Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
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Künstlerische Diplomarbeit ANNE FRANK TAGBEBUCH: „Ich will fortleben auch nach meinem Tod.“ Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Konzept zur künstlerischen Diplomarbeit Von Maddalena-Noemi Hirschal Matrikelnummer:0203754 Studienrichtung: Darstellende Kunst Studienkennzahl: V561 Eingereicht bei: Regine Porsch (künstlerische Betreuung) Prof. Evelyn Deutsch-Schreiner (wissenschaftliche Betreuung) 30.Oktober 2007 16.00 PM10 Kunstuniversität Graz 1 Inhaltsverzeichnis: 1.) Vorwort………………………………………………………………Seiten 3-4 2.) Die Wahl des Gegenstandes und der Betreuer………………………Seiten 4-5 3.) Portrait Anne Frank …………………………………………………Seiten 5- 7 3.1) Zeittafel……………………………………………………………..Seiten 8- 10 3.2) Rezeptionsgeschichte, Aufführungspraxis, Werkgeschichte:………Seiten10-12 4.) Das Konzept…………………………………………………………Seiten 13-19 4.1)Künstlerische Umsetzung und Spielweise…………………….….... Seite 13 4.2.)Entstehung der Textfassung……………………………………….. Seiten 13-15 4.3.)Bühnenbild, Musik………………………………. ………………...Seiten 15-17 4.4.)Motivation…………………………………………………………. Seiten 17-19 5.)Kalkulation und Auflistung der ECTS- Punktrechnung…………….. Seite 20 6.) Literaturverzeichnis………………...………………………………. Seiten 21-22 7.) Bühnenfassung 8.)Pressematerial 2 1.)Vorwort: Anne Franks Tagebuch, ein Buch, das wahrscheinlich jeder einmal gelesen oder zumindest zu Hause im Bücherregal stehen hat. Ein Buch, das ich vor Jahren geschenkt bekam und dessen Thematik, seit diesem Tag, nicht mehr aus meinem Kopf gewichen war. Wer kennt es nicht das Leben der Anne Frank? Wer hat nicht voller Trauer und Wut an ihrem Schicksal und ihrem frühen, sinnlosem Tod teilgenommen? Bis heute habe ich die darin enthaltenen Briefe oft gelesen und in jedem Alter, indem ich mich befand, neue Gefühle, Gedanken und Assoziationen dazu bekommen. Immer wieder aufs Neue erstaunt über ein Kind, das in der Lage ist, so ehrlich, intelligent und präzise über eine, uns unvorstellbar, Lebenssituation zu berichten. Infiziert von der reichen Gedankenwelt des Mädchens Anne Frank, bin ich im Laufe der Zeit immer wieder auf ihre Geschichte gestoßen, sei es in Amsterdam, Berlin oder Wien. Das jenseits aller Vorstellungskraft liegende Leid, welches die Nationalsozialisten über die Juden gebracht haben, wir durch Annes Niederschrift auf eine außergewöhnlich, einzigartige Weise dokumentiert. Dieses Selbstzeugnis ist eines der wichtigsten Zeitdokumente, dieser Zeit. Es ist ein erschütterndes Symbol für den Genozid an den Juden in Deutschland. Ich denke es wäre falsch, dieses Kriegsdokument, rein als solches zu behandeln, vielmehr eröffnet es einen Einblick in die geistige Entwicklung einer jungen Frau zwischen dreizehn und fünfzehn Jahren, die ein unheimliches Talent besaß, ihre Beobachtungen und Erkenntnisse auf verblüffende Art und Weise darzustellen. Ich selbst schreibe seit meinem zwölften Lebensjahr Tagebuch, ein Mitgrund warum diese Form von Vorlage zu einer Darstellung verführt. Die intimsten Gedanken in einer spielerischen Form auf die Bühne zu bringen schien mir eine spannende Herausforderung, da es mir fast unmöglich erschien. Die große Klarheit und Ernsthaftigkeit gepaart mit einem unheimlich guten Humor dieses Mädchens hat mein Herz in kürzester Zeit erobert .Der politische Hintergrund dieser Zeit, hat mich von jeher interessiert zumal 1945 nicht gerade weit zurückliegt. Seit meiner Schulzeit habe ich mich intensiv mit dem zweiten Weltkrieg und seinen Auswirkungen auseinandergesetzt. Die Tatsache, dass ein schriftliches Dokument dieser Zeit besteht, das nicht nur politische Themen sondern Liebe, Leid, Leid, Lust und Leben ( also die spannendsten Themen) in einer atemberaubenden Klarheit darstellt und vereint, hat 3 mich motiviert meine eigene einstündige bühnentaugliche Fassung zu schreiben. Ihre Geschichte ist bekannt und kann uns motivieren, sich nicht nur mit der Person Anne Franks, sondern auch mit den Konsequenzen aus ihrer Geschichte für Menschen und Gesellschaften heute zu beschäftigen. Dieses dokumentierte Einzelschicksal steht als Symbol für alle Menschen, die in Konzentrationslagern getötet wurden bzw. dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallen sind. 2.) Die Wahl des Gegenstandes und die Betreuer Künstlerisches Fachgebiet: Sprecherziehung Unterrichtsfach: Sprecherziehung und dramatische Rollengestaltung Wahl der betreuenden Lehrkräfte: Künstlerische Betreuung: Regine Porsch Schriftliche Betreuung: Prof.Evelyn Deutsch-Schreiner Meine Wahl fiel auf Regine Porsch, da ich zunächst vorhatte, eine Lesung zu machen, innerhalb meiner Arbeit an der Bühnenfassung steigerte sich meine Lust, den Text nicht nur sprachlich zu beleben sondern ihn neben gelesenen Passagen auch schauspielerisch darzustellen. Da ich mit Frau Porsch im Rahmen meiner Hauptproduktion „Libussa, Franz Grillparzer“ für mich, äußerst erfolgreich zusammengearbeitet habe und ich viel profitieren konnte, sehe ich ihre Betreuung als Bereicherung