Predigt an Weihnachten 2014 - Kath. Kirchengemeinde St

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Predigt an Weihnachten 2014 - Kath. Kirchengemeinde St
Predigt an Weihnachten 2014
Thema: Mach es wie Gott: Werde Mensch!
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Liebe Schwestern und Brüder,
1. Blick aus dem All
Alexander Gerst wurde in diesem Jahr 2014 zu einer bekannten
Person.
166 Tage war der deutsche Astronaut mit zwei anderen
Wissenschaftlern in der russischen Weltraumstation ISS.
Bei seiner Rückkehr sprach er vom guten Verhältnis zwischen den
drei Astronauten.
Er sagte:
"Wir spüren von allen Seiten, dass die Kooperation auf der ISS
allen Partnern wichtig ist. Auch 1975, zur Hochzeit des kalten
Krieges, haben die USA und die Sowjetunion im Apollo-SojusProjekt erfolgreich zusammengearbeitet. Im Weltall haben sich
Kosmonauten und Astronauten die Hand gegeben und zusammen
auf unseren Planeten runtergeschaut, auf dem man auch keine
Grenzlinien sieht."
Alexander Gerst sagte, dass ihm – als er aus dem Weltall auf die Erde
geschaut hat – viele Gedanken gekommen sind:

Wie klein die Erde ist und wie verletzlich.

Und er hat eben auch nachgedacht über Frieden und
Freundschaft zwischen den Völkern und Nationen.
Aus dem Weltall, so sagte er, sieht man keine Grenzen.
Aber wenn wir näher ran gehen, dann sehen wir immer neue
Grenzen.
Wenn wir die Nachrichten sehen oder die Zeitung lesen, dann kann
man den Eindruck bekommen, dass die Welt immer unmenschlicher
wird.
Dass wir Menschen immer unmenschlicher werden.
2. Die Hirten von Bethlehem
Liebe Schwestern und Brüder,
Die Hirten von Bethlehem wussten von all dem nichts.
Sie hätten es sich auch nicht vorstellen können.
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Es war – wahrscheinlich – eine Nacht wie alle anderen Nächte.
Die Arbeit war getan.
Nun hieß es für einige zu schlafen.
Die anderen wachten bei den Herden.
Doch dann wurde alles anders.
->> Aus dieser finsteren Nacht wurde die Heilige Nacht.
Ein Engel Gottes bringt den Hirten die Nachricht:
->
Eine Nachricht, die König Herodes nicht mehr ruhig schlafen
lässt.
->
Eine Nachricht, die auch die Sterndeuter aus dem Morgenland
erreicht.
->
Eine Nachricht, die Gott zuerst den einfachen Leuten sagt.
Fürchtet euch nicht,
denn ich verkünde euch eine große Freude,
die dem ganzen Volk zuteil werden soll:
Heute ist euch in der Stadt Davids der
Retter geboren.
Er ist der Messias, der Herr.
Und das soll euch als Zeichen dienen:
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Ihr werdet ein Kind finden,
das, in Windeln gewickelt,
in einer Krippe liegt.
->> Diese Nachricht hat die Welt verändert.
3. Gottes Sohn
Liebe Schwestern und Brüder,
#
Was sehen wir, wenn wir in die Krippe schauen?
#
Was haben die Hirten gesehen, als sie in den Stall gekommen
sind?
Der Engel hat es verkündet:
Christ, der Retter ist da.
Jesus Christus ist der Herr, der Messias.
In der Lesung haben wir es gehört:
Jesus Christus ist unser Gott und Retter.
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Gott gibt uns Menschen noch nicht verloren:
Er selbst kommt auf diese - auf seine Erde.
4. Es ist ein Kind
Liebe Mitchristen,
#
Wer liegt da in der Krippe?
Die Hirten sind überrascht:
Der Engel sprach von Gott, dem Allmächtigen.
->> Was sie finden, und was sie sehen ist ein Kind.
Das ist wirklich nicht zu verstehen:
Der Allmächtige Gott kommt zu uns Menschen.
->> Gott kommt zu uns – als Mensch.
Als ein kleines verletzliches Kind.
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Das ist kein Theater.
Das ist kein Krippenspiel.
->> Das ist Weltgeschichte.
Das ist der Anfang einer neuen Zeitrechnung.
Gott wird Mensch, weil die Welt das so sehr braucht:
Menschlichkeit.
Bischof Franz Kamphaus hat einmal gesagt:
Mach es wie Gott: Werde Mensch!
In unserer Welt gibt es so viel Unmenschlichkeit.
So viel Barbarbei.
Nach dem Fall der Berliner Mauer und des Kommunismus dachten
wir:
„Nun kommt eine bessere Welt“.
Wir haben uns anscheinend getäuscht.
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Auch heute gibt es Barbarei.
Und man kann den Eindruck gewinnen, dass die Barbarei immer
mehr zunimmt.
Zwei Beispiele:

Islamische Fanatiker jagen in Pakistan eine Schule in die Luft.
Sie wollten ganz bewusst Kinder töten.

