Die Ungezähmte - Björn Kroner

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Die Ungezähmte - Björn Kroner
Panorama · Leben
KOPF DER WOCHE
Der erste Landarzt
N
och immer passiert es Christian
Quadflieg, dass
die Leute ihn auf
der Straße ansprechen:
„Ach, der Landarzt!“ Dabei
wurde die erfolgreiche
ZDF-Fernsehserie, in der
er sich als Dr. Karsten
Matthiesen um die Probleme der Bauern in einem
kleinen norddeutschen
Dorf kümmerte, Ende der
80er Jahre ausgestrahlt.
„Von diesem Image komme ich nicht mehr los,
egal wie viele Rollen ich
in der Zwischenzeit im
Fernsehen oder am Theater gespielt habe“, sagt der
Schauspieler, der am
Sonntag 65 Jahre alt wird.
Doch Quadflieg weiß
diese Serien-Popularität
auch zu schätzen. „So sehr
mir dieses Image bei manchen Fernsehproduzenten
schadet, so sehr nutzt mir
mein Bekanntheitsgrad auf
meinen Lesereisen: Die
Bude ist immer voll“, sagt
er. Schon seit Jahren sind
die „Rezitationen“ mit
Texten von Schiller, Heine
oder Kästner, mit denen er
quer durch Deutschland
unterwegs ist, seine Leidenschaft.
Als Sohn der Theater-Legende Will Quadflieg
(1914-2003) hatte es Christian Quadflieg am Anfang
seiner Karriere nicht
leicht. Auf der Schauspielschule in Bochum habe er
sich einen Künstlernamen
zugelegt, weil er nicht
ständig mit seinem berühmten Vater verglichen
werden wollte. Im Gegensatz zu Vermutungen in
der Presse sei das Verhältnis zu seinem Vater jedoch
immer „völlig problemlos“
gewesen.
Mit seiner Ehefrau, der
Schauspielerin Renate Reger, mit der Quadflieg seit
1974 verheiratet ist, arbeitet er häufig zusammen.
„Meine Frau ist meine
wichtigste Beraterin. Den
„Landarzt“ hätte ich ohne
sie nie gemacht, weil ich
Berührungsängste mit Serien hatte. Sie las die ersten 13 Manuskripte und
sagte: „Mach es!“
(dpa)
Vor einem Monat haben wir an
dieser Stelle fünf Wanderführer
„Ruhrgebiet“ aus dem Rother-Verlag verlost. Hier nun die glücklichen Gewinner: Marianne Hartmann, Sonja Kemler, Walburga Deckenhoff, Ursula und Jochen Huck
und Mary Stenkamp. Der Wanderführer ist per Post unterwegs zu
den Gewinnern. Wir wünschen viel
Spaß damit und Hals- und Beinbruch beim Wandern.
BOULEVARD
Über Persien nach Europa
malten Handschriften, Textilien und Keramikfliesen.
Die erste Tulpe in niederländischer Erde wurde im
Jahr 1593 gepflanzt – von
Botaniker Carolus Clusius.
Die Zeit der Tulpomanie
Die Tulpe war gerade in
den Niederlanden angekommen, da wurde sie
schon zum Statussymbol.
Große Nachfrage und ein
geringes Angebot riefen in
den 30er Jahren des 17.
Jahrhunderts clevere Zwischenhändler auf den
Plan. Sie handelten mit
den Rechten an den Tulpen und ihren Abkömmlingen. Adelige, Bauern,
Fischer, Seeleute, Handwerker: Alle Gesellschaftsschichten beteiligten sich.
So mancher verzockte
Haus und Hof. Deshalb
wird diese Zeit auch gern
als Tulpomanie bezeichnet.
Zwei Millionen Tulpenzwiebeln
Heute exportieren die Niederlande über zwei Milliarden Tulpenzwiebeln in
die ganze Welt. Tulpen
sind für jeden erschwinglich. Man muss sich längst
nicht mehr ruinieren, um
der Tulpomanie in den
eigenen vier Wänden zu
frönen. Mit Tulpen lassen
sich wunderschöne, spektakuläre oder zarte Sträuße
und Arrangements gestalten. Und für Banker gibt es
sogar eine Tulpe mit dem
vielsagenden Namen „Dow
Jones“. Na, dann: Gutes
Wachsen.
