PDF: 2,3 MB - Landkreis Elbe

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PDF: 2,3 MB - Landkreis Elbe
Landkreis Elbe-Elster
Berufliche Perspektiven in
der Heimatregion aufzeigen
Schüler-Informationstouren zum
Kennenlernen der Unternehmen – ein
Angebot des Landkreises Elbe-Elster
zur Unterstützung der Berufsorientierung
Berufliche Perspektiven in der Heimatregion aufzeigen
Schüler-Informationstouren zum Kennenlernen der
Unternehmen – ein Angebot des Landkreises Elbe-Elster
zur Unterstützung der Berufsorientierung
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
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Informationen zur Projektbeantragung
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Unterstützung durch das Bildungsbüro des Landkreises
Schüler-Informationstour Landwirtschaft
Schüler-Informationstour Handwerk
Schüler-Informationstour Metall- und Elektroindustrie
Danksagung und Impressum
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Vorwort
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Leserinnen und Leser,
vor Ihnen liegt die Broschüre „Schüler-Informationstouren zum Kennenlernen der
Unternehmen“. Sie soll Ihnen einen
Überblick über dieses Angebot des Landkreises Elbe-Elster zur Unterstützung der Beruforientierung geben und
Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen. Die Broschüre ist insbesondere für
Lehrkräfte der Sekundarstufe I gedacht.
Die Zusammenarbeit Schule – Wirtschaft hat auch im Landkreis ElbeElster eine lange Tradition. In den vergangenen Jahren sind Dank des
Engagements von Schulen und Betrieben bereits vielfältige Partnerschaften und Projekte initiiert worden. Schulen erschließen sich
dadurch neue Möglichkeiten für eine lebensnahe Berufswahlorientierung und gewinnen Fachkompetenz von außen. Die Lerninhalte erhalten einen stärkeren Alltags- und Praxisbezug. Schülerinnen und
Schüler bekommen einen realistischen Einblick in die Berufswelt, sie
lernen Berufsfelder und Unternehmen kennen.
Das Bildungsbüro des Landkreises hat dafür schon einige erfolgreiche
Maßnahmen und Projekte umgesetzt und mit engagierten Partnern aus
der Wirtschaft auch die in dieser Broschüre beschriebenen Informations-Touren zum Kennenlernen der regionalen Unternehmen entwickelt. Die hier zusammengestellten drei Touren in Betriebe der
Branchen Metall- und Elektroindustrie, Landwirtschaft und Handwerk
sind bereits in der Praxis erprobt.
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Um zukunfts- und entscheidungsfähig zu sein, benötigen Schülerinnen
und Schüler ein breites Spektrum von Möglichkeiten und Erfahrungen
im konkreten Arbeitsleben. Die Informationstouren geben einen ersten
Einblick in Betriebsstrukturen und Abläufe sowie Orientierung in der
Praxis. Die Schülerinnen und Schüler erfahren in den Betrieben, welche
Ausbildungs- und Praktikumsplätze diese anbieten und bekommen die
Berufsbilder anschaulich vorgestellt.
Liebe Lehrerinnen und Lehrer, nutzen Sie dieses Projektangebot und
integrieren Sie es in das Berufsorientierungskonzept Ihrer Schule.
Das Bildungsbüro arbeitet an der Entwicklung weiterer Unterstützungsangebote und ist dabei auf Ihr Feedback und Ihre Vorschläge
angewiesen. Für Anregungen, Verbesserungen und Ergänzungen sind
wir dankbar!
Ich wünsche Ihnen viele tolle Erlebnisse bei den Schüler-Informationstouren und Erfolg bei Ihrer Berufsorientierungsarbeit.
Christian Jaschinski
Landrat
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Unterstützung durch das Bildungsbüro des Landkreises und
Informationen zur Projektbeantragung
Zur Unterstützung des systematischen Übergangs von der Schule in die
Ausbildung haben die Maßnahmen und Projekte zur Berufs- und Studienorientierung eine zentrale Bedeutung. Stetige Veränderungen in der
heutigen Berufs- und Arbeitswelt und ein sehr vielfältiges Angebot an
Ausbildungsberufen und weiterführenden Schulen stellen die Schulen
bei der Berufs- und Studienorientierung vor eine sehr anspruchsvolle
Aufgabe. Wichtig ist, dass die Jugendlichen frühzeitig die vielfältigen
Ausbildungsmöglichen und beruflichen Perspektiven in ihrer Heimatregion kennenlernen. Deshalb unterstützt das Bildungsbüro des Landkreises Elbe-Elster die Schulen bei der Entwicklung und Finanzierung
von Projekten sowie bei der Organisation und Ansprache von Praxispartnern. Mit dem Bildungsbüro hat der Landkreis eine verlässliche
kommunale Unterstützungsstruktur für die Partnerschaft Schule –
Wirtschaft geschaffen. Das Bildungsbüro fördert die praxisnahe Zusammenarbeit der Schulen im Landkreis mit außerschulischen Partnern insbesondere mit Wirtschaftsunternehmen, Kammern und Verbänden zur
Umsetzung von Praxislernen und Berufsorientierungskonzepten. Damit
Schulprojekte nicht an der Finanzierung scheitern, unterstützt der Landkreis diese Aktivitäten mit seiner Förderrichtlinie vom 08. Juli 2008
zur Stärkung der Berufs- und Studienorientierung.
