141010-Marktstudie Klimaschutz Kooperation 2014-11-10

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141010-Marktstudie Klimaschutz Kooperation 2014-11-10
Angebote und Bedarfe von Technologien und Dienstleistungen für Klimaschutz und Klimaanpassung
Studie zur Unterstützung der nationalen Kontaktstelle zur Verbesserung der Zusammenarbeit mit Entwicklungs- und Schwellenländern
im Rahmen des Klimatechnologietransfermechanismus sowie des
Climate Technology Centre and Network der Vereinten Nationen
Dienstleistungsprojekt Nr. 15/13 im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie,
Referat I C 4
Borderstep Institut
Dr. Severin Beucker
Dr. Jens Clausen
Prof. Dr. Klaus Fichter
Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU), Freie Universität Berlin
Dr. Klaus Jacob
Holger Bär
In Kooperation mit dem Netzwerk Innovation und Gründung im Klimawandel (NIK) an der Carl von
Ossietzky Universität Oldenburg
Berlin, Juli 2014
Vorwort
Die vorliegende Studie ist das Ergebnis eines Dienstleistungsauftrages des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Energie (BMWi) an das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit. Die
Studie wurde gemeinsam mit dem Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin sowie in Kooperation mit dem Netzwerk Innovation und Gründung im Klimawandel (NIK) an der
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg erarbeitet.
Ziel dieses Auftrags war, das Referat IVC2 - Klimaschutz und Internationale Umweltschutzpolitik des
Ministeriums bei der Wahrnehmung seiner Rolle als nationale Kontaktstelle (National Designated
Entity, NDE) innerhalb des Climate Technology Centre and Network der Vereinten Nationen (CTCN)
durch die Beschaffung und Analyse von Informationen zu Bedarfen, Angeboten und Transfermechanismen für klimarelevante Technologien zu unterstützen.
Aufgabe des CTCN und der nationalen Kontaktstellen ist es, den in den UN-Klimaverhandlungen Ende
2010 in Cancún beschlossenen Technologiemechanismus umzusetzen, nach dem sich die Vertragsparteien zum Ziel gesetzt haben, eine Stärkung der Zusammenarbeit zwischen UN-Mitgliedsstaaten
im Bereich klimarelevanter Technologien (Minderung der Treibhausgasemissionen und Anpassung an
den Klimawandel) zu unterstützen. Durch diesen Mechanismus soll vor allem Schwellen- und Entwicklungsländern ein besserer Zugang zu klimarelevanten Technologien geschaffen werden. Für die
nationale Kontaktstelle in Deutschland bedeutet dies, dass an sie unterschiedliche Anfragen gerichtet
werden kann. Zum einen können sich Schwellen- und Entwicklungsländer auf der Suche nach deutschen Lösungen zum Klimaschutz oder der Klimaanpassung direkt bzw. in Vermittlung über das CTCN
an die nationale Kontaktstelle wenden. Zum anderen können auch Anfragen deutscher Unternehmen
und Investoren nach Bedarfen in den Schwellen- und Entwicklungsländer an die Kontaktstelle gerichtet werden. Schließlich soll sie auch Ansprechpartner für Kooperationsanfragen sein, die neben der
Vermittlung von technischen Lösungen auch Bedarfe und Unterstützung für Maßnahmen des Capacity Building (Aus- und Weiterbildung, Beratung zu politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen, etc.)
formulieren.
Um diese Anforderungen erfüllen zu können, benötigt die nationale deutsche Kontaktstelle einen
Überblick über entsprechende Angebote zu Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien aus
Deutschland, der vor allem die Nachfrage von Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien in
Entwicklungs- und Schwellenländern berücksichtigt sowie einen Überblick über Instrumente, Akteure
und Institutionen des Technologietransfers. Ziel dieser Studie war daher nicht, einen an starken wirtschaftlich Exportmärkten orientierten Überblick zu schaffen, sondern das deutsche Angebot und die
Nachfrage zu Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien aus Schwellen- und Entwicklungsländern (sogenannten Non-Annex-I-Länder der UN-Klimarahmenkonvention) miteinander zu vergleichen
und Empfehlungen zur Gestaltung eines Technologietransfermechanismus auszusprechen.
Ebenfalls nicht Thema dieser Studie ist die Finanzierung des Technologietransfers. Die Mittel, die für
Transfer sowie und die Minderung des Klimawandels und eine Anpassung benötigt werden sind heute bereits erheblich und der Bedarf wird sich in den nächsten Jahren noch stark erhöhen. Der Aufbau
des Klimafonds der UN (Green Climate Fund) ist daher von großer Bedeutung. Bis zum Jahr 2020
sollen für diesen Zweck jährlich 100 Milliarden US$ bereitgestellt werden. Es sei jedoch darauf verwiesen, dass auch unter heutigen Bedingungen bereits Transfer stattfindet und dieser noch ausge-
baut werden kann. So wurde etwas vor kurzem in der Presse berichtet, dass Kenia bis zum Jahr 2016
die Erzeugung von 50 % seiner nationalen Elektrizität in Solarkraftwerken ohne internationale Förderung realisieren will und sich dadurch eine Stromkostenreduktion von bis zu 80 % erhofft1. Das Beispiel illustriert, dass auch aus aktuellen Bedarfen aussichtsreiche Kooperationen zu Klimaschutz und
Klimaanpassung entstehen können.
Deutschland ist hierfür durch sein Angebot und seine Erfahrungen zu Maßnahmen, die den Transfer
unterstützen (Capacity Building in Form von begleitender, Ausbildung und Qualifizierung, Entwicklung und Beratung bei der Entwicklung rechtlicher Rahmenbedingungen, Gewährung von Bürgschaften, etc.) gut gerüstet. Durch die Sichtbarmachung von spezialisierten Angeboten aus Deutschland
sowie die Erfassung spezifischer Bedarfe über das CTCN und seine Mitglieder kann dieser Transfer
noch verbessert werden. Hierzu soll die Studie einen Beitrag leisten, indem sie einen Überblick Angeboten und Bedarfen liefert.
1
Vgl. eine Meldung in ‚The Guardian‘ vom 17.01.2014 (The Guardian 2014).
Inhaltsverzeichnis
1
Hintergrund und Ausgangssituation der Marktstudie ......................................... 1
1.1
Veränderungen auf der Angebotsseite: Herausforderungen des Klimawandels eröffnen
Innovations- und Geschäftschancen...................................................................................... 1
1.2
Veränderungen auf der Nachfrageseite: Trends und neue Bedarfe auf Exportmärkten ...... 2
1.3
Zielsetzung des Vorhabens .................................................................................................... 3
2
Strukturierung von Klimamärkten und Kooperationen ....................................... 4
2.1
Kriterien für die Strukturierung deutscher Technologie-Angebote....................................... 4
2.2
Vorgehensweise zur Erarbeitung von Strukturierungen für Angebote und Nachfrage im
Klimaschutz und der Klimaanpassung ................................................................................... 7
2.3
Strukturierung von Märkten zur Emissionsminderung und zum Klimaschutz ...................... 8
2.3.1
Begriffsbestimmung Emissionsminderung und Klimaschutz ........................................... 8
2.3.2
Strukturierungsansätze für Angebote zum Klimaschutz und zur Emissionsminderung 10
2.3.3
Typologie für die Erfassung von Angeboten im Bereich Emissionsminderung und
Klimaschutz .................................................................................................................... 14
2.4
Strukturierung von Märkten zur Anpassung an den Klimawandel ...................................... 17
2.4.1
Begriffsbestimmung Klimawandel ................................................................................. 17
2.4.2
Strukturierungsansätze für Angebote zur Anpassung an den Klimawandel ................ 17
3
Bewertung der identifizierten Sektoren und Bedarfsfelder des Klimaschutzes und
der Klimaanpassung........................................................................................................ 24
3.1
Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung von Sektoren und Bedarfsfeldern im Bereich
Klimaschutz .......................................................................................................................... 25
3.1.1
Sektor Emissionsarme Energieversorgung (On- und Off-Grid) ...................................... 25
3.1.2
Sektor energieeffiziente Städte und Infrastruktur ........................................................ 29
3.1.3
Sektor emissionsarme Mobilität und Transport ............................................................ 33
3.1.4
Sektor energie- und ressourcenintensive Industrien .................................................... 36
3.1.5
Nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft .................................................................. 39
3.1.6
Klimaschonende Land- und Forstwirtschaft .................................................................. 42
3.1.7
Sektorübergreifende Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung .................. 43
3.1.8
Sonstige Dienstleistungen ............................................................................................. 45
3.1.9
Fazit Sektoren und Bedarfsfelder Klimaschutz .............................................................. 47
3.2
Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung von Sektoren und Bedarfsfeldern im Bereich
Klimaanpassung ................................................................................................................... 50
3.2.1
Klimaangepasste Landwirtschaft ................................................................................... 50
3.2.2
Klimaangepasste Forstwirtschaft .................................................................................. 56
I
3.2.3
Wettermesstechnik und Klimasimulation ..................................................................... 58
3.2.4
Resiliente Energieinfrastrukturen.................................................................................. 58
3.2.5
Wasserwirtschaft ........................................................................................................... 59
3.2.6
Hoch- und Tiefbau, Küstenschutz und Hafenbau .......................................................... 62
3.2.7
Ausfallsichere Informations- und Kommunikationsnetze ............................................. 64
3.2.8
Finanzwirtschaft mit Fokus Rückversicherungen .......................................................... 65
3.2.9
Katastrophenschutz ....................................................................................................... 68
3.2.10 Gesundheit..................................................................................................................... 69
3.2.11 Fazit Klimaanpassung..................................................................................................... 71
4
Klimaforschung und Wetterbeobachtungsaktivitäten ....................................... 74
4.1
Klimasimulation ................................................................................................................... 78
4.2
Meteorologische Messtechnik............................................................................................. 79
4.2.1
Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors......................................................................... 80
4.2.2
Bestehende Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs ................................................... 80
4.2.3
Fazit ................................................................................................................................ 80
5
Internationale Kooperationen unter deutscher Beteiligung .............................. 81
5.1
Technologietransfer und die Begründung politischer Unterstützungsmaßnahmen ........... 81
5.1.1
Was ist Technologietransfer? ........................................................................................ 81
5.1.2
Begründung politischer Eingriffe zur Förderung von Klimatechnologietransfers ......... 82
5.1.3
Bedingungen und Handlungsfelder für Technologietransfer in den Bereichen
Klimaschutz und Klimaanpassung.................................................................................. 83
5.2
Deutsche Akteurslandschaft ................................................................................................ 89
5.2.1
Schwerpunkt Politikentwicklung ................................................................................... 93
5.2.2
Schwerpunkt Finanzierung ............................................................................................ 96
5.2.3
Technologieanpassung .................................................................................................. 99
5.2.4
Schwerpunkt Capacity Building ................................................................................... 101
6
Zusammenfassung zentraler Erkenntnisse und Informationsangebote in Sektoren
und Bedarfsfeldern ........................................................................................................105
6.1
Steckbriefe der priorisierten Sektoren und Bedarfsfelder des Klimaschutzes .................. 106
6.1.1
Sektor Emissionsarme Energieversorgung (On- und Off-Grid) .................................... 106
6.1.2
Sektor Energieeffiziente Städte und Infrastruktur ...................................................... 112
6.1.3
Sektor Emissionsarme Mobilität und Transport .......................................................... 116
6.1.4
Sektor energie- und ressourcenintensive Industrien .................................................. 121
6.1.5
Sektor nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft ..................................................... 122
6.1.6
Sektor klimaschonende Land- und Forstwirtschaft ..................................................... 124
6.1.7
Sektor Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung........................................ 124
II
6.1.8
6.2
Sektor sonstige Dienstleistungen ................................................................................ 124
Steckbriefe der priorisierten Sektoren und Bedarfsfelder der Klimaanpassung ............... 126
6.2.1
Klimaangepasste Landwirtschaft ................................................................................. 126
6.2.2
Meteorologische Messtechnik und Klimasimulation .................................................. 137
6.2.3
Wasserwirtschaft ......................................................................................................... 141
6.2.4
Katastrophenschutz ..................................................................................................... 147
6.2.5
Gesundheit................................................................................................................... 149
7
Auswertung der Technology Needs Assessments .............................................151
7.1
Vorgehensweise bei der Auswertung der TNAs ................................................................ 152
7.1.1
Auswahl und Auswertung der TNAs ............................................................................ 152
7.1.2
Beschreibung und Auswertung der 30 Länder: Konzepte, Indikatoren und Daten..... 155
7.1.3
Exkurs: Varianz zwischen den 30 untersuchten Ländern ............................................ 165
7.1.4
Vorgehen bei der Zusammenhangsanalyse zwischen Ländereigenschaften und
Bedarfsprofilen auf Basis der TNA ............................................................................... 166
7.2
Untersuchung der Bedarfe nach Bedarfsfeldern und Sektoren ........................................ 170
7.2.1
Auswertung der TNAs zum Klimaschutz ...................................................................... 170
7.2.2
Auswertung der TNAs zur Klimaanpassung ................................................................. 173
7.3
Kernaussagen zur TNA-Auswertung und zu Zusammenhängen zwischen TNA-Daten und
Ländereigenschaften ......................................................................................................... 179
7.3.1
Kernaussage 1: Die TNAs sind einander relativ ähnlich – trotz der Unterschiede
zwischen den 30 Ländern ............................................................................................ 179
7.3.2
Kernaussage 2: Die Innovationskapazitäten der Länder haben Einfluss auf die Bedarfe
in unterschiedlichen Sektoren ..................................................................................... 180
7.3.3
Kernaussage 3: Die Stringenz der Umweltpolitik hat kaum einen Einfluss auf die
Bedarfsstrukturen ........................................................................................................ 181
7.3.4
Kernaussage 4: Die Betroffenheit vom Klimawandel beeinflusst die Bedarfsstrukturen
bei Klimaanpassungstechnologien .............................................................................. 182
7.3.5
Kernaussage 5: Die Bedarfsstrukturen von Ländergruppen unterschiedlicher
Weltregionen unterscheiden sich deutlich.................................................................. 182
7.3.6
Kernaussage 6: Transferkapazitäten variieren zwischen Ländern stark Exportstrategien müssen diese Unterschiede berücksichtigen .................................. 185
8
Zentrale Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen .......................................187
8.1
Zentrale Erkenntnisse ........................................................................................................ 187
8.1.1
Strukturierung der Angebots- und Nachfrageseite ..................................................... 187
8.1.2
Angebote der deutschen Wirtschaft ........................................................................... 192
8.1.3
Internationale Kooperationen unter deutscher Beteiligung ....................................... 193
8.1.4
Klimaforschung und Wetterbeobachtung ................................................................... 194
III
8.1.5
8.2
Erklärungsfaktoren für Bedarfe für Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien 194
Handlungsempfehlungen und Schlussfolgerungen ........................................................... 196
8.2.1
Handlungsempfehlungen genereller Art ..................................................................... 196
8.2.2
Handlungsempfehlungen auf regionaler Ebene .......................................................... 198
8.2.3
Handlungsempfehlungen auf sektoraler Ebene .......................................................... 198
9
Zitierte Literatur .............................................................................................204
10
Anhang I .........................................................................................................215
10.1 Interviewleitfaden Klimaschutz und Emissionsminderung................................................ 215
10.2 Interviewpartner zu Klimaschutz und Emissionsminderung ............................................. 216
10.3 Interviewleitfaden Klimaanpassung .................................................................................. 217
10.4 Interviewpartner zu Klimaanpassung ................................................................................ 219
10.5 Konzepte und Indikatoren ................................................................................................. 220
10.5.1 Ähnlichkeit von Ländern: Klassifikation der Non-Annex I Länder d auf Basis der SACCKlassifikation ................................................................................................................ 220
10.5.2 Betroffenheit vom Klimawandel .................................................................................. 225
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Subsektoren des Klimaschutzes aus TNA-Synthesereport ................................................ 5
Abbildung 2: Sektoren der Klimaanpassung aus TNA-Synthesereport ................................................... 6
Abbildung 3: Priorisierte Sektoren für Klimaschutzmaßnahmen in einzelnen Ländern (identifiziert in
den Technology Needs Assessments der teilnehmenden Länder, in Prozent der absoluten
Anzahl von Sektoren) ............................................................................................................. 13
Abbildung 4: Technologiebedarfe für Anpassung an den Klimawandel wie sie im zweiten
Synthesebericht identifiziert wurden .................................................................................... 18
Abbildung 5: Priorisierte Technologiefelder im Sektor Energie (Anteil der Nennungen in den
Technology Needs Assessments) ........................................................................................... 28
Abbildung 6: Priorisierte Technologiefelder im Subsektor Transport (Anteil der Nennungen in den
Technology Needs Assessments) ........................................................................................... 35
Abbildung 7: Überblick über Barrieren für den für den Technologietransfer von
Klimaschutzmaßnahmen........................................................................................................ 46
Abbildung 8: Priorisierte Technologiefelder im Subsektor Landwirtschaft (Anteil der Nennungen in
den Technology Needs Assessment) ..................................................................................... 50
Abbildung 9: Globale Verteilung von Naturkatastrophen..................................................................... 66
Abbildung 10: Waldbrände, Hitzewellen und Trockenheiten ............................................................... 67
Abbildung 11: Überblick zu den Bedingungen für internationale Technologietransfers ...................... 85
Abbildung 12: Instrumentenmix in der Klimafinanzierung ................................................................... 98
Abbildung 13: Beispiel für Erfassung der prioritären Technologien aus den TNA am Beispiel von drei
Ländern für den Sektor der klimaangepassten Landwirtschaft (Auszug) ............................ 154
Abbildung 14: Konzeption des Global Innovation Index & dessen Teil-Indizes .................................. 162
Abbildung 15: Geographische Verteilung der 30 Länder .................................................................... 165
Abbildung 16: Bearbeitete Sektoren in 28 TNAs ................................................................................. 170
Abbildung 17: Verteilung der Bedarfe zur Klimaanpassung in 28 TNAs ............................................. 171
Abbildung 18: Bearbeitete Sektoren in 30 TNAs ................................................................................. 173
Abbildung 19: Verteilung der Bedarfe zur Klimaanpassung in 30 TNAs ............................................. 175
Abbildung 20: Karte der Länder, für die bei RETech abfallwirtschaftliche Länderprofile erstellt wurden
............................................................................................................................................. 199
Abbildung 21: Fokusländer und Fokusregionen des German Water Partnership .............................. 200
V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Ansätze zur Abgrenzung der Umweltwirtschaft ................................................................... 10
Tabelle 2: Klassifikation der Environmental Goods and Services nach EUROSTAT ............................... 12
Tabelle 3: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten für Klimaschutz und
Emissionsminderung .............................................................................................................. 14
Tabelle 4: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten zur Klimaanpassung ......................... 21
Tabelle 5: Bewertung von Bedarfsfeldern und der weiteren Ausarbeitung von Steckbriefen und
Anbieterverzeichnissen im Bereich Klimaschutz ................................................................... 47
Tabelle 6: Erarbeitung von Anbieterlisten in den Bedarfsfeldern......................................................... 71
Tabelle 7: Klimadatenzentren des Deutschen Wetterdienstes............................................................. 75
Tabelle 8: Überblick zur deutschen Akteurslandschaft: Sektorübergreifende Akteure und sektorale
Akteure in den Bereichen Klimaanpassung und Klimaschutz ................................................ 90
Tabelle 9: Überblick zu einzelnen Finanzierungsinstrumenten im KfW-Portfolio ................................ 98
Tabelle 10: Steckbrief für das Bedarfsfeld Erneuerbare Energieerzeugung ....................................... 107
Tabelle 11: Steckbrief für das Bedarfsfeld Kombinierte Energieerzeugung ....................................... 109
Tabelle 12: Steckbrief für das Bedarfsfeld emissionsarme, fossile Energieerzeugung ....................... 110
Tabelle 13: Steckbrief für das Bedarfsfeld energieeffiziente Querschnittstechnologien für
Infrastruktur ......................................................................................................................... 113
Tabelle 14: Steckbrief für das Bedarfsfeld energieeffiziente Haushaltgeräte und –technik .............. 115
Tabelle 15: Steckbrief für das Bedarfsfeld alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien ........... 116
Tabelle 16: Steckbrief für das Bedarfsfeld effizienter Gütertransport................................................ 118
Tabelle 17: Steckbrief für das Bedarfsfeld effiziente und emissionsarme Mobilität .......................... 120
Tabelle 18: Steckbrief für das Bedarfsfeld effiziente Produktionsverfahren und –prozesse .............. 121
Tabelle 19: Steckbrief für den Sektor der nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft .................... 122
Tabelle 20: Steckbrief für das Bedarfsfeld: Pflanzenzucht mit Fokus auf trockenheits- und
salzresistente Pflanzen......................................................................................................... 127
Tabelle 21: Steckbrief für das Bedarfsfeld: Landwirtschaftliche Bewässerung .................................. 129
Tabelle 22: Steckbrief für das Bedarfsfeld: Konservierende Bodenbearbeitung ................................ 131
Tabelle 23: Steckbrief für das Bedarfsfeld: Landwirtschaftliche Beratung ......................................... 133
Tabelle 24: Forstwirtschaftliche Beratung in der Entwicklungshilfe ................................................... 135
Tabelle 25: Steckbrief für den Sektor Meteorologische Messtechnik und Klimasimulation .............. 138
VI
Tabelle 26: Steckbrief für den Sektor Wasserwirtschaft ..................................................................... 141
Tabelle 27: Steckbrief für Planungs- und Architekturdienstleistungen .............................................. 144
Tabelle 28: Rückversicherungen ......................................................................................................... 146
Tabelle 29: Steckbrief für Beratung zum Katastrophenschutz ............................................................ 147
Tabelle 30: Gesundheit........................................................................................................................ 149
Tabelle 31: Klassifizierung der 30 untersuchten Länder auf Basis der SACC (2011) (in alphabetischer
Reihenfolge) ......................................................................................................................... 156
Tabelle 32: Verteilung von Küsten- und Binnenstaaten (L = landlocked; C = coastal) ........................ 159
Tabelle 33: Wirtschaftliche Entwicklung (gemessen am pro-Kopf-Einkommen) in den 30 Ländern und
deren Zuordnung zu Einkommensklassen (basierend auf der Weltbank-Klassifikation) .... 160
Tabelle 34: Auszug aus dem Indikator Stringency of Environmental Regulation: Top 3 Weltweit sowie
Werte der 30 untersuchten Länder ..................................................................................... 161
Tabelle 35: Auszug aus dem Ranking des Global Innovation Index (GII) 2013: Top 3 Weltweit und
Werte der 30 untersuchten Länder ..................................................................................... 164
Tabelle 36: Klassifizierung der Länder nach deren Betroffenheit vom Klimawandel ......................... 167
Tabelle 37: Zusammengefasste Gruppierung der 30 Länder auf Basis der SACC-Klassifikation ......... 168
Tabelle 38: Beispiel für Zusammenhangsanalyse auf Basis relativer Anteile von Sektoren:
Zusammenhang zwischen der Ländereigenschaft „Betroffenheit vom Klimawandel“ und den
Nachfrageprofilen für Klimaanpassungstechnologien......................................................... 169
Tabelle 39: Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach Klimaschutztechnologien in ausgewählten
Sektoren und Bedarfsfeldern und den Innovationskapazitäten der Länder (Ländergruppe 1:
GII <30; Ländergruppe 2: GII < 35; Ländergruppe 3: >35) ................................................... 181
Tabelle 40: Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach Klimaanpassungstechnologien in
ausgewählten Sektoren und der Betroffenheit der Länder vom Klimawandel (Ländergruppe
1: CRI <50; Ländergruppe 2: CRI < 100; Ländergruppe 3: CRI >100).................................... 182
Tabelle 41: Unterschiede bei Klimaanpassungstechnologien zwischen ausgewählten Ländergruppen
............................................................................................................................................. 183
Tabelle 42: Nachfrageprofile bei Klimaschutztechnologien zwischen ausgewählten Ländergruppen184
Tabelle 43: Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach ausgewählten Bedarfsfeldern im Sektor
emissionsarme Energieerzeugungstechnologien und dem Zugang zum Stromnetz
(Ländergruppe 1: < 60 %; Ländergruppe 2: < 90 %; Ländergruppe 3: > 90 %) .................... 185
Tabelle 44: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten für Klimaschutz und
Emissionsminderung ............................................................................................................ 188
Tabelle 45: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten zur Klimaanpassung ..................... 190
VII
Tabelle 46: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten für den Klimaschutz...................... 215
Tabelle 47: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten im Bereich Klimaanpassung ......... 217
Tabelle 48: Gruppierung der Non-Annex I Länder anhand der SACC-Klassifikation ........................... 220
Tabelle 49: Auszug aus dem Climate Risk Indicator von Germanwatch (2013) .................................. 225
VIII
Abkürzungsverzeichnis
AA
Auswärtiges Amt
AG
Arbeitsgruppe
BMBF
Bundesministerium für Bildung und Forschung
BMEL
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (bis 2013 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)
BMUB
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (bis
2013 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit)
BMUB-PEB
BMUB Programm Energetische Biomassenutzung
BMWi
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (bis 2013 Bundesministerium
für Wirtschaft und Technologie)
BMVI
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (bis 2013 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung)
BMZ
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
BRICS
Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika
CEPA
Classification of Environmental Protection Activities
CReMA
Classification of Resource Management Activities
CSC
Climate Service Center
CTCN
Climate Technology Centre and Network
DAAD
Deutscher Akademischer Austauschdienst
DEG
Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft
dena
Deutsche Energie-Agentur
dena-EC
dena-Programm Eco-Cities in China
dena-EB
dena-Programm Energieeffizientes Bauen in China
Destatis
Statistisches Bundesamt
develoPPP.de
Deutsche Entwicklungspartnerschaften
DIW
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
DKTI
Deutsche Klimatechnologie-Initiative
DLG
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft
DWD
Deutscher Wetterdienst
IX
EI-EE
Exportinitiative Erneuerbare Energien
EI-EFF
Exportinitiative Energieeffizienz
EGSS
Environmental Goods and Services Sector
EUROSTAT
Statistisches Amt der Europäischen Union
FONA
Forschung für Nachhaltige Entwicklungen
Fraunhofer MOEZ
Fraunhofer-Zentrum für Mittel- und Osteuropa, Leipzig
Fraunhofer IFF
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung, Magdeburg
GCF
Green Climate Fund
GCRI
Global Climate Risk Index
GFFA
Global Forum on Food and Agriculture
GFP
German Food Partnership
GIZ
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (ehemals Gesellschaft für
technische Zusammenarbeit)
GIZ-IWP
GIZ-Vorhaben Internationale Waldpolitik
GTAI
Germany Trade and Invest
GWP
German Water Partnership
IDA
International Development Association
IFC
International Finance Corporation
IKI
Internationale Klimaschutzinitiative des BMUB
IPCC
Intergovernmental Panel on Climate Change
IPR
Intellectual Property Rights
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
LDC
Least Developed Country
NAMA
Nationally Appropriate Mitigation Actions
NAP
National Adaptation Plans
NIW
Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung
MENA
Middle East and North Africa
NGO
Nichtregierungsorganisation
OAV
Ostasiatischer Verein - German Asia-Pacific Business Association
X
OECD
Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
REDD
Reducing emissions from deforestation and forest degradation
SACC
Standard Australian Classification of Countries
SASSCAL
Southern African Science Service Centre for Climate Change and Adaptive
Land Management
SINOPEC
China Petroleum and Chemical Corporation
TNA
Technology Needs Assessment
UBA
Umweltbundesamt
UN
United Nations
UNFCCC
UN Klimarahmenkonvention
UNU-EHS
United Nations University Institute for Environment and Human Security
US-AEP
United States – Asia Environmental Partnership
VOC
Volatile organic compounds (flüchtige organische Verbindungen)
WASCAL
West African Science Service Center on Climate Change and Adapted Land
Use
XI
1
Hintergrund und Ausgangssituation der Marktstudie
Im Rahmen des Technologiemechanismus der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen wurde das Climate Technology Center and Network (CTCN) mit Sitz in Kopenhagen, Dänemark gegründet, das seit Ende 2012 tätig ist. Dieses Zentrum und Netzwerk soll die internationalen Angebote und
Nachfragen zu Technologien für die Anpassung und zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels koordinieren und zusammenführen.
Um diesen Prozess zu unterstützen werden nationale Kontaktstellen in den Mitgliedsländern eingerichtet. In Deutschland bildet das Referat IVC2 - Klimaschutz und Internationale Umweltschutzpolitik
des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) diese nationale Kontaktstelle. Über Sie
werden Anfragen aus UN-Mitgliedsländern zu Angeboten deutscher Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien in Zusammenarbeit mit dem CTCN vermittelt. Um diesen Technologietransfermechanismus unterstützen zu können, benötigt die nationale Kontaktstelle einen Überblick über entsprechende Angebote zu Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien aus Deutschland.
Bislang gibt es keine umfassende Übersicht, in der neben dem Klimaschutz vor allem auch Angebote
zur Klimaanpassung nachfrageorientiert strukturiert werden. Um eine solche Übersicht zu erlangen,
ist daher neben der Beschreibung der deutschen Anbieterseite auch eine Analyse der Nachfrageseite,
insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, notwendig. Beides leistet die vorliegende Studie.
Weiterhin gibt es keinen umfassenden Überblick über Akteure, Programme und Instrumente die den
Technologietransfer unterstützen. Ein erfolgreicher Technologietransfer setzt voraus, dass entweder
Technologien an die Rahmenbedingungen des Ziellandes angepasst werden oder aber diese (z. B. in
Form von Training, regulative Rahmenbedingungen, Finanzierung) geschaffen werden. Und, obwohl
zahlreiche Akteure den Technologietransfer der verschiedenen klimarelevanten Technologien unterstützen, fehlt ein Überblick, der mögliche Lücken aufdecken würde.
Ziel dieser Untersuchung ist daher nicht den wirtschaftlichen Absatz in ohnehin starke Exportmärkte
durch eine genauere und detailliertere Analyse der Bedarfe zu fördern, sondern vor allem, den Technologietransfermechanismus der Klimarahmenkonvention und damit die Aufgaben des CTCN zu unterstützen. Die Studie will daher vornehmlich einen Beitrag zur Vermittlung zwischen deutschen Angeboten und der Nachfrage von Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien in Entwicklungs- und
Schwellenländern und damit zur Umsetzung der Klimarahmenkonvention leisten.
1.1
Veränderungen auf der Angebotsseite: Herausforderungen des Klimawandels eröffnen Innovations- und Geschäftschancen
Der fortschreitende Klimawandel sowie die internationalen und nationalen Zielsetzungen der Klimapolitik (Reduktion der Treibhausgasemissionen, Begrenzung der globalen Erwärmung auf max. 2 °C)
verändern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundlegend. Der Wandel zu einer „Low Carbon
Economy“ birgt für die deutsche Wirtschaft einerseits Risiken, z. B. mit Blick auf die Energiepreise
oder Extremwetterereignisse, eröffnet aber andererseits auch erhebliche Innovations- und Geschäftschancen im Bereich der Energieeffizienz, der erneuerbaren Energien sowie bei Technologien,
1
Produkten und Dienstleistungen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Auch mit der Klimaanpassung sind dabei erhebliche Innovations- und Geschäftspotenziale verbunden. Beispielsweise
erfordert die Zunahme von Extremwetterereignissen (Stürme, Hitze oder Starkniederschläge, etc.)
die Entwicklung entsprechender Gegenmaßnahmen. Zu den möglichen Lösungen zählen klimaangepasste Nutzpflanzen und effiziente Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft, neue Beratungsund Monitoringdienstleistungen für den Küstenschutz, energieeffiziente Kühlungs- und Klimatisierungstechniken für Gebäude oder innovative Planungssysteme für ausfallsichere Logistik- und Wertschöpfungsketten. Klimawandel und -anpassung stellen somit einen zunehmend wichtigen Faktor für
eine Veränderung der Nachfrage- und der Angebotsseite des Marktes dar. Dies gilt sowohl für heimische Märkte als auch für Exportmärkte.
1.2
Veränderungen auf der Nachfrageseite: Trends und neue Bedarfe auf
Exportmärkten
Im Zuge der sich verändernden klimatischen und politischen Rahmenbedingungen wandelt sich auch
die Nachfrageseite des Marktes. Klimaschutzpolitik ist beispielsweise ein Auslöser für den steigenden
Bedarf nach erneuerbaren Energien, Energieeffizienzlösungen sowie der Nutzung nachwachsender
Rohstoffe in der Industrie. Vergleichbare Effekte lassen sich durch den Klimawandel und seine Folgen
beobachten. Extremwetterereignisse wie Dürren oder Unwetter, steigende Meeresspiegel und regionale Temperaturveränderungen erfordern schon heute hohe Investitionen in Infrastruktur, Verkehrswege, Landwirtschaft oder den Küstenschutz. Von den beschriebenen Veränderungen sind insbesondere auch Entwicklungs- und Schwellenländer betroffen, wenngleich die realisierbaren Lösungen und die tatsächliche Nachfrage je nach Land, Region und Wirtschaftskraft sehr unterschiedlich
ausfallen können. Für eine differenzierte Auswertung können unter anderem die über 100 nationalen
„Technology Needs Assessment Reports“ des Technology Transfer Clearinghouse der UN genutzt
werden2. Darüber hinaus können existierende nationale Angebote und Erfahrungen der Entwicklungszusammenarbeit und des Technologietransfers analysiert und Rückschlüsse über Nachfrageund Marktstruktur in den Entwicklungs- und Schwellenländer abgeleitet werden.
Weder auf der Angebotsseite noch auf der Nachfrageseite gibt es eine Systematisierung relevanter
Technologien. Diese ist aber erforderlich um Angebote und Nachfrage abzugleichen und ggf. weitere,
vertiefende und quantifizierende Marktstudien durchzuführen. Eine besondere Herausforderung ist
eine Systematisierung von Technologien zur Klimaanpassung. Ob eine Technologie an den Klimawandel angepasst ist, hängt von den klimatischen Bedingungen des Ziellandes ab.
Weiterhin gibt es keinen umfassenden Überblick über Mechanismen, Programme und Akteure, die
den Transfer von Technologien unterstützen.
2
Die Berichte sind unter http://unfccc.int/ttclear/jsp/TNAReports.jsp verfügbar (Abruf Juli 2014).
2
1.3
Zielsetzung des Vorhabens
Ziel der Marktstudie Klimatechnologie - Kooperation ist es, für die nationale Kontaktstelle einen systematischen Überblick über deutsche Produkte, Dienstleistungen und Kooperationen zu erarbeiten,
um so zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Markt der Klimaanpassung und des Klimaschutzes
zu vermitteln. Dazu soll ein umfassender Überblick zu folgenden Bereichen erstellt werden:
Technologien und Dienstleistungen zum Klimaschutz und deren Anbieter aus Deutschland;
Technologien und Dienstleistungen zur Anpassung an den Klimawandel und deren Anbieter aus
Deutschland;
Zusammenarbeitsaktivitäten unter Beteiligung deutscher Partner in den genannten Bereichen;
Aktivitäten zur Beobachtung des Klimawandels (Wetter etc.) unter deutscher Beteiligung.
Aufbauend auf diesen Analysen soll aufgezeigt werden, wie (deutsche) Technologieangebote und
(ausländische) Nachfrage besser zusammengeführt werden können.
3
2
Strukturierung von Klimamärkten und Kooperationen
Während zu Märkten deutscher Klimaschutztechnologien (Erneuerbare Energien, Energieeffizienz,
Mobilität, etc.) bereits zahlreiche Daten und Abschätzungen existieren3, liegen zur Angebotsseite von
Klimaanpassungslösungen bislang nur wenige Untersuchungen vor. Erste Studien dazu wurden vom
Borderstep Institut und der Universität Oldenburg durchgeführt4. Eine besondere Herausforderung
bei der Erfassung der Angebotsseite besteht darin, neben bekannten Akteuren auch „Hidden Champions“ und damit solche Unternehmen zu erfassen, deren Produkte und Dienstleistungen zwar zum
Klimaschutz bzw. zur Klimaanpassung beitragen, ohne dass dies auf den ersten Blick erkennbar ist.
Hierfür wird ein Ansatz benötigt, der sowohl umfassend ist, d. h. alle Wirtschaftszweige erfassen
kann, als auch eine konsistente Klassifikation von Produkten und Dienstleistungen bietet.
2.1
Kriterien für die Strukturierung deutscher Technologie-Angebote
Mit Blick auf die Zielsetzungen und Aufgaben des Dienstleistungsvorhabens sind folgende Kriterien
bei der Entwicklung einer leistungsfähigen und zielführenden Strukturierung der Angebote an Technologien und Dienstleistungen im Bereich der Anpassung an den Klimawandel und der Minderung
der Auswirkungen des Klimawandels von wesentlicher Bedeutung:
Problemorientierung und Passgenauigkeit: Die Strukturierung der Angebotsseite muss dergestalt
sein, dass sie zu den in den Technology Needs Assessments formulierten Nachfragebereichen
eindeutig zuordenbar ist. Außerdem muss sie es ermöglichen, passgenaue Marktdaten und Anbieterverzeichnisse zu ermitteln.
Vollständigkeit: Um einen umfassenden, möglichst vollständigen Überblick zu erarbeiten, ist eine
Strukturierung erforderlich, die sich nicht allein auf einzelne Leitmärkte oder Marktsegmente beschränkt, so wie es in vielen bislang vorliegenden Studien der Fall ist (s. u.), sondern relevante
Angebote in allen Wirtschaftszweigen erfasst.
Konsistenz: Die Strukturierung sollte einer klaren Klassifikationslogik folgen, bekannte Standards
einbeziehen und überschneidungsfrei sein, um Redundanzen und fehlerhafte Marktabschätzungen zu vermeiden.
Anschlussfähigkeit an internationale Standards und Statistiken: Um Technologie-Angebote aus
Deutschland inkl. relevanter Marktdaten und Anbieterverzeichnisse besser mit der ausländischen
Nachfrage und mit internationalen Instrumenten und Initiativen zusammenführen zu können,
sollte die Strukturierung an internationale Standards und Statistiken anschlussfähig sein.
3
Siehe bspw. die von Roland Berger Strategy Consultants im Auftrag des BMU erstellte Studie „GreenTech
made in Germany 3.0“ sowie der Erste Monitoring Bericht „Energie der Zukunft“ vom BMWi (2012) mit seinen
Angaben zu Beschäftigungseffekten und Wachstum oder auch die im Rahmen der Exportinitiativen zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz verfügbaren Informationen (www.export-erneuerbare.de bzw.
www.efficiency-from-germany.info, Abruf Juli 2014).
4
Vgl. Clausen, J. (2012): Screening Innovationspotenziale der regionalen Energiewirtschaft im Kontext des Klimawandels Teil B: Resiliente Energieinfrastrukturen, unveröffentlichter Bericht, Berlin und Hannover sowie
Clausen 2013 (vgl. zitierte Literatur).
4
Bei den oben formulierten Kriterien für die Strukturierung der Technologie- und Dienstleistungsangebote in Deutschland hat die Passgenauigkeit zur Nachfrageseite eine besondere Bedeutung. Deshalb müssen die in den Technology Needs Assessments (TNA) und den entsprechenden Syntheseberichten (UNFCCC 2013) genannten zentralen Sektoren (vgl. Abbildung 1 und Abbildung 2) sowie die
Technologie- und Dienstleistungsbedarfe bei der Strukturierung der Angebotsseite berücksichtigt
werden. In den Berichten zur Bedarfsabschätzung werden bisher folgende Schwerpunktsektoren für
die beiden Felder des Klimaschutzes und der Klimaanpassung benannt:
Abbildung 1: Subsektoren des Klimaschutzes aus TNA-Synthesereport
Quelle: UNFCCC 2013, 18.
5
Abbildung 2: Sektoren der Klimaanpassung aus TNA-Synthesereport
Quelle: UNFCCC 2013, 19
Bei der Strukturierung der Angebote kann auf Vorarbeiten zurückgegriffen werden, in denen Innovationsprozesse für Klimaschutz und Klimaanpassung analysiert wurden. Im Rahmen eines Vorhabens
des Borderstep Institutes zum „Green Economy Gründungsmonitor“ wurde ein Ansatz entwickelt,
der einerseits Wirtschaftszweige und andererseits umweltbezogene Ziel- und Handlungsfelder kombiniert. Dieser Matrixansatz, der auf der von OECD und EUROSTAT (1999) entwickelten „Environmental Goods and Services Sector (EGSS)“-Klassifikation aufbaut (vgl. Kap. 2.3.2), kann für die vollständige und systematische Erfassung sowohl von Klimaschutzgütern als auch von Klimaanpassungsgütern
genutzt werden. Damit können auch Anbieter identifiziert werden, die über klassische sektorenbezogene Analysen nicht erfasst werden können.
6
2.2
Vorgehensweise zur Erarbeitung von Strukturierungen für Angebote
und Nachfrage im Klimaschutz und der Klimaanpassung
Um die genannten Kriterien für die Entwicklung von Strukturierungen für Angebote und Nachfrage
im Klimaschutz und der Klimaanpassung zu erfüllen, wurden folgende Schritte gewählt:
In einem ersten Schritt wurden Entwürfe für eine Typologie der Angebotsseite im Bereich Emissionsminderung und Klimaschutz sowie der Angebotsseite im Bereich der Klimaanpassung entwickelt. Die Typologie der Angebotsseite im Bereich Klimaschutz orientierte sich maßgeblich an der
Klassifikation der Environmental Goods and Services nach EUROSTAT (2009) sowie der stärker an
den Bedarfsfeldern orientierten Struktur der Leitmärkte aus dem Umwelttechnologie-Atlas für
Deutschland (siehe BMU 2012). Beide Strukturen wurden kombiniert und um Kategorien bereinigt, die keine Relevanz für die Emissionsminderung und den Klimaschutz besitzen. So wurde eine möglichst überschneidungsfreie Typologie entworfen, die den Sektoren auch eine Unterteilung in Bedarfsfelder/ Marktsegmente beinhaltet (siehe Tabelle 3). Die Typologie der Angebotsseite im Bereich der Klimaanpassung folgt primär den in den TNAs artikulierten Bedarfen.
Die Typologieentwürfe wurden auf einer Sitzung des Arbeitskreises Klimatechnologietransfer des
BMWi am 17.09.2013 in Berlin vorgestellt. Auf Grundlage der dort erhaltenen Rückmeldungen
wurden eine Überarbeitungen der Benennung der Sektoren und Bedarfsfelder vorgenommen.
Die abgestimmten Entwürfe wurden in einem dritten Schritt durch leitfadengestützte Experteninterviews verifiziert. Dazu wurden zunächst Experten befragt, die über einen möglichst umfassenden Überblick über die deutsche Angebots- bzw. die internationale Nachfrageseite verfügen.
Auf Grundlage der Rückmeldung aus diesen Interviews wurden die Typologien angepasst5 und
um eine weitere Spalte zu konkreten Lösungen, d. h. Technologien bzw. Produkt-ServiceAngebote, erweitert. Die Typologien und Interviewpartner sind in Anhang I dokumentiert.
In weiteren Interviews wurden vor allem die Ausdifferenzierung der Lösungen und entsprechender Beispiele betrieben, um eine möglichst international nutzbare Struktur zu erhalten. Dabei
stand die Frage im Mittelpunkt, ob sich die Struktur eignet, um entsprechende Angebote und
Nachfragen einander zuzuordnen. Der Interviewleitfaden sowie die Interviewpartner sind ebenfalls in Anhang I dokumentiert.
Im letzten Schritt wurden die Typologien am 14.11.2013 auf der 19. Klimakonferenz in Warschau
im Side-Event „Fostering Climate Technology Transfer“ vorgestellt und diskutiert. Im Anschluss
daran wurden letzte Änderungen vorgenommen und der aktuelle Stand in Übereinstimmung mit
dem BMWi verabschiedet. Die vorliegende Fassung berücksichtigt daher alle bis Ende November
eingegangenen Änderungsvorschläge und versteht sich als „Work in Progress“. Sie kann bei Bedarf weiter modifiziert werden und bildete die Grundlage für die weiteren Analyseschritte (AP 2,
AS 2 Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung und Positionierung von Unternehmen in
Deutschland und AS 3 Erfassung von Anbieterverzeichnissen).
5
Diese Anpassung betraf vor allem die Benennung der Sektoren sowie die Ausdifferenzierung und Benennung
der Bedarfsfelder bzw. Marktsegmente.
7
2.3
Strukturierung von Märkten zur Emissionsminderung und zum Klimaschutz
Klimaschutz- und Emissionsminderungsmaßnahmen sind gleichermaßen wichtig, um die Auswirkungen des Klimawandels zu mindern und einen Beitrag zu zentralen klimapolitischen Zielen zu leisten.
In den folgenden Analyseschritten des Angebotes und der Nachfrage der Umweltwirtschaft werden
sie gleichermaßen betrachtet.
Zunächst werden existierende Strukturierungsansätze für die Angebotsseite im Bereich Klimaschutz
und Emissionsminderung analysiert, um zu erfassen, welche Teilsektoren der Umweltwirtschaft diesen zugeordnet werden können. Für einen ersten Vergleich der Angebote aus den Bereichen Klimaschutz und Emissionsminderung mit der Nachfrage in potentiellen Nehmerländern, werden die existierenden Strukturierungsansätze zudem mit den in den neueren Technology Needs Assessments
(TNAs) der dritten Runde (siehe UNFCCC 2013) priorisierten Handlungsfeldern abgeglichen.
In Kap. 2.3.3 wird schließlich eine Typologie entworfen, die die Angebote in verschiedenen Sektoren
der Emissionsminderung und des Klimaschutzes mit potentiellen Bedarfsfeldern verbindet und den in
Kap. 2.1 definierten Kriterien genügt. Die Herausforderung liegt darin, die verschiedenen Strukturierungslogiken – die produktionswirtschaftlich orientierte Angebotsseite der Umweltwirtschaft einerseits - mit den heterogenen bedarfs- bzw. lösungsorientierten Strukturen der Nachfrageseite in einer
Vielzahl von Ländern andererseits, in Deckung zu bringen.
2.3.1
Begriffsbestimmung Emissionsminderung und Klimaschutz
Die Minderung von Klimawandel und Emissionen zählt zu den vordringlichen Aufgaben der internationalen und deutschen Umweltpolitik. Die durch die UN-Klimakonferenz beschlossenen Ziele der Reduktion von Treibhausgasen und der Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs um 2 °C sollen vor
allem durch Maßnahmen des Klimaschutzes und der Emissionsminderung erzielt werden. Um das in
der vorliegenden Marktstudie zu erfassende Angebot sowie die Nachfrage nach Technologien für die
Minderung von Klimawandel und Emissionen vornehmen und daraus Möglichkeiten für den Transfer
und die Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit ableiten zu können, soll kurz auf die Begriffe Klimaschutz und Emissionsminderung eingegangen werden. Dies ist auch vor dem Hintergrund
geboten, dass bereits umfangreiche Vorarbeiten zur Strukturierung und Erfassung der Angebotsseite
der Umwelt- und Klimaschutzwirtschaft existieren (siehe z. B. Gehrke et al. 2013; DIW/Fh-ISI; RBSC
2007; Legler et al. 2006; Horbach et al. 2001; OECD/EUROSTAT 1999). Diese erfassen neben dem
primären Angebot von Leistungen des Klimaschutzes und der Emissionsminderung weitere Felder der
Umweltwirtschaft wie Lärm- oder Strahlenschutz oder das Management von Ressourcen. Eine Fokussierung und Eingrenzung der Umweltwirtschaft auf Klimaschutz und Emissionsminderung ist daher
notwendig, um Angebote in den Teilsektoren erfassbar zu machen.
2.3.1.1 Klimaschutz
Klimaschutz ist ein Sammelbegriff, der in der Fachliteratur nicht eindeutig definiert ist und unter dem
eine Fülle von Maßnahmen zusammengefasst werden, die dem menschlich verursachten Klimawandel z. B. in Form von Temperaturerhöhung oder steigendem Meeresspiegel entgegenwirken bzw.
8
diesen mildern sollen. Im Rahmen der internationalen Klimaverhandlungen wird auch der Begriff der
Mitigation (engl. Verringerung, Abschwächung) verwendet. Mitigation kann demnach mit Aktivitäten
bzw. Maßnahmen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen und der Minderung von Effekten
des Klimawandels übersetzt werden.
Der Klimaschutz geht in Abgrenzung bzw. Ergänzung zum Begriff der Klimaanpassung (siehe Kap. 2.4)
davon aus, dass durch anthropogenen Einfluss und Maßnahmen signifikante Beiträge zur Verringerung des Klimawandels geleistet werden können. Zu Mitigationsmaßnahmen werden nach der Klimarahmenkonvention z. B. solche gezählt, die auf eine Reduktion von Treibhausgasen (z. B. durch den
Einsatz erneuerbarer Energien, den effizienteren Einsatz von Energie und Rohstoffen oder auch Verhaltensänderungen) abzielen, als auch solche, die darauf abzielen, Senken und Reservoire von Treibhaugasen zu konservieren, zu stärken und zu schützen6. Dies kann z. B. durch die Veränderung landund forstwirtschaftlicher Praktiken, konservierende (z. B. den Schutz von Wäldern) oder technische
Maßnahmen wie die CO2-Abscheidung und -Speicherung (engl. Carbon Dioxide Capture and Storage)
geschehen.
2.3.1.2 Emissionsminderung
Der Begriff der Emissionsminderung bezieht sich, im Gegensatz zu dem des Klimaschutzes, spezifischer auf die Verringerung des Ausstoßes von Schadstoffen in verschiedenen Umweltmedien. Emissionen können grundsätzlich von unterschiedlichen Emittenten (z. B. in Form von Schadstoffausträgen aus Abfall in das Grundwasser, Abgasen in die Luft oder durch Lärm) verursacht werden. Es wird
zudem zwischen anthropogenen (z. B. Luftschadstoffe aus dem Verkehr oder der Energieerzeugung)
und natürlichen Emissionen (z. B. Staub oder Methanemissionen aus Sümpfen und Permafrostböden)
unterschieden. Vor dem Hintergrund des Klimaschutzes kommt den Luftschadstoffen und klimarelevanten Gasen (CO2, Methan, NOX, etc.)7 aufgrund ihrer globalen Wirkung eine besondere Bedeutung
zu8. Emissionsminderungsmaßnahmen umfassen neben Effizienzmaßnahmen (integrierter Umweltschutz) auch viele nachsorgende Maßnahmen, die beispielsweise die Menge der Emissionen durch
Filter-, Katalysator- oder Abscheidetechniken reduzieren.
6
Vgl. hierzu die Definition des Begriffs Mitigation der Klimarahmenkonvention unter: http://unfccc.int/focus/
mitigation/items/7169.php (Abruf Juli 2014).
7
Für eine Auflistung der klimarelevanten Gase siehe www.umweltbundesamt-daten-zur-umwelt.de/
umweltdaten/public/theme.do?nodeIdent=2346 (Abruf Juli 2014).
8
Vergleichbare grenzüberschreitende Wirkungen können auch wassergebundene Emissionen z. B. Schadstoff-
und Nährstoffeinträge in Binnengewässer und Ozeane haben. Neben ihrer lokalen Wirkung können sie auch
durch Anreicherung z. B. in den Weltmeeren globale Umweltprobleme verursachen. Die Wirkung und der Einfluss von Emissionen auf die Ozeane und deren Rückkopplung auf das Weltklima sind Gegenstand vieler Forschungsvorhaben. Sie werden jedoch im Folgenden aufgrund der komplexen und indirekten Zusammenhänge
und der daraus nur schwer ableitbaren nationalen Lösung nicht weiter betrachtet (siehe z. B. die aktuellen
Arbeiten des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel unter www.geomar.de/forschen/der-ozean-imklimawandel/, Abruf Juli 2014).
9
2.3.2
Strukturierungsansätze für Angebote zum Klimaschutz und zur Emissionsminderung
Seit den 1980er Jahren werden verschiedene Ansätze zur Erfassung der Umwelt- und Klimaschutzwirtschaft diskutiert. Bereits 1979 wurde die Umweltschutzwirtschaft als der Teil der Wirtschaftsleistung definiert, nach der Güter und Dienstleistungen zur Vermeidung, Verminderung und Beseitigung
von Umweltbelastungen entstehen (Sprenger 1979). Vergleichbar wird heute der Begriff der Klimaschutzwirtschaft definiert. Er umfasst Güter und Dienstleistungen, die einen Beitrag zum Klimaschutz
und damit zur Minderung von Treibhausgasen leisten (siehe Legler et al. 2006).
In der Analyse der Umwelt- und Klimaschutzwirtschaft hat sich zudem der sogenannte angebotsorientierte, produktionswirtschaftliche Ansatz durchgesetzt. Mit ihm können ökonomische Kerndaten
wie Produktion, Beschäftigung, Exporte und Unternehmensgrößenklassen erfasst werden. Gleichzeitig beinhaltet die Nutzung des produktionswirtschaftlichen Ansatzes eine Konzentration auf Produktinnovationen und damit eine gewisse ‚methodische Blindheit‘ gegenüber organisatorischen und prozessualen Innovationen (vgl. ebd.).
Weiß und Fichter (2013) analysieren die Erhebungsmethoden der Umweltwirtschaft im Detail und
fokussieren dabei auf Statistiken und Studien des Statistischen Bundesamtes (Destatis), des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW), des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,
Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie des Niedersächsischen Institutes für Wirtschaftsforschung
(NIW) bzw. des Fraunhofer Institutes für System- und Innovationsforschung (ISI). Der Vergleich macht
deutlich, dass all diese Ansätze die Abgrenzung der Umweltwirtschaft anhand von unterschiedlichen
Kategorien bzw. Sektoren vornehmen (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Ansätze zur Abgrenzung der Umweltwirtschaft
Umweltbereiche /
Leitmärkte
Statistisches
Bundesamt
DIW
NIW
Umwelttechnologieatlas
(Edler et al.
2009)
(Gehrke et al.
2013)
(BMU 2012a)
(Destatis 2012)
Luftreinhaltung
X
X
X
Abwasser und Gewässer
X
X
X
Abfallwirtschaft
X
X
X
Bodenschutz
X
X
X
Lärmbekämpfung
X
X
X
Arten- und Landschaftsschutz
X
Klimaschutz
X
X
X
Umweltforschung
X
Mess- und Analysetechnik
X
Analytik und Beratung
X
10
Kreislaufwirtschaft
X
Nachhaltige Wasserwirtschaft
X
Umweltfreundliche
Energien
X
Energieeffizienz
X
Rohstoff- und Materialeffizienz
X
Nachhaltige Mobilität
X
Quellen: Weiß & Fichter 2013, 20 auf Basis Destatis 2012, Edler et al. 2009, Schasse et al. 2011, BMU 2012a
Die in Tabelle 1 genannten Sektoren und Bedarfsfelder decken in Summe einen großen Bereich der
Umwelt- und Klimaschutzwirtschaft ab. Gleichzeitig verdeutlicht der Vergleich, dass ein Ansatz alleine nicht ausreicht, um die Angebotsseite für den Klimaschutz umfassend darzustellen.
Während die Statistik der Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz sowie Kategorien
aus der Studie zur Beschäftigungswirkungen des Umweltschutzes sich vor allem an den traditionellen
Märkten des (nachsorgenden) Umweltschutzes orientieren, umfassen neuere Ansätze wie die Leitmärkte aus dem Umwelttechnologie-Atlas sowie die Kategorien aus der Studie Umwelt- und Klimaschutzwirtschaft im internationalen Vergleich bereits Produkte und Leistungen des vorsorgenden
Umweltschutzes (z. B. Güter zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen und zur rationellen Energieverwendung).
Einen weiteren Strukturierungsansatz haben die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
(OECD) und das Statistische Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) vorgeschlagen. Ihre Methode
für die Erfassung des „Environmental Goods and Services Sector“ (EGSS) bietet für die Erfassung von
Produkten und Dienstleistungen des Klimaschutzes eine gute und internationale anschlussfähige
Strukturierungsbasis. Eine eingehende Betrachtung der vorgeschlagenen Kategorien zur
‚Classification of Environmental Protection Activities (CEPA)‘ sowie zur ‚Classification of Resource
Management Activities (CReMA)‘ (vgl. Tabelle 2 sowie EUROSTAT 2009) zeigt, dass die
EGSS-Klassifikation den Umweltbereich Umweltschutz und Ressourcenmanagement umfassend abbilden kann. So sind in der CEPA-Kategorie alle Klassen des klassischen bzw. nachsorgenden Umweltschutzes enthalten. In der CReMA-Kategorie sind insbesondere die Bereiche der Energieeffizienz und
der Erneuerbaren Energien sowie Bereiche der Ressourceneffizienz enthalten.
11
Tabelle 2: Klassifikation der Environmental Goods and Services nach EUROSTAT
CEPA
Classification of Environmental
Protection Activities
CReMA
Classification of Resource Management
Activities
1
Protection of ambient air and climate
10
Management of waters
2
Wastewater management
11
Management of forest resources
A
Management of forest areas
B
Minimisation of the intake of forest resources
3
Waste management
12
Management of wild flora and fauna
4
Protection and remediation of soil,
groundwater and surface water
13
Management of energy resources
A
Production of energy from renewable sources
B
Heat/energy saving and management
C
Minimisation of the intake of fossil resources as
raw material for uses other than energy
production
5
Noise and vibration abatement
6
Protection of biodiversity and landscape
7
Protection against radiation
14
Management of minerals
8
Research and development
15
Research and development
9
Other environmental protection activities
16
Other natural resource management activities
Quelle: EUROSTAT 2009, 44f
Diese Klassifikation ist in Teilen ebenfalls geeignet, um die für die Klimaschutzwirtschaft relevanten
Sektoren zu identifizieren. Sie ist jedoch umfangreicher als dies für die Erfassung von Angeboten der
Emissionsminderung und des Klimaschutzes (siehe z. B. die Kategorien noise and vibration
abatement, protection against radiation) notwendig ist und kann daher auch nicht ohne Einschränkungen übernommen werden.
Weitere Implikationen für die Strukturierung der Angebote in Bereich Emissionsminderung und Klimaschutz ergeben sich aus einer ersten Analyse des dritten TNA-Synthesereports (UNFCCC 2013), in
dem die teilnehmenden Länder spezifische Sektoren priorisiert haben (siehe Abbildung 3).
Diese priorisierten Sektoren können ebenfalls für die Strukturierung der Angebotsseite der Klimaschutzwirtschaft genutzt werden. Zudem kann hierdurch ein erster Abgleich zwischen Angebots- und
Nachfrageseite erfolgen.
12
Abbildung 3: Priorisierte Sektoren für Klimaschutzmaßnahmen in einzelnen Ländern (identifiziert in den
Technology Needs Assessments der teilnehmenden Länder, in Prozent der absoluten Anzahl von Sektoren)
Quelle: UNFCCC 2013, 51
Die priorisierten Sektoren verdeutlichen, dass aus der Perspektive der potentiellen Nehmerländer
der Bereich Energie mit weitem Abstand der wichtigste ist, gefolgt von Land- und Forstwirtschaft,
Abfallwirtschaft sowie industriellen Prozessen und Produktnutzungen.
Der dritte Synthesereport nutzt für den Bereich Klimaschutz eine deutlich höher aggregierte Einteilung als die Vorgängerberichte (siehe UNFCCC 2009). Im ergänzenden Text des dritten Synthesereports sind die Sektoren zwar teilweise weiter unterteilt, so werden im Sektor Energie Photovoltaik,
Biomasse, effiziente Beleuchtung, Müllverbrennung, Windkraftanlagen, etc. zusammengefasst, diese
aggregierte Struktur verweist jedoch auf ein Grundproblem. Die Verdichtung von spezifischen Technologiebedarfen mag zwar die Gewichtung von Sektoren und damit verbundenen Grundproblemen
hervorheben, zur Identifizierung von spezifischen Bedarfen in den möglichen Nehmerländern ist diese Struktur jedoch weniger gut geeignet.
13
2.3.3
Typologie für die Erfassung von Angeboten im Bereich Emissionsminderung und Klimaschutz
Ausgehend von den in Kap. 2.3.2 genannten Strukturierungsansätzen der Umweltwirtschaft und mit
der in Kap. 2.2 dokumentierten Methodik wurde eine Typologie für die Erfassung von Technologie-,
Produkt- und Dienstleistungsangebote im Bereich Emissionsminderung und Klimaschutz entworfen.
Diese Typologie berücksichtigt einerseits die bereits erwähnten Strukturierungsansätze, andererseits
zielt sie darauf ab, bestehende Angebote in Lösungen zu übersetzen, die dem erwarteten Bedarf in
Nehmerländern entspricht. Sie umfasst die folgenden 8 Sektoren:
Emissionsarme Energieversorgung
Energieeffiziente Städte und Infrastruktur
Emissionsarme Mobilität und Transport
Energie- und Ressourcenintensive Industrien
Nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Klimaschonende Land- und Forstwirtschaft
Sektorübergreifende Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung
Sonstige Sektoren
Während die Strukturierung der Angebotsseite im Bereich Emissionsminderung und Klimaschutz
durch die bestehenden Erfahrungen zur Erfassung der Umweltwirtschaft in Deutschland verhältnismäßig gut erhoben werden kann, ist die Analyse der Nachfrageseite komplexer. Da vor allem auch
neue, potentielle Bedarfe in unterschiedlichen Ländern sowie in verschiedenen Anwendungsfeldern
erfasst werden sollen, ist es nicht ausreichend ausschließlich von bestehenden Angebotskatalogen
auszugehen. Vielmehr müssen auch nutzerorientierte Lösungen für Schwellen- und Entwicklungsländer berücksichtigt werden. Die in Tabelle 3 dokumentierte Typologie übernimmt damit auch eine
Vermittlungs- oder Übersetzungsfunktion, indem sie Angebote Bedarfen bzw. Lösungen zuordnet.
Tabelle 3: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten für Klimaschutz und Emissionsminderung
Sektor
Emissionsarme Energieversorgung
(On- und Off-Grid)
Bedarfsfeld/
Marktsegment
Lösung: Technologie bzw. Produkt-Service-Angebot
Erneuerbare Energieerzeugung
z. B. Windkraftanlagen, Photovoltaik-Inselsysteme, Solarkollektoren, Biogasanlagen
Kombinierte, dezentrale Energieerzeugung
z. B. Blockheizkraftwerke,
Stirlingmotoren,
Contractingmodelle
Intelligenter Netzausbau
z. B. Planung von Microgrids,
Niederspannungsarealnetze
Energiespeicherung
z. B. Warmwasserspeicher, Batterien
Emissionsarme fossile Energiever-
z. B. CCS, hocheffiziente Kraftwer-
14
sorgung
ke, Clean Coal
Energieeffiziente Gebäude
(Private und öffentliche Gebäude)
z. B. ökologische Dämmstoffe,
adaptive Kühl- und Heiztechnik,
Gebäudeautomation, klimatisch
angepasste Architekturkonzepte
Energieeffiziente Querschnittstechnologien für Infrastruktur
z. B. LED-Straßenbeleuchtung,
effiziente Pumpen und Entsalzungsanlagen für Wasser
Energieeffiziente Haushaltsgeräte
und -technik
z. B. energieeffiziente Kühlgeräte,
Solarkocher, Energiesparbeleuchtung
Effiziente Informations- und Kommunikationstechnik
z. B. energieeffiziente Server und
Netzwerktechnik, effiziente Kühltechnik und Notstromversorgung,
Abwärmenutzung
Alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien
z. B. Elektroantriebe, Brennstoffzellantriebe, effiziente Verbrennungsmotoren, alternative und
emissionsarme Kraftstoffe
Effizienter Gütertransport
z. B. kombinierter Straße-SchieneTransport, intermodale Logistik,
effiziente Schiffs- und Hafenlogistik, emissionsarme städtische Logistikkonzepte
Effiziente und emissionsarme Mobilität
z. B. umweltfreundlicher ÖPNV,
Bus-Rapid-Transit Systeme, TrafficDemand-Management, NonMotorized- Transportation
Effiziente Produktionsverfahren
und –prozesse
z. B. energieeffiziente Produktionsund Automatisierungstechnik,
drehzahlgeregelte Elektromotoren,
effiziente Drucklufterzeugung,
emissionsarme Prozesswärmeerzeugung und Verbrennungstechnik
Planung effizienter und integrierter
Produktionskonzepte
z. B. Planung von integrierten,
energieeffizienten Produktionsstandorten und –ketten, Planung
und Umsetzung von Kuppelproduktion und Ökoindustrieparks
Material- und energieeffiziente
Produktgestaltung
z. B. Rohstoff- und energieeffiziente Produktgestaltung,
Ecodesignkonzepte
Substitution von fossilen durch
nachwachsende Rohstoffe
z. B. Substitution von fossilen Rohstoffen durch Zellulose, Stärke und
Milchsäure, Nutzung von Ölen und
Fetten aus nachw. Rohstoffen
Abfallvermeidung
z. B. Planung und Umsetzung von
Mehrwegsystemen, Beratung bei
der Planung und Umsetzung von
Abfallvermeidungskonzepten
Energieeffiziente Städte und
Infrastruktur
Emissionsarme Mobilität
und Transport
Energie- und ressourcenintensive
Industrien
Nachhaltige Abfall- und
Kreislaufwirtschaft
15
Abfallerfassung und –behandlung
z. B. Deponiegaserfassung, Wertstoffsortieranlagen, Abfalltrennungskonzepte, emissionsarme
Müllverbrennung, Kompostierungs- und Biogasanlagen
Umweltfreundliche Recyclingkonzepte
z. B. Planung von regionalen Recyclingkonzepten, Umsetzung spezifischer Recyclingansätze z. B. für
Elektronikschrott oder Altöl
Klimaschonende Landwirtschaft
z. B. emissionsarme Düngung,
energieeffiziente und emissionsmindernde Anbautechniken
Klimaschonende Forstwirtschaft
z. B. (Wieder-)Aufforstung, energieeffiziente und emissionsmindernde Bewirtschaftungstechniken
Reduktion von Luftschadstoffen
und weiteren Treibhausgasen
z. B. Rauchgasfiltertechnik, NOXKatalysatoren, Erfassung von Methan aus Bergbau
Substitution klimaschädlicher
Grundstoffe und Chemikalien
z. B. Ersatz von klimaschädlichen
Kühlmitteln, Substitution von
Lachgas
Finanzierungskonzepte für Klimaschutzlösungen
z. B. Entwicklung von technologieund länderspezifischen Finanzierungskonzepten für Produkte und
Dienstleistungen zur Emissionsminderung
Politikentwicklung und -beratung
z. B. Unterstützung und Beratung
bei der Einführung und Umsetzung
von Erneuerbarem Energien Gesetz, Emissionsminderungsstandards, etc.
(Aus-)Bildung für Klimaschutz
z. B. begleitende Ausbildungsmaßnahmen für Produkte und Dienstleistungen zur Emissionsminderung
Klimaschonende
Land- und Forstwirtschaft
Sektorübergreifende Querschnittstechnologien
zur Emissionsminderung
Sonstige Dienstleistungen
Quelle: Eigene
Die entwickelte Typologie wird im Folgenden mit den in Kap. 2.1 definierten Kriterien verglichen:
Problemorientierung und Passgenauigkeit: Durch die Verbindung von marktorientierten Angebotsstrukturen und Lösungen wird eine Orientierung an konkreten, mit den Angeboten zu lösenden, Problemen erreicht. Die Passgenauigkeit wird durch die Differenzierung der Sektoren in
mehrere Bedarfsfelder/ Marktsegmente erreicht, die eine genauere Zuordnung der Lösungen
ermöglichen.
Vollständigkeit: Durch die Berücksichtigung des aktuellen Standes der Klassifizierung und Strukturierung der Umweltwirtschaft, die Kombination mehrerer Ansätze (siehe Kap. 2.3.2) sowie die
Absicherung durch Experteninterviews kann die vorliegende Typologie als vollständig gelten.
16
Konsistenz: Bei der Erarbeitung der Struktur und der Differenzierung der Sektoren in Bedarfsfelder/ Marktsegmente wurde sowohl auf Konsistenz innerhalb der Struktur als auch auf den Abgleich mit der Struktur im Bereich Klimaanpassung (siehe nächstes Kapitel) geachtet.
Anschlussfähigkeit an internationale Standards und Statistiken sowie Fortschreibbarkeit: Durch
die Nutzung der in Kap. 2.3.2 genannten Ansätze, insbesondere des in Studie „Umwelt- und Klimaschutzwirtschaft im internationalen Vergleich“ (Legler et al. 2006) entwickelten Schemas sowie die durch die OECD und das Statistische Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) vorgeschlagene Klassifikation der „Environmental Goods and Services Sector“ (EGSS) werden international abgestimmte und fortschreibbare Ansätze genutzt, die eine Anschlussfähigkeit der entwickelten Typologie und die genannten Strukturen garantieren und eine Weiterentwicklung ermöglichen.
2.4
Strukturierung von Märkten zur Anpassung an den Klimawandel
2.4.1
Begriffsbestimmung Klimawandel
Der Klimawandel ist ein komplexes und langfristiges Phänomen. Das IPCC (2013) hebt dabei folgende
Änderungen als besonders relevant hervor:
Anstieg der Durchschnittstemperaturen,
Anstieg des Meeresspiegels,
Anstieg der Konzentration von CO2, Methan und Stickoxiden in der Atmosphäre,
zurückgehende Schneedecke auf der Nordhalbkugel sowie
Verschwinden der Eisdecke in der Arktis zwischen 2030 und 2050.
Die regional jeweils unterschiedlich zu erwartenden Änderungen des Klimas führen voraussichtlich in
einigen Gebieten oder Zeiten zu mehr Dürren, in anderen Gebieten oder zu anderen Zeiten zu mehr
Starkregen und zu einer Zunahme von Extremwetterereignissen wie Stürmen (IPCC 2007a und
2007b).
2.4.2
Strukturierungsansätze für Angebote zur Anpassung an den
Klimawandel
Der Klimawandel führt für einzelne Regionen und Länder, aber auch für die verschiedenen Sektoren
innerhalb der Länder, zu unterschiedlichen Anpassungsbedarfen. Mit Blick auf Technologien und
Dienstleistungen zur Anpassung an den Klimawandel bietet sich daher für die Entwicklung einer geeigneten Strukturierung die Fokussierung auf diejenigen Wirtschafts- und Nachfragebereiche an, die
mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Veränderungen am stärksten betroffen sind. Einen Ausgangspunkt für die Strukturierung von Märkten zur Anpassung an den Klimawandel bieten dabei die Technology Needs Assessments mit der in ihnen enthaltenen Struktur.
Abbildung 2 zeigt, welche Technologiebedarfe im dritten Synthesebericht (UNFCCC 2013) als relevant
für die Klimaanpassung identifiziert wurden. Aufgrund des höheren Detaillierungsgrades stellt Abbil17
dung 4 die entsprechenden Technologiebedarfe aus Sicht des zweiten Syntheseberichtes (UNFCCC
2009) dar.
Abbildung 4: Technologiebedarfe für Anpassung an den Klimawandel wie sie im zweiten Synthesebericht
identifiziert wurden
Quelle: UNFCCC 2009, 14
Um die Sektoren in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch in Industrieländern identifizieren
zu können, die einen besonderen Anpassungsbedarf an die Folgen des Klimawandels aufweisen, kann
neben den bislang vorliegenden Technology Needs Assessments auf das Konzept der Verwundbarkeit
zurückgegriffen werden (vgl. EEA 2008; Europäische Kommission 2009). In Anlehnung an die internationale Klimaforschung beschreibt Verwundbarkeit (Vulnerabilität), in welcher Weise und wie stark
ein System gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels anfällig ist bzw. nicht fähig ist, diese zu
bewältigen. Die potenziellen Auswirkungen sind eine Kombination aus Exposition (beschreibt die
klimatischen Veränderungen, die auf einen Sektor oder Handlungsbereich einwirken) und der Sensitivität (beschreibt die heutige Empfindlichkeit eines Sektors gegenüber den aktuellen Klimabedin-
18
gungen) (nordwest2050 2011, 2). Die Verwundbarkeit ergibt sich dann aus den potenziellen Auswirkungen des Klimawandels und der Anpassungsfähigkeit des jeweiligen Sektors.
Aufbauend auf dem Konzept der Verwundbarkeit wurde in der Klimaanpassungsforschung das Leitkonzept der Resilienz entwickelt (von Gleich et al. 2011). Resilienz bedeutet, dass ein Akteur oder
Sektor in der Lage ist, Extremwetterereignisse oder andere Arten von „Störungen“ so aufzufangen,
dass Systemzusammenbrüche vermieden werden. Unternehmen können dann als resilient bezeichnet werden, wenn sie ihre Produktion bzw. die Erbringung ihrer Dienstleistungen trotz Einwirken von
erwartbaren und unerwarteten Ereignissen weiterhin erbringen können, d. h. in der Lage sind, ihre
Lieferfähigkeit und Zahlungsfähigkeit dauerhaft aufrecht zu erhalten (Fichter & Stecher 2011). Auf
Basis des Resilienzkonzeptes und bestehender empirischer Ergebnisse über Klimaanpassungsbedarfe
in verschiedenen Sektoren und Handlungsfeldern (siehe z.B. Schuchardt & Wittig 2012), lassen sich
zunächst länderübergreifend drei generelle Bereiche nennen, in denen zukünftig besonders hohe
Auswirkungen des Klimawandels und prioritäre Anpassungsbedarfe zu erwarten sind:
Der primäre Sektor: Da im Mittelpunkt der Bereiche Land-, Forst- und Fischwirtschaft die Gewinnung und Nutzung natürlicher Ressourcen steht, sind diese gegenüber klimatischen Veränderungen besonders exponiert und sensibel. Dies wird durch die in den bisherigen Technology Needs
Assessments formulierten Bedarfe bestätigt (vgl. Abbildung 4).
