wissenswertes

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NEOBIOTA SPEZIAL
Welche Probleme können Neobiota verursachen?
Veränderung
des
Lebensraumund
Nahrungsangebotes
z.B.
durch
Stickstofffixierung:
Die Robinie fixiert mit Hilfe von Bakterien Stickstoff. Es kommt zu einer Stickstoffanreicherung – zu einer Düngung. Wächst sie in einer Magerwiese, so werden viele
typische Magerzeiger-Pflanzen vertrieben. Magerwiesen beherbergen besonders viele
Insekten, vor allem Schmetterlinge. Verlieren sie ihre Nahrungspflanzen, so
ver-schwinden auch bald die Tiere.
Verdrängung heimischer Arten durch Strukturänderung in den Lebensräumen,
Änderung des Nahrungsgefüges und indirekte Konkurrenz:
Der Sommerflieder ist für viele Insekten so anziehend, dass heimische Futterpflanzen
nicht mehr besucht und bestäubt werden. Die Bisamratte kann große Mengen an
Muscheln fressen, die anderen Tieren dann als Nahrung nicht mehr zur Verfügung
stehen. Die Intensivierung der Fasanzucht durch Jäger ist vermutlich auch Mitschuld am
Verschwinden der Wiesenotter. Der Fasan gilt als Fressfeind der Wiesenotter. Der Graskarpfen frisst die Unterwasserpflanzen total ab und nimmt so den Fischen den Einstand
und das Laichsubstrat.
Vereinheitlichung der Fauna und Flora (biologische Homogenisierung) durch
Verdrängung heimischer, standorttypischer Tier- und Pflanzenarten:
Das Drüsige Springkraut und der Japanische Knöterich bilden riesige und dichte Bestände
aus, sodass andere (heimische) Pflanzen (z.B. Weiden) nicht mehr auskeimen können. In
der Au werden häufig Brennnesselbestände unterdrückt, die aber für viele Schmetterlingsraupen eine wichtige Futterquelle sind.
Gefährdung der genetischen Identität einheimischer Arten durch den Genfluss
zwischen gebietstypischen und eingeführten Sippen (auch gentechnisch
manipulierte Arten):
Die Hybridpappel wird zur Energieholzgewinnung angebaut und kann sich mit der
Schwarzpappel kreuzen. Der Wildapfel kreuzt sich mit verwandten Kultursippen und
verschwindet dadurch mehr und mehr. Bachforellen können mit Bachsaiblingen fruchtbare Nachkommen hervorbringen. Die nordamerikanische Schwarzkopfruderente paart
sich erfolgreich mit der in Europa heimischen Weißkopfruderente, die dadurch aber
potentiell vom Aussterben bedroht ist.
Gesundheitsprobleme durch Einschleppung von Krankheitserregern:
Mit dem amerikanischen Signalkrebs wurde die Krebspest eingeschleppt. Für den Signalkrebs ist diese Krankheit harmlos, für heimische Edelkrebse aber tödlich. Edelkrebse sind
akut vom Aussterben bedroht. Die Kastanien-Miniermotte schädigt unzählige Kastanienbäume. Die Kraut- und Knollenfäule ist die gefährlichste Pilzkrankheit der Kartoffel. Sie
schmälert den Ertrag und beeinträchtigt die Qualität, da der Erreger auch die Knollen
befällt. Die Pollen der Beifuß-Ambrosie können zu schweren gesundheitlichen Problemen
bei allergiegefährdeten Menschen führen.
Wirtschaftliche Probleme durch Unkräuter sowie Krankheitserreger auf Pflanzen
und Tieren:
Der Kartoffelkäfer vernichtet ganze Kartoffelfelder. Seine Tarnfarbe schützt ihn dabei vor
Fressfeinden. Die Reblaus aus Amerika kann die Weinstöcke ganzer Weinbaugebiete
vernichten. Zur Schädlingsbekämpfung wurden reblausresistente Weinreben („Unterlagsreben“ der Arten Vitis riparia und Vitis berlandieri) aus Amerika mit einheimischen Edelreisern (Vitis vinifera) bepfropft. Nur so konnte der komplizierte
Fortpflanzungszyklus unterbrochen werden.
