manuskript Darwin-Augsburg korrigiert und layout
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Das Cover zeigt Einblicke in die Ausstellung „Darwin – Reise zur Erkenntnis“, welche vom 12. Februar bis 3. Januar 2010 am Museum für Naturkunde Berlin zu sehen war. Dargestellt sind überwiegend Objekte von Teil 1 der Ausstellung, welche das wissenschaftliche Vorgehen auf der Reise der Beagle darstellt. Alle gezeigten Objekte stammen von Originalschauplätzen, etliche Objekte stammen von Darwin selbst, so etwa das Röhrchen mit dem Staub der Beagle, welches Darwin (zusammen mit weiteren) zur Bearbeitung ans Berliner Museum schickte (unten Mitte) oder die runde Schachtel mit einer Bodenprobe von Galapagos (rechts). Links unten ist ein Originalexemplar der „Origin of Species“ zu sehen. Fotos © Museum für Naturkunde Berlin Online‐Vorabpublikation: erscheint (teils mit anderen Abbildungen) in gedruckter Forum als Leinfelder, R. R. (2010). (R)evolutionär unseres Weltbildes Die Evolutionstheorie im Jahre 200 nach Darwin. In: Societas Annensis, Nachrichtenblatt, Augsburg. OnlineVersion abgelegt unter: http://www.palaeo.de/edu/kreationismus/stellungrl/revolutionaer.pdf bzw. http://tinyurl.com/darwinrevolution (R)evolutionär unseres Weltbildes Die Evolutionstheorie im Jahre 200 nach Darwin Von Reinhold Leinfelder, Berlin Schriftliche, teilweise erweiterte Fassung eines Festvortrags, gehalten am 28.6.2009 bei der Jahresversammlung der Societas Annensis, im Gymnasium bei St. Anna, Augsburg Einleitung Lieber Herr Dr. Jerschke, lieber Herr Rektor Schwertschlager, liebe Annenserinnen und Annenser, sehr geehrte Freunde des Anna-Gymnasiums. Ein Festvortrag in meiner alten Schule, der ich 1975 mit dem Abitur den Rücken gekehrt habe, noch dazu nicht nur unter Anwesenheit weiter Teile meiner Abiturklasse, sondern sogar im Beisein unseres vieljährigen Klassleiters, Herrn Rettenberger ist nicht nur eine ganz besondere Freude für mich, sondern auch eine große Herausforderung, die ich aber gerne angenommen habe. Im Darwin-Jahr wurden bereits einige Meter neue Bücher zu Charles Darwin publiziert, so dass in diesem Beitrag der biographische Anteil an der Person Darwins eher gering ist (> Darwin-Literatur im Anhang). Vielmehr möchte ich versuchen Ihnen darzustellen, wie die Evolutionstheorie heute, im Jahr 200 nach Darwins Geburt wahrgenommen wird, welche gesellschaftlichen Diskussionen es dazu gibt und warum es wichtiger denn je ist, die Evolutionswissenschaften zu vermitteln. Vorbehalte rund um Charles Darwin und die Naturwissenschaften Das Darwin-Jahr startete medienwirksam, die Aufmerksamkeit für das Thema ist bis zum heutigen Tag hoch. Vielleicht liegt dies auch daran, dass die Polarisierung rund um Darwin gleich zum Thema gemacht wurde. Schlagzeilen umfassen Titel wie „Darwins narzistische Kränkung“, „Darwin gegen Gott“, „Gotteslästerer und Pfadfinder“, „Vom Mord am Schöpfungsglauben“, „Der den Mensch zum Affen machte“ oder „Kaplan des Teufels“. Darwin wird in die Schuhe geschoben, dass „kein Forscher Geschlechterklischees so geprägt“ habe wie er, aber genauso wird empfohlen, „mit Charles Darwin die Wirtschaftkrise zu meistern“. Es heißt „Manager lernen von Darwin“, und als heißen Tipp dazu wird empfohlen: „Werdet zu Käfern“. Letztendlich brauchte Darwin aber offensichtlich auch Hilfestellung, denn die FAZ konstatiert in einem lesenswerten Artikel folgendes: „Jim Knopf rettet die Evolutionstheorie1“. Vom neuen Thema „Jim Knopf“ einmal abgesehen, war dies alles (wie 1 Julia Voss, Jim Knopf rettet die Evolutionstheorie, 16.12.2008, FAZ online: http://www.faz.net/s/Rub71E8665493FD4CB29D4E0759DF21C32C/Doc~E63B66F19501A41828F6A 22377304DC05~ATpl~Ecommon~Scontent.html Nick Hazlewood: Der Mann, der für einen Knopf verkauft wurde. Die unglaubliche Geschichte des Jemmy Button, 2003; Lübbe Julia Voss (2009): Darwins Jim Knopf, 176 S., S. Fischer Verlag (Erscheinungsdatum 9. September 2009) das G8-Gymnasium, welches wir am St. Anna schon in den 70er Jahren als Schulversuch genossen), schon mal da, denn bereits nach der Publikation seines epochalen Werkes „Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl2“ vor 150 Jahren wurde Charles Darwin ebenfalls vehement angegriffen und in den Medien als Affenmensch oder Regenwurmverwandter karikiert. Mir geht es allerdings um einen größeren Kontext: warum gibt es wieder zunehmend derartige Vorbehalte und Reaktionen zur Akzeptanz bzw. Relevanz naturwissenschaftlicher Ergebnisse? Schwarz-Weiß-Malereien rund um die Evolutionswissenschaften werden ergänzt durch ähnliche, oftmals polemische öffentliche Diskussionen zu Klima, Umwelt- und Energietechnologie (Beispiel: die aktuelle Debatte um die Wüstensolaranlagenpläne DESERTEC oder die Carbon Capture Storage-Gesetzgebung), aber auch die Biologische Diversität unterliegt plakativen Verallgemeinerungen („Imperialismus der pharmazeutischen Industrie“). Ebenfalls aktuell sind Debatten rund um „Genmais“ und „Genkartoffel“, zur Nanotechnologie, zur Stammzellenforschung und zur Hirnforschung. Derartige, sicherlich auch teilweise berechtigte, allerdings vielfach undifferenzierte Vorbehalte gegenüber den Naturwissenschaften und neuen Technologien sind ernst zu nehmen. Sie reflektieren, dass auch die Wissenschaftler nicht genügend tun, um differenzierten und konstruktiven Diskurs zu diesen Themen zu erreichen. Das Darwin-Jahr bietet uns die Möglichkeit, am Beispiel der Evolutionswissenschaften zu den Vorbehalten und Argumentationslinien Erfahrungen zu erarbeiten und sich dazu konstruktiv, aber wo nötig auch dezidiert einzubringen. Abb. 1: Die Wand der Artenvielfalt im Museum für Naturkunde Berlin zeigt bereits 3000 verschiedene Arten und damit etwa ein Zehntausendstel des 30 Millionen Objekte umfassenden Sammlungsbestandes. Foto Volker Kreidler, © Museum für Naturkunde Berlin Als Naturwissenschaftler, der noch dazu einem Haus vorsteht, welches – als weltweit fünftgrößtes seiner Art – allein 30 Millionen Sammlungsobjekte als Belege der Evolution vorhält und der noch ein Netzwerk naturforschender Museen leitet, welches insgesamt sogar über 150 Millionen evolutionsrelevante Objekte dokumentiert, ist es natürlich kaum 2 On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life. John Murray, London 1859 (online‐Version: http://darwin‐ online.org.uk/content/frameset?itemID=F373&viewtype=side&pageseq=1) 2 nachvollziehbar, dass die Evolutionstheorie auch heute noch von manchen gesellschaftlichen Gruppen so vehement angezweifelt, ja sogar angegriffen wird. Aber auch aus den Nachrichten oder im ganz alltäglichen Leben kann derjenige, der die Augen offenhält, sehen, dass die Evolution tagtäglich am Wirken ist. Ein Beispiel ist die Überfischung. Hier ist der Mensch der herausragende Selektionsfaktor. Die Kabeljaubestände sind in weiten Teilen so gut wie zusammengebrochen, allerdings versuchte sich der Kabeljau evolutionär anzupassen. Die Geschlechtreife der Tiere tritt nun schon bei jüngeren, kleineren Tieren ein, genauer gesagt, wurden diese positiv selektiert und dominieren nun3. Allerdings zieht der Mensch die Fischernetz-Maschen gleich wieder dichter oder fängt mangels Fisch dem Kabeljau die Nahrung weg – unter anderem sogenannte Schneekrabben, so dass der langsame Prozess der evolutionären Anpassung hier leider keinen Erfolg verbuchen wird. Erschwerend kam hinzu, dass die kleineren Kabeljaus die großen Schneekrabben auch nicht mehr ohne weiteres fressen konnten und damit die Schneekrabben nicht kurzgehalten wurden und nun selbst erst einmal noch stärker über die Jungfische herfielen, bevor der Mensch auch noch die Krabben wegfischte – wenn das keine komplexen Zusammenhänge sind! Menschenbedinge Selektion ist allerdings längst bekannt – nichts anderes ist Haustierzucht. Charles Darwin hat ja seine Theorie unter anderem auch durch Taubenzucht untermauert. Lactose-Verträglichkeit ist ein weiteres Beispiel für evolutionäre Anpassung. Der frühere Normalfall war Unverträglichkeit, da das für die Milchverdauung notwendige Enzym Lactase nur bei Säuglingen vorhanden ist und nach dem Säuglingsalter das dafür zuständige Gen abgeschaltet wird. Eine Genmutation vor etwa 7000 Jahren verhinderte diese Abschaltung. Die auf der Norderde kurz zuvor entstandene Viehzucht ergab eine große Verfügbarkeit von Milchprodukten, die gerade bei Lactoseverträglichkeit die Alterserwartung sicherlich heraufsetzte, so dass sich die Mutation vehement ausbreitete. Auf der Südhalbkugel sowie bis Ostasien hat sie sich jedoch bis heute nicht durchgesetzt4. Heißhunger auf Fettes und Süßes ist vermutlich ein Relikt aus dem Eiszeitalter. War ein Mammut erlegt oder waren süße Beeren im kurzen Eiszeitsommer reif, galt es möglichst viel auf einmal zu verzehren, wer weiß, wann es die nächste Chance gab. Auch der Vortragende beobachtet dieses evolutionäre Erbe an sich selbst, denn Gummibärchen kann er auch in großen Mengen gelegentlich kaum widerstehen. Und die sich derzeit ausbreitende Schweinegrippe wird die Menschheit auch insgesamt überstehen, denn sie trainiert unser Immunsystem auch wieder evolutionär, so dass wir fit bleiben. Als der große Evolutionsbiologe Theodosius Dobzhansky 1973 schrieb, „Nichts in der Biologie macht Sinn, außer im Licht der Evolution“ hatte er wirklich recht. Und selbst bei unseren sonstigen Verhaltensweisen gilt: ist nicht so manches männliche Verhalten in Diskotheken oder bei anderen gesellschaftlichen Ereignissen nicht doch dem Balzverhalten von Pfauen recht ähnlich? Problematisch wird es für viele erst, wenn es um unsere eigene Abstammung geht und wenn alles menschliche Verhalten oder gar Denken biologisch-evolutionär erklärt werden soll. Außerdem scheinen die Wissenschaftler halt nach wie vor nicht immer verständlich genug zu reden. Eine Liste möglicher Vorbehalte und Missverständnisse könnte lauten: • Ich soll ein Affe sein? • Ich soll nicht frei denken können? • Ich soll nur ein Vehikel für meine Gene sein? • Alles (auch ich) soll Zufall sein? 3 1:0 für den kleinen Kabeljau. Hamburger Abendblatt vom 27.6.2009, http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article1073331/1‐0‐fuer‐den‐kleinen‐Kabeljau.html Evolution unter Zeitdruck. Süddeutsche Zeitung vom 16.4.2007, http://www.sueddeutsche.de/wissen/390/326254/text/ 4 Evolution. Grollen im Darm.