Infrastruktursektoren wie die Wasserversorgung, die Stromwirtschaft oder der Verkehrsbereich
weisen ebenfalls eine hohe klimabedingte Exposition auf und sind zusammen mit anderen Infrastrukturbereichen wie Informationstechnik und Telekommunikation für das Funktionieren von
Volkswirtschaften und Gesellschaften von systemrelevanter Bedeutung und stellen sogenannte
„kritische Infrastrukturen“ dar. Um Systemzusammenbrüche zu vermeiden und die Resilienz gesamter Regionen und Länder sicherzustellen, sind Infrastrukturbereiche besonders relevante Felder für Vorsorgemaßnahmen.
Wettersensitive Bereiche wie der Küstenschutz und der Tourismus oder die Gesundheit stellen
ebenfalls prioritäre Felder für Vorsorgemaßnahmen und eine angemessene Anpassung an die
möglichen Folgen des Klimawandels dar.
In den genannten Sektoren sind aber nicht alle Marktsegmente und Technologien gleichermaßen von
Klimaanpassungsanforderungen betroffen. Während z. B. in der Landwirtschaft Pflanzenzucht und
Bewässerungstechnologien unbedingt Beiträge zur Klimaanpassung erbringen müssen, ist aus heutiger Sicht die Landmaschinenbranche weniger gefordert. Die in den Technology Needs Assessments
(UNFCCC 2009, 25ff.) genannten Bedarfe stellen dabei eine Basis, aber keineswegs eine vollständige
Sammlung der Güter mit Bezug zur Klimaanpassung dar. Sie fokussieren im Wesentlichen auf Landund Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Gesundheit und Küstenschutz. Durch die in Schuchardt und
Wittig (2012) dargestellten Analyseergebnisse erweitert sich das Blickfeld um die kritischen Infrastrukturen. Einen Überblick liefert auch das IPCC (2007b).
Weitere Beiträge zu den wichtigen Technologien und Dienstleistungen der Klimaanpassung bieten
eine Schriftenreihe des UNEP Risø Centre on Energy, Climate and Sustainable Development zu
„Technologies for Climate Change Adaptation“ (UNEP 2010, 2011a, 2011b), eine Reihe von Themenblättern der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ 2012; GIZ 2013 u.
19
a.m.) sowie besonders mit Blick auf Anpassungsnotwendigkeiten der Infrastrukturen eine Publikation
der Europäischen Kommission (2013a) „Adapting infrastructure to climate change“ , zu der hier gut
begründet auch die Wohn- und Nichtwohngebäude gezählt werden.
In keiner der Literaturstellen genannt werden Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen. Da
jedoch sowohl Mobilfunk wie auch Rechenzentren und Internet nicht nur grundsätzlich, sondern
besonders im Katastrophenfall das Rückgrat der Kommunikation und Information bilden, scheint es
geboten, auch sie als Sektor in die Struktur zu integrieren.
Grundsätzlich ist anzumerken, dass abgesehen von der in Abbildung 4 wiedergegebenen Strukturierung der Bedarfe in den TNAs (UNFCCC 2009) kein weiterer Vorschlag zu einer Unterteilung von Angeboten oder Bedarfen im Kontext des Klimawandels gefunden wurde. Im Folgenden wird daher ein
erster Entwurf für eine solche Struktur entwickelt. Ziel der Strukturierung der Angebote ist dabei
auch, einen klaren Bezug zu den etablierten Wirtschaftsbereichen und Wirtschaftszweigen der Wirtschaftsstatistik herzustellen. Die Klassifikation der Wirtschaftszweige (Statistisches Bundesamt 2008,
51) kennt dabei eine Aggregation aller Aktivitäten in 11 Kategorien, die auch als Wirtschaftsbereiche
bezeichnet werden. Diese Kategorien sind:
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei
Verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, sonstige Industrie
Baugewerbe
Handel, Verkehr und Lagerei
Information und Kommunikation
Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen
Grundstücks- und Wohnungswesen
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie von
sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen
Sonstige Dienstleistungen
Andere Dienstleister
Jedem dieser Sektoren kann auf Basis der TNAs und anderer oben genannter Beiträge weiter eine
Reihe von Bedarfsfeldern zugeordnet werden. Im Sektor der Land- und Forstwirtschaft mit seiner
hohen Zahl an klimaabhängigen Funktionen ist diese Zahl vergleichsweise hoch, in allen anderen
deutlich geringer. In der folgenden Tabelle sind die Abteilungen der Wirtschaftsstatistik, denen die
Sektoren und Bedarfsfelder zuzuordnen sind, informativ mit aufgeführt.
20
Tabelle 4: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten zur Klimaanpassung
Sektor
Klimaangepasste Landwirtschaft
Bedarfsfeld/
Marktsegment
Beispielhafte Technologie- und Dienstleistungsangebote
Pflanzenzucht
z. B. dürre- und salzresistente Pflanzen
Bewässerung
z. B. effiziente Bewässerungssysteme,
elektronische Steuerung und Überwachung
Erosionsvermeidung
z. B. Bodenbearbeitungskonzepte und
–beratung
Tierhaltung
z. B. klimatolerante Nutztiere, Futtermittelproduktion auf Basis eines sich
durch den Klimawandel verändernden
Rohstoffangebots
Landwirtschaftliche Beratung
z. B. Implementierung von neuen Anbauverfahren oder Landmanagementmethoden
Forstwirtschaft
z. B. schnell wachsende, hitzetolerante
Gehölze, Beratung zu klimatoleranter
Waldwirtschaft wie Systemen der
Agroforestry
Meteorologische Messtechnik
z. B. Wind, Luftdruck und Niederschlagsmessgeräte
Wetterradar
z. B. Wetterradarsysteme und software
Klimasimulation
z. B. Errechnung von Klimaszenarien
Energiebereitstellung
z. B. niedrigwassertolerante thermische
Kraftwerke
Energietransport
z. B. Stromspeichertechnologien,
starkwindtolerante Hochspannungsleitungen
Wassergewinnung
z. B. regenerativ angetriebene Entsalzungsanlagen, Water Harvesting Technologien
Wassereffizienz
z. B. Wasserrecyclingkonzepte und –
anlagen, elektronische Überwachung
von Leitungssystemen zur Vermeidung
von Leckagen
Abwasserbehandlung
z. B. Grauwasserrecycling
Integriertes Wasserressourcenmanagement
z. B. Wassereinzugsgebietsplanung,
Hochwasserrückhaltebecken, Wasserspeicherung
Architektur und Bauplanung
z. B. Raumplanung unter Berücksichtigung von Wasser-Ausbreitungsflächen
Bauausführung
z. B. extrem sturmresistente Gebäude
Verkehrswegeplanung
z. B. Planung von Eisenbahnstrecken,
Klimaangepasste Forstwirtschaft
Meteorologische Messtechnik
und Klimasimulation
Resiliente Energieinfrastrukturen
Klimaangepasste Wasserwirtschaft
Hochbau
Ausfallsichere Verkehrsinfrastruk-
21
tur
Straßen und Flughäfen
Verkehrswegebau
z. B. Bau von Eisenbahnstrecken, Straßen und Flughäfen
Planung von Hafenanlagen
z. B. extremwettertolerante Hafenanlagen
Bau von Hafenanlagen
z. B. extremwettertolerante Hafenanlagen
Planung von Küsten- und Hochwasserschutzbauten
z. B. Planung von Deichen, Flutschutzbauwerken, Siel- und Entwässerungstechnologien
Bau von Küsten- und Hochwasserschutzbauten
z. B. Deichbau, Bau von Flutschutzbauwerken, Siel- und Entwässerungstechnologien
Rechenzentren
z. B. Rechenzentren mit geringerem
Kühlbedarf
Kommunikationsnetze
z. B. starkwindtolerante Mobilfunkanlagen, dezentrale EnergiePufferspeicher
Versicherungen
z. B. Versicherungen gegen Risiken des
Klimawandels
Katastrophenschutz
z. B. Beratung im Kontext öffentlicher
Katastrophenschutz
Durch Lebewesen wie z. B. Mücken übertragene Krankheiten
z. B. Landbewirtschaftung, die die Vermehrung von Krankheiten übertragenden Insekten einschränkt
Hitzestress
z. B. Vorsorge zur schnellen Behandlung bei Hitzestress
Küsten- und Hochwasserschutz
Ausfallsichere Informations- und
Kommunikationsnetze
Finanzwirtschaft
Katastrophenvorsorge
Gesundheit
Quelle: Eigene
Die entwickelte Typologie wird im Folgenden mit den in Kap. 2.1 definierten Kriterien verglichen:
Problemorientierung und Passgenauigkeit: Die thematische Fokussierung der in Kapitel 2.4.2
genannten Beiträge kann als Spiegel der Problemorientierung und Passgenauigkeit begriffen
werden. Die größte Zahl dieser Beiträge fokussiert auf Landwirtschaft und Wasserversorgung, gefolgt von Küstenschutz und Gesundheit. Demgegenüber weniger Beiträge thematisieren resiliente Infrastrukturen. Die Zuordnung zu den Sektoren folgt dabei der Betroffenheit und Handlungsnotwendigkeit, d. h. dass z. B. bei den Verkehrsinfrastrukturen der Verkehrssektor benannt wird
und nicht der für die Durchführung möglicher Maßnahmen vermutlich zuständige Bausektor.
Vollständigkeit: Mit Blick auf den Umfang der Aktivitäten, die sowohl hinter der Aufstellung der
über 70 Technology Needs Assessments, der knapp 40 vergleichbaren Dokumente (vgl. UNFCCC
2009 und 2013) sowie der Ausarbeitungen zur Klimaanpassung der UNEP (2010, 2011a und
2011b), der Europäischen Kommission (2013a) wie der GIZ (2012 und 2013) kann davon ausgegangen werden, dass die auf Basis dieser Arbeiten aufgestellte Struktur der Sektoren und Be-
22
darfsfelder der Klimaanpassung aus Sicht des heutigen Standes der Forschung so vollständig wie
möglich ist.
Konsistenz: Die Strukturierung sollte einer klaren Klassifikationslogik folgen und überschneidungsfrei sein, um Redundanzen und fehlerhafte Marktabschätzungen zu vermeiden. Im Vordergrund der Klassifikationslogik steht die Problembetroffenheit und Handlungsnotwendigkeit.
Diese bestimmt sowohl die Auswahl der Sektoren wie auch auf einer detaillierteren Ebene der
Bedarfsfelder. Die Konsistenz der vorgeschlagenen Klassifikation bestätigt sich auch dadurch,
dass eine eindeutige Zuordnung der Sektoren und Bedarfsfelder zu den Wirtschaftsbereichen
und Abteilungen der Wirtschaftsstatistik möglich ist.
Anschlussfähigkeit an internationale Standards und Statistiken sowie Fortschreibbarkeit: Weiß
und Fichter (2013) analysieren die Erhebungsmethoden der Umweltwirtschaft im Detail und fokussieren dabei Statistiken und Studien von Destatis, DIW, BMUB und NIW/ISI. Die Abgrenzung
der Umweltwirtschaft anhand von Kategorien bzw. Leitmärkten erfolgt dabei in allen diesen Studien unterschiedlich. Aus den in Tabelle 4 aufgeführten Sektoren und Bedarfsfeldern finden sich
als für die Klimaanpassung relevant nur die Kategorien Abwasserbehandlung und Wasserwirtschaft sowie Messtechnik wieder. Die wesentlichen Sektoren der Landwirtschaft, der Infrastruktur und des Küstenschutzes finden sich nicht. Es ist daher festzustellen, dass eine Struktur der
Angebote zur Anpassung an den Klimawandel von den bisher existierenden Statistiken der Umweltwirtschaft nicht erfasst wird, sondern diese um ein neues Feld ergänzen würde. Auch die von
OECD und Eurostat weiterentwickelte Methode des „Environmental Goods and Services Sector“
(EGSS) (vgl. Tabelle 2) bietet für die Erfassung von Produkten und Dienstleistungen der Klimaanpassung eine gute und international anschlussfähige Strukturierungsbasis, weist aber mit Blick
auf Güter zur Klimaanpassung ebenso noch erhebliche Lücken auf, weil das Aufgabenfeld der
Klimaanpassung bei der Entwicklung der EGSS-Klassifikation bis dato keine nennenswerte Rolle
spielte. Letztlich wurden in der EGSS-Klassifikation weder die klimaanpassungsrelevanten Technologien und Dienstleistungen der Land- und Forstwirtschaft noch die spezifisch für die Klimaanpassung relevanten Güter zur Erhöhung der Resilienz von Infrastrukturen berücksichtigt. Es bietet sich daher an, die Klassifikation der EGSS um eine zusätzliche Kategorie zu erweitern. Parallel
zu CEPA und CReMA könnte die in Tabelle 4 entworfene Strukturierung den Ausgangspunkt für
die Entwicklung einer „Classification of Climate Adaption Activities (CoCAA) bilden. Mit Blick auf
die Bezüge, die sich zwischen der in Tabelle 4 vorgeschlagenen Struktur und der deutschen Wirtschaftsstatistik (Statistisches Bundesamt 2008) einerseits sowie der Klassifikation der EGSS andererseits herstellen lassen besteht Grund zur Annahme, dass diese Struktur auch fortschreibbar
sein dürfte. Abschließend wird dies jedoch erst nach Abschluss der Arbeit zu beurteilen sein.
23
3
Bewertung der identifizierten Sektoren und Bedarfsfelder des
Klimaschutzes und der Klimaanpassung
Aufbauend auf den in Kap. 2.3 und 2.4 identifizierten Sektoren und Bedarfsfeldern aus den Bereichen
des Klimaschutzes sowie der Klimaanpassung, werden in den folgenden Abschnitten deren wirtschaftliche Bedeutung sowie ihre Priorität aus Sicht der Nachfragseite bewertet.
Zur Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung wird dabei, soweit verfügbar, auf bestehende Studien
zurückgegriffen. Für eine erste Analyse der Nachfrageseite werden die TNAs der zweiten und dritten
Runde bzw. die entsprechenden TNA- Syntheseberichte (UNFCCC 2009 und UNFCCC 2013) genutzt,
eigene Erhebungen wurden hierzu nicht durchgeführt. Eine detailliertere Bewertung der Nachfrageseite erfolgt im Rahmen des Arbeitspaketes 5 (siehe Kap. 7).
Ziel dieses Schrittes ist es, die wirtschaftliche Relevanz der Bedarfsfelder, deren Priorität aus Sicht der
Nachfrageseite und das verfügbare Angebot aus Deutschland in Beziehung zu setzen, um so Bedarfsfelder zu identifizieren, die einer detaillierteren Analyse unterzogen werden sollen. Dies soll durch
die folgenden Schritte geschehen:
Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung: Dazu wird das Marktvolumen des Sektors für den
internationalen Markt abgeschätzt. Dies geschieht durch eine Sekundäranalyse einschlägiger
Studien und Untersuchungen zur Umwelt- und Exportwirtschaft und in einzelnen Fällen – besonders bei kleinen Märkten zu denen keine Studien existieren – durch die Befragung von Marktakteuren. Außerdem wird die Position deutscher Unternehmen in dem jeweiligen Sektor über Studien und Brancheninformationen abgeschätzt. Auch hier fließen in Einzelfällen Auskünfte aus der
Befragung von Marktakteuren mit ein.
Bewertung des zukünftigen Marktpotenzials über Prioritätensetzung in den TNAs: Bedeutend für
die Bewertung des zukünftigen wirtschaftlichen Potentials einzelner Sektoren und das Zustandekommen von Klimatechnologiekooperationen ist zudem die Frage, ob es eine dem Sektor bzw.
Bedarfsfeld entsprechende Nachfrage aus Schwellen- und Entwicklungsländern gibt. Hierfür werden der zweite und dritte TNA- Synthesebericht (UNFCCC 2009 und UNFCCC 2013) ausgewertet
und die dort genannten Schwerpunktsetzungen mit den existierenden Angeboten verglichen.
Im folgenden Abschnitt werden die in Kap. 2.3.2 identifizierten Sektoren und Bedarfsfelder gemäß
dieser Kriterien geprüft. Eine zusammenfassende Bewertung erlaubt Rückschlüsse darüber, ob und in
welchem Maße Technologiekooperationen in den verschiedenen Sektoren Auswirkungen auf die
deutsche Wirtschaft sowie den Weltmarkt besitzen. Für eine Vermittlung und Umsetzung leistungsfähiger und klimapolitisch relevanter Technologiekooperationen ist es entscheidend, diejenigen Sektoren zu identifizieren, die aufgrund ihres Angebotes und Umsatzes eine hohe wirtschaftliche und
umweltpolitische Relevanz besitzen.
24
3.1
Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung von Sektoren und Bedarfsfeldern im Bereich Klimaschutz
In Kap. 2.3.2 wurden die aus Angebots- und Nachfragesicht relevanten Sektoren, Bedarfsfelder und
Lösungen für Emissionsminderung und den Klimaschutz strukturiert. Diese werden im folgenden
Schritt anhand des oben beschriebenen Auswertungsschemas analysiert und so Sektoren identifiziert, die einer weiteren Analyse unterzogen und für die Anbieterstrukturen und -verzeichnisse erstellt werden sollen.
3.1.1
Sektor Emissionsarme Energieversorgung (On- und Off-Grid)
Der Sektor der emissionsarmen Energieversorgung umfasst die Bedarfsfelder erneuerbare Energieerzeugung, kombinierte, dezentrale Energieerzeugung, intelligenter Netzausbau, Energiespeicherung
sowie emissionsarme fossile Energieerzeugung.
3.1.1.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Der Sektor emissionsarme Energieversorgung ist für die deutsche Wirtschaft sowie international von
großer Bedeutung. Zum einen zählt die Energieerzeugung zu den Hauptverursachern von klimaschädlichen Treibhausgasen, zum anderen ist sie Grundlage der meisten wirtschaftlichen Aktivitäten sowie
von Produkten und Dienstleistungen auf der Nachfrageseite. Einer emissionsarmen Energieerzeugung und –versorgung kommt daher eine übergeordnete wirtschaftliche Bedeutung zu. Das weltweite Marktpotenzial für umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung wird von Roland Berger
auf 1.060 Mrd. Euro im Jahr 2025 geschätzt (UBA 2012, 45ff). Aus den aggregierten Daten lassen sich
nur bedingt Rückschlüsse über die technologiebezogene Markpotenziale ziehen, die zusätzlichen
Ausführungen verdeutlichen jedoch, dass umweltfreundliche Energien (Photovoltaik, Solarthermie,
Windenergie, Geothermie, Biomassenutzung und Wasserkraft) mit einer Wachstumsrate von 8 %
einen hohen Anteil dieses Potenzials ausmachen (siehe ebd.). Darüber hinaus werden die umweltschonende Nutzung fossiler Brennstoffe (Wachstumsrate von 9 %) sowie Speichertechnologien
(Wachstumsrate von 13 %) als bedeutende Wachstumsfelder angesehen.
Deutsche Unternehmen sind in den meisten genannten Bedarfsfeldern einer emissionsarmen Energieversorgung tätig. In Bezug auf die Position deutscher Unternehmen auf dem Weltmarkt lassen sich
Schwerpunkte identifizieren.
Deutsche Unternehmen besitzen eine gute Weltmarktposition bei der Technik für erneuerbare Energieerzeugung. Insbesondere Windkraft- und Photovoltaikanlagen sind starke Exportgüter, wobei
aktuell der Export von Windkraftanlagen wächst9, während sich der von Photovoltaik in den letzten
Jahren aufgrund der wachsenden Konkurrenz auf dem Weltmarkt, insbesondere durch asiatische
9
Dies wird durch eine aktuelle Meldung untermauert, nach der Siemens vom US-Energieversorger
MidAmerican einen Auftrag über die Lieferung von 448 Windenergieanlagen erhalten hat. Dieser Auftrag stellt
mit einer Gesamtleistung von 1.050 Megawatt und einem vermuteten Volumen von mehr als 1 Mrd. Euro den
größten bisher erteilten Auftrag für Windkraft an Land dar. (siehe: www.windkraft-journal.de/
2013/12/16/siemens-erhaelt-1-050-mw-auftrag-fuer-windkraftanlagen-aus-usa/, Abruf Juli 2014)
25
Unternehmen, verschlechtert hat10. Große Produkt- und Umsetzungskompetenz besitzen deutsche
Unternehmen zudem bei Planung, Bau und Betrieb von Anlagen für die energetische Nutzung von
Biomasse (z. B. Anlagen zur Herstellung und Verwertung von Biogas, Biodiesel und Biomasse)11.
Eine gute Ausgangsposition besitzen deutsche Unternehmen auch in den Feldern der kombinierten,
dezentralen Energieerzeugung sowie der Effizienzsteigerung von Kraftwerken. Auf dem Gebiet der
kombinierten Energieerzeugung (Kraft-Wärme-Kopplung, Nahwärmeversorgung, etc.) besitzen deutsche Unternehmen große Technik- und Umsetzungskompetenz, die auf einer starken Nutzung im
eigenen Land beruht (UBA 2012, 55f). Daraus lassen sich verstärkt Produkte und Dienstleistungen
(Technik, Planung, Betrieb, etc.) für den Technologietransfer entwickeln.
Eine vergleichbar gute Position besitzen deutsche Anbieter in den Feldern intelligenter Netzausbau
und Energiespeicherung. Allerdings sind beide Bereiche noch stärker durch Forschung und die Umsetzung von Pilotprojekten geprägt12. Speziell im Bereich der Batterietechnik befinden sich die deutsche Chemie- und Batterieindustrie in einem harten Wettkampf mit asiatischen und USamerikanischen Herstellern13.
Das Feld der emissionsarmen, fossilen Energieerzeugung (Carbon-Capture-Storage, Clean Coal, etc.)
ist ebenfalls noch stark durch Forschung geprägt. Deutsche Unternehmen besitzen hier zwar eine
gute Ausgangslage, können jedoch aufgrund fehlender Umsetzung im eigenen Land kaum Umsetzungserfahrungen aufweisen.
3.1.1.2 Akteure der Emissionsarmen Energieversorgung (On- und Off-Grid)
BMWi: Exportinitiative Erneuerbare Energien
Die Exportinitiative Erneuerbare Energien des BMWi unterstützt deutsche Unternehmen der Branche, insbesondere KMUs, beim Export deutscher Technologien zur Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien. Das Angebot umfasst eine Vielzahl von „klassischen“ Maßnahmen der Exportförderung – insbesondere die Bereitstellung von Informationen über Zielmärkte, die Beratung von Unternehmen beim Einstieg in neue Märkte, bei der Netzwerkbildung vor Ort und dem Marketing vor Ort.
10
Der Solarmodul-Absatz der großen Photovoltaik-Hersteller verlagert sich aktuell stark von Europa nach China
und Japan. (siehe: www.solarserver.de/solar-magazin/nachrichten/aktuelles/2013/kw38/energytrendweltweiter-photovoltaik-markt-verlagert-sich-immer-mehr-nach-asien.html, Abruf Juli 2014)
11
Vgl. hierzu die Kompetenzen der Branche sowie Markt- und Beschäftigungsdaten des Bundesverbandes Bio-
energie e. V. unter: www.bioenergie.de/index.php, Abruf Juli 2014
12
Einen Kompetenzaufbau und Umsetzungserfahrungen zum intelligenten Netzausbau und der Anwendung
und Integration von Energiespeichertechniken konnten deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen
im Rahmen des durch BMWi und BMUB geförderten Forschungsschwerpunktes E-Energy sammeln. (siehe
www.e-energy.de/, Abruf Juli 2014)
13
Ein wichtiger Treiber für die Entwicklung von Batterietechnik ist die Elektromobilität. Deutsche, asiatische
und US-amerikanische Unternehmen liefern sich derzeit einen Wettkampf um Produktqualität, Marktanteile
und Patente. (siehe: www.wiwo.de/finanzen/boerse/batterie-aktien-wie-anleger-in-die-elektroauto-zukunftinvestieren-koennen/8951532.html, Abruf Juli 2014)
26
Im Hinblick auf die technologische Zusammenarbeit mit Schwellen- und Entwicklungsländern ist dabei das Projektentwicklungsprogramm herauszuheben, welches vor Ort durch die GIZ umgesetzt
wird. Zusätzlich zu den bereits genannten Exportfördermaßnahmen, werden Unternehmen im Rahmen des Programms durch Informationsreisen, Beratung zu Formen der internationalen Finanzierung
im Rahmen bi- oder multilateraler Entwicklungsprojekte oder zur Umsetzung von Pilotprojekten sowie deren Begleitung durch Capacity-Building-Maßnahmen und Politikberatung, unterstützt. Regionale Schwerpunkte des Programms liegen in Sub-Sahara- und Ostafrika sowie Südostasien (Exportinitiative Erneuerbare Energien 2014).
dena Solardach- und Renewable Energy Solutions (RES) Programm (Schwerpunkte auf Finanzierung
und Technologieanpassung)
Im Rahmen der Exportinitiative für Erneuerbare Energien unterstützt die dena Demonstrationsprojekte für Technologietransfers im Bereich der Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen über das
Solardachprogramm und das Renewable Energy Solutions Programm. Die Projekte werden durch das
BMWi bis zu einer Beteiligung von max. 45 % und 235.000 Euro kofinanziert. Durch die Pilotprojekte
und begleitenden Capacity Building-Maßnahmen vor Ort sollen Netzwerke zwischen Akteuren vor
Ort gefördert werden, die dann in Folgeprojekte münden (dena 2013a).
develoPPP.de Entwicklungspartnerschaften (Schwerpunkte auf Finanzierung und Technologieanpassung)
Ein Themenschwerpunkt der Entwicklungspartnerschaften ist der Energiesektor. Die geförderten
Demonstrationsprojekte14 für Technologietransfers werden von der DEG kofinanziert und durch Capacity Building-Maßnahmen vor Ort begleitet.
Fallbeispiel Kolumbien: Aufbau eines Photovoltaik-Kompetenzzentrums
Eines der develoPPP.de Projekte von DEG und GIZ, welches durch die sequa gGmbH und die
SUNSET Energietechnik GmbH umgesetzt wird, sieht den Aufbau eines PhotovoltaikKompetenzzentrums an zwei Standorten (in Bogota für on-grid und in Puerto Carreño für off-grid
Installationen). Begleitet wird der Technologietransfer durch Capacity Building-Maßnahmen mit
Multiplikatoren von Energieversorgern und Mitarbeiter von Behörden, welche wiederum am
Kompetenzzentrum Studenten, Techniker und lokale Entscheidungsträger ausbilden sollen. Zusätzlich dazu werden die Aktivitäten und Erkenntnisse durch öffentliche Veranstaltungen und
persönliche Gespräche in Politik und Gesellschaft kommuniziert.
Quelle: Sequa 2013
BMUB: Programm für Energetische Biomassenutzung
Siehe Beschreibung des Programms im Abschnitt 3.2.2.2.
14
Die Projekte im Energiebereich sind zu finden unter: http://developpp.de/de/project-reference?field_
pro_ref_branche_tid %5B %5D=2&sort_by=weight_2&sort_order=ASC (Abruf Juli 2014)
27
3.1.1.3 Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Wie bereits in Kap. 2.3.2 deutlich wurde, besitzt der Sektor Energie eine sehr hohe Priorität im zweiten und dritten TNA-Synthesereport (siehe UNFCCC 2009 und UNFCCC 2013). Im dritten Synthesereport werden unter der Rubrik Energie die Sektoren Energieindustrie (Energieerzeugung sowie Verteilung) und Verkehr zusammengefasst und von rund 90 % der teilnehmenden Länder als prioritär bezeichnet (UNFCCC 2013, 18). Eine detailliertere Darstellung der priorisierten Technologien im Sektor
Energieindustrie verdeutlicht, dass unter den Erzeugungstechniken mit sinkender Priorität Photovoltaik, Biomasse/Biogas, Energieerzeugung aus Abfall, Windkraftanlagen, Wasserkraft und KraftWärme-Kopplung genannt werden (Abbildung 5). Von Interesse ist auch, dass neben Groß- und
Hochtechnologien auch effiziente Kochherde/-öfen genannt werden. Diese sollen jedoch ebenso wie
effiziente Beleuchtung in Kap. 3.1.2 behandelt werden.
Außerdem ist für Technologiekooperationen im Sektor Energie von Relevanz, dass der Bedarf in den
Schwellen- und Entwicklungsländern nicht nur in zentralisierten und großskaligen Anlagen sondern
auch in kleinen, dezentralen Anlagen in Form von Off-Grid-Lösungen bzw. Inselanlagen besteht (siehe dazu die detailliertere Analyse der priorisierten Technologiefelder ausgewählter Länder in
UNFCCC 2013, 21).
Abbildung 5: Priorisierte Technologiefelder im Sektor Energie (Anteil der Nennungen in den Technology
Needs Assessments)
Quelle: UNFCCC 2013, 21
28
Im zweiten TNA-Synthesereport ist Energie in die Subsektoren Erneuerbare Energietechnologien
(Prioritätensetzung > 90 %), fossile Energieversorgung (Prioritätensetzung > 70 %), Kraft-WärmeKopplung (Prioritätensetzung > 60 %) sowie weitere Sektoren unterteilt (UNFCCC 2009, 13). Auch aus
dem zweiten Bericht wird somit die große Bedeutung des Sektors Energie für den Technologietransfer ersichtlich.
Trotz der jeweils unterschiedlichen Schneidung der Sektoren sowie Subsektoren wird aus den verdichteten Informationen der TNA-Syntheseberichte deutlich, dass die emissionsarme Energieversorgung aus Sicht der Schwellen- und Entwicklungsländer für Technologiekooperationen ein Themenfeld
von höchster Priorität ist.
3.1.1.4 Fazit
Aufgrund der hohen grundsätzlichen Übereinstimmung der wirtschaftlichen Bedeutung sowie der
Prioritätensetzung in den TNAs von Schwellen- und Entwicklungsländern, eignet sich die emissionsarme Energieversorgung besonders gut für Technologiekooperationen. Deutsche Unternehmen verfügen über eine gute Ausgangsposition in vielen Bedarfsfeldern des Sektors, so z. B. bei Windkraftanlagen oder der Kraft-Wärme-Kopplung. In Feldern wie der Photovoltaik oder dem intelligenten Netzausbau ist noch zu klären, ob das bestehende Angebot deutscher Unternehmen ausreichend mit den
tatsächlichen Bedarfen in Schwellen- und Entwicklungsländern übereinstimmt (z. B. Bedarf für dezentrale, kleinskalige Systemlösungen und Finanzierungkonzepte für autarke, regenerative Energieversorgungsysteme wie Kleinwasserkraftwerke oder Photovoltaikinselsysteme).
Angesichts der hohen Übereinstimmung zwischen Angebot und Nachfrage erscheint vor allem eine
Vertiefung der Angebotsstrukturen im Bedarfsfeld der erneuerbaren Energieerzeugung sinnvoll.
3.1.2
Sektor energieeffiziente Städte und Infrastruktur
Der Sektor energieeffiziente Städte und Infrastruktur umfasst die Bedarfsfelder energieeffiziente
Gebäude, Querschnittstechnologien für Infrastruktur Haushaltsgeräte und –technik sowie effiziente
Kommunikationstechnik.
3.1.2.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Die Energieeffizienz von Städten und Infrastrukturen besitzt eine vergleichbar große wirtschaftliche
Bedeutung wie eine emissionsarme Energieversorgung. Zum einen sind Städte und Infrastrukturen,
durch die mit ihnen verbundenen Bedürfnisse und Aktivitäten in den Bereichen Wohnen, Arbeiten,
etc., für einen erheblichen Anteil des Energie- und Ressourcenverbrauchs verantwortlich (BCG 2009,
40). Zum anderen soll der Anteil der Menschen an der Weltbevölkerung, die in Städten leben, bis
zum Jahr 2050 ca. 70 % betragen. Dies entspricht einer Verdopplung der Stadtbevölkerung zwischen
den Jahren 2005 und 2050 von ca. drei auf gut sechs Milliarden Menschen (UN 2008) und verdeutlicht die enorme wirtschaftliche Bedeutung, die einer energieeffizienten Entwicklung von Städten
und Infrastrukturen zukommt.
Viele der Technologien, Produkte oder Serviceangebote, die sich dem Sektor energieeffiziente Städte
und Infrastruktur zuordnen lassen, sind Energieeffizienzlösungen. Roland Berger schätzt den Ge29
samtmarkt für Energieeffizienztechniken weltweit in den Segmenten Produktionsverfahren, Querschnittstechnologien für Industrie und Gewerbe, Gebäude und elektrische Geräte auf 1.239 Mrd.
Euro im Jahr 2025 (UBA 2012, 67). Auch in diesem Fall gilt, dass aufgrund der Zuordnung von Sektoren in der Studie von Roland Berger das Markpotenzial nicht identisch mit den oben genannten Bedarfsfeldern ist. Die Zahl verdeutlicht jedoch, dass es sich um ein signifikantes Potenzial handelt, dass
zudem in den nächsten Jahren aufgrund der weltweiten Urbanisierung deutlich ansteigen wird.
Deutsche Unternehmen sind im Sektor energieeffiziente Städte und Infrastruktur sowie seinen Bedarfsfeldern gut vertreten. Dies gilt sowohl für große als auch kleine und mittelständische Firmen der
Bauwirtschaft, des Maschinenbaus, der Mess-, Steuer- und Regeltechnik, der Automatisierungstechnik sowie der Informations- und Kommunikationstechnik. Insbesondere im letztgenannten Bereich
einer energieeffizienten Informations- und Kommunikationstechnik liegen große Chancen für deutsche Systemanbieter und Unternehmen (Fichter et al. 2012). Aufgrund der zunehmenden Bedeutung
dieser Querschnittstechnologie wächst auch der Bedarf an umweltverträglichen und energieeffizienten Lösungen.
Eine sehr gute Position besitzen Unternehmen im Bedarfsfeld der privaten und öffentlichen energieeffizienten Gebäude. Dies gilt gleichermaßen für die Hersteller von energieeffizienten Bau- und
Dämmmaterialien, die Anbieter von intelligenten Heiz-, Kühl- und Klimatisierungsanlagen sowie Planer und ausführende Ingenieur-, Planungs- und Architekturbüros. Grund dafür sind die im internationalen Vergleich strengen Gesetze sowie Standards für die energieeffiziente Sanierung und den Bau
von Gebäuden in Deutschland. Zunehmende Konkurrenz erwächst durch asiatische und USamerikanische Unternehmen, die aufgrund vergleichbar strenger Standards ähnliche Kompetenzen
aufgebaut haben.
Gleiches gilt für das Bedarfsfeld der energieeffizienten Querschnittstechnologien. Auch hier besitzen
deutsche Hersteller eine gute Weltmarktposition z. B. bei intelligenten und effizienten elektrischen
Antrieben, Pumpen sowie bei Systemlösungen der Automatisierungs- sowie Mess-, Steuer- und Regeltechnik (Schischke et al. 2009, Dena 2009). Auch in diesem Fall ist die gute Marktposition deutscher Unternehmen auf strenge Standards und Gesetze zur Energieeffizienz im eigenen Land zurückzuführen.
Unter den Weltmarktführern sind deutsche Anbieter auch für zahlreiche Lösungen aus dem Bedarfsfeld der energieeffizienten Haushaltsgeräte und –technik. Dies gilt zumindest für Produkte des weißen Warensegmentes, wie Wasch- und Spülmaschinen, Kühlschränke und Kochgeräte15. Weniger
stark ist die Position deutscher Unternehmen im Bereich von einfachen (Lowtech)- Ansätzen für
energiesparende Beleuchtung, Kühlgeräte und -anlagen sowie solares Kochen und Warmwasserbereitung.
15
Vgl. hierzu die aktuellen Auswertungen der Dena zu energieeffizienten Haushaltgeräten unter:
www.stromeffizienz.de/private-verbraucher/onlinehilfen/topgeraete-datenbank/haushalt.html
(Abruf Juli 2014).
30
3.1.2.2 Akteure im Sektor Energieeffiziente Städte und Infrastruktur
BMBF – Future Megacities (Schwerpunkte auf Capacity Building und Technologieanpassung)
Das BMBF-Programm Future Megacities verfolgt das Ziel durch internationale bilaterale Forschungskooperationen erfolgreiche Ansätze für nachhaltigere und klimafreundlichere Stadtentwicklungspfade zu identifizieren und zu befördern. Das Projekt zielt sowohl auf technologische als auch nichttechnologische Ansätze zur Erhöhung von Energie- und Ressourceneffizienz und zur Reduzierung von
Treibhausgasemissionen in den Megacities ab. Die Konzeption der Projekte vor Ort sieht dabei eine
breite Stakeholder-Beteiligung über reine Forschungskooperationen hinaus vor: neben Politik und
gesellschaftlichen Akteuren werden auch deutsche und lokale Unternehmen in Technologietransfer
und -anpassungsprojekten eingebunden (BMBF 2014a). Insgesamt wurden zehn Megacities aus Südamerika, Afrika und Asien als Projektpartner ausgewählt.16
Zum Capacity Building in dem Bereich zielt das Projekt auf die Bildung von Netzwerken zwischen den
Städten ab und sieht Stipendienprogramme für Wissenschaftler und Studenten vor. Umgesetzt werden diese Austauschprogramme vom DAAD (DAAD 2010). Anhand des Beispiels von Ho Chi Minh City
wird im folgenden Kasten die Arbeitsweise der Projekte illustriert. Das Beispiel macht auch deutlich,
dass die Aktivitäten von future Megacities nicht eindeutig den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung zuzuordnen sind, sondern beide Themen integriert bearbeiten.
16
Die zehn Megacities sind Lima, Addis Abeba, Casablanca, Johannesburg Hefei, Shanghai, Urumqi, Ho-Chi-
Minh-Stadt, Hyderabad und Teheran.
31
Fallbeispiel: Megacity Projekt Ho Chi Minh City
Ho Chi Minh City in Vietnam ist eine der zehn Städte im BMBF-Programm Future Megacities.
Das Megacity Projekt stellt eine Weiterentwicklung eines vorherigen BMBF-Forschungsprojekts
zur integrativen Stadt- und Umweltplanung dar und erweiterte den Fokus dieses Projekts auf
die Frage, wie urbane Strategien zur Anpassung an den Klimawandel gestaltet sein sollten. Im
Rahmen interdisziplinärer Forschungsprojekte insbesondere aus der Umweltforschung und
Stadtentwicklungsplanung wurden wissenschaftlich als auch praktisch verwertbare Erkenntnisse
erarbeitet, welche nicht nur für Ho Chi Minh City Bedeutung haben, sondern auch darauf abzielen, nationale Anpassungspolitiken in Vietnam und der Region zu beeinflussen. Neben Vulnerabilitätsbewertungen und Anpassungsstrategien im ersten Arbeitsbereich des Projekts fokussierte der zweite Teil auf die Ausarbeitung konkreter Strategien, Capacity Building Maßnahmen und
Handbücher für Praktiker in den relevanten Sektoren. In Roundtablen mit Stakeholdern aus
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Vietnam und Deutschland wurden Akteure von beiden
Seiten zusammengeführt, um Projekte in den jeweiligen Sektoren zu entwickeln und umzusetzen. Von besonderer Relevanz für den Technologietransfer sind dabei die in englischer und vietnamesischer Sprache erstellten Handbücher zu Adapted Urban Planning & Design, Green
Housing und Green Products.
Die Aktivitäten des Projekts wurden von deutscher Seite von den Lehrstühlen Umwelt- und
Stadtplanung an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus koordiniert. Weitere
beteiligte deutsche Institutionen waren das Leibniz-Institut für Ökologische Raumentwicklung,
das Fachgebiet Raumbezogene Informationsverarbeitung und Modellbildung der Technischen
Universität Dortmund, das Fachgebiet Umweltmeteorologie der Universität Kassel, das Fachgebiet Planen und Bauen in außereuropäischen Regionen der Universität Darmstadt, die Gesellschaft für Gesamtverkehrsplanung Regionalisierung und Infrastrukturplanung mbH Berlin, das
Institut für Gebäude- und Solartechnik der Technischen Universität Braunschweig sowie das
Institut für Geographie an der Universität Hamburg.
Quelle: BTU Cottbus 2013
BMWi: Exportinitiative Energieeffizienz
Siehe Beschreibung der Exportinitiative in Kap. 3.1.4.2.
3.1.2.3 Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Lösungen für energieeffiziente Städte und Infrastrukturen nehmen in den TNA-Syntheseberichten
eine wichtige Stellung ein, wobei das Thema aufgrund seines sektorübergreifenden Charakters in
mehreren Teilfeldern der TNAs enthalten ist.
Im dritten Synthesebericht werden explizit die Felder effiziente Beleuchtung (Prioritätensetzung ca.
30 %), Energieeffizienz (Prioritätensetzung ca. 25 %) und effiziente Kochmöglichkeiten (Prioritätensetzung ca. 17 %) genannt (siehe Abbildung 5). Diese Felder werden zwar nicht mit der höchsten
Priorität versehen, in Summe übertreffen sie jedoch die anderen genannten Subsektoren deutlich.
Bedarfe nach energieeffizienten Infrastrukturlösungen werden jedoch auch in anderen Sektoren wie
dem Transport/Verkehr und der Wasserversorgung betont (UNFCCC 2013, 22 und 24).
32
Im zweiten Synthesebericht liegt die Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen und Techniken
ebenfalls in mehreren Subsektoren verborgen. Dort kann sie den Subsektoren energieeffiziente
Haushaltsgeräte, Demand-Side-Management und umweltfreundlichen Gebäuden sowie mehreren
infrastrukturellen Subsektoren wie der Wasserversorgung und dem Transport und Verkehr zugeordnet werden (UNFCCC 2009, 13).
Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass es in Schwellen- und Entwicklungsländern große Bedarfe an
Lösungen für energieeffiziente Städte und Infrastrukturen gibt und sich diese aufgrund des
Querschnittscharakters des Themas in vielen Subsektoren der TNAs wiederfindet.
3.1.2.4 Fazit
Der Sektor energieeffiziente Städte und Infrastruktur eignet sich wie auch der der emissionsarmen
Energieversorgung besonders gut für Technologiekooperationen zwischen Schwellen- und Entwicklungsländern und deutschen Anbietern. Eine vielfältige Nachfrage seitens der Schwellen- und Entwicklungsländer lässt sich gut mit einem ausgereiften Angebot deutscher Anbieter kombinieren.
Wie auch im Sektor emissionsarme Energieversorgung, ist für den Erfolg von Technologiekooperationen nicht nur das bestehende Angebot deutscher Unternehmen, sondern auch die Anpassung von
Produkten und Dienstleistungen an die Bedürfnisse nach niedrigkomplexen, kleinskaligen und finanzierbaren Lösungen in Schwellen- und Entwicklungsländern erforderlich.
In Anbetracht der zunehmenden Urbanisierung, des hohen Energie- und Ressourcenverbrauchs in
den Bedarfsfeldern Wohnen und Arbeiten, erscheint eine Vertiefung der deutschen Angebotsstrukturen in den Bedarfsfeldern energieeffiziente Gebäude und Querschnittstechnologien sinnvoll.
3.1.3
Sektor emissionsarme Mobilität und Transport
Der Sektor emissionsarme Mobilität und Transport umfasst die Bedarfsfelder alternative Kraftstoffund Antriebstechnologien, effizienter Gütertransport sowie effiziente und emissionsarme Mobilität.
3.1.3.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Mobilität und Transport sind eine wesentliche Säule moderner Gesellschaften. Sie sind ein wichtiger
Treiber für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung in Schwellen- und Entwicklungs- sowie
in Industrieländern. Außerdem bilden sie die Voraussetzung für den Handel und den Transport von
Gütern und Waren sowie Austausch- und Arbeitsbeziehungen zwischen Ländern, Regionen und Städten. Das Wachstum im Mobilitäts- und Transportsektor ist ungebrochen. Roland Berger gibt das
weltweite Markpotenzial für nachhaltige Mobilitätslösungen für das Jahr 2050 mit 552 Mrd. Euro an
(BMU 2012, 99). Aufgrund des mit der Mobilität und dem Transport einhergehenden Energieverbrauchs und seiner Emissionen, stellt der Sektor aus umweltpolitischer Sicht ein prioritäres Handlungsfeld dar.
Deutsche Unternehmen besitzen in fast allen Bedarfsfeldern einer emissionsarmen Mobilität und des
Transportes eine gute Ausgangsposition. Dies hängt u. a. mit der hohen Kompetenz und der wirtschaftlichen Stärke in der Automobil- und Transportindustrie zusammen. Deutsche Hersteller gehören zu den Weltmarktführern bei effizienten und emissionsarmen, fossilen Kraftfahrzeug- und LKW33
Antrieben (effiziente und schadstoffarme Benzin-, Diesel- und Erdgasantriebe), Schiffsmotoren sowie
bei Schienenfahrzeugen. Starke Konkurrenz besteht im Bereich der neuen Kfz-Antriebskonzepte
(Hybride, Elektroantriebe, Brennstoffzellen, etc.) durch asiatische und US-amerikanische Hersteller17.
Eine gute Position besitzt Deutschland aufgrund seiner Beteiligung am europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS mit Entwicklungs- und Produktionsstätten in Deutschland auch bei effizienten
Flugzeugantrieben und bei energieeffizienten Flugzeugkonstruktionen (Leichtbau, Beschichtungen,
etc.).
Ebenfalls erfolgreich am Weltmarkt sind deutsche Unternehmen bei einzelnen Komponenten und
Techniken, die in intermodaler Logistik- und (Nah)Verkehrskonzepten zum Einsatz kommen, so z. B.
emissionsarme Busse und Nahverkehrszüge, Logistik- und Fördertechnik. Allerdings würde ein stärkerer und erfolgreicherer Transfer dieser Techniken die Integration in multi- und intermodale Verkehrs- und Logistiklösungen voraussetzen.
Eine sehr gute Position Stellung besitzen deutsche Anbieter auf dem Weltmarkt bei Planung und
Ausführung im Großanlagenbau, z. B. zur Erzeugung von Biodiesel, petrochemischen Zwischen- und
Endprodukten sowie synthetischen Treibstoffen.
3.1.3.2 Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Seitens der Schwellen- und Entwicklungsländer besteht ein sehr großer Bedarf an emissionsarmen
Mobilitäts- und Transportlösungen. Im dritten TNA-Synthesebericht ist dem Subsektor Transport ein
eigener Abschnitt gewidmet, in dem verschiedene Technologien benannt und priorisiert werden
(siehe Abbildung 6).
17
Eine unabhängige Bewertung umweltfreundlicher Antriebskonzepte und Fahrzeuge nimmt der Verkehrsclub
Deutschland mit seiner jährlich erscheinenden VCD Auto-Umweltliste vor (siehe www.vcd.org/autoumweltliste-2013.html, Abruf Juli 2014).
34
Abbildung 6: Priorisierte Technologiefelder im Subsektor Transport (Anteil der Nennungen in den Technology
Needs Assessments)
Quelle: UNFCCC 2013, 22
Aus dem Synthesebericht wird somit deutlich, dass den Themen der alternativen Kraftstoffe (Prioritätensetzung < 25 %), der Energieeffizienz der Verkehrsträger (Prioritätensetzung < 10 %) und vor allem
auch der Verkehrsverlagerung (Modal Shift) sowie Verhaltensänderung (Behavioural Change) große
Bedeutung in den Schwellen- und Entwicklungsländern zukommt.
Dies ist insofern bemerkenswert, als sich daraus neben den bekannten und erwartbaren Kooperationsfeldern der alternativen Kraftstoffe und der energieeffizienten Antriebstechniken weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit deutschen Anbietern aus dem Verkehrs- und Verkehrsinfrastrukturplanung ergeben können, z. B. Systemlösungen für Personen- und Güterverkehr oder intermodale
Verkehrskonzepte für Städte.
Eine vergleichbar hohe Priorität besitzen die emissionsarmen Mobilitäts- und Transportlösungen im
zweiten TNA-Synthesebericht (UNFCCC 2009, 13). Dort werden insbesondere die Felder Verkehrsinfrastruktur, Fahrzeuge, öffentlicher und Frachttransport sowie das Management von Verkehr und die
Politikentwicklung genannt.
3.1.3.3 Fazit
Der Vergleich von Angebot und Nachfrage für Technologiekooperationen im Sektor emissionsarme
Mobilitäts- und Transportlösungen zeigt eine hohe Übereinstimmung in den identifizierten Bedarfsfeldern. Für die Entwicklung neuer Angebote der Zusammenarbeit mit Schwellen- und Entwicklungsländern sind weniger die bestehenden wirtschaftlichen Kooperationen in den Bereichen Schienen35
und Luftverkehr von Relevanz, als vielmehr die in den TNAs hervorgehobenen Bedarfe im Bereich der
Verkehrs- und Verkehrsinfrastrukturplanung. Hierfür werden jedoch die Entwicklung multi- und intermodaler Verkehrs- und Logistiklösungen in Verbindung mit Planung und Politikberatung notwendig sein. Dies erscheint auch vielversprechend, da solche integrierten Lösungen große Effekte auf
eine Senkung des Energie- und Ressourcenverbrauchs bewirken und das Wissen und die Umsetzungskompetenz vieler Akteure und Branchen voraussetzen.
3.1.4
Sektor energie- und ressourcenintensive Industrien
Der Sektor energie- und ressourcenintensive Industrien umfasst die Bedarfsfelder effiziente Produktionsverfahren und –prozesse, Planung effizienter und integrierter Produktionskonzepte, materialund energieeffiziente Produktgestaltung sowie Substitution von fossilen durch nachwachsende Rohstoffe.
3.1.4.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Die industrielle Produktion zählt aus globaler Sicht zu einem der Hauptverursacher von Emissionen
und Ressourcenverbräuchen. In den letzten Jahrzehnten hat aufgrund von wachsenden Energie- und
Rohstoffpreisen eine kontinuierliche Verlagerung von energie- und ressourcenintensiven Industriezweigen in Schwellen- und Entwicklungsländer stattgefunden. Dies gilt beispielsweise für die Stahl-,
Chemie- und Papierindustrie.
Der Sektor der energie- und ressourcenintensiven Industrien ist jedoch auch für Deutschland als einem großen Anbieter von Anlagentechnik sowie der Produktions- und Automatisierungstechnik von
Bedeutung. Als Anbieter solcher Technik besitzt Deutschland die Möglichkeit über den Export besonders effiziente Verfahren den Energie- und Ressourcenverbrauch in den Nehmerländern positiv zu
beeinflussen. Allein das globale Marktpotenzial für Rohstoff- und Materialeffizienz wird im Jahr 2025
auf 513 Mrd. Euro geschätzt (BMU 2012, 87). Wettbewerber in diesem Sektor finden sich im europäischen, asiatischen und nordamerikanischen Raum.
Deutsche Anbieter besitzen in den meisten der genannten Bedarfsfelder eine gute Ausgangsposition.
Dies gilt insbesondere für das Feld effiziente Produktionsverfahren und –prozesse. Hier gehören
deutsche Hersteller von effizienter Produktions- und Automatisierungstechnik sowie des Anlagenbaus und der Prozesstechnik zur Weltspitze. Die technischen Ansätze in diesem Bereich sind äußerst
vielfältig. Sie reichen von elektrischer und pneumatischer Fördertechnik, über drehzahlgeregelte
elektrische Antriebe bis hin zur Raffinerie- und Verbrennungstechnik. Deutsche Hersteller zählen
zudem zu den Initiatoren brancheneigener Programme zur Energie- und Rohstoffeffizienz18.
Vergleichbar gut ist die Ausgangssituation bei der Substitution fossiler durch nachwachsende Rohstoffe. In der deutschen Chemie- und Grundstoffindustrie werden bereits heute in signifikantem Um-
18
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) hat schon vor Jahren eine umfangreiche
Initiative zum effizienten Umgang mit Rohstoffen und Energie in der Branche ins Leben gerufen und zählt zu
den Initiatoren wichtiger Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte auf diesem Gebiet (siehe
www.vdma.org/technik-umwelt, Abruf Juli 2014).
36
fang nachwachsende Rohstoffe eingesetzt, z. B. Substitution von fossilen Rohstoffen durch Stärke,
Milchsäure oder natürliche Öle und Fette (FNR 2006 und FNR 2007). Auf Seiten der Anbieter von
Produktions-, Automatisierungs- und Prozesstechnik bestehen umfangreiche Erfahrungen zur entsprechenden Anpassung der Herstellungs- und Produktionsverfahren.
Gut ist die Ausgangssituation auch bei der Planung effizienter und integrierter Produktionskonzepte.
Deutsche Industrieunternehmen und Planungsbüros besitzen z. B. Erfahrung bei der Planung und
Umsetzung von integrierten Prozessketten und Produktionsstandorten in der Chemie- und Grundstoffindustrie. Besonders in der chemischen Industrie gibt es aufgrund des teuren und aufwändigen
Transportes von Grundstoffen eine lange Tradition, in Prozessketten und Chemieparks zu planen19.
Als ebenfalls gut kann die Position deutscher Anbieter im Bereich der material- und energieeffizienten Produktgestaltung angesehen werden. In den unterschiedlichsten Branchen werden Anstrengungen unternommen durch Ökodesign die Produkte umweltgerechter, leichter zerlegbarer und
rezyklierbarer zu gestalten. Allerdings besitzen deutsche Unternehmen kein Alleinstellungsmerkmal
auf diesem Gebiet. In anderen europäischen Ländern und in Asien gibt es vergleichbare Kompetenzen.
3.1.4.2 Akteure im Sektor energie- und ressourcenintensive Industrien
DEG & BMUB: Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft (Schwerpunkte auf Finanzierung, Capacity
Building und Technologieanpassung)
Das von der BMUB-IKI finanzierte Programm Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft wird von der
DEG organisiert. In den beiden Sektoren erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden Demonstrationsprojekte für innovative Technologien in Entwicklungsländern angestoßen und durch
Maßnahmen zur Technologieanpassung und des Capacity Buildings vor Ort begleitet. Durch die KoFinanzierung von Projekten will das Programm den Aufbau langfristiger Kooperationen zwischen den
beteiligten Akteuren unterstützen (DEG & BMUB, 2010).
19
Mit Unternehmen wie beispielsweise der Infraserv, die aus dem ehemaligen Chemieunternehmen der
Hoechst AG hervorgegangen ist, besitzt Deutschland Anbieter, die auf die Planung und den Betrieb integrierter
sowie rohstoff- und energieeffizienter chemischer Standorte weltweit spezialisiert sind.
37
Fallbeispiel: Energieeffizienz in der indischen Textilindustrie
Im Rahmen der „Klimapartnerschaft mit der Wirtschaft“ konnte beispielsweise ein Projekt zur
Energieeffizienzsteigerung durch den Einsatz von Wärmerückgewinnungsanlagen in der Textilindustrie angestoßen werden. Das Pilotprojekt wurde hälftig von einem mittelständischen deutschen Unternehmen und der DEG finanziert. Begleitet wird das Pilotprojekt durch Informationsund Capacity Building-Maßnahmen durch das Unternehmen vor Ort.
Quelle: DEG 2010
dena: Bilaterale Zusammenarbeit (Schwerpunkte auf Politikentwicklung und Technologieanpassung)
Die dena ist in der bilateralen Zusammenarbeit bisher in vier Regionen aktiv: Zentralasien, Russland,
China und der Türkei. Die Projekte stammen dabei aus den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare
Energien und Klimaschutz. In der Zusammenarbeit mit Russland zielen die Maßnahmen der dena
darauf ab, über Pilotprojekte den Transfer von Know-how und Wissen über politischen Rahmenbedingungen zu befördern („bottom up“). Begleitet werden die Projekte durch Workshops für Vertreter
nationaler und regionaler Regierungsbehörden und von russischen Unternehmen (dena 2013b).
BMWi: Exportinitiative Energieeffizienz (EI-EFF)
Die Exportinitiative des BMWi unterstützt deutsche Technologieanbieter im Bereich Energieeffizienz
insbesondere durch Informationen zu Zielmärkten, bei der Anbahnung von Maßnahmen und schließlich bei der konkreten Umsetzung von Projekten. Konkrete Produkte und Dienstleistungen für Unternehmen sind Marktstudien, persönliche Beratungsangebote, die Organisation von Geschäftsreisen
und Messen, die Vermittlung von Kontakten in Zielländern, der Transfer von Know-how sowie die
Unterstützung bei der Entwicklung von Projekten. Diese Maßnahmen sind nicht auf den Technologiebereich energie- und ressourcenintensive Industrien beschränkt. Das Portfolio der Initiative umfasst ebenso Gebäudetechnologien, Energieinfrastrukturen oder auch Technologien im Bereich Verkehr und Logistik.
3.1.4.3 Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Industrielle Prozesse und die Produktnutzung gehören zu den in TNA- Syntheseberichten priorisierten Sektoren (siehe UNFCCC, 18). Er ist unter den vier wichtigsten Sektoren und wurde von rund 18 %
der im Rahmen des dritten Synthesereports ausgewerteten Länder als prioritär benannt. Diesem
Sektor werden unter anderem die Fertigungsindustrie und die Bauwirtschaft zugerechnet.
Einen etwas detaillierteren Einblick erlaubt der zweite TNA- Synthesebericht. In ihm werden unter
dem Oberthema Industrie die Bedarfsfelder Energieeffizienz in der Industrie, effiziente Motoren/
Antriebe sowie Heiz- und Verbrennungstechnik genannt. Als Industrien bzw. Branchen werden zudem die Zementproduktion, die Stahl- und Aluminiumindustrie, der Bergbau und Bäckereien hervor38
gehoben. Einen relativ hohen Anteil nimmt auch der nicht näher spezifizierte Anteil gemischter Industrien ein (siehe UNFCCC 2009, 13).
Diese relativ heterogenen Bedürfnisse deuten zum einen darauf hin, dass die bereits erwähnte Verlagerung der energieintensiven Industrien in Schwellen- und Entwicklungsländer (Stahl-, Aluminiumund Zementproduktion sowie Bergbau) eine Nachfrage nach entsprechenden energie- und ressourceneffizienten Verfahren und Techniken nach sich zieht. Zum anderen, befinden sich auch grundlegende Industrien wie eine effizientere Nahrungsmittelherstellung (Bäckereien) oder auch der grundsätzliche Bedarf nach effizienteren Produktionsmethoden und –anlagen darunter (effiziente Motoren, Heiz- und Verbrennungstechnik).
3.1.4.4 Fazit
Aufgrund des vielseitigen Angebotes deutscher Unternehmen im Sektor der energie- und ressourcenintensiven Industrien sowie der in den TNAs formulierten Nachfrage erscheinen Technologiekooperationen auf diesem Gebiet als sehr sinnvoll.
Insbesondere in den Bedarfsfeldern effiziente Produktionsverfahren und –prozesse sowie Planung
effizienter und integrierter Produktionskonzepte könnte ein erfolgreicher Technologie- und Wissenstransfer erfolgen und so die Energie- und Rohstoffeffizienz deutlich verbessert werden. Um Investitionen in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu stimulieren, die über das Maß des normalen
wirtschaftlichen Austausches hinausgehen, sind jedoch gerade für den Sektor der energie- und ressourcenintensiven Industrien unterstützende politische Rahmenbedingungen in den Empfängerländern und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Finanzierung (z. B. Bürgschaften und Kredit) in
Deutschland zu schaffen.
3.1.5
Nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Der Sektor der nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft umfasst die Bedarfsfelder Abfallvermeidung, Abfallerfassung und –behandlung sowie umweltfreundliche Recyclingkonzepte.
3.1.5.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Eine nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft stellt ebenso wie eine effiziente und umweltfreundliche Energieversorgung eine zentrale Infrastrukturdienstleistung dar. Mit steigendem Wohlstand,
der Transition zu Konsumgesellschaften sowie der zunehmenden Urbanisierung in Schwellen- und
Entwicklungsländern, nimmt die Notwendigkeit für die Entsorgung und das Recycling von Abfällen zu.
Nach einem Bericht der Weltbank sind die Industrieländer in Europa und Nordamerika für die größten absoluten Abfallmengen verantwortlich. Die Schwellen- und Entwicklungsländer sind jedoch aufgrund der bereits genannten Effekte des steigenden Wohlstands sowie der Verstädterung dabei
rasch aufzuholen. Während im Jahr 2002 das durchschnittliche Aufkommen an Siedlungsabfall im
weltweiten Durschnitt 0,64 kg pro Person und Tag betrug, so ist dieses im Jahr 2012 auf 1,2 kg pro
Kopf angestiegen (siehe Hoornweg, Bhada-Tata 2012).
Die Bedeutung einer nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft wird auch im UmwelttechnologieAtlas von Roland Berger deutlich. Das weltweite Marktpotenzial für Kreislaufwirtschaft wird darin auf
39
145 Mrd. Euro im Jahr 2025 geschätzt (BMU 2012, 113). Einer Verringerung, Wiederverwendung und
fachgerechten Entsorgung kommt nicht nur aufgrund von weltweit sinkenden Deponiekapazitäten
und einer zunehmenden Rohstoffknappheit eine große Bedeutung zu, die Deponierung von Abfällen
gilt auch als einer der Hauptverursacher von klimaschädlichen Methanemissionen. Hinzu kommt,
dass viele Abfallfraktionen (z. B. Elektronikschrott) Rohstoffe wie Kupfer, Silber, etc. in erheblichem
Umfang enthalten. Die sachgerechte Verwertung, Behandlung und Deponierung von Abfällen ist daher auch ein Beitrag zum Klimaschutz und zur Rohstoffsicherung.
Deutsche Anbieter für Produkte und Dienstleistungen einer nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft sind aufgrund der umfangreichen Gesetzgebung und Regulierung in Deutschland und den ihnen zugrundeliegenden Prinzipien der Vermeidung, Verwertung und Entsorgung, in allen Bereichen
der Abfall- und Kreislaufwirtschaft gut vertreten. Dies umfasst sowohl den Maschinen- und Anlagenbau (beispielsweise Deponietechnik oder Anlagen zur Sortierung und Fraktionierung von Abfällen),
die Recyclingtechnik (z. B. Papier, Glas und Metalle), Dienstleistungen (z. B. Bereitstellen von Entsorgungsinfrastruktur, Transportieren, Sortieren und Behandeln von Abfällen und Wertstoffen) sowie
Technik für die thermische Behandlung und Verwertung von Abfällen (z. B. Verbrennungstechnik,
Rauchgasbehandlung).
Bemerkenswert am Sektor der Abfall- und Kreislaufwirtschaft ist, dass sich die Industrie im Rahmen
des brancheneigenen Exportnetzwerks „German RETech Partnership“ (German Recycling Technologies and Waste Management Partnership e. V., www.retech-germany.net/) organisiert. Dies zielt
darauf ab, deutschen Anbietern den Zugang zu internationalen Märkten zu erleichtern, indem länderspezifische Informationen aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Zudem werden internationale Fallbeispiele zum Export und der Anwendung von Technik und Dienstleistungen zur Abfallund Kreislaufwirtschaft aufbereitet und so erfolgreiche Beispiele für den Transfer und Export von
Angeboten deutscher Unternehmen zur Verfügung gestellt, die Anbietern oder Nehmern als Vorlage
dienen können. Die Exportinitiative RETEch ist damit, vergleichbar dem German Water Partnership
(siehe Kap. 3.2.5) ein Beispiel für einen erfolgreichen Zusammenschluss bzw. eine Branchenvertretung mit dem klaren Ziel der Exportförderung und des Technologietransfers.
Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich der Abfall- und Kreislaufwirtschaft stellt die nachfolgende Initiative CReEd dar.
40
Fallbeispiel Center for Research, Education and Demonstration in Waste Management (CReED
e. V.)
CReED wird getragen von ca. 50 Unternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen der
Abfallwirtschaft. CreED bietet praxisorientierte Ausbildungsmaßnahmen auf unterschiedlichen
Ebenen, für Anlagenleiter über Ingenieure und Wissenschaftler bis hin zu Führungspersonal und
Entscheidungsträgern. CReED bietet ein Netzwerk international anerkannter Fachkräfte, Firmen
und Hochschulen aus dem Bereich Abfallwirtschaft und Umwelttechnik. Das Netzwerk ermöglicht modernste Technologie praxisnah kennenzulernen und zu erproben. Dazu gehört auch eine
Besichtigung und Erprobung von Technik und Anlagen im realen Betrieb.
Seit 2010 bietet das CReED Interessenten aus Ländern mit Entwicklungsbedarf im Bereich Abfall- und Ressourcenwirtschaft Aus- und Weiterbildungskurse an. Die Kurse beinhalten neben
fundierten theoretischen Inhalten einen hohen Anteil praktisch erfahrbarer Inhalte (‚Training on
the job‘). Das Ausbildungsprogramm wird individuell auf die unterschiedlichen Zielgruppen zugeschnitten und kann in verschiedenen Sprachen durchgeführt werden.
Quelle: www.creed-ev.de
Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
In den TNA- Syntheseberichten wird der Sektor Abfall mit großer Prioritätensetzung genannt. Im dritten Synthesebericht nennen die teilnehmenden Länder insbesondere die Themen Deponierung (Solid
waste disposal, siehe UNFCCC 2013, 18) sowie biologische Abfallbehandlung (Biological treatment of
solid waste, ebd.). Im weiteren Sinne kann auch die Behandlung von Abwasser und Klärschlammdeponierung (Wastewater treatment and discharge) diesem Bereich zugeordnet werden. Ebenfalls mit
hoher Priorität, jedoch dem Sektor Energie zugeordnet, wird das Thema thermische Verwertung genannt (Waste to Energy, siehe Abbildung 5 bzw. UNFCCC 2013, 21).
Auch im zweiten TNA- Synthesebericht wird das Thema Abfall mit großer Priorität genannt (80,9 %
der teilnehmenden Länder). Unter dem Stichwort „Waste Management“ werden verschiedene Bedarfe für die Behandlung von festen organischen Abfällen sowie das Recycling von Wertstoffen zusammengefasst (UNFCCC 2009, 12).
Die relativ hohe Priorität bei der Nennung des Abfallsektors durch die Schwellen- und Entwicklungsländer verdeutlicht, dass es sich um ein zentrales Themenfeld der Umwelt- und Entwicklungspolitik
handelt. Die genannten Themenfelder im Sektor Abfall (Deponierung, Behandlung, thermische Verwertung) verdeutlichen zudem den Bedarf für den Aufbau grundlegender Entsorgungs- und Verwertungsstrukturen bzw. die grundsätzliche Etablierung einer Abfallwirtschaft in den teilnehmen Ländern.
3.1.5.2 Fazit
Die bestehende Exportinitiative RETech der deutschen Abfall- und Entsorgungswirtschaft stellt neben
dem German Water Partnership (siehe Kap. 3.2.5) ein besonders gelungenes Beispiel einer auf
Markteintritt und Marktdurchdringung abzielenden Außenwirtschaftsinitiative dar.
41
Deutsche Anbieter zählen aufgrund der anspruchsvollen und weit zurückreichenden Gesetzgebung
im Abfallrecht zu den führenden Unternehmen für Produkte und Dienstleistungen auf diesem Gebiet.
Diese Erfahrungen in Verbindung mit der bestehenden Exportinitiative machen Deutschland zu einem prädestinierten Anbieter Produkte, Dienst- und Planungsleistungen für die Abfallwirtschaft in
Schwellen- und Entwicklungsländern. Eine besondere Herausforderung stellt bei dieser Form des
Technologietransfers die Finanzierung dar, da die für eine Abfallwirtschaft notwendigen kommunale
Verwaltungs-, Unternehmens- und Finanzierungsstrukturen (Trägerschaften, Gebührenmodelle, etc.)
teilweise mitentwickelt werden müssen. Der Sektor Abfallwirtschaft bietet damit auch zahlreiche
Möglichkeiten der Politikberatung und des Wissenstransfers deutscher Kommunen und Ämter.
3.1.6
Klimaschonende Land- und Forstwirtschaft
Der Sektor umfasst die Bedarfsfelder klimaschonende Landwirtschaft und klimaschonende Forstwirtschaft. Eine eindeutige Abgrenzung von Angeboten und Maßnahmen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung ist im Sektor der Land- und Forstwirtschaft nur schwer möglich, da die Effekte die eine
Maßnahme wie beispielsweise die Anpassung von Bewirtschaftungstechniken oder auch die Pflanzung angepasster Arten oft sowohl für den Klimaschutz als auch die Klimaanpassung relevant sind.
Dies wir auch anhand des von der FAO in die Diskussion eingebrachten Konzeptes einer „Climate
Smart Agriculture“ (siehe FAO 2010) deutlich. Dieser Ansatz umfasst neben landwirtschaftlichen
Maßnahmen und Techniken für den Klimaschutz und die Klimaanpassung auch die Anpassung des
entsprechenden politischen Rahmenwerks im Land.
In den Kapiteln 3.2.1 und 3.2.2 wird ausführlich auf die Bedarfsfelder und Angebote in den Sektoren
Land- und Forstwirtschaft eingegangen. In den folgenden Abschnitten soll daher nur auf wenige,
ausgewählte Angebote eingegangen werden
3.1.6.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Land- und Forstwirtschaft sind in Deutschland wie auch international einem starken Wandel unterworfen. Waren diese in der Vergangenheit stark durch regionale und kleinteilige Wirtschaftsstrukturen geprägt, so hat in den letzten Jahrzehnten eine starke Industrialisierung von Land- und Forstwirtschaft stattgefunden. Insbesondere in der Landwirtschaft hat dies zu einer starken Konzentration auf
wenige, den Weltmarkt beherrschende, Lebensmittelproduzenten und Saatguthersteller geführt20
und auch bei der Bewirtschaftung land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen ist eine starke Fokussierung auf größere und industriell wirtschaftende Produzenten zu beobachten.
Deutsche Landwirtschaftsunternehmen und Saatgutproduzenten zählen in Bezug auf Marktposition
nicht zur Weltspitze. Vergleichbares gilt für die Tierzucht. Für den Sektor klimaschonender Land- und
Forstwirtschaft und den Wissens- und Technologietransfer in Schwellen- und Entwicklungsländer
20
Drei Großkonzerne kontrollieren wesentliche Teile der Saatgutherstellung und Lebensmittelproduktion. Oft
verfügen die Konzerne auch über Patente für das Saatgut sowie entsprechende Schädlingsbekämpfungs- und
Düngemittel. Daraus entsteht eine große ökonomische Abhängigkeit der Landwirtschaft von diesen wenigen
Unternehmen (siehe z. B. http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/07/saatgut-drei-konzernebestimmen-den-markt-fuer-lebensmittel/, Abruf Juli 2014).
42
können aber die Angebote und Beratungsleistungen deutscher Organisationen (beispielsweise Forschungseinrichtungen, Behörden und Entwicklungshilfeorganisationen) bei der Einführung und Anpassung klimaschonenden Anbau- und Bewirtschaftungsmethoden von großer Bedeutung sein (siehe
hierzu auch Kap. 3.2.1 und 3.2.2).
3.1.6.2 Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
In den TNA- Syntheseberichten wird das Themenfeld Land- und Forstwirtschaft sowie andere Formend der Landnutzung mit einer der höchsten Prioritäten genannt.
Im dritten TNA- Synthesebericht wird unter allen priorisierten Maßnahmen für die Minderung des
Klimawandels das Feld an zweiter Stelle genannt (siehe UNFCCC 2013, 18). In der detaillierteren
Auswertung werden von den Schwellen- und Entwicklungsländern vor allem die Bereiche Landnutzung (Land, including land use and forestry) sowie der Tierbestand (Livestock) genannt (siehe auch
Kap. 3.1.6).
Im zweiten TNA- Synthesebericht werden explizit die Felder Forstwirtschaft (Forestry), Saatgutmanagement (Crop management) sowie Wasser- und Landmanagement (Water and land management)
mit hohen Prioritäten genannt (siehe UNFCCC 2009, 13).
Diese stark verdichtete Auswertung verdeutlicht, dass es seitens der Schwellen- und Entwicklungsländer einen großen Bedarf bzw. eine Nachfrage für Maßnahmen im Bereich Land- und Forstwirtschaft gibt. Diese konzentriert sich im Bereich effizienter Landnutzungsformen sowie dem Management von Ressourcen in der Land- und Forstwirtschaft, einschließlich der nachhaltigen Nutzung von
Wasser und der Bewirtschaftung von Tierbeständen.
3.1.6.3 Fazit
Obwohl der Markt der industriellen Land- und Forstwirtschaft weitestgehend nicht durch deutsche
Unternehmen geprägt wird, gibt es im Bereich klimaschonender Land- und Forstwirtschaft zahlreiche
Angebote deutscher Organisationen (Forschungseinrichtungen, Behörden und Entwicklungshilfeorganisationen, etc.), die bei der Einführung und Anpassung von klimaschonenden Anbau- und Bewirtschaftungsmethoden in Schwellen- und Entwicklungsländern unterstützen.
3.1.7
Sektorübergreifende Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung
Der Bereich der sektorübergreifenden Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung umfasst
die Bedarfsfelder Reduktion von Luftschadstoffen und weiteren Treibhausgasen sowie die Substitution klimaschädlicher Grundstoffe und Chemikalien.
3.1.7.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Die sektorübergreifenden Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung besitzen für die deutsche Wirtschaft große Bedeutung. Im Bedarfsfeld Reduktion von Luftschadstoffen und weiteren
Treibhausgasen verfügen deutsche Anbieter über eine gute Marktposition. Hersteller von Filtertech-
43
nik, Katalysatoren und schadstoffarmen Feuerungsanlagen gehören ebenso zu den Marktführern wie
Dienstleistungs- und Planungsunternehmen für eine emissionsarme Deponietechnik.
Eine gute Markposition besitzen deutsche Unternehmen auch in Forschung und Produktion von umweltfreundlichen Grundstoffen und Chemikalien. Die traditionell starke chemische Industrie setzt
zum einen bereits selber signifikante Menge an nachwachsenden Rohstoffen ein (siehe FNR 2006
und 2007). Zum anderen gehören die deutschen Chemieunternehmen zu den Marktführen bei der
Entwicklung schadstoffarmer und klimafreundlicher Produkt und Produktionsverfahren wie z. B. klimaschonende Kühlmittel und Schaumstoffisolierungen.
Deutsche Behörden und Organisationen zählen zudem mit anderen europäischen Ländern zu den
Mitinitiatoren des Leitkonzeptes einer nachhaltigen Chemie (Sustainable Chemistry)21. Internationale
Verbreitung finden die Standards einer klimaschonenden chemischen Produktion auch über die
brancheneigenen Standards innerhalb der chemischen Industrie, die oftmals von international tätigen Konzernen auf ausländische Standorte übertragen werden.