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Neophyten sind erfolgreich, da sie über folgende Strategien
verfügen:
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Kurzer Lebenszyklus vom Samen bis hin zur fruchtenden Pflanze
Keimung unter fast allen Bedingungen
Vegetative Vermehrung
Schnelles Wachstum, Ausläuferfähigkeit
Die Pflanzen blühen sehr früh
Selbstbefruchtung ist möglich
Fremdbestäubung durch wenig spezialisierte Bestäuber oder durch den Wind
Können hohes Nährstoffangebot nutzen
Große Samenproduktion
Samen und Früchte haben Einrichtungen für eine erfolgreiche Nah- und Fernausbreitung
Stresstolerant bezüglich Boden und Keimung
Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit
Einige Neophyten können Gesundheitsschäden verursachen.
Alle Teile des Goldregens, vor allem die Samen, sind giftig. Sie enthalten ein Alkaloid
namens Cytisin. Nach der Einnahme kommt es zu Lähmungserscheinungen,
Halluzinationen, Bluthochdruck mit beschleunigtem Herzschlag, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Kollaps und bei größerer Dosis zum Tod. Goldregen gilt als beliebter
Zierstrauch. Insbesondere die Hülsen verleiten kleine Kinder gerne zum Spielen!
Der Saft des Riesenbärenklaus enthält ein Furanocumarin, das nach Sonneneinstrahlung
Hautverbrennungen hervorruft. Die Symptome sind ähnlich einer Verätzung oder
Verbrennung ersten, zweiten oder sogar dritten Grades.
Eine große Belastung für Menschen mit Allergien stellen die Pollen der windblütigen
Ambrosie, einer amerikanischen Verwandten des Beifusses, dar. Die sich in den letzten
Jahren stark ausbreitende Pflanze kann schwere Asthmaanfälle auslösen.
Schädlinge werden oft gleich mitgeliefert
Manche eingeschleppten Pflanzen beherbergen Pilz- und Insektenarten, die bei uns früher
nicht vorkamen. Die Schädlinge gelangten nachträglich und zufällig zu uns. Ein
bekanntes Beispiel ist der Kartoffelkäfer, der um 1920 nach Europa eingeschleppt wurde.
Für die Rosskastanie ist die Kastanien-Miniermotte zu einer wahren Plage geworden. Der
Feuerdorn ist regelmäßig von der Feuerdorn-Miniermotte besiedelt.
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GESETZLICHE GRUNDLAGEN ZU NEOBIOTA
Anlässlich der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung im Juni
1992 in Rio de Janeiro wurde das Übereinkommen zur biologischen Vielfalt von 156
Staaten, darunter auch Österreich, unterzeichnet. Österreich hat dieses Übereinkommen
im Jahr 1994 ratifiziert (d.h. Zustimmung durch das Parlament und Unterschrift des
Staatsoberhauptes). Ziele dieses Übereinkommens sind die Erhaltung der biologischen
Vielfalt (worunter sowohl die Vielfalt der Arten als auch die Vielfalt innerhalb der Arten etwa Kulturpflanzensorten - und die Vielfalt der Ökosysteme verstanden wird), die
nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und die ausgewogene und gerechte Aufteilung der
sich aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergebenden Vorteile.
Konvention über die Biologische Vielfalt: in Artikel 8 (h) findet sich die Verpflichtung
„... soweit möglich und sofern angebracht, die Einbringung gebietsfremder Arten, welche
Ökosysteme, Lebensräume oder Arten gefährden, zu verhindern und diese Arten zu kontrollieren oder zu beseitigen“.
In der Bonner Konvention zur „Erhaltung der wandernden wildlebenden Tiere“ und in
der Berner Konvention zur „Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und
Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume“ finden sich Empfehlungen zu Einführungs-,
Wiedereinführungs- aber auch Ausrottungsmaßnahmen für gebietsfremde Arten.
Österreich hat die Berner Konvention bereits 1982 ratifiziert, doch es sind viele
Empfehlungen z.B. in den Fischerei- bzw. Jagdgesetzen noch nicht umgesetzt. Weder das
Einsetzen von nicht heimischen Fischen noch das Freilassen von gebietsfremden Jagdvögeln wie z.B. dem Fasan wird auf mögliche Wechselwirkungen mit bodenständigen
Arten und Lebensräumen geprüft.
