt für Sozialversicherungen und
seine Verbündeten verweisen gern darauf, arme
Erwerbstätige seien ja noch viel schlechter dran
als Caroline und ihre Kinder. Sie müssten ja nur
ihren Lebensstil anpassen. Doch das Argument
zieht nicht – zudem hiesse es ja wohl, Behinderte
sollten gefälligst schlechter dran sein als die
ärmsten Nichtbehinderten!
Das BSV behauptet auch, die Kürzungen würden
teils durch die 2. Säule, teils durch Zusatzleistungen ausgeglichen. Doch diese Rechnung geht nie
auf. Erinnern wir uns an die 5. IV-Revision: Kein
Ehepaar hat je einen Ausgleich für die entfallene
Ehegattenrente erhalten. Durch solche nicht
ausgeglichenen Kürzungen der Bezüge werden
Dutzende Familien unter die
Armutsgrenze rutschen.
Ja zum Leben, nein zum blossen
Überleben
Auch wenn uns jedoch der Arbeitsmarkt (meist) verschlossen
bleibt, wollen wir uns nicht mit
dem blossen Überleben begnügen, in ständiger Angst leben,
in bitterste Armut abzugleiten,
und Tag für Tag die letzten
Rappen zusammenkratzen. Wir
wollen leben wie alle anderen,
wir wollen gesund sein, am
gesellschaftlichen Leben Teil
haben, ab und zu im Kino einen
Film mit Audiodeskription
sehen, Spass haben – und das
hat seinen Preis.
Aus all diesen Gründen werden
wir mit ganzer Kraft diesen
Versuch bekämpfen, uns klammheimlich von der Bildfläche
verschwinden zu lassen. Deshalb
werden diejenigen von uns, die
sich Kinder wünschen, auch
Kinder zeugen – wir wissen sehr
gut, was man tun muss, damit
sie gut geraten! Und wir werden alles tun, damit unsere
Kinder nicht in Armut leben
müssen. 
Magazin
31
E-Voting für alle
Rahel Escher
E-Voting steht für elektronisches
Abstimmen und Wählen per
Computer. Diese neue Form der
Demokratie unterstützt Menschen mit einer Behinderung bei
der Ausübung ihrer politischen
Rechte, da sie unter der Wahrung ihres Stimmgeheimnisses
selbstständig abstimmen können.
Im Jahre 2000 startete die Bundeskanzlei das Projekt E-Voting
mit dem langfristigen Ziel, das
System bei eidgenössischen,
kantonalen und kommunalen
Wahlen und Abstimmungen
gesamtschweizerisch einzuführen. In den letzten Jahren haben
verschiedene Kantone das E-Voting versuchsweise getestet.
Inwieweit die Anliegen von blinden und sehbehinderten Menschen berücksichtigt werden, ist
noch unklar. Bei ersten Versuchen
bemängelte die Fachstelle Egalité
Handicap, dass der Zugang zum
E-Voting-System für Menschen
mit einer Sehbehinderung ohne
fremde Hilfe noch nicht möglich
ist, da der dafür notwendige
Code auf dem Postweg zugestellt
wird. Auch ist fraglich, ob die
Website den barrierefreien Standards genügt. Dafür wird sich die
Fachstelle Egalité Handicap mit
seinen Partnern, darunter auch
die Interessenvertretung des SBV,
einsetzen.
Nichts desto trotz: E-Voting birgt
ein grosses Potenzial. Wenn auch
nicht aus denselben Beweggrün-
den, wünschen sich auch andere Interessengruppen eine rasche Einführung der elektronischen
Stimmabgabe. Allen voran die Stimmberechtigten
im Ausland. Die Auslandschweizer-Organisation
ASO lancierte darum die Petition «E-Voting für
alle». Sie appelliert an den Bundesrat, die elektronische Stimmabgabe für alle Schweizerinnen und
Schweizer im In- und Ausland einzuführen. Auch
wenn die Petition nicht explizit ein barrierefreies
E-Voting fordert, setzt sie dennoch ein Zeichen.