‐ DIE ZEIT, 31.7.2007, http://www.zeit.de/online/2007/09/laktose‐ milchzucker‐gewoehnung 3 • Das Recht des Stärkeren ist ein Naturgesetz? • Unser ganzes Verhalten soll auf Egoismus beruhen? • Ich muss mich entscheiden zwischen Wissenschaft und Gläubigkeit? • Die Wissenschaft hat uns schon viel erzählt, was nicht stimmte. • Ich kapiere sowieso nicht, was die Wissenschaft da macht. Kann ich auch nur glauben! Was hat Charles Darwin wirklich postuliert? In diesem Beitrag soll weder die Evolutionstheorie Charles Darwins im Detail vorgestellt, noch die Evolutionsmechanismen umfassend rekapituliert werden. An einer Schule wie dem St. Anna-Gymnasium wird diese sicherlich vorbildlich vermittelt und es gibt eine Fülle von Literatur dazu. Schauen wir uns aber doch einmal genauer an, was Charles Darwin wirklich postuliert hat. Seine Evolutionstheorie, die er übrigens gar nicht so nannte (denn Evolution war damals insbesondere ein teleologischer Begriff aus der Glaubenswelt), bestand aus fünf Teilen. Ich gebe in Klammer in pointierter Form gleich dazu an, wie heutige gesellschaftliche Vorbehalte dazu aussehen: 1. Veränderlichkeit der Arten („der Mord am Schöpfungsglauben?“) 2. Abstammung aller Lebewesen von gemeinsamen Vorfahren (Verzweigung) („Macht mich Darwin wirklich zum Affen“?) 3. Allmählicher Ablauf der Evolution (keine Sprünge, keine Diskontinuitäten) („wie dann komplexe Strukturen erklärbar?“) 4. Entstehung von Vielfalt („Alles Zufall“ ??) 5. Selektion: • Natürliche Selektion (durch das „Recht des Stärkeren“??) • Sexuelle Selektion („typisches Machogehabe!“) Wie Jim Knopf die Evolutionstheorie rettete: Auf einer ersten Reise des Vermessungsschiffs HMS Beagle 1826‐1830, auf der Charles Darwin noch nicht an Bord war, nahm der Ersatzkapitän Robert Fizroy einige einheimische Feuerländer nach England mit, darunter einen Jemmy Button, der seinen Spitznamen nach einem Perlmuttknopf bekam, für den er eingetauscht wurde und der nach Julia Voss1 auch die Vorlage für Michael Endes Buch Jim Knopf lieferte. Jemmy Button und die anderen erlernten die englische Sprache und englische Umgangsformen. Offensichtlich aber hatte Robert Fizroy ein überaus schlechtes Gewissen, die Feuerländer förmlich entführt zu haben. Er scheint insbesondere deshalb die Admiralität von der Notwendigkeit einer Nachvermessung überzeugt zu haben. Charles Darwin war auf dieser zweiten Reise eher zufällig dabei, da es Usus war, einen Naturalisten auf derartige Vermessungsreisen mitzunehmen. Ohne Jemmy Button wäre also Charles Darwin möglicherweise nie auf Weltreise gegangen und Darwin hätte seine Theorie vielleicht nie aufgestellt. Wie ging die Geschichte weiter? Auf der zweiten Beagle‐Reise von 1831‐1836, an der Charles Darwin teilnahm, wurden die Feuerländer also wieder nach Feuerland zurückgebracht. Nachdem Jemmy Button wieder in Feuerland angekommen war, fuhr die Beagle weiter nach Chile, kam jedoch nach einigen Monaten auf der Rückreise nochmals zurück. Jemmy Button war inzwischen wieder zum „unzivisierten Wilden“ geworden, obwohl er dies selbst offensichtlich bedauerte. Der Gruppenzwang ließ ihm jedoch offensichtlich keine andere Wahl. Die vollständige Geschichte können Sie im neuen Buch von Julia Voss nachlesen (siehe Fußnote 1) 4 Ein bisschen Wissenschaftstheorie Ich möchte in diesem Artikel auf einen umfassenderen Abriss der Evolutionstheorie verzichten. Einige Beispiele und Prinzipien folgen im weiteren Text. Angebracht erscheinen mir jedoch einige wissenschaftstheoretische Erläuterungen. Warum denn eine Theorie? Im normalen Sprachgebrauch verbinden viele das Wort Theorie mit „theoretisch“, d.h. vielleicht, könnte so sein, aber vielleicht auch nicht, man weiß es eben nicht. Eine wissenschaftliche Theorie ist hingegen glasklar definiert: Sie kann nur anhand wissenschaftlich beobachteter und beobachtbarer Befunde und Fakten aufgestellt werden. Sie gibt dann die bestmögliche, möglichst einfache, in sich schlüssige Erklärung für das Zustandekommen diese Befunde. Damit kann eine wissenschaftliche Theorie nie bewiesen, sondern nur falsifiziert werden. Dieses Prinzip führt oft zu Missverständnissen, was die Gegner der Evolutionslehre auch gerne nutzen. Wenn es nicht gelingt, eine Theorie über 150 Jahre grundsätzlich zu falsifizieren, wie dies eben für die Evolutionstheorie gilt, zeigt sich, wie robust und eben auch unstrittig eine solch fundierte wissenschaftliche Theorie ist. Sie bleibt naturgemäß zwar immer angreifbar, aber der Angriff wäre nur geglückt, wenn dadurch die Theorie in sich zusammenstürzt. Zur Natur einer Theorie gehört allerdings auch, dass sie sich durch zusätzliche Erkenntnisse immer weiter verfeinert und ggf. auch in andere als ursprünglich gedachte Richtungen weiterentwickelt. Teile einer Theorie können aufgegeben werden und, basierend auf neuen Befunden, wie etwa der Molekularbiologie neu formuliert werden. So wusste Darwin noch nichts von Genetik. Hätte die Molekularbiologie später ergeben, dass Selektion überhaupt keine Rolle spielt, hätte sie die Evolutionstheorie zu Fall gebracht. In den Anfängen der Genetik sah dies fast so aus, die Gene schienen alles und jedes zu steuern. Erst als die Variabilität der Gene bekannt wurde sowie neu entdeckte Mechanismen erklärten, wie sich Gene durchsetzen oder auch nicht, war klar, dass die Molekularbiologie zu einer Schärfung und Untermauerung, nicht etwa zu einer Falsifizierung der Evolutionstheorie führte. Abb. 2: Schema des Erkenntniswegs, Bildung und Prüfung von Hypothesen; Hypothese und Theorie. Nach Linder 1998, verändert. 5 Alles hypothetisch? Etwas anderes als eine wissenschaftliche Theorie ist eine wissenschaftliche Hypothese. Auch diese sind für die Wissenschaft wesentlich. Eine Hypothese bietet eine Erklärungsidee, die auf neuen beobachteten oder errechneten Befunden basiert. Sie ist noch nicht genauer in eine vorhandene Theorie einbaubar, da sie noch nicht genügend untermauert ist. Aus der Hypothese kann man Schlussfolgerungen hypothetischer Art ziehen, die durch weitere Befunde untermauert werden müssen. Damit kann die Hypothese zum Teil einer wissenschaftlichen Theorie werden oder aber sie wird falsifiziert, hat sich damit als nicht substantiiert herausgestellt und muss verworfen werden. Wissenschaftliche Theorien entspringen in der Regel verschiedenen Hypothesen zu erst einmal unverbunden erscheinenden Aspekten, die immer stärker untermauert werden, dadurch zu eigenen Theorien werden, deren Verbindung dann immer klarer wird, so dass sie zu einer Gesamtheorie vereint werden. Die oben aufgeführten fünf Hypothesen Darwins, die manche als eigenständige Untertheorien bezeichnen, wurden durch seine Evolutionstheorie vereinigt. Diese wurde dann später durch die Molekularbiologie und Zusatzkonzepte zur Bildung von Arten ergänzt und zur modifizierten Evolutionstheorie, der sogenannten „Synthetischen Evolutionstheorie“ weiterentwickelt. Darwins Existenzialismus: „To be (married) or not to be (married), that’s the question Charles Darwin versuchte auch mit wissenschaftlichen Methoden zu entscheiden, ob er heiraten sollte oder nicht. Die emotionale Komponente war jedoch stärker, was in einigen seiner Sätze zum Ausdruck kommt. Er machte auf einem überlieferten Notizblatt folgende Überlegungen, die in einem eher emotionalen als wissenschaftlichen Resumé enden: Marry Not Marry Children — (if it Please God) — Constant No children, (no second life), no one to care companion, (& friend in old age) who will feel for one in old age.— What is the use of interested in one, — object to be beloved & working 'in' without sympathy from near & played with. — —better than a dog anyhow. dear friends—who are near & dear friends to — Home, & someone to take care of house — the old, except relatives Charms of music & female chit‐chat. — These things good for one's health. — Forced to visit Freedom to go where one liked — choice of & receive relations but terrible loss of time. — Society & little of it. — Conversation of clever men at clubs — Not forced to visit relatives, & W My God, it is intolerable to think of to bend in every trifle. — to have the expense spending ones whole life, like a neuter bee, & anxiety of children — perhaps quarelling — working, working, & nothing after all. — No, Loss of time. — cannot read in the Evenings — no won't do. — Imagine living all one's day fatness & idleness — Anxiety & responsibility solitarily in smoky dirty London House. — — less money for books &c — if many Only picture to yourself a nice soft wife on a children forced to gain one's bread. — (But sofa with good fire, & books & music perhaps then it is very bad for ones health to work too — Compare this vision with the dingy reality much) of Grt. Marlbro' St. Perhaps my wife wont like London; then the sentence is banishment & degradation into indolent, idle fool — Marry — Marry — Marry Q.E.D.5 5 Das q.e.d. (quod erat demonstrandum) darf man also heute nicht mehr mit „was zu beweisen war“ übersetzen, sondern eher mit „was aufgezeigt werden konnte“. Frei nach Karl Popper sollte man aber eher von q.n.e.f. (quod non erat falsificandum) sprechen. 6 Es gibt viele weitere wissenschaftliche Theorien, hierzu gehören zum Beispiel die Theorie der Plattentektonik, die Theorie des Urknalls, die Relativitätstheorie, die Theorie der Quantenmechanik oder die Theorie der Elektrizität. Keiner von uns hat je ein Elektron mit eigenen Augen gesehen, dennoch funktionieren Glühbirnen und Computer. Mit anderen Worten, es gibt jeden Grund, solche Theorien als gültig anzusehen, sie konnten nicht falsifiziert werden. Am Beispiel der Evolutionstheorie kann man ebenfalls besonders gut erläutern, wie eine Wissenschaftstheorie besonders gut abgesichert werden kann. Dies ist immer dann der Fall, wenn unterschiedliche methodische Ansätze zu vergleichbaren Interpretationsergebnissen kommen. Die klassische, vergleichende anatomische Untersuchung besonderer morphologischer Merkmale von Organismen unter Berücksichtigung ihrer sogenannten Lagebeziehung zeigt, dass die Extremitäten von Fledermäusen, Robben und Menschen, bei allen optischen Unterschieden, näher verwandt sind, als ähnlich aussehende Flügel von Fledermaus, Vogel und Flugsaurier. Dennoch entstammen auch diese besonderen Entwicklungen den Handknochen und sind damit untereinander wiederum verwandter als diese Flügel mit den Flügeln von Insekten. Statistische Verfahren, die möglichst viele dieser Merkmale erfassen (Kladistische Phylogenie) führen genauso wie molekulare Untersuchungen, Erkennung stratigrafischer Fossilabfolgen sowie paläontologische Untersuchungen zu den berühmten Missing Links zu identischen Schlussfolgerungen. An weiteren Beispielen mangelt es fürwahr nicht: Die Gebissentwicklung und Fußentwicklung der Pferdeartigen, evolutionäre Umänderung bestimmter Kieferknochen zu den Gehörknöchelchen der Säugetiere, strukturelle Ähnlichkeiten und Verwandschaft von Haischuppen und Säugetierzähnen, aber auch die vielen Koevolutionsreihen, etwa zwischen Orchideen und bestimmten Schmetterlingen bezeugen die Evolution. Die Ontogenie, also die Embryonalentwicklung, reflektiert zwar nicht die Gesamtheit der Evolution im Zeitraffer, dennoch sind Kiemenspalten- und Schwanzbildung in der Embryonalentwicklung des Menschen letztendlich deutlicher Hinweis auf unsere evolutionäre Herkunft. Und wie viel Fisch, ja sogar Amöbe noch in uns steckt, hat Neil Shubin kürzlich in faszinierender Weise zusammen getragen.6 Abb. 3: links, stark vereinfachte Darstellung der Pferdeevolution, dargestellt sind Größenverhältnisse, Huf- und Zahnentwicklung (Bild von Mcy jerry, Creative Commons, http://de.wikipedia.org/wiki/Pferde), rechts: Rekonstruktion des Messeler Urpferdchens aus dem Eozen sowie heutiges Przewalski-Wildpferd, aus dem Museum für Naturkunde Berlin. 