PDF: 2,3 MB - Landkreis Elbe
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Landkreis Elbe-Elster Berufliche Perspektiven in der Heimatregion aufzeigen Schüler-Informationstouren zum Kennenlernen der Unternehmen – ein Angebot des Landkreises Elbe-Elster zur Unterstützung der Berufsorientierung Berufliche Perspektiven in der Heimatregion aufzeigen Schüler-Informationstouren zum Kennenlernen der Unternehmen – ein Angebot des Landkreises Elbe-Elster zur Unterstützung der Berufsorientierung Inhaltsverzeichnis Vorwort 4 Informationen zur Projektbeantragung 9 Unterstützung durch das Bildungsbüro des Landkreises Schüler-Informationstour Landwirtschaft Schüler-Informationstour Handwerk Schüler-Informationstour Metall- und Elektroindustrie Danksagung und Impressum 3 7 11 21 29 35 Vorwort Liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Leserinnen und Leser, vor Ihnen liegt die Broschüre „Schüler-Informationstouren zum Kennenlernen der Unternehmen“. Sie soll Ihnen einen Überblick über dieses Angebot des Landkreises Elbe-Elster zur Unterstützung der Beruforientierung geben und Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen. Die Broschüre ist insbesondere für Lehrkräfte der Sekundarstufe I gedacht. Die Zusammenarbeit Schule – Wirtschaft hat auch im Landkreis ElbeElster eine lange Tradition. In den vergangenen Jahren sind Dank des Engagements von Schulen und Betrieben bereits vielfältige Partnerschaften und Projekte initiiert worden. Schulen erschließen sich dadurch neue Möglichkeiten für eine lebensnahe Berufswahlorientierung und gewinnen Fachkompetenz von außen. Die Lerninhalte erhalten einen stärkeren Alltags- und Praxisbezug. Schülerinnen und Schüler bekommen einen realistischen Einblick in die Berufswelt, sie lernen Berufsfelder und Unternehmen kennen. Das Bildungsbüro des Landkreises hat dafür schon einige erfolgreiche Maßnahmen und Projekte umgesetzt und mit engagierten Partnern aus der Wirtschaft auch die in dieser Broschüre beschriebenen Informations-Touren zum Kennenlernen der regionalen Unternehmen entwickelt. Die hier zusammengestellten drei Touren in Betriebe der Branchen Metall- und Elektroindustrie, Landwirtschaft und Handwerk sind bereits in der Praxis erprobt. 4 Um zukunfts- und entscheidungsfähig zu sein, benötigen Schülerinnen und Schüler ein breites Spektrum von Möglichkeiten und Erfahrungen im konkreten Arbeitsleben. Die Informationstouren geben einen ersten Einblick in Betriebsstrukturen und Abläufe sowie Orientierung in der Praxis. Die Schülerinnen und Schüler erfahren in den Betrieben, welche Ausbildungs- und Praktikumsplätze diese anbieten und bekommen die Berufsbilder anschaulich vorgestellt. Liebe Lehrerinnen und Lehrer, nutzen Sie dieses Projektangebot und integrieren Sie es in das Berufsorientierungskonzept Ihrer Schule. Das Bildungsbüro arbeitet an der Entwicklung weiterer Unterstützungsangebote und ist dabei auf Ihr Feedback und Ihre Vorschläge angewiesen. Für Anregungen, Verbesserungen und Ergänzungen sind wir dankbar! Ich wünsche Ihnen viele tolle Erlebnisse bei den Schüler-Informationstouren und Erfolg bei Ihrer Berufsorientierungsarbeit. Christian Jaschinski Landrat 5 6 Unterstützung durch das Bildungsbüro des Landkreises und Informationen zur Projektbeantragung Zur Unterstützung des systematischen Übergangs von der Schule in die Ausbildung haben die Maßnahmen und Projekte zur Berufs- und Studienorientierung eine zentrale Bedeutung. Stetige Veränderungen in der heutigen Berufs- und Arbeitswelt und ein sehr vielfältiges Angebot an Ausbildungsberufen und weiterführenden Schulen stellen die Schulen bei der Berufs- und Studienorientierung vor eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Wichtig ist, dass die Jugendlichen frühzeitig die vielfältigen Ausbildungsmöglichen und beruflichen Perspektiven in ihrer Heimatregion kennenlernen. Deshalb unterstützt das Bildungsbüro des Landkreises Elbe-Elster die Schulen bei der Entwicklung und Finanzierung von Projekten sowie bei der Organisation und Ansprache von Praxispartnern. Mit dem Bildungsbüro hat der Landkreis eine verlässliche kommunale Unterstützungsstruktur für die Partnerschaft Schule – Wirtschaft geschaffen. Das Bildungsbüro fördert die praxisnahe Zusammenarbeit der Schulen im Landkreis mit außerschulischen Partnern insbesondere mit Wirtschaftsunternehmen, Kammern und Verbänden zur Umsetzung von Praxislernen und Berufsorientierungskonzepten. Damit Schulprojekte nicht an der Finanzierung scheitern, unterstützt der Landkreis diese Aktivitäten mit seiner Förderrichtlinie vom 08. Juli 2008 zur Stärkung der Berufs- und Studienorientierung. Vom