E-Voting für alle heisst auch E-Voting für alle
Menschen, egal ob mit oder ohne Behinderung.
Auf der Website www.petition.aso.ch können die
Details der Petition nachgelesen, Unterschriftenbögen ausgedruckt oder die Petition gleich online unterzeichnet werden. Leider ist das Onlineformular wegen des Sicherheitscodes nicht
barrierefrei. Die benötigten Angaben (Vorname,
Name, Wohnort und Land) können auch der
Interessenvertretung mitgeteilt werden, entweder per Mail ([email protected])
oder telefonisch (031 390 88 33). Die Interessenvertretung leitet diese dann an die Auslandschweizer-Organisation weiter. Die Petition dauert noch bis zum 15. August 2012. 
Inserat
Petition «Via für den
elektronischen Kiosk»
Du möchtest auch das spannende Reisemagazin «Via» der SBB auf dem elektronischen
Kiosk lesen? Mach einfach mit bei der Petition
und schreibe eine Mail an:
[email protected] mit der Bitte, das
Via in den elektronischen Kiosk aufzunehmen.
Herzlichen Dank fürs Mitmachen.
Hans Schneuwly
Magazin
32
Nasbüechli – Eine Duftreise von
Yvonn Scherrer
Petra Aldridge
Die Autorin und Journalistin Yvonn Scherrer.
In allen nur erdenklichen Farben funkelnd liegt
in einer schwarzen, ästhetisch gelungenen Umhüllung, ein kleines Juwel. Dessen Leuchtkraft
entspringt Yvonn Scherrers schillernder Beschreibung ihrer Dufterlebnisse. Und die Autorin trägt
ihren berndeutschen Text so brillant vor, dass die
Hörbuchfassung eine ganz individuelle, intime
Note erhält.
Farben und Klänge
Ein Hörerlebnis! Ein aufgeschlagenes Fotoalbum
ohne Fotos. Ein lebendiger Bildband ohne Bilder.
Und dennoch ein fröhlicher Spaziergang durch
eine Galerie voll von vor Lebensfreude sprühenden Collagen. Weder die Fotos noch die Bilder
(Foto: Walter Imhof)
vermisst der Leser wirklich. Die
mit Worten gemalten Gemälde
haben mich im Handumdrehen
in ihren Bann gezogen. Ich bin
überzeugt, einem Maler, der die
so lebendigen Schilderungen
von der Rosenölgewinnung
oder der Kakaobohnenernte
liest oder hört, gelänge mühelos
die Wiedergabe in ausdrucksstarken Aquarellen. Ein Komponist hätte Freude, an der Umsetzung der gezeichneten
Klangbilder. Zumal es Yvonn
Scherrer auf faszinierende 
Magazin
Weise versteht, Düfte mit Farben und Klängen zu verweben.
«Am schönschte sy Düft, wo ne
chüeli und e warmi Syte hei.
Sanduholz het meh Wermi aus
Chüeli. Bir Rose ischs umgekehrt. Die weichi Syte isch e
wachsige, hunigfarbige Ton, di
chüeli Syte isch aquamarin, es
häus, stius Blau ohni jede
Kitsch mit ere Nuance i ds
Grüen. Es Blau, wo Schmärze
löscht.»
Dieser Farbvielfalt fügt sie ihre
ganz individuell «geschmeckte»
Duftvielfalt hinzu. Das wiederum gewährt einen Einblick auch
in die Persönlichkeit der Autorin. Donnerstag ist ihr Lieblingstag. Sandelholz der Lieblingsduft. Nach ihrem Tod möchte sie
am liebsten als Aromenbouquet
verduften.
Auf 3000 m ü. M.: «Schmöckigs
isch rar.» An einem 8. Mai in
Rupperswil werden wir zu einer
Duftreise über mehrere Kontinente abgeholt.
Die eigene Erinnerung
Neben den tausendfach angenehmen Düften, kommt der
Reisebegleiter von Yvonn Scherrer nicht umhin, auch anderes
mit zu durchleiden: Die breite
Palette menschlicher Schnupperkategorien, die eher heikel sind
und oft Peinlichkeit auslösen.
