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Züchtungskunde, 83, (3) S. 225–232, 2011, ISSN 0044-5401 © Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Original Article Untersuchungen zum Wachstum des Schweifhaares beim Warmblutpferd Imke Traulsen1, Neele Fölster1, K. Blobel2 und J. Krieter1 Zusammenfassung Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, Einflussfaktoren auf das Wachstum von Schweifhaaren bei Warmblutpferden zu quantifizieren und so Abschätzungen hinsichtlich des Nachweisfensters für Fremdsubstanzen im Schweifhaar zu ermöglichen. Dabei wurden insbesondere die Faktoren Farbe und Alter der Pferde betrachtet. Das Schweifhaarwachstum wurde an 77 Pferden unterschiedlicher Farbe (Braune, Füchse, Schimmel) und Alters (2–23 Jahre) auf fünf Betrieben innerhalb eines Zeitraumes von sechs Monaten erhoben. Zu Versuchsbeginn wurden die Schweifhaare auf einer definierten Fläche an der Schweifrübe entfernt. Anschließend wurde bei allen Tieren die Länge der nachwachsenden Schweifhaare fünfmal im 4-wöchigen Abstand gemessen. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Einfluss der Farbe und des Alters der Pferde auf das Schweifwachstum. Braune Pferde weisen ein geringeres Wachstum auf als Füchse oder Schimmel. Ebenso wachsen die Schweifhaare jüngerer Tiere schneller als älterer Tiere. Aus den ermittelten Wachstumsgeschwindigkeiten sind lange Nachweisfenster für Fremdsubstanzen in Haarproben realisierbar. In der Pferdesportpraxis sind Haarproben als eine Ergänzung zu herkömmlichen Blut- und Urinproben insbesondere für den Nachweis von chronischem Doping anzusehen. Schlüsselwörter: Pferd, Schweifwachstum, Farbgebung, Doping Summary Studies on tail hair growth in warmblood horses The present study aims at the quantification of influence factors on equine tail hair growth to determine the potential detection period of drugs and medications. Focus is put on the coloring and age of the horses. Within a six-month period data were recorded using 77 horses of different coloring (bay, chestnut, grey horses) and age (2–23 years of age) housed in six farms. At the beginning of the study, a defined area at the tail bottom was removed. In four weeks intervals, the length of the growing tail hair was measured at five points in time. The results show a significant impact of the coloring and the age of the horses on tail hair growth. Bay horses show a slower growth than chestnut or grey horses. In younger horses the tail hair grows faster than in older ones. A long potential detection period for drugs and medications is determined when applying the estimated 1 Institut für Tierzucht und Tierhaltung, Christian-Albrechts Universität, Kiel, E-Mail: itraulsen@ tierzucht.uni-kiel.de 2 HIPPO-Blobel, 23812 Ahrensburg 226 Imke Traulsen, Neele Fölster, K. Blobel und J. Krieter growth rate. For practical use, analysis of hair is considered as a tool to detect long term and chronic medications and is applied in addition to conventional blood and urine samples. Keywords: Horse, tail hair growth, coloring, doping 1 Einleitung Das Vorkommen von Fremdsubstanzen (Xenobiotika) mit leistungsfördernden Eigenschaften im Pferdeorganismus ist ein Problem im heutigen Pferdesport. Im Jahre 2009 wurden insgesamt 2.701 Urin- oder Blutproben von Pferden entnommenen und 52 positiv auf körperfremde bzw. verbotene Substanzen getestet (Sporthochschule Köln, 2009). Dabei wurden 60 verschiedene Substanzen nachgewiesen. Der Nachweis derartiger Substanzen mittels biologischer Flüssigkeiten (Blut, Urin) ist als objektivste Methode akzeptiert (Düe, 1998; Kintz und Samyn, 2002). Diese Matrizen