Herstellung und Einstellung von 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge
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Herstellung und Einstellung von 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge
1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse Illumina-Chemie.de - Artikel Analytik Herstellung und Einstellung von 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse Dies ist ein Tutorial zur Selbstherstellung von Maßlösungen. Maßlösungen kann man natürlich kaufen, aber die Selbstherstellung ist interessant und es lohnt sich, zu wissen, wie man vor einer späteren Verwendung den Titer kontrollieren kann. Voraussetzung ist allerdings, dass man über eine ausreichend empfindliche Waage verfügt, die auf Massendifferenzen von <1 mg anspricht. Geräte: Analysenwaage, Messkolben 100 ml und 250 ml, Bürette 25 ml, Becherglas 250 ml und 100 ml, Vollpipette 10 ml, Messzylinder 25 oder 50 ml, kleines verschließbares Kunststoffröhrchen 30-50 ml (z.B. sogen. Sputumröhrchen), Kolben 1000 ml mit passendem Stopfen, Brenner mit Dreifuß und Drahtnetz, Stativ, Magnetrührer (fakultativ) Chemikalien: Natriumhydroxid (C) konzentrierte Salzsäure (C) Kaliumhydrogencarbonat Oxalsäure-Dihydrat p.A. (Xn) Ethanol, 96 % (F) Phenolphtaleinlösung (1 % in 70%igem Ethanol) Methylorangelösung (0,1 % in 20%igem Ethanol) Versuchsdurchführung: Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 1 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse 1. Herstellung von 1 N Salzsäure Eine 1 N Salzsäure enthält im Liter 36,5 g HCl. Um eine ungefähre Lösung dieser Konzentration zu erhalten, verfährt man wie folgt: Die in der Drogerie gekaufte Salzsäure ist "31-33 %ig". Als Mittelwert kann ein Gehalt von 32 % angenommen werden. Die Dichte der Salzsäure folgt einer einfachen Regel: man halbiert die Angabe des Prozentgehaltes (hier 32 : 2 = 16) und setzt diese Zahl hinter das Komma der "1". Folglich hat eine 32 %ige Salzsäure eine Dichte von 1,16 g/ml. Für 250 ml 1 N Salzsäure benötigt man 36,5 g : 4 = 9,125 g HCl. Das entspricht 9,125 g : 0,32 = 28,52 g der 32 %igen Säure. Unter Berücksichtigung der Dichte sind das 28,52 g : 1,16 g/ml = 24,58 ml. Folglich werden 24,5 ml der Salzsäure in einem 25 ml-Messzylinder abgemessen und im 250 ml-Messkolben bis zum Eichstrich mit deionisiertem Wasser aufgefüllt. Die fertige Salzsäure wird gut umgeschüttelt und dann wie unten beschrieben eingestellt. Analog kann man natürlich von jeder x-beliebigen anderen Salzsäurekonzentration ausgehen (z.B. 25 %ig, Dichte = 1,12 g/ml) 2. Herstellung von 1 N Natronlauge Für eine 1 N Natronlauge werden 40 g NaOH pro Liter Lösung benötigt. Das Problem ist hier, dass die Maßlösung frei von Natriumcarbonat sein soll, sonst ist der Titer nämlich je nach verwendetem Indikator unterschiedlich (siehe unten)! Nun ist es praktisch nicht möglich, carbonatfreies Natriumhydroxid zu erhalten. Um dieses Problem zu lösen, gibt es verschiedene Wege. Empfehlenswert ist folgende Methode, die darauf beruht, dass Natriumcarbonat in hoch konzentrierter Natriumhydroxidlösung praktisch unlöslich ist und auch vom europäischen Arzneibuch vorgeschrieben wird: Man übergießt 20 g Natriumhydroxid – auch hier technische Qualität aus der Drogerie – in einem kleinen Becherglas mit 20 ml deionisiertem Wasser