KrIDe-Broschüre
Transcription
KrIDe-Broschüre
Unternehmen stärken ihre ffäh fä äh ä ähigkeit hig h igk iig gk ke eit iitt im demografischen Wa W a – Lösungsansätze Innovationsfitness im demografischen Wandel Der demografische Wandel und seine Folgen sind heute in den Medien sehr präsent. Für die Betriebe resultiert daraus nach wie vor ein akuter Handlungsbedarf. Die insgesamt alternde Gesamtbevölkerung und die steigende Erwerbsbeteiligung älterer Jahrgänge führen in vielen Betrieben zu einer schnell alternden Beschäftigungsstruktur. Das Ziel, ihre hohe Innovationsfähigkeit auch unter den Bedingungen des demografischen Wandels kontinuierlich aufrecht zu erhalten und zu steigern, führt zu komplexen Fragestellungen: • Wie sehen die Zusammenhänge zwischen der Innovations kompetenz und älteren Belegschaften aus? • Wie können die vorhandenen Werkzeuge zur Förderung der Innovationsfähigkeit angepasst werden, um Kreativität und Innovationsfähigkeit aller Altersgruppen besser zur Geltung zu bringen und mit den strategischen Unternehmenszielen zu vereinbaren? Dies waren auch die leitenden Fragen des Projektes KrIDe – Kreativität und Innovation im Demografischen Wandel, das im Rahmen der INITIATIVE NEUE QUALITÄT DER ARBEIT gefördert wurde. Die erste Frage, wenngleich in der wissenschaftlichen Diskussion oft behandelt, ist bis heute nicht endgültig beantwortet. Eines ist aber mittlerweile unumstritten: Der demografische Wandel bietet nicht nur Risiken, sondern auch Chancen für die Innovationen in Betrieben. Wie Abb. 1 zu entnehmen ist, scheint grundsätzlich der Einsatz demografieorientierter Personalmaßnahmen mit der Produktinnovativität von Betrieben einherzugehen. Besonders für Betriebe ohne Forschung und Entwicklung (FuE) zeigt sich hier ein positiver Zusammenhang. Dabei ist die Förderung von Nachwuchskräften nur ein möglicher Weg: So realisieren viele Unternehmen ohne eigene FuE deutlich häufiger Produktinnovationen, wenn sie gezielt ältere Fachkräfte einbinden. Demzufolge liegt es nahe, dass Betriebe, welche die Innovationspotenziale ihrer älteren Beschäftigten besser nutzen möchten, die Innovationsfähigkeit dieser Altersgruppe gezielt fördern und fordern sollten. Das Projekt KrIDe nahm diese Herausforderung an und stellt praxistaugliche Konzepte und Instrumente zur Steigerung der Innovationsfähigkeit unter den Rahmenbedingungen des demografischen Wandels vor. Dieses Ergebnis konnte erzielt werden, da im Projekt einerseits Anwendungspartner beteiligt waren, die die Übertragung in die Betriebspraxis sicherstellten, andererseits auch Transferpartner eingebunden wurden, die für ihre Zielgruppe die Inhalte praxisgerecht vermittelten. Dadurch entstand eine Projektstruktur, in die viele unterschiedliche Partner ihre jeweiligen Erfahrungen und Kompetenzen einbrachten, in der an vielen Orten Veranstaltungen durchgeführt wurden, in der viele Ansätze entwickelt und diskutiert wurden und alle die Botschaft vermittelten: „Ja, Kreativität und Innovation im demografischen Wandel sind möglich – wenn in den Betrieben Maßnahmen intelligent umgesetzt werden, dann überwiegen die Chancen!