und Experiment. Außerdem ist es mir ein großes Anliegen, das in den Jahren erlernte künstlerische Handwerk, umzusetzen, ohne von einem dramatischen Lehrer beeinflusst zu werden. Meine Diplomarbeit sehe ich als Prüfung meiner erlernten Fähigkeiten gepaart mit meiner eigenen Kreativität. Frau Porsch erschien mir immer als große Hilfe, nicht nur auf sprecherzieherische Ebene sondern auch inmitten von kreativen Prozessen, die Geschmack und Mut erforderten. Der Blick von außen ist stets wichtig, nicht nur um Dinge festzustellen, die nicht funktionieren, sondern um an bestimmte Stimmungen und Wirkungen festzuhalten, dessen man sich nicht bewusst ist. Innerhalb meines Studiums habe ich oft festgestellt, dass man oftmals viel zu viel versucht „darzustellen“, 4 und die Wirkung, die man als denkender, fühlender Mensch vermittelt, vergisst. „Weniger ist oft mehr.“ Frau Porsch ist für mich eine große Hilfe eine so große Textmenge sprachlich facettenreich zu gestalten und mir die Vielfalt der Mittel, über die man selbst verfügt bewusst werden zu lassen. 3.) Portrait Anne Frank: Anne Frank wurde am 12.Juni 1929 in Frankfurt/Main als Tochter von Otto und Edith Frank geboren .Ihre Schwester Margot ist zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise spitzte sich die politische Lage für Juden in Deutschland zu. Otto Frank verfolgte sehr aufmerksam die politischen Geschehnisse rund um die NSDAP. Viel früher als die meisten deutschen Juden, ahnte er die drohende Gefahr, die den deutschen Juden bevorstand. Trotz allem liebte er seine Heimat Frankfurt sehr, zumal er im 1.Weltkrieg als Hauptmann der Artillerie an der Westfront sogar die Auszeichnung des „Eisernen Kreuz erster Klasse“ erhalten hatte. Die NSDAP fand im Zuge der Weltwirtschaftskrise ziemlich schnell den Sünder für die Krise: das „Weltjudentum“. Die Partei erfuhr durch ihre radikale Einstellung extremen Zuspruch und hatte bereits 1932 37% der Wählerstimmen. Nachdem sich das Leben für die jüdische Familie immer mehr veränderte, beschlossen Otto und Edith Frank nach Holland auszuwandern. 1933 erfuhr Otto Frank, dass das OPEKTA Unternehmen für ihre holländische Niederlassung einen neuen Geschäftsführer suchte. Da Holland sowie die Schweiz im ersten Weltkrieg völlig neutral waren und Amsterdam nahe der Heimat lag, schien das Jobangebot perfekt. Im Sommer reiste er nach Holland und begann alles für die Übersiedlung der restlichen Familie vorzubereiten. Seine Frau und die beiden Mädchen zogen für den Übergang zu ihrer Großmutter nach Aachen nahe der holländischen Grenze. Als die gesamte Familie nach Amsterdam übersiedelte, war Anne bereits vier Jahre alt und lebte sich perfekt in ihrer neue Heimat ein. Sie gewann schnell viele Freunde und war in kürzester Zeit sehr beliebt bei allen, die sie kannten. Auch in den Niederlanden hörte man plötzlich vermehrt von den Pogromen, die in ihrer alten Heimat, in Deutschland Überhand nahmen. Anne Frank kam in den Kindergarten der Montessori Schule. Nach ihrem sechsten Lebensjahr wechselte sie in die erste Klasse der Montessori Schule. Anne fiel durch ihre lebhafte Art auf, sie war zu Späßen 5 aufgelegt, erfand lustige Spiele und fand immer einen Grund zum Kichern. Anne war sehr gesellig und interessierte sich auffallend viel für Bücher und Literatur. 1940 besetzten die Deutschen überraschend die Niederlande, um so einen sicheren Weg für Hitlers Truppen nach Frankreich zu schaffen. Um die „Arisierung“ zu verhindern überschrieb Otto Frank seinem Freund und Mitarbeiter Johannes Kleimann Opekta. Im Hintergrund leitete Otto Frank die Firma allerdings weiter. 1940 musste Anne die Schule wechseln, sie wurde am jüdischen Lyzeum angenommen, das speziell für alle jüdischen Schüler in Amsterdam eingerichtet worden war. Dieser antisemitischen Maßnahme folgten noch viele mehr. „Juden müssen einen Judenstern tragen; Juden müssen ihrer Fahrräder abgeben; Juden dürfen nicht mit der Straßenbahn fahren; Juden dürfen nicht mit dem Auto fahren, auch nicht mit dem privaten. Juden dürfen nur von 3-5 einkaufen; Juden dürfen nur zum jüdischen Frisör, Juden dürfen zwischen acht Uhr abends und sechs Uhr morgens nicht auf die Straße , Juden dürfen nicht ins Theater, Kino, Schwimmbad und andere dem Vergnügen dienende Plätze. Juden dürfen in der Öffentlichkeit keinerlei Sport treiben; Juden dürfen nach acht Uhr abends weder in ihrem eigenen Garten noch bei Bekannten sitzen; Juden dürfen nicht zu Christen ins Haus kommen; Juden müssen auf jüdische Schulen und dergleichen mehr.