Gut gerüstet für die Zukunft - St. Augustinus

Transcription

Gut gerüstet für die Zukunft - St. Augustinus
D A S maga z i n de r st . a u g u st i n u s - k l i n i ke n
a u sgabe
Gut gerüstet
für die Zukunft
Gesundheitssystem in der Krise: Wie die
St. Augustinus-Kliniken langfristig ihre Ausgaben reduzieren wollen, ohne an der
Patientenversorgung zu sparen.
Kind oder Karriere? Beides!
Die Teilnahme am Audit der Hertie-Stiftung
hilft, Beruf und Familie optimal miteinander in
Einklang zu bringen.
Das größte Problem
ist die Sprache
Warum Migranten im Gesundheitswesen auf
viele Barrieren treffen – und welche Hilfe sie
erwartet.
1/2010
„Was nun den Dienst
der Menschen …
… an den Leidenden betrifft, so ist zunächst beruf­liche
Kompetenz nötig. Sie ist eine erste, grundlegende
Notwendigkeit, aber sie allein genügt nicht. Es geht
ja um den Menschen, und Menschen brauchen immer
mehr als bloß technisch richtige Behandlung. Sie brauchen Menschlichkeit. Sie brauchen die Zuwendung des
Herzens.“
Papst Benedikt XVI.
Inhalt Gut gerüstet für die Zukunft
Investitionen für verbesserte Abläufe und eine optimale Versorgung
2
Kind oder Karriere? Beides!
5
Spiegelbilder
6
Ein wichtiger Schritt zurück ins Alltagsleben
7
Jeder Einzelne zählt
8
Haus im Wandel
9
Erfolgreiche Teilnahme am Audit „berufundfamilie“ der Hertie-Stiftung
Endoskopische Eingriffe retten Leben
Behandlung in psychiatrischer Tagesklinik fördert soziale Integration
Moderne Wohngemeinschaften als Teil des aktiven Stadtteillebens
Dreijähriger Modernisierungsprozess nähert sich dem Ende
Kurz & knapp
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Das Kreuz mit dem Rücken
11
„Das größte Problem ist die Sprache“
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Kontakt/Impressum
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Wie man Rückenbeschwerden vorbeugt und was man dagegen tun kann
Migranten treffen im Gesundheitswesen auf einige Barrieren
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, Ihnen die erste Ausgabe unseres
neuen Magazins Conviso vorstellen zu dürfen.
Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen einen kurzen Einblick geben, wie wir uns strategisch
den Herausforderungen der Zukunft stellen. Unser
oberstes Ziel ist und bleibt es, die umfassende Fürsorge für unsere Patienten, Bewohner und
Klienten dauerhaft sicherzustellen. Dies geht nur, wenn wir gleichzeitig dauerhaft die Wirtschaftlichkeit unserer Einrichtungen gewährleisten. Lesen Sie, wie wir mit unseren Modernisierungsmaßnahmen diese Ziele erreichen möchten. Außerdem bieten wir Ihnen einen Einblick in weitere wichtige Projekte aus unseren vier Geschäftsbereichen und erklären, warum wir am Audit
„berufundfamilie“ der Hertie-Stiftung teilgenommen haben. In der Rubrik „Service“ beschäftigen
wir uns diesmal mit dem Thema Rückenleiden und geben Tipps, was man dagegen tun kann.
Eine unterhaltsame und informative Lektüre wünschen Ihnen
die Geschäftsführer der St. Augustinus-Kliniken.
Paul Neuhäuser (Vorsitzender),
Markus Richter und Thilo Spychalski
1
titelthema
Gut gerüstet
für die
Zukunft
Der demografische Wandel stellt Kliniken und Pflege­einrichtungen in ganz
Deutschland vor neue Herausforderungen. Die St. Augustinus-Kliniken begegnen
diesen mit gezielten Investitionen in eine moderne ­Infrastruktur und verbesserte
Dienstleistungsangebote – um auch in Zukunft eine gute Versorgung der Patienten, Bewohner und Klienten gewährleisten zu können.
Auch Kliniken und Pflegeeinrichtungen spüren die Auswirkungen des demografischen
Wandels: Immer weniger qualifizierten Fachkräften steht ein steigender Bedarf an medizinischer Behandlung, Betreuung und Pflege
gegenüber. Eine Problematik, der sich auch
die St. Augustinus-Kliniken als einer der größten Anbieter von Gesundheits- und Sozialleistungen am Niederrhein gegenübersehen.
Von 2007 auf 2008 stieg allein die Zahl der
stationär und ambulant behandelten Patien-
ten in den sechs Krankenhäusern der St. Augustinus-Kliniken
gGmbH von 125.065 auf 132.159. Auch die Nachfrage
nach betreutem Wohnen im Alter sowie nach Integrations- und
Selbsthilfeangeboten für Menschen mit Behinderung nimmt in
den sechs Einrichtungen der Senioren- und den vier Wohnverbünden der Behindertenhilfe stetig zu. Gleichzeitig steigen
die tatsächlichen Kosten proportional stärker, als die durch die
Sozialversicherungsträger bereitgestellten finanziellen Mittel.
Für die St. Augustinus-Kliniken bedeutet dies eine ganz besondere Herausforderung. Denn es zählt zum Selbstverständnis
des christlichen Unternehmens, jedem einzelnen Patienten,
Bewohner und Klienten eine umfassende
Fürsorge zukommen zu lassen.
Eine schwierige Aufgabe, das weiß
auch der Vorsitzende der Geschäftsführung Paul Neuhäuser (siehe Interview): „Als katholischer Anbieter von
Gesundheits- und Sozialleistungen ist
es unser Auftrag, die Fürsorge im Sinne der christlichen Karitas zu gestalten.