6 N. Shubin, siehe Anhang. 7 Kreationismus und „Intelligent Design“ – pseudowissenschaftliche Angriffe auf die Evolutionswissenschaften Zu diesem Thema lieben viele aktuelle Bücher vor, viele Medienartikel behandelten dies und auch im Internet kann man dazu sehr viel mehr erfahren (> Anhang). Wir beschränken uns deshalb auf eine kurze Darstellung, indem wir eine kleine Kategorisierung versuchen: Evolutionsleugnender Kurzzeitkreationismus: Hier wird, basierend auf einer außergewöhnlichen Leistung des irischen Bischofs James Ussher (1581-1656) von einem bibelbegründeten Verständnis des Alters der Erde von 6000-10.000 Jahren ausgegangen. Die Bibel wird von Kurzzeitkreationisten in allen Bereichen wörtlich ausgelegt und damit als schriftliches naturwissenschaftliches Protokoll der Erschaffung der Erde gesehen, obwohl schon in der Bibel zwei Genesis-Beschreibungen vorliegen, die sich sofern naturwissenschaftlich gedacht, widersprechen würden, in ihrer transzendenten Metaphorik jedoch aufeinander aufbauen. Arten wurden unveränderlich geschaffen, Lebewesen starben erst nach dem Sündenfall, Dinosaurier werden den biblischen Drachen zugeordnet, der Mensch lebte gemeinsam mit Dinosauriern. Einem Aprilscherz von Bild der Wissenschaft gingen schon 1995 Kreationisten auf den Leim. Hier wurden angebliche wissenschaftliche Nachweise zum Feuerspucken von Dinosauriern gegeben. Kreationisten, die damals noch kaum in der Öffentlichkeit bekannt waren, feierten diese „Ergebnisse“ als großen Sieg7. Neben diesem „biblischen“ Kreationismus gibt es auch Varianten. Der Ingenieur HansJoachim Zillmer, Verfasser vieler Bücher wie „Die Evolutionslüge“, „Darwins Irrtum“ oder auch ganz harmlos „Das Dinosaurier-Handbuch“ formuliert abstruse Verschwörungstheorien der Wissenschaftler, ist vom gleichzeitigen Leben von Dinosauriern und Menschen überzeugt und glaubt, dass der Mensch von außerirdischen Wesen erschaffen wurde, die auf der Erde landeten. Er schmückt sich mit diversen Mitgliedschaften in akademischen Zirkeln und nahm auch schon mal an einem vom polnischen kreationismusgläubigen polnischen EUParlamentarier Giertych veranstalteten „Evolutionsworkshop“ als „TV-Experte für Paläontologie und Evolution sowie Mitglied der New York Academy of Science“ teil. Bei dieser Akademie kann jeder förderndes Mitglied werden, indem er sich im Internet anmeldet und einen Mitgliedsbeitrag überweist. 2004 schrieb er einen (inzwischen wieder verschwundenen) Webartikel in seinem Webportal, wie Dinosaurier möglicherweise tatsächlich Feuer spucken konnten, er verwandt dazu Analogien zum Bombardierkäfer, der zur Verteidigung kleine chemische Explosionen generieren kann. Evolutionsleugnender Langzeitkreationismus: Interessant ist das Vorgehen, naturwissenschaftliche Erkenntnisse außerhalb der Evolution zwar zu bejahen, die Evolution selbst aber vehement zu bestreiten. Dies ist etwa das Konzept des extrem aggressiven türkischen Fundamentalkreationisten Adnan Oktar, der meist mit Pseudonym Harun Yahya auftritt und der Welt unter anderem seinen „Atlas der Schöpfung“ beschert hat. Der türkische Autor hat bislang über 80 Bücher geschrieben, sein „Atlas der Schöpfung“ ist ein 8 kg schwerer Hochglanzband mit großformatigen Fotos auf über 800 Seiten, der in eine Vielzahl verschiedener Sprachen übersetzt wurde. Inzwischen sind bereits mehrere Bände erschienen, und kostenlos im Internet erhältlich. Band 1 wurde zigtausendfach an Universitäten, Schulen, 7 Näheres zur Geschichte siehe Leinfelder 2007, vgl. Anhang 8 Ministerien, Museen und andere kostenlos verschickt, und zwar über eine Briefkastenfirma, so dass das Werk nicht einmal zurückgeschickt werden konnte. Vermutlich sollte erreicht werden, dass in kürzester Zeit Auflagen von mehreren Zehntausend als vergriffen bezeichnet werden konnten. Laut Presseberichten wurde das Buch in Frankreich verboten8, in Deutschland wird der Autor vom Verfassungsschutz überwacht9, die Türkei sperrte die Webblog-Seite worldpress.com, weil dort angeblich Diffamierungen von Harun Yahya ausgesprochen wurden10. Sucht man im Internet etwa via Google zu Berichten über Harun Yahya, findet man als Ergebnisse fast ausschließlich Angebote von Harun Yahya selbst, denn er lässt wohl hunderte unterschiedlicher Domains betreiben, die vielfältigst miteinander verlinkt sind, so dass damit die Google-Resultate beeinflusst werden. Abb. 4: S. 616, 617, 619, 620, 621 und 747 aus Harun Yahya (2007, 2. Aufl.): Atlas der Schöpfung, Global Publishing, Istanbul. Die zentrale Aussage links oben wurde der besseren Lesbarkeit halber nochmals getrennt im Zentrum der Abbildung dargestellt. Die rechts unten abgebildeten Zeitschriftentitel (S. 747), darunter American Scientist, Discover und National Geographic werden als „Evolutionistische Propaganda“ bezeichnet. Yahya bietet hochaggressiven Primitivst-Kreationismus, bei ihm ist die Evolutionstheorie an Nationalsozialismus, Stalinismus, Terrorismus und wahrscheinlich so ziemlich allen anderen Übeln dieser Welt Schuld. Er gibt sich dabei selbst als überaus offen für alle Religionen, der „Clash of cultures“ sei eine Erfindung der Darwinisten. Insgesamt vertritt er einen Langzeitkreationismus, bei dem er zwar alles geologische naturwissenschaftliche Wissen als korrekt darstellt, wohl, um sich den Anschein eines wissenschaftlichen Vorgehens zu geben, bei der aber dann auf hunderten von Seiten auf die angeblichen Unveränderlichkeit der Arten eingegangen wird. Der Stil ist immer derselbe. Soundo-Art, also etwa „den“ Hering, „den“ Ginkgo, „die“ Ameise gibt es seit soundosoviel Millionen von Jahren, also hat keine Evolution stattgefunden. Sind Tiere dennoch ausgestorben, wie etwa die Trilobiten, waren sie ebenfalls unveränderlich, jede Art eigenhändig von Gott geschaffen. Die Abbildungen sind 8 www.ksta.de/html/artikel/1190059904825.shtml , Stand 19.4.08 9 www.stern.de/wissenschaft/natur/:Islamischer‐Kreationismus‐Mit‐Allah‐Darwin/585813.html , Stand 19.4.08 10 www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27605/1.html , Stand 19.4.08 9 von allerbester Qualität und verführen möglicherweise dazu, sie in der Schule, bei Vorträgen oder gar im Hochschulunterricht zu verwenden. So könnten also schöne Bilder mit der Quellenangabe „Harun Yahya - Atlas der Schöpfung“ in ungeahnter Weise an unvorhergesehen Orten auftauchen. Kinder, Jugendliche und wissenschaftlich wenig vorgebildete Erwachsene werden sicherlich von den Bildern beeindruckt sein. Das Buch verschärft daneben auch das Vorurteil, das der Islam grundsätzlich kreationistisch sei, ein überaus bedenklicher Zusatzeffekt. Neokreationismus: Diese Spielart des Kreationismus wird auch als „Intelligent-DesignTheorie“ bezeichnet. Sie versucht ganz besonders, sich ein wissenschaftliches Deckmäntelchen zu verschaffen. Lange geologische Zeitalter werden in der Regel akzeptiert genauso wie eine bestimmte Dosis biologischer Evolution gemäß der Darwinschen Evolutionstheorie. Nahe verwandte Arten können danach durchaus evolutionär auseinander hervorgehen, allerdings seien viele größere Schritte unerklärbar. Dies gilt zum einen für den Übergang zwischen unterschiedlichen Tiergruppen, also etwa zwischen Dinosauriern und Vögeln, zum anderen für sogenannte hochkomplexe biologische Organe wie Augen, Federn oder auch rotierende Einzellerflagellen. Diese Übergänge und Strukturen seien durch „Zufall“ nicht erzielbar, die Wahrscheinlichkeiten hierfür seien viel zu gering. Unterschieden wird hier gerne zwischen akzeptierter „Mikroevolution“ und abgelehnter „Makroevolution“, also angeblich sprunghafter bzw. stark komplexitätssteigender Entwicklungsschritte, welche nicht mehr in Einzelschritte auflösbar seien. Anstelle einer „Makroevolution“ sei hieraus ein intelligenter Planer ableitbar. Dieser Neo-Kreationismus ist eigentlich ein alter Hut, denn er kopiert die „Naturtheologie“ bzw. „Physikotheologie“, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts weit verbreitet war. Sie bewirkte damals eine teleologisch ausgerichtet Naturkunde und rückte damit eine angebliche Zweck- und Zielhaftigkeit der Natur in den Vordergrund der Untersuchungen. Einer der Hauptvertreter war der englische Theologe und Philosoph William Paley. In seinem 1802 erschienenen Buch „Natural Theology“ veröffentlichte er seine „Uhrmacher-Analogie“, die das Wirken eines Schöpfers in der Natur beweisen soll. Charles Darwin war übrigens stark von Paley beeinflusst und wurde insbesondere deshalb zum Naturforscher, weil er das Erkennen des Werks Gottes durch Naturstudien weiter untermauern wollte. Zunehmend bemerkte er jedoch die Unvereinbarkeit dieser Physikotheologie mit den tatsächlichen naturwissenschaftlichen Befunden. Dass die „Intelligent-Design-Theorie“ insbesondere in den USA stark propagiert wird, hat jedoch noch andere Gründe. In den USA ist Religionsunterricht an öffentlichen Schulen verfassungswidrig. Der Kreationismus war ein Versuch, eine pseudowissenschaftliche, fundamentalreligiöse „Theorie“ in den Biologieunterricht einzuführen. Dies ist nicht gelungen. Die „Intelligent-Design“-Variante lässt deshalb „etwas mehr“ etablierte Evolutionstheorie zu und vermeidet ansonsten das Wort „Gott“, sondern ersetzt dies durch den „intelligenten Designer“. Auch diese Strategie ist jedoch wenig von Erfolg gekrönt, zumindest an den Schulen. Deshalb wurde in den letzten Jahren verstärkt versucht, Evolutionswissenschaften als ebenfalls religiös-ideologisch zu brandmarken und dadurch aus dem Unterricht zu verdrängen. Die eigentlichen Ziele wurden durch Bekanntwerden eines geheimen Strategiedokuments der Kreationismus-Hochburg „Discovery Institute“ in Seattle bekannt. Im sogennanten „Wedge-Dokument“ 11 von 1999 stehen zeitlich abgestufte Zielvorgaben: • „ Strategische Ziele: Den wissenschaftlichen Materialismus und dessen zerstörerische Moral und kulturelles sowie politisches Vermächtnis besiegen. Materialistische Erklärungen durch theistische Schöpfung ersetzen. 