“1 An Annes dreizehnten Geburtstag bekam sie ein Tagebuch geschenkt, sie hatte es sich selbst ausgesucht; von diesem Tag an begann sie Tagebuch zu schreiben. Sie schrieb in Form von Briefen Jahre lang an eine von ihr ausgedachte Freundin namens Kitty. Einen Monat nach Annes Geburtstag kam ein Aufruf für Margot zum Arbeitseinsatz im Osten, was soviel wie ein Todesurteil bedeutende. Otto Frank plante seit Monaten mit seiner Familie unterzutauchen, der Aufruf war Grund, den Plan in Realität umzusetzen. Über Monate wurden Möbel und Nahrung in die Prinsengracht 263 geschafft, dort befand sich das Hinterhaus der Firma, in der Otto Frank gearbeitet hatte. Die Mitarbeiter Kleimann und Kugler wurden informiert. Die Familie entschloss sich noch einer zweiten Familie Unterschlupf zu gewähren. Dazu wählte Herr Frank die Familie Van Pels, die Familie seines ehemaligen Geschäftpartners Herman Van Pels. Am 6.Juli 1942 zog die Familie Frank in ihr Versteck, eine Woche später kam die zweite Familie nach: Herman, Auguste und der Sohn Peter Van Pels. Im November nahmen die sieben Untergetauchten eine achte Person in ihr geheimes Versteck auf, Fritz Pfeffer, ein 1 Frank Anne, Anne Frank Tagebuch, Fischer Taschenbuch Verlag,2004, Seite 21 6 Zahnarzt, der ebenfalls wegen seines jüdischen Glaubens verfolgt wurde. Das Überleben der Untergetauchten hing von ihren Helfern ab, die sie mit allem Überlebensnotwendigen versorgten. Da tagsüber unten in der Firma gearbeitet wurde, mussten alle Versteckten sich an feste Regeln halten. Man durfte sich nur auf Socken bewegen, es herrschte Redeverbot, der Gang zur Toilette war eingeschränkt usw. Während der ganzen Zeit des Untertauchens schrieb Anne Tagebuch. Am 4. August 1944, wenige Monate nach dem Beginn der Alliierten Invasion in Frankreich wurden die acht Untergetauchten von dem SS- Oberscharfsführer Karl J. Silberberg entdeckt. Ein anonymer Hinweis verriet die beiden Familien und Fritz Pfeffer in ihrem Versteck. Bis heute weiß man nicht wer die acht verraten hatte. Es gibt verschiedene Theorien über den Verrat. Otto Frank war später nicht an der Vergeltung des Verrats interessiert, auf Initiative Herrn Kleinmanns wurde 1947/48 Untersuchungen und Ermittlungen durchgeführt, um zu erfahren, wer am Verrat beteiligt war, und wie es zu dem Überfall auf das Hinterhaus am 4.August 1944 kommen konnte. Ein Lagerarbeiter und eine Putzfrau, die durch ihr Verhalten zu verstehen gegeben haben, dass sie auf das Hinterhaus aufmerksam geworden waren, gerieten in Verdacht. Der Verrat konnte jedoch nie als bewiesen angesehen werden, da die Untersuchungen in den Nachkriegsjahren im Sand verliefen. Einige Tage nach der Festnahme wurden sie in das Konzentrationslager „Westerbork“ gebracht. Mit dem letzten Zug wurden schließlich alle in das Tötungslager „Ausschwitz“ gebracht. Herr Van Pels wurde nach seiner Ankunft in die Gaskammer geschickt, seine Frau ist verschollen, man geht allerdings davon aus, dass sie im KZ in Theresienstadt getötet worden ist. Peter starb wahrscheinlich auf einem Todesmarsch in Mauthausen. Annes Mutter Edith starb vor Erschöpfung einen Hungertod in Ausschwitz. Anne und Margot wurden nach Deutschland in das KZ Bergen- Belsen gebracht und starben dort kurz vor der Befreiung an Typhus. Alle Insassen konnten das langsame Sterben der beiden Mädchen mitverfolgen, da sie typhus-typisch tiefe ausgehöhlte Augenhöhlen hatten und von Tag zu Tag magerer wurden, bis sie nur noch Haut und Knochen waren. Sie wurden gemeinsam mit tausenden anderen ermordeten Juden in einem der unzähligen Massengräber begraben. Nur Otto Frank überlebte und klammerte sich lange an die Hoffnung, dass eine seiner Töchter noch am Leben wäre. 7 3.1.)Zeittafel: Ich beschränke mich hier auf die Jahre, die Anne im Hinterhaus verbracht hat, also 1942,1943,1944, um darzustellen was außerhalb des Hinterhauses geschah und welche Auswirkungen die Politik auf den Aufenthalt der Untergetauchten hatte. 1942: 20. Januar: Führende Nationalsozialisten konferieren im Berliner Vorort Wannsee über die Koordinierung der systematischen Vernichtung der europäischen Juden (Endlösung) 29. April: Der Judenstern wird in Holland eingeführt. 11. Juni: Das Referat unter Adolf Eichmann ordnet an, die Deportationen von Juden aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden in wenigen Wochen beginnen zu lassen. 14. Juli: Die systematischen Transporte holländischer Juden ins Lager Westerbork beginnen. 17. Juli: Der erste Deportationszug aus Westerbork trifft in Ausschwitz ein. 10. Dezember: Die polnische Exilregierung versucht, die Alliierten zum Eingreifen gegen die Massenvernichtung in Polen zu bewegen. 12. Juni: Zu ihrem 13.Geburtstag bekommt Anne Frank ein Tagebuch geschenkt. 5. Juli: Margot erhält den Aufruf zum „Arbeitsdienst nach Deutschland“. 6. Juli: Die Familie Frank taucht in der Prinsengracht 263 unter. 13. Juli: Hermann, Auguste und Peter van Pels folgen den Franks ins Versteck. 16. November: Fritz Pfeffer kommt als achter Untergetauchter ins Versteck. 8 1943 18. Februar: Nach der deutschen Niederlage bei Stalingrad ruft Propagandaminister Joseph Goebbels den „totalen Krieg“ aus. April: Das Konzentrationslager Bergen-Belsen bei Celle wird als „Aufenthaltslager“ für Personen eingerichtet, die gegen deutsche Staatsbürger ausgetauscht werden sollen. 1944 6. Juni: Operation Overlord: Die Alliierten landen in der Normandie. 8. August: Die Alliierten besetzen Le Mans. 23. August: Die Alliierten befreien Paris. 4. September: Die Alliierten befreien Antwerpen und Brüssel. 