Im Bereich des Bergbaus verfügen deutsche Anbieter über keine herausgehobene Markposition. Die
Bergbauindustrie wird weltweit stark von nordamerikanischen, asiatischen und australischen Unternehmen dominiert.
Über eine gute Wettbewerbsposition verfügen wiederum deutsche Anbieter und Planer im Bereich
der Deponietechnik.
3.1.7.2 Akteure im Sektor Querschnittstechnologien zur Emissionsreduzierung
Exportinitiative Energieeffizienz
Siehe Beschreibung der Exportinitiative in Kap. 3.1.4.2.
3.1.7.3 Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Eine explizite Nachfrage nach sektorübergreifenden Querschnittstechnologien findet sich in den TNASynthesereports nicht. Es finden sich jedoch in den Berichten eine Reihe von Bedarfsfeldern, die einen engen Bezug zu diesem Sektor aufweisen. Im dritten Synthesereport wird z. B. als ein prioritäres
Feld seitens der Schwellen- und Entwicklungsländer beispielsweise der Subsektor aggregierter Quellen und nicht CO2-basierter Emissionen (aggregate sources and non-carbon dioxid emissions) genannt (siehe UNFCCC 2013, 18). Darüber hinaus besitzt der Sektor Bezug zu den Subsektoren der
Energieerzeugung, der produzierende Industrie sowie der biologischen Abfallbehandlung (siehe
ebd.).
21
Zum Begriff und der Initiative siehe www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/chemikalienmanagement/nachhaltige-chemie bzw. www.suschem.org/, Abruf Juli 2014.
44
3.1.7.4 Fazit
Der Bereich der sektorübergreifenden Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung stellt einen
wichtigen aber für die deutsche Wirtschaft nicht prioritär zu behandelnden Sektor für den Technologientransfer dar. Viele der genannten Leistungen und Maßnahmen werden als Bestandteil bestehender Produkte und Planungsleistungen angeboten.
3.1.8
Sonstige Dienstleistungen
Der Bereich der sonstigen Sektoren umfasst unterschiedliche, nicht immer eindeutigen wirtschaftlichen Akteuren zuordenbare, Bedarfsfelder wie Finanzierungskonzepte für Klimaschutzlösungen, Politikentwicklung und –beratung für den Klimaschutz sowie (Aus-)Bildungsmaßnahmen.
3.1.8.1 Wirtschaftliche Bedeutung der sonstigen Dienstleistungen
Obwohl die genannten Bedarfsfelder einzeln betrachtet sowie im Vergleich mit den vorangegangene
Sektoren für die deutsche Wirtschaft nicht prioritär für den Transfer erscheinen, so besitzen sie doch
als begleitende Maßnahmen in Schwellen- und Entwicklungsländer eine sehr große Bedeutung.
Spezifische, an die Bedürfnisse in den Nehmerländern angepasst Finanzierungskonzepte und Finanzierungsoptionen wurden in den vorangegangenen Abschnitten bereits mehrfach als ein Engpass für
den Export und Transfer klimaschonenden Produkte und Dienstleistungen genannt. Neben der klassischen Kreditfinanzierung, Bürgschaften und Garantien werden auch zunehmen neue Finanzierungsmodelle wie Mikrokredite und Crowdfunding für die Finanzierung genutzt.
Eine vergleichbar wichtige Funktion kommt der Politikentwicklung und –beratung zu. Auf die zentrale
Funktion von Rahmengesetzgebung und Standards für die Einführung und Umsetzung klimaschützender Maßnahmen wurde bereits mehrfach verwiesen. Es gibt zahlreiche Beispiele aus der Wirtschafts- und Umweltpolitik, die belegen, dass durch das Einführen von Grenzwerten und Standards
oder das Verbot von Stoffen und Techniken verlässliche Rahmenbedingungen und neue Märkte geschaffen werden. Deutschland besitzt umfangreiche Erfahrungen auf diesem Gebiet (z. B. Abfallrecht,
Erneuerbares-Energien-Gesetz, Energieeffizienzverordnung), die es an Schwellen- und Entwicklungsländer weitergeben kann.
Schließlich stellen (Aus-)Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen eine weitere zentrale Unterstützungsfunktion für den Export und den Technologietransfer dar. Diese reichen von der schulischen
Bildung und Umwelterziehung, über duale Ausbildungskonzepte bis hin zur Qualifikation von privaten, wirtschaftlichen und politischen Akteuren in den aufgeführten Sektoren und Bedarfsfeldern.
In allen genannten Bedarfsfeldern können deutsche Organisationen, z. B. Ministerien, Behörden,
Nichtregierungs- und Hilfsorganisationen sowie Beratungsunternehmen eine wichtige Funktion
übernehmen.
3.1.8.2 Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
In den TNA- Synthesereports wird vielfach auf die Bedeutung von, den Technologietransfer begleitenden Maßnahmen hingewiesen. So wird im dritten Synthesebericht (UNFCCC 2013, 25) in einem
45
eigenen Kapitel auf Barrieren und unterstützende Faktoren für Maßnahmen des Klimaschutzes eingegangen.
Die unter der Analyse der Barrieren aufgeführten Faktoren (siehe Abbildung 7) können alle mehr
oder wenige den oben genannten Bedarfsfeldern Finanzierungskonzepte, Politikentwicklung und
–beratung sowie (Aus-)Bildungsmaßnahmen zugeordnet werden.
Abbildung 7: Überblick über Barrieren für den für den Technologietransfer von Klimaschutzmaßnahmen
Quelle: UNFCCC 2013, 25
Im zweiten Synthesebericht finden sich Hinweise auf die Notwendigkeit unterstützender Maßnahmen eher innerhalb der als prioritär identifizierten Sektoren und Subsektoren, beispielsweise werden
„Management and policy improvements“ als eine wichtige Maßnahme im Sektor Transport genannt
(UNFCCC 2009, 13).
3.1.8.3 Fazit
Die Bedeutung der genannten begleitenden Maßnahmen kann nicht oft genug betont werden. Teilweise werden die Maßnahmen bereits heute als Bestandteil von Technologietransfer und Entwick46
lungshilfe begriffen und umgesetzt. Auch wird die Bedeutung der begleitenden Maßnahmen sowohl
von den Geberländern als auch den Schwellen- und Entwicklungsländer recht genau erkannt und
benannt. Die Herausforderung dürfte darin liegen, auf das jeweilige Empfängerland abgestimmte
spezifischen Maßnahmen zu entwickeln, die den kulturellen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen vor Ort gerecht werden und finanzielle Unterstützung für den Transfer zu sichern.
3.1.9
Fazit Sektoren und Bedarfsfelder Klimaschutz
Im Folgenden werden die beschriebenen Sektoren und Bedarfsfelder zusammengefasst. Dabei wird
auch bewertet, ob aufgrund der Analyseergebnisse eine weitere Ausarbeitung von Steckbriefen in
Kap. 6.1 sinnvoll erscheint, in denen Kerninformationen zur wirtschaftlichen Bedeutung, zur Markposition deutscher Anbieter im Bedarfsfeld sowie zur Priorität in den TNAs zusammengestellt werden.
Zusätzlich soll diese weitere Analyse auch dazu dienen, die wesentlichen Informationsquellen und
bekannten Anbieterverzeichnisse in diesem Bereich zu dokumentieren. Sollte die weitere Ausarbeitung von Steckbriefen und die Dokumentation von Anbieterverzeichnissen als nicht sinnvoll erachtet
werden, so wird dies in der nachfolgenden Tabelle kurz begründet. Grund hierfür kann beispielsweise
eine unzureichende Nachfrage in den TNAs und damit den potenziellen Nehmerländern sein.
Tabelle 5: Bewertung von Bedarfsfeldern und der weiteren Ausarbeitung von Steckbriefen und Anbieterverzeichnissen im Bereich Klimaschutz
Sektor
Emissionsarme Energieversorgung
(On- und Off-Grid)
Bedarfsfeld/
Marktsegment
Ausarbeitung von Steckbrief/ Anbieterliste …
sinnvoll weil …
Erneuerbare Energieerzeugung
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, Anbieterlisten vorhanden
Kombinierte, dezentrale
Energieerzeugung
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, wenig Anbieterinformationen vorhanden
Intelligenter Netzausbau
Teilweise Nachfrage in
TNAs, noch stark Forschungsorientiert
Energiespeicherung
Teilweise Nachfrage in
TNAs, noch stark Forschungsorientiert
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, wenig Anbieterinformationen vorhanden
Emissionsarme fossile
Energieversorgung
Energieeffiziente Städte
und Infrastruktur
derzeit nicht erforderlich weil …
Energieeffiziente Gebäude
(Private und öffentliche
47
Geringe Nachfrage in
TNAs
Gebäude)
Energieeffiziente Querschnittstechnologien für
Infrastruktur
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, wenig Anbieterinformationen vorhanden
Energieeffiziente Haushaltsgeräte und -technik
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, wenig Anbieterinformationen vorhanden
Effiziente Informationsund Kommunikationstechnik
Emissionsarme Mobilität
und Transport
Energie- und Ressourcenintensive Industrien
Geringe Nachfrage in
TNAs
Alternative Kraftstoffe und
Antriebstechnologien
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, Anbieterinformationen teilweise
vorhanden
Effizienter Gütertransport
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, Anbieterinformationen teilweise
vorhanden
Effiziente und emissionsarme Mobilität
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, Anbieterinformationen teilweise
vorhanden
Effiziente Produktionsverfahren und –prozesse
Überdeckung zwischen
Angebot und Nachfrage,
Anbieterinformationen
teilweise vorhanden
Planung effizienter und
integrierter Produktionskonzepte
Geringe Nachfrage in
TNAs
Material- und energieeffiziente Produktgestaltung
Geringe Nachfrage in
TNAs
Substitution von fossilen
durch nachwachsende
Rohstoffe
Geringe Nachfrage in
TNAs
Abfallvermeidung
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, Anbieterlisten vorhanden
Abfallerfassung und –
behandlung
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, Anbieterlisten vorhanden
Nachhaltige Abfall- und
Kreislaufwirtschaft
48
Umweltfreundliche Recyclingkonzepte
Große Überdeckung
zwischen Angebot und
Nachfrage, Anbieterlisten vorhanden
Klimaschonende Landwirtschaft
Keine eigenen Ausarbeitung, wird im Abschnitt
Klimaanpassung mit
erfasst
Klimaschonende Forstwirtschaft
Keine eigenen Ausarbeitung, wird im Abschnitt
Klimaanpassung mit
erfasst
Reduktion von Luftschadstoffen und weiteren
Treibhausgasen
Geringe Nachfrage in
TNAs, wird teilweise in
anderen Bedarfsfeldern
abgedeckt
Substitution klimaschädlicher Grundstoffe und
Chemikalien
Geringe Nachfrage in
TNAs, wird teilweise in
anderen Bedarfsfeldern
abgedeckt
Klimaschonende
Land- und Forstwirtschaft
Sektorübergreifende
Querschnittstechnologien
zur Emissionsminderung
Sonstige Dienstleistungen
Finanzierungskonzepte für
Klimaschutzlösungen
Nachfrage in den TNAs
z.T. eingeschränktes
Angebot
Politikentwicklung und beratung
Nachfrage in den TNAs
z.T. eingeschränktes
Angebot
(Aus-)Bildung für Klimaschutz
Nachfrage in den TNAs
z.T. eingeschränktes
Angebot
Quelle: Eigene Darstellung
Aus der Zusammenfassung der Bedarfsfelder und Marktsegmente wird deutlich, dass es in vielen
Sektoren des Klimaschutzes, insbesondere im Bereich Energieversorgung, Städte und Infrastruktur,
Mobilität sowie Abfall- und Kreislaufwirtschaft große Übereinstimmungen von Angeboten deutscher
Akteure sowie der in den TNAs formulierten Nachfrage in den Entwicklungs- und Schwellenländern
gibt. Einzig der Sektor der sektorübergreifenden Querschnittstechnologien für die Emissionsminderung scheint in den TNAs nicht durch eine entsprechende Nachfrage abgedeckt zu sein. Der Sektor
der sonstigen Dienstleistungen für den Klimaschutz wird zwar nachgefragt, eine angebotsseitige
Strukturierung ist jedoch aufgrund der Unterschiedlichkeit der erforderlichen kaum in einer Angebots- und Bedarfsstruktur abzubilden, sondern kann vermutlich nur in Verbindung mit den jeweiligen
spezifischen Sektoren, Maßnahmen und den an einer Kooperation beteiligten Branchen und Ländern
beantwortet werden.
49
3.2
Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung von Sektoren und Bedarfsfeldern im Bereich Klimaanpassung
In Kap. 2.4.2 wurden die aus Angebots- und Nachfrageseite relevanten Sektoren, Bedarfsfelder und
Lösungen im Bereich der Klimaanpassung strukturiert. Diese werden im folgenden Schritt anhand des
oben beschriebenen Auswertungsschemas analysiert und so Sektoren identifiziert, die einer weiteren
Analyse unterzogen und für die Anbieterstrukturen und -verzeichnisse erstellt werden sollen.
3.2.1
Klimaangepasste Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist aufgrund ihrer hohen Abhängigkeit von Wetter und Klima intensiv vom Klimawandel betroffen und wird dementsprechend mit einer Reihe von Bedarfsfeldern in den TNAs sehr
hoch priorisiert.
Abbildung 8: Priorisierte Technologiefelder im Subsektor Landwirtschaft (Anteil der Nennungen in den Technology Needs Assessment)
Quelle: UNFCCC 2013, 23
Innerhalb des Sektors der Landwirtschaft besteht Bedarf an trockenheits- und auch salzresistenten
Pflanzen (da die Böden durch Bewässerung versalzen), an Bewässerungsanlagen, „konservierenden“
Bodenbearbeitungsgeräten, deren Nutzung Erosion und Wasserbedarf reduziert, einer an Trocken-
50
heit und Futterknappheit angepassten Tierhaltung sowie an Beratungsleistungen zu Anbaumethoden, Tierhaltung und Landmanagement.
Aber nicht nur die Betroffenheit der Landwirtschaft vom Klimawandel ist hoch, auch der Beitrag zum
Klimawandel und zur Emission von Treibhausgasen ist bedeutend. Da aber auf jeweils einer Fläche
nur eine Landbaumethode betrieben werden kann, ist insbesondere das Ziel der landwirtschaftlichen
Beratung eine Landwirtschaft die bei reduzierten Treibhausgasemissionen eine erhöhte Resilienz
aufweist. Die FAO hat dafür das Konzept der „Climate Smart Agriculture“ entwickelt (FAO 2010). Beispielhaft kann dies Konzept an der konservierenden Bodenbearbeitung gezeigt erklärt werden. Durch
Mulchen statt Pflügen sowie Direktsaat (also das Pflanzen einzelner Saatkörner) wird der Boden weniger aufgelockert und so weniger Anfällig gegen Erosion und es verdunstet weniger Wasser. Der
geringere Humusverlust reduziert den Düngerbedarf, was indirekt zu einer besseren Treibhausbilanz
führt. Durch geringeren Bewässerungsbedarf wird gleichzeitig auch Pumpenergie gespart.
3.2.1.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors und bestehende Bedarfe und
Prioritätensetzung in TNAs
Aufgrund der hohen Bedeutung des Sektors Landwirtschaft für die Klimaanpassung, die in den TNAs
deutlich wird, und aufgrund der Verschiedenheit der Bedarfsfelder erfolgt die Bewertung der Bedarfsfelder dieses Sektors jeweils einzeln. Am Ende der Unterabschnitte findet sich dann ein Gesamtfazit.
Bedarfsfeld: Pflanzenzucht
Wirtschaftliche Bedeutung: Der internationale Handel mit Saatgut wächst rasant und überschritt
2010 erstmals die 10 Mrd. $ Marke (ISF 2013). Das Volumen des Handels mit klimaangepasstem
Saatgut wird dabei nicht gesondert ausgewiesen und ist daher unbekannt.
Die GIZ (2012) sieht den Schwerpunkt der Züchtung in Deutschland auf Hochleistungssorten für gut
bewässerte und gedüngte Standorte. Direkter Export von Saat ist daher nur möglich, wenn spezielle
Sorten für z. B. aride Gebiete im Angebot sind. Moderne Hochleistungssorten können im Regelfall
nicht exportiert werden, da sie einerseits nicht standortangepasst sind und andererseits hohe Düngemittelgaben und reichliche Bewässerung erfordern (High-Input), sowohl aus wirtschaftlichen wie
aus klimatischen Gründen aber in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern nur eine Low-Input
Landwirtschaft möglich ist. Aufbauhilfe für regionale, klima- und standortangepasste Zuchtaktivitäten
wird in kleinem Umfang in Äthiopien geleistet22.
Zukünftiges Marktpotenzial, Prioritätensetzung in TNAs: Mehr als 50 % der Länder geben innerhalb
ihrer Biotechnologie-Bedarfe trockenheits- und salzresistente Pflanzen als Priorität an.
Fazit: Einerseits ist der Bedarf an Saatgut, welches gegen Trockenheit und Salz resistenter ist, sehr
hoch. Andererseits ist es erforderlich, die für jedes Klima und jede Bodenbeschaffenheit letztlich
unterschiedlichen benötigten Spezialsorten vor Ort zu züchten. Das umfangreiche Angebot von High-
22
Telefonisches Gespräch mit und E-Mail von Lütke-Entrup, S., Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchtung e. V. (GFP). Bonn. E-Mail vom 9.9.2013. Telefonisches Gespräch vom 10.9.2013.
51
Input Hochleistungssorten der deutschen Zuchtunternehmen passt daher nicht zum Bedarf von LowInput Sorten. Das Know-How der deutschen Zuchtwissenschaft wie auch der mittelständisch geprägten deutschen Pflanzenzuchtunternehmen dürfte dagegen von hoher Bedeutung für die Entwicklung
der regionalen Pflanzenzuchtaktivitäten in Entwicklungs- und Schwellenländern sein.
Bedarfsfeld: Bewässerung
Wirtschaftliche Bedeutung: Insgesamt ist die bewässerte Landwirtschaftsfläche von ca. 140 Mio. ha
in 1961 auf ca. 299 Mio. ha in den Jahren 2007 bis 2010 gestiegen. Bezogen auf eine gesamte Ackerlandfläche im Jahr 2000 von 1.533 Mrd. ha ist dies immerhin ein Anteil von 19,5 % (ICID 2013). Die
Tendenz ist deutlich steigend. Bis 2030 erwartet die FAO eine weitere, deutliche Zunahme der bewässerten Flächen (FAO 203). Die Märkte sind dementsprechend groß.
Es sind aber nur drei deutsche KMU bekannt, die bewässerungstechnische Geräte herstellen. Zwei
der drei kleinen Hersteller von Bewässerungstechnik sind auch im Export aktiv, sie spielen im Weltmarkt aber nur eine kleine Rolle. Die vielen Anbieter auf dem deutschen Markt importieren dagegen
breite Teile ihres Angebots. Breiter aufgestellt sind nach Angabe dieser Hersteller die Zulieferer, die
die nötigen Pumpen, Messtechnik und Wasserfiltertechnik herstellen.
Zukünftiges Marktpotenzial, Prioritätensetzung in TNAs: Ca. 38 % der TNAs nennen verbesserte
landwirtschaftliche Praktiken incl. Bewässerung als Technologiepriorität.
Fazit: Dem hohen Bedarf eines großen Weltmarktes steht nur eine kleine Gruppe mittelständischer
Hersteller in Deutschland gegenüber. Hersteller landwirtschaftlicher Bewässerungssysteme haben
sich in Australien, den USA und den Mittelmeerländern – also in den trockenheitsgeplagten Leitmärkten - in deutlich größerer Zahl entwickelt.
Bedarfsfeld: Erosionsvermeidung
Wirtschaftliche Bedeutung: Der Agrotechnik Weltmarkt betrug 2008 etwa 65 Mrd. €, dass einzige
deutsche Großunternehmen Claas hatte daran einen Anteil von etwa 3 Mrd. € oder 5 % (Kutschenreiter 2009). Amazone als Hersteller von Bodenbearbeitungsgeräten kommt auf 460 Mio. € in 2012
(www.amazone.de), Lemken im gleichen Markt auf 340 Mio. € (www.lemken.com).
Deutschland exportiert insgesamt Landtechnik im Wert von ca. 6 Mrd. €, davon gehen ca. 61 % in die
EU 27, 19 % in das sonstige Europa. Im Rest der Welt dominieren die USA und andere OECD Staaten,
aber es erfolgen auch Exporte in zweistelliger Millionenhöhe in Länder wie Kasachstan und Usbekistan (VDMA 2012). Die großen deutschen Anbieter (Amazone und Lemken) sind weltweit aktiv und
arbeiten mit lokalen Importeuren auch in Afrika, Lateinamerika und Asien zusammen, die auch den
Service sicherstellen23.
Zukünftiges Marktpotenzial, Prioritätensetzung in TNAs: Conservation agriculture wird in 28 % der
TNAs als Priorität genannt.
23
Persönliches Gespräch mit Dutzi, S., Amazonen-Werke H. Dreyer GmbH & Co. KG, auf der Agritechnika am
16.11.2013. Persönliches Gespräch mit Kröger, S., Köckerling GmbH & Co. KG auf der Agritechnika am
16.11.2013.
52
Fazit: Konservierende Bodenbearbeitung erfordert Wissen und Beratung (siehe Bedarfsfeld landwirtschaftliche Beratung). Dort, wo Agrartechnik überhaupt eingesetzt wird, also in Schwellenländern
und auf größeren Farmen, sind aber auch landwirtschaftliche Geräte erforderlich. Deutsche Unternehmen sind auf diesem Markt weltweit aktiv und verfügen gemeinsam über einen Marktanteil zwischen 5 und 10 %.
Bedarfsfeld: Tierhaltung
Wirtschaftliche Bedeutung: Importe von Zuchttieren in Entwicklungs- und Schwellenländer sind in
größerem Umfang nur in der Hühnerzucht bekannt. Bauleistungen im Stallbau sind nicht bekannt.
Ähnlich wie in der Pflanzenzucht ist festzuhalten, dass die deutsche Tierzucht in erster Linie auf HighInput Rassen mit hohem Wasser und Kraftfutterbedarf fokussiert. An einem größeren EU-Projekt zu
Low-Input Rassen (www.lowinputbreeds.org) sind mit der Universität Göttingen und dem Johann
Heinrich von Thünen Institut zwei deutsche Akteure beteiligt. Der einzige international aktive deutschen Anbieter von Hühnerrassen, Lohmann Tierzucht, eines der weltweit größten Hühnerzuchtunternehmen, hat in 75 Ländern Handelspartner.
Fragen der Beratung zu Tierhaltung und Stallbau sind Teil der allgemeinen landwirtschaftlichen Beratung (s.u.).
Zukünftiges Marktpotenzial, Prioritätensetzung in TNAs: Im ersten Synthesebericht (UNFCCC 2009)
werden hitzetolerante Nutztierrassen und besseres Futtermanagement in 42 TNAs als Bedarf genannt.
Fazit: Dem Bedarf an hitzetoleranten Nutztierrassen für Low-Input Landwirtschaftssysteme steht ein
hochentwickelter Zuchtsektor für High-Input Tiere gegenüber. Das Know-How der deutschen Zuchtwissenschaft wie auch der verschiedenen Rinder- und Schweinzuchtverbände könnte dagegen von
hoher Bedeutung für die Entwicklung der regionalen Tierzuchtaktivitäten in Entwicklungs- und
Schwellenländern sein.
Bedarfsfeld: Landwirtschaftliche Beratung
Wirtschaftliche Bedeutung: Über die Größe des Weltmarktes für landwirtschaftliche Beratung konnten keine Informationen in Erfahrung gebracht werden.
Im Zentrum der deutschen Entwicklungszusammenarbeit steht seit 2009 die Förderung von ländlicher Entwicklung und Ernährungssicherung, so steht es auf www.germanfoodpartnership.de. Im Produktionsbereich Land- und Forstwirtschaft und Fischereiwesen wurden 2010 offizielle Entwicklungshilfemittel in Höhe von 253 Mio. € verausgabt (BMZ 2013a), der siebtgrößte sektorbezogene Posten.
GIZ und BMUB (2012) dokumentieren eine kleine Zahl von Anbietern von Beratungsleistungen. Zur
relativen Position der deutschen Berater wie auch zu ihrer Zahl liegen jedoch keine Studien oder weitergehende Informationen vor.
Zukünftiges Marktpotenzial, Prioritätensetzung in TNAs: Ca. 38 % der TNAs nennen verbesserte
landwirtschaftliche Praktiken als Technologiepriorität, was auf den Wunsch nach Beratung herausläuft. Zudem sind Beratungsleistungen erheblich preiswerter als Lieferungen und Leistungen, womit
53
der Beratung für die Transformation zur Climate Smart Agriculture (FAO 2011) eine zentrale Rolle
zukommen dürfte.
Fazit: Dem erheblichen Bedarf an landwirtschaftlicher Beratung wird bisher mit nicht unerheblichen
Aktivitäten der Entwicklungshilfe begegnet. Wie groß das Angebot deutscher Berater ist, konnte bisher nicht geklärt werden.
3.2.1.2 Akteure der Landwirtschaft
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Schwerpunkte auf Politikentwicklung und
Technologieanpassung)
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterhält eigene Kooperationsprogramme mit Partnerländern, die von dessen nachgeordneten Behörden umgesetzt werden. Neben
der Förderung internationaler Verbandskooperationen, stehen im Zentrum der Kooperationsprogramme die Beratung anderer Länder in agrarpolitischen Fragen („agrarpolitischer Dialog“) sowie das
Capacity Building und der Technologietransfer in Rahmen der Wirtschaftskooperationsprojekte
(BMELV 2013b). Seit 2008 ist die Anpassung an die negativen Folgen des Klimawandels in den Zielkatalog der BMEL-Kooperationsprojekte aufgenommen worden. Neben der Ernährungssicherheit liegt
ein weiterer Schwerpunkt der Projekte auf der Förderung erneuerbaren Energien im Bereich der
Bioenergien. Dazu wurden beispielsweise in den Kooperationsprogrammen mit Russland und der
Ukraine Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung in technischen und politischen Fragestellungen beraten, um die richtigen Rahmenbedingungen für den Sektor zu schaffen (BMELV 2010). Weitere bilaterale Kooperationsprogramme mit vergleichbaren Schwerpunkten bestehen mit Kroatien, ,
Serbien, der Türkei, China, Kasachstan, Vietnam, der Mongolei, Indien, Äthiopien, Marokko und Brasilien. Programme mit Sambia, Südafrika, Kenia und Côte d’Ivoire befinden sich in Vorbereitung.
(BMELV 2013a). Die Agrarexportförderung des BMEL unterstützt deutscher Agrarexporteure bei deren Aktivitäten im Ausland – hat das Thema Klimaanpassung noch nicht explizit berücksichtigt.
Mit dem Global Forum on Food and Agriculture (GFFA) veranstaltet das BMEL eine jährlich stattfindende internationale Konferenz zu Agrarthemen, die politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger und Wissenschaft zusammenbringt um agrarpolitische Themen zu diskutieren und
matchmaking zwischen potentielleren Kooperationspartnern zu betreiben. In diesem Jahr widmete
sich das GFFA explizit dem Thema wie Resilienzstrategien gegen zentrale Herausforderungen des
Klimawandels (wie geringere und volatilere Ernten und den Verlust von Biodiversität) gestaltet werden können (Global Forum on Food and Agriculture 2014).
OAV AG Agrarwirtschaft / BMEL (Schwerpunkte auf Capacity Building und Technologieanpassung)
Die AG Agrarwirtschaft der German Asia-Pacific Business Association ist eine Kooperation mit dem
BMEL mit dem regionalen Fokus auf China und Indien. Sie dient als Zentralstelle für deutsche Verbände und Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft und deren jeweiligem Pendant in den
beiden Zielländern um die Modernisierung der Landwirtschaft in beiden Länder zu fördern durch die
Vernetzung von Akteuren, den Technologietransfer, den Dialog über politische Rahmenbedingungen
54
und den Austausch von Know-how (BMEL & OAV 2013) . Die AG unterstützt auch die bilateralen
Kooperationsprogramme mit Ländern aus der Region.
German Food Partnership (Schwerpunkte auf Capacity Building und Technologieanpassung)
Die German Food Partnership (GFP) ist ein Zusammenschluss von momentan 32 Partnern aus Wirtschaft mit dem Ziel, einen Beitrag zur Ernährungssicherung und ländlicher Entwicklung in Entwicklungsländern zu leisten. Die Mitglieder der GFP sind zum großen Teil multinationale Agrarunternehmen, Verbände aus dem Lebensmittel- und Agrarsektor und auch einige entwicklungspolitische Akteure. Der Klimawandel und von ihm angetriebene Risiken wie Ernteausfälle und geringere Erträge
pro Fläche sind ein Treiber für Kooperationen zwischen Mitgliedern der GFP und Projektpartnern in
Entwicklungsländern.
Die GFP identifiziert durch Workshops und Tagungen gemeinsame Interessen der Projektpartner auf
beiden Seiten, aus denen dann Kooperationsprojekte entstehen. Finanziert werden die GFP-Projekte
als Public-Private-Partnerships mit den Mitglieds-Unternehmen, dem BMZ und der Gates Foundation.
Aktuelle Projekte beschäftigen sich mit der Verbesserung von Erträgen bei Ölsamen, Kartoffeln und
Reis. Die Anpassung an den Klimawandels ist insbesondere für den Reissektor eine wichtige Zukunftsaufgabe, die in den Projekten der GFP durch Änderungen in Anbaumethoden und die Einführung von Technologien angegangen wird (German Food Partnership 2014).
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (Schwerpunkte auf Capacity Building und Technologieanpassung)
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) veranstaltet die weltgrößte AgrartechnikFachmesse alle zwei Jahre in Hannover. Das Fachprogramm der Agritechnica 2013 widmete sich dem
Thema klimaangepasste Agrartechnik in einer eigenen mehrtägigen Veranstaltungsreihe („Ag
Machinery International - Access to emerging markets“), in denen Akteure aus verschiedenen Zielmärkten aus Afrika, Osteuropa, Asien zusammengebracht wurden (Agritechnica 2013).
3.2.1.3 Gesamtfazit Landwirtschaft
Aus Sicht der TNAs ist der gesamte Sektor der Landwirtschaft mit seinen Bedarfsfeldern von hoher
Bedeutung. Ebenso sind dem Sektor der Landwirtschaft erhebliche Weltmarktvolumina in verschiedenen Bedarfsfeldern zuzurechnen. Die Position deutscher Anbieter aus der Wirtschaft ist jedoch je
nach Bedarfsfeld sehr unterschiedlich:
Für das Bedarfsfeld der Erosionsvermeidung haben deutsche Landtechnikhersteller bereits eine
Reihe von Ackergeräten im Angebot. Die größeren Anbieter vertreiben diese schon heute aktiv
weltweit und auch in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Im Bedarfsfeld der landwirtschaftlichen Beratung sind vielfältige Berater und Forschungsinstitute
im Rahmen von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit aktiv ohne dass es aber möglich
war, diese Gruppe konkret zu identifizieren oder zu klären, ob über die Entwicklungszusammenarbeit hinaus hier eine wirtschaftliche Bedeutung besteht.
55
Die deutsche Pflanzen- und Tierzucht ist hoch entwickelt, fokussiert im Wesentlichen aber auf
High-Input Tiere und Pflanzen, so dass ein direkter Export von den Fachleuten nicht empfohlen
wird24. Hohe Bedeutung könnte dagegen weiteren Kooperationen von Zuchtforschung und
Zuchtunternehmen in Deutschland mit Zuchtakteuren in Entwicklungs- und Schwellenländern zur
Entwicklung regional angepasster Zuchtaktivitäten zukommen.
Die wenigen Unternehmen, die in Deutschland Geräte der Bewässerungstechnik herstellen spielen international nur eine kleine Rolle. Anbieterlisten werden für Landtechnik / Erosionsvermeidung, landwirtschaftliche Beratung sowie die Tier- und Pflanzenzucht erstellt.
3.2.2
Klimaangepasste Forstwirtschaft
Wie die Landwirtschaft ist auch die Forstwirtschaft vom Klimawandel betroffen. Höhere Temperaturen und sinkende Niederschlagsmengen verändern die Bedingungen in den Wäldern. Nicht zuletzt
werden diese Veränderungen durch die Abholzung von Waldgebieten selbst stark beschleunigt.
Um den weltweiten Waldverlust zu stoppen, die nachhaltige Waldbewirtschaftung zu fördern und
die biologische Vielfalt zu erhalten, wurde der REDD+-Ansatz in die internationalen Klimaverhandlungen eingeführt. Das Konzept: REDD+ schafft Anreize für den Erhalt und die Aufforstung von Wäldern
als Kohlenstoffspeicher. Bei diesem transparenten und nachprüfbaren System erhalten waldreiche
Entwicklungsländer Zahlungen für nachgewiesene Emissionseinsparungen durch Waldschutz und
Aufforstung. Dieser Ansatz fördert eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung der waldreichen Entwicklungsländer (BMZ 2014a). Dieser Ansatz des Klimaschutzes bedarf aber der Erkenntnisse der Klimaanpassungsforschung. So analysiert das Climate Service Center im Kongo-Projekt (vgl.
Kasten in Kapitel 4.1) die Klimaänderungen in den Regenwäldern des Kongo. Die Daten sollen helfen,
das regionale Wald- bzw. Wassermanagement an Klimaänderungen anzupassen.
Einen besonderen Beitrag zur Klimaanpassung kann die Forstwirtschaft mit dem System der
Agroforestry leisten. Agroforestry verbindet Land- und Waldwirtschaft auf derselben Fläche, was zum
einen Schatten für die landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und damit Entlastung von Hitze bedeutet.
Parallel verändert sich der Wasserhaushalt des Gebietes, die Biodiversität wird größer und es kommt
zu einer parallelen Produktion verschiedener Güter (incl. Baumfrüchte und Holz) und damit zu einer
besseren Absicherung des Ertrags für die Bauern.
Der Klimaanpassung erfordert in der Waldwirtschaft z. B. schnell wachsende, hitzetolerante Gehölze,
Beratung zu klimatoleranter Waldwirtschaft und zu Systemen der Agroforestry.
3.2.2.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
In der deutschen Entwicklungshilfe rangieren Land-, Forstwirtschaft und Fischereiwesen mit zusammen 253 Mio. € Fördervolumen in 2010 auf Rang 7 der Förderbereiche (BMZ 2013a). Für den Waldund Biodiversitätsschutz incl. REDD+ wurden in 2011 immerhin 346 Mio. € ausgegeben (BMZ 2013b).
24
Telefonisches Gespräch mit und E-Mail von Lütke-Entrup, S., Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchtung e. V. (GFP). Bonn. E-Mail vom 9.9.2013. Telefonisches Gespräch vom 10.9.2013.
56
Ab 2013 sind 500 Millionen Euro jährlich zusätzlich für die Unterstützung von Entwicklungs- und
Schwellenländern bei der Umsetzung der Konventionsziele einschließlich des Schutzes der biologischen Vielfalt im Wald vorgesehen. Derzeit arbeitet das BMZ mit 44 Partnerländern im Bereich Waldschutz zusammen. Für Projekte, die im Kern auf den REDD-Mechanismus (Reduktion von Emissionen
aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern) abzielen, belaufen sich Deutschlands bilaterale Zusagen bis 2010 auf 117 Millionen Euro. Darüber hinaus werden derzeit Projekte mit einem Gesamtvolumen von 1,524 Milliarden Euro umgesetzt, deren Hauptziel der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern ist (BMZ 2014 b).
Als Akteure spielen eine Reihe von Universitäten und Forschungseinrichtungen eine Rolle (z. B. die
Waldbauspezialisten der Universitäten Göttingen und Freiburg sowie das Thünen Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie). Die GIZ führt vielfältige Projekte durch und koordiniert
den Facharbeitskreis Waldwirtschaft von 13 deutschen Consultingfirmen mit Schwerpunkt Entwicklungszusammenarbeit in der Waldwirtschaft (GIZ 2014). Weiter ist eine Reihe von öffentlichen und
privaten Akteuren in Beratungsprojekten aktiv. Eine systematische Koordination oder auch nur eine
dauerhafte Kooperation nach dem Vorbild der Wasserwirtschaft gibt es jedoch nicht25.
3.2.2.2 Akteure der Forstwirtschaft
BMUB: Programm zur Energetischen Biomassenutzung (Schwerpunkte auf Technologieanpassung)
Der Sektor nachhaltige Forstwirtschaft berührt mehrere Aspekte – die der klimafreundlichen Landnutzung sowie der stofflichen und energetischen Nutzung von Wäldern, insbesondere in der Energiegewinnung aus Biomasse. Im Rahmen des BMUB-Programms zur Energetischen Biomassenutzung
(PEB) wurden in mehreren Projekten in Russland und Osteuropa Projekte zum Wissenstransfer und
Capacity Building, teilweise auch in den Bereichen Technologietransfer (z. B. von Biogasanlagen), für
die nachhaltige energetische Nutzung von Biomasse (sowohl land- und forstwirtschaftlichen Ursprungs) umgesetzt (BMU 2012).
GIZ: Internationale Waldpolitik (Schwerpunkte auf Politikentwicklung und Technologieanpassung)
Das Vorhaben Internationale Waldpolitik (IWP) der GIZ arbeitet im Auftrag verschiedener Bundesministerien (BMZ, BMUB, BMEL) mit dem Ziel die Bedeutung von Wäldern für Entwicklung, für Klima
und Biodiversität zu unterstreichen und nachhaltige Nutzungsformen international zu stärken. Zentrale Themen sind die nachhaltige Waldwirtschaft, welche Ziele der Armutsbekämpfung und des Klimaschutzes zusammenbringt als auch die Anerkennung der Ökosystemdienstleistungen von Wäldern
für den Klimaschutz und deren internationale Finanzierung im Rahmen des REDD-Mechanismus
(Reducing emissions from deforestation and forest degradation).
3.2.2.3 Bestehende Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Das Feld Agroforestry wird im Kontext der Landnutzung in 23 % der TNA priorisiert (UNFCCC 2013).
Anpassungsbedarfe in der Forstwirtschaft äußern im zweiten Synthesebericht 55 % der Länder
25
Telefonisches Gespräch mit Krug, Joachim, Deutscher Forstverein vom 14.1.2014.
57
(UNFCCC: 2009). Dabei stehen die Themen Rehabilitation (Sanierung) der Wälder sowie Verbesserung (Melioration) oben auf der Agenda. Im Detail nennt der Bericht (a.a.O.: 27) die Themen
Agroforestry, Wiederaufforstung, schnell wachsende Gehölze sowie Frühwarnsysteme für Waldbrände. Forstmanagement mit einem ökosystemaren Ansatz wird benötigt. Auch eine Zunahme der Biologischen Vielfalt – auch der Baumarten – wird als Priorität dokumentiert.
Der Klimaanpassung erfordert in der Waldwirtschaft z. B. schnell wachsende, hitzetolerante Gehölze,
Beratung zu klimatoleranter Waldwirtschaft und zu Systemen der Agroforestry.
3.2.2.4 Fazit
Die Forstwirtschaft wie auch die Systeme der Agroforestry sind einer der Schwerpunkte des Klimaschutzes wie der Klimaanpassung. 25 % der deutschen Entwicklungshilfe im Klimakontext fließen in
den Wald- und Biodiversitätsschutz incl. REDD+. Eine Anbieterliste wird daher erarbeitet.
3.2.3
Wettermesstechnik und Klimasimulation
Der Sektor wird intergiert in das Kapitel 4 „Klimaforschung und Wetterbeobachtungsaktivitäten“
behandelt.
3.2.4
Resiliente Energieinfrastrukturen
Während die Errichtung von effizienten thermischen Kraftwerken der Mitigation zuzurechnen ist,
gibt es auch eine Reihe von Maßnahmen der Klimaanpassung thermischer Kraftwerke. Hierzu gehört
z. B. die Umstellung von Fließwasserkühlung auf die Kühlung mittels Kühlturm, durch die erheblich
Wasser eingespart werden kann. Auch durch Maßnahmen im Kühlwasserkreislauf lässt ich der Kühlwasserverbrauch reduzieren, wie im Rahmen des Klimzug-Projektes dynaklim herausgearbeitet wurde (Dördelmann 2013). Auch verschiedene Technologien der Abwärmenutzung, z. B. um damit eine
Wasserentsalzungsanlage zu betrieben, sind der Klimaanpassung zuzurechnen26.
Hinweise auf spezielle Angebote von Strommasten, die z. B. besonders sturmsicher sein sollen, wurden nicht gefunden.
Auch eine Erhöhung der Resilienz der Versorgung durch den Bau von Stromspeichern ist zwar theoretisch denkbar, jedoch befinden sich geeignete Stromspeicher noch im F&E Stadium.
3.2.4.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Der globale Markt für thermische Kraftwerke wurde von der IEA in 2008 noch auf zwei Billionen Dollar in der Periode von 2007 bis 2015 geschätzt (IEA zitiert nach Scottish Enterprise 2009). In 2015
wurde eine Erzeugung von etwa 9.000 TWh aus fossilen, thermischen Kraftwerken erwartet (a.a.O.).
Klimaanpassungsinvestitionen bestehen dabei in Veränderungen oder Ergänzungen der existierenden Technologien. Der Markt für Anpassungsmaßnahmen dürfte daher zwar nicht unbedeutend,
aber dennoch mindestens eine Größenordnung kleiner sein als der Kraftwerksmarkt selbst. In den
26
Telefonisches Gespräch mit Jeschke, R., Hitachi Power Europe GmbH vom 7.11.2013.
58
Bereichen Energieerzeugung und -versorgung wurden 2010 offizielle Entwicklungshilfemittel in Höhe
von 1.044 Mio. € verausgabt (BMZ 2013), der zweitgrößte sektorbezogene Posten nach der Bildung.
Mit Siemens Power gehört ein deutscher Anbieter zu den größten 12 Anbietern von Kraftwerkstechnologie weltweit (Scottish Enterprise 2009).
3.2.4.2 Bestehende Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Das Thema Energie wird in den TNAs unter Adaption nicht genannt.
3.2.4.3 Fazit
Die den resilienten Energieinfrastrukturen zuzurechnenden Technologien sind anteilig Teil der klimaangepassten Wasserwirtschaft (z. B. abwärmegetriebene Entsalzungsanlagen), teils sind sie Teil des
Portfolios der großen, international hervorragend vertretenen großen Anbieter thermischer Kraftwerke, zu denen mit Siemens mindestens ein großes deutsches Unternehmen gehört.
Eine Vertiefung dieses Sektors und die Ausarbeitung einer Anbieterliste scheint unter Reflektion des
geringen Stellenwertes in den TNAs im Kontext der Klimaanpassung auch deshalb nicht prioritär zu
sein, weil der Energiewirtschaft im Kontext des Klimaschutzes die insgesamt höchste Bedeutung zukommt und die Angebote im Kontext Klimaanpassung letztlich von den gleichen Anbietern kommen,
die auch in den Anbieterlisten zum Klimaschutz enthalten sein werden.
3.2.5
Wasserwirtschaft
Die Wasserwirtschaft ist aufgrund ihrer hohen Abhängigkeit von Wetter und Klima intensiv vom Klimawandel betroffen und wird dementsprechend in den TNAs sehr hoch priorisiert.
Zum Sektor Wasserwirtschaft gehören die Bedarfsfelder Wassergewinnung, Wassereffizienz, Abwasserbehandlung, Integriertes Wasserressourcenmanagement und Grauwassersysteme.
Als Produkte werden z. B. regenerativ angetriebene Entsalzungsanlagen, Water Harvesting Technologien, Wasserrecyclinganlagen, elektronische Überwachung von Leitungssystemen zur Vermeidung
von Leckagen, Kläranlagen, Hochwasserrückhaltebecken, Wasserspeicherung und Grauwassersysteme angeboten.
Dienstleistungen betreffen z. B. Wassereinzugsgebietsplanung, integriertes Wasserressourcenmanagement oder Wasserrecyclingkonzepte.
Eine getrennte Bewertung nach Bedarfsfeldern erfolgt im Sektor Wasserwirtschaft nicht, da sich die
zum Sektor gehörigen und an Export in Entwicklungs- und Schwellenländer interessierten Anbieter
bereits Bedarfsfeldübergreifend in der German Water Partnership zusammengeschlossen haben.
Bedarfsfeldübergreifend gibt es damit eine Organisation, die als zentraler Ansprechpartner und anbieterunabhängig fungiert.
59
3.2.5.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Roland Berger erwartet einen Anstieg des Weltmarktes für nachhaltige Wasserwirtschaft von
495 Mrd. € in 2011 auf 897 Mrd. € in 2015 (BMUB 2012a). Damit gehört der Markt zu den größten
potentiellen Exportmärkten, die im Rahmen der TNAs behandelt werden. In den Bereichen Wasser
und Abwasser (gemeinsam ausgewiesen mit Abfallentsorgung) wurden 2010 offizielle Entwicklungshilfemittel in Höhe von 449 Mio. € verausgabt (BMZ 2013a), der fünftgrößte sektorbezogene Posten.
Die deutsche Wasserwirtschaft zählt zu den leistungsstarken und international wettbewerbsfähigen
Branchen. Der deutsche Wassersektor profitiert von 150 Jahren Erfahrung in Technologie, Anwendung und Management. Expertise "Made in Germany". Wirtschaftlich stark sind deutsche Anbieter in
der Wasseraufbereitung und der Abwasserbehandlung27. Der deutsche Weltmarktanteil in der Wasserwirtschaft wird von Roland Berger auf ca. 10 % veranschlagt (BMUB 2012a, 32).
3.2.5.2 Akteure der Wasserwirtschaft
Der im Technologietransfer rund um das Thema Wasser dominierende Akteur ist die German Water
Partnership. Die German Water Partnership (GWP) ist ein Netzwerk aus über 350 privaten und öffentlichen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und fünf zuständigen Bundesministerien (AA,
BMWi, BMUB, BMBF, BMZ), welches als zentraler Ansprechpartner für den Wassersektor fungiert.
Die GWP hat 350 Mitglieder aus allen Bereichen der Wasserwirtschaft. Stark vertreten sind Komponentenhersteller (34 % der Mitglieder), Ingenieurbüros (31 %) und wissenschaftliche Institutionen
(14 %).
Die Ziele von GWP bestehen darin, die Qualität der deutschen Wasserwirtschaft international bekannt zu machen, eine zentrale Anlaufstelle bereitzustellen sowie eine enge Zusammenarbeit von
Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in der Wasserwirtschaft zu erreichen. Die GWP dient als Kontaktstelle für Akteure aus dem Ausland sowie zur internen Koordinierung und Kommunikation zwischen deutschen Akteuren aus Wirtschaft und Forschung. Von besonderer Bedeutung für die internationale Zusammenarbeit in der Wasserwirtschaft sind die Arbeitskreise zu Capacity Building und Finanzierung von Projekten sowie die Zusammenarbeit in der Entwicklungszusammenarbeit mit dem
BMZ und dessen Durchführungsorganisationen.
In der Finanzierung von Projekten und Technologietransfers werden die GWP-Mitglieder dabei insbesondere von der KfW in Form von Trainingsworkshops als auch in konkreten Projekten unterstützt;
Maßnahmen des Capacity Buildings werden insbesondere durch die GIZ-Büros vor Ort durchgeführt.
Die einzelnen Länderforen der GWP bieten Informationen über die Kontaktstellen zu relevanten Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen im jeweiligen Zielland, zu aktuellen Projekten und zu Ausschreibungen im Wassersektor des jeweiligen Landes.28
27
Telefonisches Gespräch mit Matthias, H.-D., Verband beratender Ingenieure (VBI). Ausschuss Wasserwirt-
schaft vom 2.10.2013.
Eine Übersicht zu den Länder- (und Regional-)foren gibt die Webseite der GWP: http://members.
germanwaterpartnership.de/gewp-allgemein/laenderforen/ (Abruf Juli 2014)
28
60
Die Dachmarke GWP hat für den langfristigen Aufbau von Vertrauen auf der Basis stabiler persönlicher Beziehungen eine zentrale Bedeutung. Sie vermittelt Glaubwürdigkeit und Kontinuität auf einer
Ebene oberhalb einzelner Unternehmensrepräsentanten Auch werden in den Zielländern lokale
Partner eingebunden, um die Unsicherheiten der lokalen Konditionen reduzieren.
Im Technologietransferprozess zielt GWP auf das Ausgleichen einer Reihe von Schwächen, die einzelne Unternehmen besonders im Export in Entwicklungs- und Schwellenländer haben: statt kurzfristiger und projektbezogener Planungen wird der Aufbau langfristiger Kontakte möglich, sprachliche und
kulturelle Barrieren werden durch bessere Landeskenntnis niedriger und das gemeinsame Agieren
macht es möglich, integrierte und lokal zugeschnittene Lösungen anzubieten. Dafür sind interdisziplinäre und sektorübergreifende Teams von Bedeutung.
Wichtig sind der Informationsaustausch und regelmäßige Treffen sowie gemeinsame Prospekte, Angebote und Projekte. Aber auch das Capacity Building in den Zielländern ist wichtig. Durch Partnerschaften auf Sektorbasis werden Trainings- und Ausbildungsaktivitäten initiiert, die sicherstellen,
dass gut ausgebildetes Personal für die hochentwickelte deutsche Technik zur Verfügung steht. Die
so entstehenden Kontakte sind aber auch für die weitere Geschäftsanbahnung wichtig.
Fallbeispiel Deutsch-Arabisches Wassernetzwerk
Zur Unterstützung einer Vielzahl einzelner Technologietransfermaßnahmen im Wassersektor
zwischen arabischen Partnern und Mitgliedern der GWP als auch Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, wurde im Jahr 2011 das Deutsch-Arabische Wassernetzwerk. Das Netzwerk
wurde von der GIZ initiiert und dessen Mitglieder sind Wasserversorger, einzelne Unternehmen, Handelskammern und Unternehmensverbände (wie z. B. die GWP) als auch wissenschaftliche Forschungspartner aus Deutschland und den Staaten der MENA-Region. Es zielt darauf ab
durch gezielte Entwicklungsprojekte, den Transfer von Technologien und Know-how aus
Deutschland in die Länder der MENA-Region Wasser- und Abwasserprobleme zu lösen. Die
Aktivitäten der Initiative entstammen dabei ursprünglich dem entwicklungspolitischen Kontext
von Projekten zum Aufbau von Wasser- und Abwasserinfrastrukturen, die mit privatwirtschaftlichen Akteuren aus Deutschland und den MENA-Ländern durchgeführt werden. Die Arbeit des
Netzwerks illustriert dabei die verschiedenen Barrieren für den Transfer von Technologien. So
sind deutsche Wassertechnologien beispielsweise ungenügend an die spezifischen Bedürfnisse
der Region angepasst und vergleichsweise (zu) teuer (Collectiv Leadership Institute 2014). Der
Bedarf an Capacity Building Maßnahmen wird dabei insbesondere durch die GIZ unterstützt,
die einen Stakeholderdialog und Partnerschaften zwischen deutschen und arabischen Akteuren (aus Privatwirtschaft, NGOs, öffentlichen Verwaltungen, etc.) zu diesem Zweck etabliert
hat.
3.2.5.3 Bestehende Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Besonders neue Methoden der Wassergewinnung (Rainwater Harvesting, Water Catchments) werden in über 50 % der TNAs als bedarf genannt. Aber auch Klimamonitoring (30 %) zur Regenvorhersage ist von Bedeutung. Die deutschen Angebote haben jedoch ihre Schwerpunkte eher bei Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung (UNFCCC 2013).
61
3.2.5.4 Fazit
Alle Bedarfsfelder sind für die weitere Analyse relevant. Mit Blick auf die bereits vorhandene, bedarfsfeldübergreifend Organisation des German Water Partnership ist eine getrennte Analyse der
Bedarfsfelder nicht erforderlich.
3.2.6
Hoch- und Tiefbau, Küstenschutz und Hafenbau
Die Sektoren des Hoch- und Tiefbaus sind in die beiden Bedarfsfelder Architektur und Bauplanung
einerseits und Bauausführung andererseits zu trennen.
Der Hochbau umfasst alle Arten von Wohn- und Nichtwohngebäuden. Der Tiefbau, soweit er im Kontext Klimaanpassung von Belang ist, umfasst im Wesentlichen den Bau von Infrastruktureinrichtungen, also Straßen, Eisenbahnstrecken und Flughäfen. Küsten- und Hochwasserschutzbauten gehören
zum Wasserbau und umfassen Planung und Bau von „harten“ Deichen, Schleusen, Sielen, Sperrwerken sowie die Planung von weichen Maßnahmen wie Überflutungsflächen. Der Hafenbau umfasst
den Bau von Häfen.
Planerische Leistungen werden durch beratende Ingenieure in den Feldern Hochbau und Verkehrsbau, Küsten- und Hochwasserschutz und Hafenbau erbracht29. Zu den Ingenieurdienstleistungen
gehört darüber hinaus die Bauüberwachung.
Die Bauausführung wird im Regelfall durch jeweils am Ort bzw. im Land des Bauvorhabens angesiedelte Bauunternehmungen erbracht. Nur bei sehr großen Objekten mit Ausschreibungswerten jenseits der 20 Mio. € oder im Kontext von Bauvorhaben, die Spezialqualifikationen erfordern, lohnt sich
u. U. die Ausführung eines Bauvorhabens auch durch ein ausländisches Bauunternehmen.
3.2.6.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Allein in Europa (EU 27), den USA und Japan erzielte die Bauindustrie 2012 einen Umsatz von ca. 2,6
Billionen € (Hauptverband der deutschen Bauindustrie 2013). Der Weltmarkt gehört damit mit Sicherheit zu den ganz großen Märkten.
Rund 100.800 deutsche Unternehmen arbeiteten mit über 500.000 Angestellten als Architektur- und
Ingenieurbüros bzw. in der technischen, physikalischen und chemischen Untersuchung. Diese Unternehmen erwirtschafteten im Jahr 2010 einen Gesamtumsatz von knapp 54,0 Mrd. € (Destatis 2012).
Die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen trug 16,4 %
des Außenhandelsvolumens im Bereich außerhalb der EU bei.
Die Ausführung von Planungsarbeiten erfolgt aber nicht nur durch spezialisierte Planungsbüros. Auch
große Betreiber von Hafenanlagen, Flughäfen u. a.m. bieten ihre Kenntnisse immer öfter auf dem
29
Telefonisches Gespräch mit von Berchem, S., Verband beratender Ingenieure (VBI). Berlin vom 30.9.2013.
Telefonisches Gespräch mit Götschenberg, A., Hafentechnische Gesellschaft, Ausschuss für Verfahrens- und
Messtechnik im Küsteningenieurwesen. Wilhelmshaven vom 20.10.2013.
62
internationalen Markt an30. So führt z. B. der Hafenbetreiber Bremenports eine ganze Reihe internationaler Projekte durch31. Fraport betreibt in Afrika, Asien und Südamerika 8 weitere Airports32. Die
großen Betreiber sind damit in eine Position gerückt, ihre Kompetenzen auch im internationalen
Markt und besonders im Bereich der Infrastrukturen anzubieten.
Nur sehr große Unternehmen der Bauindustrie sind international ausführend aktiv, meist nur bei
Auftragsvolumina oberhalb von 20 Mio. €. Hierzu gehören z. B. Hochtief AG, Bilfinger SE, Strabag AG,
Max Bögl Baunternehmung GmbH & Co KG, Bauer Spezialtiefbau AG33.
3.2.6.2 Bestehende Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
In den TNAs werden in 32 % der nationalen Dokumente die Bereiche „infrastructure and settlement
including costal zones“ als prioritär benannt. Die meisten genannten Technologien betrafen hier den
Küstenschutz mit sowohl harten wie auch weichen Methoden. Am häufigsten genannt wurden hier
das Management von Feuchtgebieten (wetland restoration), die Rückgewinnung von Stränden
(beach reclamation), aber auch Frühwarnsysteme vor Hochfluten. Weder im 2. noch im 3. Synthesis
Report (UNFCCC 2009 und 2013) werden jedoch Bauleistungen des Hoch- und Tiefbaus einschließlich
Verkehrsinfrastrukturen angesprochen.
3.2.6.3 Akteure im Hoch- und Tiefbau, Küstenschutz und Hafenbau
BMVI & BMUB
Das BMVI und BMUB (als Nachfolger des ehemaligen Bundesministeriums für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung) und dessen nachgeordnete Behörden fördern eine Vielzahl von Projekten zur Anpassung von Infrastrukturen an Bedingungen des Klimawandels im europäischen Kontext34. Die Website www.klima-und-raum.org dient mit seiner Projektdatenbank der engeren Vernetzung von Forschungsprojekten und Praxis im Bereich der Klimaanpassung und Raumplanung. Die bisherige Forschung und das aktuelle Arbeitsprogramm sind dabei aber stark auf den deutschen Kontext ausgerichtet und Projekte mit Partnern in Schwellen- und Entwicklungsländern sind (bisher) dabei die Ausnahme.
30
Persönliches Gespräch mit Nibbe, J., Hochschule Bremen / Projekt Nordwest 2050 – Hafensektor vom
9.1.2014.
31
Vgl. www.bremenports.de/unternehmen/unsere-kompetenzen/internationale-projekte#project_1 (Abruf Juli
2014)
32
Vgl. www.fraport.de/de/konzern/fraport-weltweit/flughaefen.html (Abruf Juli 2014)
33
Telefonisches Gespräch mit Kehlenbach, F., Hauptverband der Bauindustrie e. V. (HDB). Berlin vom
30.09.2013.
34
Die Aktivitäten dienen vor allem der Umsetzung der deutschen Klimaanpassungsstrategie. Ansätze zum Ca-
pacity Building – wie das, im Projekt Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel entwickelte, Methodenhandbuch zur regionalen Klimafolgenbewertung in der räumlichen Planung könnten wichtige Ansatzpunkte für
Kooperationen mit Entwicklungs- und Schwellenländern bieten (siehe BMVI, 2013). Aufgrund der Neuordnung
der Ministerien sind die Zuständigkeiten in diesem Bereich jetzt auf BMVI und BMUB verteilt.
63
Verweis auf andere Abschnitte:
Das in Abschnitt 3.1.2.2 beschriebene BMBF-Projekt Future Megacities illustriert eine Vielzahl von
Herausforderungen für den Sektor – begonnen bei der Raumnutzungsplanung, der Identifizierung
von besonders vom Klimawandel gefährdeten Gebieten, hin zur Anpassung von Energie- und Verkehrsinfrastrukturen.
3.2.6.4 Fazit
Zwar ist die wirtschaftliche Bedeutung der Bauwirtschaft ausgesprochen groß, im weltweiten Exportgeschäft spielt das Baugewerbe selbst jedoch kaum eine Rolle. Gerade einmal 0,1 % des deutschen
Außenhandelsvolumens im Bereich außerhalb der EU trägt das Baugewerbe bei. Von Bedeutung ist
daher eher die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen,
also Architektur und Bauplanung, bei denen die entsprechende Kennzahl 16,4 % beträgt.
Es erscheint von daher zweckmäßig, das Bedarfsfeld der Architektur, Bauplanung, Verkehrswegeplanung sowie Planungsleistungen im Küsten- und Hochwasserschutz wie auch im Hafenbau vertieft zu
analysieren. Als Anbieter sind in diesem Kontext aber nicht nur die spezialisierten Planungsbüros,
sondern auch die Technikabteilungen der großen und im internationalen Markt aktiven Betreiber
infrastruktureller Großanlagen zu berücksichtigen35.
3.2.7
Ausfallsichere Informations- und Kommunikationsnetze
Zu den Kommunikationsnetzen gehören einerseits die Fest- und Mobilfunknetze, andererseits die
Vermittlungszentralen und Knotenpunkte sowie für alle Dienste des Internets die Rechenzentren.
Die Informations- und Kommunikationstechnik ist mindestens in dreifacher Hinsicht vom Klimawandel betroffen:
Zum einen ist das Kühlen von Rechenzentren auf die nötige Betriebstemperatur notwendig, um
die Arbeitsfähigkeit der Rechnersysteme zu gewährleisten. Je nach Rechnertechnologie und unternehmensinternen Anforderungen werden daher in den Innenräumen von Rechenzentren Zulufttemperaturen zwischen 18 C und 36 °C angestrebt. Auch die Batterien der unabhängigen Stromversorgung und Speichersysteme sind zu kühlen. Mit steigender Umgebungstemperatur wird der nötige Kühlaufwand höher, womit die Kühlung von Rechenzentren letztlich vom Klimawandel beeinflusst wird. Auch die Mobilfunkbranche ist indirekt stark vom Klimawandel betroffen, da die Stromkosten den größten Kostenfaktor ausmachen. Es wird daher versucht, möglichst viel Energie zu sparen, z. B. indem Technik so im Gebäude angeordnet wird, dass möglichst
auf Klimaanlagen verzichtet werden kann.
Mobilfunkmasten stehen immer an erhöhten Positionen und sind daher Wind und Wetter ausgesetzt. Zunehmende Windstärken und Extremstürme können daher ihre Funktion gefährden.
35
Persönliches Gespräch mit Nibbe, J., Hochschule Bremen / Projekt Nordwest 2050 – Hafensektor vom
9.1.2014.
64
Je nachdem wo sich Vermittlungszentralen, Knotenpunkte und Rechenzentren befinden können
sie von Hochwasser oder in Küstennähe von Sturmfluten betroffen sein.
Diese Betrachtungsweise ist jedoch in gewisser Weise nur Theorie. Die IT zeigt von allen Wirtschaftssektoren die höchste Innovationsgeschwindigkeit. Da diese Innovationsgeschwindigkeit
im Vergleich zu den Effekten des Klimawandels vergleichsweise schnell ist, ist der aus der obigen
Aufzählung abzuleitende Befund zu relativieren:
Durch Fortschritte in der Rechnertechnologie wird die Widerstandsfähigkeit der Rechneranlagen
gegen hohe Temperaturen rasch besser. Noch vor 15 Jahren wurde kaum ein Rechenzentrum mit
Zulufttemperaturen über 20 °C betrieben. Heute sind bei neu eingerichteten Großrechenzentren
bereits Zulufttemperaturen von über 30 °C nicht mehr ungewöhnlich. Einige Komponentenhersteller arbeiten seit Jahren an wassergekühlten Prozessoren, mit denen dann eine Kühlwassertemperatur von deutlich über 40 °C extern gekühlt werden müsste. Da diese Entwicklung weit
schneller abläuft als der Klimawandel, dürfte sich dessen Auswirkung auf Kühltechnologien praktisch nicht zeigen.
Starkwindereignisse sind extrem stochastisch und können einzeln kaum vorhergesagt oder auch
nur einzeln mit dem Klimawandel erklärt werden. Die Frage, wie starkwindresistent ein Mobilfunkmast ist, dürfte daher auch in Zukunft im Wesentlichen von einer Abwägung von Kosten und
statistischen Windrisiko beantwortet werden. Da aber Mobilfunkmasten für sehr lange Lebensdauern gebaut werden, sind dabei u. U. auch langfristige Prognosen höherer Windstärken zu berücksichtigen. Die Nutzungsdauer von Mobilfunkantennen ist – schon aufgrund sich schnell wandelnder Funkstandards - im Vergleich kürzer, so dass langfristige Prognosen hier eine eher geringe Rolle spielen dürften.
Hochwasser- und Flutrisiken sind keine neuen Erscheinungen. Sie werden daher auch bei der
Standortplanung von Rechenzentren, Vermittlungszentralen und Knotenpunkte bereits häufig
berücksichtigt. Selbstverständlich wäre eine verbesserte Stadt- oder Regionalplanung hilfreich,
die überflutungsgefährdeten Gebiete eindeutig ausweist und so den Planern von Vermittlungszentralen, Knotenpunkte und Rechenzentren mehr Möglichkeiten gibt, gefährdete Standorte zu
vermeiden. Neben der Standortwahl ist aber eine Veränderung der Informations- und Kommunikationstechnik selbst auch in diesem Problemkontext nicht absehbar.
In keinem der drei Problembereiche können daher zusätzliche Produkte oder Dienstleistungen identifiziert werden, die sich explizit aufgrund des Klimawandels ändern.
3.2.7.1 Fazit
Vor diesem Hintergrund erübrigen sich die Vertiefung des Sektors und die Ausarbeitung einer Anbieterliste.
3.2.8
Finanzwirtschaft mit Fokus Rückversicherungen
Im Kontext des Klimawandels ist die Finanzwirtschaft an zwei Stellen involviert. Zum einen sind die
Aktivitäten zur Minderung zur Anpassung zu finanzieren. Hierzu existiert eine große Zahl internationaler Finanzinstitutionen, mit denen zusammen auch der private Bankensektor Finanzierungen mög65
lich macht. Da die Finanzinstitutionen und Banken aber ihrerseits einen wichtigen Platz im Technologietransfermechanismus haben macht es nur wenig Sinn, den Subsektor der Banken an dieser Stelle
zu vertiefen.
Zum anderen sind aufgrund des Klimawandels auch eine höhere Zahl von Extremwetterereignissen
und Naturkatastrophen zu erwarten. Starkwind, Starkregen, Überschwemmungen und Trockenheit
führen in vielen Regionen der Welt (vgl. die folgenden beiden Abbildungen) zu hohen Schäden, die
einzelne Versicherungen stark fordern, teilweise überfordern. Zur Abfederung solcher Großschäden
betreibt die Versicherungswirtschaft das System der Rückversicherungen, über die sich einzelne Versicherungen ihrerseits absichern können. Nur hier, im Bereich der Rückversicherungen, ist die deutsche Versicherungswirtschaft stark involviert, weshalb an dieser Stelle Versicherungsprodukte für
Endkunden nicht vertieft werden.
Abbildung 9: Globale Verteilung von Naturkatastrophen
Quelle: International Association of Insurance Supervisors 2010, 19
66
Abbildung 10: Waldbrände, Hitzewellen und Trockenheiten
Quelle: International Association of Insurance Supervisors 2010, 22
Während Versicherungsgesellschaften teilweise komplizierte Zulassungsverfahren in den einzelnen
Ländern durchlaufen müssen, ist der Rückversicherungsmarkt international und leichter zugänglich36.
Die größte deutsche Versicherungsgesellschaft Allianz gibt auf ihrer Website (www.allianz.com) an,
dass sie in knapp 80 Ländern aktiv ist. Die größten beiden deutschen Rückversicherer Münchener
Rück (www.munichre.com) bietet ihre Leistungen dagegen in 160 Ländern an, die Hannover Rück in
150 (www.hannover-rueck.de).
3.2.8.1 Wirtschaftliche Bedeutung und Akteure des Sektors
Allein die größten 10 Rückversicherer weltweit setzen Bruttoprämien in der Größenordnung von 130
Mrd. US $ um (Burns 2011). Sie haben eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, da sie im Katastrophenfall das Kapital für den jeweiligen Wiederaufbau bereitstellen.
Die deutschen Rückversicherer haben weltweit die größte Bedeutung. Die Munich Re ist mit über 31
Mrd. US $ der größte Rückversicherer weltweit, die Hannover Rück liegt mit 15 Mrd. US $ auf Platz
drei, die Allianz Re mit knapp 6 Mrd. US 4 auf Platz 8. Zusammen stehen die drei für 40 % der gebuchten Nettoprämie der größten 10 (Carrie 2011).
36
Telefonisches Gespräch mit Braun, H., Hannover Rück. Hannover vom 4.10.2013. Telefonisches Gespräch mit
Hahn, A., Gesamtverband der Versicherungswirtschaft e. V. (GDV). Berlin vom 25.9.2013.
67
3.2.8.2 Bestehende Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Weder Banken noch Versicherungsleistungen werden im 2. und 3. Synthesebericht als Bedarf genannt (UNFCCC 2009 und 2013).
3.2.8.3 Fazit
Die deutschen Rückversicherer sind von hoher Bedeutung für die Absicherung von Großschäden, die
aufgrund des Klimawandels eintreten. Ihre wirtschaftlichen Aktivitäten erstrecken sich auf 80 % aller
Länder. Das weltweite Vertriebsnetz stellt insoweit schon heute dieses Leistungsangebot fast flächendeckend sicher. Banken und Versicherungen sind dagegen weniger „globalisierte“ Sektoren.
Da keine Angebote von Banken, Versicherungen und Rückversicherungen in den TNAs als Bedarf
priorisiert werden und im einzigen globalen Markt, der eine konkrete Bedeutung im Kontext der Klimaanpassung hat, bereits weltweite Strukturen mit deutschen Marktführern existieren ist es innerhalb des Finanzsektors ausreichend, das Feld der Rückversicherer zu vertiefen.
3.2.9
Katastrophenschutz
Menschen können sich nicht vor allen denkbaren Katastrophen selbst schützen. Sie benötigen Hilfe,
Rettung und Unterstützung bei schweren Unglücksfällen, Naturkatastrophen und allen Gefahren, die
mit eigenen Selbsthilfemaßnahmen nicht mehr bewältigt werden können. Zum Katastrophenschutz
zählen die Bereiche Brandschutz, ABC-Schutz (Schutz gegen atomare, biologische und chemische
Gefahren) und das Sanitätswesen (BBK 2014). Auch Rettungs- und Hilfsmaßnahmen nach Naturkatastrophen werden dem Katastrophenschutz zugerechnet. Wesentliche Aufgaben des Katastrophenschutzes sind:
die Entwicklung und Beschaffung der ergänzenden Ausstattung (zum Beispiel ABCErkundungsfahrzeuge, Fahrzeuge für den Verletztentransport und zur Dekontamination von Personen),
die Entwicklung von Ausbildungsinhalten für den Bereich des Zivilschutzes sowie
die ergänzende Ausbildung von Führungskräften und Ausbildern des Katastrophenschutzes im
Rahmen ihrer Zivilschutzaufgaben (BBK 2013).
Bei begrenzten Einsätzen werden lokale und nationale Einsatzkräfte eingesetzt. Im Falle von großen
Katastrophen wie Überschwemmungen, Stürmen oder Erdbeben werden internationale Hilfsnetzwerke aktiv.
Im Kontext des Technologietransfers ist daher von Bedeutung, Entwicklungs- und Schwellenländern
beim Aufbau von lokalen und nationalen Einsatzkräften sowohl hinsichtlich der Beschaffung der Ausrüstung sowie bei der Ausbildung der Einsatzkräfte zu unterstützen.
68
3.2.9.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Über die Märkte für Ausrüstung und Ausbildung im Katastrophenschutz liegen keine Informationen
vor. Dennoch ist eine Reihe von Aktivitäten deutscher Organisationen in der internationalen Katastrophenhilfe bekannt:
Als Governmental Organisation ist das Technische Hilfswerk (THW) mit 12 Beschäftigten in der Auslandsabteilung auch international aktiv. Das THW ist dabei eine weisungsgebundene Organisation
des BMI37. Die THW-Bundesschule ist eine treibende Kraft bei der Durchführung und Unterstützung
internationaler Lehrgänge. Von der ersten Erkundung nach Katastrophen über Logistik bis hin zur
Führungskräfteausbildung für internationale Teams reicht das Spektrum der UN-Lehrgänge an der
Bundesschule (www.thw.de).
Capacity Building zum Katastrophenschutz wird auch von der GIZ in diversen Projekten mit bearbeitet. Die GIZ leistet Ausbildung in den Bereichen Katastrophenschutz, Erste Hilfe sowie dem Such- und
Rettungswesen. Dazu gehört auch, dass Haushalte, Gemeinden und Schulen Katastrophenschutzpläne erstellen lernen und sich auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten (www.giz.de).
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von NGOs, wie z. B. Ingenieure ohne Grenzen, die für kleine Projekte entsprechende Beratung und Schulung durchführen und Hilfestellung bei der Wasser- und Elektrizitätsversorgung leisten (www.ingenieure-ohne-grenzen.org). Bei kommerziellen Beratern ist Katastrophenschutz eher kein Thema, obwohl auch durch Mitglieder des VBI bereits in Einzelfällen Projekte durchgeführt wurden38.
3.2.9.2 Bestehende Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Im dritten Synthesebericht wird als Bedarf nur auf „community-based early warning systems for natural disaster prevention“ hingewiesen (UNFCCC 2013). Im zweiten Synthesebericht (UNFCCC 2009)
äußerten etwa 30 % der Staaten den Bedarf, die Auswirkungen von Naturkatastrophen zu begrenzen.
3.2.9.3 Fazit
Katastrophenschutz wird im Rahmen des Technologietransfers sicherlich weiter Thema bleiben. Die
Marktgröße lässt sich nicht abschätzen, da einschlägige Untersuchungen oder Daten nicht gefunden
werden konnten. Der geringe Umfang von Aktivitäten (und damit zusammenhängenden Arbeitsplätzen) beim THW lässt jedoch auf einen recht kleinen Markt schließen. Ein Verzeichnis der wenigen
bekannten Anbieter von Unterstützungsleistungen lässt sich erstellen.
3.2.10 Gesundheit
Mit Blick auf die im zweiten Synthesebericht (UNFCCC 2009) vertieften Problembereiche des
Gesundheitssektors in Entwicklungs- und Schwellenländern, soweit sie durch den Klimawandel verschärft werden, sind hier drei Bereiche der Gesundheitsversorgung aufzuführen:
37
Telefonisches Gespräch mit Goxharay, P., Auslandsabteilung des THW vom 4.11.2013.
38
Telefonisches Gespräch mit von Berchem, S., Verband beratender Ingenieure (VBI). Berlin vom 30.9.2013.
69
Bekämpfung der Ausbreitung und Behandlung von durch Lebewesen übertragbare Krankheiten
(sogenannte vector borne deseases) wie Malaria,
Behandlung von durch Hitzestress ausgelösten Erkrankungen,
Verbesserung der lokalen Diagnosemöglichkeiten.
