Kündigungsschutz im Versicherungsvertrag Nomos
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Kündigungsschutz im Versicherungsvertrag Nomos
44 Benjamin Liedy Kündigungsschutz im Versicherungsvertrag Zur Notwendigkeit eines erhöhten Bestandsschutzes zur Sicherung des Marktzugangs der VersicherungsnehmerInnen Liedy • Kündigungsschutz im Versicherungsvertrag Versicherungswissenschaftliche Studien ISBN 978-3-8329-7278-3 44 BUC_Liedy_7278-3.indd 1 Nomos 25.06.12 08:15 http://www.nomos-shop.de/14466 Versicherungswissenschaftliche Studien herausgegeben von Prof. Dr. Christoph Brömmelmeyer Prof. Dr. Helmut Heiss Prof. Dr. Ulrich Meyer Prof. Dr. Hans-Peter Schwintowski Prof. Dr. Astrid Wallrabenstein Prof. Dr. Jochen Zimmermann unter Mitwirkung von Prof. Dr. Jürgen Basedow (Ehrenmitglied) Prof. Dr. Dieter Rückle (Ehrenmitglied) Band 44 BUT_Liedy_7278-3.indd 2 25.06.12 08:14 http://www.nomos-shop.de/14466 Benjamin Liedy Kündigungsschutz im Versicherungsvertrag Zur Notwendigkeit eines erhöhten Bestandsschutzes zur Sicherung des Marktzugangs der VersicherungsnehmerInnen Nomos BUT_Liedy_7278-3.indd 3 25.06.12 08:14 http://www.nomos-shop.de/14466 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 2011 ISBN 978-3-8329-7278-3 D21 1. Auflage 2012 © Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2012. Printed in Germany. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der photomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. BUT_Liedy_7278-3.indd 4 25.06.12 08:14 http://www.nomos-shop.de/14466 Inhaltsübersicht § 1 Einführung 17 §2 I. II. III. 23 24 39 87 Kündigung nach dem Versicherungsfall (§ 92 VVG) Geschichtliche Entwicklung Status quo und Kritik am Schadenfallkündigungsrecht Mögliche Konsequenzen § 3 Konsequenzen für die ordentliche Kündigung I. Verhältnis des ordentlichen Kündigungsrechtes zu demjenigen im Versicherungsfall II. Dogmatische Herleitung des Rechts zur ordentlichen Kündigung III. Für die Beurteilung der notwendigen Bestandsschutzintensität relevante Aspekte IV. Schlussfolgerungen 99 99 103 108 136 §4 I. II. III. IV. Sicherung des Marktzugangs als »Verbraucherschutz« Entwicklung des Versicherungsnehmerschutzgedankens Verbraucherschutzziele im Spannungsfeld der Vertragsfreiheit Abwägung zur Herstellung praktischer Konkordanz Europarechtliche Zulässigkeit einer Kündigungsbeschränkung 139 141 148 163 191 §5 I. II. III. IV. V. Vergleich mit bestehenden Kündigungsschutzregeln Sonderregeln im Versicherungsrecht Das Arbeitsrecht Das Wohnraummietrecht Das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz Schlussfolgerungen 203 203 220 233 239 248 § 6 Umsetzung des Abwägungsergebnisses – Möglichkeiten zur Sicherung des Marktzugangs I. Rechtsmissbräuchlichkeit einer unbegründeten Kündigung II. Beschränkung des ordentlichen Kündigungsrechtes III. Gestuftes System IV. Verstärkter Daten(übermittlungs)schutz V. Beschränkung der Ablehnung eines Versicherungsantrags VI. Umgehungstendenzen VII. Regelungsvorschlag für eine Kündigungsschutznorm 253 253 255 265 270 277 287 288 § 7 Zusammenfassung und Ausblick 293 9 http://www.nomos-shop.de/14466 Inhaltsverzeichnis § 1 Einführung 17 § 2 Kündigung nach dem Versicherungsfall (§ 92 VVG) 23 I. 24 24 24 28 29 31 II. 10 Geschichtliche Entwicklung 1. Entstehung der Norm a) Vorgeschichte