9. September: US-Staatssekretär Henry Morgenthau legt den 14-Punkte Plan eines Straffriedens für Deutschland vor. 6.-7. Oktober: Häftlingsrevolte in Auschwitz. Vor der Niederwerfung ihres Aufstands zerstören die Häftlinge eine der Gaskammern. 4. August: Die acht Untergetauchten werden verraten und verhaftet. 8. August: Sie werden aus dem Amsterdamer Gefängnis ins Durchgangslager Westerbork überstellt. 3. September: Deportation der acht Untergetauchten mit dem letzten Transport von Westerbork überstellt. 6. September: Die Familien treffen in Auschwitz Birkenau ein. Anfang Oktober: Hermann van Pels stirbt in den Gaskammern von Auschwitz. Ca.28. Oktober: Anne und Margot Frank und Auguste van Pels werden in das deutsche Konzentrationslager Bergen- Belsen überstellt. 9 November: Die Vergasungen in AuschwitzBirkenau werden eingestellt. 20. Dezember: Fritz Pfeffer stirbt im Konzentrationslager Neuengamme. 16. Dezember: Hitlers Truppen starten zur letzten großen Offensive – erfolglos. 3.2.)Rezeptionsgeschichte, Aufführungspraxis, Werkgeschichte: Nachdem die Familie Frank abgeführt worden war, suchten Miep Gies und Bep Voskuijl am Nachmittag das Versteck auf. Miep Gies berichtete: „Ich ging ins Schlafzimmer der Franks. Auf dem Fußboden inmitten von Papierbergen und Büchern entdeckte ich ein Rot-orange-grau- karierten Leinenband- Annes Tagebuch, das sie zum dreizehnten Geburtstag von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte. Ich zeigte es Elli (Bep). Sie bückte sich, hob es auf, drückte es mir in die Hand. (…)Ich ließ den Blick über das Chaos gleiten, ob sich noch weiter Aufzeichnungen Annes darunter befanden, und entdeckte die alten Kontobücher sowie eine Menge weiteres Schreibmaterial, das Elli und ich ihr gegeben hatten, nachdem das Tagebuch voll geschrieben war. (…) „Ja, ich werde alles aufbewahren“, sagte ich zu Elli. Ich nahm ihr die Papiere ab und legte sie ebenfalls in die Schublade. „Ich werde alle sicher aufbewahren für Anne, bis sie zurückkommt.“2 Tage später als das Hinterhaus geräumt wurde, beauftragte Miep den Lagerarbeiter Van Maaren weitere beschriebene Zettel, die noch zu finden waren, einzusammeln. Folgende von Annes Einträgen sind noch erhalten geblieben: 1.) Das Geburtstagstagebuch mit Eintragungen vom 12.Juni – 5. Dezember 1942 ergänzt um Einträge der folgenden zwei Jahre auf einzelnen beschriebenen Blättern. 2.) Ein Schulheft mit Einträgen vom 17. April – 1.August 1944 3.) Lose Blätter auf Durchschlagpapier mit überarbeiteten Tagebucheinträgen 4.) Ein Kassenbuch , in das Anne 1943 und 1944 ihre Geschichten und Ereignisse aus dem Hinterhaus geschrieben hat. 2 Miep Gies/Alison Leslie Gold: Meine Zeit mit Anne Frank. Aus dem amerik. Von Liselotte Julius. München : Scherz, 1987. S.198f. 10 Als Otto Frank Ende Juli, Anfang August 1945 erfuhr, dass seine Töchter nicht überlebt hatten, überreichte ihm Miep Gies die Aufzeichnungen Annes. Er begann Ausschnitte der Tagebücher für Verwandte und Freunde abzutippen und für seine Mutter ins Deutsche zu übersetzten. Der von Otto Frank abgetippte Text gelangt über Bekannte in die Hände des niederländischen Historiker-Ehepaars Jan Romein und Annie RomeinVerschoor. Nach einigen vergeblichen Versuchen Annie Romeins, einen Verlag zu finden, verfasst Jan Romein einen kurzen Artikel über Annes Tagebuch. Otto Frank weiß nichts davon. Der Artikel erscheint am 3. April 1946 auf der Titelseite der Tageszeitung „Het Parool“, und nun zeigen mehrere Verlage Interesse. „Für mich ist in diesem scheinbar unbedeutenden Tagebuch eines Kindes die ganze Abscheulichkeit des Faschismus verkörpert, mehr als in den gesamten Akten der Nürnberger Prozesse.“ 3 Auf diese Rezension zeigten plötzlich mehrere Verlage ihr Interesse. Trotz der – auch in Deutschland positiven Besprechung wurde das Tagebuch bis 1955 kein wirklicher Erfolg auf dem Buchmarkt. Ein amerikanischer Journalist und Schriftsteller, Sohn jüdischer Emigranten aus Russland namens Meyer Levin (1906-1981), der positive Rezensionen in der New York Times Book Review geschrieben hatte, forderte schließlich in The National Jewish Post , in einer von ihm geschrieben Bühnenfassung das Buch auf die Bühne zu bringen und es zu verfilmen. Seine im Oktober 1952 entstandene Bühnenfassung lehnten mehrere Produzenten ab, sodass Ende 1953 das Ehepaar Albert Hackett und Francis Goodrich- Hackett beauftragt wurde, eine neue Bühnenfassung zu schreiben. Am 5. Oktober 1955 fand am Broadway`s Cort Theatre New York die Premiere in der Inszenierung von Garson Kanin statt. Das Stück wurde am Broadway ein großer Erfolg und trotz vieler ethisch-moralischer Einwände war diese Aufführung das Vehikel für den weltweiten Erfolg des Tagebuchs. In Holland wurden 1955 gleich drei neue Auflagen gedruckt und die 1955 erschienene Taschenbuchausgabe der Fischer Bücherei (heute Fischer Taschenbuch Verlag) wurden nach den deutschen Erstaufführungen zum Bestseller. Otto Frank selbst hat die Uraufführung nie angesehen. Er verfasste allerdings einen Brief an die Schauspieler, in dem er die Entscheidung seines Fernbleibens begründet. 