Vom Bildungsbüro werden auch eigene Projekte zum „Kennenlernen
der regionalen Unternehmen“ entwickelt, welche die Schulen im Bildungsbüro beantragen können. Dazu zählen die in dieser Broschüre
beschriebenen Schüler-Informationstouren in ausgewählte Betriebe der
Landwirtschaft, des Handwerks und der Metall- und Elektroindustrie.
Ziel dieser Bustouren ist es, den Schülerinnen und Schülern ab der 7.
Klasse die beruflichen Perspektiven in der Heimatregion aufzuzeigen.
Die jeweilige Tour führt an einem Tag durch drei bis vier ausgewählte
Unternehmen. In Vorbereitung ihrer Berufswahlentscheidung erhalten
die Schülerinnen und Schüler dabei die Möglichkeit, in den Unter7
nehmensalltag zu schnuppern und mit Geschäftsführern, Mitarbeitern
und Auszubildenden ins Gespräch zu kommen. Mit Betriebsbesichtigungen wird die Arbeitswelt der jeweiligen Berufsbranche erlebbar
gestaltet und Berufsbilder sowie Produktionsabläufe können mit klaren
Anforderungsprofilen untermauert werden.
Um ein vielfältiges und weitestgehend flächendeckendes Angebot zu
ermöglichen, sind starke und erfahrene Kooperationspartner aus der
Wirtschaft notwendig. Die Touren werden von mehreren Akteuren vor
Ort unterstützt. Die 2008 konzipierte Schüler-Informationstour in ausgewählte Metall- und Elektrobetriebe wird durch die Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz (EEPL) GmbH im Auftrag des
Landkreises durchgeführt. 2010 wurde die Informationstour in Unternehmen der Landwirtschaft gemeinsam mit dem Ausbildungsnetzwerk
Landwirtschaft und LANDaktiv entwickelt. Die Schülerinnen und
Schüler erleben die Agrarbetriebe und „Grünen Berufe“ hautnah. In
Kooperation mit der Niederlausitzer Kreishandwerkerschaft Finsterwalde ist seit 2011 die Schüler-Informationstour durch verschiedene
Handwerksbetriebe möglich.
Diese Schüler-Informationstouren haben eine hohe Resonanz bei den
Schulen. Von den neun Oberschulen, vier Gymnasien, dem Beruflichen
Gymnasium und den drei Schulen mit dem sonderpädagogischen
Förderschwerpunkt Lernen im Landkreis nutzen insgesamt zehn
Schulen dieses Angebot regelmäßig. Etwa 800 Schülerinnen und
Schüler konnten seit 2009 im Rahmen dieser Informationstouren die
Ausbildungsmöglichkeiten in den Betrieben kennenlernen. Interessierte
Lehrerinnen und Lehrer haben diese Projektangebote vorab im Rahmen
der Lehrerfortbildung kennengelernt.
Das Bildungsbüro bietet den Schulen diese Informationstouren als
Berufsorientierungsprojekt an und finanziert die Durchführung über
die Förderrichtlinie des Landkreises Elbe-Elster vom 8. Juli 2008 zur
Stärkung der Berufs- und Studienorientierung.
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Informationen zur Projektbeantragung:
1.
durch die Schule telefonische Anfrage beim:
Landkreis Elbe-Elster,
Bildungsbüro im Schulverwaltungs- und Sportamt,
Grochwitzer Str. 20, 04916 Herzberg
Ansprechpartnerin Frau Andrea Hähnlein,
Tel. 03535 46-3501, [email protected]
2.
durch die Schule Abstimmung zum Termin und
zum Besichtigungsablauf
Tour Metall-Elektroindustrie:
Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz GmbH (EEPL),
Grenzstr. 62, 03238 Finsterwalde
Ansprechpartner Herr Christian Pötschick,
Tel.: 03531 719960, Mail: [email protected]
Tour Landwirtschaft:
Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft Elbe-Elster,
Ansprechpartnerin Frau Petra Schaar,
Tel.: 035364 316, Mobil: 0174 / 7282268, Mail: [email protected]
Tour Handwerk:
Niederlausitzer Kreishandwerkerschaft Finsterwalde,
Genossenschaftsstraße 19, 03238 Finsterwalde
Ansprechpartnerin Frau Ellen Lösche,
Tel.: 03531 71720, Mail: [email protected]
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3.
durch die Schule Einholung von drei Angeboten
zu den Beförderungskosten Bus
4.
durch die Schule Antragstellung auf Zuwendung
beim Landkreis Elbe-Elster, Bildungsbüro
5.
Nach schriftlicher Gewährung der Zuwendung – abhängig von den zur
Verfügung stehenden Haushaltsmitteln – kann die Projektdurchführung
erfolgen.
Die Förderrichtlinie und die erforderlichen Formulare zur Antragstellung stehen unter www.lkee.de/Wohnen-Kultur/Bildung als
Download zur Verfügung.
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Schüler-Informationstour Landwirtschaft
Den Schülerinnen und Schülern „Grüne Berufe“ näher bringen
In unserem ländlich geprägten Landkreis Elbe-Elster haben die „Grünen Berufe“ einen besonderen Stellenwert. Welche Ausbildungsmöglichkeiten es in der Landwirtschaft gibt, erfahren
Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse während einer Informationstour in Unternehmen der Landwirtschaft. Seit 2010 bietet das Bildungsbüro des Landkreises Elbe-Elster gemeinsam mit dem
Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft Elbe-Elster und LANDaktiv
diese spezielle Tour für die Schulen an.
