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contre-jour Christoph Girardet / Matthias Müller Wolfgang Ramsbott / Harry Kramer curated by_stephan reusse Lukas Feichtner Galerie Inhalt Pressebilder 3 Pressetext/ Kurzinfo, Biografien 4 Christoph Girardet/ Matthias Müller bisherige Gemeinschaftsprojekte, Werkliste Girardet/ Müller 5 Harry Kramer, Wolfgang Ramsbott, Biografien, Arbeiten 7 Arbeiten der Ausstellung Übersicht 9 Zu den Arbeiten der Ausstellung 10 Contre-jour Pressestimmen 12 Interview mit Matthias Müller und Christoph Girardet, von Elena Oroz (engl.) 14 Christoph Girardet Biografie, Preise, Werkliste, Gruppenausstellungen, Sammlungen, Werkschauen, Festivalteilnahmen, Bibliografie 21 Matthias Müller Biografie, Preise, Werkliste (Auswahl), Einzelausstellungen, Gruppenausstellungen Bibliografie, Presse-Stimmen 29 Stephan Reusse Biografie Presse-Stimmen ad Laserarbeit Mice (Basel 2009) Ausstellungen (Auswahl) Katalogtext Klaus Honnef 38 Information/ Kontakt Lukas Feichtner Galerie 49 Pressebilder (CD) links/left: Contre-jour # 1 rechts/right: Contre-jour # 2a Contre-jour; 2009 35mm film transfered on HD, color and b&w,16:9, stereo, 10 min. 40 sec. Courtesy Christoph Girardet/ Matthias Müller links/left: Contre-jour # 2b rechts/right: Contre-jour # 2c Contre-jour, 2009 35mm film transfered on HD, color and b&w,16:9, stereo, 10 min. 40 sec. Courtesy Christoph Girardet/ Matthias Müller Maybe Siam Maybe Siam 2010, 35 mm show: DVD-loop, color and b&w, 16:9, stereo, 13 min. Courtesy Christoph Girardet/ Matthias Müller Veil Veil, 2004 DVD-loop, b&w, 4:3, silent, 30 sec. Courtesy Matthias Müller Exhale Exhale, 2009 DVD-loop, color, 4:3, silent, 1 min. 30 sec. Courtesy Christoph Girardet 3 CONTRE-JOUR Christoph Girardet/ Matthias Müller & Wolfgang Ramsbott/Harry Kramer Bei der Präsentation der Arbeiten von Girardet/Müller und Kramer/Ramsbott geht es um die Gegenüberstellung von Künstlerpaaren, die in ihrem gemeinsamen Werk eigenständige Positionen in eine Synthese überführt haben. Seit 1999 arrangieren Girardet/Müller Found-Footage-Motivketten aus Bildern des großen Kinos und verweben diese teilweise mit eigenem Material. Diesen aktuellen Arbeiten gegenübergestellt ist die historische Position von Kramer/Ramsbott aus den frühen 60er Jahren. Ihre Filme beziehen ihre suggestive Kraft und Dynamik aus harten Licht- und Schattenbildern und der treibenden Rhythmik des unterlegten Jazz. Das wohl bekannteste Bild der Filmavantgarde, Dalís und Bunuels zerschnittenes Auge aus „Un chien andalou“, hat sich erstaunlich gut gehalten. Wofür es allerdings sorgte, ist, dass sich kein Filmkünstler auch nur in seine Nähe wagt. Christoph Girardet und Matthias Müller hatten diesen Mut, als sie für ihren Found-Footage-Flickerfilm „Contre-jour“ Spielfilmszenen von Augenoperationen sammelten. Ihre jüngste gemeinsame Arbeit, „Maybe Siam“, nimmt das Thema „Sehen“ noch einmal auf. Sammlungsgegenstand sind nun Kinomomente, in denen sich Blinde in Räumen bewegen. Die Szenen laufen tonlos ab, zuvor allerdings erschließen sie sich bereits aus der Perspektive der Protagonisten, wenn die Tonspur zu Schwarzfilm abläuft. Der p.o.v-shot, die Einstellung aus dem Blickwinkel einer Filmfigur, wird hier vorangestellt– aus „Sicht“ der Blinden. Auch der Tänzer in den kontrastreichen Großstadträumen im Ramsbott/Kramer-Film „Sackgasse“ erschließt sich seine Welt jenseits der sichtbaren Realität. Erst seine Bewegung setzt die fotografischen Stadtfragmente zueinander in Beziehung. „Found Footage“ auch hier – nur dass es diese Avantgardefilmer ihr Spielmaterial im Kamerasucher und in der Verbindung mit Kramers kinetischen Skulpturen fanden. Der schnelle Wechsel von Licht und Schatten, wie ihn Girardet und Müller in „Countre-jour“ aus dem Erbe der Avantgarde revitalisieren, ist ihr Element – als visuelle Musik. Soll heißen: Mit den Augen hören. Wie die Blinden – in „Maybe Siam“ – mit den Ohren sehen. Daniel Kothenschulte Die Medienkünstler Christoph Girardet (geb.1966) und Matthias Müller (geb.1961) studierten beide in der Film-und Videoklasse der HBK Braunschweig und arbeiten in den Bereichen Film, Video und Fotografie. Girardet und Müller haben ihre Arbeit in diversen Einzelausstellungen präsentiert, so in der Bluecoat Gallery, Liverpool, in der Galerie Solar in Vila do Conde, im Walker Art Center, Minneapolis, und in gemeinsamen Werkschauen auf vielen Festivals. Darüber hinaus waren ihren Arbeiten in verschiedenen großen Ausstellungen vertreten, in denen das komplexe und komplizierte Verhältnis von Kunst und Kino beleuchtet wurde (so in „Playlist“ im Palais de Tokyo, Paris; „Collateral“ im Hangar Biocca, Mailand, 2007; „Artists vs Hollywood“, Brisbane u. Newcastle, 2008/‘09). Harry Kramer (1925 – 1997): Bildhauer, Tänzer; Prof. für Bildhauerei Kunstakademie Kassel; wurde als Vertreter der kinetischen Kunst und als Teilnehmer der Documenta III 1964 international bekannt. Wolfgang Ramsbott (1934 – 1991): Prof. für Filmgestaltung an der Universität der Künste Berlin Filmemacher Stephan Reusse (Kurator): Medienkünstler, lebt und arbeitet in Köln. Studium an der HBK Kassel/Freie Kunst bei Harry Kramer (1980/86) und an CALARTS Los Angeles (1988/89) – lehrte an der California State University Long Beach, Los Angeles (1999) und der Kunsthochschule für Medien in Köln (2000/06) – Ausstellungen u. a.: 21st Century Museum of Contemporary Art, Kanazawa/Japan (2009); „Transparency“, Prag/Tschechische Republik (2009); Nam June Paik Art Center, Korea (2008); Residenzgalerie Salzburg (2006); Kasseler Kunstverein (2004/2008); Kunsthalle Rotterdam (2003); Staatsgemäldesammlung, München (1998). 4 Christoph Girardet und Matthias Müller Bisherige Gemeinschaftsprojekte Die Medienkünstler Christoph Girardet (geb.1966) und Matthias Müller (geb.1961) studierten beide in der Film-und Videoklasse der HBK Braunschweig und arbeiten in den Bereichen Film, Video und Fotografie. Christoph Girardet verwendet vorwiegend reduziertes visuelles Ausgangsmaterial, das durch seine intensive Bearbeitung neue Bedeutungsebenen entfaltet. Die Bandbreite seiner künstlerischen Arbeiten reicht von der Produktion von Video-Tapes zu raumgreifenden Video-Installationen. Matthias Müller verfolgt mit Fremdmaterial neue narrative und autobiographische Ansätze; gewöhnlich kombiniert Müller angeeignetes mit eigenem Material. Eine Auftragsproduktion von sechs Videos für die Ausstellung „Notorious - Alfred Hitchcock and Contemporary Art” des Museum of Modern Art in Oxford führte 1999 zu einer ersten künstlerischen Zusammenarbeit. Die „Phoenix Tapes“ wurden zu zahlreichen internationalen Filmfestivals eingeladen, unter anderem nach Venedig und Cannes, und u.a. mit dem „Preis der Deutschen Filmkritik“ ausgezeichnet. Darüberhinaus haben viele renommierte Museen wie das „Musée du Louvre“ in Paris die „Phoenix Tapes“ gezeigt. Als zweite Gemeinschaftsarbeit entstand im Winter 2001/2002 im Auftrag der Foundation for Art and Creative Technology in Liverpool das Video „Manual“, das in der gleichnamigen Ausstellung von Girardet und Müller in der Bluecoat Gallery, Liverpool, und der Five Years Gallery, London, gezeigt wurde. Die Ausstellung erhielt die Ratings „4 Stars“ von „The Guardian“ and „Best Show around the Country“ von „The Independent“. „Manual“ war unter anderem zum Toronto International Film Festival 2002 eingeladen und wurde als Installation in der Ausstellung „static“ in der Galerie Tent in Rotterdam gezeigt. „Manual“ hat bei den 49. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen den Hauptpreis des Deutschen Wettbewerbs gewonnen (ex aequo), sowie den Prémio RTP – Onda Curta und eine „Honorable Mention“ im Internationalen Wettbewerb des Vila do Conde Short Film Festival 2003. Zu einer dritten Kooperation kam es im Frühjahr 2002. Das Video „Beacon“ entstand im Auftrag des Vila do Conde Filmfestivals in Portugal. Es wurde u.a. im Gulbenkian Museum, Lissabon, auf dem Filmfestival von Locarno und in der Timothy Taylor Gallery, London, präsentiert. Für diese Arbeit erhielten Girardet und Müller den Marler Video-Kunst-Preis 2004. 2003 entstanden die Gemeinschaftsarbeiten „Play“, eine Montage aus angeeigneten Spielfilmbildern von Publikum, und die Cinemascope-Produktion „Mirror“. „Mirror“ wurde im Interntionalen Wettbewerb der Kurzfilmtage Oberhausen uraufgeführt und erhielt das Prädikat „besonders wertvoll“. Beide Produktionen liefen u.a. beim Toronto International Film Festival 2004, beim New York Film Festival 2004 und auf der Viennale 2004. „Mirror“ wurde in einer Einzelausstellung von Girardet & Müller in der Timothy Taylor Gallery, London, sowie in der Site Gallery, Sheffield, ausgestellt. Der gemeinsame Film „Kristall“ (2006) erhielt beim Filmfestival von Cannes den Prix Canal + du meilleur court métrage sowie den Deutschen Kurzfilmpreis als bester deutscher Experimentalfilm des Jahres. Als Videoinstallation war die Arbeit u.a. im Bozar, Brüssel, zu sehen. Im selben Jahr entstand mit „Hide“ eine Auftragsarbeit für das Museum MARTa in Herford. Sie wurde dort im Kontext der Ausstellung „Zwischen Körper und Objekt“ (Kurator: Jan Hoet) präsentiert. 5 „Contre-jour“ wurde 2009 auf der Berlinale uraufgeführt, wo der Film einen Spezialpreis erhielt. Auf dem Festival 25fps, Zagreb, wurde der Film mit dem Kritikerpreis ausgezeichnet. Im Herbst 2009 wurde die Arbeit als HD-Projektion in der Ausstellung „Veto“ in den Hamburger Deichtorhallen ausgestellt. Er wurde u.a. zu den internationalen Festivals von New York, Rotterdam und London eingeladen. Die jüngste Kooperation von Christoph Girardet und Matthias Müller, der Film „Maybe Siam“, wird auf den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen im Mai 2010 seine Uraufführung erleben. Girardet und Müller haben ihre Arbeit in diversen Einzelausstellungen präsentiert, so in der Bluecoat Gallery, Liverpool, in der Galerie Solar in Vila do Conde, im Walker Art Center, Minneapolis, und in gemeinsamen Werkschauen auf vielen Festivals (zuletzt auf dem Festival Internacional de Cine de Gijón, 2009). Darüberhinaus waren ihren Arbeiten in verschiedenen großen Ausstellungen vertreten, in denen das komplexe und komplizierte Verhältnis von Kunst und Kino beleuchtet wurde (so in „Playlist“ im Palais de Tokyo, Paris; „Collateral“ im Hangar Biocca, Mailand, 2007; „Artists vs Hollywood“, Brisbane u. Newcastle, 2008/‘09). Ein gemeinsames Interesse von Christoph Girardet und Matthias Müller besteht in der Auseinandersetzung mit Fremdmaterial, found footage, „welches im Zeitalter der Videocassette nicht mehr gefunden, sondern im scheinbar grenzenlosen Zugriff auf die Filmgeschichte recherchiert ist“ (Marcel Schwierin). Die gemeinsamen Arbeiten von Christoph Girardet und Matthias Müller führen bei ähnlich gelagerten Interessen zwei ausgeprägte und eigenständige künstlerische Positionen in eine Synthese. Werkliste Christoph Girardet/ Matthias Müller Phoenix Tapes 1999, Video Manual 2002, Video Beacon 2002, Video Play 2003, Video Mirror 2003, 35mm Film Ray 2004, Video Catch 2005, Video Kristall 2006, 35mm Film Hide 2006, Video Locomotive 2008, Videoinstallation Contre-jour 2009, 35mm Film Maybe Siam 2010, Video 6 Harry Kramer (* 25. Januar 1925 in Lingen (Ems); † 20. Februar 1997 in Kassel) Harry Kramer (* 1925, + 1997) ist in Kassel vor allem durch seine Initiative zur Künstlernekropole am Blauen See im Habichtswald bekannt. Der Friseur aus Lingen, wie sich der Künstler mit einiger Selbstironie öfter bezeichnete, verdingte sich als junger Mann auch als Schauspieler, Tänzer und Puppenspieler. Schon in den 50er, später in den 60er Jahren avancierte er zum vielbeachteten Künstler – etwa mit einem mechanischen Theater (1952) und vor allem mit seinen sogenannten automobilen Skulpturen, mit denen Harry Kramer u.a. auch mehrere experimentelle Filme drehte. Mit seinen bewegten Objekten wurde Harry Kramer – ähnlich wie auch Tinguely – zu einem Protagonisten der kinetischen Kunst. Diese bildeten 1964 auf der documenta 3 eine Attraktion in der Abteilung „Licht und Bewegung“. Auch als Professor und Lehrer an der Hochschule für bildende Künste in Kassel (heute Kunsthochschule Kassel) erwarb Harry Kramer große Anerkennung, so entstanden in den 1970er und ‚80er Jahren zusammen mit seinen StudentInnen aufsehenerregende Gemeinschaftsarbeiten, –aktionen und Performances. Das Harry Kramer Archiv befindet sich im nahegelegenen Aschrotthaus, Oberste Gasse 24, 34117 Kassel. Der umfangreiche Nachlass, der persönliche Gegenstände, Originalkunstwerke und Archivalien zu seinem künstlerischen Schaffen, aber auch seiner Lehrtätigkeit aufweist, ist nach Absprache einsehbar. Dokumenta Archiv (Nachlass Harry Kramer) Wolfgang Ramsbott (* 7. Juli 1934 in Hamburg; † 30. Mai 1991 in Berlin) Wolfgang Ramsbott war nach dem ersten juristischen Staatsexamen von 1960 bis 1962 zunächst als Referendar tätig und wurde zudem Mitarbeiter der Zeitschrift twen. Zwischen 1962 und 1965 arbeitete er als Bildredakteur für die Zeitschrift magnum. 1964 wurde er mit der Leitung der Filmabteilung des Literarischen Colloquiums in Berlin betraut, die er bis 1982 innehatte. Von 1965 bis 1968 war Ramsbott als Gastdozent für experimentellen Film an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg tätig. Seit 1973 hatte er eine Professur für Filmgestaltung an der Universität der Künste Berlin (Professor für Experimentalfilm) inne und war seit 1984 Mitglied der Akademie der Künste. Neben seinen experimentellen Filmen veröffentlichte Wolfgang Ramsbott Darstellungen zur Filmkunst, unter anderem Chronologie kinetischer Kunst (1959), Film (1977), ilmzensur durch Filmbewertung - Filmzensur durch Filmförderung (1983). Ramsbott wurde verschiedentlich für seine Arbeiten geehrt, so zum Beispiel durch den Photopreis modern photography (New York 1959) und den Goldenen Löwen der Biennale in Venedig (1961, zusammen mit Harry Kramer). Harry Kramer und Wolfgang Ramsbott drehten gemeinsam zwischen 1956 und 1965 fünf experimentelle Animationsfilme (alle s/w, 16 mm): 1956: Die Stadt 1958: Defense 58-24 1963: Sackgasse 1965: Aufzeichnungen In der Galerie gezeigt werden: Die Schleuse Deutschland 1961 | sw | 10 min | 16 mm Sackgasse (Impasse) Deutschland 1963 / 9:19 min / s/w / 16 mm 7 Im Film Sackgasse hetzt Harry Kramer atemlos tänzerisch durch eine Industrielandschaft zu den wirbelnden Rhytmen des späten 50ziger Jahre Jazz von Benny Goodman. Durch die gebrochenen Bilder des harten Licht und Schattenspieles und der bewegten Kamera Wolfgang Ramsbotts gewinnt der Film ein suggestives Kraftfeld mit besonderer Dynamik. Der 1961 produzierte Film Die Schleuse zeigt eine kinetische Drahtskulptur Kramers, die vor dem Hintergrund einer Industrielandschaft in Bewegung versetzt wird. Der kommentarlose SchwarzWeiß-Film bedient sich zahlreicher filmischer Techniken und Collagen, wie Zeitraffer, Wechsel zwischen Schärfe und Unschärfe, Negativbildern, Schwarzeinblendungen und rasche Bewegung der Kamera, bis hin zu einem Reißschwenk. Die Schleuse 1961 gewann den Goldenen Löwen der Biennale in Venedig und im gleichen Jahr die Kulturfilmprämie des Bundes. »Als ich ein paar Wochen später Ramsbott kennenlernte, fiel mir das Gespräch wieder ein. Ramsbott konnte fotografieren und eine klapprige Bolex auftreiben. Ansonsten war er Jurist. Eine ganze Nacht und den Rest des folgenden Tages habe ich versucht, ihn von den großartigen Möglichkeiten unserer Zusammenarbeit zu überzeugen. Viel Erfolg hatte ich damit nicht. Mittags um 12 hatte er rausgefunden, dass es weniger anstrengender sein müsste, einen Film zu drehen, als mir pausenlos zuzuhören. Wir hatten die Bolex mit Gebrauchsanweisung und ein 16-mm-Handbuch. Das Handbuch arbeitete mit Bildbeispielen, linkes Bild richtig, rechtes Bild falsch, beides wollte nicht recht einleuchten. Da die richtigen Beispiele bekannt und langweilig waren, hielten wir uns an die Falschen in der Hoffnung, dass die Ergebnisse, wenn schon nicht gut, wenigstens anders wären.« (Harry Kramer, Ein Frisör aus Lingen, Katalog Stuttgart 1990) Harry Kramer: Foto, Erich Faese © documenta Archiv 8 Arbeiten der Ausstellung Alle Bilder und Arbeiten: courtesy of the artists (Christoph Girardet/Matthias Müller) 1. Raum Christoph Girardet & Matthias Müller Eye 2010 5 Lambda Art Sec prints, each 80x45cm Matthias Müller Veil 2004 DVD-loop, b&w, 4:3, silent, 30 sec. 2./mittlerer Raum Harry Kramer/ Wolfgang Ramsbott Die Schleuse Deutschland 1961 | sw | 10 min | 16 mm courtesy Dokumeta Archiv Harry Kramer/ Wolfgang Ramsbott Sackgasse (Impasse) Deutschland 1963 / 9:19 Min. / s/w /16 mm courtesy Dokumeta Archiv 3. Raum Christoph Girardet & Matthias Müller Maybe Siam 2010 DVD-loop, color and b&w, 16:9, stereo, 13 min. Christoph Girardet Talking to Delilah 2 Text-LEDs, aus Plexiglas, Netzteil, Kabel 1998 Edition 5+2ap Basement/ 1. Raum Christoph Girardet Exhale 2009 DVD-loop, color, 4:3, silent, 1 min. 30 sec. Basement/ 2. Raum Christoph Girardet & Matthias Müller Contre-jour 2009 35mm film transfered on HD, color and b&w,16:9, stereo, 10 min. 40 sec. 9 Zu den Arbeiten der Ausstellung Alle Bilder und Arbeiten: courtesy of the artists 1. Raum Christoph Girardet & Matthias Müller Eye 2010 5 Lambda Art Sec prints, each 80x45cm „Eye“ zerlegt eine filmische Einstellung in fünf phasenfotografische Momente: Das Rund eines Scheinwerfers glüht auf, überstrahlt, versinkt wieder in einem diffusen Halbdunkel. Die hochglänzenden Oberflächen der Prints evozieren die Assoziation der eigenen Spiegelung als „Püppchen“ (lat.: pupilla) im Auge des direkt angeschauten Gegenübers; die Abfolge von Erstrahlen und Verglühen der Lampe entspricht einer spiegelverkehrten Darstellung des durch Verkleinern und Vergrößern der Pupille kontrollierten Lichteinfalls im Auge. Matthias Müller Veil 2004 DVD-loop, b&w, 4:3, silent, 30 sec. “A bride spins around, lost in herself, but becomes immobile in the consciousness of an observer. Her gaze freezes. VEIL describes two parallel movements: one from the inside to the outside, and one made from the amorphous blur of the imaginary within the sharpness of the factual.