Lebensmittelverfahrenstechnik
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Lebensmittelverfahrenstechnik
Fachhochschule Trier, Fachbereich BLV Studiengang Lebensmitteltechnik Lebensmittelverfahrenstechnik - Laborübung 3. Semester Name: ............................................................................................................ ............................................................................................................ Datum: ............................................................................................................ Versuch: Partikelgrößenanalyse Partikelmessung von pulverförmigen Lebensmitteln mit Laserbeugung Prof. Dr.-Ing. Günther Lübbe/ Phyta Vera Bauer 08/2007 2 1. Einleitung Partikelgrößenanalyse umfasst sowohl die Größenmessung, als auch die quantitative Beschreibung physikalischer Eigenschaften von Partikelkollektiven. Partikelkollektive oder disperse Systeme bestehen aus einer fein verteilten dispersen Partikelphase in einem kontinuierlichen Träger oder Dispergiermedium. Partikelphase oder Dispergiermedium können jeweils fest, flüssig oder gasförmig sein. Die Partikelgrößenanalyse untersucht vorrangig Systeme wie Pulver, Suspensionen, Emulsionen und Sprays. 2. Grundlagen zur Partikelmessung an festen Stoffen 2.1. Bedeutung für die Industrie Pulverförmige Güter spielen in vielen Produktionsprozessen eine wichtige Rolle, wie z.B. bei der Herstellung von Mehlen aus Getreide oder Zuckerfraktionen unterschiedlicher Körnung. Korngrößenverteilung und Oberflächenbeschaffenheit geben Aufschluss über Qualität und Handhabbarkeit des zu verarbeitenden Stoffes. Der dadurch gesteigerte Bedarf an spezifischen Kontrollverfahren erbrachte eine Vielfalt an unterschiedlichen Messtechniken. Die häufigsten sind die: Siebung Sedimentation Coulter Counter Laserbeugung 2.1.1. Siebanalyse Eines der einfachsten Messverfahren zur Partikelgrößenbestimmung ist die Siebung. Hierbei wird ein Vergleich zwischen Maschenweite des Siebes und der Korngröße vorgenommen. Partikel, die die Maschenweite unterschreiten, passieren das Sieb (Durchgang), größere Teilchen bleiben als Rückstand liegen. Das Hintereinanderschalten mehrerer Siebe mit sinkender Maschenweite führt zu einer fraktionierten Trennung des Haufwerks in definierte Kornklassen. 2.1.2. Sedimentation Eine der kostengünstigsten Methoden zur Bestimmung der Korngrößenverteilung ist die Sedimentation im Schwerkraftfeld. Hierbei nutzt man die unterschiedlichen Absinkgeschwindigkeiten von Feststoffteilchen in einer Flüssigkeit. Bei der einfachsten Ausführung dieses Verfahrens wird mittels einer in Bodennähe angebrachten Wägeschale die Zunahme der Masse über der Zeit bestimmt. Mit Hilfe des Gesetzes nach Stokes kann auf die Partikelgröße geschlossen werden. Laser 3 2.1.3. Coulter Counter Bei diesem Verfahren wird ein Partikel in einer elektrisch leitenden Flüssigkeit suspendiert und durch eine Kapillare, an der ein elektrisches Feld anliegt, geschickt. Das durch den Partikel verdrängte Volumen bewirkt eine messbare Veränderung des elektrischen Widerstandes der Flüssigkeit. Dadurch kann auf die Partikelgröße geschlossen und die Korngröße errechnet werden. 3. Partikelgrößenanalyse mit Laserbeugung Prof. J. Fraunhofer entdeckte bereits im 18. Jahrhundert, dass auftreffendes Licht an kleinen Partikeln gebeugt wird. Eine sinnvolle Nutzung war jedoch aus technischen Gründen - fehlendes Licht von genügender Intensität und Parallelität - zu langsame Auswertverfahren für die entstehende Datenflut nicht möglich. Erst die Entwicklung des Lasers konnte die benötigte Intensität zur Verfügung stellen. Die Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung löste auch das zweite Problem. 