Bildungsbüro werden auch eigene Projekte zum „Kennenlernen der regionalen Unternehmen“ entwickelt, welche die Schulen im Bildungsbüro beantragen können. Dazu zählen die in dieser Broschüre beschriebenen Schüler-Informationstouren in ausgewählte Betriebe der Landwirtschaft, des Handwerks und der Metall- und Elektroindustrie. Ziel dieser Bustouren ist es, den Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse die beruflichen Perspektiven in der Heimatregion aufzuzeigen. Die jeweilige Tour führt an einem Tag durch drei bis vier ausgewählte Unternehmen. In Vorbereitung ihrer Berufswahlentscheidung erhalten die Schülerinnen und Schüler dabei die Möglichkeit, in den Unter7 nehmensalltag zu schnuppern und mit Geschäftsführern, Mitarbeitern und Auszubildenden ins Gespräch zu kommen. Mit Betriebsbesichtigungen wird die Arbeitswelt der jeweiligen Berufsbranche erlebbar gestaltet und Berufsbilder sowie Produktionsabläufe können mit klaren Anforderungsprofilen untermauert werden. Um ein vielfältiges und weitestgehend flächendeckendes Angebot zu ermöglichen, sind starke und erfahrene Kooperationspartner aus der Wirtschaft notwendig. Die Touren werden von mehreren Akteuren vor Ort unterstützt. Die 2008 konzipierte Schüler-Informationstour in ausgewählte Metall- und Elektrobetriebe wird durch die Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz (EEPL) GmbH im Auftrag des Landkreises durchgeführt. 2010 wurde die Informationstour in Unternehmen der Landwirtschaft gemeinsam mit dem Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft und LANDaktiv entwickelt. Die Schülerinnen und Schüler erleben die Agrarbetriebe und „Grünen Berufe“ hautnah. In Kooperation mit der Niederlausitzer Kreishandwerkerschaft Finsterwalde ist seit 2011 die Schüler-Informationstour durch verschiedene Handwerksbetriebe möglich. Diese Schüler-Informationstouren haben eine hohe Resonanz bei den Schulen. Von den neun Oberschulen, vier Gymnasien, dem Beruflichen Gymnasium und den drei Schulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Lernen im Landkreis nutzen insgesamt zehn Schulen dieses Angebot regelmäßig. Etwa 800 Schülerinnen und Schüler konnten seit 2009 im Rahmen dieser Informationstouren die Ausbildungsmöglichkeiten in den Betrieben kennenlernen. Interessierte Lehrerinnen und Lehrer haben diese Projektangebote vorab im Rahmen der Lehrerfortbildung kennengelernt. Das Bildungsbüro bietet den Schulen diese Informationstouren als Berufsorientierungsprojekt an und finanziert die Durchführung über die Förderrichtlinie des Landkreises Elbe-Elster vom 8. Juli 2008 zur Stärkung der Berufs- und Studienorientierung. 8 Informationen zur Projektbeantragung: 1. durch die Schule telefonische Anfrage beim: Landkreis Elbe-Elster, Bildungsbüro im Schulverwaltungs- und Sportamt, Grochwitzer Str. 20, 04916 Herzberg Ansprechpartnerin Frau Andrea Hähnlein, Tel. 03535 46-3501, [email protected] 2. durch die Schule Abstimmung zum Termin und zum Besichtigungsablauf Tour Metall-Elektroindustrie: Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz GmbH (EEPL), Grenzstr. 62, 03238 Finsterwalde Ansprechpartner Herr Christian Pötschick, Tel.: 03531 719960, Mail: [email protected] Tour Landwirtschaft: Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft Elbe-Elster, Ansprechpartnerin Frau Petra Schaar, Tel.: 035364 316, Mobil: 0174 / 7282268, Mail: [email protected] Tour Handwerk: Niederlausitzer Kreishandwerkerschaft Finsterwalde, Genossenschaftsstraße 19, 03238 Finsterwalde Ansprechpartnerin Frau Ellen Lösche, Tel.: 03531 71720, Mail: [email protected] 9 3. durch die Schule Einholung von drei Angeboten zu den Beförderungskosten Bus 4. durch die Schule Antragstellung auf Zuwendung beim Landkreis Elbe-Elster, Bildungsbüro 5. Nach schriftlicher Gewährung der Zuwendung – abhängig von den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln – kann die Projektdurchführung erfolgen. Die Förderrichtlinie und die erforderlichen Formulare zur Antragstellung stehen unter www.lkee.de/Wohnen-Kultur/Bildung als Download zur Verfügung. 