“ Matthias Müller 2./mittlerer Raum Harry Kramer/ Wolfgang Ramsbott Die Schleuse Deutschland 1961 | sw | 10 min | ohne Kommentar/ 16 mm Der 1961 produzierte Film Die Schleuse zeigt eine kinetische Drahtskulptur Kramers, die vor dem Hintergrund einer Industrielandschaft in Bewegung versetzt wird. Der kommentarlose SchwarzWeiß-Film bedient sich zahlreicher filmischer Techniken und Collagen, wie Zeitraffer, Wechsel zwischen Schärfe und Unschärfe, Negativbildern, Schwarzeinblendungen und rasche Bewegung der Kamera, bis hin zu einem Reißschwenk. (1961 Goldener Löwe/ Biennale Venedig) Harry Kramer/ Wolfgang Ramsbott Sackgasse (Impasse) Deutschland 1963 / 9:19 min / s/w / 16 mm In Sackgasse hetzt Harry Kramer atemlos tänzerisch durch eine Industrielandschaft zu den wirbelnden Rhytmen des späten 50ziger Jahre Jazz von Benny Goodman. Durch die gebrochenen Bilder des harten Licht und Schattenspieles und der bewegten Kamera Wolfgang Ramsbotts gewinnt der Film ein suggestives Kraftfeld mit besonderer Dynamik. 10 3. Raum Christoph Girardet & Matthias Müller Maybe Siam 2010 DVD-loop, color and b&w, 16:9, stereo, 13 min. „They call me a dreamer, well maybe I am. / But I know that I‘m burnin‘ to see / Those far away places with the strange-soundin‘ names / Callin‘, callin‘ me.“ Christoph Girardet Talking to Delilah 2 Text-LEDs, aus Plexiglas, Netzteil, Kabel 1998 Edition 5+2ap Let me be the lamp that glows before you in the night! O lord my god - show me the way where I do walk! Show me the thing I must do! In the valley of the Nile we will be safe ... we will be together. You judge of the earth! Do not let me forgive her! My arms will hold you again ... ... and put the food in my mouth - the cup to my lips!? When your heart is light I will share your laughter - when you despair my eyes will shed your tears. And when I curse you for my darkness? I will kneel and ask your forgivness! Vengeance is yours o lord - strike her ... destroy her ... for I can not! My love - my love! Delilah! Delilah! When my eyes could see I was blind! Oh Samson! ... Basement/ 1. Raum Christoph Girardet Exhale 2009 DVD-loop, color, 4:3, silent, 1 min. 30 sec. Ein Mann läuft auf die Mitte eines Platzes. Ohne erkennbare Ursache fällt er zu Boden. Reglos liegenbleibend, löst er sich langsam in Nichts auf. Basement/ 2. Raum Christoph Girardet & Matthias Müller Contre-jour 2009 35mm film transfered on HD, color and b&w,16:9, stereo, 10 min. 40 sec. 11 contre-jour Christoph Girardet & Matthias Müller 35 mm Film, transferiert auf HD Farbe und schwarzweiß, 16:9, stereo Länge: 10 Minuten, 40 Sekunden 2009 Regie, Produktion, Schnitt, Ton/Musik: Christoph Girardet & Matthias Müller Kamera: Christian Girardet Darsteller: Elisabeth Masé, Ralph Kostrzewa Der Blick, mit dem wir die Welt erfassen und den sie auf uns zurückwirft, zerfällt in „contre-jour“ in verstörende Fragmente. Unschärfen, Lichtblitze, Stroboskopmontagen zersetzen die Wirklichkeit in schemenhafte Bilder, die auf der Netzhaut schmerzen. Präzise schneidet Scheinwerferlicht das Individuum aus dem Schwarz der Umgebung. „I wish you could see what I see“, bleibt vergebliche Hoffnung. Zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung klaffen blinde Flecke. (Kristina Tieke) The look with which we comprehend the world and which it casts back at us in response breaks up in “contre-jour” into disquieting fragments. Blurs, flashes and stroboscope montages disintegrate reality into shadowy images that inflict pain on the eye. A spot light precisely cuts the individual out of the darkness. “I wish you could see what I see” remains futile hope. Blind spots gape between self-perception and the perception of others. (Kristina Tieke) „My Eyes! My Eyes! Flickering out from the screen and direct to your retina, Contre-jour is not for the optic neurotic. Take a deep breath and try to relax as Müller and Girardet conduct their examination.“ (Mark Webber, BFI London Film Festival, 2009) „The central character of Contre-jour is the eye. As a physiological perception of shape, space, colour, light, dark. As the source and reflection of what sight doesn’t see. As a fragment of a body condemned to remain in the shade. As a substitute for a tactile relationship with the world. As a glance, a sexual impulse, the fixing of desire. Turning the eye on itself means fragmenting the world, dislocating its forms, extinguishing consciousness. As Victor Hugo foresaw, ‚the eye was in the tomb‘.“ (Yann Lardeau, Cinéma du reel, 2010) “Im Motiv des Auges schließt sich das Kino mit sich selber kurz. In einem spektakulären Kurzfilm im Wettbewerb der Berlinale haben sich jetzt Deutschlands vermutlich meistdekorierte jüngere Regisseure, die Experimentalfilmer Matthias Müller und Christoph Girardet, unserem Organ gewidmet. (...)” (Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, Februar 2009) „Christoph Girardet und Matthias Müller zählen schon länger zur ersten Reihe der Film- und Videokunst – mit ihrer neuen Arbeit holen sie nun den guten alten Flickerfilm aus der Versenkung. In Contre-jour (2009) mischen sie selbst gedrehte Szenen mit kunstvoll verfremdeten Ausschnitten aus Hollywood-Filmen, und weil dieses Mal das Thema Blindheit und deren Heilung die Hauptrolle spielt, flackert das Licht so durchdringend, wie einem geheilten Blinden wohl der erste Sonnenstrahl erscheinen mag. Am Ende ahnt man, was es bedeutet, von der Schönheit der Welt geblendet zu sein.“ (Michael Kohler: Geblendet von der Schönheit der Welt. In: art – Das Kunstmagazin, Oktober 2009) 12 „Contre-Jour ist eine Lichtstudie, ein Screen-Test überforderter, sich zusammenziehender, getrüber, aufgerissener, mit Tropfen gefüllter Pupillen, zu der dank des immer wieder die Dunkelheit durchbrechenden Frontallichtes auch schnell die des Zuschauers gehören. Eine radikale kleine Lektion über das Licht, das die Dinge durch Kontraste, durch Intensitäts- und Perspektivwechsel aus der Dunkelheit erst herausformt, sie zugleich aber in einem Überschuss verschwinden lassen kann in aus Blendung resultierender Blindheit. Erleuchtung und epileptischer Anfall liegen nahe beieinander, was kann man von ein Film mehr erwarten.“ (Volker Hummel, wayward-cloud.blogspot.com, Oktober 2009) „Als „contre-jour“ – „Gegenlicht“ bezeichnet man eine Foto- oder Film-Aufnahme, die direkt in Richtung Lichtquelle zielt. Die Kunst der Gegenlichtaufnahme ist im Film Noir so weit getrieben worden, dass Hell und Dunkel wie Gut und Böse völlig ineinander verwirrt waren. Christoph Girardet und Matthias Müller machen daraus eine visuelle Metapher für ein spannendes Duell zwischen Fotografie und Kino, Film Still und Moving Image. Sie setzen die digitalen Techniken der hochauflösenden Bildproduktion, dynamischen Bildbearbeitung und des minimal-invasiven Filmschnitts ein, um das Medium Kino operativ zu sezieren und poetisch wiederherzustellen. Es geht um den Kampf Hell gegen Dunkel, Blick gegen Bild, 24mal in der Sekunde, 11Minuten lang. Der Zuschauer des klassischen Kinos tauchte vor Ort ins kollektive Dunkel ein, um auf der Leinwand ein gut ausgeleuchtetes Lichtspiel als Ganzes zu sehen, eine flimmernde Abfolge von Einstellungen und Aufnahmen, die zu einer mehr oder minder logischen Geschichte, einen visuell nachvollziehbaren Drama zusammengesetzt erschien. Der heutige Film-Konsument bastelt sich irgendwo durch DVDs und Youtube seine eigenen Filmbilder als Ausschnitte im Kopf zusammen, bis das Kino in seiner alten Form verschwindet. In „contre-jour“ wird der Blick ständig abrupt zurück gewendet, von der Leinwand in den Zuschauerraum und von da ins Zentrum der Projektion. Bei dieser blitzartigen Rückwendung erfolgt der Effekt des „contre-jour“, die Wendung des Blicks vom absolutem Dunkel zum grellem Gegenlicht. Zuschauen und Agieren, flackerndes Filmbild, Projektionsraum und Bildkonsum verschmelzen wiederholt in der Blendung, durch überraschende assoziative Montagen oder stroboskopartige Lichtemissionen, zu einem klinischen Erlebnis, bis zur Schmerzgrenze. Was zunächst fehlt, ist eine Zwischenzone, in der das Visuelle und das Auditive mit der Erträglichkeit von Gefühl, Berührung und Bedeutung aufgeladen würden. Der klassische Zuschauer, eigentlich das Subjekt des Kinos, wird zum Objekt einer Untersuchung. Aber er will die Seherlebnisse, die er genoss, nicht so recht herausrücken. Sein Gesicht und sein Genuss verbleiben zunächst im Verborgenen. „contre-jour“ bedeutet auch, dass die sanfte Kinologik von einst sich durchaus dem harten Gegenlicht der operativen Digitalität entzieht, gerade durch ihre phantastische Biegsamkeit und Sensibilität. Das hochbewaffnete Arzt-und-KünstlerAuge bangt um die Souveränität seiner gewaltsam erpressten Erkenntnisse. Erst langsam, im Laufe der Zeit, tauchen die alten „femininen“ Kino-Melodramen in Fragmenten wieder auf und dringen unterschwellig ins Bewusstsein: lauter Geschichten von Sehenden und Blinden, von „City Lights“ bis „The Light that Failed“, in denen der taktile Stummfilm-Code, die zärtliche Berührung der Dinge und der Körper, dem Blick, als Geste der reinen mitleidlosen Distanz, entgegen gesetzt wird. Am Ende von „contre-jour“ setzt sich das punktuell angestrahlte Zuschauergesicht neu zusammen, es wandelt sich vom Mann zur Frau. Sehen ist mehr als der hastige Blick auf ein Bild. Sehen ist Berühren.“ (Ingo Taubhorn, Deichtorhallen Hamburg, Oktober 2009) “The German film contre-jour by Cristoph Girardet and Matthias Müller presents its idea of the relationship between light and human perception evocatively and disturbingly, through a considerate and precise utilisation of the unconventional possibilities of film language.” (Film Critics Jury, 25fps Zagreb, 2009) 13 An interview with Matthias Müller and Christoph Girardet by Elena Oroz issued february 10th, 2010 http://www.expcinema.com/site/ The last edition of the International Film Festival of Gijón devoted a retrospective to the german experimental filmmakers Matthias Müller and Christoph Girardet, an artistic tandem that, in most of their work, use the found footage technique to unravel the male dominant ideology underlying in classical cinema. This interview for Blogs&Docs is the result of a brief chat during the festival and extended later by email. When did you start working together? Matthias: Christoph and I were both studying at the Braunschweig School of Art in the late 80s. This was one of the epicenters of experimental film and video production in Germany then, a place where film artists from all over the country gathered. Christoph and I were already interested in the exploration of found footage then. While Christoph was mostly working in video, I was still working in an analog fashion at the editing bench. Our methods and styles were quite different from one another, but our main interests obviously were connected. However, we did not co-operate and it took another nine years until we started producing our first mutual work, the Phoenix Tapes. It was commissioned by the Museum of Modern Art in Oxford and included in the 1999 exhibition Notorious that dealt with the influence of Alfred Hitchcock on contemporary art. This invitation made us work together for the first time. How do you develop your work? Are you both involved in all areas of the work such as investigation, editing, and script writing? Christoph: In our joint projects we decide everything together, and we do so in a non-hierarchical, egalitarian way, from the very beginnings of our research to the final moment of postproduction. For a film like Mirror that is exclusively made of original footage, we also developed script and storyboard together. When our found footage projects require an elaborate process of collecting and selecting shots, we share this time-consuming task. All artistic choices are made together though. Matthias: No matter how similar our interests may be, we bring quite different qualities into our common work. Finding solutions that are fine for the both of us demands a lot of discussion. There are a lot of similarities between your individual bodies of work and the films both of you make together, but what about the differences? I have the impression that there is more humor in your common works. Matthias: We are more used to people stating that our compositions are quite refined, and that the work is rather calculated and controlled. Formal decisions are crucial. But they are made in order to enhance the energy, the liveliness and the emotional quality of our work, not to exorcise them. A film such as Why Don’t You Love Me?, for example, is dynamic and hilarious because of the very fact that it is rigorously choreographed. On the other hand, producing this film belongs to the most playful of our common activities. During the long processes of developing our works, there are phases of an almost anarchic lack of restraint and phases of analysis and thorough examination. Luckily, our shared authorship does not reduce one‘s own impact: all of our joint projects are 100% Christoph and 100% me. They acually add something to what our individual signatures stand for. 14 Matthias: We are more used to people stating that our compositions are quite refined, and that the work is rather calculated and controlled. Formal decisions are crucial. But they are made in order to enhance the energy, the liveliness and the emotional quality of our work, not to exorcise them. A film such as Why Don’t You Love Me?, for example, is dynamic and hilarious because of the very fact that it is rigorously choreographed. On the other hand, producing this film belongs to the most playful of our common activities. During the long processes of developing our works, there are phases of an almost anarchic lack of restraint and phases of analysis and thorough examination. Luckily, our shared authorship does not reduce one‘s own impact: all of our joint projects are 100% Christoph and 100% me. They acually add something to what our individual signatures stand for. Christoph: Collaborating helps us not to get encapsulated in our own worlds. The process of generating these works is an unpredictable one. One of us may come up with a new idea out of the blue, and we then have to discuss this idea and possibly modify our initial concept according to it. Things might be stricter, more conceptual, if we were an artists couple. But we aren’t. Matthias: Yes, this is quite an uncommon constellation. The major challenge is to keep the work as personal and distinctive as possible, no matter how different our individual lives may appear. Another difference I find in the montage, but I don‘t know if this has to do with the fact that you, Christoph, are an editor or maybe with the digital technology that has changed the editing of film and video a lot. Christoph: Working mostly with found images since the early 90s, editing belongs to the most crucial skills needed for what I want to achieve artistically. My early works were always attempts to transform the ephemeral cinematic reality to a more immediate continuum. I do not consider myself an editor. I have been used to working with a smaller amount of material than Matthias, and to treating it in a more rigid way. Sometimes I work with just one shot or a couple of shots. My way of reorganizing this footage may appear more mechanical than the editing techniques in Matthias‘ work that are more smooth. There is a balance of these two different styles in our mutual projects now. Matthias: When I started working digitally, back in 1999, Christoph had already gained extraordinary technical skills. He was able to work at a rather high pace, whereas I was used to taking my time in that darkened film editing suite. Digital editing helps to easily try out new ideas and then possibly go back to the previous version the moment you realize it does not work. In film, there is a stronger demand for some kind of master plan. In digital media, on the other hand, you must try hard not to get lost in the broad variety of options. For me, your work is very important because of its political implications. Your feminist point of view reminds me of the work of Mark Rappaport. In some of your common works, in Kristall and in Bedroom (an episode from the Phoenix Tapes) for example, I‘ve recognized Laura Mulvey‘s idea of sadism demanding a story. I think that you explore this not by telling a story, but through more elemental or superficial aspects of the movies, such as your use of highly ritualized gestures. Christoph: Some of our films may be close to certain research results of feminist film theory, but mostly we start with simple conclusions. Take Kristall, for instance: Celebrity cult is based on the extensive reproduction of movie-star images, so film scenes of famous actors in mirrors are literally doubling the viewer‘s desire. However, Kristall may be considered an audiovisual example of gender studies as well. Working on this film we made the observation that quite often when a woman can be seen in mainstream cinema facing a mirror, her reflection gives evidence of the fact that someone is missing. In conventional narratives, this usually is the male counterpart of the female protagonist. The staging of male characters facing a mirror is remarkably different: here, somebody is actually facing his physical self, his fear of disappearence, his mortality. 