Einfache Inbetriebnahme durch vorkonfigurierte

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Einfache Inbetriebnahme durch vorkonfigurierte
Reportage
Einfache
Inbetriebnahme
durch
vorkonfigurierte
Universalregler
Lüftungsanlage mit Erweiterungsoptionen für
Fahrradmarkt in Mülheim-Kärlich
Michael Kummer*, Rolf Mayer**
Viele Bauherren wollen sich die Option offen halten, ihre Lüftungsanlage zu
einem späteren Zeitpunkt mit weiteren Funktionen nachzurüsten. Bisher konnte
dies im Bereich der Klimaregelungen, die auf Basis einer klassischen DDC-Regelung arbeiteten, in der Regel nur mit einem erhöhten Programmieraufwand
umgesetzt werden. Abhilfe bieten nun vorkonfigurierte Universalregler, die
sowohl eine einfache Anlagenerweiterung als auch eine einfache Inbetriebnahme ermöglichen. So auch bei Fahrrad Franz, einer der größten Fahrradverkaufsmärkte in Rheinland-Pfalz. Hier wurde eine Lüftungsanlage mit einer „Synco“Regelung der Siemens Building Technologies (SBT) installiert, die über eine
HLK-Funktionsbibliothek verfügt und damit eine zeit- sowie kostensparende
Inbetriebnahme – mit der Option zur Anlagenerweiterung – ermöglicht.
W
er in größere Geschäftsräume investiert, begnügt sich bei den Heizungs- und Lüftungsanlagen aus wirtschaftlichen Überlegungen zunächst
meist mit einer etwas kleineren bzw. einfacheren Lösung. Oftmals bleibt es dann
dabei, weil Erweiterungen und die Einbindung in übergeordnete Regelungsund Überwachungskonzepte meist mit
erheblichen Kosten verbunden sind.
Im Zeitalter von modular aufgebauten RLT-Geräten, leicht konfigurierbaren Regelmodulen und der standardisierten Datenübertragung mittels
Bustechnologie ist der Ausbau von RLTFunktionen einfacher geworden. Auch
die nachträgliche Verknüpfung der RLTRegelung mit der Wärme- und Kältere*) Michael Kummer, Siemens Building
Technologies, Frankfurt am Main
**) Rolf Mayer, Nova Apparate GmbH,
Donaueschingen
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IKZ-Haustechnik · Heft 5 /2007
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∂ Verkaufsraum ohne störende Heizkörper – mit rund 10 000 m2 Verkaufsfläche gilt Fahrrad Franz in Mülheim-Kärlich als der größte Fahrradmarkt in Rheinland-Pfalz.
gelung, mit einer übergeordneten Bedienstation oder mit einer Fernbedienung über das Internet ist inzwischen
gängige Praxis. Der Unterschied zu früher: Die neuen modular aufgebauten
Klimageräte sind meist schon mit Leerteilen zur Aufnahme weiterer RLT-Komponenten – wie für Kühlung, Entfeuchtung, Befeuchtung und ggf. auch Wärmerückgewinnung – ausgerüstet. Stellt
sich in den ersten Betriebsjahren dann
beispielsweise heraus, dass die Freie Kühlung zur Aufrechterhaltung komfortabler Raumklimabedingungen nicht ausreicht, ist der Aufwand für eine Nachrüstung der Kühlfunktion vergleichsweise
gering.
Schwachstelle solcher Aufrüstungen
war bisher die Klimaregelung, denn
­ iese musste bei den klassischen DDCd
Reglern früherer Generationen mit relativ hohem Programmieraufwand an das
veränderte Regelschema angepasst werden. Oft war sogar ein komplett neuer
Regler notwendig. Auch die nachträgliche Verknüpfung mit einem Wärmebzw. Kälteerzeuger zur bedarfsabhängigen Energieerzeugung war meist mit
zeitaufwendigen Programmierungen
verbunden.
