PFARRKIRCHEN Geschlossene Häuser, offene

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PFARRKIRCHEN Geschlossene Häuser, offene
PFARRKIRCHEN
Geschlossene Häuser, offene Gutscheine
Samstag, 24. März 2012
Nummer 71 / Seite 21
KOMMENTAR
Ein Dilemma mit
Imagegewinn?
Finanzielle Schieflage und fragwürdige Marketingstrategie eines Hoteliers sorgt für Aufregung im Kurort
Von Christian Wanninger
Von Christian Wanninger
M
Bad Birnbach. Wirbel und
Aufregung im Kurort: Der Betreiber und Pächter zweier Hotels und einer Pension stürzt das
ländliche Bad in Turbulenzen.
Er ist offenbar in finanzielle
Schieflage geraten, was erhebliche Konsequenzen hat.
Nicht nur dass eines der Häuser bereits geschlossen ist und
ein weiteres kurz davor steht:
Weit schwerer wiegt, dass Hotelier X. (Name der Red. bekannt)
tausende Gutscheine in Umlauf
gebracht hat, die bezahlt sind,
jetzt zum Teil aber nicht mehr
eingelöst werden können. Deren Wert soll weit im sechsstelligen Bereich liegen. Seit Tagen arbeitet man in Kurverwaltung,
Rathaus und beim Ring der
Gastlichkeit daran, hier eine Lösung zu finden. Oberste Prämisse: Schaden vom Ort abwenden.
itten in der neu gewonnenen Gemeinsamkeit,
im neuen Miteinander zwischen Marktgemeinde, Rottal
Terme und Vermieter stürzt
ein Mann den gesamten Kurort in Turbulenzen. Mit unverantwortlicher, kurzsichtiger
und wenig kollegialer Strategie. Und jetzt? Dass auf ihn
selbst möglicherweise unabsehbare Folgen zukommen, ist das eine und
mag manchen schadenfroh stimmen. Doch es
geht um viel mehr. Es geht um nichts weniger
als das Image Bad Birnbachs. In ganz Deutschland verteilt tausende unzufriedene Gutscheinbesitzer, die sich alle nach Strich und
Faden betrogen fühlen − das birgt gewaltigen
Zündstoff. Und dies schätzt man offenbar in
der Kurverwaltung, im Rathaus und beim Ring
der Gastlichkeit richtig ein.
Von Tag zu Tag steigt die Zahl der Anrufer in
der Kurverwaltung, die wegen ihrer Gutscheine nachfragen und ihrem Unmut Luft machen.
Das bestätigt man dort ganz offen. „Wir haben
für unsere Mitarbeiter Anti-Stressbälle zum
Kneten bestellt. Wirklich. Denn es ist alles andere als einfach für sie, mit dem verständlichen
Ärger der Betroffenen umzugehen“, sagt Leiter Viktor Gröll. Das Augenmerk gilt aber
nicht nur den Mitarbeitern, sondern vielmehr
den Gutschein-Opfern.
Es ist bemerkenswert und keinesfalls üblich,
dass Gröll und alle Verantwortlichen in Bad
Birnbach mit diesem von einem Einzelnen
produzierten Dilemma offen umgehen und
nichts unter der Decke halten − dass sie nicht
nur davon reden, sämtliche Möglichkeiten
auszuschöpfen, um Schaden vom Ort abzuwenden, sondern offenbar auch bereit sind,
Geld dafür in die Hand zu nehmen − ganz ohne Verpflichtung. Dass sich angesichts dieses
einzigartigen Zeichens von Solidarität auch
die Eigentümer von Grotthamer Hof, Birnbachhöhe und Kreuzhafner daran in einem gehörigen Maße beteiligen, dürfte sich von selbst
verstehen.
Sollte dann eine konzertierte Aktion zustande kommen und es tatsächlich gelingen,
ein Modell zu finden, das die offenen und eigentlich wertlos gewordenen Gutscheine
doch nicht ganz wertlos werden lässt, dann
wäre dies ein außergewöhnlicher Akt und ein
überaus starkes Signal der Gemeinsamkeit am
Ort. Und nicht nur das: Es würde möglicherweise dazu führen, dass Bad Birnbach in der
Klärung dieses Dilemmas sogar an Image gewinnt.
