Universität für Musik und darstellende Kunst Graz

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Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Künstlerische Diplomarbeit
ANNE FRANK TAGBEBUCH: „Ich will fortleben auch nach meinem Tod.“
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Konzept zur künstlerischen Diplomarbeit
Von Maddalena-Noemi Hirschal
Matrikelnummer:0203754
Studienrichtung: Darstellende Kunst
Studienkennzahl: V561
Eingereicht bei: Regine Porsch (künstlerische Betreuung)
Prof. Evelyn Deutsch-Schreiner (wissenschaftliche Betreuung)
30.Oktober 2007 16.00 PM10 Kunstuniversität Graz
1
Inhaltsverzeichnis:
1.) Vorwort………………………………………………………………Seiten 3-4
2.) Die Wahl des Gegenstandes und der Betreuer………………………Seiten 4-5
3.) Portrait Anne Frank …………………………………………………Seiten 5- 7
3.1) Zeittafel……………………………………………………………..Seiten 8- 10
3.2) Rezeptionsgeschichte, Aufführungspraxis, Werkgeschichte:………Seiten10-12
4.) Das Konzept…………………………………………………………Seiten 13-19
4.1)Künstlerische Umsetzung und Spielweise…………………….….... Seite 13
4.2.)Entstehung der Textfassung……………………………………….. Seiten 13-15
4.3.)Bühnenbild, Musik………………………………. ………………...Seiten 15-17
4.4.)Motivation…………………………………………………………. Seiten 17-19
5.)Kalkulation und Auflistung der ECTS- Punktrechnung…………….. Seite 20
6.) Literaturverzeichnis………………...………………………………. Seiten 21-22
7.) Bühnenfassung
8.)Pressematerial
2
1.)Vorwort:
Anne Franks Tagebuch, ein Buch, das wahrscheinlich jeder einmal gelesen oder
zumindest zu Hause im Bücherregal stehen hat. Ein Buch, das ich vor Jahren geschenkt
bekam und dessen Thematik, seit diesem Tag, nicht mehr aus meinem Kopf gewichen
war. Wer kennt es nicht das Leben der Anne Frank? Wer hat nicht voller Trauer und
Wut an ihrem Schicksal und ihrem frühen, sinnlosem Tod teilgenommen? Bis heute
habe ich die darin enthaltenen Briefe oft gelesen und in jedem Alter, indem ich mich
befand, neue Gefühle, Gedanken und Assoziationen dazu bekommen. Immer wieder
aufs Neue erstaunt über ein Kind, das in der Lage ist, so ehrlich, intelligent und präzise
über eine, uns unvorstellbar, Lebenssituation zu berichten. Infiziert von der reichen
Gedankenwelt des Mädchens Anne Frank, bin ich im Laufe der Zeit immer wieder auf
ihre Geschichte gestoßen, sei es in Amsterdam, Berlin oder Wien. Das jenseits aller
Vorstellungskraft liegende Leid, welches die Nationalsozialisten über die Juden
gebracht haben, wir durch Annes Niederschrift auf eine außergewöhnlich, einzigartige
Weise dokumentiert. Dieses Selbstzeugnis ist eines der wichtigsten Zeitdokumente,
dieser Zeit. Es ist ein erschütterndes Symbol für den Genozid an den Juden in
Deutschland. Ich denke es wäre falsch, dieses Kriegsdokument, rein als solches zu
behandeln, vielmehr eröffnet es einen Einblick in die geistige Entwicklung einer jungen
Frau zwischen dreizehn und fünfzehn Jahren, die ein unheimliches Talent besaß, ihre
Beobachtungen und Erkenntnisse auf verblüffende Art und Weise darzustellen.
Ich selbst schreibe seit meinem zwölften Lebensjahr Tagebuch, ein Mitgrund warum
diese Form von Vorlage zu einer Darstellung verführt. Die intimsten Gedanken in einer
spielerischen Form auf die Bühne zu bringen schien mir eine spannende
Herausforderung, da es mir fast unmöglich erschien. Die große Klarheit und
Ernsthaftigkeit gepaart mit einem unheimlich guten Humor dieses Mädchens hat mein
Herz in kürzester Zeit erobert .Der politische Hintergrund dieser Zeit, hat mich von
jeher interessiert zumal 1945 nicht gerade weit zurückliegt. Seit meiner Schulzeit habe
ich mich intensiv mit dem zweiten Weltkrieg und seinen Auswirkungen
auseinandergesetzt. Die Tatsache, dass ein schriftliches Dokument dieser Zeit besteht,
das nicht nur politische Themen sondern Liebe, Leid, Leid, Lust und Leben ( also die
spannendsten Themen) in einer atemberaubenden Klarheit darstellt und vereint, hat
3
mich motiviert meine eigene einstündige bühnentaugliche Fassung zu schreiben.
Ihre Geschichte ist bekannt und kann uns motivieren, sich nicht nur mit der Person
Anne Franks, sondern auch mit den Konsequenzen aus ihrer Geschichte für Menschen
und Gesellschaften heute zu beschäftigen. Dieses dokumentierte Einzelschicksal steht
als Symbol für alle Menschen, die in Konzentrationslagern getötet wurden bzw. dem
Nationalsozialismus zum Opfer gefallen sind.
2.) Die Wahl des Gegenstandes und die Betreuer
Künstlerisches Fachgebiet: Sprecherziehung
Unterrichtsfach: Sprecherziehung und dramatische Rollengestaltung
Wahl der betreuenden Lehrkräfte:
Künstlerische Betreuung: Regine Porsch
Schriftliche Betreuung: Prof.Evelyn Deutsch-Schreiner
Meine Wahl fiel auf Regine Porsch, da ich zunächst vorhatte, eine Lesung zu machen,
innerhalb meiner Arbeit an der Bühnenfassung steigerte sich meine Lust, den Text nicht
nur sprachlich zu beleben sondern ihn neben gelesenen Passagen auch schauspielerisch
darzustellen. Da ich mit Frau Porsch im Rahmen meiner Hauptproduktion „Libussa,
Franz Grillparzer“ für mich, äußerst erfolgreich zusammengearbeitet habe und ich viel
profitieren konnte, sehe ich ihre Betreuung als Bereicherung und Experiment.