Ungepflegte Menschen sind
grusig, gar egoistisch und rücksichtslos.
33
Schmunzelnd wiedererkannt habe ich eigene
Dufterlebnisse. Beim Pendeln oder bei den stark
nach Knoblauch riechenden – und schmeckenden
– Hackplätzli bei unseren Freunden in Sofia. Ein
vier Jahrzehnte zurückliegendes Dufterlebnis,
ganz frisch, wie konserviert.
Mit Yvonn Scherrer am 30. Oktober auf dem
Markt von São Joaquim angekommen. Die Nase
– noch voller Chiligeschmack – in die Luft gestreckt in Erwartung auf das nächste Duftziel.
Nanu? Die Reise ist plötzlich, unerwartet, vielleicht sogar etwas abrupt zu Ende. Ein wenig
verdutzt versuche ich, das Rätsel zu lösen, warum
meine Reiseführerin sich beim Duft des Chilis
Séraphine Malagueta nennen möchte.
Gibt es bald in einem neuen Büchlein die Auflösung? Ich käme gerne mit auf eine weitere Sinnesreise. Das «Nasbüechli» ist ein wunderbares
Geschenk für alle, die selber mit der Nase auf
Reisen die Myriaden Orange, Blau und andere
Töne entdecken. Aber auch für all diejenigen, die
sich und vor allem uns Blinde verwundert fragen,
was wir vom Reisen in die Ferne haben. 
Scherrer, Yvonn
Nasbüechli – Eine Duftreise
Cosmos Verlag AG, Muri-Bern. 2012
ISBN, Gebundene Ausgabe: 978-3-305-00460-7
Fr. 29.–
Hörbuch: Gelesen von der Autorin, 2 CD’s
ISBN: 978-3-305-00461-4
Sprache: Deutsch (Mundart)
Fr. 34.–
Magazin
34
Was Analphabeten nützt, kommt
Blinden und Sehbehinderten zugute
Jean-Marc Meyrat
Mittel und Wege, unseren Alltag zu erleichtern, findet man
gelegentlich an Stellen, wo man
sie am wenigsten erwartet. In
diesem Fall Barrierefreiheit in
Ouagadougou.
Während meines letzten Aufenthalts in Burkina Faso wartete
ich gerade auf mein Zeitfenster
für einen Internetzugang, um
mit Hilfe eines USB-Sticks meinen Blog auf meiner Website
www.jeanmarcmeyrat.ch zu
aktualisieren.
Nicht zuletzt wegen der überalterten Festnetze bevorzugen die
Afrikaner im Allgemeinen und
die Burkiner im Besonderen
meist Mobiltelefone. So hockte
ich in den klimatisierten Räumen eines Internetcafés, dessen
indischstämmiger Betreiber im
ganzen Land den besten Internetzugang bietet.
Wie von daheim gewohnt, zog
ich erst einmal eine Nummer
und nahm dann Platz auf einem
wackligen Stuhl zwischen Frauen, die Gepäck und Nachwuchs
hüteten, und angeregt plaudernden Männern.
Eines gleich vorweg: Nach Angaben in Blindenschrift suchte
ich auf dem Ticketausgabegerät
selbstverständlich vergeblich. Umso verblüffter
war ich, als auf einmal eine akustische Ansage
nicht nur die nächste Nummer aufrief, sondern
auch den Schalter, an den deren Inhaber man
sich wenden sollte.
Die Ansage ist natürlich kein Allheilmittel, aber
sie nützt denjenigen, die sich die Wartezeit mit
dem Warenhandel auf dem angrenzenden Trottoir versüssen, ebenso wie denjenigen, die sich
mit den Ziffern auf der elektronischen Anzeigetafel schwertun, und einem Blinden wie mir, der
einfach aufstehen und sich bemerkbar machen
kann, wenn er an der Reihe ist. Verblüffend,
nicht wahr?