Pfarrkirchen: Redaktion: d 0 85 61/23 49 21
Fax: 23 49 42, E-Mail: [email protected]
Geschäftsstelle/Anzeigen: d 2 34 90 − Fax: 23 49 41
E-Mail: [email protected]
Öffnungszeiten: Mo. bis Do. 8.30−12.30 u. 13.30−17 Uhr,
Fr. 8.30−13.30 Uhr
Der Nachbar
Do kunnst ois Birnbacher doch in d‘Luft geh,
wenn oana alloa vielleicht den ganzen Ort in
Verruf bringt . . .
(Zeichnung: Ringer)
Pkw landet
in Leitplanke
Pfarrkirchen. Der bislang
unbekannte Fahrer eines Audi A8 ist am Freitag gegen
1.15 Uhr auf der B 388 in einer Linkskurve bei Rott ins
Schleudern geraten. Der Pkw
kam nach links von der Straße ab und prallte gegen eine
Leitplanke, die auf einer Länge von 25 Meter ramponiert
wurde. Der Verursacher stellte danach seinen Wagen ab,
versperrte ihn und entfernte
sich von der Unfallstelle. Gesamtschaden: rund 24 000
Euro. Hinweise an die PI,
d 0 85 61/9 60 40.
− hub
Nicht der erste Ärger
mit dem Hotelier
Seit mehreren Tagen geschlossen ist der Grotthamer Hof. Für Urlaub dort hat der frühere Betreiber viele
Gutscheine in Umlauf gebracht, die jetzt nicht mehr eingelöst werden können.
− Foto: Maier
davor, aus der Gemeinschaft
auszuscheren. Ein Betrieb habe
dies getan, sagte er, ohne Namen
zu nennen. Gemeint war X., der
früher selbst einmal Chef des
Fremdenverkehrsvereins war.
Im Glauben, auf die Werbegemeinschaft verzichten zu können, habe dieser mit Preisdumping versucht, potenzielle Gäste
anderer abzuwerben und sei nun
in Schieflage geraten, so Niedermeier weiter.
Es ist nicht das erste Mal, dass
die Marktgemeinde just mit diesem Hotelier Ärger hat. X. war es
auch, der vor vier Jahren wegen
Betrugs in 53 Fällen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Damals hatte ihn der
Markt angezeigt, weil er die Kurtaxe nicht korrekt abgeführt hatte. Angeblich 22 800 Euro zahlte
X. schließlich nach, war gestän- ANZEIGE
dig und verhinderte damit, dass
er ins Gefängnis musste. Und
nun das neue Dilemma.
Bereits in den ersten Wochen
2012 hatte das Gericht bei X. eine neuerliche Hausdurchsuchung in einem Hotel angeordWas er damit auch ansprach
net. Wieder ging es um den Verwar
eine fragwürdige Markedacht, dass Kurtaxe unterschlatingstrategie
von X. Dieser
gen worden ist, wie die Staatsanwaltschaft in Landshut gegen- brachte vor allem und nach Darüber der PNP bestätigt hat. Die stellung mancher fast ausPolizei habe Belege gesichert, schließlich Gutscheine über das
die Ermittlungen seien im Lau- Internetauktionshaus Ebay unfen, so Sprecher Ralph Reiter. ter die Leute − großteils zu DumZu der Frage, ob es noch einen pingpreisen − und wollte so die
anderen Hintergrund dieser Belegung steigern. Doch dies
Durchsuchung und Beschlag- ging schief. X. verwies gestern
nahme von Akten gab, äußerte die PNP auf seinen Anwalt. Und
dieser kündigte − nachdem er
er sich nicht.
Fast zeitgleich begann sich die dieses Wochenende über unterSituation in Bad Birnbach zuzu- wegs ist − für Montag eine Stelspitzen. Bei der Jahresversamm- lungnahme an.