Auch die Ramsar Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten sowie das
Washingtoner Artenschutzübereinkommen über den internationalen Handel mit
gefährdeten Arten geben Empfehlungen zum Umgang mit Neobiota.
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IM EIGENEN GARTEN – GIB NEOPHYTEN KEINE CHANCE!
In Gärtnereien werden heutzutage nach wie vor Neophyten zum Kauf angeboten, die
invasiv sind. Dazu gehören z.B. die Robinie, der Kirschlorbeer oder der Sommerflieder.
Warum nicht einheimische Gewächse ansetzen? Die Wahl einheimischer Ersatz-Arten
trägt dazu bei, viele schöne und interessante einheimische (indigene) Pflanzenarten
besser kennen zu lernen und die biologische Vielfalt unserer Gärten zu erhöhen.
Verschiedene Sträucher blühen zu verschiedenen Zeiten und Wildfrüchte bereichern den
Speiseplan unserer Wildtiere. Neophyten wie z.B. Thujen oder Scheinzypressen sind
weder Nahrungsquelle für Insekten oder Vögel noch bieten sie Nistmöglichkeiten oder
Unterschlupf. Sommerflieder z.B. ist durch seine Farbe und seinen Geruch für Bienen und
Schmetterlinge besonders attraktiv. Dadurch konkurriert er aber mit unseren
einheimischen Pflanzen als Nahrungsquelle. Damit fehlt dann auch die notwendige
Bestäubung.
Es gibt bereits viele Pflanzenbörsen (z.B. Botanischer Garten, Verein Arche Noah etc.),
wo man sich alte Pflanzensorten besorgen kann. Auch Gärtnereien bieten wieder
vermehrt alte, selten gewordene Pflanzenarten an.
In der Tabelle finden sich einige Beispiele für Ersatzpflanzungen:
Invasive Arten
Götterbaum (Ailanthus altissima)
Sommerflieder (Buddleja davidii)
Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis)
Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)
Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
Japanisches Geißblatt (Lonicera japonica)
Großblütiges Heusenkraut (Ludwigia grandiflora)
Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)
Essigbaum (Rhus typhina)
Armenische Brombeere (Rubus armeniacus)
Einheimische Ersatzarten
Walnussbaum (Juglans regia)
Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia)
Zürgelbaum (Celtis australis)
Manna-Esche (Fraxinus ornus)
Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum
bzw. M. spicatum)
Kleiner Wasserschlauch (Urticularia minor)
Gewöhnliches Hornkraut (Ceratophyllum
demersum)
Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)
Riesen-Haarstrang (Peucedanum verticillare)
Wald-Springkraut (Impatiens noli-tangere)
Gewöhnlicher Baldrian (Valeriana officinalis)
Wald-Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Wald-Geißblatt (Lonicera perclymenum)
Garten-Geißblatt (Lonicera caprifolium)
Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia
vulgaris)
Wasserminze (Mentha aquatica)
Teichrose (Nuphar lutea)
Stechpalme (Ilex aquifolia)
Eibe (Taxus baccata)
Rohrkolben (Typha latifolia)
Wald-Geißbart (Aruncus dioicus)
Manna-Esche (Fraxinus ornus)
Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia)
Einheimische Brombeerarten
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Robinie (Robinia pseudoacacia)
Kanadische Goldrute (Solidago gigantea)
Spätblühende Goldrute (Solidago serotina)
Manna-Esche (Fraxinus ornus)
Gewöhnlicher Goldregen (Laburnum anagyroides)
Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia)
Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea)
Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia
vulgaris)
Königskerze (Verbascum thapsus)
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Viele bekannte Pflanzen in unserem Garten sind Neophyten wie z.B. Zwetschke, Ringlotte, Kulturapfel, Birne, deren Urformen aus Osteuropa und aus Asien stammen, ebenso
Küchenzwiebel (Südamerika), Tomate, Paprika, Pfefferoni, Fisolen und Kartoffel (Südund Mittelamerika), Porree (Mittelmeergebiet), Knoblauch (Mittelasien), Dill (SW-Asien),
Kren (SW-Europa, Asien), Borretsch (Afrika), Kohl, Kraut, Karfiol, Kohlrabi, Endivie und
Erbse (alle Mittelmeergebiet), Orange (SO-Asien), Gurke (N-Indien), Kürbis (Mexiko),
Marille (Asien), Pfirsich (China) und Roggen (Asien). All diese Pflanzen zeigen keine
Tendenzen, sich invasiv auszubreiten.
