Online-Programmheft zur Inszenierung

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Online-Programmheft zur Inszenierung
4.48 Psychose
von Sarah Kane
In Kooperation mit dem Chaostreff Dortmund e.V.
Premiere: 3. Mai 2014 im Studio des Schauspiel Dortmund
Weitere Informationen unter: 0231 / 50 27 222
www.theaterdo.de
www.youtube.com/schauspieldortmund
www.facebook.com/schauspieldortmund
www.twitter.com/PLAYSchauspiel
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4.48 Psychose von Sarah Kane
Deutsch von Durs Grünbein
Mit: Björn Gabriel, Uwe Rohbeck, Merle Wasmuth sowie Tommy Finke
(Musik) und Mario Simon (Video)
Regie
Bühne
Kostüme
Videoart
Komposition & Arrangement
Coding & Engineering
Licht
Ton
Dramaturgie
Regieassistenz
Kostümassistenz
Regiehospitanz
Inspizienz
Soufflage
Kay Voges
Jan Brandt, Kay Voges
Mona Ulrich
Mario Simon
Tommy Finke
Stefan Kögl, Lucas Pleß
Rolf Giese
Chris Sauer
Anne-Kathrin Schulz
Philipp Skuza
Annika Brose
Laura Natalie Junghanns
Tilla Wienand
SuSe Kipp
Aufführungsrechte: Rowohlt Theaterverlag, Reinbek bei Hamburg
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4.48 Psychose von Sarah Kane
„Um 4 Uhr 48 | wenn die Klarheit vorbeischaut | für eine Stunde und
zwölf Minuten bin ich ganz bei Vernunft. | Kaum ist das vorbei, werd ich
wieder verloren sein, eine zerstückelte Puppe, ein absurder Trottel.“
28 Jahre alt ist Sarah Kane, als sie 4.48 Psychose schreibt – ein dunkles
Gedicht direkt aus dem Feuer menschlicher Synapsen, eine vielteilige
Bestandsaufnahme, hochpoetisch, ein Aufschrei voll Sehnsucht – und
ein Abschied. Denn Sarah Kanes fünftes Stück ist zugleich ihr letztes:
1999, kurz nachdem sie das Manuskript ihrem Verleger übergeben hat,
nimmt sich der Shooting Star der britischen Dramatik das Leben. Den
Tod findet Kane in einer Londoner Klinik, wo sie wegen Depressionen
behandelt wurde.
Wohl autobiographisch verweist der Stücktitel auf den Augenblick der
größten Klarheit einer Psychiatrie-Patientin: 4 Uhr 48, ein Moment
zwischen zwei Medikamentendosen, wo die Tablettenwirkung in den
Hintergrund tritt und die Klarheit kommt, die vielleicht zugleich Wahn ist.
Auch der Beginn der kurzen Tagesphase, in der die Dramatikerin Kane
in diesem Winter 1998/99 schreiben kann.
Die Depression, das Burn-Out – eine Stoffwechselstörung? Oder
vielmehr die logische Schlussfolgerung, wenn man mit offenen Augen
und offenem Herzen auf unsere Welt schaut? In ihrem 2000 posthum am
Londoner Royal Court Theatre uraufgeführtem Text geht die 1971
geborene Sarah Kane in die absolute Nahaufnahme. Sie seziert Fleisch
und Geist einer Erkrankung, die selbst Aufgeklärte zutiefst irritiert,
lauscht auf den Puls eines Leidens, von dem Millionen von Menschen
betroffen sind, das irgendwo zwischen Biochemie, Psychologie und
Philosophie angesiedelt scheint. Es ist ein finaler Krieg, auf den Sarah
Kane in 4.48 Psychose blickt: Der Krieg des Bewusstseins.
Was ist die Seele? Woraus besteht sie? Und woraus besteht die
Krankheit? Für 4.48 Psychose entwickelt Regisseur Kay Voges mit den
Software-Ingenieuren Stefan Kögl und Lucas Pleß vom Dortmunder
Hackerspace Chaostreff Dortmund e.V., dem Musiker Tommy Finke,
dem Videokünstler Mario Simon und den Schauspielern Björn Gabriel,
Merle Wasmuth und Uwe Rohbeck einen besonderen theatralen
Laborversuch, der die Metamorphose von Poesie in Elektro-Impulse
erforscht – in einem Mensch/Maschine Knoten, in dem sich
Körpersignalen der Menschen (Herzschlag, Körpertemperatur,
Atemfrequenz usw.) in Sound – und Lichtsignale wandeln: Schichten des
Versuchs einer Bestandsaufnahme des Ichs.