“ Das bereitgestellte KrIDe-Instrumentarium ist modular aufgebaut und setzt sich aus vier Einzelinstrumenten zusammen (Abb. 2). Die ersten zwei Instrumente bieten Unternehmen die Möglichkeit der Analyse ihrer Ausgangssituation hinsichtlich ihrer Innovations- … für Nachwuchs … für ältere Fachkräfte … für Nachwuchs … für ältere Fachkräfte … für Nachwuchs … für ältere Fachkräfte 39% 29% 45% 27% 68% 66% 68% 68% 82% 83% 84% 79% 0% 20% 40% 60% 80% Anteil der Betriebe mit Produktneuheiten Maßnahmen angeboten Quelle: Erhebung Modernisierung der Produktion 2009, Fraunhofer ISI; Mitteilungen aus der ISI-Erhebung Nr. 58, Karlsruhe: Fraunhofer ISI, 2011 S.10 www.isi.fraunhofer.de/isi-de/i/publikationen/mitteilung_pi.php FuE* > 2,5% Foto: Gesamtmetall FuE* < 2,5% keine FuE* Demografische Maßnahmen … 100% Maßnahmen nicht angeboten * Anteil an Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Gesamtumsatz Abb.1: Demografieorientierte Personalmaßnahmen und Produktinnovatoren 2 | 2014 Fraunhofer ISI www.kride.de performance und -kompetenz sowie zur Identifikation der möglicherweise vorhandenen Verbesserungspotenziale. menschau von Benchmarking und Altersstrukturanalyse ermöglicht die Ableitung entsprechender innovationssteigernder Maßnahmen. „Wo stehen wir im Bezug zum Innovationsergebnis und zur Nutzung innovationsfördernder Maßnahmen im Vergleich zu strukturähnlichen Unternehmen?“ Um Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes bei dieser betriebswirtschaftlichen Bewertung der Innovationsfähigkeit zu unterstützen, wurde als erstes Instrument ein BusinessExcellence-Online-Benchmarking entwickelt. Dieses Benchmarking bietet jedoch keine alleinige Grundlage für die Ableitung konkreter Entscheidungen. Um den Besonderheiten jedes einzelnen Unternehmens gerecht zu werden, muss es daher um die Betrachtung der innerbetrieblichen Demografiesituation ergänzt werden. Zu diesem Zweck wurde das Instrument an die Thematik „Stärkung der Innovationsfähigkeit“ angepasst. Das Kernstück der innovationssensiblen Altersstrukturanalyse sind die Jobgruppen, die Gruppen von Stellen (Funktionen) mit ähnlichen Anforderungen, unabhängig von Standort oder Stellenbezeichnung, zusammenfassen. Jobgruppen erlauben eine überschaubare Gliederung, was die Bewertung von Altersstrukturen und eine mögliche Maßnahmenplanung erleichtert. Die innovationssensible Altersstrukturanalyse ermöglicht es, das Thema „Innovation“ differenziert zu betrachten. Für jede Jobgruppe kann konkret reflektiert werden, welchen speziellen Beitrag diese zum Innovationsgeschehen hat oder welche Rolle Erfahrungswissen bei der Tätigkeit spielt. So kann analysiert werden, welche Innovationsaufgaben, -potenziale und -risiken mit den einzelnen Jobgruppen verbunden sind. Die Zusam- Für die konkrete Gestaltung eines demografiesensiblen Innovationsmanagements kann das dritte Instrument Werkzeugkoffer Innovation und Demografie herangezogen werden. Dies ist ein „virtueller Maßnahmenpool“ von 39 Werkzeugen und Instrumenten, die einem Unternehmen beim Aufbau und bei der Gestaltung seiner Innovationsprozesse sowie bei der Auswahl geeigneter demografiesensibler Personalmaßnahmen zur Entwicklung der innovationsbezogenen Unternehmenskompetenzen zur Verfügung stehen. Für Betriebe, die ihre Innovationsfähigkeit verbessern wollen, ist ein umfassender Ansatz notwendig, der die Werte und Normen, die Umsetzungsinstrumente und die inner- sowie überbetriebliche soziale Einbindung berücksichtigt – also Innovationsmanagement mit „Herz, Hirn und Hand“. Daher handelt es sich beim letzten Instrument aus dem Instrumentarium Business Excellence in Age Management (BEAM) um einen übergreifenden Managementansatz zur Steigerung der Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel. Mittels dieses Instrumentariums wird die jeweilige betriebliche demografische Ausgangslage erfasst und