Erfahrungsbericht HongKong

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Erfahrungsbericht HongKong
Abschlussbericht zum Auslandssemester an der Lingnan University in Hong Kong
Im Sommer 2013 führte fand meine Reise durch China einen krönenden Abschluss in Hong Kong.
Die Mischung aus in die Höhe ragenden Wolkenkratzern, chinesischem und europäischen
Einflüssen faszinierte mich ungemein. Dazu kam, dass Hong Kong zu 40 Prozent aus Natur besteht
und sich unzählige Wanderrouten über die Inseln ziehen. Als sich durch mein
Politikwissenschaftsstudium an der LMU München die Möglichkeit ergab in dieser pulsierenden
Stadt zu studieren, habe ich mich mit Begeisterung beworben.
Studiert habe ich an der Lingnan Universität im Bezirk Tuen Mun. Die Universität liegt in den New
Territories und ist 45 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Das Semester ging vom 1. September
bis zum 22. Dezember 2015.
Vorbereitung, Flug und Anreise
Vor der Abreise nach Hong Kong galt es folgende Dinge zu klären: Versicherung, Visum, Geld,
Anreise, Gepäck und Unterkunft.
Für das Studentenvisum musste der offizielle Visumsantrag ausgefüllt werden. Die notwendigen
Links dazu werden durch die Lingnan University zugeschickt. Die ausgefüllten Formulare müssen
anschließend per Post nach Hongkong geschickt werden. Das dortige Internationale Büro
übernimmt das Einreichen, legt die entstehenden Kosten aus und schickt abschließend das
ausgestellte Studentenvisum zurück nach Deutschland. Dieses muss in den Reisepass geklebt
werden.
Für das Absolvieren eines Auslandssemesters in Hongkong ist eine Auslandskrankenversicherung
von Nöten. Eine einfache Reiseversicherung ist nicht ausreichend. Ich selbst habe die HanseMerkur-Versicherung gewählt. Sie bot aus der Fülle an Anbietern das günstigste Angebot. Es
bietet sich zudem an, eine Auslandshaftpflichtversicherung abzuschließen. Zu beachten ist, dass
Studenten während des Auslandssemesters auch in Deutschland krankenversichert sein müssen,
um den Studentenstatus zu behalten. Da ich bei Antritt des Austauschprogramms bereits 25 Jahre
alt war, bedeutete dies, dass ich jeden Monat auch in Deutschland die studentische
Krankenversicherung bezahlen musste.
Bei der Flugbuchung sind die natürlichen Preisschwankungen zu beachten. Viele Kommilitonen in
Hong Kong haben nur einen Hinflug gebucht – im Nachhinein wohl die klügere Wahl. So konnten
sie durch die umliegenden Länder reisen und aus einem Land ihrer Wahl zurückfliegen. Auf der
Reise überflüssiges Gepäck hatten sie bereits per Post nach Hause zurückgeschickt. Der Preis für
ein 20 Kilo Paket nach Deutschland liegt bei knapp 100 Euro. Ich selbst habe für den Hin- und
Rückflug nach Hong Kong mit Air China 750 Euro gezahlt. Der Flug über Peking dauerte rund 15
Stunden.
Die Anreise selbst verlief unproblematisch. Es gibt mehrere Möglichkeiten vom Flughafen zur
Lingnan University zu gelangen. Am schnellsten und teuersten ist ein Taxi für rund 270 Hong Kong
Dollar. Es gibt jedoch auch einen günstigen Bus der nach Futai fährt – das ist ein kleines
Einkaufzentrum gegenüber von der Universität (Bus Nummern: A33, A33P E33P, NA33). Alternativ
kann man auch mit dem Airport Express zur MTR Station Tsing Yi fahren, dort in die MTR nach
Nam Cheong umsteigen und dann in die Westrailline in Richtung Tuen Mun einsteigen. Von der
Haltestelle Sui Hong ist es noch ein zehnminütiger Fußmarsch zur Uni. Ich empfehle jedoch die
Bus-Angebote wahrzunehmen.
Die Lingnan University
Die Studienbedingungen an der Lingnan Universität sind gut. Die Anlage selbst ist ruhig, sehr grün
und die Gebäude modern – bis auf die Wohnheime. Lingnan wurde kürzlich von Forbes zu einer
der zehn besten „Liberal Arts Universitys“ in Asien gekürt. Die Universität war darauf sehr stolz.
Aus meiner Sicht liegt das allgemeine Niveau jedoch unter dem der LMU München. Alle Kurse
werden auf Englisch angeboten – wenngleich die Professoren mitunter schwer zu verstehen sind.
Ich studiere Politikwissenschaft im Master und Statistik im Bachelor an der LMU. An der Lingnan
konnte ich mir nur Kurse für Politik anrechnen lassen. Hier bot sich jedoch eine interessante
