Wie funktioniert digitales Fernsehen?
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Wie funktioniert digitales Fernsehen?
Verband Association Teil 1 einer neuen vierteiligen Serie zum Digitalen Fernsehen Wie funktioniert digitales Fernsehen? Das Swisscable Magazin lanciert eine neue technische Serie zum Digitalfernsehen. In vier Folgen werden die Grundlagen digitaler Fernsehtechnik nach dem DVB-Standard erklärt sowie Unterschiede und neue Möglichkeiten im Vergleich zur bestehenden analogen Fernsehtechnik aufgezeigt. Im ersten Teil geht es um Verbreitungswege, Standards und Übertragungsgrundlagen. Der TV-Markt ist in Bewegung. Haupttreiber ist die laufende tigt in unkomprimierter Form Transportkapazitäten, welche Digitalisierung des Fernsehens. So hat sich die EU zum Ziel etwa vier analogen TV-Kanälen oder 50 parallelen Breitband- gesetzt, bis zum Jahr 2012 das analoge Fernsehen vollständig anschlüssen entsprechen. Das Abspeichern eines zweistündigen durch digitales Fernsehen zu ersetzen. Wie aber funktioniert Films auf einem Datenträger in diesem Rohdatenformat würde das digitale Fernsehen überhaupt? rund 150 Gigabyte – das entspricht etwa 32 DVDs – an Speicherkapazität benötigen. Für hochauflösende Formate (HDTV) Schrittweise Migration zum digitalen Fernsehen Schon sind die Datenraten nochmals um etwa das Fünffache höher. seit geraumer Zeit werden die Bild- und Tonsignale bei ihrer Herstellung und Verarbeitung in den Studios digitalisiert. Nun Verbreitungswege und Standards Während in der An- befinden wir uns in der Endphase dieser Entwicklung: bei der fangszeit des Fernsehens die terrestrische Ausstrahlung via Digitalisierung der Verbreitungswege und der Endgeräte zu Sendemasten als bekanntester Verbreitungsweg galt, so steht Hause. Den Ausschlag dazu gaben moderne Videokom- heute die Erstverbreitung über geostationäre Satelliten wie primierungstechnologien und effiziente digitale Modulations- Astra und Eutelsat und die Weiterverbreitung über Kabelnetze verfahren. Diese ermöglichten es, dass digitales Fernsehen im Vordergrund. IPTV, die Verbreitung über Verbindungen, heute wirtschaftlich verbreitet werden kann. Zur Illustration: die auf dem Internetprotokoll basieren, gewinnt ebenfalls an Ein digitales Fernsehbild in Standard-Definition-Qualität benö- Bedeutung. Satellit Verbreitung der TV-Signale Uplink DVB-S DVB-S Studio Aufbereitung Direktverbindung über Aufbereitung Kabelnetzkopfstation Leitungen oder Richtfunk DVB-S Terrestrischer Sender (optional) DVB-S DVB-C DVB-T Aufbereitung DVB-H IP DVB-IPI*) *oder proprietäre (z.B Microsoft TV) **z.B DSL oder Kabelinternet (DOCSIS) 14 Swisscable n° 1/2008 SatellitenDirektempfang Kabelnetz (HFC) Antenne Breitbandanschluss **) Mobiles Empfangsgerät Verband Association In Europa hat sich für digitales Fernsehen der DVB-Standard Farbfernsehstandard durch. Das PAL-Farbfernsehen feierte etabliert, in den USA ATSC und in Japan ISDB. Je nach ver- seine Geburtsstunde 1967 anlässlich der Internationalen Funk- wendetem Medium spezifiziert DVB in seinen Sub-Standards ausstellung und wurde – abgesehen von punktuellen Verbes- (DVB-C, DVB-S, etc.) die jeweils zur Anwendung kommen- serungen und wenigen Ergänzungen – bis heute unverändert den Ausprägungen. Im Wesentlichen unterscheiden sich diese beibehalten. bei den verwendeten Modulationsverfahren und Fehlerkorrekturen. Allen gemeinsam sind die Quellencodierung und Lesen Sie im nächsten Magazin über die Funktionsweise des die Transportmechanismen nach MPEG (Motion Picture Experts analogen Fernsehens und über Neuerungen beim digitalen Group). Im Gegensatz zum Broadcastbereich befindet sich Fernsehen. die Verfügbarkeit von standardkonformer Infrastruktur bei IPTV erst in den Anfängen. Deshalb setzen die IPTV-Anbieter meist proprietäre Systeme wie beispielsweise Microsoft TV ein. Glossar Prinzip der Bildübertragung Analoge und digitale Signale Ein Analogsignal kann in seiner Bildwiedergabe Bildvorlage Stärke (Amplitude) kontinuierlich jeden Wert zwischen einem Minimum und einem Maximum annehmen. OptischElektrischer Wandler Übertragung Elektrisch-Optischer Wandler Amplitude Synchronisation Zeit Grundlagen der (Bewegt-)Bildübertragung Das grundle- Im Gegensatz zum analogen Signal ist ein Digitalsignal ein dis- gende Prinzip der Bildübertragung beim Fernsehen hat sich seit kretes und quantifiziertes Signal. Das heisst, es nimmt nur der Erfindung nicht geändert. Die Bildvorlage wird zeilenweise (vor)bestimmte Werte an. Bei der digitalen Signalverarbeitung abgetastet, in elektrische Signale umgewandelt, über einen werden kontinuierliche Vorgänge, also eigentlich «analoge» Kanal übertragen und schliesslich beim Empfänger wieder dar- Signale, mittels Abtastung und Kodierung in digitale Signale gestellt. Um die zu übertragende Informationsmenge so gewandelt und als Binärzahlen dargestellt, so