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21-Z
zu 4.48 PSYCHOSE von Sarah Kane am Schauspiel Dortmund
21 GRAMM Das Ringen um das Verständnis des Phänomens Seele beschäftigt die
Menschheit seit Jahrtausenden, sowohl aus Perspektive des Materialismus als auch
der Religion oder des Humanismus. Was ist das Ich? Wo liegt die Seele? Im
Herzen, im Gehirn? Existiert sie unabhängig vom Körper? Wo siedelt unsere
Trauer, wo wohnt unsere Liebe? Woraus besteht die Seele? Aus Molekülen? Aus
Biochemie? Kann man Gefühle messen, kann man Seelen-Krankheit messen, kann
man die Seele an sich messen? Den ersten Versuch, die Seele zu wiegen,
unternahm der amerikanische Arzt Duncan MacDougall 1901. Er wog mit einer
ausgetüftelten Bettwaage sechs sterbende Patienten, um zu beweisen, dass die Seele
materiell und messbar sei. Sein Ergebnis: Die Gewichtsdifferenz zwischen
lebendigem und toten Patienten betrug durchschnittlich 21 Gramm – zwischen 8
und 35 Gramm. MacDougall experimentierte auch mit Hunden, die er vergiftete
und bei deren Sterben er keine Gewichtsabnahme messen konnte, woraus er
folgerte, dass Hunde keine Seele besäßen. Spätere Experimente stellten jegliche
Erkenntnisse MacDougalls komplett in Frage, seine Studien gelten heute als
unwissenschaftlich. Als Sinnbild für die Sehnsucht des Menschen, sich selbst zu
erkennen und die Seele zu verstehen, sind MacDougalls 21 Gramm jedoch kulturell
unsterblich geworden. LESETIPP
Uwe Rohbeck, Merle Wasmuth, Björn Gabriel, Lucas Pleß, Stefan Kögl, AK Schulz, Mario Simon, Tommy Finke
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ABLETON LIVE ist eine für den Live Einsatz konzipierte Musik Software, mit
der man virtuelle Partituren erstellen kann und u. a. in Echtzeit Audioquellen
bearbeiten, modulieren oder mit internen Instrumenten zusammenmischen kann.
Ableton Live erlaubt das Komponieren und Improvisieren von Musik in Echtzeit
FINKE, TOMMY | MENSCH-MASCHINE-KNOTEN
BRANDT, JAN P. (*1979) absolvierte von 2002-2005 eine Ausbildung zum
Bühnenmaler bei den Bühnen der Stadt Köln und arbeitete dort von 2005-2007 als
Bühnenmaler und -plastiker. Darauf folgte bis 2013 ein Bühnenbildstudium an der
Kunstakademie in Düsseldorf. Seit 2013 ist er Bühnenbildassistent am Schauspiel
Dortmund. Das Bühnenkonzept für 4.48 Psychose realisierte er mit VOGES,
KAY.
CHAOSTREFF DORTMUND e.V. ist ein Zusammenschluss von
technikbegeisterten Menschen, denen ein bloßes Benutzen von Technik zu wenig
ist und die vielmehr Technik verstehen, verbessern und kreative Potentiale
entdecken wollen. Der Dortmunder Hackerspace liegt am Nordmarkt.
(www.ctdo.de). 4.48 Psychose ist (nach CRASHTEST NORDSTADT, Der LiveCode: Krieg und Frieden im globalen Dorf und dem Festival Cyberleiber 2013) die
nunmehr vierte Zusammenarbeit zwischen Chaostreff Dortmund und Schauspiel
Dortmund.
KÖGL, STEFAN | PLEß, LUCAS | OPEN SOURCE |
MENSCH-MASCHINE-KNOTEN
DATEN werden derzeit als der wertvollste Rohstoff der Gegenwart und Zukunft
gehandelt, als das „Öl des 21. Jahrhunderts“ – mit dem Potential, das Phänomen
Menschsein auf völlig neue Art erkennen, durchdringen und gestalten zu können.