Abwechslung, da der Fokus an der Lingnan auf dem asiatischen Raum liegt. Diese Region wird in
München kaum behandelt. In Statistik gehen die Kurse jedoch nicht über die
Einführungsveranstaltungen in Statistik I, II und die Anwendungen in BWL und VWL hinaus. Die
Kursauswahl erfolgte bereits Sommersemester über ein Onlineverfahren. Ich habe Risk
Management, Game Theory, International Politics of North East Asia und Chinesisch I belegt.
Die Uni beginnt mit 9.30 Uhr verhältnismäßig spät und endet um 18 Uhr. Nach dem US-System
müssen viele Gruppenarbeiten und Projekte während des Semesters bewältigt werden. Das ist
teilweise etwas stressig. Allgemein hält sich der Aufwand an der Lingnan aber im Rahmen. Reine
Anwesenheit trägt oft zur Note bei. Ende Oktober finden Zwischenprüfungen statt, die bis zu 30
Prozent der Note ausmachen. Der Abschlusstest Mitte Dezember trägt dann noch höchsten 50
Prozent zur schlussendlichen Note bei. Mit guter Zeiteinteilung hält sich der Arbeitsaufwand in
Grenzen und es bleibt viel Zeit Hong Kong zu erkundigen.
Die Kurse und Tutorien werden von den Professoren selbst gehalten. Die Module sind mit
höchstens 30 Leuten sehr klein, das Verhältnis zu den Professoren ist dementsprechend
persönlicher als in München. Achtung: Die Plätze werden nach „First-Come-First-Serve“
vergeben. Das bedeutet, einmal mitten in der Nacht aufstehen, wenn die Kurswahl freigeschalten
wird. Morgen sind viele Kurse leider schon voll. Zu Beginn des Semesters gibt es noch einmal eine
„Add-and-Drop-Period“, in der nachträgliche Kurswechsel möglich sind - mit viel
Überzeugungsarbeit auch in bereits volle Kurse.
Über eine Unterkunft musste ich mir glücklicherweise keine Sorgen machen. Für Hong Kong üblich
stellt die Lingnan University Austauschstudenten Plätze in den Wohnheimen zur Verfügung. Für
das komplette Semester fielen nur 750 Euro an, die im Voraus zu bezahlen sind. Gerade für Hong
Kong ist das unglaublich günstig. Luxus gibt es jedoch keinen. Die Zimmer sind circa 12
Quadratmeter groß und für zwei Personen ausgelegt. Ich habe mir das Zimmer mit einem
einheimischen Studenten geteilt. Meiner Meinung nach eine tolle Möglichkeit, Kontakte zu
knüpfen, da man sonst häufig nur mit den anderen Austauschstudenten unterwegs ist. Das
Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche befanden sich auf dem Flur. Letztere bestand aus
einem Waschbecken mit Trinkwasserhahn, einem Kanister mit heißem Wasser einem
Kühlschrank und einer Mikrowelle.
Da sich der Lingnan Campus doch recht weit außerhalb des Stadtzentrums befindet, spielt sich
das Leben direkt auf dem Campus ab. Dort gibt es eine Mensa mit passablen Essen und ein etwas
besseres Restaurant. Zur Verfügung stehen auch ein Fitnessstudio, eine Sporthalle, Tennisplätze,
ein Fußballplatz und ein großes Schwimmbecken. Fünf Gehminuten entfernt liegt ein kleines
Einkaufszentrum (Futai) mit einem Supermarkt und einem praktischen Laden für
Haushaltssachen. Viele Austauschstudenten haben sich dort eine dickere Matratze gekauft.
An der Uni gib es zudem verschiedene Clubs. Vor allem das Sportangebot ist breit gefächert. Ich
selbst war Mitglied in der Handballmannschaft. Es gibt aber auch Rugby, Fechten, Fußball oder
Drachenbootrennen.
Stadtprofil / Leben in Hong Kong
Im Vorfeld meines Auslandssemesters habe ich mich bereits mit Studenten der Lingnan getroffen,
die im letzten Sommersemester ein Austauschsemester in München absolviert haben. Das
Internationale Büro hatte mir die Kontakte weitergeleitet. Somit konnte ich bereits im Vorfeld
erste Kontakte zu einheimischen Studenten knüpfen und dort weiter vertiefen. Da sich
Austauschstudenten zudem das Zimmer mit einem „Local“ teilen, entstehen automatisch neue
Freundschaften. Zudem bietet die Lingnan ein Buddy-Programm an. Austauschstudenten
bekommen einen einheimischen Buddy, der einem in den ersten Tagen die Uni zeigt und bei
Fragen behilflich ist. Eine tolle Möglichkeit einheimische Studenten kennenzulernen sind die
Sportclubs. Nach dem Training und den Spielen war ich mit der Handballmannschaft regelmäßig