Wegen finanzieller Schwieriglung des Rings der Gastlichkeit
(früher Fremdenverkehrsverein) keiten sei X. bei den PachtzahAnfang März warnte dessen Vor- lungen im Hotel Birnbachhöhe
sitzender Walter Niedermeier (rund 100 Betten) in Rückstand
Kurve
geschnitten
Fahrzeuge
streifen sich
Pfarrkirchen. Ein Leichtverletzter und rund 4500 Euro Schaden − das ist die Bilanz eines Unfalls, der sich
am Donnerstag auf der Kreisstraße PAN 17 ereignet hat.
Nach Angaben der Polizei
war ein 20-jähriger Autofahrer aus Bad Birnbach um
17.15 Uhr in Untergrasensee
unterwegs und wollte der abbiegenden Vorfahrt in Richtung Anzenkirchen folgen.
Dabei schnitt er allerdings
die Kurve, so dass er mit einem entgegenkommenden
Auto zusammenstieß, das ein
25-Jähriger aus Dietersburg
steuerte. Dieser wurde beim
Aufprall leicht verletzt. Der
Verursacher muss mit einer
Anzeige rechnen.
− hub
Triftern. Schaden von insgesamt 1000 Euro ist bei einem Verkehrsunfall am Donnerstag entstanden. Wie die
Polizei berichtet, war ein 55jähriger Autofahrer aus Triftern gegen 18.20 Uhr vom
Unteren Markt in Richtung
Marktplatz unterwegs. Im
Kurvenbereich kam ihm ein
Pkw entgegen, den ein 29Jähriger aus Mitterskirchen
steuerte. Die beiden Autos
streiften sich. Da der Trifterner erkennbar nach Alkohol
roch und auch der entsprechende Test positiv ausfiel,
musste er zur Blutentnahme
ins Krankenhaus. Seinen
Führerschein stellten die Beamten sicher.
− hub
Riskantes Überholmanöver
Betrunkener Autofahrer verursacht Unfall
Egglham. Sachschaden in
Höhe von rund 5000 Euro ist
bei einem Unfall am Donnerstag um 16.30 Uhr auf der
Hauptstraße entstanden.
Wie die Polizei berichtet,
überholte ein 25-jähriger Autofahrer aus Postmünster einen Pkw mit Anhänger. Dabei übersah er, dass dieser gerade nach links abbiegen
wollte. Die beiden Fahrzeuge
kollidierten, danach prallte
der Wagen des Postmünsterers noch gegen einen an-
grenzenden Laternenmast.
Als die Beamten den Unfall
aufnahmen, nahmen sie beim
Verursacher Alkoholgeruch
wahr. Der durchgeführte Test
bestätigte den Anfangsverdacht, so dass den jungen
Mann nun eine Anzeige wegen Gefährdung des Straßenverkehrs erwartet.
Beide in den Unfall verwickelten Fahrer kamen mit
dem Schrecken davon und
blieben unverletzt.
− hub
geraten, heißt es seitens der Eigentümer des Hauses. Diese erkannten die gesamte Brisanz der
Situation, trennten sich Ende Januar von X. und führen das
Haus nun in einer neuen Gesellschaft weiter. Eine große Zahl
von Gutscheinen sind für die
Birnbachhöhe im Umlauf. Wer
diese in den letzten Wochen eingelöst oder mit diesen gebucht
hat, bekam seine Leistung ohne
Aufhebens. Künftig aber würden Anfragen von Gutscheininhabern an X. verwiesen, so die
Eigentümer. Das weitere Vorgehen wolle man gemeinsam mit
der Kurverwaltung und dem
Ring der Gastlichkeit klären.
Grotthamer Hof
ist geschlossen
Problematischer sieht es bei
den beiden anderen von X. geführten Häusern aus. Nach ersten Erkenntnissen sind auch für
die Pension Kreuzhafner (20
Betten) und den Grotthamer
Hof (rund 100 Betten) noch einmal an die 3000 Gutscheine unterwegs und noch nicht eingelöst. Teilweise sind diese für vier
Nächte á zwei Personen ausgestellt und mit Zusatzleistungen
versehen. Der Wert wird unterm
Strich auf einige hunderttausend Euro geschätzt.