Außerdem ist es mir ein großes Anliegen, das in den Jahren erlernte künstlerische
Handwerk, umzusetzen, ohne von einem dramatischen Lehrer beeinflusst zu werden.
Meine Diplomarbeit sehe ich als Prüfung meiner erlernten Fähigkeiten gepaart mit
meiner eigenen Kreativität. Frau Porsch erschien mir immer als große Hilfe, nicht nur
auf sprecherzieherische Ebene sondern auch inmitten von kreativen Prozessen, die
Geschmack und Mut erforderten. Der Blick von außen ist stets wichtig, nicht nur um
Dinge festzustellen, die nicht funktionieren, sondern um an bestimmte Stimmungen
und Wirkungen festzuhalten, dessen man sich nicht bewusst ist. Innerhalb meines
Studiums habe ich oft festgestellt, dass man oftmals viel zu viel versucht „darzustellen“,
4
und die Wirkung, die man als denkender, fühlender Mensch
vermittelt, vergisst.
„Weniger ist oft mehr.“ Frau Porsch ist für mich eine große Hilfe eine so große
Textmenge sprachlich facettenreich zu gestalten und mir die Vielfalt der Mittel, über die
man selbst verfügt bewusst werden zu lassen.
3.) Portrait Anne Frank:
Anne Frank wurde am 12.Juni 1929 in Frankfurt/Main als Tochter von Otto und Edith
Frank geboren .Ihre Schwester Margot ist zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Aufgrund
der Weltwirtschaftskrise spitzte sich die politische Lage für Juden in Deutschland zu.
Otto Frank
verfolgte sehr aufmerksam die politischen Geschehnisse rund um die
NSDAP. Viel früher als die meisten deutschen Juden, ahnte er die drohende Gefahr, die
den deutschen Juden bevorstand. Trotz allem liebte er seine Heimat Frankfurt sehr,
zumal er im 1.Weltkrieg als Hauptmann der Artillerie an der Westfront sogar die
Auszeichnung des „Eisernen Kreuz erster Klasse“ erhalten hatte. Die NSDAP fand im
Zuge der Weltwirtschaftskrise ziemlich schnell den Sünder für die Krise: das
„Weltjudentum“. Die Partei erfuhr durch ihre radikale Einstellung extremen Zuspruch
und hatte bereits 1932 37% der Wählerstimmen. Nachdem sich das Leben für die
jüdische Familie immer mehr veränderte, beschlossen Otto und Edith Frank nach
Holland auszuwandern. 1933 erfuhr Otto Frank, dass das OPEKTA Unternehmen für
ihre holländische Niederlassung einen neuen Geschäftsführer suchte. Da Holland sowie
die Schweiz im ersten Weltkrieg völlig neutral waren und Amsterdam nahe der Heimat
lag,
schien das Jobangebot perfekt. Im Sommer reiste er nach Holland und begann
alles für die Übersiedlung der restlichen Familie vorzubereiten. Seine Frau und die
beiden Mädchen zogen für den Übergang zu ihrer Großmutter nach Aachen nahe der
holländischen Grenze. Als die gesamte Familie nach Amsterdam übersiedelte, war Anne
bereits vier Jahre alt und lebte sich perfekt in ihrer neue Heimat ein. Sie gewann schnell
viele Freunde und war in kürzester Zeit sehr beliebt bei allen, die sie kannten. Auch in
den Niederlanden hörte man plötzlich vermehrt von den Pogromen, die in ihrer alten
Heimat, in Deutschland Überhand nahmen. Anne Frank kam in den Kindergarten der
Montessori Schule. Nach ihrem sechsten Lebensjahr wechselte sie in die erste Klasse
der Montessori Schule. Anne fiel durch ihre lebhafte Art auf, sie war zu Späßen
5
aufgelegt, erfand lustige Spiele und fand immer einen Grund zum Kichern. Anne war
sehr gesellig und interessierte sich auffallend viel
für Bücher und
Literatur.
1940 besetzten die Deutschen überraschend die Niederlande, um so einen sicheren Weg
für Hitlers Truppen nach Frankreich zu schaffen. Um die „Arisierung“ zu verhindern
überschrieb Otto Frank seinem Freund und Mitarbeiter Johannes Kleimann Opekta. Im
Hintergrund leitete Otto Frank die Firma allerdings weiter. 1940 musste Anne die
Schule wechseln, sie wurde am jüdischen Lyzeum angenommen, das speziell für alle
jüdischen Schüler in Amsterdam eingerichtet worden war. Dieser antisemitischen
Maßnahme folgten noch viele mehr.
„Juden müssen einen Judenstern tragen; Juden müssen ihrer Fahrräder abgeben;
Juden dürfen nicht mit der Straßenbahn fahren; Juden dürfen nicht mit dem Auto
fahren, auch nicht mit dem privaten. Juden dürfen nur von 3-5 einkaufen; Juden dürfen
nur zum jüdischen Frisör, Juden dürfen zwischen acht Uhr abends und sechs Uhr
morgens nicht auf die Straße , Juden dürfen nicht ins Theater, Kino, Schwimmbad und
andere dem Vergnügen dienende Plätze. Juden dürfen in der Öffentlichkeit keinerlei
Sport treiben; Juden dürfen nach acht Uhr abends weder in ihrem eigenen Garten noch
bei Bekannten sitzen; Juden dürfen nicht zu Christen ins Haus kommen; Juden müssen
auf jüdische Schulen und dergleichen mehr.“1
An Annes dreizehnten Geburtstag bekam sie ein Tagebuch geschenkt, sie hatte es sich
selbst ausgesucht; von diesem Tag an begann sie Tagebuch zu schreiben. Sie schrieb in
Form von Briefen Jahre lang an eine von ihr ausgedachte Freundin namens Kitty.
Einen Monat nach Annes Geburtstag kam ein Aufruf für Margot zum Arbeitseinsatz im
Osten, was soviel wie ein Todesurteil bedeutende. Otto Frank plante seit Monaten mit
seiner Familie unterzutauchen, der Aufruf war Grund, den Plan in Realität umzusetzen.
