Da steht er, an die Stille gelehnt wie an einen Baum.

Transcription

Da steht er, an die Stille gelehnt wie an einen Baum.
»Da steht er, an die Stille gelehnt wie an einen Baum.«
John Cage (1912 – 1992)
Melodies & Harmonies*
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Melody 1 1. Harmony 18 (Old North – William Billings) 2. Harmony 42 (Rapture – Supply Belcher) Melody 2 Melody 3 3. Harmony 26 (Judea – William Billings) 4. Harmony 21 (Heath – William Billings) 5. Harmony 19 (New York – Andrew Law) 6. Harmony 5 (The Lord Descended – William Billings) 7. Harmony 11 (Wheeler’s Point – William Billings) Melody 4 8. Harmony 14 (Brunswick – James Lyon) Melody 5 Melody 6 9. Harmony 15 (Bellingham – William Billings) 10. Harmony 28 (Greenwich – Andrew Law) 11. Harmony 35 (Framingham – William Billings) 12. Harmony 38 (The Lord is Ris’n – William Billings) 13. Harmony 44 (Bloomfield – Andrew Law) total time
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55:55
* John Cage’s two cycles Six Melodies (1950) and Thirteen Harmonies (1985),
interwoven by Klaus Lang and Annelie Gahl
Annelie Gahl, violin
Klaus Lang, keyboard (Fender Rhodes)
3
Six Melodies versus Thirteen Harmonies
Klaus Lang und Annelie Gahl haben die beiden Zyklen Six Melodies (1950) und D
Thirteen Harmonies (1985) von John Cage für diese CD ineinander verwoben.
Klaus Lang, Interpret und Komponist in Personalunion, gestaltete dafür auch
die Pausen zwischen den Tracks, indem er einem speziellen, auf Cages Kompositionsweise bezogenen Verfahren folgte.
Six Melodies
John Cage
4
Die Geschichte der Six Melodies geht auf das Jahr 1950 zurück, als John Cage
sich philosophisch dem Orient zugewandt hatte und nicht zuletzt die Frage
nach Tönen, der Stille und der Zeit zu beantworten suchte: »Die Zeit ist es, die
über das Leben und den Tod jedes Tones und jeder Stille befindet, sie belebt
beide zugleich, sie gehört also zum Intimsten des Tones wie zum Intimsten der
Stille, und in dieser Hinsicht besteht sie nicht einmal ›an sich‹, sondern kommt
jedes Mal neu zum Vorschein.« Die Six Melodies sind für Violine und Keyboard
geschrieben (die Wahl des Tasteninstruments bleibt den Interpreten überlassen) und entstanden knapp nach dem String Quartet in Four Parts; in einem
Brief an Pierre Boulez nannte Cage selbst sie ein »Postskript zum Quartett«
– er verwendete dafür sogar beinahe denselben Tonvorrat. Die Struktur der
einzelnen Stücke, sogar jeder Phrase, ist von demselben rhythmischen Muster
bestimmt. Die Geigerin ist dazu angehalten, ohne Vibrato und mit minimalem
5
Bogengewicht zu spielen. Auf dieser CD sind die Six Melodies eingefasst in die
größere Sammlung der Thirteen Harmonies, wobei sich beide Zyklen einerseits
kontrastierend gegenüberstehen, andererseits aber einen Bogen vom frühen
zum späten Cage spannen.