Dem können wir nur nachkommen, wenn
wir uns durch besonders hohe Effizienz den
Raum verschaffen, um Nächstenliebe und
menschliche Wärme spürbar werden zu
lassen.“
Somatik: Investitionen in Gebäude und
Technik
Ein Ziel, das Neuhäuser vor allem durch
Investitionen erreichen will. Rund 26 Millionen Euro investieren die St. Augustinus-Kliniken allein in den Umbau des Johanna-EtienneKrankenhauses, der 2011 abgeschlossen sein
soll. Mehr Operationssäle, neue Räume für die Neurologie
und Innere Medizin, aber auch eine moderne Zentralküche
stehen dann für eine verbesserte medizinische Versorgung und
für einen optimalen Patientenservice. Mit der Einrichtung eines Gefäßzentrums und einer Schlaganfallstation wurden außerdem neue Schwerpunkte gesetzt. Die erste Palliativstation
in der Region schließt zudem bereits eine regionale Versorgungslücke. Auch in den anderen Krankenhäusern werden die
Weichen für die Zukunft gestellt. Die Planungen für Modernisierungsmaßnahmen am Katharinen-Hospital in Willich laufen
bereits. Im Krankenhaus Neuwerk „Maria von den Aposteln“
wurde in die technische Ausstattung investiert; unter anderem
wurde ein neuer Computertomograf in Betrieb genommen.
Psychiatrie: Erweiterung des Angebotes
Zugenommen hat auch die Zahl der psychischen Erkrankungen. Ein Trend, der sowohl bundesweit als auch regional
zu beobachten ist. Die St. Augustinus-Kliniken haben bereits
Mitte 2008 reagiert und umfassende Neubaumaßnahmen
am St. Alexius-/St. Josef-Krankenhaus in die Wege geleitet.
Bis Ende 2012 entsteht hier mit vier neuen Bettenhäusern ein
komplett neues Zentrum für seelische Gesundheit im RheinKreis Neuss. Der erste Bauabschnitt wird Mitte dieses Jahres
„Effizienz steigern, Fürsorge beibehalten“
Paul Neuhäuser, Vorsitzender der Geschäftsführung der St. Augustinus-Kliniken, über
die aktuellen Herausforderungen und warum gerade jetzt Investitionen wichtig sind.
Wie wollen Sie dem entgegenwirken?
Wir tun dies, indem wir ständig die Effizienz der
Prozesse steigern und alle Schritte der Versorgung
der Menschen, die sich uns anvertrauen, besser
aufeinander abstimmen. Dies ermöglicht es uns,
wirtschaftlich zu arbeiten und die umfassende Fürsorge, die wir jedem Patienten zukommen lassen,
beizubehalten.
Herr Neuhäuser, wie sind die St. AugustinusKliniken heute aufgestellt?
Wir stehen nach wie vor gut da, was auch daran
liegt, dass wir bislang jede Herausforderung frühzeitig erkannt und bewältigt haben.
Was ist Ihrer Meinung nach aktuell die größte
Herausforderung?
Die größte Herausforderung ist es, die Aufgaben,
die sich aus dem demografischen Wandel ergeben, zu bewältigen: Der Bedarf an medizinischer
Behandlung sowie Betreuung und Pflege steigt. Es
stehen auf dem Arbeitsmarkt aber immer weniger
Menschen für diese Dienstleistung zur Verfügung.
Zudem sinken die zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen der Sozialversicherungsträger im
Verhältnis zum Bedarf.
Ist das denn mit den wirtschaftlichen Zielen vereinbar?
Als katholischer Anbieter von Gesundheits- und
Sozialleistungen ist es unser Auftrag, die Fürsorge
im Sinne der christlichen Karitas zu gestalten. Dem
können wir nur nachkommen, wenn wir uns durch
besonders hohe Effizienz den Raum verschaffen,
um Nächstenliebe und menschliche Wärme spürbar werden zu lassen.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Wir haben zum Beispiel am Johanna-EtienneKrankenhaus zunächst ohne Refinanzierung die
Möglichkeit der stationären palliativmedizinischen
Versorgung geschaffen. Dies war das einzige entsprechende Angebot in unserer Versorgungsregion.
Derzeit finden an einigen Einrichtungen der St.
Augustinus-Kliniken Um- und Neubaumaßnahmen
statt. Müsste hier nicht auch gespart werden?
Nein. Denn diese Modernisierungsmaßnahmen
sind zwingend nötig, damit wir den Menschen
auch in Zukunft Leistungen auf höchstem fachlichem
und menschlichem Niveau anbieten können.
Können Sie das näher erläutern?
Die Neubauten und Investitionen in neue technische
Geräte sind notwendig, um den Menschen eine
moderne, ihren Bedürfnissen gerecht werdende Unterbringung zu bieten und die fachliche Versorgung
auf höchstem Niveau sicherzustellen. Darüber hinaus
achten wir darauf, mithilfe der Investitionen die Abläufe zu verbessern und damit unsere Wirtschaftlichkeit zu steigern.
Was würde passieren, wenn das Unternehmen
Einsparungen durch einen Modernisierungsstopp
erzielen wollte?
Würden wir jetzt nicht investieren, entstünde ein
Investitionsstau. Dieser hätte zur Folge, dass schon
bald die Menschen nicht mehr nach modernstem
Stand des Wissens und der Technik versorgt werden könnten. Wir würden dann unserem Auftrag
nicht mehr gerecht werden.
3
fertig sein. Rund 40 Millionen Euro soll die Erweiterung insgesamt kosten. Geld, das weitsichtig investiert ist: Denn mit dem
Neubau wird das St. Alexius-/St. Josef-Krankenhaus endgültig
zum psychiatrischen Herzstück einer Region, in der insgesamt
rund 450.000 Menschen leben. Auch das Angebot wurde
erweitert: unter anderem um eine Mutter-Kind-Station, in der
eine gemeinsame Therapie bis zum Vorschulalter des Kindes
möglich ist. Sprachlichen Problemen von Menschen mit Migrationshintergrund begegnet die Klinik Königshof in Krefeld,
indem sich in der Ambulanz auch türkisch- und russischsprachige Mitarbeiter um die Patienten kümmern. Die Klinik verfügt
außerdem über ein modern ausgestattetes Schlaflabor, in dem
die unterschiedlichsten Schlafstörungen bei psychiatrischen
und internistischen Krankheiten diagnostiziert werden können.