beim Essen. Zusammenfassend fällt es an der Lingnan Universität sehr leicht Kontakte zu
einheimischen Studenten zu knüpfen.
Die Kommunikation findet ausschließlich auf Englisch statt. Ich habe zwar im Vorfeld zwei
Chinesisch-Kurse besucht und auch dort einen Sprachkurs gewählt, zur wirklichen
Kommunikation in Chinesisch reicht das jedoch nicht aus. Zudem sprechen die Menschen in Hong
Kong Kantonesisch – was von der Aussprache noch einmal schwerer ist als Hochchinesisch. Wer
Chinesisch lernen will, sollte deswegen wohl eher nach Peking oder Shanghai gehen.
Durch den engen Kontakt zu einheimischen Studenten war es auch möglich einen tieferen
Eindruck in die einheimische Kultur und Lebensgewohnheiten zu bekommen. Im Oktober findet
in Hong Kong zum Beispiels das Midautumnfestival statt. Dafür wurden die Wohnheime dekoriert
und es gab die Möglichkeit Mooncakes zu backen. Durch das zusammengepferchte Leben in den
Wohnheimen bekommt man auch einen sehr guten Eindruck von dortigen Lebensgewohnheiten.
Die einheimischen Studenten sind beispielsweise begeisterte Mahjong-Spieler. Das Mischen der
Steine dringt bis in die frühen Morgenstunden durch die Zimmerwände. Wer will, braucht nur zu
klopfen und kann eine Partie mitspielen.
Zum Thema Geld: Ich rate davon ab in Hong Kong ein Bankkonto zu eröffnen oder Bargeld
mitzubringen. Besser ist es eine Kreditkarte zu beantragen, bei der das Abheben im Ausland
kostenlos ist. Ich habe hierfür ein Konto bei der DAB Bank eröffnet. Die Kreditkarte hat in Hong
Kong einwandfrei funktioniert und auch auf der anschließenden Reise war das kostenlose
Abheben sehr nützlich. Die DAB Bank hat auf Nachfrage sogar angefallene Automatengebühren
erstattet. Alternativ hat die DKB Bank ein ähnliches Angebot. Auch mit der Sparkarte der Postbank
lässt sich zehnmal im Jahr umsonst im Ausland Geld abheben. Ich habe zudem einen TanGenerator mitgenommen, um Überweisungen tätigen zu können. Das SMS-Tan-Verfahren
funktioniert im Ausland nicht zuverlässig.
Ein weiteres wichtiges Thema ist das Essen. Wie bereits geschrieben, gibt es eine Mensa und ein
Restaurant auf dem Campus. Geschmacklich lässt beides etwas zu wünschen übrig. Da es nur eine
Mikrowelle gibt, ist es kaum möglich selbst zu kochen. Zum Frühstück gab es Haferflocken mit
Sojamilch. Echte Milchprodukte sind recht teuer.
Im nahegelegenen Einkaufszentrum Futai gibt es weitere Restaurants. Nachts stehen dort zudem
kleine, illegale Garküchen, die gebratene Nudeln, Suppen und Dumplings anbieten. 15 Minuten
mit dem Bus entfernt liegt das Stadtzentrum von Tuen Mun. Dort gibt es zahlreiche weitere
Restaurants und Shoppingmalls. Insgesamt kann das Essen um die Universität leider nicht mit
dem vielfältigen Angebot im Stadtzentrum von Hong Kong mithalten.
Die Stadt selbst ist unglaublich vielfältig. Im Zentrum dominieren die Wolkenkratzer. Die Sicht
vom Kai in East Tsim Tsa Tsui ist sehr beeindruckend. Empfehlenswert ist ein Besuch der
Pferderennen im Happy Valley. Gefeiert wird in Wan Chai und in Lang Kwai Fong. Für weibliche
Partygänger interessant: Mittwoch und Donnerstag müssen Frauen in vielen Clubs keinen Eintritt
zahlen und bekommen die Getränke umsonst.
Neben den Wolkenkratzern bietet Hong Kong aber auch sehr viel Natur. Auf Lantau Island gibt es
beispielsweise schöne Strände und durchaus imposante Berge. Im Sai Kung Country Park kann
man am Strand Zelten und den Sharp Peak besteigen. Zudem laden etliche kleine Inseln für
Tagesausflüge ein. Da Hong Kong mit der MTR, dutzenden Buslinien, Tramlinien und einer
Taxiarmada eines der besten öffentlichen Verkehrssystem der Welt aufweist, kann man jedes Ziel
in der Stadt gut erreichen.
Fazit
Die Zeit an der Lingnan University hat mir sehr gut gefallen. Ich habe viele neue Freunde aus Hong
Kong und der ganzen Welt gefunden. Die Stadt selbst bietet sehr viele Freizeitmöglichkeiten –
von Wanderungen bis zu interessanten Museen. Ich kann daher jedem empfehlen sich für ein
Auslandssemester in Hong Kong zu bewerben. Auch die Erfahrung sich in einer anderen Kultur
zurecht zu finden und andere Lebensgewohnheiten kennenzulernen möchte ich nicht mehr
missen.
Zum Abschluss noch ein paar Hinweise