15 Matthias: The way women are being represented in front of a mirror may be understood as a comment on their allegedly inherent narcissism. In the movies quoted by us, women are preparing themselves, painting their faces, brushing their hair and controlling their image in the mirror in order to meet a man. Christoph: Women are imagining the missing man, whereas men are facing death. Matthias: We came to this conclusion after watching numerous films and during editing our own one. We actually had not been aware of this before. In his book Ways of Seeing John Berger points this idea which I quote: „The mirror was used as a sign of women‘s vanity. Nevertheless, there is an essential hypocrisy in this moralizing attitude. You paint a woman naked because you enjoy yourself looking at her. If later, you put a mirror in her hand and title the painting Vanity, you are morally condemning this woman, whose nakedness has represented for your own pleasure. (...) But the real function of the mirror was really other. It was made for the woman to accept treating herself mainly as an spectacle.“ And this idea of women „to-be-looked-at-ness“ is especially powerful in Kristall. The first shot shows a diamond necklace, a very revealing variation of your leitmotifs of glass and crystal in this film. Matthias: In each and every shot of Kristall there is a mirror, sometimes more obvious, sometimes more marginal, but you can also see (and hear) jewellery in this film. In the opening shot, a woman is virtually been tied up, chained by a man who is giving a necklace to her. This is the very moment when melodrama starts to unfold. In a way, this opening shot might be interpreted as an emblem for the way a movie industry dominated by men has been adjusting women to its alleged needs over and over again. John Berger is perfectly right in explaining that other arts have done that, too. Christoph: The mirror was considered a very powerful tool of female control in ancient cultures already. It is interesting to compare the scenes showing the destruction of mirrors. When a man destroys a mirror, he is mostly alone and driven by rage while facing his loneliness, or sometimes his monstrosity. When the mirror is demolished by a woman, which is only happening when her sphere was entered by a man, it is an expression of despair about the outcome of the before desired relation. One might read it as an escape from the constraints of her visual representation, but by destroying the mirror as her most important tool this happens at the cost of self-sacrifice. We are always interested in dismantling such more or less visible subtexts. Matthias: There is one crucial shot in Kristall taken from a 60s B movie, Portrait in Black. In this movie, Anthony Quinn’s aggression is not directly targeted at Lana Turner, but at her mirror image that is brutally smashed by him. Christoph: He switched to the female perspective, so to say. In fact, this image was the starting point for our project. Even after a long research we were unable to find that motif elsewhere. What I also find amazing about your work is the way you work just with gestures in order to create a kind of narration. These gestures are sometimes really dramatic, but sometimes they seem completely empty. In a way, it reminds me of Martin Arnold‘s work. With his scratch method Arnold brings to the surface a kind of repressed hysteria out of one single shot or scene, whereas you create a similar feeling by using a lot of movies. I am really interested in this narrative component of your work. 16 Matthias: In some of his films, Martin Arnold used one movie moment as a kind of archetype of a specific constellation, an example of particular power structures embedded in the imagery. In Christoph’s work of the 90s you can also quite often find hysteric situations exaggerated and intensified by certain repetitive and varied modes of editing. In our common work, Christoph and I tend to explore an abundance of cinematic representations looking both for stereotypes and differences, for the established codes of the mainstream and its sometimes surprising meanderings. Here in Gijón Film Festival, you introduced Manual as a sci-fi movie plus melodrama, but we do not find any aliens or extraterrestrials here. Why did you choose only machines, buttons and lines from melodrama? The film seems to deal with male domination, a codified and standardized version of love (which I hate). Matthias: The woman lacks any visual representation in Manual; she cannot be seen. It is just her disembodied voice recorded on magnetic tape that can be heard. It is lifted off a classic Hollywood melodrama, a women’s film (Pandora and the Flying Dutchman, 1951), whereas the imagery is mostly taken from sci-fi movies made for male audiences. The texts whispered by Ava Gardner were written by men, and they have a strong normative power. In our film, the male protagonist becomes the archivist of these recordings repeating them over and over again. The insane concept of total female self sacrifice – “I would give up everything for you”– is a very male idea of how far a woman should go for the sake of love. Christoph: In many sci-fi movies of the post-war era, technology is turned into a fetish. In the narratives of these feature films you can find hints of the fascination of actual innovations in military engineering, the atom bomb etc. at that time. A lot of problems we are facing now have been generated by this belief system. The imagery of Manual represents a man‘s world, but it is a senseless world: the technical props look rather non-credible, the machines appear to be dysfunctional, and the control panels are mere fakes. Even if the male sphere of Manual is one of supposedly total control and the women‘s perspective again seems more fatalistic, the issue of domination in Manual is not so obvious: perhaps all the helpless male activities leading to nothing but death are continuously motivated by the calm supremacy of female attendance for self sacrifice. Perhaps a man should go as far as the woman for the sake of love? Yes, It is amazing how you show love like something very codified, or at least, this was the feeling I had watching the film, like something from another planet. In order to close these questions about gender roles, I would like to talk about your lonely movie Home Stories, where the house is presented not as a refuge, but as an insane place for a woman to be in. Matthias: In a recent interview, my artist friend Aleesa Cohene stated that home is where ideas of normality are cultivated, and where is defined what is proper and comfortable – even if later, it proves to be otherwise. At the same time, home is conventionally considered a place of freedom, a place where we can live up to our needs and desires. In Home Stories, it turns into a women’s prison; a critic once stated that in this film home is actually staged as a place where we have to bury our dreams. This is what connects Home Stories with some of the examples of the genre it alludes to: melodrama. In some of the movies by Douglas Sirk, for example, we encounter female characters suffering from the burden of rigid social norms: life degrades to an imitation, and this pale imitation is constricted by limitations. These films criticize certain social circumstances, but they have no solutions to offer. And if they do, they do not seem to have too much faith in them. These movies were made for female audiences, but they have also had a privileged relationship with gay men who do certainly not live outside of patriarchal power, but in an ambiguous and contradictory relationship to it. 17 Thomas Waugh put it like this. In Home Stories, the reason for the increasing paranoia is hidden in the off-screen space. What these women are responsive to is their own cinematic representation, as if their panic and insanity were caused by their own mirror images. Home is a spatial situation that has been allocated to women for many centuries. However, this does not say anything about the distribution of power within the domestic sphere. As Mark Wigley explains, it is common to equate “woman” with “house”; he interprets this as a view of the female body as something penetrable and deficient that is caused by the openings of the domestic space: its doors and windows. At the end of Home Stories, the women, united by the one and only role offered to them, have a narrow escape; they leave the house through an open door and run into the dark. What is supposed to be an expression of their supposed deficiency, i.e. hysteria, has helped them empower and rescue themselves. Let us talk now about the autobiographical component of your work. In this sense, Beacon seems very beautiful to me. It is very personal but signed by two artists. The film is a kind of fusion of your memories? Matthias: Beacon is mostly composed of travelogue footage shot by Christoph and me independent from one another at ten different locations. All of them are connected by the fact that they are located by the sea. However, they were shot at the Baltic and the Irish Sea, in North Africa and on the Philippines etc: In our montage these shots of remote locales generate one new place of uncertain expectation, a place never seen before. Romantic yearning is being questioned, almost sabotaged though. “Each view has a designer”, we hear the female narrator say. Christoph: It was interesting to treat our own footage like found material. Some of the images have been shot even ten years earlier and were almost forgotten. The spoken texts give Beacon a very personal approach, but they were not written by us. We asked a friend, Mike Hoolboom, to write on a few subjects. We then selected only a small amount of his texts and added these segments intuitively to certain scenes. Beacon deals with our subjective memories, but it does so in a rather detached and filtered way, as if they were stated facts. Alpsee also appears to be a very personal film; it may not be a strictly autobiographical one, but what I find very interesting in it is the idea that our personality is also a collage, both our own experience and the one that we received via the media. Can you talk about this? Matthias: Recollections of my own past encompass individual memories as well as those caused by movies and TV series I saw as a child and books I read. Moreover, they are strangely influenced by films I got to watch many years later, such as Bruce Conner’s melancholy evocations of the era of his own childhood. All these disparate elements I tried to paste into one coherent piece in Alpsee. When the young protagonist in my film drops a mug of milk, his feeling of guilt is being acted out by boy actors in feature films. While mother and son do not touch in my own mise-enscène, they do in a cascade of emotionally charged movie clips inserted into my narrative. Some of the norms and values that shape our personality, parts of our desires as well, we do not inherit from our parents alone, but also from the media that we are exposed to. Regarding our personality a collage consequently also affects our understanding of memory that must appear like an even more heterogeneous mixture of facts and fiction, of revisable knowledge and vague assumption then. This is why Alpsee comes closer to a phantasm than a biopic. 18 We have been able to watch films like Phantom and Contre-jour here that could be called even more „experimental“, the first one in a lyrical way, and the second one in the way that it explores the notion of vision. Can you comment this? Matthias: Phantom to me is another artistic response to a fascination that goes back to my own childhood. My fascination with curtains began when I was a little boy asking my parents for a spare room in our house in order to build a small theatre there; all I needed for this magic transformation was a curtain. Curtains are both meant for hiding and for most effectively exposing things; they frame expectation and curiosity, enlarging crucial moments of our lives that lead to the final curtain in the end. Beyond the veil, there is the seduction of an unknown space, the hope of leaving. In Phantom, anemic figures, seen in negative, are forced to wander between narratives restlessly. But they are caught in a loop which repeats without end. They are a living dead confined to a cinematic space they cannot leave. Christoph: With Contre-jour, we pushed our work a step further towards abstraction. I consider it the most multi-layered work we have done so far. It is dealing with a lot of issues already brought up in our previous works, but we are challenging them differently here, even denying them sometimes. Everything may seem fragmented and disjointed – but, in fact, this is a very complex and sophisticated composition. The quality of Contre-jour with its demanding and overwhelming structure lies beyond what words can describe; it has to be experienced. When the curtain falls, the viewer might hopefully deal with a variety of thoughts, with notions of vision, of course – in a physical and metaphorical way – but also with topics such as imagination, relationship, presence and absence, the representation of images, the mechanics of cinema and so on. In our magazine we pay a lot of attention to found footage films, and in a recent review one of our collaborators put the idea that maybe found footage is becoming a kind of bourgeois cinema in that sense that maybe it has lost its subversion. Do you think that experimental cinema or art have lost their capacity to provoke and subvert? Matthias: Found Footage has never been a genre of itself. It is nothing but a method that can be found in various film genres: it has been applied in underground film as well as mainstream cinema. It has gained a subversive potential within experimental cinema. These days, most images have been in use; they have a long history of being functionalized, of being used and abused for a broad range of purposes. Symbols cannot be read any more the way they were interpreted decades ago. In societies infused with images, we cannot but diagnose a corruption of meaning, a preceding emptying of the original visual semantics. The simultaneity of an increasing circulation of images and an accelerated loss of content has something exhausting about it. The image industry has turned us into customers looking for quick-fix satisfiers while withholding true satisfaction. It has become difficult to subvert this mechanism using images produced by this very industry, especially since the boom of found footage filmmaking some 20 years ago. However, I still consider it challenging to try to achieve this. Now that the use of found footage has become an aesthetic standard, we must learn to look more closely at those films employing this particular technique before we judge them. Capitalism is able to absorb a lot. And the art world is sure flexible enough to turn everything apparently subversive into just another marketable product. There are enough artists out there who cleverly serve this mechanism. I am afraid that the very moment we expect a work of art to be provocative, its subversive potential is exhausted. Subversion needs the brief moment of surprise, of irritation and shock even, it needs to be unpredictable. Being an artist myself, I generally find it questionable to meet the demands of others. Making films is a rather complex occupation and I consider it just challenging enough to stay true to myself and to avoid pretention. Subversion does not appear on my agenda, authenticity does. 19 Christoph: Of course, terms like „found footage“ or „experimental“ are relevant categories in art history. They have been crucial for my own development, too. But I do not consider them essential any longer for my individual working process. Trying to establish an own artistic language based on appropriation is always challenging. But, honestly, I do not care too much if this is subversive or not, even if I believe it might be. Appropriation has been important in art for a long time. So now, as Matthias said, we do have to examine the works based on this practice more thoroughly. The question of good or bad art lies beyond the issue of political correctness. Strangely enough, especially in the world of cinema, working with found footage is either considered as some sort of infamous exoticism, or as something sacred because of its adopted subversive potential. This is ridiculous. How is it to have your films shown in a festival like Gijón, mostly devoted to independent fiction films? Matthias: We have always tried to expand the audiences of experimental film. We have done so in-between the festival circuit and the art world; most of our films have been part of major film events and big art shows as well as events serving more special interests. Moreover, we have been organizing festivals, giving lectures and teaching. Christoph recently finished a project that can continuously be seen in the Munich public space now. Festivals that do not exclusively devote themselves to experimental films offer a perfect place for meeting new audiences. One of the good things about the Gijón festival is that experimental film is not marginalized here at all; it is being presented with the same curiosity, love and care as any other genre. The strong response on our programs is evidence of the success of this attitude. 