die daraus resultierenden Handlungsoptionen zur gezielten Förderung und zum Management der Innovationstätigkeit in Unternehmen können aufgezeigt werden. Der Anwendungsfokus liegt im Bereich der KMU, so dass alle Instrumente schnell und weitgehend eigenständig anzuwenden sind. Die ausführliche Darstellung aller Instrumente finden Sie auf der Projekthomepage unter www.kride.de. Analyse der Ausgangssituation Instrumentarium Werkzeugkoffer: Demografie und Innovation Online Benchmarking-Tool Verortung und Bewertung der Innovationsleistung und -fähigkeit eines Betriebes Maßnahmenpool zur Steigerung der Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel Kreativität Handlungsbedarf >> und Innovation Innovationssensible > BVW (Betriebliches Altersstrukturanalyse Jobgruppenbezogene Altersstrukturanalyse und Ableitung der Innovationsaufgaben und des Handlungsbedarfs Vorschlagswesen) > Ideenmanagement > Kreativität > ... Demografiesensible Personal- und Organisationsmaßnahmen Kooperation HochschuleWirtschaft > Altersstrukturanalyse > Wissensmanagment > Zukunftsgespräche > ... > An-Institute > Auftragsforschung > Stiftungsprofessoren > ... Excellence in Age Management BEAM Business Exzellentes Demografiemanagement Abb.2: KrIDe Instrumentarium 2014 Fraunhofer ISI | 3 in der Praxis Business-Excellence-Online-Benchmarking Das Business-Excellence-Online-Benchmarking ermöglicht Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes eine schnelle und fundierte Einschätzung und Verortung der eigenen innovationsfördernden Aktivitäten und des Innovationsergebnisses. Indikatoren zu den eingesetzten Personalmaßnahmen und Managementkonzepten sowie grundlegende Kennziffern der Innovationsleistung und Unternehmensperfomance. In Abb. 3 ist die Kennzahl Time-to-market für Produktinnovationen als Beispielgrafik gezeigt. Zunächst können Betriebe anhand der Kriterien Betriebsgröße, Fertigungsart, Produktkomplexität und Seriengröße aus einer repräsentativen Datenbasis der Erhebung Modernisierung der Produktion des Fraunhofer ISI mit rund 1500 Betrieben aus dem deutschen Verarbeitenden Gewerbe ihre passende Vergleichsgruppe auswählen. Unmittelbar danach erscheinen auf dem Display die Benchmarks für 18 Indikatoren und Kennzahlen der Vergleichsgruppe. Dazu gehören die Die individuellen Benchmarkingergebnisse können unmittelbar im Anschluss als PDF heruntergeladen werden. Dieser Ergebnisbericht enthält neben der Verortung des eigenen Betriebs innerhalb der Vergleichsgruppe auch den Abstand des eigenen Unternehmens zur Spitzengruppe (Top-10%). Damit wird auf einen Blick ersichtlich, in welchen Bereichen weitere Potenziale bestehen. Ganzheitliches Innovationsmanagement in den Gelsenkirchener Werkstätten Die Innovationsfähigkeit wird bei den Gelsenkirchener Werkstätten immer bedeutender, obgleich die alltagsstrukturierende und sinnvolle Beschäftigung der Mitarbeitenden mit Behinderung im Vordergrund steht. Daher beteiligten sich die Werkstätten als Anwendungspartner im Projekt KrIDe und erprobten unter anderem das Benchmarking-Tool. Obwohl Wirtschaftlichkeit und Innovation bisher keine primären Arbeitskriterien waren, brachten die Benchmarkingergebnisse sehr erfreuliche Erkenntnisse. Insbesondere im Arbeitsbereich Holzbearbeitung/Schreinerei ist der Betrieb in einigen Kennzahlen wie z. B. Ausschussquote oder time to market im Vergleich mit Betrieben aus der freien Wirtschaft sehr gut positioniert. Die Gelsenkirchener Werkstätten sind ein gemeinnütziges Unternehmen, welches die berufliche und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung unterstützt und fördert. Träger der Gelsenkirchener Werkstätten ist der Werkverein Gelsenkirchen e. V. An drei Standorten in Gelsenkirchen arbeiten derzeit 650 Menschen mit Behinderung sowie 150 Mitarbeitende ohne Behinderung für die Werkstätten. 