Thirteen Harmonies
Die Thirteen Harmonies entstanden 1985, als der Geiger Roger Zahab die Idee
fasste, dreizehn von Cages 44 Harmonies aus dem größeren Werk Apartment
House 1776 für Violine und Keyboard zu bearbeiten. Cage fand den Plan großartig und gab den Arrangements seinen Segen. Apartment House 1776 hatte
Cage im Jahr 1976 anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung komponiert. Die Anzahl der ursprünglichen Staaten
der USA, nämlich 13, inspirierte Roger Zahab dann zur Auswahl von 13 dieser
Harmonies, deren Ursprung gleichfalls auf das 18. Jahrhundert zurückgeht. Jede
der Thirteen Harmonies basiert nämlich auf einem Choral, einer Hymne oder
einem Gemeindegesang der protestantischen Ostküstenkirche. Sämtliche Werke, die hier von Cage verwendet und fragmentiert wurden, sind außerhalb der
europäischen Musiktradition entstanden, das heißt, die Komponisten waren
bereits geborene Amerikaner und obendrein von den musikalischen Entwicklungen in Europa weitgehend unbehelligt geblieben. William Billings, Supply
Belcher, Andrew Law und James Lyon schufen die ursprünglichen Musikstücke, die nach europäischen Standards gemessen bestenfalls als relativ simple
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Gebrauchsmusik bezeichnet werden können. Die Violine behält einen Teil dieser Simplizität und des recht direkten Klangs durch vibratoloses, wehmütiges,
gewissermaßen »ländliches« Spiel bei. Zerklüftete Einzeltöne, Doppelgriffe,
isolierte Gesten und auch Flageoletts sind im Klangrepertoire enthalten. Die
Stücke sind zwar allesamt völlig traditionell notiert, doch weist Klaus Lang auf
die Besonderheit bei Cage hin: »Gerade bei den Harmonies, die zusammengesetzt sind aus fragmentierten und frei in die Zeit gestellten Klangobjekten, ist
es nicht so, dass sich ein Metrum aus der Musik selbst entwickeln würde, wie
es bei traditioneller klassischer Musik üblich ist.
Man muss als Interpret im Geiste diesen Fluss herstellen, in den man dann
diese Objekte – der Partitur folgend – hineinordnet. So befindet man sich also
in der paradoxen Situation, ständig mit einem Metrum beschäftigt zu sein, um
Klangstrukturen herzustellen, die für den Hörer vom Metrum losgelöst einfach
im Raum schweben.«
Klaus Langs Pausen
»Die Längen der Pausen zwischen den Tracks sind nicht beliebig, sondern sie
folgen einem äußerst rigiden – wie es ja überhaupt nichts Strengeres gibt als das
Arbeiten mit Zufallsoperationen – quasi Cage’schem Strukturprinzip. Es handelt sich dabei um ein aus den Stücken abgeleitetes Zeitorganisationsverfahren,
wobei die Pausen zwischen den Stücken sich ganz streng zu den Dauern der
Stücke selbst verhalten. Die Arbeitsweise, die Cage anwendet, um das gefun7
dene Material innerhalb seiner Stücke anzuordnen, ist so auf die Anordnung
seiner Stücke auf der CD übertragen, um einen nicht schematisch vorhersehbaren, ruhigen Fluss entstehen zu lassen.« (Klaus Lang)
Klaus Langs Cage
»Es ist überhaupt eine grundsätzlich neue Vorstellung von Musik, die Cage
entwickelt hat.
Während man seit dem 18. Jahrhundert als Musiker immer damit beschäftigt
ist, sich auf die Bezüge zwischen den Tönen zu konzentrieren, ist Cage hier
einen gewichtigen Schritt weiter gegangen: Er hat die Klänge dieser in den
Harmonies verwendeten Choräle befreit aus dem Zwang, irgendwo anders hin
weiterzuführen, sondern sie einfach als einzelne, singuläre Objekte in die Zeit
gestellt. Das ist ein unglaublicher Denkschritt, weil er damit den einzelnen
Klang befreit hat aus der Vorstellung, dass er irgendeinen Zweck zu erfüllen
habe. Der Klang steht hier also für sich selbst! Das ist eine unerhörte Weiterentwicklung in der Vorstellung dessen, was Musik überhaupt ist. Da ist Cage
für mich selbst auch ein großes und ermutigendes Vorbild. Ich fühle mich in
solcher Musik einfach zu Hause.« (Klaus Lang)
Markus Hennerfeind
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Markus Hennerfeind studierte Musikwissenschaft,
Theaterwissenschaft und Geschichte an der Universität
Wien. Als Musikkritiker bei der Wiener Zeitung und
freiberuflicher Autor schreibt er Texte über Musik und
hält Einführungsvorträge für verschiedene Veranstalter in Österreich und Deutschland.