3.1. Systematik Bei der Partikelgrößenanalyse mit Lasertechnik (PGA) wird ein Partikel in den Laserstrahl eingebracht. In der Lasereinheit befindet sich ein 5 mW HeNe- Laser mit einer Wellenlänge von 632,8 nm. Kleine Partikel lenken den Strahl dabei stärker ab als große, wodurch das typische Beugungsbild des Produktes erzeugt wird. Das auftreffende Licht wird je nach Größe des Partikels an diesem gebeugt. (Bild1.) Bild 1.: Erzeugung des Beugungsbildes Laser 4 Es entsteht ein charakteristisches Beugungsmuster (Bild 2.), welches von einem Detektor aufgenommen und mit Hilfe des Computers ausgewertet wird. Da zur Auswertung nur das gebeugte Licht interessant ist, wird das ungebeugte Licht durch die Linse fokussiert und geht somit nicht in die Messung mit ein. Ein direkter Kontakt mit dem Laserstrahl bzw. auftretenden Reflexionen während der Messung ist unbedingt zu vermeiden, da Strahlung dieser Intensität Gewebeschäden besonders auf der Netzhaut des Auges hervorruft !! Bild 2.: Beugungsbild 3.2. Auswerteverfahren Es werden drei verschiedene Berechnungsarten unterschieden: - Fraunhofer HRLD - Fraunhofer LD - Mie Die Auswahl des Auswerteprinzips richtet sich nach der Durchstrahlbarkeit des Partikels. Wird der Partikel nicht vom Licht durchstrahlt (z.B. Kaffeepulver), so kommt die Fraunhofer-Theorie zur Anwendung. Diese sagt aus, dass Partikel das Licht in der selben Weise streuen, wie eine runde Scheibe mit gleichem Durchmesser. Die Streuung wird dabei nur durch Partikelränder verursacht. Die genaueste Methode für Messungen nach dem System der Beugung ist der HRLD Modus (High Reliability Laser Diffraction Mode). Durch diese Berechnungsart wird eine verbesserte Empfindlichkeit und ein verbessertes Auflösungsvermögen bei gleichzeitiger Reduktion von Störeinflüssen erreicht. Bei kleinen Partikeln, die durchsichtig sind und einen niedrigen Brechungsindex haben, gilt dies allerdings nicht. Der Lichtstrahl kann sie durchstrahlen und aufgrund Reflexion und Brechung unter anderem Winkel verlassen. Es besteht die Möglichkeit, dass dieses Licht ebenfalls auf den Detektor fällt und somit berücksichtigt werden muss. In diesem Fall kommt die Mie–Theorie zur Anwendung. Laser 5 4. Das Gerät 4.1. Der Detektor Der Detektor befindet sich im Messkanal, der ’Optischen Bank’. Der Detektor besteht aus 31 im Halbkreis angeordneten Messaufnehmern, auf die das gebeugte Licht auftrifft. Diese Einheit ist der empfindlichste Teil des gesamten Gerätes. Jeglicher Kontakt bzw. jegliche Verschmutzung ist zu vermeiden, da dies zu erheblichen Beschädigungen führen kann. Bei einem Linsenwechsel muss daher der Detektor möglichst weit nach rechts gefahren werden (lösen der Feststellschraube), um eine Berührung zu verhindern. Dann wird der Detektor von links an die der Linse entsprechende Position herangefahren und wieder arretiert. 4.2. Die Linse In der optischen Bank befindet sich die austauschbare Linse. Zum Wechsel des Messbereichs muss die Linse gegen den Uhrzeigersinn bis zum Klicken gedreht werden, um sie zu entnehmen. Zum Schutz wird sie in eine Linsenabdeckung gesteckt. Das Einsetzen der gewünschte Linse erfolgt derart, dass nach Ausrichtung der Pfeile auf Gerät und Linse die Linse im Uhrzeigersinn bis zum Einrasten zu drehen ist. Zur Reinigung der Linse wird diese ebenfalls entnommen und mit einem fusselfreien Tuch und ein paar Tropfen Aceton durch kreisförmige Bewegungen gereinigt. 