10 Schüler-Informationstour Landwirtschaft Den Schülerinnen und Schülern „Grüne Berufe“ näher bringen In unserem ländlich geprägten Landkreis Elbe-Elster haben die „Grünen Berufe“ einen besonderen Stellenwert. Welche Ausbildungsmöglichkeiten es in der Landwirtschaft gibt, erfahren Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse während einer Informationstour in Unternehmen der Landwirtschaft. Seit 2010 bietet das Bildungsbüro des Landkreises Elbe-Elster gemeinsam mit dem Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft Elbe-Elster und LANDaktiv diese spezielle Tour für die Schulen an. Es ist noch recht frisch, als sie am 18. April 2012 in Thalberg ankommen. Doch die zwölf Schülerinnen und Schüler der Ganztagsschule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Lernen“ Elsterwerda sowie die weiteren vier Schülerinnen und Schüler der Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ Elsterwerda stört das wenig. Sie haben heute ein klares Ziel. Denn im Rahmen der Schüler-Informationstour Landwirtschaft lernen sie drei ausgewählte Agrarbetriebe im Landkreis kennen. Petra Schaar stellte als verantwortliche Koordinatorin vom Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft Elbe-Elster die heutige Tagestour nicht nur zusammen, sondern begleitet sie auch. Fischwirtschaftsmeister Ulrich Richter von der Teichwirtschaft Thalberg reicht ein Glas mit Naturnahrung herum. 11 Und so stehen nun Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern an der Teichwirtschaft Thalberg und hören Ulrich Richter aufmerksam zu. Er ist Pächter der Teichwirtschaft und führt sie seit 1992 als Familienbetrieb. Fischzucht gibt es hier hingegen schon seit 1530. Gut 87 Hektar umfasst die Teichwirtschaft, wovon zirka 71 Hektar Wasserfläche sind. In den rund 20 Teichen wird als Hauptfisch der Karpfen gezüchtet, aber auch Hecht, Schleie und Zander werden bis zum Speisefisch aufgezogen. „Seht ihr den Teich dort drüben? Das sind ungefähr 30 Hektar.“ Der Fischwirtschaftsmeister weiß, dass es den Schülerinnen und Schülern oft schwer fällt, sich Größenordnungen vorzustellen. Seine Ausführungen über die Entwicklung des Lebens im Wasser, die Fischaufzucht und -fütterung sind informativ und vor allen Dingen leicht verständlich. Fast unmerklich fragt er zwischendurch auch schon mal nach dem Unterschied zwischen Fried- und Raubfisch und weiteren Funktionen der Teichwirtschaft. Bereits nach wenigen Minuten stellt sich heraus, dass sich zwei Angler in der Runde befinden und der Bruder eines Schülers hier Praktikant war. Das macht die Kommunikation für Richter zwar einfacher doch er möchte jeden einbeziehen. Er reicht ein Glas mit Teichwasser herum, in dem es von lebender Naturnahrung nur so wimmelt. Dann kommt die erste Frage. „Wie viele Karpfen ziehen Sie hier eigentlich auf?“, möchte eine der Schülerinnen Im Hofladen der Teichwirtschaft Thalberg werden die Fische zum Verkauf angeboten. 12 wissen. Die Klasse staunt nicht schlecht über Richters Antwort. „Als Brut werden 175.000 bis 200.000 kleine Fische eingesetzt. Wenn jeder zehnte Fisch davon groß wird, können wir zufrieden sein.“ Obwohl keiner klagt, sind doch alle froh, sich im Hofladen ein wenig aufwärmen zu können. Hier schwimmen in drei Verkaufsbecken Karpfen, Hechte und Forellen. Als Ulrich Richter erst einen großen Karpfen, danach einen Hecht mit dem Kescher aus einem der Becken fischt und diese spritzend ins Wasser zurückspringen, sind auch die Letzten interessiert. Plötzlich kommen viele Fragen. Wie unterscheidet man Männchen von Weibchen? Wo werden die Fische verkauft und was kosten sie? Wie alt wird ein Karpfen in freier Natur? Kann ich hier selber angeln? Bilden Sie Lehrlinge aus? Letzteres verneint Richter, aber einen Praktikanten nimmt er hin und wieder, wenn es sich zeitlich machen lässt. „Früher verdienten bis zu zehn Leute hier ihr Geld. Momentan bewirtschafte ich alles mit meinem Bruder allein. Teilweise unterstützt uns meine Frau im Hofladen.“ Ulrich Richter ist Realist: „Selbst, wenn der frischeste Fisch immer vom Fischer kommt, greifen die Leute lieber in die Gefriertruhe im Supermarkt. Früher oder später ist unser Beruf nur noch etwas für Idealisten.“ Die Zeit reicht noch für einen Spaziergang um den langen Angelteich. Hier bekommen die Achtklässler Antwort auf die anfängliche Frage nach weiteren Funktionen der Teichwirtschaft. Ein Rundgang um den langen Angelteich gibt Aufschluss über allgemeine Funktionen der Teichwirtschaft. 13 Sie erfahren, dass die Teiche nicht nur Raststätte für zahlreiche Vögel sondern auch Brutstätte für Frösche, Kröten und Rotbarschunken sind. Darüber hinaus hören sie viel Interessantes über den alten Baumbestand, Angelmöglichkeiten und Naturtourismus. Die Gruppe hat Glück. Derzeit brüten mehrere Schwanenpaare am Ufer und daher kann sie die großen, grünlichen Eier ganz aus der Nähe betrachten. Unmerklich haben alle den Teich umrundet und steigen wieder in den Bus, um auf Gut Neumühl einen weiteren Landwirtschaftsbetrieb kennen zu lernen. Dort angekommen, werden sie zunächst von zwei Stuten begrüßt, deren Fohlen ausgelassen über die kleine Sandkoppel toben. Zwei Hunde haben schwanzwedelnd ihren Beobachtungsposten an der Toreinfahrt eingenommen und ein kurzbeiniger Kater bettelt erfolgreich um Streicheleinheiten. Nach der tierischen Begrüßung kommt nun auch Michael Beindorf winkend auf die Schulklasse zu. Er ist nicht zum ersten Mal Gastgeber der Informationstour Landwirtschaft und hat die Erfahrung gemacht, dass die Freude am Umgang mit Tieren durch praktisches Erleben geweckt werden kann. Während er einen kurzen Überblick über seinen Pferdezuchtbetrieb und die Mutterkuhhaltung gibt, machen die Gäste große Augen. Eine kleine, braun-weiße Kuh kommt um die Ecke und steuert geradewegs auf sie Kuh „Paula“ begrüßt die Gäste auf Gut Neumühl in Zinnsdorf. 