Mancher wird mir vorhalten, dass es für Blinde
schon reichlich Ansagen gibt, die ebenso wie
Kuh- und Kirchenglocken regelrecht zur akustischen Umweltbelastung werden können. Andersherum kenne ich eine ganze Reihe Leute, die ihr
Nummernticket verfallen liessen, weil sie gerade
in ihre Zeitung vertieft waren.
Aber wie jede Geschichte hat auch diese eine
Moral. In Afrika gibt es ein Sprichwort, das Ihnen
vielleicht zu denken gibt: «Solange die Löwen
keine eigenen Geschichtenerzähler haben, werden die Jäger immer als Sieger aus der Geschichte hervorgehen!» 
Magazin
35
Autonomes Reisen mit PAVIP
Rahel Escher
Seit Anfang Jahr ist die gesamte Fahrzeugflotte
der Verkehrsbetriebe St. Gallen mit dem PAVIPSystem ausgerüstet. Dadurch werden sämtliche
reiserelevanten Informationen für blinde und
sehbehinderte Fahrgäste zugänglich.
PAVIP ist ein Informations- und Navigationssystem, das blinden und sehbehinderten Fahrgästen
Reisen mit dem öffentlichen Verkehr erleichtern
soll. Es liefert ihnen all jene Informationen, die
auch Sehenden zur Verfügung stehen. Dafür
benötigt es zwei Dinge: eine so genannte PAVIPBox in jedem Fahrzeug und ein Handgerät, bestehend aus einem Milestone 312 samt speziellem Funkaufsatz.
Orientierung mittels Vogelgezwitscher
Am Bahnhof oder an der Haltestelle nimmt der
PAVIP-Nutzer das Handgerät in Betrieb. Er kann
nun von sämtlichen Bussen, die gerade einfahren oder auf Platz stehen, Liniennummer und
In St. Gallen zwitschern die Busse wie die Vögel. Endhalt abrufen. Hat er sich für
ein Fahrzeug entschieden, löst
er mit dem Handgerät ein akustisches Signal beim Fahrzeug
aus. Dieses klingt wie das Zwitschern von Vögeln und hilft, das
Fahrzeug zu lokalisieren.
PAVIP ermöglicht aber nicht nur
die Kommunikation mit dem
Fahrzeug, sondern auch mit dem
Fahrpersonal. So kann der PAVIPNutzer in einem nächsten Schritt
seinen Einsteigewunsch beim
Chauffeur platzieren und stressfrei einsteigen. Im Wageninnern
lassen sich dann sämtliche Haltestellen abrufen. Auch das Suchen
des Halteknopfs entfällt. Denn
mit PAVIP kann auch der Aussteigewunsch bequem mit dem
Handgerät mitgeteilt werden. 
(Foto: VBSG)
Magazin
36
Aktuelle Informationen via Funk
Da PAVIP sämtliche Informationen direkt aus dem
Bordrechner des Fahrzeugs zieht, ist das System
jederzeit aktuell. So wird beispielsweise ein spontaner Linienwechsel oder Sonderanzeigen wie
«Extrafahrt» sofort erfasst. PAVIP nutzt für die
Kommunikation zwischen Fahrzeug und Fahrgast
eine drahtlose Übertragungstechnik via Funk.
PAVIP im öffentlichen Verkehr ist ein Projekt des
SBV, des Bundesamtes für Verkehr BAV, der
Verkehrsbetriebe St. Gallen und der Bones AG.
Die Pilotanlage in St. Gallen wird durch einen
Beitrag des Eidgenössischen Büros für die
Gleichstellung von Menschen mit einer Behinderung unterstützt. Als Partner vor Ort konnte der
SBV die Beratungsstelle Obvita
des Ostschweizerischen Blindenfürsorgevereins (OBV) gewinnen. In deren Lokalitäten in
Bahnhofsnähe werden die
Nutzer im Umgang mit dem
System geschult. Auf Wunsch
wird auch eine Übersicht der
wichtigsten Tastenfunktionen
in Grossschrift oder Braille
abgegeben. Interessierte können sich direkt mit der Beratungsstelle Obvita unter der
Nummer 071 246 61 10 in Verbindung setzen. 