eigenen sich insbesondere für den Nachweis akuter Dopingformen. Für den Nachweis chronisch – also über einen längeren Zeitraum – verabreichter Substanzen, sind Blut oder Urin weniger geeignet. Im Urin sind Fremdstoffe nur qualitativ und nur wenige Tage nach der Applikation nachweisbar. Danach ist die Substanz, bis auf wenige Ausnahmen, ausgeschieden oder metabolisiert (Arnold und Sachs, 1994; Dupont und Baumgartner, 1995). Beim Blut verringert sich die Nachweisperiode auf wenige Stunden, allerdings ist hier auch ein quantitativer Nachweis möglich. Als Medium zum Langzeitnachweis oder zur Abschätzung des Konsumverhaltens (semiquantitative Aussagen) werden Haare empfohlen (Dunnett und Lees, 2003; Mußhoff und Madea, 2004). Haare als Nachweismatrize sind einfacher zu gewinnen und geben Informationen über verwendete Medikamente, aber auch nutritive Imbalancen (Dunnett, 2002). Während des Haarwachstums werden Substanzen in das Haar eingelagert und als Substanzbande im Haar mittransportiert. So können durch Segmentierung der Haare große Nachweisfenster realisiert werden (Arnold und Sachs, 1994). Die Möglichkeit von Langzeituntersuchungen ist auch im Zusammenhang mit der Medikationskontrolle im Pferdesport interessant. Hierfür bietet sich beim Pferd das Langhaar (Schweif, Mähne) an, welches einem kontinuierlichen Wachstum unterliegt (Anielski, 2007). Deckhaare sind weniger geeignet, da in Abhängigkeit von der Photoperiode ein periodischer Haarwechsel stattfindet. Um Applikationszeiträume genauer eingrenzen zu können, ist es notwendig, das Längenwachstum des Haares quantifizieren zu können. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, Einflussfaktoren auf das Wachstum von Schweifhaaren bei Warmblutpferden zu bestimmen. Im Fokus stehen die Faktoren Farbe, Alter, Geschlecht und Rasse der Pferde. Anhand der Ergebnisse können Abschätzungen hinsichtlich der Länge der Nachweisperiode von Fremdsubstanzen im Schweifhaar gemacht werden. 2 Material und Methoden Datenerfassung Für die Studie wurden Daten an 77 Warmblutpferden in Schleswig-Holstein im Zeitraum von August 2009 bis Januar 2010 erhoben. Die Versuchsgruppe umfasste 16 Hengste, 31 Wallache und 30 Stuten im Alter von 3 bis 23 Jahren. Bezüglich der Fellfarbe waren es 48 Braune, 12 Füchse, 14 Schimmel sowie zwei Rappen und ein Rappschecke. Die Untersuchungen zum Wachstum des Schweifhaares beim Warmblutpferd 227 Pferde standen auf fünf Betrieben mit im Durchschnitt 15,4 (11–21) Pferden pro Betrieb. Abhängig vom Betrieb erhielten zwei Drittel der Tiere halb- oder ganztätig Weidegang, während die übrigen Pferde ausschließlich in der Box gehalten wurden. Als Ergänzung zum Rauhfutter erhielten alle Tiere Kraftfutter. Bei allen Pferden wurden zu Versuchsbeginn die Schweifhaare auf einer 1 cm2 großen Fläche links an der unteren Spitze der Schweifrübe entfernt. Anschließend wurde bei allen Tieren die Länge der nachwachsenden Schweifhaare fünfmal jeweils im 4-wöchigen Abstand gemessen. Des Weiteren wurden an jedem Messtag die Temperatur sowohl innerhalb (11,7°C, –0,3°C – 30,3°C), als auch außerhalb (9,2°C, –4,7°C – 31,2°C) des jeweiligen Stalls erfasst. Insgesamt standen für die Auswertung 434 Beobachtungen zur Verfügung. Die durchschnittliche Schweiflänge zu Versuchsende lag bei 14,3 cm (12,5 cm – 16,6 cm). Statistische Auswertung Die statistische Auswertung erfolgte mit der Prozedur MIXED des Statistikprogrammpakets SAS (Statistical Analysis System), Version 9.2. In einem gemischten linearen Modell wurde die an den sechs Zeitpunkten gemessene Schweiflänge analysiert. Als fixe Effekte wurden die Farbe der Pferde (1: Brauner, Rappe, Schecke, 2: Fuchs, 3: Schimmel), das Alter (1: 3–5 Jahre, 2: 6–9 Jahre, 3: 10–23 Jahre) sowie der Betrieb (1–5) im Modell berücksichtigt. In Voranalysen waren weitere fixe Effekte wie das Geschlecht und die Rasse der Pferde nicht signifikant und zeigten keine Verbesserung nach dem Akaike Kriterium. Sie wurden deshalb nicht ins Modell aufgenommen. Auch zeigten andere Studien keine Abhängigkeit der Wachstumsrate vom Geschlecht der Pferde (Dunnett, 2002, Popot et al., 2000, Schlupp, 2003). Unterschiede zwischen Rassen wurden nur zwischen Ponyrassen und Vollblütern beschrieben (Dunnett, 2002). Als linear quadratische Kovariable wurde der Versuchstag (1. … 165.) aufgenommen. Das angewendete Modell berücksichtigt zusätzlich den zufälligen Effekt des Pferdes. Abhängigkeiten zwischen den Residuen der wiederholten Wachstumsbeobachtungen eines Pferdes wurden mit einer räumlich exponentiellen (spatial exponential) Autokorrelationsfunktion modelliert, die sich für die leicht variierenden Messintervalle zwischen den Versuchstagen als geeignet erwies (Littell et al., 2006). Die Ergebnisse ergaben eine hohe Autokorrelation von 0,94 und bestätigen deren Berücksichtigung in der statistischen Analyse. Die Residuen des Modells wurden grafisch untersucht und zeigten eine zufällige Streuung. 3 Ergebnisse Das Wachstum der Schweifhaare wird von der Farbe und dem Alter der Pferde sowie vom Versuchstag signifikant beeinflusst (p < 0,05). Dahingegen werden zwischen den Betrieben keine signifikanten Unterschiede festgestellt. In Abb. 1 sind die LSQ-Mittelwerte und deren Standardfehler für die Schweiflänge in Abhängigkeit von der Fellfarbe und dem Alter der Pferde dargestellt. Pferde mit einer braunen Fellfarbe zeigen im Mittel die geringste Schweiflänge mit 8,1 cm. Signifikant länger sind die Schweife der Füchse und Schimmel mit 8,7 bzw. 8,6 cm. Bei dem Einfluss des Alters zeigt sich, dass ältere Pferde ein signifikant geringeres Schweifwachstum aufweisen als jüngere. So sinkt der LSQ-Mittelwert von 8,8 cm für 3–5 jährige Pferde auf 8,2 cm für 10–23 Jahre alte Pferde. Für die fünf betrachteten Betrieben schwanken die LSQ-Mittelwerte zwischen 8,2 und 8,8 cm, wobei keine Differenz signifikant ist (Abb. 2). Der Verlauf des Schweifwachstums über die Zeit ist in Abb. 3 aufgezeigt. Obwohl beide betrachteten Komponenten (linear und quadratisch) im Modell signifikant sind, 228 Imke Traulsen, Neele Fölster, K. Blobel und J. Krieter 9,2 9,0 Schweiflänge (cm) 8,8 8,6 8,4 8,2 8,0 7,8 7,6 7,4 a* b b a b b Braune Füchse Schimmel 3-5 6-9 10-23 Farbe Alter (Jahre) Abb. 1. LSQ-Mittelwerte und deren Standardfehler für die Schweiflänge in Abhängigkeit von der Farbe und dem Alter der Pferde; * unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen innerhalb des Einflussfaktors (p < 0,05) LS-Means and standard errors for tail hair growth depending on colour and age of the horses; * different letters indicate significant differences within effect (p < 0.05) verläuft die Kurve über den Untersuchungszeitraum hinweg weitgehend linear. Das Schweifwachstum pro Tag beträgt ca. 0,09 cm, so dass nach einer 6-monatigen Wachstumsphase eine Schweiflänge von 16,1 cm erwartet werden kann. 4 Diskussion Über den Einfluss der Farbe eines Pferdes auf das Schweifwachstum ist wenig bekannt. In der vorliegenden Studie wurde ein deutlicher Unterschied zwischen der Gruppe der Braunen und den übrigen Tieren gefunden. Das schnellere Wachstum der Schimmel könnte auf der Abwesenheit der Melaninsynthese basieren. Beim Menschen zeigen weiße Barthaare eine etwa zweimal so hohe Wachstumsrate wie pigmentierte (Nagl, 