dass ihre Quantifi- gering wie möglich zu halten, wird dabei die begrenzte Wahr- zierung in Bits gemessen wird. nehmungsfähigkeit des menschlichen Auges ausgenützt. Gearbeitet wird etwa mit beschränkter Bildwiederholfrequenz, Je höher die Anzahl der Quantifizierungsstufen und je höher die weil bereits ab circa 20 Bildern pro Sekunde der Eindruck von Abtastrate, desto genauer bildet das digitale Signal das ur- flüssig bewegten Bildinhalten entsteht. Übertragen werden die sprüngliche (Analog-) Signal ab und desto grösser werden die Bilder zum Beispiel im so genannten Zwischenzeilenverfahren, Anforderungen an Signalverarbeitung und Bandbreite bei wobei das menschliche Auge die Halbbilder wieder zu einem der Datenübertragung. Gesamtbild zusammensetzt. Weil die Auflösung des menschlichen Auges beschränkt ist, können Farbinformation zudem mit nochmals geringerer Auflösung übertragen werden als die Helligkeitsinformation, ohne dass sichtbare Qualitätsverluste auftreten. Zu Beginn des Fernsehens wurden nur Helligkeitswerte über- Abtastung und Quantifizierung: Wert 4 Wert 3 Wert 2 Wert 1 Zeit tragen. Gesendet wurde also in Schwarzweiss. Die Farben kamen erst später hinzu. Damit Schwarzweiss-Fernseher weiterhin betrieben werden konnten, mussten rückwärtskompatible Systeme zur Farbübertragung entwickelt werden. Neben Binäre Codierung: Wert 4 Wert 3 Wert 2 11 10 01 Wert 1 00 NTSC in den USA und SECAM in Frankreich und einigen osteuropäischen Ländern setzte sich in Westeuropa der PALSwisscable n° 1/2008 15 Verband Association ... Glossar DVB (Digital Video Broadcast) DVB bezeichnet in technischer tet in der doppelten Frequenz (50 Hz) der Bildwiederholrate Hinsicht die standardisierten Verfahren zur Übertragung von (25 Hz) auf, ohne dass sich deshalb die übertragene Informa- digitalen Inhalten. Je nach verwendetem Übertragungsmedium tionsmenge ebenfalls verdoppelt. Dadurch wird der subjektive kommen verschiedene Substandards zur Anwendung: Flimmereindruck stark reduziert. Gleichzeitig verbessert sich DVB-C: Cable die Bandbreitenausnutzung. Die Summe der Zeilenanzahl der DVB-S: Satellit beiden Halbbilder muss dabei nur etwa 70% der Zeilenzahl DVB-T: Terrestrial (Antenne) eines vergleichbaren progressiv abgetasteten Bildes (progressiv DVB-H: Handheld Applications scanning) erreichen, um denselben subjektiven Bildeindruck DVB-IPI: DVB over IP zu hinterlassen (Kell-Faktor). IPTV IPTV bezeichnet die Übertragung von Multimediadiensten PAL (Phase Alternating Line) Beim PAL-Verfahren wird zeilen- (z.B. Fernsehen, Video, Audio, Texte, Bilder und Daten) via weise die Phasenlage des Farbdifferenzsignals (R-Y) um 180 Internet Protokoll (IP). Die IP-Netze stellen dabei die benötigte Grad umgeschaltet. Da sich der Bildinhalt zwischen zwei Zeilen Qualität (Quality of Service, Quality of Experience), Sicherheit, nicht wesentlich ändert, können auf der Übertragungsstrecke entstandene Farbtonfehler durch die Verrechnung zweier Interaktivität und Zuverlässigkeit bereit. aufeinanderfolgenden Zeilen beim Empfänger kompensiert, Broadcast Nach diesem Prinzip funktioniert die klassische Fern- respektive in Farbsättigungsfehler umgewandelt werden. sehausstrahlung: Ein Sender versorgt gleichzeitig nahezu be- Ein Fehler der Farbsättigung ist für den Menschen wesentlich liebig viele Empfänger mit demselben Signal. Ein Signalfluss vom schwerer wahrzunehmen als ein Farbtonfehler. Die restlichen einzelnen Empfänger zurück zum Sender ist nicht notwendig. Parameter des PAL-Verfahren lauten wie folgt: Jeder Empfänger entscheidet autonom, ob und welche der emp- Zeilen: 625 (sichtbar 576) fangenen Signale und Nachrichten er weiterverarbeiten will. Vertikalfrequenz: 50 Hz Kanalraster Horizontalfrequenz: 15625 Hz Videobandbreite: 5 MHz Kanalbandbreite: 7 / 8 MHz Band I Band II Band III Band IV und V Farbträger: 4.43 MHz 3 x 7 MHz HF-Kanäle (UKW) 27 x 7 MHz HF-Kanäle 70 x 8 MHz HF-Kanäle Tonträger: 5.5 MHz ... ...... 47 K2 68 K4 87.5 108 111 S2 .... 300 S20 302 S21 862 MHz K69 Kanalraster Der Kanalraster (Kanalbandbreite) bezeichnet den Abstand zwischen benachbarten Kanälen in einem Frequenzband. Innerhalb eines Frequenzbandes sind die Kanäle gleich breit. Beim analogen Fernsehen benötigt ein Programm jeweils exakt einen Hochfrequenzkanal (HF-Kanal) zur Übertragung. Beim digitalen Fernsehen finden pro HF-Kanal mehrere Programme Platz. Zwischenzeilenverfahren Beim Zwischenzeilenverfahren (interlaced scanning) wird ein Vollbild in zwei Halbbilder aufgespaltet. Im ersten Durchgang werden die ungeraden, im zweiten die geraden Zeilen abgetastet. Bei der Reproduktion auf dem Empfangsgerät setzt das menschliche Auge die Zeilensprünge wieder zu einem Gesamtbild zusammen. Der Bildschirm leuch- Swisscable n° 1/2008 17 Verband Association Teil 2 der vierteiligen Serie zum digitalen Fernsehen Wie funktioniert digitales Fernsehen? Der