ASCHAFFENBURG 17 - Gemeinde Mainaschaff

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ASCHAFFENBURG 17 - Gemeinde Mainaschaff
ASCHAFFENBURG
Kommentar
Ein Anfang,
kein Allheilmittel
von Moni Münch
Gemeinsam gegen die Großkonzerne
Konsum: 13 Kommunen stellen regionales Einzelhandelkonzept vor – »Nicht gegeneinander ausspielen lassen«
STADT UND KREIS ASCHAFFENBURG. 13 Kom-
D
as regionale Einzelhandelskonzept löst nicht alle
Probleme – aber es ist ein
Anfang, der viel zu lange auf sich
warten ließ. Kaum vorstellbar, dass
sich die beteiligten Kommunen bis
jetzt nicht planmäßig abgestimmt
haben, wenn es um Ansiedlung von
Einzelhandel ging. Viele Gemeinden tun das noch immer nicht.
Doch wer das Grundbuch nicht
im Kopf hat, merkt kaum, wo zum
Beispiel Mainaschaff aufhört und
Aschaffenburg anfängt; auch
Goldbach und Hösbach wirken als
Einheit; Menschen in Niedernberg
und Sulzbach orientieren sich nach
Aschaffenburg, obwohl sie im Kreis
Miltenberg leben. Pendler, die quer
durch die Region fahren, kaufen
sowieso am Wegesrand ein. Der
wohnorttreue Konsument ist selten
geworden. Die Kommunen, die das
neue Konzept gemeinsam tragen,
werden den Lebenswelten ihrer
Bürger gerecht, die so mobil sein
wollen und müssen wie nie.
Das Einzelhandelskonzept ist
aber kein Allheilmittel gegen das
Sterben der Ortskerne und die
übermäßige Bebauung der grünen
Wiese. Letztlich entscheiden die
Stadt- und Gemeinderäte, wer oder
was sich in ihrer Kommune ansiedeln darf. Sie haben ein berechtigtes Interesse daran, möglichst viel
Gewerbe und damit Steuergelder
für ihren Ort zu sichern.
Doch die Kommunen konkurrieren nicht nur miteinander: Sie
sind dem Wohlwollen großer Konzerne ausgeliefert, die nur dann die
Nahversorgung sichern, wenn
Profit lockt. Sie winken Einzelhändlern hinterher, die im Kampf
gegen den Online-Handel aufgeben
mussten. Es ist richtig, solche gemeinsamen Probleme auch gemeinsam anzugehen.
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SAMSTAG/SONNTAG, 1./2. FEBRUAR 2014
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Die Bürgermeister, die am Donnerstag
bei der Präsentation im Haibacher
Rathaus dabei waren, wollen sich gegenüber dem Handel insgesamt besser
behaupten. »Wir dürfen uns nicht gegeneinander
ausspielen
lassen«,
mahnte Aschaffenburgs Oberbürgermeister Klaus Herzog (SPD) mit Blick
auf große Discounter und Ketten.
Der Impuls für das gemeinsame
Projekt war vor fünf Jahren von der
Initiative Bayerischer Untermain ausgegangen; umgesetzt wurde es von der
Kölner Standort- und Immobilenberatung BBE-Handelsberatung. Für
BBE-Mitarbeiter Franz Hrabak ist das
Konzept ein logischer Schritt: »Denn
der Einzelhandel tickt hier als Gesamtregion.« Hrabak fasst den Nutzen
so zusammen: »Es lohnt sich als politisches Instrument, denn es fördert die
Kooperation.« Sinnvolles Werkzeug sei
der Datensatz auch für die Bauleitplanung einer Kommune und für Investoren, die wissen wollen, welcher
Handel an einem Standort sinnvoll ist.
Das Konzept sei damit »Instrument zur
Förderung von Handelsansiedlung«.
Das Papier, das im Internet zugänglich ist, weist für jede der Gemeinden dringliche Handlungsfelder
aus: Es zeigt, wohin Kaufkraft fließt und
wie gut oder schlecht 24 verschiedene
Handelssparten im Ortskern oder in der
Peripherie abgedeckt sind.
927 Millionen Euro Kaufkraft
Die beteiligten Gemeinden – also deren rund 164 000 Einwohner – haben
eine stattliche Kaufkraft: Im Einzelhandel ausgeben können die Menschen 927 Millionen Euro. Die Kaufkraft liegt damit leicht über dem Bundesdurchschnitt.
Ermittelt haben die Fachleute der
BBE-Handelsberatung auch, ob in einen Ort Geld von auswärtigen Kunden
hineinfließt oder ob Kaufkraft vom Ort
abfließt – die Einwohner ihr Kapital also woanders ausgeben. Zugewinne haben in dieser Rechnung nur Aschaffenburg, Leidersbach, Mainaschaff,
Stockstadt und Sulzbach.