120 Die Arbeitsbereiche Textilverarbeitung, Holzbearbeitung, mechanische Fertigung, Montage/Verpackung sowie Garten- und Landschaftsbau zählen zu den produktiven Schwerpunkten. Neben Lohn- und Auftragsarbeiten gehören hochwertige Produkte aus eigener Fertigung wie z. B. die Gelsenkirchener Rettungstücher und Evakuierungssysteme zum Portfolio. 50 110 100 90 80 70 60 40 30 20 10 Monate 0 Gelsenkirchener Werkstätten für angepaßte Arbeit gGmbH www.gelsenkirchener-werkstätten.de Ulrich Jäger Leiter Verwaltung [email protected] Tel. 0209 / 95896-81 4 | 2014 Fraunhofer ISI 0% 20% 40% 60% 80% 10% der Betriebe ihrer Vergleichsgruppe bringen innerhalb von höchstens sechs Monaten eine Produktinnovation auf den Markt. Abb. 3: Time to market für Produktinnovationen 100% Betriebe Erhebungder Modernisierung der Produktion 2009, Quelle: ErhebungQuelle: Modernisierung Produktion 2009, Fraunhofer ISI Fraunhofer ISI www.industriebenchmarking.eu/de/business-excellence/ Dieser Erkenntnisgewinn führte dazu, dass in der eigenen Außendarstellung das Marketing daraufhin optimiert werden konnte und das Thema Innovation in einem Führungskräfte-Workshop vorangetrieben wurde. FRIMOtion – Mit Ideen in die Zukunft Bei FRIMO wird die Stärkung des Faktors Innovationsfähigkeit als ein zentrales Kriterium für den Unternehmenserfolg verstanden. Daher hatte FRIMO im Projekt KrIDe das Ziel, das Ideenmanagementsystem über die deutschen Standorte hinweg zu harmonisieren und bei der Belegschaft stärker zu etablieren. Um die Beteiligungsbereitschaft aller Beschäftigten zu erhöhen, wurden bei der Konzipierung und Einführung sowohl die standortspezifischen Anforderungen als auch der demografische Wandel im Gesamtunternehmen mitberücksichtigt. Zunächst wurde mit Hilfe des KrIDe-Kernteams das Thema „Wie kann eine für FRIMO bedarfsgerechte Altersstrukturanalyse gestaltet werden?“ diskutiert. Dafür wurden bei FRIMO 18 Jobgruppen gebildet, darunter z. B. die Gruppe der Elektrokonstrukteure oder Einkäufer, um die Analyse anschlussfähig an demografische Befunde und Maßnahmen zu gestalten. Im Anschluss daran fand ein Abstimmungsund Strategieworkshop mit Vertretern aller Standorte statt. In diesem Workshop wurden die unterschiedlichen Ausprägungen des Ideenmanagementsystems an den Standorten vorgestellt und eine gemeinsame Bewertung der aktuellen Systeme hinsichtlich der unternehmensspezifischen Stärken und Schwächen vorgenommen. Daraus wurden konkrete Handlungskonsequenzen für ein ganzheitliches Ideenmanagementsystem abgeleitet und die weiteren Schritte für ein standortübergreifend abgestimmtes Ideenmanagement definiert. Bei der Weiterentwicklung des Ideenmanagementsystems stand der Anspruch, innovative Ideen möglichst über den Ursprungsstandort hinaus mehrfach nutzen zu können, im Vordergrund. Weiterhin sollte die Möglichkeit geschaffen werden, die Ideen gemeinsam über die Standorte hinweg weiterzuentwickeln. Das neue Ideenmanagementsystem wurde FRIMOtion genannt. Die Konzipierung und Durchführung eines umfangreichen Maßnahmenpakets zur erfolgreichen Integration fand parallel zur technischen Verfeinerung des FRIMOtion-Systems statt. Dazu gehörten