3.2.10.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Sowohl bei den durch Lebewesen übertragbare Krankheiten wie bei den Folgen von Hitzestress handelt es sich um sehr verbreitete Krankheiten. Nach Schätzungen der WHO (2010) erkranken weltweit
jährlich mehr als 225 Millionen Menschen an Malaria, ca. 780 000 Menschen sterben pro Jahr. 90 %
der Todesfälle treten in Afrika auf. Die Diagnose der Erkrankung wird anhand einer mikroskopischen
Untersuchung des Blutes (Blutausstrich und Dicker Tropfen) gestellt. Die einschlägigen Medikamente
sind als Generika von vielen Lieferanten auf der ganzen Welt verfügbar39. Nach Mitteilung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e. V.40 sind hierzu keine konkreten Bewertungen des
Marktanteils deutscher Unternehmen verfügbar. Mit Blick auf die Einschätzung der Herstellkosten ist
jedoch zu vermuten, dass dieser Marktanteil in Entwicklungs- und Schwellenländern eher klein sein
dürfte. Diese Einschätzung lässt sich auch aus der Beobachtung eines Tropenmediziners41 aus der
Erfahrung in Äthiopien bestätigen. Die Versorgung mit Insektennetzen hat sich in Afrika im letzten
Jahrzehnt bereits deutlich verbessert. Flexman et al. (2010) berichten: „In 1999, assuming that all
Insect treated bed nets (ITNs) are owned and used in populations at risk of malaria, mean coverage of
ITN ownership and use in children under 5 among populations at risk of malaria were 2.2 % and 1.5
%, respectively, and were uniformly low across all 44 countries. …. In 2008, coverage of ITN ownership
and use in children under 5 was 32.8 % (95 % uncertainty interval 31.4 % to 34.4 %) and 26.6 %
(22.3 % to 30.9 %). In 2008, four countries had ITN ownership coverage of 80 % or greater; six countries were between 60 % and 80 %; nine countries were between 40 % and 60 %.”
Weiter existiert also ein Markt für einige hundert Millionen Langzeit-Insektennetze jährlich, für die
zumindest ein deutsches Unternehmen (Bayer) Chemikalien für die Insekten abstoßende Ausrüstung
sowie auch langzeitimprägnierte Netze selbst zuliefert42.
Hinweise auf wesentliche deutsche Marktanteile an der Lieferung von Medikamenten gegen Auswirkungen des Hitzestress (Herz- und Kreislaufmedikamente) konnten nicht gefunden werden.
Einzelne Institute bieten auch Spezialdiagnostik an. So ist z. B. das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg, auf spezielle Labordiagnostik tropentypischer und anderer seltener Infektionen spezialisiert.
39
E-Mail von Schönherr, E. (2013): Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Hamburg vom 17.10.2013.
40
Telefonisches Gespräch mit Serrano, P., Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V vom 10. 1.2014.
41
Telefonisches Gespräch mit Andresen, H., Oberarzt am Krankenhaus Rothenburg/Wümme a.D., langjährige
Erfahrung in Äthiopien vom 4.11.2013.
42
E-Mail von Mc Beath, J., Bayer S.A.S. – Environmental Science, vom 14.1.2014.
70
3.2.10.2 Bestehende Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
Im dritten Synthesebericht (UNFCCC 2013) zu den TNAs wird zwar berichtet, dass 10 % der Länder
Bedarfe im Gesundheitswesen äußern, es wird aber nicht detailliert, worin diese Bedarfe bestehen.
Dies wurde in dem 2009 publizierten zweiten Synthesebericht deutlicher. Hier (UNFCCC 2009, 14f)
wird ausgeführt, dass 48,5 % der Länder über Bedarfe im Gesundheitswesen berichten. Dabei beziehen sich die am häufigsten genannten Technologien auf verbesserte Hygiene und eine verbesserte
Wasserversorgung, also nicht direkt auf den Gesundheitssektor. Innerhalb des engeren Gesundheitssektors werden verbesserte Diagnoseverfahren von 21 % der Länder, verbesserte Möglichkeiten zur
Bekämpfung von Moskitos und anderen Krankheiten übertragenden Insekten (19 %) sowie verbesserte Möglichkeiten zur Behandlung der Folgen von Hitzestress wie z. B. Herz- und Kreislaufkrankheiten (15 %) genannt.
3.2.10.3 Fazit
Die deutsche Wirtschaft ist im Kontext der Bekämpfung der Malaria sowie der Auswirkungen von
Hitzestress in Entwicklungs- und Schwellenländern in zwei Spezialfunktionen aktiv. Dies sind zum
einen Chemikalien zur langfristig wirksamen Ausrüstung von Insektennetzen und sonstigen Bekämpfung von Krankheiten übertragenden Insekten und zum anderen Dienstleistungen der Spezialdiagnostik. Ein Verzeichnis der wenigen bekannten Anbieter von Unterstützungsleistungen lässt sich erstellen.
3.2.11 Fazit Klimaanpassung
In den im Folgenden aufgeführten Bedarfsfeldern ist es aus Sicht der Analyse sinnvoll im Rahmen des
laufenden Projektes Steckbriefe zu erstellen, in denen Kerninformationen zur wirtschaftliche Bedeutung des Bedarfsfeldes, zur Markposition deutscher Anbieter im Bedarfsfeld sowie zur Priorität in
den TNAs zusammengestellt werden und die die wesentlichen Informationsquellen und die bekannten Anbieterverzeichnisse dokumentieren.
Tabelle 6: Erarbeitung von Anbieterlisten in den Bedarfsfeldern
Sektor
Klimaangepasste
Landwirtschaft
Bedarfsfeld/
Marktsegment
Ausarbeitung von Steckbrief/ Anbieterliste …
Pflanzenzucht
Eine hohe Priorität in
den TNAs gegeben ist
Bewässerung
Eine hohe Priorität in
den TNAs gegeben ist
Erosionsvermeidung
Eine hohe Priorität in
den TNAs gegeben ist
sinnvoll weil …
Tierhaltung
derzeit nicht erforderlich
weil …
Nur wenige Bedarfe
einem selektiven Angebot gegenüberstehen
Landwirtschaftliche Beratung
71
Eine hohe Priorität in
den TNAs gegeben ist
Klimaangepasste
Forstwirtschaft
Wettermesstechnik
und Klimasimulation
Resiliente Energieinfrastrukturen
Klimaangepasste Wasserwirtschaft
Forstwirtschaft
Eine hohe Priorität in
den TNAs gegeben ist
Meteorologische Messgeräte
Hoher Bedarf und ein
leistungsfähiges Angebot besteht
Wetterradar
Hoher Bedarf und ein
leistungsfähiges Angebot besteht
Klimasimulation
Hoher Bedarf und ein
leistungsfähiges Angebot besteht
Energiebereitstellung
Keine Bedarfe artikuliert
werden; wird tw. im
Abschnitt Klimaschutz
mit erfasst.
Energietransport
Keine Bedarfe artikuliert
werden; wird tw. im
Abschnitt Klimaschutz
mit erfasst.
Wassergewinnung
Hoher Bedarf und ein
leistungsfähiges Angebot besteht
Wassereffizienz
Hoher Bedarf und ein
leistungsfähiges Angebot besteht
Abwasserbehandlung
Hoher Bedarf und ein
leistungsfähiges Angebot besteht
Integriertes Wasserressourcenmanagement
Hoher Bedarf und ein
leistungsfähiges Angebot besteht
Architektur und Bauplanung
Hochbau
Bauausführung
Bauleistungen nur selten
in weit entfernten Ländern erbracht werden
Verkehrswegeplanung
ein leistungsfähiges
Angebot besteht
Verkehrswegebau
Ausfallsichere Verkehrsinfrastruktur
Bauleistungen nur selten
in weit entfernten Ländern erbracht werden
Planung von Hafenanlagen
ein leistungsfähiges
Angebot besteht
Bau von Hafenanlagen
Küsten- und Hochwas-
Bauleistungen nur selten
in weit entfernten Ländern erbracht werden
Planung von Küsten- und
Hoher Bedarf und ein
72
serschutz
Ausfallsichere Informations- und Kommunikationsnetze
Finanzwirtschaft
Hochwasserschutzbauten
leistungsfähiges Angebot besteht
Bau von Küsten- und Hochwasserschutzbauten
Bauleistungen nur selten
in weit entfernten Ländern erbracht werden
Rechenzentren
Keine Bedarfe artikuliert
werden
Kommunikationsnetze
Keine Bedarfe artikuliert
werden
Versicherungen (Rückversicherungen)
ein leistungsfähiges
Angebot besteht
Katastrophenschutz
Hoher Bedarf und ein
eingeschränktes Angebot besteht
Durch Lebewesen wie z. B.
Mücken übertragene Krankheiten
ein leistungsfähiges
Angebot besteht
Katastrophenvorsorge
Gesundheit
Hitzestress
Nur wenige Bedarfe
einem selektiven Angebot gegenüberstehen
Quelle: Eigene Darstellung
73
4
Klimaforschung und Wetterbeobachtungsaktivitäten
Für die Entwicklung von Strategien zur Anpassung an den Klimawandel wie auch zur Bekämpfung des
Klimawandels sind meteorologische Daten und Klimasimulationsrechnungen von großer Bedeutung,
da ihre globalen, nationalen oder regionalen Projektionen und Szenarien eine wichtige Informationsund Entscheidungsbasis für Unternehmen, Intermediäre und Politik darstellen (vgl. beispielhaft IPCC
2007a; IPCC 2007b; nordwest2050 2010).
Die Ermittlung meteorologischer Daten und die Errechnung von Klimaszenarien sind aber oft nicht
selbst Hauptgegenstand eines Projektes, sondern notwendige erste Phase bei Projekten, deren Ziel in
der Entwicklung politischer Strategien und Pläne besteht. Das Vorhandensein jahrzehntelanger Beobachtungsreihen sowie deren Fortführung ist eine der wesentlichen Grundvoraussetzungen zur
nachhaltigen Planung von Anpassungsmaßnahmen. Gleiches gilt für Klimaszenarien, die regelmäßig
überprüft und fortgeschrieben werden müssen. Beides setzt gut funktionierende technische/ meteorologische Infrastrukturen und Institutionen voraus, was nicht in allen Ländern gesichert ist.
Fallbeispiel Reform des Wassersektors in Uganda mit der GIZ
Obwohl Uganda eigentlich über hirneichende Wasserressourcen verfügt, werden sich durch den
Klimawandel gravierende Änderungen in der regionalen Wasserverfügbarkeit ergeben. Während
längerer Trockenzeiten trat bereits Kühlwasserknappheit an einigen Kraftwerken auf, so dass die
Stromproduktion reduziert und Strom rationiert werden musste. Schlechte Wasserversorgung von
Herden führte zu reduzierten Milch- und Fleischerträgen und zu dem Verlust von Tieren.
Die GIZ unterstützte die Regierung dabei, die Verfügbarkeit prägnant und leicht zu nutzender Informationen aus hydrologischen, meteorologischen und anderen klimarelevanten Daten aus der
Abteilung für Meteorologie und der Direktion für Wasserwirtschaft zu verbessern. Diese Daten
sollen Planer, technische Mitarbeiter und Stakeholder in Uganda mit besseren Wettervorhersagen
und Klimaszenarien für Wasserressourcenmanagement, Landwirtschaft und andere wirtschaftliche
Tätigkeiten versorgen. Die GIZ unterstützt die Datenerhebung, die Verarbeitung der Daten und das
notwendige Training von Mitarbeitern der Verwaltung. Weiter wurden Strategien der Notfallvorsorge für den Fall von Überflutungen und extremen Trockenheiten erarbeitet.
Quelle: GIZ 2011 12f.
Informationen über den Klimawandel liegen auch Projekten in der Landwirtschaft, für den Küstenschutz, dem Waldschutz (GIZ 2011) und sogar der Entwicklung von Versicherungslösungen für Ernteausfälle in der Landwirtschaft zu Grunde (GIZ 2011, Chen et al. 2014).
Um eine resilientere Entwicklung in verschiedensten Entwicklungshilfeprojekten zu erreichen, hat die
GIZ ein Konzept unter dem Titel „Climate Proofing for Development (CP4Dev)“ entwickelt. Hier geht
es darum, basierend auf Szenarien des Klimawandels die zu erwartenden Klimarisiken abzuschätzen
und systematisch Optionen der optimalen Anpassung zu entwickeln. Das Verfahren fokussiert auf
einzelne Sektoren, Aktivitäten oder Gruppen der Bevölkerung und wird unter Stakeholdereinbindung
durchgeführt. Bis 2011 kam das Verfahren in Mali, Marokko, Mozambique, Niger, Tunesien, Indien,
Laos, den Philippinen und Vietnam zum Einsatz.
74
Gemeinsam bauen das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und die GIZ die Plattform
ci:grasp (PIK 2014) auf. Hier werden online und weltweit Basisdaten zu Klimaveränderungen, ihren
Auswirkungen und möglichen Anpassungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Fachleute können hier
online aufwendige und detaillierte Analysen mit Blick auf historische Wetterdaten und das regional
sich ändernde Klima durchführen. Eine umfangreiche Projektdatenbank informiert über mehrere
hundert Anpassungsprojekte in vielen Ländern und Sektoren.
Wichtig für die internationale Wetterdatenverfügbarkeit und Klimasimulation ist auch eine Reihe von
internationalen Datenzentren, die der DWD betreibt.
Tabelle 7: Klimadatenzentren des Deutschen Wetterdienstes
NKDZ
Das Nationale Klimadatenzentrum des Deutschen Wetterdienstes hat die Aufgabe meteorologische Daten für die angewandte Klimatologie und Forschung verfügbar zu machen. Dies wird
durch die Entwicklung von Methoden und Verfahren sowie deren Anwendung, insbesondere auf
den Gebieten der Qualitätssicherung und des Datenmanagements, erreicht.
CM-SAF
Das CM-SAF (Satellite Application Facility on Climate Monitoring) entwickelt, generiert, archiviert
und verteilt routinemäßig qualitativ hochwertige Produkte aus Satellitendaten zur Unterstützung
des Klimamonitorings.
GCC
Das Global Collecting Centre (GCC) ist das weltweite Zentrum zur Annahme und Weitergabe der
none-realtime Daten im Rahmen von MCSS.
GZS
Das Globale Zentrum für Schiffswettermeldungen (GZS) ist das nationale Archiv weltweiter maritimer Daten.
ACD
Das Archiv weltweiter CLIMAT-Daten (ACD) ist das nationale Archiv weltweiter monatlicher und
jährlicher Klimadaten (u. a. Monats- und Jahresmittelwerte, Monats- und Jahressummen), die
von rund 2500 Stationen beim Deutschen Wetterdienst monatlich empfangen, qualitätsgeprüft
und gespeichert werden.
WZN/GPCC
Das Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie (WZN) analysiert den monatlichen und täglichen
Niederschlag auf den Landflächen der Erde basierend auf Stationsdaten. Das Zentrum unterstützt
als Global Precipitation Climatology Centre (GPCC) globale und regionale Klimaüberwachung und
-forschung als deutscher Beitrag zum Weltklimaforschungsprogramm (WCRP) und zum globalen
Klimabeobachtungssystem (GCOS).
GSNMC
Das GSNMC (Global Climate Observing System Surface Network Monitoring Centre) überwacht
die Verfügbarkeit und Qualität der über das globale Telekommunikationssystem der WMO (GTS)
ausgetauschten CLIMAT Meldungen von Stationen des GCOS Surface Network (GSN).
Quelle: Website des DWD www.dwd.de / Zusammenarbeit / Klimadatenzentren
Die globalen Niederschlagskarten des Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie (WZN) stehen
weltweit kostenlos zur Nutzung zur Verfügung. Die Datenprodukte werden u. a. von der FAO, UNEP
zur Bestimmung von Wasserstress und Dürremonitoring verwendet. Der DWD leistet auch zu einzelnen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit Beiträge. Als Mittler tritt dabei auch die GIZ auf,
über die Anfragen schon mehrfach an den DWD herangetragen wurden. Diese reichen von reinen
Informationsveranstaltungen zu wasserwirtschaftlichen Fragestellungen auf ministerieller Ebene
(AMCOW, African Ministers Conference on Water) bis zur Ermöglichung von Trainingsaufenthalten
von Beschäftigten anderer Wetterdienste wie zum Beispiel dem indonesischen Wetterdienst beim
75
WZN. Das WZN steht dabei im besonderen Fokus, da es den WMO Mitgliedsländern grundsätzlich
eine Backup-Funktion für deren historische Niederschlagsdaten und Unterstützung bei Rettung und
Qualitätskontrolle von Niederschlagsdaten anbieten kann43. Der DWD ist im Rahmen eines Projektes
der GIZ auch am Aufbau einer Klimadatenbank beim indonesischen Wetterdienst involviert.
Die vom DWD geleitete EUMETSAT Satellite Application Facility on Climate Monitoring (CM SAF) unterstützt regelmäßig Wissenschaftler aus Entwicklungsländern (Afrika & Osteuropa) finanziell, um an
CM SAF Workshops teilnehmen zu können. Aus Afrika hat CM SAF vor einiger Zeit einen Gastwissenschaftler betreut. Diese Kooperation soll fortgesetzt werden. Für 2015 ist geplant, einen CM SAF
Trainingsworkshop in Südafrika durchzuführen44.
Der DWD unterstützt als Teilfunktion des Klimadatenzentrums GSNMC das Global Climate Observing
System (GCOS) durch finanzielle Mittel für den Betrieb des GCOS Sekretariats in Genf aber auch zur
Beschaffung von Verbrauchsmaterial ausgewählter GCOS Stationen, um eine möglichst lückenlose
Datenerfassung für klimatologische Zwecke sicher zu stellen45. Im Rahmen der Tätigkeit als CBS Lead
Centre for GCOS nimmt der Deutsche Wetterdienst auch CLIMAT-Meldungen als E-Mail entgegen,
die einige Länder nicht selbst über das Global Telecommunication System (GTS) der WMO absetzen
können oder deren Einspeisungen nicht empfangen werden (Probleme im GTS). Der DWD speist seinerseits dann diese CLIMAT-Meldungen unter dem Header des Erzeugerlandes ein.
Aufbauend auf diesen umfangreichen Datenbeständen bietet der Deutsche Wetterdienst auch international Klimaauskünfte, amtliche Gutachten über Wetterbedingungen bei Schadensfällen sowie
Planungsgutachten und andere Expertisen für Wirtschaft und Technik an. Im Feld der Agrarmeteorologie stellt der DWD national eine Software zur Verfügung, mit der mit Fokus auf bestimmte Kulturen
von Nutzpflanzen und unter Berücksichtigung verschiedener Böden und meteorologischer Daten
Vorhersagen z. B. der Wasserverfügbarkeit getroffen werden können und Empfehlungen zur Bearbeitung und Bewässerung abgeleitet werden. Es wird darüber nachgedacht, dies Softwarepaket auch
international, z. B. in Form einer Cloud Applikation, zugänglich zu machen46.
Der DWD-Geschäftsbereich Forschung und Entwicklung stellt das Regionalmodell COSMO (Consortium for Small-scale Modelling) zur operationellen Wettervorhersage und -warnungen für verschiedene Wetterdienste in Entwicklungs- und Schwellenländer kostenfrei zur Verfügung. Zudem werden
zur Versorgung mit Randdaten Analysen und Vorhersagen des GME über das Internet versendet.
Letztlich dient das dazu, die Wetterdienste unterstützen, ihre Aufgaben für Vorhersagen und Warnungen zum Schutz der Bevölkerung vor Naturkatastrophen wahrnehmen zu können, denn im Zusammenhang mit dem fortschreitenden Klimawandel und seinen Folgeerscheinungen gewinnen auch
qualitativ hochwertige Wettervorhersagen und Wetterwarnungen immer mehr an Bedeutung. Zudem spielt natürlich Know-how Vermittlung eine große Rolle, wie z. B. Trainingskurse, die vom DWD
43
Telefonisches Gespräch mit Gratzki, Annegret, Deutscher Wetterdienst. Abteilung Hydrometeorologie vom
13.3.2014.
44
E-Mail von Rösner, Stefan, Deutscher Wetterdienst, E-Mails vom 19.3.2014 und vom 20.3.2014.
45
E-Mail von Rösner, Stefan, Deutscher Wetterdienst, E-Mails vom 19.3.2014 und vom 20.3.2014.
46
Telefonisches Gespräch mit Frühauf, Cathleen, Deutscher Wetterdienst. Zentrum für Agrarmeteorologische
Forschung vom 13.3.2014.
76
angeboten werden oder Study Touren zum Thema Anpassung für Teilnehmer aus Entwicklungs- und
Schwellenländern, die der DWD zusammen mit der GIZ organisiert47.
Der DWD leistet auch zu einzelnen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen seiner
Möglichkeiten Beiträge, wenngleich er, im Gegensatz zu einigen anderen nationalen Wetterdiensten,
über keine eigenen Haushaltsmittel für Technische Zusammenarbeit verfügt, wie z. B. der britische
Wetterdienst und der amerikanische Wetterdienst.
Fallbeispiel Southern African Science Service Center for Climate Change and Adaptive Land Use
Projekt
SASSCAL ist eine BMBF finanzierte Initiative verschiedener Institutionen im südlichen Afrika und
Deutschland (www.sasscal.org). Zentrale Fragestellung ist hierbei die Untersuchung des Klimawandels und dessen Auswirkung in fünf afrikanischen Ländern (Angola, Botswana, Namibia, Südafrika und Sambia). Der DWD beteiligt sich im Rahmen des regionalen Beratungs-, Informationsund Produkteservices an dem Projekt. Dabei sollen Kompetenzen auch für das „Capacity Building“ eingebracht werden. Speziell sollen verschiedene regionale Institutionen bei dem Auf- oder
Ausbau eines Klimadatenmanagmentsystem (CDMS) unterstützt werden. Insgesamt werden 40
neue automatische Wetterstationen in vier Ländern aufgebaut um die Datenmenge erhobener
Klimadaten zu erhöhen. Die erzeugten Daten können schon frei zugänglich über die Webseite:
http://www.biota-africa.org/weather/ genutzt werden. Ergänzend zu den Daten der automatischen Stationen sollen historische Daten digitalisiert und mit dem CDMS verwaltet werden. Unterstützt wird das Projekt von meteorologischer Seite aus von der World Meteorological Organisation (WMO) und dem Global Precipitation Climatology Centre (GPCC), mit denen zusammen
zusätzliche Kapazitäten aufgebaut und Synergien genutzt werden sollen.
Quelle: E-Mail von Rösner, Stefan, Deutscher Wetterdienst, E-Mails vom 19.3.2014 und vom 20.3.2014.
Der DWD hat noch von einigen der ehemals deutschen Kolonien die aus der damaligen Zeit dort erhobenen Wetteraufzeichnungen in seinem Archiv. Hier besteht die Möglichkeit, den jeweiligen Ländern, in denen die damaligen Stationen heute liegen, bei der Digitalisierung dieser Daten mit fachlicher Beratung und Unterstützung zur Seite zu stehen48. Im DWD werden auch die meteorologischen
Daten der über 1.500 Überseestationen der Deutschen Seewarte digitalisiert. Diese sind weltweit
verteilt mit einem Schwerpunkt in den ehemaligen deutschen Kolonien. Es ist geplant, die digitalisierten Daten an die Heimatländer zu übergeben. Dies betrifft 2014/15 die Südsee, Kamerun und Togo.
Der DWD koordiniert für die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) das gesamte RCC Netzwerk
in der WMO Region VI (Europa) von Grönland bis Syrien und bis hinein nach Russland. RCCs versorgen die Länder über deren jeweilige Wetterdienste mit Klimainformationen auf regionaler Skala. Die
vom RCC bereitgestellten Klimainformationen umfassen Datensätze, Klimaüberwachungsprodukte
und Langfristvorhersagen des Klimas bis zu 2 Jahre in die Zukunft. Dazu gehören auch Frühwarnungen vor klimatologischen Extremereignissen (z. B. Dürren) und Weiterbildungskomponenten. Nähe-
47
E-Mail von Keßler, Sabine, Deutscher Wetterdienst vom 29.4.2014.
48
E-Mail von Rösner, Stefan, Deutscher Wetterdienst, E-Mails vom 19.3.2014 und vom 20.3.2014.
77
res unter www.rccra6.org. Eine engere Zusammenarbeit mit den benachbarten RCCs in Afrika und
Asien ist angestrebt.
Die Aktivitäten rund um die naturwissenschaftlich geprägte Klimawandelforschung unter deutscher
Beteiligung finden auf regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene statt. Deutsche
Akteure sind dabei als Partner und Zulieferer in zwei Bereichen von zentraler Bedeutung: der Klimasimulation und der Herstellung von Messgeräten.
4.1
Klimasimulation
Die Aktivitäten zur Beobachtung des Klimawandels umfassen sowohl wetterbezogene Dienste und
Aktivitäten als auch solche, die sich mit den mittel- und langfristigen Veränderungen des Klimas und
diesbezüglichen Szenarien, Modellierungen und Prognosen beschäftigen. Die Aktivitäten unter deutscher Beteiligung finden auf verschiedenen Ebenen statt:
Auf internationaler Ebene bildet das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) die zentrale
Plattform- und Kooperationsstruktur für die Forschung zum Klimawandel. Das IPCC wurde 1988 vom
Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie
(WMO) als zwischenstaatliche Institution ins Leben gerufen, um für politische Entscheidungsträger
den Stand der wissenschaftlichen Forschung zusammenzufassen. Im IPCC, das selbst keine Forschung
betreibt, sondern Ergebnisse aus verschiedenen Fachdisziplinen und Forschungsprojekten zusammenführt, sind drei Arbeitsgruppen aktiv, in denen zahlreiche deutsche Forscher und Einrichtungen
mitwirken. Die Themen und Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen (Klimasystem/Klimaänderung, Verwundbarkeit und Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels) sind für das Climate Technology
Center and Network (CTCN) und die nationale deutsche Kontaktstelle in vielerlei Hinsicht relevant.
Dies gilt auch für die Aktivitäten der WMO, an denen der Deutsche Wetterdienst beteiligt ist sowie
für das World Data Center for Climate im Rahmen des ICSU World Data System und der dortigen
Mitwirkung des Deutschen Klimarechenzentrums (DKRZ) oder das internationale Forschungsnetzwerk CLIVAR (Variability and predictability of the ocean-atmosphere system). Globale Klimaszenarien
werden für das IPCC durch zwei deutsche Institutionen erstellt: das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sowie das Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M).
Zahlreiche Einrichtungen auf der Bundes- und Landesebene bestehen, um die Brücke zwischen der
Klimaforschung und den Nutzern sicherzustellen. Hierzu gehören der DWD, das Umweltbundesamt
(UBA), das Climate Service Center (CSC) und die Regionalen Klimabüros (RKB) der Helmholtz Gemeinschaft, das PIK, und viele andere mehr.
Ihre Aufgabe ist es, das Wissen aus der Klimaforschung praxisorientiert aufzubereiten und Entscheidungsträgern in Politik, Verwaltung und Wirtschaft sowie einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.
Erheblicher Bedarf besteht dabei z. B. an Klimasimulationen.
Insgesamt sind in Deutschland mindestens vier Fachinstitutionen und fünf Universitätsinstitute in der
Erstellung von zumeist regionalen Klimasimulationen aktiv. Deutschland nimmt damit einen Platz
unter den TOP 3 der internationalen Klimasimulationsakteure ein49.
49
Telefonisches Gespräch mit Jacob, D., Climate Service Center Hamburg vom 8.1.2014.
78
Fallbeispiel Kongo Projekt des CSC
Ziel des Kongo-Projekts, einer Kooperation des CSC mit der niederländischen Universität
Wageningen, ist es, die nationalen und regionalen Entscheidungsträger der Kongoregion mit
relevanten Klimaänderungsszenarien zu versorgen.
Das Projekt wird im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert, durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) finanziert und lief von Herbst 2010 bis Frühling 2012. Die Daten sollen helfen,
das regionale Wald- bzw. Wassermanagement an Klimaänderungen anzupassen. Außerdem
werden die Ergebnisse als Grundlage für die Erarbeitung regionsspezifischer Strategien im PostKyoto-Prozess dienen.
Dazu wurde eine Modellkette aufgestellt, die aus globalen und regionalen Klimamodellen sowie
hydrologischen und sozioökonomischen Wirkmodellen besteht. Als erstes wird das bereits vorhandene Datenmaterial analysiert. Darauf aufbauend werden weitere räumlich hochaufgelöste
regionale Klimaänderungssimulationen durchgeführt. Das daraus resultierende „Ensemble“ von
Klimaprojektionen soll zuverlässige Aussagen zu Klimaänderungssignalen wie beispielsweise Veränderungen des Niederschlags ermöglichen. Auf dieser Grundlage können dann entsprechende
Anpassungsstrategien entwickelt werden.
Das CSC ist innerhalb des Kongo-Projekts für die Bereitstellung der Klimadaten zuständig. Im CSC
werden relevante hochaufgelöste Klimadaten erzeugt und umfassend analysiert. Im nächsten
Schritt werden diese an die anderen Teilprojekte weitergeleitet. Auch eine Analyse der Unsicherheiten der Klimasimulationen wird den Projektpartnern vom CSC zur Verfügung gestellt.
Quelle: CSC-Website www.climate-service-center.de
Das CSC hat bereits 34 Climate Fact Sheets für verschiedene Länder in Afrika, Amerika und Asien erstellt und ist - wie die oben genannten Institutionen - auch Anlaufstelle für Anfragen. Die Projekte, in
deren Rahmen die deutschen Institutionen, die Klimasimulationen durchführen, beteiligt sind, werden oft mit Finanzierung durch EU, Bundesregierung oder GIZ durchgeführt. Beispielhaft gibt der
nebenstehende Kasten einen Einblick in das Kongo Projekt des CSC.
4.2
Meteorologische Messtechnik
International von einiger Bedeutung sind auch die deutschen Hersteller von meteorologischen Messund Auswertungsgeräten. Der Sektor umfasst zum einen die Herstellung von Messgeräten verschiedener Art, z. B. für relative Luftfeuchte, Wind, Temperatur, Niederschlag und Luftdruck bis hin zu
Wetterstationen, Datalogger, Displays und Software. Weiter umfasst er die Messung von Fließgeschwindigkeit, Pegel und Wasserqualität von Fließ- und Grundwasser, Wetterradarsysteme zur Regenbeobachtung und –vorhersage sowie die Software und Anwendungstechnik für Wetterradarsysteme und letztlich auch Geräte und Software für Wellenmesssysteme.
79
4.2.1
Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors
Es handelt sich um eine kleine Marktnische, die durch Verbände nicht vertreten wird. Studien und
Marktdaten liegen nicht vor. In diesem Sektor konnten auch sogenannte „Hidden Champions“ identifiziert werden. Die Firma Adolf Thies GmbH & Co. KG, Göttingen, ist bei Anemometern, Firma Wilh.
Lambrecht GmbH, Göttingen, bei Regenmessgeräten internationaler Marktführer50. Ihre internationale Orientierung wird daraus ersichtlich, dass fast alle Unternehmen ihre Website auch auf Englisch,
Spanisch und teilweise weiteren Sprachen zur Verfügung stellen.
Besondere Bedeutung haben auch die deutschen Institute, die Klimasimulationen durchführen. Sie
spielen in der weltweiten Klimaforschung eine führende Rolle. Dabei wird nicht nur das Klima der
Atmosphäre simuliert. Das Hauptziel der Forschung des Geomar Forschungszentrums in Kiel ist es,
regionale Zustandsänderungen im Ozean als Folge von sich ändernder Klimabedingungen abzuschätzen: zum einen durch Verständnis der dynamischen Gründe und Mechanismen der ozeanischen
Transportvariabilität auf zwischenjährlichen bis dekadischen Zeitskalen, zum anderen durch Identifizierung kritischer Prozesse, die in gekoppelten Klimamodellen aufgelöst werden müssen.
4.2.2
Bestehende Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs
„Systematic observation and early warning systems“ werden in etwa 13 % der TNAs als prioritäre
Technologie genannt (UNFCCC 2013). Climate Monitoring wird im Kontext der Wasserversorgung in
30 % der TNAs priorisiert, im Kontext der Landwirtschaft von 10 % (UNFCCC 2013).
Beobachtungs- und Modelldaten bilden eine der wesentlichen Grundlagen für Planungsentscheidungen in Politik und Wirtschaft.
4.2.3
Fazit
Klimamesstechnik, Klima- und Wetterdaten und Klimasimulationen sind wesentliche Angebote von
Deutschland im Kontext der Klimaanpassung. Auch deutsche Anbieter von Messgeräten, Wetterradar
und Klimasimulation haben im internationalen Markt und auch für Entwicklungs- und Schwellenländer eine große Bedeutung.
50
Telefonisches Gespräch mit Jacob, D., Climate Service Center Hamburg vom 8.1.2014.
80
5
Internationale Kooperationen unter deutscher Beteiligung
Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick über internationale Kooperationen von deutschen Akteuren der Bundesebene in den Bereichen Klimatechnologie und Klimapolitik. Diese können einen
wesentlichen Beitrag zum Erfolg deutscher Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien in den
internationalen Märkten und damit zur internationalen Verringerung von Treibhausgasemissionen
leisten. Dazu wird zunächst kurz umrissen, was Technologietransfer ist und warum der Markt allein
zu suboptimalen Allokationen führen würde und deshalb politische Unterstützungsmaßnahmen geboten sind (Kapitel 5.1.1 und 5.1.2). Im Rahmen dessen werden vier zentrale Bedingungen für erfolgreiche Technologietransfers – und damit Handlungsfelder für unterstützende Maßnahmen – identifiziert (Kapitel 5.1.3). Diese werden im Folgenden genutzt, um die Darstellung der deutschen
Akteurslandschaft zu strukturieren. Zunächst werden die sektorübergreifend agierenden Akteure
beschrieben und den vier Handlungsfeldern zugeordnet (Kapitel 5.2). Diese Darstellung von sektorspezifischen Akteuren erfolgt im Rahmen der Beschreibung der jeweiligen Sektoren. Die Darstellungen
der Akteure werden durch Fallbeispiele aus der internationalen Zusammenarbeit ergänzt.
5.1
Technologietransfer und die Begründung politischer Unterstützungsmaßnahmen
5.1.1
Was ist Technologietransfer?
Der Begriff Technologietransfer beschreibt die Übertragung und Verwertung technologischen Wissens in neue Kontexte, insbesondere Länder. Durch den Transfer in Form von Produkten und Dienstleistungen werden Technologien auch außerhalb des Kontextes der Entwicklung für andere Nutzer
als die Besitzer der intellektuellen Eigentumsrechte verfügbar. Der Transfer kann sowohl über den
Markt (indem die Nutzungsrechte verkauft werden) oder im Rahmen der z. B. Entwicklungszusammenarbeit erfolgen. Im Rahmen der internationalen Umweltpolitik, insbesondere der Klimapolitik,
zielt die Förderung internationaler Technologietransfers darauf ab, dass sich umweltfreundliche
Technologien mit Hilfe unterstützender Maßnahmen schneller international ausbreiten als sie dies
alleine durch Marktmechanismen tun würden und dass diese so zur globalen Emissionsminderung
und zur besseren Anpassung an den Klimawandel beitragen. Darüber hinaus sollen Entwicklungsländer beim Einschlagen eines weniger CO2-intensiven Entwicklungspfades unterstützt und so die globalen Kosten von Klimaschutzmaßnahmen reduziert werden. Während solche Technologietransfers
bisher meist als Nord-Süd Transfers verstanden werden, haben sich mittlerweile die Schwellenländer
ebenfalls zu Produzenten von Klimaschutztechnologien entwickelt (Ockwell & Mallett 2012, 4).
In der Analyse der Gegenstände und Bedingungen des Technologietransfers wird darunter die Übergabe einer Technologie, technologischem Wissen oder Know-how (Gegenstände) und Akteure (Unternehmen, Forschungsinstituten, Universitäten, etc.) verstanden und dabei unterschiedliche Formen
des Austausches (durch Kauf, eine Investition oder sonstige Kooperationsvereinbarung) unterschieden (Andersen, Taddonio & Sarma 2007, 5; Bozeman 2000, 629).
81
Weiterhin werden zwei grundlegende Formen des Technologietransfers unterschieden: der vertikale
(von der Forschung und Entwicklung von Technologien hin zur Kommerzialisierung eines Produkts)
sowie der horizontale Transfer (der Transfer zwischen zwei Unternehmen, Ländern, etc.)51. Der horizontale Transfer von Produkten, bzw. Technologien zwischen zwei Ländern bezeichnet den Transfer
zwischen Akteuren an unterschiedlichen Orten. Die vertikale Dimension des Technologietransfers
betrifft sowohl die Förderung von Forschung und Entwicklung noch nicht marktreifen Technologien
als auch die Anpassung von Technologien an verschiedene Kontextbedingungen.
Damit transferierte Technologien auch erfolgreich zur Anwendung kommen und in dem neuen Kontext genutzt werden können, reicht nicht allein der Transfer von „physischer Hardware“. Darüber
hinaus sind Fachleute, deren spezialisiertes und implizites Wissen notwendig, ggf. Kapazitäten zur
Anpassung an lokale Kontexte oder umgekehrt die Anpassung von Kontexten, seien es der Aufbau
von Infrastrukturen, Absatzmöglichkeiten für Produkte oder die Schaffung politischer und regulativer
Rahmenbedingungen.
5.1.2
Begründung politischer Eingriffe zur Förderung von Klimatechnologietransfers
Klimaschutz- und Anpassungstechnologien unterliegen verschiedenen Formen des Marktversagens.
Die Folge dessen ist, dass ohne politische Eingriffe weniger von ihnen entwickelt und sich global ausbreiten würden als aus (globaler) ökonomischer Sicht wünschenswert. Im Folgenden sollen kurz die
Gründe und die daraus folgenden Maßnahmen für den Kontext internationaler Technologietransfers
skizziert werden.
Spillover-Effekte im Bereich Forschung und Entwicklung
Für diese Technologien gelten dabei die Erkenntnisse über Marktversagen im Bereich Forschung und
Entwicklung allgemein: Grundlagenforschung als auch die anwendungsorientierte Forschung zu neuen Technologien ist mit positiven spillover-Effekten verbunden, deren Kosten nur teilweise an die
Forschenden (z. B. in Form eines befristeten Patentschutzes) zurückfließen (Spengel 2009). Auf nationaler Ebene werden deshalb Forschung und Entwicklung steuerlich oder durch Zuwendungen gefördert (Ockwell & Mallet 2012, 4; Spengel 2009). Die Konsequenz für den internationalen Technologietransfer ist, dass im Rahmen dessen zwar eine Technologie nicht entwickelt werden muss, sehr
wohl aber Kosten bei deren Anpassung an lokale Kontexte entstehen, welche öffentlich gefördert
werden sollten damit diese Technologien effektiv genutzt werden, im Zielland zur Lösung konkreter
Probleme beitragen und sich so im Markt ausbreiten können.
51
Diese Unterscheidung ist vor allem analytischer Natur und ein Technologietransfer, insbesondere zwischen
einem Industrieland auf der einen und einem Schwellen- oder Entwicklungsland auf der anderen Seite, wird
sehr häufig Elemente beider Dimensionen umfassen (SPRUTERI 2009, 24).
82
Regulierungsbedingtheit von Umwelttechnologien
Die Entstehung von Umweltinnovationen wird sowohl durch unternehmensinterne Faktoren als auch
durch externe Anreize beeinflusst. Die Umweltinnovationsforschung zeigt, dass ambitionierte Umweltpolitik Anreize für technologische Innovationen und so langfristig effizientere und wettbewerbsfähigere Technologien schaffen können (Jänicke & Lindemann 2010; Rennings & Ramme 2011; van
der Linde & Porter 1995). Daraus folgt für den Kontext des Technologietransfers, dass zwar einzelne
Technologien in Pilotprojekte auch ohne das Vorhandensein der notwendigen politischen Rahmenbedingungen umgesetzt werden können. Für eine erfolgreiche Ausbreitung und ein Mainstreaming
von Klimaschutztechnologien in Schwellen- und Entwicklungsländer spielen die politischen Rahmenbedingungen aber eine ähnlich bedeutende Rolle wie eine ambitionierte Regulierung im Land der
Technologieentwicklung.
Kollektivgut Klimastabilität
Der Transfer von Klimaschutztechnologien trägt zur globalen Minderung von Treibhausgasemissionen und zur Dekarbonisierung von Entwicklungspfaden von Entwicklungsländern bei. Gleichzeitig
stellt die Stabilität des Klimas ein globales öffentliches Gut dar, für dessen Bereitstellung (durch Klimaschutzmaßnahmen oder die Ausbreitung von Klimaschutztechnologien) die klassischen Probleme
des free ridings einzelner Marktteilnehmern bestehen. Gleichzeitig hat der Transfer von Klimatechnologien Implikationen für die Höhe der globalen, klimainduzierten Kosten bzw. für die Vermeidung von
Schäden als auch für die Verteilung von Nutzen (z. B. in der Form von neuen Märkten für Umwelttechnologien) (SPRU & TERI 2009, 24). Ein beschleunigter Transfer von Klimatechnologien trägt einerseits zur Reduzierung der globalen Schäden durch den Klimawandel (für heutige und zukünftige
Generationen) bei, andererseits beschleunigt er die Entwicklung globaler Nachfrage für Klimaschutztechnologien und stärkt so die Wettbewerbsposition von Anbietern solcher Technologien (Jaffe, Newell, & Stavins 2005; Ockwell & Mallett 2012, 7).
Während die ersten beiden Formen des Marktversagens vor allem Konsequenzen für Maßnahmen im
Zielland eines Technologietransfers haben, folgt aus der Kollektivgut-Natur des globalen Klimas ein
Anreiz für Industriestaaten Finanzierungsmechanismen für Technologietransfers in Schwellen- und
Entwicklungsländern zur Verfügung zu stellen: einerseits können dort günstigere Treibhausgaseinsparungen realisiert werden und andererseits beschleunigt die erhöhte Nachfrage die Entwicklung
globaler Märkte für Klimatechnologien und so – potentiell – die Wettbewerbsposition von Anbietern
der Technologien.
5.1.3
Bedingungen und Handlungsfelder für Technologietransfer in den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung
5.1.3.1 Bedingungen für den Markterfolg
Auf Basis der bisherigen Überlegungen kann festgehalten werden, dass sich die Nachfrage nach
Technologietransfers von Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien einerseits aus technologieinhärenten Wettbewerbsvorteilen und andererseits aus klimapolitisch begründeten
Anreizmechanismen (nationale Rahmenbedingungen, internationale Finanzierungsmaßnahmen) be83
gründet. So verfügen einige Klimatechnologien über (technologieinhärente) Wettbewerbsvorteile
gegenüber anderen konkurrierenden Produkten oder Dienstleistungen (z. B. dezentrale Solarinstallationen in Entwicklungs- und Schwellenländern besitzen Vorteile gegenüber Großtechnologien, welche ausgebaute Stromnetze voraussetzen). Darüber hinaus haben sich viele Schwellen- und Entwicklungsländer auf eigene Klimaschutzziele52 selbst verpflichtet und fördern im Rahmen dessen die
Nachfrage nach Klimatechnologien durch verschiedene Politikinstrumente und entsprechende Rahmenbedingungen.
Die jeweils notwendigen Bedingungen für einen erfolgreichen Transfer einer Technologie ergeben
sich aus einer Vielzahl von Aspekten: der Natur der jeweiligen Technologie, ihren Anforderungen an
politischen Rahmenbedingungen, aus den Bedingungen für die Realisierung des Transfers (insbesondere für dessen Finanzierung) und vorhandenen Transferkapazitäten im Zielland (Wie gut kann eine
Technologie im Zielland genutzt und ggf. an lokale Kontexte angepasst werden?53). Die für den jeweiligen Fall von Technologietransfer relevanten Bedingungen sind von Zielland und Gegenstand des
Transfers abhängig und für den jeweiligen Einzelfall zu bestimmen. Diese Bedingungen sollten als ein
Paket verstanden werden, welches darüber entscheidet, ob eine Technologie in einem Zielland erfolgreich genutzt bzw. angepasst werden kann und folglich eine Chance besitzt, sich im Markt des
Ziellandes erfolgreich auszubreiten und zur Emissionsminderung bzw. Anpassung an den Klimawandel beizutragen.
Die notwendigen Rahmenbedingungen können in vier Kategorien gefasst werden:
Politikentwicklung – das Vorhandensein der notwendigen politischen Anreize und Regulierungen;
Finanzierung – der Zugang zu Kapital zur Finanzierung eines Technologietransfer;
Technologieanpassung – die Frage wie gut Technologien an Bedingungen des Zielmarkts angepasst sind;
Capacity Building – das Vorhandensein notwendiger technischer und administrativer Kapazitäten,
die nötig sind, um die Technologie zu nutzen.
Diese vier Bereiche stellen alle Handlungsfelder dar, um Technologietransfers zu unterstützen, wobei
die Möglichkeit durch politische Maßnahmen auf die Bereiche einzuwirken und ggf. Barrieren für
Technologietransfers abzubauen mitunter deutlich variiert. Im folgenden Abschnitt werden die vier
Handlungsfelder und deren zentrale Aspekte umrissen.
52
So haben sich in den letzten Jahren 45 Schwellen- und Entwicklungsländer auf verschiedene Maßnahmen
und Ziele zur Emissionsreduzierung im Rahmen der UNFCCC kommuniziert. Diese Pläne können hier abgerufen
werden: https://unfccc.int/meetings/cop_15/copenhagen_accord/items/5265.php (Abruf Juli 2014)
53
Ansatzpunkte hierfür sind beispielsweise Unterschiede zwischen Herkunfts- und Zielland einer Technologie –
sowohl im Hinblick auf technologische Kapazitäten, geographisch-klimatische Unterschiede als auch auf sozioökonomische Faktoren wie Kaufkraft, das Vorhandensein bestimmter Infrastrukturen, etc.
84
Abbildung 11: Überblick zu den Bedingungen für internationale Technologietransfers
UNFCCC
CFCN
Annex I-Länder
(41, OECD+EIT)
Non-Annex I-Länder
(154, inkl. 49 LDC’s )
Technologietransfer
Nationale Akteure
• NDE
• Ministerien
• Fördereinricht.
• Verbände
• Intermediäre
• Unternehmen
• Wissenschaft
Politikentwicklung
Angebot
an Technologien,
Produkten, DL
für Klimaschutz und
Klimaanpassung
Finanzierung
Technologieanpassung
Nachfrage
nach Technologien,
Produkten, DL
für Klimaschutz und
Klimaanpassung
Nationale Akteure
• NDE
• Ministerien
• Verbände
• Intermediäre
• Unternehmen
• Bildungsträger
Capacity Building
Markttransfer
72 Länder mit TNA, 39 mit
„eigenem Report“, 43 ohne TNA/Report
Weitere internationale Organisationen
Quelle: Eigene Darstellung
Im folgenden Abschnitt werden die vier Kategorien von Bedingungen beschrieben, welche von entscheidender Bedeutung für den Erfolg eines Technologietransfers sein können.
5.1.3.2 Politikentwicklung
In vielen Fällen ist der Markterfolg von sowohl Klimaschutz- als auch Anpassungstechnologien von
den politischen und regulativen Rahmenbedingungen im Zielland des Transfers abhängig (Kennedy &
Basu 2013).
Die Notwendigkeit für die Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen betreffen unterschiedliche
Aspekte, die sich anhand der Sektoren Energieerzeugung und Energieeffizienz beispielhaft zeigen
lassen: In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern werden Subventionen für fossile Energieträger
gewährt, um auch armen Bevölkerungsschichten Zugang zu Energie zu ermöglichen. Gleichzeitig verringern diese natürlich die Wettbewerbsfähigkeit von klimafreundlichen erneuerbaren Energien und
damit die Wahrscheinlichkeit, dass Technologietransfers dieser Technologien langfristig erfolgreich
sind. Ein aus ökonomischer und ökologischer Sicht sinnvoller Abbau der Subventionen für fossile
Energieträger und die Gewährleistung eines sozialen Ausgleichs durch direkte Einkommensunterstützung für arme Haushalte – scheitert an den massiven Widerständen von verschiedenen Interessengruppen, die vom Status quo profitieren (OECD 2011, 42ff.; UNEP 2011, 216).
Neue (kohlenstoffarme) Technologien sind zunächst häufig teurer als etablierte Technologien – insbesondere, wenn diese geringere negative externe Effekte produzieren. Diese Kostendifferenz zu
Ungunsten neuer, kohlenstoffarmer Technologien gegenüber etablierten Technologien, kann durch
85
Politikinstrumente, (zumindest teilweise) geschlossen werden. Dies kann beispielsweise durch internationale Politikinstrumente (wie den Clean Development Mechanism der UNFCCC) als auch durch
nationale Instrumente zur Förderung der Nachfrage nach erneuerbaren Energien oder Energieeffizienzziele erreicht werden (Umweltsteuern, Emissionshandelssysteme, etc.) (SPRU & TERI 2009, 4).
Intellectual Property Rights (IPRs) werden kontrovers diskutiert und die empirische Evidenz zu deren
Wirkungen beruht bis heute vor allem auf Fallstudien, häufig mit regionalem Fokus auf China und
Indien, so dass sich kaum allgemeingültige Aussagen treffen lassen (Ockwell et al. 2008b; Oliva 2008).
Die existierenden empirischen Studien weisen darauf hin, dass deren Wirkungen ungleich verteilt
sind. So zeigen einige Studien, dass IPRs generell keine Hürden beim Zugang zu älteren kohlenstoffarmen Technologien darstellen bzw. dass Patente in wirtschaftlich wenig bedeutsamen Märkten von
Least Developed Countries gar nicht erst beantragt werden, da nicht die „Gefahr“ besteht, dass dadurch potentielle Konkurrenten in diesen Ländern erwachsen (Harvey 2008). Gleichzeitig zeigt sich,
dass IPRs sehr wohl Barrieren für den Austausch der neuesten cutting edge Technologien darstellen54. Dies ist insbesondere der Fall, wenn wenige Anbieter einen Markt dominieren und diese fürchten (müssen), dass durch lokale Anbieter zu Konkurrenten auf globalen Märkten erwachsen können
(SPRU & TERI 2009; Barton 2007). Genau dieses ist häufig in Indien und China der Fall. So kann davon
ausgegangen werden, dass die Bedeutung von IPRs als Hürden für schnelle technologische Aufholprozesse (technological leapfrogging) an Bedeutung zunehmen wird je bedeutsamer Unternehmen
aus Schwellen- und Entwicklungsländern im internationalen (Technologie-)Wettbewerb werden
(SPRU & TERI 2009).
Die Debatte um IPRs und die Frage, ob diese eine positive oder negative Wirkung auf Technologietransfers haben, spiegelt dabei zwei grundlegend unterschiedliche Perspektiven auf Technologietransfers zwischen Entwicklungsländern auf der einen und Industriestaaten auf der anderen Seite
wider (Ockwell et al. 2008b, 730ff.): während erstere den Beitrag zum Kollektivgut Klimastabilität in
den Mittelpunkt der Betrachtung stellt und daraus eine gemeinsame, internationale Gestaltungsaufgabe ableiten (z. B. durch gemeinsame Finanzierung von Patenten), betonen Industriestaaten die
individuelle Verantwortung aller Länder den Schutz von IPRs zu gewährleisten, um so Technologietransfers zu fördern. Beide Perspektiven sind in sich unvollständig und es ist eine Aufgabe der internationalen Dialoge zum Thema, die beiden unterschiedlichen Perspektiven stärker zu verbinden, um
Technologietransfers und Technologiekapazitäten zu fördern.
Wenn Klimatechnologien keine ökonomischen Vorteile gegenüber Referenztechnologien bieten,
dann sind Politikinstrumente erforderlich, die die Kostendifferenz zu herkömmlichen Technologien
(zumindest teilweise) schließen. Dies kann beispielsweise durch internationale Politikinstrumente
(wie den Clean Development Mechanism der UNFCCC) als auch durch nationale Instrumente zur Förderung der Nachfrage nach erneuerbaren Energien oder Energieeffizienzziele erreicht werden (SPRU
& TERI 2009, 4).
54
Solche Barrieren für Unternehmen aus Schwellen- und Entwicklungsländern sind beispielsweise der erschwerte Zugang zu bestimmten Technologien, hohe Lizenzierungsgebühren, Rechtsstreitigkeiten über IPRs
oder der mangelnde Zugang zu Risikokapital für Unternehmen, die selbst wenige / keine eigenen Patente besitzen, sondern mit lizenzierten Technologien arbeiten (Ockwell et al. 2008, Barton 2007).
86
Politische Instabilität und mangelnde Konsistenz von Politikzielen können Investoren abschrecken. In
Südafrika wurde 2009 eine Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energieträgern auf dem
Papier beschlossen und zwei Jahre später wieder abgeschafft. Die Implementierung des Gesetzes
scheiterte letzten Endes an mangelnder Kommunikation der Politikziele gegenüber der Öffentlichkeit, mangelnder Koordination und Kapazitäten in der Regierung, unklare Zuständigkeiten innerhalb
der Regierung, dem Fehlen zivilgesellschaftlicher Stakeholder mit einem Interesse am Erfolg des Instruments und wiederum einer starken Koalition an Gegnern des Politikinstruments (Pegels 2011).
Der Fall zeigt die potentiellen Probleme einer Übertragung eines (in Deutschland erfolgreichen) Politikinstruments in einem Kontext eines anderen Landes ohne ausreichende Anpassungsmaßnahmen
in Form von öffentlicher Kommunikation über die Politikziele, das Bilden von stabilen UnterstützerKoalitionen in Gesellschaft und innerhalb der Regierung. 2011 wurde das Instrument durch ein
competitive bidding ersetzt, welches einige Probleme des südafrikanischen Handlungskontextes zu
lösen scheint – beispielsweise in der Bildung breiterer Unterstützer-Koalitionen (Pegels 2011, 108).
5.1.3.3 Finanzierung
Technologietransfers können daran scheitern, dass es keinen Zugang zu Finanzierungsquellen gibt,
dass die Vorlaufkosten einer Investition zu hoch sind oder dass Technologietransfers durch Marktverzerrungen (z. B. durch Zölle oder Subventionen für konkurrierende Produkte) unrentabel sind (Kennedy & Basu 2013, 692). Häufig besteht unter Akteuren auch nur die Wahrnehmung, dass es für sie
keinen Zugang zu Finanzierungsquellen gibt (insbesondere bei small scale technologies) oder der
anfängliche Kapitalbedarf eines Projekts wird überschätzt und daher nicht realisiert (Vgl. Suzuki
2010).
Solche Barrieren können durch Instrumente zur direkten Finanzierung von Projekten mit Technologietransfers oder durch Maßnahmen zur Einpreisung von negativen externen Effekten überwunden
werden (Ockwell et al. 2008a, 4114). Auf nationaler Ebene können beispielsweise Umwelt- und Energiesteuern erhoben werden und deren Aufkommen zur Finanzierung von Technologien verwendet
werden (International Monetary Fund 2011). Auf internationaler Ebene kommt der öffentlichen Finanzierung und der öffentlich-privaten Finanzierung durch multilaterale Geber eine wichtige Rolle zu,
insbesondere, um privates Kapital für solche Investitionen zu hebeln. Neben dem Green Climate
Fund (GCF), dem Clean Development Mechanism, der Global Environmental Facility als auch dem
Adaptation Fund gibt es eine Vielzahl weiterer multinationaler und bilateraler Finanzierungsinstrumente55.
Die Mittel, die von der internationalen Gemeinschaft im Rahmen der genannten Fonds investiert
werden sind erheblich, aber dennoch ist der größte Teil der insgesamt aufgewendeten Mittel nationaler Natur. Die OECD weist für das Jahr 2012 insgesamt 125 Mrd. $ der offiziellen Entwicklungshilfe
einzelner Länder aus (nach Welthungerhilfe & terre des hommes Deutschland 2013, 30). Dagegen
sind die internationalen Töpfe noch klein. Die Global Environmental Facility bewegt ca. 800 Mio. $
55
Eine Übersicht zu den weiteren Finanzierungsinstrumenten für Klimaschutzmaßnahmen bietet die Website
www.climatefundsupdate.org/ (Abruf Juli 2014)
87
jährlich, der Least Developed Countries Fund etwa 200 Mio. $, einige weitere sind noch deutlich kleiner und der groß angelegte Green Climate Fund überhaupt erst im Aufbau.
5.1.3.4 Technologieanpassung
Während einige Technologien fast voraussetzungsfrei in neue Länder und Nutzungskontexte übertragen werden können, so gilt dies häufig nicht für Umwelttechnologien. Zu deren langfristig effektiven Nutzung und Wartung in einem neuen Länderkontext mit unterschiedlichen Bedingungen – hinsichtlich geographisch-klimatischer Bedingungen, vorhandenen Infrastrukturen, technischer Ausbildung der Nutzer als auch der Kaufkraftbedingungen potentiellen Nachfrager – ist häufig eine Anpassung der Technologien und ein Wissenstransfer zu den Nutzern der Technologie notwendig (Andersen, Taddonio, & Sarma 2007, 5). Typische Hindernisse für einen erfolgreichen Technologietransfer
von Technologien aus industrialisierten OECD-Ländern in Schwellen- und Entwicklungsländer ist, dass
die verschiedenen Voraussetzungen für die Nutzung von Technologien nicht bzw. nicht in ausreichendem Maße gegeben sind. Beispiele dafür sind vor allem Infrastrukturen(z. B. in Form von Stromund Abwassernetzen, Verkehrs- und Transportinfrastrukturen, IKT-Infrastrukturen, etc.), welche
maßgeblichen Einfluss darauf haben, ob eine bestimmte Technologie erfolgreich genutzt werden
kann56. Typischerweise sieht der Anpassungsprozess die Anpassung einer Technologie an einen lokalen Kontext vor. Für den Erfolg eines Transfers ist dabei allein der fit zwischen Technologie und Kontextbedingungen wichtig – folglich kann ein Anpassungsprozess auch die Verbesserung/ Entwicklung
von Infrastrukturen umfassen57.
5.1.3.5 Capacity Building
Explizites, formalisiertes Wissen zu Technologien kann relativ leicht zwischen Unternehmen transferiert und gegebenenfalls in Form von geistigen Eigentumsrechten geschützt werden. Ein erfolgreicher
Transfer solchen formalisierten Wissens bzw. von Technologien bedingt aber ebenso das Vorhandensein von entsprechendem implizitem Wissen auf der Empfängerseite (Spruteri 2009, 5). Der Transfer
von implizitem Wissen (in Form von Arbeitsroutinen, Praktiken und Fähigkeiten, die in einem spezifischen Kontext entstehen) bzw. dessen Anpassung an einen neuen Kontext (einem anderen Land bzw.
Kultur) kann nicht allein in Form formalen, expliziten Wissens (z. B. Handreichungen, technische Beschreibungen) erfolgen, sondern bedarf praktischer Erfahrung (Nonaka 1994, 19). Entsprechend
56
So hat die geringe Netzabdeckung und Instabilität des indischen Stromnetzes den Nebeneffekt, dass der
Problemlösungsbeitrag von netzgebundenen Technologien nicht notwendigerweise gewährleistet werden
kann, während off-grid verfügbare Solarstromanlagen Wettbewerbsvorteile genießen – gerade weil sie dezentral ohne Stromnetzanschluss nutzbar sind. Diese Eigenschaft kompensiert auch für deren relativ hohe Kosten
bei der Stromerzeugung, da sie als off-grid Technologien nicht mehr gegen Strom aus Kohle- oder Kernkraftwerken konkurrieren, sondern aus Dieselgeneratoren – welche heute bereits teurer sind als der Strom aus
Photovoltaikanlagen (McKinsey & Company 2012, 6).
57
Ein Beispiel dafür sind die Maßnahmen der GIZ im Rahmen des Deutsch-Arabischen Wassernetzwerks, im
Rahmen dessen die Wasser- und Abwasserinfrastrukturen in mehreren Ländern verbessert werden sollen und
im Rahmen dessen auch einzelnen Technologietransfers stattfinden. Das Projekt wird auf Seite 3 beschrieben.
88
wichtig ist die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, die Entwicklung von Berufsverbänden oder
ähnlichen Organisationen, die wiederum zur Ausbildung beitragen können.
Darüber hinaus erfordert ein erfolgreicher Transfer auch technisch-fachliches Wissen in Unternehmen sowie ein Mindestmaß an politischen Kapazitäten auf Seiten des Ziellandes, um Umweltprobleme zu identifizieren und den Beitrag des Umwelttechnologietransfers überhaupt zu bestimmen58.
Diese Kapazitäten sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Implementierung von politischen Rahmenbedingungen (Vgl. Jänicke 1997)59. Capacity Building besitzt dabei insbesondere in Entwicklungs- und
Schwellenländer eine besonders hohe Relevanz aufgrund der relativen Knappheit von Arbeitskräften
mit den notwendigen Fähigkeiten, der durch den brain drain weiter verschärft wird (Center for American Progress & Global Climate Network 2009, 19; Kennedy & Basu 2013, 687). Mit der Frage der
Identifizierung von Herausforderungen und möglichen Beiträgen zur Lösung dieser durch den Transfer von Klimatechnologien ist auch die Frage verbunden, welche Technologien sich überhaupt auf
dem Markt befinden und welche von ihnen geeignet ist erfolgreich übertragen zu werden. Capacity
Building-Maßnahmen können Entscheidungsträger darin unterstützen, Anpassungsstrategien zu
entwickeln. Begleitende Informationsangebote über die Technologien, die am Markt verfügbar sind,
deren spezifische Eigenschaften und evtl. Bedingungen für deren Nutzung können durch Datenbanken bereitgestellt und in Workshops, auf Messen oder innerhalb von internationaler Netzwerke vermittelt werden.
5.2
Deutsche Akteurslandschaft
In diesem Kapitel werden die sektorübergreifend aktiven Akteure auf Bundesebene beschrieben. Die
Darstellung komplettiert den Überblick derjenigen Akteure in Deutschland, welche typisch sind für
bestimmte Aspekte und Handlungsfelder in der Förderung des Technologietransfers bei Klimaschutzund Anpassungstechnologien. Eine vollständige Darstellung aller Akteure mit Bezug zu den verschiedenen Transferbedingungen oder auch Sektoren ist an dieser Stelle nicht möglich. Tabelle 8 auf der
folgenden Seite gibt einen Überblick zur deutschen Akteurslandschaft. Dabei werden die
sektorübergreifenden Akteure im oberen Teil der Tabelle den vier Handlungsfeldern Politikentwicklung (1), Finanzierung (2), Technologieanpassung (3) und Capacity Building (4) nach deren Schwerpunkten zugeordnet60. Im unteren Teil der Tabelle werden die sektorspezifischen Akteure dargestellt.
Die Beschreibung dieser sektorspezifischen Akteure erfolgte bereits im Rahmen der Darstellung der
Sektoren.
58
So unterstützt die GIZ beispielsweise Entwicklungsländer in der Identifizierung zentraler Herausforderungen
in der Anpassung an den Klimawandel und in der Erarbeitung ihrer NAMA und NAP. Das Beispiel wird vertieft
auf Seite 3 beschrieben.
59
Identische Politikinstrumente können in zwei Ländern unterschiedliche Wirkungen entfalten, wenn deren
Wirksamkeit auf Kapazitäten angewiesen ist, die im Zielland nicht gegeben sind (Kern et al. 1999, 8f.). Insbesondere in Fällen, in denen sich die umweltpolitischen Kapazitäten von Herkunfts- und Zielland stark unterscheiden, ist der Aufbau bzw. die Verbesserung von (administrativen) Kapazitäten der beteiligten Akteure und
eine Bedingung dafür, dass ein Instrument ähnlich funktioniert.
60
Im Falle des BMU/ UBA, der GIZ und KfW, die Schwerpunkte in mehreren Bereichen besitzen, wurden diese
Aktivitäten in separaten Unterabschnitten dargestellt.
89
Tabelle 8: Überblick zur deutschen Akteurslandschaft: Sektorübergreifende Akteure und sektorale Akteure in den Bereichen Klimaanpassung und Klimaschutz
Sektorübergreifende Akteure nach Schwerpunkten ihrer Tätigkeit
Politikentwicklung: BMUB/UBA; Auswärtiges Amt bzw. Botschaften; GIZ
Finanzierung: Kreditanstalt für Wiederaufbau, BMUB-IKI
Technologieanpassung: Fraunhofer Institut, z. B. IFF / MOEZ
Capacity Building: GIZ, KfW, BMWi, BMBF, DAAD
90
Sektorale Akteure in den Bereichen Klimaanpassung und Klimaschutz61
Klimaangepasste
und klimaschonende Landund Forstwirtschaft
Resiliente
Energieinfrastrukturen
Emissionsarme
Energieversorgung
(On- und Off-Grid)
Energieeffiziente
Städte und Infrastruktur
Lösungen für energieund ressourcenintensive
Industrien
BMEL (1,4)
dena: Solardach & RES
(2,4)
BMBF - Future
Megacities (3,4)
BMUB/DEG: Klimapartnerschaften (2,3,4)
GFP (3,4)
DeveloPPP.de (2,4)
dena: Eco-Cities (4)
dena: bilaterale Zusammenarbeit (1,4)
DLG (3,4)
BMWi: EI-EE (4)
dena: Energieeffizientes Bauen
(3,4)
Siehe Akteure
emissionsarme
Energieversorgung
Wasserwirtschaft
GWP
(1,3,4)
Hoch- und Tiefbau, Küstenschutz und
Hafenbau
(BMVI, BMUB)
(4)
Finanzwirtschaft
GIZ (1,2,4)
OAV (3,4)
BMWi: EI-EFF (4)
BMUB/DEG: Klimapartnerschaften (2,3,4)
BMUB – PEB (4)
BMWi: EI-EFF
GIZ-IWP (1,4)
61
Die Zahlen hinter den einzelnen Akteuren verweisen, entsprechend der Einteilung der sektorübergreifenden Akteure, auf die Schwerpunkte ihrer Arbeit. Für die Darstellung der Akteure wurden einige, mit Blick auf deren Akteure ähnliche Sektoren, zusammengefasst. So wurden beispielsweise die Akteure der Klimaanpassungssektoren
klimaangepasste Landwirtschaft und klimaangepasste Forstwirtschaft sowie des Klimaschutzsektors klimaschonende Land- und Forstwirtschaft in der Darstellung zusammengefasst.
In einigen Sektoren der Klimaanpassung und des Klimaschutzes wurden keine sektorspezifischen Akteure identifiziert und diese sind folglich in der Darstellung nicht enthalten. Dies sind die Sektoren Klimamesstechnik, ausfallsichere Informations- und Kommunikationsnetze, Katastrophenschutz, Gesundheit, emissionsarme Mobilität und
Transport, Nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft sowie sektorübergreifende Querschnittstechnologien.
91
Quelle: Eigene Darstellung.
92
Viele Akteure auf Bundesebene arbeiten in den konkreten Projekten mit ihren internationalen Partnern zu Aspekten, die mehr als eine der Bedingungen für erfolgreichen Technologientransfer betreffen62. Für die Darstellung hier wurden sie dem Schwerpunktbereich ihrer Arbeit zugeordnet. Die Darstellung der sektorübergreifenden Akteure nach ihren Schwerpunktbereichen folgt dabei der Gliederung aus Kapitel 2 – beginnend mit der Politikentwicklung, über die Bereiche Finanzierung und Technologieanpassung hin zum Capacity Building.
5.2.1
Schwerpunkt Politikentwicklung
5.2.1.1 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit / Umweltbundesamt
Die Zusammenarbeit des BMUB und des UBA mit internationalen Partnern liegt im Bereich der Politikberatung im Rahmen der bilateralen Umweltpolitikdialoge als auch der Finanzierung und Implementierung von Pilotprojekten im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative.
Bereich Politikberatung: Nachbarschaftspolitik und bilaterale Umweltpolitikdialoge
BMUB und UBA unterhalten Kooperationen mit einer Vielzahl von umweltpolitischen Akteuren in
anderen Ländern, welche – entsprechend den Interessen des Partnerlandes – auf unterschiedliche
Themen zugeschnitten sind und in deren Intensität mitunter stark variieren.
Ein Schwerpunkt ist der Dialog mit den 29 Staaten Mittel- und Osteuropas, des Kaukasus und Zentralasiens. Während der umweltpolitische Dialog bei den Staaten, die Mitglied der EU werden wollen,
auf eine schrittweise Übernahme des Acquis communautaire abzielt, basiert die Politikberatung mit
den anderen Staaten im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik auf rein freiwilliger Basis.
Auf Grundlage bilateraler Vereinbarungen werden dabei mit dem jeweiligen Land die Schwerpunkte
der umweltpolitischen Zusammenarbeit festgelegt, welche dann im Beratungshilfeprogramm vom
Umweltbundesamt im Auftrag des BMUB umgesetzt werden. Neben der Angleichung von Politikinstrumenten und Stärken der umweltpolitischen Kapazitäten der Akteure vor Ort zielt die Zusammenarbeit häufig auch auf die Erarbeitung umfassender Strategien, den Transfer von Know-how und, im
Rahmen von Pilotprojekten, auch von modernen Umwelttechnologien ab (UBA 2013). BMUB und
UBA unterstützen ebenso die Twinning-Maßnahmen der EU in der Zusammenarbeit mit den Beitrittskandidaten und im Rahmen der Nachbarschaftspolitik. Im Rahmen dieser Form der Zusammenarbeit werden nationale Fachkräfte in die Umweltbehörden der Kooperationsländer für eine Zeit
„verliehen“ und tragen dort zur Anpassung an die europäische Umweltpolitik und zur Verwaltungsmodernisierung bei.
Über die Nachbarschaftspolitik hinaus unterhält das BMUB weitere bilaterale Umweltpolitikdialoge,
so z. B. mit der Volksrepublik China, Vietnam, Bangladesch, Thailand, Turkmenistan und Südafrika
(BMUB 2013b). Die thematischen Schwerpunkte der bilateralen Dialoge werden in Kooperationsvereinbarungen auf höchster Regierungsebene festgelegt und bilden die Grundlage für Politikberatung
62
Im Falle des BMU/ UBA, der GIZ und KfW die Schwerpunkte in mehreren Bereichen besitzen, wurden diese
Aktivitäten in separaten Unterabschnitten dargestellt.
93
und Politiktransfermaßnahmen auf der Fachebene. Typischerweise sind diese Dialoge das Resultat
langjähriger Kooperationen, insbesondere auf Basis der Entwicklungszusammenarbeit, und werden
durch Stakeholderprozesse begleitet. Exemplarisch kann auf die deutsch-chinesische Zusammenarbeit verwiesen werden, welche verschiedene Entwicklungsstufen – vom ersten bilateralen Abkommen 1994, über eine gemeinsame Erklärung zur Umweltpolitik im Jahr 2000, bis zum 2006 beschlossenen strategischen Umweltdialog, der 2009 um das Thema Klimaschutz erweitert wurde – durchlief.
Neben Regierungsakteuren wurden im Rahmen der Kooperationsprojekte auch nicht-staatliche Akteure durch Stakeholder-Dialoge, wie das deutsch-chinesische Umweltforum oder den Asien-Pazifik
Ausschuss der deutschen Wirtschaft, eingebunden (BMU 2013a; Jacob & Bär 2010). Ähnlich dazu
setzen die bilateralen Dialoge mit anderen Ländern unterschiedliche thematische Schwerpunkte und
nutzen andere Instrumente. Gemein ist ihnen, dass die politischen Dialogfelder mit Pilotprojekten
aus der Internationalen Klimaschutzinitiative oder der Entwicklungszusammenarbeit des BMZ bzw.
auch mit Politikdialogen auf europäischer Ebene (wie beispielsweise im Fall der EU-China Sectoral
Dialogues) verknüpft werden.
Bereich Finanzierung: Internationale Klimaschutzinitiative des BMUB
Im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative finanziert das BMUB Pilotprojekte, welche Elemente des Technologietransfers, der Politikberatung und des Capacity Buildings verbinden. Politikberatung und Capacity Building-Maßnahmen erfolgen hier projektbegleitend – im Zentrum der Initiative
steht, Beispiele guter Praxis in Schwellen- und Entwicklungsländer zu finanzieren und zu implementieren, welche Vorbildcharakter für Folgemaßnahmen entwickeln. Zwei der vier Schwerpunktbereiche der IKI widmen sich explizit den Themenbereichen Minderung von Treibhausgasen bzw. Anpassung an die Folgen des Klimawandels (BMUB 2013c). Im Rahmen der Initiative sollen Pilotprojekte
umgesetzt werden, welche multiplizierbar sind und deren Wirkungen über die des einzelnen Projekts
hinausgehen. Die einzelnen Projekte unterstützen Entwicklungsländer sowohl bei der Entwicklung
umfassender Strategien (z. B. bei der Erarbeitung von Klimaschutz- und Anpassungsstrategien in Mali
oder Südafrika63) als auch im Kontext spezifischer Pilotmaßnahmen (beispielsweise zur Entwicklung
von solarbetriebenen Kühlschränken in mehreren Ländern im südlichen Afrika). Ein weiteres Beispiel
eines erfolgreichen Technologietransferprojekts aus China unterstreicht darüber hinaus die Notwendigkeit des Zusammenspiels mehrerer Bedingungen – in diesem Fallbeispiel sind dies die Finanzierung eines Pilotprojekts in Verbindung mit Politikberatung der lokaler Umweltbehörden und damit
verbundene Capacity Building-Maßnahmen (siehe folgender Kasten).
63
Eine Übersicht zu allen IKI-Projekten inklusive Beschreibungen dieser findet sich unter:
www.international-climate-initiative.com/de/nc/projekte/weltkarte-und-projektliste/ (Abruf Juli 2014)
94
Fallbeispiel IKI in China: Verminderung von Treibhausgasen durch die fachgerechte Umrüstung von
Tankstellen zur Rückführung volatiler Kohlenwasserstoffe im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative
Das illustrierte Projekt wurde im Rahmen der IKI finanziert und vor Ort durch die GIZ China umgesetzt. Das Projekt sah zunächst die Umrüstung einer Tankstelle in der chinesischen Provinz
Guangdong mit der Technologie zur Rückführung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC)
eines deutschen Herstellers vor. In Kooperation mit lokalen Behörden wurde ein Leitfaden zur eigentlichen Technologie, zum Umrüstungsprozess sowie zu Wartung und Monitoring verfasst. Zusätzlich
fanden Capacity Building-Maßnahmen mit Mitarbeitern aus den lokalen Umweltämtern zur Schulung
dieser im Umgang mit und der Überprüfung der Technologie statt. Darüber hinaus wurde an einer
Strategie zur Verbreitung des Verfahrens durch die lokalen und die nationalen Umweltbehörden
gearbeitet.