Das auf den ersten Blick gut aufgestellte Großostheim überrascht mit einem vergleichsweise schwachen Ergebnis: Hier fließt Kaufkraft ab, obwohl am Ortseingang ein großes Einzelhandelszentrum steht. »Man vergisst leicht, dass die Gemeinde knapp
17 000 Einwohner und damit beträchtliches Kaufkraftpotenzial hat«,
erklärt Hrabak, »und dass die Orts-
Spät dran . . .
Waldkindergarten:
Den Weg erhalten
ASCHAFFENBURG. Soll die Stadt in diesem
Die Menschen am bayerischen Untermain geben ihr Geld gerne in der Aschaffenburger Innenstadt aus. Aber auch die Umlandgemeinden
spielen eine wichtige Rolle als Versorgungsstandorte – deshalb wollen 13 Kommunen künftig ihre Einzelhandelsplanung abstimmen. Foto: Gregor
DREI FRAGEN
»Handlungsbedarf haben alle Gemeinden«
Diplom-Geograf
und ImmobilienÖkonom Franz
Hrabak (33, Foto:
Münch) von der
BBE-Handelsberatung hat das regionale Einzelhandelkonzept am
Donnerstag vorgestellt. Moni Münch
hat mit ihm gesprochen.
In welchen Handelsbereichen ist das
Oberzentrum Aschaffenburg gut und
weniger gut aufgestellt?
Aschaffenburg hat eine sehr leistungsfähige Innenstadt, die sich
aus verschiedenen Bereichen zusammensetzt – was ein Novum ist.
Es gibt eine Fußgängerzone, ein
vernünftig angebundenes Ein-
mitten der Großostheimer Ortsteile
Unterstützung brauchen.« In vielen
Warengruppen fließe außerdem die
Kaufkraft ab, weil es kein entsprechendes Angebot vor Ort gebe. Hrabak
lobt, dass Großostheim städtebauliche
Entwicklung betreibt und seine Probleme schon in Angriff genommen hat.
Die stärkste Warengruppe der Region sind Lebensmittel- und Getränkeläden – diese Waren des täglichen
Gebrauchs belegen fast 90 000 Quadratmeter der vorhandenen 426 000
Quadratmeter Verkaufsfläche. Als regionale Besonderheit weist das Papier
den starken Bekleidungshandel aus
(rund 67 000 Quadratmeter). Allerdings schwankt die Versorgung von
Gemeinde zu Gemeinde stark: Johannesberg etwa hat keinen Nahversorger
und wenig Handel – und schneidet
deshalb schlecht ab.
Der Aschaffenburger Stadtplaner
Bernhard Keßler hofft, dass das
Konzept auch hilft, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. »Wenn
ein Verfahren über ein Jahr dauert,
verlieren Investoren die Geduld«,
sagt er. Das Konzept sei auf alle Fälle
nicht das Ende der interkommunalen
Zusammenarbeit – sondern Ausgangspunkt für künftige Schulterschlüsse.
Moni Münch
Hintergrund: Regionales Einzelhandelskonzept auf einen Blick
Die beteiligten Gemeinden: Aschaffenburg, Glattbach, Goldbach, Großostheim,
Haibach, Hösbach, Johannesberg, Kleinostheim, Leidersbach, Mainaschaff, Niedernberg, Stockstadt, Sulzbach.
Kosten: 32 000 Euro; davon wurden rund
20 000 Euro von der Regierung von Unterfranken übernommen. Der Restbetrag wurde
nach Einwohnerschlüssel aufgeteilt.
Zeitraum: Die Einzelhandelszahlen wurden
von Dezember 2012 bis Januar 2013 erhoben und im April 2013 aktualisiert.
BUMM
… ist in diesem Jahr die Aschaffenburger Kleinfamilie mit der
Entsorgung ihres Weihnachtsbaums. Nachdem der traditionelle
Abholtermin der Ministranten der
zuständigen Pfarrei in diesem Jahr
ins Wasser gefallen war, ruht das
nadelnde Ungetüm schon seit Wochen im Garten neben den Mülltonnen. Der Blick in den Abfallkalender sorgt plötzlich für Unruhe
am Frühstückstisch: Abholtag für
die Biotonne! Schnell wird der
Fuchsschwanz aus der Werkzeugkiste gekramt. Stamm und Äste
werden in tonnengerechte kleine
Stücke zersägt. Gerade noch
rechtzeitig! Als der braune Behälter auf die Straße rollt, poltert
schon das Entsorgungsfahrzeug der
Stadtwerke um die Ecke.
munen am bayerischen Untermain haben seit dieser Woche ein gemeinsames Einzelhandelskonzept: Denn wer
zum Einkaufen fährt, macht selten an
der Orts- oder Landkreisgrenze halt.