zum VVG 1908 b) VVG 1908 aa) Roellis Entwurf eines schweizerischen VVG von 1896/1902 bb) Erster Entwurf des Reichsjustizamtes von 1903 cc) Entwurf von 1906 (Reichstagsvorlage, nach Bundesratsberatung) c) VVG 2008 2. Sinn und Zweck 3. Praktische Umsetzung und Auswirkungen 4. Zusammenfassende Bewertung Status quo und Kritik am Schadenfallkündigungsrecht 1. Sinn und Zweck der Norm nach heutigem Verständnis a) Potenzielle Störung des Vertrauensverhältnisses b) Vereinfachung der Rechtsverfolgung c) § 92 VVG als Stärkung der Versicherungsnehmerposition? 2. Erreichen des gesetzgeberischen Ziels 3. Kritikpunkte an der Regelung de lege lata a) Verfolgung zweckfremder Ziele b) Systemwidrigkeit aa) Grundsatz »pacta sunt servanda« (1) Inhalt (2) In Dauerschuldverhältnissen (3) Unterscheidung zwischen ordentlicher und außerordentlicher Kündigung (4) Rechtfertigung des außerordentlichen Kündigungsrechts gem. § 92 VVG (i) Besonderes Treueverhältnis im Versicherungsvertragsverhältnis (ii) Außerordentliche Kündigungen in anderen Bereichen (a) Im VVG (b) § 314 BGB (c) § 490 BGB (d) § 627 BGB 33 34 35 37 38 39 39 40 41 42 43 44 44 47 47 48 48 49 49 50 51 51 52 54 54 http://www.nomos-shop.de/14466 (e) (f) (5) (6) §§ 723-725 BGB Fazit Verteilung des Bewertungsrisikos Nicht-Abbedingen des § 92 als Ausübung der Vertragsfreiheit? (7) Kündigungsschutz in anderen Bereichen (§ 206 VVG, ArbR, MietR) (8) Folgerungen bb) Sinn eines Versicherungsvertrags (1) Definition Versicherungsvertrag (2) Dogmatische Grundlage, Theorienstreit (3) Folgerungen cc) Fehlender Kontakt vor dem Versicherungsfall? dd) Zwischenfazit c) Inkonsequenz aa) Begrenzung auf den einzelnen Versicherungsvertrag bb) Rechtssicherheit d) Auswirkungen für den Versicherungsnehmer e) Fehlende Notwendigkeit aa) Betriebswirtschaftlich bzw. versicherungstechnisch (1) Andere Kündigungsmöglichkeiten (2) Zufällige Häufung (3) Normative Korrektur bb) Auf Seiten der Versicherungsnehmer cc) Fazit f) Ungeprüfte Fortschreibung einer überholten Norm g) Fazit III. Mögliche Konsequenzen 1. Begründung de lege lata a) Als Tatbestandsmerkmal aa) Wortlaut, Systematik bb) Wille des historischen Gesetzgebers cc) Sinn und Zweck der Norm dd) Rechtspraxis b) Rechtsmissbräuchlichkeit der grundlosen Kündigung 2. Begründungserfordernis de lege ferenda 3. Aufhebung von § 92 VVG 2008 59 59 60 60 61 62 65 67 67 67 68 70 73 73 74 74 79 81 82 82 86 87 87 88 88 88 89 92 92 95 97 § 3 Konsequenzen für die ordentliche Kündigung 99 I. Verhältnis des ordentlichen Kündigungsrechtes zu demjenigen im Versicherungsfall 1. Grundsätzliches 2. Entwicklung der Vertragslaufzeiten 56 56 56 58 99 99 100 11 http://www.nomos-shop.de/14466 3. Auswirkungen für die Versicherungsnehmer 4. Schlussfolgerungen II. Dogmatische Herleitung des Rechts zur ordentlichen Kündigung 1. Freiheit zur Beendigung des Versicherungsvertrages 2. Kündigungsfreiheit als notwendiger Bestandteil der Privatautonomie 3. Schranken der Kündigungsfreiheit III. Für die Beurteilung der notwendigen Bestandsschutzintensität relevante Aspekte 1. Auswirkungen für Versicherungsnehmer 2. Versicherungspflichten ohne flankierenden Kontrahierungszwang 3. Interesse der Versicherer an Kündigungen zur »Bestandssanierung« a) Begriffsbestimmung b) Wirtschaftlich motivierte Kündigungen und das