B7 - Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert

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B7 - Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert
B7 - Landwirtschaftsflächen mit hohem
Naturwert
Anteil der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert an der gesamten
Landwirtschaftsfläche
(Machbarkeit: 1, DPSIR-Einstufung: I, Einheit: [%])
Stand: 23.01.2015
Definition und Berechnungsverfahren:
Der Indikator bilanziert den Anteil der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (High
Nature Value Farmland-Flächen, HNV Farmland-Flächen) an der gesamten
Landwirtschaftsfläche. Er zeigt, wie sich der Umfang aus Sicht des Naturschutzes wertvoller
Flächen sowie die Qualität dieser Flächen im Kontext landwirtschaftlicher Nutzungen
verändern. Als Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert gelten extensiv genutzte,
artenreiche Grünland-, Acker-, Streuobst- und Weinbergsflächen sowie Brachen. Hinzu
kommen strukturreiche Landschaftselemente wie z. B. Hecken, Raine, Feldgehölze und
Kleingewässer, soweit sie zur landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft gehören.
Die Einstufung von Flächen und Landschaftselementen erfolgt nach einer standardisierten
Erfassungs- und Bewertungsmethode anhand von Qualitätskriterien und / oder Kennarten. Bei
der Bewertung werden fünf Wertstufen unterschieden. In die Stufen IV und V fallen Flächen
ohne hohen Naturwert, die nicht als HNV Farmland-Flächen gewertet werden. Die HNV
Farmland-Flächen umfassen Flächen mit äußerst hohem (Stufe I), sehr hohem (Stufe II) und
mäßig hohem Naturwert (Stufe III). Der Arten- und Strukturreichtum der
Landwirtschaftsflächen der Wertstufe III ist im Vergleich zu den Flächen mit äußerst hohem
und sehr hohem Naturwert begrenzt. Diese Flächen reagieren empfindlich auf eine
Intensivierung der Bewirtschaftung und können leicht aus der Einstufung als HNV Farmland
herausfallen. Die Methoden zur standardisierten Erfassung und Bewertung der HNV
Farmland-Flächen und zur Berechnung des Indikators wurden im Bund-Länder-Gremium zur
Umsetzung des HNV Farmland-Indikators abgestimmt.
Wertstufe
Erläuterung
I
Landwirtschaftsflächen mit äußerst hohem
Naturwert
II
Landwirtschaftsflächen mit sehr hohem
Naturwert
III
Landwirtschaftsflächen mit mäßig hohem
Naturwert
IV
Landwirtschaftsflächen mit geringem
Naturwert
V
Landwirtschaftsflächen mit sehr geringem
Naturwert
HNV-Farmland-Flächen
Keine HNV-FarmlandFlächen
Die Erhebungen erfolgen bundesweit in einer repräsentativen, doppelt geschichteten
Stichprobe auf ca. 900 Stichprobenflächen von je einem Quadratkilometer Größe
(Grundprogramm). Einzelne Bundesländer (NW, SH, ST, SL, TH) nutzen eine
Vertiefungsstichprobe, um detaillierte Auswertungen zu ermöglichen (Vertiefungsprogramm).
Bei der Hochrechnung der Bundeswerte werden grundsätzlich sowohl die Stichproben des
Grundprogramms als auch des Vertiefungsprogramms berücksichtigt. Auch das Monitoring
häufiger Brutvögel, welches u.a. die Daten für den Indikator B2 "Artenvielfalt und
Landschaftsqualität" bereitstellt, nutzt dieses Stichprobendesign (MITSCHKE et al 2005).
Der Stichprobenverteilung liegt eine nach sechs Landnutzungsklassen (ATKIS) und 21
Standorttypen geschichtete Stichprobenziehung zugrunde. Aus den Kartierungsergebnissen
lassen sich mittels einer Hochrechnung sowohl der Bundesanteil als auch die Landesanteile an
HNV-Farmland ermitteln.
