NI 98.indd - Namenkundliche Informationen
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Rezensionen und Neuerscheinungen dem Fachmann, sondern auch dem Laien in verständlicher und trotzdem wissenschaftlich einwandfreier Weise zu vermitteln. Dazu tragen seine zahlrei chen Publikationen in regionalen Zeitschriften und Jahrbüchern Sachsens bei. Unter der Rubrik „Personennamen“ (29 –171), jenem Gebiet, für das er mit seiner Dissertation über das Vogtland Bahnbrechendes leistete, werden ins gesamt 11 Aufsätze bequem zugänglich gemacht. Zumindest die Titel seien nachfolgend genannt: „Vogtländische Personennamen. Ergebnisse einer Untersuchung“; „Müllernamen des Vogtlandes“ [gemeint sind Namen wie Geigenmüller; F. R.]; „Zum Problem der slawischen Personennamen im Vogtland“; „Zum Problem der Satznamen“; „Zur Herausbildung des anthroponymischen Systems im obersächsisch-thüringischen Raum“; „Zum Begriff ,Namenlandschaft‘ am Beispiel vogtländischer Fa miliennamen“; „Familiennamen slawischer Herkunft in Chemnitz bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts“; „Stadtbücher in Sachsen und die Herausbildung des Systems der Personennamen. Mit besonderer Berücksichtigung der Städte Chemnitz, Zwickau und Plauen“; „Der Zuname Pechstein / Bechstein“; „Lessig / Lässig – Lessing“; „Überlegungen zur weiteren Erforschung deutscher Zunamen“. In der anschließenden Rubrik „Ortsnamen“ (172– 269) finden sieben Aufsätze ihren Wiederabdruck. Sie widmen sich Themen wie historischen und strukturellen Aspekten, aber auch dem Verhältnis von Name und Bild in den Städtewappen oder der kirchlichen Benennungsmotivation und umfassen neben Siedlungsauch Straßennamen. Hingewiesen sei an dieser Stelle auch auf die maßgebliche 201 Mitarbeit Volkmar Hellfritzschs am mehrbändigen Ortsnamenbuch für Sachsen. Die vier Aufsätze einschließende Rubrik „Andere Namenarten“ (270–321) bringt Aufschlussreiches über das Verhältnis von Nummer und Name, über Benennungen von Gruben und Zechen, Apotheken und Drogerien sowie von Genossenschaften. Zwei Beiträge werden der Rubrik „Namen und Stil, Namen im Text“ zugeordnet (322– 349). Es folgt die Rubrik „Wissenschaftsgeschichte“ (350 – 373) mit Aufsätzen zum All gemeinen Deutschen Sprachverein und über das Wirken des durch sein Fami liennamenbuch bekannten Max Gottschald (1882–1952). Abgeschlossen wird der Sammelband mit zwei Publikatio nen zum Thema „Namendidaktik“ (374 – 383), ein Gebiet, das dem Forscher als Pädagogen natürlich zeitlebens am Herzen lag. Der Faksimilé-Nachdruck bringt es mit sich, dass Druckfehler und Errata in den Originalen mit übernommen werden. Hier hat der Herausgeber dankenswerterweise ein zweiseitiges Korrekturverzeichnis angefügt. Frank Reinhold, Berga /Elster Klausmann, Hubert, Atlas der Famili ennamen von Bayern. Ostfoldern: Jan Thorbecke Verlag 2009, 176 S. Nach seinem Band Atlas der Familien namen von Baden-Württemberg aus dem Jahr 2007 nimmt der Autor mit der vorliegenden Publikation die Verbreitung der Familiennamen des Bundeslandes Bayern unter die Lupe. In der äußeren Gestaltung ähneln sich die beiden Pub likationen stark. Auch auf inhaltlicher Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons-BY 3.0 Deutschland Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/ 202 Ebene gibt es Gemeinsamkeiten. Wieder handelt es sich um ein populärwissenschaftliches Werk, das sich der geographischen Verbreitung und der Etymologie von etwa 2000 Familiennamen widmet. Die Verbreitung wird mit Hilfe von 75 in Graustufen gedruckten Karten verdeutlicht. Dem Vorwort (7 f.) und einer kurzen Anmerkung zur mittelhochdeutschen Sprache (8) folgt eine übersichtliche und gut lesbare Einführung (11–39). Hier werden die Entstehung der Familiennamen, die verschiedenen Familien namenbildungstypen und auftretende Schwierigkeiten bei der Deutung der Namen beschrieben. Ebenfalls in diesem ersten Teil werden die häufigsten Familiennamen Deutschlands und Bayerns sowie typische Familiennamen einzelner bayerischer Regionen genannt und kartographisch dargestellt. Auch die Vorstellung der benutzten Datenbasis findet hier ihren Platz. Der zweite Teil mit dem Namen „Die Familien namen in den einzelnen Regionen Bayerns“ (43 –157) bildet das Kernstück des Bandes. Gegliedert nach den Familien namenbildungstypen (Familiennamen aus Rufnamen, aus Berufsbezeichnungen, aus Übernamen, aus Wohnstättenund Herkunftsnamen), werden häufige bayerische Familiennamen auf der jeweils linken Hälfte einer Doppelseite kartographiert. Erläuterungen zu den Karten und die Etymologien der dargestellten Namen stehen auf der jeweils rechten Hälfte. Teils nach namengeographischen, teils nach semantischen Gesichtspunkten teilt der Autor die einzelnen Abschnitte in weitere Unterpunkte. So finden bei den Familiennamen aus Berufsbezeichnungen u. a. „die klassi schen Familiennamen