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Pretty in Pink: Mit der Tulpe verbinden wir wie mit keiner
anderen Blume den Frühling. Die eine Tulpe gibt es dabei
gar nicht. Es blühen viele verschiedene Sorten und Farben:
Schmal und schnörkellos, lilienblütig, prall gefüllt, mehrfarbig,
geschlitzt. Die Auswahl kann schon schwer fallen. Tulpen
sind dabei wahre Exzentrikerinnen. Sie geben sich lasziv
und launenhaft. Gleichförmigkeit ist ihnen fremd. Wir
widmen der Ungezähmten eine frische Seite.
Die Ungezähmte
Christian Quadflieg wird
am Sonntag 65.
Foto: dpa
Wanderführer verlost
Die Heimat der Tulpe lag
wohl in Persien oder im
Schwarzmeer-Gebiet. Von
dort gelangte sie als Handelsartikel nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Die Tulpe wurde kultiviert und gezüchtet und
nahm schon bald eine bedeutende Rolle in der osmanischen Gartenkultur
ein. Einen Höhepunkt
ihrer Beliebtheit erreichte
die Tulpe um 1700. In den
herrschaftlichen Gärten
feierte man rauschende
Tulpenfeste und auch in
der bildenden Kunst der
Osmanen wurde die Tulpe
zu einem immer wiederkehrenden Motiv auf be-
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Tulpen sind äußerst lebendige Blumen und ein Symbol für den Frühling
Von Doerthe Rayen
E
s hagelt Komplimente. Wenn Floristen
und
Gartenmenschen nach der Tulpe
gefragt werden, dann setzt allgemeines Schwelgen ein. Die
Lebendigkeit der Tulpe wird
gelobt. Sie sei überaus vielseitig, heißt es. Man könne ihr
beim Wachsen zuschauen.
Überhaupt sei sie eine Blume,
die immer und ständig in Bewegung ist. Für Florist Björn
Kroner steht die Tulpe wie keine andere Blume für das Erwachen der Natur. „Tulpen sind
für mich die Frühlingsblumen
schlechthin.“ Am liebsten belohnt sich der 29-jährige Floristmeister aus Köln mit
einem ganzen Arm voll Tulpen. „Ich greife gern in die
Vollen“, sagt er – und spricht
»Wenn der
Frühling kommt,
schick ich dir
Tulpen aus
Amsterdam.«
Schlagersängerin Mieke Telkamp
das aus, was vermutlich die allermeisten denken: Die verschwenderische Fülle hat eine
einzigartige Wirkung.
Als Florist hat Björn Kroner,
der gebürtig aus Haltern am
See stammt, im Frühjahr viel
mit Tulpen zu tun. Er nahm
seine Lieblinge nun auch mit
nach Shanghai. Dort fand am
Wochenende vor Ostern der
Interflora World-Cup statt.
Björn Kroner trat für Deutschland an – und holte den fünften Platz. „Ich bin super zufrieden“, mailte er mit seinem
Blackberry nach Deutschland.
Warum setzte er in China
auf die Tulpe? Na, weil sie mit
dem Orient zu tun hat. „Die
meisten Menschen denken,
Tulpen kämen aus den Niederlanden. Aber ursprünglich lag
ihre Heimat in Persien und im
Schwarzmeer-Gebiet“, weiß
Kroner. Eine Wettbewerbsaufgabe lautete „Flowers of the
Orient“ – und da kam für den
Deutschen eben die Tulpe ins
Spiel.
Björn Kroner gefallen die
Blumen nicht nur, weil es sie
in vielen Farben und Formen
gibt. Sie sind auch unzähmbar. Das reizt den Floristen,
Tulpen stehen für den Frühling. Sie sind sehr lebendige Blumen, die sich ständig verändern.
verständlicherweise,
ungemein. Im gebundenen Strauß
findet Kroner die Tulpe
schwierig. Weil sie eben in der
Vase weiterwächst. Deshalb
setzt er am liebsten auf die
Masse, die einfach in der Glasvase dekoriert wird. Das gläserne Behältnis bevorzugt er –
weil er dann immer den Wasserstand vor Augen hat.
In Shanghai setzte Björn
Kroner auch auf eine opulente
Fülle. „Ich bin bei meinen
Arbeiten nicht so auf die Wirkung einzelner Blüten fixiert.
Tulpen wirken besonders gut,
wenn man sie in großer Anzahl verarbeitet“, erklärte der
Kölner. Seine Tulpen wurden
eigens aus den Niederlanden
eingeflogen. Und jetzt bitte alle summen: „Wenn der Frühling kommt, schick ich dir Tulpen aus Amsterdam . . .“
Zum Thema
Rund um den Strauß
Er mag üppige Tulpensträuße: Weltcup-Teilnehmer
Björn Kroner.