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Heinz Janisch
Sei still. Eine Erlösung
Zu »Melodies & Harmonies« von John Cage,
hörbar gemacht von Annelie Gahl und Klaus Lang
»If you celebrate it, it’s art, if you don’t, it isn’t«
John Cage
I.
»Sei endlich still!«
Das Kind hörte die Bedrohung mitschwingen. Sei still, sonst … Die Stille war
ein Raum, der den anderen gehörte. Wenn man diesen Raum – widerwillig –
betrat, war man als Gast willkommen.
Wer in der Stille blieb, der wurde geduldet. So war man als Kind still, eine
quälende Einübung in die Geduld. Es dauerte, bis die Erwachsenen endlich
zum Aufbruch bereit waren.
Das laute Sesselrücken des Vaters im Gasthaus, das Lachen der Mutter beim
Anziehen der Schuhe im Vorzimmer der Tante – das waren Signale dafür, dass
die Stille verlassen werden durfte. Sprechen, hüpfen, atmen war wieder erlaubt.
Stundenlang hatte man den Atem angehalten in der Stille, im Kinderzimmer,
im Wohnzimmer, im Nebenzimmer, in der Gaststube und hatte nur die Stimmen der Erwachsenen gehört, aber nie die eigene.
Sei still. Stillsein war anstrengend. Die Stille verursachte Kopfschmerzen und
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Krämpfe in den Beinen. Das Stillsitzen kostete mehr Kraft als das Laufen und
Gehen.
Lieber ein Fußballmatch auf dem großen Platz als eine halbe Stunde Stillsitzen!
II.
Annelie Gahl und Klaus Lang spielen. In die Stille hinein, mit der Stille. Und
wieder tut es weh, in diesen Raum hineinzugehen. Es tut weh, weil einem
plötzlich bewusst wird, wie wenig man verstanden hat von diesem Raum. Man
hat die Stille als Verbündeten der anderen gesehen, als Schwester der Drohung.
Und plötzlich beginnt diese Stille, diese fremde, ferne Stille zu reden, vertraut
und freundlich und ohne Vorwurf, aber mit großer Ruhe. Sie lässt sich nicht
beirren, sie hat nichts vergessen und hat doch schon alles verziehen.
Plötzlich wird die Stille bewohnbar.
Ton um Ton bekommt die Stille einen Klang, und das eigene Herz klopft, und
das Kind, das ein Erwachsener geworden ist, denkt: Sei still. Sei endlich still.
Und es ist wie eine Erlösung. Es ist eine Liebeserklärung. Diese Stille gehört
jetzt dir, und mit jeder Sekunde, mit jedem Herzschlag, mit jedem Ton wird
sie größer und schöner und machtvoller.
Und du mit ihr.
III.
Ich sehe den kleinen John Cage – Little John – in seinem Kinderzimmer Geige
spielen. Ohne Geige.
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IV.
Ich höre Little John in seinem Zimmer Klavier spielen. Ohne Klavier.
V.
»Was machst du da?«
»Ich dirigiere!« »Und was oder wen dirigierst du?«
»Die Stille.«
VI.
Big Little John denkt an seine Kindheit. Er komponiert für Little John ein
Stück.
Und dann noch eines. Und noch eines. Und noch eines, ein ganz kleines.
»Die Pausen dazwischen sind auch von mir«, sagt Big Little John.
Little John lacht. Er lacht noch einmal.
Das ist seine Komposition.
VII.
»Wohin schaust du? Wir haben Unterricht und du schaust aus dem Fenster?«
»Ich denke mir eine Brücke.« »Eine Brücke? Wo soll sie hinführen?« »Von
diesem Ufer zum anderen.«
»Und aus welchem Material … denkst du sie dir, deine Brücke?« »Aus Tönen.«
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VIII.