Hong Kong hat sehr unterschiedliche Jahreszeiten. Im Sommer ist es sehr schwül und heiß.
Das bedeutet Temperaturen zwischen 25 und 35 Grad bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Mitte September erreichten uns die Ausläufer eines Taifuns. Ab Oktober wird es kühler
und trockener. Im von November bis Februar kann es kalt werden. An meinem letzten Tag
hatte es 3 Grad Celsius. Auf Grund der miserablen Fenster ist die Temperatur in den
Häusern nicht viel höher – das gilt auch für das Wohnheim! Deshalb viele kurze Sachen
mitnehmen, etwas zum Drüberziehen gegen die Klimaanlagen und ein paar dicke Sachen
und Jacken für das Ende. Es wird wirklich kalt!

An der Uni kann man eine Studenten-Octopus-Karte beantragen. Mit dieser werden die
Fahrten mit der MTR und in Bussen bezahlt. Wer will kann auch in Geschäften damit
bezahlen.

Die meisten Austauschstudenten haben sich eine Prepaid-Karte für das Handy gekauft.
Telefonieren, Internet und SMS sind recht günstig.

Kleidung und Elektronik war während meiner Zeit in Hong Kong teurer als in Deutschland.
Billiger wird es erst in Shenzen.

Empfehlenswert für Kurztrips sind China, die Philippinen, Taiwan, Südkorea oder Japan;
Viele Austauschstudenten haben nach dem Semester eine Reise durch Südostasien
(Thailand, Vietnam, Kambodscha, Myanmar, Laos) unternommen.

Wichtig: Hong Kong ist keine günstige Stadt! Gerade im Central sind die Preise sehr hoch.
In besseren Bars und Clubs kostet ein Bier zwischen 7 und 12 Euro. Die Cocktails liegen ab
12 Euro aufwärts. Generell kostet das Essen ist westlichen Restaurants deutlich mehr als
in einheimischen Restaurants. Ein Mittagessen in einem einheimischen Restaurant oder
Foodcourt kostet zwischen 5 bis 8 Euro. Oft ist ein Getränk inklusive.
Nützliche Links:
MTR-App: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.mtr.mtrmobile&hl=de
Busangebot
vom
Flughafen:
http://www.hongkongairport.com/eng/transport/to-from-
airport/bus_from_hkia.html
Hilfreiche Tourismus-Seite für Ausflüge: http://www.discoverhongkong.com/de/
Praktische Restaurant-App: Openrice
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.openrice.android