11 Inzwischen dokumentiert durch das National Center for Science Education, siehe http://ncseweb.org/creationism/general/wedge‐document 10 • • 5-Jahres-Ziele: Neue Debatten sollen an vorderster Stelle auf nationaler Ebene geführt werden in den Bereich Erziehung, Fragen des Lebens, rechtlicher und persönlicher Verantwortlichkeiten. 20-Jahres-Ziele:Intelligent Design Theorie wird in der Wissenschaft vorherrschend und findet Anwendung in Molekularbiologie, Biochemie, Paläontologie, Physik, Kosmologie, Psychologie, Ethik, Politik, Theologie, Philosophie und Künsten. Design Theorie durchdringt unser religiöses, kulturelles, moralisches und politisches Leben.“ Kreationismus an deutschen Schulen? Erklärtes Ziel der Kreationisten ist es insbesondere, in den Schulunterricht zu gelangen. Zwar dürfte der „Atlas der Schöpfung“, der wohl an die meisten Schulen Deutschlands kostenlos verschickt wurde, eher geringen Einzug in den Schulunterricht erfahren haben, ein Buch namens „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ dürfte jedoch sehr viel stärker verbreitet sein, ist doch einer der Autoren Professor für Mikrobiologie an einer renommierten deutschen Universität. Außerdem bezeichnet sich der (evangelikale) Verlag als „Lehrmittelverlag“. Das Buch erhielt dann sogar einen (wie später bekannt wurde, von einer evangelikalen Gruppe ausgelobten) Schulbuchpreis, der sogar von einem Ministerpräsidenten überreicht wurde. Das Buch ist das Aushängeschild der evangelikal-kreationistischen Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ mit Sitz in Baiersbronn. Die Gruppe arbeitet unaggressiv, verwendet aber dennoch die typischen kreationistischen Argumentationsmuster. Das genannte „kritische Lehrbuch“ fand unter anderem in Gießen Eingang in den Schulunterricht, was zu entsprechenden Medienberichten, sowie sehr missverständlichen Äußerungen der damaligen hessischen Kultusministerin führte, die wiederum einen Sturm der Entrüstung unter manchen Wissenschaftlern entfachten. Das Buch ist symptomatisch für den Ansatz von „Wort und Wissen“. Es diskutiert die tatsächlichen oder angeblichen Schwächen und Stärken der Evolutionstheorie im Vergleich zur selbst von den Autoren aufgestellten, sogenannten „Grundtypentheorie“. Diese sogenannten Grundtypen können, müssen jedoch nicht, mit biologischen Arten, Gattungen oder Familien zusammenfallen. Anders ausgedrückt: eine gewisse Beliebigkeit ist bewusst eingebaut. Diese ist auch notwendig, denn innerhalb der Grundtypen sei Evolution „erlaubt“. Je nachdem wie benötigt, kann also die Evolution auf innerartliche Variabilität, oder auch auf zwischenartliche Evolution beschränkt bleiben. Außerhalb der Grundtypen wird Evolution jedoch bestritten. Die Grundtypen, also etwa Entenvögel, seien durch einen einmaligen Schöpfungsakt geschaffen. Ganz offen wird auch betont, dass dies eine Grenzüberschreitung sei, und dass auch hier offene Fragen auftauchten. Das Ziel des Vorgehens ist damit offensichtlich. Die kreationistische, in der Diktion von „Wort und Wissen“ „schöpfungsbasierte Grundtypentheorie“ gäbe genauso wie die „darwinistische“ Evolutionstheorie viele Antworten, hätte aber auch gleichermaßen viele offene Fragen. Beide seien also wissenschaftlich und müssten deshalb gleichrangig behandelt werden. Dies ist nichts anderes als der Versuch der US-amerikanischen „Intelligent Design“Bewegung, fundamental-evangelikalen Glauben in den Biologieunterricht zu bringen. In einer bestimmten Weise ist sogar Harun Yahya wissenschaftlicher. Er lässt nämlich zumindest geologische Entwicklung zu. „Wort und Wissen“ geht hingegen, wenn auch wolkig umschrieben, von einem Kurzzeitkreationismus aus, was aber noch weiter getestet werden müsse, eine „Kritik der Geologie“ stünde noch aus. Dem Buch kann man zwar Unwissenschaftlichkeit, jedoch keine Diffamierung der Wissenschaft unterstellen. Viele weitere Beispiele für kreationistische Aktivitäten an Schulen ließen sich anführen. Die Universität Dortmund schreckte schon 2007 mit einer dort durchgeführten Umfrage auf, nach der jeder 8. Studienanfänger Darwins Evolutionstheorie für fragwürdig hielt, wobei unter diesen Zweifler auch etliche Biologie-Lehrer werden wollten. 2008 fanden sich häufige 11 Medienberichte zu Schulverweigerern. Hier lehnten die Eltern aus religiösen Gründen Schulbesuch ab, sie wollten ihren Kindern weder Evolutionslehre noch Sexualkunde zumuten. Teilweise wurden sogar Ausnahmegenehmigung zum Betrieb derartiger Schulen (etwa für die sog. „Zwölf-Stämme-Gruppe) erteilt. Vergleichen wir einmal zwei Schulen: Das Gymnasium bei St. Anna schreibt in seiner Schulbroschüre: „Unser Gymnasium ist aus den Ideen des Renaissance-Humanismus, dem Selbstverständnis der freien Reichsstadt Augsburg und dem pädagogischen Gedankengut der Reformation entstanden. Geblieben sind bis heute das Bewusstsein über die Würde des Individuums und die Auffassung von Welt und Natur als etwas, das es zu entdecken, zu erforschen und zu bewahren gilt. Die Schule versucht deshalb den Blick auf die Welt zu öffnen und die Achtung des Anderen zu fördern. Dies soll erkennbar werden durch zahlreiche Kontakte nach außen und die Art, wie wir – Schüler, Lehrer und Eltern – miteinander umgehen. So bemühen wir uns immer wieder aufs Neue um Toleranz und Respekt.“ Wie anders etwa die Freie Evangelische „Corry ten Boom“-Realschule in Berlin, die staatlich anerkannt ist. Ihr Schulkonzept ist frei im Internet zugänglich. In meinem Internet-Blog stellte ich dies bereits Anfang 2009 vor, Medien griffen das Thema auf, aber am Stand hat sich nichts geändert (Stand 27.12.2009). In diesem Konzept ist unter anderem zu finden: „Biologie: Evolutionslehre: Die These von der Evolution vom Einzeller oder gar der leblosen Materie zum Menschen ist wissenschaftlich nicht verifizierbar. Sie ist vielmehr sowohl aus wissenschaftlichen als auch aus theologischen Gründen in ihrem Ausschließlichkeitsanspruch abzulehnen. Die Schüler sollen befähigt werden, den Modellcharakter der Evolutions-, aber auch der wissenschaftlichen Schöpfungslehre zu erkennen und Vorzüge und Nachteile wissenschaftlich redlich zu diskutieren, aber auch die Einsicht gewinnen, dass eine Höherentwicklung im Laufe der Zeit mit der Bibel unvereinbar ist, da nach ihrem gesamten Zeugnis das erste Menschenpaar unmittelbar aus Gottes Hand hervorging und die ursprünglich sehr gute Schöpfung erst mit dem Sündenfall schweren Schaden erlitt. " Meiner Einladung vom März 2009 zu einer Evolutionsführung ins Museum für Naturkunde Berlin sind weder Lehrer noch Schüler bislang gefolgt (Stand Dezember 2009). Weitere kreationistische Aktivitäten in Deutschland Viele weitere Aktivitäten sind in Deutschland vorhanden. Zum Besuch kreationistischer Vorträge in vielen evangelikalen Gemeinden oder auch in öffentlichen Veranstaltungen hat jeder Gelegenheit. Selbst an deutschen Universitäten, so bereits mehrfach an der Universität Hannover, werden Vorlesungssäle für kreationistische Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Kreationisten sitzen sogar in wissenschaftlichen Bibliotheken und sind dort teilweise für die Fachbuchauswahl zuständig12. Und nicht nur in den USA sprießen KreationismusMuseen, auch für Deutschland ist ein Genesis-Land geplant. Zu den Höhepunkten soll ein Garten Eden, ein Schöpfungspavillion, ein Dinopark, ein Sintfluterlebnis, eine Himmel- und Hölle-Bahn sowie natürlich die Arche Noah gehören. Wer dies belustigt für schlichtweg eine etwas andere Art von Rummelplatz hält, wird durch die Betreiber eines besseren belehrt. Das Konzept dieses geplanten „Themenparks“ setzt die biblischen Berichte nämlich als historisch wahr voraus. In der hierzu ausgearbeiteten Vorstudie steht: „Für die Gestaltung der 12 siehe Leinfelder 2007, sowie die Webseiten des Vortragenden zum Thema: www.palaeo.de/edu/kreationismus sowie www.achdulieberdarwin.blogspot.com 12 Ausstellungen und Attraktionen des Themenparks wird der Text der Bibel wörtlich und ohne theologische Interpretationen verstanden und dargestellt.“ Der hinter dem Vorhaben stehende Verein Pro Genesis macht sich für eine wissenschaftliche Lesart des Schöpfungsberichts stark. Mögliche Standorten wären die Rhein-Neckar-Region, München oder Berlin13. Im Mai 2009 fühlte sich sogar das Goethe-Institut bemüßigt, auf seinen Webseiten darüber zu berichten und vor derartigen Entwicklungen zu warnen14. Einige Argumentationslinien der Kreationisten und ihre Entkräftung Besonders gerne werden von den Kreationisten zwei angebliche Probleme der Evolutionstheorie herausgegriffen, zum einen das Fehlen evolutionärer Bindeglieder, den sogenannten Missing Links, zum anderen die angebliche Nicht-Erklärbarkeit sogenannter komplexer Strukturen. Auch hierauf möchte ich an dieser Stelle nur kurz eingehen. Die sogenannten Missing-Links gibt es in Hülle und Fülle, laufend werden neue gefunden. So gibt es unter anderen besonders gut untersuchte Bindeglieder zwischen Fischen und Amphibien, zwischen Reptilien und Vögeln, zwischen Huftieren und Walen, bei den wirbellosen Tieren gibt es noch viel mehr. Aber keines dieser Bindeglieder wird als solches akzeptiert. Wo sich der Paläontologe freut, dass mit einem neuen Bindeglied zwischen A und C durch einen Fund von B eine Lücke geschlossen wird, sieht der Kreationist sofort das Fehlen von nunmehr zwei Bindegliedern, nämlich zwischen A und B sowie zwischen B und C. Oder aber er argumentiert, dass diese Bindeglieder ja doch eher Seitenlinien darstellen, die nie genau auf dem Verzweigungspunkt einer Art sitzen. Dies ist sogar richtig, denn rein methodisch geht es nicht anders. Bei heute etwa 6 Milliarden Menschen wäre es, wenn nicht in Urkunden hinterlegt, unmöglich herauszufinden, welche Verwandtschaftsbeziehung ein beliebiges aus einem Grab exhumiertes