Behindertenhilfe: Netzwerke fördern eigenständiges Wohnen
In der Behindertenhilfe steht zunehmend die Förderung eigenständigen Wohnens im Mittelpunkt. Vor allem der Aufbau
von Netzwerken trägt dazu bei, Menschen mit Behinderungen
ein möglichst selbständiges Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Im vergangenen Jahr nahmen zwei von
der St. Augustinus-Behindertenhilfe gGmbH ins Leben gerufene
Netzwerke ihre Arbeit auf, die chronisch und psychisch Kranken sowie Menschen mit geistiger Behinderung erfolgreich
unterstützen. In Kaarst wurde zudem ein Wohnprojekt eingeweiht, in dem sieben junge Menschen mit geistiger Behinderung ein weitgehend eigenständiges Leben führen. Weitere
Wohnprojekte dieser Art sind in Kaarst, Korschenbroich und
Bergheim geplant. Die ersten Bauarbeiten starten im Frühjahr
dieses Jahres.
Ausgaben der St. Augustinus-Kliniken (in Mio. Euro)
250
Für rund 40 Millionen Euro wird das St. Alexius-/St. Josef-Krankenhaus modernisiert. Bis Ende 2014 entsteht hier ein komplett neues Zentrum für seelische
Gesundheit im Rhein-Kreis Neuss.
Seniorenhilfe: mehr Lebensqualität für Demenzkranke
Auch für die Einrichtungen der Seniorenhilfe lautet die Devise:
mehr Lebensqualität durch mehr Eigenständigkeit – insbesondere für Demenzkranke. Langfristiges Ziel ist es, entsprechende
Angebote in der Region stärker zu vernetzen und damit zu verbessern. Mit dem Abschluss der Umbaumaßnahmen am Haus
Maria-Hilf in Viersen wird unter anderem das Angebot für ein
betreutes Wohnen auf insgesamt 16 Wohneinheiten erweitert.
Die 104 Einzelappartements sind zudem barrierefrei gestaltet
und zu überschaubaren Wohngruppen zusammengefasst worden. Noch in diesem Jahr sind umfassende Modernisierungsarbeiten im Josef-Haus in Solingen in Planung.
Investitionen der St. Augustinus-Kliniken (in Mio. Euro)
35
+20,1%
+14,1%
+4,6%
200
28
150
21
+113,9%
100
14
50
7
0
0
2007
4
2008
2009
2007
2008
2009
Beruf & Familie
Kind oder
Karriere? Beides!
Erfolgreiche Teilnahme am Audit der Hertie-Stiftung
Beruf und Familie unter einen Hut zu
bringen ist nicht immer leicht. Vor allem
dann nicht, wenn man zuweilen auch
nachts oder an Wochenenden arbeiten
muss – so wie in Heil- und Pflegeberufen.
Aus diesem Grund entschlossen sich die
St. Augustinus-Kliniken zur Teilnahme am
„audit berufundfamilie“ der Hertie-Stiftung. Das Ziel: Für die Mitarbeiterinnen
Der erste Spatenstich für die Kita: symbolischer Auftakt für noch mehr
familienfreundliche Angebote im Unternehmen
und Mitarbeiter der Kliniken und Pflegeeinrichtungen soll ein Umfeld geschaffen
werden, in dem sich Beruf und Familie
optimal miteinander in Einklang bringen
lassen. „Die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf ist für uns als christliches Unternehmen seit jeher ein zentrales Anliegen“, erklärt Bernward Gellenbeck, Personalleiter der St. Augustinus-Kliniken. „In
der Audit-Teilnahme haben wir die Chance gesehen, Verbesserungsmöglichkeiten
gezielt zu ermitteln und strukturiert umzusetzen.“
Individuelle Maßnahmen
Zwar gab es in den St. AugustinusKliniken auch vorher schon Maßnahmen
zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit. Im Zuge der Zertifizierung wurde
jedoch
darüber
hinaus ein individueller Plan entwickelt, der festlegt,
welche weiteren
Maß­nahmen hier
zu Verbesserungen
führen können. Neben flexiblen Arbeitsund Teilzeitmodellen wurden unter anderem weitere jährliche Mitarbeitergespräche sowie eine Intranetrubrik zum Thema
ins Leben gerufen. Eine der wichtigsten
Maßnahmen soll Mitte dieses Jahres umgesetzt werden: Im August eröffnet eine
betriebseigene Kindertagesstätte, deren
Öffnungszeiten sich speziell an den Bedürfnissen von Eltern in Heil- und Pflegeberufen orientieren.
Zertifizierung im vergangenen Dezember
Doch nicht nur junge Eltern sollen von
dem Angebot profitieren. Auch Mitarbeiter, die zu Hause pflegebedürftige
Angehörige betreuen, können mit Unterstützung rechnen. „Unser Ziel ist es, die
Mehrfachbelastung durch Kinderversor-
gung und Pflege von Familienangehörigen zu reduzieren“, so Gellenbeck, der
als Mitglied der sechsköpfigen Steuerungsgruppe auch für die Umsetzung
mitverantwortlich ist. Einen ersten Erfolg
kann das Team bereits vorweisen: Im
Dezember vergangenen Jahres erhielten
die St. Augustinus-Kliniken das AuditZertifikat. Damit ist die Arbeit der Steuerungsgruppe allerdings bei weitem nicht
abgeschlossen. Rund ein Dutzend Maßnahmen warten noch darauf, in den kommenden drei Jahren realisiert zu werden.
„audit berufundfamilie“
Das „audit berufundfamilie“ unterstützt
­Unternehmen dabei, Unternehmensziele
und Mitarbeiterinteressen zu vereinbaren.
1995 von der gemeinnützigen HertieStiftung entwickelt, fördert es als strategisches Managementinstrument die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Im
Mittelpunkt steht dabei eine individuelle
Umsetzung von praktischen Maßnahmen
im Unternehmen.
5
somatik
Spiegelbilder
Warum Endoskopien aus dem modernen
Klinikalltag nicht mehr wegzudenken sind
Die Endoskopie kann Leben retten. Wie,
das zeigt etwa ein Blick auf die Zahl
der Patienten, die jährlich neu an Darmkrebs erkranken. Alleine 70.000 sind
es in Deutschland – Tendenz steigend.