Die Hochrechnung erfolgt in der Weise, dass schichtweise das Verhältnis zwischen HNVFarmland und Landwirtschaftsfläche innerhalb der Stichprobenkulisse gebildet und mit dem
Verhältnis von Gesamt-HNV-Farmland und gesamter Landwirtschaftsfläche gleichgesetzt
wird. Zusätzlich werden die kartierten Flächen über die Anteile der Mittelpunktstraten an der
Auswahlgesamtheit gewichtet, um den Bedingungen der Stichprobenziehung Rechnung zu
tragen. Zur detaillierten Beschreibung der Methodik s. SABOROWSKI (2012)
(http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/monitoring/HNV_Gutachten_201206
07_mitFragen.pdf).
Der Indikatorwert bilanziert so den Anteil der Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert an
der Bezugsfläche, die sich aus den Schichten Ackerland, Grünland und Sonderkultur des
ATKIS 25 / Basis-DLM zusammensetzt.
Ein erster Gesamtdurchgang der Kartierungen erfolgte in der Vegetationsperiode 2009
deutschlandweit mit Ausnahme der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein,
Berlin, Hamburg und Bremen. In Nordrhein-Westfalen werden die HNV-Farmland-Werte
über die Ökologische Flächenstichprobe (ÖFS) generiert. In Schleswig-Holstein erfolgte der
erste Kartierungsdurchgang im Jahr 2010. Die Stadtstaaten nehmen nicht am HNVMonitoring teil. Seit 2010 wurde der Indikatorwert als gleitender Mittelwert alle zwei bzw. als
bundesweite Gesamterhebung alle 4 Jahre für die Berichterstattung aktualisiert. Die
Kartierungen finden in den Ländern entweder jährlich auf einem Viertel der Flächen oder alle
zwei Jahre auf der Hälfte der Stichprobenflächen statt (vgl. Übersicht Landesspezifika /
Stand), so dass alle 4 Jahre ein vollständiger Erhebungsdurchgang abgeschlossen wird.
Die Hochrechnungsprozedur dieses neu entwickelten Monitoringverfahrens wurde im Jahr
2012 einer Evaluierung durch einen Statistikexperten unterzogen. Im Ergebnis dieser
Evaluierung ergab sich die Notwendigkeit, den Hochrechnungsalgorithmus abzuändern und in
die oben dargestellte Form zu bringen, um potenziell auftretende systematische Fehler zu
vermeiden. Der verbesserte Algorithmus wurde sowohl für die Neuberechnung des
Indikatorwertes als auch für die Rückrechnung des Ausgangswertes für das Jahr 2009
angewandt. Zusätzlich wurden alle Erfassungsergebnisse des Jahres 2009 im Gelände im
Rahmen der ersten Folgeerfassung überprüft. Damit wurden der Ausgangsdatensatz
konsolidiert und Kartierfehler oder Änderungen aufgrund nachträglicher methodischer
Modifizierungen rückwirkend korrigiert bzw. nachgeführt. Ab 2013 wird der Indikatorwert
alle zwei Jahre über einen gleitenden Mittelwert berechnet, der jeweils die Teilerhebungen der
letzten 4 Jahre umfasst.
Als Ziel für die Zunahme des Anteils von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert
wurde vom Bund in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt eine Steigerung um
mindestens 10 Prozentpunkte im Zeitraum von 2005 bis 2015 festgelegt. Da die Erfassung
erstmals im Jahr 2009 durchgeführt wurde, wird als Startwert der Stand des Jahres 2009
herangezogen. Soll der Anteil der HNV-Farmland-Flächen beginnend in 2009 über einen
Zeitraum von 10 Jahren um mindestens 10 Prozentpunkte angehoben werden und unterstellt
man eine lineare Entwicklung bis zum Jahr 2019, ergibt sich als Zielwert auf Ebene des
Bundes eine Erhöhung um mindestens 6 Prozentpunkte bis zum Jahr 2015.
