Kampanien

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Kampanien
Assessorato
al Turismo
e ai Beni Culturali
EuropŠische Union
Regione Campania
Assessorato al Turismo
e ai Beni Culturali
centro direzionale is. C/5 - 80143 Napoli
www.turismoregionecampania.it
www.sito.regione.campania.it/
agricoltura/home.htm
kostenfreie Telefonauskunft
800 22 33 66
aus dem Ausland
+39 06 39967851
Telefon und e-mail für die Tour Operator
+39 081 9633716
[email protected]
DIESE VERÖFFENTLICHUNG
IST MIT EINEM ZUSCHUSS
DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT
REALISIERT WORDEN
Kampanien
Programma Operativo
Regionale 2000/2006
Kampanien
campania > artecard
Kombiticket für alle Museen und
Ausgrabungsstätten und für das gesamte
öffentliche Verkehrsnetz der Region
(zu Land und zur See)
www.campaniartecard.it
kostenfreie Telefonauskunft
800 600 601
aus dem Ausland +39 06 39967650
Die Themenführer
Kunst und Archäologie
die Orte religiöser Verehrung
das Meer
Natur und Naturparks
Klassenfahrten
Gaumenfreuden
deutsch
Kongreßreisen
deutsch
Thermalbäder und Wellness
Kampanien
S. Marco dei Cavoti
Cusano Mutri
Piedimonte Matese
Campania
Sessa Aurunca
Cerreto Sannita
Cellole
Solopaca
Mondragone
Castel Volturno
S. Agata dei Goti
Capua
Caserta
Montesarchio
Anreise
per Flugzeug: Von den
wichtigsten italienischen und
europäischen Städten gibt es
Direktflüge nach Neapel
(Flughafen Capodichino:
www.gesac.it;
Tel. 848 888777).
Interkontinentale Flüge bis
Rom (Fiumicino;
Tel. 0039 06 65951); von dort
mit dem Flugzeug, per Bahn
oder Bus nach Neapel
per Bahn: Die italienischen
Eisenbahnen bieten
Verbindungen aus dem
ganzen Land nach Neapel
an (Napoli Centrale;
www.trenitalia.com;
Tel. 892021)
per Bus: Die Busse der
Gesellschaft SITA verbinden
zahlreiche italienische Städte
(und Deutschland) mit Neapel
(www.sita-on-line.it;
Tel. 199 730749)
mit dem Auto: Die
Hauptverbindungen mit
Neapel sind die Autobahnen
A1 (aus Nord- und
Mittelitalien), A3 und A16
(aus Süditalien)
per Schiff: Die Schiffe legen
im Neapler Hafen am Molo
Angioino an (Tel. 0039 081
2283302 - 081 2445111),
dem Reiseziel italienischer
und internationaler
Kreuzfahrten
Pozzuoli Napoli
Bacoli
Castellammare
Procida
Miseno di Stabia
Vico Equense
Ischia
Sorrento
Massa Lubrense
Capri
Pietrelcina
Ariano Irpino
Benevento
Nola
Bisaccia
Taurasi
Monteforte Irpino
Avellino
Serino
Sarno
Vietri
Lacedonia
Calitri
Lioni
S. Andrea di Conza
Montella
Bagnoli Irpino
Salerno
Amalfi
Positano
Nerano
Capaccio
Paestum
Roccadaspide
Sala Consilina
Padula
Agropoli
Castellabate
Ascea
Pisciotta
Palinuro
Marina di Camerota
inweise zur Benutzung
des Führers
die ThemenkŠstchen
AbkŸrzungen
die Reise nach Themen
Sehenswürdigkeiten,
vertiefende Behandlung,
nützliche Hinweise
Jeder Führer ist nach Reisewegen
aufgebaut. An erster Stelle steht
die Abteilung ‚unbedingt zu
besichtigen’. Der Text wird begleitet
von einer Reihe von Kästchen in
den Farben des jeweiligen Führers
mit Vorschlägen zum
Besichtigungsprogramm für einen
Tag bzw. für drei Tage, mit
Einkaufstips, mit Hinweisen für
Leute mit Kindern, mit
allgemeinen Hinweisen
(Shopping; Reise mit Kindern;
Veranstaltungen).
Die in jedem Abschnitt
vorhandenen Themenkästchen
geben Hinweise auf die
wichtigsten Ziele von
Besichtigungen oder sonstigen
Aktivitäten, die ‚Zusatzthemen’
betreffend (‚Kunst und
Archäologie’; ‚Natur und
Naturparks’; ‚für die jungen
Leute’; ‚Thermalbäder und
Wellness’). Die Farben
verweisen auf die
entsprechenden Führer der
Reihe, in denen die in den
Themenkästchen
angesprochenen Ziele und
Themen ausführlicher
behandelt werden.
DOC, DOCG und DOP
sind Siglen der EU für
einheimische
Qualitätsprodukte (geschützte
Ursprungsbezeichnungen).
DOC (Ursprungsbezeichnung
für Wein), DOCG (Erweiterte
Ursprungsbezeichnung
für Wein), DOP
(Ursprungsbezeichnung
für Lebensmittel).
Sapri
Inhaltsverzeichnis
Die Region Kampanien öffnet den Touristen den
Zugang zu zahllosen Örtlichkeiten, die es wegen ihrer
außergewöhnlichen Naturschönheiten zu entdecken
und zu würdigen gilt: von den Inseln im Golf von
Neapel bis zur Sorrentiner Halbinsel, von der
amalfitanischen Küste und dem Cilento bis zum
Litorale Domizio und dem Gebiet von Benevent,
Caserta und Avellino – atemberaubende Szenarien,
viele von ihnen in den regionalen Naturparks und
den zahlreichen Naturreservaten unter Schutz
gestellt, vom Matese bis zum Parco dei Monti
Picentini, vom Vesuv bis zum Parco Nazionale del
Cilento e Vallo di Diano.
Überall kann der Urlauber unverfälschte Speisen
und Weine, nach alter Tradition zubereitet,
genießen. Auf Schritt und Tritt begegnet er
archäologischen Hinterlassenschaften, die von den
faszinierenden Zivilisationen der Vergangenheit
Zeugnis ablegen. Abgesehen von Pompeji, das
einen besonderen Platz einnimmt, gibt es darunter
zahlreiche Höhepunkte: die römische Stadt
Herculaneum beispielsweise oder Stabiae,
Boscoreale und Oplontis mit ihren antiken Villen
oder die Phlegräischen Felder mit dem
historischen Stadtkern von Pozzuoli, dem Rione
Terra, dem größten archäologischen Park innerhalb
einer Stadt ganz Europas; oder Misenum und die
versunkenen Bauten von Baiae, schließlich der
archäologische Park von Conza. Weiterhin ist das
Cilento mit den Ruinen der antiken Stadt Velia,
mitten in einem großartigen Naturpark, zu nennen.
Einige dieser Ausgrabungsstätten können auch am
Abend besichtigt werden; zu nennen sind der
beeindruckende Rundgang zwischen den Tempeln
von Paestum, Pompeji natürlich und die Reggia
von Caserta mit den dortigen Veranstaltungen nach
Sonnenuntergang.
Wenn man hingegen reinen Erholungsurlaub
machen will, so bietet Kampanien, außer dem Meer,
mit seinen 29 Thermalquellen zahllose
Möglichkeiten; die Region steht der Zahl seiner
Thermalbäder nach an fünfter Stelle innerhalb des
ganzen Landes. Von Ischia über Telese bis Contursi
Terme sind die Angebote zahlreich und von hoher
Qualität.
Die Regionalverwaltung hat viele Anstrengungen
unternommen, den Tourismus zu fördern. Im
Hinblick darauf ist es von grundsätzlicher
Bedeutung, die Kultur-, Kunst- und Naturgüter zu
erschließen; dafür leistet sie immer höhere
Investitionen, aus eigenen und aus Mitteln der
Europäischen Gemeinschaft.
Marco Di Lello
Assessor für Tourismus und Kulturgüter
der Region Kampanien
4 Warum Kampanien
6 Neapel - Stadt der tausend Gesichter
Der antike Stadtkern von Spaccanapoli
bis Piazza Mercato
Von Castel Nuovo bis Foria und Sanità
Der Seeweg von Chiaia bis Posillipo
Die Hügel von Vomero bis Capodimonte
40
58
72
Die Phlegräischen Felder
Agnano
Pozzuoli
Die Solfatara
Lucrino- und Avernosee
Baia, Bacoli und Miseno
Cuma
Der Vesuv
Herculaneum und seine Schätze
Pompeji, die begrabene Stadt
Der Königspalast von Portici
und die Villen der Goldenen Meile
Nola und die Basiliken von Cimitile
Die Inseln des Golfs von Neapel
Procida
Ischia
Capri
84
Die Sorrentiner Halbinsel
Von Castellammare di Stabia bis Sant’Agata
sui Due Golfi
92
Die amalfitanische Küste
Von Positano bis Amalfi
Von Ravello bis Vietri
106
Salerno und das Cilento
Salerno
Die Seleebene
Paestum
Das Cilento
Das Vallo di Diano
122
138
Caserta und Matese
Die königlichen bourbonischen Stätten:
Caserta, San Leucio und Carditello
Das Städtchen Casertavecchia
Terra di Lavoro
Die domitische Küste: Von Licola bis Baia
Domizia
Matese
Benevent und Sanniogebiet
Benevent
Valle Caudina
148 Valle Telesina und Valle del Fortore
Avellino und Irpinia
Avellino, Mercogliano und Wallfahrtskirche
Montevergine
Das grüne Herz Kampaniens
Von Sabato bis Ufita
Warum Kampanien
5
4
Im Herzen Europas und des Mittelmeers bezaubert
die Region Kampanien Besucher und kuriose
Reisende wie die legendäre Sirene, Parthenope,
nach der der Mythos benannt ist, mit ihren
unvergleichlichen Naturschönheiten, mildem Klima,
archäologischen Ausgrabungen, kunsthistorischen
Reichtümern, sprichwörtlichem önogastronomischen
Erbe, sowie bedeutenden zeitgenössischen
Veranstaltungen in Kunst, Musik und Theater.
„Unter allen anderen das fruchtbarste Land“, wurde
es in der Antike genannt, Campania felix in den
Tagebüchern der aristokratisschen Reisenden der
Bildungsreise „Grand Tour“. Aber dieses
außergewöhnliche Reiseziel unterscheidet sich vor
allem durch seine unvergleichliche Vielfalt an
jahrtausendealten historischen Sehenswürdigkeiten,
wunderbaren Naturschauspielen, die von den
berühmtesten und meist besuchten Monumenten der
Welt übersät sind, wie dem Vesuv mit Pompeji und
Herculaneum zu seinen Füßen, dem zauberhaften
Golf zwischen den Halbinseln von Sorrent und
Amalfi, Capri und dem phlegräischen Tuffstein,
Ischia und Procida, dem herrlichen Schloss von
Caserta…
Neapel, seit über sechshundert Jahren Hauptstadt
des Südens, steht natürlich im Mittelpunkt dieser
großartigen Reise für all jene, die mit offenen Augen
und aufgeschlossen den Reiz des Neuen erleben
wollen. Aber auch die anderen Gebiete dieser
Region bieten dem Besucher ebenso überraschende
Emotionen sowie den Vorteil, in Ruhe weniger
bekannte und überfüllte Orte genießen zu können:
Salerno mit dem mittelalterlichen Stadtkern, der
Seepromenade, den ambitionierten
Stadtumbauplänen im Herzen einer weitläufigen
Provinz, in der die üppige Naturoase des Cilento die
große Seleebene liegt. Benevent und das
Sanniogebiet, wo auf ungewöhnliche Weise reine
Umwelt, antike Zivilisationen und sich ständig
weiterentwickelndes Wein- und Gastronomieerbe
verschmelzen; Avellino im bergigen Irpinia, das
grüne Herzen Kampaniens, pflegt wiederum sorgsam
Traditionen, volkstümliche Feste, und authentische
Folklore; die Terra di Lavoro mit dem grandiosen
bourbonischen Schloss und dem Park, die vom
genialen Vanvitelli entworfen wurden, mit seltenen
Perlen wie Casertavecchia und dem antiken Capua.