»Manchmal will die Stille vor mir davonlaufen!« »Was machst du dann?« »Ich
spiele sie mir zurück. Ton um Ton.«
IX.
Ich denke mir eine Geige in einem leeren Raum. Nur der Wind ist da, das
Fenster ist offen.
Ich stehe draußen, vor dem Fenster, und höre zu.
X.
Ich denke mir ein Klavier in einem leeren Raum. Ich denke mir eine Katze
dazu, die unterm Klavier schläft. Ist sie nicht eben noch über die schwarzen
und weißen Tasten gelaufen?
XI.
Ein Mann steht im Raum, allein. Er horcht auf etwas. Da steht er, an die Stille
gelehnt wie an einen Baum. Ich schließe die Tür.
XII.
»Bitte stören!« steht auf dem Schild an der hohen Tür. Ich klopfe laut an, einmal,
zweimal. Dann öffne ich die Tür.
Big Little John sitzt auf einem Stuhl, in der Mitte des Raums. Ich bin bei einem
Vorsprechen, einem Vorspielen. Ratlos halte ich die Geige und den Bogen in
der Hand.
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»Das erste Klopfen war gut, fordernd, entschlossen«, sagt Big Little John.
»Dann klang es beinahe entschuldigend. Kann ich das noch einmal hören? Mit
mehr Ausdruck?« Ich gehe hinaus, schließe die Tür. Dann klopfe ich.
XIII.
Der Choreograph wartet in einem Zimmer, das beinahe leer ist. Weiße Wände,
weißer Teppich, eine Glasfront mit Blick in den Himmel.
»Sind das alle Möbel?«, fragt der Gast irritiert. Der Choreograph zeigt auf die
Wolken, die vorbeiziehen, auf das Licht, das sich im Raum verändert.
»Ich wohne damit«, sagt er. »Und mit viel Musik.«
XIV.
Ich spiele die Musik von Big Little John einem Mathematiker vor.
»Hättest du eine Zahl oder ein Zeichen für diese Klänge?« Er malt eine Unendlichkeitsschleife aufs Papier.
XV.
Little John sitzt in seinem Zimmer. Er baut ein Haus. Mit Bausteinen.
Im Haus wohnt die Stille. Und die Bausteine sieht man nicht.
Heinz Janisch, geb. 1960 in Güssing, ist Autor von zahlreichen Veröffentlichungen, darunter viele Kinder- und
Jugendbücher, die in mehr als zwölf Sprachen übersetzt
wurden. Er erhielt den Österreichischen Staatspreis
für Kinderlyrik, den Österreichischen Kinder- und
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Jugendbuchpreis, den Bologna Ragazzi Award, eine
Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis u. a.
Auszeichnungen. Heinz Janisch ist seit 1982 Mitarbeiter
beim ORF (Hörfunk) und Redakteur der Porträt-Reihe
»Menschenbilder«.
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ANNELIE GAHL
KLAUS LANG
Annelie Gahl wurde 1965 geboren. Sie studierte an der Universität Mozarteum
bei Paul Roczek und an der Wiener Musikhochschule bei Ernst Kovacic sowie
an der Northern Illinois University bei Shmuel Ashkenasi. Von 1995 bis 2008
war sie Mitglied der Camerata Salzburg; sie wirkt regelmäßig in Nikolaus Harnoncourts Concentus Musicus mit und spielte u. a. im Klangforum Wien und
im Chamber Orchestra of Europe.