Es ist noch recht frisch, als sie am 18. April 2012 in Thalberg ankommen. Doch die zwölf Schülerinnen und Schüler der Ganztagsschule mit
dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Lernen“ Elsterwerda
sowie die weiteren vier Schülerinnen und Schüler der Schule mit dem
sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“
Elsterwerda stört das wenig. Sie haben heute ein klares Ziel.
Denn im Rahmen der Schüler-Informationstour Landwirtschaft lernen
sie drei ausgewählte Agrarbetriebe im Landkreis kennen. Petra Schaar
stellte als verantwortliche Koordinatorin vom Ausbildungsnetzwerk
Landwirtschaft Elbe-Elster die heutige Tagestour nicht nur zusammen,
sondern begleitet sie auch.
Fischwirtschaftsmeister Ulrich
Richter von der
Teichwirtschaft
Thalberg reicht
ein Glas mit
Naturnahrung
herum.
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Und so stehen nun Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren
Lehrern an der Teichwirtschaft Thalberg und hören Ulrich Richter
aufmerksam zu. Er ist Pächter der Teichwirtschaft und führt sie seit
1992 als Familienbetrieb. Fischzucht gibt es hier hingegen schon seit
1530. Gut 87 Hektar umfasst die Teichwirtschaft, wovon zirka 71 Hektar Wasserfläche sind. In den rund 20 Teichen wird als Hauptfisch der
Karpfen gezüchtet, aber auch Hecht, Schleie und Zander werden bis
zum Speisefisch aufgezogen.
„Seht ihr den Teich dort drüben? Das sind ungefähr 30 Hektar.“ Der
Fischwirtschaftsmeister weiß, dass es den Schülerinnen und Schülern
oft schwer fällt, sich Größenordnungen vorzustellen. Seine Ausführungen über die Entwicklung des Lebens im Wasser, die Fischaufzucht und -fütterung sind informativ und vor allen Dingen leicht
verständlich. Fast unmerklich fragt er zwischendurch auch schon mal
nach dem Unterschied zwischen Fried- und Raubfisch und weiteren
Funktionen der Teichwirtschaft. Bereits nach wenigen Minuten stellt
sich heraus, dass sich zwei Angler in der Runde befinden und der
Bruder eines Schülers hier Praktikant war. Das macht die Kommunikation für Richter zwar einfacher doch er möchte jeden einbeziehen.
Er reicht ein Glas mit Teichwasser herum, in dem es von lebender
Naturnahrung nur so wimmelt. Dann kommt die erste Frage. „Wie viele
Karpfen ziehen Sie hier eigentlich auf?“, möchte eine der Schülerinnen
Im Hofladen der
Teichwirtschaft
Thalberg werden
die Fische zum
Verkauf angeboten.
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wissen. Die Klasse staunt nicht schlecht über Richters Antwort. „Als
Brut werden 175.000 bis 200.000 kleine Fische eingesetzt. Wenn jeder
zehnte Fisch davon groß wird, können wir zufrieden sein.“
Obwohl keiner klagt, sind doch alle froh, sich im Hofladen ein wenig
aufwärmen zu können. Hier schwimmen in drei Verkaufsbecken
Karpfen, Hechte und Forellen. Als Ulrich Richter erst einen großen
Karpfen, danach einen Hecht mit dem Kescher aus einem der Becken
fischt und diese spritzend ins Wasser zurückspringen, sind auch die
Letzten interessiert. Plötzlich kommen viele Fragen. Wie unterscheidet
man Männchen von Weibchen? Wo werden die Fische verkauft und
was kosten sie? Wie alt wird ein Karpfen in freier Natur? Kann ich hier
selber angeln? Bilden Sie Lehrlinge aus? Letzteres verneint Richter,
aber einen Praktikanten nimmt er hin und wieder, wenn es sich zeitlich
machen lässt. „Früher verdienten bis zu zehn Leute hier ihr Geld. Momentan bewirtschafte ich alles mit meinem Bruder allein. Teilweise unterstützt uns meine Frau im Hofladen.“ Ulrich Richter ist Realist:
„Selbst, wenn der frischeste Fisch immer vom Fischer kommt, greifen
die Leute lieber in die Gefriertruhe im Supermarkt. Früher oder später
ist unser Beruf nur noch etwas für Idealisten.“
Die Zeit reicht noch für einen Spaziergang um den langen Angelteich.
Hier bekommen die Achtklässler Antwort auf die anfängliche Frage
nach weiteren Funktionen der Teichwirtschaft.
Ein Rundgang
um den langen
Angelteich gibt
Aufschluss über
allgemeine
Funktionen der
Teichwirtschaft.
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Sie erfahren, dass die Teiche nicht nur Raststätte für zahlreiche Vögel
sondern auch Brutstätte für Frösche, Kröten und Rotbarschunken sind.
Darüber hinaus hören sie viel Interessantes über den alten Baumbestand, Angelmöglichkeiten und Naturtourismus.
Die Gruppe hat Glück. Derzeit brüten mehrere Schwanenpaare am Ufer
und daher kann sie die großen, grünlichen Eier ganz aus der Nähe betrachten. Unmerklich haben alle den Teich umrundet und steigen wieder
in den Bus, um auf Gut Neumühl einen weiteren Landwirtschaftsbetrieb kennen zu lernen.
Dort angekommen, werden sie zunächst von zwei Stuten begrüßt, deren
Fohlen ausgelassen über die kleine Sandkoppel toben. Zwei Hunde
haben schwanzwedelnd ihren Beobachtungsposten an der Toreinfahrt
eingenommen und ein kurzbeiniger Kater bettelt erfolgreich um
Streicheleinheiten.