1995). Während des Haarwachstums muss in pigmentierten Haaren neben Keratinsynthese und -transport auch die Melaninsynthese stattfinden. Dies verlängert vermutlich den Übergang von proliferierenden zu fertig differenzierten Zellen bei nicht-pigmentierten Haaren. Nicht eindeutig zu klären ist, warum die Füchse in der vorliegenden Studie ein ebenso hohes Wachstum aufweisen wie die Schimmel. Zu bemerken ist jedoch, dass die Tierzahlen sowohl für die Schimmel als auch für die Füchse sehr viel niedriger sind als für die Braunen. Der in der vorliegenden Analyse festgestellte negative Einfluss des fortschreitenden Alters auf das Wachstum von Schweifhaaren beim Pferd kann durch eine geringere Aktivität der Haarfollikel bei älteren Individuen erklärt werden (Courtois et al., 1995). Untersuchungen zum Wachstum des Schweifhaares beim Warmblutpferd 229 9,0 8,8 Schweiflänge (cm) 8,6 8,4 8,2 8,0 7,8 7,6 7,4 1 2 3 4 5 Betrieb Abb. 2. LSQ-Mittelwerte und deren Standardfehler für die Schweiflänge für die unterschiedlichen Betriebe LS-Means and its standard errors for tail hair growth depending on farm 18 16 Schweiflänge (cm) 14 12 10 8 6 4 2 0 0 30 60 90 Tage Abb. 3. Verlauf des Schweifwachstums über die Zeit Course of tail hair growth over time 120 150 230 Imke Traulsen, Neele Fölster, K. Blobel und J. Krieter Dieser Zusammenhang ist auch beim Menschen beobachtet worden (Harkey, 1993; Courtois et al., 1995). Andere Studien stellten keinen Einfluss des Alters auf das Schweifwachstum fest (Dunnett, 2002; Popot et al., 2000; Schlupp, 2003). Allerdings wurde beispielsweise von Popot et al. (2000) nur eine kleine Stichprobe von drei Pferden mit einem Alter zwischen zehn und zwanzig Jahren betrachtet. Durch die Altersstruktur des vorliegenden Datenmaterials kann auch das vergleichsweise schnelle Wachstum (ca. 2,7 cm/Monat) erklärt werden. So lagen Popot et al. (2000) und Schlupp (2003) mit 2,2–2,4 cm/Monat etwas niedriger. Da Popot et al. (2000) wesentlich ältere Pferde (> 10 Jahre) ausgewählt hat, ist ein langsameres Wachstum als in der vorliegenden Studie erklärbar. In dieser Studie nicht berücksichtigt wurde die Fütterung der Pferde. Diese weist einen Effekt auf das Haarwachstum auf, der allerdings hauptsächlich mit einer Mangelernährung in Zusammenhang gebracht wird (Lewis, 1995). Im vorliegenden Versuch kann davon ausgegangen werden, dass alle Pferde eine auf ihre jeweilige Körperkondition und Leistung abgestimmte Fütterung erhielten und somit keine Mangelsituation vorlag. Des Weiteren war die Fütterung der Pferde auf den einzelnen Betrieben vergleichbar. Das vorliegende Datenmaterial ließ aufgrund des Studiendesigns keine Schätzung des saisonalen Einflusses auf das Schweifwachstum zu. In anderen Studien von Schlupp (2003) und Popot et al. (2000) wurde ein kontinuierliches, von dem Verlauf der Jahreszeiten unbeeinflusstes Wachstum des Langhaars beschrieben. Dunnett (2002) stellte einen nicht signifikanten Anstieg der Wachstumsrate im Herbst fest. Für die durchgeführte Studie ist zu bemerken, dass das Wachstum über den gesamten Beobachtungszeitraum (August bis Januar) relativ gleichmäßig verlief. Unterschiede zwischen Herbstund Wintermonaten wurden nicht festgestellt. In Bezug auf Doping können die Ergebnisse dieser Untersuchung zur Abschätzung der maximalen Nachweisdauer von Fremdsubstanzen im Schweifhaar verwendet werden. Bei einem Längenwachstum von 0,09 cm pro Tag kann für einen 1,0 m langen Schweif eine theoretische Nachweisperiode von ungefähr 37 Monaten angenommen werden. Zur Abschätzung des Expositionszeitpunktes ist die Zeit für die Metabolisierung des Fremdstoffes bzw. den