Das Projekt war letztlich auch mit wirtschaftlichen Vorteilen für deutsche Technologieanbieter verbunden. Das Pilotprojekt und die begleitenden Maßnahmen zeigten die Potentiale der Technologie
und leisteten zumindest einen Beitrag dazu, dass SINOPEC in der Provinz eine Umrüstung eines Großteils der Tankstellen ausschrieb. Dafür erhielten deutsche Technologieanbieter den Zuschlag. Die
Umrüstung von 1500 Tankstellen in der Provinz Guangdong war mit einer signifikanten Minderung
der VOC-Emissionen von 85 % in der Provinz verbunden.
5.2.1.2 Auswärtiges Amt / Deutsche Botschaften
Für die deutschen Botschaften vor Ort ist die Umwelt- und Klimapolitik zu einem wichtigen Thema
geworden, in dem sie über verschiedene Kommunikationskanäle (Politikdialoge, öffentliche Veranstaltungen, bilaterale Austausche) deutsche Umweltpolitik und Aspekte der internationalen Umweltund Klimapolitik kommunizieren und thematisieren. Seit 2011 werden die Aktivitäten des Auswärtigen Amts in diesem Politikbereich aus Mitteln des Energie- und Klimafonds der Bundesregierung
finanziert (Auswärtiges Amt 2012). So organisiert die deutsche Botschaft in China beispielsweise Veranstaltungen mit chinesischen Regierungsvertretern zur internationalen Klimafinanzierung oder im
Bereich energieeffizientes Bauen. Im Rahmen dieser Veranstaltungen werden dann durch die deutschen Vertreter vor Ort die Fachleute von chinesischer Seite mit den jeweiligen Experten aus deutschen Unternehmen, Banken, GIZ & KfW bzw. mit Vertretern der IHK, dem deutschen Städtebund
oder der dena zusammengebracht (Deutsche Botschaft China 2013).
Die Botschaften selbst besitzen meist kein Fachpersonal, sondern sie fungieren vor allem als Kontaktund Koordinationsstelle, welche Akteure in Schwellen- und Entwicklungsländern mit Akteuren in
Deutschland zusammenbringen kann. Ein weiteres Instrument im Rahmen der Public Diplomacy der
Botschaften sind Themenreisen für politische Entscheidungsträger und Multiplikatoren aus Schwellen- und Entwicklungsländern nach Deutschland (Ecologic Institut 2012). Darüber hinaus tragen die
Botschaften zur Kohärenz der einzelnen Projekte deutscher Akteure bei64.
64
Ein Praxisbeispiel dafür ist der in der internationalen Zusammenarbeit mit der Türkei vereinbarte Lenkungsausschuss Umweltkooperation, welcher halbjährig tagt, um die verschiedenen Projekte und Initiativen von
KfW, GIZ, BMUB und IKI zu koordinieren.
95
Verweis auf andere Abschnitte:
Politikentwicklung ist ebenso ein Schwerpunkt der Arbeit der GIZ, welche auf Seite 101 beschrieben
wird.
5.2.2
Schwerpunkt Finanzierung
5.2.2.1 Kreditanstalt für Wiederaufbau
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist mit ihren Teilbanken der zentrale deutsche Akteur in der
internationalen finanziellen Zusammenarbeit auf Bundesebene. Sie übernimmt häufig die Abwicklung der Finanzierung von Projekten im Auftrag anderer Institutionen (z. B. BMUB, BMZ, GIZ, dena).
Die KfW-Banken arbeiten mit privaten und öffentlichen Projektpartnern und unterstützen eigene
Projekte, auch begleitende Maßnahmen zum Capacity Building der jeweiligen Kooperationspartner,
vor Ort. Im Folgenden wird die Arbeit der KfW im Bereich Finanzierung skizziert, gefolgt vom Bereich
Capacity Building.
Schwerpunkt Finanzierung: IPEX-Bank
Die Finanzierung internationaler Projekte durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau erfolgt durch die
IPEX-Bank, die KfW Entwicklungsbank und die KfW DEG. Die Finanzierungen durch die IPEX-Bank
unterstützen klassische Exportförderungen durch Risikoabsicherung mittels Hermes-Bürgschaften,
Investitionskredite und weitere Finanzierungsformen. Während einige dieser Projekte auch in den
Bereich Umwelt und Energie fallen, verfolgen diese nicht primär entwicklungspolitische, sondern vor
allem Außenhandelsziele.
Finanzierungen für Projekte mit entwicklungspolitischen und Technologietransferzielen werden von
der KfW Entwicklungsbank und der KfW DEG bereitgestellt. Letztere stellt dabei Ko-Finanzierungen
für Projekte in Zusammenarbeit mit Privatunternehmen zur Verfügung, erstere finanziert Projekte in
Zusammenarbeit mit öffentlichen Partnern.
Schwerpunkt Finanzierung: KfW DEG
Die KfW DEG kofinanziert Technologietransferprojekte in Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen. Dabei werden die Unternehmen durch Beteiligungskapital bzw. Mischfinanzierungen und
langfristige Darlehen unterstützt. Schwerpunktbereiche in der Klimafinanzierung sind Erneuerbare
Energien in der Energieversorgung als auch die Wasserver- und entsorgung.
96
Fallbeispiel La Huayca, Chile: Bereitstellung von Darlehen durch die DEG für den Ausbau eines
Solarparks
Ein Beispiel für die Finanzierung größerer Infrastrukturprojekte ist der Ausbau des Solarparks La
Huayca in der chilenischen Atacama-Wüste, welcher mehrheitlich durch die Berliner Saferay
Holding betrieben wird. Neben der DEG sind die International Finance Corporation der Weltbank
und die kanadisch-finanzierte IFC-Canada Climate Change Program an der Bereitstellung der
Darlehen beteiligt
Quelle: DEG 2013
Im Programm Klimapartnerschaften für die Wirtschaft werden so kleine bis mittlere Pilotprojekte bis
zu 200.000 Euro und 50 % der Projektsumme gefördert (siehe Abschnitt 3.1.4.2). Darüber hinaus
stellt die DEG Darlehen für größere Projekte zur Finanzierung. Die Klimapartnerschaften sind Teil des
übergreifenden Projekts der Entwicklungspartnerschaften (develoPPP.de), welche von öffentlicher
Seite gemeinschaftlich von DEG, GIZ und der sequa gGmbH organisiert werden.
Schwerpunkt Finanzierung: KfW Entwicklungsbank
Die finanzielle Zusammenarbeit mit Partnern aus Schwellen- und Entwicklungsländern nutzt eine
Vielzahl von unterschiedlichen Finanzierungsinstrumenten – abhängig von Projektgegenstand und
wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit des jeweiligen Landes. Die Finanzierung durch die KfW Entwicklungsbank garantiert dabei stets günstigere Bedingungen als die des Marktes. Die Herausforderungen
des Klimawandels und die dafür geschätzten notwendigen Investitionen erfordern, dass die vorhandenen Mittel möglichst sparsam eingesetzt werden und durch die Mischformen der Finanzierungen
private Gelder „gehebelt“ werden. Ziel ist es, Projekte möglichst wenig marktverzerrend zu finanzieren und die Auswahl der Finanzierungsinstrumente an Zielland und Gegenstand der Finanzierung
anzupassen. Marktnahe Finanzierungen können unter Einbeziehung von Privatkapital über Fonds und
durch Marktmittel finanziert werden – während Finanzierungen für wirtschaftlich weniger leistungsfähige oder hochverschuldete Staaten, für Capacity Building-Maßnahmen oder für Technologien, die
noch nicht rentabel sind, eher durch Zuschüsse finanziert werden (KFW Entwicklungsbank 2011)65.
65
So bieten Förderkredite marktnahe, aber günstigere Bedingungen als der Markt und werden an Entwicklungsländer ohne Verschuldungsprobleme und für betriebswirtschaftliche rentable Projekte vergeben. Entwicklungskredite stellen eine auf das jeweilige Projekt abgestimmte Mischung aus KfW-Eigenmitteln und Geldern,
die auf dem Kapitalmarkt aufgenommen wurden, dar, welche auf den Projektgegenstand und die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Ziellandes angepasst wurde. Darlehen und Krediten zu günstigen IDA-Konditionen werden in den ärmsten Entwicklungsländern eingesetzt und durch Eigenmittel der KfW bereitgestellt.
97
Abbildung 12: Instrumentenmix in der Klimafinanzierung
Quelle: KFW Entwicklungsbank 2011, 2
Im Bereich der Klimafinanzierung existiert eine Vielzahl von Instrumenten, welche von der KfW Entwicklungsbank in der Finanzierung von Maßnahmen genutzt werden.
Tabelle 9: Überblick zu einzelnen Finanzierungsinstrumenten im KfW-Portfolio
Instrument
Beschreibung
Fonds zur Klimafinanzierung
Fonds zur Klimafinanzierung stellen Kapital für Investitionen in Klimatechnologien zur
Verfügung. Das Kapital stammt dabei aus öffentlichen und privaten Quellen, wobei ersteres genutzt wird, um privates Kapital zu hebeln. Beispiele dafür sind der global agierende
Global Climate Partnership Fund oder der auf Osteuropa spezialisierte Green for Growth
Fund. Der Fond stellt dabei Kapital für andere Finanzinstitutionen, welche damit Projekte
vor Ort finanzieren.
Finanzierung für
NAMAs
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt auch Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern
im Rahmen der Nationally Appropriate Mitigation Actions (NAMA). Für diese Projekte
stellt die KfW (zunächst im Rahmen von direkten Projektförderungen) in Zusammenarbeit
mit anderen internationalen und multinationalen Finanzierungsinstitutionen in der NAMA
Partnership Kapital zur Verfügung mit dem Ziel einen hohen Anspruch an NAMA-Projekte,
gemessen an ihrem Beitrag zur CO2-Reduktion, zu setzen.
Sonderfazilität
IKLU (BMZ)
Die KfW Entwicklungsbank finanziert mit der Sonderfazilität Initiative für Klima- und Umweltschutz (IKLU) Klimaschutzinvestitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Das
Kapital der Fazilität wird am Markt aufgenommen und die Zinsen für die Kapitalnehmer
aus Bundesmitteln subventioniert. IKLU finanziert Projekte in den Bereichen erneuerbare
Energien, Energieeffizienz, industrieller Umweltschutz, energiesparende Mobilität, Anpassung an den Klimawandel und ökologische Entwicklung von Ballungsräumen.
BMUB-IKI
Die Internationale Klimaschutzinitiative des BMUB wird ebenso von der KfW Entwicklungsbank umgesetzt. Sie finanziert Projekte zum Technologietransfer, der Politikberatung,
in Forschungskooperationen, Capacity Development und Trainingsmaßnahmen in den
Bereichen Minderung von Treibhausgasemissionen, zur Anpassung an den Klimawandel
98
sowie für Wald- und Biodiversitätsschutz.
Deutsche KlimatechnologieInitiative
Die Deutsche Klimatechnologie-Initiative wird von BMUB und BMZ aus den Erlösen des
Emissionshandels finanziert. Die beiden Ministerien sind auch für die Förderschwerpunkte
der DKTI verantwortlich. Ziel der Projekte ist es zu Emissionseinsparungen in Entwicklungsländern beizutragen. Finanziert werden Sektoren, in denen deutsche Unternehmen Stärken besitzen. Die Durchführung der jeweiligen Projekte erfolgt gemeinschaftlich durch die
GIZ und die KfW, wobei die KfW dabei für die Projektfinanzierung, die GIZ für Politikberatung und Entwicklung von Strategien für das scaling-up der Technologien und das
begleitetende Capacity Building zuständig ist.
Die DKTI finanziert Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, insbesondere: Solarenergie, Windenergie, nachhaltige Biogas- und Biomasseerzeugung sowie –nutzung; Infrastruktur zur Integration erneuerbarer Energien, insbesondere intelligente Stromnetze;
Energieeffizienz in Gebäuden; Effizienztechnologien in der Industrie für klimafreundliche
Produkte und Produktionsverfahren; klimafreundliche Mobilität; Klimaschutz durch Abfallvermeidung und -verwertung.
Climate Finance
Readiness Program
Das Climate Finance Readiness Program (CFRP) ist nicht direkt ein Instrument zur Finanzierung von Technologietransfers. Vielmehr zielt es darauf ab in Entwicklungsländern die
notwendige Capacity aufzubauen, welche benötigt wird, um die Mittel aus dem Green
Climate Fund zur Finanzierung von Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen abzurufen.
Um Gelder aus dem Fonds direkt beantragen zu können, bedarf es der Akkreditierung von
Institutionen, nationalen Klimastrategien und Maßnahmenpakete sowie Investitionspläne,
die eine effiziente Verwendung der Gelder garantieren. Das CFRP unterstützt Entwicklungsländer durch die KfW und GIZ bei der Akkreditierung und dem Aufbau der notwendigen Fähigkeiten und Erarbeitung von Politikstrategien und Projektplänen (BMZ 2013c).
Quelle: Eigene
KfW-Aktivitäten im Capacity Building
Neben der reinen Finanzierung von Investitionen bedingen viele Technologietransferprojekte, beispielsweise bei Wasser- oder Energietechnologien, begleitende Capacity Building-Maßnahmen in den
für das konkrete Projekt relevanten Sektoren. Bestandteile solcher Maßnahmen sind häufig der Wissenstransfer und der Aufbau von lokalen Kapazitäten. Dazu werden zum Teil auch KfW-Mitarbeiter
für eine Zeit an ausländische Ministerien entsendet (Jacob & Bär 2010, 29).
Verweis auf andere Abschnitte:
Die Internationale Klimaschutzinitiative des BMUB übernimmt ebenso eine wichtigere Finanzierungsrolle. Sie wird in Kap. 5.2.1.1 beschrieben.
5.2.3
Technologieanpassung
Die eigentliche Technologieanpassung im Rahmen von Transferprojekten erfolgt meist durch die
beteiligten Unternehmen und wissenschaftlichen Institute. Die Rolle der Akteure auf Bundesebene,
liegt dabei meist darin, die jeweils zentralen Stakeholder aus Ursprungs- und Zielland zusammenzubringen (matchmaking). Ein wichtiger deutscher Akteur in diesem Bereich ist die FraunhoferGesellschaft aufgrund ihrer Kompetenzen in der angewandten Forschung. Im Rahmen ihrer internationalen Aktivitäten arbeiten verschiedene Fraunhofer-Institute – hier werden Fraunhofer MOEZ und
99
Fraunhofer IFF vorgestellt – in Kooperationsprojekten in Asien zur Anpassung von deutschen Technologien.
5.2.3.1 Fraunhofer Zentrum für Mittel- und Osteuropa
Die Abteilung Technologieanpassungsmanagement des Fraunhofer MOEZ (Zentrum für Mittel- und
Osteuropa) widmet sich in ihrer Arbeit explizit der Unterstützung von insbesondere klein- und mittelständischen Unternehmen, die in der Region Südasien aktiv sind. Die Aktivitäten unterstützen Unternehmen im Aufbau von Netzwerken mit Partnern aus der Region sowie der Anpassung – insbesondere dem „Downsizing“ – von Technologien an die spezifischen Kontexte der Zielländer (Fraunhofer
MOEZ 2013b). Diesem Zweck dient beispielsweise das Projekt „Indo-Europäische Forschungspartnerschaften“ in dem europäische KMU und Forschungscluster beim matchmaking mit indischen Partnern und bei der Anpassung ihrer Technologien und Dienstleistungen an die verschiedenen Rahmenbedingungen Indiens unterstützt werden (Fraunhofer MOEZ 2013a).
5.2.3.2 Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung
Das Fraunhofer IFF (Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung) kooperiert seit 1999 mit verschiedenen asiatischen Partnern in Transfer- und Qualifikationsprojekten, von denen der Anwendungsbereich Erneuerbare Energien die größte Bedeutung für diese Studie besitzt. Seit 2009 ist das
Fraunhofer IFF auch durch einen Außenstelle in Bangkok vertreten als zentraler Ansprechpartner für
den Technologie- und Know-how-Transfer mit der Region. Die Kooperationsprojekte mit Forschungseinrichtungen, Unternehmen und NGOs aus verschiedenen asiatischen Ländern zielen insbesondere
auf den Aufbau von Technologie- und Forschungspartnerschaften (z. B. im Bereich von Umweltinformationssystemen und Umweltmanagementsystemen) sowie den Transfer von Wissen ab (Vgl.
Fraunhofer IFF 2011).
Beide Fraunhofer Institute sind auch am European Business and Technology Centre beteiligt, welches
Technologietransfers und -anpassung im Rahmen indo-europäischer Technologiekooperationen unterstützt. Es fungiert als zentrale Anlaufstelle für europäische und indische Akteure, um diese – in
Zusammenarbeit mit den Handelskammern, Institutionen der Außenhandelsförderung und den diplomatischen Vertretungen – zu vernetzen und gemeinsame Projekte anzustoßen (European Business
and Technology Centre 2013).
100
5.2.4
Schwerpunkt Capacity Building
5.2.4.1 Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist ein zentraler deutscher Akteur für erfolgreiche Transfers von Klimatechnologien im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
Die GIZ trägt in Schwellen – und Entwicklungsländern in bedeutendem Maße sowohl zum Aufbau von
Kapazitäten bei – in der Finanzierung, der Nutzung, Anpassung und Wartung von Technologien – als
auch zum Transfer von notwendigen umweltpolitischen Rahmenbedingungen bzw. der Erarbeitung
übergreifender Strategien (z. B. für die Klimaanpassung).
Capacity Building
Der Aufbau der Kapazitäten von Akteuren in Schwellen- und Entwicklungsländer ist häufig elementarer Voraussetzung für das Funktionieren eines Technologietransfers im Rahmen eines Projekts. Dabei
variieren die Kapazitätsbedarfe je nach Transfergegenstand und den vorhandenen Kapazitäten der
jeweiligen Partner vor Ort und müssen für im jeweiligen Projektkontext identifiziert werden. Die
Bandbreite der Transfergegenstände reicht dabei beispielsweise von verschiedensten Technologien
mit unterschiedlichen technischen und regulativen Voraussetzungen bis hin zu Politikinstrumenten;
die der beteiligten Partner von politischen Entscheidungsträger auf lokaler, regionaler bis hin zur
nationalen Ebene über Verwaltungen, bis hin zu Unternehmen und Verbänden66.
Darüber hinaus unterstützt die GIZ den Aufbau von Kapazitäten von Entwicklungsländern auch außerhalb konkreter Projektzusammenhänge. Ein wichtiges Beispiel aus dem Kontext der Klimafinanzierung ist das Climate Finance Readiness Programm, welches von der KfW finanziert und der GIZ implementiert wird. Ziel ist es, insbesondere in Entwicklungsländern mit geringen Kapazitäten, die zuständigen nationalen Institutionen dabei zu unterstützen die international zur Verfügung gestellten
Mittel zur Klimafinanzierung (insbesondere aus dem Green Climate Fund) abrufen zu können67. Dabei
geht es konkret darum, diese Institutionen bei der Akkreditierung beim GCF, in der Erarbeitung von
sektorübergreifenden nationalen Klimaanpassungsstrategien (in Form von Nationally Appropriate
Mitigation Actions (NAMA) und National Adaptation Plans (NAP) zu unterstützen und Erfahrungen
zwischen Entwicklungsländern zu kommunizieren, um die zur Verfügung gestellten Mittel möglichst
effektiv nutzen zu können (GIZ 2013b). Neben dem Capacity Building für den Zugang zu Klimafinanzierung arbeitet die GIZ mit Entwicklungsländern mit einer Vielzahl von Instrumenten zur Bewertung
von bestehenden Kapazitäten und Technologiebedarfen in den Bereichen Klimaanpassung und erneuerbare Energien (siehe GIZ 2013a).
66
Beispiele für projektbegleitende Capacity Building-Maßnahmen durch die GIZ finden sich in den Fallbeispielen auf den Seiten 3 und 4.
67
Siehe z. B. die Berichte für Namibia, Tanzania und Zambia (www.giz.de/expertise/downloads/giz2013-enclimate-finance-readiness-synthesis.pdf, Abruf Juli 2014)
101
Politikentwicklung
Die GIZ hat sich zu einem wichtigen Akteur im Bereich Politikentwicklung und Politikberatung in
Schwellen- und Entwicklungsländer entwickelt. Aufgrund der erfolgreichen Rolle der GIZ in der Entwicklungszusammenarbeit wird die GIZ von Entscheidungsträgern in Entwicklungsländern nicht nur
als langfristiger und kompetenter, sondern auch als „neutraler und vertrauenswürdiger Akteur angesehen“ (Vgl. Jacob & Bär 2010, 27f.). Dies ist von großer Bedeutung für den Zugang zu politischen
Entscheidungsträgern und damit für eine erfolgreiche Politikberatung – insbesondere, wenn diese
Zusammenarbeit auf freiwilliger Basis geschieht68. Die Beratung in der Umwelt- und Klimapolitik wird
auch in der GIZ als ein immer wichtigerer Aufgabenbereich angesehen, um „komplexe Umweltprobleme tragfähig und dauerhaft“ lösen zu können (GIZ 2010, 5). Dabei hat sich die Agenda der umweltpolitischen Probleme, denen sich Schwellen- und Entwicklungsländer gegenübersehen – und in denen die GIZ als Ansprechpartner gefragt ist – erweitert: konventionelle Umweltthemen (Luft, Wasser,
Lärm, Böden, Abfall usw.) besitzen weiterhin große Relevanz, aber wurden ergänzt durch moderne
Themen (z. B. Klima, Biodiversität und Management von Ökosystemen oder auch Ressourceneffizienz) (GIZ 2010, 9).
Der Beitrag zur Lösung von konkreten Problemen des Partnerlandes bleibt ein zentraler Aufhänger
für die Arbeit der GIZ in der Politikberatung, da die Zusammenarbeit, im Gegensatz zu den BMUBUmweltpolitikdialogen, häufig nicht auf der nationalen Politikebene beginnt, sondern bottom up
konzipiert ist, d. h., dass Lösungen zunächst auf lokaler Ebene erprobt werden und sich bei Erfolg
vertikal oder horizontal ausbreiten69.
68
Dieser Aspekt wurde von Praktikern der Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere in der bilateralen Zusammenarbeit mit China, betont. Einige Maßnahmen (z. B. die Deutsch-Chinesische Umweltpartnerschaft 2013
– 2016) im Rahmen der deutsch-chinesischen bilateralen Zusammenarbeit in der Umweltpolitik werden auch
von der GIZ vor Ort im Auftrag des BMUB ausgeführt.
69
Das Projekt auf Seite 3 illustriert den Fall eines erfolgreichen Politiktransfers auf lokaler Ebene im Rahmen
eines Technologietransferprojekts, welches in Folge dessen auf horizontaler Ebene in andere chinesische Provinzen übertragen wurde.
102
5.2.4.2 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Die Aktivitäten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in diesem Bereich fokussieren vor allem auf Maßnahmen der Außenwirtschafts- und Exportförderung und umfassen verschiedene Akteure. An dieser Stelle wird ein genereller, sektorübergreifender Überblick gegeben,
welcher durch Aktivitäten sektorspezifischer Initiativen (wie z. B. die Exportinitiative Erneuerbare
Energien im Abschnitt 3.1.1.2) ergänzt wird. Vom BMWi gefördert bestehen für deutsche Unternehmen verschiedene Angebote, die sie bei der Erschließung von Auslandsmärkten unterstützen. GTAI
stellt deutschen Unternehmen vor allem Informationen über Auslandsmärkte zur Verfügung. Über
das von GTAI betreute Außenwirtschaftsportal iXPOS werden zusätzlich verschiedenste Beratungsleistungen angeboten, die Unternehmen beim Marktzugang unterstützen. Diese reichen wiederum
von Länderinformationen über Kontaktvermittlung zur Umsetzung von Exportleistungen sowie deren
Finanzierung und Absicherung. Die Finanzierung und Absicherung von Geschäften wird dabei durch
die Bundesregierung durch die sogenannten Hermesdeckungen, d. h. öffentlich abgesicherte Exportkreditgarantien, unterstützt mit Hilfe derer sich Unternehmen gegen Risiken absichern können –
insbesondere wenn eine solche Absicherung über Marktangebote nicht möglich ist.
Das Markterschließungsprogramm für KMU unterstützt insbesondere mittelständische Unternehmen
in solchen Sektoren, in denen keine sektoralen Exportförderstrategien bestehen70.
Neben diesen vielfältigen Informations- und Beratungsangeboten ist der Bereich der Außenwirtschaftsförderung gekennzeichnet durch ein Netzwerk aus vielfältigen Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren. So bestehen Kooperationen mit den Außenhandelskammern vor
Ort oder beispielsweise mit privat organisierten Exportfördernetzwerken (z. B. RETech (für Recycling
und Entsorgungstechnologien oder mit der German Water Partnership) in deren jeweiligen Sektoren.
5.2.4.3 Bundesministerium für Bildung und Forschung
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ist im Rahmen seiner internationalen Kooperationen vor allem im Bereich Capacity Building für Klimaschutz und Klimaanpassung aktiv. Die
Schwerpunkte des BMBF liegen dabei in der Finanzierung von Forschungsvorhaben – hier sind insbesondere das Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA) sowie die Programme
zu Global Change, Energie sowie Ressourcen und Nachhaltigkeit zu nennen – als auch in der Förderung von und des Austauschs mit internationalen Wissenschaftlern, die zu Fragen Klima- und Nachhaltigkeitsfragen arbeiten.
Die internationale Forschungszusammenarbeit erfolgt über bilaterale oder multilaterale Forschungsprogramme mit Wissenschaftsträgern aus den Partnerländern. Ein Fokus liegt dabei auf Kooperationen mit Schwellen- und Entwicklungsländern zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie des
Klimawandels oder des Verlustes an Biodiversität.71 Beispielhaft kann an dieser Stelle auf das Project
„CLIENT: Internationale Partnerschaften für nachhaltigen Klimaschutz- und Umwelttechnologien und
70
Siehe www.ixpos.de/IXPOS/Navigation/DE/Ihr-geschaeft-im-ausland/Abnehmer-und-partnerfinden/Kontaktveranstaltungen/bmwi-markterschliessungsprogramm.html (Abruf Juli 2014)
71
Einen Überblick zur Vielzahl der Projekte und den jeweiligen Schwerpunkten gibt die FONA-Website:
www.fona.de/de/ia/ (Abruf Juli 2014)
103
-dienstleistungen“ verwiesen werden, welches bilaterale Forschungskooperationen mit Schwellenund Entwicklungsländern in den Bereichen Klimaschutz, Ressourcennutzung, Land- und Wassermanagement fördert (BMBF 2010). Ein weiteres, neuartiges Projekt des BMBF zum Aufbau von Forschungszentren in Entwicklungsländern wird in Kasten 3 unten dargestellt.
Der Austausch und die Vernetzung von jungen, internationalen Wissenschaftlern, die zu Fragen des
Klimawandels arbeiten, wird beispielsweise durch den internationalen Wettbewerb „Green Talents“
gefördert, der Forschungsaufenthalte in Deutschland finanziert (BMBF 2014b).72 Ein ähnliches Ziel
verfolgt auch das International Climate Protection Fellowship Programm für Bewerber der Alexander
von Humboldt-Stiftung aus Transitions- und Entwicklungsländern, welches von der BMUB-IKI finanziert wird (Alexander von Humboldt-Stiftung 2013).
5.2.4.4 Der Deutsche Akademische Austauschdienst
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ist in die Forschungsfinanzierung, Vernetzung
internationaler Wissenschaftler und die Förderung von klimarelevanten Capacity BuildingMaßnahmen involviert.
Das DAAD-Programm Hochschulexzellenz in der Entwicklungszusammenarbeit („ex)/(ceed“) fördert
Kooperationen deutscher Hochschulen mit Partner-Institutionen in Entwicklungsländern, um Netzwerke zwischen ihnen zu intensivieren, entwicklungspolitische Themen an deutschen Hochschulen zu
etablieren und Aktivitäten der Entwicklungszusammenarbeit vor Ort durch Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu unterstützen (DAAD 2009).73 Das Programm wird vom BMZ finanziert.
Das Projekt Clim-A-Net, welches vom DAAD und dem AA unterstützt wird und in dem Universitäten
aus Deutschland, Tansania und Südafrika kooperieren, studiert die Folgen des Klimawandels und die
Herausforderungen an das Landnutzungsmanagement aus wissenschaftlicher Perspektive, um neue
Strategien zur Anpassung zu entwickeln.74 Dazu werden durch das Projekt Forschungsgruppen, Stipendien für Studenten und Doktoranden als auch Vernetzungsmaßnahmen finanziert (Clim-A-Net
2012).
72
Das auf Seite 3 beschriebene Programm Future Megacities als auch das auf dieser Seite beschriebene Projekt
zum Aufbau von Klimaforschungszentren in Afrika beinhalten beide Austauschprogramme für Wissenschaftler
aus Deutschland und den jeweiligen Partnerländern.
73
Von besonderer Relevanz für das Thema der Studie sind die Kompetenznetzwerke zu nachhaltigem Wassermanagement in Entwicklungsländern (koordiniert von der Technischen Universität Braunschweig) und für natürliche Ressourcen und Entwicklung (koordiniert von der Fachhochschule Köln).
74
Ein ähnliches Netzwerk existiert für Länder Zentralasiens (CliNCA, 2013).
104
6
Zusammenfassung zentraler Erkenntnisse und Informationsangebote in Sektoren und Bedarfsfeldern
Die in den Kapiteln 3.1 und 3.2 analysierten und priorisierten Sektoren und Bedarfsfelder zum Klimaschutz und der Klimaanpassung werden in den folgenden Abschnitten in Form kurzer Steckbriefe
zusammengefasst. Dafür werden wichtige Informationen zu den Sektoren und Bedarfsfeldern wie
wirtschaftliche Bedeutung, Markposition deutscher Anbieter sowie Prioritätensetzung in den TNAs
nochmals erläutert und zusätzlich die Informationsangebote in den Sektoren und Bedarfsfeldern
erfasst. Die Informationsangebote sind von Interesse, da sie für die Vermittlung deutscher Anbieter
an die Nachfrager aus Schwellen- und Entwicklungsländern notwendig sind. Für ihre Erfassung wurden neben Internetrecherchen telefonische Befragungen ausgewählter Verbands- oder Unternehmensvertreter durchgeführt und ermittelt, welche Zugangsmöglichkeiten zu Produkt-, Dienstleistungs- und Beratungsangeboten in den Sektoren und Bedarfsfeldern existieren. Grundsätzlich können dabei drei Fälle unterschieden werden:
Es existieren Listen von Verbandsmitgliedern, die nach dem Angebot konkreter Produkte durch
die Unternehmen durchsucht werden können. Dies ist z. B. in den umfangreichen Datenbeständen des VDMA der Fall.
Es existieren, ggf. zusätzlich, Exportinitiativen wie im Bereich der erneuerbaren Energien oder
der Wasserwirtschaft. In Einzelfällen ist sogar die differenzierte Suche nach Produkten und denjenigen Ländern möglich, in die der Anbieter zu liefern bereit und in der Lage ist.
Es existieren keine Verbandsstrukturen, in deren Rahmen Anbieterlisten erstellt und gepflegt
werden. In den wenigen (oft kleinen) prioritären Sektoren diesen Typs wurden die meist ebenfalls wenigen Anbieter so weit als möglich recherchiert.
Die Darstellung der Steckbriefe für Bedarfsfelder erfolgt in Tabellenform. Zur Bewertung des Informationsangebotes wird dieses nach seiner Vollständigkeit, Qualität, Zuverlässigkeit und Zugänglichkeit bewertet.
Die Datenquellen wurden dabei auf Basis der zugänglichen Informationen bewertet. In der Kategorie
„Vollständigkeit“ wurden Hinweise auf den Fokus und der Umfang der Daten notiert und dabei auch
auf erkennbare Einschränkungen hingewiesen (z. B. dass in der Datei nur Verbandsmitglieder enthalten sind). In der Kategorie „Qualität“ sind Hinweise auf die Güte der Daten vermerkt, wobei die Richtigkeit der Daten im Rahmen des Projektes nicht überprüft wurde. In der Kategorie „Zugänglichkeit“
wurde vermerkt, ob der Datenbestand öffentlich zugänglich und englischsprachig verfügbar ist oder
ob es ansonsten Hinweise auf eingeschränkte Zugänglichkeit gibt.
105
6.1
Steckbriefe der priorisierten Sektoren und Bedarfsfelder des Klimaschutzes
6.1.1
Sektor Emissionsarme Energieversorgung (On- und Off-Grid)
Der Sektor der emissionsarmen Energieerzeugung umfasst die Bedarfsfelder erneuerbare Energieerzeugung, kombinierte Energieerzeugung, intelligenter
Netzausbau, Energiespeicherung sowie emissionsarme fossile Energieversorgung. Für die Bedarfsfelder intelligenter Netzausbau und Energiespeicherung
wurde aufgrund mangelnder bzw. ungenauer Entsprechung in den TNAs kein Steckbrief formuliert.
6.1.1.1 Erneuerbare Energieerzeugung
Im Bedarfsfeld erneuerbare Energieerzeugung gibt es aufgrund der Stärke deutscher Anbieter auf diesem Gebiet mehrere Informationsdienste bzw.
—plattformen, die für die Vermittlung von Produkten und Dienstleistungen relevant sind. Die unten genannten Plattformen Exportinitiative Erneuerbare
Energien, Renewables Made in Germany und Renewables B2B stellen die drei zentralen Angebote des BMWi in diesem Bereich dar. Sie werden nach Informationen der Exportinitiative Erneuerbare Energien vom März 2014 derzeit überarbeitet und gebündelt.
Neben den genannten Angeboten gibt es zusätzlich Informationen zu Zielmärkten für erneuerbare Energien von Germany Trade und Invest (GTAI) sowie
weitere Anbieterverzeichnisse von Branchenverbänden (z. B. Bundesverband Erneuerbare Energien (BBE), Bundesverband WindEnergie (BWE), Bundesverband Solarwirtschaft (BSW), VGB PowerTech, etc.). Auf eine Erfassung aller Verbandsverzeichnisse wird aufgrund der großen Anzahl der Einzelverbände
verzichtet. Stattdessen wird auf verbandsübergreifende Initiativen mir Exportschwerpunkt fokussiert.
106
Tabelle 10: Steckbrief für das Bedarfsfeld Erneuerbare Energieerzeugung
Steckbrief für das Bedarfsfeld: Erneuerbare Energieerzeugung
Produkte
z. B. Windkraftanlagen, Photovoltaik-Inselsysteme, Solarkollektoren, Biogasanlagen, Wasserkraft, Wärmepumpen
Dienstleistungen
z. B. Planung und Auslegung von Anlagen, Integration in lokale Energieversorgung, Wartung und Betrieb errichteter Anlagen, Schulung
zur Installation und Wartung von Anlagen in Nehmerländern
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Hoch, erneuerbare Energien gelten sowohl auf der Anbieter- als auch auf der Abnehmerseite als ein wichtiger Lösungsbeitrag zur
Verringerung von Treibhausgasen sowie als globaler Wachstumsmarkt
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Bisher gut, jedoch in den letzten Jahren zunehmend geschwächte Position deutscher Anbieter durch Verlagerung der Produktion ins
Ausland und wachsende Konkurrenz durch asiatische Hersteller, z. T. wird Kompetenz deutscher Anbieter im Bereich kleiner Anlagen
und Inselsystemen nicht deutlich oder existiert nicht
Priorität in den TNAs
Hoch
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Exportinitiative Erneuerbare
Energien
Renewables – Made in Germany
Renewables B2B
Beschreibung
Informationsangebot des BMWi für deutsche
Anbieter zu Auslandsmärkten im Bereich
erneuerbare Energien
Portal für deutsche Unternehmen mit ihren
Angeboten im Ausland, Informationsangebot für
ausländische Nachfrager zum Thema
erneuerbare Energien
Portal und Vermittlungsangebot (Marktplatz) der
deutschen AHKs für Firmen, Produkte und
Wissen zum Thema erneuerbare Energien,
Informationsvermittlung zu erneuerbaren
Energien zwischen BMWi und AHKs weltweit.
Adresse
Geschäftsstelle der Exportinitiativen
Erneuerbaren Energien im Bundes
ministerium für Wirtschaft und Energie
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena),
Regenerative Energien
Deutsch-Griechische Industrie- und
Handelskammer in Vertung der deutschen AHKs
Chausseestr. 128a
10115 Berlin
Dorileou 10-12
11521 Athen, Griechenland
Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600
Tel.: +30 210 64 19 000
Scharnhorststr. 34-37
10115 Berlin
107
Tel.: +49 (0)30 18615 -7386
Fax: +49 (0)30 18615 – 5400
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.export-erneuerbare.de
Fax + 49 (0)30 72 61 65-699
E-mail: [email protected]
Webseite: www.renewables-made-ingermany.com
Fax: +30 210 64 45 175
Email: [email protected]
Webseite: www.renewablesb2b.com/
Vollständigkeit
Enthält relevante Informationen zu
ausländischen Märkten und Marktzugängen, die
von verschiedenen Institutionen (Ministerien,
Behörden, AHKs etc.) stammen.
Enthält Informationen zu Umsetzungsprojekten,
Institutionen, Anbietern und zum Networking. Im
Bereich Yellow pages sind ca. 100 Firmen aus den
unterschiedlichen Sektoren der erneuerbaren
Energien eingetragen.
Enthält Informationen zu internationalen
Entwicklungen im Themenfeld erneuerbare
Energien sowie Unternehmens-, Produkt- und
Dienstleistungsinformationen (Onlinemesse) von
ca. 3.500 Akteuren
Qualität
Gut, aber keine Informationen zu Anbietern
Gut, aber Abdeckung der Branche unsicher
Gut, Informationen zu Unternehmen und
Angeboten hängen vom Anbieter ab
Zugänglichkeit
Frei zugänglich, Englische Seite verfügbar
Frei zugänglich, Englische Seite verfügbar
Frei zugänglich, Englische Seite verfügbar
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
6.1.1.2 Kombinierte, dezentrale Energieerzeugung
Das Bedarfsfeld Sektor der kombinierten, dezentralen Energieerzeugung wird von zwei Verbänden repräsentiert, dem Bundesverband Kraft-WärmeKopplung, in dem vor allem die Hersteller von technischen Komponenten für die Kraft-Wärme-Kopplung organisiert sind sowie dem Verband für Wärmelieferung, in dem sich vor allem Dienstleister und Contractoren organisieren.
108
Tabelle 11: Steckbrief für das Bedarfsfeld Kombinierte Energieerzeugung
Steckbrief für das Bedarfsfeld Kombinierte Energieerzeugung
Produkte
z. B. Blockheizkraftwerke (BHKW), Stirlingmotoren, Brennstoffzellen
Dienstleistungen
z. B. Planung von Anlagen, Contracting- oder Betreibermodelle
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Die kombinierte, dezentrale Energieerzeugung besitzt für den Klimaschutz eine hohe Relevanz. Die effiziente Ausnutzung von
Primärenergie durch kombinierte Wärme- und Stromerzeugung mit den nachgelagerten Themen der Wärmeverteilung
(Wärmenetze), der Wärmespeicherung oder der Wandlung von Wärme in Kälte (für Klimatisierungszwecke) stellt sowohl
wirtschaftlich als auch ökologisch ein wichtiges und großes Potenzial dar.
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Gut, deutsche Anbieter besitzen hohe Umsetzungskompetenz, Angebote deutscher Unternehmen im Bereich KWK-Anlagen etc.
gelten als leistungsfähig und ausgereift. Herausforderungen können durch die Finanzierung in den Nehmerländern entstehen.
Priorität in den TNAs
Hoch
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e. V.
Verband für Wärmelieferung e. V.
Beschreibung
Webseite des deutschen Verbandes für Kraft-Wärme-Kopplung, das neben
Brancheninformationen auch ein Verzeichnis von Anbietern enthält. In
diesem sind rund 130 Anbieter von Produkten und Dienstleistungen
verzeichnet, die nach Stichwörtern recherchiert werden können. Von der
Webseite des Verbandes wird außerdem auf die Seiten des europäischen
sowie des Weltverbandes verlinkt.
Webseite des deutschen Verbandes für Wärmelieferung, die v. a. über
verschiedene Formen des Contractings (Energieliefer-Contracting, EinsparContracting, Finanzierungs-Contracting und technisches Anlagenmanagement) informiert. Der Verband umfasst ca. 250 Mitglieder und
repräsentiert damit den größten Teil der Branche. Auf der Webseite des
Verbandes wird ein Mitgliederverzeichnis geführt, in dem nach
unterschiedlichen Kriterien nach Anbietern oder Partnerorganisationen
gesucht werden kann. Über den Verband selber können auch Kontakt zu
Mitgliedsunternehmen vermittelt werden, die im Ausland tätig sind.
Adresse
Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e. V. (B.KWK)
Markgrafenstr. 56
D-10117 Berlin
Verband für Wärmelieferung e. V. (VfW)
Lister Meile 27
30161 Hannover
109
Tel.: +49(0)30/270 192 81-0
Fax: +49(0)30/270 192 81-99
E-Mail: [email protected]
www.bkwk.de/nc/anbieterforum/
Tel.: +49 (0)511/36590-0
Fax: +49 (0)511/36590-19
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.vfw.de
Webseite: www.energiecontracting.de
Vollständigkeit
Nach Angabe des Verbandes ist der größte Anteil der Akteure der Branche
im Verband vertreten und im Verzeichnis enthalten
Nach Angaben des Verbandes wird der größte Teil der Branche
repräsentiert
Qualität
Qualität der Informationen liegt in der Verantwortung der Mitglieder
Gut, Mitglieder erhalten einen Status je nach Qualifizierungsgrad, dadurch
wird Qualität gesichert
Zugänglichkeit
Frei zugänglich, nur auf Deutsch verfügbar
Frei zugänglich, nur auf Deutsch verfügbar
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
6.1.1.3 Emissionsarme, fossile Energieerzeugung
Das Bedarfsfeld der emissionsarmen, fossilen Energieerzeugung wird aufgrund der Branchen- und Industriestruktur (hauptsächlich große, international agierende Unternehmen) von wenigen großen Verbänden dominiert. Zentraler Akteur ist der europäische technische Fachverband VGB PowerTech, der europäische und internationale Mitglieder und Kooperationspartner umfasst und international gut vernetzt ist. Neben der traditionellen Kraftwerkstechnik wird
durch den Verband auch der Bereich der erneuerbare Energien betreut, wobei sich dies stärker auf große Kraftwerke (z. B. Wasserkraft) und die damit verbundene Technik und Planung bezieht.
Tabelle 12: Steckbrief für das Bedarfsfeld emissionsarme, fossile Energieerzeugung
Steckbrief für das Bedarfsfeld emissionsarme, fossile Energieerzeugung
Produkte
z. B. effiziente Brennstoff- und Feuerungstechnik, Gas- und Dampfturbinen, Dampferzeuger, Turbinen
Dienstleistungen
z. B. Beratung, Planung, Ausführung von Kraftwerken und ihrer Technik
110
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Groß, eine emissionsarme Energieversorgung ist weltweit von großer Bedeutung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche
Entwicklung. Die gilt insbesondere für Techniken mit hoher Primärenergieeffizienz. Zudem gilt eine emissionsarme, fossile
Energieerzeugung als wichtige Brückentechnologie bis zum Erreichen einer weitestgehenden Versorgung aus erneuerbaren Energien.
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Sehr gut, deutsche Unternehmen gehören im Bereich der emissionsarmen, fossilen Energieerzeugung zur Weltspitze und genießen
international hohe Anerkennung
Priorität in den TNAs
Hoch
Informationsquellen und –angebote
Quelle
VGB PowerTech e. V. - Europäischer technischer Fachverband für die
Strom- und Wärmeerzeugung
BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V.
Beschreibung
Europäisch- technischer Fachverband für die Strom- und Wärmeerzeugung.
Zusammenschluss von Unternehmen aus dem Sektor Kraftwerksbetrieb
und der dazugehörigen Technik. Die Aktivitäten des Verbandes umfassen
den Austausch und den Transfer von technischem Know-how, die
Definition von technischen und betrieblichen Standards sowie die
Identifizierung und Organisation gemeinsamer FuE-Aktivitäten.
Der BDEW ist die zentrale Vertretung für Unternehmen aus den Sparten
Erdgas, Strom und Fernwärme sowie Wasser und Abwasser. Die im BDEW
vertretenen Unternehmen sind sowohl lokale und kommunale als auch
überregionale Unternehmen. Diese repräsentieren rund 90 Prozent des
Stromabsatzes, gut 60 Prozent des Nah- und Fernwärmeabsatzes, 90
Prozent des Erdgasabsatzes in Deutschland. Der Verband und seine
Mitglieder sind auf den verschiedenen Feldern der Energiewirtschaft tätig
und arbeiten international mit Organisationen der Energie- und
Wasserwirtschaft zusammen.
Der Verband unterhält auf seiner Webseite ein Mitgliederverzeichnis (siehe
www.vgb.org/vgb_mitgliederliste.html), in dem die Mitglieder nach den
Gruppen ordentliche, fördernde und außerordentliche Mitglieder gruppiert
sind. Darüber hinaus besteht in der Rubrik Kontakt die Möglichkeit,
fachliche Ansprechpartner nach Stichwörtern zu suchen (siehe
www.vgb.org/ansprechpartner.html).
Adresse
VGB PowerTech e. V.
Klinkestr. 27-31
Im Rahmen der Energiewende nimmt der BDEW eine wichtige Rolle ein, da
über ihn wirtschaftliche, rechtliche und technische Fragen des Wandels der
Energieversorgung abgestimmt werden. Er unterstützt durch eigene
Marktforschung sowie wirtschaftliche und rechtliche Beratung. Diese
Umsetzungserfahrung kann für den Technologietransfer von großer
Bedeutung sein.
BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V.
Reinhardtstr. 32
111
D-45136 Essen
10117 Berlin
Tel: +49-(0)2 01-81 28-0
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.vgb.org
Tel: +49 (0)30 / 300 199-0
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.bdew.de
Vollständigkeit
Der Verband mit Hauptsitz in Deutschland umfasst 483
Mitgliedsunternehmen, darunter Betreiber, Hersteller und weitere Akteure
aus der Strom- und Wärmeerzeugung. Die Mitglieder kommen aus 34
Ländern.
Der Verband verfügt über mehr als 1.800 Mitglieder und repräsentiert
einen erheblichen Anteil der deutschen Energiewirtschaft. Ein Fokus liegt
dabei bisher auf der Vertretung von Interessen der Mitglieder in
Deutschland.
Qualität
Gut
Gut
Zugänglichkeit
Frei zugänglich, Informationen auf Deutsch und Englisch verfügbar
Frei zugänglich, der größte Teil der Informationen ist auf Deutsch verfügbar
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
6.1.2
Sektor Energieeffiziente Städte und Infrastruktur
Der Sektor der energieeffizienten Städte und Infrastruktur umfasst die Bedarfsfelder energieeffiziente Querschnittstechnologien für Infrastruktur sowie
energieeffiziente Haushaltgeräte und –technik. Für das Bedarfsfeld effiziente IKT konnte keine Entsprechung in den TNAs gefunden werden. Ein Steckbrief
für dieses Bedarfsfeld wurde daher nicht formuliert.
6.1.2.1 Energieeffiziente Querschnittstechnologien für Infrastruktur
Das Bedarfsfeld energieeffiziente Querschnittstechnologien für Infrastruktur umfasst unterschiedliche Techniken und Branchen, die in einer energie- und
ressourceneffizienten Infrastruktur zum Einsatz kommen können. Eine eindeutige Zuordnung von Anbietern und ihren Organisationen ist in diesem Bereich
schwierig vorzunehmen, da eine Vielzahl von Branchen davon betroffen ist. Neben technischen Lösungen und Produkten sind in diesem Bedarfsfeld insbesondere auch planerische Leistungen und Angebote zu berücksichtigen.
112
Tabelle 13: Steckbrief für das Bedarfsfeld energieeffiziente Querschnittstechnologien für Infrastruktur
Steckbrief für das Bedarfsfeld energieeffiziente Querschnittstechnologien für Infrastruktur
Produkte
z. B. LED-Straßenbeleuchtung, drehzahlgeregelte/ energieeffiziente Pumpen, energieeffiziente Elektromotoren,
Wasserentsalzungsanlagen, energieeffiziente Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung
Dienstleistungen
z. B. Infrastrukturplanung für Energie-, Wasser- und Mobilitätsversorgung, Kreislaufführung und Wiederaufbereitung von Wasser,
Planungsdienstleistungen von Ingenieuren, Architekten, Raumplanern etc.
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Sehr groß, eine energie- und ressourceneffiziente Infrastrukturplanung und Umsetzung besitzt aufgrund der globalen Zunahmen
urbaner Räume und städtischer Ballungsgebiete eine enorme Bedeutung für die Senkung des Ressourcenverbrauchs und die
wirtschaftliche Entwicklung von Entwicklungs- und Schwellenländern
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Sehr gut, deutsche Unternehmen zählen zu den Marktführern in vielen der genannten Produkt- und Technologiekategorien, deutsche
Anbieter besitzen zudem große Fachkompetenz bei der Planung, Anpassung und Umsetzung integrierter, energieeffizienter
Infrastrukturen
Priorität in den TNAs
Hoch
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Verband Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau (VDMA) e. V.
Verband Beratender Ingenieure
Ingenieure ohne Grenzen
Beschreibung
Der VDMA ist als Verband des deutschen
Maschinen- und Anlagenbaus eine zentrale
Quelle für energieeffiziente Produkte, Anlagen,
Maschinen und Technologien mit breitem
Einsatzspektrum.
Der Verband Beratender Ingenieure VBI ist mit
3.500 Mitgliedern die führende
Berufsorganisation unabhängig beratender und
planender Ingenieure und
Ingenieurunternehmen in Deutschland.
Der Verein Ingenieure ohne Grenzen leistet
internationale technische Hilfe und ist in der
Entwicklungszusammenarbeit tätig.
Der Verband besitzt neben seinem allgemeinen
Informationsangebot und Diensten zur Produktund Herstellersuche auch Informationsangebote
und Ansprechpartner für die Themen
Er vertritt damit auch Ingenieure/ Planer, die in
internationalen Infrastrukturprojekten tätig sind.
Obwohl die Webseite konzeptionell
unterschiedliche Recherchemöglichkeiten (z. B.
113
Die ingenieurwissenschaftlichen Projekte des
Vereins sind in den Bereichen Wasser-, Sanitärund Energieversorgung, Brückenbau und
Sicherung der infrastrukturellen
Grundversorgung angesiedelt. Ingenieure ohne
Grenzen hilft durch Wissenstransferleistungen
Energieeffizienz und Umwelttechnik.
nach Planern, Kooperationsprojekten) vorsieht,
scheint dies nicht mit ausreichenden Inhalten
hinterlegt zu sein.
anderen Hilfsorganisationen und Bedürftigen
und engagiert sich bei der Umsetzung von
Hilfsprojekten vor Ort.
Ingenieure ohne Grenzen verfügt über ein
großes Netzwerk an Unternehmenspartnern und
Förderern, zu denen neben Unternehmen auch
weitere Organisationen der Entwicklungshilfe
und des Technologietransfers gehören.
Adresse
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
e. V.
Lyoner Str. 18
60528 Frankfurt/Main
Tel: +49 (0)69 6603 0
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.vdma.org Produktsuche unter
http://vdma-products.com
VBI-Bundesgeschäftsstelle
Budapester Str. 31
10787 Berlin
Ingenieure ohne Grenzen e. V.
Greifswalder Str. 4
10405 Berlin
Tel: +49 (0)30/26062-0
Webseite www.vbi.de
Tel: +49 (0)30 / 32 52 98 65
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.ingenieure-ohne-grenzen.org/de
Vollständigkeit
Umfasst die Mitglieder des VDMA.
Mitgliederliste unter www.vbi.de wenig
aussagekräftig. Anfragen nach Anbietern
telefonisch direkt an die VBI-Geschäftsstelle.
Verein ist in Regional- und Kompetenzgruppen
organisiert. Anzahl der Mitglieder nicht bekannt.
Qualität
Basierend auf der im VDMA gemeinsam mit den
Herstellern erarbeiteten Nomenklatur erfolgt die
Recherche nach verlässlichen Kriterien.
Entfällt
Entfällt
Zugänglichkeit
Englische Website verfügbar, kombinierte
Produkt- und Anwendungssuche möglich
Entfällt
Entfällt
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
114
6.1.2.2 Energieeffiziente Haushaltgeräte und –technik
Das Bedarfsfeld energieeffiziente Haushaltgeräte und –technik umfasst unterschiedliche Produkte und Technologien, die vor allem in Haushalten durch Endverbraucher genutzt werden. Dienstleistungen werden in diesem Bedarfsfeld so gut wie nicht angeboten. Obwohl die Ausgangsposition deutscher Anbieter
in diesem Bedarfsfeld gut ist, ist noch zu klären, ob das Angebot immer deckungsgleich mit den spezifischen Bedarfen auf der Nachfragseite ist (dies gilt z. B.
für Entwicklungs-und Schwellenländer, in denen es nur zeitweise eine stabile Stromversorgung gibt oder in denen nach anderen Techniken gekocht wird.)
Bedingt durch die Endkundennähe und die Vielzahl der global tätigen Anbieter von Produkten, gibt es nur wenige nutzbare Informationsquellen, die diesem
Bedarfsfeld sinnvoll zugeordnet werden können.
Tabelle 14: Steckbrief für das Bedarfsfeld energieeffiziente Haushaltgeräte und –technik
Steckbrief für energieeffiziente Haushaltgeräte und –technik
Produkte
z. B. energieeffiziente Kühlschränke, kleine/ dezentrale Klimatisierungsgeräte, energiesparende Heiz- und Kochgeräte (Solarkocher),
Energiesparbeleuchtung
Dienstleistungen
Keine spezifischen Dienstleistungen verfügbar
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Hoch, in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern gilt die Grundversorgung mit effizienten Kühlgeräten und Kochmöglichkeiten als
eines der primär zu erfüllenden Bedürfnisfelder
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Mittel, deutsche Anbieter genießen international einen guten Ruf in Bezug auf energieeffiziente und haltbare Haushaltgeräte. Es
herrscht jedoch hohe internationale Konkurrenz und Preissensitivität für die Produkte. Noch zu klären ist, ob für die jeweiligen
Zielmärkte und ihre Bedürfnisse jeweils die spezifischen Angebote existieren (z. B. Solarkoche oder Gleichstromkühlschränke)
Priorität in den TNAs
Hoch
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Keine spezifischen auf den Transfer oder Export ausgerichteten Quellen, nur allgemeine Informationen verfügbar
Beschreibung
Von der deutschen Energieagentur dena wird ein Informationsportal der Initiative Energieeffizienz angeboten (siehe
www.stromeffizienz.de/). Über dieses können auch Informationen zur Energieeffizienz von Haushaltgeräten bezogen werden, wobei
115
diese Hersteller neutral sind und auf deutsche Endkunden abzielen.
Exportorientierte Informationen zu einzelnen Technologien (z. B. solare Kocher oder solare Beleuchtung) finden sich dagegen in
Einschätzungen bzw. Marktstudien auf der Webseite der Exportinitiative (siehe www.renewablesb2b.com/).
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
6.1.3
Sektor Emissionsarme Mobilität und Transport
Der Sektor umfasst die Bedarfsfelder alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien, effizienter Gütertransport sowie effiziente und emissionsarme Mobilität. Für alle Bedarfsfelder wurde aufgrund entsprechender Nachfrage in den TNAs ein Steckbrief formuliert.
6.1.3.1 Alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien
Das Bedarfsfeld der alternativen Kraftstoffe und Antriebstechnologien beinhaltet Produkte und Dienstleistungen, die Voraussetzung einer emissionsarmen
Mobilität und des Transportes sind. Zu ihnen zählen neben traditionellen, aber effizienten Verbrennungsmotoren auch alternative Antriebe wie Elektromotoren, Brennstoffzellen oder auch Hybridantriebe. Ebenso dazu gerechnet werden alternative Kraftstoffe wie beispielsweise Biodiesel.
Tabelle 15: Steckbrief für das Bedarfsfeld alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien
Steckbrief für alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien
Produkte
z. B. Elektroantriebe, Brennstoffzellenantriebe, hocheffiziente Verbrennungsmotoren, Leichtbau, Biokraftstoffe
Dienstleistungen
z. B. Planungs- und Ingenieursdienstleistungen für Bioraffinerien, Planung und Betrieb von umweltfreundlichen ÖPNV-Flotten
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Hoch, alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien stellen in vielen Weltregionen mit steigendem Verkehrs- und
Mobilitätsaufkommen eine große umweltpolitische Herausforderung dar, gleichzeitig gilt dieser Sektor als großer Wachstumsmarkt
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Mittel, deutsche Anbieter im Bereich hocheffizienter Verbrennungsmotoren, Leichtbau, Biokraftstoffe und entsprechender
Raffinerietechnologie gehören zur Weltspitze, bei alternativen Antrieben (Elektro, Brennstoffzellen, Hybrid) gibt es starke Konkurrenz
aus Asien und Nordamerika
116
Priorität in den TNAs
Mittel
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Verband der Automobilindustrie (VDA) e. V.
Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie
e. V.
Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie
in Deutschland (OVID)
Beschreibung
Der VDA ist der zentrale Verband der deutschen
Automobilindustrie. Er umfasst neben den
Automobilherstellern auch deren Zulieferer
sowie die Hersteller von Anhängern, Aufbauten
und Bussen. Der VDA vertritt die Branche
national und international und ist in allen
Bereichen der Kraftverkehrswirtschaft
(Wirtschafts- und Verkehrspolitik, technische
Gesetzgebung, Qualitätssicherung und Steuern)
tätig. Ein besonderes Gewicht wird auf das
Thema Umwelt und Klimaschutz gelegt. Der
Verband ist nach Arbeitsgebieten organisiert, die
zu allen wichtigen, das Thema Klimaschutz
betreffenden, Aspekten (Emissionen, Leichtbau,
Elektroantriebe etc.) Informationsangebote und
Lösungen anbieten.
Der Fachverband VDB vertritt ca. 20
Unternehmen der Biokraftstoffindustrie,
darunter Produzenten von Bioethanol, Biodiesel
sowie Bioheizöl.
Der Fachverband OVID vertritt die Interessen der
ölsaatenverarbeitenden Unternehmen in
Deutschland. Dem Verband gehören rund 20
Mitglieder an.
Adresse
Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA)
Behrenstr. 35
10117 Berlin
Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie
Tel. +49 (0)30 897842-0
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.vda.de
10117 Berlin
Verband der ölsaatenverarbeitenden
Industrie in Deutschland e. V.
Am Weidendamm 1A
D - 10117 Berlin
Tel. +49 (0)30 – 72 62 59 11
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.biokraftstoffverband.de
Tel: +49 (0)30 / 72625900
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.ovid-verband.de
e. V.
Am Weidendamm 1A
117
Vollständigkeit
Im VDA sind alle wesentlichen Hersteller und
Zulieferer der Automobilbranche organisiert.
Darstellung der Mitglieder auf der Website des
Verbandes siehe:
www.vda.de/de/verband/mitglieder/
Darstellung der Mitglieder auf der Website des
Verbandes siehe:
www.biokraftstoffverband.de/index.php/mitglie
der.html
Darstellung der Mitglieder auf der Website des
Verbandes siehe: www.ovid-verband.de/derverband/mitgliedsfirmen
Qualität
Gut
Nur grundlegende Informationen vorhanden
Nur grundlegende Informationen vorhanden
Zugänglichkeit
Website offen zugänglich, Suche nach
Herstellern in unterschiedlichen Gruppen
möglich, englische Suche verfügbar
Website offen zugänglich, aber keine
Informationen zu internationalen Tätigkeiten,
keine englische Suche verfügbar
Website offen zugänglich, aber keine
Informationen zu internationalen Tätigkeiten,
keine englische Suche verfügbar
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
6.1.3.2 Effizienter Gütertransport
Das Bedarfsfeld des effizienten Gütertransportes umfasst Produkte und Dienstleistungen für den umweltfreundlichen und energieeffizienten Gütertransport. Für den Transport unterschiedlichster Güter können dabei je nach Art, Beschaffenheit und Dringlichkeit verschiedene Transportmedien (LKW, Schiene,
Schiff, Flugzeug etc.) bzw. Kombinationen aus diesen eingesetzt werden.
Tabelle 16: Steckbrief für das Bedarfsfeld effizienter Gütertransport
Steckbrief für effizienten Gütertransport
Produkte
z. B. energieeffiziente Transportmittel, Logistikinfrastruktur für Schienen, Häfen oder Flughäfen
Dienstleistungen
z. B. Planung und Betrieb effizienter, intermodaler Logistikkonzepte, Planung hocheffizienter innerstädtischer Logistik
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Hoch, in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern ist eine effiziente Logistik Voraussetzung für die Teilnahme am Binnenhandel
sowie an internationalen Märkten. Größte Herausforderung stellen der Bau und der Erhalt einer entsprechenden Infrastruktur dar
Marktposition deutscher Anbieter
Gut, deutsche Anbieter sind im internationalen Vergleich gut positioniert. Dies gilt für fast alle Bereiche der Logistik und der
118
im Bedarfsfeld
dazugehörigen Transportmittel sowie den Erfahrungen mit dem Betrieb entsprechender Infrastrukturen. Allerdings ist die
internationale Konkurrenz in diesem Feld sehr groß
Priorität in den TNAs
Mittel
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Keine spezifischen auf den Transfer oder Export ausgerichteten Quellen, nur allgemeine Informationen verfügbar
Beschreibung
Das Bedarfsfeld des effizienten Gütertransportes wird aufgrund seiner Vielschichtigkeit nicht durch eine einzige Branche oder einen
Verband abgedeckt. Teilinformationen sind z. B. bei folgenden Organisationen verfügbar:
- Deutscher Speditions- und Logistikverband (DSLV) e. V., in ihm sind Spediteure mit Transportleistungen per Eisenbahn, Lkw,
Flugzeug, See- oder Binnenschiff organisiert (siehe: www.dslv.org).
- Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) e. V., in ihm sind beispielsweise Dienstleister des Schienengüterverkehrs
organisiert (siehe: www.vdv.de/schienengueterverkehr.aspx).
- Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) e. V., in ihm sind neben Fluglinien auch Flughafenbetreiber Mitglieder
(siehe: www.bdl.aero/de).
- Der Verband Deutscher Reder (VDR) e. V., der die wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der deutschen Reedereien vertritt
(siehe: www.reederverband.de).
Die genannten Organisationen verfügen in Bezug auf Vollständigkeit, Qualität und Zugänglichkeit über sehr unterschiedliche
Informationen. Viele von Ihnen nehmen explizit Stellung zur Umweltrelevanz des Gewerbes sowie von Güterlogistik. Es ist schwer
abschätzbar, inwieweit das Angebot dieser Organisationen für den internationalen Transfer genutzt werden kann.
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
6.1.3.3 Effiziente und emissionsarme Mobilität
Das Bedarfsfeld effiziente und emissionsarme Mobilität umfasst Produkte und Dienstleistungen für einen umweltfreundlichen Personenverkehr wie beispielsweise ÖPNV-Lösungen, nicht-motorisierte Nahverkehrskonzepte oder auch Technik und Systeme für einen reibungslosen Verkehrsfluss.
119
Tabelle 17: Steckbrief für das Bedarfsfeld effiziente und emissionsarme Mobilität
Steckbrief für effiziente und emissionsarme Mobilität
Produkte
z. B. Bus-Rapid-Transit-System, Traffic-Demand-Management-Technik und Software
Dienstleistungen
z. B. Planung und Umsetzung von Verkehrsmanagementsystemen, Konzepte und Realisierung von Verkehrsverlagerung (modal shift)
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Hoch, in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern mit ihren Metropolen ist der Personenverkehr ein limitierender Faktor für eine
umweltfreundliche und wirtschaftliche Entwicklung. Eine große Herausforderung stellen der Bau und der Erhalt einer entsprechenden
Infrastruktur dar.
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Mittel, deutsche Anbieter besitzen hohe Planungs- und Umsetzungskompetenz, die aber nur durch einzelne Akteure (Unternehmen,
Planungsbüros und Forschungseinrichtungen) genutzt wird. Zudem herrscht auf dem Markt starke Konkurrenz durch weitere
europäische, nordamerikanische und asiatische Anbieter.
Priorität in den TNAs
Hoch
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Keine spezifischen auf den Transfer oder Export ausgerichteten Quellen, nur allgemeine Informationen verfügbar
Beschreibung
Es gibt keinen spezifischen Verband oder eine Organisation, die das Bedarfsfeld der effizienten und emissionsarmen Mobilität
abdeckt. Technische Teilaspekte des Bedarfsfeldes wie Antriebstechnologien von Bussen oder alternative Kraftstoffe werden in den
bereits behandelten Bedarfsfeldern beschrieben. Weitere technische Produkte und Komponenten für Verkehrsmanagement und –
steuerung werden von Unternehmen der Automatisierungs- bzw. Mess-, Steuer- und Regelungstechnik angeboten. Entsprechende
Branchenorganisationen sind:
- Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e. V. (siehe www.zvei.org) sowie
- Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) e. V. (siehe www.vde.com), der verstärkt in der Wissenschaft,
Normung und Produktprüfung tätig ist.
Ziel dieser Organisationen ist primär die Vertretung der Branche im Inland und weniger der Technologietransfer in Schwellen- und
Entwicklungsländer.
120
Ein Defizit besteht angesichts der Nachfrage in den aktuellen TNAs insbesondere in der Sichtbarmachung deutscher Planungs- und
Ingenieurdienstleistungen für eine effiziente und emissionsarme Mobilität. Die Kompetenz von Stadt-, Raum- und Regionalplanern auf
diesem Gebiet wird bisher noch nicht durch entsprechende Initiativen ausreichend sichtbar gemacht.
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
6.1.4
Sektor energie- und ressourcenintensive Industrien
Im Sektor der energie- und ressourcenintensiven Industrien werden seitens der Schwellen- und Entwicklungsländer in den TNAs ausschließlich Bedarfe im
Bereich der effizienten Produktionsverfahren und –prozesse genannt. Diese sind relativ heterogen und nur begrenzt aussagekräftig bzw. repräsentativ. Sie
lassen sich einerseits auf energieeffiziente Produktionstechnik (Antriebe und Prozesswärme) sowie auf ausgewählte Industrien (Ziegel und Zement) zurückführen. Auf eine weitere Ausführung zu den ausgewählten Industrien wird aufgrund der kleinen Anzahl der Nennungen (2) verzichtet.
Tabelle 18: Steckbrief für das Bedarfsfeld effiziente Produktionsverfahren und –prozesse
Steckbrief für effiziente Produktionsverfahren und –prozesse
Produkte
z. B. drehzahlgeregelte, effiziente Elektromotoren und Antriebe, effiziente Verbrennungstechnik für Prozesswärme
Dienstleistungen
-
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Hoch, die im Bedarfsfeld genannten Produkte sind wichtige Querschnittstechnologien, die in nahezu allen Produktionsbereichen
eingesetzt werden und einen großen Einfluss auf den Energie- und Ressourcenverbrauch haben
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Sehr gut, deutsche Anbieter gehören bei drehzahlgeregelten, effizienten Elektromotoren und Antrieben sowie effizienten
Verbrennungstechniken zu den Weltmarktführern
Priorität in den TNAs
Hoch
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Keine spezifischen auf den Transfer oder Export ausgerichteten Quellen, nur allgemeine Informationen verfügbar
121
Beschreibung
Es gibt keinen spezifischen Verband oder eine Organisation, die das Bedarfsfeld der effizienten Produktionsverfahren und –prozesse
abdeckt. Informationen zu Angeboten wie effizienten Elektromotoren und Verbrennungstechnik können jedoch über die folgenden,
bereits genannten Verbände bezogen werden:
- Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) e. V. (siehe www.vdma.org)
- Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e. V. (siehe www.zvei.org)
- VGB PowerTech e. V. (siehe www.vgb.org)
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
6.1.5
Sektor nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Der Sektor der nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft untergliedert sich in die drei Bedarfsfelder Abfallvermeidung, Abfallerfassung und –behandlung
sowie umweltfreundliche Recyclingkonzepte. Da sich der in den TNAs artikulierte Bedarf nicht immer deutlich nach diesen Bedarfsfeldern unterscheiden
lässt und in Deutschland zwei zentrale Organisationen das Themenfeld bedienen, wurden die Bedarfe im Sektor zusammengefasst.
Tabelle 19: Steckbrief für den Sektor der nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Steckbrief für nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Produkte
z. B. Anlagen für Abfalltrennung, -behandlung und –deponierung, Deponietechnik, Verbrennungstechnik
Dienstleistungen
z. B. Planung und Umsetzung von Abfallvermeidungs- und Recyclingkonzepten sowie Mehrwegsystemen, Beratung bei der Einführung
und Umsetzung von Rückführung und Recycling einzelner Abfallfraktionen wie Batterien, Altöl etc.
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Hoch, der weltweite Bedarf in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft steigt mit dem Wirtschaftswachstum und dem Grad der
Industrialisierung
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Sehr gut, deutsche Anbieter besitzen aufgrund der strengen nationalen Gesetzgebung und der hohen Umsetzungskompetenz eine
sehr gute Ausgangssituation
122
Priorität in den TNAs
Hoch
Informationsquellen und –angebote
Quelle
German Recycling Technologies and Waste Management Partnership
(RETech) e. V.
Center for Research, Education and Demonstration in Waste
Management (CReED) e. V.
Beschreibung
RETech ist das Exportnetzwerk der deutschen Recycling- und
Entsorgungsbranche. Es ist aus der Initiative Recycling und Effizienztechnik
des Bundesumweltministeriums hervorgegangen.
CReED ist ein nationales Deutsches Zentrum für Forschung und Ausbildung
in der Abfall- und Ressourcenwirtschaft. Es bietet internationalen
Fachleuten und Akteuren die Möglichkeit, Technologien der
Abfallwirtschaft zu besichtigen und in deren Anwendung zu schulen. Damit
dient es dem Know-how-Transfer, der einen Einsatz moderner
Abfallwirtschaftsmethoden ermöglicht.
Das Netzwerk versteht sich als Ansprechpartner für öffentliche sowie
private Organisationen im In- und Ausland mit Interesse an deutscher
Ressourcen- und Effizienztechnologie. Es bietet eine neutrale Plattform für
Unternehmen, die an innovativen Technologien für Recycling- und
Entsorgungsfragen und deren Export interessiert sind. Innerhalb der
Plattform können Mitglieder Erfahrungen und Informationen zu
Fachfragen, wie zum Beispiel der Finanzierung oder der Absicherung von
Auslandsgeschäften austauschen. Zum Aufbau eines Netzwerks aus
Akteuren, die den Export deutscher Recycling- und Entsorgungstechnologie
sowie den Wissenstransfer unterstützen, arbeitet RETech mit Ministerien,
nachgeordnete Behörden, Instituten und Verbänden sowohl in
Deutschland als auch im Ausland zusammen.
Adresse
Vollständigkeit
German Recycling Technologies and Waste Management Partnership e. V.
Am Eichgarten 15
D- 12167 Berlin
CReED e. V.
Pohlsche Heide 1
D- 32479 Hille
Tel. +49 (0)2202 2005 94
E-Mail: Kontaktformular auf Webseite
Webseite: www.retech-germany.net
Tel. +49 (0)57 03 / 98 02-0
E-Mail: [email protected]
Webseite: www.creed-ev.de
Das Netzwerk vertritt rund 40 Organisationen der Branche. Darunter
Das Netzwerk vertritt rund 50 Organisationen der Abfallwirtschaft mit
123
zentrale Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen der Branche.
einem Schwerpunkt auf Aus- und Weiterbildung. Zu den Mitgliedern zählen
sowohl Unternehmen als auch Hochschulen.
Qualität
Sehr gut, das Portal ist als Exportnetzwerk angelegt und enthält
Informationen zu allen wesentlichen Bestandteilen der internationalen
Zusammenarbeit (Technik, Umsetzungserfahrungen, Finanzierung etc.)
Gut, grundlegende Informationen zu Ausbildung und Forschung
vorhanden, darüber hinaus interner für Mitglieder vorbehaltener Bereich
des Portals
Zugänglichkeit
Website offen zugänglich, Suche nach Herstellern in unterschiedlichen
Gruppen möglich, englische Suche verfügbar
Website offen zugänglich, mehrsprachige Informationen (Englisch,
Französisch, Spanisch) und Suche verfügbar
Informationsquellen: Recherche auf den Webseiten der genannten Organisationen
6.1.6
Sektor klimaschonende Land- und Forstwirtschaft
Die Informationsangebote für den Sektor der klimaschonenden Land- und Forstwirtschaft werden in Kap. 6.2 in den Abschnitten zur klimaangepassten Landund Forstwirtschaft mit behandelt. Eine strikte Trennung nach Klimaschutz und Klimaanpassung hat sich sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite als nicht praktikabel erwiesen.
6.1.7
Sektor Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung
Für den Sektor Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung konnten keine spezifischen Bedarfe in den TNAs ermittelt werden. Auf die Ausarbeitung
von Steckbriefen wurde daher verzichtet. Z. T. sind die Bedarfe in den anderen Sektoren (z. B. dem Sektor der energie- und ressourcenintensiven Industrien)
mit erfasst worden. Zudem wird an dieser Stelle auf die in Kap. 5 beschriebenen Ergebnisse verwiesen.
6.1.8
Sektor sonstige Dienstleistungen
Für den Sektor der sonstigen Dienstleistungen für den Klimaschutz und seine Bedarfsfelder Finanzierungskonzepte, Politikentwicklung und –beratung sowie
(Aus-)Bildung für den Klimaschutz werden aufgrund des Querschnittscharakters und der Vielzahl der davon betroffenen Akteure und der daraus resultierenden Kooperationsmöglichkeiten keine Steckbriefe erstellt. Auf die Möglichkeiten und Herausforderungen in diesem Sektor wird jedoch aufgrund der grundlegenden Bedeutung für die internationale Zusammenarbeit in den Empfehlungen in Kap. 5 eingegangen.