Weitere bekannte Gartenpflanzen und ihre Herkunft:
Pflanzenart
Ringelblume
Sonnenblume
Gladiole
Nachtkerze
Sonnenhut
Petunie
Pelargonie
Krokus
Hortensie
Traubenhyazinthe
Malve
Echter Salbei
Pfingstrose
Lupinie
Sonnenhut
Phlox
Goldregen
Forsythie
Flieder
Thuje
Rhododendron
Weigelie
Cotoneaster
Japanische Quitte
Herkunftsland
Mittelmeergebiet
Amerika
Afrika, Südeuropa, Naher Osten
Nord- und Südeuropa
Nordamerika
Südamerika
Südafrika, Namibia
Südosteuropa, Kleinasien
Japan
Nordafrika, Asien, Europa
Nordafrika
Mittelmeerraum
Südeuropa
Nordamerika
Nordamerika
Nordamerika
Süd-, Mittel- und Osteuropa
China
Türkei
Nordamerika
Asien
China, Japan
Asien, Afrika
Japan, Korea, China
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NEOPHYTEN MIT GROßEM WIRTSCHAFTLICHEN WERT
Fremde Pflanzenarten wurden aus unterschiedlichsten Gründen eingeschleppt oder
eingeführt, etwa als Nutz-, Forst-, Heil- oder als Zierpflanze. Einige solcher „nützlichen“
Pflanzen sollen im Folgenden dargestellt werden.
Kartoffel
Die ältesten Spuren wilder
Kartoffeln kennt man von
der chilenischen Insel Chiloe
und sind rund 13.000 Jahre
alt. Noch heute gibt es in
Südamerika viele Tausende
von
Kartoffelsorten.
Den
genauen Zeitpunkt wann die
Kartoffel nach Europa kam,
kennt
man
nicht.
Man
schätzt, dass sie durch
spanische oder englische Seefahrer Mitte des 16. Jahrhunderts nach Europa eingeführt
wurde. Dank ihrer großen Anpassungsfähigkeit wird die Kartoffel heutzutage praktisch
auf der ganzen Welt angebaut.
Kartoffeln sind krautige, aufrecht oder kletternd bis 1 m hoch wachsende Nachtschattengewächse. Die Blätter sind wechselständig angeordnet und werden bis 30 cm lang und
15 cm breit. Die Blüten sind weiß bis blau und rund 4 cm groß. Die Schalen der Kartoffeln
enthalten Alkaloide wie das Solanin. Dieses dient als natürliche Abwehrbarriere gegen
Bakterien und Insekten. Aus diesem Grunde sollte man Kartoffelschalen und grüne
Kartoffeln nicht in größeren Mengen zu sich nehmen.
Mais
Mais gilt heute als eine der wichtigsten Nutzpflanzen. Weltweit gibt es ca. 50.000
verschiedene Maissorten. Bereits um 1525 wurde in Spanien Mais angebaut. Christoph
Kolumbus brachte die Pflanze von der Karibik nach Europa mit. In vielen Ländern ist Mais
ein wichtiges Grundnahrungsmittel, in Europa und Nordamerika vor allem auch ein
bedeutendes Viehfutter.
Kulturmais erreicht Wuchshöhen bis zu
drei Meter. Der Stängel ist dabei auf seiner
ganzen Länge von glatten Blattscheiden
bedeckt.
Die
lanzettförmigen
Blätter
erreichen eine Länge von gut 1 Meter.
Die männlichen Blütenstände sind als
endständige Rispe an der Sprossspitze
ausgebildet.