Und auch hier wiederum überraschen schattige
Grotten, historische Burgen, alte Wallfahrtskirchen
und faszinierende Kultstätten wie Montevergine und
Pietrelcina…
Dazu eine umfassende Palette an „Sinnesfreuden“
für jeden Geschmack, um Körperpflege und
Wohlbefinden nicht zu vernachlässigen: moderne
Thermalbäder in unvergleichlich schönen
Naturszenarien, kristallklares Meer, modern
ausgestattete Anlagen, Naturschutzgebiete,
agritouristische Betriebe, Wein, Zitronen,
Kirschtomaten, Mozzarella (Büffelkäse), leckere
Süßspeisen, vielseitige und originelle
Geschmackseindrücke, große Küchenchefs und
typische Gaststätten…
Für jede Jahreszeit und nicht nur an Festtagen, für
jeden Geldbeutel, von den anspruchsvollsten
Reisenden, die Ruhe und internationalen Standard
suchen, bis zu den Familien, die berechtigterweise
ein gutes Preis-Leistungsverhältnis vorziehen.
Neapel und der Vesuv
Berühmte Reisende
Diese Region ist so glücklich, so reizend, so vom Schicksal begünstigt, dass man darin
eindeutig das Lieblingswerk der Natur erkennt. Diese kraftvolle Luft, der stets milde Himmel,
das so fruchtbare Land, die sonnigen Hügel, die sicheren Wälder, die in den Wolken
verlorenen Berge, die üppigen Reben und Olivenbäume… sowie viele Seen und eine Fülle
an Zuflüssen und Quellen, viele Meere und Häfen! Ein allseits dem Handel offenes Land,
das fast wie eine Auffordeung für die Menschheit seine Arme ins Meer streckt.“
Plinius der Ältere, 1.Jh.n.Chr.
Die Weinstraßen
in Kampanien
In der gesamten Region
wurden Weinstraßen
eingerichtet: Routen führen
zu Weinkellern, die
besichtigt werden können,
Weingärten, typischen
Restaurants,
Handwerkstätten, um in
historischen Stadtkernen
und im Herzen reizvoller
Landschaften typische
Produkte verkosten zu
können. Die Weinstraßen
sollen zu einem Besuch
oder Urlaub animieren und
dienen als „Quereinstieg“,
um das Gebiet, fast wie
einen großen Park der
ländlichen Kultur dieser
Region, in vollen Zügen
genießen zu können
(www.sito.regione.campania.it
/agricoltura/home.htm).
Neapel - Stadt der
tausend Gesichter
7
6
Im Schatten des Vesuv blüht ein traditionsreicher
Tourismus: Auf den Spuren griechischer Siedler
errichteten vornehme Aristokraten und römische
Kaiser entlang des gesamten Golfverlaufs
prachtvolle Villen und Oasen des Friedens.
Nicht umsonst lebt die Magie dieser tausendjährigen
Kultur am Morgen des dritten Jahrtausends weiter
und bringt ständig neue erstaunliche Wunder hervor,
wie die Bewahrung von alten Bauwerken und
Traditionen – Folklore, Gastronomie, ursprüngliche
Anbaukulturen, die unwiderbringlich verloren
schienen –, sowie Events und Veranstaltungen von
Weltklasse und neue Ideen für künstlerische und
wissenschaftliche Forschung.
Unzählig sind in Neapel die sehenswerten
Kunstschätze, wie die Altstadt, die von der Unesco
als Kulturdenkmal geschützt wird, die Paläste,
Kirchen, Katakomben und unterirdischen Routen,
das Archäologische Museum, die Machtzentren in
Mittelalter und Renaissance vor allem um
Castel Nuovo und Palazzo Reale, die unvergessliche
Seepromenade von Castel dell’Ovo bis Posillipo.
Das Hügelgebiet des Vomero bietet in den
restaurierten und neu ausgestatteten Bauten,
beispielhaft aber im Palazzo Reale di Capodimonte
und der Kartause San Martino,
Museumssammlungen, die zu den bedeutendsten
der Welt zählen.
Ein Weg durch die Stadt des 20.Jahrhunderts führt
zwischen bemerkenswerten urbanistischen und
architektonischen Problemgebieten bis zur
rationellen Architektur des Messegeländes (Mostra
d’Oltremare) mit dem Park, dem Sport- und
Ausstellungsgelände; unweit davon liegt die Città
della Scienza (Sience Center), in der
industriearchäologische Anlagen und
wissenschaftliche Traditionen Raum finden.
Ungewöhnlich und überraschend ist hingegen die
Entdeckung neuer Orte zeitgenössischer Kunst:
Monumentale Bauten wie das PAN (Palazzo delle
Arti Napoli), das Madre (Museo d’Arte
Contemporanea Donnaregina), ein Unikat, das
weltweit wie die Kunststationen der Metro bewundert
wird, zeigen deutlich die eigentlichen Horizonte
einer – endlich – weitsichtigen Kulturpolitik.
Neapel ist und bleibt gänzlich, trotz der
Schwierigkeiten und Widersprüchlichkeiten jeder
Metropole, eine außergewöhnliche Stadt, die es zu
erleben, bewundern und in jeder Hinsicht zu
verkosten gilt: Kunst und Kultur, haben ihre
Geschichte geprägt, mildes Klima begleitet Tag und
Nacht Veranstaltungen, Theater- und
Musikfestspiele, Ausstellungen, Messen, religiöse
Festlichkeiten, Gaumenfreuden enthüllen dem
Besucher jahrhundetealte gastronomische
Traditionen, zu denen Meeresgerichte und „typische“
Produkte (mozzarella di bufala – Büffelkäse, Pizza,
DOCG Weine, ein erlesenes und vielseitiges
Süßspeisenangebot) zählen, die in allen Variationen
in zahlreichen historischen oder verborgenen
Lokalen angeboten werden.
i
Campania > Artecard:
3 oder 7 Tage - Kombiticket
ohne Anstellen für den
Besuch der wichtigsten
Museen und archäologischen
Ausgrabungsstätten der
Region und die Benutzung
des öffentlichen Verkehrsnetzes
der UnicoCampania
und entsprechender
Shuttledienste.
City Sightseeing:
50 Minuten oder 2 Stunden
Fahrten, bei denen man
beliebig während der
Rundfahrt zu- oder aussteigen
kann, solange das Ticket
gültig ist.
tel. 081 5517279
www.city-sightseeing.it
Ente Provinciale
per il Turismo di Napoli
piazza dei Martiri 58
tel. 081 4107211
www.eptnapoli.info
Azienda Autonoma
di Cura Soggiorno
e Turismo di Napoli
Palazzo Reale
tel. 081 2525711
www.inaples.it
Museo Archeologico
Nazionale
piazza Museo 19
tel. 848 800288
Museo di Palazzo Reale
piazza Plebiscito
tel. 848 800288
Blick auf den Golf
von Neapel
Berühmte Reisende
Es gibt niemanden, der nicht schon
geträumt hätte, Neapel zu sehen.
Paul Edme de Musset, 1885
Charaktermaske
Pulcinella
Die typische
neapolitanische
Charaktermaske soll 1656
von Andrea Calcese gen.
Ciuccio, einem Schneider
aus Acerra, einem Ort in der
Provinz von Neapel,
erfunden worden sein.
Diese Figur existierte
bereits in den Atellanen und
ihr Name geht vermutlich
auf das altlateinische Wort
Pullicenus (Küken) zurück.
Pulcinella ist Ausdruck des
„Armen“ und
„Misshandelten“, typisch
für ihn ist der ewige,
unersättliche Hunger. Er
scheint naiv, unerfahren, ein
wenig „dümmlich“, ist aber
in Wirklichkeit ein Mann
mit vielen Gesichtern. Mit
seinem sympathischen
Wesen gelingt es ihm
immer, auch die
schwierigsten Situationen
zu meistern. Der Philosoph
Benedetto Croce defnierte
ihn als das „Abbild, die
Karikatur oder das Ideal des
Neapolitaners.
Museo Nazionale
di Capodimonte
via Miano 1
tel. 848 800288
Museo Nazionale
di San Martino
largo San Martino 8
tel. 848 800288
MADRE
via Settembrini 79
tel. 081 5624561
Nicht versäumen
Piazza del Plebiscito
Castel Nuovo
‘Spaccanapoli’ und Altstadt
Castel dell’Ovo
Archäologisches
Nationalmuseum
Museo di Capodimonte
Museum und Kartause San
Martino
Neapel an einem Tag
Palazzo Reale und Piazza
del Plebiscito
Castel Nuovo
Archäologisches
Nationalmuseum
‘Spaccanapoli’ und Altstadt
Castel dell’Ovo
und Seepromenade
Neapel in drei Tagen
Palazzo Reale und Piazza
del Plebiscito
Castel Nuovo
Kartause und Museum
San Martino
Archäologisches
Nationalmuseum
‘Spaccanapoli’ und Altstadt
Museo di Capodimonte
Castel dell’Ovo und Borgo
Marinari
Seepromenade
und Mergellina
Posillipo
MADRE Museo d’Arte Donna
Regina
Einkäufe
Krippen und Krippenfiguren
von San Gregorio Armeno
Korallen und Kameen
Porzellan von Capodimonte
Markt von Antignano
(Vomero)
Lebensmittelmarkt
von Pignasecca (Montesanto)
Fischmarkt bei der Porta
Nolana (via Marina)
Objekte aus Lavastein, Kupfer,
Schmiedeeisen, Weidenruten
Mit Kindern unterwegs
Aquarium der
Meereesbiologischen Station
‘Anton Dohrn’
Città della Scienza (Science
Center)
Archäologisches
Nationalmuseum, didaktischer
Rundgang für Kinder
Vergnügungspark Edenlandia
Pompeji
Parco Nazionale del Vesuvio
Osservatorio Vesuviano
Portici Schlosspark
Villa Bruno in San Giorgio
in Cremano
9
8
Die Ursprünge der Stadt liegen weit zurück und
werden in faszinierenden Legenden überliefert. In
der glaubwürdigsten Version werden die Anfänge in
das 9.Jh.v.Chr. gesetzt, als die Griechen den Golf
kolonialisierten, um zu den Erzvorkommen des oberen
Thyrrenischen Meers vorzustoßen. Im Jahre 326 v.
Chr. wurde Neapel zur römischen Kolonie erklärt.
Nach dem Untergang des Römischen Reichs, wurde
Neapel die Hauptstadt eines bedeutenden
Herzogtums, dem es gelang, den
Longobardeninvasionen standzuhalten.
1137 kam das Herzogtum unter die Herrschaft der
Normannen, die die Integration verschiedener
ethnischer Faktoren förderten.
Der Hafen von Neapel stieg zum wichtigsten Hafen
des Mittelmeers auf.
Nach dem Tod von Friedrich II von Schwaben, hielt
Karl von Anjou 1266 seinen triumphalen Einzug in
Neapel.