14 zu. „Das ist Paula“, stellt Beindorf das zutrauliche Tier vor. „Sie wurde im August letzten Jahres geboren, jedoch von ihrer Mutter nicht angenommen.“ Das Fleckviehkalb wurde per Hand aufgezogen und genießt seitdem einen Sonderstatus auf dem Hof. Im Sommer sollen die Ferienkinder, die hier auf Gut Neumühl eine erlebnisreiche Zeit verbringen können, auf ihr reiten. Das verblüfft die Gäste ebenso wie die Tatsache, dass Paula Schokolade liebt. Viola Lehmann, eine der drei begleitenden Lehrkräfte, fischt aus ihrer Handtasche ein kleines Schokoladenei und macht den Test. Schnell ist auch ein Halfter geholt und alsbald findet sich eine mutige Reiterin. Natürlich wollen jetzt alle reiten, doch Beindorf wehrt ab. Während Paula weiter ihre Runde drehen darf, folgen die Schülerinnen und Schüler dem Agraringenieur und den beiden Hunden. Unmittelbar hinter den Stallungen schließen sich endlose Koppeln an. In weiter Ferne sind die Mutterkühe erkennbar. Eine riesige Pferdeherde tummelt sich hingegen auf einer nahe gelegenen Koppel. Sofort drängt es einige Mädchen zu den Tieren. 100 sind es an der Zahl, die hier auf Gut Neumühl stehen; darunter befinden sich auch zahlreiche Pensionstiere. Michael Beindorf ist erfolgreicher Züchter und bildet den Pferdenachwuchs selbst aus. Welche Hindernisse ein Pferd überwinden kann, wird auf dem Springplatz deutlich. Die Mädchen sind von den Pferden auf Gut Neumühl begeistert. 15 Erste Berührungsängste werden überwunden. Und noch eins haben die Besucher in der kurzen Zeit gelernt. Die Ausbildung zum Pferdewirt erfordert neben der Tierliebe auch viel Fachwissen. Doch Michael Beindorf gibt auch lernschwachen Schülerinnen und Schülern die Chance und bildet derzeit zwei Lehrlinge aus. Wer ein Praktikum bei ihm machen möchte, kann gern noch einmal nachfragen. Langsam wird es aber Zeit, auf dem Hof nach Paula zu sehen. Sie wird gesucht und schließlich im Futterhaus entdeckt. Paula begleitet die Gruppe noch durch den mit frischem Stroh eingestreuten Boxenstall und beendet mit den Gästen die fast zweistündige Hofrunde. Das Empfangskomitee ist vollständig, als sich auch Kater Bommel wieder einfindet. Letzte Streicheleinheiten für die Tiere und ein herzliches Dankeschön an Michael Beindorf. Mittlerweile ist es 12 Uhr. Hunger und Durst stellen sich ein. Petra Schaar hat auch das bedacht und so stärken sich alle im nahegelegenen Elsterstübchen. Hier resümiert die Viola Lehmann den bisherigen Tagesverlauf. „In diesem Jahr sind unsere Schülerinnen und Schüler besonders aufmerksame Zuhörer und Beobachter“, lobt die Lehrerin, die an der Schule verantwortlich für die Berufsorientierung ist und daher regelmäßig an der Landwirtschaftstour teilnimmt. „Ich finde es wichtig, dass sie einen Einblick in den Arbeitsalltag bekommen. Ihnen wird somit ermöglicht, sich näher mit den einzelnen Berufsbildern und 16 Andreas Kluge, Anlagenleiter und Herdenmanager bei der Güterverwaltung Großthiemig erklärt, wie der Bordcomputer am Traktor programmiert wird. den beruflichen Perspektiven in der Heimatregion zu befassen.“ Viola Lehmann bestätigt, dass in der Vergangenheit nur für einige ihrer Schülerinnen und Schüler nach der Tour ein Praktikumsplatz und bestenfalls eine Lehrstelle gefunden wurde. Dabei ist eine derartige Informationstour mit relativ wenig Aufwand verbunden. Ein Förderantrag an das Bildungsbüro des Landkreises Elbe-Elster, welches die Durchführung dieser Schülerbustouren zur Stärkung der Berufs- und Studienorientierung finanziert, und die Einreichung von drei schriftlichen Angeboten zu den Buskosten genügen. Ein letztes Mal steigen die Tourteilnehmer für diesen Tag in den Bus. Es riecht ländlich, als sie bei der Güterverwaltung Großthiemig aussteigen. Ungeniert halten sich einige die Nase zu, die meisten stört der frische Silagegeruch jedoch nicht. Andreas Kluge, Anlagenleiter und Herdenmanager, führt die Gruppe zunächst in das Futterlager. „In unserer Milchviehanlage stehen 220 Hochleistungskühe, die natürlich leistungsgerecht gefüttert werden müssen“, erklärt er und zeigt auf unterschiedliche Futtermittel. Eine tägliche Futterration ordnungsgemäß zu berechnen und zusammenzustellen setzt eine korrekte und verantwortungsbewusste Arbeit voraus. Selbst wenn Computertechnik in der modernen Landwirtschaft Einzug gehalten hat und die Fütterung über einen Bordcomputer im Traktor erfolgt, „... im Köpfchen muss man trotzdem was haben“, sagt Kluge. 