Pilgerbericht Lahn
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Pilgerbericht Lahn
Vier-Tage-Pilgern auf dem Lahn-Camino : Ein Kurzbericht Zum 6. Mal fand eine Pilgergruppe zusammen, um das gemeinsame Angebot der Bildungsreferenten der Ev. Dekanate Darmstadt-Land und Vorderer Odenwald, Ingo Mörl und Werner Stoklossa, wahrzunehmen. Vom Fronleichnamsdonnerstag bis zum Sonntag, 10.6.2012 begaben sich 20 Rucksack-PilgerInnen auf die Wegstrecke von Lahnstein nach Limburg. Die altersgemischt und ökumenisch zusammengesetzte Gruppe hatte ihre Rucksäcke gegenüber früheren Jahren erleichtert, da Übernachtungen in Jugendherbergen und Pensionen vorgesehen waren. Für die starken Steigungen und Abstiege auf diesem Teil des Lahn-Caminos war das überaus wichtig. Der Fronleichnamstag brachte es mit sich, dass die offene Martinskirche in Oberlahnstein geschlossen war, aber freundlicherweise konnte die Eröffnungsandacht in der modernen Kapelle des Krankenhauses stattfinden. Vom Rilke-Gedicht „Mach mich zum Wächter deiner Welten“ kam der Impuls, wechselweise eine/n PartnerIn mit geschlossenen Augen durch die Kapelle zu führen und an bemerkenswerten Stellen wie ein Fotoapparat kurz die Augen zu öffnen, das empfangene Bild zu „speichern“. Mit dem Pilgersegen machte sich die Gruppe getreu dem Gedicht von Heinrich Seidel auf den Pilgerweg: Wer sich mit schweren Sorgen plagt/ An wessen Herz ein Kummer nagt/ Und wer sich krank und elend glaubt/ Und wem die Seele eingestaubt/ Der nehme seinen Wanderstab/ Und geh' die Welt bergauf, bergab!/ Hinaus! hinaus aus deinem Nest!/ Das Wandern ist das Allerbest'! Bahnhof Oberlahnstein Kapelle St.ElisabethKrankenhs Taber nakel in der Kapelle Blick von Burg Lahneck Rast auf Burg Lahneck Der Aufstieg zur Burg Lahneck stimmte uns ein auf typische Wegführungen des Lahn-Caminos: die Lahn möglichst von oben anzusehen. Jedoch ist die Pilgermuschel zu selten als Wegkennzeichnung zu sehen, so entnahmen wir der Wanderkarte andere Bezeichnungen - ohne zu merken, dass D1 ein Rundweg ist! So musste die Gruppe gleich alle Augen und Hilfsmittel in Anspruch nehmen, um zum richtigen Weg zurückzufinden und dann eine Abkürzung nach Miellen wählen, um die Zeit wieder aufzuholen. Das war auch deshalb nötig, weil Regenschauern aufkamen. Am Ortseingang von Bad Ems überraschte uns die Nachricht, dass die Übernachtungen in Jugendherberge und Hotel nicht wie reserviert zur Verfügung standen. Doch für tropfnasse Pilger bemühten sich Herbergs- und Hotelleitung um Ausweichquartiere und transportierte uns mit Bus und Bustaxi hin und her in 4 verschiedene Häuser. Dass 2/3 der Gruppe doch gemeinsam am Abendessenstisch sitzen konnten, wärmte von innen und ließ die Stimmung wieder steigen. Ziemlich k.o. ließen wir uns in die Betten fallen und kamen leider auch nicht mehr in der Evangelischen Martinskirche von Bad Ems zusammen. Dem Hl. Martin von Tours – eigentlich unser Tagesbegleiter – fühlten wir uns insofern verbunden, als uns freundliche Menschen aus der nassen Kälte geholfen hatten... D1 irritiert als Rundweg Matsch nach Regenschauer JH Bad Ems empfängt uns um 20h mit tollem Abendessen Die Sporkenburg beherbergt 7 Der nächste Morgen weckte uns mit strahlend blauem Himmel und führte uns zur Morgenandacht in der russisch-orthodoxen Kirche zusammen. Wir erfuhren, dass man sich dort nicht mit dem Rücken zur Altarwand stellt, beteten orthodoxe Morgengebete und ließen mehrstimmigen Gesang in die Kuppel aufsteigen.Wir erfuhren, dass bei strikt getrennten Bereiche für Priester und Kirchenvolk das Hl. Abendmahl jedem Gemeindemitglied in gemischter Form von einem Löffel eingeflöst wird. Mit dem Pilgersegen der IONA-Kommunität machten wir uns an den Aufstieg zum Concordia-Turm hoch über Bad Ems. Eintracht war unter uns eingekehrt und gemeinsame Sorge, ob die mit Schnüre angebundenen Sohlen der Wanderschuhe einer Pilgerin bis Nassau halten, wo ihr ein Schuhgeschäft versprochen war. Der Weg führte schattig durch den Wald und an sonnigen Wiesen vorbei nach