Es ist ein Rohstoff, der kein begrenztes Vorkommen hat und der permanent von
vielen Menschen auf aller Welt stetig produziert wird: Inzwischen lagern bereits
Zettabytes (eine Zahl mit 21 Nullen) auf Servern in der ganzen Welt, und es
werden sekündlich mehr Daten – die entweder gezielt gesammelt werden oder eher
„nebenbei“ entstehen. Bei „Big Data“ geht es um wesentlich mehr als die
Anfeuerung von Konsum mittels der Optimierung personalisierte Werbung. Wenn
es praktisch unendliche Datenmengen gibt, aus praktisch unendlich vielen
Bereichen des Lebens, und die richtigen Algorithmen (also die Möglichkeit, diese
Datenmengen auch sinnvoll miteinander zu verknüpfen und auszuwerten) – wird
die Vision vom „Gläsernen Menschen“ dann wahr? Und die vom „Gläsernen
Konsumenten“? Wird man irgendwann Körper und Seele des Menschen anhand
der geschickten Kombination seiner Daten im Detail verstehen können? Und in
Folge beeinflussen? Falls ja, welche Möglichkeiten ergeben sich daraus – für die
Medizin, für die Gesellschaft, für die Politik, für die Wirtschaft? Und: Ab wann
sind Gefühle und die Gedanken nicht mehr frei? 21 GRAMM | MENSCHMASCHINE-KNOTEN
DEPRESSION ist eine Krankheit, die weltweit Millionen von Menschen betrifft.
Genauere Zahlen sind schwer zu recherchieren, was vermutlich mit einer hohen
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Dunkelziffer unerkannter Krankheitsfälle und verschiedenen Definitionen der
Erkrankung an sich zu tun hat. Bei der selteneren bipolaren affektiven Störung
erkrankt der Patient im Wechsel an Depression und Manie. Die frühere
Bezeichnung dieses Krankheitsbildes lautete manisch-depressive Erkrankung. Auch
hier ist der Begriff „affektive Psychose“ noch gebräuchlich. Zur Behandlung von
Depression werden neben einer Psychotherapie derzeit am häufigsten die
sogenannten Selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) eingesetzt, die
im Gehirn die Wirkungsdauer des aktivierenden Neurotransmitters Serotonin im
synaptischen Spalt verlängert. MEDIKAMENTE
Merle Wasmuth, Uwe Rohbeck, Björn Gabriel
FINKE, TOMMY komponiert und arrangiert u.a. mit ABLETON LIVE,
MAX/MSP, Computern und Launchpads die Klänge und Sounds für 4.48
Psychose und wandelt live die Körpersignale (wie zum Beispiel den Herzschlag
und Atemimpuls) von GABRIEL, BJÖRN, ROHBECK, UWE und
WASMUTH, MERLE in Töne, Musik und Impulse um. Finke (*1981 in
Bochum) ist Sänger und Musiker in den Genres Indie, Alternative und Pop sowie
Komponist für Elektronische Musik/Computermusik und Theatermusik. Von
2003 bis 2008 studierte er am Institut für Computermusik und Elektronische
Medien an der Folkwang Universität der Künste, seit 2004 tritt er regelmäßig u.a.
beim Festival Bochum total auf. 2013 erschien nach Repariert, was Euch kaputt macht!
(2008), Poet der Affen (2010) sein nunmehr drittes Album: Unkämmbar. Am
Schauspiel Dortmund komponierte Finke 2013 die Musik zum Stück DAS
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GOLDENE ZEITALTER, die er auch live auf der Schauspiel Bühne spielt.