und rührt um. Die Mischung erwärmt sich stark und das NaOH löst sich zu einer trüben, dickflüssigen Lösung auf. Dieselbe heißt wegen ihrer ölartigen Konsistenz auch "Öllauge". Man gießt sie in ein sogenanntes Sputumröhrchen (aus der Apotheke), ein schmales, hohes graduiertes Plastikgefäß mit einem dicht schließenden Schraubdeckel. Darin bleibt die Lösung zwei bis drei Tage ruhig stehen. Nach dieser Zeit hat sich das Natriumcarbonat am Boden des Gefäßes abgesetzt, ein wenig schwimmt auch als Oberflächenhäutchen auf der Flüssigkeit. Zum Verdünnen braucht man CO2-freies Wasser. Man stellt es her, indem man einen dreiviertel Liter deionisiertes Wasser zum Sieden erhitzt und 2-3 Minuten kocht. Danach kühlt man den Kolben in einer Schüssel mit kaltem Wasser schnell bis nahe Zimmertemperatur ab, verschließt luftdicht mit einem Gummistopfen und lässt ganz erkalten. (Anmerkung: am besten setzt man einen durchbohrten Stopfen mit einem Natronkalkrohr auf, so dass beim Abkühlen Luft nachströmen kann, das CO2 aber absorbiert wird, bevor es in den Kolben gelangen kann. Aber auch mit der hier beschrieben Methode erzielt man exzellente Ergebnisse) An der Graduierung kann man ablesen, dass die ursprünglichen 20 g NaOH jetzt in 25 ml Lösung enthalten sind. Für einen Viertelliter 1 N - NaOH braucht man 40 g : 4 = 10 g NaOH. Da man damit rechnen muss, dass das feste Natriumhydroxid ein paar Prozent Wasser enthält, geht man besser von etwas mehr aus, etwa 10,5 g. Diese sind in 10,5 g x 25 ml : 20 g = 13,125 ml der Öllauge enthalten. Zur Entnahme verwendet man eine 20 ml-Messpipette mit Peleusball, füllt sie vorsichtig, indem man die Spitze immer in der Mitte der Flüssigkeit hält (um weder Bodensatz noch Oberflächenhaut mit aufzunehmen) mit etwa 15 ml und lässt dann 13 ml in den 250 ml-Messkolben fließen. Dann füllt man mit abgekochtem, deionisiertem Wasser auf. Dabei erwärmt sich die Mischung abermals, so dass nach dem Abkühlen (Gummistopfen aufsetzen um Luftzutritt auszuschließen, nicht den Glasstopfen!) eine Volumenkontraktion eintritt, und man noch etwas Wasser zugeben muss, um 250 ml zu erhalten. Umschütteln, und die Lauge ist fertig zum Einstellen! Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 2 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse 3. Einstellung der Maßlösungen gegen Urtitersubstanzen 3.1 Herstellung der Urtiter Zum Einstellen von Laugen wird als Urtiter am besten kristallisierte Oxalsäure verwendet, diese hat das Äquivalentgewicht 63,03 g (halbe Molmasse). Die käufliche Oxalsäure p.A. ist preisgünstig und als Urtiter geeignet. Sie ist bei normalen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen an der Luft stabil, das heißt sie ist weder hygroskopisch noch gibt sie Kristallwasser ab. Wenn man den Eindruck hat, dass sie nicht ganz trocken ist oder die Substanz aus sehr großen Kristallen (die etwas Mutterlauge eingeschlossen enthalten könnten) besteht, kann man sie einmal aus heißem Wasser umkristallisieren. Dazu löst man unter Erhitzen etwa 50 g Oxalsäure in 50 ml deionisiertem Wasser, filtriert und kühlt unter ständigem Rühren (um ein feines Kristallmehl zu erhalten) im Eisbad ab. Das erhaltene Kristallpulver lässt man solange offen an der Luft bei Raumtemperatur stehen, bis es ganz trocken und rieselfähig ist. Von der kristallisierten