Inserate
Tisch-Bildschirmlesegerät «Tieman»
Reinecker
Videomatic LUX
Tieman-Bildschirmlesegerät mit Echtfarbenwiedergabe und schwarz/weiss-Darstellung. Einstellbare Lesefarben, Helligkeit im Lesemodus,
positiv und negativ.
(Neupreis Fr. 6800.–)
zu verkaufen.
Wir verkaufen einen neuwertigen Videomatic LUX, 22“ für
Fr. 3700.–
Wegen stark fortschreitender Makula-Degeneration möchte ich das Gerät verkaufen. Es
befindet sich praktisch im Neuzustand, da es
auch anfangs sehr wenig gebraucht wurde.
–Einzigartige Bilddarstellung
mit höchster Auflösung
–kontrastreiche, flimmerfreie
Bilder
–ergonomische Lesehaltung
mittels variabler Monitoreinstellung
–komfortables Lesen dank
Einstellungsspeicherung und
Zeilenlineal
–abnehmbares Bedienfeld für
praktische Handhabung
Verkaufspreis nach Vereinbarung
Anfragen: Tel. 031 921 74 80, Achille Hettiger,
Ittigen
Weitere Informationen unter
www.reineckerreha.com
Tel. 061 931 17 60
Lesefarben: 8
Vergrösserung: 3,5 bis 43fach
Masse: 40 x 52 x 30 cm
Netzteil 100–240 Volt AC
Stromaufnahme: < 50 Watt
Verband
37
Lobbyarbeit als Hebel für unsere
Interessenvertretung
Denis Maret
An einem Frühlingsnachmittag rief mich Mélanie Sauvain an. Die für die Romandie zuständige
Sekretärin der Agile Behinderten-Selbsthilfe
Schweiz fragte an, ob ich Lust hätte, an einem
Lobbying-Tag teilzunehmen.
reagieren. Was wir brauchen,
sind behinderte Menschen, die
bereit sind, sich im Zweierteam
zu engagieren. Probieren Sie es
doch einfach mal aus! 
Da Lobbyarbeit für meine Vorstellung nur eine
etwas andere Art der Interessenvertretung darstellt, sagte ich zu, und wir beschlossen, als
Zweierteam aufzutreten. Während meine Aufgabe die Sensibilisierung der Parlamentarier
dafür war, welche Probleme die IV-Revision für
behinderte Menschen aufwirft, übernahm Mélanie den rein fachlich-juristischen Teil.
Denis Maret lebt in Monthey.
Er ist Mitglied der Sektion
Wallis sowie des Forum Handicap Valais.
Der Tag X ist da
Vor dem Bundeshaus klopfte mir ganz schön das
Herz! Zunächst hiess es, die Sicherheitsschleuse
zu passieren und sich auszuweisen, erst dann
wurden wir in die Vorhalle der heiligsten Burg
der Schweizerischen Politik vorgelassen, eben
der «Lobby», in der Parlamentarier sich zum
Plaudern treffen und Komplotte schmieden!
Wachsam pickten wir den Politiker heraus, an
dem uns lag. Wir konnten uns seine Aufmerksamkeit sichern und begannen mit der Lobbyarbeit.
Was für eine bereichernde Erfahrung! Wie wir
feststellten, gibt die Anwesenheit einer behinderten Person der abstrakten Realität eines
Parlamentariers schlagartig ein konkretes Gesicht. Im Gespräch mit Betroffenen horchen sie
auf.
Ich halte es für eine gute Idee, uns mehr ins
Scheinwerferlicht zu stellen. Durch die Lobbyarbeit können wir aktiv gestalten, anstatt nur zu
Verband
38
Nachruf: Theres Wüthrich
Ursula Kälin
Am 3. Januar 2012 verstarb nach kurzer, schwerer
Krankheit Theres Wüthrich, ehemalige Präsidentin
der Sektion Ostschweiz und ehemaliges Zentralvorstandsmitglied, in ihrem 81. Lebensjahr.