Lehrverpflichtungen in Wien und an der Universität Mozarteum runden ihre
musikalische Tätigkeit ab. Als Solistin trat sie u. a. mit der Camerata Salzburg
auf, so im Linzer Brucknerhaus, im Wiener Musikverein, weiters bei Wien
Modern, den Salzburger Festspielen und in der Philharmonie Luxembourg. Einen besonderen Schwerpunkt bilden hier die Werke von Giacinto Scelsi, Luigi
Nono, John Cage und Galina Ustvolskaia. Ihre erste Solo-CD mit Werken von
H. I. F. Biber und zeitgenössischen österreichischen Komponisten erschien
2005 unter dem Titel »innaron«. Gahls besonderes Interesse gilt der Kammermusik. Sie befasst sich auch intensiv mit Improvisation, so u. a. als musikalische
Partnerin des Tänzers Mario Mattiazzo, mit dem sie mehrere Produktionen im
Wiener Schauspielhaus und im Odeon Wien erarbeitete.
Annelie Gahl ist Trägerin des Anton-Bruckner-Preises der Wiener Symphoniker.
Klaus Lang wurde 1971 in Graz geboren und lebt als freischaffender Komponist
und Organist in Steirisch-Lassnitz. Er studierte Komposition, Musiktheorie
und Orgel an der Musikhochschule in Graz, zu seinen Lehrern zählten u. a.
Hermann Markus Preßl, Beat Furrer und Younghi Pagh Paan. Klaus Lang erhielt Kompositionsaufträge von zahlreichen renommierten Festivals für Neue
Musik wie steirischer herbst, Wien Modern, IMD Darmstadt, Eclat Stuttgart,
Maerzmusik Berlin, Osterklang Innsbruck, Tage zeitgemäßer Musik Bludenz,
Musikmonat Basel, Takefu Festival (Japan), Lucerne Festival und Wittener Tage
für neue Kammermusik. Musiktheaterarbeiten schrieb er u. a. für die Oper
Bonn, das Tiroler Landestheater, das Hebbeltheater Berlin, das Theater Aachen
und die Münchener Biennale. Ensembles wie das Klangforum Wien, das Arditti
Quartett, das Ensemble Intercontemporain, das Ensemble die reihe, die Chöre
des WDR und des SWR sowie das Grazer Orchester recreation und viele andere
haben Werke Klaus Langs aufgeführt. Neben seiner Tätigkeit als Komponist
tritt er als Organist mit alter, neuer und improvisierter Musik auf und veröffentlichte bisher zahlreiche Artikel in Musikzeitschriften. Weitere Informationen
sind auf Klaus Langs Homepage klang.mur.at zu finden.
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17
Six Melodies versus Thirteen Harmonies
E For this album, Klaus Lang and Annelie Gahl have interwoven John Cage’s
two cycles Six Melodies (1950) and Thirteen Harmonies (1985). Klaus Lang, in
his double role as performer and composer, has also arranged the pauses in
between the tracks, based on a special procedure inspired by Cage’s method
of composing.
Six Melodies
The Six Melodies go back to the year 1950, a time when John Cage had become
interested in oriental philosophy and was trying to find answers to questions
of sounds, silence and time: “Time is that which decides about the life and
death of each sound and of each silence, animating both alike, and thus being
part of what is most intimate about the sound and of what is most intimate
about the silence, in this regard not even existing ‘as such’ but always coming to
light anew.” The Six Melodies were written for violin and keyboard instrument
(leaving it to the performer to choose the type of keyboard instrument), only
a short time after the String Quartet in Four Parts; in a letter to Pierre Boulez,
Cage himself referred to them as a “postscript to the Quartet” – he even used
a nearly identical collection of gamuts. The structure of each piece, and even
that of each phrase, is defined by the same rhythmic pattern. The violinist is
requested to play without vibrato and with minimum weight on the bow. On
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this album, the Six Melodies are framed by the larger collection of the Thirteen
Harmonies, with both cycles confronting, and contrasted with, each other, yet
also establishing a link between Cage’s early works and his late oeuvre.