3 Romein Jan, Anne Frank Homepage: http://www.annefrank.org/content.asp?pid=112&lid=3 11 „Das Theaterstück ist eigentlich ein Teil meines Lebens, und der Gedanke, dass meine Frau, meine Kinder und ich auf der Bühne dargestellt werden, ist für mich sehr schmerzlich. Darum kann und will ich das Stück nicht sehen.“4 Das Stück hatte großen Erfolg und gewann 1955 den Pulitzerpreis. Schweden erlebte die europäische Premiere des „Tagebuchs“ und Deutschland folgte. Eine Schlagzeile lautete: Das Tagebuch der Anne Frank erobert Deutschland. Die deutsche Erstaufführung fand am 1.Oktober 1956 gleichzeitig in Dresden, Westberlin, Hamburg, Düsseldorf, Aachen, Karlsruhe und Konstanz statt. Die Reaktionen auf das Stück waren sehr unterschiedlich. Manche verließen schweigend voller Scham den Zuschauerraum, andere hingegen hörten nicht auf zu applaudieren. Ende November 1956 folgte die niederländische Aufführung in Amsterdam. Die Zuseher darunter Königin Juliana, Prinz Bernhard und viele andere Persönlichkeiten gingen schweigend auseinander. 1997 wurde die Bühnenfassung überarbeitet. Bis heute steht sie regelmäßig auf den Spielplänen des Theater. Urheberrechtliche Gründe verbieten es, inhaltliche Veränderungen vorzunehmen. Das bedeutet für die Regisseure eine große Herausforderung, sie stehen vor der Hürde, nicht weiterhin eine unpolitische, rührselige, amerikanisierte und pathetische Aufführung zu inszenieren. Im Anbetracht der Tatsache, dass die Begegnung mit diesem Stück für viele Jugendliche ihre erste und vielleicht leider auch einzige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus bedeutet, wäre es erstrebenswert auf kitschige Details oder noch schlimmer, eine Romantisierung des Stoffes, zu verzichten. 1656 erwarb Twentieth Century Fox die Filmrechte. Das Drehbuch unterschied sich kaum von der Bühnenfassung und George Stevens, der auch die Überlebenden des KZs Dachau gefilmt hatte, war der Regisseur. Der Film wurde mit mehreren Oskars ausgezeichnet und sorgte für weiteres Interesse an der Buchausgabe. Anne Franks Tagebuch wurde mittlerweile in mehr als 60 Sprachen übersetzt und in über 20 Millionen Exemplaren verbreitet. 4 Otto Frank.Zit.nach: Anne Frank Haus. Ein Museum mit einer Geschichte.Herg.von Anne Frank Stichting (u.a.). Amsterdam: Anne Rank Haus, 1999.S.238.-copyright Anne Frank-Fonds, Basel/Anne Frank Stichting, Amsterdam. 12 4.)Das Konzept: 4.1.) Künstlerische Umsetzung und Spielweise: Wie später (siehe 4.2)) genauer beschrieben, bin ich im Laufe der Erstellung einer, von mir konzipierten Lesung, zu der Idee gekommen, keine Lesung, sondern einen herkömmlichen Theaterabend zu inszenieren. Aus Anne Franks Briefen entstand ein „Endlos-Monolog“. In einer Stunde versuche ich die Entwicklung eines Mädchens darzustellen, die eine Zeitspanne von zwei Jahren beträgt. Viele Übergänge, von Texten, sind nur durch Gedankengänge, Musik, bestenfalls durch einen Lichtwechsel herzustellen. Ansonsten passiert, rein äußerlich sehr wenig, die Vielfalt der Emotionen ist Mittelpunkt des Geschehens. Die Art und Weise, in kürzester Zeit die Emotion zu ändern, ohne, dass die Situation sich für den Schauspieler verändert, ist schwer zu beschreiben bzw. unmöglich. Es stellte sich als äußerst schwierig heraus, ohne den gewohnten Regisseur, nur „mit sich selbst“ zu arbeiten, und den Blick von Außen zu bewahren. Im Laufe der Proben wurde eine Trommel, zu meinem Tagebuch. Aus einem Monolog, wurde ein Dialog zwischen Mädchen und Trommel. Meine Arbeit könnte als „one-girl-show“ bezeichnet werden. 4.2.) Die Bühnenfassung: Nachdem ich „Anne Frank Tagebuch“ mehrfach gelesen habe, beschloss ich eine eigene Bühnenfassung zu schreiben, da die bisherigen Fassungen die ich gelesen hatte, nicht meinen Vorstellungen entsprachen, und immer Teile, die mir als wichtig erschienen, nicht vorhanden waren. Also notierte ich, nach mehrmaligen Lesens der Gesamtausgabe, die mir besonders notwendig erscheinenden Abschnitte des Tagebuches und versuchte, der politischen Ebene des Textes ebensoviel Beachtung zu schenken, wie dem emotionalen Innenleben des Mädchens Anne Frank. Die ersten Komplikationen stellten sich beim Lesen meiner ersten Fassung heraus. Sie erschien mir zu knapp und erzählte zu wenig über das Zusammenleben der acht Untergetauchten auf so engem Raum. Nach vielem Hin und Her kam ich zu einer Fassung, die das Gleichgewicht, der vielen Aspekte ihres Lebens, so gut es in einer Kurzfassung geht, 13 schuf. Die zweijährige Entwicklung eines Mädchens innerhalb einer Stunde (reiner Text) darzustellen ist einzig und allein spielerisch möglich und nicht durch eine Textfassung zu erreichen. Dramaturgisch stieß ich so auf viele Probleme, da ein Tagebuch ja keinen dramaturgisch gut aufgebauten Inhalt bedeutet, sondern schlicht und einfach von der Tagesverfassung und den Informationen die uns die Autorin gewährt abhängt. Einen homogenen, ausgewogenen Bogen herzustellen ist aufgrund der einzelnen Briefe einzig und allein durch gut inszenierte Brüche zu erzielen, die ich sprachlich und