Lüftungsanlage für 10 000 m2 großen
Fahrradmarkt
„Wachsen mit den Bedürfnissen des
Kunden“ lautete der Auftrag für die
Lüftungsanlage des rund 10 000 m2 gro­
ßen Fahrradmarktes von Fahrrad Franz
im Gewerbepark Mülheim-Kärlich bei
∂ Nova-Lüftungsgerät mit einer Luftmenge von über 100 000 m3/h. Durch den vorausschauenden
Einbau von Leerteilen können weitere thermische Luftbehandlungsfunktionen, z. B. Kühlen, einfach nachgerüstet werden.
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render Ventilatoren (frei laufendes Rad)
gegeben. Um einen konstanten Luftstrom unabhängig von der Filterverschmutzung zu gewährleisten, wird die
Luftmenge durch Frequenzumformer
konstant gehalten.
Vorkonfigurierte Regelungsfunktionen
∂ Schaltschrank mit „Synco-Universal-Reglermodul RMU“ (obere Reihe links) und „I/O Erweiterungsmodul“ (obere Reihe Mitte und rechts).
Koblenz, mit dem wohl größten Fahrradangebot in Rheinland-Pfalz. Vorgabe für das Heizungs- und Lüftungskonzept war eine hohe Flexibilität für die
Verkaufsfläche ohne störende Heizkörper und Luftauslässe in der Verkaufszone. Eingebaut wurde eine Teilklimaanlage mit den Funktionen Heizen und
Wärmerückgewinnung über ein Kreislaufverbundsystem als Einkanalanlage mit Konstantvolumenstrom. Die Ge-
samtluftmenge beträgt 108 000 m⁳/h, die
Heizleistung rund 800 kW. Durch den
Einbau entsprechender Leerteile in das
Zentralklimagerät (Fabrikat Nova, Serie „Universal II“), kann die Anlage zu
einem späteren Zeitpunkt mit weiteren
thermischen Luftbehandlungsfunktionen nachgerüstet werden, so zum Beispiel für Kühlen, Befeuchten und Entfeuchten. Ein besonders wirtschaftlicher
Betrieb ist durch den Einbau energiespa-
Unterstützt wird die modulare Bauweise der Nova-Klimageräte durch
„Synco 700“-Reglerbauteile von SBT,
die sich ohne Programmierung an die
vom Bauherrn gewünschten RLT-Funktionalitäten – auch nachträglich – anpassen lassen. Während bei früheren
Reglergenerationen eine individuelle
Programmierung der realisierten Klimatisierungsfunktionen sowie deren
Einbindung in ein übergeordnetes Managementkonzept notwendig war, arbeitet „Synco 700“ mit einer im Gerät
hinterlegten HLK-Funktionsbibliothek.
Darin sind fast alle bei HLK-Anlagen
üblichen Regelungs-, Steuerungs- und
Schutzfunktionen enthalten. Statt zu
programmieren werden Standardfunktionen mit gleichem oder ähnlichem Aufbau im Reglerdisplay aufgerufen, an die
∂ Änderungen der Anlagenkonfiguration können vor Ort über die Bedienoberfläche des Reglers oder wie im Bild zu sehen Online durch Nova-Mitarbeiter
vorgenommen werden (Beispiel nicht konform mit Fahrrad Franz).
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∂ Einfach in Betrieb nehmen: Der „Synco“-Regler
wird von Nova nach der Vorgabe des HLK-Betriebs
konfiguriert. Bei der Montage muss der Monteur
den Regler nur noch in das Aufnahmefach einklicken und in Betrieb nehmen.
örtlichen Gegebenheiten angepasst und
abgespeichert.
Wo früher ein externer Systemspezialist rund ein bis zwei Tage mit der Programmierung zubrachte, erledigt heute eine Fachkraft des Geräteherstellers
Nova dieselbe Aufgabe mit ähnlich
komplexen Regelstrukturen innerhalb
von nur einer Stunde. Die Dokumentation der Reglerfunktionen – in der Vergangenheit ein eher aufwendiges Procedere – erfolgt automatisch im Gerät.