Nach der tierischen Begrüßung kommt nun auch Michael Beindorf
winkend auf die Schulklasse zu. Er ist nicht zum ersten Mal Gastgeber
der Informationstour Landwirtschaft und hat die Erfahrung gemacht,
dass die Freude am Umgang mit Tieren durch praktisches Erleben
geweckt werden kann.
Während er einen kurzen Überblick über seinen Pferdezuchtbetrieb und
die Mutterkuhhaltung gibt, machen die Gäste große Augen. Eine kleine,
braun-weiße Kuh kommt um die Ecke und steuert geradewegs auf sie
Kuh „Paula“
begrüßt die Gäste
auf Gut Neumühl
in Zinnsdorf.
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zu. „Das ist Paula“, stellt Beindorf das zutrauliche Tier vor. „Sie wurde
im August letzten Jahres geboren, jedoch von ihrer Mutter nicht
angenommen.“
Das Fleckviehkalb wurde per Hand aufgezogen und genießt seitdem
einen Sonderstatus auf dem Hof. Im Sommer sollen die Ferienkinder,
die hier auf Gut Neumühl eine erlebnisreiche Zeit verbringen können,
auf ihr reiten. Das verblüfft die Gäste ebenso wie die Tatsache, dass
Paula Schokolade liebt.
Viola Lehmann, eine der drei begleitenden Lehrkräfte, fischt aus ihrer
Handtasche ein kleines Schokoladenei und macht den Test. Schnell ist
auch ein Halfter geholt und alsbald findet sich eine mutige Reiterin.
Natürlich wollen jetzt alle reiten, doch Beindorf wehrt ab. Während
Paula weiter ihre Runde drehen darf, folgen die Schülerinnen und
Schüler dem Agraringenieur und den beiden Hunden. Unmittelbar hinter den Stallungen schließen sich endlose Koppeln an. In weiter Ferne
sind die Mutterkühe erkennbar. Eine riesige Pferdeherde tummelt sich
hingegen auf einer nahe gelegenen Koppel. Sofort drängt es einige
Mädchen zu den Tieren. 100 sind es an der Zahl, die hier auf Gut
Neumühl stehen; darunter befinden sich auch zahlreiche Pensionstiere.
Michael Beindorf ist erfolgreicher Züchter und bildet den Pferdenachwuchs selbst aus. Welche Hindernisse ein Pferd überwinden kann, wird
auf dem Springplatz deutlich.
Die Mädchen sind
von den Pferden
auf Gut Neumühl
begeistert.
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Erste
Berührungsängste
werden überwunden.
Und noch eins haben die Besucher in der kurzen Zeit gelernt. Die Ausbildung zum Pferdewirt erfordert neben der Tierliebe auch viel Fachwissen. Doch Michael Beindorf gibt auch lernschwachen Schülerinnen
und Schülern die Chance und bildet derzeit zwei Lehrlinge aus. Wer
ein Praktikum bei ihm machen möchte, kann gern noch einmal nachfragen.
Langsam wird es aber Zeit, auf dem Hof nach Paula zu sehen. Sie wird
gesucht und schließlich im Futterhaus entdeckt. Paula begleitet die
Gruppe noch durch den mit frischem Stroh eingestreuten Boxenstall
und beendet mit den Gästen die fast zweistündige Hofrunde. Das Empfangskomitee ist vollständig, als sich auch Kater Bommel wieder einfindet. Letzte Streicheleinheiten für die Tiere und ein herzliches
Dankeschön an Michael Beindorf.
Mittlerweile ist es 12 Uhr. Hunger und Durst stellen sich ein. Petra
Schaar hat auch das bedacht und so stärken sich alle im nahegelegenen
Elsterstübchen. Hier resümiert die Viola Lehmann den bisherigen
Tagesverlauf. „In diesem Jahr sind unsere Schülerinnen und Schüler
besonders aufmerksame Zuhörer und Beobachter“, lobt die Lehrerin,
die an der Schule verantwortlich für die Berufsorientierung ist und
daher regelmäßig an der Landwirtschaftstour teilnimmt. „Ich finde es
wichtig, dass sie einen Einblick in den Arbeitsalltag bekommen. Ihnen
wird somit ermöglicht, sich näher mit den einzelnen Berufsbildern und
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Andreas Kluge,
Anlagenleiter und
Herdenmanager bei
der Güterverwaltung Großthiemig
erklärt, wie der
Bordcomputer am
Traktor programmiert wird.
den beruflichen Perspektiven in der Heimatregion zu befassen.“ Viola
Lehmann bestätigt, dass in der Vergangenheit nur für einige ihrer Schülerinnen und Schüler nach der Tour ein Praktikumsplatz und bestenfalls
eine Lehrstelle gefunden wurde. Dabei ist eine derartige Informationstour
mit relativ wenig Aufwand verbunden. Ein Förderantrag an das Bildungsbüro des Landkreises Elbe-Elster, welches die Durchführung dieser
Schülerbustouren zur Stärkung der Berufs- und Studienorientierung finanziert, und die Einreichung von drei schriftlichen Angeboten zu den
Buskosten genügen.
Ein letztes Mal steigen die Tourteilnehmer für diesen Tag in den Bus. Es
riecht ländlich, als sie bei der Güterverwaltung Großthiemig aussteigen.
Ungeniert halten sich einige die Nase zu, die meisten stört der frische
Silagegeruch jedoch nicht.