Thirteen Harmonies
The Thirteen Harmonies date back to 1985, more specifically to violinist Roger
Zahab’s idea of selecting thirteen out of the 44 Harmonies originally written for
Cage’s Apartment House 1776, and arrange them for violin and keyboards. Cage
thought this a great plan and approved the arrangements. He had written Apartment House 1776 in 1976, on the occasion of the two-hundredth anniversary of
the American Declaration of Independence. The original number of states that
formed the US, i.e. thirteen, inspired Roger Zahab to select thirteen of these
Harmonies. Their origin also dates back to the 18th century: each of the Thirteen
Harmonies is based on a chorale, a hymn or a congregational song of the East
Coast Protestant Church. All of the pieces used and fragmented by Cage for
the Harmonies had been written in an environment separated from European
musical traditions, by composers who had already been born as Americans
and had moreover remained largely unaffected by musical developments in
Europe. William Billings, Supply Belcher, Andrew Law and James Lyon were
the creators of the original pieces, which could at best be described as relatively simple “utility music” if judged according to European standards. This
simplicity and the quite straightforward sound are to some extent maintained
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by the violin’s vibratoless, melancholy, somewhat “rural” playing. The sound
repertoire includes fissured single tones, double stops, isolated gestures and
flageolets. The notation used for all the pieces is entirely traditional, but Klaus
Lang points out a special characteristic in Cage’s work: “Especially in the case
of the Harmonies, which have been assembled from fragmented sound objects
positioned freely in time, no meter develops from the music itself, as is usual
with traditional classical music.
When performing the piece, one needs to create this flow in one’s mind, and
arrange the objects in the flow, on the basis of the score. The result is the paradoxical situation of having to constantly attend to a meter in order to create
sound structures which, for the listener, are detached from the meter and simply hover in space.”
Klaus Lang’s Cage
“What Cage developed is actually a fundamentally new notion of music.
Whereas ever since the 18th century musicians have always been busy focusing
on the relations between the tones, Cage advanced an essential step further
here: he liberated the sounds of the chorales he used in the Harmonies from
the necessity of leading anywhere else, and instead positioned them in time
as individual, singular objects. This is an amazing intellectual step, as he has
thereby liberated each individual sound from the notion of having to fulfill any
specific purpose. Therefore, here the sound stands for itself! This is an incredible development in the notion of what music actually is. In this regard Cage
is a great and encouraging example for me. I simply feel at home in this kind
of music.” (Klaus Lang)
Klaus Lang’s Pauses
“The lengths of the pauses in between the tracks are not arbitrary but based
on an extremely strict (as, indeed, nothing can be stricter than working with
random operations), so to speak Cagesque structural principle. It is a procedure
for the organization of time derived from the pieces, whereby the pauses in
between the tracks are strictly proportionate to the durations of the tracks. The
method used by Cage for arranging his finds in his pieces has been adapted for
arranging his pieces on the album so as to create a schematically unforeseeable,
tranquil flow.” (Klaus Lang)
Markus Hennerfeind studied musicology, theater studies and history at the University of Vienna. He writes
about music as a freelance author and as music critic
20
Markus Hennerfeind
of the Wiener Zeitung, and is frequently invited to hold
introductory speeches at various events in Austria and
Germany.
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Heinz Janisch
Be quiet. A deliverance
On “Melodies & Harmonies” by John Cage,
made audible by Annelie Gahl and Klaus Lang
“If you celebrate it, it’s art, if you don’t, it isn’t”
John Cage
I.
“Now be quiet!”
The child could hear the hint of menace in these words. Be quiet, or else …
This silence was a space that belonged to the others. On entering the space –
reluctantly – one was welcome as a guest.
Those who remained in the silence were tolerated.
So one was quiet as a child, an agonizing exercise in patience. It took some time
until the grownups were finally ready to be off.
The loud scraping sound as father pushed back his chair in the restaurant,
mother’s laughter as she put on her shoes in auntie’s hall – those were the signals
indicating that it was permitted to depart from the silence. Talking, hopping,
breathing was again allowed.
For hours one had held one’s breath in the silence, in the nursery, in the sitting room, in the room next door, in the restaurant, and had heard only the
grownups’ voices, never once one’s own.
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Be quiet. It was hard work to be quiet. Being quiet caused headaches and
cramps in one’s legs.