zweite Teil der technischen Serie zum Digitalfernsehen blickt kurz auf die Funktionsweise des analogen Fernsehens zurück und zeigt die wesentlichen Neuerungen der digitalen Übertragung auf. Beim analogen Fernsehen wird das aufzunehmende Bild von wird dabei amplitudenmoduliert, das Stereotonsignal wird fre- der Kamera im Zwischenzeilenverfahren kontinuierlich abgeta- quenzmoduliert. Im Empfänger wird der entsprechende stet. Die Farbkomponenten Rot, Grün und Blau werden dabei Empfangskanal über den Tuner selektiert und das empfange- in entsprechende analoge Spannungen Urot, Ugrün und Ublau ne Signal wieder demoduliert. Aus den so gewonnenen umgewandelt. Daraus werden die beiden Farbdifferenzsignale FBAS- und Tonsignalen werden anschliessend die verschiede- R-Y und B-Y sowie ein Signal für die Helligkeitsinformation (Y) nen Einzelkomponenten (z.B. RGB-Videosignale, Synchroni- erzeugt. Die Farbdifferenzsignale werden nach dem PAL- sationssignale, Ton links, rechts) rekonstruiert. Schliesslich wer- Standard entsprechend mit 4.43 MHz phasenmoduliert und den diese Signale zum zeilenweisen Bildaufbau auf dem zusammen mit den nötigen Synchronisationssignalen zum Bildschirm respektive zur Tonwiedergabe auf den Lautspre- Helligkeitssignal (Y) addiert. Das so entstandene analoge Farb- chern ausgegeben. Bild-Austastsignalgemisch (FBAS) erlaubt die vollständige Rekonstruktion der ursprünglichen Bildinformation beim TV- Digital-TV: Umwandlung in digitale Signale Wie das Empfänger. analoge Fernsehen basiert auch das digitale Fernsehen auf der Übertragung von aufeinanderfolgenden Einzelbildern. Zur Übertragung des analogen Signals werden die Basisband- Die hauptsächliche Neuerung liegt darin, dass die Bild- und signale (FBAS und Audio) hochfrequenzmoduliert, addiert Tonsignale vor ihrer Verarbeitung und Verbreitung über und über einen 7 oder 8 MHz breiten Hochfrequenzkanal zum den A/D-Wandler in digitale Signale umgewandelt werden. Empfänger übertragen. Das Videosignalgemisch (FBAS) Diese Umwandlung bildet die Basis für die anschliessenden Funktionsweise des analogen Fernsehens Mikrophon(e) HFModulation Kamera FBAS «Kanal» ■ ■ ■ 14 Swisscable n° 2/2008 Terresterisc Kabelnetz andere HF-DeModulation FBAS Ton Signal Rekonstruktion Darstellung (Bildschirm, Lautsprecher) Verband Association Funktionsweise des digitalen Fernsehens Microphon(e) Bildwandler A/DWandler Datenreduktion A/DWandler Datenreduktion Weitere Programme Program Multiplexer Transportstream (mehrere Programme) Transport Multiplexer HF Modulation «Kanal» ■ ■ Service information (Steuerinformation etc.) Signalverarbeitungsalgorithmen, beispielsweise die Datenreduktion nach MPEG. Sie ist zudem Voraussetzung für eine wirt- ■ ■ Terresterisch Kabelnetz Satellit andere Wichtige Unterschiede zwischen Analog- und Digital-TV aus Sicht des Anwenders schaftliche Verbreitung und Archivierung der Signale. Neuerung (Digital-TV) Bisher (Analog-TV) Die flexible Transporttechnologie (Programm- und Transport- Nahezu beliebiges Hinzufügen Die Bandbreite für multiplex) erlaubt zahlreiche Möglichkeiten zur Übertragung von Zusatzinformationen ( z.B. Zusatzinformation ist stark verschiedener Bild- und Tonformate sowie von Zusatzinforma- Elektronischer Programmführer) beschränkt (Teletext) weise mehrere Programme gleichzeitig übertragen werden, Unterstützt unterschiedliche Nur PAL 4:3; 16:9 nur durch während dies beim analogen TV auf ein Programm pro Kanal Videoformate (z.B. SDTV Hinzufügen der «schwarzen beschränkt ist. Aufgrund der digitalen Signalverbreitung kön- 4:3, SDTV 16:9, HDTV sowie Balken» (Letterbox) am nen zudem Qualitätsverluste auf den Verbreitungswegen nahe- weitere zukünftige Formate) oberen und unteren Bildrand tionen. In einem Hochfrequenzkanal können somit beispiel- (Reduktion der Auflösung) zu eliminiert werden. Lesen Sie im nächsten Magazin über die Umwandlung der Mehrere Stereo-Tonkanäle: Beschränkt auf zwei analoge analogen in digitale Signale sowie über die Datenreduktion, Dolby Digital Tonkanäle: Dolby Surround Datenübertragung für Die Bandbreite für Daten ist beliebige zukünftige stark beschränkt und Anwendungen für datenintensive Anwen- welche zur wirtschaftlichen Verbreitung von digitalem Fernsehen nötig ist. Das Glossar zum Artikel finden Sie auf Seite 17. dungen nicht geeignet Gleichzeitige Übertragung 1 Programm bean- mehrerer Programme pro HF- sprucht jeweils einen Kanal (erlaubt grösseres ganzen HF-Kanal Programmangebot) Digitale Übertragung, Verluste Auf dem Übertragungsweg auf der Übertragungstrecke «eingefangene» Störungen können nahezu vollständig können nur schwer oder gar eliminiert werden nicht mehr korrigiert werden (Rauschen, Geisterbilder, etc.) Swisscable n° 2/2008 15 Verband Association Glossar FBAS Signal (Composite) Farb-Bild-Austastsignalgemisch. Die- Unterteilung der einzelnen Bildpunkte. Der