Andreas Kluge, Anlagenleiter und Herdenmanager, führt die Gruppe
zunächst in das Futterlager. „In unserer Milchviehanlage stehen 220
Hochleistungskühe, die natürlich leistungsgerecht gefüttert werden
müssen“, erklärt er und zeigt auf unterschiedliche Futtermittel. Eine
tägliche Futterration ordnungsgemäß zu berechnen und zusammenzustellen setzt eine korrekte und verantwortungsbewusste Arbeit voraus.
Selbst wenn Computertechnik in der modernen Landwirtschaft Einzug
gehalten hat und die Fütterung über einen Bordcomputer im Traktor erfolgt, „... im Köpfchen muss man trotzdem was haben“, sagt Kluge.
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Während des
Rundganges durch
die Stallanlagen der
Güterverwaltung
Großthiemig folgen
die Teilnehmer interessiert den Ausführungen von
Andreas Kluge.
Jetzt geht es ins Herzstück der Anlage. Es ist gerade Schichtpause und
so erklärt Andreas Kluge in Ruhe und ausführlich, warum der Fischgrätenmelkstand so genannt wird, wie viel Liter am Tag gemolken werden, wohin die Milch letztendlich gelangt und wie die
Lehrlingsausbildung praktiziert wird. Auch in Großthiemig gibt es beim
weiteren Rundgang durch die Ställe viele Fragen. Auf eine antwortet
Andreas Kluge besonders besorgt. „Das Arbeiten in Schichten macht es
nicht einfacher, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Man
muss Interesse mitbringen und nicht auf die Uhr schauen. Tiere halten
sich nämlich nicht immer an Arbeitszeiten.“
Das war das Stichwort für Viola Lehmann. Sie schaut auf die Uhr.
„Leute, wir müssen“, mahnt sie. Obwohl die Zeit drängt, wollen alle
noch unbedingt die Kälber sehen. Dann heißt es auch hier, Abschied zu
nehmen.
Bei der Heimfahrt wird heftig diskutiert, weil in anderen Berufen ebenfalls in Schichten und am Wochenende gearbeitet werden muss. Das
Ziel, ernsthafter über einen der grünen Berufe nachzudenken, ist erreicht. „Die Ausbildung muss ja nicht zwingend in einem der drei
vorgestellten Agrarbetriebe erfolgen. Es gibt viele Möglichkeiten, in
der Landwirtschaft tätig zu werden. Diese Tour soll ein Denkanstoß
sein“, sagt Petra Schaar zufrieden.
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Die Kälber der
Güterverwaltung
Großthiemig
haben es den
jungen Besuchern
besonders
angetan.
Andreas Kluge,
Anlagenleiter und
Herdenmanager der
Güterverwaltung
Großthiemig,
erklärt den
Schülerinnen
und Schülern den
Fischgrätenmelkstand.
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Schülerinformationstour Handwerk
Von der Berufsfindung zum Wunschberuf
Seine Zukunft selbst in die Hände nehmen zu können, klingt zunächst
einfach. Doch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe
I wissen noch nicht konkret, welchen Beruf sie nach dem Schulabschluss einmal erlernen möchten. Sie werden jedoch nicht allein
gelassen, denn es bestehen unterschiedliche Möglichkeiten, sich über
die Berufsfelder näher zu informieren. Eine davon ist die SchülerInformationstour durch ausgewählte Handwerksbetriebe, welche das
Bildungsbüro des Landkreises Elbe-Elster seit 2011 in Kooperation mit
der Niederlausitzer Kreishandwerkerschaft Finsterwalde den Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse anbietet.
In Vorbereitung ihrer Berufswahlentscheidung nehmen auch 17 Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse der Oberschule „Aktive Entwicklungsschule“ Prösen dieses Angebot wahr und besuchen am 26.
April 2012 zum bundesweiten Zukunftstag vier ausgewählte Handwerksbetriebe im Landkreis. „Unsere Schule beteiligt sich in diesem
Jahr erstmalig an dieser Tour“, so Lehrerin Antje Gallwitz. Dabei kann
sie heute ganz entspannt bleiben, denn der gesamte Tagesablauf wurde
organisiert von Ellen Lösche, Geschäftsführerin der Niederlausitzer
Kreishandwerkerschaft Finsterwalde.
Im Opel Autohaus
Wilhelm Neustadt in
Elsterwerda dürfen
die Schülerinnen
und Schüler selbst
einmal das
Werkzeug in die
Hand nehmen.
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Und so hält der Bus das erste Mal in Elsterwerda beim Opel Autohaus
Wilhelm Neustadt.
Nico Strauch, auszubildender Automobilkaufmann, nimmt die Truppe
in Empfang. Beim Rundgang durch das Autohaus blicken die Schülerinnen und Schüler in Karosserieabteilung und Reifenlager, da auch
das zur Informationstour dazu gehört. Strauchs Ausführungen über die
verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten im Autohaus lassen einige
Jungs hellhörig werden. Doch hier gilt wie überall, Grundinteresse
reicht nicht aus, gute schulische Noten müssen vorhanden sein. „Wer
entsprechende Leistungen bringt, kann seine Ausbildung sogar
verkürzen“, berichtet er aus eigener Erfahrung. Als keine Fragen mehr
gestellt werden, informiert er abschließend noch darüber, dass das Autohaus für Interessierte kontinuierlich Praktikumsplätze anbietet.
Gleich nebenan bei Expert Pötzsch wartet bereits Andreas Pötzsch.
Auch in diesem Unternehmen ist nicht gleich auf den ersten Blick
erkennbar, dass hier mehrere Berufe erlernt werden können.