124
125
6.2
Steckbriefe der priorisierten Sektoren und Bedarfsfelder der Klimaanpassung
6.2.1
Klimaangepasste Landwirtschaft
Der Sektor klimaangepasste Landwirtschaft umfasst Steckbriefe für die Bedarfsfelder Pflanzenzucht, Bewässerung, konservierende Bodenbearbeitung und
landwirtschaftliche Beratung.
6.2.1.1 Pflanzenzucht
Das Bedarfsfeld Pflanzenzucht repräsentiert zwar sowohl viele Bedarfe in den Entwicklungsländern als auch hohe Kompetenz in der deutschen Zuchtforschung und den Zuchtunternehmen, bietet aber dennoch nur eine problematische Ausgangsposition für den Transfer. Dies ist darin begründet, dass die
deutsche Pflanzenzucht auf Pflanzen für die hiesige Landwirtschaft und europäischen Standorte spezialisiert ist, dem aber Bedarfe nach anderen Sorten und
anderen Standorten gegenüberstehen.
Repräsentiert wird der Forschungssektor von der Gesellschaft für Pflanzenzüchtung e. V. (GPZ), der Unternehmenssektor vom Bundesverband Deutscher
Pflanzenzüchter e. V. (BDP). Für beide Verbände steht eine Mitgliederliste online zur Verfügung. Bei der GIZ ist darüber hinaus die German Food Partnership
(GFP) angesiedelt, deren Aufgabe in der Förderung von Agrarwirtschaft und Ernährung in Schwellen- und Entwicklungsländern besteht.
126
Tabelle 20: Steckbrief für das Bedarfsfeld: Pflanzenzucht mit Fokus auf trockenheits- und salzresistente Pflanzen
Steckbrief für das Bedarfsfeld: Pflanzenzucht mit Fokus auf trockenheits- und salzresistente Pflanzen
Produkte
Klimaangepasste Sorten werden nicht in nennenswertem Umfang exportiert.
Dienstleistungen
Der BDP und seine Mitgliedsunternehmen sind in einzelnen Projekten aktiv. Z. B. werden kooperativ in Äthiopien die Strukturen und
75
Kapazitäten der Pflanzenzucht entwickelt und Pflanzen für den regionalen Anbau gezüchtet .
Die Deutsche Food Partnership bereitet seit ihrer Gründung im Jahr 2012 in engem Kontakt zu BMZ, Unternehmen und
Pflanzenzuchtforschung kooperative Projekte mit Schwellen- und Entwicklungsländern vor.
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Der internationale Handel mit Saatgut wächst rasant und überschritt 2010 erstmals die 10 Mrd. $ Marke (ISF 2013). Das Volumen des
Handels mit klimaangepasstem Saatgut ist unbekannt.
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Mit BayerCrop Science gehört ein deutsches Unternehmen zu den TOP 10 der weltweiten Saatzucht. Die GIZ (2012) sieht den
Schwerpunkt der Züchtung in Deutschland auf Hochleistungssorten für gut bewässerte und gedüngte Standorte. Direkter Export von
Saat ist daher nur möglich, wenn spezielle Sorten für z. B. aride Gebiete im Angebot sind.
Priorität in den TNAs
Mehr als 50 % der Länder geben innerhalb ihrer Biotechnologie-Bedarfe trockenheits- und salzresistente Pflanzen als Priorität an.
Informationsquellen und -angebote
Quelle
Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V.
(BDP)
Gesellschaft für Pflanzenzüchtung e. V. (GPZ)
German Food Partnership (GFP)
Beschreibung
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter
e. V. (BDP) bündelt die Interessen seiner 130
Mitgliedsunternehmen, bei denen es sich um
landwirtschaftliche und gartenbauliche
Züchtungs- und Handelsunternehmen handelt.
Die Gesellschaft für Pflanzenzüchtung e. V. (GPZ)
ist eine Netzwerkorganisationen von 32
wissenschaftlichen und anderen Organisationen
der Pflanzenzüchtung.
Im Juni 2012 wurde die heutige German Food
Partnership (GFP) ins Leben gerufen, deren
Aufgabe in der Förderung von Agrarwirtschaft
und Ernährung in Schwellen- und
Entwicklungsländern besteht.
75
Telefonisches Gespräch und E-Mail mit von Lütke-Entrup, S., Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchtung e. V. (GFP). Bonn. E-Mail vom
9.9.2013. Telefonisches Gespräch vom 10.9.2013.
127
Adresse
Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V.
(BDP)
Kaufmannstr. 71-73
53115 Bonn
Gesellschaft für Pflanzenzüchtung (GPZ)
c/o Julius Kühn-Institut (JKI)
Erwin-Baur-Str. 27
D-06484 Quedlinburg
Tel.: +49 (0)228/985 81-10
Fax: +49 (0)228/985 81-19
Webseite: www.bdp-online.de
Tel.: +49 (0)3946-47899
Fax: +49 (0)3946-47600
Vollständigkeit
Liste der 130 BDP-Mitglieder verfügbar unter
www.bdp-online.de/de/Ueber_uns/
Mitglieder/
Liste von 32 deutschen Organisationen der
Pflanzenzüchtung verfügbar unter http://
gpz-online.de/links/. Weiter ist unter
/Organisation eine Liste von 20 Arbeitsgemeinschaften und ihrer Leiter verfügbar.
Qualität
Darstellung der Mitglieder auf der Website des
Verbandes
Darstellung der Links und AG-Leiter auf der
Website des Verbandes
Zugänglichkeit
Website offen zugänglich, Suche nach
Pflanzengruppen, keine englische Suche
verfügbar
Website offen zugänglich, Keine
Suchmöglichkeit, keine englische Suche
Koordinationsbüro GFP: [email protected]
Kathrin Fochtmann, Koordinatorin GFP
c/o Deutsche Gesellschaft für Internationale
Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5
65760 Eschborn
Tel.: +49 (0)6196-79 1974
Webseite: www.germanfoodpartnership.de/
Keine Online Adressressource verfügbar
Informationsquellen: o. a. Websites
6.2.1.2 Landwirtschaftliche Bewässerung
Das Bedarfsfeld landwirtschaftliche Bewässerung umfasst einen kleinen Bereich der deutschen Landwirtschaftsmaschinenproduktion. Aufgrund des historisch eher geringen Bedarfes an Bewässerungstechnik gibt es keinen Fachverband der drei von uns identifizierten Hersteller, von denen nur einer im VDMA
Mitgliederverzeichnis aufgeführt ist.
128
Breiter aufgestellt sind die Hersteller von Maschinenkomponenten wie z. B. Pumpen, die in großer Zahl im VDMA Mitgliederverzeichnis zu finden sind. Gesucht werden kann hier kombiniert nach Produkten (z. B. Pumpen und -systeme) und Einsatzgebieten (z. B. Bewässerung).
Tabelle 21: Steckbrief für das Bedarfsfeld: Landwirtschaftliche Bewässerung
Steckbrief für das Bedarfsfeld: Landwirtschaftliche Bewässerung
Produkte
Beregnungsanlagen, Düsenwagen, Pumpaggregate, Grundwasserabsenkanlagen, Schmutzwassertauchpumpen
Dienstleistungen
Keine
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Insgesamt ist die bewässerte Landwirtschaftsfläche von ca. 140 Mio. ha in 1961 auf ca. 299 Mio. ha in den Jahren 2007 bis 2010
gestiegen. Bezogen auf eine gesamte Ackerlandfläche im Jahr 2000 von 1.533 Mrd. ha ist dies immerhin ein Anteil von 19,5 % (ICID
2013). Die Tendenz ist deutlich steigend. Bis 2030 erwartet die FAO eine weitere, deutliche Zunahme der bewässerten Flächen
(FAO 203). Die Märkte sind dementsprechend groß.
Marktposition deutscher Anbieter im
Bedarfsfeld
Es sind nur drei deutsche KMU bekannt, die bewässerungstechnische Geräte herstellen . Breiter aufgestellt sind nach Angabe der
Hersteller die Zulieferer, die die nötigen Pumpen, Messtechnik und Wasserfiltertechnik herstellen. Zwei der drei kleinen Hersteller
von Bewässerungstechnik sind auch im Export aktiv, sie spielen im Weltmarkt aber nur eine kleine Rolle.
Priorität in den TNAs
Ca. 38 % der TNAs nennen verbesserte landwirtschaftliche Praktiken inkl. Bewässerung als Technologiepriorität.
76
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Anbieterbefragung
VDMA-Firmen und Produktsuche
VDMA-Firmen und Produktsuche
Beschreibung
Befragung auf Agritechnika 2013
Suche nach Beregnungs- und
Bewässerungsanlagen
Suche nach Maschinenkomponenten
Adresse
Bekannt sind uns drei Hersteller:
Verband Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau e. V.
Lyoner Str. 18
Verband Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau e. V.
Lyoner Str. 18
Beinlich Agrarpumpen und -maschinen GmbH,
76
Persönliches Gespräch mit Habener, J., Hüdig GmbH & Co. KG Bewässerungstechnik auf der Agritechnika am 16.11.2013.
129
Ulmen, Webseite: www.beinlich-beregnung.de
60528 Frankfurt/Main
60528 Frankfurt/Main
Heinrich Deierling Maschinenbau GmbH & Co.
KG, Lehrte-Sievershausen, Webseite:
www.deierling-beregnung.de
Tel.: +49 69 6603 0
Webseite: www.vdma.org/
Produktsuche unter http://vdma-products.com
Tel.: +49 (0)69 6603 0
Webseite: www.vdma.org/
Produktsuche unter http://vdma-products.com
HÜDIG GmbH & Co KG, Celle, Webseite:
www.huedig.de
Liefert einen Anbieter in Deutschland (Beinlich)
Die Firmensuche liefert für Pumpen und
Messtechnik Ergebnisse, für Wasserfiltertechnik
nicht (nicht alle Fachverbände und Firmen
machen beim Suchportal mit). Grundsätzlich ist
für die Nutzung der VDMA-Produktsuche eine
hohe technische Kompetenz erforderlich, um das
exakt richtige Produkt auszuwählen.
Vollständigkeit
Unbekannt.
Umfasst nur die Mitglieder des VDMA.
Umfasst nur die Mitglieder des VDMA.
Qualität
Hoch, einzeln überprüft.
Basierend auf der im VDMA gemeinsam mit den
Herstellern erarbeiteten Nomenklatur erfolgt die
Recherche nach verlässlichen Kriterien.
Basierend auf der im VDMA gemeinsam mit den
Herstellern erarbeiteten Nomenklatur erfolgt die
Recherche nach verlässlichen Kriterien.
Zugänglichkeit
Nicht frei zugänglich.
Englische Website verfügbar, kombinierte
Produkt- und Anwendungssuche möglich.
Englische Website verfügbar, kombinierte
Produkt- und Anwendungssuche möglich.
Informationsquellen: o. a. Websites
6.2.1.3 Konservierende Bodenbearbeitung
Das Bedarfsfeld konservierende Bodenbearbeitung umfasst einen Bereich der deutschen Landwirtschaftsmaschinenproduktion. Die Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e. V. (GKB) vertritt Unternehmen und einschlägig arbeitende Forschungsinstitute. Hersteller von Bodenbearbeitungsgeräten
sind darüber hinaus auch durch den VDMA vertreten.
130
Tabelle 22: Steckbrief für das Bedarfsfeld: Konservierende Bodenbearbeitung
Steckbrief für das Bedarfsfeld: Konservierende Bodenbearbeitung
Produkte
Geräte zur Pfluglosen Bodenbearbeitung, Sätechnik und zur Grünlandpflege, Räder und Reifen, auf konservierende Sätechnik
angepasstes Saatgut
Dienstleistungen
Keine
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Der Agrotechnik Weltmarkt betrug 2008 etwa 65 Mrd. €, das einzige deutsche Großunternehmen Claas hatte daran einen Anteil von
etwa 3 Mrd. € oder 5 % (Kutschenreiter 2009). Amazone als Hersteller von Bodenbearbeitungsgeräten kommt auf 460 Mio. € in 2012
(www.amazone.de), Lemken auf 340 Mio. € (www.lemken.com).
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Deutschland exportiert insgesamt Landtechnik im Wert von ca. 6 Mrd. €, davon gehen ca. 61 % in die EU 27, 19 % in das sonstige
Europa. Im Rest der Welt dominieren die USA und andere OECD Staaten, aber es erfolgen auch Exporte in zweistelliger Millionenhöhe
in Länder wie Kasachstan und Usbekistan (VDMA 2012). Die großen deutschen Anbieter (Amazone und Lemken) sind weltweit aktiv
77
und arbeiten mit lokalen Importeuren zusammen, die auch den Service sicherstellen . Die kleinen Anbieter bearbeiten meist nur ein
begrenztes Vertriebsgebiet in einigen Ländern. Geschäft kommt besonders bei großen Ausschreibungen zustande, wie sie im Kontext
von Entwicklungshilfeprojekten oder bei der Übernahme von Großfarmen durch ausländische Investoren vorkommen.
Priorität in den TNAs
Conservation agriculture wird in 28 % der TNAs als Priorität genannt.
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e. V. (GKB)
VDMA-Firmen und Produktsuche
Beschreibung
In der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e. V. (GKB),
Neuenhagen (www.gkb-ev.de) haben sich 29 Unternehmen und viele
Einzelmitglieder zusammengeschlossen, die Geräte für die konservierende
Bodenbearbeitung und die Direktsaat anbieten oder Forschung und
Beratung zum Thema betrieben.
Suche nach „Bodenbearbeitungsgeräten“ in der Kategorie „Landtechnik“
77
Persönliches Gespräch mit Dutzi, S., Amazonen-Werke H. Dreyer GmbH & Co. KG, auf der Agritechnika am 16.11.2013. Persönliches Gespräch mit Kröger, S., Köckerling
GmbH & Co. KG auf der Agritechnika am 16.11.2013.
131
Adresse
Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e. V. (GKB)
Hauptstr. 6
15366 Neuenhagen,
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V.
Lyoner Str. 18
60528 Frankfurt/Main
Tel.: +49 (0)3342 / 422 130
Webseite: www.gkb-ev.de
Tel.: +49 (0)69 6603 0
Webseite: www.vdma.org/
Produktsuche unter http://vdma-products.com
Liefert 16 Anbieter in Deutschland
Vollständigkeit
Unter www.gkb-ev.de findet sich unter „Fördermitglieder“ eine Liste von
29 Herstellern und Anbietern einschlägiger Technologien.
Umfasst nur die Mitglieder des VDMA.
Qualität
Eine Detailsuche ist nicht möglich.
Basierend auf der im VDMA gemeinsam mit den Herstellern erarbeiteten
Nomenklatur erfolgt die Recherche nach verlässlichen Kriterien.
Zugänglichkeit
Die Website steht kostenlos, aber nur auf Deutsch zur Verfügung
Englische Website verfügbar, kombinierte Produkt- und Anwendungssuche
möglich
Informationsquellen: o. a. Websites
6.2.1.4 Landwirtschaftliche Beratung
Im Bedarfsfeld landwirtschaftliche Beratung konnte keine Verbands- oder Interessensvertretungsstruktur identifiziert werden. Von GIZ und BMZ (2012)
werden politische Akteure, Forschungsinstitute und (wenige) Berater benannt.
Als Einzelaktivität ist ein Verfahren der Bodenzustandserhebung vom Thünen Institut erarbeitet worden, die zum Transfer zur Verfügung stehen würde.
132
Tabelle 23: Steckbrief für das Bedarfsfeld: Landwirtschaftliche Beratung
Steckbrief für das Bedarfsfeld: Landwirtschaftliche Beratung
Produkte
keine
Dienstleistungen
Erarbeitung von lokalen und regionalen Klimaanpassungsstrategien, Studien zu Biodiversität und Klima, Regionale Klimamodellierung,
78
Bodenpolitik und Landmanagement, Desertifikationsbekämpfung .
Bodenzustandserhebung: Die Erfassung der Gehalte und Vorräte an organischem Kohlenstoff in Böden ist eine Verpflichtung im
Rahmen der UNFCCC (UNFCCC Art. 3.3, 4.1, 4.2 und Entscheidung 3/CP5). Für Deutschland wurde eine sehr systematische Methode
entwickelt.
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Über die Größe des Weltmarktes für landwirtschaftliche Beratung konnten keine Informationen in Erfahrung gebracht werden.
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Im Zentrum der deutschen Entwicklungszusammenarbeit steht seit 2009 die Förderung von ländlicher Entwicklung und
Ernährungssicherung, so steht es auf www.germanfoodpartnership.de. Welche Position die deutschen Berater insgesamt haben ist
uns unbekannt.
Priorität in den TNAs
Ca. 38 % der TNAs nennen verbesserte landwirtschaftliche Praktiken als Technologiepriorität.
Informationsquellen und -angebote
Quelle
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Bodenzustandserhebung
Beschreibung
Die GIZ koordiniert viele Projekte im landwirtschaftlichen Bereich. Sie vernetzt auch Forschungs- und Beratungsinstitutionen (GIZ, BMZ 2012).
Die Erfassung der Gehalte und Vorräte an organischem Kohlenstoff in
Böden ist eine Verpflichtung im Rahmen der UNFCCC (UNFCCC Art. 3.3, 4.1,
4.2 und Entscheidung 3/CP5). Für Deutschland wurde eine sehr
systematische Methode entwickelt.
GIZ und BMUB (2012) dokumentieren untenstehende Anbieter von
Forschungs- und Beratungsleistungen:
Adresse
78
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5
Thünen Institut für Agrarklimaschutz, Braunschweig, www.bzelandwirtschaft.de
Telefonisches Gespräch mit Waldmüller, L., Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Eschborn vom 25.10.2013.
133
65760 Eschborn
Bisher bestehen keine internationalen Kontakte zur Verbreitung der
Methode.
Tel.: +49 (0)6196 79-0
Fax: +49 (0)6196 79-11 15
Webseite: www.giz.de
KLIFF, Klimafolgenforschung, Niedersachsen (www.kliff-niedersachsen.de),
www.kliff-niedersachsen.de, IASS Potsdam, Institute for Advanced
Sustainability Studies e. V. (www.iass-potsdam.de), AGRECOL - AG
Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel (www.agrecol.de),
Biodiversität und Klima Forschungszentrum (www.bik-f.de), ThünenInstitut für Agrarrelevante Klimaforschung
(www.ti.bund.de/de/startseite/institute/ak.html), Leibniz Zentrum für
Agrarlandforschung (ZALF) e. V. (www.zalf.de), Agripol - network for policy
advice GbR (www.agripol-network.com), UNIQUE forestry and land use
(www.unique-landuse.de), GIZ: Agrarproduktion und Ressourcennutzung
(www.giz.de).
Vollständigkeit
Eher gering
Eher hoch, es scheint eine Einzelaktivität zu sein
Qualität
Die Links führen zu verschiedensten Organisationen, die Abdeckung der
Beratungsbranche dürfte eher gering sein
Hoch
Zugänglichkeit
Gering, Information in PDF-Dokument enthalten
Einzelwebsite
Informationsquellen: GIT und BMZ 2012, o. a. Websites
6.2.1.5 Forstwirtschaftliche Beratung
Im Bedarfsfeld forstwirtschaftliche Beratung und Agroforestry konnte über zwei Arbeitskreise hinaus keine Verbands- oder Interessensvertretungsstruktur
identifiziert werden. Mitgliederlisten der Arbeitskreise sind öffentlich nicht verfügbar.
134
Tabelle 24: Forstwirtschaftliche Beratung in der Entwicklungshilfe
Bedarfsfeld: Forstwirtschaftliche Beratung
Produkte
Schnell wachsende und hitzetolerante Gehölze.
Dienstleistungen
Beratung zu klimatoleranter Waldwirtschaft und zu Systemen der Agroforestry.
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Über den Markt der forstwirtschaftlichen Beratung liegt keine Information vor. In der deutschen Entwicklungshilfe rangieren Land-,
Forstwirtschaft und Fischereiwesen mit zusammen 253 Mio. € Fördervolumen in 2010 auf Rang 7 der Förderbereiche (BMZ 2013a).
Für den Wald- und Biodiversitätsschutz inkl. REDD+ wurden in 2011 immerhin 346 Mio. € ausgegeben (BMZ 2013b).
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Über den Markt der forstwirtschaftlichen Beratung liegt mit Bezug auf die Marktposition deutscher Anbieter keine Information vor.
Priorität in den TNAs
Agroforestry wird im Kontext der Landnutzung in 23 % der TNA priorisiert (UNFCCC 2013). Anpassungsbedarfe in der Forstwirtschaft
äußern im zweiten Synthesebericht 55 % der Länder (UNFCCC 2009). Dabei stehen die Themen Rehabilitation (Sanierung) der Wälder
sowie Verbesserung (Melioration) oben auf der Agenda. Im Detail nennt der Bericht (a.a.O.: 27) die Themen Agroforestry,
Wiederaufforstung, schnell wachsende Gehölze sowie Frühwarnsysteme für Waldbrände. Forstmanagement mit einem
ökosystemaren Ansatz wird benötigt. Auch eine Zunahme der Biologischen Vielfalt – auch der Baumarten – wird als Priorität
dokumentiert.
79
Eine systematische Koordination oder auch nur eine dauerhafte Kooperation nach dem Vorbild der Wasserwirtschaft gibt es nicht .
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Forschungsinstitute
GIZ
NiWA: Netzwerk Internationale Nachhaltige
Waldwirtschaft
Beschreibung
Eine Reihe von Forschungsinstituten bearbeiten
Projekte zur internationalen Waldwirtschaft.
Facharbeitskreis Waldwirtschaft der GIZ: Ein
Arbeitskreis mit 13 deutschen Consultingfirmen
mit Schwerpunkt Entwicklungszusammenarbeit
in der Waldwirtschaft. Der Arbeitskreis arbeitet
mit der GIZ zu aktuellen Themen zum
Die Mitglieder des NIWA setzen
sich aus Vertretern von öffentlichen
Forstverwaltungen und Ministerien,
Wissenschaft, Verbänden, Studierenden und
praktizierenden Forstleuten zusammen, die sich
79
Telefonisches Gespräch mit Krug, Joachim, Deutscher Forstverein vom 14. 1.2014.
135
Schwerpunkt, um das Wissen zu neuesten
Entwicklungen auf der deutschen politischen
Ebene und der Umsetzungsebene in den
Partnerländern auszutauschen.
in der internationalen Forst- und Holzwirtschaft
engagieren und hier arbeiten.
Fachverbunde der GIZ: Fachverbunde sind das
unternehmenspolitische Forum für die
Organisation und die Umsetzung der fachlichen
Arbeit innerhalb der GIZ.
Adresse
Universität Göttingen
Fakultät für Forstwissenschaften und
Waldökologie
Büsgenweg 5
37077 Göttingen
Tel.: +49 - (0)551 - 39 33 402
Webseite: www.uni-goettingen.de
Deutsche Gesellschaft für Internationale
Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Deutscher Forstverein e. V.
Büsgenweg 1
Abt. Internationale Waldpolitik
Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5
65760 Eschborn
Tel.: +49 (0)6196 79-0
Webseite: www.giz.de
37077 Göttingen
Tel.: +49 (0)551 - 37 96 265
www.forstverein.de/deutscherforstverein/profil/arbeitsbereiche/content.php?c
id=1252595259.20431
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen
Tennenbacher Str. 4
79106 Freiburg
Tel.: +49 (0)761 203 3601
Webseite: www.uni-freiburg.de
Thünen Institut für Internationale
Waldwirtschaft und Forstökonomie
Leuschnerstraße 91
21031 Hamburg
Tel.: +49 (0) 40 - 73962 301
Webseite: www.ti.bund.de/de/startseite/
institute/iw.html
136
Vollständigkeit
Unklar.
Unklar.
Unklar.
Qualität
Websites einzeln geprüft.
Entfällt.
Entfällt.
Zugänglichkeit
Websites offen zugänglich und teilweise englisch
verfügbar.
Entfällt.
Entfällt.
Informationsquellen: BMZ 2013a, BMZ 2013b, UNFCCC 2009 und 2013, a. o. Websites
6.2.2
Meteorologische Messtechnik und Klimasimulation
Im Sektor Klimamesstechnik und Simulation konnte kein Verband identifiziert werden. Durch die telefonische Befragung einzelner Anbieter und Internetrecherchen konnten die unten aufgeführten Anbieter gefunden werden.
137
Tabelle 25: Steckbrief für den Sektor Meteorologische Messtechnik und Klimasimulation
Steckbrief für den Sektor Meteorologische Messtechnik und Klimasimulation
Bedarfsfelder Meteorologische Messtechnik, Wetterradar, Klimasimulation
Produkte
Messgeräte für relative Luftfeuchte, Wind, Temperatur , Niederschlag, Luftdruck , Elektronische Systeme, Wetterstationen,
80
Datalogger, Displays, Software, Messung von Fließgeschwindigkeit, Pegel und Wasserqualität von Fließ- und Grundwasser .
Wetterradarsysteme zur Regenbeobachtung und –vorhersage.
Dienstleistungen
Software und Anwendungstechnik für Wetterradarsysteme
Klimasimulationen
81
82
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Es handelt sich um eine kleine Marktnische, die durch Verbände nicht vertreten wird. Studien und Marktdatenliegen nicht vor.
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Die deutschen Anbieter bilden zusammen nur einen kleinen Sektor. Ihre internationale Orientierung wird daraus ersichtlich, dass alle
Unternehmen ihre Website auch auf Englisch, Spanisch und teilweise weiteren Sprachen zur Verfügung stellen. Firma Thies ist bei
83
Anemometern, Firma Lamprecht bei Regenmessgeräten internationaler Marktführer .
Priorität in den TNAs
Climate Monitoring wird im Kontext der Wasserversorgung in 30 % der TNAs priorisiert, im Kontext der Landwirtschaft von 10 %.
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Hydro-Meteorological Equipment
Industry (HMEI)
Anbieterbefragung Wetterradar
Anbieterbefragung
Klimasimulation
Anbieter Simulation ozeanischer
Strömungen
Beschreibung
Die HMEI repräsentiert weltweit
120 Hersteller
Anbieterbefragung
Anbieterbefragung
Anbieterbefragung
80
Telefonisches Gespräch mit Kulp, W. , Thiesclima. Göttingen vom 8.10.2013.
Telefonisches Gespräch mit Einfalt, T., hydro & meteo GmbH & Co. KG. Lübeck vom 4.10.2013.
82
Telefonisches Gespräch mit Jacob, D., Climate Service Center Hamburg vom 8.1.2014.
83
Telefonisches Gespräch mit Kulp, W. , Thiesclima. Göttingen vom 8.10.2013. Telefonisches Gespräch mit Jacob, D., Climate Service Center Hamburg vom 8.1.2014.
81
138
hydrometeorologischer Geräte. Ihr
Ziel ist die Verbesserung von
Standards und Qualität der Geräte.
Adresse
Association of HMEI
C/O WMO
WMO Building
7 bis, avenue de la Paix
CH-1211 Geneva 2
Tel.: +41 22 730 8334
Webseite: www.hmei.org
Eine weltweite Anbieterliste steht
zur Verfügung. Die 15 deutschen
Anbieter finden sich unter:
Selex Systems Integration GmbH,
Neuss-Rosellen, Webseite:
www.gematronik.com
METEK GmbH, Elmshorn, Webseite:
www.metek.de
GAMIC mbH, Aachen, Webseite:
www.gamic.com
hydro & meteo GmbH&Co.KG,
Lübeck, Webseite:
www.hydrometeo.de
Webseite: www.hmei.org/index.ph
p?page_id=321&country=Germany
Climate Service Center (CSC)
Chilehaus - Eingang B
Fischertwiete 1
20095 Hamburg
GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für
Ozeanforschung Kiel
Tel.: +49 (0) 40 226 338 0
Webseite: www.climate-servicecenter.de
Tel.: +49 (0) 431 600-4003
Webseite: www.geomar.de
Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK)
Telegraphenberg A 31
14473 Potsdam
Tel.: +49-(0)331/288-2500
Webseite: www.pik-potsdam.de
Max-Planck-Institut für
Meteorologie
20146 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 - 41173 – 0
Webseite: www.mpimet.mpg.de
Deutscher Wetterdienst
Frankfurter Straße 135
63067 Offenbach
Tel.: +49 (0)69 / 80 62 – 0
Webseite: www.dwd.de
Institut für Geographie und
Geologie Julius-MaximiliansUniversität
139
Düsternbrooker Weg 20
24105 Kiel
Am Hubland
97074 Würzburg
Tel.: +49 (0)931 / 31-84688
Webseite: www.geographie.uniwuerzburg.de
Karlsruher Institut für Technologie
(KIT), Institut für Meteorologie und
Klimaforschung
76128 Karlsruhe
Tel.: +49 (0)721 608-43356
Webseite: www.imk-tro.kit.edu
Institut für Geophysik und
Meteorologie der Universität zu
Köln,
50969 Köln
Tel.: +49 (0)221 470 2552
Webseite: www.geomet.unikoeln.de
TU Cottbus, LS
Umweltmeteorologie
03044 Cottbus
Tel: +49 (0)355-69-1186 / -1114
Webseite: www.tucottbus.de/meteo
Vollständigkeit
Unklar
Unklar
Wahrscheinlich
Qualität
Websites einzeln geprüft.
Websites einzeln geprüft.
Websites einzeln geprüft.
Zugänglichkeit
Entfällt
Entfällt
Entfällt
140
Informationsquellen: a. o. Websites
6.2.3
Wasserwirtschaft
Der Sektor Wasserwirtschaft verfügt mit dem German Water Partnership e. V. über ein Netzwerk, welches auf den Export von Produkten und Dienstleistungen rund um die Wasserwirtschaft gerichtet ist und explizit auch Entwicklungs- und Schwellenländer mit umfasst. Die Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e. V. fasst in einem Teilbereich Anbieter zusammen. Weitere wassertechnische Berater sind durch den Verband Beratender Ingenieure vertreten.
Tabelle 26: Steckbrief für den Sektor Wasserwirtschaft
Steckbrief für den Sektor Wasserwirtschaft
Bedarfsfelder: Wassergewinnung, Wassereffizienz, Abwasserbehandlung, Integriertes Wasserressourcenmanagement, Grauwassersysteme
Produkte
z. B. regenerativ angetriebene Entsalzungsanlagen, Water Harvesting Technologien, Wasserrecyclinganlagen, elektronische
Überwachung von Leitungssystemen zur Vermeidung von Leckagen, Kläranlagen, Hochwasserrückhaltebecken, Wasserspeicherung,
Grauwassersysteme
Dienstleistungen
Wasserrecyclingkonzepte, Wassereinzugsgebietsplanung, integriertes Wasserressourcenmanagement
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Roland Berger erwartet einen Anstieg des Weltmarktes für nachhaltige Wasserwirtschaft von 495 Mrd. € in 2011 auf 897 Mrd. € in
2015 (BMU 2012).
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Die deutsche Wasserwirtschaft zählt zu den leistungsstarken und international wettbewerbsfähigen Branchen. Der deutsche
Wassersektor profitiert von 150 Jahren Erfahrung in Technologie, Anwendung und Management. Expertise "Made in Germany".
84
Wirtschaftlich stark sind deutsche Anbieter in der Wasseraufbereitung und der Abwasserbehandlung . Der deutsche
Weltmarktanteil in der Wasserwirtschaft wird von Roland Berger auf ca. 10 % veranschlagt (BMU 2012a, 32).
84
Telefonisches Gespräch mit Matthias, H.-D., Verband beratender Ingenieure (VBI). Ausschuss Wasserwirtschaft. Achim vom 2.10.2013.
141
Priorität in den TNAs
Besonders neue Methoden der Wassergewinnung (Rainwater Harvesting, Water Catchments) werden in über 50 % der TNAs als
Bedarf genannt. Aber auch Klimamonitoring (30 %) zur Regenvorhersage ist von Bedeutung. Die deutschen Angebote haben jedoch
ihre Schwerpunkte eher bei Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung.
Informationsquellen und –angebote
Quelle
German Water Partnership e. V.
Fachvereinigung Betriebs- und
Regenwassernutzung e. V.
Verband Beratender Ingenieure
VDMA-Firmen und Produktsuche
Beschreibung
German Water Partnership ist ein
Netzwerk, in dem sich private und
öffentliche Unternehmen aus dem
Wasserbereich, Fachverbände und
Institutionen aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Forschung
zusammengeschlossen haben.
Unterstützt wird die Initiative von
den fünf Bundesministerien BMUB,
BMWi, BMZ, BMBF sowie dem
Auswärtigen Amt.
In der Fachvereinigung Betriebsund Regenwassernutzung e. V. sind
einige hundert Anbieter der
Beratung und Planung, Herstellung,
Bauausführung und Installation,
Wartung und Betrieb der Betriebsund Regenwassernutzung
vertreten.
Der Verband Beratender Ingenieure
VBI ist mit 3.500 Mitgliedern die
führende Berufsorganisation
unabhängig beratender und
planender Ingenieure und
Ingenieurunternehmen in
Deutschland und vertritt auch
Mitglieder aus dem Wasserbau.
Suche nach Bauelementen wie
„Pumpen“ und „Dichtungen“
möglich
German Water Partnership e. V.
Reinhardtstr. 32
10117 Berlin
Fachvereinigung Betriebs- und
Regenwassernutzung e. V. (fbr)
Havelstr. 7 A
64295 Darmstadt
VBI-Bundesgeschäftsstelle
Budapester Str. 31
10787 Berlin
Verband Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau e. V.
Lyoner Str. 18
60528 Frankfurt/Main
Adresse
Tel.: +49 (0)30 300199-1220
Webseite:
www.germanwaterpartnership.de
Mitgliederliste verfügbar unter
http://members.germanwaterpartn
ership.de/?id=195&L=2
Vollständigkeit
Enthält 350 an Export interessierte
Die Vereinigung ist nicht explizit
exportorientiert.
Tel.: +49 (0)6151 / 339257
Webseite: www.fbr.de
Mitgliederliste verfügbar unter
www.fbr.de/mitgliederundprodukte
.html
Mitgliedersuche unter rund 500
142
Tel.: +49 (0)30 -26062-0
Webseite: www.vbi.de
Mitgliederliste unter www.vbi.de
Tel.: +49 (0)69 6603 0
Webseite: www.vdma.org/
Produktsuche unter http://vdmaproducts.com
Umfasst nur die Mitglieder des
Anbieter
Mitgliedern aus den Bereichen
Wissenschaft, Produktion und
Vertrieb, Planung und Verwaltung
wenig aussagekräftig. Anfragen
nach Anbietern telefonisch direkt
an die VBI-Geschäftsstelle.
VDMA.
Qualität
Anbieter aus 10 Unterkategorien
können gesucht werden. Dabei wird
die spezifische Aktivität der
Anbieter für jedes Land der Welt
abgefragt.
Es kann in 41 Unterkategorien
gesucht werden.
Entfällt
Basierend auf der im VDMA
gemeinsam mit den Herstellern
erarbeiteten Nomenklatur erfolgt
die Recherche nach verlässlichen
Kriterien.
Zugänglichkeit
Englische Oberfläche vorhanden,
Nutzung kostenlos.
Nur Deutsch verfügbar, Nutzung
kostenlos
Entfällt
Englische Website verfügbar,
kombinierte Produkt- und
Anwendungssuche möglich.
Informationsquellen: Barth 2013, BMU 2012: Greentech made in Germany 3.0. Berlin, a. o. Websites.
6.2.3.1 Ingenieurtechnische Planungs- und Architekturdienstleistungen
Im Bedarfsfeld Planungs- und Architekturdienstleistungen werden für die Sektoren Hochbau, Verkehrsinfrastrukturen wie Küsten- und Hochwasserschutz
ingenieurtechnische Planungsleistungen angeboten. Das statistische Bundesamt (2013) weist für das Berichtsjahr 2011 knapp 102.800 Unternehmen bzw.
Einrichtungen mit einem wirtschaftlichem Schwerpunkt als Architektur- oder Ingenieurbüro aus, darunter rund drei Viertel (76,0 %) mit einem Jahresumsatz
von weniger als 250.000 €. Zwei Drittel der Unternehmen (66,8 %) waren schwerpunktmäßig als Ingenieurbüro und 33,2 % als Architekturbüro tätig. Die
Vertretung der größeren Büros erfolgt zentral über den Verband Beratender Ingenieure. Die im Ausland tätigen, etwa 1.000 Architekturbüros, sind im Netzwerk Architekturexport zusammengeschlossen.
143
Tabelle 27: Steckbrief für Planungs- und Architekturdienstleistungen
Steckbrief für Planungs- und Architekturdienstleistungen
Bedarfsfelder: Planungsarbeiten an den Sektoren Hochbau, Verkehrsinfrastruktur sowie Küsten- und Hochwasserschutz
Produkte
Alle Arten von Wohn- und Nichtwohngebäuden, Infrastruktureinrichtungen (Straßen, Eisenbahnstrecken, Häfen und Flughäfen),
Küsten- und Hochwasserschutzbauten (Deiche, Schleusen, Siele, Sperrwerke sowie weiche Maßnahmen wie Überflutungsflächen).
Dienstleistungen
Planerische Leistungen durch beratende Ingenieure in den Feldern Hochbau und Verkehrsbau, Küsten- und Hochwasserschutz und
Hafenbau. Zu den Ingenieurdienstleistungen gehört darüber hinaus die Bauüberwachung.
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Rund 100.000 deutsche Unternehmen arbeiteten mit über 500.000 Angestellten als Architektur- und Ingenieurbüros bzw. in der
technischen, physikalischen und chemischen Untersuchung. Diese Unternehmen erwirtschafteten im Jahr 2010 einen Gesamtumsatz
von knapp 54,0 Mrd. € (Destatis 2013).
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen trug 16,4 % des Außenhandelsvolumens im
Bereich außerhalb der EU bei. Ingenieur- und sonstige technische Dienstleistungen wurden beispielsweise allein für 399 Mio. € nach
Afrika verkauft (Deutsche Bundesbank 2011, 22).
Priorität in den TNAs
In den TNAs werden in 32 % der nationalen Dokumente die Bereiche „infrastructure and settlement including costal zones“ als
prioritär benannt. Die meisten genannten Technologien betrafen hier den Küstenschutz mit sowohl harten wie auch weichen
Methoden. Am häufigsten genannt wurden hier das Management von Feuchtgebieten (wetland restoration), die Rückgewinnung von
Stränden (beach reclamation), aber auch Frühwarnsysteme vor Hochfluten. Weder im 2. noch im 3. Synthesis Report (UNFCCC 2009
und 2013) werden jedoch Bauleistungen des Hoch- und Tiefbaus einschließlich Verkehrsinfrastrukturen angesprochen.
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Verband Beratender Ingenieure
Netzwerk Architekturexport NAX
Beschreibung
Der Verband Beratender Ingenieure VBI ist mit 3.500 Mitgliedern die füh-
Das NAX der Bundesarchitektenkammer umfasst ca. 1.000
144
rende Berufsorganisation unabhängig beratender und planender Ingenieure und Ingenieurunternehmen in Deutschland und vertritt auch Mitglieder
aus dem Wasserbau.
Architekturbüros, von denen aber nur ein kleiner Teil in Entwicklungs- und
85
Schwellenländern aktiv ist . Auf der Website befindet sich eine Weltkarte,
die Zugang zu länderspezifischen Informationen und „Kontaktarchitekten“
für einzelne Länder bietet. Das NAX organisiert auch die Weiterleitung von
Ausschreibungen an interessierte Büros.
VBI-Bundesgeschäftsstelle
Budapester Str. 31
10787 Berlin
Netzwerk Architekturexport
Askanischer Platz 4
10963 Berlin
Tel.: +49 (0)30/26062-0
Webseite: www.vbi.de
Tel: +49 (0)30-263944 62
Webseite: www.nax.bak.de
Vollständigkeit
Mitgliederliste unter www.vbi.de wenig aussagekräftig. Anfragen nach
Anbietern telefonisch direkt an die VBI-Geschäftsstelle.
Eine Online-Mitgliederliste existiert nicht.
Qualität
Entfällt
Entfällt
Zugänglichkeit
Entfällt
Entfällt
Adresse
Informationsquellen: Welter 2014, Seitz 2014, Destatis 2013, UNFCCC 2009 und 2013, Deutsche Bundesbank 2011, a. o. Websites.
6.2.3.2 Rückversicherungen
Im Bedarfsfeld Rückversicherungen haben weltweit einen Marktanteil von ca. 40 % der gebuchten Prämien. Es konnten drei weltweit aktive, deutsche Rückversicherer identifiziert werden. Alle anderen beschränken ihr Vertriebsgebiet auf Deutschland oder Europa.
85
Telefonisches Gespräch mit Seitz, Gabriele, Netzwerk Architekturexport vom 30.4.2014. E-Mail von Welter, Thomas (2014): Bund Deutscher Architekten BDA- vom
29.4.2014.
145
Tabelle 28: Rückversicherungen
Bedarfsfeld:
Produkte
keine
Dienstleistungen
Eine Rückversicherung reduziert das Risiko für einzelne Versicherungsunternehmen. Die Aufgabe ist eine doppelte. Einerseits wird
erreicht, dass die Erstversicherung auch bei Großschäden zahlungsfähig bleibt (Versichertenschutz), andererseits reduziert sich die
Schadenslast, die anteilig auf den Erstversicherer entfällt (Versichererschutz).
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Allein die größten 10 Rückversicherer weltweit setzen Bruttoprämien in der Größenordnung von 130 Mrd. US $ um (Burns 2011). Sie
haben eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, da sie im Katastrophenfall das Kapital für den jeweiligen Wiederaufbau bereitstellen.
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Die deutschen Rückversicherer haben weltweit die größte Bedeutung. Die Munich Re ist mit über 31 Mrd. US $ der größte
Rückversicherer weltweit, die Hannover Rück liegt mit 15 Mrd. US $ auf Platz drei, die Allianz Re mit knapp 6 Mrd. US 4 auf Platz 8.
Zusammen stehen die drei für 40 % der gebuchten Nettoprämie der größten 10 (Burns 2011).
Priorität in den TNAs
Weder Banken noch Versicherungsleistungen werden im 2. und 3. Synthesebericht als Bedarf genannt (UNFCCC 2009 und 2013).
Informationsquellen und -angebote
Quelle
Anbieter von Rückversicherungen
Beschreibung
Anbieterrecherche weltweit aktive Rückversicherungen
Adresse
Munich Re
Königinstr. 107
80802 München
Tel.: +49 (0)89 - 3891-0
Webseite: www.munichre.com
Hannover Rück SE
Karl-Wiechert-Allee 50
30625 Hannover
Tel. +49 511 5604-0
Webseite: www.hannover-rueck.de
146
Allianz Re
Königinstr. 28
80802 München
Tel.: +49 (0)89 - 3800-0
Webseite: www.allianzre.com
Vollständigkeit
Hoch, aber letztlich unklar, eigene Recherche.
Qualität
Websites einzeln geprüft.
Zugänglichkeit
Websites öffentlich zugänglich.
Informationsquellen: Burns 2011, UNFCCC 2009 und 2013, International Association of Insurance Supervisors (2010), a. o. Websites.
6.2.4
Katastrophenschutz
Der Sektor Katastrophenschutz ist nur bedingt marktwirtschaftlich organisiert. Die Mehrzahl der internationalen Projekte wird durch eine kleine Arbeitsgruppe des THW koordiniert86, welche eine weisungsgebundene Behörde des Innenministeriums ist und häufig in Abstimmung mit der GIZ agiert. Einzelne
Projekte sind nach Angabe des VBI auch durch Berater durchgeführt worden.
Tabelle 29: Steckbrief für Beratung zum Katastrophenschutz
Bedarfsfeld: Katastrophenschutz
Produkte
Keine
Dienstleistungen
Beratung beim Aufbau von lokalen und nationalen Einsatzkräften sowie hinsichtlich der Beschaffung der Ausrüstung sowie bei der
Ausbildung der Einsatzkräfte.
Wirtschaftliche Bedeutung des
Über die Märkte für Ausrüstung und Ausbildung im Katastrophenschutz liegen keine Informationen vor.
86
Telefonisches Gespräch mit Goxharay, P., Auslandsabteilung des THW vom 4.11.2013.
147
Bedarfsfeldes
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
Über die Märkte für Ausrüstung und Ausbildung im Katastrophenschutz liegen keine Informationen vor.
Priorität in den TNAs
Im dritten Synthesebericht wird als Bedarf nur auf „community-based early warning systems for natural disaster prevention“
hingewiesen (UNFCCC 2013). Im zweiten Synthesebericht (UNFCCC 2009) äußerten etwa 30 % der Staaten den Bedarf, die
Auswirkungen von Naturkatastrophen zu begrenzen.
Informationsquellen und –angebote
Quelle
THW
Verband Beratender Ingenieure
Beschreibung
Organisatorisch gehört das THW als Bundesanstalt zum Geschäftsbereich
des Bundesministers des Innern. Jedoch sind nur ein Prozent der Mitarbeiter hauptamtlich für die Behörde tätig. 99 Prozent der THW-Angehörigen
arbeiten ehrenamtlich im THW. In 668 Ortsverbänden engagieren sich
bundesweit mehr als 80.000 Helferinnen und Helfer in ihrer Freizeit, um
Menschen in Not kompetent und engagiert Hilfe zu leisten.
Der Verband Beratender Ingenieure VBI ist mit 3.500 Mitgliedern die führende Berufsorganisation unabhängig beratender und planender Ingenieure und Ingenieurunternehmen in Deutschland und vertritt auch Mitglieder
aus dem Wasserbau.
Adresse
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW)
Provinzialstr. 93
53127 Bonn
VBI-Bundesgeschäftsstelle
Budapester Str. 31
10787 Berlin
Tel.: +49 (0)228 940 – 0
Webseite: www.thw.de
Tel.: +49 (0)30 -26062-0
Webseite: www.vbi.de
Vollständigkeit
Entfällt
Mitgliederliste unter www.vbi.de wenig aussagekräftig. Anfragen nach
Anbietern telefonisch direkt an die VBI-Geschäftsstelle.
Qualität
Entfällt
Entfällt
Zugänglichkeit
Entfällt
Entfällt
Informationsquellen: a.o. Websites
148
6.2.5
Gesundheit
Im Sektor Gesundheit existiert ein Bedarf, besonders im Bereich von durch Insekten übertragenen Krankheiten wie im Kontext der gesundheitlichen Folgen
von Hitzestress. Eine aktive Rolle der deutschen Gesundheitswirtschaft konnte dabei nicht herausgearbeitet werden. Als einziger Schlüsselakteuer agiert
Bayer S.A.S. und produziert Insekten abstoßende Ausrüstung für langzeitimprägnierte Insektenschutznetze.
Tabelle 30: Gesundheit
Bedarfsfelder: Durch Lebewesen wie z. B. Mücken übertragene Krankheiten, Hitzestress
Produkte
Insekten abstoßende Ausrüstung für langzeitimprägnierte Insektennetze
Dienstleistungen
Keine
Wirtschaftliche Bedeutung des
Bedarfsfeldes
Nach Schätzungen der WHO (2010) erkranken weltweit jährlich mehr als 225 Millionen Menschen an Malaria, ca. 780 000 Menschen
sterben pro Jahr. 90 % der Todesfälle treten in Afrika auf. Die Diagnose der Erkrankung wird anhand einer mikroskopischen
Untersuchung des Blutes (Blutausstrich und dicker Tropfen) gestellt. Die einschlägigen Medikamente sind als Generika von vielen
Lieferanten auf der ganzen Welt verfügbar.
Weiter existiert ein Markt für einige hundert Millionen Langzeit-Insektennetze jährlich, für die zumindest ein deutsches Unternehmen
87
(Bayer) Chemikalien für die Insekten abstoßende Ausrüstung sowie auch langzeitimprägnierte Netze selbst zuliefert .
Marktposition deutscher Anbieter
im Bedarfsfeld
88
Nach Mitteilung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e. V. sind im Feld der Malaria keine konkreten Bewertungen
des Marktanteils deutscher Unternehmen verfügbar. Mit Blick auf die Einschätzung der Herstellkosten ist jedoch zu vermuten, dass
dieser Marktanteil in Entwicklungs- und Schwellenländern eher klein sein dürfte.
Hinweise auf wesentliche deutsche Marktanteile an der Lieferung von Medikamenten gegen Auswirkungen des Hitzestress (Herz- und
Kreislaufmedikamente) konnten nicht gefunden werden.
Priorität in den TNAs
87
88
Im dritten Synthesebericht (UNFCCC 2013) zu den TNAs wird zwar berichtet, dass 10 % der Länder Bedarfe im Gesundheitswesen
E-Mail von Mc Beath, J., Bayer S.A.S. – Environmental Science, vom 14.1.2014.
Telefonisches Gespräch mit Serrano, P., Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V. vom 10.1.2014
149
äußern, es wird aber nicht detailliert, worin diese Bedarfe bestehen. Dies wurde in dem 2009 publizierten zweiten Synthesebericht
deutlicher. Hier (UNFCCC 2009: 14f) wird ausgeführt, dass 48,5 % der Länder über Bedarfe im Gesundheitswesen berichten. Dabei
beziehen sich die am häufigsten genannten Technologien auf verbesserte Hygiene und eine verbesserte Wasserversorgung, also nicht
direkt auf den Gesundheitssektor. Innerhalb des engeren Gesundheitssektors werden verbesserte Diagnoseverfahren von 21 % der
Länder, verbesserte Möglichkeiten zur Bekämpfung von Moskitos und anderen Krankheiten übertragenden Insekten (19 %) sowie
verbesserte Möglichkeiten zur Behandlung der Folgen von Hitzestress wie z. B. Herz- und Kreislaufkrankheiten (15 %) genannt.
Informationsquellen und –angebote
Quelle
Bayer S.A.S.
Beschreibung
Hersteller
Adresse
Bayer S.A.S. – Environmental Science
16 rue Jean-Marie Leclair, CS 90106
692 66 Lyon Cedex 09
Telefon: +33 472 85 48 35
Webseite: www.vectorcontrol.bayer.com
Vollständigkeit
Entfällt
Qualität
Entfällt
Zugänglichkeit
Entfällt
Informationsquellen: UNFCCC 2009 und 2013, WHO 2010, o. a. Websites.
150
7
Auswertung der Technology Needs Assessments
Das Ziel dieses Kapitels ist, die Bedarfe für Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien auf Basis
von Technology Needs Assessments (TNA) zu beschreiben. Darüber hinaus wird untersucht, ob und
welche Zusammenhänge zwischen bestimmten Eigenschaften von Ländern und deren, in den TNA
formulierten, Klimaschutz- und Klimaanpassungsbedarfen bestehen. Schließlich werden auf Basis der
Untersuchung der TNAs, der dazugehörigen Länder und der Zusammenhänge zwischen Ländereigenschaften und Bedarfsprofilen Handlungsempfehlungen dafür entwickelt, wie Angebots- und Nachfrageseite besser aufeinander abgestimmt werden können. Diese werden in Kapitel 8 präsentiert.
Technology Needs Assessments werden in der Klimarahmenkonvention wie folgt definiert:
(1) „(They) are a set of country-driven activities that identify and determine the mitigation and adaptation technology priorities of developing country Parties.
(2) Involve different stakeholders in a consultative process to identify the barriers to technology transfer and measures to address these barriers through sectoral analyses.
(3) May address soft and hard technologies for both mitigation and adaptation, identify regulatory
options, develop fiscal and financial incentives and build capacity.“89
TNAs werden durch Entwicklungs- und Schwellenländer seit etwa dem Jahr 2000 erarbeitet. Aus der
ersten Runde bis zum Jahr 2010 existieren TNAs von 69 Ländern, die nach sehr unterschiedlichen
Vorgehensweisen entstanden sind. Seit dem Jahr 2012 haben 30 Länder TNAs nach einer einheitlichen, vom UNEP Risø-Centre erarbeiteten und begleiteten, Methode erstellt.
Um eine differenzierte Erfassung der Bedarfe von Schwellen-und Entwicklungsländer zu erhalten,
wurden die Technology Needs Assessments von 30 Ländern aus der zweiten Runde der TNAs aus den
Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung ausgewertet. Die Auswahl und das Vorgehen bei der
Auswertung der TNA-Berichte als auch bei der Untersuchung der Länder werden in Kap. 7.1 zum
methodischen Vorgehen beschrieben. Dabei werden die verschiedenen Konzepte und Indikatoren
vorgestellt und mit Daten zu den untersuchten Ländern illustriert. Kap. 7.1.3 unterstreicht die Varianz zwischen den untersuchten Ländern und analysiert, inwiefern die im Rahmen der Zusammenhangsanalyse gewonnenen Erkenntnisse verallgemeinerbar sind. Die Beschreibung des methodischen
Vorgehens wird in Kap. 7.1.4 abgeschlossen, welches das Vorgehen im Rahmen dieser Zusammenhangsanalyse darstellt.
Kap. 7.2 setzt die in den TNAs genannten Bedarfe in Beziehung zur Angebotsstruktur und stellt die
Bedarfe in den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung mit Bezug auf Sektoren und Bedarfsfelder
vertieft dar.
Auf Basis der Auswertung der TNA, der Länderdaten und der Analyse der Zusammenhänge zwischen
Ländereigenschaften und den Bedarfsprofilen, wurden Kernaussagen abgeleitet. Diese werden in
89
Siehe http://unfccc.int/ttclear/templates/render_cms_page?TNA_home (Abruf Juli 2014)
151
Abschnitt 7.3 dargestellt. Aufbauend auf diese Erkenntnisse werden wiederum Handlungsempfehlungen formuliert, die in Kap. 8 zusammengefasst sind.
7.1
Vorgehensweise bei der Auswertung der TNAs
Die Auswertung der TNAs umfasst vier Schritte. Im Kap. 7.1.1 wird erläutert, wie und warum die untersuchten 30 TNAs ausgewählt und ausgewertet wurden. Kap. 7.1.2 erläutert das Vorgehen bei der
Beschreibung und Auswertung der 30 Länder anhand von Ländereigenschaften und stellt die verwendeten Indikatoren und Daten zu den Ländern dar. Der kurze Exkurs in Kap. 7.1.3 erörtert die Frage der Varianz zwischen den 30 untersuchten Ländern. Im abschließenden Kap. 7.1.4 wird schließlich
das methodische Vorgehen bei der Analyse der Zusammenhänge zwischen den zu Beginn des Kapitels dargestellten TNA-Daten und den Ländereigenschaften beschrieben.
7.1.1 Auswahl und Auswertung der TNAs
7.1.1.1 Auswahl der TNAs: Fokussierung auf die zweite Berichtsperiode
Die erste Runde der TNAs wurde zwischen 1999 und 2007 erstellt. Nur ein Bericht stammt aus dem
Jahr 2010. Diese Berichte der ersten Runden sind, obwohl es sich teilweise um ausführliche Dokumente handelt, nicht nach einheitlicher Vorgehensweise entstanden. Dementsprechend weicht ihr
Aufbau und Inhalt deutlich voneinander ab und die Auswahl von Fokusbereichen fällt unterschiedlich
detailliert aus, was eine einheitliche Auswertung der 68 Berichte erschwert. Darüber hinaus weisen
die Syntheseberichte (Synthesis Reports, siehe UNFCCC 2009 und UNFCCC 2013) der TNAs darauf hin,
dass sich über die Zeit hinweg die Bedarfe an Technologien einzelner Sektoren deutlich verschoben
haben. Besonders die Auswertung älterer TNAs kann so leicht zu Fehleinschätzungen hinsichtlich der
heutigen Bedarfe für Klimaanpassungs- und Klimaschutztechnologien in den betrachteten Ländern
führen.
Aus der zweiten Runde der TNAs liegen zwar erst für 30 Länder (meist jeweils mehrere) Berichte für
Klimaschutz und/ oder Klimaanpassung vor, diese wurden jedoch mit Unterstützung des UNEP Risø
Centre, Dänemark nach einer einheitlichen Methode erstellt. Das Ziel dieser Vorgehensweise war es,
die wichtigsten Sektoren („priority sectors“) und in diesen die wichtigsten Maßnahmen bzw. Technologien („priority technologies“) in den jeweiligen Ländern zu identifizieren. Diese wurden jeweils getrennt in den beiden Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung erstellt.
Für die Gewinnung von Erkenntnissen darüber, welche Technologien in den verschiedenen Sektoren
und Bedarfsfeldern in welchem Land wirklich nachgefragt werden, eigenen sich die Berichte der
zweiten Runde der TNAs daher ungleich besser. Es wird daher nicht, wie ursprünglich geplant, eine
Stichprobe von 30 bis 40 Berichten aus der Gesamtmenge von ca. 100 TNAs aus der Zeit von 1999 bis
2013 ausgewählt. Stattdessen werden alle verfügbaren Berichte der zweiten Runde herangezogen.
Bei der Auswertung dieser aktuellen Berichte der zweiten TNA-Erstellungsrunde handelt es sich somit
um eine Vollerhebung der in den Jahren 2012 und 2013 veröffentlichten TNAs (Stand Januar 2014).
152
In zwei Ländern wurden keine prioritären Klimaschutzsektoren identifiziert, sondern lediglich der
Klimaanpassungsbereich beschrieben: in El Salvador und Ghana. So wurden letztlich im Feld Klimaschutz und Emissionsminderung 28 TNAs ausgewertet, im Feld Anpassung 30 TNAs.
7.1.1.2 Ziele und Vorgehen bei der Auswertung der TNAs
Ziel der Auswertung der in den TNAs identifizierten Bedarfe ist deren Zuordnung zu den Sektoren
und Bedarfsfeldern der Strukturierungsansätze für Klimaschutz sowie für Klimaanpassung. Die Analyse erfüllt dabei zwei Aufgaben:
den aus der Literatur und den Expertengesprächen abgeleiteten Sektoren und Bedarfsfeldern
konkrete Technologiebedarfe zuzuordnen, um so der Struktur der Angebotsseite aktuelle und
konkrete Bedarfe gegenüber zu stellen;
durch die vergleichende Analyse verschiedener Bedarfsprofile von Ländertypen mit unterschiedlichen Eigenschaften, Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Ländereigenschaften und
der Bedarfe in bestimmten Sektoren und Bedarfsfeldern abzuleiten.
Das Ziel ist nicht, eine vollständige Erfassung aller Technologien, die in den Auswahlprozess in den
einzelnen Ländern eingegangen sind zu gewährleisten. Dieses wäre auch nicht sinnvoll, da von den
einzelnen Ländern ganz unterschiedliche Anzahlen von Technologien in den prioritären Sektoren
(„priority sectors“) identifiziert und beschrieben wurden. Vielmehr soll ein Überblick über diejenigen
Technologien geschaffen werden, die von den verschiedenen Ländern als besonders wichtig eingestuft wurden. Da die Nennungen der einzelnen Technologien nicht aus einer definierten Vorauswahl
getroffen wurden, sondern im Rahmen des Prozesses der TNA-Erstellung auf nationaler Ebene frei
definiert wurden, können die Nennungen auch lediglich als Belege dafür interpretiert werden, dass in
einem bestimmten Bedarfsfeld ein Bedarf besteht.
Konkret wurde bei der Auswertung der TNAs wie folgt vorgegangen: Da eine Reihe von Ländern aus
anfänglich zehn bis zwölf möglichen Technologien in einem prioritären Sektor, häufig aus Kapazitätsgründen, nur für eine oder zwei der prioritären Technologien („priority technologies“) einen konkreten Technology Action Plan zur Umsetzung erarbeitet haben, erscheint ein Mittelweg zwischen Vollerhebung und dem Fokus auf solche Technologien, für die ein solcher Plan vorliegt, bei der Erhebung
sinnvoll. In die Beschreibung der in den TNAs artikulierten Bedarfe werden daher für jeden Sektor die
jeweils vier Technologien einbezogen, die im Bewertungsprozess der TNA-Erstellung die höchsten
Punktzahlen erreicht haben und daher auch mit den höchsten Prioritäten versehen wurden.90 Diese
Technologien wurden mit dem Titel in der Originalsprache des Berichtes sowie ihrer jeweiligen Priori-
90
In einigen Fällen wurden in den TNAs nur Teilsektoren bearbeitet, d. h., es wurden im Bericht mehr als eine
Ergebnistabelle je Sektor dokumentiert, z. B. für zwei oder drei verschiedene Regionen. In diesen Fällen wurden
nur die jeweils zwei wichtigsten Maßnahmen pro Tabelle übernommen. Ecuador legte sogar zwei verschiedene
Dokumente für zwei verschiedene Bereiche der Wasserwirtschaft vor, wobei entsprechend vorgegangen wurde. Argentinien legt mit seiner TNA eine Detailstudie zu Wettermessung und Klimasimulationen vor, ohne
Maßnahmen erkennbar zu priorisieren. Hier wurde in den drei Bedarfsfeldern des Sektors jeweils eine Maßnahme vermerkt. In anderen TNAs wurden nur eine oder zwei Maßnahmen in einem Sektor dokumentiert, die
dann in die Tabelle übernommen wurden.
153
tät dem jeweils passenden Bedarfsfeld zugeordnet und in einer Excel-Datei erfasst (siehe folgende
Abbildung).
Abbildung 13: Beispiel für Erfassung der prioritären Technologien aus den TNA am Beispiel von drei Ländern
für den Sektor der klimaangepassten Landwirtschaft (Auszug)
Bedarfsfelder/
Länder
El Salvador
Ghana
Indonesien
Pflanzenzucht
(-)
(-)
Bewässerung
Erosionsvermeidung
Tierhaltung
Landwirtschaftliche Beratung
(-)
(-)
(-)
(-)
- Community
Based Extension
Agents
- Integrated Soil
Nutrient Management
(-)
- Technology for mariculture development
- Cattle Meat Technology development
(-)
- Sistemas de riego
eficiente (effizien(-)
te Bewässerungssysteme)
(-)
- Crop (rice)
tolerance to - Technology of
drought
efficient irrigation
and flood
Quelle: Auszug aus einer Erfassungstabelle
Bei 28 TNAs für Klimaschutz und Emissionsminderung und 30 TNAs für Klimaanpassung mit jeweils
zwei bis drei analysierten Bedarfsfeldern ergeben sich so ca. 500 prioritäre Technologien, die damit
die Grundgesamtheit für die Suche nach den für bestimmte Sektoren und Bedarfsfelder bzw. Ländergruppen besonders wichtige Einzeltechnologien darstellen.
Der Auswertung der erhobenen Daten sind aber methodische Grenzen gesetzt. Dies hängt damit
zusammen, dass die jeweils benannten Bedarfe nicht alle auf gleicher Ebene angesiedelt sind. Dies
soll an einem Beispiel geschildert werden. Während z. B. von Laos im Bedarfsfeld Pflanzenzucht der
relativ abstrakte Bedarf nach „Crop diversification“ aufführt wird, nennt Bangladesch gleich drei Bedarfe allein für die Zucht von Reis: salzresistente Sorten, gegen Trockenheit resistente Sorten sowie
schnell wachsende Sorten. Ein ähnlicher Bedarf könnte sich auch in Laos hinter nur dem einen Begriff
verbergen. Von der Elfenbeinküste werden wiederum im Bereich Pflanzenzucht gleich vier Bedarfe
aufgeführt: die Verbesserung verschiedener Nutzpflanzen, Vermehrungstechnologien sowie die
Zucht von Pflanzen zur Gewinnung biologischer Insektizide und Fungizide. Diese Bedarfe wiederum
sind wirklich unterschiedlicher Natur und finden sich nicht in nur einem, generelleren Bedarf wieder.
Bei der Auswertung der TNAs wurde daher die Natur der Bedarfe nicht beurteilt, sondern diese nur
dokumentiert und gezählt, wie oft Technologien identifiziert wurden, die einem bestimmten Sektor
und Bedarfsfeld zugeordnet werden können. Auf diese Weise kann der Bericht zwar einen Überblick
über die in den TNAs beschriebenen Bedarfe geben, die Aussagekraft bleibt jedoch begrenzt. So kann
aus der Häufigkeit der Nennungen von priorisierten Technologien, welche in einen bestimmten Sek154
tor oder Bedarfsfeld fallen, letztlich keine anschließende Aussage abgeleitet werden, ob oder gar wie
viel wichtiger ein Sektor gegenüber einem anderen ist. Diese Frage ist relevant für die Analyse von
Zusammenhängen zwischen Ländereigenschaften und der Bedarfe an Klimatechnologie. Das methodische Vorgehen bei der Zusammenhangsanalyse wird im Kap. 7.1.4 separat beschrieben.
7.1.2 Beschreibung und Auswertung der 30 Länder: Konzepte, Indikatoren und
Daten
Die Nachfrage und die Fähigkeit von Ländern Technologien zu nutzen hängt nicht alleine von den
Technologien selber, sondern auch von sozioökonomischen, politischen und naturräumlichen Rahmenbedingungen ab. Vor diesem Hintergrund wurden die Länder nicht nur hinsichtlich ihrer in den
TNAs artikulierten Bedarfe analysiert, sondern auch hinsichtlich weiterer Ländereigenschaften. Damit
können erste Zusammenhangsanalysen durchgeführt werden:
Zusammenhänge zwischen den in den TNAs artikulierten Bedarfe und den Ländereigenschaften
lassen Rückschlüsse zu weiteren Ländern zu, die ähnliche Eigenschaften aufweisen, aber für die
kein aktueller TNA-Bericht vorliegt;
Zusammenhänge zwischen den Eigenschaften der Länder mit TNA und ohne TNA lassen Rückschlüsse zur Repräsentativität bzw. möglichen Lücken zu;
Ein Vergleich zwischen Ländereigenschaften und TNAs ermöglicht eine Prüfung der Plausibilität
der in den TNAs artikulierten Bedarfe und erlauben Rückschlüsse zur Verbesserung des TNA Prozesses.
Die für die Analyse verwendeten Konzepte und der mit ihnen verbundenen Indikatoren und Datenquellen werden im Folgenden beschrieben. Beginnend mit einem Konzept zur Gruppierung von ähnlichen Ländern (siehe Kap. 7.1.2.1), werden danach Konzepte für Ländereigenschaften beschrieben,
welche eine Nachfrage für Klimatechnologien implizieren (siehe Kap. 7.1.2.2). Schließlich werden
Ansätze erläutert, mithilfe derer Transferkapazitäten von Ländern abgebildet werden können (siehe
Kap. 7.1.2.3). Damit werden die theoretischen Konzepte für den Erfolg von Technologietransfer, wie
in Kapitel 5 herausgearbeitet, weiter operationalisiert.
7.1.2.1 Ähnlichkeit von Ländern zur Bildung von Ländergruppen
Für die internationale Zusammenarbeit Deutschlands mit einzelnen Ländern oder Ländergruppen ist
es von praktischer Bedeutung bei der Betrachtung von Ländern nicht nur sozioökonomische Eigenschaften, sondern auch deren geographische bzw. kulturelle Nähe zu berücksichtigen. Für konkrete
Maßnahmen zur Förderung von Technologietransfers kann es sinnvoller sein, z. B. gemeinsame
Workshops mit nationalen Vertretern aus einer Region zu planen als mit Ländern, die zwar eine ähnliche Wirtschaftsstruktur besitzen, aber auf unterschiedlichen Kontinenten liegen.
Eine Klassifikation von Ländern allein auf Basis von geographischer Entfernung, erscheint im Hinblick
auf das Untersuchungsinteresse aber zu kurz zu greifen. Aus diesem Grund wurde in der Untersuchung die „Standard Australian Classification of Countries“ (SACC) berücksichtigt, welche drei Kategorien von Kriterien in der Erstellung der Ländergruppen berücksichtigt:
155
„the geographic proximity of countries91;
the similarity of countries in terms of social, cultural, economic and political characteristics92;
the desirability that groups of countries lie within a single geographic continent“. (SACC 2011).
Die SACC-Klassifizierung beinhaltet dabei zwei verschiedene Ebenen zur Klassifizierung von Ländern
in Gruppen (Major Groups, Minor Groups). In dieser Studie wurde Version 2.2 der SACCKlassifizierung (2011) benutzt. Sie kann genutzt werden, um ähnliche Länder zu identifizieren und zu
gruppieren. Die folgende Tabelle ordnet zunächst die 30 untersuchten Länder ihren ‚major‘ und
‚minor groups‘ zu. Eine entsprechende Gruppierung aller 154 Länder, die am Technologiemechanismus teilnehmen, ist im Anhang in Abschnitt 10.5.1 zu finden.
SACC Major Group Name
Minor Group
Major group
Land
Country Code
Tabelle 31: Klassifizierung der 30 untersuchten Länder auf Basis der SACC (2011) (in alphabetischer Reihenfolge)
SACC Minor Group Name
Argentina
8201
8
Americas
82
South America
Azerbaijan
7203
7
Southern and Central Asia
72
Central Asia
Bangladesh
7101
7
Southern and Central Asia
71
Southern Asia
Bhutan
7102
7
Southern and Central Asia
71
Southern Asia
Cambodia
5102
5
South-East Asia
51
Mainland South-East Asia
Costa Rica
8302
8
Americas
83
Central America
Cote d'Ivoire
9111
9
Sub-Saharan Africa
91
Central and West Africa
Cuba
8407
8
Americas
84
Caribbean
Dominican Republic
8411
8
Americas
84
Caribbean
Ecuador
8206
8
Americas
82
South America
El Salvador
8303
8
Americas
83
Central America
Georgia
7204
7
Southern and Central Asia
72
Central Asia
Ghana
9115
9
Sub-Saharan Africa
91
Central and West Africa
Indonesia
5202
5
South-East Asia
52
Maritime South-East Asia
91
Definition: ”Geographic proximity is the basic criterion used to group countries in the SACC. The principle
allows for the grouping of countries which may be separated by bodies of water.”
92
Definition: “Similarity in terms of social and cultural characteristics is based primarily on language spoken in a
group of countries. However, other factors such as religion practised, historical links, similarity of national aspirations, and even factors such as type of food, or similarity of art, serve as indicators of cultural and social similarity.”
156
Kenya
9208
9
Sub-Saharan Africa
92
Southern and East Africa
Laos
5103
5
South-East Asia
51
Mainland South-East Asia
Lebanon
4208
4
North Africa and the Middle East
42
Middle East
Mali
9121
9
Sub-Saharan Africa
91
Central and West Africa
Mauritius
9214
9
Sub-Saharan Africa
92
Southern and East Africa
Moldova
3208
3
Southern and Eastern Europe
32
South Eastern Europe
Mongolia
6104
6
North-East Asia
6104
Chinese Asia (incl. Mongolia)
Morocco
4104
4
North Africa and the Middle East
41
North Africa
Peru
8213
8
Americas
82
South America
Rwanda
9221
9
Sub-Saharan Africa
92
Southern and East Africa
Senegal
9126
9
Sub-Saharan Africa
91
Central and West Africa
Sri Lanka
7107
7
Southern and Central Asia
71
Southern Asia
Sudan
4105
4
North Africa and the Middle East
41
North Africa
Thailand
5104
5
South-East Asia
51
Mainland South-East Asia
Vietnam
5105
5
South-East Asia
51
Mainland South-East Asia
Zambia
9231
9
Sub-Saharan Africa
92
Southern and East Africa
Quelle: SACC 2011
7.1.2.2 Nachfrage implizierende Konzepte und Indikatoren
Die im Folgenden dargestellten Konzepte und Indikatoren wurden ausgewählt, da angenommen
werden kann, dass sie in Zusammenhang mit der Nachfrage für bestimmte Klimatechnologien stehen. So kann erwartet werden, dass besonders vom Klimawandel betroffene Länder eine erhöhte
Nachfrage nach Technologien besitzen, die geeignet sind, um Folgen des Klimawandels abzumildern;
besonders stark industrialisierte Länder werden dagegen voraussichtlich eine höhere Nachfrage im
Bereich Emissionsminderung und energieeffizienter Prozesse haben als Länder mit einer hohen
volkswirtschaftlichen Wertschöpfung in der Landwirtschaft. Ebenso kann erwartet werden, dass sich
mit zunehmender Wirtschaftsleistung die Nachfragestruktur nach Klimatechnologien verschiebt.
Darüber hinaus wurde bereits in Kapitel 5.1 erläutert, dass das Vorhandensein von ambitionierten
umweltpolitischen Rahmenbedingungen einen bedeutenden Einfluss auf die Nachfrage nach Umwelt- und Klimatechnologien haben kann.
Betroffenheit vom Klimawandel
Die langfristigen ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen des Klimawandels für einzelne
Länder sind schwer zu modellieren. Allerdings gibt es eine gute Datenbasis über die Zunahme von
durch den Klimawandel induzierten Extremwetterereignisse und deren direkte Schäden, welche genutzt werden kann, um die Betroffenheit einzelner Länder zu erfassen. Ein Zusammenhang zwischen
der Betroffenheit vom Klimawandel kann insbesondere im Bereich Klimaanpassung, bezüglich der
Nachfrage im Sektor Küsten- und Hochwasserschutz oder in Bedarfsfeldern zur Bekämpfung von
157
Extremwetterfolgen erwartet werden (z. B. in Form von Technologien im Bedarfsfeld Erosionsvermeidung oder Bewässerung als Folge von ausgeprägteren Dürren). Ein Indikator für die Betroffenheit
vom Klimawandel sollte also vielfältige Dimensionen von Auswirkungen durch Klimaveränderungen
(für menschliche Gesundheit, auf Ökosysteme etc.) umfassen. Weiterhin müssen für diese Studie
auch Daten für Schwellen- und Entwicklungsländer zur Verfügung stehen.