PAL-Standard defi- ses analoge Videosignal erlaubt die vollständige Rekonstruktion niert die vertikale Auflösung mit 576 sichtbaren Zeilen. der ursprünglichen Bildinformation beim TV-Empfänger. Die Anzahl der Bildpunkte pro Zeile (horizontale Auflösung) ist nicht definiert durch eine diskrete Zahl, sondern durch die Zeilensynchronimpuls U(t) Farbsynchronsignal (Phasen) Sichtbarer Bereich = 52 µs Bandbreite der Kamera und der Signalverarbeitung. Im Zuge der Digitalisierung wurde für ein digitalisiertes Bild mit einer mit PAL vergleichbaren Auflösung eine resultierende dis- «mittlerer Pegel» = Helligkeit krete horizontale Auflösung von 720 Pixel definiert. Man 4.43MHz Überlagerung spricht hierbei von SDTV (Standard Definition TV). Die digitale ■ Amplitude = Farbsättigung TV-Technologie erlaubt grundsätzlich verschiedene Formate. ■ Phasenlage = Farbton Relevant für den Broadcastbereich sind dabei folgende: t (µs) Zeilen vertikal 1 Zeile = 64 µs SDTV PAL (Phase Alternating Line) Beim PAL-Verfahren wird zeilenweise die Phasenlage des Farbdifferenzsignals (R-Y) um 180 HDTV 4:3 576 Pixel horizontal 720 16:9 576 960 16:9 1080 1920 16:9 720*) 1280*) *) nur für progressive Abtastverfahren Grad umgeschaltet. Da sich der Bildinhalt zwischen zwei Zeilen nicht wesentlich ändert, können auf der Übertragungsstrecke entstandene Farbtonfehler durch die Verrechnung zweier Dolby Surround Dolby Surround ist ein analoges Mehrkanal- aufeinanderfolgender Zeilen beim Empfänger kompensiert, tonverfahren. Mit Hilfe einer speziellen Matrixkodierung respektive inFarbsättigungsfehler umgewandelt werden. Ein werden vier Tonkanäle auf zwei Kanäle verteilt und können Fehler der Farbsättigung ist für den Menschen wesentlich über die herkömmlichen Stereokanäle beim analogen TV schwerer wahrzunehmen als ein Farbtonfehler. Die restlichen verbreitet werden. Ein entsprechender Decoder (z.B. HiFi-An- Parameter des PAL-Verfahrens lauten wie folgt: lage) gewinnt die vier Tonkanäle (Left, Right, Center, Surround) Zeilen: 625 (sichtbar 576) wieder aus dem 2-Kanal-Signal zurück. Empfängerseitige Vertikalfrequenz: 50 Hz Weiterentwicklungen wie beispielsweise Dolby Prologic II ha- Horizontalfrequenz: 15625 Hz ben zwar inzwischen den Raumklangeindruck laufend ver- Videobandbreite: 5 MHz bessert, dennoch bleiben Raumklangeindrücke eher auf «Ein- Kanalbandbreite: 7 / 8 MHz zel-Effekte» beschränkt. Farbträger: 4.43 MHz Tonträger: 5.5 MHz Dolby Digital (DD) Als digitale Weiterentwicklung bietet Dolby Digital (AC-3) die Möglichkeit, bis zu sechs unabhängige Amplitudenmodulation (AM) Übertragungsmethode, bei der digitale Tonkanäle zu übertragen. Beispielsweise handelt es die Nutzsignalinformationen auf einer hochfrequenten Träger- sich beim Format DD 2.0 um ein Stereosignal und bei DD 5.1 welle durch Variieren der Amplitude aufmoduliert werden. Die um ein Signal mit fünf Kanälen plus einem Subwoofer-Signal Amplitude der Trägerfrequenz ändert sich also in Abhängigkeit (Tiefst-Frequenzen-Effekte). Je nach Format werden zur Über- des Pegel und der Frequenz des Modulationssignals. tragung Bitraten von 64 bis 448 Kbit/s benötigt. Typisch sind 384 Kbit/s. Frequenzmodulation (FM) Modulation einer hochfrequenten Trägerwelle durch Veränderung ihrer Frequenz im Rhythmus der niederfrequenten Nutzsignalfrequenz. Die Frequenzmodulation ermöglicht gegenüber der Amplitudenmodulation einen höheren Dynamikumfang und ist weniger störanfällig. Auflösung und Pixelraster Die Auflösung eines Bildes wird definiert durch die Anzahl der vertikalen und horizontalen Swisscable n° 2/2008 17 Verband Association Teil 3 der vierteiligen Serie zum digitalen Fernsehen Wie funktioniert digitales Fernsehen? Der dritte Teil der technischen Serie zum Digitalfernsehen befasst sich mit der Umwandlung der analogen in digitale Signale und erläutert die Hintergründe und Funktionsweise der Datenreduktion. Funktionsweise des digitalen Fernsehens Mikrophon(e) Bildwandler A/DWandler Datenreduktion A/DWandler Datenreduktion Weitere Programme ProgrammMultiplexer Transportstrom (mehrere Programme) TransportMultiplexer HF Modulation «Kanal» ■ ■ Daten Service Information (Steuerinformation etc.) ■ ■ Terresterisch Kabelnetz Satellit andere Abtastung und Quantisierung Zur Verbreitung von digitalen Rohdatenformat mit grossen Datenmengen Für alle drei TV-Signalen müssen in einem ersten Schritt die analogen Grundfarbsignale (RGB) fallen somit insgesamt mindestens Signale, welche zeilenweise für jede Grundfarbe (Rot, Grün, 3x8=24 Bit pro Bildpunkt an. Für eine mit herkömmlichem PAL Blau: RGB) vom Bildwandler erzeugt werden, in digitale Signale vergleichbare Auflösung (SDTV) würde somit alle 40ms eine umgewandelt werden. Dazu wird das analoge Signal perio- Datenmenge von rund 1.25 MByte anstehen, für HDTV sogar disch abgetastet (Diskretisierung) und in einen definierten bi- bis