MENSCH-MASCHINE-KNOTEN | MOZARTS REQUIEM |
TRISTAN UND ISOLDE
GABRIEL, BJÖRN (*1977 in Köln) war Ensemblemitglied am Staatsschauspiel
Dresden und am Theater Oberhausen; darüber hinaus gastierte er in Berlin,
Hamburg, Zürich und Bern. Seit 2009 erste eigene Regiearbeiten, zusammen mit
Bühnenbildnerin Stefanie Dellmann und weiteren Künstlern leitet er das
Theaterkollektiv Sir Gabriel Dellmann. Am Schauspiel Dortmund inszenierte er
z.B. Sauerstoff und Die Leiden des jungen Werther. Seit 2010 ist Gabriel festes
Ensemblemitglied am Schauspiel Dortmund, hier spielte er u.a. Macbeth, Fritz
Walfang in der DSE von Fassbinders Welt am Draht sowie in Visitor Q, Bluthochzeit,
Naked Lenz und in Einige Nachrichten an das All (Beste Inszenierung NRW
Theatertreffen 2013, 2. Preis Kategorie „Experimental Film“ beim Sunset Film
Festival Los Angeles). In der aktuellen Dortmunder Spielzeit ist Björn Gabriel als
Michael in Das Fest (Regie Kay Voges, nominiert für den deutschen Theaterpreis
DER FAUST 2013), als Nick in Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, als K. in Kafkas
Der Prozess und in DAS GOLDENE ZEITALTER zu sehen. MENSCHMASCHINE-KNOTEN
KANE, SARAH war eine britische Dramatikerin und Regisseurin. Bereits mit
ihrem ersten Theaterstück Blasted (deutscher Titel: Zerbombt) erlangte sie
internationale Aufmerksamkeit und avancierte rasch zum mehrfach preisgekrönten
Shooting-Star der modernen britischen Dramatik. Geboren 1971 im britischen
Essex, studierte Kane Theaterwissenschaft und Szenisches Schreiben in Bristol und
Birmingham. Als 1995 Zerbombt am Londoner Royal Court Theatre uraufgeführt
wurde, löste es sofort eine kontroverse Debatte aus – die Geschichte über
menschliche Beziehungen in Zeiten eines Bürgerkriegs gilt als erstes Werk des „InYer-Face“-Theaters und wurde erfolgreich europaweit gespielt. Ihr zweites Stück,
Phaedra’s Love (Phädras Liebe), brachte Kane als Regisseurin selber in London zur
Uraufführung. Es folgten Cleansed (Gesäubert, 1997) und Crave (Gier, 1998) – sowie,
ebenfalls 1998, das Drehbuch zu Skin, einem 11-minütigen Kurzfilm, der im
britischen Channel 4 ausgestrahlt wurde. Kane war Hausautorin am Paines Plough
Theatre in London und arbeitete parallel als Regisseurin. Im Herbst und Winter
1998/1999 entstand ihr fünftes und letztes Stück, 4.48 Psychosis (4.48 Psychose), das
sie im Februar 1999 ihrem Verleger übergab. Kurz darauf nahm sich die 28-jährige
Sarah Kane in einer Londoner Klinik, in der sie wegen ihrer depressiven Schübe
behandelt wurde, das Leben. 4.48 Psychose gilt aber nicht als rein autobiographisches
Werk, sondern als weiterer Schritt in Sarah Kanes Dramatisierungen von Liebe in
Zeiten von Zerstörung. War es in Zerbombt der Bürgerkrieg, in Phädras Liebe ein
Familienkrieg, in Gesäubert die Schlachten innerhalb einer Gruppe, in Gier der Krieg
des Individuums, so ist 4.48 Psychose die Bestandsaufnahme eines Krieges im
Bewusstsein. MOZARTS REQUIEM | TRISTAN UND ISOLDE |
LIVE-WORDING | MENSCH-MASCHINE-KNOTEN | 21 GRAMM
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Merle Wasmuth
KÖGL, STEFAN (*1978), studiert Informatik an der TU Dortmund. Er arbeitete
u.a. in einer Forschungsgruppe zu IT-Sicherheit und ist ein starker Befürworter von
open source-Technologien. Darüber hinaus spielte Kögl in den letzten 20 Jahren
Schlagzeug in verschiedenen Bands und bei Studioengagements in den Genres
Heavy Metal und Jazz und sammelte Erfahrung als Produzent elektronischer Musik
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jenseits von 160 BPM. Außerdem arbeitete er bei einem großen Musikdistributor
und -label in NRW. Seit 2008 hat er Gleichgesinnte im Chaostreff Dortmund e.V.
gefunden und erfreut sich an der Kultivierung des Nerd- und Geektums.