20 Christoph Girardet geboren 1966 in Langenhagen. Studium an der der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig (Meisterschüler 1994). Seit 1989 Videos und Videoinstallationen, seit 1994 teilweise in Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Volker Schreiner und seit 1999 teilweise in Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Matthias Müller. Beteiligung an Gruppenausstellungen in bedeutenden Institutionen wie dem Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven, dem P.S.1 Contemporary Art Center, New York, und dem Hirshhorn Museum Washington. Einzelausstellungen unter anderem im Kunstverein Hannover, der Sean Kelly Gallery, New York, und der Kunsthalle Bielefeld. Präsentationen auf bedeutenden Filmfestivals weltweit. Arbeiten im Besitz verschiedener öffentlicher und privater Sammlungen. 2000 Stipendium für das International Studio and Curatorial Program in New York und 2004 Villa Massimo Stipendium in Rom. Er lebt und arbeitet in Hannover. born in Langenhagen, Germany, in 1966. He studied Fine Arts at the Braunschweig School of Art (Master’s degree in 1994). Since 1989 he has produced video tapes and video installations, some of them in collaboration with video artist Volker Schreiner beginning in 1994 and as of 1999 with filmmaker Matthias Müller. Girardet has participated in group shows at major institutions such as the Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven, P.S.1 Contemporary Art Center, New York, and the Hirshhorn Museum Washington. Solo exhibitions of his work have taken place at institutions such as the Kunstverein Hannover, the Sean Kelly Gallery, New York; and the Kunsthalle Bielefeld. Girardet has taken part in major film festivals worldwide. His work is included in various public and private collections. He was awarded a stipend for the International Studio and Curatorial Program in New York (2000) and the Villa Massimo stipend in Rome (2004). He lives and works in Hannover, Germany Preise (Auswahl) / awards (selection) 2009 Critics Award, 25fps Zagreb (mit/with Matthias Müller) Special Mention, Internationale Filmfestspiele Berlin (mit/with Matthias Müller) 2006 Grand Prix Canal+ du meilleur court métrage, Semaine de la Critique, Cannes (mit/with Matthias Müller) Deutscher Kurzfilmpreis (mit/with Matthias Müller) 2005 Jahrestipendium des Kunstfonds, Bonn 2004 Marler Videokunstpreis, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl (mit/with Matthias Müller) 2003 Preis des Deutschen Wettbewerbs, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen (mit/with Matthias Müller) 2002 Preis des Deutschen Wettbewerbs, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen 2000 Preis der Deutschen Filmkritik für den besten experimentellen Film, (mit/with Matthias Müller) The Award for the Best International Film and Video, Images Festival Toronto (mit/with Matthias Müller) 1997 Niedersächsisches Künstler-Jahresstipendium 1995 Preis des Kunstvereins Hannover „Schlaglicht“-Kunstpreis, Kunstmuseum Wolfsburg 1994 Hofbrauhaus Wolters Kunstpreis, Braunschweig 1993 Nominierung für den Bundeskurzfilmpreis 1992 Nachwuchspreis der Stadt Braunschweig 21 Werkliste / list of works (film & video) Seiya 1989, Video Nordost, Drei bis Vier 1990, Video Schwertkampf 1991, Video Heimatfilm 1992, 16mm Film Cockpits 1992, Videoinstallation Fieberrot 1993, Video Random Cuts 1993, Video Up-Current 1994, Videoinstallation Ventilation 1994-96, Videoinstallation Fractal 1995, Videoinstallation Home Night 1995 VideoInstallation Release 1996, Video Offtext 1997, Videoinstallation Deleted 1997, Videoinstallation No Forever (Golden) 1997, Videoinstallation Exit 1997, Videoinstallation Half Second Hand 1998, Videoinstallation Unity-Harmony 1998, Videoinstallation Squaw‘s Head Rock 1999, Videoinstallation Blinded 2000, Videoinstallation Enlighten 2000, Video Shadow of Sympathy, 2001 Videoinstallation Delay 2001, Videoinstallation Scratch 2001, Video 7:48 2001, Videoinstallation Absence 2002, Video 60 Seconds (Analog) 2003, Video Portrait 2004, Video Arena #2 2004, Videoinstallation Nero 2006, Video The Murder of Gromek 2006, Soundinstallation Pianoforte 2007, Video Storyboard 2007, Video Colosseoloop 2008, Video Krakatau 2008, Videoinstallation Double 2008, Videoinstallation Exhale 2009, Video Der Krake, 2009, Kunst am Bau, München Mit/with Volker Schreiner: Grounded Sky 1994, Videoinstallation Subsoil 1996, Videoinstallation Dialogue 1999, Videoinstallation Push 2000, Videoinstallation Fiction Artists 2004, Video Mit/with Matthias Müller: Phoenix Tapes 1999, Video Manual 2002, Video Beacon 2002, Video Play 2003, Video Mirror 2003, 35mm Film Ray 2004, Video Catch 2005, Video Kristall 2006, 35mm Film Hide 2006, Video Locomotive 2008, Videoinstallation Contre-jour 2009, 35mm Film Maybe Siam 2010 22 Gruppenausstellungen (Auswahl) / group exhibitions (selection) 2010 2009 2008 2007 2006 2005 „CUE: Artist’s Video“, Vancouver Art Gallery „Irreversible“, Pazo da Cultura, Pontevedra „Veto – Zeitgenössische Positionen in der deutschen Fotografie“, Deichtorhallen Hamburg „Artes Musicales“, Landcommenderij Alden Biesen, Bilzen „Artists vs. Hollywood“, Globe Gallery, Newcastle; Arts Space Wodonga, Victoria „Sharp Chic – Über die Anziehungskraft des Kristallinen“, Quartier 21 im MQ, Wien „Highlights der Kunstfilmbiennale Köln“, Kunstwerke Berlin; Reina Sofia, Madrid; Centre Georges Pompidou, Paris „No Cinema“, Centro de Memória, Vila do Conde „Short Circuit“, Foro Artistico, Hannover „Moving Images Expanded“, Insa Art Space, Seoul „Mind the Gap“, Kunsthaus Glarus „Artists vs. Hollywood“, QUT Art Museum, Brisbane „Kemnade Klingt“, Kunstverein Bochum „Rom Report“, Badischer Kunstverein Karlsruhe „Re-Make/Re-Model“, Courtisane Festival, Gent „The Cinema Effect: Illusion, Reality and the Moving Image“, Hirshhorn Museum Washington „Collateral2 – When Art Looks at Cinema“, SESC Paulista, Sao Paulo „Le Dessin Éveillé“, Fonds régional d’art contemporain de Picardie, Amiens „40jahrevideokunst.de“, Musée d �Art Moderne et Contemporain Strassbourg; Villa Croce Museo d �Arte Contemporanea, Genua „Into it“, Kunstverein Hildesheim „10018 New York“, Kunsthalle Lingen „Crossing Borders – Film on Film“, Film and Media Arts Festival, Berwick upon Tweed „Überall Theater“, Zentrum Paul Klee, Bern „Under Hitchcock“, Solar, Galeria de Arte Cinemática, Vila do Conde „Made in Germany – Aktuelle Kunst aus Deutschland“, Sprengel Museum Hannover „Final Cut“, European Media Art Festival Osnabrück „Kino Eye: Evacuation“, Museum van Hedendaagse Kunst, Antwerpen „We Love Cinema“, Bard College – Center for Curatorial Studies and Art, Annandale-on-Hudson, NY „L‘oeil écran ou la nouvelle image“, Casino Luxembourg „Videonale 11“, Kunstmuseum Bonn „Artefact“, Stuc Arts Centre, Leuven „Refract, Reflect, Project: Light Works from the Collection“, Hirshhorn Museum Washington „Forum Expanded: Interior Expansion“, Büro Friedrich, Berlin „Collateral – When Art Looks at Cinema“, Hangar Bicocca, Milano „Sexy Mythos“, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig; Overbeck-Gesellschaft, Lübeck „re-vision“, Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Oldenburg „Les Grands Spectacles II – Die Kunst der Bühne“, Museum der Moderne Salzburg „Eine Frage (nach) der Geste“, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig „Figures of the Player, the Paradox of the Actor“, Collection Lambert en Avignon „Sprung ins Kalte Wasser“, Shedhalle, Zürich „Zwischen Körper und Objekt“, Museum MARTa, Herford „Històries de cinema. Vídeo contemporani i cinema“, Centre Cultural el Casino, Manresa „40jahrevideokunst.de“, Kunsthalle Bremen; K21 Kunstsammlung, Düsseldorf; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München; Museum der Bildenden Künste Leipzig; ZKM Karlsruhe „Sexy Mythos“, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin; Forum Stadtpark, Graz „Rembrandt – Caravaggio“, Filmmuseum Amsterdam „New Acquisitions“, Towner Art Gallery & Museum, Eastbourne „Strip – Bilder in Folge / images in line“, Kunstverein Hannover; Deutscher Künstlerbund Berlin „Play“, Guido Costa Projects, Torino „Film Ist und Als-ob in der Kunst“, Staatliche Kunsthalle Baden Baden „Modern Times“, Museo d‘Arte della Provincia di Nuoro „Cross Town Traffic“, Apeejay New Media Gallery, New Delhi „Marler Videokunstpreis“, ZKMax, München; Städtische Galerie Lüdenscheid „Fiction Artists“ Installation im Kino Lux, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen „Double Vision“, Magazzino D‘Arte Moderna, Roma 23 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1996 1995 1994 1992 „Videodrome 2“, Bates Museum of Art, Lewiston „Salotto Buono“, Deutsche Akademie Rom Villa Massimo, Roma „Moving Images“, ICA, London „Panorama“, Kunstverein Hannover „Marler Videokunstpreis“, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl; Kunsthalle Bremen „Sesión contínua DVideo”, Galeria DV, San Sebastian „Feel -Tactile media art”, Art Center Z33, Hasselt „Playlist”, Palais de Tokyo, Paris „Anemic Cinema“, Sketch, London „Drinnen Ist‘s Anders“, Kunsthalle Exnergasse, Wien „Stat.ic“, Tent, Centrum Beeldende Kunst, Rotterdam „Videodrome 2“, New Museum of Contemporary Art, New York „Perspektiven“, Kunstverein Hannover „Cinema, Sounds, Synergy,“ Stichting De Appel, Amsterdam „Blow up Your TV“, York City Art Gallery „Die unheimliche Frau“, Kunsthalle Bielefeld „Recasting the Past“, Main Art Gallery, Fullerton-CA „Body of Art“, Bienal de Valencia, Conveto del Carmen, Valencia „Crossing the Line“, Queens Museum of Art, New York „Vidéo Art Amercaine“, Galerie du Forum, Toulouse „Lite“, Gallery Roebling Hall, New York „Re-Location: on moving“, Sean Kelly Gallery, New York „Notorious“, Tokyo Opera City Art Gallery; Hiroshima City Museum of Contemporary Art; Centre Cultural de la Fundacio „la Caixa“ de Lleida; Centrum Beeldende Kunsten, Hasselt „Some New Minds“, PS1 Contemporary Art Center, New York „No Vacancies“, Galerie Barbara Thumm, Berlin „Notorious“, The Art Gallery of Hamilton; Brandts Klaedefabrik, Odense „Deutsche Videokunst 1998-2000“, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl „Close-Ups“, Nikolaj Center for Contemporary Art, Copenhagen „Notorious“, Museum of Modern Art Oxford; Museum of Contemporary Art, Sydney „Cinéma Cinéma“, Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven „Sie sind auf Echtzeit Ihres Lebens“, Städtische Galerie Delmenhorst „Deutsche Videokunst 1994-96“, Skulpturenmuseum Marl; Badischer Kunstverein, Karlsruhe; Neuer Berliner Kunstverein; Sprengel Museum Hannover; Neues Museum Weserburg, Bremen; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München „Transmediale“, Podewill, Berlin „Frühlingserwachen“, Kunstverein Hannover „Schlaglicht“, Kunstmuseum Wolfsburg „Deutsche Videokunst 1992-94“, Skulpturenmuseum Marl; Badischer Kunstverein, Karlsruhe; Neuer Berliner Kunstverein; Sprengel Museum Hannover; Neues Museum Weserburg, Bremen; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München „Versatz“, Foro Artistico, Hannover 24 Sammlungen / collections Centre Georges Pompidou, Hirshhorn Museum Washington, Australian Centre for the Moving Image Melbourne, Fonds Régional d‘Art Contemporain Picardie Amiens, Fonds Régional d‘Art Contemporain Franche-Comté Besançon, Filmmuseum Amsterdam, Towner Art Gallery Eastbourne, Sprengel Museum Hannover, Museum der bildenden Künste Leipzig, Neuer Berliner Kunstverein, Kunsthalle Bielefeld, Museum MARTa Herford, Sammlung Goetz und diverse Privatsammlungen Werkschauen (Auswahl) / screenings (selection) 2009 Gijon International Film Festival Norwegian Short Film Festival, Grimstad 2008 Insa Art Space, Seoul 2007 Festival International du Film de La Rochelle Palais des Beaux-Arts, Bruxelles Goethe Institut Montréal Walker Art Center, Minneapolis 2006 Filmfest Braunschweig Wroclaw Center for Media Art Kunstmuseum Bonn Sprengel Museum Hannover Cinéma Scratch, Paris 2005 Cinematheque Ontario, Toronto Hirshhorn Museum, Washington Cinemateca Portuguesa, Lisboa 2004 Rencontres Internationales Paris/Berlin, Paris Goethe Institut Rom Pacific Film Archive, San Francisco Tate Modern, London 2003 Image Forum Tokyo 2002 Festival International d‘Art Vidéo de Casablanca 2001 Goethe Institut New York 2000 Goethe Institut Paris 1999 The Lux Centre, London Festivalteilnahmen (Auswahl) / festivals (selections) 2010 2009 Internationale Kurzfilmtage Oberhausen Cinéma du réel, Centre Georges Pompidou, Paris International Filmfestival Rotterdam Festival International du Court Métrage à Clermont-Ferrand Transmediale Berlin Kunstfilmbiennale Köln Torino Film Festival New York Film Festival London Film Festival 25 FPS Zagreb São Paulo Short Film Festival Festival Internacional de Curtas Metragens, Vila do Conde Norwegian Short Film Festival, Grimstad Art Film Fest, Bratislava Image Forum, Tokyo Internationale Kurzfilmtage Oberhausen Internationale Filmfestspiele Berlin 25 2008 2007 2006 2005 2004 2005 Rencontres Internationales Paris/Berlin/Madrid Filmfest Braunschweig Werkleitz Festival, Halle Viennale, Wien Vancouver International Film Festival Festival Internacional de Curtas Metragens, Vila do Conde Internationale Kurzfilmtage Oberhausen Kunstfilmbiennale Köln New York Film Festival Odense International Film Festival Festival International du Court Métrage à Clermont-Ferrand STUK Media Art Festival, Leuven Gijon International Film Festival Semana de Cine Experimental de Madrid London Film Festival Viennale, Wien Toronto International Film Festival Golden Horse Film Festival, Taipeh Festival Internacional de Curtas Metragens, Vila do Conde Internationales Kurzfilm Festival Hamburg Norwegian Short Film Festival, Grimstad Semaine de la Critique, Cannes Internationale Kurzfilmtage Oberhausen Tampere Film Festival 11e BIM Biennale de l‘Image en Mouvement, Genève Festival Paris-Berlin Kunstfilmbiennale Köln Sarajevo Filmfestival Festival Internacional de Curtas Metragens, Vila do Conde Jerusalem Film Festival Norwegian Short Film Festival, Grimstad Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente San Francisco International Film Festival Ann Arbor Film Festival Tampere Film Festival International Filmfestival Rotterdam Filmfestival Max Ophüls, Saarbrücken Viper, International Festival for Film, Video and New Media, Basel Kurzfilmtage Winterthur Viennale, Wien New York Film Festival São Paulo Short Film Festival Montréal Festival International Nouveau Cinema Nouveaux Médias Toronto International Filmfestival Festival Internacional de Curtas Metragens, Vila do Conde Internationales Kurzfilm Festival Hamburg Odense Filmfestival Internationale Kurzfilmtage Oberhausen International Filmfestival Rotterdam Festival International du Court Métrage à Clermont-Ferrand Filmfestival Max Ophüls, Saarbrücken 11e BIM Biennale de l‘Image en Mouvement, Genève Festival Paris-Berlin Kunstfilmbiennale Köln Sarajevo Filmfestival Festival Internacional de Curtas Metragens, Vila do Conde Jerusalem Film Festival Norwegian Short Film Festival, Grimstad Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente San Francisco International Film Festival Ann Arbor Film Festival Tampere Film Festival International Filmfestival Rotterdam Filmfestival Max Ophüls, Saarbrücken 26 2004 Viper, International Festival for Film, Video and New Media, Basel Kurzfilmtage Winterthur Viennale, Wien New York Film Festival São Paulo Short Film Festival Montréal Festival International Nouveau Cinema Nouveaux Médias Toronto International Filmfestival Festival Internacional de Curtas Metragens, Vila do Conde Internationales Kurzfilm Festival Hamburg Odense Filmfestival Internationale Kurzfilmtage Oberhausen International Filmfestival Rotterdam Festival International du Court Métrage à Clermont-Ferrand Filmfestival Max Ophüls, Saarbrücken 1997 Internationale Kurzfilmtage Oberhausen Media Art Biennale, Wroclaw Montréal Festival International Nouveau Cinema Nouveaux Médias New York Videofestival Cluster Images, 2. Werkleitz Biennale Videonale, Bonn Video Art Festival Fukui VideoFest Berlin Göteborg Film Festival Impakt, Festival foor experimentele Kunst, Utrecht European Media Art Festival Osnabrück Internationale Kurzfilmtage Oberhausen VideoBrasil, Sao Paulo Filmfest Braunschweig Uppsala International Short Film Festival Internationale Kurzfilmtage Oberhausen Videotage Salzgitter Impakt, Festival foor experimentele Kunst, Utrecht AVE Festival, Arnheim 1996 1995 1994 1993 1992 Weitere Programmbeteiligungen (Auswahl) / other programmes (selection) Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía Madrid, Centre Georges Pompidou Paris, Migros Museum Zürich, Fundació Antoni Tàpies Barcelona, Fundação Calouste Gulbenkian Lisboa, NelsonAtkins Museum of Art Kansas City, Chicago Filmmakers, Film Forum Los Angeles, San Francisco Art Institute, Auditorium du Louvre Paris, Musée National d‘Art Moderne Paris Bibliografie/ Selected Books and Articles Christoph Girardet – Sick Heart Paradise. Kunstverein Hannover (Hg.), Hannover 1997 Texte von Eckhard Schneider, Marcel Schwierin. Katja Blomberg: ‚Im Märchenwald der laufenden Bilder‘. Frankfurter Allgemeine Zeitung #104, Frankfurt 1999 Cinéma Cinéma – Contemporary Art and the Cinematic Experience. Stedelijk Van Abbemuseum Eindhoven (ed.), Rotterdam 1999 Notorious – Alfred Hitchcock and Contemporary Art. Museum of Modern Art Oxford (ed.), Oxford 1999 Richard Dorment: ‚Homages to the Master‘. The Daily Telegraph, London, july 21st 1999 Anthony Lane: ‚In Love with Fear‘. The New Yorker, New York, august 16th 1999 Close-Ups. Nikolaj Center for Contemporary Art (ed.), Copenhagen 1999 Dialogue. Christoph Girardet, Volker Schreiner (Hg.), Braunschweig 1999 Text von Christoph Girardet, Volker Schreiner. Daniel Kothenschulte: ‚Flackernde Versuchung‘. Die Zeit #12, Hamburg 2000 Media Art Interaction. Rudolf Frieling, Dieter Daniels (Hg.), Wien 2000 Murray Wythe: ‚Spellbound by Hitch‘, National Post, Toronto, july 2000 27 Christopher Bollen: ‚Christoph Girardet, No Forever (Golden)‘, Time Out #225, New York 2000 Anonymous: ‚Christoph Girardet‘. The New Yorker, New York, august 14th 2000 Monter Sampler. Yann Beauvais, Jean Michel Bouhours (ed.), Éditions du Centre Pompidou, #1148, Paris 2000 Update 2.0. Zentrum für Kunst und Medientechnologie (Hg.), Karlsruhe 2000 Annika Wik: ‚Exposed Temporality‘, Kunstlicht #1, Amsterdam 2001 Michael Stoeber: ‚Christoph Girardet‘. Artist Kunstmagazin #3, Bremen 2001 Förebild film. Panoreringar över den samtida konstscenen. Annika Wik (ed.), Stockholm 2001 Manual. FACT (ed.), Liverpool 2002. Texte von Eddie Berg und Chris Darke Robert Clark: ‚Manual‘. The Guardian, february 20th 2002 Tom Lubbock: ‚Why Clichés are Important‘. The Independent, London, march 5th 2002 Graham Parker: ‚Christoph Girardet and Matthias Müller. Bluecoat Gallery‘. Art Monthly #255, London 2002 Ultime Generationi e new media. Paola Barbera Sega, Maria Grazia Tolomeo (ed.), Roma 2002 Hans Schifferle: ‘Pandoras Buchse‘. Süddeutsche Zeitung, München, 08. Mai 2003 Christoph Girardet – A Stolen Life. Modo-Verlag, Freiburg 2003. Texte von Michael Tarantino, Marcel Schwierin, Stephan Berg, Michael Girke. Matthias Müller – Album. Revolver, Frankfurt a. M. 2004 Texte von Kathrin Becker, Elisabeth Bronfen, Mark Gisbourne, Stefan Grissemann, Angelika Richter. Playlist. Palais de Tokyo (ed.), Paris 2004 Laura Cumming: ‚How to make fissures of men‘. The Observer, London, may 9th 2004 Deutsche Videokunst 2002-2004, Skulpturenmuseum Glaskasten (Hg.), Marl 2004 Federico Windhausen: ‚Hitchcock and the Found Footage Installation: Girardet and Müller’s Phoenix Tapes‘. Hitchcock Annual 2003-2004, New York 2004 Tina Jackson: ‚Reflections of elegance‘. The Guardian, London, Metro Sheffield, september 13th, 2004 Martin Herbert: ‚Julian Rosefeldt / Christoph Girardet & Matthias Müller. Baltic, Gateshead and Site Gallery, Sheffield‘. Art Monthly #280, London 2004 Hans Schifferle: ‚Im Wartesaal der Emotionen‘. Süddeutsche Zeitung, München, 30. Dezember 2004 Augusto M. Seabra: ‚A memória subterrânea‘. Público, Lisboa, 9 abril 2005 Hans Schifferle: ‚Der Vorhang ist gefallen‘. Süddeutsche Zeitung, München, 12. Mai 2005 Marita Loosen: ‚Christoph Girardet & Matthias Müller – Ein Doppelportrait‘. Arte TV, 22. Juni 2005 Film Ist und Als-ob in der Kunst. Staatliche Kunsthalle Baden-Baden (Hg.), Nürnberg 2005 Michael Kohler: ‚Quadratisch, praktisch, Kunst‘. Frankfurter Rundschau, Frankfurt, 26. Oktober 2005 40jahrevideokunst.de. Wulf Herzogenrath, Rudolf Frieling (Hg.), Hatje Cantz, Ostfildern 2006 Christoph Girardet & Matthias Müller – Kristall. Skulpturenmuseum Glaskasten Marl (Hg.), Marl 2006 Texte von Karl Heinz Brosthaus, Kristina Tieke Hans Schifferle: ‚Wenn Mastroianni weint‘. Süddeutsche Zeitung, München, 11. Mai 2006 Andreas Rossmann: ‚Ein Isländer in Istanbul‘, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt, 11. Mai 2006 Sexy Mythos. Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (Hg.), Berlin 2006 Michael Althen: ‚Hinter tausend Scherben keine Welt‘, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt, 31.August 2006 Jens Hinrichsen: ‚Traumarbeit‘. Film Dienst #1, Bonn 2007 Rainer Unruh: ‚Re-Vision. Sampling als kulturelle Strategie‘, Kunstforum, #184, März/April 2007 Collateral – When Art Looks at Cinema. Edizioni Charta, Milano 2007 Final Cut – Medienkunst und Kino. European Media Art Festival (Hg.), Osnabrück 2007 Made in Germany – Aktuelle Kunst aus Deutschland. Kestnergesellschaft, Kunstverein Hannover, Sprengel Museum Hannover (Hg.), Hatje Cantz, Ostfildern 2007 Catherine Russell: ‚Dialectical Film Criticism: Walter Benjamin’s Historiography, Cultural Critique and the Archive’. Transformations Journal, No.15, Transformations (ed.) 2007 André Habib: ‚2x2 Deux Soirées en Compagne de Müller et Girardet‘. Hors Champ (ed.), www.horschamp.qc.ca December 2007 The Cinema Effect: Illusion, Reality, and the Moving Image. Hirshhorn Museum and Sculpture Garden (ed.), Washington 2008 Giovana Chesler: ‚Christoph Girardet’s Release‘. Hirshhorn Museum and Sculpture Garden Podcast, Hirshhorn Museum and Sculpture Garden (ed.), Washington, april 2008 Blake Gopnik: ‚Moving Pictures‘. The Washington Post, Washington, february 15th 2008 Into It. Elke Falat, Thomas Thiel, Kunstverein Hildesheim (Hg.), Kehrer, Heidelberg 2008 Dieter Begemann: ‚Hollywood in Bremen‘. Weser Kurier. Bremen 16. Juni 2009 Gregorio Belinchón: ‚Un cineasta experimental no tan experimental‘. El Pais. Madrid, november 21st, 2009 Elena Oroz: ‚Interview with Matthias Müller and Christoph Girardet‘. www.expcinema.com, february 2010 28 Matthias Müller Geboren 1961. Filme, Videos, Installationen und Fotografie seit 1980. Zahlreiche Festivalteilnahmen, u.a in Cannes, Venedig, Berlin, Toronto, Locarno, Oberhausen und Rotterdam. Organisation von Filmreihen, Tourprogrammen u. Festivals. Diverse Gruppen-und Einzelausstellungen. Werkschauen u.a. im Museum of Modern Art, New York, im Center for the Arts, San Francisco, im Nederlands Filmmuseum, Amsterdam, im Walker Art Center, Minneapolis, und im Image Forum, Tokio. Lehrtätigkeit u.a. an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt und der Fachhochschule Dortmund. Seit 2003 Professur für experimentellen Film an der Kunsthochschule für Medien, Köln. Diverse Preise u. Auszeichnungen, u.a. Prix Canal + du meilleur court métrage, Cannes, Preis der Deutschen Filmkritik, Deutscher Kurzfilmpreis, Preis des Verbandes der Deutschen Kritiker, American Federation of Arts Experimental Film Award, Hauptpreis der Semana de Cine Experimental Madrid und verschiedene Preise bei den Kurzfilmtagen Oberhausen (u.a. Hauptpreis 1999). Arbeiten u.a. in den Sammlungen des Centre Georges Pompidou, Paris, der Sammlung Goetz, München, der Sammlung Isabelle & Jean-Conrad Lemaître, London, und von Tate Modern, London. born in Bielefeld, Germany, in 1961. Studied Arts and German Literature at Bielefeld University. Studied Arts at HBK Braunschweig. Master’s degree. Guest Professor at Johann Wolfgang Goethe University, Frankfurt/Main. Guest Professor at Dortmund Fachhochschule. Since 2003, Professor in Experimental Film at the Academy of Media Arts, KHM, Cologne. Matthias Müller is an artist working in film, video, installation and photography. As a curator, Müller has organized numerous avant-garde film events, such as the Found Footage Film Festival (1996 and ‚99), the first German festival of autobiographical films, Ich etc. (1998), and various touring programs. With his films and videos he has taken part in major film festivals worldwide, including the festivals at Cannes, Venice, Berlin, Toronto, Locarno, Oberhausen, and Rotterdam. His work has also been featured in several group and solo exhibitions. In 1994, the Museum of Modern Art, New York, dedicated a retrospective to him. His films and videos are part of the collections of institutions such as Centre Georges Pompidou, Paris, Museu d’Art Contemporani, Barcelona, Nederlands Film Museum, Amsterdam, Australian Centre For The Moving Image, Melbourne, Kunsthalle Bielefeld, the Goetz Collection, Munich, the collection of Isabelle and Jean-Conrad Lemaître, London, and Tate Modern, London. Preise (Auswahl) / awards (selection) 1988 1990 1992 1993 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2003 2004 2006 2006 2009 American Federation of Arts Experimental Film Award Preis der deutschen Filmkritik Niedersächsisches Nachwuchsstipendium des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstler Great Prize, Festival Internacional Curtas Metragens, Vila do Conde Golden Gate Award, San Francisco International Film Festival Preis der deutschen Filmkritik First Prize, Semana de cine experimental, Madrid Main Award, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen Nomination for the European Film Award 1st Prize, Viper Festival, Lucerne Preis der deutschen Filmkritik (mit/with Christoph Girardet) Jahrespreis des Verbandes der deutschen Kritiker Kunstfonds e.V. Arbeitsstipendium Ken Burns Best of the Festival Award, Ann Arbor Film Festival Marler Video-Kunst-Preis (mit/with Christoph Girardet) Prix Canal + du meilleur court métrage, Semaine de la Critique / Festival de Cannes, (mit/with Christoph Girardet) Deutscher Kurzfilmpreis (mit/with Christoph Girardet) Special Mention, 59th Berlin International Film Festival (mit/with Christoph Girardet) 29 Werkliste (Auswahl) Selected films and videos 1989 1990 1993 1994 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Aus der Ferne - The Memo Book, 16mm, 27‘ Home Stories, 16mm/DVD, 6‘ Sleepy Haven, 16mm/DVD, 15‘ Alpsee, 16mm/DVD, 15‘ Sternenschauer - Scattering Stars, 16mm, 2‘ Pensão Globo, 16mm/DVD, 15‘ Vacancy, 16mm/DVD, 14‘ Phoenix Tapes (with Christoph Girardet), Betacam/DVD, 47‘ nebel, 35mm, 12‘ Breeze, 35mm, 1‘ Phantom, Betacam/DVD loop, 4‘35‘‘ Container, DVD loop, 26‘ Manual (with Christoph Girardet), Betacam/DVD loop, 9‘30‘‘ Pictures, DVD loop, 1‘45‘‘ Beacon (with Christoph Girardet), Betacam/DVD, 15‘ Play (with Christoph Girardet), Betacam/DVD loop, 7‘20‘‘ Mirror (with Christoph Girardet), 35mm/DVD double projection, 8‘ Promises, DVD loop, 8‘10‘‘ Veil, DVD loop, 0‘30‘‘ Album, Betacam/DVD loop, 24‘ Einzelausstellungen/ Solo Exhibitions 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2005 2006 2008 2009 nebel, Kunsthalle Bielefeld Home Stories, Ormeau Baths Gallery, Belfast Vacancy, Stellan Holm Gallery, New York Matthias Müller – Film und Fotografie, Galerie Volker Diehl, Berlin Private View, Artists Unlimited, Bielefeld Collective Items, Die Rampe, Bielefeld Manual (with Christoph Girardet) Bluecoat Gallery, Liverpool Phantoms, Timothy Taylor Gallery, London Manual, Milch Gallery, London The Projected Image, Tate Modern, London Album: Film – Video – Fotografie, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin Mirror (with Christoph Girardet), Timothy Taylor Gallery, London As Far As I Can See, Distrito Cu4tro, Madrid Mirror (with Christoph Girardet), Site Gallery, Sheffield The Life of Man, Capella Hospitalis, Bielefeld As If My Bones Had Turned To Water – Sleepy Haven, Thomas Erben Gallery, New York Revisitations (with Christoph Girardet), Solar – Galeria de Arte Cinemática, Vila do Conde Matthias Müller & Tatjana Trouvé, Galerie Georges-Philippe and Nathalie Vallois Album, Stellan Holm Gallery, New York Manual (with Christoph Girardet), Second Street Gallery, Charlottesville/Virginia Everything in its Place (with Christoph Girardet), Museum Sprengel, Hannnover Kristall (with Christoph Girardet), Skulpturenmuseum Glaskasten Marl Phantom, Miami Art Museum Phoenix Tapes (with Christoph Girardet), Walker Art Center, Minneapolis Kristall (with Christoph Girardet), Bozar – Palais des Beaux-Arts, Brussels Phoenix Tapes (with Christoph Girardet), Sigmund-Freud-Museum, Vienna Black Box, Distrito Cu4tro, ARCO Madrid Ray (with Christoph Girardet), DVD loop, 1‘ Catch (with Christoph Girardet), DVD loop, 1‘ Kristall (with Christoph Girardet), 35mm/DVD loop, 14‘30‘‘ Hide (with Christoph Girardet), DVD loop, 7‘40‘‘ Locomotive (with Christoph Girardet), DVD triple projection, 22‘ contre-jour (with Christoph Girardet), 35mm/HD loop,10‘40‘‘ Maybe Siam (with Christoph Girardet), Betacam/DVD loop, 12‘20‘‘ 30 Gruppenausstellungen (Auswahl) / group exhibitions (selection) 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Desmontaje: Film, vídeo / Apropiación, reciclaje, Institut Valencia d’Art Modern, touring exhibition Mutation de l’image, Vidéotheque de Paris Points de vue – images d’Europe, Musée national d’art moderne / Centre Georges Pompidou, Paris Beauties, Deichtorhallen, Hamburg Le je filmé, Musée national d’art moderne / Centre Georges Pompidou, Paris Cluster Images, Werkleitz Gesellschaft, Werkleitz Media in Media, Soros Centre for Contemporary Art, Ljubljana documenta X, Videotheque, Kassel Prends garde! A jouer au fantôme, on le devient, Bersschouwburg, Brussels Claustrophobia, Ikon Gallery, Birmingham, touring venues: Middelsbrough Art Gallery / Mappin Art Gallery, Sheffield / Dundee Contemporary Arts / Cartwright Hall, Bradford / Aberystwyth Arts Centre / Centre for Visual Arts, Cardiff Slipstream, film program, Centre for Contemporary Arts, Glasgow Ghost Story, film program, Künstlerhaus, Vienna 10.01, Kunsthalle Bielefeld Notorious – Alfred Hitchcock and Contemporary Art, Museum of Modern Art, Oxford, touring venues: MCA, Sydney / Art Gallery of Hamilton, Ontario / Kunsthallen Brandts Klaedefabrik, Odense / Tokyo Opera City Art Museum / Hiroshima Conteporary Art Museum / La Caixa de Lleida / Centrum voor Beeldende Kunsten, Hasselt Rencontres vídeo art plastique, Centre d’art contemporain de Basse-Normandie, Hérouville St.-Clair The American Century: Art and Culture - Part II: 1950-2000, film program, Whitney Museum of American Art, New York Shimmer, Area, Toronto Imaginons, un lieu, Centre d’art contemporain de Basse-Normandie, Hérouville St.-Clair Manifesta 3 – European Biennial of Contemporary Art: Borderline Syndrome, Ljubljana 9. Marler Videokunstpreis, Glaskasten, Marl Brasília – Architektur der Moderne, ifa-Galerie, Berlin/Bonn Living with the Dutch, 89 Erlanger Road, London Utopias, Mead Gallery, Warwick Arts Centre, Coventry Monter/Sampler, Musée national d’art moderne / Centre Georges Pompidou, Paris Elisabetta Benassi - Federico del Prete – Matthias Müller, Fondazione Adriano Olivetti, Rome playing amongst the ruins, Royal College of Art Galleries, London City Symphony, Centro per l’arte Contemporanea Luigi Pecci, Prato Bienal de Valencia, Video-ROM, Valencia All Is Fair In Love And War – The Homeport Video Library, Euromast, Rotterdam Die unheimliche Frau – Weiblichkeit im Surrealismus, Kunsthalle Bielefeld Recasting the Past: Beneath the Hollywood Tinsel, Main Art Gallery, California State University Fullerton/CA jusqu‘ au bout: Bill Viola, Veli Granö, Joost Conijn, Matthias Müller, attitudes – espace d’arts contemporains, Geneva Desktop Icons, CCA Glasgow, touring exhibition Tele(visions), film program, Kunsthalle Wien, Vienna Private Affairs – A Contemporary Video Exhibition, Kunst Haus Dresden Video-ROM 2.0, Gian Carla Zanutti Gallery, Milan Here, Gallery of Modern and Contemporary Art, Bergamo Work in Progress – Instalações, Alfândega Régia, Vila do Conde Blow Up Your TV, York City Art Gallery, York Videodrome II, New Museum of Contemporary Art, New York Deep Space: Sensation and Immersion, Australian Centre for the Moving Image, Melbourne Hausordnungen, Stadthaus Ulm Juste des Images, Strassburg / Maillon Wacken Ron Amstutz, Vincent Geyskens, Matthias Müller, Thomas Erben Gallery, New York -stat.ic, Tent, Rotterdam CinéMaison, Beursschouwburg, Brussels Drinnen ist’s anders, Kunsthalle Exnergasse, Vienna Bewitched, Bothered and Bewildered – Spatial Emotion in Contemporary Art and Architecture, Migros Museum für Gegenwartskunst, Zurich / Laznia Centre for Contemporary Art, Gdansk Anemic Cinema, Sketch, London Inaugural Group Show, Timothy Taylor Gallery, London Und wenn Du eine Rose siehst, Palmengarten, Frankfurt/Main Sodium Dreams, Center for Curatorial Studies, Bard College, Annandale-on-Hudson 31 2004 2005 2006 2007 1st ICP Triennial: Strangers, International Center of Photography, New York fast forward, Media Art / Sammlung Goetz, ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe Experimenta Design – Bienal de Lisboa: 1000 Plateaux, São Jorge, Lisbon 2x Deutsch: Alexander Kluge & Matthias Müller, MLAC Museo Laboratorio di Arte Contemporanea dell‘Università La Sapienza, Rome Playlist, Palais de Tokyo, Paris Feel – The Old, Z33, Hasselt Stich and Split. Selves and Territories in Science Fiction, Fundació Antoni Tàpies, Barcelona Curators’ Intuition, ICA / Maine College of Art, Portland, ME Domestizieren – Matthias Müller und Carsten Gliese, KunstVerein Ahlen Non Standard Cities, urban dialogues / Stadtkunstverein Berlin Sesión contínua DVideo, Galería DV / Distrito Cu4tro, San Sebastian Aufruhr der Gefühle – Leidenschaften in der zeitgenössischen Fotografie und Videokunst, Museum für Photographie, Braunschweig Moving Images, ICA, London Engaging the Speculum, Bannister Gallery, Providence Giving Water An Image, Hanoi University of Fine Arts The Future Has a Silver Lining. Genealogies of Glamour, video program, Migros Museum für Gegenwartskunst, Zurich INNENräume AUSSENstädte, ZKMax, München cine y casa cine, Museo Nacional Reina Sofía, Madrid My Own Cinema, Galerie Georges-Philippe & Nathalie Vallois, Paris Doppia Visione / Double Vision, Magazzino d’Arte Moderna, Rome Universal Experience: Art, Life, and the Tourist‘s Eye, Museum of Contemporary Art, Chicago; touring venues: Hayward Gallery, London; MART, Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto Fair Use: Appropriation in Recent Film and Video, Armand Hammer Museum, Los Angeles Art Rock, Rockefeller Center, New York e-flux video rental, Kunst-Werke, Berlin Some Stories – Jorge Macchi, Matthias Müller, Carlos Rodríguez, Distrito Cu4tro, Madrid Ordering The Ordinary, Timothy Taylor Gallery, London In The Middle Of The Night, Kunsthalle Bielefeld Modern Times, Museum Man of Nuoro, Sardegna Crosstown Traffic, Apeejay Media Gallery, New Delhi Multiple Räume (3): Film – Illusion und Imagination in der Kunst, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden Play, Guido Costa Projects, Torino Une vision du monde – La collection vidéo de Jean-Conrad et Isabelle Lemaître, La Maison Rouge, Paris Archipeinture – Artists build Architecture, Le Plateau / Frac Ile-de-France, Camden Arts Centre, London Echapées, Wharf – Centre d‘Art Contemporain de Basse-Normandie, Hérouville-Saint-Claire New Acquisitions, Towner Art Gallery & Museum, Eastbourne