Review Beyerdynamic MCE 72

Transcription

Review Beyerdynamic MCE 72
Review Beyerdynamic MCE 72 CAM
Vorbetrachtung:
Der Grund für den Kauf eines externen Mikrofons liegt klar auf der Hand: Bei den
meisten Camcordern sind die eingebauten Mikros einfach nicht hochwertig genug,
um den Ton in guter Qualität aufs Band zu bekommen. Gerade bei Feuerwerken sind
die Einbau-Mikros mit den sehr tiefen und teilweise extrem lauten Tönen
überfordert. Zusätzlich wird der Bassbereich (ab 100 Hz) elektronisch
heruntergeregelt, um Geräusche bei der Handhabung des Camcorders zu minimieren
(auch Trittschall genannt). Was für den Urlaubsfilm von Nutzen ist, bereitet in
unserem Einsatzgebiet große Schwierigkeiten. Abschuss- und Zerlegerknall hören
sich blechern und scharf an, ein dumpfer, schöner Schwarzpulverknall will nicht
zustande kommen. Genau aus diesem Grund habe ich mich entschlossen ein externes
Mikro zu kaufen, schließlich macht ein guter Ton das halbe (Feuerwerks-) Video.
Auswahl:
Hier kommt es, wie in den meisten Fällen bei der Videotechnik, darauf an, was man von
seinem Gerät erwartet und wieweit man preislich gehen möchte. Geeignete externe Mikrofone
bekommt man jedoch nicht für weniger als 200 €.
Hier ein paar Auswahlkriterien:
Frequenzgang: Sollte möglichst tief liegen (bei -3dB). Wenn ein Diagramm vorhanden ist,
kann man zusätzlich schauen, wie nahe und wie gleichmäßig sich die Mikrofonkurve an der
Normkurve orientiert. Jenes ist bei Feuerwerksaufnahmen jedoch nicht ganz so wichtig.
Max. Schalldruckpegel: Wie oben schon angesprochen, kommen bei Feuerwerken sehr hohe
Schalldrücke vor, welche Verzerrungen hervorrufen können. Daher sollte der maximale
Schalldruckpegel möglichst hoch sein, ca. 120 dB sind in Ordnung.
Stromversorgung: Ist bei dynamischen Mikros kein Problem - die brauchen so was nicht.
Ein Großteil der erhältlichen Geräte sind jedoch auf Kondensatorbasis aufgebaut und
benötigen dementsprechend eine eigene Stromversorgung: Diese gibt’s entweder über
Phantomspeisung (48 Volt), oder eine einfache Batterie. Hierbei ist zu letzterem zu raten, da
fast kein Camcorder der Consumerklasse eine Phantomspeisung bietet.
Anschluss: Hier besteht die Wahl zwischen XLR-Anschluss oder Miniklinke. In den meisten
Consumercams sind Miniklinken Eingänge verbaut und fast nie XLR. Hat man eine
Miniklinke an der Kamera, sind eine Phantomspeisung und eine Abschirmung gegen
elektromagnetische Strahlung nicht möglich. Viele Mikros haben einen XLR Ausgang, was
jedoch kein Problem ist, das es hierfür Adapter auf Miniklinke gibt.
Befestigung: Am besten ist es, wenn man das Mikro auf dem Zubehörschuh der Cam
befestigen kann. Bei manchen Mikros ist eine so genannte "Spinne" mit dabei, welche
selbiges vor Trittschall schützt, indem es mit Gummibändern aufgehängt wird.
Zusätzlich zu dem Mikro sollte man einen Fellwindschutz kaufen, um das störende
Windrauschen zu minimieren bzw. zu entfernen.
Nach langem Überlegen und einer interessanten Diskussion im Forum, habe ich mich für das
Beyerdynamic MCE 72 CAM zusammen mit einem Windfell entschieden.
Allgemeines: Der Zusatz "CAM" bedeutet, dass
dem Paket eine Spinne mit zwei
Befestigungsmöglichkeiten auf dem Zubehörschuh
und ein XLR/Miniklinke-Adapter beiliegen.