zum Fünffachen mehr. Dieses Rohdatenformat wird auch nären Wert umgewandelt (Quantisierung). In der Videotechnik als 4:4:4 RGB Format bezeichnet und mit Ausnahme von sind dabei Wortbreiten von 8–10 Bit üblich. Als Ergebnis Spezialanwendungen aufgrund seiner hohen Datenraten nicht entsteht eine unendliche Folge von Codewörtern, welche das weiter verwendet. ursprüngliche analoge Signal repräsentieren. Analoges Videosignal U (t) Typische Samplingfrequezen bei der digitalen Videotechnik: - 13.5 MHz (SDTV 4:3 und 16:9 anamorph) - 18MHz (EDTV echt 16:9) - 74.25 MHz (HDTV) Die Fernsehtechnik macht sich zunutze, dass das menschliche Auge Farbänderungen von benachbarten Pixel weniger stark wahrnimmt als Helligkeitsänderungen, und dass sein Auflösungsvermögen in vertikaler Richtung stärker ausgeprägt ist als in der Horizontalen. Dies erlaubt, die Farbinformation mit geringerer Auflösung zu verarbeiten als die Helligkeitsinforma- t Abtastperiode (T=1/Samplingfrequenz) Digitales Videosignal Datenreduktion ohne Qualitätseinbusse möglich Im Studio... 10101101 01010101 01101000 11010010 10110001 ... 8 Bit Codewort Abtastung und Quantisierung 14 tion (Chromasubsampling). Swisscable n° 3/2008 bereich ist heute das 4:2:2 YCbCr Format üblich. Dabei wird für jeden Abtastpunkt ein 8-Bit Helligkeitswert (Y) und für jeden zweiten Abtastpunkt je zwei 8-Bit Farbdifferenzwerte (Cb, Cr) verwendet (Horizontal Chromasubsampling). Im Broad- Verband Association Paketgrösse variable Video (MPEG) Encoder ..101101100.. ES Paketbildung PES 1101 Audio (MPEG) Encoder ..101101100.. ES Paketbildung PES 101110 Daten ..101101100.. Paketbildung Program Specific Service Information (PSI) PES Programm-Multiplexer 1010110101010101 1010110101010101 1101 101110 101 101111 PS ES: Elementary Stream PES: Packetized Elementary Stream PS: Program Stream 101 castbereich hat sich das 4:2:0 YCbCr Format durchgesetzt. Dabei Videopakete, ergänzt mit zusätzlichen Paketen für Daten und werden wie beim 4:2:2 Format immer noch für jeden Abtast- Signalisierung (Service Information, Elektronischer Programm- punkt ein 8-Bit Helligkeitswert (Y), jedoch nur noch zeilen- führer, Teletext, etc.) im Programm-Multiplexer zusammen- weise alternierend ein Farbdifferenzwert Cb oder Cr übertragen. gefasst. Es entsteht der so genannte Programmstrom (PS), der (Horizontal & Vertikal Chromasubsampling). Die resultierende nun alle notwendigen Informationen eines Programms enthält. Datenmenge wird damit gegenüber dem Rohdatenformat halbiert, ohne dass merkliche Qualitätseinbussen festgestellt Transportstrom bis zum Empfänger Je nach verwendetem werden können. Verbreitungsweg, typischerweise bei DVB, werden mehrere solcher Programmströme zu einem Transportstrom zusammen- Weitere Datenreduktion nötig Die nach der Digitalisierung gefasst. Zudem werden die vergleichsweise grossen, variablen vorliegenden Datenraten sind immer noch zu hoch, um sie Pakete des Programmstroms in viele kleine Pakete mit einer wirtschaftlich übertragen zu können. Aus diesem Grund muss konstanten Grösse von 188 Bytes unterteilt. Jedes Paket die Datenrate weiter reduziert werden. Dazu werden haupt- besteht aus einem Kopf (Header) und einem Nutzdatenteil sächlich die von MPEG spezifizierten Verfahren zur Videocodie- (Payload). Der Header enthält unter anderem Informationen rung eingesetzt. Im Unterschied zum analogen Fernsehen über den Inhalt und die Zugehörigkeit des Pakets, damit beim werden dabei nur noch sporadisch vollständige Bilder (I-Frames) Empfänger die jeweiligen Elementarströme wiederhergestellt übertragen; ansonsten werden nur die sich ändernden Bildan- werden können. teile (P- und B-Frames) übertragen. Bildanteile, welche im rungen, welche das menschliche Auge nur schwer erkennen kann, ab einem gewissen Grad nicht mehr übertragen. PS 1 (z.B. SF1) PS 2 (z.B. SF2) PS 3 (z.B. SF info) Die Effizienz der Komprimieralgorithmen befindet sich in ständiger Entwicklung. Beim heutigen Stand der Technik werden PS n (z.B. HD Suisse) für SDTV Datenraten im Bereich von 4–7 MBit/s (MPEG-2) Service Information (SI) und für HDTV solche von 8–16 MBit/s (MPEG-4/AVC) erreicht. 