„Wir bilden Verkäufer, Servicekräfte und Informationstechniker aus“,
antwortet Andreas Pötzsch auf Nachfrage und spricht dabei auch die
Mädchen an. „Natürlich müssen die schulischen Leistungen passen.
Wir legen Wert auf gute Noten in Mathematik, Physik sowie Englisch
und selbstverständlich auf ein Verständnis für Elektronik. Sich nur
hinzustellen und die Ware zu verteilen, funktioniert nicht“, macht er
Eric und Tom
finden es in der
Soundgarage in
Elsterwerda
besonders
interessant.
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deutlich. Wer noch unentschlossen ist, kann während eines Praktikums
herausfinden, ob der angestrebte Beruf künftig der richtige sein könnte.
„Fragt einfach nach oder gebt eure Bewerbung bei mir ab“, muntert
Andreas Pötzsch die Tourteilnehmer auf. Dem vielleicht zukünftigen
Chef einmal persönlich und in lockerer Atmosphäre zu begegnen, ist
eine neue Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler. „Ich denke, dass
so auch die eine oder andere Hemmschwelle genommen wird“, ist sich
Antje Gallwitz sicher.
Unmittelbar neben Expert Pötzsch befindet sich die Soundgarage. Tino
Eisfeld, der hier für den Verkauf und den Einbau zuständig ist, macht
seinen Job mit Leidenschaft und das spürt man. „Wir realisieren alles,
was mit Multimedia, Sicherheit und Unterhaltung im Auto zu tun hat.
Eine unserer Stärken ist die Anfertigung von speziellen Lösungen, individuell abgestimmt auf Kundenwünsche und Fahrzeug. Wir machen
Klang, nicht nur Krach“, sagt er lachend und lässt alle für eine Kostprobe in das Ausstellungsfahrzeug steigen. „Wahnsinn“, kommentieren
die meisten, als sie wieder mit strahlenden Gesichtern aus selbigem
herausklettern. Einige wollen nun wissen, wie viel Zeit und Arbeit
dahinter steckt und welche Ausbildung man benötigt. „Wer Kfz-Elektriker lernt, hat eine solide Grundausbildung. Ihr müsst auf alle Fälle fit
in Mathe und Physik sein“, informiert Tino Eisfeld, bevor er die Gruppe
verabschiedet.
Die Tour geht weiter Richtung Finsterwalde. Im Bus bleibt Zeit für ein
Zwischenresümee. „Mit dieser Berufsorientierungstour möchten wir
unsere Jugendlichen auch an solche Berufe heranführen, die sie noch
nicht kennen beziehungsweise selbst vielleicht nicht auswählen würden“, bringt es Antje Gallwitz auf den Punkt. Sie betrachtet den Ablaufplan und ist sich fast sicher, dass dies auch bei den nächsten beiden
Unternehmen zutreffen wird.
Bevor es also zur Metallbau Wilde GmbH geht, sieht man sich bei der
Rimpel Treppenbau GmbH um. Christoph Drangosch führt die Gruppe
zunächst in das Treppenstudio und wie er erwartet hatte, staunen die
jungen Besucher nicht schlecht. Insgesamt 16 verschiedene Treppenmodelle werden nun Stufe für Stufe von ihnen erkundet. Sie flitzen über
23
Bei der Rimpel
Treppenbau GmbH
führt Christoph
Drangosch die
Teilnehmer durch
die Fertigungshalle.
die Etagen, fühlen dabei die unterschiedlichen Handläufe und bewundern verschiedene Farbkombinationen. Welche einzelnen Arbeitsschritte notwendig sind, bis solche individuellen Schmuckstücke
entstehen, zeigt Christoph Drangosch beim anschließenden Rundgang
durch die Werkshallen.
Zunächst ist da natürlich der Rohstoff Holz. Viele verschiedene Sorten
lagern in einer großen Halle. Der 26-Jährige gibt Auskunft über ihre
Herkunft und den Verwendungszweck. „Bereits mit dem Zuschnitt beginnt die eigentliche Produktion“, informiert Drangosch und hält die
Tür zur Produktionshalle auf, wo Wärme und der Geruch von Holz sich
vermischen. Die Besucher können den Arbeitern direkt über die Schultern schauen, wobei ihnen natürlich nicht entgeht, dass einige Arbeitsschritte vom Computer erledigt werden. „Das Computerprogramm
ist schon schlau, man muss es aber bedienen können“, schmunzelt
Christoph Drangosch. Hier hören sie auch erstmalig an diesem Tag vom
Leistungssystem. „Je schneller man arbeitet, um so mehr verdient man.
Natürlich muss die Qualität stimmen“, erklärt er. Auch in der
Schleiferei und Lackiererei ist noch viel Handarbeit gefragt – zwei der
derzeitigen Lehrlinge demonstrieren das mit Eifer.
Wer eine individuelle Arbeit sucht und den Beruf des Tischlers erlernen
möchte, ist hier genau an der richtigen Adresse. Neben der 3-jährigen
Berufsausbildung müssen die Lehrlinge auch die vorgeschriebenen
24
Christoph
Drangosch
von der Rimpel
Treppenbau GmbH.