Les Grands Spectacles II – Die Kunst der Bühne, Museum der Moderne Salzburg Le Mouvement des Images – Art, Cinema, Centre Pompidou, Paris European Media Art Festival, Kunsthalle Dominikanerkirche, Osnabrück Zwischen Körper und Objekt, MARTa, Herford Històries de cinema – Vídeo contemporani i cinema, Centre Cultural el Casino, Manresa Ideal City – Invisible Cities, Zamosz / Potsdam 100 Tage – 100 Videos, Heidelberger Kunstverein Figure of the Player – The Paradox of the Actor, Collection Lambert – Musée d‘art contemporain, Avignon Re-Vison – Sampling als kulturelle Strategie, Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg Eine Frage (nach) der Geste, Oper Leipzig That‘s not Entertainment! – El cinema respon al cinema, Centre de Cultura Contemporània de Barcelona Artefact, Stuc Arts Centre, Leuven Collateral – When Art Looks At Cinema, Hangar Bicocca – Spazio d‘arte contemporanea, Milan We Love Cinema, Bard College – Center for Curatorial Studies and Art in Contemporary Culture, Annandale-on-Hudson, NY Mulher, Mulheres, SESC Paulista, São Paulo L‘oeil écran ou la nouvelle image, Casino Luxembourg – Forum d‘art comtemporain Final Cut, Kunsthalle Dominikanerkirche, Osnabrück Paul Klee – Überall Theater, Zentrum Paul Klee, Bern 32 2008 2009 2010 New Acquisitions, Kunsthalle Bielefeld That‘s not Entertainment! – El cinema respon al cinema, Centro Párraga, Murcia Under Hitchcock, Solar – Galeria de Arte Cinemática, Vila do Conde Crossing Borders – Film & Media Arts Festival, Townhall, Berwick upon Tweed Über die Tausend Quellen neben dem Durstenden in der Wüste, MARTa, Herford Collateral 2 – When Art Looks At Cinema, SESC Paulista, São Paulo Erranti nella videoarte contemporanea / Wandering in Contemporary Video Art, Magazzini Del Sale - Palazzo Comunale, Siena Artists‘ Films, Camden Arts Centre, London Les Rencontres de Sophie – Images, Le Lieu Unique, Nantes The Morning After. Videoarbeiten der Sammlung Goetz, Weserburg – Museum für moderne Kunst, Bremen Artists V Hollywood, The Block, Brisbane Mind the Gap, Kunsthaus Glarus Summer Screen, Spacex, Exeter Zero Gravity – architecture of social space, film program, Center for Contemporary Art – Plovdiv, Banya Starinna The Cinematic, or Moving Images Expanded: Artists’ Film and Video Showcase 2008, Insa Art Space of the Arts Council of Korea, Seoul ART BOX, Bremer Landesbank, Bremen No Cinema, Centro de Memória, Vila do Conde Sharp Chic – Über die Anziehungskraft des Kristallinen, Quartier 21 / Museumsquartier Wien, Vienna Artists V Hollywood, Globe Gallery, Newcastle, UK Artists V Hollywood, Arts Space Wodonga, Victoria, Australia Höhepunkte der Kölner KunstFilmBiennale in Berlin, KW Institute for Contemporary Art, Berlin Highlights of the Cologne KunstFilmBiennale, Reina Sofia, Madrid Highlights of the Cologne KunstFilmBiennale, Centre Georges Pompidou, Paris Two Shows: Peeps/Pistoletto, The James Gallery / The Graduate Center, New York Filmes e vidéos da coleção Goetz, Itaú cultural, São Paulo Moment as Monument, Travancore Palace, New Delhi Veto – Zeitgenössische Positionen in der deutschen Fotografie, Deichtorhallen, Hamburg IRREVERSIBLE: Dobre cara da colección Sánchez Ubiría, Pazo da Cultura, Pontevedra CUE: Artist’s Video, Vancouver Art Gallery 33 Bibliografie/ Selected Books and Articles Warren Sonbert: Heartening Maximalism. The Bay Area Reporter, San Francisco, September 16, 1990 Mike Hoolboom: Old Children and AIDS. Independent Eye, vol.11, no.2/3,Toronto, 1990, pp.89-98 Tanja Veenstra: Uitdaging aan de vergankelijkheid. Skrien, no.12, Amsterdam, December, 1992, pp.68-70 Yann Beauvais: Un cinéma mineur, de moeurs, d’humeur – Un second siècle pour le Cinéma. Art Press, no.14, Paris, 1993, pp.148-152 Siegfried Kaltenecker: Im Schatten der Objekte. Über die Reflexionen eines anderen Selbst in „The Memo Book”. Film und Kritik, no.2, Frankfurt, 1994, pp.71-84 Jacques Kermabon: Le cinéma dans les plis. Bref, no.26, Paris, August 1995, pp.8-13 Winfried Günther: Überall ist Schönheit. Zu den Filmen von Matthias Müller. epd film, no.12, Frankfurt, December 1996, pp.18-21 Jacques Kermabon: Matthias Müller - Les résonnances de l’intime. côte court, Paris, June 1997, p.24 Peter Goddard: The Intimate Cinema of Matthias Müller. The Toronto Star, Toronto, June 6, 1997 Gérard Lefort: Matthias Müller – épris de court. 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Exploding, no.2, Paris, May 1999, pp.113-116 Anthony Lane: In Love with Fear. The New Yorker, New York, August 16, 1999 Alice A. Kuzniar: Experimental Visions – Matthias Müller. The Queer German Cinema, Stanford/CA, 2000, pp.206-215 Cécile Fontaine: Mosaïque ou broderie. Monter Sampler, ex.cat., Paris, 2000, p.24-31 Scott McLeod: The Shape of a Particular Death: Matthias Müller’s “Vacancy”. Lux: A Decade of Artists‘ Film and Video, Toronto, 2000, pp.206-209 Ted Shen: Memory Works – Film and Video by Matthias Müller. Chicago Reader, Chicago, March 24, 2000 Peter Tscherkassky: A Poet of Images. Mostra Internazionale del Nuovo Cinema, Pesaro, June 2000, pp.167-186 Anselm Wagner: Manifesta 3. frame, no.4, Vienna, September/October 2000 Maria Walsh: Utopias. Art Monthly, no.241, London, November 2000, pp.30-33 Emmanuelle Lequeux: Le found footage, nécessaire parasite. Le Monde, Paris, December 7, 2000, p.31 Dan Cameron: Manifesta 3. 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Bremen, 2009 Scott MacDonald: Adventures Of Perception – Cinema As Exploration. Berkeley/Los Angeles/London 2009 Roger Hallas: Reframing Bodies – AIDS, Bearing Witness, and the Queer Moving Image. Durham/NC 2009 Antonio Weinrichter: Un cazador de imágenes. Cahier du Cinéma España. No. 28, November 2009 Gregorio Belinchón: Un cineasta experimental no tan experimental. El Pais. Madrid, November 21, 2009 Elena Oroz: Interview with Matthias Müller and Christoph Girardet. www.expcinema.com (internet journal), February 2010 35 Presse-Stimmen „Müller’s gorgeous chromatic schemes, his characteristic syncopation, grand eye for detail, and his resolute focus on the traumas underlying his subjects, the fact, that his empathy with his subjects is so perfectly borne into the apparatus of a materialist film practice, all this makes him one of the fringe’s most powerful and most perfect makers.“ Mike Hoolboom, Millenium Film Journal, New York, 1997 „Over the past 15 years, Matthias Müller has emerged as one of the most prolific and accomplished filmmakers of the avant-garde film scene today. Reviewing his recent films, one is impressed not only by their sophistication, but by their striking thematic and stylistic diversity.“ David Conner, San Francisco Cinematheque, 2000 „German avant-garde filmmaker Matthias Müller limns the edges of dreams and desire in films characterized by both a love of classical Hollywood cinema and the rich tradition of experimental film and literature. Müller edits with poise and precision. His films boast a sense of aesthetic exactitude that reins in what can sometimes be chaotic in experimental filmmaking. Fascinating films.“ Holly Willis, LA Weekly, Los Angeles 2000 „The wonder of Matthias Müller’s experimental film work comes from letting you into this most private of all private worlds, the diary where memory and desire are layered one on top of the other. Non-linear but intensly dramatic, visually complicated but emotionally direct, this remarkable cycle of work opens itself up to you like a secret diary being read for the very first time.” Peter Goddard, The Toronto Star, 1997 „Matthias Müller is one of the most original and exciting talents to have emerged in European filmmaking in recent years. His use of unconventional narrative strategies, combined with an entirely original and beautiful aesthetic, creates films which explore desire and destiny in the modern world.” Louise Jennings, Brief Encounters, Bristol 1997 “In just a little over ten years, Matthias Müller has established himself as a key player in the fecund territory where artist’s filmmaking meets the more intriguing boundaries of experimental cinema. With a hugely distinctive styling – poetic adoption of found footage, distressed and bleached surfaces, washes of intense colour and unconventional cutting (that belong to the tradition of Anger, Jarman and Brakhage), coupled with the rigour and precision of certain lean movie traditions – Müller mines desire, dream and the pressure of the public as it works on gender and self-expression.“ Gareth Evans, Time Out, London 2001 “What sets Müller apart from most other experimental filmmakers is that his work impacts emotionally as much as intellectually - juxtaposing the conventions and repressions of Hollywood‘s past with his own memories and passions, he articulates the cinema‘s collective unconsciousness with uncommon eloquence and power. “ Jason Ankeny, Film Thread Weekly, 2000 „Found footage film is nothing new – artist Joseph Cornell famously ‚reassembled‘ film fragments in the mid-1930s in a technique analogous to Surrealist automatic writing – and the genre has remainded highly visible in avant-garde film since. German experimental film pioneer Matthias Müller is among the most famous proponents of this approach.“ Danni Zuvela: Making Art Out Of Hollywood, RealTime Arts Magazine, no.86, August/September 2008 „In total independence Matthias Müller has created one of the most unique and exciting oeuvres of the recent years. This body of work is as fascinating as a secret garden, - one that everybody can find access to.” Jacques Kermabon, Bref, Paris 1995 “Matthias Müller est un des cinéastes d’avant-garde les plus profiliques et accompli depuis quinze ans. Il se charactérise par son amour du cinéma hollywoodien et par sa maîtrise de la tradition expérimentale. Il monte ses films avec sang froid e précision, traduisant une poésie personelle qui ne néglige ni exactitude ni sophistication.“ Musique action, Nancy, 2001 “Der Meister des zeitgenössischen experimentellen Melodrams ist wohl Matthias Matthias. In seinen Arbeiten geben die vielfältig verwendeten Techniken wie die dazu gelegte Musik den Bildern sinnliche Kraft und archaische Schönheit, die trotz ihrer manchmal beängstigenden Metaphern zur Empathie verführen.“ Brigitta Burger-Utzer, Sixpack Film, Vienna 2001 „In Müllers Filmen gibt die jeweils verwendete Technik jedem Bild durch Variationen in der Montage eine sinnliche, emotionale, oft metaphorische Schönheit, die zu den aufregendsten Erfahrungsmöglichkeiten im zeitgenössischen deutschen Kino gehören.“ Bäne Heinen, Stadtrevue, Köln 2000 „Müllers Filme gehören zum Aufregendsten,was das deutsche Kino der letzten zehn Jahre zu bieten hat.“ Winfried Günther, epd film, Frankfurt 1996 36 „Er ist einer der innovativsten und stilsichersten deutschen Filmemacher der 90er Jahre. Das Material seiner Filme stammt aus unterschiedlichsten Quellen, er verwendet gefundene Aufnahmen und selbstgedrehte Szenen, er arbeitet mit Super-8, 16mm, und Video, in Farbe und Schwarzweiß. Seine traumhaft sichere Montage formt aber – unterstützt durch eine kongeniale Musikcollage – aus den disparaten Bruchstücken einen emotional überwältigenden Bilderstrom, in den der Zuschauer mit hineingezogen wird. Form und Inhalt kommen perfekt zur Deckung. (...) Müller ist Autorenfilmer par excellence und zugleich der Primus inter Pares einer Werkstatt.“ Verband der Deutschen Kritiker, Juryerklärung zur Vergabe des Kritikerpreises, 2000 “...ästhetisch außergewöhnliche Kunstwerke zum Schauen und Staunen, Filme, die zwischen allen Genres angesiedelt sind und Zeit fordern, um wirken zu können. Selbst wenn man einen seiner Filme 100 Mal sieht, wird man noch neue Details entdecken, was Matthias Müller zu einem der interessantesten deutschen Filmemacher überhaupt macht.“ Andrea Dittgen, film-dienst, Köln 2001 “Matthias Müllers irrlichternde Raubzüge durch ein polymorphes Lichtbilderarchiv offenbaren sich als sinnliche Erfahrungen und vermeiden es, in blasiertes, zeitgeistiges Zitieren zu verfallen.“ Johannes Binotto, Neue Zürcher Zeitung, 2001 „An seiner Kunst, mit ganz wenigen Requisiten vergangene Zeiten heraufzubeschwören und ganz ohne Worte ein Gefühl präzise zu beschreiben, könnte sich mancher Spielfilmer ein Beispiel nehmen. Matthias Müller hat sich dank dieser Qualität eine internationale Reputation erworben. Seine Filme sind ein Muß für alle, die Intensität der Geschwätzigkeit, Reduktion der Opulenz und die sorgsame Spiegelung innerer Zustände dem Gefühlskitsch vorziehen.“ Ruth Rybarski, Profil, Wien 1995 “HOME STORIES: Der Titel ist natürlich reine Ironie – zu Hause ist in diesem und den anderen Müller-Filmen niemand mehr. Hier wird die Flüchtigkeit des Kinos selbst zum Thema. (...) Mit den großen Cineasten der Welt – von Meliès bis Chris Marker – teilt Müller die Lust am Verschwinden. Der Filmemacher bleibt unsichtbar, ist nicht an einem Ort fest zu lokalisieren. Er macht biographisches Kino, aber mit fremdem, vorgefundenem Material: ALPSEE, ein Film, der die Kindheit Müllers in den Sechzigern behandelt, führt denn auch direkt auf den Mars.“Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, München 2001 37 STEPHAN REUSSE Stephan Reusse (Kurator): Medienkünstler, lebt und arbeitet in Köln. Studium an der HBK Kassel/Freie Kunst bei Harry Kramer (1980/86) und an CALARTS Los Angeles (1988/89) – lehrte an der California State University Long Beach, Los Angeles (1999) und der Kunsthochschule für Medien in Köln (2000/06) – Ausstellungen u. a.: 21st Century Museum of Contemporary Art, Kanazawa/Japan (2009); „Transparency“, Prag/Tschechische Republik (2009); Nam June Paik Art Center, Korea (2008); Residenzgalerie Salzburg (2006); Kasseler Kunstverein (2004/2008); Kunsthalle Rotterdam (2003); Staatsgemäldesammlung, München (1998). *1954 in Pinneberg 1979/81 Studium an Folkwangschule Essen Kommunikationswissenschaften / Fotografie 1981/86 Studium an HBK Kassel / freie Kunst bei Harry Kramer 1982 Erforschung von experimentalen Bildtechnologien Arbeiten mit militärischen Aufzeichnungsgeräten, thermografische Arbeiten 1988/89 Studium an CAL ARTS Los Angeles/New Hall, USA fine arts, Master of Arts 1988 Erforschen und Experimentieren mit digitalen Bildtechnologien 1989/90 lebte und arbeitete in Los Angeles 1991 Rückkehr nach Deutschland, lebte und arbeitet in Kassel 1994 Wechsel des Wohn/Arbeitsplatzes nach Köln und Lissabon 1997 Gast in Villa Romana 1999 Lehrauftrag an California State University Long Beach, Los Angeles 2000/06 lehrte an Kunsthochschule für Medien in Köln für Fotografie und neue Medien 2006 Experimentieren mit Lasertechnologien Beteiligung an Entwicklung von Lasertechnologien mit filmischen Datenträgern für Arbeiten mit Laserscannings 2009 Beitrag zur EU Ratspräsidentschaft in Prag, laserwork „MICE“ span. Synagoge, Prag 2010 Kurator für „curated by“ in Wien, Art & Film 38 Presse-Stimmen NY Times / Armory 2007 Thermovision Mouse One of the most intriguing–and hi-tech–pieces in the entire show is German artist Stephan Reusse‘ laser projection of a snuffling, scurrying mouse on the bare wall of the Artcore booth. „People who work in labs with mice have come by and told me how astounding the likeness is,“ said a gallerist. Reusse took thermovision footage–the same technology used by the military to detect foes in the dark–of a mouse on a staircase and then rendered only the rodent‘s shifting outline with the green laser, so the projected shape morphs from an abstract quivering blob into an unmistakable, and surprisingly cute and cartoonish, little rodent. Art magazine (21.11.08) LukasFeichtner Galerie: Stephan Reusse - monkey talk Der vergessene Innovator Zugegeben, so völlig vergessen ist der international gut verkaufende Künstler Stephan Reusse nicht. Aber in Österreich wird seine Bekanntheit sicher nicht dem gerecht, was er seit Jahrzehnten besonders an technischer Innovation leistet. Und genau das zeigt diese gelungene Schau: technisch ungewöhnlich gemachte Gegenwartskunst der letzten 3 Jahrzehnte. Von den Pissflowers deren Prinzip ein zum Verschwinden gebrachtes und dann mittels einer im Urin enthaltenen Chemikalie wieder sichtbar gemachtes Foto ist, über Thermophotographien bis zu der aktuellen Arbeit Monkey Talk. Diese basiert auf einem eigens entwickelten Laserprojektionssystem und zeigt einen aus nur wenigen Strichen bestehenden grünen Affen, der sich über die Galeriewand schwingt. Die Stärke der Arbeiten von Reusse ist aber, wie sich zeigt, auch gleichzeitig eine Schwäche, denn ohne Erklärung und Hintergrundwissen lassen sie sich kaum erschließen. Wer aber einmal in Reusses Technologie- und Gedankenwelt eingetaucht ist, wird mit der Ausstellung große Freude haben. Wolfgang Pichler Hanne Weskott für Süddeutsche Nr. 274 25.Nov.2008 Malen mit Temperaturen Der Fotograf Stephan Reusse stellt bei Carol Johnssen aus Die Kamera bringt es an den Tag, nicht nur die vergeudete Energie bei schlecht isolierten Häusern, sondern auch die Wärmespur, die der Mensch verursacht. Der Fotograf Stephan Reusse arbeitet schon seit vielen Jahren mit den Mitteln der Thermografie, um die Wärmespuren von Dingen und Körpern sichtbar zu machen. Das auf diese Weise entstandene Bild ist unscharf, die Konturen verschwimmen, weil nur der Wärmeabdruck abgebildet wird und nicht der Körper selbst. Stephan Reusse nahm zum Beispiel Wölfe bei ihren nächtlichen Raubzügen auf, dann den eigenen Kopf, Körper und schließlich sogar Stühle. Dabei entdeckte er eine Erweiterungsmöglichkeit seiner fotografischen Aufzeichnungen, als er die Stühle über den Boden zog und die Reibungsspuren, die sie hinterließen, mit der Wärmekamera festhielt. Der Künstler machte von nun an nicht mehr nur das Unsichtbare sichtbar, sondern