Der NatCatService (Natural Catastrophes Service) der Münchner Rückversicherung ist eine Datenbank für Statistiken über Naturkatastrophen mit über 30.000 Datensätzen. Diese bildet die Datengrundlage für den Global Climate Risk Index (GCRI), welcher absolute Schadenswerte (Anzahl an Toten) und relative Auswirkungen (Impacts) umfasst, bei denen die Schäden ins Verhältnis, bspw. zur
Wirtschaftskraft eines Landes, gesetzt wurden. Auf Basis dieser Daten wurde von Germanwatch der
GCRI erstellt. Der Index basiert auf vier Indikatoren, und berücksichtigt sowohl menschliche Schäden
(„number of deaths, number of deaths per 100,000 inhabitants“) als auch quantifizierbare (wirtschaftliche) Schäden („sum of losses in US$ in purchasing power parity as well as losses per unit of
Gross Domestic Product“), die durch Extremwetterereignisse in einem Land in einem Jahr entstanden
sind.93
Der Index umfasst Zeitreihen zu klimainduzierten Schäden in den letzten 20 Jahren und basiert damit
auf bisher erfasste Schäden. Eine Stärke des Indexes ist, dass durch den 20-Jahresdurchschnitt Extremwerte in einzelnen Jahren ausglichen werden. Was der Index hingegen nicht leisten kann, ist zukünftige Schäden oder Risiken vorherzusagen oder die wirtschaftlichen Schäden durch schrittweise
Veränderungen (z. B. regionale Abnahme von Niederschlägen) zu dokumentieren, da diese sich nicht
in Form von Extremwetterereignissen widerspiegeln.
Verteilung von Küsten- und Binnenländern
Insbesondere in Bezug auf den Bereich der Klimaanpassungstechnologien ist auch die Ländereigenschaft, ob ein Land ein Binnenstaat ist oder eine Küste besitzt, von Relevanz – z. B. hinsichtlich der
Betroffenheit durch Wassermangel in der Land- oder Wasserwirtschaft oder Überschwemmungen
durch den steigenden Meeresspiegel. Wie die folgende Tabelle zeigt, sind beide Gruppen von Ländern gut in der Gruppe der 30 untersuchten TNA-Länder vertreten: 8 sind Binnenstaaten und 22 Länder haben eine Küste.
93
Die Gewichtung der vier einzelnen Indikatoren im GCRI ist wie folgt: number of deaths 1/6; number of deaths
per 100,000 inhabitants 1/3; sum of losses in US$ in purchasing power parity 1/6; losses per unit of Gross Domestic Product 1/3.
158
L/C
Argentina
Azerbaijan
Bangladesh
Bhutan
Cambodia
Costa Rica
Cote d'Ivoire
Cuba
Dom. Republic
Ecuador
El Salvador
Georgia
Ghana
Indonesia
Kenya
Laos
Lebanon
Mali
Mauritius
Moldova
Mongolia
Morocco
Peru
Rwanda
Senegal
Sri Lanka
Sudan
Thailand
Vietnam
Zambia
Land
Tabelle 32: Verteilung von Küsten- und Binnenstaaten (L = landlocked; C = coastal)
C C C L
C C C C C C C C C C C L
C L
C L
L
C C L
C C L
C C L
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Wirtschaftsstruktur: Anteil der Landwirtschaft sowie von Industrie und verarbeitendem Gewerbe
am Bruttoinlandsprodukt
Die Struktur einer Volkswirtschaft, gemessen an den prozentualen Anteilen der verschiedenen Sektoren am Bruttoinlandsprodukt, kann einen Einfluss auf die Nachfragestruktur für Klimaanpassungsund Klimaschutztechnologien in einem bestimmten Land haben. Stark von der Landwirtschaft abhängige Länder werden Technologien insbesondere im Sektor der klimaangepassten Landwirtschaft
nachfragen. In Ländern mit einem hohen Anteil von Industrie und verarbeitendem Gewerbe am Bruttoinlandsprodukt ist davon auszugehen, dass die Nachfrage im Bereich Klimaschutz, insbesondere in
den Sektoren emissionsarme Energieerzeugung und energie- und ressourcenintensive Industrien,
liegt.
Im Rahmen der Untersuchungen wurden dabei die Länder sowohl in Bezug auf die relativen Anteile
der Landwirtschaft als auch auf die relativen Anteile der Industrie und des verarbeitenden Gewerbes
untersucht.94
Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
Mit zunehmender wirtschaftlicher Entwicklung ist zu erwarten, dass eine Verschiebung der Nachfrageprofile für Klimatechnologien stattfindet – in anderen Worten: dass einige Technologien stärker
und andere weniger nachgefragt werden. Beispielsweise kann erwartet werden, dass Länder mit
geringem Pro-Kopf-Einkommen eher Technologien zur Abwehr direkter Folgen des Klimawandels
(Überschwemmungen, Bodenerosion) nachfragen, um kurzfristige Schäden zu begrenzen, als Technologien, die eine Anpassung an die Bedingungen des sich wandelnden Klimas unterstützen (z. B.
effiziente Produktionsverfahren und –prozesse oder Technologien zur Klimasimulation).
Als Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wurde das pro-Kopf-Einkommen (Gross National Income per capita, Atlas method) gewählt. Die Daten stammen aus den World Development
Indicators der Weltbank für das Jahr 2011.
94
Zum Zeitpunkt der Datenerhebung wiesen die Datensätze der World Development Indicators in den Jahren
2012 und 2013 noch deutlich größere Lücken auf, weshalb häufig auf Daten aus dem Jahr 2011 zurückgegriffen
wurde.
159
Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der 30 Länder anhand deren pro-Kopf-Einkommen und ordnet diese den Einkommensklassen der Weltbank zu.
Tabelle 33: Wirtschaftliche Entwicklung (gemessen am pro-Kopf-Einkommen) in den 30 Ländern und deren
Zuordnung zu Einkommensklassen (basierend auf der Weltbank-Klassifikation)
Land
Pro-Kopf
Einkommen
Land
Pro-Kopf
Einkommen
Einkommensgruppe
Einkommensgruppe
Argentina
10952
upper middle income
Laos
1090
low income
Azerbaijan
5530
upper middle income
Lebanon
8930
upper middle income
Bangladesh
770
low income
Mali
670
low income
Bhutan
2210
lower middle income
Mauritius
8140
upper middle income
Cambodia
800
low income
Moldova
1980
lower middle income
Costa Rica
7740
upper middle income
Mongolia
2960
lower middle income
Cote d'Ivoire
1140
lower middle income
Morocco
2340
lower middle income
Cuba
5890
upper middle income
Peru
5250
upper middle income
Dominican
Republic
5200
upper middle income
Rwanda
560
low income
Ecuador
4770
upper middle income
Senegal
1030
low income
El Salvador
3490
lower middle income
Sri Lanka
2580
lower middle income
Georgia
2850
lower middle income
Sudan
1380
lower middle income
Ghana
1420
lower middle income
Thailand
4620
upper middle income
Indonesia
2930
lower middle income
Vietnam
1390
lower middle income
Kenya
810
low income
Zambia
1180
lower middle income
Quelle: Eigene Zusammenstellung auf Basis der Daten für Gross National Income per Capita (Atlas Method) aus
dem Jahr 2011 der World Development Indicators der Weltbank. Die Einkommensklassifikation der Weltbank
basiert auf 4 Klassen. Keines der 30 untersuchten Schwellen- und Entwicklungsländer fällt dabei in das Segment
der Länder mit hohem pro-Kopf-Einkommen über $12,616 pro Jahr. Die hier verwendeten drei Stufen sind: low
income: $1,035 oder weniger; lower middle income: $1,036 bis $4,085sowie upper middle income: $4,086 bis
$12,615.
Ambitionsgrad der Umweltpolitik
Im Folgenden wird die nachfragefördernde Wirkung einer ambitionierten Umweltpolitik illustriert.
Einzelne Politikmaßnahmen können dabei die Nachfrage nach bestimmten Umwelt- oder Klimatechnologien erhöhen (z. B. Maßnahmen, die die Nutzung bestimmter Technologien vorschreiben oder
Anreize dafür bieten) oder aber die Nachfragebedingungen für eine ganze Reihe von Technologien in
verschiedenen Sektoren (z. B. die Besteuerung von Energieträgern) erhöhen. Ebenso können verschiedene Instrumententypen (Ordnungsrecht, Informationen, Steuern und Abgaben, marktbasierte
Instrumente) die Nachfrage nach ein und derselben Technologie fördern. Folglich kann der Ambiti160
onsgrad der Umweltpolitik eines Landes nicht nur durch Vorhandensein eines bestimmten Politikinstruments gemessen werden. Ein sinnvoller Indikator dafür muss die Gesamtheit von umweltpolitischen Instrumenten und den durch diese induzierte Nachfrage nach Klimatechnologien umfassen.
Für die Analyse wurde der Indikator „Stringency of Environmental Regulation“ genutzt. Er misst die
Stringenz von Umweltpolitik auf Basis von Befragungen im Rahmen des „Executive Opinion Surveys“
des World Economic Forums (World Economic Forum 2013). Der Indikator berechnet für jedes Land
den Durchschnittswert aller Befragten, die auf die Frage „How would you assess the stringency of
your country’s environmental regulations? [1 = very lax; 7 = among the world’s most stringent]“ geantwortet haben.
Die folgende Tabelle zeigt einen Auszug der Werte des Indikators aus dem Bericht des Jahres 2013.
Sie zeigt die weltweit führenden drei Länder Deutschland, Finnland und die Schweiz sowie die Werte
für die 30 untersuchten Länder. Die deutliche Variation der Durchschnittswerte zwischen einer hohen Stringenz in der Umweltpolitik in Ruanda oder (auch noch) in Costa Rica bis hin zu Ländern mit
Umweltpolitiken, die insgesamt als sehr lax eingeschätzt werden (wie z. B. in der Elfenbeinküste, der
Mongolei oder dem Libanon).
Tabelle 34: Auszug aus dem Indikator Stringency of Environmental Regulation: Top 3 Weltweit sowie Werte
der 30 untersuchten Länder
Land
Durchschnittswert
Germany
6.44
Finland
6.42
Switzerland
6.31
[...]
Land
Durchschnittswert
Land
Durchschnittswert
Rwanda
5,85
Argentina
3,27
Costa Rica
4,95
Dominican Republic
3,24
Zambia
4,04
Senegal
3,24
Azerbaijan
4,02
Mali
3,23
Mauritius
4,02
Bangladesh
3,19
Kenya
3,88
Moldova
2,94
Sri Lanka
3,85
El Salvador
2,90
Ecuador
3,80
Viet Nam
2,66
Indonesia
3,77
Côte d`Ivoire
2,30
Peru
3,75
Mongolia
2,18
Thailand
3,75
Lebanon
2,07
Cambodia
3,73
Bhutan
keine Daten
Morocco
3,58
Cuba
keine Daten
Georgia
3,44
Laos
keine Daten
161
Ghana
3,43
Sudan
keine Daten
Quelle: World Economic Forum 2013
7.1.2.3 Konzepte und Indikatoren zu Transferkapazitäten von Ländern
In Kap. 5.1 wurde die Notwendigkeit der Technologieanpassung für den Erfolg von Technologietransfers diskutiert. Die Frage wie gut bzw. mit welchem Anpassungsbedarf eine Technologie von einem
Land in ein anderes transferiert und dort erfolgreich genutzt und adaptiert werden kann, ist abhängig
von verschiedenen Faktoren. Einerseits sind die technologischen Kapazitäten des Ziellandes, d. h. die
Fähigkeit Technologien aufzunehmen, erfolgreich zu nutzen und weiterzuentwickeln wichtig. Andererseits ist es für den Transfer vieler Technologien ebenso von entscheidender Bedeutung, ob bestimmte Infrastrukturen in dem Zielland vorhanden sind. Die folgenden drei Konzepte können nicht
alle relevanten Aspekte für alle Technologien erfassen, aber als stellvertretende Indikatoren für die
Transferkapazitäten eines Landes dienen.
Innovationsfähigkeit von Ländern
Generell sollte ein Indikator für Transferkapazitäten von Ländern (1) die Kapazitäten des Landes zur
Nutzung als auch (2) zur Weiterentwicklung und optimalen Anpassung einer Technologie an lokale
Bedingungen berücksichtigen.95
Als Indikator für das Konzept Innovationsfähigkeit wurde der Global Innovation Index (GII) herangezogen. Der jeweilige Länderwert des GII ist das arithmetische Mittel aus zwei Sub-Indizes: dem Innovation Input (III) & Innovation Output Index (IOI) und basiert auf insgesamt 84 Indikatoren, welche in
sieben Säulen (fünf als Bestandteile des III, 2 als Bestandteile des IOI) unterteilt werden. Der jeweilige
Länderwert kann zwischen 0 (in allen Teilindikatoren „un-innovativ“) und 100 (Höchstnoten in allen
Teilindikatoren) schwanken.
Abbildung 14: Konzeption des Global Innovation Index & dessen Teil-Indizes
95
Diese beiden Dimensionen korrespondieren mit den im Zwischenbericht definierten Bedingungen für den
Technologietransfer: (1) Capacity Building und (2) Technologieanpassung.
162
Quelle: Cornell University, INSEAD und WIPO 2013, S.6
Die beiden Sub-Indizes repräsentieren zwei relevante Dimensionen für Transferkapazitäten: der Innovation Input Index beinhaltet „elements of the national economy that enable innovative activities“
während der Innovation Output Index „results of innovative activities within the economy“ umfasst.
Er beschreibt damit sowohl eigens entwickelte Innovationen als auch die Fähigkeit, von außen transferierte Innovationen an lokale Kontexte anzupassen. Der GII betont insbesondere die Bedeutung des
IOI und der Berücksichtigung der Kapazitäten eines Landes transferierte Technologien auch tatsächlich zu absorbieren und weiterzuentwickeln – im Gegensatz zu anderen Ansätzen, bei denen im Wesentlichen nur die Input-Dimension berücksichtigt wird (GII 2013: S.5). 96
Die Tabelle zeigt Ergebnisse des Rankings des Jahres 2013. Die Durchschnittswerte der innovativsten
Länder auf globaler Ebene (Schweiz, Schweden, Großbritannien) liegen dabei sehr deutlich über den
Länderdurchschnitten auch der relativ innovativsten 30 Länder (Costa Rica und Moldawien). Insbesondere im Hinblick auf mögliche Exportstrategien, müssen die mitunter sehr geringen Kapazitäten in
Zielländern (z. B. Bangladesch, der Elfenbeinküste oder dem Sudan) berücksichtigt werden. Technologien, welche hohe Anforderungen in der Anpassung, Wartung und Nutzung mit sich bringen, besitzen in diesen Ländern einen zusätzlichen Nachteil gegenüber einfacheren, weniger wartungsintensiven Technologien (sog. frugale Innovationen).
96
Neben diesen inhaltlichen Argumenten für den GII, spielt insbesondere die Frage der Datenverfügbarkeit für
Schwellen- und Entwicklungsländer eine wichtige Rolle. Eine Vielzahl weiterer Indikatoren, welche technologische oder Innovationskapazitäten messen, sind für diese Studie unbrauchbar, da sie keine Daten für die untersuchten Schwellen- und Entwicklungsländer erheben bzw. nur für einen Teil dieser.
163
Tabelle 35: Auszug aus dem Ranking des Global Innovation Index (GII) 2013: Top 3 Weltweit und Werte der
30 untersuchten Länder
Land
Durchschnittswert
Switzerland
66,60
Sweden
61,40
United Kingdom
61,20
[...]
Land
Durchschnittswert
Land
Durchschnittswert
Costa Rica
41,50
Senegal
30,50
Moldova
40,90
Sri Lanka
30,40
Mauritius
38,00
Kenya
30,30
Argentinien
37,70
Azerbaijan
29,00
Peru
36,00
Mali
28,80
Mongolia
35,80
Cambodia
28,10
Georgia
35,60
Rwanda
27,60
Lebanon
35,50
Zambia
26,80
Viet Nam
34,80
Bangladesh
24,50
Dominican Republic
33,30
Côte d`Ivoire
23,40
Ecuador
32,80
Sudan
19,80
Indonesia
32,00
Bhutan
keine Daten
El Salvador
31,30
Cuba
keine Daten
Morocco
30,90
Laos
keine Daten
Ghana
30,60
Thailand
keine Daten
Quelle: Cornell University, INSEAD und WIPO 2013.
Vorhandensein von Infrastrukturen: Elektrizität, Daten, Verkehr
Je komplexer Technologien sind, desto vielfältiger sind häufig deren Anforderungen an das Vorhandensein bestimmter Infrastrukturen. Als stellvertretende Indikatoren für das breite Spektrum an Bedingungen, welche Klimatechnologien in der Anwendung benötigen, wurden Indikatoren für drei
verschiedene Bereiche von Infrastrukturen gewählt: den Zugang zum Stromnetz, die Qualität der
Verkehrsinfrastruktur und der Zugang zum Internet. Eine wichtige Hürde dafür, diese Liste an Infrastrukturen noch zu erweitern, ist die Datenverfügbarkeit. Die für die Untersuchung ausgewählten
Infrastrukturindikatoren wurden gewählt, weil diese einerseits vielfältige Dimensionen von Infrastrukturen abdecken und andererseits eine relativ gute Datenverfügbarkeit gewährleisten.
Die drei Indikatoren stammen alle aus der World Development Indicators Datenbank der Weltbank.
Der Indikator für den Zugang zum Stromnetz wird über den Anteil der Bevölkerung mit Zugang zum
Stromnetz gebildet (% of population with access to electricity) (2011); für die Qualität der Verkehrs164
infrastruktur wurde der Anteil an geteerten Straßen (Roads, paved (% of total roads) (2000)) und für
die Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen der Anteil der Internetnutzer an der Gesamtbevölkerung gewählt (Internet users (per 100 people) (2012)).
Die Datensätze für die Länder stammen aus unterschiedlichen Jahrgängen. Bei ihrer Auswahl wurde
an erster Stelle darauf geachtet, dass diese möglichst vollständig für die 30 Länder sind und zweitens,
möglichst aktuell sind.
7.1.3 Exkurs: Varianz zwischen den 30 untersuchten Ländern
Es wurde im Rahmen der Studie auch untersucht, inwiefern die gewonnenen Erkenntnisse auf Basis
der Daten zu 30 Ländern verallgemeinert werden können. Insbesondere mit Blick auf die Zusammenhangsanalyse im nächsten Abschnitt ist von Bedeutung, dass die Länder eine Streuung hinsichtlich
zentraler Eigenschaften aufweisen. So sollten sie beispielsweise regional verteilt und sowohl Küsten-,
als auch Binnenstaaten vertreten sein sowie Länder mit unterschiedlichen pro-Kopf-Einkommen oder
Innovationskapazitäten darunter sein. Im vorangegangenen Kapitel wurden die Konzepte und Indikatoren vorgestellt, mit denen die Länder untersucht wurden. Hier sollen kurz einige dieser Dimensionen und ihr Bezug zur Varianz der Daten betrachtet werden.
Eine Klassifizierung der Länder auf Basis der SACC zeigt eine hohe Varianz hinsichtlich der Weltregionen, aus denen die nicht im Sample enthaltenen Schwellen- und Entwicklungsländer stammen. Innerhalb der Gruppe der 30 Länder stammen:
3 Länder aus Nordafrika und dem mittleren Osten
o
2 davon aus Nordafrika, 1 aus dem mittleren Osten
1 Land aus dem Südlichen und Osteuropa
5 Länder aus Süd-Ostasien
o
4 davon vom südostasiatischen Festland, 1 Land aus dem maritimen Südostasien
1 Land aus Nord-Ostasien
5 Länder aus Süd- und Zentralasien
o
7 Länder vom amerikanischen Kontinent
o
davon 3 aus Südasien, 2 aus Zentralasien
davon 3 aus Südamerika, 2 aus Zentralamerika und 2 aus der Karibik
8 aus dem subsaharischen Afrika
o
davon 4 aus Zentral- und Westafrika sowie 4 aus Süd- und Ostafrika
Die folgende Abbildung illustriert die geographische Verteilung der 30 untersuchten Länder.
Abbildung 15: Geographische Verteilung der 30 Länder
165
Quelle: Eigene Darstellung
Die dargestellte Weltkarte deutet
tet auch auf die Varianz bzgl. des
d Küstenzugangs hin: 22 der unterunte
suchten 30 Länder sind Küstenstaaten, acht von ihnen Binnenstaaten (vgl. Kap. 7.1.2.2).
7.1.2.2
Auch im Hinblick auf die Wirtschaftskraft ist Varianz über die verschiedenen Einkommensklassen
Einkommens
der
Weltbank hinweg gegeben (vgl. dazu Kap. 7.1.2.2). Von den 30 Ländern fallen sieben in das „low income“, 13 in das „lowerr middle income“ sowie zehn in das „upper middle income“ Segment. Eine
Berücksichtigung der Kaufkraft in Technologietransferstrategien erscheint insbesondere im Hinblick
auf die Nachfrage nach günstigen, frugalen Technologien sinnvoll.
7.1.4 Vorgehen bei der Zusammenhangsanalyse
Zusammenhangsanalyse zwischen LändereigenschafLändereigenscha
ten und Bedarfsprofilen
profilen auf Basis der TNA
Im Rahmen der Zusammenhangsanalyse wurden die für die 30 Länder erhobenen Daten zu den LänLä
dereigenschaften und aus deren TNAs
TNA zusammengeführt, um zu untersuchen, ob signifikante,
signi
systematische Zusammenhänge zwischen diesen identifiziert werden können. Das Kapitel beschreibt das
methodische Vorgehen bei der Untersuchung dieser Zusammenhänge. Die daraus folgenden ErE
kenntnisse werden in Kap. 7.3 zu den Kernaussagen dargestellt.
7.1.4.1 Umgang mit den Daten aus den TNAs
TNA
Für die Analyse von Zusammenhängen zwischen Ländereigenschaften und den in den TNAs
TNA artikulierten Bedarfen für Klimaanpassungs
gs- und Klimaschutztechnologien, mussten die erhobenen Bedarfe
166
aus den TNAs kodiert und für eine quantitative Zusammenhangsanalyse nutzbar gemacht werden.
Aufgrund der in diesem früheren Abschnitt schon angesprochenen uneinheitlichen Umsetzung der
Guidelines für die Erstellung der TNAs in den einzelnen Ländern, variieren die in ihnen identifizierten
prioritären Technologien stark. Für die Analyse der Zusammenhänge folgt daraus, dass die Nennung
von prioritären Technologien, die einem Sektor und einem Bedarfsfeld zugeordnet werden können,
lediglich einen Beleg dafür liefern, dass ein Bedarf in diesem Bedarfsfeld gegeben ist. Dies ist unabhängig davon, ob eine oder mehrere prioritäre Technologien in der Auswertung der TNAs einem Bedarfsfeld zugeordnet wurden.97 Dem entsprechend wurden über die 30 Länder hinweg die in den
TNAs genannten Bedarfen über die verschiedenen Sektoren und Bedarfsfelder für die beiden Bereiche Klimaanpassung und Klimaschutz kodiert.
Dadurch ergibt sich über die Gruppe der 30 Länder hinweg eine Verteilung der Bedarfe an Technologien auf zwei Ebenen: zwischen einzelnen Sektoren sowie zwischen Bedarfsfeldern.
7.1.4.2 Klassifizierung von Ländereigenschaften
Im vorherigen Kap. 7.1.2 wurden die Konzepte und Indikatoren erläutert, welche zur Beschreibung
von Ländereigenschaften genutzt wurden. Zur Bildung von Gruppen innerhalb der 30 Länder wurden
die Skalen unterteilt und die Länder gemäß ihrer Eigenschaften den jeweiligen Gruppen zugeordnet.
Als Illustration des Vorgehens wird hier auf das Beispiel der Betroffenheit vom Klimawandel verwiesen. Zur Unterteilung der Länder nach deren Betroffenheit vom Klimawandel in relativ stark, durchschnittlich und relativ wenig vom Klimawandel betroffene Länder wurden die 20-Jahres Durchschnittswerte des Climate Risk Index (Germanwatch 2013) aller Länder zugrunde gelegt (siehe Abschnitt 10.5.2). Aufbauend auf der Skala des CRI wurden alle Länder mit einem CRI-Wert unter 50 als
„relativ stark vom Klimawandel betroffene Länder“ eingestuft (Gruppe 1), alle Länder mit CRI-Wert
zwischen 50 und 100 als „durchschnittlich vom Klimawandel betroffen“ (Gruppe 2) und alle Länder
mit einem CRI-Wert über 100 als „relativ wenig vom Klimawandel betroffen“ angesehen (Gruppe 3).
Anhand dieser Ländereigenschaft ergeben sich beispielsweise folgende Ländergruppen:
Tabelle 36: Klassifizierung der Länder nach deren Betroffenheit vom Klimawandel
Ländergruppen
Zugeordnete Länder und Gruppengröße
1) Relativ stark vom Klimawandel betroffen
Vietnam, Dominican Republic, Mongolia, Thailand, El Salvador, Cambodia,
Ecuador (7)
2) Durchschnittlich vom Klimawandel betroffen
Moldova, Cuba, Peru, Sri Lanka, Costa Rica, Indonesia, Laos, Kenya, Bhutan,
Morocco, Argentinien, Georgia (12)
3) Relativ wenig vom Klimawandel betroffen
Sudan, Mauritius, Rwanda, Ghana, Zambia, Mali, Azerbaijan, Senegal,
Lebanon, Bangladesh, Côte d`Ivoire (11)
Quelle: Eigene Zusammenstellung auf Basis von Daten aus Germanwatch (2013)
97
Dies bedeutet konkret, dass im Rahmen der Zusammenhangsanalyse nicht mit den ca. 600 Nennungen von
gänzlich unterschiedlichen Technologien gearbeitet werden kann, sondern mit der niedrigeren Anzahl an Belegen (> 400) für die Nachfrage in den Bedarfsfeldern.
167
Analog zum illustrierten Vorgehen, wurden jeweils drei Ländergruppen bei der Analyse anderer Ländereigenschaften gebildet. Die 30 Länder wurden nicht in kleinere Gruppen differenziert, um eine
Mindestgröße der einzelnen Untergruppen zu erhalten. Aufgrund der Ungleichverteilung von Ländereigenschaften, variiert die Größe der jeweiligen Untergruppen. Im nächsten Abschnitt wird auch
darauf eingegangen, wie im Rahmen der Analyse diese Tatsache berücksichtigt wurde.
7.1.4.3 Klassifizierung von ähnlichen Ländern in Ländergruppen
Für eine Gruppierung der 30 Länder, die im Rahmen der zweiten Berichtsperiode ein TNA erstellt
haben, bietet es sich an, einige der ‚major groups‘ zusammenzufassen. Dafür wurden die Länder zunächst ihren ‚major groups‘ der SACC-Klassifikation zugeordnet. Anschließend wurden die beiden
‚major grous‘ Nord-Ost Asien und Südliches und Zentralasien für den Zweck der Zusammenhangsanalyse zusammengefasst, um die Fallzahl in dieser Gruppe zu erhöhen. Die resultierenden Gruppierungen zeigt die folgende Tabelle.
Tabelle 37: Zusammengefasste Gruppierung der 30 Länder auf Basis der SACC-Klassifikation
Anzahl der
Länder
Länder in der Gruppe
Basierend auf SACC
Major Groups
Nordafrika und der Mittlere Osten
3
Libanon, Marokko, Sudan
4
Nord-Ost Asien & Südliches
und Zentralasien
6
Mongolei, Aserbaidschan, Bangladesch,
Bhutan, Georgien, Sri Lanka
6&7
Süd-Ostasien
5
Kambodscha, Indonesien, Laos, Thailand,
Vietnam
5
Mittel- und Südamerika
7
Argentinien, Costa Rica, Kuba,
Dominikanische Republik, Ecuador, El
Salvador, Peru
8
Subsaharisches Afrika
8
Elfenbeinküste, Ghana, Kenia, Mali, Mauritius, Ruanda, Senegal, Sambia
9
Südliches und Osteuropa
1
Moldawien
3
Gruppe
Quelle: Eigene Zusammenstellung auf Basis der SACC-Klassifikation (SACC 2011)
Aufgrund der geringen Fallzahl in den Gruppen Nordafrika und der Mittlere Osten (3) und Südliches
und Osteuropa (1) wurden diese Ländergruppen bei der Zusammenhangsanalyse zwischen Ländergruppen und Bedarfsstrukturen ausgeblendet.
7.1.4.4 Zusammenhangsanalyse auf Basis des Vergleichs der Verteilung der Bedarfe zwischen den Ländergruppen
Auf Basis der erhobenen und kodierten TNA-Daten kann für die verschiedenen Ausprägungen von
Ländereigenschaften untersucht werden, ob sich die Bedarfsstruktur der Klimaschutz- und Klimaan-
168
passungstechnologien in einer Ländergruppe vom Durchschnitt aller Länder bzw. von den anderen
Gruppen signifikant unterscheidet.
Aufgrund der Tatsache, dass die Zahl der Länder in einer Gruppe variiert und dass sich die Sektoren
aus unterschiedlich vielen Bedarfsfeldern zusammensetzen (vgl. die Sektoren klimaangepasste
Forstwirtschaft mit nur einem Bedarfsfeld mit dem Sektor klimaangepasste Landwirtschaft mit fünf
Bedarfsfeldern), können nicht einfach die absoluten Werte (die Tatsache, dass eine oder mehrere
Technologien einem Bedarfsfeld zugeordnet werden) betrachtet werden.98 Diese werden in Anteile
aller Belege für Bedarfe pro Sektor innerhalb einer Ländergruppe umgerechnet. Die Anteile werden
dabei pro Zeile, d. h. pro Ländereigenschaft gelesen. Zur Illustration des Vorgehens wird hier wieder
auf das Beispiel des Zusammenhangs zwischen der Betroffenheit vom Klimawandel mit der Bedarfsstruktur auf Ebene der Sektoren für Klimaanpassung zurückgegriffen.
Anzahl der Länder je Ländergruppe
Ländergruppen
Klimaangepasste Landwirtschaft
Klimaangepasste Forstwirtschaft
Klimamesstechnik
Resiliente Energiestrukturen
Klimaangepasste Wasserwirtschaft
Hochbau
Ausfallsichere Verkehrsinfrastruktur
Küsten- und Hochwasserschutz
Ausfallssichere Informationsund Kommunikationsnetze
Finanzwirtschaft
Katastrophenvorsorge / Katastrophenschutz
Gesundheit
Sonstige
Summe der Anteile über alle
Sektoren hinweg
Tabelle 38: Beispiel für Zusammenhangsanalyse auf Basis relativer Anteile von Sektoren: Zusammenhang
zwischen der Ländereigenschaft „Betroffenheit vom Klimawandel“ und den Bedarfsprofilen für Klimaanpassungstechnologien
7
1
32 %
[13]
10 %
[4]
5%
[2]
5%
[2]
27 %
[11]
2%
[1]
2%
[1]
7%
[3]
0%
[0]
0%
[0]
2%
[1]
2%
[1]
5%
[2]
100 %
[41]
12
2
34 %
[26]
4%
[3]
9%
[7]
0%
[0]
26 %
[20]
0%
[0]
4%
[3]
8%
[6]
0%
[0]
1%
[1]
8%
[6]
3%
[2]
3%
[2]
100 %
[76]
11
3
44 %
[28]
6%
[4]
5%
[3]
0%
[0]
35 %
[22]
0%
[0]
0%
[0]
3%
[2]
0%
[0]
0%
[0]
6%
[4]
0%
[0]
0%
[0]
100 %
[63]
30
Alle
Län
der
37 %
[67]
6%
[11]
7%
[12]
1%
[2]
29 %
[53]
1%
[1]
2%
[4]
6%
[11]
0%
[0]
1%
[1]
6%
[11]
2%
[3]
2%
[4]
100 %
[180]
Quelle: Eigene Daten aus der Zusammenhangsanalyse
Die Tabelle zeigt die Verteilung der Belege für die jeweiligen Ländergruppen (Gruppe 1: relativ stark
vom Klimawandel betroffene Länder; Gruppe 2: durchschnittlich betroffene sowie Gruppe 3: relativ
98
Zur besseren Einordnung der Prozentwerte werden diese ergänzt durch die absoluten Werte zur Anzahl der
Belege. Diese werden in eckigen Klammern dargestellt.
169
wenig vom Klimawandel betroffene Länder) sowie, in der untersten Zeile, das Bedarfsprofil für Klimaanpassungstechnologien über alle 30 Länder hinweg. Dabei zeigt die Tabelle grundsätzlich, dass
die Unterschiede zwischen den Bedarfsprofilen der einzelnen Ländergruppen untereinander und im
Vergleich mit dem Durchschnitt aller Länder relativ gering sind. Die Bedarfsprofile anhand der Ländereigenschaften werden über eine Zeile hinweg, d. h. jeweils für unterschiedliche Ausprägungen der
Ländereigenschaft (hier; Betroffenheit vom Klimawandel) gelesen: so fallen beispielsweise 32 %
(oder 13 von 41) aller Belege aus den TNAs für Klimaanpassungstechnologien in den am stärksten
vom Klimawandel betroffenen Ländern (Ländergruppe 1) in den Sektor klimaangepasste Landwirtschaft. Weitere 27 % (oder 11 von 41 Belegen) innerhalb dieser Ländergruppe entfielen auf dem Sektor klimaangepasste Wasserwirtschaft. Die unterste Zeile für alle 30 Länder dient dem Vergleich zwischen den Bedarfsprofilen der Ländergruppen und dem Durchschnitt aller Länder.
Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Graden der Betroffenheit durch den Klimawandel und
den Bedarfen nach Klimaanpassungstechnologien lassen sich, auf Basis der TNA-Daten, am deutlichsten im Sektor Küsten- und Hochwasserschutz zeigen: während in den Ländern, die stark oder durchschnittlich vom Klimawandel betroffen sind, 7 % bzw. 8 % der Nennungen in Bedarfsfeldern dieses
Sektors fallen, werden ähnliche Technologien, die den Bedarfsfeldern des Sektors Küsten- und
Hochwasserschutz zugeordnet werden, in Ländern, die relativ wenig vom Klimawandel betroffen
sind, weniger als halb so häufig genannt (3 %).
Das Beispiel dient zur Illustration des methodischen Vorgehens und zeigt auf dieser Analyseebene
keine signifikanten Zusammenhänge auf. Die TNA-Daten zu Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien wurden im Hinblick auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Ländereigenschaften untersucht. Die relevanten Erkenntnisse zu Zusammenhängen zwischen Ländereigenschaften und der in
den TNA artikulierten Bedarfs werden in den Kernaussagen in Abschnitt 7.3 vorgestellt.
7.2
Untersuchung der Bedarfe nach Bedarfsfeldern und Sektoren
7.2.1 Auswertung der TNAs zum Klimaschutz
Die im Bereich Klimaschutz aufgeführten Bedarfe wurden von den am TNA-Prozess teilnehmenden
Ländern verschiedenen Sektoren bzw. Problemfeldern zugeordnet. Folgende Sektoren wurden behandelt: Energie 24 mal, Transport und Landwirtschaft je 10 mal, Abfallwirtschaft 8 mal, Energieeffizienz in Gebäuden oder Städten 6 mal, Forstwirtschaft 5 mal und Effizienz in Industrie und Produktion 3 mal (siehe Abbildung 16).
Abbildung 16: Bearbeitete Sektoren in 28 TNAs
170
5
3
Energie
6
Mobilität und Transport
24
8
Landwirtschaft
Abfallwirtschaft
Energieeffizienz in Gebäuden und
Städten
Forstwirtschaft
10
Effizienz in Industrie und Produktion
10
Quelle: Eigene Darstellung
Eine detailliertere Auswertung der Sektoren nach den von den Ländern priorisierten Bedarfen
Bed
zeigt
ein vergleichbares Bild. Deutlich wird, dass mehr als die Hälfte der 227 Bedarfsnennungen in den
Bereichen Energie und Energieeffizienz angesiedelt sind. Zählt man auch den Bereich Mobilität und
Transport hinzu, wohinter sich ebenfalls viele Effizienztechnologien
Effizienztechnologien verbergen, so kann man fast drei
Viertel der Bedarfe diesen Bereichen zurechnen (siehe Abbildung 17).
Abbildung 17:: Verteilung der Bedarfe zur Klimaanpassung in 28 TNAs
37
Emissionsarme Energieversorgung
(On- und Off-Grid)
Off
2
Energieeffiziente Städte und
Infrastruktur
Emissionsarme Mobilität und
Transport
85
27
Energie- und ressourcenintensive
Industrien
Nachhaltige AbfallAbfall und
Kreislaufwirtschaft
12
Klimaschonende LandLand und
Forstwirtschaft
Querschnittstechnologien
27
Sonstiges
37
171
Quelle: Eigene Darstellung
7.2.1.1 Emissionsarme Energieversorgung
Mit 85 Nennungen steht die emissionsarme Energieversorgung an erster Stelle der Bedarfe. Davon
entfallen 67 Bedarfe auf erneuerbare Energien (Solarenergie 16, Windenergie 9, Sonstiger wie Wasserkraft und Geothermie 13, Biomasse 22, kombinierte/ dezentrale Energieerzeugung 4 und intelligenter Netzausbau 3 Bedarfe). Die emissionsarme, meist fossile Energieversorgung ist Gegenstand
von 25 Bedarfen.
18 Bedarfe beziehen sich auf die emissionsarme fossile Energieversorgung, worunter sowohl die Verbesserung konventioneller Kraftwerkstechnik als auch dezentrale Motoren und KWK-Systeme zur
Erzeugung von Strom und Wärme entfallen.
7.2.1.2 Energieeffiziente Städte und Infrastruktur
37 Bedarfe können dem Bereich energieeffiziente Städte und Infrastruktur zugeordnet werden. Darunter sind 22 Nennungen zur Hautechnik, mit einem Schwerpunkt auf effizienten Öfen und Herden
sowie effizienter Beleuchtung. Ebenso erwähnt werden Kühlgeräte und andere Haushaltsgeräte.
Dem Bedarfsfeld energieeffiziente Gebäude können 14 Nennungen zugeordnet werden, die von
Baumaterialien zur Isolierung, über Maßnahmen zum effizientem Kühlen, Klimatisieren und Heizen
reichen. Unter Querschnittstechnologien wurde nur eine sehr allgemeine Effizienzmaßnahme zugeordnet. Effiziente IKT ist nicht Gegenstand eines Bedarfes.
7.2.1.3 Emissionsarme Mobilität und Transport
Dem Feld der Mobilität wurden eine im Vergleich große Anzahl unspezifischer Maßnahmen wie „effizientere Fahrzeuge“ oder „Verbesserung des Transports“ zugeordnet. 23 Bedarfe beziehen sich auf
effiziente Mobilitätskonzepte, darunter mehr und bessere Bustransporte und nichtmotorisierter Verkehr. Ein Land (Georgien) plant „Private cars discouragement actions“. Viele Länder streben die Nutzung effizienterer Motoren bzw. Fahrzeuge und die Versorgung mit alternativen Kraftstoffen an.
Hierbei steht allgemein mehr Effizienz an erster Stelle vor Elektroantrieben und Biotreibstoffen. Von
den vier Bedarfen zum effizienten Gütertransport gehen drei auf ein Konzept aus Argentinien zurück.
7.2.1.4 Energie- und Ressourcenintensive Industrien
Nur in dem Bedarfsfeld „effiziente Produktionsverfahren“ gab es überhaupt (12) Nennungen. Von
diesen bezieht sich die Mehrheit auf effiziente Motoren sowie Aggregate und drei auf die Baubranche (Zement, Ziegelei und „Earth Blocks“).
7.2.1.5 Nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Die Mehrzahl der Nennungen (21) bezieht sich auf die Abfallerfassung und –behandlung. Darunter
werden die Biogasnutzung, Kompostierung und Verbrennung von Abfällen zu Energiegewinnung
172
gezählt. 6 Länder streben den Auf- bzw. Ausbau des Recycling an, davon einmal mit dem Fokus auf
Papier und einmal auf Plastik. Abfallvermeidung ist nicht Gegenstand der Bedarfe.
7.2.1.6 Klimaschonende Land- und Forstwirtschaft
Mit 37 Bedarfen ist die klimaschonende Land- und Forstwirtschaft ein häufig genannter Sektor. Unter
den 21 sehr unterschiedlichen Bedarfen der Landwirtschaft finden sich fünf Konzepte zur Biogasnutzung und drei Nennungen konservierenden Ackerbaus. Unter den 16 Bedarfen der Forstwirtschaft
betreffen 6 die Wiederaufforstung und weitere die nachhaltige bzw. optimale Forstwirtschaft. Auch
Agroforestry wird genannt.
7.2.1.7 Sektorübergreifende Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung
Es werden keine Bedarfe genannt.
7.2.1.8 Sonstige Sektoren
Im Feld der sonstigen Sektoren werden zwei Bedarfe genannt. Einer zu Finanzierungskonzepten und
ein weiterer zur Politikentwicklung und -beratung im Bereich von Emissionsstandards.
7.2.2 Auswertung der TNAs zur Klimaanpassung
Ausgewertet wurden 30 TNAs der zweiten in 2012 und 2013 abgeschlossenen Runde. Die aufgeführten Bedarfe wurden den verschiedenen Sektoren zugeordnet. Folgende Sektoren wurden behandelt:
Landwirtschaft und Wasser jeweils 26-mal, Küstenschutz von sieben Ländern, Forstwirtschaft, Wetter, Infrastrukturen und Gesundheit jeweils von drei Ländern und Bildung, Biodiversität, Katastrophenschutz, Tourismus und Energieversorgung jeweils von einem Land.
Abbildung 18: Bearbeitete Sektoren in 30 TNAs
173
3
5
3
Klimaangepasste Landwirtschaft
Klimaangepasste Wasserwirtschaft
26
3
Küsten- und Hochwasserschutz
3
Gesundheit
Klimaangepasste Forstwirtschaft
7
Klimamesstechnik
Infrastrukturen
Sonstige
26
Quelle: eigene Darstellung
Unter „Sonstige Sektoren“ sind in der Abbildung die Sektoren Biodiversität, Katastrophenschutz, Bildung, Tourismus, Energieversorgung zusammengefasst, die in jeweils einem TNA priorisiert und bearbeitet wurden.
Es beziehen sich knapp drei Viertel aller 252 genannten Bedarfe auf Land- und Wasserwirtschaft,
gefolgt von Küsten- und Hochwasserschutz. Nur knapp 10 % der benannten Bedarfe beziehen sich
auf Klimamesstechnik (13), Verkehrswegeplanung (4), Gesundheit und den Schutz von Biodiversität.
174
Abbildung 19: Verteilung der Bedarfe zur Klimaanpassung in 30 TNAs
13
4
6
Klimaangepasste Landwirtschaft
15
Klimaangepasste Wasserwirtschaft
15
96
Küsten- und Hochwasserschutz
Katastrophenvorsorge
28
Klimaangepasste Forstwirtschaft
Klimamesstechnik
Verkehrswege
Sonstige
75
Quelle: Eigene Darstellung
In den folgenden Abschnitten werden die von den Ländern aufgeführten Bedarfe mit den jeweils
höchsten Prioritäten den Sektoren und Bedarfsfeldern zugeordnet und kurz kommentiert.
7.2.2.1 Klimaangepasste Landwirtschaft
Pflanzenzucht
Die meisten Bedarfe (9) beziehen sich auf dürre- und salzresistente Pflanzensorten. Konkret werden
hier Bedarfe nach besser angepassten Sorten von Sorghum, Reis, Kakao, Banane, Mango und Maniok
genannt.
Überdies gibt es von fünf weiteren Ländern den Bedarf zusätzlicher Varietäten von Pflanzen (Crop
Diversification), die aber nicht weiter spezifiziert werden.
Vier Bedarfe beziehen sich auf Saatgutbanken, Saatgutlagerung, Züchtung und Zuchtprogramme zur
Erzielung von besser an den Klimawandel angepassten Pflanzen. Vier weitere Bedarfe nennen grundsätzlich biotechnologische Verfahren (Plant Genetics, Biotechnology – Tissue Cultue, High Value
Genotype Propagation etc.) als Bedarf.
Kommentierend ist hier anzumerken, dass nach Aussage von Lütke-Entrup (2013) die Pflanzenzucht
nicht nur auf die jeweilige Pflanzenart und –sorte fokussiert sein muss, sondern auch auf die potentielle Anbauregion. Bezogen auf die Zahl der Wünsche nach neuen und klimaangepassten Sorten ist
daher zu bedenken, dass das Capacity Building, also der Aufbau von Institutionen, Organisationen
und Wissen zur Pflanzenzucht grundsätzlich eine höhere Bedeutung haben könnte als aus den TNAs
deutlich wird. Weiter ist zu fragen, wieweit durch „indigeniuos knowledge“, also z. B. durch Sortenbörsen und Sortentausch, schon einige Ziele mit niedrigem Aufwand erreicht werden können.
175
Bewässerung
Die Bedarfe werden dominiert durch den Wunsch nach effizienter und Tröpfchenbewässerung (18
von 20 Bedarfen). Nur von zwei Nationen werden Messungen und ein System für künstlichen Regen
angesprochen.
Kommentierend ist anzumerken, dass die Verbreitung von effizienten Bewässerungssystemen in
vielen Fällen Aufwände erfordern wird, zu denen die einzelnen Wassernutzer u. U. durch ein verschärftes Wasserregime gedrängt werden müssen. Es scheint möglich, dass dem Aufbau von Institutionen daher begleitend eine höhere Priorität zukommt als aus den TNAs deutlich wird.
Erosionsvermeidung
11 der Länder äußern den Bedarf nach Techniken und Verfahren der konservierenden Bodenbearbeitung (Kultivierung und Direktsaat).
Vier Länder benötigen Hilfe bei dem Aufbau von landwirtschaftlichen Systemen, die die Erosion an
Hängen vermeiden (Radikale Terrassierung, Sloping Agriculture etc.).
Zwei Länder fragen nach Systemen zum Windschutz, z. B. durch Bäume und Büsche, wobei auch der
Bezug zur Agroforestry genannt wird.
Tierhaltung
In der Tierhaltung beziehen sich Bedarfe auf die tierärztliche Versorgung (Livestock Desase Management) und die Weiterentwicklung der Fleischproduktion. Nur ein Land spricht auch die Frage der
klimaangepassten Zucht an.
Zwei Länder fokussieren die Mariculture (Gewinnung Mariner Nahrung) und nachhaltige Fischproduktion, ein weiteres möchte Fortschritte im Sustainable Pasture Management machen (Nachhaltiges Weidemanagement umherziehender Herden - Pastoralisten).
Landwirtschaftliche Beratung
Die große Mehrheit der Anfragen bezieht sich auf ein breites Spektrum landwirtschaftlicher Techniken. Mehr Nachhaltigkeit, Pflanzenschutz, 5 Year Crop Rotation, Nährstoffversorgung, Permakultur u.
a. werden angestrebt. Andere Länder wünschen Beratung zur Einführung von Precision Farming,
landwirtschaftliche F&E Zentren und Ausbildungsmaßnahmen für Landwirte.
In zwei Ländern erscheinen auch planerische Ansätze von Bedeutung.
7.2.2.2 Klimaangepasste Forstwirtschaft
Von sechs Ländern wird Beratung zur Agroforestry gewünscht, also zur kombinierten Forst- und Agrarwirtschaft, die besonders unter Aspekten der Hydrologie und Erosion als chancenreich gilt, von
vier weiteren Beratung zu bestimmten fortwirtschaftlichen Techniken (Mangrovenmanagement, an
flache Zonen angepasste Forstwirtschaft, nachhaltige Forstwirtschaft, Precision Farming in der
Forstwirtschaft).
Für zwei Länder ist Forstüberwachung wichtig, einmal mit Fokus auf Waldbrände.
176
Jeweils ein Land wünscht Hilfe bei der Aufforstung und eines beim Aufbau einer Holzwirtschaft zur
Produktion vorgefertigter Häuser aus Holz.
7.2.2.3 Meteorologische Messtechnik und Klimasimulation
Insgesamt wurden nur 14 Bedarfe an meteorologischen Messungen und Klimasimulationen geäußert. Von 10 Ländern wurden Bedarfe an allgemeinen Klimasimulationen sowie Klimasimulationen
und Wettervorhersagen für die Landwirtschaft genannt. Der Bedarf an meteorologischen Messgeräten oder Wetterradarsystemen dürfte dabei u. U. höher liegen als dies aus den TNAs deutlich wird,
da hinreichende Daten eine Vorbedingung für gute Simulationen sind.
7.2.2.4 Resiliente Energieinfrastrukturen
Energiebereitstellung
Im Bedarfsfeld Energiebereitstellung erfolgten neun Nennungen, von denen sieben der regenerativen Energieversorgung, eine der Energieeffizienz und eine den konventionellen Kraftwerkstechnologien zuzuordnen waren. Ein Bezug zu Klimaanpassung war in keinem Fall herzustellen. Die Bedarfe
wurden daher bei der zahlenmäßigen Auswertung nicht berücksichtigt.
Energietransport
Es erfolgten keine Nennungen, die dem Bedarfsfeld Energietransport zugeordnet werden konnten.
7.2.2.5 Klimaangepasste Wasserwirtschaft
Wassergewinnung
Mit 37 Nennungen ist die Wassergewinnung der am häufigsten genannte Bedarf. Am häufigsten wird
dabei die Regenwassernutzung genannt (22 Nennungen), deren Nutzung von Hausdächern oder als
Regenwassersammlung auf der Oberfläche vorangetrieben werden soll. Siebenmal wurde der
Wunsch nach mehr Brunnen oder Brunnenbohrtechnik geäußert. Dreimal wurden Entsalzungstechnologien genannt.
Je eine Nennung bezog sich auf die Nutzung von Nebel, auf die Errichtung von Staubecken sowie auf
die Wasseraufbereitung.
Wassereffizienz
Einige der insgesamt wenigen Nennungen (4) bezogen sich auf wassersparende Armaturen und
Haushaltsgeräte, zwei weitere auf die Instandhaltung von Netzen und Reservoiren, womit auch Wasserverluste vermieden werden können. Drei Nennungen bezogen sich auf Wasserrecycling und zwei
auf den Schutz von Quellen bei Überflutung.
Abwasserbehandlung
Nur wenige Nennungen, insgesamt vier, bezogen sich auf Abwasserbehandlung. Neben saubererem
Abwasser ist auch dessen nochmalige Nutzung von Bedeutung.
177
Integriertes Wasserressourcenmanagement
Im Vordergrund stehen mit 15 Nennungen Maßnahmen des regionalen Wassermanagements. Hierzu
gehören die Planung von Wasserversorgungssystemen, Poldertechnologien, Wassernutzungszonen
und Mitbestimmungssysteme der Wassernutzer.
Viermal wurden Bedarfe genannt, Rohrsysteme und Netzwerke auszubauen oder in Stand zu halten.
In vier Fällen bezogen sich ähnliche Wünsche auf Wasserspeicher und Staudämme.
Eine Nennung wünscht Verfahren zur Wiederauffüllung (Recharging) von Grundwasser, eine weitere
Maßnahme zur Aufforstung, um die Grundwasserneubildung zu beschleunigen.
7.2.2.6 Hochbau
Die einzige Nennung im Hochbau kann der Klimaanpassung nur bedingt zugeordnet werden.
7.2.2.7 Ausfallsichere Verkehrsinfrastruktur
Verkehrswegeplanung und Verkehrswegebau
Bedarfe der Planung und des Baus konnten nicht unterschieden werden. Durch die vier Nennungen
wird bestenfalls deutlich, dass das Thema Verkehrsinfrastrukturen eine gewisse Bedeutung hat.
Planung und Bau von Hafenanlagen
Es erfolgten keine Nennungen im Bedarfsfeld Planung und Bau von Hafenanlagen.
7.2.2.8 Küsten- und Hochwasserschutz
Bedarfe der Planung und des Baus konnten nur bedingt unterschieden werden. Das Gros der Nennungen (23) bezieht sich auf Bauwerke des Küstenschutzes, wobei neben Deichen besonders naturnahe und einfache Verfahren wie Dünen und Mangroven als Schutz benannt werden. Für diese Bauten sind sowohl Planungsleistungen wie auch die eigentliche bautechnische oder landschaftsgärtnerische Ausführung erforderlich. Integriertes Küstenzonenmanagement und die Umsiedlung von Küstengemeinden wurden jeweils einmal benannt. In einem Fall wurde Weidemanagement an der Küste
in den Kontext des Küstenschutzes gesetzt. Zwei Nennungen beziehen sich auf die Regulierung von
Flüssen.
7.2.2.9 Finanzwirtschaft
Es erfolgte keine Nennung in der Finanzwirtschaft.
7.2.2.10 Katastrophenschutz
Im Vordergrund der Bedarfe stehen Frühwarnsysteme mit 11 von 15 Nennungen. Auf die Verbesserung des Katastrophenschutzes insgesamt beziehen sich (nur) 2 Bedarfe, zwei weitere auf Informationssysteme.
178
7.2.2.11 Gesundheit
Es erfolgten keine Nennungen im Bedarfsfeld Insektenübertragene Krankheiten. Eine Nennung bezieht sich auf die Vorsorge zur schnellen Behandlung bei Hitzestress, eine weitere auf Personalschulung. Zwei Nennungen betreffen die Hygiene, z. B. verbesserte Sanitäranlagen oder verbesserte Abfallwirtschaft.
7.2.2.12 Sonstige Sektoren
Drei der Maßnahmen beziehen sich auf die allgemeine Verbesserung des Bildungssystems und können der Klimaanpassung nicht zugeordnet werden. Einmal wird die Integration von Bildungsinhalten
zum Thema Umwelt und Klimawandel geplant.
Zwei weitere Maßnahmen zielen auf den Erhalt der Biodiversität, deren Wert zur Erhöhung der Resilienz der Natur explizit Erwähnung findet.
7.3
Kernaussagen zur TNA-Auswertung und zu Zusammenhängen zwischen
TNA-Daten und Ländereigenschaften
Der folgende Abschnitt fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus der Analyse der TNA- und Länderdaten
zusammen.
7.3.1 Kernaussage 1: Die TNAs sind einander relativ ähnlich – trotz der Unterschiede zwischen den 30 Ländern
Die Technology Needs Assessments der 30 untersuchten Länder ähneln einander dahingehend relativ
stark, dass die meisten TNAs die gleichen Sektoren im Bereich Klimaanpassung und dem Bereich Klimaschutz als prioritär identifizieren. So gibt es einerseits wenige dominierende Sektoren und andererseits einige Sektoren, die in den TNAs kaum bzw. gar nicht als prioritär betrachtet werden. Die
dominanten Sektoren sind im Bereich Klimaanpassung die klimaangepasste Landwirtschaft sowie
klimaangepasste Wasserwirtschaft, auf die 37 % bzw. 29 % der in den TNAs artikulierten Bedarfe
entfielen, während im Bereich Klimaschutz auf den Sektor emissionsarme Energieversorgung auf 40
% aller Belege entfielen. Die Sektoren, die bisher kaum berücksichtigt werden (< 5 % aller Belege für
Bedarfe) sind im Bereich Klimaanpassung: Resiliente Energiestrukturen (1 %), Hochbau (1 %), ausfallsichere Verkehrsinfrastruktur (2 %), ausfallssichere Informations- und Kommunikationsnetze (0 %),
Finanzwirtschaft (1 %) sowie Gesundheit (2 %) und sonstige Sektoren (2 %); im Bereich Klimaschutz
sind es: Sektorübergreifende Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung (0 %), energie- und
ressourcenintensive Industrien (4 %) und die sonstigen Sektoren (1 %). Die daraus folgende geringe
Varianz zwischen den TNAs erschwert die Analyse von Zusammenhängen zwischen verschiedenen
Ländereigenschaften und den Bedarfen nach Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien.
Die Beobachtung der Ähnlichkeit auf Seiten der TNAs ist umso bemerkenswerter, wenn man sie mit
der Vielfalt der Länder kontrastiert. In den Kapiteln 7.1.2 und 7.1.3 wurde bereits auf die Vielfalt der
30 untersuchten Länder im Hinblick auf eine Vielzahl von Ländereigenschaften (geographische Verteilung, Küstenlage, Pro-Kopf-Einkommen, Innovationskapazitäten, Stringenz von Umweltpolitik)
eingegangen. Diese Tatsache weist einerseits darauf hin, dass diese Sektoren von besonders hoher
179
Bedeutung sind. Andererseits ist eine weitere Begründung im Prozess der TNA-Erstellung zu sehen. In
diesem werden zunächst die – meist zwei – prioritären Sektoren und danach, in diesen Sektoren, die
im jeweiligen Land bedeutendsten Technologien zur Klimaanpassung bzw. zum Klimaschutz identifiziert. Andere Sektoren, welche in einem Land ebenso eine wichtige Rolle spielen könnten, aber nicht
an erster oder zweiter Stelle stehen, werden aufgrund des Erstellungsprozesses in den TNAs wesentlich seltener oder nicht thematisiert.
Ähnlich wie die Frage, ob von den Ländern Papiere zur Analyse von Hürden oder ob Technology Action Plans erstellt wurden, ist die Identifikation von mehr Sektoren, die zu einer größeren Varianz bei
den als bedeutend identifizierten Technologien führen würde, eine Frage von Ressourcen, die für die
Erstellung der TNAs zur Verfügung stehen.
7.3.2 Kernaussage 2: Die Innovationskapazitäten der Länder haben Einfluss auf
die Bedarfe in unterschiedlichen Sektoren
Aufgrund der schon angesprochenen relativ geringen Varianz zwischen den TNAs, können wenige
deutliche Zusammenhänge zwischen Ländereigenschaften und den Bedarfen identifiziert werden.
Die Ländereigenschaft, die den deutlichsten Zusammenhang mit der Verteilung der Bedarfe zwischen
verschiedenen Bedarfsfeldern und Sektoren aufweist, ist die Innovationskapazität der Länder.
Die Daten zeigen, dass unterschiedliche Innovationskapazitäten zu verschiedenen Schwerpunkten in
der Verteilung der Bedarfe führen. Sie verweisen darauf, dass wenig innovative und stärker innovative Länder Klimaschutz- und Klimaanpassungspotentiale in unterschiedlichen Bedarfsfeldern und Sektoren verorten. So haben der Sektor der klimaangepassten Land- und Forstwirtschaft (I) sowie das
Bedarfsfeld energieeffiziente Haushaltsgeräte und -technik (II) eine hohe Bedeutung als Klimaschutztechnologien für wenig innovative Länder. Stärker innovative Länder betonen in ihren Bedarfen
Technologien in den Sektoren emissionsarme Mobilität und Transport (III) sowie nachhaltige Abfallund Kreislaufwirtschaft (IV). Diese Veränderung der Bedarfe weist darauf hin, dass sich mit zunehmender Entwicklung einer Volkswirtschaft die Quellen von Treibhausgasemissionen und damit auch
die Bedarfe nach bestimmten Klimaschutztechnologien verschieben. Die Aussagen sind in der nachfolgenden Tabelle illustriert.
180
Tabelle 39: Zusammenhang zwischen den Bedarfen nach Klimaschutztechnologien in ausgewählten Sektoren
und Bedarfsfeldern und den Innovationskapazitäten der Länder99 (Ländergruppe 1: GII <30; Ländergruppe 2:
GII < 35; Ländergruppe 3: >35)
Sektor Klimaschonende Land- und
Forstwirtschaft
Bedarfsfeld Energieeffiziente
Haushaltsgeräte
und -technik
Sektor Emissionsarme Mobilität und Transport
Sektor Nachhaltige
Abfall- und Kreislaufwirtschaft
I
II
III
IV
Ländergruppe 1 (8 Länder) 14 % [6]
14 % [6]
12 % [5]
5 % [2]
Ländergruppe 2 (8 Länder) 9 % [4]
9 % [4]
17 % [8]
9 % [4]
Ländergruppe 3 (8 Länder) 7 % [3]
7 % [3]
20 % [9]
13 % [6]
Alle Länder
11 % [13]
20 % [27]
11 % [15]
10 % [15]
Quelle: Eigene Daten aus der Zusammenhangsanalyse
Ähnliche Muster lassen sich auch bei anderen Ländereigenschaften aufzeigen. So ist der Bedarf an
energieeffizienten Haushaltsgeräten in den wenig industrialisierten Ländern (< 30 % des BIP) am
höchsten, während Maßnahmen zur Abfallerfassung und -behandlung wesentlich häufiger in stark
industrialisierten Ländern (> 40 % des BIP) genannt wurden. Analog lassen sich beim Pro-KopfEinkommen Zusammenhänge zeigen: Länder mit niedrigem Einkommen identifizieren häufiger Technologien für klimaschonende Land- und Forstwirtschaft, während der relative Anteil der Sektoren
Abfall- und Kreislaufwirtschaft und emissionsarme Mobilität und Transport in den Ländern mit hohen
Einkommen wesentlich über dem Durchschnitt liegt.
7.3.3 Kernaussage 3: Die Stringenz der Umweltpolitik hat kaum einen Einfluss
auf die Bedarfsstrukturen
Die Stringenz von Umweltpolitik100 scheint einen relativ geringen Einfluss auf die Bedarfsstrukturen in
den TNAs zu haben. Eine mögliche Erklärung hierfür ist die Tatsache, dass diese allgemein – und nicht
im Hinblick auf spezifische Regulierungen – gemessen wird. Zur Förderung der Nachfrage nach Klimatechnologien sind bestimmte Politikinstrumente bedeutender als andere. Für eine detailliertere Analyse liegen aber keine ausreichenden Daten vor.
Eine Aussage, die die Daten erlauben ist, dass der Bedarf im Bedarfsfeld emissionsarme fossile Energieträger in den am wenigsten stringenten Ländern (15 %) deutlich über den Werten der durchschnittlich oder (relativ) sehr stringenten Ländergruppen (jeweils 7 %) liegt. Die ist ein Hinweis darauf, dass der Ausbau fossiler Energieerzeugungskapazitäten in weniger stringenten Ländern dem
99
Sechs Länder können in dieser Zusammenhangsanalyse nicht berücksichtigt werden. El Salvador und Ghana,
weil diese keine prioritären Klimaschutzsektoren identifiziert haben, für vier weitere Länder lagen keine GIIDaten vor. Die Differenz zwischen der Summe der drei Ländergruppen und allen 30 Ländern in den Spalten geht
auf diese vierte Gruppe von Ländern zurück, welche nicht zugeordnet werden können.
100
Zur Bildung des Indikators und zur Varianz der Daten zwischen den 30 Ländern, siehe Abschnitt 0.
181
Aufbau von Energieerzeugungskapazitäten basierend auf erneuerbaren Energieträgern vorgezogen
wird.
7.3.4 Kernaussage 4: Die Betroffenheit vom Klimawandel beeinflusst die Bedarfsstrukturen bei Klimaanpassungstechnologien
Die Zusammenhangsanalyse zeigt, dass die am stärksten und die durchschnittlich vom Klimawandel
betroffenen Länder eine größere Bandbreite an Technologien in verschiedenen Sektoren und Bedarfsfeldern als prioritär bewerten. Bei den am wenigsten vom Klimawandel betroffenen Ländern
konzentrieren sich die Bedarfe an Anpassungstechnologien stärker in den Sektoren der Land- und der
Wasserwirtschaft. So ist der Anteil der Anpassungssektoren Landwirtschaft und Wasserwirtschaft mit
79 % bei den vom Klimawandel kaum betroffenen Ländern wesentlich höher als in den am stärksten
und den durchschnittlich betroffenen Ländern, bei denen der Anteil derselben Sektoren nur bei 59 %
bzw. 60 % liegt. Innerhalb dieser Ländergruppen verteilen sich die Bedarfe auch stärker auf die anderen Sektoren – z. B. auf den Sektor Küsten- und Hochwasserschutz. Die Daten weisen darauf hin, dass
die stärker vom Klimawandel betroffenen Länder vielfältiger von den verschiedenen mit dem Klimawandel verbundenen Extremwettereffekten betroffen sind und sich, im Interesse der Risikomanagements, ihre Nachfrage stärker auf verschiedene Sektoren verteilt.
Tabelle 40: Zusammenhang zwischen den Bedarfen nach Klimaanpassungstechnologien in ausgewählten
Sektoren und der Betroffenheit der Länder vom Klimawandel (Ländergruppe 1: CRI <50; Ländergruppe 2: CRI
< 100; Ländergruppe 3: CRI >100)
Klimaangepasste
Landwirtschaft
Klimaangepasste
Wasserwirtschaft
Summe der
beiden Sektoren
Küsten- und Hochwasserschutz
32 % [13]
27 % [11]
59 % [24]
7 % [3]
Ländergruppe 2 (12 Länder) 34 % [26]
26 % [20]
60 % [46]
8 % [6]
Ländergruppe 3 (11 Länder) 44 % [28]
35 % [22]
79 % [50]
3 % [2]
Alle Länder
29 % [53]
66 % [120]
6 % [11]
Ländergruppe 1 (7 Länder)
37 % [67]
Quelle: Eigene Daten aus der Zusammenhangsanalyse
7.3.5 Kernaussage 5: Die Bedarfsstrukturen von Ländergruppen unterschiedlicher Weltregionen unterscheiden sich deutlich
Im Rahmen der Zusammenhangsanalyse wurde auch untersucht, ob Zusammenhänge zwischen Bedarfsstrukturen und Gruppen ähnlicher Länder bestehen. Dabei wurde die Gruppierung der 30 Länder aus Abschnitt 7.1.4.3 genutzt.101 Sowohl bei der Klimaanpassung als auch dem Klimaschutz zeigen
sich deutliche Unterschiede zwischen den Ländergruppen.
101
Aufgrund dessen, dass die Ländergruppe Nordafrika und Mittlerer Osten nur drei, Ländergruppe Südliches
und Osteuropa nur ein Land beinhaltet, wurden diese hier ausgeblendet. Differenzen in den Spaltensummen
182
So zeigt sich, dass der Sektor klimaangepasste Landwirtschaft (I) in Mittel- und Südamerika im Vergleich mit allen Ländern wesentlich wenig häufig genannt wurde (17 % vs. 37 % im Durchschnitt aller
Länder). Gleiches gilt für den Sektor klimaangepasste Forstwirtschaft (II) in Nord-Ost, dem Südlichen
und Zentralasien (2 % vs. 6 % im Durchschnitt aller 30 Länder). Überdurchschnittlich hoher Bedarf im
Sektor Klimamesstechnik (III) ist in Nord-Ost, dem Südlichen und Zentralasien sowie Mittel- und Südamerika zu finden (11 %, bzw. 10 % vs. 7 % im Durchschnitt aller 30 Länder). Technologien für eine
klimaangepasste Wasserwirtschaft (IV) wurden selten in Nord-Ost, dem Südlichen und Zentralasien
identifiziert (13 %), jedoch sehr häufig in subsaharischen Ländern (42 % vs. 29 % im Durchschnitt aller
30 Länder). Die Daten zum Sektor Küsten- und Hochwasserschutz (V) zeigen, dass im subsaharischen
Afrika für diesen Sektor noch keine Bedarfe artikuliert werden (2 % vs. 6 % im Durchschnitt der 30
Länder). Ähnliches gilt im Sektor Katastrophenvorsorge/ Katastrophenschutz (VI): für diese Sektoren
wurden im subsaharischen Afrika (0 %) und in Mittel- und Südamerika (2 % vs. 6 % im Durchschnitt
aller 30 Länder praktisch keine Bedarfe in den TNA artikuliert.
Tabelle 41: Unterschiede bei Klimaanpassungstechnologien zwischen ausgewählten Ländergruppen
Klimaangepasste
Landwirtschaft
Klimaangepasste
Forstwirtschaft
Wettermesstechnik und
Klimasimulation
KatastroKlimaangeKüsten- und phenvorpasste WasHochwassorge/ Kaserserschutz
tastrophens
wirtschaft
chutz
Aussagen
I
II
III
IV
V
VI
Nord-Ost Asien & Südliches und Zentralasien
(6 Länder)
44 % [20]
2 % [1]
11 % [5]
13 % [6]
9 % [4]
11 % [5]
Süd-Ostasien (5 Länder)
37 % [11]
7 % [2]
3 % [1]
30 % [9]
10 % [3]
7 % [2]
Mittel- und Südamerika
(7 Länder)
17 % [7]
10 % [4]
10 % [4]
34 % [14]
7 % [3]
2 % [1]
Subsaharisches Afrika
(8 Länder)
42 % [18]
9 % [4]
5 % [2]
42 % [18]
2 % [1]
0 % [0]
Alle 30 Länder
37 % [67]
6 % [11]
7 % [12]
29 % [53]
6 % [11]
6 % 1[1]
102
Quelle: Eigene Daten aus der Zusammenhangsanalyse
Ähnlich lassen sich Unterschiede in den Sektoren des Bereichs Klimaschutz aufzeigen. Der in allen
Ländergruppen wichtigste Sektor – emissionsarme Energieversorgung – variiert deutlich in seiner
Bedeutung zwischen den Ländergruppen (VII): während in Mittel- und Südamerika „nur“ ein Drittel
gehen zurück auf diese, in der Tabelle aufgrund ihrer zu geringen Gruppengröße nicht aufgeführten, vier Länder. El Salvador und Ghana mussten wiederum im Bereich Klimaschutz ausgeklammert werden, da sie diesen
im Rahmen der TNA nicht bearbeitet haben.
102
Da von diesen vier Nennungen allein drei darauf zurückgehen, dass das Land Argentinien seine TNA nur auf
Wettermessetechnik und Klimasimulation fokussiert hat, ist dieser Wert mit einer gewissen Zurückhaltung zu
interpretieren.
183
(33 %) aller Belege auf diesen Sektor entfallen, so sind es im subsaharischen Afrika mehr als die Hälfte aller Belege (54 % vs. 42 % im Durchschnitt aller 30 Länder). Technologien für energieeffiziente
Städte und Infrastruktur (VIII) wurden in Nord-Ost, dem Südlichen und Zentralasien wesentlich häufiger als wichtige Klimaschutztechnologien identifiziert als in den anderen Ländern (29 % vs. 15 % im
Durchschnitt aller Länder). Der Sektor emissionsarme Mobilität und Transport (IX) spielt eine bedeutende Rolle bei der Minderung von Treibhausgasemissionen in Mittel- und Südamerika (27 %), während der Sektor (noch) kaum im subsaharischen Afrika benannt wurde (6 % vs. 18 % im Durchschnitt
aller Länder). Nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft (X) wurde insbesondere in Mittel- und Südamerika als wichtiger Klimaschutzsektor identifiziert (20 % vs. 10 % im Durchschnitt aller 30 Länder).
Die klimaschonende Land- und Forstwirtschaft (XI) wurde in Nord-Ost, dem Südlichen und Zentralasien in den TNA kaum Bedeutung als Klimaschutzsektor beigemessen, während er in Süd-Ostasien ein
bedeutende Rolle spielt (19 % vs. 10 % im Durchschnitt aller 30 Länder).
Tabelle 42: Bedarfsprofile bei Klimaschutztechnologien zwischen ausgewählten Ländergruppen
EmissionsEnergieeffiarme Energie- ziente Städte
versorgung
und Infrastruktur
Emissionsarme Mobilität und
Transport
Nachhaltige
Abfall- und
Kreislaufwirtschaft
Klimaschonende Landund Forstwirtschaft
Aussagen
VII
VIII
IX
X
XI
Nord-Ost Asien & Südliches
und Zentralasien (6 Länder)
42 % [13]
29 % [9]
16 % [5]
6 % [2]
0 % [0]
Süd-Ostasien (5 Länder)
41 % [11]
7 % [2]
19 % [5]
7 % [2]
19 % [5]
Mittel- und Südamerika
(6 Länder)
33 % [10]
7 % [2]
27 % [8]
20 % [6]
10 % [3]
Subsaharisches Afrika
(7 Länder)
54 % [19]
14 % [5]
6 % [2]
9 % [3]
11 % [4]
Alle 28 Länder
42 % [64]
15 % [23]
18 % [27]
10 % [15]
10 % [15]
Quelle: Eigene Daten aus der Zusammenhangsanalyse
Eine Schlussfolgerung für Maßnahmen zur Förderung von Technologietransfers kann folglich sein, an
solchen ländergruppen-spezifischen Schwerpunkten anzuknüpfen und auf Schwerpunktsektoren zu
fokussieren. Dabei sollten die Ländergruppen nicht nur auf Basis der Zugehörigkeit von Ländern zu
einem Kontinent gebildet werden – die deutlichen Unterschiede zwischen den zwei Gruppen asiatischer Länder (beispielsweise in den Sektoren Energieeffiziente Städte und Infrastruktur und klimaschonende Land- und Forstwirtschaft) weisen deutlich darauf hin.103
103
Im Anhang wurde eine Zuordnung der Non-Annex I Länder zu Ländergruppen auf Basis der SACCKlassifikation vorgenommen, die als erster Ansatz zur Identifikation ähnlicher Länder dienen kann.
184
7.3.6 Kernaussage 6: Transferkapazitäten variieren zwischen Ländern stark Exportstrategien müssen diese Unterschiede berücksichtigen
Als Indikatoren für Transferkapazitäten von Ländern wurden deren Innovationskapazitäten als auch
das Vorhandensein und die Qualität von Infrastrukturen identifiziert (vgl. Abschnitt 7.1.2.3). In allen
diesen Indikatoren lassen sich deutliche Unterschiede zwischen den 30 Ländern identifizieren und die
Zusammenhänge zwischen den Innovationskapazitäten eines Landes und den Bedarfsstrukturen
wurden bereits in Abschnitt 7.3.2 beschrieben. Auch die Infrastrukturindikatoren – der Zugang zum
Strom- und Datennetz sowie die Qualität von Verkehrsinfrastrukturen – variieren sehr deutlich zwischen den Ländern. Deren Verfügbarkeit hat dabei nicht nur Bedeutung dafür, welche Technologien
nachgefragt werden, sondern beeinflusst auch stark die Frage, ob diese Technologien überhaupt
erfolgreich transferiert und sich im Zielland über Pilotprojekte hinaus verbreiten können. Zur Illustration, warum die Infrastrukturen für die Bedarfsstrukturen eines Landes von Bedeutung sind und bei
Technologietransfermaßnahmen berücksichtigt werden sollten, wird hier auf das Beispiel des Zugangs zum Stromnetz verwiesen. Während beispielsweise im Libanon, Mauritius, Costa Rica und
Thailand bei einer über 99 %-igen Zugangsrate Strom universell verfügbar ist, so ist dies in Kenia
(19 %), Sambia (20 %) oder dem Sudan (29 %) mitnichten der Fall. Der Auszug aus den Daten zeigt die
große Bedeutung der Qualität des Stromnetzes für die Bedarfsstruktur innerhalb des Sektors emissionsarmer Energieerzeugung.
