greif, m. , fabelthier. herkunft und form. 1) wort und begriff wurzeln im

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greif, m. , fabelthier. herkunft und form. 1) wort und begriff wurzeln im
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Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 13.01.2017.
greif, m. , fabelthier. herkunft und form.
1) wort und begriff wurzeln im orient. das griech.
γρύψ, gen. γρυπός ist dem semit. entlehnt (vgl.
assyr.
[Bd. 9, Sp. 6]
k'rub geflügeltes fabelwesen, hebr. kerūb geflügelter engel) und steht wahrscheinlich auszer
zusammenhang mit γρυπός gekrümmt. ins lat.
übernommen als gryps, grypis, daneben grypus.
das spätlat. bevorzugt spirantisierte formen mit
ph und flectiert das wort auch consonantisch mit
dem suffix -on; daher im mlat. die formen griphus, griffus, gripho, griffo (Diefenbach 270a;
Du Cange 4, 112a.c), häufig auch griphes, gripes
u. ä. (Diefenbach gloss. 270a; nov. gloss. 120b;
Graff 4, 319). demgemäsz wird das wort ahd.
sowohl vocalisch wie consonantisch flectiert: grif,
acc. sg. grif neben grifo, griffo, crifo, grife, plur.
grifen Graff 4, 319. auch die romanischen sprachen haben die entsprechenden doppelbildungen,
z. th. mit differencierter bedeutung: ital. grifo,
grifone; span. grifo, grifón; frz. griffon; provenc.
grifô. in der mhd. litteratur hat sich das sw. masc.
durchgesetzt; nur in der frühzeit ganz vereinzelt
stark (sofern kein schreibfehler vorliegt):
da (in Skythia) sint inne gerife (: uor rifen) ged.
d. 11. u. 12. jhs. 366, 15 Diemer.
2) im nd. dagegen hat die starke form geherrscht:
eyn dels hebben ze (die menschen) grypes houede Schiller-Lübben 2, 148; vgl. den stadtnamen Gripeswolde. deswegen hat auch das nordgerm., das das wort dem nd. entlehnt hat, das
st. masc.: anord. gripr, schwed. grip, dän. grib.
auch das holländ. besitzt die alte nd. form grijp,
voghelgrijp Dufflaeus (1599) 161a; dazu kam
durch entlehnung aus dem frz. griffoen. engl. nur
das dem roman. entlehnte griffin (älter griffon,
gryphon), doch altir. auch gríf. das nd. kennt
auch die formen mit schlieszender spirans, die die
regel bilden sollten: soe hat der Leuiacon vier
voesse mit klauwen wie eyn grijff pilgerfahrt d.
ritters v. Harff 137 v. Groote; Diefenbach notiert
aus einem lat.-nd. vocabular grife gloss. 270a;
Berghaus kennt neben griip auch die formen
griif und grypf sprachschatz 1, 612b; vgl. auch
dän. grif neben grib. aber die form mit p herrscht
durchaus vor (vgl. noch grijp Diefenbach gloss.
270a aus der gemma gemmarum; gryp nov. gloss.
120b) und erscheint auch in modernen nd. maa.
(greīp Bauer-Collitz 41a). das p erklärt sich aus
secundärer anlehnung an den verbalstamm grīp. auch im gebiet des hd. hat die naive sprachanschauung älterer zeit das wort gewisz stets mit
greifen in zusammenhang gebracht; so ist nach
Stieler der greif avis quaedam fabulosa, dicta
a greifen, quod uncis unguibus praedam surripiat stammbaum (1691) 699. noch Adelung 2,
793 und Heinsius 2, 526a stehen auf demselben
standpunkt.
3) noch das nhd. läszt die ursprüngliche locale
trennung der starken und schwachen form erkennen; denn das st. masc. findet sich fast ausschlieszlich bei md. und nd. autoren: die wapen ...
