Bericht_INDO Intertex 201
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Bericht_INDO Intertex 201
Bericht der Auskunftsperson zur Bundesbeteiligung an der INDO Intertex 2016 Jakarta, Indonesien 27.-30. April 2016 von Boris Abadjieff (VDMA Fachverband Textilmaschinen) 1. Bedeutung des Landes/der Region für den deutschen Export Im Jahr 2015 exportierten Textilmaschinenbauer aus Deutschland Waren im Wert von 35 Mio. € nach Indonesien (+13 %). Während der Export mit Spinnereimaschinen um 13 % auf 13 Mio. € zurückging, stiegen die Exporte der anderen Warengruppen an (Veredlungsmaschinen: + 11 % auf 12 Mio. €; Maschenbildende Maschinen: + 66 % auf 8,5 Mio. €; Webereimaschinen: 1,5 Mio. €). Gleichwohl entwickelt sich der Markt gemessen am Potential und im Vergleich zu anderen Märkten Asiens (z. B. Bangladesch, Vietnam) gegenwärtig nur mittelmäßig bis gut. Dies bestätigten im April 2016 die Teilnehmer des ITMA Textile Machinery Workshops in Mailand, von denen 32 % einen guten und 46 % einen unveränderten AE im 2. Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erwarteten. Die Aussteller der Messe berichteten insbesondere im Spinnereimaschinenverkauf von einer schwierigen Marktlage, die im Bereich der Maschinen zur Flächenbildung ähnlich ist. Lediglich im Bereich der Veredlungsmaschinen läuft der Vertrieb derzeit besser. Hier können deutsche Unternehmen u. a. mit ihren energieeffizienten Anlagen punkten, da das Thema Energieeffizienz auch in der indonesischen Textilindustrie an Bedeutung gewinnt. Insgesamt besteht in der Textilindustrie nach wie vor ein großer Modernisierungsbedarf. Die Unternehmen sollten in neue produktive Maschinen und Anlagen investieren, um ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Häufig werden jedoch günstigere Gebrauchtmaschinen oder Maschinen chinesischer Anbieter gekauft, die im Markt traditionell stark vertreten sind. Die deutschen Anbieter sowie ihre Niederlassungen und Vertretungen müssen hier weiterhin gute Überzeugungsarbeit leisten (z. B. Life-Cycle-Costs), um die Kunden von den Vorteilen hochwertiger Textilmaschinentechnik zu überzeugen. Die deutschen Hersteller von Näh- und Bekleidungstechnik konnten 2015 ihre Exporte nach Indonesien um über 70% auf 2,1 Mio. € steigern. In Anbetracht der Verlagerungstendenzen chinesischer Bekleidungsproduktion nach Südostasien, sowie dem Modernisierungsbedarf der indonesischen Produktionsstätten, besteht ein großes Potential für diesen Markt. Allerdings entwickeln sich die Maschinenexporte auch in dieser Branche relativ langsam, es wird noch häufig auf chinesische Produkte zurückgegriffen. 2. Allgemeines zur Messe Die Messe findet auf dem Jakarta International Expo Kemayoran statt. Das Gelände war bis zu den 80er Jahren noch ein Flughafen und wurde Anfang der 90er Jahre dann zu einem Messegelände umgebaut. Das Gelände wurde peu à peu aufgestockt bis zu 5 Hallen (A – E), die eine Kapazität von 26.000 qm fassen können. 2015 wurden die Hallen B3 und C3 errichtet, die 2016 von der Infrastruktur noch verbessert wurden und auch noch werden. Aktuell wird neben dem Hauptgebäude ein weiteres Konferenzzentrum errichtet, das 2018 als Ausrichtungsstätte der “ASEAN Games Conference, Indonesia” dienen soll. Insgesamt umfasst das Gelände insgesamt 100.000 qm (Innenfläche: 40.000 qm und Außenfläche 60.000 qm). Bedeutung der Messe Der Veranstalter PERAGA (existiert seit 1986) gründete die Messe 1992. 