Theres Wüthrich wurde am 12. Juni 1931 in Burgdorf geboren. Sie war das zweitälteste Kind
neben vier Brüdern und drei Schwestern. Ihr
Vater arbeitete als Melker bei verschiedenen
Berner Grossbauern im Emmental.
Da Theres nur über einen kleinen Sehrest verfügte, besuchte sie das Blindeninstitut «Sonnenberg» in Fribourg. Nach der Schule arbeitete sie
im Blindenheim Horw als Bürstenbinderin, fand
dann aber später eine Stelle in der Seifenfabrik
«Blidor» in Langnau am Albis.
Theres war ein aktives Mitglied der Schweizerischen Caritasaktion der Blinden. Der Wechsel in
einen religiös-caritativen Beruf misslang leider.
Im Alter von fast 40 Jahren machte sie jedoch
eine Umschulung zur Telefonistin und Stenotypistin und fand eine Stelle in der Personalabteilung
der Helvetia Versicherungs-AG in St. Gallen, wo
sie mich in der Telefonzentrale während meiner
Ferien ablöste.
Ich durfte während einiger Jahrzehnte die Wohnung mit der lieben Verstorbenen teilen. Im Jahr
2004 wechselte Theres aus gesundheitlichen
Gründen ins Blindenaltersheim
St. Gallen über.
Theres Wüthrich war dem SBV
bereits 1948 beigetreten. 1973
wurde sie in den Vorstand der
Sektion Ostschweiz des SBV
gewählt, den sie von 1980 bis
1997 präsidierte. Im Anschluss
daran wurde sie Ehrenmitglied.
Während sechs Jahren war
Theres Mitglied des Zentralvorstandes.
Als Präsidentin unserer Sektion
setzte sich Theres tatkräftig für
die Gründung eines Ateliers für
Blinde und Sehbehinderte in
St. Gallen ein, das sie eifrig
besuchte. Hier betätigte sie sich
vor allem am Webstuhl, wo Sie
Handtücher, Tischläufer und
Tischsets wob.
Theres Wüthrich: Wir werden
dich nicht vergessen und dir ein
ehrendes Andenken bewahren.
Gott schenke dir das ewige
Licht. 
Verband
39
Veranstaltungen
Sektion Aargau-Solothurn
18.–20.05.Dunkelzelt an den
Solothurner Literaturtagen. Attraktives
Programm mit der
blinden Radio-Redaktorin Yvonn Scherrer.
www.literatur.ch,
Televox: 031 390 88 88,
Rubrik 812. Auskunft:
Urs Kaiser,
076 339 50 31,
[email protected]
05.06.Stammtisch/Kaffeetreff, Aarauerstube,
Bahnhofstrasse 78,
Aarau. 14.00–16.15
Uhr. Auskunft: Verena
Müller, 062 721 51 67
20.06. Führung durchs Steinmuseum in Solothurn.
14.15–16.45 Uhr.
Anmeldung: Urs Kaiser
076 339 50 31,
[email protected]
03.07.Stammtisch/Kaffeetreff, Aarauerstube,
Bahnhofstrasse 78,
Aarau. 14.00–16.15
Uhr. Auskunft: Verena
Müller, 062 721 51 67
Sektion Bern
30.05. Stammtisch ab 17.00 Uhr im «a familia
portuguesa», Zähringerstrasse 15 in
Bern.
04.06. Mittagstisch in der Villa Stucki ab 12.00
Uhr, Seftigenstrasse 11 in Bern.
16.06. Besichtigung Rheinfall. Anmeldeschluss
20.05. Anmelden über E-Mail:
[email protected]
27.06. Stammtisch ab 17.00 Uhr im «a familia
portuguesa», Zähringerstrasse 15 in
Bern.
Sektion Berner Oberland
14.06. Freizeitgruppe, Brigitta Stehli,
Tel. 034 461 89 88.