die einen fliegenden greiff .. führten Micraelius
Pommerland 2, 209; vor zeiten pflegte man auf
die leichensteine greiffe ab zu bilden Ch. Weise
polit. redner (1677) 572; Anthyrs bild .. hat auf
dem helme einen güldenen greiff Lohenstein
Arminius (1689f.) 1, 531a;
es wacheten greife
Herder 27, 258;
säulen ..., die in den voluten greife haben Nicolai reise d. Deutschland 1, 152; die goldhütenden
ungeheuer, die greife des gebirgs Voss
antisymb. 288;
vom hagern greif bewacht
Matthison schr. 1, 207;
die greife der tausend und einen nacht Gutzkow säkularbilder (1846) 1, 237; Göthe kennt
beide formen: Okeanus auf dem greif 47, 341
Weim.; es stehen zwei greifen an einem opfertische 20, 266; desgleichen Freiligrath:
der herold aber, mit dem greife
von silber
stürzt, brüder, gleich dem freien greifen,
euch muthig auf den süszen raub
Arndt werke 3, 141;
ich will den greifen, der sich an mein herz
mit seinen klauen hängt, besiegen
Tieck schriften 1, 46;
im saum (des gewandes) .. sind nach hrn Schulz
greifen zu erkennen Ed. Gerhard akad.
abhandl. 1, 96; auf einem greifen Raabe Abu
Telfan 2, 19.
4) das endungs-e der schw. form erscheint nhd.
nicht häufig, aber noch recht spät:
wie seltzam füsse hat denn er,
gleich schier als er ein greiffe wer
Chryseus hoffteufel d 7b;
der greife, der greife
must auf der hochzeit pfeifen
Uhland h.- u. nd. volksl. 36;
4, 168;
nicht mehr regte sich der greife
(der nekromant, der) auf des greifen schwinge
1, 14.
obd. ist die starke form so vereinzelt, dasz sie
auffällt:
durch die Sahara fliegt
da mit des griffes schwayn
erschuttelt sin gefider
und lies sich güetlich nyder
H. v. Sachsenheim spiegel (meister Altswert 198, 38);
daneben schwach:
[Bd. 9, Sp. 7]
man spricht, in Indien dort
199, 36; vgl. 200, 4;
indifferent der griff 197, 1. 11. 23; 198, 30. bei
Schiller braucht die starke form nicht bodenwüchsig obd. zu sein:
zwey greife halten wache an der pforte Piccolomini 1577;
mit dem 19. jh. wird das st. masc. mehr und mehr
zurückgedrängt, und die ursprünglich obd.
da sin griffen wild
schwache form wird auch bei norddeutschen
schriftstellern die übliche:
Tieck schriften 1, 117;
wie lange die form greife lebendig blieb, geht
daraus hervor, dasz noch H. Braun wb. 126b sie
ausdrücklich zurückweist. obd. erscheint gelegentlich das -en der obliquen casus auch im nom.:
ein greiffen Seb. Franck (s. u. sp. 8, 2). in Basel
heiszt das alte local einer ehrengesellschaft nach
ihrem wappenthier der grîfen, zum grîfen
Staub-Tobler 2, 709; hier könnte ein erstarrter dat. zum nom. geworden sein.
5) der stammsilbenvocal zeigt die dialectgemäszen schwankungen; im alem. des 16. jhs. das alte
i:
volck aller handt
grülich als gryffen merck mich recht
Gengenbach 83;
vögel mit oren, so von irem krumben schnabel
gryffen genennt werdend C. Gesner vogelb.
LXVIIIb; storcken, falcken, gyren und gryffen
Judas Nazarei 62 neudr.; bair. gelegentlich mit
gerundetem vocal:
ich psorg des greuffen trueg und list
H. Sachs 22, 548, 18 Keller-Götze;
böhmisch (?) grief = grephes lat.-deutsches vocabular 17b Schröer (anfang 15. jh.).
6) nicht ganz selten ist die latinisierte form
gryph: den vogel Phoenix, Gryph, Harpyesche
raub vogel halte ich für gedichte Comenius
ianua (1638) cap. 162 (im index: der vogel
greiff); es ist so viel als arabesco, groteskes, arabeskes laubwerk, in dergleichen dort beim
Manilli gryphe geflochten waren Lessing 11,
337 Lachmann (1839); dieselbe form nach Sanders 1, 622b bei Nicolai; gelegentlich wird
wenigstens die schreibung durch das lat.
bestimmt:
man hat dem Plinius nicht gerne wollen glauben,
dass greiphe sind, die gold aus tiefer erde rauben
Logau 37 Eitner.
7) vereinzelt findet sich eine dem part. praes. von
grîfen entsprechende form: was man des hordes
nuisset, dar uf die griffenden wonende sint
Scherz-Oberlin 570. bedeutung und gebrauch.