Alfons von Aragonien übernahm 1442 nach einem
langen Krieg das schwer mitgenommene Reich. In
kurzer Zeit aber änderte sich die Situation, es
wurden große Arbeiten (Kanal- und Straßenbau) und
Umbauten vorgenommen (Castel Nuovo erhielt
einen Triumphbogen). Andere Werke (wie die
Eröffnung der Via Toledo und der Bau des
Spanischen Viertels, die Restaurierung der Riviera di
Chiaia) wurden während der zwei Jahrhunderte des
Spanischen Vizekönigreichs (1503-1707) bis zur
Ankunft der Bourbonen (1734) durchgeführt, die das
Königreich Neapel bis 1860, dem Jahr der
Vereinigung Italiens, regierten.
Unsere Entdeckungsreise beginnt mit der Altstadt, in
der die alte griechisch-römische Anlage erhalten
wurde, weiter zu den Machtzentren in Mittelalter und
Renaissance vor allem um Castel Nuovo und Palazzo
Reale. Es folgt die berühmte Seepromenade von Castel
dell’Ovo bis Posillipo, um von hier das Hügelgebiet
von Capodimonte und Vomero anzupeilen.
Kunst und Archäologie
Castel Sant’Elmo
Castel Nuovo
Altstadt und „Napoli
sotterranea“ (unterirdsiches
Neapel)
Kartause und Museum San
Martino
Archäologisches
Nationalmuseum
Museo di Capodimonte
Museo Duca di Martina
Palazzo Reale
Pompeji und Herculaneum
Schloss von Portici
Vesuvianische Villen
des Miglio d’Oro
Veranstaltungen
Januar-Dezember
_Neapolitanischer
Antiquitätenmarkt Villa
Comunale (jedes dritte
Wochenende im Monat)
Frühling
_Galassia Gutenberg
(Buchmesse)
Mai
_Maggio dei monumenti
(Mai der Monumente)
Juni
_Napoli Film Festival
_Vitigno Italia
Weinsalon der autochthonen
und traditionellen
italienischen Rebe
Juni-Juli
_Neapolis Rock Festival
_Napoli Jazz Festival
_Provinciamo Wandertheater
Juli
_AgriCultura. Kampanien
kennenlernen und gustieren
_Napoli Blues Soul Festival
_Lo spirito della Terra
(Ethnische Vorführungen)
Park des Spanischen Viertels
_Pomigliano Jazz Festival
Pomigliano d’Arco
_Afrakà Rock Festival
Afragola
Kreuzgang der Kirche
San Gregorio Armeno
Natur und Parks
Kreuzgang Santa Chiara
Kreuzgang San Gregorio
Armeno
Neapel Schlossgarten
Botanischer Garten
Parco di Capodimonte
Parco Virgiliano
Villa Comunale
Villa Floridiana
Parco Nazionale del Vesuvio
Für die jungen Leute
Arenile di Bagnoli
(im Sommer)
Borgo Marinari
Piazza Bellini und Altstadt
Piazza dei Martiri
und Umgebung
Piazza Vanvitelli
und Umgebung
Gaumenfreuden
Babà, Caffè
Mozzarella di bufala Dop
(Büffelkäse DOP)
Pizza margherita Dop
Salami Napoli
Mürbes und krauses
Blätterteiggebäck (sfogliatella)
Spaghetti alle vongole veraci
(mit Venusmuscheln)
Aprikosen und Kirschtomaten
vom Vesuv
Wein vom Vesuv
Thermen und Wellness
Beauty center der großen
Hotels
Juli-August
_Der Blick des Odysseus und
Wandermusik Konzerte,
Tango, Film
Maschio Angioino
Juli-September
_Mezzanotte nei Parchi
Events in den Parks
von Neapel
_Kammermusikfestival
Maschio Angioino
September
_Adunata sediziosa
Konzert- und Theaterfestival
Maschio Angioino
_Pizzafest
Oktober
_Pasta show
November
_Artecinema
Filmfestival über
zeitgenössische Kunst
Theater Politeama
November-Juni
_Associazione Scarlatti
Konzertsaison Neapel
Dezember
_Verkaufsausstellung
von Krippen
und Krippenfiguren
Via San Gregorio Armeno
31. Dezember
_Lifemusik und Feuerwerk
Piazza Plebiscito
Der antike Stadtkern
von Spaccanapoli
bis Piazza Mercato
11
10
Der „Bauch“ von Neapel ist der griechisch-römische
Stadtkern mit seinem schachbrettartigen Grundriss,
mit drei Straßenachsen, die „Decumani“, die
rechtwinkelig von so genannten „Cardi“ durchquert
werden.
Hier schlägt das Herz der Stadt inmitten von kleinen
Gassen, Werkstätten, zahlreichen Kunstwerken, die
den Besucher an allen Ecken überraschen und von
den Stimmen der Neapolitaner untermalt werden.
Hier liegt das „kulturelle“ Zentrum von Neapel mit
der Universität in der Via Mezzocannone, den
Literatenkaffees auf der Piazza Bellini, den
Buchläden der Port’Alba, dem Italienischen Institut
für Historische Studien in der Via Benedetto Croce.
Spaccanapoli
Die Piazza del Gesù Nuovo ist das Eingangstor
zum Herzen der Altstadt.
Die Fiale der Immaculata (1747) und die Kirche
Gesù Nuovo, in deren Fassade die Kragsteine des
Palazzo Sanseverino aus dem 15.Jh. eingebunden
sind (bevor dieser zur Kirche wurde, gehörte das
Gebäude der Familie Sanseverino, die hier ihre
königliche Residenz hatte), leiten den barocken
Kirchenbau der Stadt ein. Das Kircheninnere ist eine
wahre Pracht an Marmor, Stuck und Fresken, mit
Werken von Francesco Solimena, Luca Giordano
und Massimo Stanzione.
In der Nähe erhebt sich die strenge Kirche Santa
Chiara, die 1310 Robert von Anjou in gotischem
Provenzalstil errichten ließ und Mitte des 18.Jh.
barockisiert wurde. Nach den Bombenschäden von
1943 wurde sie im ursprünglich schlichten Stil
restauriert.
Blätterteiggebäck und
andere Delikatessen
Die sfogliatella ist eine
typisch neapolitanische
Süßspeise, die im 18.Jh.
von Pintauro erfunden
wurde. Sie ist mit Ricotta
und kandierten Früchten
gefüllt und heisst frolla
(mürbe), wenn sie in
Mürbteig, und riccia
(kraus), wenn sie in feinsten
gebackenen Blätterteig
gehüllt ist.
Bei Pintauro in der Via Toledo
kann die klassische süße
sfogliatella gekostet werden.
Die berühmte Konditorei
Scaturchio auf der Piazza
San Domenico macht sie
sowohl süß als auch
gesalzen. Weitere
Delikatessen sind der babà,
der dick, weich und in Rum
getränkt ist und die
pastiera, eine Ostertorte
angevinischen Ursprungs,
aus Mürbeteig, Ricotta,
Weizen und kandierten
Früchten, die das ganze
Jahr angeboten wird.
In der Weihnachtszeit sollte
man nicht verabsäumen, die
struffoli zu kosten,
gebackene, weiche
Teigkugeln, die mit Honig
serviert und mit bunten,
kandierten Konfekten
bestreut werden. Auf keinen
Fall sollte man auf den
neapolitanischen Espresso
(caffè) verzichten, der heiß,
süß und sehr stark serviert
wird.
Der verschleierte
Christus in der Kapelle
San Severo
Piazza San Domenico Maggiore
Portal der Kirche
Gesù Nuovo
12
Diese Kirche beherbergt die Grabmale (14.Jh.) der
Königsfamilie der Anjou, einem Bildhauerwerk der
toskanischen Schule.
Auf keinen Fall sollte man auf einen Spaziergang im
berühmten Kreuzgang der Klarissinnen
verzichten, der von Domenico Antonio Vaccaro
entworfen wurde. Hier zeigt sich Neapel plötzlich
von seiner stillen Seite und versinkt im Duft von
Glyzinien und Narzissen; gelb, grün und blau sind
die Farben der herrlichen Majolikakacheln der
achteckigen Säulen und Sitze, die die
neapolitanischen „riggiolari“ (Ziegelmaler) Donato
und Giuseppe Massa mit ländlichen und
mythologischen Szenen zierten.
In der Via Benedetto Croce liegt der Palazzo
Filomarino della Rocca aus dem 14.Jh., wo der
Philosoph Benedetto Croce lebte, der hier das
Italienische Institut für Historische Studien gründete,
ein noch heute reges Forschungsinstitut, das über
eine große Bibliothek verfügt.
Die Piazza San Domenico ist eine der
bemerkenswertesten Anlagen der Stadt aus
agevinischer Epoche und gliedert sich zweckmäßig
in den Rahmen von Bauten unterschiedlicher
architektonischer Stile, wie die „offizielle“ Kirche der
aragonischen Dynastie aus dem 13.Jh., von der noch
die Sarkophage erhalten sind, die Fiale von San
Domenico aus dem 17.Jh. und die schönen Fassaden
des Palazzo Corigliano aus dem 18. Jh., der heute
Sitz des Orienatlistikinstiuts der Universität ist, sowie
Palazzo Sansevero. Auf der Piazzetta Nilo erhebt
sich die hellenistische Statue des Nils, die im
Mittelalter gefunden wurde und von den Neapolitanern
liebevoll „Körper von Neapel“ genannt wird.
Hier befindet sich die kleine Kirche Sant’Angelo a
Nilo. Sie wurde 1385 errichtet, im 18.Jh. umgebaut
und beherbergt das wunderschöne
Renaissancegrabmal von Kardinal Rinaldo Brancaccio,
einem Werk von Donatello und Michelozzo, das in
Pisa von 1426-28 ausgeführt und nach Neapel auf
dem Meeresweg gebracht wurde, sowie andere
Kunstwerke aus dem 15. und 16.Jh. Bei einem
Spaziergang durch die Via San Biagio dei Librai (auch
Spaccanapoli – Spalte Neapels genannt) kann man
einen Blick in die zahlreichen kleinen Antiquitäten -,
Sakralkunst- und Juwelierläden werfen.
An Hausnr. 114 stößt man auf ein Meisterwerk des
Spätmanierismus aus dem 17.Jh., die Kapelle
Monte di Pietà, die in den monumentalen Palazzo
Carafa eingebunden und mit Fresken von Belisario
Corenzio, Luigi Rodriguez und Battistello
Caracciolo, geschmückt ist.
Handwerkstätten in San Gregorio Armeno
Fast versteckt in einer kleinen Seitenstraße des Vico San
Domenico befindet sich die kleine, außergewöhnliche
Kapelle Sansevero. Dieser spektakuläre
Barockkomplex sollte unbedingt besichtigt werden.
Inmitten von besonderen Kunstwerken wird die
Skulptur des Cristo Velato (Verschleierter Christus),
einem Werk von Giuseppe Sanmartino aufbewahrt;
der Effekt, die virtuose Bearbeitung des Marmors
und das Lichtspiel sind ein wahres Meisterwerk. Wie
sollte man von den vielen ausgestellten Erfindungen
und anatomischen Geräten nicht gebannt sein, die
Sansevero den (unberechtigten) Ruf des
Hexenmeisters und Zauberers eingebracht haben?
Die belebte Via San Gregorio Armeno ist das Herz
des handwerklichen Neapels, das durch den
Hängeturm der gleichnamigen Kirche geprägt ist. In
den zwei Monaten vor Weihnachten verwandelt sich
San Gregorio Armeno in eine der belebtesten
Straßen der Altstadt und füllt sich mit Ständen, an
denen Krippenfiguren und -dekorationen verkauft
werden. Neben den traditionellen Jesuskindern,
Maria und Joseph wetteifern die Handwerker darin,
zeitgenössische Personen als „Hirten“ darzustellen.