17 Während des Rundganges durch die Stallanlagen der Güterverwaltung Großthiemig folgen die Teilnehmer interessiert den Ausführungen von Andreas Kluge. Jetzt geht es ins Herzstück der Anlage. Es ist gerade Schichtpause und so erklärt Andreas Kluge in Ruhe und ausführlich, warum der Fischgrätenmelkstand so genannt wird, wie viel Liter am Tag gemolken werden, wohin die Milch letztendlich gelangt und wie die Lehrlingsausbildung praktiziert wird. Auch in Großthiemig gibt es beim weiteren Rundgang durch die Ställe viele Fragen. Auf eine antwortet Andreas Kluge besonders besorgt. „Das Arbeiten in Schichten macht es nicht einfacher, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Man muss Interesse mitbringen und nicht auf die Uhr schauen. Tiere halten sich nämlich nicht immer an Arbeitszeiten.“ Das war das Stichwort für Viola Lehmann. Sie schaut auf die Uhr. „Leute, wir müssen“, mahnt sie. Obwohl die Zeit drängt, wollen alle noch unbedingt die Kälber sehen. Dann heißt es auch hier, Abschied zu nehmen. Bei der Heimfahrt wird heftig diskutiert, weil in anderen Berufen ebenfalls in Schichten und am Wochenende gearbeitet werden muss. Das Ziel, ernsthafter über einen der grünen Berufe nachzudenken, ist erreicht. „Die Ausbildung muss ja nicht zwingend in einem der drei vorgestellten Agrarbetriebe erfolgen. Es gibt viele Möglichkeiten, in der Landwirtschaft tätig zu werden. Diese Tour soll ein Denkanstoß sein“, sagt Petra Schaar zufrieden. 18 Die Kälber der Güterverwaltung Großthiemig haben es den jungen Besuchern besonders angetan. Andreas Kluge, Anlagenleiter und Herdenmanager der Güterverwaltung Großthiemig, erklärt den Schülerinnen und Schülern den Fischgrätenmelkstand. 19 20 Schülerinformationstour Handwerk Von der Berufsfindung zum Wunschberuf Seine Zukunft selbst in die Hände nehmen zu können, klingt zunächst einfach. Doch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I wissen noch nicht konkret, welchen Beruf sie nach dem Schulabschluss einmal erlernen möchten. Sie werden jedoch nicht allein gelassen, denn es bestehen unterschiedliche Möglichkeiten, sich über die Berufsfelder näher zu informieren. Eine davon ist die SchülerInformationstour durch ausgewählte Handwerksbetriebe, welche das Bildungsbüro des Landkreises Elbe-Elster seit 2011 in Kooperation mit der Niederlausitzer Kreishandwerkerschaft Finsterwalde den Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse anbietet. In Vorbereitung ihrer Berufswahlentscheidung nehmen auch 17 Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse der Oberschule „Aktive Entwicklungsschule“ Prösen dieses Angebot wahr und besuchen am 26. April 2012 zum bundesweiten Zukunftstag vier ausgewählte Handwerksbetriebe im Landkreis. „Unsere Schule beteiligt sich in diesem Jahr erstmalig an dieser Tour“, so Lehrerin Antje Gallwitz. Dabei kann sie heute ganz entspannt bleiben, denn der gesamte Tagesablauf wurde organisiert von Ellen Lösche, Geschäftsführerin der Niederlausitzer Kreishandwerkerschaft Finsterwalde. Im Opel Autohaus Wilhelm Neustadt in Elsterwerda dürfen die Schülerinnen und Schüler selbst einmal das Werkzeug in die Hand nehmen. 21 Und so hält der Bus das erste Mal in Elsterwerda beim Opel Autohaus Wilhelm Neustadt. Nico Strauch, auszubildender Automobilkaufmann, nimmt die Truppe in Empfang. Beim Rundgang durch das Autohaus blicken die Schülerinnen und Schüler in Karosserieabteilung und Reifenlager, da auch das zur Informationstour dazu gehört. Strauchs Ausführungen über die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten im Autohaus lassen einige Jungs hellhörig werden. Doch hier gilt wie überall, Grundinteresse reicht nicht aus, gute schulische Noten müssen vorhanden sein. „Wer entsprechende Leistungen bringt, kann seine Ausbildung sogar verkürzen“, berichtet er aus eigener Erfahrung. Als keine Fragen mehr gestellt werden, informiert er abschließend noch darüber, dass das Autohaus für Interessierte kontinuierlich Praktikumsplätze anbietet. Gleich nebenan bei Expert Pötzsch wartet bereits Andreas Pötzsch. Auch in diesem Unternehmen ist nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar, dass hier mehrere Berufe erlernt werden können. „Wir bilden Verkäufer, Servicekräfte und Informationstechniker aus“, antwortet Andreas Pötzsch auf Nachfrage und spricht dabei auch die Mädchen an. „Natürlich müssen die schulischen Leistungen passen. Wir legen Wert auf gute Noten in Mathematik, Physik sowie Englisch und selbstverständlich auf ein Verständnis für Elektronik. Sich nur hinzustellen und die Ware zu verteilen, funktioniert nicht“, macht er Eric und Tom finden es in der Soundgarage in Elsterwerda besonders interessant. 