1) die mittelalterlichen vorstellungen vom greifen:
swarz was ime (Alexander) daz ander (auge),
nâh einem grîfen getân
Straszb. Alexander
165;
wer könde grôz wunder grôzer grîfen
mit kleinen worten wol begrîfen, ..
daz zwêne künige offenbâr,
hinden lewen, vorn adelar,
gemischet sint in einer hiute
H. v. Trimberg renner 19497 Ehrismann;
der vogel (sc. greif) ist vierfüezig und ist dem
adlarn gleich an dem haupt und an den flügeln, iedoch ist er verr grœzer. daz ander tail
seines leibes ist ainem lewen geleich. und wont
auf den pergen, die dâ haizent
[Bd. 9, Sp. 8]
hyperborei K. v. Megenberg buch d. natur 190,
2; de ghryp, de is vor eyn arne unde achter eyn
louwe Schiller-Lübben 2, 148 aus Loccumer
bibl. erzähl.; die anschauung ist also nicht fest;
neben der antiken vorstellung eines löwenleibes
mit flügeln und vogelkopf (vgl. Furtwängler in
Roschers mytholog. lex. 1, 1742 ff.) entwickelt
sich frühzeitig das bild, das in der heraldik fest
geworden ist: ein thier, dessen ganzer vorderleib
einschlieszlich der vorderbeine vogelartig gestaltet ist;
smaracde sint in Cithia (Scythien);
die grifen wonent ouch da,
die der gimmen huten
H. v. Hesler apoc. 21646;
es schreiben auch vil von dem greiffen, den man
in India soll finden Seb. Münster cosmogr. 1156;
dasz in morenland vögel mit oren, so von irem
krumben schnabel gryffen genennt werdend,
wonind, halt Plinius für ein fabel C. Gesner
vogelbuch 18b;
erstlich nennt die Arimaspos,
welche haben ein aug sehr gross
mitten an irer stiren breyt,
sie haben mit den greiffen streyt,
die das golt aus den bergen holn
H. Sachs 14, 201 Keller-Götze;
all das ist schon antike fabelei; vgl. Paulys realencycl. d. klass. alterthums 7, 1902 ff.
2) gern mit anderen ungeheuern zusammengestellt, namentlich im mittelalter:
er (Achilles) hât die kraft an sich genomen,
daz er mit tracken strîtet,
kein grîfe sîn erbîtet
noch kein löuwe noch kein ber
K. v. Würzburg troj. 13578; vgl. 14334;
ausserhalben desz landes zil
ist greyffen und tracken vil
H. v. Neustadt Apollonius 10949;
da waren auch köstliche opfer käntlin, etlich
gemacht wie ein löwe, etlich wie ein drack,
etlich wie ein greiffen Seb. Franck Germ. chron.
171; es liesz sich sehen als wann ob dem circkel
ein greiff oder drach schwebet volksb. von dr.
Faust 14 neudr.; Rom were das rechte Babylon
... und die officialen oder hofdiener des römischen hofes weren teufelische harpeyen, raubvögel oder greiffen Fischart binenkorb 4b;
die undurchdringlichen forste,
der drachen und greifen horste
Rückert 12, 46;
vereinzelt wird drache und greif gleichgesetzt:
ir (Helchen) troumte wie ein wilder tracke wære
gevlogen alsô balde
durch ir kemenâten dach,
und nam ir mit gewalde ...
owê! ir liebe süne beide.
er vuort si hin ûf eine breite heide.
si hete in ir goume
waz den kinden geschach.
si sach in ir troume,
Rabenschlacht 125, 4;
jünger ist die zusammenstellung mit dem adler:
daz si der grîfe zebrach
der adler aber wie ein greiff
die schlangen fasset grimmig steiff
Spreng Äneis 237a;
da wir doch weder adler noch greiffen sind
Moscherosch gesichte 25; wenn der römische
adler seine flügel aus Europa strecket, so vermögen die asischen und africanischen greiffen
nicht sicher für ihme sein Prätorius catastrophe muhammetica 180;
ein adler schwebt im himmelhohen,
ein greif ihm nach mit wildem drohen
Göthe 151, 271 Weim.