schauspielerisch löse und gleichzeitig mit Bühnenbild, Licht und Musik behelfe. Anfangs war mir der Text extrem wichtig und ich konnte kaum von einer Zeile Abschied nehmen. Um dem Publikum Spannung zu bieten musste ich, gerade aus dem Grund weil ich keinerlei äußerlichen Effekte auf der Bühne wollte, den Text so kürzen, dass ein Thema nach dem andern abzuhandeln möglich wurde ohne Daten auszutauschen oder zu mischen. Kein Wort oder Satz wurden in eine neue Reihenfolge gesetzt, um Anne Franks Gedankenvorgänge nicht zu verdrehen oder inhaltlich zu verändern. Ich denke es kommt darauf an, WIE ein Mensch etwas erzählt, weniger der Inhalt, sondern die Ausdrucksweise steht im Vordergrund. Ziemlich schnell verspürte ich Lust, alles was ich tippte, auch spielen zu wollen und viele Ideen zur Umsetzung gingen mir durch den Kopf. Der Text beträgt gelesen, ohne Pause durchgesprochen, 64 Minuten. Diese Fassung erschien mir als ausgewogen und ich begann den Text, unterteilt in drei Teile auswendig zu lernen. Diese drei Teile sind nicht willkürlich gewählt sondern in die drei Zeitspannen (1942,1943 ,1944) unterteilt, die Anne Frank in ihrem Versteck zubrachte. Es war eine für mich eine vollkommen fremde und neue Aufgabe den zwanzigseitigen Text zu lernen, ohne auch nur einen Fuß auf die Bühne gesetzt zu haben. Da es sich dabei allerdings um eine ungewohnte große Menge an Text handelte, erschien es mir wertvoll mit den Text sehr gut vertraut zu sein, bevor ich zu proben anfing. Die Daten und Jahreszahlen der jeweiligen Briefe stellten die größten Schwierigkeiten dar, und zwar nicht, weil ich sie mir nur schwer merken konnte, sondern vielmehr, weil die „Datumskundgebungen“ spätestens nach dem fünften Brief für das Publikum langweilig werden würde. So beschloss ich, die wichtigsten Daten und Jahreszahlen nur zu erwähnen wenn sie notwendig sind, oder dem Verständnis des Inhaltes dienen. Ich begann mit den Jahreszahlen zu spielen und fand teilweise schauspielerische, sprachliche Stakkato-Methoden, um sie interessant darzustellen. Der Text begann mir Spaß zu machen und die Herausforderung ihn sprachlich gut 14 umzusetzen, half mir über die Qualen des stupiden Auswendiglernens hinweg. Das Textlernen entwickelte sich zum Ritual und zur täglichen Meditation. 4.3.) Bühnenbild, Musik: Im Laufe der Zeit entwickelten sich in meinem Kopf ein Dutzend von Bühnenbildern, die es zu ordnen galt. Der Besuch des Anne Frank Hauses in Amsterdam war für mich derartig beeindruckend, dass ich es fast für notwendig hielt, dieses winzige Zimmer, das ich dort besichtigte, naturalistisch darzustellen. Von dieser Idee kam ich schon ziemlich bald ab, da der Text von mir so naturalistisch, schlicht und klar behandelt wird, dass der Raum Mittel und Hilfe sein muss, Gefühle und Gedanken darzustellen, die ich im Text nicht interpretieren möchte. Meine nächste Idee war geprägt von vielen effektreichen Mitteln, um aus dem Stück eine ausgeklügelte Performance zu kreieren. Das Stück beginnt mit einer Diashow, auf den Fotos ist Anne samt Familie vor dem Untertauchen sichtbar, eine Videoeinspielung zeigt ein Mädchen beim Spielen, Schreiben und Herumtollen. Das Alles wird auf eine weiße Wand (ein Tuch) projiziert, das vor dem endgültigen Bühnenbild in Form eines Vorhangs angebracht wird. Anne tritt vor den weißen Vorhang. Die ersten beiden Briefe in meiner Fassung hat Anne noch vor dem Untertauchen geschrieben, deshalb war es für mich wichtig, den Spielort dementsprechend von Annes Zimmer im „Hinterhaus“ abzugrenzen. Die ersten zwei Briefe werden vor der weißen Wand dargestellt. Danach öffnet sich der Vorhang und ein kleines Zimmerchen wird sichtbar: Annes Neues Zimmer. Ein leerer Raum: das Gegenteil von Annes Kopf, der voll von Fragen, Vermutungen , Befürchtungen und Gedanken ist. Sie erscheint durch die hintere Türe mit ihren zusammengepackten Sachen, und sieht sich um. Hier beginnt sie zu erzählen… Ab und zu werden Ton und Musikeinspielungen zu hören sein, unterschiedliche Lichtverhältnisse zeigen Tag und Nachtstimmungen obwohl es im Hinterhaus immer eher finster als hell ist. Nach und nach entdeckt Anne ihr Zimmer für sich. Nachdem ich begonnen hatte Videomaterial zu produzieren und mich genauer mit den Projektionen beschäftigte, kam ich von Tag zu Tag mehr zu dem Schluss, dass dieses Mittel abgenutzt und überbewertet ist. Ich war gelangweilt von meiner Idee und versuchte es ohne Projektionen, um mich selbst durch diese filmische Gewalt nicht zu erschlagen. 