Equines Sarkoid - Swiss Eventing Club
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Equines Sarkoid - Swiss Eventing Club
EquinesSarkoid–wieesdazukommtundwasmandagegentunkann StellaBult,TierärztininAusbildungVetsuisseFakultätBern PapillomavirenkennenwirhauptsächlichausderHumanmedizin,wosiedurchdasHervorrufen von Gebärmutterhalskarzinomen bereits des öfteren für Schlagzeilen gesorgt haben. Erst seit wenigen Jahren hat sich bei uns eine Impfung gegen die krebsverursachenden Virustypen etabliert. PapillomavirenerzeugenabernichtnurbösartigeGewebeveränderungenwieetwaKarzinome, sondern häufig auch harmlose „Warzen“ und gutartige Hauttumore. Jede Tierart besitzt ihre eigenen Papillomaviren. Die Speziesbarriere wird normalerweise nicht überschritten, sodass keine Gefahr besteht, dass sich Menschen von Tieren bzw. verschiedene Tierarten untereinander anstecken. Das heisst es ist lediglich eine Übertragung innerhalb einer Spezies möglich,z.B.vonHundzuHund;vonPferdzuPferdodervonMenschzuMensch. Papillomaviren sind Verursacher des Equinen Sarkoids, welches beim Pferd den häufigsten Tumor darstellt. Bovine Papillomaviren vom Typ 1 und 2 spielen dabei eine entscheidende RolleinderenEntstehung.KeineRegelohneAusnahme,dennwiederNamebereitssagt,stammt das bovine Papillomavirus von Rindern, welche natürliche Träger davon sind. Der Übertragungswegistnochnichtganzgeklärt.PferdedieinunmittelbarerNähezuRindernleben (BeispielsweiseaufeinemBauernhof)sindehergefährdetsichdamitzuinfizieren. Sarkoide wachsen lokal, bilden keine Metastasen und stellen (mit einigen Ausnahmen bzgl. Lokalisation–Gurtenlage,Augenlid,Lippenkomissur)ehereinkosmetischesProblemdar. Unterschiedlichste Faktoren können die Entstehung sowie das Wachstum von Sarkoiden begünstigen.DieUmweltspielteineentscheidendeRolleinderdirektenwieauchderindirekten Virusübertragung.EineÜbertragungkanndurchdirektenKontakt(z.B.vonPferdzuPferd)oder aber durch kontaminierte Gegenstände wie Gerätschaften, Tränken, Halfter etc. erfolgen. Des weiterenkönnenInsektendasVirusaufhorizontalemWegübertragen.Eintrittspfortenfürdas VirussindmeistkleineHautverletzungen. AuchdieGenetikspieltbiszueinemgewissenGradeinewichtigeRolleinderEntwicklungvon Equinen Sarkoiden. Familiäre, rasse‐ und geschlechtsbedingte Prädispositionen werden vermutet,sindaberzumTeilsehrumstritten. KorrektbezeichnetsindSarkoideHautneoplasienunddürfennichtalsWarzenmissklassifiziert werden.SiestellennichtimmernureinkosmetischesProblemdar,sondernsiekönnenunter UmständendasPferd(jenachLokalisation)auchinseinemGebraucheinschränken.Die HautläsionensindaberwederschmerzhaftnochrufensieJuckreizhervor. DasAuftretenderTumoreistanallenKörperregionenmöglich,kommtallerdingsgehäuftan StellenmitdünnerHautvor.EsbestehteinZusammenhangzwischenLokalisationundKlima.So findetmanSarkoidebeispielsweiseinwärmerenKlimazonenvermehrtandenExtremitätenund inRegionenmitgemässigtemKlimaeheranRumpfundInnenschenkeln. ZudenhäufigstenPrädilektionsstellengehören: FeuchteHautregionenwieHals,SchenkelinnenseiteundventralesAbdomen Hautarealemitdünner,wenigbehaarterHaut(z.B.ArealeinunmittelbarerAugennäheund Ohrmuscheln). Hautregionen welche einer erhöhten mechanischen Belastung ausgesetzt sind (Gurtenlage, Lippenkomissur) HautverletzungenundNarben StellaBult,TierärztininAusbildungVetsuisseFakultätBern/KleintierpraxisSevogelG.Brunner 1 Eskönnen6verschiedeneFormendesEquinenSarkoidsunterschiedenwerden: OkkultesSarkoid BeimokkultenSarkoidisteinunterschiedlichesErscheinungsbildmöglich.Kennzeichnendsind v.a.dierauenVeränderungen,bedingtdurchübermässigeVerhornungundSchuppungderHaut. Das Wachstum gestaltet sich tendenziell eher langsam. Traumatische Einwirkungen auf die Läsion können unter Umständen agressive Formen hervorrufen (siehe verruköses oder fibroblastischesSarkoid) VerrukösesSarkoid Dieser warzenartige Sarkoidtyp zeigt ein graues und schuppiges Erscheinungsbild, bedingt durch die verstärkte Verhornung