Endoskopische Vorsorgeuntersuchungen
können das Risiko um ein Zehnfaches
reduzieren.
Ängste nehmen
Doch nicht jeder sorgt bisher ausreichend vor: „Durchschnittlich gerade einmal fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung ab 55 Jahren, um genau zu sein.
Das müssen wir ändern, indem wir mehr
aufklären und die Angst vor den Spiegelungen nehmen“, sagt Professor Dr. Jens
Encke, Chefarzt der Inneren Medizin am
Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss.
Denn die Ängste sind unbegründet:
Der Patient wird für die Untersuchung
in einen künstlichen Schlaf versetzt –
und bekommt von der eigentlichen Un­
tersuchung nichts mit.
Mehr als 12.000 ambulante und stationäre Endoskopien wurden allein 2009
in den somatischen Krankenhäusern der
Endoskopische Untersuchungen 2009
im Johanna-Etienne-Krankenhaus (Neuss), Krankenhaus Neuwerk „Maria von den Aposteln“ (Mönchen­
gladbach) und im Katharinen-Hospital (Willich)
5.006
Oberer Verdauungstrakt
(u. a. Magen)
734
Atemwege
42
Harnwege
8
6.356
Unterer Verdauungstrakt
(u. a. Dickdarm)
Die Endoskopie ist vergleichsweise einfach zu handhaben und zählt zu den aussagekräftigsten Methoden
der Diagnostik. Dank Schlafnarkose bekommt der Patient von der Untersuchung selbst gar nichts mit.
St. Augustinus-Kliniken durchgeführt. Wie
wichtig die Spiegelungen wirklich sind,
zeigt der Fall einer 57-jährigen Patientin,
der man nach einer gynäkologischen
Vorsorgeuntersuchung Darmkrebs im frühen Stadium diagnostizierte. Da er noch
nicht gestreut hatte, verlief die Operation
erfolgreich. Heute geht es der Patientin
wieder gut. „Ohne Vorsorge hätte es
auch anders aussehen können“, erklärt
Professor Encke.
Kleine Probe, große Wirkung
Die Vorteile der Endoskopie liegen auf
der Hand. Sie ist einfach zu handhaben,
sehr aussagekräftig, risikoarm – und man
kann mit dem Endoskop untersuchen und
therapieren zugleich. Das ist von Bedeutung, wenn Polypen abgetragen, Blutungen gestillt, Gewebeproben entnommen
oder röhrchenförmige Gefäßstützen, so genannte „Stents“, gesetzt werden müssen.
Durch diese „Doppelfunktion“ ist die Endoskopie bildgebenden Verfahren einen
großen Schritt voraus. Denn ein CT liefert
zwar hochaufgelöste Bilder, ein direkter
Eingriff ist aber nicht möglich. Und doch
stößt auch die Endoskopie manchmal an
ihre Grenzen. „Einen Nebennierentumor
würde man zum Beispiel nicht sehen“,
erklärt Professor Encke, „hier sind wir auf
die Computertomografie angewiesen.“
Ein Fall für zwei
Noch tiefgründiger geht die Endosonografie vor: eine Kombination aus Ultraschall und Endoskop. Mit ihr lassen sich
Oberflächen genauer unter die Lupe zu
nehmen. Schicht für Schicht. Und man
sieht, wie tief ein Tumor bereits infiltriert ist. „Diese Vorbereitung ist für eine
Operation oder medikamentöse Chemotherapie unerlässlich“, fügt der Chefarzt
hinzu.
Präziser geht es nur noch mit der Kapselendoskopie. Der Patient schluckt eine
kleine Kapsel, die im Zwei-Sekunden-Takt
Aufnahmen vom Darm auf einen Monitor sendet. „Wir können so tiefer in den
Dünndarm hineinspiegeln als je zuvor“,
sagt Encke und blickt nach vorne: „Wir
werden vermehrt mit dem Endoskop aus
dem Magen-Darm-Trakt heraus andere
Organe operieren. Das ist die Zukunft.“
Psychiatrie
Ein wichtiger Schritt
zurück ins Alltagsleben
Behandlung in Tagesklinik fördert soziale Integration
Es ist für Martina M. ein wichtiger
Schritt zurück in Richtung eines normalen
Lebens. Eine schwere Depression hatte
sie für zehn Wochen in die vollstationäre
Behandlung des psychiatrischen St. Alexius-/St. Josef-Krankenhauses in Neuss
gebracht. Jetzt geht sie zur Therapie in
die Tagesklinik St. Luzia in Dormagen:
„Aber jeden Tag kann ich danach heimfahren zu meinem Freund“, freut sich die
30-Jährige. „Ich sehe meine Familie und
meine Freunde und treibe Sport. Das ist
mir sehr wichtig.“
psychischen Erkrankung. Der Vorteil: Die
Behandlung findet nahe am Wohnort
statt. Zwischen 8 und 17 Uhr kümmern
sich die Psychiater, Therapeuten und
Pflegekräfte in der Tagesklinik um die
Patienten. Diese verbringen jedoch den
Abend, die Nacht und das Wochenende zu Hause. So können sie den Kontakt
zu Familie und Freundeskreis halten und
sind besser in ihr soziales Umfeld integriert.
Psychiatrie-Cluster
Psychiatrie-Cluster
Wie Martina M.
Meerbusch
Neuss
suchen immer mehr
Menschen psychiatrische Hilfe. „Im vergangenen Jahr waren
Fachkrankenhaus
Ambulantes Zentrum
unsere
stationären
Kapazitäten in Neuss
beinahe erschöpft“,
sagt Dr. Martin KöhPsychiatrie-Cluster
Psychiatrie-Cluster
Psychiatrie-Cluster
ne, Geschäftsführer
Grevenbroich
Korschenbroich
Dormagen
und Ärztlicher Direktor des St. Alexius-/
St. Josef-Krankenhauses. Deshalb setzt
Wer für die Behandlung in einer Tadie Klinikleitung auf ein integriertes Psy- gesklinik geeignet ist, entscheiden niechiatrie-Netzwerk mit der zentralen Klinik dergelassene Ärzte oder psychiatrische
in Neuss und den Psychiatrie-Clustern St.