15 Meine Entscheidung fiel und ich beschloss einzig und allein die Figur „Anne Frank“ in den Vordergrund zu stellen. Ich reduzierte auf eine Videoeinspielung am Ende des Stückes, die etwas darstellt, was auf der Bühne nicht darzustellen ist: Ein Mädchen, von hinten sichtbar, läuft über eine Wiese bis nur noch ein Pünktchen von ihr zu sehen ist. Viele Einfälle der oben beschrieben Idee habe ich allerdings im Kopf behalten. Immer noch trete ich zuerst in ein anderes Bild, bevor das Bühnenbild sichtbar wird, immer noch tritt Anne Frank durch eine Tür in eine ihre völlig fremde Umgebung. Nur scheint sie dicker zu sein als vor dem Vorhang, wo sie laut lärmend, frei ihre ersten Briefe an ihre imaginäre Freundin Kitty zum Besten gibt. Sie ist eingepackt in Unmengen von Kleidern, aus denen sie sich Stück für Stück schält. Später wird klar, dass dieser Umstand aus der Vorsicht der Untergetauchten resultiert, denn welcher Jude in ihrer Lage hätte gewagt mit einem Koffer voller Kleider vors Haus zu treten? So taucht Anne Frank plötzlich in dieses neue Nichts ein. Das Nichts wird von mir durch drei weiße paravent-artigen gepolsterten Wänden dargestellt, die durch Rollen, frei beweglich sind. Durch diese Mobilität können verschiedenste Positionen geformt werden um Situationen zu erzeugen. Verschiedenste Spielsituationen werden durch das Verschieben der drei Wände hergestellt. Meine Idee war es eine Art Gummizelle zu produzieren, in der Gefühle, Lärm und Verzweiflung geschluckt werden, ohne nach außen zu dringen. Die genauen Situationen werden sich im Laufe der Probenzeit manifestieren und ergeben. Die von mir ausgewählte Musik, nimmt einen hohen Stellenwert in meiner Arbeit ein wobei ich mich nach langer Suche für Brian Eno entschieden habe, seine Music for films erschien mir als geeignet, um der Arbeit Schärfe, Atmosphäre und Kontur zu geben. Man begibt sich auf eine Reise an einen isolierten, verborgenen, oft bedrückenden Raum. Schauspielerisch habe ich mir zum Ziel gesetzt keine Tragödie zu inszenieren. Die unheimliche Stärke, Ausdauer, Freude am Leben und Lust mit der Anne Frank im Leben stand, sind für mich die wichtigsten Eckpfeiler. Allen Biografien, die ich über Anne Frank gelesen habe, war zu entnehmen, dass sie bis zuletzt in einer freudigen Hoffnung lebte, und dass sie mit ihrem unstillbaren Drang, das Leben außerhalb ihrer vier Wände kennen zu lernen , in ihren Zeilen immer von der Zukunft, ihren zukünftigen Kindern und ihren Karriereplänen sprach. Ich möchte die Zeit im Hinterhaus darstellen und nicht von einem Mädchen erzählen, dass jeden Tag mit ihrer Ermordung rechnet. Ich denke, die Lebenslust eines Menschen darzustellen, der durch 16 das größte Verbrechen unsere Geschichte ermordet wurde, erschüttert mehr als in pathetischen Gesängen zu wühlen. Aus demselben Grund bin ich von anderen Bühnenbild-Ideen abgekommen, die mir als zu harmlos erschienen. Das einzig Schöne, Frische und Reine in diesem beklemmenden Raum sollte das Kind Anne Frank sein. Requisiten werden nur gebraucht, wenn sie unbedingt notwendig sind. Durch Licht werden Atmosphären erzeugt, die ich mit einfachen Scheinwerfern und verschiedenfarbigen Folien von mir selbst gewechselt werden. Ein Tisch, eine Truhe und ein Stuhl machen meine Ausstattung komplett. Im Laufe der Proben kann es zu leichten Abweichungen kommen. 4.3.)Motivation: Anne Frank Tagebuch – erstaunlich, wie viele Menschen es nicht gelesen haben, erstaunlich, wie viele Menschen keinerlei Bezug zu diesem Buch haben, erstaunlich wie viele es noch unbedingt lesen wollen. Je öfter ich über mein Vorhaben gesprochen habe, desto sicherer war ich mir, dass die dramatische Umsetzung des Textes seine Berechtigung hat und keineswegs „abgedroschen“ ist. Im Gegenteil, viele Gespräche und Begegnungen bestärkten mich, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Ich kann nicht behaupten, dass mein Stück ausschließlich für Kinder und Jugendliche konzipiert ist, ebenso wichtig erscheint es mir, Erwachsene mit den Gedankenwelt einer Jugendlichen zu konfrontieren, da in Annes Tagebuch viele Briefe zu finden sind, in welchen sie sich mit Generationskonflikten, Erziehungsfragen und „Familienpolitik“ beschäftigt. Anne Frank- dieses Mädchen hat etwas ganz Besonderes gemacht, sie hat uns etwas hinterlassen, keine Nacherzählung, keine Erinnerung, sondern einen hautnahen Bericht über eine Situation, die jedem von uns unvorstellbar ist. Ihre Geschichte hat mich fasziniert, der Mensch Anne Frank hat mich fasziniert und berührt. Das ist die größte Motivation meiner Diplomarbeit. Ich möchte Menschen über Anne Frank, von ihrer Geschichte erzählen. Ihnen anhand eines lebenden, fühlenden, denkenden Beispiels ein schreckliches Schicksal vor Augen führen, das für mich Symbol wird, für die Verbrechen die die Nationalsozialisten an Millionen von Menschen begangen haben. Ich denke, jeder Mensch, ob alt oder jung, sollte sich mit seiner Geschichte, ja mit Geschichte an sich beschäftigen. Allein die Tatsache, dass ich in Österreich lebe, zwingt 17 mich dazu, mich mit der NS- Zeit auseinanderzusetzen, die erst so kurze Zeit zurückliegt, dass meine Großeltern mir davon berichten können. Dass die vorsätzliche Judenvernichtung so erfolgreich durchgesetzt wurde, dass es möglich war, so viele Menschen zum Hass zu mobilisieren ist so unfassbar und beängstigend, dass ich mich verpflichtet fühle, Anteil und Interesse an der Geschichte zu nehmen. Lange versuchte ich irgendetwas zu verstehen, bis heute ist es mir nicht ansatzweise gelungen. Anne Frank ist es gelungen, dass ich SIE verstehe, komischerweise