22 deutlich. Wer noch unentschlossen ist, kann während eines Praktikums herausfinden, ob der angestrebte Beruf künftig der richtige sein könnte. „Fragt einfach nach oder gebt eure Bewerbung bei mir ab“, muntert Andreas Pötzsch die Tourteilnehmer auf. Dem vielleicht zukünftigen Chef einmal persönlich und in lockerer Atmosphäre zu begegnen, ist eine neue Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler. „Ich denke, dass so auch die eine oder andere Hemmschwelle genommen wird“, ist sich Antje Gallwitz sicher. Unmittelbar neben Expert Pötzsch befindet sich die Soundgarage. Tino Eisfeld, der hier für den Verkauf und den Einbau zuständig ist, macht seinen Job mit Leidenschaft und das spürt man. „Wir realisieren alles, was mit Multimedia, Sicherheit und Unterhaltung im Auto zu tun hat. Eine unserer Stärken ist die Anfertigung von speziellen Lösungen, individuell abgestimmt auf Kundenwünsche und Fahrzeug. Wir machen Klang, nicht nur Krach“, sagt er lachend und lässt alle für eine Kostprobe in das Ausstellungsfahrzeug steigen. „Wahnsinn“, kommentieren die meisten, als sie wieder mit strahlenden Gesichtern aus selbigem herausklettern. Einige wollen nun wissen, wie viel Zeit und Arbeit dahinter steckt und welche Ausbildung man benötigt. „Wer Kfz-Elektriker lernt, hat eine solide Grundausbildung. Ihr müsst auf alle Fälle fit in Mathe und Physik sein“, informiert Tino Eisfeld, bevor er die Gruppe verabschiedet. Die Tour geht weiter Richtung Finsterwalde. Im Bus bleibt Zeit für ein Zwischenresümee. „Mit dieser Berufsorientierungstour möchten wir unsere Jugendlichen auch an solche Berufe heranführen, die sie noch nicht kennen beziehungsweise selbst vielleicht nicht auswählen würden“, bringt es Antje Gallwitz auf den Punkt. Sie betrachtet den Ablaufplan und ist sich fast sicher, dass dies auch bei den nächsten beiden Unternehmen zutreffen wird. Bevor es also zur Metallbau Wilde GmbH geht, sieht man sich bei der Rimpel Treppenbau GmbH um. Christoph Drangosch führt die Gruppe zunächst in das Treppenstudio und wie er erwartet hatte, staunen die jungen Besucher nicht schlecht. Insgesamt 16 verschiedene Treppenmodelle werden nun Stufe für Stufe von ihnen erkundet. Sie flitzen über 23 Bei der Rimpel Treppenbau GmbH führt Christoph Drangosch die Teilnehmer durch die Fertigungshalle. die Etagen, fühlen dabei die unterschiedlichen Handläufe und bewundern verschiedene Farbkombinationen. Welche einzelnen Arbeitsschritte notwendig sind, bis solche individuellen Schmuckstücke entstehen, zeigt Christoph Drangosch beim anschließenden Rundgang durch die Werkshallen. Zunächst ist da natürlich der Rohstoff Holz. Viele verschiedene Sorten lagern in einer großen Halle. Der 26-Jährige gibt Auskunft über ihre Herkunft und den Verwendungszweck. „Bereits mit dem Zuschnitt beginnt die eigentliche Produktion“, informiert Drangosch und hält die Tür zur Produktionshalle auf, wo Wärme und der Geruch von Holz sich vermischen. Die Besucher können den Arbeitern direkt über die Schultern schauen, wobei ihnen natürlich nicht entgeht, dass einige Arbeitsschritte vom Computer erledigt werden. „Das Computerprogramm ist schon schlau, man muss es aber bedienen können“, schmunzelt Christoph Drangosch. Hier hören sie auch erstmalig an diesem Tag vom Leistungssystem. „Je schneller man arbeitet, um so mehr verdient man. Natürlich muss die Qualität stimmen“, erklärt er. Auch in der Schleiferei und Lackiererei ist noch viel Handarbeit gefragt – zwei der derzeitigen Lehrlinge demonstrieren das mit Eifer. Wer eine individuelle Arbeit sucht und den Beruf des Tischlers erlernen möchte, ist hier genau an der richtigen Adresse. Neben der 3-jährigen Berufsausbildung müssen die Lehrlinge auch die vorgeschriebenen 24 Christoph Drangosch von der Rimpel Treppenbau GmbH. Lehrgänge bei der Handwerkskammer Cottbus absolvieren, um den nötigen Ausbildungsstand zu erreichen. „Unsere Firma finanziert darüber hinaus die Meisterausbildung, was nicht so selbstverständlich ist“, sagt Christoph Drangosch, der seinen Meisterbrief schon in der Tasche hat. An dieser Stelle gibt Ellen Lösche weitere ergänzende Auskünfte über den beruflichen Werdegang und