188 Bytes Der Kompressionsgrad hängt wesentlich vom Bildinhalt ab. ●●● Stark bewegte Bilder lassen sich weniger stark komprimieren. Transportstrom (TS) mal übertragen. Generell werden schnelle örtliche Bildände- TransportMultiplexer gleichen Bild mehrfach identisch vorkommen, werden nur ein- Video Video SI Daten Video Audio Video Video Video Video Datenströme werden zum Programmstrom zusammengefasst Die einzelnen Video- und Audiodatenströme (Elemen- Die Anzahl der Programme pro Transportstrom ist abhängig tary Stream ES), welche nach der Kodierung am Ausgang von den Datenraten der einzelnen Programme und den Eigen- des MPEG-Encoders bereitstehen, müssen zur weiteren Ver- schaften des anschliessend verwendeten Verbreitungsweges. breitung zusammengefasst werden (siehe Abbildung oben). Dabei werden sie zunächst in Pakete unterteilt. Jedes Paket Lesen Sie im nächsten Magazin wie die digitalen Signale modu- wird mit zusätzlichen Informationen über seinen Inhalt und liert und schliesslich bis zu den Anschlussdosen in den Wohn- seine Grösse versehen. Anschliessend werden die Audio- und zimmern der Kunden weiterverbreitet werden. (Glossar Seite 17) Swisscable n° 3/2008 15 Verband Glossar Association Von RGB zu YCbCr Während das RGB-Farbmodell eine be- liche Auge höhere Frequenzen schlechter wahrnimmt als tie- stimmte Farbe durch die additiven Grundfarben Rot, Grün und fere, werden diese bei der anschliessenden Quantifizierung Blau ausdrückt, wird bei «Helligkeits-Farbigkeits»-Modellen tiefer gewichtet und somit die Datenmenge reduziert. Durch wie z.B. YCbCr der RGB-Farbwert in die Grundhelligkeit Y und eine anschliessende Codeoptimierung (Run Length Encoding zwei Farbkomponenten Cb und Cr aufgeteilt. Dabei ist Cb und Huffmancodierung) lassen sich weitere redundante Infor- ein Mass für die Abweichung von Grau in Richtung Blau bzw. mationseinheiten einsparen. Gelb (Komplementärfarbe von Blau) und Cr ist die entspreBild chende Masszahl für die Abweichung in Richtung Rot bzw. Türkis. Bestimmung von YCbCr aus RGB: Y = 0.299*R + 0.587*G + 0.114*B Streifen Cr = 0.6*R – 0.28*G – 0.32*B Cb = 0.21*R – 0.52*G + 0.31*B Dieses Modell bildet somit die Grundlage dafür, die Farbkomponenten Cb /Cr mit einer geringeren Auflösung übertragen zu können als die Helligkeitswerte Y (Chromasubsampling). Makroblock (4 Blöcke) Block (8x8 Pixel) Abtastformate und Datenraten Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht der wichtigsten Abtastformate und deren Roh- Das grundlegende Verfahren der MPEG-Kodierung besteht datenraten. darin, möglichst viele Bildteile nur durch die Differenz des Format Bild (aktiv) RGB 4:4:4 10 Bit YCbCr 4:2:2 8 Bit 720x576 fr = 25i fsy = 13.5 311 166 960x576 fr = 25i fsy = 18 415 221 166 1280x720 fr = 25p fsy = 74.5 1382 737 553 1920x1080 fr = 25i fsy = 74.5 1555 YCbCr 4:2:0 8 Bit 124 Bildinhaltes zum vorherig kodierten Bild zu beschreiben. Bei dieser so genannten Bewegungskompensation wird die Verschiebung von Bildteilen ermittelt, wie sie bei Kameraschwenks oder sich bewegenden Objekten entsteht. Die Bewegung von diesen Bildteilen wird in Form von einfachen Verschiebungsvektoren ausgedrückt. So kann beispielsweise ein langsamer Kameraschwenk fast ohne die Kodierung und Übertragung von direkten Bildinformationen auskommen. Will man z.B. den fett markierten Makroblock des Bildes 2 codieren, wird im Bild 1 innerhalb eines bestimmten Suchbereichs ein möglichst ähnlicher Block gesucht und nur die Differenz beider Blöcke 829 Nettodatenraten in MBit/s 622 fr = Bildwechselfrequenz in MHz, i = interlaced, p = progressive fsy = Abtastfrequenz (Luminanz Y) (= geringerer Informationsgehalt) sowie der Verschiebungsvektor codiert und übertragen. Bild 1 Bild 2 1 Pixel RGB 4:4:4 B B B B B R G R G R G R G R G R R R R R R R Cb YCbCr 4:2:2 Y Y G B Zeile 1 B Zeile 2 G Cb Cb Cr Cb Cr Cb Cr Cb Y Y Y Y Cr Cr Cr Y Y Y Y Vektor Makroblock Transport Stream TS Beim digitalen Fernsehen bezeichnet ein Transport Stream einen Datenstrom, welcher alle notwendigen YCbCr 4:2:0 Cr Cr Cb Cr Cb Y Y Y Y Y Y Y Y Y Y Cb Informationen (Audio, Video, Data, Signalisierung) zur Übertragung und Darstellung beim Empfänger beinhaltet. Man unterscheidet zwischen SPTS (Single Program Transport Stream) und MPTS (Multiple Program Transport Stream). Ein SPTS MPEG-Videokodierung Zur Bearbeitung werden die Bilder in beinhaltet Informationen von genau einem Programm (z.B. zum einzelne Blöcke unterteilt. Diese Blöcke werden mit einer mathe- Abspeichern auf DVD oder zur IP-basierten Weiterverbreitung). matischen Operation, der Diskreten Cosinus Transformation Der MPTS hingegen beinhaltet die Informationen mehrerer (DCT), bearbeitet. Dabei werden die Helligkeits- beziehungs- Programme und kommt typischerweise bei der DVB-basierten weise Farbwerte in Frequenzen umgewandelt. Da das mensch- Verbreitung zur Anwendung. Swisscable n° 3/2008 17 Verband Association Letzter Teil der vierteiligen Serie zum digitalen Fernsehen Wie funktioniert digitales Fernsehen? Der letzte Teil der technischen Serie zum digitalen Fernsehen zeigt, wie die digitalen Signale verschlüsselt, moduliert und schliesslich bis zu den Anschlussdosen in den Wohnzimmern der Kunden weiterverbreitet werden. Sender: Audio/Video unverschüsselt Empfänger: CSA nach DVB Standard Transportstream (Kanal) CSA nach DVB Standard Descrambler Scrambler ECM/EMM + Audio/Video unverschüsselt Codeword (wiederhergestellt) Codeword (generiert) CA Herstellerabhängige Verschlüsselung der Codewords, Übertragung mittels DVB-standardisierten Meldungen (EMM/ECM) SMART CARD Wie in Ausgabe Nr. 