Augustinus in Grevenbroich, St. Anna
am Johanna-Etienne-Krankenhaus in
Neuss, St. Luzia in Dormagen und der
Alexianer-Klinik in Meerbusch – ein weiterer folgt in Korschenbroich.
Krankenhausabteilungen. „Für einige Patienten ist die Tagesklinik nicht die richtige Wahl“, erklärt Köhne. „Zum Beispiel
bei Suizidgefahr oder einer Erkrankung
mit schwerwiegenden Denkstörungen,
bei einer akuten Psychose oder Suchtproblemen.“ Ansonsten bieten die Tageskliniken die gleichen Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten wie das St. Alexius-/
St. Josef-Krankenhaus.
Auch Martina M. fand in der vollstationären Behandlung zunächst eine
willkommene Hilfe: „Es war gut, einmal
ganz aus dem Alltagsstress rauszukommen in eine geschützte Umgebung.“ Mit
Hilfe der Therapeuten fiel ihr auf, dass ihr
bisher etwas Wichtiges gefehlt hatte: die
Freude am Leben. „Ich dachte früher nur
daran zu funktionieren. Freizeit hatte ich
gar nicht.“ Dies habe wohl die Depression hervorgerufen. In der Tagesklinik
lernt sie nun, die Balance zu finden zwischen einem achtstündigen Pflichtprogramm wie im Job, ihrem Haushalt und der
Freizeit. „Dabei weiß ich, dass da immer
jemand ist, der mich unterstützt, und dass
ich mit Hilfe der Therapie einmal mehr
aufgestanden als hingefallen bin.“
Psychiatrie-Cluster bestehen aus einer
Tagesklinik und einer Ambulanz. Ihre
Therapieangebote richten sich an Menschen in einer akuten Krise oder mit einer
7
einem längeren Klinikaufenthalt ihr Zimmer in Haus Nummer 6 – und ist seitdem
ein gutes Stück selbständiger geworden.
„Ich brauche einfach einen geregelten
Tagesablauf“, sagt sie. Dass sie den hat,
dafür sorgt auch Hausleiterin Karla Petermann. 15 Menschen werden hier in drei
Reihenhäusern betreut. Täglich zwischen
6.30 und 20.30 Uhr.
behindertenhilfe
Jeder
Einzelne
zählt
Wohnhäuser wie dieses sind heute aktiver Teil des Stadtteillebens. „Das ist gut
so. Denn Menschen mit Behinderungen
benötigen selten Sonderanstalten“, so
Wilfried Gaul.
Moderne Wohngemeinschaften
als Teil des aktiven Stadtteillebens
„Was früher Heim oder Anstalt hieß,
nennen wir heute intensiv betreutes Wohnen“, sagt Wilfried Gaul, Geschäftsführer der St. Augustinus Behindertenhilfe,
und beschreibt das Konzept. Die Grundlage der Behindertenhilfe bilden unter
anderem die Wohnverbünde. Vier sind
es insgesamt. In Neuss, Krefeld und
Dormagen. Ausgegliedert aus der psychiatrischen Langzeitbehandlung, stehen
sie heute für ein selbstbestimmtes Leben.
Ein logischer Schritt: Denn Anfang der
1980er Jahre war es bundesweit nicht
gut um Wohnplätze dieser Art bestellt.
„Viele waren nicht mehr zeitgemäß“,
erzählt Wilfried Gaul. „Das wollten wir
ändern.“
Modernes WG-Leben
Nach dem Motto „Weg von zentralisierten Einrichtungen, hin zu regionalen
Verbünden“ fiel 1995 der Startschuss
für die Umstrukturierung. Das Ergebnis:
8
modernere Wohngemeinschaften außerhalb der Psychiatrien. So wie der erste
Wohnverbund Vinzenz von Paul. Königshof, St. Alexius und St. Josef folgten.
Die Angebote richten sich heute an vier
Personengruppen. Menschen mit geistiger Behinderung und Menschen mit der
Diagnose Autismus zählen ebenso dazu
wie Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Abhängigkeitserkrankte.
Das Besondere: Jede Gruppe wird einzeln betreut – und jedem Betroffenen
wird individuell geholfen.
Stark und selbstbewusst
So wie der 26-jährigen Bewohnerin
des Maximilian-Kolbe-Hauses im Neusser Stadtteil Meertal. Diagnose: Psychose. Im März 2008 bezog sie nach
Zu einem geregelten Tagesablauf gehört
das ­gemeinsame Tischdecken – hier mit
Hausleiterin Karla Petermann (rechts)
Projekt mit Zukunft
Und er hat ein weiteres Ziel vor Augen: Die Betroffenen sollen später in
ihrer eigenen Wohnung leben und ambulant betreut werden können. Deshalb
läuft die Umstrukturierung auf Hochtouren. Bis 2015 entstehen am St. Alexius
Krankenhaus in Neuss neue Wohnhilfen
für Menschen, die besonders intensiv
betreut werden müssen. Auch in Kaarst,
Korschenbroich, Bergheim und KrefeldUerdingen wird es neue Plätze geben.
„Schon heute stehen neben 500 stationären 300 ambulante Wohnplätze
zur Verfügung. Wir sind auf einem guten
Weg“, resümiert der Geschäftsführer.
seniorenhilfe
Haus im Wandel
Ein dreijähriger Modernisierungsprozess
nähert sich dem erfolgreichen Abschluss
„Seniorenpflegeheime der vierten Generation“, erklärt Stefan Lua, „finden sich
mitten in den Gemeinden. Das erleichtert
es den Bewohnern, auch weiterhin ihre
sozialen Kontakte zu pflegen. Zudem leben die Senioren in kleinen Wohngruppen zusammen.“
Von der Senioreneinrichtung Haus Maria-Hilf in Viersen, deren Leiter Stefan
Lua ist, bis in die Innenstadt sind es nur
wenige Minuten zu Fuß. Die benachbarte Gemeinde St. Remigius feiert in der
Kapelle des Hauses regelmäßig Gottesdienst. „Das Haus Maria-Hilf ist also
bereits sehr gut in das Alltagsleben der
Stadt integriert“, bringt es Lua auf den
Punkt. Mit einem neuen Konzept und einigen baulichen Veränderungen hat das
Haus Maria-Hilf seit 2007 den Wandel
zu einer modernen Senioreneinrichtung
der vierten Generation erfolgreich vollzogen.