Skelett etwa zu Ihnen hat. Genetische Untersuchungen könnten helfen, die meisten Fossilien sind jedoch zu alt dafür. Auch bei Missing Link-Funden gibt es also eine Nullwahrscheinlichkeit, dass genau die gefundene Art oder gar das gefundene Individuum direktes Zwischenglied zwischen zwei Arten ist. Es geht immer nur darum, die bis dahin nächst verwandte Art als Zwischenglied zwischen bereits bekannten Arten oder Gattungen zu definieren. Diese kann sich auf einer eigenen evolutionären Linie vom unbekannten Bindeglied wegentwickelt haben, ist aber eben immer noch die bis dato bekannte nächst verwandte Art. Wir stammen nicht vom Schimpansen ab, aber der Schimpanse ist biologisch unser nächster Verwandter, was bedeutet dass wir gemeinsame Vorfahren hatten. Sicherlich hat sich der Schimpanse, aber auch der Mensch weiter vom gemeinsamen Vorfahren wegentwickelt, als etwa der Urvogel Archaeopteryx von den Dinosauriervorfahren, weswegen wir den Schimpansen auch nicht als Bindeglied zu uns bezeichnen. Aber auch das Bindeglied Archaeopteryx kann gar nicht ganz exakt auf der Verbindungslinie zwischen Dinosauriern und Vögeln liegen. Er ist nur der bislang bekannte nächste Verwandte, der sich ebenfalls von einem gemeinsamen Vorfahren ableitet15. Man wird also in diesem Puzzle immer wieder neue Bindeglieder finden, was völlig erwartbar ist. Interessanterweise impliziert die sog. Grundtypentheorie der Kreationisten um Siegfried Scherer ebenfalls Bindeglieder, die aber überhaupt nicht bekannt sind. Da aber Bindeglieder als Beweis für Evolution prinzipiell von Kreationisten abgelehnt werden, da sie ja schon aus statistischen Gründen nie der exakte Sohn bzw. Vater zwischen zwei Arten sein können, ist die „Grundtypentheorie“ von „Wort und Wissen“ auch prinzipiell nie methodisch falsifizierbar, was ihre Unwissenschaftlichkeit besonders unterstreicht. 13 Projektwebseite: www.pro‐genesis.ch 14 http://www.goethe.de/ges/phi/thm/deb/de4495579.htm 15 Wellnhofer, P. (2008) Archaeopteryx. Der Urvogel von Solnofen. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 13 Abb. 5: Angeblich fehlende Bildeglieder. Wird ein Bindeglied, etwa zwischen Dinosauriern und Vögeln gefunden, argumentieren Kreationisten gerne damit, dass damit nichts bewiesen sei, da ja noch weitere Bindeglieder in der Reihe fehlen würden (a) oder, dass die Bildeglieder nicht exakt auf der Entwicklungslinie säßen (b), was korrekt ist, denn die Wissenschaft behandelt das erstmalige Auftreten von verbindenden Merkmalen und damit die Abzweigungsreihenfolgen als Kriterium für Bindeglieder (siehe Text für weitere Erläuterungen). Dank an Andreas Beyer für dieses Beispiel. Wie abstrus und beliebig der Umgang der Kreationisten mit paläontologischen Bindegliedern ist, zeigt folgendes Beispiel. In der hochrangigen Wissenschaftszeitschrift Nature wurde 2006 ein Missing Link zwischen den heutigen Schlangen und den sonstigen Echsen, welche Gliedmaßen haben oder zumindest Gliedmaßenansätze im Skelett (Schleichen). Diese Schlange aus der Kreidezeit besaß hintere Gliedmaßen sowie ein Brustbein16. Die Kreationisten reagierten nun folgendermaßen: „Die aktuelle Entdeckung entspricht durchaus der Bibel. Denn die Schlange scheint ursprünglich ein komplexer gebautes Tier gewesen zu sein, als sie es heute ist: ‚Aber die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der Herr gemacht hatte...’ (1. Moses 3,1). Weil der Teufel in Gestalt einer Schlange die Menschen zu Fall zu brachte, wurde auch sie von Gott mit einem besonderen Fluch belegt. ‚Da sprach Gott der Herr zur Schlange: Weil du dies getan hast, so sollst du verflucht sein mehr als alles Vieh und mehr als alle Tiere des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub sollst du fressen dein Leben lang!’ Offensichtlich besass die Schlange vor dieser Verfluchung einen anderen Körper. Sie hatte Beine, ging aufrecht und zudem war sie intelligenter. Erst später wurde sie zu einem kriechenden Tier. Hieraus könnte man auch ableiten: Die Tatsache einer früher höher entwickelten Schlange spricht gegen die Evolution. Die Entdeckung des Schlangenfossils in Argentinien deutet eher auf eine Rückentwicklung hin.“ (Zitat Ende)17 Besonders hochgehalten wird die angebliche „nicht reduzierbare Komplexität“ vieler biologischer Organe und Strukturen von der Gruppe der „Intelligent-Design“-(ID)Kreationisten. Wie erwähnt werden hier Argumente des physikotheologischen Gottesbeweises ins Feld geführt, welcher spätestens durch Immanuel Kant als methodisch ungeeignet erkannt ist. So sei eine Mausefalle sehr komplex, weil ja Bügel, Spann- und Schnappvorrichtung genau aufeinander abgestimmt und damit geplant sind. Die Einzelteile allein hätten keine Funktion, also müsse alles gezielt zusammengesetzt sein, wie eben auch bei einer mechanischen Uhr. Federn, Augen, aber auch Geiselzellen werden als Beispiele für nicht reduzierbare Komplexität angeführt, die Wahrscheinlichkeit der „zufälligen“ Entstehung dieser komplexen Strukturen sei viel zu gering. Dem letzten Argument kann auch der Wissenschaftler zustimmen, allerdings sind diese Strukturen eben nicht „zufällig“ zusammengesetzt, sondern haben einen lange, durch positive Selektion bestimmte Evolution 16 Apesteguia, S. & Zaher, H. (2006): A cretaceous terrestrial snake with robust hindlimbs and a sacrum.‐ Nature, 440, 1037 ‐ 1040 17 Zitate aus Factum Magazin vom 13.10.2006 14 hinter sich. Jedes Auge ist so komplex wie es seine Funktion erfordert. Es gibt Pigmentzellen, Grubenaugen, Lochkamera-artige Augen und eben Linsenaugen, und alle sind durch viele Zwischenglieder voneinander ableitbar. Auch bei den Federn kennt man alle Zwischenstufen von einfachen stachelartigen Federn zu komplexen Flugfedern, selbst für die Geiselzellen gibt es wissenschaftliche Erklärungen der Entwicklungsprozesse, auch wenn noch nicht alles komplett verstanden ist. Das ist auch bei der Proteinentwicklung deutlich, welche von IDKreationisten ebenfalls oft als Argument gegen die Evolutionstheorie angeführt wird. So beträgt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein bestimmtes Protein von 100 Aminosäuren Länge (Auswahlmöglichkeit: 20 verschiedene Aminosäuren) durch Zufall entsteht 1:20100 = 10130. Im Vergleich dazu hätte das gesamte Weltall nur 1080 Atome. Ein Protein kann sich allerdings gar nicht mit einem Schlag entwickeln, sondern nur in sehr vielen kleinen Schritten. Eine Formel, welche die Gesamtwahrscheinlichkeit beschreibt, darf deshalb gar nicht angewendet werden. Folgendes Beispiel soll dies erläutern (Abb. 6). Abb. 6: Beispiel zu statistischen Wahrscheinlichkeiten für Mutationen: Denken wir uns eine Spielkartenreihe aus 16 Karten mit jeweils vier Motiven. Die Wahrscheinlichkeit, exakt dieselbe Folge der zuerst gelegten Spielreihe wieder zu legen, beträgt gleich null, da es etwa 4 Milliarden Möglichkeiten gibt (Beispiel links oben). Lässt man jedoch ab dem zweiten Legeversuch jeweils diejenigen Karten liegen, die von Position und Motiv mit der Originalreihe der Karten zufällig übereinstimmen, mischt dann nur die restlichen Karten und legt sie wieder aus, und wiederholt dies entsprechend, können nach 10 Versuchen vielleicht schon alle 16 Treffer möglich sein (Beispiel links unten). Selbst wenn es fünfzig oder dreihundert Versuche dauern würde, wäre die Wahrscheinlichkeit immer noch extrem hoch, dieses Muster zu erreichen. Dank an Prof. Dr. Andreas Beyer, Gelsenkirchen für dieses Beispiel. Ähnlich könnten in der Evolution nicht schädliche bzw. positiv selektierte Kleinmutationen zu einem Gen mit völlig neuen Proteinkodierungseigenschaften zusammengesetzt werden. Außerdem werden oft ganze Gene und Genteile ausgetauscht, was wiederum neue 15 Möglichkeiten schafft. Insgesamt funktioniert die Evolution also eher wie ein Baukastensystem. Bildlich gesprochen arbeitet die Evolution eher wie ein Bastler und Tüftler, der vorhandene Bauteile und Apparate für später aufhebt, ein bisschen anpasst und in anderer Weise wiederverwendet. Über andere Möglichkeiten verfügt die Evolution nicht. Mit einem Ingenieur, der alles von vorne bis hinten durchplant, ist sie nicht vergleichbar. Es kann also kein Zweifel daran bestehen, dass Evolution einen realen, natürlichen Vorgang darstellt. Dessen angemessene, korrekte, wissenschaftliche Beschreibung findet im Rahmen der Evolutionstheorie statt. Schöpfungsmythen hingegen sind Legenden bzw. Erzählungen, die keine nachweisbar reale, sondern theologische Wahrheiten beinhalten. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zwischen Evolutionstheorie und Kreationismus kann es daher gar nicht geben. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man mit Kreationisten diskutiert. Natürlich müssen Wissenschaftler der Unterstellung, dass viel zu wenig bekannt ist und schon die Wahrscheinlichkeiten Evolution nicht zulassen, mit Beispielen wie oben dargestellt begegnen und auch im Schulunterricht sollten solche Beispiele vermittelt werden. Aber häufig wird nicht gesehen, dass es im Kreationismus darum geht, aus moralischen oder gesellschaftspolitischen Gründen den Einfluss der Wissenschaft zurückzudrängen und deshalb Wissenschaftszweifel zu säen bzw. Wissenschaftsfeindlichkeit zu schüren. Dass die Wissenschaft teilweise selbst zu diesen Zweifeln beiträgt, ist ein weiteres Thema, welches wir aber erst im nächsten Kapitel behandeln werden. Überzeugte Kreationisten wird man kaum von ihrem Standpunkt abbringen können, denn sie verteidigen ja ihre Glaubensvorstellungen und lassen sich deshalb nicht von wissenschaftlichen Fakten beeindrucken. Aber es gilt einer breiten Öffentlichkeit klarzumachen, dass Kreationismus wider aller Behauptungen der Kreationisten keinerlei wissenschaftlichen Ansatz verfolgt. Eine sehr gute aktuelle Übersicht darüber, wie Kreationisten Fakten wahrnehmen und wiedergeben, gibt Beyer18. Nur einige wenige Aspekte seien stichwortartig hiervon hervorgehoben: Wenn Kreationisten Recht hätten, würden sich wohl über 99,9% aller anderen Wissenschaftler irren. Das bezieht sich nicht nur auf die Biologen, sondern auch die Geologen, Paläontologen, die Physiker, die Kosmologen und Astrophysiker, ja sogar Linguisten, die uns sagen, dass die Sprachen nicht aus Babylon stammen, und selbstverständlich auch die Theologen, die die Bibel im Kontext ihrer Entstehung interpretieren. Der Kreationismus leitet sich aus einer Offenbarung ab, welche im Unterschied zu wissenschaftlichen Theorien auch nie falsifizierbar