Im Klosterkomplex San Gregorio Armeno, der an
die Kirche angeschlossen ist, die mit einem barocken
Kirchenschiff und einer außergewöhnlichen
Kassettendecke prunkt, sollte unbedingt der
Kreuzgang zwischen Zier-, Gemüsegärten und
Agrumenhainen besichtigt werden.
Am Ende der Krippenstraße gelangt man ins Herz
der griechisch-römischen Stadt, wo einst
Agorà und Forum lagen, von denen man noch heute
die Spuren der Schichtkonstruktion sehen kann.
Der Mittelpunkt dieser Anlage war die heutige
Piazza San Gaetano, auf der sich die Kirchen San
Paolo Maggiore, die zwischen dem 8. und 9.Jh.
gebaut wurde, und San Lorenzo Maggiore
befinden, in dessen Kreuzgang griechisch-römische
Ausgrabungen gefunden wurden (eine Kuriosität am
Rande: Hier traf Giovanni Boccaccio seine
Fiammetta am Karsamstag des Jahres 1336).
Das
Puppenkrankenhaus
Das Puppenkrankenhaus
entstand Ende des 19.Jh.
und hier werden seit drei
Generationen Puppen aller
Art restauriert. Das Werk des
Begründers Luigi Grassi wird
vom Neffen, der auch Luigi
heißt, und dessen Tochter
Tiziana weitergeführt.
Ein „Besuch“ im
historischen kleinen Laden
in der Via San Biagio dei
Librai 81 sollte telefonisch
(Tel. 081 203076)
angemeldet werden.
Kreuzgang Santa
Chiara
Berühmte Reisende
Man gelangt von der Piazza Dante durch die Port’Alba in die Via dei Tribunali, und von
der Via Toledo, auf der Höhe des Palazzo Maddaloni, in die Via San Biagio dei Librai,
und kann hier das Haus suchen, wo auf einem vom Hausbesitzer eingelassenen
Gedenkstein zu lesen ist: „In diesem Haus wurde der berühmteste Bewohner Neapels,
der Hl.Gennaro, geboren“ und wo der Portier auf die Frage, warum er sich dessen so
sicher sei, einfach nur die Schultern hochzieht und in neapolitanischem Dialekt
antwortet: „So heißt’s“
Giovanni Ansaldo, 1961
13
Berühmte Reisende
Der Dom, der eines der schönsten Portale und Säulen aus
afrikanischem und ägyptischem Granit hat, die einst den
Apolltempel schmückten, beherbergt das berühmte Blut des
Hl. Gennaro oder Januarius. Es wird in zwei Phiolen in einem
Silberschrein aufbewahrt und verflüssigt sich
wundersamerweise dreimal im Jahr, ein Ereignis, das vom
Volk voller Begeisterung verfolgt wird.
Domfassade
Detail der Dekoration
von Santa Maria del Purgatorio
ad Arco
14
Die Reise zum unterirdischen Neapel ist eine besonders
reizvolle Erfahrung, bei der Geheimnisse, Geschichten und
Legenden der Stadt aufgedeckt werden. Niemand kennt die
tatsächlichen Ausmaße des dunklen Neapel, aber
Speläologen haben in den letzten Jahren auf einer Fläche
von einer Million Kubikmeter ca. 700 Höhlen gezählt. Eine
Reise in die Vergangenheit sollte bei der Piazza San
Gaetano im Herzen des alten Stadtkerns mit einem
zweistündigen Rundgang durch unterirdische Gänge und
Zisternen begonnen werden. Interessant ist das griechischrömische Theater, zu dem man durch einen pittoresken
Eingang einer ärmlichen Erdgeschosswohnung in Vico
Cinquesanti gelangt. Vom Kreuzgang der Kirche San
Lorenzo Maggiore sind es nur wenige Schritte, um 2600
Jahre zurückzugehen und inmitten griechischer Gemäuer zu
wandeln. Schließlich steigt man im Spanischen Viertel
(Quartieri Spagnoli) 40 m eine Treppe hinunter, um zu
Zisternen antiker Aquädukte zu gelangen, die während der
Bombenangriffe im Krieg als Zufluchtsort dienten.
In der Via Tribunali erhebt sich links die kleine
Kirche Santa Maria del Purgatorio ad Arco, die
eine bizarre Barockdekoration ziert;
Bronzeskulpturen von Schädeln und Schienbeinen
vor der Kirche symbolisieren die Devotion des
neapolitanischen Volkes für die „armen Seelen“, die
sogenannten „pezzentelle“, da sie ohne Verwandte
gestorben sind.
Etwas weiter vorne stößt man auf die Kirche und das
ehemalige Kloster San Pietro a Majella, wo seit
1826 eines der berühmtesten Musikkonservatorien
Italiens seinen Sitz hat. Die wunderschönen
Gemälde von Mattia Preti sind Meisterwerke der
italienischen Malerei aus dem 17.Jh.
Die nahe Piazza Bellini ist vor allem in der Nacht
besonders belebt und gesäumt von Literatenkaffees.
In der Gegenrichtung am Ende der Via Tribunali
erhebt sich die Chiesa dei Girolamini, von der aus
man zur gleichnamigen Bildersammlung mit
Werken aus dem 16. – 18.Jh. gelangt.
des Erdbebens 1349 ein – wude mehrmals verändert. Der
dreischiffige Innenraum der Kirche hat die Form eines
römischen Kreuzes und ist reich dekoriert. Das Mittelschiff
spiegelt die barocken Eingriffe des 18.Jh. wider.
Vom linken Kirchenschiff gelangt man in die antike
frühchristliche Basilika Santa Restituta, die im 4.Jh. von
Kaiser Konstantin gegründet und nach dem Erdbeben von
1688 eindrucksvoll barockisiert wurde.
Vermutlich gehören die großflächigen Fragmente eines
Mosaikbodens zur anderen frühchristlichen Basilika
Stefania aus dem 6.Jh. Unter Santa Restituta können
archäologische Funde aus griechisch-römischer Zeit
besichtigt werden.
Von der rechten Apsisseite wiederum gelangt man zum
Baptisterium San Giovanni in Fonte, das zwischen dem
4. und 5.Jh. errichtet wurde. Der quadratische Grundriss
wird von einer mosaikgeschmückten Kuppel dominiert.
Außer den mittelalterlichen Kapellen, die reich mit Fresken
und Dekorationen geschmückt sind, ist die wunderschöne
Cappella del Tesoro di San Gennaro zu sehen, die
zwischen 1609 und 1637 gebaut wurde. Für die prunkvolle
malerische Gestaltung wurden die berühmtesten Künstler
jener Zeit beauftragt (Fanzago, Domenichino, Ribera,
Lanfranco). Die Pracht der Kapelle wird noch durch die
wertvolle Ausstattung und die großen Silberreliquienbüsten
unterstrichen. Hier wird anlässlich des Wunders zwei
Wochen lang die Reliquie mit dem Blut des heiligen
Gennaro ausgestellt.
Charles Dickens, 1845
An Nr. 288 der Via Duomo befindet sich das Museo
Civico Filangieri, das 1882 Gaetano Filangieri,
Fürst von Satriano, der Stadt schenkte. Die
Museumssammlung umfasst eine Reihe
Kunstobjekte, die von Waffen bis zu
Porzellangegenständen, von Gemälden bis zu
Trachten, von Büchern bis zu Möbelstücken reichen.
Die Via dei Tribunali kreuzt sich mit der Via Duomo, die
nach dem gotischen Dom benannt ist, der von Robert von
Anjou 1313 fertiggestellt wurde. Die heutige Fassade – die
ursprüngliche stürtzte ebenso wie der Kampanile während
Das Wunder
des heiligen Gennaro
Hoffnungen, Erwartungen,
Spannung und Anrufungen
verbreiten sich unter den
Gläubigen, die der
Verflüssigung des Blutes
des Hl. Gennaro beiwohnen.
Seit 600 Jahren wird am
ersten Maisonntag
(Erinnerung an die erste
Überführung des Körpers
des Heiligen) und am 19.
September (Tag des
Märtyriums), ein Ritus im
Dom vollzogen, dem eine
Prozession durch die engen
Gassen der Altstadt
vorangeht.
Wunder
des Hl. Gennaro
San Lorenzo
Maggiore
15
Berühmte Reisende
„Und so scheint weder respektlos angesichts der Stunde
des letzten Grußes, noch banal das Sprichwort «Neapel
sehen und sterben!»“.
Kampanile
und Interieur
der Basilika Santa
Maria del Carmine
16
Über den Dom hinaus liegt in einer rechten
Querstraße der Palazzo Donnaregina. Hier ist das
Museum MADRE (Museo d’Arte Donnaregina)
untergebracht, das der berühmte portugiesische
Architekt Alvaro Siza entworfen hat und ein großes
Museum von internationalem Flair ist. Die
Dauerausstellung umfasst Werke der vielen Künstler,
die in der Vergangenheit mit der Stadt
zusammengearbeitet haben; zu sehen sind daher die
Kreationen, die die Piazza Plebiscito und das Museo
Archeologico in den letzten Jahren schmückten
sowie für dieses Museum erdachte, entworfene,
gemalte und realisierte Werke, darunter bedeutende
Arbeiten von Long, Bianchi, Clemente, Horn,
Kapoor, Kounellis, Paolini, Sol Lewitt, Serra und
vielen anderen. Nach der Via Duomo noch auf der
Via dei Tribunali erhebt sich zu rechter Hand der
Komplex Pio Monte della Misericordia, der 1601
gegründet wurde und zu den ältesten mildtätigen
Stiftungen der Stadt zählt. In der achteckigen Kirche
befindet sich auf dem Hauptaltar das riesige
Gemälde mit der Darstellung der Werke der
Barmherzigkeit, einem Meisterwerk des
Caravaggio. Interessant ist auch die
Bildersammlung, die vorwiegend aus Schenkungen
besteht. Zu den Hauptsponsoren zählt der Maler
Francesco De Mura, der 1782 der Sammlung gut
192 Gemälde vermachte, von denen heute noch 42
übrig sind.
Am Ende der Via dei Tribunali stößt man direkt auf
das Castel Capuano, dem ältesten der vier Burgen
Neapels. Es wurde in normannischer Zeit errichtet,
Eine königliche
Pizza
Durch den richtigen
„Rahmen“ unterscheidet
sich die wahre
neapolitanische Pizza von
allen anderen Pizzen auf der
Welt. 3-4 cm breit und
richtig gebacken umgibt er
das Herzstück aus weichem
und elastischem Teig.
Um die klassische Pizza,
die Pizza Margherita
(1889 vom Pizzaiolo
Raffaele Esposito der
Pizzeria „Brandi“ anlässlich
eines Neapelbesuchs der
Herman Melville, 1857
17
war danach Gerichtsgebäude und hat diese Funktion
als Sitz des Zivilgerichts bis heute beibehalten. Hier
ist auch eines der Tore Neapels, die Porta
Capuana, zu sehen, die 1484 errichtet wurde und
den östlichen Haupteingang der Stadt bildete.
Hier und bei der nahen Porta Nolana, unweit des
Bahnhofs auf der Piazza Garibaldi, finden zwei der
malerischsten Märkte von Neapel statt, auf denen
Fisch, Obst und Gemüse angeboten werden.