Treffpunkt Wohnküche
„Die Umbaumaßnahmen waren nötig, um
unseren Bewohnern das Wohnen in kleinen Gemeinschaften zu ermöglichen“,
erklärt Lua. Zentrale Wohnküchen, überschaubare Wohnbereiche, ein geschützter
Garten und Einzelappartements mit eigenem Bad
sind entstanden. Die
Wohnküchen
sind
der Treffpunkt jedes
Wohnbereichs. Hier
spielt sich das alltägliche Leben ab.
Ein Leben, wie es die Menschen auch
in der Vergangenheit gelebt haben.
Gemeinsames Kochen und Wäschewaschen gehört ebenso dazu wie gemeinsames Singen.
Das Leben im Haus Maria-Hilf hat sich
in den vergangenen drei Jahren deutlich verändert. Die Bewohner geben
jetzt den Rhythmus vor. Frühaufsteher
werden früh gepflegt, Langschläfer
später. Wer nachts nicht schlafen
kann, trifft Gleichgesinnte zum Klönen,
Spielen und Fernsehen.
Konzepte greifen
Noch im Bau befindet sich ein zentral gelegenes Restaurant, in dem die
Bewohner, aber auch die Besucher ihre
Mahlzeiten einnehmen können. Vor Kurzem wurden hier die letzten Arbeiten
abgeschlossen. „Im Rahmen des Umbaus und der Modernisierung haben wir
die Chance genutzt, in den einzelnen
Wohnbereichen Schwerpunkte für die
Bereiche Demenz, Schwerstpflege und
Palliative Care zu bilden“, so Lua weiter.
Eine solche Spezialversorgung können
nur wenige Einrichtungen in der Region
bieten.
„So einen Wandel zu vollziehen ist natürlich für alle Beteiligten immer auch
eine besondere Anstrengung“, räumt Lua
ein. Eine Anstrengung, die sich im Fall
des Hauses Maria-Hilf gelohnt hat: „Die
neuen Konzepte greifen.“
9
kurz & knapp
Proktologische Sprechstunde
Zertifikat für urogynäkologische Therapie
Prof. Dr. Frank A. Granderath, Chefarzt der
Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie
am Krankenhaus Neuwerk „Maria von den
Aposteln“, hat von der Ärztekammer Nordrhein die Zusatzbezeichnung für Proktologie
erhalten. Die Klinik bietet ab sofort eine koloproktologische Spezialsprechstunde mit einem
kompletten diagnostischen und therapeutischen Portfolio an.
Proktologische Sprechstunde mit Dr. Alexandra Dimitriou-Zarra
Baubeginn bei
Kaarster Wohnprojekt
Planmäßiger Beginn der Baumaßnahmen in
Kaarst: Bis zum Sommer kommenden Jahres
entstehen an der Heinrich-Lübke-Straße Wohnungen für 24 Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen. Geplant sind ein Haus mit
sechs Einzelappartements und einem Doppel­
appartement sowie ein weiteres Haus mit
Wohngruppen. Ziel des Projektes ist es, die
Haus St. Robert, Grevenbroich, 2008 (ähnliche Bauweise)
zukünftigen Bewohner bei der Gestaltung
­eines suchtmittelfreien Lebens fachlich zu begleiten und ihnen ein hohes Maß an gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen. Die Bewohner werden rund
um die Uhr von Fachkräften betreut. Das Projekt ist Teil des Wohnverbundes St. Alexius, einer Einrichtung der
St. Augustinus-Behindertenhilfe gGmbH.
Fotoausstellung im St. Alexius-/
St. Josef-Krankenhaus
Unter dem Titel „Menschen – Tiere – Emotionen“ findet derzeit eine Fotoausstellung
im Foyer des St. Josef-Krankenhauses statt.
­Präsentiert werden Fotografien des Künstlers
Ottmar W. Niessen. Die Ausstellung dauert
bis zum 25. Mai. Weitere Informationen unter
www.ottmarniessen.de.
Neue Chefärzte am
Johanna-Etienne-Krankenhaus
Am Johanna-Etienne-Krankenhaus werden zwei Chefarztpositionen neu
besetzt: Prof. Dr. med. Thomas Foitzik übernimmt ab Mai die Leitung
der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Er tritt die Nachfolge von Dr. med.
Peter Lippers an, der nach 36 Dienstjahren im Johanna-Etienne-Krankenhaus seinen Ruhestand antritt. Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Korell leitet
ab Juni die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sein Vorgänger,
Dr. med. Ludwig Gleumes, wird sich ab diesem Zeitpunkt ausschließlich
seinen Aufgaben als Leiter des Brustzentrums Rhein-Kreis Neuss widmen.
10
Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Korell
Dr. Ralf Dürselen, Chefarzt für
­Gynäkologie und Geburtshilfe
am Krankenhaus Neuwerk „Maria von den Aposteln“, ist von der
Arbeitsgemeinschaft für Urogynäkologie und Plastische Beckenbodenrekonstruktion (AGUP) mit der
Qualifikationsstufe AGUB II ausgezeichnet worden. Das Zertifikat
bescheinigt seine Erfahrungen in
der urogynäkologischen Diagnostik und Therapie sowie in der urogynäkologischen Chirurgie. Die
Zertifizierung für die Qualitätsstufe II ist für drei Jahre gültig und
wird bei erneuter Prüfung verlängert. Weiterhin hat Dr. Dürselen
die volle Weiterbildungsbefugnis
für Frauenheilkunde und Geburtshilfe erlangt.
Gefäßzentrum
zertifiziert
Das Gefäßzentrum Rhein-Kreis
Neuss ist von der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGG)
und der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) offiziell anerkannt
und zertifiziert worden. Die Kooperation des Johanna-EtienneKrankenhauses mit Fachärzten
unterschiedlicher Disziplinen unter-­
streicht damit ihre nachgewiesene Kompetenz in Fragen der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Blutgefäße. Sie bietet
eine interdisziplinäre Behandlung
und alle modernen Diagnose- und
Therapiemöglichkeiten aus einer
Hand an.