der obersten Hautschicht. Haarverluste sind möglich und es besteht die Tendenz zur Geschwür‐ und Krustenbildung. Sofern die Läsionen nicht zusätzlich traumatisiertwerden,wachsensiewenigagressiv. NoduläresSarkoid Dieser Sarkoidtyp zeichnet sich primär durch solide Knoten aus. Je nach Eindringtiefe in die verschiedenen Hautschichten können die Knoten im Unterhautgewebe unterschiedlich gut verschiebbar sein. Zum Teil können diese Sarkoide die Haut durchbrechen und sich zum fibroblastischenTypentwickeln. FibroblastischesSarkoid Dies sind aktive, blumenkohlartige Sarkoide mit fleischigem Aussehen. Sie zeigen unter Umständen blutige Oberflächen und können Wundflüssigkeit absondern. Dies kann eine Ansteckung und Verschleppung begünstigen, was wenn möglich verhindert werden sollte. FibroblastischeSarkoideneigenzuschnellemundunkontrolliertemWachstum. MalevolentesSarkoid Diese Form (vonlat.malevolentia=Übelwollen) zeichnet sich durch seine grosse Aggressivität aus,kommtjedochglücklicherweiseeherseltenvor. GemischtesSarkoid BasiertaufderUmwandlungeineswenigeraggressivenSarkoidtypsineineaggressivereForm. EineinzelnesSarkoidkanndabeiMerkmaleverschiedenerSarkoidformenannehmen. Meist ist für den Tierarzt bereits von Auge aufgrund der Lokalisationen und anhand des Erscheinungsbildserkennbar,obessichumeinEquinesSarkoidhandelt.DasklinischeBildist häufig so klar, dass sich eine Labordiagnose erübrigt. Im Zweifelsfall kann eine genaue UntersuchungundeineTypisierungimLaborerfolgen.AlsUntersuchungsmaterialdienendann frischeGewebeproben. Die Therapie dieser Tumore zeigt bis heute eine hohe Rate an Rückfällen, wobei es auf die Therapiemethode,sowieAnzahlundLokalisationderSarkoideimEinzelfallankommt. WünschenswertwäredieSelbstheilung(i.d.R.erfolgteinespontaneZurückbildungbeikleineren Sarkoiden), welche innert c.a. drei Monaten erfolgt. Bei immer grösser werdenden Sarkoiden, oder bei solchen mit ungünstiger Lokalisation (z.B. Augenlid, Gurtenlage etc.), ist unter UmständeneineBehandlungerforderlich. DieBehandlungrichtetsichi.d.R.nachGrösseundLokalisationdesTumors.Therapien gibtes zahlreicheundkeinedavonhatsichbisheralsuniversellerfolgreicherwiesen.Bisheuteforscht mannacheinerTherapiemiteinemhohenHeilungserfolg.Entsprechendbewährtsichbisdato StellaBult,TierärztininAusbildungVetsuisseFakultätBern/KleintierpraxisSevogelG.Brunner 2 eine Kombination von unterschiedlichen Therapievarianten. Auf einige davon soll hier kurz eingegangenwerden: CO2‐Laser: Mit einem Laserstrahl wird die Flüssigkeit in der Zelle erhitzt, wobei der dabei entstehende DampfdieZellwändezerreisstunddieTumorzellenzerstört.VorteilbeidieserBehandlungist die geringe Verschleppung von Tumorzellen durch den Eingriff mittels Laser, weshalb diese Technikauchalssog.«no‐touchtechnique»bekanntist.Diedadurchentstehenden(u.Ugrossen) Wundflächen können starke Schmerzen verursachen und erfordern unbedingt lokale WundversorgungundguteSchmerztherapie. Kryochirurgie: Durch lokale Kälteeinwirkung werden Tumorzellen zerstört. Es kommt zur Entstehung von EiskristallenindenZellen,sodassdiesegeschädigtundzerstörtwerden.Zusätzlichwirdbeider Gefriertechnik eine Reaktion des Immunsystems gegen das veränderte Tumorgewebe hervorgerufen. Die Kryochirurgie ist nur geeignet zur Therapie gut abgrenzbarer und eher kleinerTumore. ChirurgischeEntfernungmitSkalpell: Da das Virus über die Blutbahn verschleppt werden kann, gehört die chirurgische Entfernung vonSarkoidenalleinenichtzudenerfolgsversprechendstenMassnahmen.Durchdasaggressive Wachstum der Sarkoide ist eine vollständige Entfernung mittels Skalpell meist schwierig und würdezugrossenWundenbzw.Narbenführen.HäufigverbleibtdasVirustrotzdemnochinder Läsionundkannsicherneutvermehrenunddamitschnellwiederzurückkehren. Ligatur: DiesistinderPraxiseineeinfache,billigeunddeshalbhäufigangewandteMethode.Sieeignet sichv.a.beigestieltenverrukösenoderkleinerennodulärenSarkoiden.DieLigaturerfolgtdurch