Für Der Live-Code: Krieg und Frieden im globalen Dorf (Regie: Daniel Hengst) war Stefan
Kögl co-creator diverser Mensch/Maschine-Schnittstellen, diese Arbeit führt er
jetzt bei 4.48 Psychose fort und überwacht während der Vorstellung im
MENSCH-MASCHINE-KNOTEN live Sensorik, Datenübertragung und
Netzwerk. CHAOSTREFF DORTMUND | OPEN SOURCE
LESETIPP Das Ich und sein Gehirn von Karl R. Popper und John C Eccles. Von
der Liaison zwischen Ich und Gehirn: Zwei herausragende Gelehrte des
Jahrhunderts – der Philosoph Karl R. Popper und der Hirnforscher und
Nobelpreisträger John C. Eccles – beschäftigen sich in diesem einmaligen
Dokument kreativer Zusammenarbeit mit dem Leib-Seele-Problem. 21
GRAMM
LIVE-WORDING Die von Dramaturgin Anne-Kathrin Schulz live
eingestreamten englischen Texte sind Passagen aus dem englischen Originalstück
von Sarah Kane, 4.48 Psychosis. KANE, SARAH | MENSCH-MASCHINEKNOTEN
MAX/MSP ist eine modular aufgebaute, objektbasierte Programmiersprache, eine
graphische Entwicklungsumgebung für Musik und Multimedia, die für Arbeiten in
Echtzeit ausgelegt ist. Sie wird als eine Art Software Synthesizer von Komponisten,
Musikern, Softwareentwicklern und Künstlern eingesetzt, um interaktive Software
selbst zu erstellen – unabhängig von den ästhetischen Vorgaben kommerzieller
Produkte. Insbesondere im Live-Betrieb ist diese Sprache in der zeitgenössischen
elektronischen Musik, im Bereich des Live-Video und unter LaptopKünstlern weit verbreitet. FINKE, TOMMY | SIMON, MARIO |
MENSCH-MASCHINE-KNOTEN | OPEN SOURCE
MEDIKAMENTE Die in 4.48 Psychose erwähnten Medikamente sind Sertralin
(Selektiver Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer, antriebssteigernd, häufigste
Nebenwirkung: Übelkeit), Zopiclon (sedierend, häufigste Nebenwirkung: Bitterer,
metallischer Geschmack im Mund), Melleril (sedierend), Lofepramim (Trizyklisches
Antidepressivum, stark stimmungsaufhellend, Nebenwirkungen: Kopfschmerzen,
Sehstörungen, Gewichtszunahme), Citalopram, Paroxetin und Fluoxetin (Selektive
Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, häufige Nebenwirkung: sexuelle Störungen),
Thorazin (Neuroleptikum, wirkt sedierend), Venlafaxin (selektiver Serotonin und
Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer, anwendbar bei Depression und
Angststörungen, häufigste Nebenwirkung: Magen-Darm-Beschwerden). Diverse
Anti-Depressiva bergen die Gefahr, dass mit der gewünschten Antriebssteigerung
eine erhöhte Suizidgefahr einhergeht. DEPRESSION
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MENSCH-MASCHINE-KNOTEN 9 Menschen ( GABRIEL, BJÖRN,
FINKE, TOMMY, KÖGL, STEFAN, PLEß, LUCAS ROHBECK,
UWE, SAUER, CHRIS, SCHULZ, ANNE-KATHRIN, SIMON, MARIO,
WASMUTH, MERLE) erforschen mit 3 Puls-Oxymetern, 4 Beamern, 13 Boxen,
5 Kameras, 3 Microports sowie Scheinwerfern, Micro-Controllern, Launchpads,
Sensoren, Atemkontroll-Steuerungs-Sensoren, EKG, EMG, Temperaturfühlern
und Computern die Bildung eines Resonanzkörpers für die Poesie von Sarah Kane.
MOZARTS REQUIEM Das Requiem in d-Moll (KV 626) aus dem Jahr 1791 ist
Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Komposition. Mozart erkrankte während der
Arbeit an dem Werk schwer und verstarb schließlich, mit nur 34 Jahren, am 5.
Dezember 1791, bevor er seine Komposition fertig stellen konnte, sodass seine
Schüler Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr das Werk vollendeten. Diverse
Mythen umranken das Werk – Johann F. Rochlitz berichtete z.B. 1798, Mozart
hätte durch das Auftauchen eines Boten aus dem Jenseits seinen baldigen Tod
vorausgeahnt, habe daher Tag und Nacht an der Partitur gearbeitet, in der
Annahme, er „arbeite dies Stück zu seiner eigenen Totenfeier“. Bei derartigem
Eingreifen jenseitiger Gewalten sei es kein Wunder, „dass so ein vollendetes Werk
zustande kam“. Das berühmte Lacrimosa findet in Mozarts Requiem seine wohl
bekannteste Vertonung – die letzten Strophe der liturgischen Sequenz Dies irae
(lateinisch für „Tag des Zorns“), die den Anfang eines mittelalterlichen Hymnus
vom Jüngsten Gericht bildet, der bis 1970 in der römischen Liturgie als Sequenz
der Totenmesse gesungen wurde. Dort heißt es: „Lacrimosa dies illa“, zu deutsch:
„Tränenreich ist jener Tag“. | FINKE, TOMMY | KANE, SARAH
OPEN SOURCE und das Copyleft stehen im direkten Gegensatz zum Copyright.