Über Monate wurden Möbel und Nahrung in die Prinsengracht 263 geschafft, dort
befand sich das Hinterhaus der Firma, in der Otto Frank gearbeitet hatte. Die
Mitarbeiter Kleimann und Kugler wurden informiert. Die Familie entschloss sich noch
einer zweiten Familie Unterschlupf zu gewähren. Dazu wählte Herr Frank die Familie
Van Pels, die Familie seines ehemaligen Geschäftpartners Herman Van Pels. Am 6.Juli
1942 zog die Familie Frank in ihr Versteck, eine Woche später kam die zweite Familie
nach: Herman, Auguste und der Sohn Peter Van Pels. Im November nahmen die sieben
Untergetauchten eine achte Person in ihr geheimes Versteck auf, Fritz Pfeffer, ein
1
Frank Anne, Anne Frank Tagebuch, Fischer Taschenbuch Verlag,2004, Seite 21
6
Zahnarzt, der ebenfalls wegen seines jüdischen Glaubens verfolgt wurde. Das
Überleben der Untergetauchten hing von ihren Helfern ab, die sie mit allem
Überlebensnotwendigen versorgten. Da tagsüber unten in der Firma gearbeitet wurde,
mussten alle Versteckten sich an feste Regeln halten. Man durfte sich nur auf Socken
bewegen, es herrschte Redeverbot, der Gang zur Toilette war eingeschränkt usw.
Während der ganzen Zeit des Untertauchens schrieb Anne Tagebuch.
Am 4. August 1944, wenige Monate nach dem Beginn der Alliierten Invasion in
Frankreich wurden die acht Untergetauchten von dem SS- Oberscharfsführer Karl J.
Silberberg entdeckt. Ein anonymer Hinweis verriet die beiden Familien und Fritz
Pfeffer in ihrem Versteck. Bis heute weiß man nicht wer die acht verraten hatte. Es gibt
verschiedene Theorien über den Verrat.
Otto Frank war später nicht an der Vergeltung des Verrats interessiert, auf Initiative
Herrn Kleinmanns wurde 1947/48 Untersuchungen und Ermittlungen durchgeführt, um
zu erfahren, wer am Verrat beteiligt war, und wie es zu dem Überfall auf das Hinterhaus
am 4.August 1944 kommen konnte. Ein Lagerarbeiter und eine Putzfrau, die durch ihr
Verhalten zu verstehen gegeben haben, dass sie auf das Hinterhaus aufmerksam
geworden waren, gerieten in Verdacht. Der Verrat konnte jedoch nie als bewiesen
angesehen werden, da die Untersuchungen in den Nachkriegsjahren im Sand verliefen.
Einige Tage nach der Festnahme wurden sie in das Konzentrationslager „Westerbork“
gebracht. Mit dem letzten Zug wurden schließlich alle in das Tötungslager
„Ausschwitz“ gebracht.
Herr Van Pels wurde nach seiner Ankunft in die Gaskammer geschickt, seine Frau ist
verschollen, man geht allerdings davon aus, dass sie im KZ in Theresienstadt getötet
worden ist. Peter starb wahrscheinlich auf einem Todesmarsch in Mauthausen. Annes
Mutter Edith starb vor Erschöpfung einen Hungertod in Ausschwitz. Anne und Margot
wurden nach Deutschland in das KZ Bergen- Belsen gebracht und starben dort kurz vor
der Befreiung an Typhus. Alle Insassen konnten das langsame Sterben der beiden
Mädchen mitverfolgen, da sie typhus-typisch tiefe ausgehöhlte Augenhöhlen hatten
und von Tag zu Tag magerer wurden, bis sie nur noch Haut und Knochen waren. Sie
wurden gemeinsam mit tausenden anderen ermordeten Juden in einem der unzähligen
Massengräber begraben. Nur Otto Frank überlebte und klammerte sich lange an die
Hoffnung, dass eine seiner Töchter noch am Leben wäre.
7
3.1.)Zeittafel:
Ich beschränke mich hier auf die Jahre, die Anne im Hinterhaus verbracht hat, also
1942,1943,1944, um darzustellen was außerhalb des Hinterhauses geschah und welche
Auswirkungen die Politik auf den Aufenthalt der Untergetauchten hatte.
1942:
20. Januar:
Führende Nationalsozialisten
konferieren im Berliner Vorort Wannsee
über die Koordinierung der
systematischen Vernichtung der
europäischen Juden (Endlösung)
29. April:
Der Judenstern wird in Holland
eingeführt.
11. Juni:
Das Referat unter Adolf Eichmann
ordnet an, die Deportationen von Juden
aus Belgien, Frankreich und den
Niederlanden in wenigen Wochen
beginnen zu lassen.
14. Juli:
Die systematischen Transporte
holländischer Juden ins Lager
Westerbork beginnen.
17. Juli:
Der erste Deportationszug aus
Westerbork trifft in Ausschwitz ein.
10. Dezember:
Die polnische Exilregierung versucht,
die Alliierten zum Eingreifen gegen die
Massenvernichtung in Polen zu
bewegen.
12. Juni:
Zu ihrem 13.Geburtstag bekommt
Anne Frank ein Tagebuch geschenkt.
5. Juli: Margot erhält den Aufruf
zum „Arbeitsdienst nach
Deutschland“.
6. Juli:
Die Familie Frank taucht in der
Prinsengracht 263 unter.
13. Juli:
Hermann, Auguste und Peter van
Pels folgen den Franks ins Versteck.
16. November:
Fritz Pfeffer kommt als achter
Untergetauchter ins Versteck.
8
1943
18. Februar: Nach der deutschen
Niederlage
bei
Stalingrad
ruft
Propagandaminister Joseph Goebbels
den „totalen Krieg“ aus.
April:
Das Konzentrationslager Bergen-Belsen
bei Celle wird als „Aufenthaltslager“
für Personen eingerichtet, die gegen
deutsche Staatsbürger ausgetauscht
werden sollen.
1944
6. Juni:
Operation Overlord: Die Alliierten
landen in der Normandie.
8. August:
Die Alliierten besetzen Le Mans.
23. August:
Die Alliierten befreien Paris.
4. September:
Die Alliierten befreien Antwerpen und
Brüssel.