die zahlreichen Chancen, im Handwerk Karriere zu machen. Während ihrer Ausführungen erreichen alle die Edelstahlwerkstatt und das Fertigteillager. „Der Nächste, der unsere Teile in die Hand nehmen wird, ist der Handwerker, der die Treppe einbaut. Eine Standardtreppe ist in drei Tagen fertig. Im vergangenen Jahr stellten wir 780 Treppen her“, beantwortet Drangosch die letzten Fragen der Gäste. Ein kurzer Fußmarsch, und die Schülerinnen und Schüler sind am letzten Ziel für heute, der Metallbau Wilde GmbH, angelangt. DiplomBauingenieurin Angela Schulz hat sich gut vorbereitet, erklärt mit wenigen Worten das Firmenkonzept. „Ihr müsst Zeichnungen lesen und selbstständig arbeiten können“, definiert sie einige der beruflichen Anforderungen. Die Prösener Schülerinnen und Schüler sind bereits die fünfte Gruppe in diesem Jahr, die von ihr durch die große, kühle Werkshalle geführt wird. Auch, wenn Angela Schulz auf Nachfrage feststellt, dass heute keiner dabei ist, der im Metallbau seine Zukunft sieht, „…ein Praktikum ist jederzeit möglich. 25 DiplomBauingenieurin Angela Schulz führt die Gruppe durch die Produktionshalle der Metallbau Wilde GmbH. Dabei sollt ihr nicht nur die Halle fegen, sondern richtig mitarbeiten.“ Nur so, ist sich die Technikerin sicher, erhalten junge Menschen ein Bild vom späteren Arbeitsgebiet. Ellen Lösche bestätigt das. „Zu wissen, welchen Beruf man nicht lernen möchte, ist ja auch ein Schritt in Richtung Berufsfindung. Keinem nützt eine abgebrochene Lehre, am wenigsten den Berufsstartern.“ Beim abschließenden Mittagessen wird munter geplaudert. Einige Schülerinnen und Schüler aus der Tour sind in ihrer Entscheidungsfindung bereits so weit, dass sie genau wissen, ob sie Dachdecker, DiplomBauingenieurin Angela Schulz erklärt anhand von Zeichnungen, wie das fertige Produkt entsteht. 26 Physiotherapeutin, Bäckereifachverkäuferin oder Mediengestalter werden wollen. Andere wiederum sind noch recht unentschlossen. Etwas haben sie allerdings alle an diesem Tag mit auf den Weg bekommen. Ein Praktikumsplatz kann hilfreich sein, um die richtige Entscheidung zu treffen und der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften im Handwerk nimmt stetig zu. Es gibt klare Anforderungsprofile, doch wer gute schulische Leistungen vorweisen kann und das entsprechende Interesse mitbringt, findet bei zahlreichen Betrieben und Unternehmen im ElbeElster-Kreis einen Ausbildungsplatz, muss also nicht der Heimat den Rücken kehren. Das zumindest wünscht sich am Ende des Tages auch Ellen Lösche: „Vielleicht sehen wir uns im Handwerk und zur Gesellenfreisprechung wieder“, sagt sie und überreicht zum Abschluss jedem eine Informationsmappe. 27 28 Schüler-Informationstour Metall- und Elektroindustrie Interviews mit Christian Pötschick, Projektmitarbeiter der Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz GmbH (EEPL) und mit René Böttcher, Leiter Personal der voestalpine Draht Finsterwalde GmbH Christian Pötschick befürwortet Schüler-Informationstour Die Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz GmbH – kurz EEPL – mit Sitz in Finsterwalde versteht sich seit ihrer Gründung im Jahre 1996 als regionaler Dienstleister. Auf den Gebieten von Wirtschaft, Arbeit und Soziales sowie Bildung und Umwelt dient EEPL dabei Unternehmen, Institutionen, Kommunen, Vereinen, Verbänden und Bürgern gleichermaßen als kompetenter Ansprechpartner. Christian Pötschick ist Projektleiter und Bildungsberater bei EEPL. Herr Pötschick, als Moderator des Netzwerkes der Metall- und Elektroindustrie, möchte EEPL unter anderem dazu beitragen, den Fachkräftenachwuchs sicherzustellen. Wie funktioniert das? Christian Pötschick: Wir führen im Auftrag des Bildungsbüros des Landkreises Elbe-Elster seit 2008 die Schüler-Informationstour in Metall- und Elektrobetriebe durch. Christian Pötschick 29 Während der eintägigen Bustour werden verschiedene Produktionsstätten und Ausbildungsbetriebe besichtigt. Das gemeinsame Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse bei der Berufsorientierung behilflich zu sein und ihnen dabei berufliche Perspektiven in der Region aufzuzeigen. Also profitieren auch die Betriebe davon? Im Grunde schon. Bei rund 50 Firmen stellen wir in jährlichen Betriebsumfragen den kurz-, mittel- und langfristigen Fachkräftebedarf fest. Die Unternehmen erkennen dabei, dass sie künftig junge, gut ausgebildete Mitarbeiter benötigen. Im Zuge der Nachwuchskräftegewinnung ist die Schüler-Informationstour somit ein wichtiges Instrument geworden. Sie kann die Brücke zwischen den Schülern und Ausbildungsbetrieben sein. Sie glauben also, damit auch berufliche