Klein, aber fein
E
! Tulpen sind Stimmungsmacher. Wer sich
selbst etwas Gutes tun
möchte, setzt im Frühling
auf einen Strauß Tulpen.
Der lässt sich mit Zweigen
schlicht, aber schön dekorieren.
! Beim Kauf sollte die
Blütenfarbe der Knospe erkennbar sein – sonst sind
die Blüten unreif. Frische
Tulpen quietschen übrigens.
! Die Stiele sollten unbedingt mit einem scharfen
Messer angeschnitten werden. Wenn sich die
Schnittfläche nach einigen
Tagen bräunlich verfärbt,
In Amsterdam gibt es ein Museum für die Tulpe
s waren einmal drei
Kinder von Tulpenzwiebelzüchtern. Sie
alle hatten einen starken Bezug zur Tulpe. Eines
dieser Kinder heißt Sjoerd van
Eeden. Er wollte den elterlichen Blumenbetrieb nicht
übernehmen, sondern studierte stattdessen Geschichte.
Doch die Tulpe ließ den Niederländer nicht los – er gründete vor fünf Jahren mit zwei
Freunden das Tulpenmuseum
von Amsterdam.
„Tulpen sind bei den meisten Menschen so beliebt, weil
sie im Frühjahr als erstes die
Palette der Farben in die Gärten bringen“, sagt Sjoerd van
Eeden.
Das Tulpenmuseum liegt
unweit des Anne-Frank-Hauses in der Prinsengracht. Wer
viele Räume erwartet, wird
enttäuscht: Das Museum besteht aus einem einzigen
Raum. Zu sehen sind Fotos,
historische Bilder und Videos,
die die Geschichte der Zwiebelblume von den Anfängen
über die ersten Züchtungen
Fotos: IBZ
einfach erneut anschneiden.
! Tulpen brauchen viel
Wasser. Deshalb täglich
nachgießen. Verfärbtes
Wasser ruhig austauschen.
! Tulpen wachsen in der
Vase weiter. Verwendet
man eine kurze, runde Vase, fördert dies das Strecken und Recken der Tulpenhälse. In einer hohen
und schlanken Vase bleiben die Stiele gerade. Wer
keine „krummen“ Tulpen
mag, schlägt sie nachts eng
in Zeitungspapier.
! Bei guter Pflege hält
sich ein Strauß sieben bis
zehn Tage. Wenn sie zu
warm stehen, welken sie
schneller.
(dra)
Keukenhof
und
Festival
L
Fasziniert von der Tulpe:
Sjoerd van Eeden.
am Hof des Sultans von Konstantinopel bis hin zum modernen Anbau erläutern.
Im Schnitt besuchen rund
100 Menschen täglich das
„Amsterdam Tulip Museum“.
Wie van Eeden erklärt, seien
90 Prozent der Besucher Touristen. „Das liegt wohl daran,
dass die meisten Niederländer
glauben, sie wüssten schon alles über die Tulpe“, sagt er mit
einem Schmunzeln. Die meisten Besucher kehren im Shop
über dem Museum ein. Dort
gibt es Tulpensouvenirs und
Zwiebeln. Hier riecht man die
Tulpe dann auch.
(dra)
ust auf einen Ausflug in
Sachen Tulpen? Zwei
Vorschläge:
! Der Keukenhof ist besonders im Frühling einen Besuch wert. Millionen blühende Tulpen und andere Zwiebelblumen locken bis zum 16.
Mai. In dieser Zeit ist der Keukenhof täglich von 8 bis 19.30
Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 14 Euro.
Vom 16. bis zum 18. April findet ein Sommerblumenzwiebel-Markt statt.
! Das Gartenfestival „Mit
Tulpen und Trompeten“ auf
Schloss Ippenburg beginnt am
23. April, wenn die niedersächsische
Landesgartenschau in Bad Essen eröffnet
wird. Bis zum 2. Mai sind Besucher täglich von 9 bis 19 Uhr
beim Festival willkommen. Es
gibt Kleinkunst, Musik und
natürlich Tulpen.
Das Tulpenmuseum liegt unweit des Anne-Frank-Hauses. Direkt über dem Ausstellungsraum befindet sich ein kleiner La- www.keukenhof.nl
den, der zum Bersten gefüllt ist mit Blumenzwiebeln und Tul- www.landesgartenschau
pen-Souvenirs jeder Art.
Fotos: IZB -badessen.de