Lehrgänge bei der Handwerkskammer Cottbus absolvieren, um den
nötigen Ausbildungsstand zu erreichen. „Unsere Firma finanziert
darüber hinaus die Meisterausbildung, was nicht so selbstverständlich
ist“, sagt Christoph Drangosch, der seinen Meisterbrief schon in der
Tasche hat. An dieser Stelle gibt Ellen Lösche weitere ergänzende
Auskünfte über den beruflichen Werdegang und die zahlreichen Chancen, im Handwerk Karriere zu machen. Während ihrer Ausführungen erreichen alle die Edelstahlwerkstatt und das Fertigteillager. „Der
Nächste, der unsere Teile in die Hand nehmen wird, ist der Handwerker,
der die Treppe einbaut. Eine Standardtreppe ist in drei Tagen fertig. Im
vergangenen Jahr stellten wir 780 Treppen her“, beantwortet Drangosch
die letzten Fragen der Gäste.
Ein kurzer Fußmarsch, und die Schülerinnen und Schüler sind am letzten Ziel für heute, der Metallbau Wilde GmbH, angelangt. DiplomBauingenieurin Angela Schulz hat sich gut vorbereitet, erklärt mit
wenigen Worten das Firmenkonzept. „Ihr müsst Zeichnungen lesen und
selbstständig arbeiten können“, definiert sie einige der beruflichen Anforderungen. Die Prösener Schülerinnen und Schüler sind bereits die
fünfte Gruppe in diesem Jahr, die von ihr durch die große, kühle Werkshalle geführt wird. Auch, wenn Angela Schulz auf Nachfrage feststellt,
dass heute keiner dabei ist, der im Metallbau seine Zukunft sieht, „…ein
Praktikum ist jederzeit möglich.
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DiplomBauingenieurin
Angela Schulz
führt die Gruppe
durch die Produktionshalle der
Metallbau Wilde
GmbH.
Dabei sollt ihr nicht nur die Halle fegen, sondern richtig mitarbeiten.“
Nur so, ist sich die Technikerin sicher, erhalten junge Menschen ein
Bild vom späteren Arbeitsgebiet. Ellen Lösche bestätigt das. „Zu wissen, welchen Beruf man nicht lernen möchte, ist ja auch ein Schritt in
Richtung Berufsfindung. Keinem nützt eine abgebrochene Lehre, am
wenigsten den Berufsstartern.“
Beim abschließenden Mittagessen wird munter geplaudert. Einige
Schülerinnen und Schüler aus der Tour sind in ihrer Entscheidungsfindung bereits so weit, dass sie genau wissen, ob sie Dachdecker,
DiplomBauingenieurin
Angela Schulz
erklärt anhand
von Zeichnungen,
wie das fertige
Produkt entsteht.
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Physiotherapeutin, Bäckereifachverkäuferin oder Mediengestalter werden wollen. Andere wiederum sind noch recht unentschlossen. Etwas
haben sie allerdings alle an diesem Tag mit auf den Weg bekommen.
Ein Praktikumsplatz kann hilfreich sein, um die richtige Entscheidung
zu treffen und der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften im Handwerk nimmt stetig zu. Es gibt klare Anforderungsprofile, doch wer gute
schulische Leistungen vorweisen kann und das entsprechende Interesse
mitbringt, findet bei zahlreichen Betrieben und Unternehmen im ElbeElster-Kreis einen Ausbildungsplatz, muss also nicht der Heimat den
Rücken kehren.
Das zumindest wünscht sich am Ende des Tages auch Ellen Lösche:
„Vielleicht sehen wir uns im Handwerk und zur Gesellenfreisprechung
wieder“, sagt sie und überreicht zum Abschluss jedem eine Informationsmappe.
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Schüler-Informationstour Metall- und Elektroindustrie
Interviews mit Christian Pötschick, Projektmitarbeiter der Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz GmbH (EEPL) und mit
René Böttcher, Leiter Personal der voestalpine Draht Finsterwalde
GmbH
Christian Pötschick befürwortet Schüler-Informationstour
Die Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz GmbH – kurz EEPL
– mit Sitz in Finsterwalde versteht sich seit ihrer Gründung im Jahre
1996 als regionaler Dienstleister. Auf den Gebieten von Wirtschaft, Arbeit und Soziales sowie Bildung und Umwelt dient EEPL dabei Unternehmen, Institutionen, Kommunen, Vereinen, Verbänden und
Bürgern gleichermaßen als kompetenter Ansprechpartner. Christian
Pötschick ist Projektleiter und Bildungsberater bei EEPL.
Herr Pötschick, als Moderator des Netzwerkes der Metall- und Elektroindustrie, möchte EEPL unter anderem dazu beitragen, den Fachkräftenachwuchs sicherzustellen. Wie funktioniert das?
Christian Pötschick: Wir führen im Auftrag des Bildungsbüros des
Landkreises Elbe-Elster seit 2008 die Schüler-Informationstour in
Metall- und Elektrobetriebe durch.
Christian Pötschick
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Während der eintägigen Bustour werden verschiedene Produktionsstätten und Ausbildungsbetriebe besichtigt.
Das gemeinsame Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse
bei der Berufsorientierung behilflich zu sein und ihnen dabei berufliche
Perspektiven in der Region aufzuzeigen.
Also profitieren auch die Betriebe davon?
Im Grunde schon. Bei rund 50 Firmen stellen wir in jährlichen Betriebsumfragen den kurz-, mittel- und langfristigen Fachkräftebedarf
fest. Die Unternehmen erkennen dabei, dass sie künftig junge, gut ausgebildete Mitarbeiter benötigen. Im Zuge der Nachwuchskräftegewinnung ist die Schüler-Informationstour somit ein wichtiges Instrument
geworden. Sie kann die Brücke zwischen den Schülern und Ausbildungsbetrieben sein.
Sie glauben also, damit auch berufliche Weichen stellen zu können?