Änderungswünsche und das obligatorische Fine-Tuning nach der Inbetriebnahme können vor Ort über die Bedien­
oberfläche des „Synco“-Reglers oder
Online durch Nova-Mitarbeiter vorgenommen werden. Hierfür hat das Unternehmen einen zentralen Rechner installiert, über den RLT-Anlagen nach den jeweiligen Kundenwünschen permanent
oder fallbezogen überwacht und auch
nachkonfiguriert werden können.
Bei Fahrrad Franz handelt es sich um
eine Standardregelung mit folgenden
Funktionen:
∑ Abluft-/Kaskadenregelung mit Zuluft
Min-/Max-Begrenzung,
∑ allgemeine Störmeldung durch Erweiterungsmodul (I/O-Modul) und
Störmeldung zur Brandmeldezentrale (EIN-/AUS-Funktion) bei Brand (Bedienung durch die Feuerwehr).
Derzeit arbeitet die Regelung im Fahrradmarkt im Stand-alone-Betrieb, d. h.
alle Parametereinstellungen werden direkt über das Display im Schaltschrank
vorgenommen. Durch eine KNX-Schnittstelle lässt sich die Regelung zu einem
späteren Zeitpunkt in ein übergeordnetes Regelungs- und Überwachungskonzept einbinden, z. B. zur:
∑ Aufschaltung auf die Heizungsregelung zur Bedarfsanforderung,
∑ Integration/Aufschaltung der Kältemaschinensteuerung,
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∑ Aufschaltung auf ein Raumgerät als
Eingriffsmöglichkeit für das Personal,
∑ Aufschaltung auf eine Bedienstation
zur Überwachung von KNX- und EIBgeführten Anlagen (Licht, Sonnenschutz, etc.) beim Kunden,
∑ Fernüberwachung durch die Kundenzentrale, den Anlagenbauer oder
durch Nova.
Einfache Inbetriebnahme
Für den SHK-Fachmann bedeutet die
neue Reglergeneration Synco eine enor­
me Zeitersparnis, mehr Sicherheit und
die Option, Feinjustierungen über das
Reglerdisplay selbst vornehmen zu können. Durch den Plug & Play-Standard –
der im Nova-Werk parametrierte Regler wird einfach in das im Schaltschrank
eingebaute Universalmodul eingeklickt
– ist die Inbetriebnahme denkbar einfach. Sobald der Regler aktiviert wird,
erkennt der Monteur am Display, wie
die Regelung aufgebaut ist. Eine dem
Regler beigefügte Printversion, die vor
Ort auch über ein Notebook angezeigt
bzw. ausgedruckt werden kann, erklärt
Details und zeigt weitere Verknüpfungsoptionen auf.
Fazit
Der Wechsel von frei programmierbaren DDC-Reglern zu kommunikativen Reglermodulen mit hinterlegter
HLK-Funktionsbibliothek ermöglicht
eine zeit- und kostensparende Realisierung von Standard-Regelungsanwendungen per Konfiguration. Der planerische Aufwand solcher Lösungen ist
gering, die praktische Umsetzung vor
Ort entspricht Plug & Play-Standards,
da die Regelungsfunktionalitäten – wie
hier von der Firma Nova – bereits festgelegt sind. Die mit dem Klimagerät ausgelieferte „Synco“-Regelung ist insbesondere für solche Installationsfirmen
interessant, die nur gelegentlich Lüftungsanlagen installieren und keine eigenen MSR-Spezialisten vorhalten kön∂
nen.
B i l d e r : SBT, Frankfurt
@ Internetinformationen:
www.siemens.de/
buildingtechnologies
Siemens Building Technologies auf der ISH:
Halle 10.2
Stand A 61
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