9. September:
US-Staatssekretär Henry Morgenthau
legt den 14-Punkte Plan eines
Straffriedens für Deutschland vor.
6.-7. Oktober:
Häftlingsrevolte in Auschwitz. Vor der
Niederwerfung ihres Aufstands
zerstören die Häftlinge eine der
Gaskammern.
4. August:
Die acht Untergetauchten werden
verraten und verhaftet.
8. August:
Sie werden aus dem Amsterdamer
Gefängnis ins Durchgangslager
Westerbork überstellt.
3. September:
Deportation der acht
Untergetauchten mit dem letzten
Transport von Westerbork überstellt.
6. September:
Die Familien treffen in Auschwitz
Birkenau ein.
Anfang Oktober: Hermann van Pels
stirbt in den Gaskammern von
Auschwitz.
Ca.28. Oktober:
Anne und Margot Frank und
Auguste van Pels werden in das
deutsche Konzentrationslager
Bergen- Belsen überstellt.
9
November:
Die Vergasungen in AuschwitzBirkenau werden eingestellt.
20. Dezember:
Fritz Pfeffer stirbt im
Konzentrationslager Neuengamme.
16. Dezember:
Hitlers Truppen starten zur letzten
großen Offensive – erfolglos.
3.2.)Rezeptionsgeschichte, Aufführungspraxis, Werkgeschichte:
Nachdem die Familie Frank abgeführt worden war, suchten Miep Gies und Bep
Voskuijl am Nachmittag das Versteck auf. Miep Gies berichtete:
„Ich ging ins Schlafzimmer der Franks. Auf dem Fußboden inmitten von Papierbergen
und Büchern entdeckte ich ein Rot-orange-grau- karierten Leinenband- Annes
Tagebuch, das sie zum dreizehnten Geburtstag von ihrem Vater geschenkt bekommen
hatte. Ich zeigte es Elli (Bep). Sie bückte sich, hob es auf, drückte es mir in die Hand.
(…)Ich ließ den Blick über das Chaos gleiten, ob sich noch weiter Aufzeichnungen
Annes darunter befanden, und entdeckte die alten Kontobücher sowie eine Menge
weiteres Schreibmaterial, das Elli und ich ihr gegeben hatten, nachdem das Tagebuch
voll geschrieben war. (…) „Ja, ich werde alles aufbewahren“, sagte ich zu Elli. Ich
nahm ihr die Papiere ab und legte sie ebenfalls in die Schublade. „Ich werde alle sicher
aufbewahren für Anne, bis sie zurückkommt.“2
Tage später als das Hinterhaus geräumt wurde, beauftragte Miep den Lagerarbeiter Van
Maaren weitere beschriebene Zettel, die noch zu finden waren, einzusammeln.
Folgende
von
Annes
Einträgen
sind
noch
erhalten
geblieben:
1.) Das Geburtstagstagebuch mit Eintragungen vom 12.Juni – 5. Dezember 1942
ergänzt um Einträge der folgenden zwei Jahre auf einzelnen beschriebenen Blättern.
2.)
Ein
Schulheft
mit
Einträgen
vom
17.
April
–
1.August
1944
3.) Lose Blätter auf Durchschlagpapier mit überarbeiteten Tagebucheinträgen
4.) Ein Kassenbuch , in das Anne 1943 und 1944 ihre Geschichten und Ereignisse aus
dem Hinterhaus geschrieben hat.
2
Miep Gies/Alison Leslie Gold: Meine Zeit mit Anne Frank. Aus dem amerik. Von Liselotte Julius.
München : Scherz, 1987. S.198f.
10
Als Otto Frank Ende Juli, Anfang August 1945 erfuhr, dass seine Töchter nicht überlebt
hatten, überreichte ihm Miep Gies die Aufzeichnungen Annes. Er begann Ausschnitte
der Tagebücher für Verwandte und Freunde
abzutippen und für seine Mutter ins
Deutsche zu übersetzten. Der von Otto Frank abgetippte Text gelangt über Bekannte in
die Hände des niederländischen Historiker-Ehepaars Jan Romein und Annie RomeinVerschoor. Nach einigen vergeblichen Versuchen Annie Romeins, einen Verlag zu
finden, verfasst Jan Romein einen kurzen Artikel über Annes Tagebuch. Otto Frank
weiß nichts davon. Der Artikel erscheint am 3. April 1946 auf der Titelseite der
Tageszeitung „Het Parool“, und nun zeigen mehrere Verlage Interesse.
„Für mich ist in diesem scheinbar unbedeutenden Tagebuch eines Kindes die ganze
Abscheulichkeit des Faschismus verkörpert, mehr als in den gesamten Akten der
Nürnberger Prozesse.“ 3
Auf diese Rezension zeigten plötzlich mehrere Verlage ihr Interesse. Trotz der – auch in
Deutschland positiven Besprechung wurde das Tagebuch bis 1955 kein wirklicher
Erfolg auf dem Buchmarkt. Ein amerikanischer Journalist und Schriftsteller, Sohn
jüdischer Emigranten aus Russland namens Meyer Levin (1906-1981), der positive
Rezensionen in der New York Times Book Review geschrieben hatte, forderte schließlich
in The National Jewish Post , in einer von ihm geschrieben Bühnenfassung das Buch
auf die Bühne zu bringen und es zu verfilmen. Seine im Oktober 1952 entstandene
Bühnenfassung lehnten mehrere Produzenten ab, sodass Ende 1953 das Ehepaar Albert
Hackett und Francis Goodrich- Hackett beauftragt wurde, eine neue Bühnenfassung zu
schreiben. Am 5. Oktober 1955 fand am Broadway`s Cort Theatre New York die
Premiere in der Inszenierung von Garson Kanin statt. Das Stück wurde am Broadway
ein großer Erfolg und trotz vieler ethisch-moralischer Einwände war diese Aufführung
das Vehikel für den weltweiten Erfolg des Tagebuchs. In Holland wurden 1955 gleich
drei neue Auflagen gedruckt und die 1955 erschienene Taschenbuchausgabe der Fischer
Bücherei (heute Fischer Taschenbuch Verlag) wurden nach den deutschen
Erstaufführungen zum Bestseller. Otto Frank selbst hat die Uraufführung nie angesehen.