im Südosten“ Rezensionen und Neuerscheinungen und die „Namen aus dem Bereich der Holzverarbeitung“ gesondert Erwähnung. Den Abschluss der Publikation bilden das Literaturverzeichnis (163) und das Familiennamenregister (165), das sowohl auf Karten als auch auf Etymologien verweist. Die Gliederung des Buches ist besser gelungen als die seines Vorgängers Atlas der Familiennamen von Baden-Württemberg, der nicht nach den Bildungstypen, sondern unübersichtlich nach Regionen unterteilt wurde. Klausmann führt dies auf „besseres Forschungsmaterial“ (7) zurück, das ihm durch einige Seminarund Staatsarbeiten im Rahmen eines von ihm geleitetes Seminars zu bayerischen Familiennamen an der Universität Bayreuth zur Verfügung stand. Wie bei seinem Vorgänger liegt die Schwäche des Bandes in den knappen Etymologien, die in stark verkürzter Form aus den großen namenkundlichen Standard werken von Bahlow, Brechenmacher, Linnartz usw. übernommen wurden. Immerhin weist der Autor darauf hin, „dass viele Namen verschiedene Deutungen haben können und dass ich mich für die Eintragung auf die Karten für eine Deutung entscheiden musste. Wo immer es geht, habe ich in solchen Fällen im Kommentar auf weitere Deutungen hingewiesen. Nicht immer war aber genügend Platz dafür vorhanden, so dass der Leser, wenn er noch genauer über seinen Namen informiert werden möchte, letztendlich die ebenfalls in der Einführung genannten Nachschlagewerke zu Rate ziehen sollte“ (7). In der für ein breites Publikum angelegten Publikation war freilich nicht genügend Platz für ausführliche Etymologien und historische Belege. Auch auf den wissenschaftlichen Apparat und fachspezi- Rezensionen und Neuerscheinungen fische Terminologie wurde verzichtet. Für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Namen ist das Buch nicht geeignet, was Verlag und Autor durchaus beabsichtigten: „letztendlich richtet es sich an eine interessierte Öffentlichkeit, weniger an das Fachpublikum“ (8). Um die Verbreitung eines Namens zu ermitteln, wird der moderne Familiennamenforscher eher auf internetgestützte Kartierungsverfahren zugreifen, als in dem Buch nach der benötigten Karte zu suchen. Das Werk bietet dem vorgebildeten Leser allenfalls einen interessanten Überblick über das Familien namengut Bayerns. Positiv hervorzuheben ist, dass der Band das Interesse vieler Laien an der Namenforschung wecken wird. Durch die wiederkehrenden Verweise auf namenkundliche Standardwerke öffnet es dem interessierten Leser den Zugang zu einer tiefergehenden Beschäftigung mit dem Thema und kann somit guten Gewissens als Einführung in die bayerische Namenforschung empfohlen werden. Tobias Hecklau, Leipzig Kohlheim, Rosa und Volker, Bayreuth von A–Z. Lexikon der Bayreuther Straßennamen. Bayreuth: Verlag C. und C. Rabenstein 2009, 135 S. und Digitale Ortskarte Stadt Bayreuth 1 : 10 000, Stand: 2009, Bayer. Landesamt für Vermessung u. Geoinformation; im Schuber. Bayreuth. Zu einem Verkehrsunfall mit einer Verletzten und 7500 Euro Sachschaden kam es am späten Dienstagabend in der Leibnitzstraße. Ein 23-jähriger Bayreuther befuhr gegen 18 Uhr mit seinem VW die Leibnitzstraße in Richtung Robert-Koch-Straße ...1 1 Gerammtes Auto landet in Zaun. In: Nord- 203 Der Polizeibericht verdeutlicht, dass die Orientierungsfunktion der Straßennamen (StrN) einen neuen Stellenwert erhalten hat: Es geht darum, dass Polizeiund Rettungsfahrzeuge schnell zum Einsatzort gelangen. Das setzt natürlich Kenntnisse voraus. Hilfreich kann sein, dass die sog. „Namenfelder“ das Einprägen erleichtern. Wie die Autoren anmerken (14 f.), werden solche Namenfelder auch vom Städtetag empfohlen.2 In der Mustersatzung des Deutschen Städtetages heißt es: „Zusammenhängende Baugebiete sollen nach einheitlichen Gesichtpunkten benannt werden (z. B. Malerviertel).“ Die Leibnitzstraße (75 f.) gehört zum Namenfeld „nach Dichtern und Philosophen im südlichen Bayreuth“. Dazu gesellt sich der Lessingweg (ebd.), vorangeht die Leiblstraße beim Namenfeld nach bildenden Künstlern. Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz und Taxifahrer mit „Straßenprüfung“ beim Amt für öffentliche Ordnung müssen sich auskennen. Es ist schon erstaunlich, welche Bandbreite von Namenfeldern in Bayreuth von Rosa und Volker Kohlheim minutiös aufgelistet wird. Da sind beispielsweise die Bürger, die sich als Mäzene betätigten und die durch StrN geehrt werden. Von lokalen „Adelsfamilien und Persönlichkeiten, die für die Geschichte von Bayreuth wichtig waren“ (z. B. die Herzöge von Meranien, 85) bis hin zu überregional herausragenden Persönlichkeiten wie die Nobelpreis träger (Werner Heisenberg, S. 58; Otto Hahn, 92; Max Plank, 84, und der PreisStifter Alfred Nobel, 89) reicht die Pabayerischer Kurier, Nr. 1, 2./3. Januar 2010, 12. 2 Mitteilungsdienst des Deutschen Städtetages vom 22. Dezember 1981.