Tabelle 43: Zusammenhang zwischen dem Bedarf nach ausgewählten Bedarfsfeldern im Sektor emissionsarme Energieerzeugungstechnologien und dem Zugang zum Stromnetz (Ländergruppe 1: < 60 %; Ländergruppe
2: < 90 %; Ländergruppe 3: > 90 %)
Solar-Energie
Sonstige Erneuerbare Energien
Intelligenter Netzausbau
Emissionsarme fossile Energieversorgung
Aussagen
I
II
III
IV
Ländergruppe 1
(7 Länder)
11 % [4]
8 % [3]
0 % [0]
5 % [2]
Ländergruppe 2
(5 Länder)
9 % [2]
4 % [1]
4 % [1]
9 % [2]
Ländergruppe 3
(10 Länder)
7 % [4]
4 % [2]
5 % [3]
13 % [7]
Alle 28 Länder
9 %[16]
7 % [14]
2 % [4]
8 % [15]
Quelle: Eigene Daten aus der Zusammenhangsanalyse
In Ländern mit einem relativ schlechtem Stromnetz (Zugangsraten < 60 % der Bevölkerung) werden
dezentrale Technologien (Aussagen I & II) deutlich häufiger als wichtige Energieerzeugungstechnologien identifiziert als in Ländern mit universellem Zugang zum Stromnetz. In diesen Ländern wurden
zentrale Ansätze zum Klimaschutz in der Energieerzeugung (in den Bedarfsfeldern intelligenter Netz-
185
ausbau und der emissionsarmen fossilen Energieerzeugung – Aussagen III & IV) überdurchschnittlich
häufig belegt.104
Die Daten können als Hinweis darauf interpretiert werden, dass regionale Exportstrategien bzw.
Maßnahmen zur Förderung von Technologietransfers Unterschiede in den Transferkapazitäten der
Länder unbedingt berücksichtigen sollten.
104
Aufgrund der geringen absoluten Anzahl an Belegen für Nachfrage auf Ebene der Bedarfsfelder, muss hier
darauf verwiesen werden, dass die Ergebnisse nicht als statistisch signifikant einzuschätzen sind.
186
8
Zentrale Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen
8.1
Zentrale Erkenntnisse
Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, für die nationale Kontaktstelle des CTCN einen systematischen
Überblick über deutsche Produkte, Dienstleistungen und Kooperationen in den Bereichen Klimaanpassung und Klimaschutz zu erarbeiten und dieses Angebot mit den Bedarfen bzw. der Nachfrage der
am Technologietransfermechanismus der UN teilnehmenden Schwellen- und Entwicklungsländer
(Non-Annex-I-Staaten) zu vergleichen. Um dies zu erreichen wurden folgende Überblicke erstellt:
Technologien und Dienstleistungen zum Klimaschutz und deren Anbieter aus Deutschland;
Technologien und Dienstleistungen zur Anpassung an den Klimawandel und deren Anbieter aus
Deutschland;
Zusammenarbeitsaktivitäten unter Beteiligung deutscher Partner in den genannten Bereichen;
Aktivitäten zur Beobachtung des Klimawandels (Wetter etc.) unter deutscher Beteiligung.
Aufbauend auf diesen Analysen wird gezeigt, wie Technologie- und Dienstleistungsangebote und
(ausländische) Nachfrage besser zusammengeführt werden können. Die Grundlage für die Abschätzung der Nachfrage in den Schwellen- und Entwicklungsländern bildeten die Technology Needs
Assessments, welches detaillierte Analysen von Schwellen- und Entwicklungsländern und deren Bedarfe im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung sind.
Im Rahmen der Studie wurden zentrale Erkenntnisse gewonnen, die in den folgenden Abschnitten
zusammengefasst werden.
8.1.1
Strukturierung der Angebots- und Nachfrageseite
Die Strukturierung der Angebotsseite im Bereich Emissionsminderung und Klimaschutz wird durch
die bestehenden Ansätze zur Erfassung der Umweltwirtschaft in Deutschland verhältnismäßig gut
abgedeckt, die Analyse der Nachfrageseite in den Schwellen- und Entwicklungsländern ist jedoch
komplexer. Da vor allem auch neue, potentielle Bedarfe in unterschiedlichen Ländern sowie in verschiedenen Anwendungsfeldern erfasst werden sollen, ist es nicht ausreichend, ausschließlich von
bestehenden Angebotskatalogen auszugehen. Vielmehr müssen auch nutzerorientierte Lösungen
berücksichtigt werden, wie sie z. B. in den Technology Needs Assessments und den Syntheseberichten (UNFCCC 2009 und 2013) dargestellt werden. Die in Kap. 2 dokumentierten Typologien für Klimaschutz und Klimaanpassung übernehmen damit auch eine Vermittlungs- oder Übersetzungsfunktion,
da sie Angebote Bedarfen bzw. Lösungen zuordnet. Die Typologien führen alle Sektoren und Bedarfsfelder auf, in denen Angebote identifiziert werden konnten. Felder, denen mit Blick auf die konkreten
Bedarfe der Entwicklungs- und Schwellenländer besondere Priorität zukommt und für die folglich im
Rahmen des Projektes Anbieter recherchiert wurden, sind grün hinterlegt.
187
Tabelle 44: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten für Klimaschutz und Emissionsminderung
Sektor
Emissionsarme Energieversorgung
(On- und Off-Grid)
Bedarfsfeld/
Marktsegment
Lösung: Technologie bzw. Produkt-Service-Angebot
Erneuerbare Energieerzeugung
z. B. Windkraftanlagen, Photovoltaik-Inselsysteme, Solarkollektoren, Biogasanlage
Kombinierte, dezentrale Energieerzeugung
z. B. Blockheizkraftwerke,
Stirlingmotoren,
Contractingmodelle
Intelligenter Netzausbau
z. B. Planung von Microgrids,
Niederspannungsarealnetze,
Energiespeicherung
z. B. Warmwasserspeicher, Batterien
Emissionsarme fossile Energieversorgung
z. B. CCS, hocheffiziente Kraftwerke, Clean Coal
Energieeffiziente Gebäude
(Private und öffentliche Gebäude)
z. B. ökologische Dämmstoffe,
adaptive Kühl- und Heiztechnik,
Gebäudeautomation, klimatisch
angepasste Architekturkonzepte
Energieeffiziente Querschnittstechnologien für Infrastruktur
z. B. LED-Straßenbeleuchtung,
effiziente Pumpen und Entsalzungsanlagen für Wasser
Energieeffiziente Haushaltsgeräte
und -technik
z. B. energieeffiziente Kühlgeräte,
Solarkocher, Energiesparbeleuchtung
Effiziente Informations- und Kommunikationstechnik
z. B. energieeffiziente Sever und
Netzwerktechnik, effiziente Kühltechnik und Notstromversorgung,
Abwärmenutzung
Alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien
z. B. Elektroantriebe, Brennstoffzelleantriebe, effiziente Verbrennungsmotoren, alternative und
emissionsarme Kraftstoffe
Effizienter Gütertransport
z. B. kombinierter Straße-SchieneTransport, intermodale Logistik,
effizient Schiffs- und Hafenlogistik,
emissionsarme städtische Logistikkonzepte
Effiziente und emissionsarme Mobilität
z. B. umweltfreundlicher ÖPNV,
Bus-Rapid-Transit Systeme, TrafficDemand-Management, NonMotorized- Transportation
Effiziente Produktionsverfahren
und –prozesse
z. B. energieeffiziente Produktionsund Automatisierungstechnik,
drehzahlgeregelte Elektromotoren,
effiziente Drucklufterzeugung,
emissionsarme Prozesswärmeerzeugung und Verbrennungstechnik
Energieeffiziente Städte und
Infrastruktur
Emissionsarme Mobilität
und Transport
Energie- und Ressourcenintensive
Industrien
188
Nachhaltige Abfall- und
Kreislaufwirtschaft
Planung effizienter und integrierter
Produktionskonzepte
z. B. Planung von integrierten,
energieeffizienten Produktionsstandorten und –ketten, Planung
und Umsetzung von Kuppelproduktion und Ökoindustrieparks
Material- und energieeffiziente
Produktgestaltung
z. B. Rohstoff- und energieeffiziente Produktgestaltung,
Ecodesignkonzepte
Substitution von fossilen durch
nachwachsende Rohstoffe
z. B. Substitution von fossilen Rohstoffen durch Zellulose, Stärke und
Michsäure, Nutzung von Ölen und
Fetten aus nachw. Rohstoffen
Abfallvermeidung
z. B. Planung und Umsetzung von
Mehrwegsystemen, Beratung bei
der Planung und Umsetzung von
Abfallvermeidungskonzepten
Abfallerfassung und –behandlung
z. B. Deponiegaserfassung, Wertstoffsortieranlagen, Abfalltrennungskonzepte, emissionsarme
Müllverbrennung, Kompostierungs- und Biogasanlagen
Umweltfreundliche Recyclingkonzepte
z. B. Planung von regionalen Recyclingkonzepten, Umsetzung spezifischer Recyclingansätze z. B. für
Elektronikschrott oder Altöl
Klimaschonende Landwirtschaft
z. B. emissionsarme Düngung,
energieeffiziente und emissionsmindernde Anbautechniken
Klimaschonende Forstwirtschaft
z. B. (Wieder-)Aufforstung, energieeffiziente und emissionsmindernde Bewirtschaftungstechniken
Reduktion von Luftschadstoffen
und weiteren Treibhausgasen
z. B. Rauchgasfiltertechnik, NOXKatalysatoren, Erfassung von Methan aus Bergbau
Substitution klimaschädlicher
Grundstoffe und Chemikalien
z. B. Ersatz von klimaschädlichen
Kühlmitteln, Substitution von
Lachgas
Finanzierungskonzepte für Klimaschutzlösungen
z. B. Entwicklung von technologieund länderspezifischen Finanzierungskonzepten für Produkte und
Dienstleistungen zur Emissionsminderung
Politikentwicklung und -beratung
z. B. Unterstützung und Beratung
bei der Einführung und Umsetzung
von Erneuerbarem Energien Gesetz, Emissionsminderungsstandards, etc.
(Aus-)Bildung für Klimaschutz
z. B. begleitende Ausbildungsmaßnahmen für Produkte und Dienst-
Klimaschonende
Land- und Forstwirtschaft
Sektorübergreifende Querschnittstechnologien
zur Emissionsminderung
Sonstige Dienstleistungen
189
leistungen zur Emissionsminderung
Quelle: Eigene
Der Klimawandel führt in den unterschiedlichen Regionen sowie Sektoren zu differenzierten Anpassungsbedarfen. Mit Blick auf Technologien und Dienstleistungen zur Anpassung an den Klimawandel
bietet sich daher für die Entwicklung einer geeigneten Strukturierung die Fokussierung auf diejenigen
Wirtschafts- und Nachfragebereiche an, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Veränderungen
am stärksten betroffen sind. Einen Ausgangspunkt für die Strukturierung von Märkten zur Anpassung
an den Klimawandel bieten auch hier die Technology Needs Assessments (UNFCCC 2009 und 2013)
mit der in ihnen enthaltenen Struktur. Hierauf aufbauend konnten insgesamt zwölf Sektoren identifiziert werden, in denen Produkte oder Dienstleistungen mit Bedeutung für die Anpassung an den
Klimawandel angeboten werden. Jedem dieser Sektoren können Bedarfe zugeordnet werden, die in
den TNAs identifiziert und priorisiert wurden. Im Sektor der Land- und Forstwirtschaft mit seiner
hohen Zahl an klimaabhängigen Funktionen ist diese Zahl vergleichsweise hoch, in allen anderen
deutlich geringer.
Felder, denen mit Blick auf die konkreten Bedarfe der Entwicklungs- und Schwellenländer besondere
Priorität zukommt und für die im Rahmen des Projektes Anbieter recherchiert wurden, sind wiederum grün hinterlegt.
Tabelle 45: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten zur Klimaanpassung
Sektor
Bedarfsfeld/
Marktsegment
Beispielhafte Technologie- und
Dienstleistungsangebot
Pflanzenzucht
z. B. dürre- und salzresistente
Pflanzen
Bewässerung
z. B. effiziente Bewässerungssysteme, elektronische Steuerung und
Überwachung
Erosionsvermeidung
z. B. Bodenbearbeitungskonzepte
und –beratung
Tierhaltung
z. B. klimatolerante Nutztiere, Futtermittelproduktion auf Basis eines
sich durch den Klimawandel verändernden Rohstoffangebots
Landwirtschaftliche Beratung
z. B. Implementierung von neuen
Anbauverfahren oder Landmanagementmethoden
Forstwirtschaft
z. B. schnell wachsende, hitzetolerante Gehölze, Beratung zu klimatoleranter Waldwirtschaft wie Systemen der Agroforestry
Meteorologische Messtechnik
z. B. Wind, Luftdruck und Niederschlagsmessgeräte
Klimaangepasste Landwirtschaft
Klimaangepasste Forstwirtschaft
Meteorologische Messtechnik und
Klimasimulation
190
Resiliente Energieinfrastrukturen
Wetterradar
z. B. Wetterradarsysteme und software
Klimasimulation
z. B. Errechnung von Klimaszenarien
Energiebereitstellung
z. B. niedrigwassertolerante thermische Kraftwerke
Energietransport
z. B. Stromspeichertechnologien,
starkwindtolerante Hochspannungsleitungen
Wassergewinnung
z. B. regenerativ angetriebene Entsalzungsanlagen, Water Harvesting
Technologien
Wassereffizienz
z. B. Wasserrecyclingkonzepte und
–anlagen, elektronische Überwachung von Leitungssystemen zur
Vermeidung von Leckagen
Abwasserbehandlung
z. B. Grauwasserrecycling
Integriertes Wasserressourcenmanagement
z. B. Wassereinzugsgebietsplanung,
Hochwasserrückhaltebecken, Wasserspeicherung
Architektur und Bauplanung
z. B. Raumplanung unter Berücksichtigung von WasserAusbreitungsflächen
Bauausführung
z. B. extrem sturmresistente Gebäude
Verkehrswegeplanung
z. B. Planung von Eisenbahnstrecken, Straßen und Flughäfen
Verkehrswegebau
z. B. Bau von Eisenbahnstrecken,
Straßen und Flughäfen
Planung von Hafenanlagen
z. B. extremwettertolerante Hafenanlagen
Bau von Hafenanlagen
z. B. extremwettertolerante Hafenanlagen
Planung von Küsten- und Hochwasserschutzbauten
z. B. Planung von Deichen, Flutschutzbauwerken, Siel- und Entwässerungstechnologien
Bau von Küsten- und Hochwasserschutzbauten
z. B. Deichbau, Bau von Flutschutzbauwerken, Siel- und Entwässerungstechnologien
Rechenzentren
z. B. Rechenzentren mit geringerem
Kühlbedarf
Kommunikationsnetze
z. B. starkwindtolerante Mobilfunkanlagen, dezentrale EnergiePufferspeicher
Versicherungen
z. B. Versicherungen gegen Risiken
des Klimawandels
Katastrophenschutz
z. B. Beratung im Kontext öffentli-
Klimaangepasste Wasserwirtschaft
Hochbau
Ausfallsichere Verkehrsinfrastruktur
Küsten- und Hochwasserschutz
Ausfallsichere Informations- und
Kommunikationsnetze
Finanzwirtschaft
Katastrophenvorsorge
191
cher Katastrophenschutz
Durch Lebewesen wie z. B. Mücken übertragene Krankheiten
z. B. Landbewirtschaftung, die die
Vermehrung von Krankheiten übertragenden Insekten einschränkt
Hitzestress
z. B. Vorsorge zur schnellen Behandlung bei Hitzestress
Gesundheit
Quelle: Eigene
8.1.2
Angebote der deutschen Wirtschaft
Es ist grundsätzlich festzuhalten, dass die deutsche Wirtschaft in vielen Sektoren und Bedarfsfeldern
mit ihrem Angebot an Produkten und Dienstleistungen zu Klimaschutz und Klimaanpassung gut aufgestellt ist. In vielen relevanten Bedarfsfeldern des Klimaschutzes und der Klimaanpassung konnten
Listen erstellt werden, in denen eine große Anzahl vorhandener Anbieter mit einem diversifizierten
Angebot an Produkten und Dienstleistungen aufgeführt ist.
Neben den Feldern in denen Deutschland aufgrund seiner starken wirtschaftlichen Position vertreten
ist – z. B. der klimafreundlichen Energieerzeugung und der Energieeffizienz mit den entsprechenden
Exportinitiativen – gibt es auch Sektoren wie die Wasser- und die Abfallwirtschaft, die durch besonders gute Export- und Transferinitiativen auffallen. Sowohl die German Water Partnership als auch
RETech/ CReED und die Exportinitiative Energieeffizienz verbinden das Ziel wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit Schwellen- und Entwicklungsländern erfolgreich mit Ansätzen zur Ausbildung, Qualifizierung, Finanzierung und Beratung.
Insgesamt wird auch deutlich, dass Deutschland über leistungsstarke Angebote, z. B. im Sektor
resilienter Energieinfrastrukturen oder sektorübergreifender Querschnittstechnologien sowie den
Bedarfsfeldern Energiespeicherung und intelligenter Netzausbau verfügt, für diese jedoch noch keine
Hinweise auf Nachfrage gefunden werden konnten. Hierfür kann es mehrere Gründe geben. Zum
einen kann dies als Hinweis darauf interpretiert werden, dass sich die Schwellen- und Entwicklungsländer zunächst auf die Deckung zentraler Bedarfe in Landwirtschaft, Energieversorgung und Mobilität konzentrieren und daher komplexere sowie von Infrastruktur und langfristiger Finanzierung abhängige Produkte und Hightechlösungen bisher nicht adressieren. Gleichzeitig verweist es aber auch
auf die große Herausforderung, die dem Transfer solcher Angebote zukommt. Zwar sind die langfristigen Effekte solcher Lösungen – wie die Beispiele eines intelligenten Energienetzausbaus oder einer
klimaangepassten Infrastruktur verdeutlichen – für die Länder mit vielen synergistischen Potenzialen
(z.B. Entwicklung eines modernen und angepassten Energienetzes mit integrierten erneuerbaren
Quellen) verbunden, sie erfordern aber auch die Einbettung in entsprechende Planungs-, Finanzierungs- und Ausbildungskonzepte. Gerade für die Entwicklung und den Transfer komplexer Planungsund Hightechlösungen könnten daher noch weitere und umfassendere Initiativen angestoßen werden, die helfen die Barrieren für solche langfristig angelegten und komplexe Innovation abzubauen.
Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass mit den in dieser Studie angewendeten Methoden weder das
Volumen der Märkte, noch die Marktdynamiken oder das Angebot anderer, konkurrierende Länder
abgeschätzt werden kann. Hier müssten ggf. vertiefte Untersuchungen stattfinden; die vorgeschlage192
ne Strukturierung von Angebot und Nachfrage bietet allerdings eine Grundlage für solche vertiefende
Untersuchungen.
8.1.3
Internationale Kooperationen unter deutscher Beteiligung
Internationale Kooperationen deutscher Akteure können einen wesentlichen Beitrag zum Transfer
deutscher Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien in Schwellen- und Entwicklungsländer und
damit zur Verringerung von globalen Treibhausgasemissionen leisten. Es findet zwar bereits mit vielen Ländern ein Technologietransfer von klimarelevanten Technologien statt, dieser könnte jedoch
sowohl in Bezug auf die einbezogenen Länder und Regionen wie auch der Art der Lösungen ausgeweitet werden.
Zu den Hindernissen des Transfers zählen beispielsweise Spill-over Effekte105, die Regulierungsbedingtheit von Klimatechnologien, hohe Transaktionskosten insbesondere für KMU beim Marktzugang
und Finanzbedarfe für die Anpassung der Technologien verweisen auf die Notwendigkeit einer Unterstützung des Technologietransfers. Ansatzpunkte sind dabei insbesondere die folgenden:
Politikentwicklung – die Entwicklung der notwendigen politischen Anreize und Regulierungen;
Finanzierung – die Schaffung des Zugangs zu Kapital zur Finanzierung eines Technologietransfer;
Technologieanpassung – die Anpassung von Technologien an Bedingungen des Zielmarkts;
Capacity Building – die Schaffung notwendiger technischer und administrativer Kapazitäten, die
nötig sind, um die Technologie zu nutzen.
Diese vier Ansatzpunkte wurden im Laufe der Studie wiederholt aufgegriffen: zur Gliederung der
deutschen Akteurslandschaft oder auch bei der Frage, welche Ländereigenschaften im Rahmen der
Zusammenhangsanalyse untersucht wurden.
Im Rahmen der Analyse der deutschen Akteurslandschaft wurde auf die Bundesebene fokussiert. Die
Vielzahl von Exportfördermaßnahmen der einzelnen Bundesländer wurde nicht mit aufgenommen.
Weiterhin ging es nicht um eine Vollerhebung, sondern darum, typische Akteure darzustellen, um
Wirkungsmechanismen zu illustrieren – d.h. zu zeigen, warum deren Tätigkeiten für die Förderung
von Technologietransfers bedeutsam sind. Es lassen sich dabei sowohl Akteure identifizieren, die in
bestimmten Sektoren (etwa Energie-, Land- oder Wasserwirtschaft) tätig sind, als auch solche, die
sektorübergreifend tätig sind. Die sektorübergreifenden Akteure stellen sich, geordnet nach den
Schwerpunktbereichen ihrer Tätigkeiten, wie folgt dar:
(1) Politikentwicklung: BMUB/UBA; Auswärtiges Amt, bzw. Botschaften; GIZ
(2) Finanzierung: Kreditanstalt für Wiederaufbau, BMUB-IKI
(3) Technologieanpassung: Fraunhofer Institute, z. B. IFF / MOEZ
(4) Capacity Building: GIZ, KfW, BMWi, BMBF, DAAD
105
Der Spill-over Effekt beschreibt Auswirkungen (nicht intendierter) nationaler oder übernationaler politischer
Entscheidungen auf andere Bereiche. Im Zusammenhang mit dem Technologietransfer können dies z.B.
wirschaftliche oder umweltpoltische Entscheidungen sein, die den Transfer behindern.
193
Eine vollständige Übersicht inklusive der sektorspezifischen Akteure und Initiativen ist in der Übersicht in Tabelle 8 zu finden. Eine Darstellung der sektorübergreifenden Akteure schließt sich daran an
– die sektorspezifischen Akteure wurden im Rahmen der Darstellung der jeweiligen Sektoren in Kapitel 3 beschrieben.
8.1.4
Klimaforschung und Wetterbeobachtung
Für die Entwicklung von Strategien zur Anpassung an sowie zur Bekämpfung des Klimawandels sind
meteorologische Daten und Klimasimulationsrechnungen von großer Bedeutung, da ihre globalen,
nationalen oder regionalen Projektionen und Szenarien eine wichtige Informations- und Entscheidungsbasis für Unternehmen, Intermediäre und Politik darstellen (vgl. beispielhaft IPCC 2007a; IPCC
2007b; nordwest2050 2010).
Die Aktivitäten zur Beobachtung des Klimawandels umfassen sowohl wetterbezogene Dienste und
Aktivitäten als auch solche, die sich mit den mittel- und langfristigen Veränderungen des Klimas und
diesbezüglichen Szenarien, Modellierungen und Prognosen beschäftigen.
International von Bedeutung sind die deutschen Hersteller von meteorologischen Mess- und Auswertungsgeräten. Der Sektor umfasst die Herstellung von Messgeräten verschiedener Art, z.B. für relative Luftfeuchte, Wind, Temperatur, Niederschlag und Luftdruck bis hin zu Wetterstationen,
Datalogger, Displays und Software. Einige der deutschen Hersteller gehören weltweit zu den sogenannten ‚Hidden Champions‘. Es handelt sich dabei um kleine und mittlere Unternehmen, die in sehr
spezifischen Nischenmärkten über hohe Weltmarktanteile verfügen.
Insgesamt sind in Deutschland mindestens vier Fachinstitutionen und fünf Universitätsinstitute in der
Erstellung von zumeist regionalen Klimasimulationen aktiv. Deutschland nimmt damit einen Platz
unter den TOP 3 der internationalen Klimasimulationsakteure ein.
Auf Bundes- und Landesebene wurden zudem zahlreiche Einrichtungen gegründet, um die Brücke
zwischen der Klimaforschung und den Nutzern sicherzustellen. Hierzu gehören der Deutsche Wetterdienst (DWD), das Umweltbundesamt (UBA), das Climate Service Center (CSC) und die Regionalen
Klimabüros (RKB) der Helmholtz Gemeinschaft, das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK),
und viele andere mehr. Klimamesstechnik, Klima- und Wetterdaten sowie Klimasimulationen sind
daher sehr spezifische, aber wichtige Angebote von Deutschland im Kontext der Klimaanpassung.
8.1.5
Erklärungsfaktoren für Bedarfe für Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien
Um die Bedarfe für Klimaschutz- und Klimaanpassungstechnologien in Entwicklungs- und Schwellenländern zu erfassen, wurden Technology Needs Assessments, die im Rahmen des Technologiemechanismus der Klimarahmenkonvention erstellt werden, analysiert. Aus der Gesamtheit der verfügbaren TNA-Berichte wurden die 30 Vertreter mit Berichten aus den Jahren 2012 und 2013 ausgewählt, die eine hohe Bandbreite von unterschiedlichen Eigenschaften (hinsichtlich geographischen
Gegebenheiten, pro-Kopf Einkommen, usw.) repräsentieren. Trotz der Tatsache, dass sich die Länder
in vieler Hinsicht deutlich voneinander unterscheiden, sind die Technology Needs Assessments der
30 untersuchten Länder einander ähnlich. Die meisten TNAs priorisieren die gleichen Sektoren im
194
Bereich Klimaanpassung und Klimaschutz. So gibt es einerseits wenige dominierende Sektoren und
andererseits einige Sektoren, die in den TNAs kaum, bzw. gar nicht als prioritär betrachtet werden.
Die dominanten Sektoren sind im Bereich Klimaanpassung die Landwirtschaft sowie die Wasserwirtschaft auf die 37 % bzw. 29 % der artikulierten Bedarfs entfielen, während im Bereich Klimaschutz 40
% aller geäußerten Bedarfe im Sektor emissionsarme Energieversorgung liegen.
Für die Analyse welche Zusammenhänge zwischen den Bedarfen für Klimatechnologien und Ländereigenschaften bestehen, wurden die in den TNAs artikulierten Bedarfe für bestimmte Technologien
kodiert und die 30 Länder anhand verschiedener Eigenschaften klassifiziert. Auf Basis dessen wurde
untersucht, inwieweit sich Gruppen von Ländern (z. B. Länder mit niedrigem, mittleren oder relativ
hohem pro-Kopf Einkommen oder Anteil der Landwirtschaft am BIP) im Hinblick auf deren Klimaschutz- und Klimaanpassungsbedarfe unterscheiden.
Aufgrund der relativ geringen Varianz zwischen den TNAs, können nur wenige deutliche Zusammenhänge zwischen Ländereigenschaften und Bedarfen identifiziert werden. Die Ländereigenschaft, die
den deutlichsten Zusammenhang mit der Verteilung der Bedarfe zwischen verschiedenen Bedarfsfeldern und Sektoren aufweist, ist die Innovationskapazitäten der Länder. Die Auswertung zeigt, dass
unterschiedliche Innovationskapazitäten zu verschiedenen Schwerpunkten in der Verteilung der Bedarfe zwischen Sektoren und Bedarfsfeldern führen. Sie verweisen darauf, dass wenig innovative und
stärker innovative Länder Klimaschutz- und Klimaanpassungspotentiale in unterschiedlichen Bedarfsfelder und Sektoren verorten. So haben der Sektor der klimaangepassten Land- und Forstwirtschaft
sowie das Bedarfsfeld energieeffiziente Haushaltsgeräte und -technik eine höhere Bedeutung als
Klimaschutztechnologien für wenig innovative Länder. Stärker innovative Länder betonen in ihren
Bedarfen dagegen Technologien in den Sektoren emissionsarme Mobilität und Transport sowie
nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft. Diese Verschiebung der Bedarfe weist darauf hin, dass
sich mit zunehmender Entwicklung einer Volkswirtschaft die Quellen von Treibhausgasemissionen
verschieben und sich damit in Folge auch die Nachfrage nach bestimmten Klimaschutztechnologien
verlagert.
Auch die Infrastrukturindikatoren – beispielweise der Zugang zum Strom- und Datennetz sowie die
Qualität von Verkehrsinfrastrukturen – variieren sehr deutlich zwischen den Ländern. Diese empirischen Ergebnisse zu den Innovationskapazitäten und der Rolle von Infrastrukturen unterstreichen die
Bedeutung der Transferkapazitäten der Zielländer (vgl. Kap. 7.1.2.3). Letzteres bezeichnet die Fähigkeit von Ländern, erfolgreich Klimatechnologien zu übernehmen und im eigenen Kontext zu nutzen
und umfasst sowohl die technologischen Fähigkeiten (gemessen durch die Innovationskapazitäten
eines Landes) sowie das Vorhandensein von verschiedenen Infrastrukturen, welche für die Nutzung
von Technologien essentiell sind. Beide Dimensionen von Transferkapazitäten müssen in konkreten
Technologietransfermaßnahmen berücksichtigt werden, da sie die Erfolgschancen eines solchen
Transfers maßgeblich beeinflussen.
Die Zusammenhangsanalyse zeigt weiter, dass die am stärksten und die durchschnittlich vom Klimawandel betroffenen Länder eine größere Bandbreite an Technologien in verschiedenen Sektoren und
Bedarfsfeldern als prioritär bewerten. Bei den am wenigsten vom Klimawandel betroffenen Ländern
konzentrieren sich die Bedarfe an Anpassungstechnologien stärker in den Sektoren Landwirtschaft
und Wasserwirtschaft.
195
Im Rahmen der Zusammenhangsanalyse wurde weiter untersucht, ob Beziehungen zwischen Bedarfsstrukturen und Gruppen ähnlicher Länder bestehen. Sowohl bei der Klimaanpassung, als auch
dem Klimaschutz zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Ländergruppen. So wird deutlich,
dass der Sektor klimaangepasste Landwirtschaft in Mittel- und Südamerika im Vergleich mit allen
Ländern weniger häufig genannt wurde (17 % vs. 37 % im Durchschnitt aller Länder). Technologien
für eine klimaangepasste Wasserwirtschaft wurden selten in Nord-Ost, dem Südlichen und Zentralasien identifiziert (13 %), jedoch sehr häufig in subsaharischen Länder (42 % vs. 29 % im Durchschnitt
aller 30 Länder).
Diese Daten können als Hinweis darauf gesehen werden, dass regionale Exportstrategien, bzw. Maßnahmen zur Förderung des Technologietransfers solche regionalen Schwerpunkte berücksichtigen
und entsprechend angepasst werden sollten.
8.2
Handlungsempfehlungen und Schlussfolgerungen
Die nachfolgenden Handlungsempfehlungen und Schlussfolgerungen sollen einen Beitrag zu der Diskussion darüber leisten, wie Angebote aus Deutschland und die Nachfrage aus Schwellen- und Entwicklungsländern zum Klimaschutz und der Klimaanpassung besser als bisher aufeinander abgestimmt und wie die Förderung von Technologietransfer verbessert werden kann. Aufbauend auf der
Strukturierung und Analyse der Angebots- und Bedarfssektoren, der Analyse der internationalen
Kooperationsaktivitäten sowie der TNAs der 30 ausgewählten Länder wurden die nachfolgenden
Handlungsmöglichkeiten genereller, regionaler und sektoraler Art identifiziert.
8.2.1
Handlungsempfehlungen genereller Art
8.2.1.1 Maßnahmen zur Förderung des Technologietransfers sollten die Unterschiede in Transferkapazitäten berücksichtigen
Die untersuchten Länder unterscheiden sich erheblich in ihren Transferkapazitäten, d.h. deren Fähigkeit zur erfolgreichen Aufnahme und Nutzung von Klimatechnologien. Diese Kapazitäten umfassen
dabei sowohl Innovationskapazitäten zum Umgang mit Technologien, als auch das Vorhandensein
von notwendigen Infrastrukturen zur Nutzung dieser Technologien. Um Angebote und Nachfrage
besser aufeinander abzustimmen, sind die folgenden Handlungsansätze denkbar:
Beobachtung und Analyse von Transferkapazitäten in den Ländern, z. B. das Vorhandensein von
Infrastrukturen, regulativen Rahmenbedingungen, Innovationskapazitäten, Ausbildungsniveau.
Verbesserung der Transferkapazitäten in den Ländern, z. B. durch gezielte Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit, Aufbau von Trainingsprogrammen, Unterstützung von Politiktransfer.
Anpassung der Technologien an die Zielmärkte: Innovationspolitik und Exportförderung kann
darauf abzielen die Anpassung von Technologien an die Kontextbedingungen der Zielländer zu
fördern, z. B. durch die Entwicklung und den Bau einer angepasste Energieversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien.
196
Alle drei Handlungsansätze können parallel zueinander verfolgt werden und haben jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile. Die Beobachtung und Analyse von Transferkapazitäten ist in jedem
Fall notwendig und befähigt auch privatwirtschaftliche Akteure auf den Märkten dazu Aktivitäten zu
entfalten. Die Verbesserung der Transferkapazitäten in den Ländern hat eine potentiell breite Wirkung, erfordert jedoch langfristiges und nachhaltiges Engagement. Die Anpassung von (High-Tech)
Technologien an die Erfordernisse des Ziellandes kann zudem auch im Widerspruch zu dem Interesse
stehen, fortgeschrittene Technologien möglichst rasch zu verbreiten.
8.2.1.2 Qualität der Informationen über Klimaschutz- und Klimaanpassungsbedarfe verbessern
Die in dieser Studie gewonnen Informationen über Bedarfe zu verschiedenen Technologien des Klimaschutzes und der Klimaanpassung dieser Untersuchung wurden auf Basis der TNAs generiert. Dieser Schritt kann als erster Versuch der Beschreibung der Nachfrageseite verstanden werden. Die dabei gewonnen Erkenntnisse sind jedoch bezüglich ihrer Interpretation mit Einschränkungen verbunden. Eine Reihe von Ansätzen könnten genutzt werden, um die Qualität der Informationen über die
Bedarfe in den Schwellen- und Entwicklungsländern (Non-Annex I-Länder) weiter zu verbessern. Diese können in zwei Gruppen eingeteilt werden: (1) Ansätze zur Verbesserung der TNAs selbst sowie (2)
Ansätze zur Komplementierung der TNAs durch zusätzliche Länderdaten.
(1) Der bisherige TNA-Erstellungsprozess führt dazu, dass nur die wichtigsten Sektoren beschrieben
und damit tendenziell überbetont werden. Aufgrund der Tatsache, dass in den TNAs meist zwei
Sektoren beschrieben werden, können hierdurch Gemeinsamkeiten zwischen den Ländern hervorgehoben werden (vgl. Kernaussage 1 in Kap. 7.3). Ein Ansatz um die Nutzbarkeit der TNA zu
verbessern, wäre mehr als zwei prioritäre Sektoren zu beschreiben. Für die Erstellung der TNAs
würde dies aber zusätzlichen Ressourcenaufwand bedeuten, welcher entweder durch die Länder oder über das CTCN bereitgestellt werden müsste. Eine Alternative dazu könnte sein, die
Beobachtung aufzugreifen, dass innerhalb von Regionen Länder ähnliche Bedarfe zeigen und
folglich regionale statt nationale TNAs erstellt werden könnten. So könnten Ressourcen gepoolt
werden, um eine größere Bandbreite an Sektoren zu beschreiben als bisher.
(2) Die Analyse der Bedarfe auf Basis der TNAs kann durch Daten zu den einzelnen Ländern ergänzt
werden, die die Bedarfe und Nachfragebedingungen genauer beschreiben. Die durchgeführten
Zusammenhangsanalysen zeigen Bezüge zwischen Ländereigenschaften und dem Bedarf an
Technologien in unterschiedlichen Bedarfsfeldern eines Sektors (siehe den Zusammenhang zwischen der Qualität des Stromnetzes und dem Bedarf in unterschiedlichen Bedarfsfeldern des
Sektors emissionsarme Energieversorgung in Kap. 7.3). Bestimmte Ländereigenschaften und Indikatoren sind dabei für einige Sektoren oder Technologien von großer, für andere von keiner
Bedeutung. Im Rahmen einer offenen Datenbank könnten eine Vielzahl von Datensätzen zu den
Non-Annex I Ländern zusammengetragen werden, mit Hilfe derer sich die Nachfrage für Klimatechnologien in bestimmten Bedarfsfeldern und Sektoren genauer beschreiben lässt.
197
8.2.2
Handlungsempfehlungen auf regionaler Ebene
8.2.2.1 Regionale Schwerpunkte identifizieren und als Ansatzpunkte für konkrete Maßnahmen zur Förderung von Technologietransfers nutzen
Konkrete Maßnahmen zur Förderung des Technologietransfers sollten die Beobachtung von regionalen Schwerpunkten in den Bedarfen nach Klimatechnologien aufgreifen, um Angebot und Nachfrage
zusammenzubringen. Auf Schwerpunkte in den Bedarfsstrukturen wurde in den Kernaussagen (siehe
Kap. 7.3) verwiesen: z. B. die Sektoren energieeffiziente Städte und Infrastruktur in Nordost-, dem
südlichen und Zentralasien oder der Sektor emissionsarme Mobilität und Transport in Mittel- und
Südamerika. Solche regionalen Schwerpunkte können als Ansatzpunkt für Workshops genutzt werden, um Anbieter (Unternehmen, Branchenvertreter) mit Nachfragern (Akteuren aus den jeweiligen
Ländern) zusammenzubringen. Um Teilnehmer auf Seiten der Länder zu identifizieren, lassen sich
Länderklassifikationen (z. B. die SACC-Klassifikation aller Non-Annex I Länder im Anhang 10.5.1) und
weitere Länderdaten nutzen.
Beispielsweise könnte ein Workshop in Mittel- und Südamerika zum Bereich Klimaschutztechnologien auf die Sektoren emissionsarme Mobilität und Transport und nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft fokussieren. In den beiden Regionen Zentral- und Südamerika106 ergäbe sich eine Grundgesamtheit von 20 möglichen Teilnehmerländern. Diese Auswahl könnte auf Basis von bestimmten
Ländereigenschaften (Urbanisierungsgrad, Grad der Motorisierung oder der Feinstaubbelastung)107
eingegrenzt werden. Auf Anbieterseite kämen als Teilnehmer aus dem Bereich Mobilität und Transport, Anbieter von Fahrzeugen und Antriebstechnologien, Logistikdienstleistungen sowie im Bereich
ÖPNV in Frage. Im Bereich Abfall- und Kreislaufwirtschaft könnten beispielsweise die German RETech
Partnership Initiative sowie Unternehmen des Sektors einbezogen werden.
8.2.3
Handlungsempfehlungen auf sektoraler Ebene
8.2.3.1 Exportinitiativen
Eine detaillierte Betrachtung zeigt, dass viele Exportinitiativen aufgrund wirtschaftlicher Gründe nicht
weltweit aktiv sind. In Abbildung 20 wird z. B. deutlich, dass RETech einen starken Fokus auf OECDStaaten sowie große Schwellenländer legt.
Folgt die Exportinitiative Energieeffizienz den Wünschen ihrer in der Evaluation (comoconsult 2013,
18) befragten Kunden, so richtet sich auch ihre Aktivität vornehmlich auf Europa, die OECD- und ausgewählte ‚Tigerstaaten‘.
106
Die Zusammensetzung der SACC Minor Group 82 (Südamerika) und 83 (Zentralamerika) (siehe Abschnitt
10.5.1) ergäbe beispielsweise eine Grundgesamtheit von 20 Ländern.
107
Die World Development Indicators der Weltbank bieten hierfür die Datengrundlage mit den Indikatoren für
Urban population (& of total); Passenger cars (per 1,000 people) sowie PM10, country level, micrograms per
cubic meter).
198
Abbildung 20: Karte der Länder, für die bei RETech abfallwirtschaftliche Länderprofile erstellt wurden
Quelle: www.retech-germany.net/themen/laender_und_maerkte/laenderprofile/dok/323.php (Abruf Juli
2014)
Aus Sicht des Technologientransferprozesses der UNFCCC wäre es allerdings wünschenswert, die
Potenziale der etablierten Exportinitiativen auch stärker für den Technologientransfer in Entwicklungs- und Schwellenländer zu erschließen. Einige Initiativen haben hier bereits einen Schwerpunkt
gesetzt. So finden sich z. B. auf der Website der Exportinitiative Erneuerbare Energien (www.exporterneuerbare.de) Unterlagen über fast alle Regionen der Welt. Auf Grundlage von Länderinformationen, Marktstudien, Politikanalysen und Dokumentationen von Modellprojekten wird auch über viele
Entwicklungsländer gründlich informiert. Im Bereich der auf der Website dokumentierten Auslandsmessen und Geschäftsreisen ist jedoch wieder ein Fokus auf die kapitalstärkeren OECD-Märkte festzustellen (www.export-erneuerbare.de).
Besonders mit Blick auf die langfristige Erschließung von Märkten in Entwicklungsländern ist der Arbeitsansatz des German Water Partnership (GWP) zu erwähnen. Er hat zum Ziel, mögliche Schwächen von Einzelunternehmen im internationalen Vertrieb ausgleichen. Statt kurzfristiger und projektbezogener Planungen, wie mittelständische Einzelunternehmen sie betreiben können, wird durch
GWP der Aufbau langfristiger Kontakte angestrebt. Sprachliche und kulturelle Barrieren sollen durch
bessere Landeskenntnis ausgeglichen werden. Durch die Zusammenarbeit mit den Zielländern und
–regionen sollen integrierte und lokal zugeschnittene Lösungen entwickelt werden. Dafür wurden
interdisziplinäre und sektorübergreifende Teams und 15 Länderforen gebildet. GWP strebt so den
langfristigen Aufbau von Vertrauen auf der Basis stabiler persönlicher Beziehungen an. Die Dachmarke GWP hat dabei eine zentrale Bedeutung. Sie vermittelt Glaubwürdigkeit und Kontinuität auf einer
Ebene oberhalb einzelner Unternehmensrepräsentanten. In der Mitgliedersuche der GWP lässt sich
fast für jedes Land der Erde ein Mitglied finden, das dort aktiv ist und werden möchte.
199
Abbildung 21: Fokusländer und Fokusregionen des German Water Partnership
Quelle: Barth 2013
Insgesamt scheint das Vorgehen der Exportinitiativen aus dem Blickwinkel des Technologietransfers
Unterscheide aufzuweisen. Die beiden Beispiele Exportinitiative Erneuerbare Energien und German
Water Partnership machen jedoch deutlich, dass ein (Teil-)Fokus auf Entwicklungsländer möglich ist.
Als Handlungsperspektiven bieten sich an:
Die Initiierung eines Erfahrungsaustausches zwischen den Exportinitiativen, z. B. im Rahmen eines Expertenworkshops bzw. einer Konferenz,
Die Durchführung einer Studie, die die Aktivitäten der Exportinitiativen im Kontext des Technologietransfers erhebt, vergleicht und Best Practices herausarbeitet.
Neben den erwähnten Exportinitiativen sind zusätzliche Daten in Form von Marktanalysen, Wirtschaftsdaten, Zoll- und Rechtsinformationen, Ausschreibungen und Projekthinweise zu ausländischen
Zielmärkten über die Webseite von Germany Trade and Invest (GTAI)108 erhältlich. Diese Informationen könnten enger mit den bestehenden Exportinitiativen zu gemeinschaftlichen Angeboten verknüpft werden.
8.2.3.2 Planerische Dienstleistungen von Ingenieur- und Architekturbüros
In Deutschland beschäftigen rund 100.000 kleine und mittlere Architektur- und Ingenieurbüros über
500.000 Angestellte. Sie bieten technische, physikalische und chemische Planungs- und Analysetätigkeiten an und erwirtschafteten im Jahr 2010 einen Gesamtumsatz von knapp 54,0 Mrd. € (Destatis
108
Siehe www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/trade.html (Abruf Juli 2014).
200
2012). Die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen betrug im Jahr 2010 somit 16,4 % des Außenhandelsvolumens außerhalb der EU.
Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen von Ingenieur- und Architekturbüros sind in verschiedenen Sektoren sowohl im Kontext des Klimaschutzes als auch der Klimaanpassung von Bedeutung. Zu diesen Sektoren, soweit sie im Rahmen dieser Analyse berührt wurden, gehören:
Regenerative Energieversorgung
Emissionsarme fossile Energieversorgung
Energieeffiziente Städte und Infrastruktur
Emissionsarme Mobilität und Transport
Energie- und Ressourcenintensive Produktionstechnik
Nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Meteorologische Messtechnik und Klimasimulation
Klimaangepasste Wasserwirtschaft
Ausfallsichere Verkehrsinfrastruktur
Küsten- und Hochwasserschutz
Ausfallsichere Informations- und Kommunikationsnetze
Katastrophenvorsorge
Die hohe Bedeutung, die planerische Tätigkeiten in diesen Kontexten haben und der hohe Umsatz,
den deutsche Unternehmen international und anteilig auch in einer großen Zahl von Entwicklungsund Schwellenländern erzielen, verschafft der möglichen Förderung des Exports des Dienstleistungssektors eine hohe Priorität.
Der Verband der beratenden Ingenieure (VBI) und andere beteiligte Verbände (Bund Deutscher Architekten BDA, Bund Deutscher Innenarchitekten BDIA, Bundesarchitektenkammer, Netzwerk Architekturexport NAX, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie HDB, Zentralverband Deutsches Baugewerbe) haben im Mai 2014 als Ergebnis des Außenwirtschaftstags vom Februar 2014 ein Positionspapier vorgelegt, in dem der Sachverhalt und eine Reihe geeigneter Maßnahmen wie folgt umrissen
werden (VBI 2014).
„Die Zunahme internationaler Großprojekte stellt die Branche aufgrund ihrer mittelständischen Struktur vor erhebliche Herausforderungen, denen durch folgende strukturelle, politische und diplomatische Maßnahmen begegnet werden könnte:
Bündelung der Beratungs- und Informationskompetenz der Institutionen der Außenwirtschaftsinformation und -förderung (GTAI, AHK, Auslandsvertretungen) durch Einführung regionaler Ansprechpartner (onestop-shop besetzt mit auslandserfahrenen Fachleuten),
201
Screening internationaler Ausschreibungen und Überprüfung der Einhaltung der Ausschreibungsbedingungen (insbesondere hinsichtlich der Zugangsmöglichkeiten) durch kompetente Mitarbeiter internationaler Organisationen,
Unterstützung der Zusammenarbeit deutscher Planungsbüros und der Bauwirtschaft (Hilfe beim
Aufbau von ARGEn, Planer-Datenbanken, rechtlichen, betriebswirtschaftlichen und interkulturellen Schulungen, Stärkung des Huckepack-Verfahrens, z. B. durch die GIZ),
Unterstützung beim Aufbau eines Kooperationsportals für die mittelständische Architektur-, Consulting- und Bauwirtschaft,
Entwicklung von Modellen zur Finanzierung von Interessenbekundungen, zur Absicherung von
Planungsleistungen sowie der damit verbundenen Risiken.“
Im Sinn des in der Klimarahmenkonvention angestrebten Technologietransfers erscheint es grundsätzlich wünschenswert, die von der Branche geäußerten Ideen zu prüfen und gemeinsam umzusetzen. Dabei erscheint es für die auf Klimaschutz und Klimaanpassung fokussierende Analyse von Bedeutung, ob die Dienstleistungen der deutschen Anbieter den international wünschenswerten,
höchsten Standards für Klimaschutz und besonders Klimaanpassung gerecht werden. Gerade mit
Blick auf die vergleichsweise junge Debatte zur Klimaanpassung ist dies nicht selbstverständlich. Ggf.
sollten daher im Kontext von Maßnahmen der Exportförderung auch Weiterbildungsmaßnahmen
angeboten werden.
8.2.3.3 Wettermessung und Klimasimulation
Nur wenige Unternehmen und Institutionen beschäftigen sich mit Wettermessung und Klimasimulation. Ihre Arbeit hat aber im Kontext des Klimawandels eine kaum zu überschätzende Bedeutung. Der
Sektor der Wettermesstechnik ist so klein, dass es keine nationale oder europäische Interessenvertretung gibt. Von der World Meteorological Organisation WMO wurde im Jahr 2000 angeregt, einen
Dialog mit der Hydro-Meteorologischen Industrie zu beginnen. Im Jahr 2002 wurde die Vereinigung
der Hydro-Meteorological Equipment Industry (HMEI) formal gegründet109. Seither sind ihr weltweit
über 120 Unternehmen beigetreten, darunter 15 aus Deutschland.
Der Markt in dieser Branche unterliegt einem intensiven und weltweiten Wettbewerb. Eine internationale Messe, die METEOREX, wird nur alle drei bis vier Jahre veranstaltet. Weiterhin gibt es seit
einiger Zeit eine jährliche weitere internationale Messe in Brüssel, die ‚Meteorological Technology
World Expo‘.
Zwar unterstützen die internationalen Industrie- und Handelskammern mit Informationen zu regionalen Gepflogenheiten und der gesetzlichen Situation in ausgewählten Ländern und der DWD gibt
von Zeit zu Zeit Hinweise auf Anfragen weiter, für die Unternehmen des Sektors ist es aber dennoch
nicht einfach, internationale Aufträge zu erhalten bzw. die Bedarfe in den Zielländern in Erfahrung zu
bringen110.
109
110
Informationen unter www.hmei.org/about-us/ (Abruf Juli 2014)
Telefonisches Gespräch mit Stadie, T., Adolf Thies GmbH & Co KG, Göttingen, vom 28.5.2014.
202
Zwei Möglichkeiten, die deutschen Angebote im Kontext des Klimawandels besser bekannt zu machen, bieten sich daher an:
Zum einen könnte für die überschaubare Anzahl von Herstellern der Hydro-Meteorologischen
Industrie sowie die deutschen Anbieter von Klimasimulationen an geeigneter Stelle eine herstellerneutrale Webseite eingerichtet werden, auf der jedes Unternehmen der Branche sowie jede
Institution, die Klimasimulationen anbietet, auf einer halben A4-Seite englischsprachig vorgestellt
wird. Die Informationen könnten ausgedruckt auch in Form eines Anbieterprospektes auf geeigneten Veranstaltungen verteilt werden.
Zum anderen könnte versucht werden einen Kontakt zur German Water Partnership herzustellen. Diese weist im Kontext der Wasserversorgung eine Schnittstelle zur Hydro-Meteorologischen
Industrie und es wäre möglich, dass Synergieeffekte erschlossen werden können.
8.2.3.4 Effiziente Produktionsverfahren und -prozesse
Aus der detaillierten Analyse der TNAs lässt sich die Vermutung ableiten, dass der Bedarf an effizienten Produktionsverfahren und –prozessen in den Schwellen und Entwicklungsländern größer ist, als
dies in den aktuell priorisierten Sektoren zum Ausdruck kommt. Im zweiten TNA-Synthesebericht
werden noch vielfältige Bedarfe zu effizienten Produktionsverfahren und –prozessen in zahlreichen
Branchen genannt (siehe auch UNFCCC 2009 bzw. Kap. 3.1.4). Im dritten Synthesebericht (UNFCCC
2013) sind es dagegen deutlich weniger. Ein Grund hierfür mag die bereits mehrfach erwähnte Fokussierung auf priorisierte Sektoren und Bedarfe sein. Möglich ist jedoch auch, dass der Bedarf aufgrund seines Querschnittscharakters – effiziente Maschinen und Aggregate können in nahezu allen
Branchen und Wertschöpfungsstufen der Produktion eingesetzt werden – nicht immer deutlich artikuliert werden kann.
Aus Sicht des Klimaschutzes stellen solche rasch umsetzbaren Effizienztechnologien große Energieeinsparungs- und Emissionsminderungspotenziale dar. Da die Technik jedoch komplex ist und sich im
Vergleich zu einfacher Produktionstechnik erst nach einer längeren Zeitspanne amortisiert, müssen
für den Technologietransfer nachvollziehbare Darstellungen der Effizienz- und Einsparpotenziale
erstellt und Ausbildungs- und Finanzierungskonzepte entwickelt werden, die die langfristigen Vorteile von Effizienztechnologien berücksichtigen (siehe auch Kap. 8.2.3.2).
Speziell im Sektor der effizienten Produktionsverfahren und –prozesse scheint es daher sinnvoll, über
die TNAs hinaus, spezifischere Informationen zu den länder- und regionstypischen Fertigungsprozessen und –techniken und deren Optimierungsmöglichkeiten zu erfassen. Aus der Verbindung der hohen Kompetenz deutscher Anbieter auf diesem Gebiet sowie begleitenden Ausbildungs- und Finanzierungskonzepten ließen sich so leistungsfähige Modelle für den Transfer in diesem Sektor entwickeln.
203
9
Zitierte Literatur
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Außenpolitik. www.auswaertiges-amt.de/cae/servlet/contentblob/622452/publicationFile/
170449/GruenerKlimafonds-Ausstellung-DE.pdf (Abruf Juli 2014).
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19. Weltklimakonferenz am 14. November 2013 in Warschau.
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UNEP Risø Centre on Energy, Climate and Sustainable Development (UNEP) (2011b): Technologies for
Climate Change Adaptation. Water Sector. http://tech-action.org/publications.asp . (Abruf
Juli 2014).
United Nations (UN) (2008). World Urbanization Prospects, The 2007 Revision, Highlights, New York.
United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) (2009): Second synthesis report
on technology needs identified by Parties not included in Annex I to the Convention.
UNFCCC-SUBSIDIARY BODY FOR SCIENTIFIC AND TECHNOLOGICAL ADVICE, Thirtieth session, Bonn, 1–10 June 2009, Item 4 of the provisional agenda Development and transfer of
technologies (FCCC/SBSTA/2009/INF.1).
United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) (2013): Third synthesis report
on technology needs identified by Parties not included in Annex I to the Convention. United
Nation Framework Convention on Climate Change, Subsidiary Body for Scientific and Technological Advice, Thirty-ninth session, Warsaw, 11–16 November 2013, http://unfccc.int/
resource/docs/2013/sbsta/eng/inf07.pdf . (Abruf Juli 2014).
van der Linde, C., & Porter, M. (1995): Toward a new conception of the environmentcompetitiveness relationship. Journal of Economic Perspectives, 9(4), 97-118.
Verband der beratenden Ingenieure (VBI) (2014): Außenwirtschaftliche Petita der den Außenwirtschaftstag tragenden Verbände. www.vbi.de/uploads/media/Aussenwirtschaftstag_
gemeinsames_Papier__5___2___4_pdf . (Abruf Juli 2014).
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) (2012): Deutscher Landtechnik Export 2012.
Frankfurt. www.vdma.org/documents/105903/842491/Deutscher% %20Landtechnikexport
% %202012.pdf/7cb50f72-bab1-4f50-a769-1e478a384637 . (Abruf Juli 2014).
Weiß, R. & Fichter, K. (2013): Green Economy Gründungsmonitor. Konzeptstudie und Piloterhebung.
Abschlussbericht. www.borderstep.de, (Abruf Juli 2014.).
213
Welthungerhilfe & terre des hommes Deutschland. (2013): Die Wirklichkeit der Entwicklungspolitik.
Einundzwanzigster Bericht 2013. Raus aus der Nische! Entwicklungspolitisches Reformprogramm für die neue Bundesregierung. Bonn: Welthungerhilfe & terre des hommes Deutschland.
West African Science Service Center on Climate Change and Adapted Land Use (WASCAL) (2014): The
Graduate Studies Program. WASCAL Website. https://icg4wascal.icg.kfa-juelich.de/projectoverview/graduate-schools . (Abruf Juli 2014).
World Economic Forum (2013). Stringency of Environmental Regulation. http://www3.weforum.org/
docs/TTCR/2013/TTCR_DataTables2_2013.pdf . (Abruf Juli 2014).
World Health Organization (WHO) (2010): World Malaria Report 2010. www.who.int/malaria/
publications/atoz/9789241564106/en/index.html . (Abruf Juli 2014).
Worldbank (2014): World Development Indicators. http://data.worldbank.org/data-catalog/worlddevelopment-indicators . (Abruf Juli 2014).
214
10
Anhang I
10.1
Interviewleitfaden Klimaschutz und Emissionsminderung
Der Einleitungstext zum Projekt ist hier nicht dokumentiert.
Die Strukturierung der Angebotsseite im Bereich Klimaschutz würden wir gerne mit Ihnen diskutieren
und Ihre Meinung und Anregungen als Experte aufnehmen.
Tabelle 46: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten für den Klimaschutz
Sektor
Bedarfsfeld/
Marktsegment
Lösung: Technologie-/
Dienstleistungsangebot
Erneuerbare Energien
z. B. Windkraftanlagen
kombinierte Energieerzeugung
z. B. Blockheizkraftwerke
Netzausbau
z. B. Planung von Microgrids
Energiespeicherung
z. B. Warmwasserspeicher
Gebäude
z. B. adaptive Kühl- und
Heiztechnik
Beleuchtung
z. B. LED-Straßenbeleuchtung
Wasserversorgung
z. B. effiziente Pumpen
Haushaltsgeräte
z. B. energieeffiziente Kühlgeräte
Effiziente Produktionsverfahren
und –prozesse
z. B. effiziente, drehzahlgeregelte
Elektromotoren
Integrierte Produktionskonzepte
z. B. Planung von
Produktionsketten und
Kuppelproduktion
Materialeffiziente Produkte
z. B. Rohstoffeffiziente
Produktgestaltung
Abfallwirtschaft
z. B. Deponiegaserfassung
Kreislaufwirtschaft
z. B. Wertstoffsortieranlagen
Umweltfreundliche
Recyclingkonzepte
z. B. Wiederverwertung von
Elektronikschrott
Alternative Kraftstoffe und
Antriebstechnologien
z. B. biogasbetriebene Busse
Effizienter Güterverkehr
z. B. kombinierter Straße-SchieneTransport
Emissionsarme Energieversorgung
Energieeffiziente Infrastruktur
Industrielle Produktion
Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Mobilität und Transport
215
Verkehrsinfrastruktur und ÖPNV
z. B. umweltfreundlicher ÖPNV-
Klimaschonende Landwirtschaft
z. B. emissionsarme Düngung
Klimaschonende Forstwirtschaft
z. B. Wiederaufforstungstechniken
Minderung von Luftschadstoffen
z. B. Rauchgasfiltertechnik
Substitution klimaschädlicher
Grundstoffe
z. B. Ersatz von klimaschädlichen
Kühlmitteln
Einsatz nachwachsender Rohstoffe
z. B. Nutzung von Zellulose und
Stärke in der chem. Industrie
Nachhaltiger Tourismus
z. B. Klimafreundliche
Tourismusangebote
Umwelterziehung
z. B. Vermittlung von effizientem
Umgang mit Energie
Land- und Forstwirtschaft
Sektorübergreifende Technologien
Dienstleistungen
Quelle: Eigene.
Fragen
(1) Welche Strukturierungsansätze von Produkten und Dienstleistungen im Bereich Klimaschutz sind
Ihnen bekannt? Welche Vor und Nachteile haben diese und welchen Ansatz halten Sie für die formulierte Aufgabenstellung (Verbindung von Angebot und Nachfrage) für zielführend?
(2) Erscheint ihnen der vorgeschlagene Strukturierungsansatz (siehe Tabelle 46: ) für Produkte und
Dienstleistungen im Bereich Klimaschutz schlüssig? Was würden Sie ändern bzw. ergänzen?
(3) Gibt es auf Ihrer Sicht Produkte und Dienstleistung für den Klimaschutz, die durch die dargestellte
Struktur nicht abgedeckt sind? Wenn ja, welche?
(4) Sind in der Tabelle Sektoren oder Bedarfsfelder enthalten, die aus ihrer Sicht für den Klimaschutz
keine oder nur eine zu vernachlässigende Rolle spielen?
(5) Halten Sie die vorgeschlagene Struktur für geeignet, um sie für einen Abgleich mit der Nachfrage
nach Technologien/ Dienstleistungen des Klimaschutzes insbesondere aus Entwicklungs- und Schwellenländer zu nutzen?
10.2
Interviewpartner zu Klimaschutz und Emissionsminderung
Wolfgang Eichhammer, Head Competence Centre Energy Policy and Energy Markets, Fraunhofer
Institute for Systems and Innovation Research ISI, 2. Oktober 2013
Jorge Rogat, Senior Economist, PhD, UNEP Risoe Centre, DTU Management Engineering, Denmark, 2. Oktober 2013
Mark Radka, Chief Division of Technology, Industry and Economics, Energy Branch, United Nations Environment Programme, Paris, 4. Oktober 2013
216
Anja von der Ropp, Officer Global Challenges Division, World Intellectual Property Organization,
Genf, 10. Oktober 2013
Thomas Grigoleit, Director Renewable Energies & Resources, Germany Trade and Invest, Berlin,
14. Oktober 2013
Sofia Garcia-Cortes und Johannes Frohmann , Nachhaltige Kreislaufwirtschaft, GIZ, Eschborn, 24.
Oktober 2013
10.3
Interviewleitfaden Klimaanpassung
Der Einleitungstext zum Projekt ist hier nicht dokumentiert.
Die Strukturierung der Angebotsseite im Bereich Klimaanpassung würden wir gerne mit Ihnen diskutieren und Ihre Meinung und Anregungen als Experte aufnehmen.
Tabelle 47: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten im Bereich Klimaanpassung
Sektor
Klimaangepasste Land- und
Forstwirtschaft
Bedarfsfeld (Marktsegment)
Beispielhafte Technologie- und
Dienstleistungsangebot
Pflanzenzucht
z. B. dürre und salzresistente
Pflanzen
Bewässerung
z. B. effiziente
Bewässerungssysteme,
elektronische Steuerung und
Überwachung
Erosionsvermeidung
z. B. Bodenbearbeitungskonzepte
und –beratung
Tierhaltung
z. B. klimatolerante Nutztiere,
Futtermittelproduktion auf Basis
eines sich durch den Klimawandel
verändernden Rohstoffangebots
Stallbau
z. B. optimierte Stallkonzepte für
hohe Außentemperaturen
Forstwirtschaft
z. B. schnell wachsende,
hitzetolerante Gehölze, Beratung
zu klimatoleranter Waldwirtschaft
wie Systemen der Agroforestry
Meteorologische Messgeräte
z. B. Wind, Luftdruck und
Niederschlagsmessgeräte
Wetterradar
z. B. Wetterradarsysteme und software
Energiebereitstellung
z. B. niedrigwassertolerante
Klimamesstechnik
Resiliente Energieinfrastrukturen
217
thermische Kraftwerke
Energietransport
z. B. Stromspeichertechnologien,
starkwindtolerante
Hochspannungsleitungen
Wassergewinnung
z. B. regenerativ angetriebene
Entsalzungsanlagen, Water
Harvesting Technologien
Wassereffizienz
z. B. Wasserrecyclingkonzepte und
–anlagen, elektronische
Überwachung von
Leitungssystemen zur Vermeidung
von Leckagen
Abwasserbehandlung
z. B. Grauwasserrecycling
Integriertes
Wasserressourcenmanagement
z. B. Wassereinzugsgebietsplanung,
Hochwasserrückhaltebecken,
Wasserspeicherung
Architektur und Bauplanung
z. B. Raumplanung unter
Berücksichtigung von WasserAusbreitungsflächen
Bauausführung
z. B. extrem sturmresistente
Gebäude
Wärme- und Kälteschutz
z. B. Gebäude mit guten
Klimaeigenschaften bei hoher
Effizienz
Verkehrswegeplanung
z. B. Planung von
Eisenbahnstrecken, Straßen und
Flughäfen
Verkehrswegebau
z. B. Bau von Eisenbahnstrecken,
Straßen und Flughäfen
Planung von Hafenanlagen
z. B. extremwettertolerante
Hafenanlagen
Bau von Hafenanlagen
z. B. extremwettertolerante
Hafenanlagen
Planung von Küsten- und
Hochwasserschutzbauten
z. B. Planung von Deichen,
Flutschutzbauwerken, Siel- und
Entwässerungstechnologien
Bau von Küsten- und
Hochwasserschutzbauten
z. B. Deichbau, Bau von
Flutschutzbauwerken, Siel- und
Entwässerungstechnologien
Rechenzentren
z. B. Rechenzentren mit
Klimaangepasste Wasserwirtschaft
Hochbau
Ausfallsichere Verkehrsinfrastruktur
Küsten- und Hochwasserschutz
Ausfallsichere Informations- und
218
Kommunikationsnetze
Finanzwirtschaft
Katastrophenvorsorge
geringerem Kühlbedarf
Kommunikationsnetze
z. B. starkwindtolerante
Mobilfunkanlagen, dezentrale
Energie-Pufferspeicher
Versicherungen
z. B. Versicherungen gegen Risiken
des Klimawandels
Katastrophenschutz
z. B. Beratung im Kontext
öffentlicher Katastrophenschutz
Vector borne deseases
z. B. Landbewirtschaftung, die die
Vermehrung von Krankheiten
übertragenden Insekten
einschränkt
Hitzestress
z. B. Vorsorge zur schnellen
Behandlung bei Hitzestress
Gesundheit
Quelle: Eigene.
Fragen
Waren ihnen vor unserer Kontaktaufnahme bereits Überlegungen zur Strukturierung von Produkten und Dienstleistung zur Klimaanpassung bekannt? Wenn ja, welche?
Erscheint ihnen der in der Tabelle vorgeschlagene Strukturierungsansatz für Produkte und
Dienstleistungen im Bereich Emissionsminderung und Klimaanpassung schlüssig? Was würden
Sie ändern bzw. ergänzen?
Gibt es auf Ihrer Sicht Produkte und Dienstleistung zur Klimaanpassung, die durch die von uns
entwickelte Struktur nicht abgedeckt sind? Wenn ja, welche?
Sind in der Tabelle Sektoren oder Bedarfsfelder enthalten, die aus ihrer Sicht für die Klimaanpassung keine oder nur eine zu vernachlässigende Rolle spielen?
Halten Sie die vorgeschlagene Strukturierung für geeignet, um sie für einen Abgleich mit der
Nachfrage nach Technologien/ Dienstleistungen der Klimaanpassung zu nutzen?
Sind ihnen Datenquellen für die Füllung der Struktur mit Daten zu Technologien und Dienstleistungen bekannt?
10.4
Interviewpartner zu Klimaanpassung
Gottfried von Gemmingen, Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), 16.
September 2013
Prof. Dr. Anders Levermann, Professur für die Dynamik des Klimasystems, Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK), 16. September 2013
219
Clemens Haße, Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung im Umweltbundesamt (KomPass), 19. September 2013
Vera Scholz, Leiterin Kompetenzcenter Klima, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, 16. Oktober 2013
10.5
Konzepte und Indikatoren
10.5.1 Ähnlichkeit von Ländern: Klassifikation der Non-Annex I Länder d auf Basis der SACC-Klassifikation
In Abschnitt 7.1.2.1 wurde bereits die umfassende Länderklassifikation des Australian Bureau of
Statistics (Standard Classification of Countries) vorgestellt und in Abschnitt 7.1.2.1 wurden die 30
untersuchten Länder darin verortet.
Für die praktische Frage der Identifikation ähnlicher Länder einer Region bietet es sich an, auch alle
Non-Annex I Länder zu klassifizieren. Die Tabelle zeigt die Zugehörigkeit der Non-Annex I Länder zu
den Major und Minor Groups der Klassifikation an.
Tabelle 48: Gruppierung der Non-Annex I Länder anhand der SACC-Klassifikation
Major
groups
Code
Major Groups Name
Minor
groups
Code
13
14
1
Melanesia
Micronesia
OCEANIA AND
ANTARCTICA
15
3
Minor Groups
Name
SOUTHERN AND EASTERN EUROPE
31
Country
Country Name
Code
1302
Papua New Guinea
1303
Solomon Islands
1304
Vanuatu
1402
Kiribati
1403
Marshall Islands
1404
Micronesia, Federated
States of
1405
Nauru
1407
Palau
1501
Cook Islands
1502
Fiji
Polynesia (excludes 1504
Hawaii)
1505
Niue
Samoa
1508
Tonga
1511
Tuvalu
3101
Andorra
3107
San Marino
Southern Europe
220
32
41
4
North Africa
NORTH AFRICA AND
THE MIDDLE EAST
42
51
5
South Eastern
Europe
Middle East
Mainland SouthEast Asia
SOUTH-EAST ASIA
52
Maritime SouthEast Asia
221
3201
Albania
3202
Bosnia and Herzegovina
3206
Macedonia, The former
Yugoslav Republic of
3208
Moldova, Republic of
3214
Montenegro
3215
Serbia
4101
Algeria
4102
Egypt
4103
Libya
4104
Morocco
4105
Sudan
4106
Tunisia
4111
South Sudan
4201
Bahrain
4203
Iran
4204
Iraq
4205
Israel
4206
Jordan
4207
Kuwait
4208
Lebanon
4211
Oman
4212
Qatar
4213
Saudi Arabia
4214
Syria
4216
United Arab Emirates
4217
Yemen
5101
Myanmar, The Republic of
the Union of
5102
Cambodia
5103
Laos
5104
Thailand
5105
Vietnam
5201
Brunei Darussalam
5202
Indonesia
5203
Malaysia
5204
Philippines
61
6
71
5206
Timor-Leste
Chinese Asia
(includes
Mongolia)
6101
China (excludes SARs and
Taiwan)
6104
Mongolia
Japan and the
Koreas
6202
Korea, Democratic People's
Republic of (North)
6203
Korea, Republic of
7101
Bangladesh
7102
Bhutan
7103
India
7104
Maldives
7105
Nepal
7106
Pakistan
7107
Sri Lanka
7201
Afghanistan
7202
Armenia
7203
Azerbaijan
7204
Georgia
7205
Kazakhstan
7206
Kyrgyzstan
7207
Tajikistan
7208
Turkmenistan
7211
Uzbekistan
8201
Argentina
8202
Bolivia, Plurinational State
of
8203
Brazil
8204
Chile
8205
Colombia
8206
Ecuador
8211
Guyana
8212
Paraguay
8213
Peru
8214
Suriname
8215
Uruguay
8216
Venezuela, Bolivarian
Republic of
Southern Asia
SOUTHERN AND
CENTRAL ASIA
72
8
Singapore
NORTH-EAST ASIA
62
7
5205
AMERICAS
82
Central Asia
South America
222
83
84
9
SUB-SAHARAN AFRICA 91
8301
Belize
8302
Costa Rica
8303
El Salvador
8304
Guatemala
8305
Honduras
8306
Mexico
8307
Nicaragua
8308
Panama
8402
Antigua and Barbuda
8404
Bahamas
8405
Barbados
8407
Cuba
8408
Dominica
8411
Dominican Republic
8412
Grenada
8414
Haiti
8415
Jamaica
8422
St Kitts and Nevis
8423
St Lucia
8424
St Vincent and the Grenadines
8425
Trinidad and Tobago
9101
Benin
9102
Burkina Faso
9103
Cameroon
9104
Cabo Verde
9105
Central African Republic
9106
Chad
9107
Congo, Republic of
9108
Democratic Republic of the
Congo
9111
Cote d'Ivoire
9112
Equatorial Guinea
9113
Gabon
9114
Gambia
9115
Ghana
9116
Guinea
Central America
Caribbean
Central and West
Africa
223
92
Southern and East
Africa
Quelle: eigene nach SACC 2011
224
9117
Guinea-Bissau
9118
Liberia
9121
Mali
9122
Mauritania
9123
Niger
9124
Nigeria
9125
Sao Tome and Principe
9126
Senegal
9127
Sierra Leone
9128
Togo
9201
Angola
9202
Botswana
9203
Burundi
9204
Comoros
9205
Djibouti
9206
Eritrea
9207
Ethiopia
9208
Kenya
9211
Lesotho
9212
Madagascar
9213
Malawi
9214
Mauritius
9216
Mozambique
9217
Namibia
9221
Rwanda
9223
Seychelles
9224
Somalia
9225
South Africa
9226
Swaziland
9227
Tanzania
9228
Uganda
9231
Zambia
9232
Zimbabwe
10.5.2 Betroffenheit vom Klimawandel
Die Abbildung zeigt die Struktur des Climate Risk Index von Germanwatch aus dem Jahr 2013. In der
linken Tabellenhälfte wird dabei die Rangfolge nur im Jahr 2012 gezeigt, auf der rechten Seite wird
die Betroffenheit der Länder im 20-Jahres-Durchschnitt aufgezeigt. Für die Analyse von Zusammenhängen der Ländereigenschaft Betroffenheit vom Klimawandel und den Nachfrageprofilen für Klimatechnologien wurde der 20-Jahres-Durchschnitt genutzt, um für Verzerrungen durch Extremereignisse zu kontrollieren.
Tabelle 49: Auszug aus dem Climate Risk Indicator von Germanwatch (2013)
Land
Rang im Index
im Durchschnitt der
Jahre 19932012
CRI-Werte für
den Durchschnitt der
Jahre 19932012
6,83
Honduras
1
10,17
2
10,33
Myanmar
2
11,83
Pakistan
3
12,67
Haiti
3
16,83
Madagascar
4
15,67
Nicaragua
4
17,17
Fiji
5
17,00
Bangladesh
5
19,67
Samoa
7
18,33
Vietnam
6
24,00
Bosnia and
Herzegovina
8
21,67
Philippines
7
31,17
Russia
9
22,17
Dominican
Republic
8
31,33
Nigeria
10
22,33
Mongolia
8
31,33
Niger
11
23,33
Guatemala
10
31,50
United States
12
23,50
Thailand
10
31,50
Bangladesh
13
25,33
Pakistan
12
31,83
178
175,50
Land
Rang im
Index im
Jahr 2012
2012 CRI Wert
Haiti
1
Philippines
[...]
Uzbekistan
[...]
143
126,17
Sao Tome and
Principe
Quelle: Germanwatch 2013
225