Der Tagesspiegel 04_02_06

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Der Tagesspiegel 04_02_06
Segen der Planwirtschaft
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/04.02.2006/2332164.asp
Montag, 06.02.2006
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So viel Geld war nie: Berlin bekommt ein Ausbildungszentrum für den
zeitgenössischen Tanz
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Selten hatte man den Berliner Kultursenator Thomas Flierl so begeistert erlebt. Er
konnte auch einen schönen Erfolg verkünden: Berlin erhält ein
Ausbildungszentrum für den Tanz. Ermöglicht wird dies durch das Förderprogramm
„Tanzplan Deutschland“ der Bundeskulturstiftung. Ein warmer Segen: Der
„Tanzplan“ sieht vor, dass insgesamt 12,5 Millionen Euro in den kommenden fünf
Jahren in Projekte zur Profilierung des Tanzes fließen. Ein Lieblingsprojekt der
Bundeskulturstiftung, wie deren künstlerische Direktorin Hortensia Völckers
betont.
Bevor die einzelnen Projekte zu greifen beginnen, hat der Tanzplan schon
Bewegung in die Tanzszene gebracht. Denn so viel Geld floss nie. Seit den
achtziger Jahren träumt man von einem solchen Schub für den zeitgenössischen
Tanz. Nach der langwierigen Neuordnung des Opernballetts bekommt auch die
freie Szene eine andere, zeitgemäße Gestalt. Sie war allerdings auch in den
letzen Jahren schon außerordentlich erfolgreich, weit über Berlin hinaus – auch
ohne feste Organisation. Jetzt will man sich konsolidieren.
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04.02.2006
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Die Kulturpolitik reagiert flexibel und aufgeschlossen. Die neue Förderung
funktioniert nach dem Prinzip des Matching: Städte konnten nur dann Fördergelder
beantragen, wenn sie dieselbe Summe beisteuern. So wird zum Beispiel Hamburg
für sein Choreografiezentrum 1,2 Mio Euro erhalten, die Kulturbehörde der
Hansestadt packt noch einmal denselben Betrag drauf.
Brennende Botschaften
Fotostrecken
Transmediale
2006
Neun Städte, darunter Düsseldorf, Bremen und Frankfurt am Main, konnten sich
mit ihren Vorhaben durchsetzen, Berlin tanzte aus der Reihe, wollte mehr. „Berlin
ist immer anders“, merkte Hortensia Völckers an. Die Hauptstadt hatte das
ambitionierteste Projekt eingereicht und war zudem mit der größten Delegation
angetanzt, um das Kuratorium zu überzeugen. Berlin hat die größte Tanzszene
Deutschlands. Die Hauptstadt zieht internationale Tanz- und Performancekünstler
an. Und nun will man in Berlin die Kräfte bündeln, den Erfolg festhalten und
langfristig planen.
41. Goldene
Kamera
Die früher arg zersplitterte freie Szene hat sich zum „TanzRaum Berlin“
zusammengeschlossen. Deren Vorarbeit hat das Projekt überhaupt erst möglich
gemacht. Immer wieder haben deren Vertreter darauf aufmerksam gemacht, dass
in Berlin eine Ausbildung von Choreografen und Tänzern fehlt, die den heutigen
Anforderungen entspricht. Im Dialog zwischen Kulturverwaltung, Hochschulen und
TanzRaum-Initiative wurde ein Ausbildungskonzept entwickelt, dass durch
hochschulübergreifende Kooperationen, neue Ausbildungsinhalte und große
Praxisnähe charakterisiert ist. Das im Entstehen begriffene Zentrum stellt den
Versuch dar, das vorhandene Potenzial besser zu nutzen und zugleich einen
Qualitätssprung zu erreichen. An dem Pilotprojekt werden neben der Hochschule
für Schauspielkunst „Ernst Busch“, der Universität der Künste und der Staatlichen
Ballettschule auch Künstler der freien Szene beteiligt sein. Sasha Waltz, die nach
ihrer Loslösung von der Schaubühne vom Hauptstadtkulturfonds profitiert, der
ebenfalls einen Tanzschwerpunkt setzt, hat ihre Mitarbeit zugesagt. Beraten wird
das Tanzzentrum von einem internationalen Beirat, dem der Choreograf William
Forsythe angehören wird; Forsythe gastiert zur Zeit bei den Berliner Festspielen.
Alter Ego
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Berlin wird in den kommenden vier Jahren 1,2 Millionen Euro aus Landesmitteln
beisteuern, was knapp 60 Prozent der Gesamtkosten entspricht. „Dies ist frisches
Geld“, betonte die Staatssekretärin für Kultur Barbara Kisseler. Die Mittel werden
nicht an anderer Stelle der Tanzszene wieder genommen.
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Die Bundeskulturstiftung wird das Projekt in seiner ersten Entwicklungsphase bis
Ende 2006 zunächst mit 260 000 Euro fördern. Danach wird evaluiert. Insgesamt
ist rund eine Million Euro für das Berliner Zentrum reserviert, sagt Madeline Ritter,
die Projektleiterin des Tanzplans. Sie verteilt reichlich Lob an die Berliner
Tanzaktivisten: Das Ausbildungsprojekt sei ein Paradebeispiel dafür, was mit
Hilfe des Tanzplans auf die Beine gestellt werden könne.
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Es war das erste Mal, dass der Kultursenator gemeinsam mit dem für
Hochschulen zuständigen Abteilungsleiter eine Neugründung vorstellen konnte.
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06.02.2006 10:23 Uhr
Segen der Planwirtschaft
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/04.02.2006/2332164.asp
Bernhard Kleber betont, dass bei der maßgeblichen Einbeziehung der freien
Szene Neuland betreten werde. Die Zusammenarbeit sei „anstrengend, aber
notwendig.“ Besondere Anstrengungen sind wohl auch notwendig, denn immerhin
soll eine Ausbildungsstätte mit Modellcharakter für ganz Deutschland entstehen.
„Die Gesamtkonstruktion ist ein Abenteuer“, räumt Flierl ein. Geht alles nach Plan,
dann können schon im Herbst 18 Bachelor- und sieben Master-Studenten ihr
Studium aufnehmen.
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