Nicht weit davon liegt die Kirche San Giovanni a
Carbonara, die zwischen 1343 und 1418 gebaut
wurde. Sehenswert sind die eleganten Kapellen
Caracciolo del Sole (1427) und Caracciolo di Vico
(1516) sowie das monumentale Grabmal von
Ladislaus von Durazzo (1428), König von Neapel.
Die letzte Station ist die Piazza Mercato, eines der
Zentren der Geschichte Neapels: Hier wurde 1268
Konrad von Schwaben enthauptet und hier
versammelte 1647 Masaniello das Volk während der
von ihm angeführten Aufstände gegen die Spanier.
Der Platz wird von einer der beliebtesten und meist
verehrten Kirchen Neapels, der Basilika Santa
Maria del Carmine dominiert, die der Santa Maria
la Bruna geweiht ist. Ihr zu Ehren wird jährlich im
Juli ein Fest mit Feuerwerkwettbewerben
veranstaltet, das mit dem „Brand“ des stadthöchsten
Kampanile (75 m) beendet wird. Auf der Via Nuova
Marina schließlich erstreckt sich der Hafen, der von
Karl II mit der Gründung des Molo Angioino
eingeleitet und im Laufe der Jahrhunderte bis Mitte
des 20.Jh. zu den heutigen Dimensionen erweitert
wurde.
Königin von Savoyen
erfunden) zuzubereiten,
arbeitet der Pizzabäcker mit
der Handfläche und den
Fingerkuppen, verwendet
San Marzano Tomaten,
Mozzarella (Büffelkäse),
Olivenöl, geriebenen
Parmigiano Reggiano
(Parmesan) und ein paar
frische Basilikumblätter.
MADRE - Museo d’Arte
Contemporanea
Donnaregina (Museum
zeitgenössischer Kunst)
Castel Capuano
Die Werke
der Barmherzigkeit
von Caravaggio
Berühmte Reisende
Von Castel Nuovo
bis Foria und Sanit
Welch bedrohliche Mauern sehe ich? Eine Festung im
Herzen der Stadt ? Genau so ist es. Ich betrachte sie
fasziniert.
Herman Melville, 1857
19
18
Das Gebiet zwischen Castel Nuovo und Museo
Archeologico Nazionale durch die Via Toledo ist das
Zentrum von Neapel, der Stadtteil, den die
Neapolitaner als den repräsentativsten ansehen und
der einige der typischen Monumente der Stadt
enthält, wie Maschio Angioino (angevinische
Festung), Palazzo Reale, Piazza del Plebiscito, Teatro
San Carlo, Galleria Umberto I, Museo Archeologico
Nazionale.
Castel Nuovo (das so genannt wurde, um es von
den alten Königsresidenzen Castel dell’Ovo und
Castel Capuano zu unterscheiden) ist auch als
Maschio Angioino bekannt.
Die imposante Festung wurde 1279 von Karl I von Anjou
begonnen, aber von den Aragoniern umgebaut; sie weist
einen Trapezgrundriss auf und ist umgeben von einem
Burggraben mit den hohen Fundamenten der fünf
zylindrischen Türme.
Der Triumphbogen am Burgeingang ist dessen
Hauptornament. Er wurde errichtet, um den triumphalen
Einzug von Alfons von Aragon nach Neapel 1443 zu feiern.
Die prachtvollen Bildhauerreliefs sind das schönste
Beispiel für Renaissanceskulptur Süditaliens.
Im Burginnneren befinden sich die Cappella Palatina, die
als einziges Bauwerk ihren ursprünglichen Charakter
bewahren konnte, und die außergewöhnliche Sala di
Baroni. 1992 wurde das Museo Civico (Stadtmuseum)
eröffnet.
Castel Nuovo thront mitten auf der Piazza
Municipio. Im oberen Teil der Piazza erhebt sich der
Palazzo San Giacomo, der Sitz der Stadtgemeinde
Neapel, in dem sich die aus dem sechzehnten
Jahrhundert stammende Kirche San Giacomo degli
Spagnoli befindet. Hinter dem Hauptaltar ist das
Monumentalgrab des Vizekönigs Pedro von Toledo
zu sehen.
Palazzo Reale
Castel Nuovo
Die Handwerker
der Rua Catalana
Um die Via Medina, nahe
der Piazza Municipio, stößt
man auf die enge Rua
Catalana, in der zahlreiche
Werkstätten auf die
Bearbeitung von Eisen,
Kupfer und Blech
spezialisiert sind. Diese
Gasse und die nahen
Straßen Vicolo Graziella,
Via Basile und Calata
Ospitaletto sind eine
ständige Ausstellung von
ironischen Laternen und
Eisenskulpturen geworden,
die von den
Blechschmiedemeistern
kreiert werden.
Berühmte Reisende
Zunächst hat man den Eindruck, sich in den Palast eines orientalischen
Kaisers verirrt zu haben. Nichts in Europa gleicht auch nur entfernt
diesem Schauspiel. Die Augen sind geblendet, die Seele hingerissen…
Stendhal, 1826
Galleria Umberto I
Theater San Carlo
20
Die Galleria Umberto I (1887-1890) wird von einer
herrlichen, gut 57 m hohen Glas-Eisenkonstruktion
bedeckt, zu dem der elegante Marmorintarsienboden
besonders gut passt. Im Galerieinnneren sind
Geschäfte, Kaffeehäuser und Buchhandlungen
untergebracht.
Ebenso befindet sich darin die Kirche Santa
Brigida, deren Kuppel ein schönes Fresko von Luca
Giordano Das Paradies ziert.
Das Theater San Carlo, das am 4.November 1737
anlässlich des Namenstages von Karl von Bourbon
eröffnet wurde, auf den der Bau zurückgeht, ist das
älteste Opernhaus der Welt. Das Gebäude wurde
nach der Zerstörung durch einen Brand 1816 von
Antonio Niccolini wiederaufgebaut, von dem auch
die Fassade stammt. In der ersten Hälfte des 19.Jh.
erlebte das Teatro San Carlo dank des
Theateragenten Domenico Barbaja eine
erinnerungswürdige, ruhmvolle Bühnenzeit, in der
Musiker wie Gioachino Rossini und Gaetano
Donizetti engagiert wurden.
Vor dem Teatro San Carlo liegt die sehr belebte
Piazza Trieste e Trento (eh. Piazza San
Ferdinando), auf der sich das historische Caffè
Gambrinus befindet, das 1860 gegründet wurde
und in dem sich einst Dichter und Intellektuelle
trafen.
Die barocke Kirche San Ferdinando auf dem
selben Platz steht im Mittelpunkt einer wichtigen
Tradition: Am Karfreitag wird hier Stabat Mater von
Pergolesi vorgetragen.
21
Nach der Piazza Trieste e Trento gelangt man zur
berühmten Piazza del Plebiscito, dem größten
Platz Neapels, der oft den spektakulären Rahmen für
kulturelle Veranstaltungen und Konzerte bildet.
Geprägt wird dieser Platz von der Kirche San
Francesco di Paola mit ihrer neoklassizistischen
Kolonnade und dem vom Pantheon in Rom
inspirierten Innenraum.
In der Mitte des Platzes blicken zwei Reiterstatuen
von Karl von Bourbon (ein Werk von Antonio
Canova) und Ferdinand I auf den großen Palazzo
Reale.
Der Bau begann Anfang des 17.Jh. nach einem
Entwurf von Domenico Fontana. Der Palast wurde
von Joachim Murat und Karoline Bonaparte mit
Dekorationen und neoklassizistischen Möblen, die
teils aus den Tuilerien stammen, bereichert, durch
einen Brand 1837 beschädigt und danach von
Gaetano Genovese restauriert.
Um das prachtvolle Interieur zu besichtigen, überquert man
den weiten Ehrenhof, von dem aus man in das Museo
dell’Appartamento Storico – Museum der Historischen
Gemächer – (dreißig Säle in einem Stockwerk), in dem
noch Originaldekorationen und –möbel zu bewundern sind,
gelangt. Besonders schön sind die Monumentaltreppe
aus polychromen Marmorplatten und das kleine
Hoftheater, ein Festsaal, der 1768 von Ferdinando Fuga in
ein reizendes Rokkokoambiente umgestaltet wurde. In
anderen Räumen des Palastes ist die Nationalbibliothek
untergebracht, die eine Sammlung von über eineinhalb
Millionen Bänden umfasst, darunter auch wertvolle
mittelalterliche Kodices. Auch die berühmten Papyrusrollen
aus Herculaneum werden hier aufbewahrt.
Piazza
del Plebiscito
und Kirche San
Francesco
di Paola
Silvester auf der Piazza
del Plebiscito
Seit 1994, als der Platz zur
Fußgängerzone gemacht
wurde, ist die Piazza del
Plebiscito das Symbol der
Wiedergeburt der Stadt und
Silvester wird mit einem
großen Konzert begangen,
bei dem Sänger und
Medienstars auftreten. In
der Weihnachtszeit stellen
auf dem Platz internationale
Künstler Installationen aus.
Istituto Italiano
di Studi Filosofici
Von der Piazza del
Plebiscito geht es hinauf
die Via Gennaro Serra bis
zur Via Monte di Dio im
Viertel Pizzofalcone, dem
ersten Kern griechischer
Besiedlungen in Neapel.
Hier hat das Istituto Italiano
di Studi Filosofici im
monumentalen Palazzo
Serra di Cassano mit
Prunktreppe seinen Sitz.
Der Haupteingang wurde
1799 von den Herzögen
Serra di Cassano
zugemauert, nachdem ihr
Sohn Gennaro als Märtyrer
der Neapolitanischen
Revolution 1799 gehängt
worden war.
Wie in einem Unesco-Bericht
geschrieben wurde, hat das
Institut „weltweit einzigartige
Dimensionen erzielt und
macht aus Neapel eine wahre
Kulturhauptstadt“.
Berühmte Reisende
Berühmte Reisende
„Wir wollen Don Peppe sehen!“
Ich reise ab. Ich werde weder die Via Toledo noch all die
anderen Viertel von Neapel vergessen. In meinen Augen ist
sie, ohne Zweifel, die schönste Stadt der Welt.
rief das neapolitanische Volk unter dem Balkon von Palazzo Doria d’Angri, wo Giuseppe Garibaldi
wohnte.
Stendhal, 1817
23
22
Von der Piazza del Plebiscito geht die Via Toledo
weg, die Hauptachse der Stadtentwicklung, die 1536
vom Vizekönig Pedro von Toledo angelegt wurde.
Für viele Neapolitaner ist sie einfach nur die
„Toledo“, für andere Via Roma (seit 1870 bis in die
80-er Jahre des 20.Jh.). Via Toledo ist eine der
größten Straßen der Stadt und wird von Kirchen und
alten Palästen, wie Carafa di Maddaloni (1582)
und Doria D’Angri (1755) geprägt, die dem Genius
des Luigi Vanvitelli zu verdanken sind. Von dessen
Balkon verkündigte Giuseppe Garibaldi den
Anschluss des „Königreichs der zwei Sizilien“ an
das Königreich Italien.
Hinter der Via Toledo und am Fuß des Hügels San
Martino erstreckt sich netzartig das Spanische
Viertel.
Von der Piazza Carità wird ein Abstecher zu zwei
Juwelen der Renaissance, den Kirchen Monteoliveto
und Santa Maria la Nova, gemacht.
Monteoliveto oder Sant’Anna dei Lombardi
wurde im 15.Jh. erbaut und konnte im
Kircheninneren die einfache Formenstrenge der
ursprünglichen Struktur bewahren. Die Altäre Del
Pezzo und Ligorio sind Meisterwerke der
Bildhauerkunst der Renaissance. Im Apsisbereich
befindet sich die prachtvolle Gruppe der Beweinung
Christi mit lebensgroßen Terrakottafiguren, die nach
der Tradition die Mitglieder der Königsfamilie der
Aragonier darstellen sollen.