2010 zog sie vom Textilstandort Bandung nach Jakarta. Sie findet auf Wunsch des chinesischen Textilmaschinenverbandes CTMA jährlich statt. Der Veranstalter kooperiert seit 2013 sehr eng mit CTMA. Allerdings ist eine Teilnahme als Aussteller lediglich in den geraden Jahren empfehlenswert. Die Messe wurde am ersten Tag von Mr Saleh Husin, Minister of Industry, Republic of Indonesia eröffnet. Sie ist die einzige und führende Textilmaschinen- und Bekleidungstechnikmesse für Indonesien, die überwiegend Besucher aus dem Inland anzieht. Für Asien spielt die ITMA ASIA + CITME 2016 (21.25.10.2016, Shanghai) eine weitaus größere Rolle, die alle zwei Jahre in Shanghai stattfindet und Besucher aus China und anderen Ländern Asiens (inkl. aus Indonesien) anzieht. 2 Parallelveranstaltungen Parallel zur INDO Intertex (Hall A2, A3, B1, B2, B3, C1, C3) fanden die Messen - INATEX + TECHNITEX (Hall A1, A2): Textile Products & Accessories, - INDO TEXPRINT (Hall C2): Digital Textile & Screen Printing und - INDO DYECHEM (Hall C3): Dyeing & Chemical Products & Services statt. Am ersten und zweiten Messetag fanden Seminare mit Fachvorträgen statt. Das erste Seminar wurde vom indonesischen Textilverband API zum Thema „Energy Efficiency in Textile and Textile Product Industry“ durchgeführt und war mit ca. 80 bis 100 Teilnehmern gut besucht. Außer einem indonesischen EnergieeffizienzExperten (Mr Eko Pratikto) nahmen daran drei Vertreter deutscher Organisationen teil: Boris Abadjieff (VDMA Textilmaschinen), Ralf Stange (Thies Textilmaschinen) und Michael Bo Kristoffersen (Brückner Textile Technologies) hielten Kurzvorträge über die Vorteile deutscher Textilmaschinentechnik im Hinblick auf Energieeffizienz. Herr Stange präsentierte dabei ein konkretes Projekt, das bei einem Kunden in Indonesien umgesetzt wurde. Die Themen der anderen Seminare: - „Join INWA (Indonesia Nonwovens Association) to become Part oft he International Networks“, by Asia Nonwoven Fabrics Associaton (ANFA) - “The State of the Art in Printing Technology”, by World Textile Information Network (WTiN) - “General Introduction to Lubrication / Lubrication and Modern Maintenance of Knitting Maschines”, by Lubcont Lubricants Asia Pacific Inc. - “Oeko-Tex Standard 100”, by PT. Textech Testing and Certification 3. Besucher Die Messe war jeden Tag von 10 bis 18 Uhr für Fachbesucher geöffnet. Mit dem kostenlosen Ticket hatten die Besucher Zugang zu allen Parallelveranstaltungen. Der Veranstalter bot für Vertreter von Textilherstellern aus Bandung mehrmals am Tag einen Shuttlebus zur Messe und zurück an. 3.1. Besucherstruktur Nach Angaben des Veranstalters nahmen an den vier Messetagen insgesamt 14.142 Besucher teil, davon 13.967 Besucher aus Indonesien und lediglich 175 Besucher aus dem Ausland (VR China, Südkorea, Indien). Über die Messetage verteilten sich die Besucher wie folgt: Genauere Aussagen konnte der Veranstalter zum Zeitpunkt dieses Berichts nicht machen. 3 4. Aussteller Nach Angaben des Veranstalters nahmen insgesamt 911 Aussteller (Link zur Ausstellerliste: https://jublia.com/open/Indo-Intertex), davon 650 Aussteller im Rahmen der INDO Intertex teil. Während aus Indonesien 273 Unternehmen ausstellten, kamen 638 Aussteller aus dem Ausland (aus 25 Ländern). Diese Zahlen des Veranstalters sind allerdings stark übertrieben, da er pro „Marke/Logo auf einem Stand“ einen Aussteller zählt. Gerade mit Blick auf die Zahl der Auslandsaussteller ist festzuhalten, dass viele auf den Ständen ihrer Vertretungen ausgestellt haben (häufig nur mit Logo). De facto kann man für die INDO Intertex von rund ca. 450 Ausstellern sprechen. Wichtige Vertretungen waren: - Sekawan (29 principals from 14 countries) - Cosa (13 principals from 6 countries) - Agansa (29 principals from 9 countries) - DKSH (30 principlas from 10 countries) - Kawan Era Baru (19 principals from 12 countries) - Jabar Mulia Engineering (52 principals from 12 countries) - Bintang Fajar Cemerlang (14 principals from 3 countries) - 8. Neuco (17 