ist. Gerne verweisen Kreationisten darauf, dass die Evolutionstheorie eigentlich vorwissenschaftlich sei, da sie eine starke historische Komponente aufweise und daher bestenfalls den Status einer Hypothese verdiene. Für diese „Geschichtsrekonstruktion“ müssten weltanschauliche Aspekte mit verwendet werden, damit sei sie nicht streng wissenschaftlich, so argumentieren etwa Junker und Scherer. Damit wären allerdings Forensik, Kriminalistik oder Geschichtswissenschaften auch weltanschaulich begründet. Dieses Argument ist also keinesfalls haltbar. Genauso wie ein Mörder aufgrund der umfassenden Indizienlage überführbar ist (Fingerabdrücke, genetische Fingerprints, von denen wir in der Theorie annehmen, dass sie einmalig sind, was aber prinzipiell nie beweisbar ist), ist die Evolution auch aufgrund historischer Befunde (Fossilien und deren Abfolge, Gesteinsalter aufgrund radiometrischer Methoden) untersuchbar, zumal noch viele weitere Methoden dazu kommen. Auf die sich teilweise widersprechenden biblische Versionen der Genesis und auch anderer Bibelzitate reagieren Kreationisten überaus flexibel. Biblische Aussagen werden ganz nach Bedarf und Belieben als konkret oder metaphorisch interpretiert. So können die sieben Schöpfungstage mal als 18 Beyer, A. (2006): Wissenschaft im Rahmen eines Schöpfungsparadigmas? www.evolutionsbiologen.de/creation&science.pdf 16 echte Tage, mal als Zeitalter gesehen werden. Und dass entweder ein Paar oder sieben Paare „reiner Tiere“ auf die Arche Noah durften, wird ebenfalls ähnlich flexibel erklärt. Gerne findet sich auch kategorische Ablehnung oder Ignorieren bzw. das Bestreiten unbequemer Tatsachen und Befunde. Dies gilt etwa für das Alter von Erde und Kosmos oder für das messbare Vorhandensein von Plattentektonik. Besonders beliebt ist auch der Rückzug auf Details. So werden erklärte Phänomene schlichtweg ignoriert, stattdessen verweist man gerne auf offene Fragen, etwa auf die Entstehung des Lebens, für die es bislang tatsächlich nur Hypothesen gibt. Auch mit eigenen Hypothesen ist man bei Bedarf nicht zimperlich, wenn unbequeme Fakten stören. Warum sind die Tiere auf der Arche Noah nicht verhungert? Nun, sie wurden in Form von Eiern mitgenommen oder hielten Winterschlaf. Oder warum sind denn die Fakten für die Evolution derart offensichtlich? Gott hat diese nur geschaffen, um Verwirrung zu stiften und unseren Glauben auf die Probe zu stellen. Andreas Beyer hat noch weitere instruktive Beispiele zusammengetragen16. So entwickeln Kreationisten Definitionen nach Bedarf, verwenden Zerrbilder oder wiederholen stereotyp die immer wieder unzutreffenden Beispiele (z.B. die angebliche Unvereinbarkeit der Evolution mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, der jedoch nur für geschlossene Systeme gilt). Zitate werden aus dem Zusammenhang gerissen und in völlig falschem Kontext wiedergegeben, und Zitatinflation weckt den Anschein der Seriosität. Evolution gegen Religion? Zwingen die Ergebnisse der Evolutionswissenschaften zum Atheismus? Die Kreationismusdebatte wird zunehmend zum Anlass genommen, Religion und Glaube insgesamt als wissenschaftsfeindlich und im Widerspruch zur Evolutionstheorie stehend darzustellen. Zu einem gewissen Teil haben sich dies die Kirchen selbst zuzuschreiben. So waren etwa die Äußerungen, die der Wiener Kardinal Schönborn am 7.6.2005 in der New York-Times19 gemacht hat, zumindest sehr missverständlich: Schörnborn vertrat in diesem viel diskutierten Gastkommentar über weite Bereiche einen modifizierten „IntelligentDesign“-Standpunkt. Zwischenzeitlich hat sich der Kardinal mehrfach korrigiert und akzeptiert nun die evolutionsbiologische Sichtweise innerhalb eines theistischen Weltbildes. Auch andere kirchliche Würdenträger argumentierten teilweise in wenig differenzierter und missverständlicher Weise20. Aber es sind insbesondere auch manche Naturwissenschaftler selbst, die das Kind mit dem Bade ausschütten. Gruppierungen der sogenannten Neuen Atheisten behaupten zwar, dass sie religiöse Weltbilder tolerieren würden, aber sehen Glaube und Religion als Relikt einer voraufgeklärten Welt. Besonders befeuert hat diese Richtung der Oxforder Evolutionsbiologe Richard Dawkins mit seinem Bestseller „Der Gotteswahn“. Kein kreationistisches Buch wird wohl je diese Auflagenstärke erreichen. Schon in seinem Vorwort schreibt er, dass sein Buch zum Atheismus bekehren möchte, und Buchpassagen, die etwa zum Ausdruck bringen, dass religiöse Erziehung von Kindern schlimmer als sexueller Kindesmissbrauch sein kann, sind populistische, m.E. nicht entschuldbare Entgleisungen. Harun Yahya und andere Fundamentalkreationisten schreiben, dass so gut wie alles Übel dieser Welt aus der Evolutionstheorie käme, Dawkins schreibt sinngemäß, dass die Religion für die großen Übel dieser Welt verantwortlich sei. Eine derartige Kampfschrift muss der Autor selbst vertreten, dass er allerdings die Evolutionstheorie dazu missbraucht, seinen Kampf zu führen, muss ihm schwer angelastet werden. Er befördert damit das Klischee, 19 deutsche Übersetzung siehe: www.kath.net/detail.php?id=10972 20 Zur Sprachverwirrung zwischen Theologen und Naturwissenschaftlern um die Begriffe Sinn, Zweck, Zufall und Design siehe auch http://achdulieberdarwin.blogspot.com/2009/03/wir‐sind‐kein‐reiner‐ zufall‐oder‐doch.html 17 welches Kreationisten für Evolutionswissenschaftler aufbauen, nämlich dass sie eine Hetzjagd auf Religiöse betreiben würden und Evolutionslehre dogmatisch-ideologisch und damit eine Art Ersatzreligion sei. Wenn man den Kreationisten irgendwo recht geben muss, dann mit dieser Einschätzung, sofern sie sich auf Dawkins und einige wenige weitere bezieht. In Deutschland gehen vor allem die Mitglieder der Giordano Bruno-Stiftung dezidiert und teilweise aggressiv religionskritisch vor. Das so genannte Kinderbuch „Wo bitte geht’s zu Gott fragte das kleine Ferkel“, welches der Vorsitzende der Giordano Bruno-Stiftung zusammen mit einem Grafiker publizierte, erregte zu Recht die Gemüter. Das Darstellen der Hässlichkeit und Bosheit von Vertretern aller Konfessionen ist nun tatsächlich das, was Dawkins der Religion pauschal vorwirft: ideologische Beeinflussung von Kindern, hier unter primitivsten Klischees21. Erfreulicherweise haben sich die großen christlichen Kirchen in Deutschland doch zunehmend deutlich positioniert. So hat die Katholische Kirche in der Regel kein Problem damit, Evolution als Faktum anzuerkennen. Sie sieht Evolution als Umsetzung der Schöpfung. Die Katholische Kirche hat, wie übrigens auch die Evangelische Kirche Deutschlands, allerdings ein Problem damit, auch den menschlichen Geist und eine menschliche Seele allein durch biologische Evolution zu erklären. Beide Kirchen akzeptieren schon längst, dass der Schöpfungsbericht nicht wörtlich genommen werden kann. So meinte Papst Johannes Paul II (2004) dass die Evolutionslehre nicht der katholischen Schöpfungslehre widerspreche. Zuvor sagte Papst Johannes Paul II. 1996 über seinen Vorgänger: „In seiner Enzyklika Humani generis aus dem Jahr 1950 hatte schon mein Vorgänger Pius XII. dargelegt, dass die Evolution und das, was der Glaube über den Menschen und seine Berufung lehrt, nicht im Gegensatz zueinander stehen.....“ sowie „Heute, beinahe ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen der Enzyklika, geben neue Erkenntnisse dazu Anlaß, in der Evolutionstheorie mehr als eine Hypothese zu sehen.“ Papst Benedikt XVI. scheint dieser Linie zu folgen, argumentiert jedoch stärker gegen „Grenzüberstreitungen“ (als ideologische Weltanschauung). Weiterhin versteht er unter Vernunft sowohl wissenschaftliche Erkenntnis als auch Glaube, was aber eher eine philosophische Frage ist. Die in der EKD zusammengeschlossenen Evangelischen Kirchen Deutschlands haben diesbezüglich nicht nur eine ähnliche Grundhaltung wie die katholische Kirche. Sie akzeptieren die Evolutionstheorie als naturwissenschaftliche Erklärung der Entwicklung des Lebens voll und ganz und positionieren sich zudem aktiv gegen Kreationismus. Eindeutige Aussagen gibt es nicht nur vom EKD-Vorsitzenden Bischof Wolfgang Huber und von vielen Landeskirchen, sondern insbesondere auch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. So gibt es etwa eine direkte Handreichung der EKD zu Evolution und Schöpfung22. Vereinfacht gesagt, hat die EKD die klarste Pro-Haltung bezüglich der Vereinbarkeit von Evolutionstheorie bzw. Naturwissenschaften allgemein und Glaube, während viele (jedoch nicht alle) evangelikale Freikirchen dem Kreationismus sehr nahe stehen bzw. ihn bewusst befördern. Die katholische Kirche sieht die Vereinbarkeit von Glaube und Naturwissenschaften ebenfalls gegeben, obwohl die Position unter dem Vorgänger des derzeitigen Papstes klarer erschien. Das „Castelgandolfo“-Buch23 lässt hier noch manche Frage unbeantwortet. Jedoch distanzierte sich die katholische Kirche unter 21 Machen Sie sich selbst ein Bild unter http://www.sueddeutsche.de/kultur/827/431578/bilder/?img=0.2 22 EKD‐Texte 94 (2008): Weltentstehung, Evolutiontheorie und Schöpfungsglaube in der Schule.‐ www.ekd.de/download/ekd_texte_94.pdf 23 Schöpfung und Evolution. Eine Tagung mit Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo. St. Ulrich‐Verlag, Augsburg 18 anderem mit einer unter der Schirmherrschaft des Päpstlichen Kulturrat im März 2009 durchgeführten wissenschaftlichen Konferenz an der päpstlichen Universität Gregoriana zu Rom glasklar von Kreationismus und bekannte sich zur Evolutionstheorie24. Aber auch der Islam ist selbstverständlich nicht per se wissenschaftsfeindlich. So schreibt der Religionswissenschaftler Michael Blume im Portal Religionswissenschaften: „Viele Muslime blicken zu Recht stolz auf jene Jahrhunderte zurück, in denen die islamische Welt führend in vielen Bereichen der Wissenschaft gewesen ist. Die Vorstellung, dass sich ein recht verstandener Islam und seriöse, wissenschaftliche Erkenntnis nicht widersprechen könnten, wird bis heute von den meisten Muslimen vertreten.