zunächst die Verabschiedung einer entsprechenden Betriebsvereinbarung sowie mehrere Ankündigungsaktionen durch Plakate, über das Intranet FRIMO+ sowie auf den einzelnen Betriebsversammlungen. Im Vorfeld des FRIMOtion-Starttermins wurde an jedem der Standorte eine für FRIMOtion verantwortliche Person etabliert. Die Führungskräfte aller Standorte, die die Rollen der Promotoren und Befähiger zur Nutzung des FRIMOtions vereinen sollten, wurden dann durch diese Person umfassend geschult. Zu den Aufgaben des Ideenmanagements gehört es, alle 4 Wochen den Führungskreis über den aktuellen Stand (Eskalation von überschrittenen Durchlaufzeiten, Anzahl der Vorschläge, Umsetzungen etc.) am jeweiligen Standort zu informieren. Wenngleich die umgesetzten Ideen auch direkt prämiert werden, so gibt es dennoch eine separate zusätzliche jährliche Verlosung unter den Ideeneinreichern. Die erste Nutzungsbilanz des harmonisierten Ideenmanagementsystems: Nicht nur die Anzahl der eingereichten Ideen ist um ein Vielfaches gestiegen – auch die Qualität der Vorschläge spricht für sich: Von den bereits 236 bearbeiteten Ideen soll über die Hälfte umgesetzt werden, bzw. eine Umsetzung ist bereits erfolgt. Um die Nutzung des Ideenmanagementsystems noch weiter zu verbessern, soll zukünftig die Anwendung entlang der gebildeten Jobgruppen analysiert werden und daraus jobgruppenspezifische Unterstützungsmaßnahmen konzipiert werden. FRIMO Group GmbH www.frimo.com Annkathrin Erlenkamp Personalentwicklerin – Human resource development [email protected] Tel. 05404 / 886-343 Foto: Frimo Die FRIMO Unternehmensgruppe mit ca. 1200 Beschäftigten gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Systemlösungen zur Fertigung hochwertiger Kunststoffkomponenten. Seit mehr als fünf Jahrzehnten ist maßgeschneiderte Werkzeug- und Anlagentechnik bei FRIMO-Kunden weltweit im Einsatz. Vom klassischen Werkzeugund Anlagenlieferanten hat sich das Unternehmen zu einem globalen Technologiepartner entwickelt. Für das Management von Großprojekten als Generalunternehmer verfügt FRIMO international über zahlreiche Referenzen. FRIMO bietet seinen Kunden eine verfahrensneutrale Beratung auf der Basis eines breiten Technologiespektrums, welches derzeit bei keinem anderen Anbieter am Markt verfügbar ist. An dem KrIDe-Projekt waren die Produktionsstandorte in Lotte, Sontra und Freilassing beteiligt. 2014 Fraunhofer ISI | 5 in der Praxis Mit dem Werkzeugkoffer das Führungsinstrument Ideenmanagement nachhaltig im DB-Konzern anwenden Der Werkzeugkoffer Ideenmanagement richtet sich an alle Führungskräfte und Mitarbeiter* im DB-Konzern und gibt Orientierung mit konkreten Inhalten, Hinweisen und Tipps bei der täglichen Anwendung des Führungsinstruments Ideenmanagement. Es unterstützt die Rollen Einreicher, Führungskraft, Controller, Entscheider, Experte und Betriebsrat mit wertvollen Informationen zur Konzernbetriebsvereinbarung Ideenmanagement und bei der IT-Anwendung „smartidee“. Zu den Inhalten gelangt man über die drei Wege: Rolle, Prozessschritte und Glossar (Abb. 4). Der DB-Konzern will mit der Strategie DB2020 Ökonomie, Soziales und Ökologie dauerhaft in Einklang bringen. Ziel ist es, 2020 profitabler Marktführer mit Kunden- und Qualitätsorientierung, TopArbeitgeber und Umwelt-Vorreiter zu sein. Nur so lassen sich nachhaltiger Unternehmenserfolg und eine gesellschaftliche Akzeptanz erzielen. Das erfordert ein stetiges Abwägen und Ausbalancieren. Jeder Einzelne ist aufgerufen, die richtigen