Der Übergang von der Schule in die Wirtschaft ist ein sehr wichtiger
Schritt. Zumal die Metall- und Elektroindustrie in Südbrandenburg mit
über 90 Unternehmen und mehr als 5.500 Beschäftigten ein wichtiges
wirtschaftliches Standbein darstellt. Wir alle müssen also zeitig genug
mit der Berufsorientierung junger Menschen beginnen, sonst winken
wir ihnen am Ende hinterher.
Besichtigung
Heller
Elektroanlagen
Falkenberg
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Welchen Aufwand müssen Schulen betreiben, um eine Informationstour
durchzuführen?
Interessierte Schulen müssen einen Förderantrag an das Bildungsbüro
stellen und uns einen Wunschtermin nennen. Nach Genehmigung durch
den Landkreis organisieren wir dann den gesamten Tagesablauf. Die
Tour beginnt und endet direkt an der Schule und führt meist in drei ausgewählte Unternehmen.
Bekommen Sie nach einer Informationstour manchmal ein Feedback?
Oft sogar. Lehrer und Schüler bestätigen, dass es für sie sonst keine
Möglichkeit gibt, einen so tiefen Einblick in Unternehmensprozesse zu
bekommen. Schließlich sind sie in den Werkshallen unterwegs und lernen somit die Wertschöpfungskette praxisnah kennen. Ansprechpartnern direkt vor Ort zu begegnen und ihnen gezielt Fragen stellen zu
können, wird ebenfalls als sehr positiv eingeschätzt.
Frau Tschentscher
führt durch die
Lausitzer
Maschinenbau
GmbH Finsterwalde
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Besichtigung
Kjellberg
Finsterwalde
voestalpine Draht
Finsterwalde
GmbH
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René Böttcher über berufliche Chancen
Vor gut 60 Jahren begann man in Finsterwalde mit der Produktion
blankgezogener Drähte und schaffte damit die Basis für die heutige
voestalpine Draht Finsterwalde GmbH. Im Gespräch gibt René
Böttcher, Leiter Personal, Auskunft über die Lehrlingssituation.
Herr Böttcher, wie viele Lehrlinge werden bei voestalpine Draht Finsterwalde GmbH ausgebildet?
René Böttcher: Derzeit sind es zehn Lehrlinge. Im September kommen
vier weitere hinzu. Man kann sagen, dass jährlich durchschnittlich
dreizehn Lehrlinge ausgebildet werden.
Das ist eine relativ große Anzahl. Welche Berufe können im Einzelnen
erlernt werden?
Wir bilden Industriekaufleute, Werkstoffprüfer, Mechatroniker sowie
Industriemechaniker aus.
Also typische Männerberufe?
Nicht unbedingt. Auch wenn es meist männliche Bewerber sind, können grundsätzlich in allen Bereichen auch Mädchen tätig werden.
René Böttcher
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Wie sieht die berufliche Zukunft für junge Menschen in Ihrem Unternehmen aus?
Wir haben eine gute Übernahmequote. Dabei kommt es natürlich auf
jeden Einzelnen selbst an. Unsere Anforderungen sind hoch, dem
entsprechend ist aber auch die Ausbildung.
Haben Sie das Gefühl, dass sich junge Menschen zu wenig Gedanken
über ihren beruflichen Weg machen?
Wenn ich ehrlich bin, ja. Natürlich gibt es auch Schulabgänger, die aus
Eigeninitiative in die Firma kommen, um nach einem Praktikumsplatz
oder einer Lehrstelle zu fragen. Es gibt immer Perlen, die sich rühren.
Diese werden nur leider zunehmend weniger.
Kann das in naher Zukunft ein Problem darstellen?
Der Bedarf an hervorragend ausgebildeten Fachkräften in unserer Region ist auf alle Fälle vorhanden und den wird es auch immer geben.
Gerade die Metallbranche ist in Finsterwalde der Klassiker. Trotzdem
wissen nur wenige, dass hier auch ausgebildet wird. Hinzu kommt, dass
natürlich jeder Ausbildungsbetrieb die besten Lehrlinge haben möchte.
In der heutigen Zeit muss man sich schon mehr strecken, um die Guten
zu bekommen …
… und auf künftige Bewerber zugehen?
So ist es. Auf regionalen Ausbildungsmessen suchen wir den Kontakt
zu den Schulabgängern, bieten Firmenpraktika an und geben interessierten Schulklassen die Möglichkeit, bei einem Rundgang durch die
Werkshallen mehr über Ausbildung und Beruf bei voestalpine Draht
Finsterwalde GmbH zu erfahren.
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Danksagung und Impressum
Wir bedanken uns bei dem Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft ElbeElster, der Niederlausitzer Kreishandwerkerschaft Finsterwalde, der
Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz GmbH und bei den
beteiligten Betrieben, die durch ihre Unterstützung die Durchführung
der Schülerinformationstouren ermöglichen.
Herausgeber
Landkreis Elbe-Elster
Schulverwaltungs- und Sportamt
Bildungsbüro
Grochwitzer Str. 20
04916 Herzberg/Elster
Redaktion
Nora Günther, Schriftstellerin, Prestewitz
Andrea Hähnlein, Bildungsbüro Landkreis Elbe-Elster
Fotos bereitgestellt von
Claudia Höhne,
der EEPL GmbH,
voestalpine Draht Finsterwalde GmbH
Satz, Layout & Druck
Druckhaus Elsterwerkstätten GmbH
Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie im Internet unter
www.lkee.de/Wohnen-Kultur/Bildung
Erste Auflage, August 2012
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