3) während das mittelalter den greifen nur als
wildes raubthier kennt, wie ihn namentlich die
sagen von herzog Ernst und von Alexander schildern (vgl. über die mittelalterl. greifensagen
Bartsch herzog Ernst CLII ff.), erscheint er seit
der zeit des classicismus auch in anderen functio-
nen, die unmittelbar aus antiker kunst geschöpft
sind: ihr (Apollos leier) horcht der schwan, oder
greif zu seinen füszen Herder 17, 355; ein
wagen, von zwei greifen gezogen, deren einer
vor sich hin, der andre rück- und aufwärts
blickte 23, 19; bei der 'eleganten zeitung' schlug
er vor, den buben, der die greifen zügelt (auf
der vignette), umzukehren Göthe gespräche
[Bd. 9, Sp. 9]
1, 255; der Tieckische Apollo auf seinem von
greifen gezogenen wagen Hegel 102, 440; greifen und rosse zusammenspannen, wird sich
immer schlimm verlohnen Gutzkow ges. werke
12, 164 (jungentur iam grypes equis Vergil
bucol. ecl. 8, 27).
4) ebenfalls zur zeit des classicismus wird auch
der pegasus, der hippogryph, bisweilen greif
genannt:
unwillig steigt der greif
Schiller 11, 21;
es war ein groszer zuwachs seiner schmerzen,
dasz er nunmehr den greifen auch vermiszt
A. W. Schlegel Athenäum 2, 253;
vgl.
ein greif erzeugt's (das flügelpferd) mit einem mutterpferd
Gries Ariostos ras. Roland 1, 91;
die alten sagen vom greifenritt mögen die bedeutungsübertragung erleichtert haben:
ich fur vil tougenlichen
j. Titurel 4792;
es glaubt ihnen niemand mehr, dasz sie auf
einem greifen oder dem vogel Roch nach Nippenburg geritten seien W. Raabe Abu Telfan 2,
19.
5) zu bildern und vergleichen dienen namentlich
die klauen des greifen:
da her uf ewern griffen
ouch het der vil unsüeze (der drache)
als ein grîfe füeze
Wigalois 132, 3 Pfeiffer;
als ein grîfe het si (das weibsbild) klâ
an den vingern allen
163, 13;
scherpfer, dann seind desz greiffen klawen
Wickram 8, 189 Bolte-Scheel (nach
Albr. v. Halberstadt);
so wenig das kind klauen, wie ein greif, und
eine löwenmähne hat: so wenig kann es, wie
greif und löwe, denken Herder 5, 32; für das
mittelalter war der greif symbol des geizes (vgl.
Roethe Reinm. v. Zweter anm. zu 100, 9); das
wirkt in vergleichen lange nach: wir beschlossen
eine fahrt nach ihm, der wie ein geheimniszvoller greif über ... schätzen waltete Göthe 35,
206 Weim.; da haust ein alter schwarzer magier,
ein astrologe, und brütet wie der greif über
schätzen Immermann 16, 20; vgl.:
wer mit gott und vaterland sein liebstes nicht
theilt,
den erwürget, der auf den schätzen verweilt,
der hagere greif mit der hungerkette
Brentano 7, 319;
bildlich auch für personen:
ach sünder, fliuch, dir jaget nâch ein grîfe, ein
freislîch bilde (der teufel)
Kolmarer hs. 116, 95
Bartsch;
nu aber kan für den greiffen und lewen niemand bleiben, reissen alle hendel zu sich
Luther 32, 451 Weim.; landrauber, andere
tyrannen, wahrfälscher, amptleut, kaufleut, fürkäufer, wcherer, falsche propheten ... dise
greiffen müssen sein, und sind gottes geissel
und rt schöne weise klugreden (1548) 106a; vom
vormund eines mädchens:
der schatz .., da ihn bei tag und nacht
ein alter greif, der selten schläft, bewacht
Wieland nach
Sanders 1, 622b;
lothr. ist greif verächtliche bezeichnung für eine
grosze, magere person Follmann 214b (offenbar
nach der heraldischen gestalt des thieres); sprichwörtlich:
bei hofe weisz ein greif zur taube sich zu machen
Lohenstein hyacinthen 70;
die fabel kehrt sich um.
Apollo flieht, und Daphne setzt ihm nach.
die taube jagt den greif; die sanfte hindin
Shakespeare 1, 207.