principals from 5 countries) Die ausländischen Aussteller/Marken kamen aus folgenden Ländern: Austria, Belgium, Czech Republic, France, Germany, Greece, Hongkong, India, Italy, Japan, Korea, Malaysia, Netherlands, P.R. China, Singapore, Spain, Sweden, Switzerland, Taiwan, Thailand, Turkey, UK, USA. Die Messen belegte ca. 23.300 qm Brutto- bzw. 10.976 qm Nettofläche (inländische Aussteller: 2.195 qm; ausländische Aussteller: 8.781 qm) in den Hallen A2, A3, B1, B2, B3, C1, C3. Etwa 20.000 qm Bruttofläche wurden von Textilmaschinen- und Bekleidungstechnik-Ausstellern wie folgt belegt: - Internationale Aussteller bzw. deren Vertretungen (Hallen B3 und C3): ca. 9.700 qm - Chinesische Aussteller (Hallen B1 und B2): ca. 4.000 qm - Taiwanesische und koreanische Aussteller (Hallen C1 und C2): ca. 4.000 qm - Garment Machinery (Halle A3): ca. 2.300 qm ______________________________________________________________________________________ - Fabrics and Yarns (Hallen A1 und A2): ca. 4.500 qm Die Aussteller zeigten häufig auch Exponate (teilweise laufende Maschinen) aus folgenden Produktbereichen: - Spinning, Dyeing, Knitting and Hosiery Machinery & Accessories - Weaving, Yarn, Finishing Machinery & Accessories - Embroidery, Sewing Machines & Equipment - Looms, Printing, Non-Woven Machinery - Fabrics, Yarns, Fiber, Filaments, Accessories & Trimmings - Textile Chemicals for Dyeing & Printing, Chemical Auxiliaries, Dyestuff and Pigment for Textile - Digital Printing, Imaging Equipment, Jet Printed System, Screen Printing Equipment, Textile Printing Machine 4 Da Indonesiens Textilindustrie vom Import ausländischer Textilmaschinen angewiesen ist, stammten die präsentierten Produkte letztlich überwiegend von ausländischen Herstellern, auch wenn diese u. U. auf dem Stand eines Vertreters ausgestellt hatten. Offizielle Gemeinschaftsstände waren aus China, Deutschland, Italien, Südkorea, Türkei und Taiwan vertreten. Die Gemeinschaftsstände aus Deutschland und Italien fielen optisch positiv auf. Insgesamt waren die führenden Unternehmen des Textilmaschinenbaus und der Bekleidungstechnik auf der Messe vertreten. Insbesondere größere Unternehmen (z. B. CHTG, China; Picanol, Belgien; Murata, Japan; EPSON, Japan; Brother, Japan; Juki, Japan) hatten eigene Stände im Corporate Design mit Maschinenexponaten. 5. Deutsche Beteiligung (German Pavilion) 5.1. Basisinformation zur deutschen Beteiligung Deutschland beteiligte sich zum zweiten Mal in Form eines offiziellen Gemeinschaftsstandes auf der INDO Intertex. Wie in 2013, wurde dieser von den VDMA Fachverbänden Textilmaschinen sowie Bekleidungs- und Ledertechnik beantragt und aktiv unterstützt. 5.2. Teilnehmer der deutschen Beteiligung 11 Haupt- und 2 Unteraussteller stellten im Rahmen der deutschen Beteiligung aus. Auf den Ständen waren überwiegend Mitarbeiter (Area Sales Manager, z. T. Geschäftsführer) aus den deutschen Unternehmen vertreten, die von ihren Vertretungen unterstützt wurden. Gegenüber 2013 (8 Aussteller) ist der deutsche Gemeinschaftsstand etwas größer geworden. Die deutschen Hersteller deckten mit ihren Produkten im Prinzip die gesamte textile Kette ab: Maschinen und Komponenten für Spinnerei, Nonwovens, Weberei, Veredlung, Labor- und Messgeräte, Nähmaschinen usw. Zwei deutsche Aussteller zeigten auch Maschinenexponate. 5.3. Gestaltung und Platzierung der deutschen Beteiligung Der deutsche Gemeinschaftsstand war sehr günstig und zentral in der Textilmaschinenhalle C3 platziert. Das Standkonzept war relativ offen und optisch sehr ansprechend gestaltet. Der Gemeinschaftsstand mit der Dachmarke „Made in Germany“ war auch aus der Ferne gut erkennbar. 