“25 Allerdings wird derzeit die islamische Theologie in vielen Ländern politisch gegängelt. Wichtig erscheint, klar zwischen mit naturwissenschaftlicher Methodik zugänglichen Naturwissenschaften und Religion/Glaube zu trennen. Wissenschaftler mit generellem atheistischem Weltbild sind genauso ernstzunehmende Wissenschaftler wie solche mit einem nicht-fundamentalistischen religiösem Weltbild. Egal, ob atheistischer oder religiöser Wissenschaftler, die moderne Theologie sollte als guter Verbündeter gegen Kreationismus gesehen werden, denn Kreationismus ist gleichermaßen ein Angriff auf unser modernes Verständnis von Naturwissenschaften wie auf eine moderne Theologie26. Szientismus und Biologismus Auf der anderen Seite beschädigen Szientismus und Biologismus, welche einen alleinigen, teils sogar ideologisierenden Erklärungsanspruch der biologischen Evolutionstheorie auch für Verhaltensmuster und gesellschaftliche Phänomene annehmen, die Akzeptanz der Evolutionswissenschaften. Beispiele, die allerdings in den Medien oftmals überspitzt dargestellt werden umfassen Aussagen wie: „dauerhaftes Glück ist in der Biologie nicht vorgesehen“, „die monogame Ehe ist aus biologischer Sicht ein besonders erklärungsbedürftiges Konzept“, „Angeberei ist uns angeboren“, „Kinder werden auch innerhalb einer Familie aus biologischen Gründen nicht gleichbehandelt“, „Selbstlosigkeit ist biologisch betrachtet ebenfalls Egoismus“ oder „Menschen sind im Vergleich mit Schimpansen eher eine monogame Art mit Tendenz zur Promiskuität.“ Der Allerklärungsanspruch mancher Biologen auch für andere gesellschaftliche Probleme gipfelt in Anlehnung an den schon erwähnten berühmten Ausspruch Dobzhanskys („Nichts in der Biologie macht Sinn außer im Lichte der Evolution“) im Satz eines deutschen Evolutionsbiologen: „Nichts in den Geisteswissenschaften macht Sinn außer im Lichte der Biologie“.27 Kulturell-gesellschaftliche Phänomene und Entwicklungen laufen meiner Überzeugung nach nicht ausschließlich nach den Prinzipien biologischer Evolution ab und sind nicht zwingend und komplett durch die biologische Evolution determiniert. Wir haben, trotz der biologischen Bedingtheit unseres Gehirns eine hohe Eigenständigkeit des Geistes, was man biologisch betrachtet vielleicht als emergentes Phänomen bezeichnen könnte. Natürlich sind unsere Verhaltensweisen auch biologisch beeinflusst, wobei man jedoch Verhaltenskategorien und Situationen berücksichtigen muss. Keinesfalls lehne ich aber evolutionärpsychologische Beiträge per se ab. Eines der spannendsten Forschungsfelder ist hierbei die Beziehung 24 siehe z.B. hier für weitere Infos: http://achdulieberdarwin.blogspot.com/2009/03/evolution‐in‐rom‐ im‐planckton‐blog.html 25 http://religionswissenschaft.twoday.net/stories/4030324/ 26 Bischof Wolfgang Huber warnt vor dem Kreationismus. Keine Angst vor Käfern. Frankfurter Allgemeine Zeitung / Sonntagszeitung vom 27.8.2007, S. 35, sowie http://www.faz.net/print/Feuilleton/Keine‐ Angst‐vor‐Kaefern 27 Angriff auf den "Verbalwissenschaftler", Süddeutsche Zeitung vom 7.7.2008, http://www.sueddeutsche.de/kultur/741/319613/text/ 19 zwischen biologischer Evolution und kulturellem Überbau. Wann ist die Kultur ein verlängerter Arm der biologischen Evolution, wann hat sie eine Eindämmungsfunktion, wo ist sie komplett vom biologischen Erbe emanzipiert und in welcher Weise ist dies alles situationsabhängig ? Nur mit einem Verständnis der Dynamik beider Ebenen werden wir auch einen wesentlichen Schritt weiter kommen, um gesellschaftliche Prozesse zu verstehen und damit friedlich und sinnvoll gestalten zu können. Ethische Normen sollten durchaus bei ihrer Erstellung biologische Prädispositionen mit ins Kalkül ziehen - eine ethische Norm welche das nächtliche Schlafen stigmatisiert, würde sicherlich nie befolgt werden. Allerdings können sie meiner Überzeugung nach keineswegs dominant oder gar ausschließlich aus der Evolutionsbiologie abgeleitet werden. Die ausschließliche Berücksichtung biologisch angelegter Verhaltensmuster zur Erstellung von Normen würde nicht zu einem „evolutionsethischen Humanismus“, sondern nur zu einem nichtethischen „Biologismus“ führen. Aber das wissen sogar diejenigen, die einen „evolutionären Humanismus“ fordern. Die oft kontroverse Diskussion bewegt sich darum, wie stark oder schwach unsere eigenen biologischen Dispositionen in ethische und sogar juristische Konzepte einzubringen sind, und da bin ich der Auffassung, dass Menschsein und Humanismus gerade auch darin besteht, sich in weiten Teilen von rein biologischen Verhaltensmustern emanzipieren zu können, zumindest dort, wo es im Sinne eines friedlichen und gerechten Zusammenlebens angebracht erscheint. Fazit: Selbstbeschränkung und Kooperation Aus den Diskussionen und Debatten im Darwin-Jahr 2009 kann man vieles lernen. Den Naturwissenschaften ist dringend eine notwendige Selbstbeschränkung anzuraten: Naturwissenschaften sind zuständig für das Verständnis des „Wie funktioniert die Natur“? Wenn sie vom „Zweck“ reden, machen sie keine existenziell sinnhaften Aussagen, sondern sprechen über biologische Funktionen. Naturwissenschaftler sollten auch akzeptieren, dass es noch offene, vielleicht sogar wissenschaftlich nie lösbare Fragen gibt. Aber auch die Religionen sollten Selbstbeschränkung üben. Wo nachgefragt sind sie zuständig für Sinnfragen und „Metaphysik“. Religionen liegen für mich auf anderen Ebenen als Naturwissenschaften und kommen sich deshalb in aller Regel mit den Naturwissenschaften nicht in die Quere. Naturgemäß sind die Antworten der Religionen nichtwissenschaftlich (wobei ich hier nicht die Religionswissenschaften meine), sondern stellen Glaubensaussagen dar, man kann diese glaubhaft oder gar vernünftig finden oder auch nicht. Ein naturwissenschaftliches Weltbild kann als solches philosophisch reflektiert werden und zu einer persönlichen agnostischen oder atheistischen Weltanschauung erweitert werden, es kann aber auch um ein religiöses Weltbild zur Sinnhaftigkeit der Welt ergänzt werden und dann in eine wissenschaftsoffene, religiöse Weltanschauung münden. Beides ist weder zwingend noch allgemeingültig, sondern eine rein persönliche Entscheidung. Weltanschauliches Missionieren lehne ich von allen Seiten ab, sofern nicht nur ein Überzeugen durch Beispiel und Diskurs damit gemeint ist. Religiöse Traditionen sind allerdings auch Teil unseres Kulturverständnisses. Kulturelle Traditionen sind jedoch nicht sakrosankt, sie müssen natürlich hinterfragbar sein. Speziell für den Schulunterricht wären vielleicht modernisierte Bibelexegesen als Grundlagen für den Religionsunterricht wünschenswert. Es sollte auch durchaus Diskussionen zwischen Religion und Biologie geben, allerdings bei Wahrung der inhaltlichen Abgrenzung. Das Beispiel Kreationismus ist als Thema für entsprechende transdisziplinäre Module geeignet, um gemeinsam sowohl korrektes wissenschaftstheorisches Arbeiten als auch die Metaphysik der Religionen zu behandeln. Insgesamt muss die Evolutionstheorie auch möglichst authentisch vermittelt werden. Hierzu eignen sich Versuche und Beobachtungsreihen im Schulunterricht, Besuche in Universitätslabors sowie Integration von thematischen Schulausflügen in Zoos, botanische Gärten und Naturkundemuseen. 20 Abb. 6: Hypothetisches Schema der Situationsbezogenheit von Wechselwirkungen zwischen evolutionsbiologischem Erbe und kultureller Evolution. Grün: biologisches Anteile, Orange: kulturelle Erweiterung, Orange um Grün: Kulturelle Überprägung des biologischen Anteils. Hellblau: gesellschaftliche normative „Kontrollkappe“. a. wesentliche Grundbedürfnisse des Menschen, wie Essen und Schlafen sind selbstverständlich biologisch dominiert. Sie können in einem gewissen Umfang kulturell kontrolliert werden (Verteilung der Nahrungsaufnahme auf Frühstück-, Mittags-, und Abendessen, vegetarische Ernährung; teilweise Nachtarbeit ohne Schlaf), eine normative Kontrolle (z.B. Erwerb statt Raub von Nahrung) ist ebenfalls vorhanden. b. Wissenschaft und Technik sind stark kulturell dominiert. Zwar verwenden bereits viele Tiere Werkzeuge, diese werden jedoch in der Regel nicht extra hergestellt. Auch ist die wissenschaftliche Neugier sicherlich zum Teil biologisch begründet. Wissenschaft und Technik können als Kulturtechniken in gewisser Weise als verlängerter Arm der biologischen Evolution gesehen werden, denn sie erlauben dem Menschen eine enorme Anpassung an seine Umwelt, auch an sich ändernde Bedingungen. Da die Fortschritte jedoch nicht genetisch, sondern kulturell tradiert werden, stellt diese Form gleichzeitig eine starke Emanzipation von unserem biologischen Erbe dar. Die starke Eigenständigkeit solcher kultureller Prozesse, darunter auch die Forschung benötigt jedoch eine besonders starke normative „Kontrollkappe“. Nicht alles Machbare ist gesellschaftlich sowie für das Überleben der Menschheit sinnvoll. c. Unser sonstiges zwischenmenschliches und gesellschaftliches Verhalten setzt sich, sicherlich zu unterschiedlichen Anteilen aus biologisch ererbten Grundmustern und deren kulturellen Überprägung zusammen, wobei die kulturelle Überprägung eine stark regulative Wirkung besitzt. Eine normative Kontrollkappe (Gesetze, gesellschaftliche Regeln, ggf. auch religiöse Regeln) ist auch hier notwendig. d. In speziellen, insbesondere Stresssituationen kann sich das biologische Erbe dominant in den Vordergrund schieben (etwa Aggressivität). Eine normative Kontrollkappe ist sicherlich gerade auch hier notwenig, dennoch erscheint es gerade hier sinnvoll, auch, normativ kontrolliert „Dampf ablassen“ zu können. Abbildung und Abbildungserläuterung aus Leinfelder (im Druck) 21 Ausblick: Quo Vadis? Die Menschheit hat sich durch die menschengemachte Klima- und Umweltkrise den größten Selektionsversuch selbst auferlegt. Das Sterben der Korallenriffe, steigender Meeresspiegel, veränderte Niederschlagsmuster, immense Überfischung und Verlust der genetischen Ressourcen können Milliarden von Menschen bedrohen. Auch zur Bewältigung dieser Krise bedarf es evolutionären Wissens. Zum einen sind Biodiversität, Evolution, Umwelt und Klima eng miteinander vernetzt. Hier gilt es insbesondere, die dynamischen Prozesse von Biodiversitätsänderungen besser erkennen und möglicherweise sogar vorhersagen zu können. Dabei ist das Verständnis auch heute ablaufender Evolutionsprozesse wesentlich, um Reaktionen der belebten Natur auf Klima- und Umweltänderungen sowie mögliche natürliche und kulturelle Anpassungswege prognostizieren und bewerten zu können. Zum anderen benötigen wir für die Bewältigung der Umweltkrise auch eine weitere kulturelle (R)evolution. Seit der Industrialisierung pumpt die Menschheit ungezügelt alle fossilen Energieträger wieder in die Atmosphäre zurück. Kohlendioxid, welches über mehrere hunderte Millionen von Jahren entzogen wurde, wird nun - geologisch gesehen – sozusagen auf einmal als CO2 wieder in