6) eine grosze rolle spielt der greif in der heraldik:
stürzt auf den tiger sich
gelîcher baniere
man gein im fuorte viere, ..
an ieslîcher eins grîfen zagel
Parz. 72, 21;
.. ainen schwartzen greyffen,
von rotem golde was das velt
H. v. Neustadt Apoll. 17928;
der kunig furt den greyffen:
18852;
den schild ziert ein goldner greif Klinger werke
4, 18; da steckte er die grosze herrschaftsfahne
mit dem springenden greifen auf den wimperg
der burg G. Keller 6, 225; auf dem helm stund
ein greif mit offenem rachen Bucholtz Herkuliskus 24; des Anthyrs bild ..
so furt ener den dracken
[Bd. 9, Sp. 10]
hat auf dem helme einen güldenen greiff
Lohenstein Arminius 531a; die heraldische
bedeutung ist: weiszheit, geschwind und tapfer
zugleich, aufmercksamer rath Schumacher
wapen-kunst 61; vgl. welche (sc. schilderbilder)
keiner nicht verstund, er verstünd dann auch
die natur, kraft und eygenschaft der vorfigurirten ... natürlichen sachen. als der helfant ein
keyser: ein grosz ohr ein weyser .. greiff schnelligkeit Fischart geschichtklitt. 188/9 neudr.; von
einem orden: den gelben greifen umgehangen
Pückler nach Sanders 1, 622b; häufig als münzzeichen, vgl. Halke 117; 'der greif war das wappenbild des .. pommerschen fürstenhauses. die
fürsten nannten sich selbst nach demselben de
gripen, wie aus vielen urkunden erhellt. de under
den grypfen beseeten sint heiszt es u. a. in dem
der stadt Olden-Stettin .. 1449 ertheilten privile-
gium' Berghaus 1, 613. aus der heraldik ist der
greif seit dem 12. jh. in die ortsnamengebung
eingedrungen; obd. und md. meist burgen: Greifenstein an der Donau, bei Zabern, auf dem
Eichsfeld u. ö., nd. städte: Greifswald, Greifenberg, Greifenhagen.
7) in der magie und alchymie: dann oft bedeut
... ein königin, oder greiff, den planeten Lunam,
oder das metall silber Paracelsus opera 2, 304 b;
greiff ist bey den alchymisten ein sehr starckes
allgemeines menstruum, welches alle cörper
auflösen, sonderlich aber das gold ihrer liebhaber in ein nil, nihil, und nihilum, oder in ein
pures nichts verwandeln kan Chomel öcon. u.
physic. lex. 4, 1339.
8) in jüngerer zeit dient greif auch als ornithologische bezeichnung; nach Adelung 2, 793 bei
neueren schriftstellern ebenso wie greifgeier für
den condor; desgl. bei Heinsius 2, 526a und Sanders 1, 622b; vgl.: ob übrigens Ludolffs muthmassung zutreffe, dasz der alten greiff unser
casuarius sey .., stellet man dahin Chomel öcon.
u. physic. lex. 4, 1339. merkwürdig ist die vermengung mit der giraffe: geyraff quasi geiziger,
gieriger raff, der, camelopardalis, ... alii exponunt camelopardalim, den vogel greif Stieler
1479; greif ... gryps, gryphus, camelopardalis
Steinbach 1, 637.
9) vogel greif scheint erst seit dem 16. jh. vorzukommen; hier bleibt greif als eigenname stets
unflectiert: voghel-grijp Dufflaeus (1599) 161a;
der vogel greiff Comenius janua (1638) im
index; wie etwan von dem schwanen-gesange
also redet der Libarius .. vom vogel greyf J. Prätorius winter flucht 21; metallspiegel aus silber
mit der getriebenen figur des vogel greif Ritter
erdkunde 3, 330; dann schau dich um und du
siehst den vogel greif am rothen meer sitzen
Grimm kinder- u. hausmärchen 2, 12; der geyer
wird sich mit der hyäne paaren, und madame
Mollia wird den vogel greif besitzen Holtei 2,
158;
flügelschläge hört er schallen,
rauschen langen federschweif,
und er ruht in eisenkrallen,
und ihn trägt der vogel greif
Jul. Mosen werke 1, 233.
auch auf menschen übertragen (vgl. oben 5): das
ist ein rechter vogel greif heiszt es von einem
diebischen koch theater der Deutschen 13, 520;
dat es en rèchten vuəgelgrîp wird von kleinen
kindern gesagt, die nach allem greifen Woeste
85b; auch das waldeckische kennt den viugel
griep Bauer-Collitz 220a; 'vagel grip' titel einer
gedichtsammlung von J. Brinckmann.