Bruno Seewer, Tel. 033 657 10 58
29.06. Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/
Gut, Tel. 033 437 25 82
Sektion Ostschweiz
06.05. Tandem-Erlebnis am Bodensee, Start
in Romanshorn, Distanz ca. 50–70 km,
weitere Info in Post und Televox
031 390 88 88 (126612)
07.05. Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr,
beim HB St. Gallen
03.06. Wanderung «Rund um Waldkirch»,
08.45 Uhr bei Appenzellerbahn am HB
St. Gallen, ohne Anmeldung, weitere
Info 14 Tage vorher auf Televox
04.06. Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr,
beim HB St. Gallen
16.06. Sektionsausflug zur Halbinsel «Au»,
weitere Info in Post und Televox
031 390 88 88 (126612)
02.07. Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr,
beim HB St. Gallen 
Verband
40
Sektion Zürich
26.05. Samstags-Lunch: Rest.
Brunnentor, Brunnenstrasse 21, 8610 Uster
Zeit: 11.30–13.30 Uhr
Anmeldung bei Urs
Lüscher 044 940 93 10
oder sbv.zh@
buero-lektro.ch
29.05. Kontaktgruppe Enge:
Maibummel
Anmeldung telefonisch
bei Ursula Graf:
044 940 33 23 oder
079 219 89 34
06.06.
Wandergruppe Merkur, Rorbas-Eglisau.
Anmeldung bei Maya + Gilbert
Monnerat, Tel. 044 741 23 49 (Ersatzdatum 04.07.)
24.06. Wandergruppe Soleblitz,
Uesslingen/Ittingen/Frauenfeld
Anmeldung bei Marianne + Walti Ogi,
Tel. 044 432 28 28 (Ersatzdatum 22.07.)
26.06. Kontaktgruppe Enge. Kirchgemeindehaus Enge, Zürich, 14.00–16.00 Uhr
30.06. Samstags-Lunch: Rest. Brunnentor,
Brunnenstrasse 21, 8610 Uster
Zeit: 11.30–13.30 Uhr. Anmeldung bei
Urs Lüscher, 044 940 93 10 oder
[email protected] 
Inserat



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
Drei Sterne Ferienhotel für
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Erholung, Sport und Plausch.
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Speziell
eingerichtet für blinde- und
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sehbehinderte
Gäste. Das ganze
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Haus ist zudem rollstuhlgängig.
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Einzigartige
Infrastruktur für
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Seminare, Anlässe und Bankette
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jeder
Größe und jeder Art.
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Lassen
Sie sich auf die
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besondere
Weise verwöhnen und
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genießen
Sie das
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unvergessliche
Ambiente
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mit
erschwinglichen Preisen
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und
außerordentlichen Leistungen.
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Inserate
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Hundekörbe aus Peddigrohr
hergestellt
ergestellt von blinden- und sehbehinderten Menschen.
• Masse: 96 x 59 x 29
• abnehmbares Futter
• waschbar
• Preis: Fr. 160.–
Schweiz. Blindenlinden- und Sehbehindertenverband
SBV-Atelier | Schachenstrasse 9 | 9016 St. Gallen
Tel. +41 (0)71 288 60 11 | Mail: [email protected]
www.sbv-fsa.ch
Begleitete Reise für Blinde und
Sehbehinderte nach Sri Lanka
Dem trüben Herbst entfliehen und in
die Wärme ziehen!
Nächste Reise:
12. November – 5. Dezember 2012
Kleines Resort im Süden bei Mirissa.
Jedes Zimmer mit Du / WC, Swimmingpool.
Traumhafte, ruhige Lage
Kosten: Pro Person im DZ all inklusiv
ca. Fr. 2700.– (hängt vom Flugpreis ab).
EZ Zuschlag Fr. 19.– pro Tag
Begleitung wenn nötig individuell je nach Aufwand. Interessierte melden sich bis
4 Monate vor Reisebeginn. Beschränkte Anzahl Zimmer.
Mehr Informationen bei: Monika Koch, 079 774 81 90,
[email protected], www.resortedelweiss.ch
Inserate
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Vocatex plus (HD)
Tag der
offenen Türe
im Atelier Zürich am
Montag, 25. Juni 2012,
14.00–20.00 Uhr
Seit fünf Jahren benutzen Blinde und
Sehbehinderte das Atelier Zürich für Kurse
und Weiterbildung, kunsthandwerkliche
Tätigkeit und gemeinschaftlichen Austausch.