Aus der Renaissance stammt auch die Kirche Santa
Maria la Nova mit beeindruckenden Kreuzgängen.
Sie wurde im 13.Jh. erbaut und ab 1596 komplett
erneuert. Wunderschön ist die Kassettendecke aus
vergoldetem Holz, in die 46 Tafeln eingelassen sind,
die von den bedeutendsten neapolitanischen
Künstlern Ende des 16.Jh. gemalt wurden.
Der letzte Teil der Via Toledo mündet in die Piazza
Dante.
Das Spanische Viertel
Das Spanische Viertel, das
im 16.Jh. nach einer
schachbrettartigen Anlage
mit kleinen Parzellen
entworfen wurde, um die
spanischen Truppen und
deren Familien aufzunehmen,
hat sich im Laufe der Zeit in
eine Stadt in der Stadt zu
einem lebendigen und
pittoresken Viertel entwickelt.
Bei einem Spaziergang durch
dieses Viertel (Vorsicht ist
geboten), stößt man auf
Fußball spielende Kinder und
Stände, an denen alles
mögliche verkauft wird.
Sie wird vom Dantedenkmal (1872) von Tito
Angelini geschmückt und vom Halbkreis des Foro
Carolino begrenzt, das von Luigi Vanvitelli errichtet
wurde. Links vom Halbkreis erhebt sich die
Port’Alba (1625), von der aus man in die
gleichnamige Straße gelangt, in der sich einige der
ältesten Buchläden von Neapel befinden.
Nahe der Piazza Dante liegt das Archäologisches
Nationalmuseum, das weltweit bedeutendste
Museum für klassische Archäologie. Karl von
Bourbon brachte in diesem Palast (eh. „Palazzo
degli Studi“, also Universität) die Sammlung
Farnese, die größte Kunstsammlung Italiens unter,
die er von seiner Mutter Elisabeth geerbt hatte. Zu
diesem Vermächtnis kam im Laufe der Zeit die
größte archäologische Sammlung dazu, in der die
Funde der beim Vesuvausbruch 79.n.Chr.
begrabenen Städte und Villen aufgenommen wurden.
Den wertvollsten Kern des Museums bilden die Mosaike,
Gemälde, Juwelen und Gegenstände der vesuvianischen
Häuser. Diese einzigartige Sammlung zieht jährlich
Millionen Besucher an.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die wunderschöne Sammlung
klasssischer Skulpturen, die vor allem römische Kopien
nach griechischen Originalen umfassen, darunter die
berühmten farnesischen Skulpturen (Stier und farnesischer
Herkules und ein Dutzend anderer Werke). Reich ist die
Sammlung an Kameen und geschliffenen Gemmen,
darunter die farnesische Tasse). Besonders bedeutend ist
die Sammlung von über 2000 Inschriften in fast allen
einst in Kampanien gesprochenen Sprachen (von
Griechisch bis Oskisch, von Etruskisch bis Latein). Die
ägyptische Sammlung ist nach Turin die zweitwichtigste
in Italien. Eine Abteilung ist der Villa dei Papiri gewidmet,
dem berühmten römischen Haus in Herculaneum, in dem
eine große Menge archäologisches Material, unter anderem
berühmte Bronze- und Marmorstatuen, gefunden wurde.
Ungewöhnlich ist das Gabinetto Segreto (Geheimkabinett),
eine Sammlung aus dem 19.Jh. von Werken, die damals als
„obszön“, galten, und nur befugten Besuchern vorbehalten
waren. Es handelt sich dabei um Skulpturen, Fresken,
Mosaike, Amulette, Öllampen und erotische Graffiti, die
vorwiegend aus den Vesuvausgrabungen stammen.
Mosaik von
Alexander dem
Großen
Archäologisches
Nationalmuseum
Metrò dell’Arte
(die Kunstmetro)
Die Tyrannenmörder.
Archäologisches
Nationalmuseum
Metrò dell’arte
(Kunstmetro)
Mercato (Markt)
della Pignasecca
Als „das beste Museum
zeitgenössischer Kunst
Italiens“ ist die Linie 1 der
U-Bahn von Neapel definiert
worden. Die Stationen der
Strecke Vanvitelli-Dante, die
die Altstadt mit dem Bezirk
Vomero verbindet, werden
„Kunststationen“ genannt.
Während international
anerkannte Architekten den
umliegenden Raum konzipiert
haben, wurden die Stationen
mit zeitgenössischen
Kunstwerken bereichert. In
der Station „Museo“, die von
Gae Aulenti signiert ist, sind
ein großer Bronzepferdekopf,
das so genannte Carafa-Pferd
(Stück des Archäologischen
Museums), und eine Kopie
des Farnesischen Herkules
ausgestellt, die von den
Schülern der Akademie der
Schönen Künste von Neapel
ausgeführt wurde.
Berühmte Reisende
Drei junge Freunde, die gemeinsam eine Reise nach Italien gemacht hatten, besuchten
vergangenes Jahr das Museum der Studien in Neapel, wo verschiedene antike
Gegenstände der Ausgrabungsstätten von Pompeji und Herculaneum gesammelt
sind… Der Jüngste stand vor einer Vitrine und schien nicht einmal die Rufe der Freunde
zu hören, so sehr war er in tiefe Bewunderung versunken.
Théophile Gautier, 1852
25
24
Vom Museum gelangt man auf die Piazza Cavour,
hier geht die Via Foria weg, die die populären
Viertel Sanità, Vergini und Sant’Antonio durchquert.
In dieser Zone ist die schöne Kirche Santa Maria
della Sanità aus dem 17.Jh. mit der zweiläufigen
Freitreppe sehenswert, die die Krypta umrahmt. Von
der Kirche gelangt man zu den Katakomben des
Hl. Gaudioso. In diesem Viertel befinden sich der
Palazzo dello Spagnolo und Palazzo Sanfelice
aus dem 18.Jh., effektvolle Architekturen, die auch
als Modell für Bühnenbilder verwendet wurden und
beide ein Werk von Ferdinando Sanfelice sind.
Weiter führt die Via Foria zum Botanischen Garten.
Katakomben
des Hl. Gennaro
Botanischer
Garten
Kirche Santa
Maria della Sanità
Der botanische Garten wurde 1807 von Giuseppe Bonaparte
eingerichtet und war ursprünglich dazu gedacht,
Nutzpflanzen für Landwirtschaft und Handel sowie
Heilpflanzen kennenzulernen. Heute wachsen auf einer ca.
12 ha großen Fläche ca. 10 tausend Arten und insgesamt
fast 25 tausend Exemplare, und diese Sammlung stellt
hinsichtlich Bestand und Ausdehnung eine der
bedeutendsten Italiens dar. Interessant ist vor allem die
umfangreiche Sammlung von Fettpflanzen (Sukkulenten).
Wieder zurück beim Archäologischen Museum steigt
man durch die Via Santa Teresa degli Scalzi
hinauf nach Capodimonte.
Neben der Kirche Incoronata del Buon Consiglio
befinden sich die Katakomben des Hl. Gennaro,
die zu den ältesten und schönsten Kampaniens
zählen. Weiter am Gipfel des Hügels geht es zum
Palazzo Reale di Capodimonte, wo das gleichnamige
Museum untergebracht ist. (s. Kap. 7).
Totò und Eduardo,
Poeten des Viertels
Sanità
„Ich bin aus dem Viertel der
Sanità, dem berühmtesten
von Neapel“, erklärte gerne
der Filmschauspieler Totò,
der 1898 in diesem Viertel
geboren wurde.
Eduardo De Filippo
hingegen besuchte eine
Schule des Viertels, das er
in einem seiner
berühmtesten Theaterstücke
„Il sindaco del rione Sanità“
(1960) würdigte.
Der Friedhof „Cimitero
delle Fontanelle“
Dieser Friedhof ist ein
riesiges Beinhaus aus
Tuffhöhlen, wo tausende
Knochen und Schädel
makabre architektonische
Strukturen bilden. In den
Friedhof gelangt man von
der kleinen Kirche Maria
Santissima del Carmine in
der Via Fontanelle.
Das Königliche
Armenhaus
Auf die Piazza Carlo III
blickt die Fassade des
riesigen Gebäudes
(600 x 150 m), das 1751
von Ferdinando Fuga
entworfen wurde und nach
dem Willen des Königs alle
Bedürftigen aufnehmen
sollte. Dieser Entwurf blieb
unvollendet, denn der Bau
hätte größer sein sollen,
und heute finden in den
restaurierten Teilen
kulturelle Veranstaltungen
statt.
Der Seeweg von
Chiaia bis Posillipo
Castel dell’Ovo
26
27
Die Seepromenade zwischen Castel dell’Ovo und
Posillipo mit einem Blick auf den gesamten Golf,
den Vesuv und die Inseln ist die berühmteste
Ansicht von Neapel.
Das Küstenprofil wird von den massiven Tuffmauern
des Castel dell’Ovo dominiert, der ältesten Burg
der Stadt, die auf der kleinen Insel „Megaris“
gegenüber des berühmten Viertels Santa Lucia
thront. Diese Insel, die heute mit dem Festland
durch eine Brücke verbunden ist, wählte einst der
römische Patrizier Licinius Lucullus um hier seine
Villa zu bauen. Diese wurde von den Mönchen des
Hl. Basilius 492 n.Chr. zum Kloster umgebaut und
unter den Normannen im 12.Jh. zum befestigten
Königspalast erhoben. Sehenswert sind der
Säulensaal (Sala delle colonne), wahrscheinlich das
alte Refektorium der basilianischen Mönche, für
dessen Bau die mächtigen Säulen der Villa des
Lucullus verwendet wurden. Von der
Kanonenterrasse (terrazza dei cannoni), die im
höchsten Teil der Burg liegt, kann man eine
herrliche Aussicht über den Golf genießen.
Unter den Burgmauern befindet sich das
Seemannsviertel Borgo Marinari, das im 19.Jh.
errichtet wurde, um die Familien der Fischer und
deren Boote unterzubringen. Heute findet man dort
Nautikclubs, Restaurants, Bars und In-Lokale.
Via Caracciolo
und Villa Comunale
Berühmte Reisende
Wenn man an einem Ort der Welt glücklich sein kann, dann
auf der Seepromenade von Santa Lucia.
Paul Edme de Musset, 1885
Magier Virgil
Der Name des Castel
dell’Ovo geht auf eine
Legende zurück, die mit
dem Dichter Virgil in
Verbindung steht, dem die
Neapolitaner im Mittelalter
magische Kräfte
zuschrieben. Einer der
Talismänner des Dichters
soll in der Burg versteckt
gewesen sein; es soll sich
dabei um ein Ei gehandelt
haben, dass in einer Karaffe
in einem Eisenkäfig
eingeschlossen gewesen
sein soll. Die Burg sollte
solange nicht einstürzen,
bis das Ei unversehrt blieb.
Berühmte Reisende
Ich denke jeden Tag an dich, wenn ich vom Balkon dieses funkelnde Meer sehe, das
sich still, geteilt von vielen Schiffen, unter den Orangenbäumen entfaltet. Deren kleine
lateinische Segel den weißen Flügeln der Meeresschwalben ähnlich sehen. Zu meinen
Füßen die Rasenflächen der Villa Reale, geschmückt mit Rosen, grün schimmernd
schon wie in unserem schönsten Frühling.