Das Mikro selber macht einen wirklich soliden
Eindruck, das Metallgehäuse ist hervorragend
verarbeitet, das Gesamtgewicht (inkl. Batterie)
beträgt ca. 200g bei einer Länge von 20cm. Die
Zubehörteile stehen dem in Nichts nach. Der
Schalter besitzt drei Stellungen, Ein/Aus und eine
Kontrollfunktion, die mithilfe einer roten LED den
MCE 72 fertig montiert
Batteriestand anzeigt. Das Einlegen der Batterie
geschieht, indem das Gehäuse einfach
aufgeschraubt wird. Logischerweise wird auch
keine Phantomspeisung benötigt. Das Befestigen
des Mikros in der Spinne ist nicht ganz einfach,
mit ein wenig Kraftaufwand aber machbar.
Die Spinne kann man mit zwei Varianten
befestigen: Entweder man schiebt sie einfach in
den Zubehörschuh, was aufgrund einer fehlenden
Kontermutter jedoch zu Geräuschbildung führen
kann, oder man verwendet die beigelegte
Gewindestange, welche brav mit Kontermuttern
bestückt ist. In Verbindung mit der Gewindestange
Lieferumfang: Mikro, Spinne und Gesteht das Mikro nochmals ca. 3 cm höher, was
windestange (beides montiert), XLR nützlich sein kann, falls die Haare des
Adapterkabel, Ersatzgummiringe für die Windschutzes im Objektiv hängen. Bei kleineren
Spinne, Adapterschraube für StativCamcordern ist man allerdings auf das Display
montage, Schaumstoffwindschutz (nicht angewiesen, da der Schaft und die XLR Kupplung
im Bild), Transporttasche
den Sucher überragen und somit untauglich
machen. Für den Transport ist ein hübsches
Täschlein beigelegt, übermäßig viel Schutz bietet
es jedoch nicht.
Bedienung: Das Handling des MCE 72 ist kinderleicht, da es keine überflüssigen Schalter
oder Einstellungen gibt. Frei nach dem Motto "Plug and Play" wird es einfach befestigt,
angeschlossen und schon geht’s los.
Klang: Gleich vornweg: Will man das Optimum aus dem MCE 72 herausholen braucht man
eine manuelle Tonaussteuerung. Angenommen es wird ein Bild mit Popping Flowers
geschossen: Die Bombe zerlegt, kurz danach kommt das Crackling. Eine automatische
Tonaussteuerung würde den Zerleger gut aufnehmen, sobald es jedoch anfängt zu crackeln,
regelt sie den Pegel herunter, gleichzeitig breitet sich der Hall des Zerlegers aus, welcher
durch die Absenkung jedoch verloren geht. Jenes hört sich am Ende sehr unecht an, der
gewaltige Eindruck der Bombe wird zerstört. Mit einer manuellen Tonaussteuerung hat man
den Pegel vollkommen im Griff, derartige Effekte werden vermieden.
Klanglich kommt das MCE 72 mit sehr viel Dampf daher. Es kann mit einem sehr großen
Detailreichtum aufwarten, das bekannte Rauschen, Zischen oder Pfeifen bei höheren
Schalldrücken (Peaks) lässt sich hier gerade mal erahnen. Ist das Feuerwerk mit Musik
unterlegt zeigt sich diese Eigenschaft noch deutlicher. Der Bassbereich macht einen soliden
Eindruck auch wenn er ein ganz kleines Bisschen flach wirkt, was bei Mikros mit
Nierencharakteristik jedoch üblich ist. Der Hochtonbereich ist ein wenig schwach auf der
Brust, wodurch sich z.B. Crackling leicht dumpf anhört. Diese kleinen Makel lassen sich aber
ganz leicht am Computer beheben, ein bisschen die Höhen anheben und schon ist der Ton so
gut wie perfekt. Auch die Trennung der beiden Kanäle ist wirklich gelungen, wodurch die
räumliche Umgebung gut rüberkommt. Das ist beim Feuerwerk zwar nicht so wichtig, aber
wenn man das Mikro auch für andere Zwecke einsetzen möchte sehr wünschenswert.
Fazit: Wer bereit ist für einen guten Ton 300 € auszugeben erhält mit dem MCE 72 ein
bestens verarbeitetes Mikro mit sehr guten Klangeigenschaften. Bereitet man den Ton
zusätzlich am PC ein wenig auf, bekommt man ein Ergebnis, welches nahe am Profisektor
einzuordnen ist.
© by Struppi