Dausenau, von einer erhaltenen Burgmauer im Dreieck eingeschlossen. Zur Mittagspause In orthodoxen Kirche Bad Ems feiern wir die Morgenandacht und betrachten die Ikonostase. Nach Gruppenbild geht’s über die Lahn vorbei am Bad Emser Kurbrunnen zum Concordia-Turmblick hoch über der Stadt, dann auf sonnigem Wiesenweg nach d. mittelalterlichen Dausenau, rings umgeben von Stadtmauern, mit ev.. frühgoti- scher Kirche (m.Pilgermuschel) Hat noch gehalten bis Nassau! Rodins Denker vor Fachwerk erreichten wir Nassau und genossen heißen Kaffee/Tee und kühles Eis. Pilgern heißt ja nicht, auf Schönes verzichten, sondern Schönes wertschätzen. Die neuen Wanderschuhe passten, und so gingen wir die 2. Hälfte der Wegstrecke bis Kloster Arnstein an: diesmal am linken Lahnufer entlang, bis auch dieser Pfad in die Höhe führte. Glücklich, dass wir diesmal frühzeitig das Ziel erreichten, hieß uns das modern eingerichtete Jugendhaus des Klosters willkommen und erfrischte das Duschen Leib und Seele, besonders die Füße, die schon manches Blasenpflaster trugen. Die Abendandacht in der großen Klosterkirche verknüpfte die Geschichte der Diakonischen Heime Scheuern (bei Nassau) in der Nazi-Zeit, als dort 1300 behinderte Menschen zum Abtransport zur Ermordung gesammelt wurden, mit dem Beispiel des Klostervorstehers Walter Spix (1894-1942) der Prämonstratenserabtei Arnstein. Eine Gedenktafel erinnert an seine Inhaftierung ins KZ Dachau, weil er polnische Zwangsarbeiter an Gottesdiensten und am Klosterfrühstück teilnehmen ließ. Noch plastischer führte uns die verlesene Predigt des Pallottinerpaters Richard Henkes (*1900 bei Montabauer/ +1945 im KZ Dachau) aus dem Jahr 1943 vor Augen, mit welchem Mut ein Christ die widergöttliche, unmenschliche Ideologie und Handlungsweise der Nazis öffentlich tadelte, für die Kranke und Behinderte „Schädlinge“ seien. Pater Henkes Asche ist in den Limburger Dom überführt worden und unter Bischof Kamphaus ein Seligsprechungsverfahren eröffnet worden. Es wird heiß: trinken, trinken! Pilgeroase: bestes Eiscafe Brücke zur linken Lahnseite und an der Lahn entlang auf hochragendem Fels! Ankunft im Kloster Arnstein Rast vor der Zimmerverteilung in d. Jugendbegegnungsstätte: Au ja: waschen und duschen! Abendandacht mit Besinnung über Patres Spix und Henkes. Zum Abendessen nachOberhof Erfrischung f. Pilger im Garten Klosterkirche für die Tagesziel in Sicht Der Abend führte die Gruppe nach Obernhof in ein Winzerlokal des einzigen Weinortes an der Lahn, in dem uns ein begeisterter Winzer einen begeisternden Wein kredenzte und dazu ein reichhaltiges Essen. Gut erholt schafften wir den Heimweg hoch zum Klosterberg und hatten einen erholsamen Schlaf. Da das Kloster nicht auf Bewirtung eingestellt ist, war das Frühstück im „Cafe 9“ um halb 9 vorbestellt: ein reichhaltiges Buffet diente zur Stärkung für die längste Tagesetappe nach Diez, auf der wir nur kleine Ortschaften tangieren würden. Für die Morgenandacht in der schmucken Ev. Kirche bekamen wir den Schlüssel bei der Bäckerei. Wieder stimmte uns gemeinsamer Gesang froh und im Wechsel sprachen wir die IONA-Morgenmediation. Der linksseitige Lahnhöhenweg führte – wenn man erst einmal die 150 Meter hochgekraxelt war – auf schmalem Pfad den Hang entlang, machte bei jedem seitlich einmündenden Tal eine Schleife, bot herrliche Ausblicke auf den Flusslauf. beim Winzer! in Obernhof Regina Pacis im Klosterhof Lahnbrücke Oberhof Bestes Frühstück in Cafe 9 Morgenandacht in Ev. Kirche vor uns viele Lahnschleifen,der Lahnweg führt in Schluchten und hinauf zu herrlichen Rundblicken Schließlich ging es nach der Ruine Brunnenberg steil abwärts zum engen Lahnufer, wo der Wanderweg die Bahngeleise begleitet, die dann plötzlich im Tunnel verschwinden. Die Bahn war unser Trost, denn sie sollte unsere Tagesstrecke verkür- zen: von Laurenburg bis Balduinstein kann man eine große Lahnkehre abschneiden und den höchstmöglichen Höhenunterschied aussparen. Nach gemütlichem Kaffee und Kuchen in Laurenburg stellte sich heraus, dass