Weibliche
Blütenstände
hingegen wachsen als seitliche Kurztriebe
in den Blattachseln. Wie alle Gräser ist
Mais windblütig. Die Blütezeit reicht (in
Mitteleuropa) von Juli bis September. Die sich aus den weiblichen Kurztrieben
entwickelnden Kolben sind von Blattscheiden vollständig umhüllt. An ihnen befinden sich
die Maiskörner, die je nach Sorte weißlich, goldgelb, rot oder auch schwarzviolett sein
können. In Österreich wird Mais auch Kukuruz oder Türken bezeichnet.
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Im Jahr 2005 war Mais mit weltweit 710,3 Millionen Tonnen noch vor Reis
und Weizen das am häufigsten angebaute Getreide. Neuerdings wird Mais, nicht
unumstritten, auch in größeren Mengen zur Erzeugung von Ethanol-Kraftstoff und Biogas
eingesetzt.
Tomaten
Wie Kartoffel und Mais stammt auch die
Tomate aus Amerika. Christoph Kolumbus
brachte sie erstmals 1498 von seinen Seereisen mit nach Spanien und Portugal. Als
Ursprungsgebiet der Tomate gilt Mittel- und
Südamerika, wo es viele Tausende von Sorten gibt. Als Nachtschatten-gewächs ist sie
mit der Kartoffel, dem Tabak und der Tollkirsche verwandt. Tomaten-pflanzen sind
kräftige, einjährige, krautige Pflanzen mit
stark verzweigten, flaumhaarigen und fast
holzigen Sprossen. Die Blätter sind 3 bis 10 cm lang, etwa halb so breit und von der
Form her eiförmig bis lanzettlich. Die gelben Blüten befinden sich in traubenförmigen
Blütenständen meist zu viert oder fünft angeordnet. Bei der Frucht handelt es sich um
eine meist drei- bis zehnkammerige Beere. Sehr variabel ist die Farbe der reifen Früchte,
sie variiert zwischen rot, dunkelrot-braun, rötlich-gelb, gelb-grünlich oder weißlich.
Im 17. und 18. Jahrhundert wird die Tomate in Europa zunächst noch als Zierpflanze
betrachtet. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wird die Tomate ein weit verbreitetes
Nahrungsmittel. Die in Österreich gerne verwendete Bezeichnung Paradeiser ist eine von
der EU anerkannte Zweitbezeichnung für die Tomate.
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WIE DIE KARTOFFEL ZU UNS KAM
Herkunft der Kartoffel
Die Kartoffelpflanze stammt aus den Anden Südamerikas, wo
sie bereits seit etwa 800 vor Christus von Indianern angebaut
wurde. Mit der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert
gelangte die Kartoffel von Südamerika nach Spanien, und zwar
zunächst als Geschenk für den König.
Im
Europa
des
16.
Jahrhunderts
war
Brot
das
Hauptnahrungsmittel. Gab es eine schlechte Getreideernte,
mussten die Menschen hungern. Die von den Spaniern
mitgebrachte Kartoffel wurde zunächst nur als Ziergewächs
angepflanzt.
Auch in England ließ ein reicher Graf die Pflanze in seinem Garten anbauen. Den ganzen
Sommer über erfreute er sich an den prächtigen Stauden. Anfang Herbst hatten sich aus
den weißen Blüten runde, grüne Beeren entwickelt. Hatte ihm nicht sein Freund, ein
Kapitän erzählt, aus Kartoffeln könne man köstliche Gerichte zubereiten? Der Graf ließ
also die Beeren pflücken und in die Küche bringen.
Für den nächsten Abend lud er einige Freunde zum Essen ein. Als besonderen Leckerbissen ließ er die gekochten Kartoffelbeeren servieren. Zuerst hielt er eine kurze
Ansprache. Darin pries er die Vorzüge der neuen Pflanze über alles. Dann forderte er die
Gäste auf, die Speise zu probieren. Andächtig schob jeder eine der grünen Kugeln in den
Mund und zerkaute sie. Zunächst ließ es sich keiner anmerken, wie abscheulich die Beere
schmeckte. Als die Gäste aber sahen wie der Hausherr selbst das Gesicht verzog und sie
ausspuckte, machten sie es ebenso.
Der Graf war wütend. Er hatte geglaubt, etwas besonders Gutes zu haben. Nun war er
vor all seinen Freunden blamiert. In seinem Zorn befahl er dem Gärtner, die Stauden
auszureißen, auf einen Haufen zu werfen und zu verbrennen.