Er verfasste allerdings einen Brief an die Schauspieler, in dem er die Entscheidung
seines Fernbleibens begründet.
3
Romein Jan, Anne Frank Homepage: http://www.annefrank.org/content.asp?pid=112&lid=3
11
„Das Theaterstück ist eigentlich ein Teil meines Lebens, und der Gedanke, dass meine
Frau, meine Kinder und ich auf der Bühne dargestellt werden, ist für mich sehr
schmerzlich. Darum kann und will ich das Stück nicht sehen.“4
Das Stück hatte großen Erfolg und gewann 1955 den Pulitzerpreis. Schweden erlebte
die europäische Premiere des „Tagebuchs“ und Deutschland folgte. Eine Schlagzeile
lautete: Das Tagebuch der Anne Frank erobert Deutschland. Die deutsche
Erstaufführung fand am 1.Oktober 1956 gleichzeitig in Dresden, Westberlin, Hamburg,
Düsseldorf, Aachen, Karlsruhe und Konstanz statt. Die Reaktionen auf das Stück waren
sehr unterschiedlich. Manche verließen schweigend voller Scham den Zuschauerraum,
andere hingegen hörten nicht auf zu applaudieren. Ende November 1956 folgte die
niederländische Aufführung in Amsterdam. Die Zuseher darunter Königin Juliana, Prinz
Bernhard und viele andere Persönlichkeiten gingen schweigend auseinander.
1997 wurde die Bühnenfassung überarbeitet. Bis heute steht sie regelmäßig auf den
Spielplänen des Theater. Urheberrechtliche Gründe verbieten es, inhaltliche
Veränderungen vorzunehmen. Das bedeutet für die Regisseure eine große
Herausforderung, sie stehen vor der Hürde, nicht weiterhin eine unpolitische, rührselige,
amerikanisierte und pathetische Aufführung zu inszenieren. Im Anbetracht der
Tatsache, dass die Begegnung mit diesem Stück für viele Jugendliche ihre erste und
vielleicht leider auch einzige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
bedeutet, wäre es erstrebenswert auf kitschige Details oder noch schlimmer, eine
Romantisierung des Stoffes, zu verzichten.
1656 erwarb Twentieth Century Fox die Filmrechte. Das Drehbuch unterschied sich
kaum von der Bühnenfassung und George Stevens, der auch die Überlebenden des KZs
Dachau gefilmt hatte, war der Regisseur. Der Film wurde mit mehreren Oskars
ausgezeichnet und sorgte für weiteres Interesse an der Buchausgabe. Anne Franks
Tagebuch wurde mittlerweile in mehr als 60 Sprachen übersetzt und in über 20
Millionen Exemplaren verbreitet.
4
Otto Frank.Zit.nach: Anne Frank Haus. Ein Museum mit einer Geschichte.Herg.von Anne Frank
Stichting (u.a.). Amsterdam: Anne Rank Haus, 1999.S.238.-copyright Anne Frank-Fonds, Basel/Anne
Frank Stichting, Amsterdam.
12
4.)Das Konzept:
4.1.) Künstlerische Umsetzung und Spielweise:
Wie später (siehe 4.2)) genauer beschrieben, bin ich im Laufe der Erstellung einer, von
mir konzipierten Lesung, zu der Idee gekommen, keine Lesung, sondern einen
herkömmlichen Theaterabend zu inszenieren. Aus Anne Franks Briefen entstand ein
„Endlos-Monolog“. In einer Stunde versuche ich die Entwicklung eines Mädchens
darzustellen, die eine Zeitspanne von zwei Jahren beträgt. Viele Übergänge, von
Texten, sind nur durch Gedankengänge, Musik, bestenfalls durch einen Lichtwechsel
herzustellen. Ansonsten passiert, rein äußerlich sehr wenig, die Vielfalt der Emotionen
ist Mittelpunkt des Geschehens. Die Art und Weise, in kürzester Zeit die Emotion zu
ändern, ohne, dass die Situation sich für den Schauspieler verändert, ist schwer zu
beschreiben bzw. unmöglich. Es stellte sich als äußerst schwierig heraus, ohne den
gewohnten Regisseur, nur „mit sich selbst“ zu arbeiten, und den Blick von Außen zu
bewahren. Im Laufe der Proben wurde eine Trommel, zu meinem Tagebuch. Aus einem
Monolog, wurde ein Dialog zwischen Mädchen und Trommel.
Meine Arbeit könnte als „one-girl-show“ bezeichnet werden.