Prof. Dr. med. Thomas Foitzik
service für den Leser
Das Kreuz mit dem Rücken
Noch schnell gebückt und die letzte Wasserkiste in den Kofferraum gehoben,
dann ist der Einkauf geschafft, das Wochenende zum Greifen nahe. Doch
plötzlich passiert es: ein Stechen in der Lendenwirbelsäule. Der Rücken
schmerzt, nichts geht mehr. Kein Einzelfall, denn statistisch gesehen kann
es jeden treffen – ob jung oder alt.
Neun von zehn Menschen klagen
­mindestens einmal in ihrem Leben
über Rückenschmerzen. Zu wenig
Bewegung und Übergewicht können die Ursache sein, aber auch
psychischer Stress und körperliche Überanstrengung. Derzeit
leiden rund 4,3 Millionen
Deutsche unter Rücken- oder
Gelenkerkrankungen. Dabei
kann in den leichteren Fällen
oft schon mehr Bewegung
den Schmerz lindern – oder
gar vermeiden. „Wir behandeln jährlich rund 2.500
Patienten mit Rückenproblemen. Glücklicherweise ist ein
chirurgischer Eingriff in mehr
als 80 Prozent der Fälle nicht
nötig“, erklärt Professor Dr. Dr.
Jörg Jerosch, Chefarzt der Klinik
für Orthopädie, Unfallchirurgie
und Sportmedizin am JohannaEtienne-Krankenhaus in Neuss.
Eine Frage der Muskulatur
Doch was macht den Rücken eigentlich so anfällig für Schmerzen?
Und wie wird man sie wieder los?
Probleme bereitet meist die schwache, überlastete Muskulatur. Vor
allem die an Bauch und Rücken.
Wer Schmerzen hat, sollte den
Gang zum Arzt nicht unnötig
hinauszögern. „Sonst werden
aus akuten schnell chronische
Leiden“, so Jerosch. Konservative Methoden mit Medikamenten und Wärmeanwendungen
können ebenso helfen wie Spritzentherapien und Physiotherapie.
Auch Sportler kann es treffen – etwa Handballer oder SquashSpieler, aber auch passionierte Golfer. Für Letztere gibt es beispielsweise die so genannte „Golfersprechstunde“. Warum
gerade hier Handlungsbedarf besteht, wird schnell deutlich.
„Beim Abschlag wirken massive Kräfte auf den Rücken. Sind
Muskulatur und Schlagtechnik schlecht ausgebildet, kann es
schnell zu Überlastungen oder akuten Verletzungen an Ellenbogen, Schultern und der Lendenwirbelsäule kommen“, beschreibt
Professor Jerosch.
Mehr Bewegungsfreiheit
Schlagen die konservativen Therapien nicht mehr an, ist eine
Operation manchmal die letzte Lösung. Etwa bei einem Bandscheibenvorfall. Dieser kann zwar auch konservativ behandelt
werden, das Bandscheibenfach bleibt aber erkrankt und funktionsgestört.
Ein relativ neues Operationsverfahren schafft Abhilfe: die
Bandscheibenprothese. Anders als bei der Versteifungsoperation verkürzt sich die Nachbehandlungszeit, der Patient ist
schneller wieder arbeitsfähig und die natürliche Funktion der
Lendenwirbelsäule ist wieder ganz hergestellt.
Zum Glück bilden operative Eingriffe wie dieser die Ausnahme. Wie man Rückenleiden gezielt vorbeugen kann, zeigt der
nachfolgende Infokasten.
In der Physiotherapie arbeiten die Fachärzte eng mit Sportwissenschaftlern
und Therapeuten der savita GmbH zusammen: dem Zentrum für Reha-Maßnahmen der St. Augustinus-Kliniken. Hier sind ihre Tipps.
Viele Rückenbeschwerden entstehen durch:
– einseitige oder verkrampfte Körperhaltung
– Übergewicht
– schlechte Ernährung
– zu wenig Sport und mangelnde Bewegung
–Rauchen
– psychische Anspannung
Das stärkt den Rücken:
– Sportarten wie Yoga oder Schwimmen
– gezieltes Kraft- und Vibrationstraining
– Ausdauertraining
– viel Bewegung
11
Migration & gesundheitswesen
„Das größte Problem
ist die Sprache“
Migranten treffen im Gesundheitswesen
auf einige Barrieren – und Hilfsangebote
Was heißt „Grippe“ auf Türkisch, Griechisch oder Russisch? Rund 15 Millionen
Menschen mit Migrationshintergrund aus
vielen verschiedenen Herkunftsländern leben in Deutschland. Auf welche Schwierigkeiten sie zum Teil stoßen, wenn es um
ihre Gesundheit geht, erklärt Halide Özkurt-Atmaca, die fünf Jahre lang Vorsitzende des Ausländerbeirates in Krefeld war.
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Frau Özkurt-Atmaca, wie erleben Sie die Situation für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in
der Gesundheitsversorgung?
Einige Städte, darunter Krefeld, haben sich frühzeitig mit Migrationsthemen befasst und einen Gesundheitswegweiser in verschiedenen Sprachen herausgebracht. Viele Zuwanderer, die schon sehr lange
hier leben, haben unter schwierigen Bedingungen
hart gearbeitet. Das hat sich teilweise negativ auf
ihre Gesundheit ausgewirkt. Gerade die erste Einwanderergeneration ist davon betroffen. Es gibt
außerdem Frauen, die ihr Leben nur zu Hause verbracht haben. Einige von ihnen leiden inzwischen
unter Depressionen. Daher ist die Situation vieler
Migranten schwierig.
Wer krank wird, ist auf Ärzte, Therapeuten
oder Pflegepersonal angewiesen. Vor welchen Problemen stehen zugewanderte Menschen dann am häufigsten?