Die Open Source-Bewegung steht für Transparenz, freien Ressourcenaustausch
und Kooperation, sowohl hinsichtlich von Daten als auch von Software und
Wissen. Ihr Vorhaben ist ohne Frage ein epochales: Die technischen
Errungenschaften der Jetztzeit – wichtige Gestalter der Gegenwart –
für immer und für jeden frei verfügbar und frei veränderbar zu halten. Es ist ein
Aufruf an Zeitgenossen – aktiver Part der elektronisch-menschlichen Evolution zu
sein, statt nur Konsument. Am Ball zu bleiben. Die für 4.48 Psychose entwickelte
Software ist unter https://github.com/DerLiveCode/chaosc zum kostenlosen
Download bereitgestellt. CHAOSTREFF DORTMUND, KÖGL, STEFAN
| MAX/MSP | PLEß, LUCAS
PLEß, LUCAS, geboren im Orwell’schen 1984, arbeitet als Software Developer an
verschiedenen Kreativprojekten. Das Studium der Technischen Informatik prägt
auch seine Freizeit, in der er sich mit Schaltungsbau, Lasern und blinkenden
Gadgets beschäftigt. Als Ausgleich zum Computerleben ist er leidenschaftlicher
Mountainbiker und Kletterer. 2013 entwickelte Lucas Pleß für Der Live-Code: Krieg
und Frieden im globalen Dorf (Regie: Daniel Hengst) diverse Schnittstellen zwischen
Mensch und Maschine, diese Arbeit führt er beim Projekt Bioadapter mit Daniel
Hengst (auf dem Festival CYBERLEIBER 2013) und nun bei 4.48 Psychose fort –
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hier baute er u.a. die Micro-Controller, wichtiger Teil der Verarbeitung der
Körperimpulse der Schauspieler im MENSCH-MASCHINE-KNOTEN und
überwacht und kontrolliert während der Vorstellung live die Sensoren,
Datenübertragung und das Netzwerk.| CHAOSTREFF DORTMUND |
OPEN SOURCE
Björn Gabriel
ROHBECK, UWE (*1961 in Wismar), arbeitete u.a. an den Bühnen in Dresden,
Salzburg, Heilbronn, Münster und Kassel. Er war Oberspielleiter an der
Landesbühne Wilhelmshaven und inszenierte für Schauspiel und Oper. Seit der
Spielzeit 2010/11 ist Uwe Rohbeck festes Ensemblemitglied am Schauspiel
Dortmund. 2011 wurde er mit dem Dortmunder Publikumspreis ausgezeichnet.
Uwe Rohbeck war in den vergangenen Dortmunder Spielzeiten u. a. als Brennwert
in Werner Schwabs Eskalation ordinär, als Wurm in Kabale und Liebe und als Ed Gein
in Jörg Buttgereits Kannibale und Liebe zu sehen – sowie in seinem gefeierten Solo
Kohlhaas. In der aktuellen Spielzeit steht er u.a. als John Merrick in Der
Elefantenmensch und als Peer Gynt in Peer Gynt auf der Bühne. MENSCHMASCHINE-KNOTEN
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Uwe Rohbeck
SAUER, CHRIS ist im MENSCH-MASCHINE-KNOTEN für die
Tontechnik zuständig. Geboren 1976, war Chris schon seit früher Kindheit immer
dort, wo Musik gespielt wurde. Seine erste Schallplatte veröffentlichte er mit 17.
Abitur, Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker, Gründung eines eigenen
Studios für Musik- und Medienproduktionen, Engagements als Produzent und
Tontechniker u.a. für Motor/Universal, Virgin, Warner/Chappell und Grönland, in
Studio und auf Tour Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen
Künstlern von Rap bis Weltmusik, von Punk bis Jazz – letzteres seit 2011 im
Dortmunder Blue Notez Club. Seit 2013 arbeitet Chris Sauer am Theater
Dortmund.