Versicherungsprinzip aa) Irrtums-/Kalkulationsrisiko bb) Änderungsrisiko cc) Häufung von Schadensfällen 4. Prinzip der risikoadäquaten Prämie 5. Drittschutz durch (freiwillige Haftpflicht-) Versicherungen 6. Einfache Kündigungsmöglichkeit und moralisches Risiko a) Legales moralisches Risiko aa) Ex ante bb) Ex post cc) Zusammenhang mit der Kündigungsproblematik b) Missbrauchs-/Betrugsproblematik aa) Wirtschaftliche Bedeutung des illegalen moralischen Risikos bb) Missbrauchs-Schutzfunktion einer ordentlichen Kündigung (1) Anderweitige Kündigungsmöglichkeiten (2) Betrugsneigung von Versicherungsnehmern (3) Verstärkte Ermittlungsarbeit 7. Wettbewerbsbeeinträchtigung durch ordentliche Kündigungen a) Wettbewerb b) Anwendbarkeit des EU-Kartellrechts c) Beeinträchtigung des Wettbewerbs Art. 101 I AEUV (81 I EG a.F.) aa) Vereinbarung bb) Wettbewerbsbeschränkung (1) Schutzzweck des Kartellverbots (2) Stellungnahme (3) Meinungsstand zu Informationsaustauchsystemen über Versicherungsnehmer (4) Stellungnahme 12 102 103 103 103 104 106 108 109 110 110 110 111 111 112 113 113 115 117 117 117 119 120 121 121 122 122 123 123 125 125 126 127 127 129 129 130 131 132 http://www.nomos-shop.de/14466 (5) EuGH-Urteil zu Kreditscoring (6) Fazit IV. Schlussfolgerungen 134 135 136 § 4 Sicherung des Marktzugangs als »Verbraucherschutz« 139 I. 141 141 143 147 148 148 148 150 151 151 Entwicklung des Versicherungsnehmerschutzgedankens 1. Vor dem VVG 1908 2. Seit dem VVG 1908 3. Fazit II. Verbraucherschutzziele im Spannungsfeld der Vertragsfreiheit 1. Vertragsfreiheit a) Herleitung und verfassungsrechtliche Verankerung b) Bedeutung der Abschluss- bzw. der Kündigungsfreiheit c) Rechtfertigung von Eingriffen aa) Vertragsfreiheit der Gegenseite (1) Die Unterscheidung in formelle und materielle Vertragsfreiheit (2) Situation im Fall der Versichererkündigung bb) Vertragsgerechtigkeit 2. Gleichbehandlungsgrundsatz 3. Sozialstaatsprinzip 4. Gemeinschaftsrechtliche Ansätze a) Europäisches Verbraucherleitbild b) Verbraucherschutzziele im Rahmen der Deregulierung der europäischen Versicherungsmärkte III. Abwägung zur Herstellung praktischer Konkordanz 1. Belange für verstärkten Bestandsschutz a) Freiheitsrechte der Versicherungsnehmer aa) Auswirkungen auf die wirtschaftliche Handlungsfreiheit bb) Berufsfreiheit cc) Persönlichkeitsrecht b) Gesamtgesellschaftliche Aspekte aa) Drittschutz bb) Schutz des Versicherungsprinzips cc) Marktversagen c) Zwischenfazit 2. Belange gegen verstärkten Bestandsschutz a) Freiheitsrechte der Versicherer aa) Vertragsfreiheit der Versicherer und deren Wesensgehalt bb) Unternehmerische Freiheit cc) Berufsfreiheit b) Tatsächliche Erfordernisse aa) Versicherungstechnische Notwendigkeit 152 153 155 159 159 161 161 162 163 164 164 164 165 166 167 167 168 169 171 172 172 172 173 174 175 175 13 http://www.nomos-shop.de/14466 bb) Moralisches Risiko cc) Interesse an risikoadäquater Prämie und Anforderungen an zulässige Risikodifferenzierung (1) Realisierbarkeit individueller Äquivalenz (2) Adverse Selektion (3) Anforderungen an Differenzierungskriterien, Grenzen der Typisierung 3. Ergebnis IV. Europarechtliche Zulässigkeit einer Kündigungsbeschränkung 1. Vereinbarkeit mit dem Sekundärrecht a) Vereinbarkeit mit der Richtlinie 92/49/EWG aa) Tariffreiheit