mich selbst ein bisschen mehr versehe, nachdem ich in ihre Gedankenwelt eintauchen durfte. Ein ganz normales, lebenslustiges, junges Mädchen, das die Gabe hatte, ihre Gedanken und Gefühle in einer Art und Weise zu Papier zu bringen, die mich getroffen hat. Man ist erstaunt darüber wie viele Menschen ihre ganz persönliche, individuelle Verbindung zu Anne Frank haben, die sich auf die unterschiedlichsten Weisen zum Ausdruck bringen. Auf der Anne Frank Homepage ist zu lesen wie viele unzählige Tagebücher durch Anne Frank geschrieben wurden, welche Kreativität durch sie wach geküsst wurde und was für Wellen ihr Tagebuch geschlagen hat. Nicht umsonst wurde ihr Tagebuch in über 60 Sprachen übersetzt. Anne Frank ist bekannt und ihre Geschichte ist in der Lage Menschen zu motivieren, sich nicht nur mit dem Mädchen Anne Frank zu beschäftigen, sondern sich vor allem mit den Konsequenzen für die heutige Gesellschaft auseinanderzusetzen. Mittlerweile kommen jedes Jahr um die 600 000 Menschen in das Anne Frank Haus in Amsterdam. Die Tatsache, dass das Haus, in dem sich die Familien verstecken mussten, immer noch existiert macht uns die Realität bewusster, greifbarer und versetzt uns ins Staunen. Als ich selbst das Haus besichtigte, konnte ich erst begreifen, was es bedeutet, in so einem begrenzten Raum zu leben. Man bekommt unweigerlich eine Gänsehaut, wenn man bedenkt, dass Anne vor nur etwas mehr als sechzig Jahren dort an ihrem Schreibtisch saß und ihren Gedanken Ausdruck verlieh. In der ganzen Welt findet man Schulen, Plätze, Strassen die nach Anne Frank benannt wurden. Aus diesem Mädchen ist ein Mythos geworden. Ich habe jedenfalls nach kürzester Zeit begonnen, dieses Mädchen, mit all ihren Sorgen, Fehlern, Eigenschaften und Äußerungen zu lieben. Fast trotzig musste ich feststellen, dass beinahe jedes Mädchen ebenfalls ein starke Identifikationsfigur in Anne sieht, trotz der völlig verschiedenen Lebensumstände, umso mehr habe ich mich gefreut über die Neugierde der Anne Frank -Fans und das große Interesse an meiner Arbeit. Anne fühlt sich missverstanden von der Welt und von den Erwachsenen – Gefühle die jeder Jugendliche kennt und sie auslebt, indem er Kontakt zu Gleichaltrigen aufnimmt, sich austauscht. In 18 dieser orientierungslosen, suchenden Phase einer Pubertierenden ist es Anne Frank nicht möglich, Abstand von ihren Eltern zu nehmen, sie kann weder laute Türen knallen, geschweige denn zu einer Freundin flüchten, die sie erst später in ihrer Schwester Margot erkennt. Gerade diesen beengten Zustand, in dem sie sich befand, verdanken wir ihr Tagebuch, in dem sie Zuflucht sucht und findet. Und obwohl ich immer die Möglichkeit hatte meinem Ärger und meiner Verzweiflung Luft zu machen, schrieb ich jahrelang, bis heute, die intimsten Dinge in mein Tagebuch. Ich denke, das ist meine persönliche Verbindung zu Anne Frank. Ich hoffe das Interesse andere Menschen wecken zu können. 19 5.) Kalkulation: Fototermin Anne Frank 250Euro Flyer und Filmmaterial 100Euro Bühnenbild für das Theater in der Walfischgasse 1000Euro Kostüm 130Euro Transport Bühnenbild 150Euro ---------------------------------------------------------------------------------------------------------1630 Euro Auflistung für die Verteilung von ECTS- Punkterechnung: Erstellung der Bühnenfassung 50h Erstellung des Konzepts 17h Presseaussendungen und Text 10h Recherche für schriftlichen Teil 15h Lektüre 20h Fototermin für Pressefoto 8h Layoutbearbeitung Flyer 4h Pressearbeit 5h Proben und Textarbeit 282h Konzeptionsgespräche & Organisation 6h 417h 20 6.) Literaturliste: Frank, Anne: Tagebuch. Fischer Taschenbuch Verlag. Frankfurt am Main,2001 Müller, Melissa : Das Mädchen Anne Frank Die Biografie. München 2000 Van Maarsen : Jaqueline:Ich heiße Anne, sagte sie. München 1997 Pressler, Mirijam : Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anne Frank. Weinheim und Basel 1992. Frank, Anne: Geschichten und Ereignisse aus dem Hinterhaus. Ungekürzte Ausgabe. Frankfurt am Main 1993. Anne Frank Haus (Hrsg.): Die Geschichte der Anne Frank. Amsterdam 2004 Anne Frank Haus (Hrsg.): Anne Frank. Eine Geschichte für heute. Amsterdam 1996 Schad, Martha: Frauen gegen Hitler. Schicksale im Nationalsozialismus. München 2001 Heyl, Matthias: Anne Frank. Hamburg 2.Auflage 2003 Freud-Spork, Walpurga: Königserläuterungen : Das Tagebuch der Anne Frank. Hollfeld 2004 Schnabel, Ernst: Spur eines Kindes. Ein Bericht. München 2001 www.annefrank.org/content.asp?pid= 2&lid=3 Letzter Zugriff am: 1.Oktober 2007 21 www.annefrankguide.net/de-AT/index.asp Letzter Zugriff am : 25.Septemer 2007 www.annefrank.de Letzter Zugriff am : 1. Oktober 2007 www.annefrank.com Letzter Zugriff am: 24.September 2007 www.annefrank.org.uk Letzter Zugriff am : 24.August 2007 www.jm-hohenems.at/ Letzter Zugriff am: 24.September www.bergenbelsen.de/ Letzter Zugriff am: 27.September http://de.wikipedia.org/wiki/KZ-Bergen-Belsen Letzter Zugriff am: 2.September 2007 http://de.wikipedia.org/wiki/ Konzentrationslager Letzter Zugriff am: 2.September 2007 22