SCHULZ, ANNE-KATHRIN absolvierte eine Ausbildung zur Redakteurin an
der Berliner Journalistenschule und arbeitete für Radio und Zeitung. Sie studierte
Szenisches Schreiben an der UdK Berlin. 2001 wurde ihr Theaterstück Unter Land
in Göttingen uraufgeführt, 2003 Silly Songs am Deutschen Schauspielhaus in
Hamburg. Als Dramaturgin arbeitete sie u.a. am Schauspielhaus Bochum, am
Deutschen Theater Berlin und, seit 2010, am Schauspiel Dortmund, wo sie u.a. mit
Daniel Hengst an DER LIVE CODE: KRIEG UND FRIEDEN IM GLOBALEN
DORF arbeitete, einer multimedialen Stückentwicklung nach Marshall Mc Luhan
LIVE-WORDING | MENSCH-MASCHINE-KNOTEN
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Lucas Pleß, Stefan Kögl, Anne-Kathrin Schulz, Mario Simon, Tommy Finke, Chris Sauer
SIMON, MARIO steuert per Resolume-VJ-Software und MAX/MSP die
Echtzeit-Videokunst im MENSCH-MASCHINE-KNOTEN und verwandelt
u.a. die Körperimpulse von GABRIEL, BJÖRN, ROHBECK, UWE und
WASMUTH, MERLE und das LIVE-WORDING in bewegtes Licht. Simon
studierte Germanistik, Literatur- und Kulturwissenschaften, Film- und
Medienwissenschaften sowie Philosophie. Von 2003-2007 war er Gitarrist der
Punkband Anewhope. Von 2009-2013 arbeitete er beim Dortmunder Geierabend und
gastierte bei diversen Produktionen des Westdeutschen Rundfunks und beim
Theater Fletch Bizzel. Zum Schauspiel Dortmund stieß Mario Simon erstmals für
den Dreharbeiten zu Einige Nachrichten an das All, seit 2013 ist er fest im Ensemble.
TRISTAN UND ISOLDE Die Erfüllung der Liebe im Tod – Tristan und Isolde
von Richard Wagner, uraufgeführt 1865 in München. Die letzten Worte Isoldes:
„Mild und leise / wie er lächelt,
wie das Auge / hold er öffnet seht ihr's Freunde? / Seht ihr's nicht?
Immer lichter / wie er leuchtet,
stern-umstrahlet / hoch sich hebt?
Seht ihr's nicht?
Wie das Herz ihm / mutig schwillt,
voll und hehr / im Busen ihm quillt?
Wie den Lippen, / wonnig mild,
süßer Atem / sanft entweht 13
Freunde! Seht!
Fühlt und seht ihr's nicht?
Hör ich nur / diese Weise,
die so wundervoll und leise,
Wonne klagend, / alles sagend,
mild versöhnend / aus ihm tönend,
in mich dringet, / auf sich schwinget,
hold erhallend / um mich klinget?
Heller schallend, / mich umwallend,
sind es Wellen / sanfter Lüfte?
Sind es Wogen / wonniger Düfte?
Wie sie schwellen, / mich umrauschen,
soll ich atmen, / soll ich lauschen?
Soll ich schlürfen, / untertauchen?
Süß in Düften / mich verhauchen?
In dem wogenden Schwall,
in dem tönenden Schall,
in des Welt-Atems / wehendem All ertrinken, / versinken unbewußt höchste Lust!”
FINKE, TOMMY
ULRICH, MONA arbeitet als Kostümbildnerin für Schauspiel und Oper an den
Theatern Potsdam, Chemnitz, Luzern und Oldenburg sowie am Schauspiel
Dortmund, wo sie z.B. die Kostüme für Einige Nachrichten an das All, Endspiel sowie
Peer Gynt entwarf. Bei 4.48 Psychose kleidete Ulrich nicht nur die drei Schauspieler
GABRIEL, BJÖRN, ROHBECK, UWE und WASMUTH, MERLE ein,
sondern auch PLEß, LUCAS, SIMON, MARIO, FINKE, TOMMY,
KÖGL, STEFAN, SCHULZ, ANNE-KATHRIN und SAUER, CHRIS.
Sowie diverse von PLEß, LUCAS konstruierte Kästchen mit Mikro-Controllern
auf den Rücken der Schauspieler, welche diese mit dem MENSCHMASCHINE-KNOTEN verbinden.