5.4. Deutsche Beteiligung im Vergleich mit anderen ausländischen nationalen Beteiligungen Der deutsche Gemeinschaftsstand war hinsichtlich Fläche in etwa doppelt so groß wie der italienische Gemeinschaftsstand. Der von CTMA in Hall1 B1 und B2 organisierte Gemeinschaftsstand Chinas war zwar deutlich größer, aber bei weitem nicht so repräsentativ wie die deutsche Beteiligung. 5.5. Deutsche Firmen außerhalb der deutschen Beteiligung Insgesamt haben ca. 37 weitere deutsche Firmen (Marken) ausgestellt, davon drei mit einem eigenen Stand. Zwei Firmen präsentierten sich im eigenen Standdesign. Eine Firma (schlecht platziert und nur shell scheme Octanorm) wäre in der deutschen Beteiligung definitiv besser aufgehoben gewesen. 5 5.6. Beurteilung der deutschen Beteiligung 5.6.1. Resonanz bei Besuchern und Medien Insgesamt war die Messe eher mittelmäßig bis schwach besucht, was die Marktsituation widerspiegelt. 5.6.2. Ergebnisse und Bewertung der Ausstellerbefragung Die meisten deutschen Firmen stellten zum wiederholten Mal auf der INDO Intertex aus. Sie waren überwiegend durch ihr Stammhaus auf der Messe vertreten und hatten fast alle auch vorher den Markt schon bearbeitet. Die Mehrheit der Gemeinschaftsstand-Teilnehmer gab an, die Ziele Imagewerbung, Marktbeobachtung und Kundenwerbung erreicht zu haben. Konkrete Aufträge und Abschlüsse wurden nicht erreicht, waren aber bei der Hälfte der Aussteller auch kein angestrebtes Ziel. Für 8 von 10 Ausstellern ist die Messe die einzige Veranstaltung in Indonesien. Für 7 von 10 Ausstellern war die Bundesbeteiligung ausschlaggebend für die Teilnahme. Hinsichtlich der Besucheranzahl gaben 40 % der Aussteller „nicht ausreichend“ und ebenso viele „ausreichend“ an. Für lediglich 20 % der Aussteller war die Anzahl „gut“. Mit Blick auf die Qualität der geführten Gespräche gaben die deutschen Aussteller ein besseres Urteil ab: 30 % gut, 60 % ausreichend, 10 % nicht ausreichend. Die Mehrheit konnte Besucher aus allen Landesteilen empfangen. Auslandsbesucher hatten hingegen nur wenige deutsche Aussteller des Gemeinschaftsstandes (Malaysia, Indien, Pakistan). Das Nachmessegeschäft wurde von der Hälfte als gut eingeschätzt. Vier Unternehmen würden wieder teilnehmen, bei fünf Unternehmen stand die Entscheidung noch aus. Fünf Aussteller beanstandeten die Messedauer (einen Tag zu lang), viele auch die zu kalten Hallen. WLAN hat auf dem Stand / in der Halle leider nur sehr eingeschränkt funktioniert. Die Möbel im Gemeinschaftsstand haben abgefärbt. Weitere Ergebnisse siehe beigefügte Excel-Datei 5.7. Informationsstand 5.7.1. Art und Intensität der Tätigkeiten Der Informationsstand wurde genutzt und der VDMA konnte die mitgebrachten Brancheninformationen auch mit Hilfe der engagierten Übersetzerin an interessierte Fachbesucher verteilen. 5.7.2. Zusammenarbeit - mit Durchführungsgesellschaft Die Zusammenarbeit mit Sabine Storm, Messe Nürnberg verlief im Vorfeld und während der Messe sehr gut und absolut reibungslos. Der Standarchitekt machte ebenfalls einen sehr engagierten Eindruck. Über die anderen Beteiligten kann die Auskunftsperson kein Urteil abgeben. Es gab während der Messe keinen Kontakt zur Botschaft oder AHK. 5.8. Schlussfolgerungen Die Messe war insgesamt eher mittelmäßig besucht. Aus Sicht vieler Aussteller war die Anzahl der Besucher zu gering. Gleichwohl beurteilten die meisten Firmen die Qualität der geführten Gespräche positiv. Die Marktsituation ist schwierig, entwickelt sich aber langsam in die richtige Richtung. Insbesondere in der Veredlung haben deutsche Unternehmen gute Chancen, mit dem Argument Energieeffizienz und damit verbundenen Produktionskosteneinsparungen bei Kunden zu punkten. ___________________________ Boris Abadjieff, VDMA Fachverband Textilmaschinen 20. Mai 2016, Frankfurt 6