Alphonse de Lamartine, 1820
29
28
Auf der berühmten Via Caracciolo kann man eine
der schönsten Aussichten von Neapel vom Vesuv
bis zum Hügel von Posillipo genießen, der übersät
ist von in Grün versinkenden Häusern und umrahmt
vom tiefblauen Meer.
Die Via Caracciolo verläuft parallel zur Villa
Comunale (eh. Villa Reale), einem Stadtpark, der
von Carlo Vanvitelli Ende des 18. Jh. angelegt
wurde und zur „alten“ Seepromenade, die noch sich
heute Riviera di Chiaia genannt wird. In der Villa
Comunale kann man die Meeresbiologische
Station (1872 vom deutschen Anton Dohrn
gegründet) mit dem angeschlossenen ältesten
Aquarium Europas besuchen.
Auf der Riviera di Chiaia hat in der
neoklassizistischen Villa Pignatelli das Museo
Principe Diego Aragona Pignatelli Cortes seinen
Sitz, das noch Originalmöbel schmücken. Hier wird
die wertvolle Gemäldesammlung der Bank von
Neapel beherbergt. Im alten Reitstall wird demnächst
ein Kutschenmuseum mit einer Sammlung von
Kutschen und Zaumzeug jener Zeit eröffnet.
Die Via Caracciolo endet in Mergellina, wo der
Legende nach die Strömung den leblosen Köper der
Sirene Partenope mitgerissen haben soll. Auch hier
bietet sich ein atemberaubendes Panorama zu den
Hügeln des Posillipo und des Vomero mit dem
Vesuv in der Ferne.
Nahe der Piazza Sannazaro ist die Via di
Piedigrotta (so genannt, weil zu Füßen der Grotte
gelegen – ai piedi della grotta – und heute ein
Tunnel, der im 1.Jh. v.Chr. von den Römern
gegraben wurde, um den Weg von Neapel nach
Pozzuoli zu erleichtern; das Viertel jenseits der
Grotte heißt hingegen Fuorigrotta), die gegenüber
der Kirche Santa Maria di Piedigrotta endet.
Zwischen der Kirche und der Station von Mergellina
befindet sich der Eingang zum Parco Vergiliano,
eine der von den Reisenden des Grand Tour meist
besuchten Anlagen. Im Park liegt das so genannte
Grab des Virgil, ein Grabmal aus dem 1.Jh.n.Chr.,
welches das Grabmal des berühmten Dichters der
Antike sein soll. 1939 wurde hierher auch das Grab
des Dichters Giacomo Leopardi verlegt, der 1837 in
Neapel starb.
Lässt man die Küste hinter sich, gelangt man zur
Mostra d’Oltremare, ein weitläufiger
Ausstellungspark von großer historischer,
architektonischer und Umweltbedeutung, der Ende
der 30-er Jahre gebaut wurde. In dem ca. 700.000
m2 weiten Areal befinden sich Gebäude, Gärten,
Springbrunnen, eine große Freilichtarena und ein
Theater.
Villa Comunale,
im Hintergrund
das Aquarium
Villa Pignatelli
Das Kunsthaus Neapels
PAN
In der Via dei Mille im
Palazzo Roccella aus dem
18.Jh. wurde kürzlich der
PAN (Palazzo delle Arti
Napoli), das Kunsthaus
Neapels eröffnet.
Das neue Kulturzentrum
vereint ständige Einrichtungen
für die Konsultation,
Ausstellung und Förderung
zeitgenössischer Werke und
Dokumente, von der Malerei
zur Skulptur, von der
Architektur zur Fotografie,
vom Design zum Kino.
Luxuseinkäufe
PAN, Palazzo
delle Arti Napoli
Der ideale Geschäftsbummel
beginnt in der Via Toledo
und geht weiter zu den Vie
Chiaia, Calabritto, Filangieri,
und dei Mille, den
elegantesten Straßen
Neapels mit den
renommiertesten Geschäften.
Einige der berühmtesten
neapolitanischen „großen
Marken“ sind hier zu Hause,
von Lederwaren bis Kleidung
und berühmten Kravatten.
Das Gebiet um Chiaia ist
reich an Adelspalästen aus
dem 17. und 18.Jh. und
spektakulären Plätzen wie
Piazza dei Martiri, die seit
jeher als einer der „guten
Salons“ der Stadt
angesehen wird, während
das nahe Viertel Rione
Amedeo eine große Palette
an neapolitanischer
Jugendstilarchitektur zu
bieten hat.
Berühmte Reisende
Berühmte Reisende
Aber weder zu erzählen noch zu beschreiben ist die Herrlichkeit einer
Vollmondnacht, wie wir sie genossen, durch die Straßen über die Plätze
wandelnd, auf der Chiaja, dem unermeßlichen Spaziergang, sodann am
Meeresufer hin und wider. Es übernimmt einen wirklich das Gefühl von
Unendlichkeit des Raums. So zu träumen ist denn doch der Mühe wert.
Hier haben wir das goldene Grab des weisen Virgil und jene Straße
bewundert, die er, eine Meile lang, in einer einzigen Nacht in den Fels
gehauen hat.
Christopher Marlowe, 1588
Johann Wolfgang Goethe, 1787
31
30
Von Mergellina führt die panoramische Via
Posillipo, die alte Pausilypon (in griechisch „die
den Schmerz lindert“), den Hügel hinauf. Am Meer
erblickt man den imposanten Palazzo Donn’Anna
und zahlreiche im Grün versunkene Villen.
An der äußersten Spitze des Vorgebirges Coroglio
erhebt sich die Villa del Pausilypon, die Reste der
luxuriösen Residenz von Publius Vedius Pollio,
einem der Anhänger von Augustus Oktavianus. Bei
seinem Tod ging die Villa an den Kaiser.
Die grandiose Villa umfasste mehrere Gebäude, die auf
einer Fläche von ca. 9 ha zwischen dem 1.Jh.v.Chr. und
dem 4.Jh. n.Chr. errichtet wurden. In der Mitte lag der
Wohnbereich des Komplexes, um den Monumentalbauten,
wie das große Theater, das Odeion und die Therme verteilt
waren. Außer über einen kleinen eigenen Hafen in der Cala
dei Lampi verfügte der Komplex auch über eigene
Verbindungsstraßen wie den Tunnel, der als Grotta di
Seiano bekannt ist, der den gesamten Felsgrat von
Coroglio durchquert und über den man heute den Komplex
erreicht.
Palazzo
Donn’Anna
Das Fest von Piedigrotta
und das neapolitanische
Lied
Das Fest findet am
7.September mit Umzügen
und spektakulären
Feuerwerken statt.
Während dieser
Veranstaltung wurde 1835
das neapoltanische Lied als
Musikgenre ins Leben
gerufen: Te voglio bene
assaje von Gaetano
Donizetti wurde
weltberühmt.
Die berühmtesten
neapolitanischen Lieder
entstanden in den letzten
zwanzig Jahren des 19.Jh.,
aber die Tradition wurde
auch im 20.Jh. von sehr
populären Liedermachern
und der Volksliedgruppe
Nuova Compagnia di Canto
Popolare weitergeführt, die
mit der Oper „La Gatta
Cenerentola“ von Roberto
De Simone Weltruhm
erlangte; diese Tradition ist
dank des Engagements von
Liedermachern,
Rockgruppen und
Jazzmusikern noch heute
sehr lebendig.
Palazzo Donn’Anna
Dieses Symbol von
Posillipo zählt aufgrund
seiner spekatkulären
Position zu den
berühmtesten Stadtpalästen
und mutet fast wie ein
enormer, aus dem Meer
ragender Felsen an. Palazzo
Donn’Anna wurde 1642 von
Cosimo Fanzago für Anna
Carafa, der Frau des
Vizekönigs von Neapel
Filippo Ramiro Guzman
gebaut, blieb unvollendet
und hat daher den Reiz
einer antiken Ruine, um die
sich zahlreiche dunkle
Legenden ranken: So soll
Donn’Anna, verlassen von
ihrem Gemahl, der nach
Spanien zurückgekehrt war,
infolge des Betrugs eines
Liebhabers verrückt
geworden sein.
Berühmte Reisende
Man sage, erzähle, male, was man will, hier ist mehr als alles. Die
Ufer, Buchten und Busen des Meeres…Ich verzieh es allen, die in
Neapel von Sinnen kommen!
Johann Wolfgang Goethe, 1787
32
Panorama vom
Parco Virgiliano
33
Das spektakulärste Panorama von Posillipo kann
man vom Virgilpark auf der Spitze des Hügels aus
genießen. Zwischen Bäumen, Gärten und
Sportanlagen schweift der Blick über den gesamten
Golf von Neapel, die Phlegräischen Felder bis zum
Meer, aus dem die Insel Nisida ermporragt. Dieser
außergewöhnliche Blick inspirierte im 19.Jh. die
Malergeneration der „Schule von Posillipo“. Ihre
Ansichten dieses bezaubernden Szenariums trugen
zur Verbreitung der legendären Schönheit Neapels
bei.
Von den Steilhängen von Coroglio und Cala
Trentaremi zur Westspitze von Posillipo reicht der
Blick bis zum nahen Bagnoli, das Gegenstand eines
umfassenden Sanierungsprojekts zur
landschaftlichen Aufwertung der Küste, des Strandes
und des ehemaligen Stahlindustriegländes von
Italsider ist, das seit Jahren außer Betrieb steht. Ein
Teil der Strukturen wurde im Rahmen einer
interessanten, industriearchäologischen
Widerinstandsetzung zur Città della Scienza (Stadt
der Wissenschaft) umfunktioniert. Dieses interaktive
Museum ist den wissenschaftlichen Phänomenen
und der Entdeckungsgeschichte gwidmet und ist ein
avantgardistischer Wissenschafts- und
Technologiepol sowie das erste italienische Science
Center. Der Museumsbesuch und die damit
verbundene Besichtigung des großen Planetariums
und der wissenschaftlichen Instrumente, die berührt
werden „müssen“, wird vor allem die Kinder
begeistern.
Die Strände für ein Bad
in der Stadt
Im Sommer sind die
Strände von Posillipo von
Badenden überflutet.
Unterhalb des Palazzo
Donn’Anna befinden sich
zahlreiche Badeanstalten.
Am Ende des
gleichnamigen Abstiegs
liegt der Lido Marechiaro,
der einst ein kleines
Fischerdorf war, das der
Dichter Salvatore Di
Giacomo in seinem
gleichnamigen Lied
nostalgisch beschreibt (ein
Gedenkstein unter dem
Fenster fenestella erinnert
daran). Reizvoll ist auch die
Punta della Gaiola mit der
Cala Trentaremi, ein
grandioses Naturschauspiel
mit hohen gelben
Tuffsteinwänden. Hier
befindet sich das
Meeresschutzgebiet des
Unterwasserparks von
Gaiola, in dem Reste
einiger Strukturen der
nahen römischen Villa des
Publius Vedius Pollio zu
sehen sind, die infolge
einer Strandverschiebung
untergegangen waren.
Nisida und
im Hintergrund
Capo Miseno,
Procida
und Ischia
Die H gel
von Vomero
bis Capodimonte
35
34
Der Vomero entstand im 19.Jh. in einem grünen
Stadtteil, der für seine prachtvollen Aussichten auf
den Golf berühmt war. Heute erheben sich neben
den Jugenstilvillen moderne Häuser; dieses Viertel
zählt zu den lebhaftesten Neapels und bietet
besonders viele Einkaufsmöglichkeiten.