Oxalsäure wiegt man 6,303 g ab und gibt sie in einen 100 ml-Messkolben. Nach Zugabe von ca. 75 ml Wasser wird geschüttelt, bis sich die Substanz ganz gelöst hat, und dann bis zur Eichmarke aufgefüllt. Zur Einstellung von Säuren verwendet man vorteilhaft Kaliumhydrogencarbonat. Es hat gegenüber dem ebenfalls verwendeten Natriumcarbonat den Vorteil, nicht hygroskopisch zu sein und ein höheres Äquivalentgewicht zu besitzen, nämlich 100,2 g (Natriumcarbonat: 53 g). Das käufliche Kaliumhydrogencarbonat muss aber vor der Verwendung als Urtiter gereinigt werden, da es immer Spuren von Kaliumcarbonat und Feuchtigkeit enthält. Dazu löst man 10 g in 40 ml deionisiertem Wasser auf, wobei sich die Lösung abkühlt, und gibt dann 40 ml 96%igen Ethanol zu. Die Flüssigkeit trübt sich und das Kaliumhydrogencarbonat scheidet sich in feinen Kristallnadeln ab. Diese werden abfiltriert und zwischen zwei Filterpapieren und Küchenkrepp gut abgepresst. Das noch feuchte Kristallpulver bringt man in einer Schale in einen Exsikkator, der mit Schwefelsäure beschickt ist und in dem die Luft durch Kohlendioxid verdrängt wurde. Dazu übergießt man in einem kleinen Kolben 10 g Soda mit 30 ml Schwefelsäure von 25% und leitet das frewerdende CO2 in den Exsikkator (siehe Abbildung). Wenn die Kohlendioxidentwicklung nachlässt, zieht man den Schlauch aus dem Exsikkator und schließt den Deckel luftdicht. Die Anordnung bleibt 24 Stunden stehen. Danach wird das Produkt entnommen, gründlich in einer Reibschale zerrieben und die ganze Prozedur des Trocknens in CO2-Atmosphäre nochmals wiederholt. Die Ausbeute beträgt rund 5 g. Um den Urtiter brauchbar zu erhalten, muss man ihn luftdicht aufbewahren. Ich wiege Portionen zu etwas mehr als 1 g ab und schmelze sie in Ampullen ein. Kleine Präparategläschen wären sicher genauso möglich, wenn man sicher sein kann, dass der Verschluss luftdicht ist. 3.2 Einstellung der Natronlauge: Mit einer Vollpipette pipettiert man 20,00 ml der 1 N-Oxalsäure-Urtiterlösung in ein 250 ml-Becherglas und verdünnt mit etwa 70 - 80 ml CO2-freiem Wasser. Dann gibt man 5 Tropfen Phenolphtaleinlösung zu und titriert mit der selbst hergestellten Natronlauge, bis die bekannte violettrote Färbung des Phenolphtaleins beim Rühren nicht wieder verschwindet. Kurz vor dem Endpunkt der Titration bilden sich rote Farbwolken an der Eintropfstelle, die aber beim weiteren Rühren (wenn kein Magnetrührer vorhanden ist: gut schwenken) zunächst wieder verschwinden. Schließlich färbt ein einziger Tropfen Lauge die gesamte Lösung tief violettrot. Von einer Natronlauge mit exakt 1 N Gehalt müsste man genau 20,00 ml bis zum Farbumschlag verbrauchen. Die selbst hergestellte Lauge weicht natürlich von diesem Wert ab. Bei meinem Versuch wurden 19,875 ml verbraucht. Das heißt, die Lauge ist etwas zu stark und der gefundene Wert muss mit einem Korrekturfaktor, auch Faktor oder Titer genannt, multipliziert werden, um den wahren Verbrauch an 1 N-Lauge zu erhalten. Der Titer berechnet sich nach: erwarteter Verbrauch [ml] : tatsächlicher Verbrauch [ml] = Faktor Hier also: 20 ml : 19,875 ml ergibt einen Faktor von 1,006. Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 3 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse 3.3 Einstellung der Salzsäure: Eine Ampulle mit gereinigtem Kaliumhydrogencarbonat wird geöffnet, der Inhalt in einem Wägegläschen auf ein Milligramm genau ausgewogen und dann quantitativ, unter mehrfachem Nachspülen des Gläschens, in das zur Titration verwendete Gefäß überführt. Auch hier wird mit deionisiertem Wasser (CO2-freiheit ist nicht erforderlich) auf 80 - 90 ml aufgefüllt. Als Indikator gibt man 5 Tropfen Methylorangelösung zu und titriert langsam mit der einzustellenden Salzsäure. Dabei entweicht Kohlendioxid. Langsame Zugabe ist sinnvoll, weil durch starkes Sprudeln der Lösung ein Teil der Flüssigkeit aufgewirbelt würde und sich an der Wandung des Becherglases der Reaktion entziehen könnte. Wenn sich die Lösung von Gelb nach Zwiebelbraun verfärbt, wird die Titration unterbrochen und die Flüssigkeit einmal unter Abdecken mit einem Uhrglas aufgekocht, um das gelöste CO2 auszutreiben. Dabei schlägt der Indikator wieder nach gelb um. Danach wird im Wasserbad abgekühlt und sehr vorsichtig zu Ende titriert. Meist sind nur noch 1-2 Tropfen Säure nötig, um einen scharfen Farbumschlag von Gelb nach Rot zu erreichen. Die Titerberechnung funktioniert folgendermaßen: 100,2 g KHCO3 würden zur Neutralisation genau 1000 ml 1 N Salzsäure verbrauchen. Wenn man a g des Urtiters einsetzt, ist der erwartete Verbrauch [ml] = 1000 x a [g] : 100,2. Und der Titer errechnet sich zu: 1000 x a [g] / 100,2 x tatsächlicher Verbrauch [ml] = Faktor Im Versuch wurden für 1235 mg KHCO3 12,45 ml selbst hergestellter 1 N Salzsäure verbraucht, woraus sich der Titer zu 1000 x 1,235 / 100,2 x 12,45 = 0,99 errechnet. Diese selbst hergestellte Säure ist also etwas zu schwach, nämlich um rund 1 %. 4. Titration der hergestellten 1 N Natronlauge mit 1 N Salzsäure unter Verwendung verschiedener Indikatoren Jetzt kommt die Gegenprobe, um zu sehen ob die Lösungen stimmen. Wenn man 10,00 ml einer Lauge vorlegt, die aufgrund des Faktors 10,06 ml einer tatsächlichen 1 N Lauge entsprechen, dann müssten zur Neutralisierung genau 10,06 ml : 0,99 = 10,16 ml meiner Salzsäure verbraucht werden (erwarteter Verbrauch : Faktor = tatsächlicher Verbrauch)! Außerdem müsste der Verbrauch bei Verwendung eines im alkalischen Bereich umschlagenden Indikators (Phenolphtalein) derselbe sein, wie wenn ein Indikator eingesetzt wird, der im sauren Bereich umschlägt (Methylorange). Ich habe jeweils 10,00 ml der Natronlauge mit – diesmal CO2-freiem – Wasser auf 80 - 90 ml aufgefüllt und nach Zusatz der entsprechenden Indikatoren mit der selbst hergestellten Salzsäure titriert. -gefundener Verbrauch bei Verwendung von Phenolphtalein: 10.175 ml -bei Verwendung von Methylorange: 10.15 ml Dies ist im Rahmen der Messgenauigkeit (ein Tropfen aus der Bürette sind etwa 0.05 ml und genauer als tropfenweise kann man kaum titrieren) ein identisches Ergebnis und entspricht dem vorausberechneten Wert. Die Maßlösungen sind also korrekt eingestellt. Entsorgung: Die austitrierten Flüssigkeiten können über das Abwassernetz entsorgt werden. Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 4 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse Erklärungen: Bei kontinuierlicher Zugabe einer starken Säure (Salzsäure) zu einer starken Base (Natriumhydroxid) erhält man folgende Titrationskurve: Der pH-Wert ändert sich über einen weiten Bereich nur langsam. Wenn 90 % der Lauge neutralisiert wurden, ist der pH nur um 1 Einheit (hier von 13 auf 12) gesunken. Bei 99 % Titrationsgrad beträgt er immer noch 11. In der Nähe des Äquivalenzpunktes, der in diesem Fall bei pH 7,0 liegt, fällt der pH durch Zugabe winziger Mengen Säure sprunghaft ab, und der zugesetzte Indikator wechselt die Farbe. Wegen des großen pH-Sprunges am Äquivalenzpunkt sind beide Indikatoren – sowohl das bei pH 10 - 8,2 umschlagende Phenolphtalein, als auch Methylorange mit einem Umschlag bei pH 4,4 - 3,2 – brauchbar. Natronlauge für die Maßanalyse soll carbonatfrei sein. Enthält die Natronlauge nämlich Natriumcarbonat, so findet man mit Phenolphtalein einen geringeren Verbrauch als mit Methylorange, da das Natriumcarbonat in zwei Stufen titriert wird. Zunächst bis zum Hydrogencarbonat und dann bis zum freien Kohlendioxid: Na3CO3 + HCl ---> NaHCO3 + NaCl NaHCO3 +HCl ---> CO2 + H2O + NaCl Die Titrationskurve hat daher zwei Äquivalenzpunkte. Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 5 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse Der Äquivalenzpunkt der ersten Stufe liegt bei einem pH von ca. 8,4. Phenolphtalein wird knapp nach diesem Wert entfärbt, die Lösung enthält dann Hydrogencarbonat. Methylorange dagegen schlägt im Bereich von pH 4,4 - 3,2 von gelb nach rot um. Der Äquivalenzpunkt der zweiten Stufe liegt bei pH 3,9 und wird daher erst von Methylorange angezeigt. Danach liegt in der Lösung nur noch CO2 vor. Ist die Lauge carbonathaltig, muss also bis zum Umschlag von Methylorange mehr Salzsäure zugesetzt werden, als bis zum Umschlag von Phenolphtalein. Damit eine Verbindung als Urtitersubstanz brauchbar ist, muss sie in einer definierten Zusammensetzung vorliegen und sollte möglichst stabil sein, das heißt, dass sie sich nicht leicht zersetzen und nicht hygroskopisch sein darf. Außerdem ist es günstig, wenn das Äquivalentgewicht möglichst groß ist, da dann eventuelle Wägefehler - buchstäblich - weniger "ins Gewicht" fallen. Zum Einstellen von Laugen wird als Urtiter seit etwa 200 Jahren kristallisierte Oxalsäure verwendet. Diese hat die Formel (COOH)2 x 2 H2O und das Molgewicht 126,06 g. Da es sich um eine zweiprotonige Säure handelt, ist das Äquivalentgewicht aber nur halb so groß, also 63,03 g. Der Äquivalenzpunkt liegt, wenn man Oxalsäure als zweiprotonige Säure titriert, im alkalischen Bereich (pH ca. 9). Deshalb muss zur Einstellung Phenolphtalein verwendet werden. Methylorange ist unbrauchbar. Zur Einstellung von Säuren sind verschiedene Urtiter in Gebrauch. Alle haben irgendeinen Nachteil. Im DAB 7 wurde das Kaliumhydrogencarbonat (KHCO3) verwendet. Es hat, gegenüber dem im heutigen europäischen Arzneibuch angeführten Natriumcarbonat, den Vorteil, nicht hygroskopisch zu sein und ein höheres Äquivalentgewicht zu besitzen, nämlich 100,2 g (Natriumcarbonat: 54 g). Nun hat Kaliumhydrogencarbonat unter Atmosphärendruck an der Luft einen zwar geringen, aber meßbaren CO2 Dampfdruck. Das heißt, es verliert im Laufe der Zeit an der Luft Kohlendioxid und wandelt sich in Kaliumcarbonat um: 2 KHCO3 ---> K2CO3 + H2O + CO2 Daher muss es vor der Verwendung speziell gereinigt und luftdicht verschlossen aufbewahrt werden. Wenn bei der Einstellung gegen den Urtiter ein Faktor über 1 gefunden wird, die Maßlösung also zu stark ist, könnte man diese natürlich