Das größte Problem sind fehlende Sprachkenntnisse. Um diese Barriere zu überwinden,
bringen viele Migranten entweder die eigenen Kinder oder einen Nachbarn zum Übersetzen mit zum Arzt. Auch ich habe beispielsweise Frauen beim Arzt geholfen, weil sie ihr
Problem auf Deutsch nicht erklären konnten.
Obwohl ich diese Menschen nicht kannte,
haben sie mir zum Teil sehr private Dinge
anvertraut, die ich übersetzen musste. Zum
anderen ist auch die Unwissenheit über die
Versorgungsstrukturen ein Problem. Ein wesentlicher Punkt sind auch kulturell bedingte
Hemmschwellen – ein Problem, das mit
etwas Aufklärungsarbeit gelöst werden
kann.
Was wurde bisher erreicht, um die Probleme zu lösen?
Die Gesundheitskassen informieren allgemein über Krankheiten und Vorsorgeun-
mizin servis
Fremdsprachige Hinweisschilder helfen,
Barrieren zu überwinden
tersuchungen. Seitdem in Deutschland das Thema
Integration großgeschrieben wird, ist auch vielen
Kommunen und Institutionen klar geworden, dass es
wichtig ist, Menschen in ihrer Sprache aufzuklären,
zum Beispiel über mehrsprachige Gesundheitsweg­
weiser. Einige Krankenhäuser rüsten sich inzwischen für fremdsprachige Patienten, zum Beispiel
die psychiatrische Klinik Königshof der St. Augustinus-Kliniken in Krefeld. Hier gibt es eine eigene
türkisch- und russischsprachige Ambulanz. Auch bei
den Migrantenselbstorganisationen steht das Thema Gesundheit auf der Tagesordnung.
Wo sehen Sie Nachholbedarf, was muss noch
verbessert werden?
Nachholbedarf sehe ich in der präventiven Gesundheitsarbeit bei Zuwanderern. Wir müssen schon viel
früher eingreifen und vorbeugende Maßnahmen
einführen. Dies sollte in Zusammenarbeit mit den
Gesundheitsorganisationen und Migrantenselbstorganisationen geschehen.
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Infos im Netz
Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es im Internet:
– Gesundheitsprojekt
„Mit Migranten für Migranten“ vom Land NRW: www.mags.nrw.de
– Ethno-Medizinische Zentrum e.V.: www.ethno-medizinisches-zentrum.de
Kontakt
Somatik
Johanna-Etienne-Krankenhaus
Am Hasenberg 46, 41462 Neuss
T (02131) 5295-00, F (02131) 5295-9059
[email protected]
www.johanna-etienne-krankenhaus.de
Katharinen-Hospital
Bahnstraße 26, 47877 Willich
T (02154) 494-0, F (02154) 494-120
[email protected]
www.krankenhaus-willich.de
Psychiatrie
St. Alexius-/St. Josef-Krankenhaus
Nordkanalallee 99, 41464 Neuss
T (02131) 5292-00, F (02131) 5292-9001
[email protected]
www.psychiatrie-neuss.de
Krankenhaus Neuwerk
„Maria von den Aposteln“
Dünner Straße 214–216,
41066 Mönchengladbach
T (02161) 668-0, F (02161) 668-2141
[email protected]
www.krankenhaus-neuwerk.de
Niederrhein-Klinik Korschenbroich
Regentenstraße 22, 41352 Korschenbroich
T (02161) 979-0, F (02161) 979-222
[email protected]
www.niederrhein-klinik.de
Klinik Königshof
Am Dreifaltigkeitskloster 16, 47807 Krefeld
T (02151) 8233-00, F (02151) 8233-9991
[email protected]
www.klinik-koenigshof-krefeld.de
Behinderteneinrichtungen
Wohnverbund St. Alexius
Alexianerplatz 1, 41464 Neuss
T (02131) 5291-9690, F (02131) 5291-9691
[email protected]
www.wohnverbund-st-alexius.de
Wohnverbund Vinzenz von Paul
Meertal 4, 41464 Neuss
T (02131) 5291-9190, F (02131) 5291-9191
[email protected]
www.wohnverbund-vinzenz-von-paul.de
Wohnverbund Königshof
Obergath 50, 47805 Krefeld
T (02151) 8231-7690, F (02151) 8231-7691
[email protected]
www.wohnverbund-koenigshof.de
Wohnverbund St. Josef
Pommernallee 32, 41539 Dormagen
T (02133) 450-785, F (02133) 450-896
[email protected]
www.wohnverbund-st-josef.de
Senioreneinrichtungen
Johannes von Gott Seniorenpflegeheim
Meertal 6, 41464 Neuss
T (02131) 5291-500, F (02131) 5291-501
[email protected]
www.johannes-von-gott.de
St. Augustinushaus
Krefelder Str. 82, 41539 Dormagen
T (02133) 2810-0, F (02133) 2810-1401
[email protected]
www.st-augustinushaus-dormagen.de
Haus St. Georg
Selikumer Str. 2, 41464 Neuss
T (02131) 5291-550, F (02131) 5291-551
[email protected]
www.haus-st-georg-neuss.de
Haus Maria-Hilf
Goetersstr. 30–32, 41747 Viersen
T (02162) 265-6, F (02162) 265-766
[email protected]
www.hausmariahilf-viersen.de
Haus Raphael
Am Dreifaltigkeitskloster 16, 47807 Krefeld
T (02151) 823-1350, F (02151) 823-1351
[email protected]
www.haus-raphael-krefeld.de
Josef-Haus
Schützenstr. 217, 42659 Solingen
T (0212) 38350-0, F (0212) 38350-38
[email protected]
www.josef-haus-solingen.de
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DIE ST. AUGUSTINUS-KLINIKEN
Mit 16 Einrichtungen an 13 Standorten am Niederrhein sind die St. Augustinus-Kliniken einer der
größten katholischen Anbieter von Gesundheits- und Sozialleistungen in der Region. Über 135.000
Menschen vertrauen sich dem Verbund jährlich an und erfahren eine umfassende Fürsorge im Geiste
der christlichen Karitas.
St. Augustinus-Kliniken gGmbH, Am Hasenberg 46, 41462 Neuss,
T (02131) 5297-9000, F (02131) 5297-9001, [email protected], www.st-augustinus-kliniken.de