4.2.) Die Bühnenfassung:
Nachdem ich „Anne Frank Tagebuch“ mehrfach gelesen habe, beschloss ich eine eigene
Bühnenfassung zu schreiben, da die bisherigen Fassungen die ich gelesen hatte, nicht
meinen Vorstellungen entsprachen, und immer Teile, die mir als wichtig erschienen,
nicht vorhanden waren. Also notierte ich, nach mehrmaligen Lesens der
Gesamtausgabe,
die mir besonders notwendig erscheinenden Abschnitte des
Tagebuches und versuchte, der politischen Ebene des Textes ebensoviel Beachtung zu
schenken, wie dem emotionalen Innenleben des Mädchens Anne Frank. Die ersten
Komplikationen stellten sich beim Lesen meiner ersten Fassung heraus. Sie erschien
mir zu knapp und erzählte zu wenig über das Zusammenleben der acht Untergetauchten
auf so engem Raum. Nach vielem Hin und Her kam ich zu einer Fassung, die das
Gleichgewicht, der vielen Aspekte ihres Lebens, so gut es in einer Kurzfassung geht,
13
schuf. Die zweijährige Entwicklung eines Mädchens innerhalb einer Stunde (reiner
Text) darzustellen ist einzig und allein spielerisch möglich und nicht durch eine
Textfassung zu erreichen. Dramaturgisch stieß ich so auf viele Probleme, da ein
Tagebuch ja keinen dramaturgisch gut aufgebauten Inhalt bedeutet, sondern schlicht
und einfach von der Tagesverfassung und den Informationen die uns die Autorin
gewährt abhängt. Einen homogenen, ausgewogenen Bogen herzustellen ist aufgrund der
einzelnen Briefe einzig und allein durch gut inszenierte Brüche zu erzielen, die ich
sprachlich und schauspielerisch löse und gleichzeitig mit Bühnenbild, Licht und Musik
behelfe. Anfangs war mir der Text extrem wichtig und ich konnte kaum von einer Zeile
Abschied nehmen. Um dem Publikum Spannung zu bieten musste ich, gerade aus dem
Grund weil ich keinerlei äußerlichen Effekte auf der Bühne wollte, den Text so kürzen,
dass ein Thema nach dem andern
abzuhandeln möglich wurde ohne
Daten
auszutauschen oder zu mischen. Kein Wort oder Satz wurden in eine neue Reihenfolge
gesetzt, um Anne Franks Gedankenvorgänge nicht zu verdrehen oder inhaltlich zu
verändern. Ich denke es kommt darauf an, WIE ein Mensch etwas erzählt, weniger der
Inhalt, sondern die Ausdrucksweise steht im Vordergrund. Ziemlich schnell verspürte
ich Lust, alles was ich tippte, auch spielen zu wollen und viele Ideen zur Umsetzung
gingen mir durch den Kopf. Der Text beträgt gelesen, ohne Pause durchgesprochen, 64
Minuten. Diese Fassung erschien mir als ausgewogen und ich begann den Text,
unterteilt in drei Teile auswendig zu lernen. Diese drei Teile sind nicht willkürlich
gewählt sondern in die drei Zeitspannen (1942,1943 ,1944) unterteilt, die Anne Frank
in ihrem Versteck zubrachte. Es war eine für mich eine vollkommen fremde und neue
Aufgabe den zwanzigseitigen Text zu lernen, ohne auch nur einen Fuß auf die Bühne
gesetzt zu haben. Da es sich dabei allerdings um eine ungewohnte große Menge an Text
handelte, erschien es mir wertvoll mit den Text sehr gut vertraut zu sein, bevor ich zu
proben anfing. Die Daten und Jahreszahlen der jeweiligen Briefe stellten die größten
Schwierigkeiten dar, und zwar nicht, weil ich sie mir nur schwer merken konnte,
sondern vielmehr, weil die „Datumskundgebungen“ spätestens nach dem fünften Brief
für das Publikum langweilig werden würde. So beschloss ich, die wichtigsten Daten
und Jahreszahlen nur zu erwähnen wenn sie notwendig sind, oder dem Verständnis des
Inhaltes dienen. Ich begann mit den Jahreszahlen zu spielen und fand teilweise
schauspielerische, sprachliche Stakkato-Methoden, um sie interessant darzustellen. Der
Text begann mir Spaß zu machen und die Herausforderung ihn sprachlich gut
14
umzusetzen, half mir über die Qualen des stupiden Auswendiglernens hinweg. Das
Textlernen entwickelte sich zum Ritual und zur täglichen Meditation.
4.3.) Bühnenbild, Musik:
Im Laufe der Zeit entwickelten sich in meinem Kopf ein Dutzend von Bühnenbildern,
die es zu ordnen galt. Der Besuch des Anne Frank Hauses in Amsterdam war für mich
derartig beeindruckend, dass ich es fast für notwendig hielt, dieses winzige Zimmer, das
ich dort besichtigte, naturalistisch darzustellen. Von dieser Idee kam ich schon ziemlich
bald ab, da der Text von mir so naturalistisch, schlicht und klar behandelt wird, dass
der Raum Mittel und Hilfe sein muss, Gefühle und Gedanken darzustellen, die ich im
Text nicht interpretieren möchte. Meine nächste Idee war geprägt von vielen
effektreichen Mitteln, um aus dem Stück eine ausgeklügelte Performance zu kreieren.
Das Stück beginnt mit einer Diashow, auf den Fotos ist Anne samt Familie vor dem
Untertauchen sichtbar, eine Videoeinspielung zeigt ein Mädchen beim Spielen,
Schreiben und Herumtollen. Das Alles wird auf eine weiße Wand (ein Tuch) projiziert,
das vor dem endgültigen Bühnenbild in Form eines Vorhangs angebracht wird. Anne
tritt vor den weißen Vorhang. Die ersten beiden Briefe in meiner Fassung hat Anne
noch vor dem Untertauchen geschrieben, deshalb war es für mich wichtig, den Spielort
dementsprechend
von
Annes
Zimmer
im
„Hinterhaus“
abzugrenzen.
Die ersten zwei Briefe werden vor der weißen Wand dargestellt. Danach öffnet sich der
Vorhang und ein kleines Zimmerchen wird sichtbar: Annes Neues Zimmer. Ein leerer
Raum: das Gegenteil von Annes Kopf, der voll von Fragen, Vermutungen ,
Befürchtungen und Gedanken ist. Sie erscheint durch die hintere Türe mit ihren
zusammengepackten Sachen, und sieht sich um. Hier beginnt sie zu erzählen… Ab und
zu
werden
Ton
und
Musikeinspielungen
zu
hören
sein,
unterschiedliche
Lichtverhältnisse zeigen Tag und Nachtstimmungen obwohl es im Hinterhaus immer
eher finster als hell ist. Nach und nach entdeckt Anne ihr Zimmer für sich. Nachdem ich
begonnen hatte Videomaterial zu produzieren und mich genauer mit den Projektionen
beschäftigte, kam ich von Tag zu Tag mehr zu dem Schluss, dass dieses Mittel
abgenutzt und überbewertet ist. Ich war gelangweilt von meiner Idee und versuchte es
ohne Projektionen, um mich selbst durch diese filmische Gewalt nicht zu erschlagen.
15
Meine Entscheidung fiel und ich beschloss einzig und allein die Figur „Anne Frank“ in
den Vordergrund zu stellen. Ich reduzierte auf eine Videoeinspielung am Ende des
Stückes, die etwas darstellt, was auf der Bühne nicht darzustellen ist: Ein Mädchen, von
hinten sichtbar, läuft über eine Wiese bis nur noch ein Pünktchen von ihr zu sehen ist.