3/2008 gezeigt, besteht der Transport- einem sich ständig ändernden Codeword das chiffrierte Aus- strom aus vielen kleinen Paketen mit einer konstanten Grösse gangssignal. Zum Descrambling im Empfänger muss das von 188 Bytes. Bei Bedarf können diese Pakete verschlüsselt jeweils aktuelle Codeword bekannt sein. Die dazu notwendige werden. Dadurch lassen sich alle oder einzelne Programme Information wird dem Transportstrom in standardisierten eines Transportstroms nur berechtigten Empfängern zugänglich Meldungen (CA Service Information) hinzugefügt (MUX). machen. Man spricht in diesem Fall von bedingtem Zugriff Zusammen mit den auf den Smartcards gespeicherten Schlüs- (engl. Conditional Access CA). seln kann der Empfänger die notwendigen Codewords wiederherstellen. Die genauen Mechanismen und Verfahren Das Scrambling (engl. Verwürfelung) erfolgt mit Hilfe eines sind abhängig vom jeweiligen Hersteller, beispielsweise Nagra- standardisierten Algorithmus (DVB Common Scrambling vision, Conax und ViaAccess. Aus Sicherheitsgründen kann Algorithm). Dieser berechnet aus dem Eingangssignal und und soll hier kein Standard existieren. Swisscable n° 4/2008 17 Verband Association Funktionsweise des digitalen Fernsehens Mikrophon(e) Bildwandler A/DWandler Datenreduktion A/DWandler Datenreduktion Weitere Programme Transportstrom (mehrere Programme) TransportMultiplexer ProgrammMultiplexer HF Modulation «Kanal» ■ ■ Daten ■ Service Information (Steuerinformation etc.) ■ Terresterisch Kabelnetz Satellit andere Digitale Modulation Wie das FBAS-Signal und die beiden Ton- erlaubt dem Empfänger, während der Übertragung entstan- signale beim analogen Fernsehen müssen auch beim digita- dene Fehler bis zu einem bestimmten Grad zu eliminieren. len Fernsehen die Basisbandsignale – in diesem Fall die digi- Neben einer konstanten Anzahl von 6 Bytes (Reed-Solomon- talen Transportdatenströme – auf einen Kanal gebracht werden, Code) wird zusätzlich eine durch die Qualität der Übertra- damit diese über das entsprechende Verbreitungsmedium gungsstrecke bedingte Anzahl Bytes hinzugefügt (FEC: For- (Satellitenstrecke, Kabelnetz, etc.) transportiert werden kön- ward Error Correction). FEC 2/3 bedeutet beispielsweise, dass nen. Dazu kommen die für digitale Signale optimierten auf 2 Nutz-Bytes 1 Byte für die Fehlerkorrektur hinzukommt. Modulationsverfahren QPSK oder QAM zum Einsatz. Da auf Bei der Verbreitung über Kabelnetze entfällt die FEC aufgrund der Übertragungsstrecke Störungen auftreten können, werden der weitaus geringeren Störanfälligkeit. den einzelnen, 188 Bytes grossen Datenpaketen vor der Modu- Die folgende Tabelle zeigt einen Auszug der gebräuchlichsten, lation zusätzliche Bytes zur Fehlerkorrektur hinzugefügt. Dies bei DVB spezifizierten Konfigurationen: Medium Standard Verfahren Modulation FEC Kanalbreite [MHz] nutzbare Datenrate pro Kanal (MBits/s) Satellit DVB-S Single Carrier DVB-S2 DVB-C Kabel Single Carrier DVB-C2* Terrestrisch DVB-T * in Vorbereitung 18 Swisscable n° 4/2008 COFDM QPSK 2/3 33 33.8 QPSK 7/8 33 44.4 QPSK 3/4 33 46 8-PSK 2/3 33 58.8 QAM-64 - 8 38.45 QAM-256 - 8 51.28 QAM-1024 - 8 65.8 QAM16 5/6 8 18.43 QAM64 7/8 8 31.67 Verband Association Glossar Im Wesentlichen unterscheiden sich die Verfahren in Bezug Transport Stream TS Beim digitalen auf die verwendeten Modulationsgrade und Fehlerkorrek- Fernsehen bezeichnet ein Transport turen. Aufgrund der verschiedenen Verfahren stehen deshalb Stream einen Datenstrom, welcher alle zur Übertragung von digitalen TV-Programmen für jedes notwendigen Informationen (Audio, Medium unterschiedliche Transportkapazitäten (Nettodaten- Video, Data, Signalisierung) zur Über- raten) pro Kanal bereit. tragung und Darstellung beim Empfänger beinhaltet. Man unterscheidet Weiterverbreitung Aufgrund der hohen Verkabelungsdichte zwischen SPTS (Single Program Trans- spielt die Weiterverbreitung über Kabelnetze in der Schweiz port Stream) und MPTS (Multiple Pro- die wichtigste Rolle. Mehr als 2,8 Mio. Haushalte beziehen ihr gram Transport Stream). Ein SPTS Fernsehsignal via Kabelnetz. Die Kabelnetzbetreiber empfan- beinhaltet Informationen von genau gen die digitalen TV- und Radioprogramme der Programmver- einem Programm (z.B. zum Abspeichern anstalter via Satellit, Glasfaserleitungen oder über Richtfunk- auf DVD oder zur IP-basierten Wei- verbindungen. In der Kopfstation (Headend) werden die terverbreitung). Der MPTS hingegen Signale den Kundenbedürfnissen entsprechend aufbereitet beinhaltet die Informationen mehrerer und nach DVB-C-Standard über HFC-Netze zu den Anschluss- Programme und kommt typischer- dosen in den Wohnungen übertragen. weise bei der DVB-basierten Verbreitung zur Anwendung. Verschiedene Veranstalter Kopstation Zelle (Quartier) Entschlüsselung Re-MUX Direktempfang u/o Backbone Verschlüsselung QAM Array Empfang Glasfaser o/e Koax Settop-Box