die Atmosphäre zurückgeführt. Zusätzlich werden biologische Kohlenstoffspeicher, wie Wälder oder Moore durch uns selbst vernichtet. Der Mensch muss, um die Erde weiterhin auch für die nachfolgenden Generationen nutzen zu können, radikal umdenken. Dazu benötigen wir mehr denn je unseren kulturellen Verstand, für den die biologische Evolution unseres Gehirns die Grundlage geliefert hat: Vor etwa 2,5 Millionen Jahren begann der Urmensch einfachste Steinwerkzeuge zu verwenden, was ihn jedoch kulturell noch nicht sehr vom Tier unterschied. Die erste kulturelle Revolution des Jägers und Sammlers fand vor etwa 600.000 Jahren mit der Bearbeitung von Faustkeilen und Feuergebrauch statt. Vor etwa 10.000 Jahren v. Chr. begann die neolithische Revolution, die uns Ackerbau und Viehzucht sowie im Gefolge den Hausbau brachte. Seit etwa 8000 Jahren v.Chr. breiteten sich Stadtkulturen und mit ihnen das Handwerk und Dienstleistungen, also umfassende Arbeitsteilung aus. Im späten 18. und 19. Jahrhundert erfolgte die Industrielle Revolution. Bleibt nur zu hoffen, dass die nächste, notwendige (R)evolution, eine „KohlenstoffAbrüstung“ und mit ihr der Eintritt in ein „postkarbones“, nachhaltiges Industriezeitalter nicht mehr lange auf sich warten lässt28. Was nützt unser Wissen über die Evolutionsvorgänge, welche zu Biodiversitätsverlust führen, was nützt es, wenn wir über die Klimaprozesse Bescheid wissen und wissenschaftlich abgesicherte Wahrscheinlichkeitsszenarien zur klimatischen Entwicklung machen können, was nützt es, wenn wir sogar die richtigen Handlungsweisen und Technologien zur Vermeidung beschreiben können, aber diese nicht umsetzen können? Diese Umsetzung muss demokratisch geschehen, aber sie kann damit nur erreicht werden, wenn wir die Auswirkungen unseres Handeln auch über die Generationen hinweg verstehen und dies entsprechend berücksichtigen. Dieser hohe Anspruch kann nur mit Hilfe einer kulturellen Transformation erfüllt werden. Prinzipiell sollten wir dazu fähig sein. Der Mensch ist zwar biologisch ein Tier (bzw. chemisch ein Molekülcocktail), das ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Der Mensch ist zusätzlich eben gerade auch ein Kulturwesen. Die berühmte Menschenaffenforscherin Jane Goodall brachte es zum Eingang des Darwin-Jahrs in einem Cicero-Interview auf den Punkt: „Die Sprache, mit der wir moralische Entscheidungen treffen können, macht uns zum Menschen. Damit überlassen wir uns nicht dem bloßen Instinkt. Es ist die Fähigkeit, diskutieren und über abstrakte Dinge sprechen zu können, die nicht real existieren, sondern vor unserem geistigen Auge stehen. Diese Befähigung ist es, durch die 28 siehe hierzu auch: Schellnhuber, H.‐J.,, Messner, D., Leggewie, C., Leinfelder, R.R., Nakicenovik, N., Rahmstorf, S., Schlacke, S., Schmid, J. & Schubert, R. (2009): Kassensturz für den Weltklimavertrag.‐ Sondergutachten, 58 S., Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung, Globale Umweltveränderungen (WBGU), Berlin. http://www.wbgu.de/wbgu_sn2009.html 22 sich unser Intellekt so explosionsartig weiterentwickelt hat“29. Und der leider noch vor dem Darwin-Jahr im August 2008 verstorbene Neurobiologe und Tierphysiologe Gerhard Neuweiler sieht im Menschen eben doch die Krone der Evolution. Allerdings gilt dies nur, wenn wir es auf die Komplexität unseres Gehirns und seiner Fähigkeiten beziehen, denn der Mensch kann weder ohne Hilfsmittel fliegen noch lange tauchen, viele Tiere hören und riechen besser, oder laufen schneller. Aber unser höchst erhobenes Körperteil erlaubte uns die kulturelle Evolution. Neuweiler schreibt: „Im Menschen emanzipiert sich die Evolution, denn er ist das einzige Lebewesen, das die Werkzeuge der natürlichen Evolution in die Hände nehmen und ihr eine eigene humane Welt entgegensetzen kann“30. Diese humane Welt hat nichts mit einem „Neo-Humanismus“ bzw. „evolutionären Humanismus“ der Szientisten und Biologisten zu tun, welche allen Ernstes als „erklärtes Ziel“ fordern, „ den Eigennutz in den Dienst der Humanität zu stellen“. Außerdem soll man zwar nicht lügen, betrügen, stehlen oder töten, „es sei denn es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten die Ideale der Humanität durchzusetzen.“31 Wenn zur Durchsetzung der Ideale eines „Neo-Humanismus“ davon gebraucht gemacht werden sollte, dann rette sich wer kann vor diesem Humanismus. Wie wunderbar hingegen, aus einer Stadt zu stammen und von einer Schule zu kommen, die sich echtem Humanismus verpflichtet fühlt. So wurde schon am 25. September 1555 im Augsburger Reichs- und Religionsfrieden folgendes festgelegt: „Setzen demnach, ordnen, wollen und gebieten, daß fernerhin niemand, welcher Würde, Standes oder Wesens er auch sei, den anderen befehden, bekriegen, fangen, überziehen, belagern, […] [möchte], sondern ein jeder den anderen mit rechter Freundschaft und christlicher Liebe entgegentreten soll“32. Dies schließt sich im aktuellen Schulkonzept des Gymnasiums bei St. Anna, welches ich weiter oben auszugsweise zitiert habe und welches auf Humanismus, Bewusstsein über die Würde des Individuums, auf Notwendigkeit zur Erforschung der Welt, auf Offenheit, Achtung, Toleranz und Respekt des Anderen fokussiert. Hier finden sich Aristoteles, Charles Darwin, Albert Einstein, Jürgen Habermas und Hans Jonas gleichermaßen: Der biblische Auftrag, sich die Erde untertan zu machen schließt sich hier zum „Ökologische Imperativ“ von Hans Jonas (1979): „ Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden“33. Gerade als Naturwissenschaftler bin ich überzeugt, dass uns hier unser evolutionäres Erbe nicht weiterhelfen kann. Wir müssen hier gegen unseren biologisch-evolutionäres Eigennutz-Erbe handeln, denn biologische Evolution und biologisches Eigennutzverhalten können eben nicht weit vorausplanen. Unsere Welt weiter lebenswert zu machen und dabei über Generationen und über die eigenen Gene hinweg vorauszuschauen, ist eine kulturelle Herausforderung, in die unser gesamtes naturwissenschaftliches und kulturwissenschaftliches Wissen mit einfließen muss. Die Aufgabe kann nur gelingen, wenn Schulen wie das Gymnasium bei St. Anna hier die notwendigen Grundsteine legen. 29 http://www.cicero.de/97.php?ress_id=7&item=3057 30 Neuweiler, G. (2008): siehe Anhang 31 Schmidt‐Salomon, M. (2006): siehe Anhang 32 Fide http://de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Reichs‐_und_Religionsfrieden , Stand 17.7.2009 33 Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung: Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Frankfurt/M., 1979. Neuauflage als Suhrkamp Taschenbuch, 1984 23 Reinhold Leinfelder, geboren 1957 in Augsburg, ist Abiturient des Jahrgangs 1975. Er ist Professor für Geologie und Paläontologie, Generaldirektor des Museum für Naturkunde Berlin, Vorsitzender des Konsortiums „Deutsche Naturwissenschaftliche Forschungssammlungen“ sowie Mitglied des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ (WBGU). Adresse: Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin Invalidenstr. 43 10115 Berlin [email protected] www.reinhold-leinfelder.de 24 Anhang Direkt im Text verwendete Literatur und sonstige Hinweise wurden in Form von Fußnoten angegeben. Nachfolgend finden Sie einige Beispiele zu vertiefender Literatur und weiterer Ressourcen. Wegen der Fülle der Literatur kann nur eine kleine Auswahl angegeben werden, diese ist nicht unbedingt repräsentativ. Charles Darwin: Brownie, Janet (2007): Über Charles Darwin. Die Entstehung der Arten. 152 S., DTV. Darwin, Charles, mit Kommentar von Uwe Hoßfeld und Lennart Olsson (2009): Zur Evolutio der Arten und zur Entwicklung der Erde. Frühe Schriften zur Evolutionstheorie. 287 S., Suhrkamp-Studienbibliothek. Eldredge, Niles (2005): Discovering the Tree of Life. 256 S., Norton & Co., New York, London. Engels, Eve-Marie (2007): Charles Darwin. 256 S., C.H.Beck-Verlag, München. Glaubrecht, Matthias (2009): „Es ist als ob man einen Mord gesteht“ – ein Tag im Leben des Charles Darwin. Ein biografisches Portrait. 272 S., Herder-Verlag, Freiburg. Voss, Julia (2008): Charles Darwin zur Einführung. 215 S. Junius-Verlag, Hamburg. Voss, Julia (2008): Darwins Bilder. Ansichten der Evolutionstheorie 1837-1874. 374 S. S.Fischer-Verlag, Frankfurt am Main Werner, Petra (2009): Darwin. Die Entdeckung des Zweifels. 325 S., Osburg-Verlag, Berlin. Neuere Übersichtsarbeiten zur Evolutionstheorie: Carroll, Sean (2008): Die Darwin-DNA. Wie die neueste Forschung die Evolutionstheorie bestätigt. 331 S., S.Fischer-Verlag, Frankfurt am Main. Dawkins, Richard (2008): Geschichten vom Ursprung des Lebens. Eine Zeitreise auf Darwins Spuren. 928 S., UllsteinVerlag, Berlin. Kirschner, Marc W. & Gerhart, J.C. (2007): Die Lösung von Darwins Dilemma. Wie die Evolution komplexes Leben schafft. 415 S., rororo-science. Krukonis, Greg & Barr, Tracy (2008): Evolution for Dummies. 362 S., Wiley, Hoboken. Kull, Ulrich (2007): Evolution in Stichworten. 402 S., Borntraeger, Berlin, Stuttgart. Neuweiler, Gerhard (2008): Und wir sind es doch - die Krone der Evolution. 253 S., Wagenbach-Verlag, Berlin. Reichholf, Josef (2007): Was stimmt? Evolution. Die wichtigsten Antworten. Herder-Spektrum, Freiburg. Röhrlich, Dagmar (2006): Evolution auf der Achterbahn oder war wir Menschen unsere Existenz einem Vulkanausbruch verdanken. 237 S., Bloomsbury Kinder- und Jugendbücher, Berlin-Verlag. Shubin, Neil (2008): Der Fisch in uns. Eine Reise durch die 3,5 Milliarden Jahre alte Geschichte unseres Körpers. 281 S., S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main Kreationistische „Standard-Werke“ Junker, Reinhard & Scherer, Siegfried (2006, 6. Aufl.): Evolution – ein kritisches Lehrbuch. 336 S., Weyel Lehrmittelverlag Gießen. Yahya, Harun (2007): Atlas der Schöpfung, 800 Seiten, Global Publishing, Istanbul. 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(im Druck): Epilog: Darwins Erbe für die Zukunft, in: Charles Darwin Die Entstehung der Arten, mit zwei Beiträgen von Alfred Russel Wallace, illustriert, kommentiert und herausgegeben von Paul Wrede und Saskia Wrede, VCH- Wiley Weinheim. Weitere Zeitungsartikel, Interviews, ausgewählte Medienbeiträge von Reinhold Leinfelder unter http://www.palaeo.de/edu/kreationismus/stellungrl Reinhold Leinfelders Blog zum Darwin-Jahr: Ach Du lieber Darwin! http://achdulieberdarwin.blogspot.com Darwin-Jahr-Veranstaltungskalender der Deutschen Naturwissenschaftlichen Forschungssammlungen: http://www.darwinjahr2009.de 26