gestaltete die abzubildenden Spuren selbst, wie die Ausstellung „Stephan Reusse: Drawing By Chair“ in der Galerie Johnssen zeigt. Den Zufall ausnutzend, begann Reusse mit den Stühlen zu zeichnen und entwarf auf diese weise abstrakte Bilder, die wiederum gegenständliche Erinnerungen hervorrufen können, die mit dem eigentlichen Objekt nichts mehr zu tun haben. Das alles ist noch recht neu im Werk von Reusse, aber es scheint, dass in seinem System noch viele Gestaltungsmöglichkeiten schlummern. Stephan Reusse, 1954 in Pinneberg geboren, ist Künstler und Fotograf und hat früher mit der ganz normalen Filmkamera gearbeitet, wie einige KünstlerportraÅNts in der Galerie zeigen. Darin ist gut zu erkennen, wie wichtig für Reusse die Inszenierung ist. Erc erweist sich darin als ein Meister der Leere, denn die Porträts sind von verschwindender Größe, meist irgendwo am unteren Bildrand platziert, während der Hintergrund extrem viel Raum beansprucht. Entstanden sind diese Portraits fast alle analog, noch bevor es Bildbearbeitungsprogramme gab. Das heißt: die Hintergründe, so leer sie auch wirken, sind alle von Hand gemalt und vorbereitet, die unterschiedlich großen Karos bei dem Konzeptkünstler Joseph Kosuth ebenso wie die weiße Wand mit der behelfsmäßigen Tür bei John Baldessari. Der gestaltete Bildraum weist verschlüsselt auf das Werk der einzelnen Künstler hin und verdrängt die real abgebildete Person nahezu.b 39 Basel 2009 Laserarbeit Mice Meine Arbeitsweise als Medienkünstler ist experimentell/konzeptuellen Charakters mit dokumentarischer Ausrichtung. In meinen Arbeiten setze ich die Bildrealität in ein Verhältnis zur prozessualen Realität. Besonders faszinieren mich einfache Formen die in ihrer Flüchtigkeit Icons in unserer Vorstellung hinterlassen. Bei den Mäusen, die ich gelegentlich durch mein Studio vorbeihuschen hörte, verdichtete sich dieses Moment von Vorstellung und Wahrnehmung. Ich dachte an eine lightshow, die nur dieses nervöse Bewegungspattern aufnimmt und bei dem Betrachter sofort ein Erinnerungsmuster berührt. Für mich sind die Mäuse in ihrer nicht physischen Präsenz eine Metapher des Flüchtigen. In dem Moment, wo man meint sie zu sehen, manifestieren sie sich schon in der Erinnerung. Die Erinnerung baut auf Grund der Erfahrung eine Maus auf aber man sieht sie nicht, weil sie nicht da ist. Es waren nur ein paar vorbei gehuschte Spuren von Linien, welche in ihrer teilweise abstrakten Zeichenhaftigkeit eben nur eine Realitätsebene in unserer Erinnerung widerspiegelt. Bei vielen meiner Arbeiten, wie z.B. besonders auch bei meinen thermografischen Foto/Videoaufzeichnungen von Wölfen dient die technische Transformation dem Ziel, in der Imagination bei dem Betrachter Zonen unbewusster Erinnerungen berühren. Meine Bilder entstehen beim Betrachter. Sie kennen die Bilder aus Erinnerungen und machen sie sich selbst scharf. 40 Stephan Reusse Ausstellungen (Auswahl) 2010 Akbank Sanat Culture and Art Centre, Istanbul - upcoming, Sept. zusammen mit Angela Bulloch, Tony Oursler, Julian Opie, Peter Kogler und Elisabeth Panzenböck New York, opening of the new Museum of Moving Images - upcoming, Nov. Lüdenscheid, „Lichtrouten“ - upcoming Sept. Hongkong, HK Art - upcoming, May solo St. Louis - upcoming, Sept. solo 2009 „Silent Spaces - Räume der Stille“, Museum Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast, Augsburg - Themografien aus „drawing by chairs“ „The SoloProject“, Basel 2009 solo Laserinstallation „merci Dominique“, foto works „Pissflowers“ „100 Storys About Love“, 21st Century Museum of Contemporary Art, Kanazawa, Japan Laserinstallation Katalog „Transparency“, Prague, Czech Republic Katalog - open air Laserinstallation during the EU Presidency of the Czech Republic with Julian Opie, Jaume Plensa, Jenny Holzer, Arthur Duff and Stephan Reusse 2008 „Monkeytalks“ works by Stephan Reusse, Galerie Lukas Feichtner, Vienna, Austria solo Videoinstallation „sleepers“, Fotoworks „Sleepers/Victims“ „Weired Monkeys“, Laserwork „Monkeytalk“ „In there out there“, Park Ryu Sook Gallery, Seoul/Korea - Laserinstallation „Monkey“ „Stephan Reusse“, ParkRyuSook Gallery, Shanghai/China solo „Now Jump“, opening of the new Nam June Paik Art Center, Korea - Laserinstallation „Mice“ Festival B-Seite, Kuenstlerhaus Zeitraum/Exit, Mannheim/Germany - Laserinstallation „Monkey“, ShContemporary, Shanghai/China solo „Here, there and anywhere... Von Geistern, Hologrammen und anderen Abwesenheiten“, Copyright, Berlin/Germany Katalog - Videoinstallation aus „Wolves“ „The Dream Machine“, Shortlist FIAC‘s Parcours, Paris/France - Laserinstallation „Mice“ Katalog „Drawing By Chairs“, Galerie Johnssen, Munich/Germany solo - Fotoworks „An Art Piece Unveiling and Talk“, M on the Bund, Shanghai/China solo - Laserperformance/installation „Variations“, Galerie Pascal Vanhoecke, Paris/France 2007 „M ahoy“, Gallery ArtCore, Toronto/Canada - aus Serie „Mama Ahoy“, solo „Nuit Blanches“, espace d‘animation des blancs-manteaux, Paris - Laserinstallation „From Mice ec.“ “Men and animals”, Biennale Lyon, Musée dÁrt Contemporain de Lyon, France - Videoinstallation „Bluewolf“ „Full House“, Galerie Johnssen, Muenchen „Contact“, Toronto Photography Festival, Toronto/Canada - aus „Mama Ahoy“, Katalog „Alles im grünen Bereich“, Kunsthalle Dortmund - Laserinstallation „From Mice ec.“ „Ecart Photographie“, Galerie Pascal Vanhoecke, Paris 2006 „Süsser Schlummer - Der Schlaf in der bildenden Kunst des 15 Jh.s bis zur Gegenwart“ Residenzgalerie Salzburg - aus Leaving Shadows „Sister“, Katalog „From Mice ec.“, Lasershow, Galerie Artcore/Fabrice Marcolini, Toronto/Can solo „Amory“, New York, Galerie ArtCore/Fabrice Marcolini - Laserinstallation „From Mice ec.“ „Freistoß“, Galerie Harthan, Stuttgart - therm. Foto-/Videoarbeiten mit Rune Mields, CO Paeffgen 41 2005 „Nocturne“, Galerie Parisud, Paris - aus „Wolves“, Videoinstallation „Via Senese“, 100 Jahre Villa Romana, Fuhrwerkswaage Kunstraum, Köln - aus Big Trip „Palermo“, Fotoarbeiten Katalog „Hang“, Galerie Artcore/Fabrice Marcolini, Toronto/Canada - aus Leaving Shadows „Drawing By Chairs“, therm. Fotoarbeiten „Cige“, Beiquing, Galerie Lukas Feichtner - aus Wolves „The Pack“, therm. Fotoarbeiten „Regard sur la photographie contemporaine”, Galerie Parisud, Paris - „Wolves“, therm. Fotoarbeiten „Summerspecial“, Galerie Lukas Feichtner, Wien - aus Cold Boxes „RothkO“ 2004 „The Houses Of Alfredo J.“, Pasadena City College Art Gallery, Los Angeles/USA - Installation, in Collaboration mit Todd Gray solo „Arbeit in Bewegung“, Städtische Kunstsammlung Augsburg, Neue Galerie, Augsburg - aus Leaving shadows „Drawing by Chairs“, mit Maik u. Dirk Löbbert, Ch. Michel, Stephan Reusse Galerie Artcore/Fabrice Marcolini, Toronto/Can „Ar(T)chitecture“,Galerie Johnssen, München „Back to Kassel“, Kunstverein Kassel - aus Leaving shadows „Drawing by Chairs“ „Movements“, Galerie Feichtner, Wien - aus Leaving Shadows „Sitting Man“ „movements“, Galerie Feichtner, Salzburg - aus Cold Boxes „RothkO“ „Malerei in der Photographie“, Galerie Carol Johnssen, München „bromovádeutschfreyreusseschrödlrecentlydeveloped“, Galerie Feichtner, Wien „Wölfe“, Galerie Johnssen, München solo „Works 2003 - 1982“, Deutsche Bank, Köln solo Katalog „Thermovision 03“, Galerie Feichtner Wien solo „Flaming brushes“, Kunsthalle Rotterdam Katalog - aus Collaborations II „Harry Kramer“ 2003 2002 „Wolves“, Galerie Artcore/Fabrice Marcolini, Toronto/Can solo Katalog „Media“, at the Brewery Project, Los Angeles/USA - in Collaboration mit Todd Gray, Videoinstallation „Wolves“, Galerie Girondini, Verona solo Katalog 2001 „Collaborations II“, Galerie Carla Stützer, Köln solo „Leaving Shadows“, Galerie Feichtner & Mizrahi, Wien solo Katalog „Positionen“, Galerie Carla Stützer, Köln - aus Collaborations I 2000 „Stephan Reusse“, Galerie Carol Johnssen, München solo „Komplementäre Raumvisionen“, Kunstverein DG, München solo - mit Hyon Soo Kim „Self In Joy“, Galerie Feichtner & Mizrahi, Wien „Stephan Reusse“, Galerie Carla Stützer, Köln solo „Selbst im Glück“, Galerie Feichtner & Mizrahi, Wien solo 1999 „Big Trip“, Galerie Pedro Oliveira, Porto solo „Ansichten vom Künstler“, Museum Bad Arolsen - aus Big Trip „California“ u. „Palermo“ „Im Spiegel der Zeit“, Kunstverein Schloß Plön 1998 „Between“, Galerie Melchior, Kassel - aus Collaborations II „Der Mensch“, Kunstverein Schloß Plön - aus Collaboration II „Neue Photographie“ , Staatsgemäldesammlung München - aus Thermovision „Cold Boxes“ „Leaving Shadows“, Galerie Johnssen, München solo „Natur - Vegetation“, Fotogalerie Wien - aus Pissflowers 42 1997 „Leaving Shadows“, Galerie Jöllenbeck. Köln solo „Kramer, Demnig, Martin, Reusse“, Kunstverein Lingen - aus Thermovisions „Großes und Kleines Ausatmen“ „Neue Perspektiven“, Galerie Johnssen, München „Das Porträt“, Galerie Schneiderei, Köln - aus Collaborations II „John Waters“ u. „Jimmie Durham“ „Pissflowers“, Galerie Pedro Oliveira, Porto solo 1996 „Big Trip“, Galerie Johnssen, München solo „Der Fleck in der Geschichte der Gegenwartskunst“ Installation, Orangerie Berlin „Blowing in blowing out“ aus leaving shadows, Museum Arolsen solo Katalog „sho(r)t stories“, Altes Rathaus Göttingen Katalog - aus Safari Deutschland „Schmetterlingsjäger“ „Fotofresken“, Galerie Jöllenbeck, Köln „Der soziale Blick“, aus Upperclass „the Upperjupperhupper“, Art Frankfurt „Fotofiktion“, Kunstverein Kassel Katalog „Collaboration II“, Kunstverein DG, München solo Katalog 1994 „Cold Boxes“, Galerie Jöllenbeck, Köln solo „Symmetrie des Denkens“, Galerie Carol Johnssen, München solo „Lemmonroom“, Installation Kunstverein Speyer solo 1993 „Stupid Dogs“ fotokeramische Bodenstücke, Galerie Melchior, Kassel solo „Stupid Dogs“ fotokeramische Bodenstücke, Galerie Jöllenbeck, Köln solo „Thermovision“, EAM, Kassel solo „Unter Null“, Wohnmuseum Zürich Katalog - aus Thermovisions „Cold Boxes“ 1992 „Ghosts“ aus Leaving shadows, Galerie Sties, Frankfurt solo „Zu Ehren Karl Ernst Jöllenbeck“, Galerie Jöllenbeck, Köln - „K.E.“ fotokeramisches Bodenstück „Unter Null“, Wohnmuseum Zürich Katalog - aus Thermovisions „Cold Boxes“ „Riots“, Galerie Art & Concept, München solo „Unter Null“, Hygienemuseum Dresden - aus Thermovisions „Cold Boxes“ Katalog 1991 „Artists auf Emaillen“, Galerie Schiessel, München solo „Unter Null“, Stadtmuseum München Katalog - aus Thermovisions „Cold Boxes“ „Artists on enamels“, Galerie Pedro Oliveira, Porto solo „Unter Null“, Museum für Industriekultur, Nürnberg Katalog - aus Thermovisions „Cold Boxes“ „Thermovision“, Galerie Jöllenbeck, Köln solo 1990 „Der unsichtbare Mann“, Galerie Schiessel, München solo „Oberhalb der Baumgrenze“, Peißenberg Katalog - aus Safari Deutschland „Schmetterlingsjäger“ „Emerging Artists Biennial Exhibition“, California Afro American Museum Los Angeles, USA - „Constant Frustration Level“ aus Installation „Gravity as a Nostalgic Principle for Adventurers“ - in Collaboration mit Todd Gray „Collaboration II“, Galerie Pedro Oliveira, Porto solo „Glückliche Jäger“, Galerie Vicente Bernat, Barcelona solo - in Collaboration mit Bernhard Martin 1989 „Cold Blue - Thermovision“, Galerie Werth, Frankfurt solo „Dem Herkules zu Füßen“, Museum Fridericianum, Kassel - aus Thermovisions „Communication Piece“ Katalog „Safari Deutschland“, Galerie Roma E Pavia, Porto solo Katalog „Euroarte 89“, Guimaraes/Portugal - aus Glückliche Jäger „Giraffe“ „Augen zu und durch“, Museum Alte Post, Mühlheim Katalog - aus Leaving Shadows „Big Fart“ „Constant Frustration Level I“, Studio Buehler/Gray, L.A./USA - in Collaboration mit Todd Gray solo 43 „At home“, Galerie Werth, Frankfurt - aus Leaving Shadows „Von Hirschen und anderen Geistern“ 1988 „Intervention IV“, Performancefestival Paris Katalog - „Safari Deutschland“ Performance „Gravity as a Nostalgic Principle for Adventurers“, Los Angeles/USA solo - Installation, in Collaboration mit Todd Gray „Perspektiv“, Talk-show, Rotterdam - „Glückliche Jäger“ Performance „Safari Deutschland“, Forum de Arte Contempoanea, Lissabon „Elephants Tango“ Performance, Festival Multimedia de Reims, France „Giraffe“ Performance, Holzminden solo „Big Foto Boogaloo“ Performance, Rotterdam solo „Von großen Karotten und kleinen Zwergen“ Performance, Hamburg - in collaboration mit Bernh. Martin 1987 „Glückliche Jäger“, Galerie Z, Kassel solo „Hat Hat“, Kunstfabrik Salzmann, Kassel - „L.A.N.Y.“ Installation „ChanChan Elefan“ Performance, Galerie Z, Kassel „Alternativa 5“ Performance, Porto Katalog - aus Safari Deutschland „Elefant“ solo 1986 „Der letzte bezahlt die Rechnung der kaputten Tassen“ Performance - Première Biennale Internationale de Photographie d‘Art Paris „Aktion Titanic“ Performance - Première Biennale Internationale de Photographie d‘Art Paris „Foto-Food-Foto“ Performance, Espace Diagonal, Paris solo „Friedrich Ebertstipendiaten stellen aus“, Orangerie, Kassel - aus Collaboration I „Collaborations“, Galerie Jöllenbeck, Köln solo Katalog „Safari Deutschland“, Espace Diagonal, Paris solo „Piss-Rose“ Performance, Kassel solo 1985 „Thermovision“, Espace Diagonal, Paris solo 1984 „Safari Deutschland“ Performance, Espace Diagonal, Paris 1983 „Atelier Kramer“, Kunstverein Kleinsassen - „Ghosts“ aus Leaving Shadows „JAB“, Kunstverein Kassel - „Ghosts“ aus Leaving Shadows „Ateler Kramer“, Kunsthalle zu Kiel Katalog - „Ghosts“ aus Leaving Shadows „Point de vue“, Eindhoven Katalog „Alternativa 4“, Performancefestival Lissabon - „Faktor Bi“ Performance „Point de vue“, Arles/France „Photos/Banlieues“, Agora de Evry, France „Never trust a rabbit“, Galerie E. Alvaro, Paris solo 1982 „Kasseler Studenten“, Kunstverein Kassel - „Faktor Alpha“ Performance 44 Klaus Honnef Katalog : „Stephan Reusse 2003-1983“ Bonn 2003 Sichtbar zu machen, was sich dem Zugriff des Sichtbaren verweigert, hat die Kunst schon immer beflügelt, gleichgültig, ob sie sich in gesellschaftlichen Diensten befand oder an selbstgewählten Horizonten erprobte. Sogar als sie eine Phase durchlief, die als „Naturalismus“ oder „Realismus“ apostrophiert wurde, vermochten sich nur vereinzelte Künstler mit der Absicht ihres Zeitgenossen, des berühmten Historikers Hippolyte Taine, zu identifizieren, der forderte, die erfahrbare Realität so zu schildern, wie sie ist, auch wenn es die Erzähler nicht gäbe. Die Gesetze hinter dem sinnfälligen Augenschein aufzuspüren und anschaulich zu machen oder, genauer noch, die Gesetze der optischen Wahrnehmung zu untersuchen und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, bestimmte ihren Ehrgeiz: Nicht, sich mit der planen Abbildung des Sichtbaren zu begnügen. In früheren Epochen der westlichen Kultur verherrlichten sie die Idealgestalt des menschlichen Körpers im physischen wie metaphysischen Sinne. Im Mittelalter vergegenwärtigten sie die himmlische Erlösung der Tugendhaften und die Qualen der Hölle für die Verderbten in leuchtenden Farben und plastischsten Formen. Dabei gelang die Darstellung der Hölle häufig überzeugender; vermutlich, weil die Empirie der eigenen Zeit der Vorstellungskraft wirkungsvoll sekundierte. Nur wenn es sich um die Anbahnung einer Beziehung mit dem Ziel einer späteren Ehe drehte, gesellte der kontaktwillige Herrscher seinem Gesandtenkorps an den fremden Hof einen Maler bei mit dem ausdrücklichen Auftrag, die Auserkorene ja naturgetreu wiederzugeben und keineswegs in der damals üblichen repräsentativen Art. Er wollte sich nämlich ein fundiertes persönliches Urteil bilden. Kunstwert hat solchen Abbildern niemand zugebilligt, und die wenigsten haben sich überhaupt erhalten. Gleichwohl entzündete sich an der Frage des Unterschieds von Bild und Abbild der innige Streit, der sich bis weit in die Postmoderne erstreckte, ob die Fotografie, die während des Aufbruchs der Moderne das Spektrum der überkommenen Bilderwelten um eine technische Variante bereicherte, Kunstwert besitze oder nicht. Festzustellen, Stephan Reusse überwinde in seinen meist großformatigen Bildern die Grenzen des Sichtbaren und stieße in Bezirke vor, die bislang dem Augensinn weitgehend verschlossen gewesen seien, trifft zwar die Sache, ist zugleich aber von jener Qualität, wie einem Athleten eine ausgeprägte Muskelapparatur zu attestieren. Nicht minder selbstverständlich mutet der Hinwies an, der Künstler bediene sich bei seinem Unterfangen der neuesten Technik, die verfügbar sei, im konkreten Fall, der avanciertesten Variante der Thermografie, eines Mediums, das über verschiedene Relais � Wärmeimpulse lebender Körper auffängt und ins Register des Visuellen überführt. Praktisch war in der Geschichte der Kunst stets die Technik zur Verfügung, wenn sie gebraucht wurde, Künstler haben sie sich sozusagen an die Hand gearbeitet und für ihre Intentionen zurecht gemodelt. Viele der modernen Techniken verdanken sich dem Krieg, verdanken sich technischen Entwicklungsschüben, die Kriege gewöhnlich auslösen, und manche fanden im Krieg erst ihre wichtigste Bestimmung wie die Fotografie. Video und das Internet waren zunächst ausschließlich Techniken des militärischen Apparates. Die Thermografie leitet Mediziner vor und bei schwierigen Operationen und gleichermaßen fliegende Bomben präzis ins Ziel. Früher gab es Zeiten, die den Siegern von Schlachten Kriegskunst zubilligten. Von bellizistischen Gelüsten sind Reusses Bilder indes weitestgehend frei. Gleichwohl spielen die Möglichkeiten, die sich ihm gerade in den immanenten Zielen der jeweiligen verwendeten Techniken eröffnen, eine beherrschende Rolle in seiner Kunst - um nicht gleich zu sagen, dass sie der eigentliche Gegenstand seiner umfangreichen Experimente mit den technischen und elektronischen Medien sind und die jeweiligen Bildmotive häufig Vorwände, diese offen zu legen. Sein Umgang mit den Bildmedien ist weder vorbehaltlos noch naiv. Sowohl die besondere Art und Weise, wie er sie sich zu eigen macht, als auch die Wahl der dargestellten Modelle lenkt den Blick auf den springenden Punkt der spezifischen Beschaffenheit des verwendeten Mediums. Denn sie beeinflussen entscheidend, was in den Bildern gezeigt wird, haben Auswirkungen auf deren Gehalt und werfen ebenfalls ein Licht auf das künstlerische Interesse, das sich ihrer bedient. Vielleicht haben auch die Anregungen, die er während seiner Studiums in Kassel (1981 - 1986) erhielt, als das „Fotoforum Kassel“ um Floris Neusüss und Renate Heyne mit ständig wechselnden in- und ausländischen Künstlern, Fotografen und Wissenschaftlern ein kritisches Augenmerk auf die Bilder der modernen Massenkommunikation und ihre Konsequenzen in der Gesellschaft richtete, seinem künstlerischen Denken auf die Sprünge geholfen. Zur signifikanten Erscheinungsweise der Fotografie gehört, dass der Verlust ihr unaufhebbares Thema ist, dass sie etwas unweigerlich Vergangenes im Gewande einer scheinbaren Anwesenheit fixiert, dass sie Abwesendes als definitiv anwesend-abwesend anschaulich vergegenwärtigt. Zeugnis, Dokument ist ein fotografisches Bild nur insofern, als es dieses paradoxe Verhältnis beglaubigt. Stephan Reusse spitzt dieses „Noema“ (Roland Barthes) der Fotografie zu, indem er mit fotografischen Mitteln Gegebenheiten wiedergibt, die mit fotografischen Mitteln allein gar nicht darstellbar sind. Die fotografische Aufnahme eines leeren Bettes vergegenwärtigt nichts als ein leeres Bett und lediglich die zerknüllten Laken liefern Indizien, dass sich einige Zeit zuvor jemand darin aufgehalten hat, ohne die zeitliche Spanne näher eingrenzen zu können, sofern die Szenerie nicht ohnehin eigens für eine fotografische Aufnahme inszeniert wurde. In den Thermografien des Künstlers werden hingegen die Umrisse des Körpers sichtbar, der sich einmal in dem Bett befunden hatte, und je rascher die Aufnahme erfolgt, nachdem der das Bett verlassen hat, desto prägnanter seine Spuren. Auf dem Bild bleibt eine Art Schatten zurück, obwohl der „reale“ Schatten sich längst verflüchtigt hat. Real? Der wolkenförmige Schatten im thermografischen Bild ist um nichts weniger real (oder irreal) als der Schatten der fotografischen Aufnahme - oder der Schatten, den ein Körper im strahlenden Licht wirft. 