Am nächsten Morgen machte sich der Gärtner in aller Frühe an die Arbeit. Bald war nur
noch ein Häufchen Asche übrig. Als er sie auseinander stechen wollte, stieß er mit dem
Fuß gegen etwas Schwarzes. Er bückte sich, um es in den Abfallkübel zu werfen. Als er
die Knolle anpackte, platzte sie auf und war zum großen Erstaunen des Mannes innen
weiß und mehlig. Von dem angenehmen Geruch verführt, kostete er ein wenig davon. Da
es ihm ausgezeichnet mundete, verzehrte er die ganze Kartoffelknolle. Dann meldete er
die Entdeckung seinem Herrn.
Nachdem dieser ebenfalls gekostet hatte, ließ er die Knollen ausgraben und lud seine
Freunde abermals zum Kartoffelessen ein. Diesmal waren alle begeistert.
Trotzdem dauerte es noch sehr lange, bis der Kartoffelanbau allgemein populär wurde.
Nach Mitteleuropa kam die Pflanze erst um 1750. Die Bauern wollten zuerst nichts von
dem Gewächs wissen. Sie mussten teilweise durch Geldstrafen gezwungen werden, die
Kartoffel anzupflanzen. Nach und nach gewöhnte man sich aber doch an die neue Feldfrucht und bald konnte sich kaum jemand vorstellen, wie man je ohne Kartoffel auskommen konnte.
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Und weiter geht es mit der Geschichte der Kartoffel!
Im 18. Jahrhundert regierte in Preußen Friedrich der Große („der Alte Fritz“). In seinem
Land war der Boden für Getreide nicht besonders geeignet. Kartoffeln wären auf dem
Sandboden aber sicher gut gediehen. Deshalb hätte er gerne gehabt, dass mehr davon
gepflanzt worden wären. Doch obwohl Kartoffelstauden schon fast 200 Jahre in Europa
bekannt waren, war es weder durch gutes Zureden noch durch Strafmaßnahmen
gelungen, ihren Anbau durchzusetzen.
Als 1744 die Getreideernte wieder mal schlecht ausfiel, schickte der Landesherr einen
Frachtwagen Kartoffeln nach Kolberg, um die Bevölkerung vor dem Ärgsten zu bewahren.
Aber er hatte nicht mit dem Misstrauen seiner Untertanen gerechnet. Sie berochen und
betasteten die rohen Kartoffelknollen und warfen sie den Hunden vor. Diese
schnupperten daran, stießen sie mit der Schnauze hin und her und ließen sie schließlich
liegen. Das war den Kolbergern Beweis genug. Lieber wollten sie Hunger leiden, als sich
an dieser ungenießbaren Knolle zu vergiften.
Zuerst war der König über so viel Unverstand außerordentlich erzürnt. Doch dann hatte
er eine glänzende Idee. Er ließ auf den Feldern um die Landeshauptstadt Kartoffeln
legen. Als die Pflanzen aus dem Boden hervorkamen, wurden sie von den königlichen
Soldaten bewacht. Das sprach sich schnell herum. Einer flüsterte dem anderen zu: „Auf
den Feldern des Königs wachsen Pflanzen, die so kostbare und wohlschmeckende Früchte
tragen, dass sie sogar von Soldaten bewacht werden.“
Jetzt wollten auf einmal alle von den verbotenen Früchten essen. Als im Herbst die Erntezeit nahte, wurden die Wachen noch verstärkt. Das reizte die Leute erst recht. Man
versuchte wenigstens ein paar Knollen zu erwischen, um die wertvollen Früchte im
Garten anpflanzen und ernten zu können. Weil die Wachen auf Befehl des Königs nachts
oft schliefen, konnten die Bauern genug Kartoffeln stehlen, um im Frühjahr ihre Felder
damit zu bestellen.
So war mit List gelungen, was durch Gewaltanwendung unmöglich gewesen war.
Mit welcher List versuchte der "Alte Fritz", die Bauern für Kartoffeln zu interessieren?
Aus welchem Land stammt die Kartoffel?
Vor wie vielen Jahren wurde sie schon angebaut?
Wer brachte die Kartoffel nach Europa?
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