mehr als die Hälfte vom Bergabwandern Schmerzen in Knien und Blasen an den Füßen hatten und nun vorzogen, mit dem Zug bis Diez durchzufahren, während 7 aufrechte Frauen die Wegstrecke Balduinstein bis Diez zu Fuß bewältigten. In Diez nahm uns die moderne Jugendherberge im Grafenschloss gastfreundlich mit Abendessen auf und hatte für einen Teil der Gruppe Betten in früheren Gefängniszellen – luxuriös ausgebaut. Die anderen TeilnehmerInnen kamen im Kreuzhof in komfortablen Zimmern unter. Pfarrer Lüderitz öffnete uns die Ev. Stiftskirche direkt neben der Burg und stellte uns alles für eine besinnliche Agapefeier zur Verfügung. Wir erinnerten uns daran, was wir unterwegs an Persönlichem vertrauensvoll miteinander geteilt hatten: Freudiges und Trauriges, Ängstigendes und Ermutigendes. Wir teilten nun unseren Glauben in den Symbolen von Brot und Wein und den Friedensgruß miteinander durch Tausch von Hundertwasser-Bildern. Nun hatten wir die Kirche kennengelernt, in der wir am nächsten Sonntagmorgen den Gottesdienst besuchen würden. Der Abend endete – ganz unpilgermäßig? – mit dem public viewing des ersten EM-Spiel der deutschen Fußballmannschaft in der Jugendherberge. Ab Brunnenburg am Lahnufer Tunnel vor Laurenburg von Laurenburg 3 Stationen nach Diez: JH im Schloss! Es thront mitten in Diez mit herrlichem Rundblick. Auch Hotel Kreuzhof hat Platz Agapefeier in der Stiftskirche dort Grablege Fürstin Amalie Ziel Limburg ist erreicht! Die prächtigen Doppeltürme der West- und Eingangsseite schlank und schlicht im Innern Vor der Ahnengalerie Jesu In der Seitenkapelle durften wir unsere Abschlussandacht feiern Der Limburger Dom am Lahnufer ist das Pilgerziel er ist auch schon angekommen Der Sonntag begann mit dem Besuch des Gottesdienstes mit Taufe von „Maximilian“ in der Stiftskirche. Er wurde nach der Taufe der Gemeinde durch den Mittelgang vorgestellt. Wir wurden begrüßt, hörten die beeindruckende Orgel, eine lebendige Predigt, die Christi Einladung der Fremden und nicht so fein Angezogenen „von den Hecken und Zäunen“ auslegte. Wir fühlten uns positiv angesprochen (denn die Gemeinde pilgert selbst!) und erhielten für unser letztes Wegstück den Segen. Vor dem Losgehen waren wir noch ins Gemeindehaus zu einer Tasse Kaffee/Tee eingeladen. Nun fehlten noch 6 km bis zum Ziel. Auf ruhigen Seitenstraßen kamen wir unmerklich nach Limburg, obwohl eine Landesgrenze überschritten wird. Wir gönnten uns eine individuelle Mittagspause und trafen uns um 14.30 vor dem Dom. Nach dem Rundgang und Rundstaunen in diesem schlicht gehaltenen Gotteshaus im Übergangsbaustil vom Romanischen zur Gotik fragten wir eine Nonnenschwester, ob die ökumenische Pilgergruppe in der Seitenkapelle ihre Abschlussandacht halten könne. Sie stimmte freudig zu – es werde uns keine Führung stören. So blickten wir mit Dank auf Stationen unseres Pilgerwegs zurück, auf die Begegnungen und das Miteinanderteilen von Äußerem und Innerem. Das Pilgerbüchlein hatte sich inzwischen mit täglich neuen Einlagen gefüllt. Und zwei Choräle erklangen sogar mehrstimmig wunderschön in dem Gewölbe. Müde und durstig legten wir die letzten 10 Minuten zum Bahnhof zurück und bestiegen den Zug heimwärts. Wenn uns schon unterwegs PilgerfreundInnen verließen, gab es jeweils ein Abschieds-Spalier. Und obwohl die Knie und die Blasen an den Füßen noch schmerzten, fragte man schon nach dem Pilgerweg für 2013. Das wird beim Nachtreffen besprochen. Wenn Sie die Fotos zu klein finden, vergrößern Sie die Ansicht der PDF bis 500%! Anschriften für die Übernachtungen: Bad Ems: [email protected], 02603-2680 // Hotel www.zursporkenburg.de, 02603-6014887 Kloster www.arnsteiner-patres.de/haus_arnstein.0.html, 02604- 970410 // Obernhof: Cafe 9, 02604-398113 // Weingut Beck 02604-7563 Diez: [email protected] 06432/2481 // Hotel www.kreuzhof-diez.de , 06432-4460 Bericht von Pfarrer Werner Stoklossa, Bildungsreferent Evang. Dekanat Vorderer Odenwald - www.dekanat-vorderer-odenwald.de 06078-7825923 In Gottes Namen bekennen wir Farbe“