Viele Einfälle der oben beschrieben Idee habe ich allerdings im Kopf behalten. Immer
noch trete ich zuerst in ein anderes Bild, bevor das Bühnenbild sichtbar wird, immer
noch tritt Anne Frank durch eine Tür in eine ihre völlig fremde Umgebung. Nur scheint
sie dicker zu sein als vor dem Vorhang, wo sie laut lärmend, frei ihre ersten Briefe an
ihre imaginäre Freundin Kitty zum Besten gibt. Sie ist eingepackt in Unmengen von
Kleidern, aus denen sie sich Stück für Stück schält. Später wird klar, dass dieser
Umstand aus der Vorsicht der Untergetauchten resultiert, denn welcher Jude in ihrer
Lage hätte gewagt mit einem Koffer voller Kleider vors Haus zu treten? So taucht Anne
Frank plötzlich in dieses neue Nichts ein. Das Nichts wird von mir durch drei weiße
paravent-artigen gepolsterten Wänden dargestellt, die durch Rollen, frei beweglich sind.
Durch diese Mobilität können verschiedenste Positionen geformt werden um
Situationen zu erzeugen. Verschiedenste Spielsituationen werden
durch das
Verschieben der drei Wände hergestellt. Meine Idee war es eine Art Gummizelle zu
produzieren, in der Gefühle, Lärm und Verzweiflung geschluckt werden, ohne nach
außen zu dringen. Die genauen Situationen werden sich im Laufe der Probenzeit
manifestieren und ergeben.
Die von mir ausgewählte Musik, nimmt einen hohen Stellenwert in meiner Arbeit ein
wobei ich mich nach langer Suche für Brian Eno entschieden habe, seine Music for
films erschien mir als geeignet, um der Arbeit Schärfe, Atmosphäre und Kontur zu
geben. Man begibt sich auf eine Reise an einen isolierten, verborgenen, oft
bedrückenden Raum. Schauspielerisch habe ich mir zum Ziel gesetzt keine Tragödie zu
inszenieren. Die unheimliche Stärke, Ausdauer, Freude am Leben und Lust mit der
Anne Frank im Leben stand, sind für mich die wichtigsten Eckpfeiler. Allen Biografien,
die ich über Anne Frank gelesen habe, war zu entnehmen, dass sie bis zuletzt in einer
freudigen Hoffnung lebte, und dass sie mit
ihrem unstillbaren Drang, das Leben
außerhalb ihrer vier Wände kennen zu lernen , in ihren Zeilen immer von der Zukunft,
ihren zukünftigen Kindern und ihren Karriereplänen sprach. Ich möchte die Zeit im
Hinterhaus darstellen und nicht von einem Mädchen erzählen, dass jeden Tag mit ihrer
Ermordung rechnet. Ich denke, die Lebenslust eines Menschen darzustellen, der durch
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das größte Verbrechen unsere Geschichte ermordet wurde, erschüttert mehr als in
pathetischen Gesängen zu wühlen. Aus demselben Grund bin ich von anderen
Bühnenbild-Ideen abgekommen, die mir als zu harmlos erschienen. Das einzig Schöne,
Frische und Reine in diesem beklemmenden Raum sollte das Kind Anne Frank sein.
Requisiten werden nur gebraucht, wenn sie unbedingt notwendig sind. Durch Licht
werden
Atmosphären
erzeugt,
die
ich
mit
einfachen
Scheinwerfern
und
verschiedenfarbigen Folien von mir selbst gewechselt werden. Ein Tisch, eine Truhe
und ein Stuhl machen meine Ausstattung komplett. Im Laufe der Proben kann es zu
leichten Abweichungen kommen.
4.3.)Motivation:
Anne Frank Tagebuch – erstaunlich, wie viele Menschen es nicht gelesen haben,
erstaunlich, wie viele Menschen keinerlei Bezug zu diesem Buch haben, erstaunlich wie
viele es noch unbedingt lesen wollen. Je öfter ich über mein Vorhaben gesprochen habe,
desto sicherer war ich mir, dass die dramatische Umsetzung des Textes
seine
Berechtigung hat und keineswegs „abgedroschen“ ist. Im Gegenteil, viele Gespräche
und Begegnungen bestärkten mich, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Ich kann nicht
behaupten, dass mein Stück ausschließlich für Kinder und Jugendliche konzipiert ist,
ebenso wichtig erscheint es mir, Erwachsene mit den Gedankenwelt einer Jugendlichen
zu konfrontieren, da in Annes Tagebuch
viele Briefe zu finden sind, in welchen sie
sich mit Generationskonflikten, Erziehungsfragen und „Familienpolitik“ beschäftigt.
Anne Frank- dieses Mädchen hat etwas ganz Besonderes gemacht, sie hat uns etwas
hinterlassen, keine Nacherzählung, keine Erinnerung, sondern einen hautnahen Bericht
über eine Situation, die jedem von uns unvorstellbar ist. Ihre Geschichte hat mich
fasziniert, der Mensch Anne Frank hat mich fasziniert und berührt. Das ist die größte
Motivation meiner Diplomarbeit. Ich möchte Menschen über Anne Frank, von ihrer
Geschichte erzählen. Ihnen anhand eines lebenden, fühlenden, denkenden Beispiels ein
schreckliches Schicksal vor Augen führen, das für mich Symbol wird, für die
Verbrechen die die Nationalsozialisten an Millionen von Menschen begangen haben.