Am 25. Juni 2012 von 14.00–20.00 Uhr
öffnen wir das Atelier für Fachpersonen,
Freunde und Familienangehörige, welche
die Möglichkeiten des Ateliers sehen,
spüren, hören und schmecken wollen.
Neben Werkzeugen und Werkmaterial,
neben Jogamatten und Lesegeräten stehen
im Küchenbereich schmackhafte Snacks
und Getränke für Sie bereit. Die Benutzer
und das Team vom Atelier freuen sich auf
Ihren Besuch und auf den Austausch mit
Ihnen.
Atelier Zürich
Moosmattstrasse 30
8953 Dietikon
http://zuerich.atelier.www.sbv-fsa.ch/de
unsere Erfahrung –
Ihr Vorteil!
Das Lesegerät, das Sie optisch
und akustisch unterstützt. Sie
lassen sich längere Texte einfach vorlesen. Handgeschriebene Texte und Bilder lesen und
betrachten Sie in Echt- und
verschiedenen kontrastverstärkten Falschfarben. Vocatex,
das audiovisuelle Lesegerät
wird seit 2009 produziert und
erfolgreich eingesetzt. Nun ist
bei Accesstech der Nachfolger
erhältlich. Die lange Erfahrung
und nun vielen Neuerungen
überzeugen uns.
Wann lassen Sie sich von Vocatex vorlesen? Informieren
Sie sich bei accesstech ag:
Luzern 041 227 41 27
St. Gallen
071 277 44 11
Neuchâtel
032 725 32 25
www.accesstech.ch
[email protected]
Verband
43
Korrigendum
Im Kasten zum Artikel «Der Assistenzbeitrag – eine Chance für uns» in «der Weg
Nr. 2/2012» hat sich leider ein Fehler eingeschlichen:
Für Assistenzdienste, die in der Nacht geleistet werden müssen, bezahlt die IV
gerade mal Fr. 86.– pro Nacht statt Fr. 86.– pro Stunde, wie wir geschrieben haben.
Impressum
Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (SBV) im 99. Jahrgang.
Erscheint sechsmal im Jahr in Grossdruck, in Braille, im DAISY-Format,
im Elektronischen Kiosk, teilweise auf
www.sbv-fsa.ch sowie auf Bestellung
per E-Mail (ohne Fotos) in Deutsch
und Französisch («clin d’œil»).
Herausgeber: SBV
Redaktion: Naomi Jones und
Jean-Marc Meyrat
Fotos von Surya und Simone Rentsch:
Nadja Athanasiou, Zürich.
www.atelier-nave.ch
Umschlaggestaltung: Büro Grotesk.cc
Layout: Claudia Holzer, Ediprim AG, Biel
Übersetzungen: USG ÜbersetzungsService AG
Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne
Druck auf umweltfreundliches FSC-Papier
Brailleumwandlung und -druck:
Hanni Wüthrich, Anton Niffenegger
DAISY: Paul Güntert Tonstudio
ISSN (Schwarzschrift): 1422-0490
ISSN (Blindenschrift): 1422-0504
Für Mitglieder des SBV: gratis. Jahresabonnement für Nichtmitglieder:
Fr. 28.– (Inland), Fr. 34.– (Ausland).
Postkonto: 30-2887-6
Redaktionsschluss für die nächste
Ausgabe: 10. Juni 2012
Thema: Entwicklungen in der
Ophthalmologie
Anregungen bitte an: Redaktion
«der Weg / clin d’œil» Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband, Gutenbergstrasse 40b,
3011 Bern, Tel. 031 390 88 00;
Fax 031 390 88 50
[email protected], www.sbv-fsa.ch
Auch mit einer blinden Mutter kann ein
kleines Mädchen vorzüglich rumtollen.
(Foto: Athanasiou & Lüem)