Nylonfäden,GummiringeoderSchweifhaare,welchedieBlutzufuhrzumentsprechendenAreal unterbrechen und somit zum Absterben des Gewebes führen. An der Tumorbasis kann eine gewisse Menge an Tumorgewebe verbleiben, was das Wiederkehren von Sarkoiden unter Umständenbegünstigt. Chemotherapie: Bei der Chemotherapie handelt es sich um eine lokale Therapie. Es werden entsprechende Chemotherapeutika direkt in die durch das Sarkoid verursachten Verletzungen appliziert. Sie erfolgthäufigzusätzlichzurChirurgieundsollderenNachteileneutralisieren. Radiotherapie: Durch die Bestrahlung wird primär lebendes Gewebe zerstört. Dabei greift die ionisierende Strahlung nicht nur tumorös entartetes Gewebe, sondern immer auch gesundes Gewebe an. Alternativ können auch Stäbchen, welche Strahlung abgeben, implantiert werden. Diese Therapiemethodeistebenfalls mit VorsichtanzuwendenundesgiltdieStrahlenbelastungvon Tierarzt,TierundUmgebungimHinterkopfzubehalten.BesondersgeeignetistdieBestrahlung bei Tumoren, die eine operative Entfernung schwierig gestalten würden (z.B. in unmittelbarer Augennähe,womandenLidschlussdurcheineOperationbeeinträchtigenkönnte). Immuntherapie: Herstellung einer immunstimulierenden «Impfung», welche sich spezifisch gegen das Sarkoid eines individuellen Pferdes richtet (sog. autologe Vakzine). Dabei sollte das Immunsystem so stimuliert werden, dass dieses die Tumore selbst bekämpft. Die Herstellung einer solchen Vakzine erfolgt durch die Entnahme von Tumorzellen aus Sarkoiden des zu therapierenden StellaBult,TierärztininAusbildungVetsuisseFakultätBern/KleintierpraxisSevogelG.Brunner 3 Pferdes.DieentnommenenZellenwerdenaufgearbeitet(getötet)undwiederinsPferdinjiziert. Anschliessend sollten die Sarkoide vom eigenen Immunsystem bekämpft werden und sich allmählich zurückbilden. Der Therapieerfolg kann je nach Typ und Grösse der Sarkoide unterschiedlichausfallen. BCGVakzine: DielokaleInjektionvonBacillus‐Calmette‐GuerinkannebenfallszurImmunstimulationführen. Wichtig ist das Einhalten von spezifischen Injektionsintervallen. Bei dieser Therapie ist besondere Vorsicht in Bezug auf allergische Reaktionen geboten. Besitzer sollten daher im Voraus ausführlich darüber Informiert werden und der Tierarzt sollte auf allfällige Nebenwirkungen vorbereitet sein. Die Therapie ist besonders bei nodulären Sarkoiden erfolgversprechend. Viscumalbum: In der Komplementärmedizin werden Mistelpräparate zur Therapie von verschiedensten Sarkoidtypen angewandt. Die Misteltherapie kann auch ergänzend und unterstützend in VerbindungmitschulmedizinischenTherapieformeneingesetztwerden. DiePrognoseistabhängigvonderAusdehnung,derAnzahlundderLokalisationderSarkoide. Mit jeder erfolglosen Vorbehandlung und der Rückkehr des Equinen Sarkoids verschlechtert sichdieHeilungsprognose. ZurProphylaxelieferteinGentestAufschlussüberdieAnfälligkeiteinesPferdesgegenüberdem Equinen Sarkoid. Dies ist v.a. von Bedeutung bei der Auswahl von Zuchttieren. Die Exposition gegenüber Fliegen als Vektoren sollte so gering wie möglich gehalten werden. Eine ImmunprophylaxeempfiehltsichbesondersbeijungenTieren. Quellen: BrandtK,OhnesorgeB,DöpferD, DeegenE Equine Sarkoide – Vorkommen und Behandlung, Pferdeheilkunde 12, September/Oktober1996 GrabnerA,HamannJ Das Equine Sarkoid – der Häufigste Hauttumor beim Pferd, Pferdeheilkunde21,Juli/August2005 MohammedHOetal Factorsassociatedwiththeriskofdevelopingsarcoidtumorsinhorses, EquineVetJ24,1992 SiffrinE ImmunologischeUntersuchungenzurGewinnungundCharakterisierung dendritischerZellen(DC)vomPferdimHinblickaufeineDC‐Therapie desequinenSarkoids,InauguralDissertation,2007 SloetvanOldruitenborgh‐ OosterbaanMM,GrinwisG† Equinesarcoidosis:clinicalsigns,diagnosis,treatmentandoutcomeof 22cases,VeterinaryDermatology24,2013 WobeserBKetal EpidemiologyofequinesarcoidsinhorsesinwesternCanada,CanVetJ. 2010 StellaBult,TierärztininAusbildungVetsuisseFakultätBern/KleintierpraxisSevogelG.Brunner 4