Sitting quietly was more effort than running or walking.
Much rather play a football match on a large pitch than sit quietly for half an
hour!
II. Annelie Gahl and Klaus Lang are playing. Into the silence, with the silence.
And again it is painful to enter this space. It is painful to become suddenly
aware of how little one has understood about this space. One used to think of
the silence as an ally of the others, sister to the menace. And all of a sudden this
silence, this foreign, distant silence begins to speak, in a familiar manner and
kindly and without reproach, yet with great calmness. Unwavering, the silence
has not forgotten anything and has still forgiven everything.
All of a sudden the silence becomes inhabitable.
Tone by tone the silence begins to sound, and one’s own heart is beating, and
the child who has become a grownup is thinking: Be quiet. Quiet now. And it
is like a deliverance. It is a declaration of love. This silence now belongs to you,
and with every second, with every beat of your heart, with every tone it gets
bigger and more beautiful and more powerful.
And along with it, so do you.
III.
I see John Cage as a boy – Little John – play the violin in the nursery. Without
a violin.
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IV.
I hear Little John play the piano in his room. Without a piano.
“And what … do you imagine it to be made of, this bridge?”
“It’s made of tones.”
V.
“What are you doing?”
“I’m conducting!”
“And what or who is it you’re conducting?”
“The silence.”
VIII.
“Sometimes the silence wants to run away from me!”
“So what do you do about it?”
“I play it back to me. Tone by tone.”
VI.
Big Little John is thinking of his childhood. He composes a piece for Little
John.
Then another one. And another one. And still one more, a tiny little one.
“I’ve also written the pauses in between”, says Big Little John.
Little John laughs. He laughs again.
That’s his composition.
VII.
“What are you looking at? We’re in the middle of a lesson and you’re looking
out the window?”
“I’m imagining a bridge.”
“A bridge? Where’s it supposed to lead to?”
“From this bank to the other bank.”
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IX.
I am imagining a violin in an empty room.
Only a breeze is there, the window is open.
I am standing outside, at the window, listening.
X.
I am imagining a piano in an empty room. I am imagining a cat with it, sleeping
underneath the piano. Wasn’t it scampering across the black and white keys
just a moment ago?
XI.
A man is standing in the room, on his own.
He is listening for something. There he stands, leaning against the silence as
though it was a tree. I close the door.
25
XII.
“Please do disturb!”, reads the sign attached to the high door.
I knock loudly, once, twice. Then I open the door.
Big Little John is sitting on a chair in the middle of the room.
I’m at an audition.
Nonplussed, I am holding the violin and the bow in my hands.
“The first knock was good, insistent, resolute”, says Big Little John.
“The next one sounded almost apologetic. Can I hear that again? With more
verve?”
I go out, close the door.
Then I knock.
XV.
Little John is sitting in his room.
He is building a house. From building blocks.
The house is inhabited by silence.
And the building blocks are not visible.
XIII.
The choreographer is waiting in a room which is nearly empty. White walls, a
white carpet, a front of glass with a view of the sky.
“Is there no other furniture?”, the baffled visitor asks.
The choreographer points at the clouds drifting past, at the changing light in
the room.
“This is what I live with”, he says. “And with lots of music.”
XIV.
I play Big Little John’s music to a mathematician.
“Can you come up with a number or a symbol for these sounds?”
He draws an infinity symbol on the paper.
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Heinz Janisch was born at Güssing in 1960. He is the
author of numerous publications, among them many
books for children and young adults, which have been
translated into more than twelve languages. He has
received the Austrian State Award for Juvenile Poetry,
the Austrian Award for Children’s and Young Adults’
Books, the Bologna Ragazzi Award, a nomination for
the German Award for Juvenile Literature, and other
awards. Heinz Janisch has been working with ORF
radio since 1982; he is the editor of the radio portrait
series “Menschenbilder”.