VOGES, KAY ist Intendant des Schauspiel Dortmund. Nach diversen anderen
Preisen und Festival-Einladungen wurde er 2013 mit Das Fest für den Deutschen
Theaterpreis DER FAUST nominiert. Schwerpunkt seiner Arbeiten sind multimediale Begegnungen zwischen Theater und Video/Film/Technik, wie z.B. beim
Theater-Film Einige Nachrichten an das All (Beste Inszenierung beim NRW
Theatertreffen 2013), bei DAS FEST, bei der multimedialen Stückentwicklung
DAS GOLDENE ZEITALTER (Gastspiel beim Heidelberger Stückemarkt 2014)
und bei der Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Während der Proben
zu 4.48 Psychose bewegte sich Voges regelmäßig um den Bühnenkubus herum,
um den MENSCH-MASCHINE-KNOTEN von allen Seiten sehen, hören und
inszenieren zu können.
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WASMUTH, MERLE absolvierte von 2007 bis 2011 ihre Schauspielausbildung
am Max Reinhardt Seminar Wien. Währenddessen war sie bereits am Wiener
Burgtheater engagiert (u.a. Andrea Breth, Luc Bondy, Matthias Hartmann) und
spielte auch bei den Salzburger Festspielen. Seit der Spielzeit 2013/14 ist sie festes
Ensemblemitglied am Schauspiel Dortmund, hier u.a. zu sehen in DAS
GOLDENE ZEITALTER, Verbrennungen und in Der nackte Wahnsinn.
MENSCH-MASCHINE-KNOTEN
ZWIEBEL (aus Peer Gynt von Henrik Ibsen)
„Noch immer das alte Geliebel!
Du bist kein Kaiser; du bist eine Zwiebel.
Jetzt will ich dich einmal schälen, mein Peer!
Es hilft dir nichts, stöhnst du auch noch so sehr.
Da liegt die äußre, zerfetzte Schicht; Der Gescheiterte, der um sein Leben ficht.
Die Passagierhaut hier, dünn wie ein Sieb, Hat doch im Geschmack von Peer Gynt einen Hieb.
Hier ist das Goldgräber-Ich; – fahr hin!
Der Saft ist weg, – war je einer drin.
Dies Dickfell hier, mit dem Zipfel für zwei, Ist der Pelzjäger an der Hudsonsbai.
Dies gleicht einer Krone hier; – hat sich was -!
Dem geben wir ohne weitres den Paß.
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Hier der Altertumsforscher, kurz aber kräftig,
Und hier der Prophete, frisch und vollsäftig.
Er stinkt von Lügen, wie’s in der Schrift heißt;
Ein Duft, der ein ehrlich Mannsaug’ wie Gift beißt.
Dies Blatt hier, das weichlich am Finger klebt,
Ist der Herr, der herrlich und in Freuden gelebt.
Das nächste scheint krank. Es hat schwarze Schwielen; Schwarz kann auf Neger wie Pfaffen zielen.
Das hört ja nicht auf! Immer Schicht noch um Schicht!
Kommt denn der Kern nun nicht endlich ans Licht?!
Bis zum innersten Innern, – da schau’ mir einer! Bloß Häute, – nur immer kleiner und kleiner. –
Die Natur ist witzig!
Verdammtes Gegrübel!
Geht eins in Gedanken, gerät's ihm oft übel.
Na, ich kann ja nichts an Haltung verlieren;
Denn ich lieg' ja grundfest auf allen Vieren
Wunderlich kommt mir dies Welttreiben vor!
Das Leben, wie's heißt, hat 'nen Fuchs hinterm Ohr.
Doch greift einer zu, verzieht sich der Schuft,
Und man fängt etwas andres – oder leere Luft.“
21 GRAMM | KANE, SARAH
Merle Wasmuth, Uwe Rohbeck, Björn Gabriel
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Impressum: Theater Dortmund, Spielzeit 2013/14 | Geschäftsführende Direktorin: Bettina
Pesch | Intendant des Schauspiels: Kay Voges| Redaktion: Anne-Kathrin Schulz| Mit Dank an
Philipp Skuza | sources: wikipedia u.v.m. | Fotos: Edi Szekely | www.theaterdo.de |
www.facebook.com/schauspieldortmund | www.twitter.com/playschauspiel |
www.youtube.com/schauspieldortmund
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