Die Länder können sich individuelle Ziele setzen für die Entwicklung des Anteils von
Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert. Diese Ziele sind bei den Landesspezifika in der
Spalte "Zielstellungen" aufgeführt. Bei der Festlegung dieser Ziele können der Startwert des
Landes und die Festlegung des Zielwertes auf Ebene des Bundes der Orientierung dienen.
Bedeutung:
In der Agrarlandlandschaft sind naturnahe Landschaftselemente sowie extensiv genutzte
Flächen von herausragender Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt. Daher ist auf
die Erhaltung und Ausweitung dieser Bereiche besonders zu achten. Durch die systematische
Erfassung von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert können Auswirkungen u. a. der
Agrarpolitik in Hinblick auf die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt in der
Landwirtschaft aufgezeigt werden. Auch Auswirkungen von Nutzungsänderungen - wie z. B.
der verstärkte Anbau von Bioenergiepflanzen - werden sich künftig in den Indikatorwerten
widerspiegeln. Um den Flächenanteil von HNV Farmland in Deutschland zu erhöhen, ist ein
gezielter Ausbau solcher Agrarumweltmaßnahmen erforderlich, die umwelt- und
naturverträgliche Produktionsformen in der Landwirtschaft honorieren und von denen
tatsächlich positive Effekte für die biologische Vielfalt in der Kulturlandschaft ausgehen.
Der HNV Farmland-Indikator ist im Rahmen der europäischen Förderpolitik (ELER) gemäß
„EU Common Monitoring and Evaluation Framework for the Rural Development
Programmes“ ein Pflicht-Baseline-Indikator zur Evaluierung der Entwicklungsprogramme
Ländlicher Raum. Er muss von allen Bundesländern gegenüber der EU berichtet werden.
Landesspezifika / Stand:
Anteil der HNV-Flächen ab 2009 - Stand 05/01/2015
Datenlage
Zielstellungen
Thüringen Vollständige Erstkartierung 2009, danach
jährliche Kartierung eines Viertels der
Probeflächen, Erhebungen auch auf
zusätzlichen Landesflächen
keine Angabe
Bund
Indikatorenbericht zur NBS: Bis
zum Jahr 2015 sollen HNV
Farmland-Flächen mindestens
19 % der Landwirtschaftsfläche
bedecken, was einer Steigerung
um 10 Prozentpunkte in 10
Jahren entspricht. Stand der
Zielwertbestimmung im Jahr
2010 (BMU 2010)
Der Bundeswert wurde erstmals für das Jahr
2009 aus den von den Ländern gemeldeten
Ersterhebungsdaten 2009 (Schleswig-Holstein
2010) hochgerechnet. Beginnend in 2013 wird
der Indikatorwert durch Bildung eines
gleitenden Mittelwertes alle zwei Jahre aus
den Erhebungen der jeweils letzten 4 Jahre für
die Berichterstattung fortgeschrieben. Der
Indikatorwert für 2013 wurde also aus den
Kartierdaten 2010 bis 2013 der Länder mit
Ausnahme von Nordrhein-Westfalen
hochgerechnet. Die nordrhein-westfälischen
Daten gingen in die Hochrechnung mit
Datenstand 2012 ein.
Klärungsbedarf, Weiterentwicklung, weitere Schritte:
Es können verschiedene Teilindikatoren bilanziert werden:



Teilindikatoren können jeweils gesondert für die Flächenanteile der Wertstufen I, II
und III (äußerst hoher, sehr hoher und mäßig hoher Naturwert) berechnet werden.
Hierdurch können Veränderungen der Qualität der HNV Farmland-Flächen im Detail
aufgezeigt werden. Die Wertstufen sind im Indikatordiagramm durch eine Dreiteilung
der Indikatorsäule dargestellt.