auf den korrekten Gehalt verdünnen, aber damit gewinnt man nicht wirklich etwas. Denn die Verdünnung ist ein weiterer Arbeitsgang, der mit Fehlern behaftet sein kann, und man müsste danach den Titer erneut bestimmen. Dasselbe gilt für die Herstellung verdünnter Maßlösungen aus den konzentrierten. Aus 10 oder 5 ml einer 1 N-Lösung kann man sich recht einfach eine 0,1 oder 0,05 N-Lösung herstellen, indem man im Messkolben auf 100 ml auffüllt. Wenn man genau arbeiten will, muss Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html man den Faktor (Titer) der frisch bereiteten Maßlösung dann aber erneut bestimmen. Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 6 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse in 90 ml Wasser vor und titriert nach Zugabe von Methylorange. Die Lösung enthält am Neutralpunkt dann ca. 0,02 M KCl. Die Indikatorkorrektur wird bestimmt, indem man 150 mg (0,002 mol) reines Kaliumchlorid in 100 ml Wasser löst, Methylorange zusetzt und mit 0,1 N HCl bis zum Farbumschlag nach Rot titriert. Die Lösung wird dann bei der Titration neben die Untersuchungslösung gestellt und bis zum gleichen Farbton titriert. Ein ähnliches Vorgehen - Ansetzen einer Vergleichslösung - empfiehlt sich auch, wenn den Farbumschlag des Verwendeten Indikators nicht scharf genug ist. 3 Literatur: Poethke, Walter: Praktikum der Maßanalyse; 2. Auflage 1980, Verlag Harri Deutsch, Thun und Frankfurt/Main; ISBN 3-87144-535-5 Jander/Jahr: Maßanalyse;, 17. Auflage 2009; Walter de Gruyter GmbH &Co. KG Berlin; ISBN 978-3-11-019447-0 Das zuerst genannte Buch ist viel besser, aber leider nur noch antiquarisch erhältlich Bilder: Herstellung von 1N Natronlauge, rechts der Mitte vorne das Kunststoffröhrchen mit der "Öllauge", dahinter (im großen Kolben) ausgekochtes Aqua dest. Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 7 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse Herstellen der 1 N Oxalsäure als Urtiterlösung Einstellen der Natronlauge (Oxalsäure im Becherglas vorgelegt) Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 8 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse die Titrationsflüssigkeit kurz vor dem Äquivalenzpunkt: rote Schlieren die sich zunächst wieder auflösen Fällen von Kaliumhydrogencarbonat aus der kaltgesättigten Lösung durch Ethanol Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 9 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse Begasen des Exsikkators (in dem das Kaliumhydrogencarbonat getrocknet wird) mit Kohlendioxid Kaliumhydrogencarbonat-Urtiter in Ampullen eingeschmolzen Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 10 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse Farbumschlag von Methylorange (links: basisch - rechts: sauer) Einstellung der 1 N Salzsäure mit Kaliumhydrogencarbonat gegen Methylorange: Titration bis zur beginnenden Orangefärbung (beachte die CO2-Bläschen!) Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 11 von 12 1 N Salzsäure und 1 N Natronlauge für die Maßanalyse Rückkehr der gelben Farbe des Indikators beim Kochen und endgültiger Umschlag Fertige Maßlösungen Artikel im Web: http://illumina-chemie.de/1-n-salzsaeure-und-1-n-natronlauge-fuer-die-massanalyse-t3704.html Copyright illumina-chemie.de, Autor: lemmi, Geschrieben am 08.02.2014 12 von 12