4.3. Das Partikelförderorgan VIBRI Bild 3.: VIBRI Das Förderorgan VIBRI (Bild 3.) wird für trockene, fließfähige und pulverförmige Produkte eingesetzt. Es besteht aus einem Ansaugtrichter für das Probematerial, der Vibrationsrinne zum Transport des Gutes und dem Bedienungselement. Dieses gliedert sich in: Laser 6 1. 2. 3. 4. den ON/OFF - Taster manuelle Einstellung der Betthöhe auf der Vibrationsrinne manuelle Einstellung der Förderrate Drehknopf zur Veränderung der ausgewählten Funktion Wird mit einem neuen Produkt gearbeitet, so müssen diese Werte empirisch ermittelt werden, wobei es einerseits zu keinem Produktstromabriss und andererseits zu keiner Verstopfung im Trichter kommen soll. Die Geräteeinheit VIBRI muss so positioniert werden, dass das Aufgabegut in den Ansaugtrichter der folgenden Geräteeinheit RODOS fällt. 4.4. Das RODOS Die Geräteeinheit RODOS ist ein Trockendispergiersystem. Bei Nutzung der Einheit VIBRI ist die Einheit RODOS mit einem Saugtrichter versehen. Das Rotationsrad zur Aufgabe schlecht rieselfähiger, trockener Produkte ist dann außer Betrieb. Das pulverförmige Gemisch wird mit einer druckluftbetriebenen Bernoullidüse dispergiert. Diese ist manuell auf Druck und Unterdruck einzustellen, wobei der Unterdruck maximal sein sollte. Ein zu hoch eingestellter Druck kann zu einer Messergebnis verfälschenden Kornzerkleinerung führen. Der in verschiedenen Versuchseinstellungen veränderbare Druck wird mit dem schwarzen Drehknopf rechts am Gerät optimiert. Hierzu wird die Start/Stop-Taste betätigt. Die LED-Anzeige informiert über den herrschenden Druck/Unterdruck. Durch Herausziehen und Drehen des schwarzen Knopfes wird nun der gewünschte Druck eingegeben. Der Vorgang wird durch erneutes Drücken der Start/Stop- Taste beendet. 5. Die Software 5.1. Fenster HELOS - Sensorsteuerung Über das Softwareprogramm Windox mit dem Arbeitsprogramm HELOS wird der Laser gesteuert und eingerichtet. Im Hauptfenster können verschiedenste Parameter festgelegt werden (Bild 4). Laser 7 Bild 4.: HELOS Steuerung 1) Menüleiste 2) Aktivierung der einzelnen Messarten 3) Informationszeile der vorangegangenen Messung, auch abrufbar über das drop-down Menü 4) Auswahl der Dosiereinheit 5) Angabe von Bediener und Probenbezeichnung 6) Weitere Informationen können durch Anklicken des Icons eingetragen werden 7) Kommentarfeld 8) Auswertung und Ausgabe. Auswertung meist nach HRLD- Prinzip, Q(x) – Diagr. für die Größenverteilung, Q(t) (zeigt die Größenverteilung über die Zeit; wichtig bei kontinuierlicher Überwachung des Partikelstroms im Online Verfahren), Journal und Druckerausgabe 9) Produktname und Produkteigenschaften (»). Neu oder aus drop-down Menü 10) Messbereichseinstellung; Bestätigen der Linse durch Anklicken des ’?’ 11) Messbedingungen, Neudef. durch (») oder Bestehende mit drop-down Menü 12) Festgelegte Einstellungen für die Produktzufuhr, Neudef. über (») oder Bestehende durch drop-down Menü 13) Löschen oder Speichern der ausgewählten Datensätze Laser 8 5.2. Fenster Signaltest Das Fenster Signaltest (Bild 5) lässt Rückschlüsse auf die Funktionsweise des Lasers zu. Hier wird Reinheit und optische Konzentration erfasst und angezeigt. Bild 5.: 1) Auswahl zwischen der direkten Anzeige und der Datenbank 2) Anzeige der Intensität der drei Zentralelemente des Detektors oder deren optischer Konzentration 3) Graphische Darstellung der optischen Konzentration über alle Kanäle 4) Durch Anklicken aktivieren der einzelnen Ringe, hier Ring 1 5) Gibt Auskunft über Reinheit der Linse. Hier: 1,2 % bei Ring 1. “x“ setzt Wert auf letztes Maximum zurück 6) Fokussieren der Linse, automatisch 6. Aufgabenstellung Es ist das Weizenmehl, das für den Versuch ’Mahlen, Siebanalyse nach DIN 66165’ gewonnen wurde, auch