bb) Grundlegende Zielrichtungen der Richtline 92/49 b) Vereinbarkeit mit den übrigen »Deregulierungs-Richtlinien« 2. Vereinbarkeit mit der Dienstleistungsfreiheit (Art. 56 AEUV) a) Beeinträchtigung des innergemeinschaftlichen Dienstleistungsverkehrs b) ggf. Rechtfertigung 176 177 178 180 182 188 191 192 192 192 194 195 195 195 199 § 5 Vergleich mit bestehenden Kündigungsschutzregeln 203 I. 203 203 203 205 205 206 207 208 209 210 212 II. 14 Sonderregeln im Versicherungsrecht 1. Die substitutive private Krankenversicherung a) Entwicklung von § 206 VVG b) Schlussfolgerungen aa) Soziale Funktion bb) Zwecksichernde Funktion c) Nicht substitutive PKV 2. Die Kfz-Haftpflichtversicherung a) Schutzzwecke des Pflichtversicherungsgesetzes b) Aufnahmezwang und Kündigungsschutz 3. Seitenblick ins schwedische Konsumentenversicherungsrecht a) Entwicklung und Anwendungsbereich des Konsumentenversicherungsgesetzes b) Ziele des Kontrahierungszwangs c) Schlussfolgerungen Das Arbeitsrecht 1. Zweck des arbeitsrechtlichen Kündigungsschutzes 2. Unternehmerische Entscheidungs-/Kündigungsfreiheit 3. Die Kündigung rechtfertigende Gründe a) Personenbedingte Kündigung b) Verhaltensbedingte Kündigung aa) Schlechtleistung, insb. Unfälle bb) Verdachtskündigung 214 216 219 220 220 222 223 224 227 227 228 http://www.nomos-shop.de/14466 4. Fazit III. Das Wohnraummietrecht 1. Ziele und Entwicklung des (Wohnraum-)Kündigungsschutzes 2. Berechtigtes Erlangungsinteresse des Eigentümers – Kündigungsgründe 3. Ökonomische Auswirkungen 4. Fazit IV. Das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz 1. Ziele des AGG 2. Rückschlüsse auf die Kündigung von Versicherungsverträgen a) Wesentliche Bedeutung des Marktzugangs zur Privatversicherung b) »Relevanz« von Differenzierungsmerkmalen V. Schlussfolgerungen 232 233 233 236 238 239 239 240 241 241 242 248 § 6 Umsetzung des Abwägungsergebnisses – Möglichkeiten zur Sicherung des Marktzugangs 253 I. II. 253 255 Rechtsmissbräuchlichkeit einer unbegründeten Kündigung Beschränkung des ordentlichen Kündigungsrechtes 1. Einführung eines Begründungserfordernisses für die ordentliche Kündigung 2. Mögliche Kündigungsgründe, Regelungsdichte a) Positivkatalog von Kündigungsgründen b) Negativkatalog von Kündigungsausschlussgründen 3. Wirtschaftliche Auswirkungen III. Gestuftes System 1. Verpflichtung zu Selbstbehalten oder Risikoausschlüssen 2. Prämienanpassung 3. Anpassungszeitpunkt 4. Verhältnis zwischen Anpassung und Kündigung IV. Verstärkter Daten(übermittlungs)schutz 1. Status quo 2. Neuregelung 3. Fazit V. Beschränkung der Ablehnung eines Versicherungsantrags 1. Zulässigkeit von Fragen im Antrag nach einer Vorkündigung a) Gefahrerheblichkeit einer Vor-Kündigung i.S.d. § 19 VVG b) Zulässigkeit i.S.d. § 4 BDSG c) Spezielle Datenerhebungsregel im VVG de lege ferenda 2. Begründungspflicht der Ablehnung mit Ausschluss bestimmter Gründe a) Versicherungsschutz und allgemeiner privatrechtlicher Kontrahierungszwang 255 257 257 262 263 265 266 267 268 269 270 270 274 276 277 278 278 279 282 283 283 15 http://www.nomos-shop.de/14466 b) Partieller Aufnahmezwang im Vergleich zum Kündigungsschutz VI. Umgehungstendenzen VII. Regelungsvorschlag für eine Kündigungsschutznorm 285 287 288 § 7 Zusammenfassung und Ausblick 293 Literaturverzeichnis 299 16