Weichen stellen zu können? Der Übergang von der Schule in die Wirtschaft ist ein sehr wichtiger Schritt. Zumal die Metall- und Elektroindustrie in Südbrandenburg mit über 90 Unternehmen und mehr als 5.500 Beschäftigten ein wichtiges wirtschaftliches Standbein darstellt. Wir alle müssen also zeitig genug mit der Berufsorientierung junger Menschen beginnen, sonst winken wir ihnen am Ende hinterher. Besichtigung Heller Elektroanlagen Falkenberg 30 Welchen Aufwand müssen Schulen betreiben, um eine Informationstour durchzuführen? Interessierte Schulen müssen einen Förderantrag an das Bildungsbüro stellen und uns einen Wunschtermin nennen. Nach Genehmigung durch den Landkreis organisieren wir dann den gesamten Tagesablauf. Die Tour beginnt und endet direkt an der Schule und führt meist in drei ausgewählte Unternehmen. Bekommen Sie nach einer Informationstour manchmal ein Feedback? Oft sogar. Lehrer und Schüler bestätigen, dass es für sie sonst keine Möglichkeit gibt, einen so tiefen Einblick in Unternehmensprozesse zu bekommen. Schließlich sind sie in den Werkshallen unterwegs und lernen somit die Wertschöpfungskette praxisnah kennen. Ansprechpartnern direkt vor Ort zu begegnen und ihnen gezielt Fragen stellen zu können, wird ebenfalls als sehr positiv eingeschätzt. Frau Tschentscher führt durch die Lausitzer Maschinenbau GmbH Finsterwalde 31 Besichtigung Kjellberg Finsterwalde voestalpine Draht Finsterwalde GmbH 32 René Böttcher über berufliche Chancen Vor gut 60 Jahren begann man in Finsterwalde mit der Produktion blankgezogener Drähte und schaffte damit die Basis für die heutige voestalpine Draht Finsterwalde GmbH. Im Gespräch gibt René Böttcher, Leiter Personal, Auskunft über die Lehrlingssituation. Herr Böttcher, wie viele Lehrlinge werden bei voestalpine Draht Finsterwalde GmbH ausgebildet? René Böttcher: Derzeit sind es zehn Lehrlinge. Im September kommen vier weitere hinzu. Man kann sagen, dass jährlich durchschnittlich dreizehn Lehrlinge ausgebildet werden. Das ist eine relativ große Anzahl. Welche Berufe können im Einzelnen erlernt werden? Wir bilden Industriekaufleute, Werkstoffprüfer, Mechatroniker sowie Industriemechaniker aus. Also typische Männerberufe? Nicht unbedingt. Auch wenn es meist männliche Bewerber sind, können grundsätzlich in allen Bereichen auch Mädchen tätig werden. René Böttcher 33 Wie sieht die berufliche Zukunft für junge Menschen in Ihrem Unternehmen aus? Wir haben eine gute Übernahmequote. Dabei kommt es natürlich auf jeden Einzelnen selbst an. Unsere Anforderungen sind hoch, dem entsprechend ist aber auch die Ausbildung. Haben Sie das Gefühl, dass sich junge Menschen zu wenig Gedanken über ihren beruflichen Weg machen? Wenn ich ehrlich bin, ja. Natürlich gibt es auch Schulabgänger, die aus Eigeninitiative in die Firma kommen, um nach einem Praktikumsplatz oder einer Lehrstelle zu fragen. Es gibt immer Perlen, die sich rühren. Diese werden nur leider zunehmend weniger. Kann das in naher Zukunft ein Problem darstellen? Der Bedarf an hervorragend ausgebildeten Fachkräften in unserer Region ist auf alle Fälle vorhanden und den wird es auch immer geben. Gerade die Metallbranche ist in Finsterwalde der Klassiker. Trotzdem wissen nur wenige, dass hier auch ausgebildet wird. Hinzu kommt, dass natürlich jeder Ausbildungsbetrieb die besten Lehrlinge haben möchte. In der heutigen Zeit muss man sich schon mehr strecken, um die Guten zu bekommen … … und auf künftige Bewerber zugehen? So ist es. Auf regionalen Ausbildungsmessen suchen wir den Kontakt zu den Schulabgängern, bieten Firmenpraktika an und geben interessierten Schulklassen die Möglichkeit, bei einem Rundgang durch die Werkshallen mehr über Ausbildung und Beruf bei voestalpine Draht Finsterwalde GmbH zu erfahren. 34 Danksagung und Impressum Wir bedanken uns bei dem Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft ElbeElster, der Niederlausitzer Kreishandwerkerschaft Finsterwalde, der Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz GmbH und bei den beteiligten Betrieben, die durch ihre Unterstützung die Durchführung der Schülerinformationstouren ermöglichen. Herausgeber Landkreis Elbe-Elster Schulverwaltungs- und Sportamt Bildungsbüro Grochwitzer Str. 20 04916 Herzberg/Elster Redaktion Nora Günther, Schriftstellerin, Prestewitz Andrea Hähnlein, Bildungsbüro Landkreis Elbe-Elster Fotos bereitgestellt von Claudia Höhne, der EEPL GmbH, voestalpine Draht Finsterwalde GmbH Satz, Layout & Druck Druckhaus Elsterwerkstätten GmbH Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie im Internet unter www.lkee.de/Wohnen-Kultur/Bildung Erste Auflage, August 2012 35