Das 234 Seiten starke Dokument ist
nicht nur Datengrundlage für künftige
Kommunalpolitik. Es soll ein Zeichen
dafür sein, dass sich die Gemeinden
von nun an besser vernetzen wollen –
und so auch den großen Handelsketten gestärkt gegenüber stehen.
Der Ansatz ist innovativ: Es ist das
erste kommunenübergreifende Einzelhandelsgutachten in Bayern. Auch
in der Region war es bisher üblich, dass
Gemeinden nicht oder kaum mit den
Nachbarn abstimmen, welchen Handelssparten und Unternehmen sie die
Ansiedlung erlauben. Noch eine Besonderheit: Das Konzept vereint Gemeinden aus den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg mit der Stadt
Aschaffenburg.
Im Boot sind Glattbach, Goldbach,
Großostheim, Haibach, Hösbach, Johannesberg, Kleinostheim, Mainaschaff und Stockstadt sowie aus dem
Kreis Miltenberg Leidersbach, Niedernberg und Sulzbach. Nur in sechs
der Gemeinden lag zuvor schon ein
Einzelhandelsgutachten vor.
Handel tickt als Gesamtregion
17
Zweck des Einzelhandelskonzepts:
Aufbau einer Datengrundlage, besserer
Austausch, stärkerer Zusammenarbeit der
Kommunen.
Kaufkraft in der Region: 927 Millionen
Euro; davon rund 539 Millionen Euro in den
Umlandgemeinden und rund 388 Millionen
Euro in Aschaffenburg. (mm)
b
Das gesamte Einzelhandelskonzept im
Internet: www.bayerischeruntermain.de, Unterpunkt Projekte
kaufszentrum und einen Erweiterungsbereich in Richtung Bahnhof
und Damm. Das ist eine verdichtete Innenstadt, das ist sehr gut.
Ein Ausbaubereich sind die
Nebenlagen in der Innenstadt.
Dort könnte man Wege suchen,
ein angemessenes Lebensmittelangebot in die Innenstadt zu
holen.
Sie haben ermittelt, dass viele Kunden
für das »Premiumsegment« nach
Frankfurt fahren. Macht es Sinn,
höchste Qualität auch in Aschaffenburg anzusiedeln?
Ja. In Leidersbach oder Großostheim zum Beispiel sitzen Bekleidungsfirmen, die für namhafte
Hersteller produzieren. Diese Firmen könnten ihre Ware genauso
gut verstärkt in Aschaffenburg
anbieten. Das sind alles Kommunen, die in Frankfurt bekannt sind
und dort als Geheimtipp laufen.
Eine Möglichkeit wäre, dass die
Bekleidungshersteller in Aschaffenburg kleinere Läden eröffnen,
sozusagen »Leuchtturmshops«, in
denen sie ihre Kollektionen vorstellen. So könnten sie zeigen, wie
leistungsfähig ihr Standort ist.
Welche Gemeinden haben besonders
starken Handlungsbedarf?
Handlungsbedarf haben alle Gemeinden gleichermaßen – in ihrem jeweiligen Bereich. Johannesberg muss sich um seine
Nahversorgung kümmern, in
Stockstadt und Mainaschaff stehen
Baumärkte leer – zum Beispiel.
Jahr Planungskosten für einen Ausbau
der Berliner Allee am Büchelberg vorsehen? Unter anderem um diese Frage
geht es am kommenden Montag ab
15.30 Uhr im Rathaus-Sitzungssaal,
wenn der Stadtrat den neuen Haushaltsplan verabschiedet.
Im Vorfeld der Entscheidung hat sich
Tanja Bachmann, die Vorsitzende des
Vereins Waldkindergarten, in einem
Brief an alle Stadträte und Oberbürgermeister Klaus Herzog gegen einen
Straßenausbau zwischen Bessenbacher Weg und Alzheimerallee gewandt. Der Weg am Waldrand sei ökologisch wertvoll, schreibt sie im Namen der Eltern und Erzieher. Der Wald
am Büchelberg, in dem der Kindergarten zu Hause ist, sei ein Naherholungsraum und mit dem Bus erreichbar. Zwischen Streuobstwiesen und
Wald fänden Wildwechsel statt,
Kriechtiere lebten am Wegesrand und
zögen sich von einer späteren Straße
zurück. Natürliche Spielplätze fielen
weg. Der Waldkindergarten sei eine
etablierte pädagogische Institution und
erleide durch diesen Eingriff einen
nicht reparablen Schaden.
Ein weiteres Thema am Montag vor
der Haushaltsverabschiedung: Die
jährliche Anpassung der Musikschulgebühren.
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