Einbauprozess in das Haar sowie die intradermale Wachstumsstrecke des Haares zu berücksichtigen. Allerdings würden Schweif- und Mähnenhaar schon nach einem Tag an die Hautoberfläche gelangen, da diese Haare ca. 3-4 mm tief in der Haut verankert sind (Meyer, 2002). Dunnett (2002) konnte Fremdsubstanzen schon 24 Stunden nach der Verabreichung nachweisen. Grundsätzlich scheint auch eine Abschätzung der angewendeten Dosis möglich, da die Einlagerung proportional zur aufgenommenen Menge geschieht und so die Gesamtbelastung im Organismus repräsentiert (Henderson, 1993; Pötsch und Skopp, 2004; Pötsch et al., 1996). Für die Abschätzung der angewendeten Dosis ist eine differenzierte Betrachtung der Wirkstoffe notwendig. Diese unterscheiden sich neben ihrer Lipophilie oder Basizität auch in ihrer Melaninaffinität. Clenbuterol beispielsweise wurde in dunklen Haaren in einer höheren Konzentration nachgewiesen als in hellen (Anielski, 2007), was auf dessen Melaninaffinität zurückgeführt wird. Somit ist bei der Bestimmung der angewendeten Dosis über Haarproben auch die Färbung der Pferde zu berücksichtigen, um die Messwerte entsprechend zu korrigieren. In nicht-pigmentierten Haaren werden bei gleicher Ausgangsdosis niedrigere Mengen an melaninaffinen Substanzen zu finden sein als in pigmentierten. Der Vorteil der Nutzung von Haarproben liegt klar in dem langen Nachweisfenster (Wochen-Jahre) und der Unterscheidung zwischen chronischer und akuter Anwendung von Dopingsubstanzen (Dunnett und Lees, 2004; Popot et al., 2000; Schlupp, 2003). Trotz semiquantitativer Aussage ist das Konsumverhalten des betroffenen Individuums abschätzbar. Darüber hinaus sind Haare ein stabiles Medium, das einfach gewonnen, Untersuchungen zum Wachstum des Schweifhaares beim Warmblutpferd 231 transportiert und gelagert werden kann. Nachteilig für die Verwendung von Haaren als Nachweismatrize ist die relativ aufwändige Analysemethodik. Um falsch positive Ergebnisse durch externe Kontaminationen zu vermeiden, erfolgt die Isolation der Wirkstoffe bzw. deren Metaboliten erst nach der Aufbereitung der Proben durch waschen, basischen und sauren Extraktionsverfahren sowie Hydrolisierung. Gut geeignet ist die Methode für ein Screening auf verschiedene Substanzgruppen (Düe, 1998; Schänzer, 2010). Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Schweifwachstum sowohl von der Farbgebung als auch vom Alter der Pferde signifikant beeinflusst wird. Braune Pferde weisen ein geringeres Wachstum auf als Füchse oder Schimmel. Ebenso wachsen die Schweifhaare jüngerer schneller als älterer Tiere. Aus den ermittelten Wachstumsgeschwindigkeiten sind sehr lange Nachweisfenster (Jahre) für Fremdsubstanzen in Haarproben realisierbar. Für die Abschätzung der verabreichten Dosis der Fremdsubstanz ist die Farbgebung der Pferde ebenfalls zu berücksichtigen. Die Analysen von Haarproben sind für große Tierzahlen einsetzbar und weisen ein deutlich längeres potentielles Nachweisfenster als andere übliche Matrizen (Blut, Urin) auf. Trotz der vielen Einflussfaktoren zeigen die Ergebnisse der Haaranalytik eine hohe Sicherheit. In der Pferdesportpraxis sind Haarproben aufgrund der Gefahr von falsch positiven Ergebnissen durch externe Kontamination als eine Ergänzung zu Blut- und Urinproben insbesondere für den Nachweis von chronischem Doping anzusehen. Literatur Anielski, P., (2007): Langzeitnachweis anaboler Steroidhormone, Dissertation Technische Universität Dresden. Arnold, W. and H. Sachs, (1994): Hair analysis for medicaments – the best proof for a drug career. Fresenius J. Anal. 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