Das Problem: Die Pension
Kreuzhafner soll in wenigen Ta-
gen geschlossen werden, das
Hotel Grotthamer Hof ist bereits
seit mehreren Tagen zu (die Praxis für physikalische Therapie ist
weiter offen) − zumindest vorübergehend. Wie es weitergeht,
wollen die Eigentümer in einer
Gesellschafterversammlung klären, sagte gestern GeschäftsfühANZEIGE
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Eggenfeldener Str. 50 84326 Falkenberg Tel. 08727/9601-0
rer Oliver Nothdurft. Man wolle
sich auf jeden Fall von X. trennen, eine Bestandsaufnahme im
Hotel durchführen und dann gegebenenfalls renovieren. Zu der
Frage, ob man nach einer möglichen Wiedereröffnung Gutscheine annehmen werde, gab
Nothdurft keinen Kommentar
ab: „Dazu sage ich nichts.“
Nach
PNP-Informationen
aber deutet vieles darauf hin,
dass man im Grotthamer Hof offene Gutscheine nicht mehr annehmen will. Dies wäre nicht
nur bitter für deren Besitzer und
potenzielle Gäste des Ortes: Vor
allem droht Bad Birnbach insgesamt ein immenser Imageschaden. Und genau dies will man
verhindern.
Zwischen
Kurverwaltung,
Rathaus und dem Ring der Gastlichkeit als Gemeinschaft aller
Vermieter im Ort laufen die
Drähte heiß. „Die Situation ist
für die betroffenen Gäste absolut unbefriedigend“, sagt Bürgermeister Josef Hasenberger auf
Nachfrage der PNP. Der Markt
suche bereits in intensiven Gesprächen mit dem Ring der Gastlichkeit und der Rottal Terme
nach Möglichkeiten, wie man
den betroffenen Gästen helfen
könne, so Geschäftsleiter Kurt
Tweraser und der Leiter der Kurverwaltung, Viktor Gröll, unisono. Man wolle alles daran setzen, die Gäste in spe nicht im Regen stehen zu lassen.
Gemeinsam mit Walter Niedermeier, dem Vorstand des
Rings der Gastlichkeit, werden
die Vertreter der Marktgemeinde
und der Rottal Terme in den
nächsten Tagen eine außerordentliche Vermieterversammlung einberufen. Die Gastgeber
sollen dann aus erster Hand erfahren, welche Ideen man habe
und wie sich die rechtliche Situation darstelle.
Hasenberger: Schaden
für Ort abwenden
Dabei werde es nicht um die
Bewertung der Gutscheinverkäufe an sich gehen. Bürgermeister Hasenberger: „Da gibt es
sicherlich andere Stellen, die das
besser beurteilen können.“ Ob
es Konsequenzen gegen den bisherigen Betreiber gebe und in
welcher Form, wisse man nicht.
„Alle Verantwortlichen des
Ortes sind sich jedoch darin einig, dass die vordringlichste Aufgabe darin besteht, einen bleibenden Schaden für den Ort zu
vermeiden“, sagt Hasenberger.
Deshalb will man die betroffenen Gutscheinkäufer offenbar
schnell und umfassend informieren. Es soll aber möglicherweise nicht nur bei einer Information bleiben. Man will die
Opfer dieser prekären Lage
nicht im Regen stehen lassen.
Kommune und Vermieter basteln an einem Modell, das den
Gutscheinbesitzern auch finanziell entgegenkommt. Details
will man dazu zum jetzigen Zeitpunkt seitens der Kurverwaltung noch nicht nennen. Jedenfalls aber wollen alle im Kurort
gemeinsam in diese Richtung gehen und das Beste aus der Situation machen, in die ein Einzelner den ganzen Ort gebracht hat.
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