Ich denke, jeder Mensch, ob alt oder jung, sollte sich mit seiner Geschichte, ja mit
Geschichte an sich beschäftigen. Allein die Tatsache, dass ich in Österreich lebe, zwingt
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mich dazu, mich mit der NS- Zeit auseinanderzusetzen, die erst so kurze Zeit
zurückliegt, dass meine Großeltern mir davon berichten können. Dass die vorsätzliche
Judenvernichtung so erfolgreich durchgesetzt wurde, dass es möglich war, so viele
Menschen zum Hass zu mobilisieren ist so unfassbar und beängstigend, dass ich mich
verpflichtet fühle, Anteil und Interesse an der Geschichte zu nehmen. Lange versuchte
ich irgendetwas zu verstehen, bis heute ist es mir nicht ansatzweise gelungen. Anne
Frank ist es gelungen, dass ich SIE verstehe, komischerweise mich selbst ein bisschen
mehr versehe, nachdem ich in ihre Gedankenwelt eintauchen durfte. Ein ganz normales,
lebenslustiges, junges Mädchen, das die Gabe hatte, ihre Gedanken und Gefühle in einer
Art und Weise zu Papier zu bringen, die mich getroffen hat. Man ist erstaunt darüber
wie viele Menschen ihre ganz persönliche, individuelle Verbindung zu Anne Frank
haben, die sich auf die unterschiedlichsten Weisen zum Ausdruck bringen. Auf der
Anne Frank Homepage ist zu lesen wie viele unzählige Tagebücher durch Anne Frank
geschrieben wurden, welche Kreativität durch sie wach geküsst wurde und was für
Wellen ihr Tagebuch geschlagen hat. Nicht umsonst wurde ihr Tagebuch in über 60
Sprachen übersetzt. Anne Frank ist bekannt und ihre Geschichte ist in der Lage
Menschen zu motivieren, sich nicht nur mit dem Mädchen Anne Frank zu beschäftigen,
sondern sich vor allem mit den Konsequenzen für die heutige Gesellschaft
auseinanderzusetzen. Mittlerweile kommen jedes Jahr um die 600 000 Menschen in das
Anne Frank Haus in Amsterdam. Die Tatsache, dass das Haus, in dem sich die Familien
verstecken mussten, immer noch existiert macht uns die Realität bewusster, greifbarer
und versetzt uns ins Staunen. Als ich selbst das Haus besichtigte, konnte ich erst
begreifen, was es bedeutet, in so einem begrenzten Raum zu leben. Man bekommt
unweigerlich eine Gänsehaut, wenn man bedenkt, dass Anne vor nur etwas mehr als
sechzig Jahren dort an ihrem Schreibtisch saß und ihren Gedanken Ausdruck verlieh. In
der ganzen Welt findet man Schulen, Plätze, Strassen die nach Anne Frank benannt
wurden. Aus diesem Mädchen ist ein Mythos geworden. Ich habe jedenfalls nach
kürzester Zeit begonnen, dieses Mädchen, mit all ihren Sorgen, Fehlern, Eigenschaften
und Äußerungen zu lieben. Fast trotzig musste ich feststellen, dass beinahe jedes
Mädchen ebenfalls ein starke Identifikationsfigur in Anne sieht, trotz der völlig
verschiedenen Lebensumstände, umso mehr habe ich mich gefreut über die Neugierde
der Anne Frank -Fans und das große Interesse an meiner Arbeit. Anne fühlt sich
missverstanden von der Welt und von den Erwachsenen – Gefühle die jeder Jugendliche
kennt und sie auslebt, indem er Kontakt zu Gleichaltrigen aufnimmt, sich austauscht. In
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dieser orientierungslosen, suchenden Phase einer Pubertierenden ist es Anne Frank nicht
möglich, Abstand von ihren Eltern zu nehmen, sie kann weder laute Türen knallen,
geschweige denn zu einer Freundin flüchten, die sie erst später in ihrer Schwester
Margot erkennt. Gerade diesen beengten Zustand, in dem sie sich befand, verdanken wir
ihr Tagebuch, in dem sie Zuflucht sucht und findet. Und obwohl ich immer die
Möglichkeit hatte meinem Ärger und meiner Verzweiflung Luft zu machen, schrieb ich
jahrelang, bis heute, die intimsten Dinge in mein Tagebuch. Ich denke, das ist meine
persönliche Verbindung zu Anne Frank. Ich hoffe das Interesse andere Menschen
wecken zu können.
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5.) Kalkulation:
Fototermin Anne Frank
250Euro
Flyer und Filmmaterial
100Euro
Bühnenbild für das Theater in der Walfischgasse
1000Euro
Kostüm
130Euro
Transport Bühnenbild
150Euro
---------------------------------------------------------------------------------------------------------1630 Euro
Auflistung für die Verteilung von ECTS- Punkterechnung:
Erstellung der Bühnenfassung
50h
Erstellung des Konzepts
17h
Presseaussendungen und Text
10h
Recherche für schriftlichen Teil
15h
Lektüre
20h
Fototermin für Pressefoto
8h
Layoutbearbeitung Flyer
4h
Pressearbeit
5h
Proben und Textarbeit
282h
Konzeptionsgespräche & Organisation
6h
417h
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6.) Literaturliste:
Frank, Anne: Tagebuch. Fischer Taschenbuch Verlag. Frankfurt am Main,2001
Müller, Melissa : Das Mädchen Anne Frank Die Biografie. München 2000
Van Maarsen : Jaqueline:Ich heiße Anne, sagte sie. München 1997
Pressler, Mirijam : Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anne Frank. Weinheim
und Basel 1992.
Frank, Anne: Geschichten und Ereignisse aus dem Hinterhaus. Ungekürzte Ausgabe.
Frankfurt am Main 1993.
Anne Frank Haus (Hrsg.): Die Geschichte der Anne Frank. Amsterdam 2004
Anne Frank Haus (Hrsg.): Anne Frank. Eine Geschichte für heute. Amsterdam 1996
Schad, Martha: Frauen gegen Hitler. Schicksale im Nationalsozialismus. München 2001
Heyl, Matthias: Anne Frank. Hamburg 2.Auflage 2003
Freud-Spork, Walpurga: Königserläuterungen : Das Tagebuch der Anne Frank. Hollfeld
2004
Schnabel, Ernst: Spur eines Kindes. Ein Bericht. München 2001
www.annefrank.org/content.asp?pid= 2&lid=3
Letzter Zugriff am: 1.Oktober 2007
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www.annefrankguide.net/de-AT/index.asp
Letzter Zugriff am : 25.Septemer 2007
www.annefrank.de
Letzter Zugriff am : 1. Oktober 2007
www.annefrank.com
Letzter Zugriff am: 24.September 2007
www.annefrank.org.uk
Letzter Zugriff am : 24.August 2007
www.jm-hohenems.at/
Letzter Zugriff am: 24.September
www.bergenbelsen.de/
Letzter Zugriff am: 27.September
http://de.wikipedia.org/wiki/KZ-Bergen-Belsen
Letzter Zugriff am: 2.September 2007
http://de.wikipedia.org/wiki/ Konzentrationslager
Letzter Zugriff am: 2.September 2007
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