Fragen zu stellen, Lösungen mitzugestalten und nachhaltiges Handeln in seinem Bereich stärker zu verankern. Die Ideenmanager agieren dabei in unterschiedlichen Rollen als Berater, Moderator bzw. Koordinator eingereichter Ideen und sind zugleich deren Promotor. Dies ist keine einfache Aufgabe. Das Führungsinstrument Ideenmanagement unterstützt dabei alle Führungskräfte bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Führungskräfte laden dabei ihre Mitarbeiter ein, sich freiwillig, auch über die ihnen übertragenen Aufgaben hinaus, aktiv an der Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu beteiligen. Von den jährlich zwischen 11.000 bis 12.000 registrierten Verbesserungsvorschlägen werden mehr als die Hälfte mit den vorgeschlagenen Lösungen umgesetzt. Der wirtschaftliche Nutzen wird dabei von den Abteilungen im DB-Konzern ermittelt, in denen die realisierte Lösung wirksam wird. Alle umgesetzten Verbesserungsvorschläge zahlen natürlich in die Nachhaltigkeitsdimensionen Ökonomie, Soziales und Ökologie ein. Insbesondere jedoch in der Dimension Soziales, mit dem Anspruch einer besseren Kultur im Konzern und des Erreichens von mehr Zufriedenheit in der Belegschaft, eignet sich kaum ein Führungsinstrument besser als das Ideenmanagement, um im täglichen Miteinander zwischen Führungskraft und Mitarbeiter Führung erlebbar zu machen. Das Ideenmanagement hilft, den demografischen Wandel zu bewältigen, indem es die Chance bietet, den Dialog zwischen den Generationen zu fördern, um somit einen Beitrag zum Wissensmanagement zu leisten und die Ideenvielfalt zu stärken. Das dargestellte Führungsinstrument wird von allen Altersgruppen gerne genutzt. Der Werkzeugkoffer Ideenmanagement entwickelte sich dabei zu einem wichtigen Instrument. * Alle geschlechtsspezifischen Ausdrücke sind beidergeschlechtlich zu verstehen. Auf ihrem Weg in das Jahr 2020 muss sich die Deutsche Bahn (DB) vielen Herausforderungen stellen, um die Erfolgsgeschichte des Unternehmens fortzuschreiben und Chancen zu nutzen. Ausschlaggebend für diesen Erfolg sind zuallererst die Mitarbeiter und Führungskräfte – denn sie geben der DB, die ein Geschäft von Menschen für Menschen betreibt, ihr Gesicht. Nur zufriedene und begeisterte Führungskräfte und Mitarbeiter führen zu zufriedenen und begeisterten Kunden und stellen damit den nachhaltigen Erfolg sicher. Die Ideenmanager agieren dabei in unterschiedlichen Rollen als Berater, Moderator bzw. Koordinator eingereichter Ideen und sind zugleich der Promotor erfolgreicher Ideen, damit sich möglichst viele Mitarbeiter am Ideenmanagement beteiligen. Das Ideenmanagement ist dem Vorstandsressort Personal zugeordnet. Ideengeber Führungskraft Entscheider Experte Controller Betriebsrat Dialog fördern Idee einreichen Idee qualifizieren Verbesserung bewerten Verbesserung entscheiden Verbesserung umsetzen Der Werkzeugkoffer Ideenmanagment gibt Orientierung bei der Anwendung des Fühungsinstruments Ideenmanagement. Der Werkzeugkoffer Ideenmanagement unterstützt Sie als Einreicher, Führungskraft, Controller, Entscheider, Experte oder Betriebsrat mit wertvollen Informationen. Er begleitet Sie auf dem Weg der Idee: Einreichen – Qualifizieren – Bewerten – Realisieren – Entscheiden Ihre Möglichkeiten zur Orientierung: Rolle: Ideengeber Führungskraft Entscheider Prozessschritte Idee einreichen Verbesserung bewerten Glossar DB Mobility Logistics AG www.db-training.de/idm Thorsten Gänsch Leiter Ideenmanagement [email protected] Tel. 030 / 297-36750 6 | 2014 Fraunhofer ISI Tipps zur Nutzung des Werkzeugkoffers finden Sie hier oder Abb. 4: Ausschnitt Bildschirmmaske „Werkzeugkoffer Ideenmanagement der Deutschen Bahn“ Ganzheitliches Innovationsmanagement im Demografischen Wandel bei GIRA Giersiepen GmbH GIRA sieht sich innovationsrelevanten Herausforderungen im Demografischen Wandel gegenüber: • Steigendes Erfahrungswissen nutzen, ohne dass Erfahrungs wissen gleichzeitig Veränderung bremst • Rahmenbedingungen so gestalten, dass Motivation und Lern fähigkeit/-bereitschaft mit dem Alter nicht nachlassen • Das schöpferische Potential zur Ideenfindung, besonders zur Entstehung radikaler Innovationen erhalten und fördern • Erhalt von Erfahrungswissen Vor diesem Hintergrund beteiligte sich GIRA am Projekt KrIDe und profitierte von der Anwendung der innovationsorientierten Altersstrukturanalyse, des Benchmarkings und des BEAM-Ansatzes aus dem Projektinstrumentarium. In der Altersstrukturanalyse wurde u. a. die demografische Situation und Perspektive der Jobgruppe „Innovatoren“ betrachtet. Sie setzt sich aus Beschäftigten verschiedener Abteilungen und Professionen zusammen und kann durch eine klassische Altersstrukturanalyse nicht abgebildet werden. Dadurch konnten spezifische Fragestellungen für die Innovationsfähigkeit im Demografischen Wandel erarbeitet und behandelt werden (Abb. 5). Ergänzend dazu wurden durch das Benchmarking wichtige Informationen erhoben, die für die Interpretation und Bewertung von bestehenden und zukünftigen Altersstrukturen bedeutsam sind. Zusammen flossen diese Informationen in jobgruppenspezifische Workshops ein. Schließlich führte die aktive Auseinandersetzung des Betriebs mit den Konzepten und Fragestellungen aus BEAM Das Unternehmen betreibt mit 1200 Beschäftigten Entwicklung, Fertigung und Vertrieb von Produkten der Elektroinstallationstechnik sowie Entwicklung und Fertigung von anspruchsvollen Kunststoffteilen und Kunststoff-Werkzeugen für Medizintechnik und Automotive. Das Unternehmen produzierte zunächst mechanische Schalter, die derzeitige Entwicklung führt zu einem steigenden Anteil an Produkten, die eher der Informations- und Kommunikationstechnik zuzuordnen sind. Das Unternehmen steht im Innovationswettbewerb mit Mittelständlern und Großunternehmen. zu einem ganzheitlichen Ansatz des Managements des Demografie-Prozesses. Dieser führte, neben zahlreichen anderen Ergebnissen, vor allem zu einer Erweiterung des Innovationsmanagements. Open Innovation Um die Beteiligung der Umwelt an betrieblichen Innovationsprozessen zu intensivieren und zu optimieren, entwickelte GIRA einen strategischen Ansatz zur Kooperation mit Wissenschaftseinrichtungen. Dadurch werden nicht nur bislang isolierte Aktivitäten verbunden und einer gemeinsamen strategischen Ausrichtung und Steuerung unterworfen, sondern insbesondere die Innovationsziele und Ziele des Personalmanagements im Demografischen Wandel in Einklang gebracht. GIRA war der wichtige Impulsgeber für die Sammlung und Aufbereitung der Instrumente zur Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft für den KrIDe-Werkzeugkoffer. Workplace Innovation Unter dem Stichwort Workplace Innovation betreibt GIRA den Aufbau eines betrieblichen Wissensmanagements, um Wissen zu erhalten und über die Generationen weitergeben zu können. Social Innovation Im Bereich Social Innovation beteiligt sich das Unternehmen am Wettbewerb „Great Place to Work“. Die stetige Teilnahme liefert jährlich Informationen