45 Die unterschiedlichen Schatten sind Ergebnisse unterschiedlicher physikalischer Prozesse, konkret: unterschiedlicher Wellenlängen von Licht und Wärme. Reusse verwendet für seine Thermografien einen Apparat, der imstande ist, nicht sichtbare Wärmestrahlen in sichtbare Formen zu übertragen und sie im Farbspektrum von Weiß bis Blau zu veranschaulichen. Wärme manifestiert sich im Abbild als Rot und Kälte als Blau, gemäß den Gefühlswerten, welche schon die Malerei den Farben assoziiert hat. Die Extreme liegen, nicht überraschend, bei Weiß und Schwarz. „Infrarotemissionen warmer Körper, deren Temperaturen weniger als 300 Grad Celsius betragen, müssen zuerst über einen elektronischen Bildwandler in sichtbares Licht transformiert werden, ehe sie auf fotografischen Materialien festgehalten werden können.“1 Dazu bedarf es eines entsprechenden Sensors. Die Umwandlung von Phänomenen, die den menschlichen Sinnen ohne zwischengeschaltete Vermittler nicht zugänglich sind, ist eine der bezeichnendsten Errungenschaften der Moderne. Dabei kristallisiert sich zunehmend die Tendenz heraus, den optischen Sinn auf Kosten der übrigen Sinne zu privilegieren. Auch um Stimmen genau zu differenzieren, transformiert man ihre Schwingungen in grafische Verläufe. Die Thermografie übersetzt Gefühlswerte in optische Signale - im Prinzip zumindest, weil das, was sie veranschaulicht, letztlich das Vermögen des Tastsinns übersteigt. „Wir sehen, was wir nicht gefühlt haben.“2 In einem thermografischen Videofilm über nächtliche Fußballspiele, die von ihren Akteuren bewusst im Dunkeln und nicht wie im kommerziellen Sport unter grellem Flutlicht veranstaltet werden, tauchen die zwei Schatten der Spieler als bewegte Bildelemente auf. Der eine, der thermografische, verharrt noch, wenn der andere, der fotografische, sich bereits von seinem Standort gelöst hat. Beim Stillstand holt der Wärmeschatten ihn wieder ein. Ist das Moment des Abwesend-Anwesenden in fotografischen Bildern ein konzeptionelles Problem und bloß vorstellbar, da sich das Abwesende bei jeder Betrachtung als anwesend von Neuem aktualisiert, allerdings in Gestalt einer Bildfigur, realisiert es sich in thermografischen Bildern sichtbar als Differenz. Beide Male freilich im anhaltenden Status des „Es-ist-gewesen“ (Barthes). Man sieht der Zeit bei der Arbeit zu. „Der Thermograf ist ein besonderer Differenzschreiber. Aber erst durch die Transformation im fotografischen Bild wird aus den sichtbar gemachten Daten, die der Sensor registriert, erneut eine Sensation.“3 Das Wärmebild erweitert die Reichweite der Fotografie auf ein Terrain, das ihr zuvor verborgen war. „Dem Auge wird über einen medialen Übersetzungsprozess zugänglich gemacht, was normalerweise der Haut, dem Spüren, dem Tasten privilegiert vorbehalten ist wahrzunehmen.“4 Um den Preis allerdings, dass die Körper und Dinge, die sich via optisch optimierter Wärmedaten in Reusses thermografischen Bildern entfalten, jene Detailgenauigkeit vermissen lassen, die einem genuin fotografischen Bild selbstverständlich sind. Statt einer schier erdrückenden Fülle von Einzelheiten erblickt man vibrierende Umrisse, geisterhafte Erscheinungen, ohne festen Ort auf der Bildfläche und auch nur einen Anflug plastischer Substanz. Folgerichtig nennt der Künstler seine Arbeiten auch „Thermovisionen“. Er beschwört mit der Benennung eine magische Dimension, entfacht Vorstellungen von Bildzauber, die zwar keine Rechtfertigung im technischen Vorgang der Bildgenese finden, jedoch in der Imagination der Betrachter auf umso größere Resonanz rechnen können, zumal sie Zonen unbewusster Erinnerungen berühren. Seine formidable Werkgruppe „Wölfe“ schürzt diesen Zusammenhang in ganz besonderem Maße. Gleichzeitig beleuchtet sie die versteckten medialen Verwicklungen seiner Kunst mit verstörender Konsequenz. Im kollektiven Gedächtnis der Kulturen, wo Wölfe heimisch sind, ruft ihre Auftreten Angst hervor. Bedrohliche Raubtiere, die nachts in die Gehege der domestizierten Tiere einbrechen und sie reißen. Eine der wenigen Ausnahmen bildet der Gründungsmythos des römischen Reiches. Die legendären Ahnen der Stadt Rom, Romulus und Remus, wurden als Waisen von einer Wölfin vor dem Tode gerettet und gesäugt. In der christlichen Mythologie gelten Wölfe als Verkörperung des Bösen schlechthin. Zum Beispiel Matthäus 7,15: „Hütet Euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind.“ Der Wolf ist das Sinnbild des Teufels. „Im Zyklus der Tugenden und Laster gehört der Wolf zur Raubgier und zur Unbotmäßigkeit“.5 Keine guten Karten für eine gedeihliche Existenz. Die wölfische Population auszurotten, war die pragmatische Schlussfolgerung, und die Dämonisierung befeuerte sie zusätzlich, indem sie die Realität mythisch überhöhte. Andererseits setzte sie auch eher ambivalente Züge frei. Adolf Hitler ließ sich von Kindern gerne als „Onkel Wolf“ ansprechen, und seine militärischen Hauptquartiere trugen in der Regel Namen, die eine Verbindung mit dem Mythos des Wolfes suchten, wie Wolfsschanze. Mittlerweile sind die Wölfe selber zu einer bedrohten Spezies geworden, und wenn sie sich plötzlich zeigen, wo sie niemand mehr vermutet, werden sie statt erschlagen freudig begrüßt. Die meisten Menschen in der Welt der fortgeschrittenen Zivilisation kennen sie ausschließlich aus Zoos und Freigehegen. Warum Stephan Reusse ausgerechnet Wölfe als Modelle für eine seiner Werkgruppe auserkoren hat, erklärt er vage damit, dass sie ihm als das „schlechte Gewissen der Menschen“ erscheinen. Seine Kenntnisse über sie hat er eindringlicher aus Reden über Wölfe denn aus eigener Anschauung gewonnen. Deshalb womöglich klingt in zahlreichen Bildern der „Wölfe“-Serie, die manchmal zu Zweier- und Dreierkombinationen zusammengefasst werden, eine Fülle von versprengten Rapporten an, die größtenteils ins Imaginäre oder Unbewusste abgedriftet sind. In stockfinsterer Nacht spürt der Künstler die scheuen Tiere auf, und es ist das Suchbild der Kamera, das ihm Auskunft erteilt, sobald ein Wolf sich nähert. Mit bloßem Auge vermag er ihn nicht zu erkennen. Das erfordert ein maximales Stillhalten seinerseits, sonst würde das Raubtier ihn wittern und prompt die Flucht ergreifen. Reusses Reviere sind die Freigehege. Zoologische Gärten kämen nicht in Frage, da sich die Wölfe im Zoo kaum bewegten, und „Porträts“ wolle er von ihnen nicht anfertigen. Zwar treibt ihn sicherlich Neugierde an, die Wölfe mit der Wärmekamera zu jagen, auch das Verlangen, ein so ungemein vorsichtiges Tier wie einen Wolf, der in seiner Wildbahn bei Tageslicht und offenem Visier kaum gestellt werden kann, im Bild festzuhalten. Aber es ist vordringlicher die Neugierde an sich als ihr Objekt, das den Bildern eine ausgesprochen doppelbödige Intensität verschafft. Die thermografische Technik bringt in den großformatigen Aufnahmen eine Eigenschaft der Fotografie zum Ausdruck, die in allen Varianten der Inszenierten Fotografie von untergeordneter Bedeutung nichts desto weniger Bestandteil ihrer medialen Struktur ist: das versteckte Sehen, ein Sehen, ohne gesehen zu werden. 46 Im dunklen Raum der „Camera obscura“, dem Vorläufer-Apparat, nach dessen Prinzip die Kamera nach wie vor funktioniert, war der Voyeur vor Entdeckung geschützt, und die langen Rohre ihrer Teleobjektive verschaffen den „Paparazzi“ (Federico Fellini) die notwendige Distanz, um ihr „Wild“, die sogenannte Prominenz des Boulevards, unerkannt und sozusagen aus dem Hinterhalt zu erlegen. Die Thermografie umgibt den Jäger von neuem mit dem Schutz der Dunkelheit und hellt simultan die Dunkelheit für ihn im Suchbild der Infrarot-Kamera auf, so dass für die anvisierten Objekte die Nacht ihre Schutzfunktion verliert und er ihre Beute ohne Schwierigkeiten einzufangen vermag. Die Metaphern der Jagd begleiten die Fotografie, seit die „schnellen Kameras“ auf den Markt gelangten und „Schnappschüsse“ in das Kontinuum der Zeit erlaubten, mal positiv, mal negativ konnotiert. Die Bilder von Stephan Reusse lassen ihre Betrachter an diesem scheinbar mysteriösen Geschehen teilnehmen, sie werden zu stillschweigenden Komplizen der Jagd, wie die Leser der einschlägigen Bildpostillen die stillschweigenden Komplizen der Paparazzi, über die sie in bigotter Selbstgerechtigkeit den Stab brechen, wenn sie ihr Opfer auf einmal tatsächlich erledigen. Reusse psychologisiert gewissermaßen die Kamera und ihre Bilder. Susan Sontags hintersinnigen Vorwurf, ein Fotograf, der die Erschießung eines Menschen fotografierte, hätte sie verhindern können, wenn er statt mit seiner Kamera zu schießen in den Vorgang der Hinrichtung eingegriffen hätte, gibt die Thermografie in ihrer konkreten (und nicht-künstlerischen) Anwendung im Krieg frische Nahrung. In der Reihe mit den faszinierenden Bildern der Wölfe ist eines enthalten, das wie ein Schlüsselbild wirkt. Außer einem hellen Fleck fällt nichts auf. Offenbar handelt es sich um eine abstrakte Fotografie. Der Fleck allerdings signalisiert, dass an der Stelle, die er markiert, auf längere Dauer ein Wolf verweilt hat, bevor er weiterzog. Sein sichtbarer Schatten ist verschwunden, aber der Schatten, den seine Körperwärme verströmt hat, bezeugt seine vormalige Anwesenheit, gibt der Jagd auf das Tier erst den unmittelbaren Anlass. Es ist eine fiktive Jagd; eine Jagd darüber hinaus in einem künstlichen Gelände, das Menschen für Tiere der einst „freien Wildbahn“ als Ersatz geschaffen haben, um ursprüngliche Lebensbedingungen zu simulieren, ohne die Kontrolle über sie aufzugeben. Schauplatz und Technik der Bilder korrespondieren, und die Tiere begegnen den Betrachtern in den „Thermovisionen“ als Schemen. Die digitale Bearbeitung der Bilder erhöht noch den artifiziellen Effekt. Wenn Wärme die natürliche Atmosphäre erfüllt, vom Frühjahr bis zum Herbst, werden die Kontraste geringer, im Hochsommer verschwinden sie fast ganz, und die schemenhaften Reflexe der Wölfe verschmelzen mit ihrer Umgebung. Die Tiere werden abermals nahezu unsichtbar. Bisweilen leuchten nur ihre Augen stechend auf. Gleiches passiert bei Tageslicht. Kälte und Dunkelheit sind die passenden Begleiter der Thermografie. Nicht von ungefähr sorgen Kälte und Dunkelheit ebenfalls für den geeigneten Hintergrund von Spukgeschichten und heizen die Phantasie auf. Früher hat sich der Künstler mit „Geisterfotografie“ beschäftigt, einer Gattung, die sämtliche Grenzen fotografischästhetischer Reflexion sprengt, aber in der „Alchemie“ der fotografischen Bildwerdung begründet ist. Das Ungeheuer von Loch Ness erklärt sich rational aus einem Fehler in der fotografischen Emulsion oder als Luftspiegelung, es ist aber auf dem fotografischen Bild als Erscheinung sichtbar vorhanden. Reusse hat mit den Komponenten des Entwicklungsprozesses fotografischer Bilder ausgiebig experimentiert, etwa dem latenten Bild, das die fotografische Platte oder der Film nach der Aufnahme birgt, ohne es vor dem Eintauchen ins Entwicklerbad preiszugeben. Er hat es nach dem üblichen Verfahren entwickelt, dann verschwinden lassen und schließlich von Neuem reaktiviert. Er hat in einer weiteren Werkgruppe die Entwicklerflüssigkeit durch Harn ersetzt und Bilder mittels seiner und der Körperflüssigkeit von Künstlerkollegen zur Erscheinung gebracht, zusammen mit dem Bildhauer Harry Kramer die „Pissflowers“, die an stockfleckige Pflanzendarstellungen aus der Frühzeit der Fotografie erinnern. Er hat mit der Infrarotkamera leere Räume fotografiert, Räume, in denen er sich vor der Aufnahme aufgehalten oder aus denen er Stühle oder geheimnisvolle Boxen entfernt hat, eine, zwei, drei Minuten später, und merkwürdige Formballungen entdeckt oder Formgerüste wie auf den Gemälden von Mark Rothko und er hat einen so diffusen Stoff wie den Atem in ein fixiertes Abbild gebannt. Mit der Hilfe von diversen Maschinen - Wärmekamera, Computer, Fotolabor - realisiert Stephan Reusse spektakuläre Bilder, die dem Sichtbaren ein zunächst verschlossenes Territorium erobert haben, das Sehen und Empfinden auf der anschaulichen Ebene vereinigt und die Kontinuität eines monokausalen Zeitablaufs mit der Diskontinuität komplexer Bewegungsvorgänge ineinander blendet. Man könnte auch behaupten, dass es dem Künstler gelungen ist, jenes geheimnisvolle Fluidum anschaulich zu vergegenwärtigen, das Walter Benjamin als fern und nah in einem beschrieben hat: Aura. Ein drittes Bild von Körpern und Dingen, nachdem das faktische ebenso vergangen ist wie das des direkten Schatten. So karg das formale Inventar der Bilder auch anmutet, ihre visuelle Struktur ist von einer verblüffenden Vielfältigkeit. Die Dimension des Anschaulichen ist mehrstufig. In den Bildern von Stephan Reusse schwingen stets bewusst Bilder mit, die sich der sichtbaren Evidenz entziehen. In den fotografischen Werken, die Produkt einer Zusammenarbeit mit Künstlerkollegen sind, verschränken sich seine Vorstellungen mit ihren Vorstellungen, und ihre Vorstellungen spiegeln sich in Form ironisch akzentuierter Projektionen: die Konzept-Malerin Rune Mields im Fußballtor, Rosemarie Trockel und Marcel Odenbach, die in ihren künstlerischen Arbeiten die Wirklichkeit der medialen Bilder ausleuchten, auf der grünen Wiese beim Picknick, der Maler Rob Scholte, dem nach einem fürchterlichen Unfall die Beine amputiert werden mussten, am Abfertigungsschalter einer Fluggesellschaft mit Koffer und davor aufgebauten Schuhen, Jürgen Klauke als übermütiger Poltergeist... Ist bereits jedes fotografische Bild das Ergebnis einer Inszenierung, weil sich aufgrund des Rahmens, der ein Bild umschließt, die Situation einer Auserwältheit ergibt, sind die „Künstlerporträts“ Resultate einer mehrfachen Inszenierung: der Fotografie, des Initiators und der beteiligten Akteure. Umgekehrt verstehen sich die monumentalen Bilder wie das, welches eine beträchtliche Anzahl von Menschen auf einem Felsen versammeln, als „reproduzierte Bilder, die ich gesehen habe“6 (Reusse) und mithin als Dokumente der Inszenierung von Erinnerungsbildern. 47 „Die spezifische Qualität der fotografischen Arbeit von Stephan Reusse erwächst aus dialogischen Öffnungsprozessen.“7 In seinen Bildern erfährt man, dass das fotografische Material die Realität nicht, wie es heißt, abbildet, sondern gestaltet und eine fabelhafte Projektionsfläche für die Kraft der Imagination abwirft. Immerhin funktionierten „Camera obscura“ und „Laterna magica“ auch nach demselben mechanischem Prinzip. Das vermeintliche „Wahrheitsregime“ (John Tagg) der Fotografie entpuppt sich in diesen „phantastischen“ Bildern als ein Schirm vagabundierender Imaginationen. Literaturhinweise: 1) Hugo Schöttle. DuMont �s Lexikon der Fotografie, Köln 1978, S. 285. 2) Wolfgang Hahn. Vom Urknall zur Aura, in: Kat. Stephan Reusse, München 1996, S. 25. 3) Siegfried Zielinski. Wolfsbilder, in: Kat. Stephan Reusse. Leaving Shadows, Wien 2002, o. S. 4) Zielinski. a.a.O. 5) Lexikon Christliche Kunst, Freiburg im Breisgau 1980, S. 338 6) Stephan Reusse im Gespräch mit dem Autor 7) Marietta Franke. Dialogische Öffnungsprozesse. Zu Fotoarbeiten von Stephan Reusse, in: Kat. Stephan Reusse, s. Anm. 2, S. 4. 48 Lukas Feichtner Galerie Seilerstätte 19 A-1010 Wien Tel.: +43 1 512 09 10 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten Dienstag - Freitag 10-19:00 Samstag 10-16:00 Lukas Feichtner Mobil: + 43 676 338 71 45 E-Mail: [email protected] Barbara Pichler Mobil: + 43 664 453 77 35 E-Mail: offi[email protected] [email protected] 49