Einzelprogramm Programmmultiplex Zusatzdienste Programmmultiplex (HF moduliert) Die Aufbereitung in der Kopfstation besteht im einfachsten Fall aus einer einfachen Transmodulation. Dabei werden die Simulcrypt/Multicrypt Der DVB-Stan- via Satellit empfangenen, QPSK-modulierten Transportströme dard erlaubt das gleichzeitige Verwenden demoduliert, die Signalisierungsinformationen angepasst verschiedener Conditional-Access-Sys- und QAM-moduliert auf entsprechenden Kanälen – typischer- teme (CA). Man unterscheidet zwischen weise im Band IV und V – auf das HFC-Netzwerk ausgege- Multicrypt und Simulcrypt. ben. Aufwändigere Kopfstationen öffnen ebenfalls die Transportströme, setzten die darin enthaltenen Programme Beim Multicrypt-Verfahren werden die neu zusammen, passen bei Bedarf die Datenrate an (Re- verschlüsselten Nutzdaten sowie die multiplexing) und fügen Daten für Zusatzdienste hinzu, CA-Meldungen (CA Service Information) beispielsweise ein einheitlicher, alle Programme umfassender der verschiedenen Programmpakete elektronischer Programmführer. (Transportströme) unabhängig voneinan- Swisscable n° 4/2008 19 Verband Association der mit dem jeweils verwendeten CA- übertragen werden. QAM-16 erlaubt 16 ausgestattet, welcher die Grundlage für System übertragen. Multicrypt-Verfahren verschiedene Zustände (4 Bit), QAM-64 Datendienste und interaktives Fernsehen erlauben das Empfangen von Programm- sinngemäss deren 64 (6 Bit) etc. bildet. Je nach Netzausbau und fortge- paketen verschiedener Veranstalter ohne schrittener Abschaltung der analogen eine übergreifende vertragliche Verein- TV-Verbreitung verfügen die HFC-Netze barung (gemeinsamer Schlüssel). über 70 bis 100 HF-Kanäle, welche Q Beim Simulcrypt-Verfahren werden nur die verschiedenen CA-Meldungen (CA 1011 1001 0010 0011 1010 1000 0000 0001 Service Information) mehrfach über- zur Übertragung von digitalen Fernsehprogrammen genutzt werden können. Pro Kanal können mit heutigen ModulaI tragen. Das Nutzsignal, welches mit dem 1101 1100 0100 0110 word verwürfelt wird, wird nur einmal 1111 1110 0101 0111 übertragen. Der Empfänger filtert die für QAM-16 tions- und Videokomprimierungstechnologien bis zu 12 SDTV- oder bis zu 5 für alle Systeme identischen Code- HDTV-Programme übertragen werden. Der in Entwicklung stehende DVB-C2Standard verspricht eine Kapazitätszu- sein System passende CA-Meldung nahme von bis zu 80 Prozent. zur Rekonstruktion des Codewords he- Q raus. Simulcrypt erlaubt den gleichzei- Kanalraster Mit Kanalraster (Kanal- tigen Betrieb von verschiedenen CA- bandbreite) wird der Abstand zwischen Systemen oder Versionen, ohne dass das benachbarten Kanälen in einem Fre- identische Nutzsignal mehrfach übertra- I gen werden muss. quenzband bezeichnet. Innerhalb eines Frequenzbandes sind die Kanäle gleich breit. QPSK QPSK steht für Vierphasen-Modu- QAM-64 lation (engl. Quaternary Phase Shift Keying). Die QPSK ist ein digitales Modulationsverfahren, bei welchem pro Sendetakt zwei Bits übertragen werden. Je höher der Modulationsgrad, desto Die Information wird dabei in der Phasen- schwieriger wird es für den Empfänger, lage des Trägersignals übertragen. Die die einzelnen Zustände voneinander Amplitude ist ohne Bedeutung. Daher zu unterscheiden und den binären sind QPSK-Signale sehr robust gegenüber Ursprungswert richtig zu rekonstruieren. Störungen. Deshalb sind höherwertige Verfahren ver- Band I Band II Band III Band IV und V 3 x 7 MHz HF-Kanäle (UKW) 27 x 7 MHz HF-Kanäle 70 x 8 MHz HF-Kanäle ... ...... 47 K2 68 87.5 108 111 K4 S2 .... 300 302 S20 S21 862 MHz K69 gleichsweise empfindlicher gegen Stö10 Q rungen und können nur auf entsprechend 00 guten (Kabel-)Verbindungen eingesetzt Beim analogen Fernsehen benötigt ein werden. Programm jeweils exakt einen Hochfrequenzkanal (HF-Kanal) zur Übertra- 45° I HFC-Netze Hybrid Fibre Coax (HFC) be- gung. Beim digitalen Fernsehen finden zeichnet eine Technologie zur leitungs- pro HF-Kanal mehrere Programme Platz. gebundenen Übertragung von analogen 11 01 und digitalen Signalen grosser Bandbreite. Dabei werden zur Verteilung der Signale bis in die Quartiere Glasfaserleitungen verwendet (FTTC, Fibre to the QAM QAM steht für Quadraturamplitu- Curb). An den Endpunkten der Glas- denmodulation (engl. Quadrature Am- fasern werden die optischen Signale in plitude Modulation). Die QAM kom- elektrische gewandelt, die dann über biniert die Amplitudenmodulation mit Koaxialkabel in die einzelnen Haushalte der Phasenmodulation. Das heisst, die geführt werden. Meist werden von Information wird in der Phasenlage (wie einem Koaxialkabel mehrere Haushalte bei QPSK) und zusätzlich in der Ampli- versorgt. HFC-Netze werden gewöhn- tude übertragen. Somit können pro Sen- lich für Kabelfernsehen verwendet und desymbol mehr verschiedene Zustände sind in der Regel mit einem Rückkanal 20 Swisscable n° 4/2008