Das Herz des Vomero ist die Piazza Vanvitelli, von
wo aus man leicht zur Villa Floridiana gelangt, die
Ferdinand von Bourbon seiner morganatischen Frau
Lucia Migliaccio, Herzogin von Floridia, schenkte.
Der elegante Palast wurde von Antonio Niccolini
erbaut, ist von einem großen Park mit
Ruinenimitationen, kurvenreichen Alleen, Rasen und
Belvedere umgeben und beherbergt das
Keramikmuseum Duca di Martina. Den
Hauptkern des Museums bilden die Sammlungen
von Placido De Sangro, dem Herzog von Martina
und leidenschaftlichem Sammler von Korallen,
Elfenbein, Tabaksdosen und vor allem Porzellan und
Majolika, die eine Schenkung seiner Erben sind.
Besonders bedeutend sind die Sammlungen von
Porzellan von Capodimonte und aus dem Fernen
Osten.
Museo di Capodimonte
Berühmte Reisende
„Eine vierzigjährige Witwe, die zwar nicht schön, aber herzensgut war, vermietete mir
einst die Hälfte eines ihrer kleinen Häuser … am Fuße des Berges, der von hier in der
Nähe aus die Villa der Prinzessin Florida, der Frau des alten Königs, dominierte. Dies ist
wahrscheinlich das einzig ruhigere Viertel von Neapel“.
Stendhal, 1839
Museumssaal
Duca di Martina
in der Villa
Floridiana
Berühmte Reisende
Unten die große Stadt mit ihren vierhunderttausend Bewohnern, den
roten Dachziegeln und unregelmäßigen Blöcken der Ziegelbauten, die
im Kontrast zu den Goldkuppeln der herrlichen Kirchen stehen.
A.J. O’Reilly 1884
Neapel am Ende
des 15.Jh.
Tavola Strozzi
im Museum
San Martino
36
Von der Piazza Vanvitelli gelangt man (auch mit
Rolltreppen) zum Gipfel des Hügels, auf dem sich
Castel Sant’Elmo und die Kartause San Martino
erheben.
Castel Sant’Elmo dominiert mit seinem
imposanten, massiven Bau das Profil der Stadt und
ist, ebenso wie die nahe Kartause aus vielen
Blickwinkeln Neapels sichtbar. Diese wuchtige
Festung ließ Robert von Anjou im 14.Jh. errichten
und wurde unter Pedro de Toledo (1537-1546)
völlig umgebaut. Der Grundriss hat die Form eines
Sterns mit sechs Spitzen; zum Teil ist sie in den
Tuffsteinfelsen gehauen und von Bastionen und
Burggräben gesäumt. Von den Wällen ist nach allen
Seiten eine herrliche Aussicht über Neapel zu
genießen.
Neben der Burg erhebt sich der monumentale
Komplex der Kartause San Martino, die ebenfalls
angevinischen Ursprungs ist; sie wurde 1325 von
Tino di Camaino begonnen und zwischen Ende des
16.Jh. und Mitte des 17.Jh. von den berühmtesten
Architekten und Künstlern jener Zeit (Dosio,
Fanzago) umgebaut und wurde so zum schönsten
Beispiel des neapolitanischen Barocks sowie eines
der grandiosesten Bauwerke der Stadt.
Die „Pedamentina“
von San Martino
Vom Platz San Martino geht
es bergab die steile Via
Pedamentina, eine lange
Treppenstraße, bis zum
Corso Vittorio Emanuele
und auf die Via Toledo, die
im Herzen der Unterstadt
liegt.
Sie zählt 414 Stiegen und
ist einer der ältesten Wege
Neapels.
Nach dem ersten
Treppenlauf ist ein altes
Gittertor zu sehen, das in
das Hügelinnere führt; hier
Das Interieur der Kirche ist eine Pracht an Fresken,
Skulpturen, buntem Marmor und Gemälden. Die Fresken
wurden unter anderem von Giovanni Lanfranco und
Battistello Caracciolo ausgeführt. Auch das Presbyterium
und die Sakristei sind reich an Dekorationen wie Gemälden
von Ribera, Massimo Stanzione, Guido Reni, intarsierten
Kästen und Holzstühlen. Die Kuppel der Cappella del
Tesoro (Schatzkapelle) ist mit dem strahlenden Triumph der
Judith von Luca Giordano freskiert. In den Sälen um den
Großen Kreuzgang ist das Nationalmuseum San Martino
untergebracht, das in verschiedene Bereiche gegliedert ist,
die der Skulptur und Malerei, den minderen Künsten und
dem Theater gewidmet sind. Bedeutend ist die Abteilung
der Stadtbilder mit Werken ab dem 15.Jh., darunter die
berühmte Tavola Strozzi (Strozzi-Gemälde). Besonders
interessant ist die Krippenabteilung, die Werke der
berühmtesten Künstler des 18.Jh. und zwei
außergewöhnliche Gruppen umfasst: die Holzfiguren der
Krippe aus der Kirche San Giovanni a Carbonara aus dem
15.Jh. und die der Cuciniello-Krippe aus dem 19.Jh., die
nach ihrem Spender benannt ist. Unbedingt sollten die
restaurierte Unterkunft des Prioren Quarto del Priore, die
besonders panoramisch gelegen ist sowie der
wunderschöne Klostergarten besichtigt werden.
schlugen die königlichen
Wachen all jene zurück, die
das Castel Sant’Elmo
stürmen wollten.
Blick von Castel
Nuovo auf Castel
Sant’Elmo
und die Kartause
San Martino
Cuciniello-Krippe
im Museo
di San Martino
37
Berühmte Reisende
„Capodimonte, das sich auf dem Berg erhebt… ist ein großer Palast, der von Don
Carlos, dem derzeitigen König von Spanien, begonnen wurde. Hier sind alle
Reichtümer…aus dem Palazzo di Parma der Familie Farnese, die Karl nach Neapel
brachte, als er von diesem Herzogtum den Thron der Zwei Sizilien bestieg. Die Lage
dieses Palastes ist die schönste der Welt“.
Der trunkene
Silen von Ribera
und die
Kreuzigung
von Massaccio.
Museo
di Capodimonte
38
Die höchste Erhebung der Stadt (457 m) ist die
Einsiedelei „Eremo dei Camaldoli“, die 1585
errichtet wurde und von wo aus man einen
herrlichen Blick auf den Golf, die Inseln und
Phlegräischen Felder hat. Es lohnt sich, den letzten
Ausläufer des oberen Stadtgebietes zu besuchen, um
in vollen Zügen den nahen Parco dei Camaldoli zu
genießen.
Von Camaldoli geht es abwärts durch den Viale
Colle Aminei bis nach Capodimonte. Dieser Name
kommt aus der altlateinischen Bezeichnung „Caput
de Monte“ und bezeichnet ganz klar die Position
dieses Ortes, einem Hügel auf der höchsten
Erhebung der Altstadt.
Hier liegt, eingebettet in einen weitläufigen Park, der
Schloss von Capodimonte. Karl von Bourbon
wollte hier als leidenschaftlicher Jäger eine
Jagdhütte bauen lassen. In der Folge erweiterte er
den Entwurf und ließ hier einen Palast errichten, um
hier die wertvollen Farnesischen Sammlungen
unterzubringen. Das von Antonio Medrano
entworfene Gebäude wurde erst 1839 fertiggestellt.
Im riesigen Wald liegen das Häuschen von Vittorio
Emanuele II, die sogenannte Jagdhütte der Königin,
die Kapelle des Hl.Gennaro, das Gebäude der
alten Porzellanmanufaktur, die 1737 von Karl von
Bourbon gegründet wurde, die Einsiedelei Eremo dei
Cappuccini und die Fasanzucht (Fagianeria).
Der Palazzo Reale ist heute Sitz des Museo
Nazionale di Capodimonte, einem bezüglich
Malerei und ornamentaler Kunst der bedeutendsten
Museen der Welt.
Marquis de Sade, 1776
39
Der Hauptkern des Museums stammt aus der Sammlung
Farnese, die von Papst Paul III begonnen und von
Elisabeth Farnese, der Mutter von Karl von Bourbon, geerbt
wurde. Die Bildersammlung umfasst über 200 Meisterwerke
von Masaccio, Botticelli, Raffaello, Ribera, Tizian,
Mantegna, Correggio, El Greco, Lorenzo Lotto,
Parmigianino, Carracci, Bruegel. Im selben Teil sind auch
zwei Vorlagen von Raffael und Michelangelo jeweils für die
Stanzen Raffaels (Stanze della Segnatura) und die
Paulinische Kapelle im Vatikan zu sehen. Ebenso
außergewöhnlich ist die Gemäldegalerie von Neapel mit
Werken vom 13. bis 19.Jh.: Der Hl. Ludwig von Toulouse
von Simone Martini, die hinreissende Geißelung von
Caravaggio und weitere Werke von Ribera, Luca Giordano,
Francesco Solimena. Der dem 19.Jh. gewidmete Teil ist
reich an Werken von Malern der Schule von Posillipo von
Anton Smick Pitloo bis Giacinto Gigante, und den Meistern
des Naturalismus, wie Palizzi. Von den vielen Künstlern der
zweiten Hälfte des 19.Jh. und Anfang des 20.Jh. von
Domenico Morelli bis Vincenzo Migliaro wird ein großer
Überblick gegeben. Auch im zeitgenössischen Teil sind
Werke berühmter Künstler, von Alberto Burri bis Andy
Warhol, von Carlo Alfano bis Mimmo Paladino ausgestellt.
Auch andere Kostbarkeiten wie das Historische Gemach
(Appartamento Storico), mit dem Porzellansalon
(Salottino in porcellana) der Königin Maria Amalia warten
auf den Besucher. Die Sammlung ornamentaler Kunst ist
eine der reichsten Italiens, mit einzigartigen Werken wie der
wertvolle „cofanetto Farnese“ (Kästchen Farnese) und die
Gobelins von Avalos; zu den außergewöhnlichen
Prozellanstücken zählt der große Wagen der Aurora aus
Biskuitporzellan von Filippo Tagliolini.
Die Geißelung
von Caravaggio
im Museo
di Capodimonte
Porzellan
von Capodimonte
Karl von Bourbon heiratete
1738 Maria Amalia, die
Tochter von August dem
Starken von Sachsen, dem
Begründer der berühmten
Porzellanmanufaktur von
Meissen. Der König beschloss,
eine Fabrik zu öffnen, in der
wertvollste Werke, wie der
berühmte Porzellansalon der
Königin und eine Vielzahl
eleganter oder kurioser
Objekte, darunter Vasen und
Tabaksdosen,
Suppenschüsseln und Teller,
kleine Statuen und Becken
hergestellt werden sollten.
1759 brachte Karl, nachdem
er König von Spanien
geworden war, die
Manufaktur nach Madrid. In
Neapel wurde die Produktion
in der Real Fabbrica
Ferdinandea weitergeführt.
Heute führen die
neapolitanischen
Kunsthandwerker die alte
Tradition mit Produkten, die
sich an den Werken der alten
Meister inspirieren, oder
Originalkreationen weiter.
Das Astronomische
Observatorium
von Capodimonte
Porzellangruppe
im Museo
di Capodimonte
In prachtvoller Lage auf
dem Colle di Miradois, ist
in einem schönen
neoklassizistischen
Gebäude das Astronomische
Observatorium
untergebracht, das 1819
vom Astronom Giuseppe
Piazzi gegründet wurde und
das erste moderne
Observatoirum Europas war.
Das Museum verfügt über
eine reiche Sammlung
antiker wissenschaftlicher
Instrumente.
Vesuvius
by Warhol
im Museo
di Capodimonte