Ein zweites Beispiel:
Es gibt in der Welt nicht nur die Soziale Marktwirtschaft.
Es gibt auch einen Kapitalismus, der tötet - wie es Papst
Franziskus gesagt hat.
Wenige werden immer reicher.
Viele verhungern.
->> Es gibt so viel Barbarei und Unmenschlichkeit in unserer Welt.
5. Mach es wie Gott: Werde Mensch!
Liebe Mitchristen,
Gott hat die Hoffnung auf uns Menschen noch nicht aufgegeben!
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Auch deshalb sagt uns Bischof Kamphaus:
Mach es wie Gott: Werde Mensch!
Und das brauchen wir an so vielen Stellen der Welt:
Menschlichkeit brauchen wir in unseren Familien.
Vor einiger Zeit war ich in einer Familie.
Der Sohn war seit vielen Jahren nicht mehr bei der Mutter gewesen.
Es ging um Erbstreitigkeiten.
Als die Mutter im Sterben lag, ist der Sohn nach Hause gekommen.
Er hat sich auf den Weg gemacht.
Zu seiner sterbenden Mutter.
->> Mach es wie Gott: Werde Mensch!
Menschlichkeit: Das ist wichtig in der Politik.
Im Moment gibt es vor allem in Dresden die Pegida-Märsche.
Da demonstrieren Nazis und Rechtsradikale.
Da demonstrieren aber auch demokratisch gesinnte Bürger.
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Diese Aufmärsche haben eine politische Dimension:
Wir brauchen in unserem Land eine vernünftige Asyl- und
Einwanderungspolitik.
Und die zu entwickeln ist nicht einfach.
Das Ganze hat aber vor allem eine menschliche Dimension:
Jeder Flüchtling, der in unser Land kommt, ist ein Mensch.
Und jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes und verdient Achtung und
Respekt.
Egal welcher Hautfarbe.
Egal welcher Religion er ist.
->> Mach es wie Gott: Werde Mensch!
Menschlichkeit ist wichtig am Ende des Lebens.
In unserer Gesellschaft wird diskutiert, was das bedeutet:
Menschenwürdig zu sterben.
Prof. Hardinghaus aus Ostercappeln war bei einem Treffen mit den
Hospizhelferinnen aus Lemförde.
Und er hat sehr eindrücklich gesagt:
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Erstens:
Es muss niemand am Ende seines Lebens
Schmerzen haben.
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Die Palliativmedizin kann sehr, sehr viel.
Und Zweitens: Wir dürfen die Tür zur Aktiven Sterbehilfe nicht
öffnen.
Und es wurde auch der Satz von Bundespräsident Köhler zitiert:
Der Mensch will nicht von der Hand eines Menschen sterben,
sondern an der Hand eines Menschen.
->> Mach es wie Gott: Werde Mensch!
Und ein vierter Punkt:
Menschlichkeit, die muss es auch im Netz geben!
Es ist schon interessant, was aus Menschen wird, wenn sie meinen
anonym zu sein.
Wenn sie denken:
„Keiner sieht mich, keiner sieht was ich tue“.
Die Rede ist von Mobbing im Internet.
Da werden Mitschüler oder Lehrer im Internet fertig gemacht.
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Das sehen nicht 10 oder 20 Personen.
Das sehen Hunderttausende.
->> Und viele machen mit.
Man spricht auch von einem Shitstorm.
Die da mitmachen, fühlen sich hipp, angesagt und cool.
->> Sie schwimmen mit auf einer großen Welle.
Doch: Was sie tun ist feige und böse.
->> Mach es wie Gott: werde Mensch!
6. Schluss
Liebe Schwestern und Brüder,
wenn man aus dem Weltall auf unseren Planeten Erde schaut, dann
sieht man keine Grenzen.
Das kann uns Hoffnung machen.
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Wenn wir zur Krippe gehen, und wenn wir das Christkind in der
Krippe anschauen, dann ist es so, dass Christus meistens die Arme
weit ausbreitet:
Es ist so, als wenn Jesus Christus uns alle umarmt!
Und das macht Christus tatsächlich:
ER umarmt uns.
In diesem Kind umarmt uns Gott.
Mach es wie Gott: Werde Mensch!