für die Partikelgrößenanalyse mit Laserbeugung einzusetzen. Die entstehenden Durchgangssummenkurven und die Kurven der Verteilungsdichte sind zu vergleichen und zu diskutieren ! Laser 9 Kurzanleitung: Feststoffe 1. Inbetriebnahme des Lasers - Laser auf Schlüsselstellung ’1’ (Laser ohne Steuerung einschalten) vorheizen und nach 30 min auf Stellung ’2’ umstellen. Das Vorheizen spielt erst eine Rolle, wenn der Laser nach ein paar Jahren nachlässt; ansonsten kann sofort auf Schlüsselstellung ’2’ gemessen werden. - RODOS muss sich auf den Markierungen der Tischplatte befinden !! - Laser eingeschaltet lassen, wenn innerhalb von 24 h nochmals gemessen wird, da er durch häufiges Ein- u. Ausschalten schneller altert 2. Software - Computer einschalten - im WINDOX- Hauptfenster: Icon HELOS anklicken » Bild “HELOS- Sensorsteuerung“ erscheint - ’Signaltest’ öffnen - durch ’autom.’ (automatisches Fokussieren) Detektortisch korrekt einstellen - Messbedingungen: RODOS - Produktname: eingeben (bzw. wenn gespeichert » auswählen) - Messbereich: Linse je Produkt kontrollieren - Name des Bedienenden eingeben - Kennung Produkt eingeben - ggf. Parameter ändern (Icon: „>>“) - Auswertung und Ausgabe: HLRD, Q(x)- Diagr., Journal, Druckerausgabe und Messung sofort starten aktivieren 3. Einbau der Linse - Bei notwendigem Linsenwechsel Detektor ganz nach rechts fahren (Schraube lösen) - Die Linse gegen den Uhrzeigersinn herausdrehen und in Linsenabdeckung stecken - Gewünschte Linse einsetzen, dabei Pfeil auf der Linse auf den Pfeil am Gerät anlegen und mit sanftem Druck bis zum Einrasten im Uhrzeigersinn drehen - Den Detektor von links an die angegebene Position fahren und arretieren - Schutzabdeckung schließen 4. Referenzmessung starten - Im Fenster ’Helos- Sensorsteuerung’ den Icon Referenz anklicken - Im Fenster ’Signaltest’ die Referenzmessung verfolgen - Die Referenzmessung ist gültig, wenn bei der Linse R2 bis R5 beim ersten Ring die optische Konzentration des ersten Ringes 5% und bei den anderen 2% nicht überschreitet. Laser 10 Bei der Linse R6 sollte der erste Ring nicht über 10%, der Zweite und Dritte nicht über 5% und der Rest nicht über 2% liegen » durchführen, bis Signaltest O.K. 5. Reinigen der Linsen - Ist eine Referenzmessung ungültig, so muss die Linse nochmals entnommen werden - mit Hilfe von Aceton und einem weichen, fusselfreien Reinigungstuch wird sie in kreisförmigen Bewegungen ohne Druck gereinigt - Auf diese Weise wird auch die Staubschutzlinse an der linken Geräteseite gereinigt 7. Normalmessung starten - Das zu untersuchende Produkt in den Trichter der VIBRI einfüllen - Beim RODOS am schwarzen Drehknopf den angewählten Druck einstellen - Dazu den Startknopf drücken und durch Drehen des Drehknopfes den angewählten Druck einstellen - VIBRI starten - Wenn sich ein konstanter Produktstrom gebildet hat, Icon ’Messung starten’ anklicken - Nicht irritieren lassen, wenn Fenster erscheint ’Keine Kommunikation mit Gerät möglich’. Bestätigen, da RODOS nicht über den Computer, sondern manuell gesteuert wird - Achtung: Produkt hängt manchmal im Trichter, dann vorsichtig mit einem Stab den Trichter ’umrühren’ - Durch Drücken des Start/Stop- Knopfes Gebläse ausstellen - Die Ergebnisse werden automatisch ausgegeben 8. Reinigen der Apparatur - Nach der Messung VIBRI je nach Produkt z.B. mit einem Pinsel reinigen - Führungsrohr ist durch hygroskopische Substanzen verschmutzt : ---> Sand < 100-150 µm durchblasen - Trichter verschmutzt ---> Hand auflegen, Vakuum ziehen lassen, Hand weg; ---> evtl. Druck erhöhen - Außenseite ---> Lappen mit Aceton befeuchten und Außenseiten abwischen. Laser