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ANNELIE GAHL
KLAUS LANG
Annelie Gahl was born in 1965. She studied with Paul Roczek at the Universität Mozarteum, with Ernst Kovacic at the Wiener Musikhochschule and with
Shmuel Ashkenasi at the Northern Illinois University. Between 1995 and 2008
she was a member of Camerata Salzburg; she regularly plays with Nikolaus
Harnoncourt’s Concentus Musicus and has performed with Klangforum Wien,
the Chamber Orchestra of Europe and other ensembles.
Teaching assignments in Vienna and at the Universität Mozarteum complement her activities as a musician. Her performances as a soloist have included
cooperations e.g. with Camerata Salzburg at Brucknerhaus in Linz, Wiener
Musikverein, Wien Modern, the Salzburg Festival and Philharmonie Luxembourg, presenting programs mainly focusing on compositions by Giacinto
Scelsi, Luigi Nono, John Cage and Galina Ustvolskaya. Annelie Gahl’s first solo
CD “innaron” was released in 2005 and comprises pieces by H.I.F. Biber and
contemporary Austrian composers. Chamber music is a special focus in her
work, as well as improvisations, for example in her work as the musical partner
of dancer Mario Mattiazzo, with whom she has cooperated in various productions for the Wiener Schauspielhaus and the Odeon Wien.
Annelie Gahl has been awarded the Anton Bruckner Prize of the Wiener Symphoniker.
Klaus Lang was born in Graz in 1971; he now lives at Steirisch-Lassnitz as a
freelance composer and organist. He studied composition, music theory and
organ at the Musikhochschule Graz, with Hermann Markus Preßl, Beat Furrer,
Younghi Pagh Paan and others. Klaus Lang has been awarded commissions
for compositions by a number of renowned New Music festivals, including
steirischer herbst, Wien Modern, IMD Darmstadt, Eclat Stuttgart, Maerzmusik
Berlin, Osterklang Innsbruck, Tage zeitgemäßer Musik Bludenz, Musikmonat
Basel, Takefu Festival (Japan), Lucerne Festival and Wittener Tage für neue
Kammermusik. He has written musical theater works e.g. for the Bonn Opera
House, Tiroler Landestheater, Hebbeltheater Berlin, Theater Aachen and the
Munich Biennial. Lang’s compositions have been performed by ensembles such
as Klangforum Wien, Arditti Quartett, Ensemble Intercontemporain, die reihe,
the choirs of WDR and SWR, the recreation orchestra of Graz, and many others. In addition to his work as a composer, Lang is also active as an organist,
performing Old and New Music as well as improvisations, and he has written numerous articles for music magazines. For more information, visit Klaus
Lang’s website at klang.mur.at.
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©+
2010 col legno Beteiligungs- und Produktion GmbH
Distribution See our website www.col-legno.com
Annelie Gahl
Klaus Lang
Producer Andreas Schett, Peter Kollreider, col legno
Recording Date September 29 – 30, 2009
Recording Location Amann Studios, Vienna
Sound Engineer Christoph Amann
Cutter Josef Novotny
Publisher C. F. Peters Musikverlag
Texts Markus Hennerfeind, Heinz Janisch
Translations Astrid Tautscher
Photography Betty Freeman (Cage), Xenia Hausner (Gahl), Nora Scheidl (Lang)
Editor Markus Hennerfeind
Design Concept Circus. Büro für Kommunikation und Gestaltung, Innsbruck, www.circus.at
Typesetting & Layout Circus
With special thanks to Josef Novotny, Burkhard Stangl and Ferdinand Schmatz
Released by col legno:
— John Cage, Sonatas and Interludes, 1996 (WWE 1CD 20001)
— John Cage, Works for Prepared Piano, 1998 (WWE 2CD 20027)
— John Cage, Music for Percussion Quartet, 1998 (WWE 1CD 20015)
— John Cage, Concerto for Prepared Piano and Chamber Orchestra, Sixty-Eight, 2003 (WWE 1CD 20088)
— Klaus Lang, missa beati pauperes spiritu, 2006 (WWE 1CD 20271)