Teilindikatoren für bestimmte Landnutzungstypen (z. B. Grünland, Ackerland)
Teilindikator für den Flächenanteil der naturnahen Landschaftselemente
Bei der Bilanzierung von Teilindikatoren ist vorab zu prüfen, ob der aktuelle
Stichprobenumfang hierfür ausreicht oder ob die Stichprobe ggf. durch zusätzliche
Probeflächen ergänzt werden müsste.
In welchem Umfang Agrarumweltmaßnahmen zu einer Erhöhung des Anteils der
Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert beitragen, soll künftig über den sogenannten
HNV Farmland-Wirkungsindikator im Rahmen der ELER-Berichterstattung dargestellt
werden. Dieser Wirkungsindikator wird derzeit von den Ländern entwickelt.
Der Indikatorenvorschlag wurde durch die LANA in den 4. Erfahrungsbericht aufgenommen.
Dieser wurde auf der 78. UMK am 22. Juni 2012 in Schleswig beschlossen.
"Verwandte" Indikatoren im Set:
B2 Artenvielfalt und Landschaftsqualität
B3 Naturschutzflächen
D2 Ökologische Landwirtschaft
Literatur:
ANDERSEN, E., BALDOCK, D., BENNETT, H., BEAUFOY, G., BIGNAL, E.,
BROUWER, F., ELBERSEN, B., EIDEN, G., GODESCHALK, F., JONES, G.,
MCCRACKEN, D., NIEUWENHUIZEN, W., EUPEN, M. VAN, HENNEKENS, S. &
ZERVAS, G. (2003, revisions 2004): Developing a High Nature Value Farming area
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BMU / BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND
REAKTORSICHERHEIT (HRSG.) (2010): INDIKATORENBERICHT 2010 ZUR
NATIONALEN STRATEGIE ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT. - GÖDEKE, I.,
SUKOPP, U. & NEUKIRCHEN, M. (RED.), ACKERMANN, W., FUCHS, D.,
SACHTELEBEN, J. & SCHWEIGER, M. (FACHLICHE BERATUNG), BMU. BERLIN: 87
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IFAB / INSTITUT FÜR AGRARÖKOLOGIE UND BIODIVERSITÄT, PAN /
PLANUNGSBÜRO FÜR ANGEWANDTEN NATURSCHUTZ & ILN / INSTITUT FÜR
LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UND NATURSCHUTZ (2008): Endbericht zum F+EVorhaben „Entwicklung des High Nature Value Farmland-Indikators“ FKZ 3507 80 800 des
Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Mannheim, München, Singen.
MITSCHKE, A., SUDFELDT, CH., HEIDRICH-RISKE, H. & DRÖSCHMEISTER, R.
2005: Das neue Brutvogelmonitoring in der Normallandschaft Deutschlands Untersuchungsgebiete, Erfassungsmethode und erste Ergebnisse. Vogelwelt 126: 127-140.
PAN / PLANUNGSBÜRO FÜR ANGEWANDTEN NATURSCHUTZ, IFAB / INSTITUT
FÜR AGRARÖKOLOGIE UND BIODIVERSITÄT & ILN / INSTITUT FÜR
LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UND NATURSCHUTZ (2011): Umsetzung des High Nature
Value Farmland - Indikators in Deutschland. Ergebnisse eines FuE-Vorhabens. BfN, Bonn.
SABOROWSKI, J. 2012: Analyse und Korrektur des BfN-Schätzers für den HNVFlächenanteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche und Vergleich mit dem kombinierten
Ratioschätzer. Gutachten für das Bundesamt für Naturschutz.
Ansprechpartner:
LIKI-Vertreter
Martin Schmidt
[email protected]
Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein
Hamburger Chaussee 25
24220 Flintbek
Tel.: 04347-704-243
Fachansprechpartner
Armin Benzler
[email protected]
Bundesamt für Naturschutz
Konstantinstr. 110
53179 Bonn
Tel.: 0228-8491-1462