zur Motivation und Zufriedenheit der Beschäftigten. Erreichte Plätze in den damit verbundenen Rankings und der Gewinn von Auszeichnungen werden als wichtiges Controlling-Instrument und als Kommunikationsmedium intern wie extern eingesetzt. Alter: bis 20 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 61-67 Angesichts der demografischen Herausforderung sind betriebsspezifische Lösungen erforderlich. Als innovationsstarkes Unternehmen auf Wachstumskurs war und ist es für uns von hoher Bedeutung, unsere Innovationsstrategien und -prozesse demografiefest zu machen. 9,5% 7,9% 27% 30,2% 14,3% 7,9% 3,2% Abb. 5: Beispielhafte Altersstruktur einer Jobgruppe bei GIRA GIRA Giersiepen GmbH & Co. KG www.gira.de Martin Brochhaus Leiter Unternehmensentwicklung [email protected] Tel. 02195 / 602-0 2014 Fraunhofer ISI | 7 – www.kride.de Kernteam Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung ISI Dr. Petra Jung Erceg Breslauer Straße 48 76139 Karlsruhe Telefon 0721/6809-306 [email protected] GOM Gesellschaft für Organisationsentwicklung und Mediengestaltung mbH Dr. Thomas Mühlbradt Lukasstraße 11 52070 Aachen Telefon 0241/92906-21 [email protected] Ingenieurbüro IdeenNetz Dipl.-Ing. Hans-Rüdiger Munzke Schulstraße 62 49525 Lengerich Telefon 05481/7258 [email protected] > Benchmarking > Ideenmanagement >Altersstrukturanalyse >Exzellentes Demografie-Management (BEAM) > Kreativität und Innovation > Ideenmanagement Prof. Dr. Hans-Dieter Schat leitete das KrIDe-Projekt am Fraunhofer ISI bis September 2013. Er lehrt Human Resource Management an der FOM Hochschule. [email protected]. Kooperationspartner – ADM Institut für Personal- und Organisationsentwicklung GbR, Paderborn – KIT-Initiative Deutschland e.V., Mülheim an der Ruhr – Arbeitgeber- und Unternehmerverbände in Ostwestfalen-Lippe, Bielefeld – OWL Maschinenbau e.V., Bielefeld – BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschland e.V., Kreisverband Steinfurt, Neuenkirchen – mitdenker. Niederkrome und Klein Beratungsgesellschaft GbR, Bielefeld – Balancefirst Management Services, Meerbusch – Merkur Akademie Holding GmbH, Karlsruhe – Peter Michael Kurz, Bruchsal – Prof. Binner Akademie, Hannover – DB Mobility Logistics AG, Frankfurt am Main – DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co.OHG, Gladbeck – FRIMO Group GmbH, Lotte, Freilassing, Sontra – Gelsenkirchener Werkstätten für angepaßte Arbeit gGmbH, Gelsenkirchen – GIRA Giersiepen GmbH & Co. KG, Radevormwald –Leibniz-Fachhochschule, Hannover – St. Gereon Seniorendienste gGmbH, Hückelhoven – TeleGis Innovationscenter GmbH & Co. KG, Sternenfels – think to innovate GmbH, Rödermark – Zentrum Ideenmanagement im Deutschen Institut für Ideen- und Innovationsmanagement GmbH, Frankfurt am Main IMPRESSUM: Herausgeber: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Breslauer Straße 48, 76139 Karlsruhe, www.isi.fraunhofer.de Gestaltung: Ruloff-Design, Karlsruhe, www.ruloff-design.de Dank an Das Transferprojekt KrIDe wurde im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit – INQA durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und durch die Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung (gsub) fachlich betreut. Unser Dank gilt insbesondere Frau Sabine Blumenthal (gsub) für ihr Betreuungsengagement und Frau Dr. Sigrun Mantei (INQA) für die Unterstützung der Transferaktivitäten. Gefördert durch: aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages Im Rahmen der Initiative: Projektträger: