Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen
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Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen
Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen Eine Projektarbeit der Rheinischen Fachhochschule Köln Ulrich Aschenbroich Köln, Januar 2005 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ......................................................................................................... 2 Abbildungsverzeichnis................................................................................................. 3 Tabellenverzeichnis ...................................................................................................... 3 Abkürzungsverzeichnis................................................................................................ 4 1 Einführung.......................................................................................................... 5 1.1 Fragestellung der Arbeit....................................................................................... 5 1.2 Abgrenzung des Themas..................................................................................... 5 1.3 Vorgehensweise .................................................................................................. 5 2 Der Kinomarkt .................................................................................................... 6 2.1 Die aktuelle Marktsituation................................................................................... 6 2.2 Wertschöpfungskette eines Kinofilms .................................................................. 8 2.3 Finanzierung eines Kinofilms ............................................................................. 10 3 Erfolgsfaktoren ................................................................................................ 12 3.1 Bedeutung von Erfolgsfaktoren.......................................................................... 12 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.5 Filmspezifische Erfolgsfaktoren ......................................................................... 12 Definition ............................................................................................................ 12 Stars................................................................................................................... 13 Regisseur........................................................................................................... 15 Genre ................................................................................................................. 15 Inhalt .................................................................................................................. 16 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4 3.3.5 Studioabhängige Erfolgsfaktoren....................................................................... 17 Definition ............................................................................................................ 17 Filmbudget ......................................................................................................... 17 Werbung ............................................................................................................ 18 Zeitpunkt der Veröffentlichung ........................................................................... 19 Distribution ......................................................................................................... 19 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4 Gesellschaftliche Erfolgsfaktoren....................................................................... 21 Definition ............................................................................................................ 21 Filmkritik............................................................................................................. 21 Mund zu Mund-Propaganda .............................................................................. 22 Auszeichnungen ................................................................................................ 22 4 Fazit................................................................................................................... 23 4.1 Diskussion.......................................................................................................... 23 4.2 Empfehlung........................................................................................................ 25 Literaturverzeichnis .................................................................................................... 27 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 3 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Marktanteile der großen Hollywood Studios 2003 in % ............................. 7 Abbildung 2: Wertschöpfungskette einer Spielfilmproduktion ......................................... 9 Abbildung 3: Finanzierungsarten .................................................................................. 10 Abbildung 4: Beispiel einer Filmfinanzierung in Deutschland ....................................... 11 Abbildung 5: Von der Produktion zum Konsumenten ................................................... 20 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Kinobesucher und Umsatz nach dem 3. Quartal der Jahre 2003 und 2004.......................................................................................................... 6 Tabelle 2: Besucherzahlen je Genre 1998.................................................................... 16 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen Abkürzungsverzeichnis FFA Filmförderungsanstalt AMPAS Academy of Motion Arts and Sciences US United States 4 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 1 5 Einführung 1.1 Fragestellung der Arbeit Die vorliegende Arbeit versucht die Frage zu beantworten, ob es möglich ist den Erfolg eines Kinofilms vorherzusagen. In dem Zusammenhang sollen die wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine Kinofilmproduktion herausgearbeitet werden. Des Weiteren sollen mögliche Empfehlungen für das Management von Filmproduktionen untersucht bzw. gegeben werden. Als Ergebnis werden letztendlich einige Erfolgsfaktoren feststehen, oder die Arbeit kommt zu dem Schluss, das der Erfolg eines Kinofilm gar nicht oder nur begrenzt vorhersagbar ist. 1.2 Abgrenzung des Themas Diese Arbeit behandelt ausschließlich die Erfolgsfaktoren für Kinofilmproduktionen. Hierbei beschränkt sich der wesentliche Teil der Arbeit auf den deutschen Markt ohne aber den US Markt, als finanzkräftigsten Markt, aus den Augen zu verlieren. Eine Übertragbarkeit der herausgearbeiteten Faktoren auf den Fernsehfilm wird außen vor gelassen. Diese Eingrenzung ist auf Grund des umfangreichen Themas leider geboten. 1.3 Vorgehensweise Das zweite Kapitel „Der Kinomarkt“ beginnt mit einer Analyse der aktuellen Marktsituation des deutschen Kinomarktes, in der die Entwicklung der Branche seit 2002 erläutert wird. In diesem Zusammenhang wird auch ein Blick auf die internationale Produktion von Spielfilmen geworfen und der US-Markt kurz erläutert. Danach werden die Wertschöpfungskette und die Finanzierung eines Kinofilms kurz dargestellt, damit der Leser einen Überblick über den Ablauf einer Filmproduktion bekommt. Auf der Grundlage dieser Fakten sollen im dritten Kapitel mögliche Erfolgsfaktoren eines Kinofilms erarbeitet und diskutiert werden. Das Fazit versucht eine abschließende Bewertung der ermittelten Erfolgsfaktoren und spricht eine Handlungsempfehlung an das Management von Filmproduktionen aus. Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 2 6 Der Kinomarkt 2.1 Die aktuelle Marktsituation Der deutsche Kinomarkt konnte im ersten Halbjahr 2004 einen leichten Aufschwung gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnen. Die Besucherzahlen stiegen von 71,3 Mio. auf 72,3 Mio. und der Umsatz legte um 6 Mio. €, von 414 Mio. € auf 420 Mio. € zu.1 Im dritten Quartal konnten die Umsätze und die Besucherzahlen noch einmal erheblich gesteigert werden. Die Besucherzahlen stiegen um weitere 34,3% auf 110 Mio. Besucher und der Umsatz stieg um 34,2 % auf 638,6 Mio. €.2 Da der durchschnittliche Eintrittspreis mit 5,81 € im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben ist, ist hier von einem realen Zuwachs die Rede. Die Nachfolgende Tabelle zeigt die Besucherzahlen sowie den Umsatz zum dritten Quartal 2004 Kinobesucher Kinoumsatz 30.09.2004 30.09.2003 Steigerung in % 110 Mio. 97,6 Mio. + 12,7 638,6 Mio. € 565,3 Mio. € + 13 Tabelle 1: Kinobesucher und Umsatz nach dem 3. Quartal der Jahre 2003 und 2004 3 Der Zuwachs im dritten Quartal liegt vor allem an dem Erfolg des Films (T)Raumschiff Surprise, der seit dem Kinostart am 22.07.2004, 9,1 Mio. Besucher verzeichnen konnte. Der Marktanteil des deutschen Films lag im Jahr 2003 bei 17,5%. Diese Marke wird der deutsche Film im Jahr im Jahr 2004 überschreiten. Im ersten Halbjahr erreichte er einen Marktanteil von 13%, der sich aufgrund der Filme „(T)Raumschiff Surprise“, „Die fetten Jahre sind vorbei“ und den „Sieben Zwergen“ im 2. Halbjahr auf über 23% gesteigert hat.4 1 Vgl.: FFA: FFA Info. Das Kino-Halbjahr 2004. S. 1 17.08.2004 Vgl.: Heiko R. Blum: Ein Hoch auf die 7 Zwerge. Rheinische Post. Kultur A 8. 28.12.2004, sowie Nielsen EDI in Constantin Film AG: Zwischenbericht 3. Quartal. Geschäftsverlauf im dritten Quartal 2004. S. 4. 3. Quartal 2004 3 Vgl.: Nielsen EDI in Constantin Film AG: Zwischenbericht 3. Quartal. Geschäftsverlauf im dritten Quartal 2004. S. 4. 3. Quartal 2004 4 Vgl.: FFA: FFA Info. Das Kino-Halbjahr 2004. S. 1 17.08.2004 sowie Die Welt: Deutscher Film im Aufwind. 29.12.2004 2 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 7 Im internationalen Vergleich jedoch nimmt Deutschland immer noch einen der hinteren Ränge ein. Mit 80 Spielfilmproduktionen im Jahr 2003 rangiert Deutschland deutlich hinter Spanien (98), Italien (103), Frankreich (200), den USA mit 400 und Indien als Spitzenreiter mit 800 Spielfilmproduktionen. Was die Investitionen in den Spielfilmbranche angeht liegen die USA mit 12 Milliarden € weit vor Europa, die weniger als ein viertel an Film-Investments tätigen. Der Erfolg des US Filmmarkt ist vor allem der große Heimatmarkt. Mit 280 Mio. Menschen bietet sich den Produzenten ein riesiger Absatzmarkt der zum grossteil schon die Refinanzierung des investierten Geldes sichert, bevor der Film nach Europa kommt. Export und die nachgelagerten Verwertungsstufen sicher letztendlich die Gewinne der erfolgreichen Produktionen. In Europa hingegen verlassen 85% der produzierten Spielfilme nie ihr Ursprungsland. Der große Heimatmarkt und die damit Verbundene schnelle Refinanzierung sind auch der Grund warum in den USA mehr Geld für Filmproduktionen ausgegeben wird. Ein amerikanischer Film kostet im durchschnitt 43,5 Mio. € ein deutscher hingegen nur 5 Mio. €.5 Der US Filmmarkt teilte sich im Jahr 2003 wie folgt auf. Disney/Buena Vista 16,7% Sonstige 13,1% Dreamworks 2,6% MGM 3,9% Paramount 7,1% Sony 13,2% Fox 8,8% New Line 10,1% Warner 12,7% Universal 11,8% Abbildung 1: Marktanteile der großen Hollywood Studios 2003 in %6 5 Vgl.: Dr. Matthias Kurp: Filmwirtschaft. Umsatzrückgang an den Kinokassen. S. 1 – 7. 05.02.2004. URL: http://www.medienmaerkte.de/ - Download 11.11.2004 6 Vgl:: Hollywood Reporter in der Financial Times Deutschland Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 8 Wie das Diagramm zeigt teilt sich der US Filmmarkt im Jahr 2003 unter sieben großen Studios mit einem Marktanteil zwischen 7,7 und 16,7% auf. MGM, welches inzwischen von Sony und einigen Investoren gekauft wurde und Dreamworks spielten im Jahr 2003 eher eine untergeordnete Rolle. Der Kinomarkt befindet sich wie beschrieben auf dem Weg der Besserung, das heißt Filme die „gut gemacht“ sind sollten die nötigen Ergebnisse zur Refinanzierung und der Erwirtschaftung von Gewinnen einbringen. Doch was heißt „gut gemacht“? Reicht es aus eine gute Geschichte zu haben, ein paar Stars zu verpflichten, oder gehört mehr dazu um einen guten Film zu machen? Dieser Frage soll in den folgenden Kapiteln auf den Grund gegangen und wenn möglich Empfehlungen ausgesprochen werden. Zunächst soll jedoch die Werstschöpfungskette eines Kinofilms und die Finanzierung kurz erläutert werden. 2.2 Wertschöpfungskette eines Kinofilms Die Planung und Durchführung eines Filmprojektes lässt sich in vier Phasen einteilen. Die erste Phase ist die Stoffentwicklung (development). Hier wird das Thema oder die Idee für den späteren Spielfilm gesucht und dann in ein Drehbuch umgesetzt. Ideenfindung und Umsetzung werden in dieser Phase schon finanziert. Die Projektentwicklung oder das packaging besteht aus drei Bereichen: - der kreative Bereich umfasst das Drehbuch, die Besetzung der Hauptrollen, den Regisseur und alle anderen kreativen Elemente die im Vorfeld geklärt werden müssen - der finanzielle organisatorische Bereich besteht aus dem Finanzplan, dem Cash-flow-Plan, dem Rückflussplan, dem Tilgungsplan, dem Drehplan und der Kalkulation - der Verwertungs- oder Marketingbereich, besteht aus dem Marketingkonzept, den Kampagnen, der Kalkulation für die Werbung und der Finanzierung des Marketingkonzepts. Hier werden schon die Verleih- und Vertriebsgarantien für den späteren Film abgeschlossen Diese Maßnahmen im Vorfeld der eigentlichen Produktion dienen einer Minderung des Produktionsrisikos und sollen Aufschluss über den erwarteten Mittelrückfluss geben. Die dritte Phase ist schließlich die eigentliche Produktion des Films. Sie ist unterteilt in die Vorbereitung oder preproduction, den Dreh oder production und die Endfertigung oder die postproduction. In der Vorbereitung werden die Verträge mit den Schauspielern und dem Team abgeschlossen und die Drehorte und Sets festgelegt und gestaltet. Nach dem die Vorbereitungen abgeschlossen sind kommt der eigentliche Dreh. Die einzelnen Szenen werden aufgenommen und die produktionsbegleitende PRKampagne beginnt. Gleichzeitig wird darauf geachtet das der Drehplan möglichst ge- Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 9 nau eingehalten wird. Am Ende des Drehs beginnt bereits der Rohschnitt. Dieser wird in der Endfertigung abgeschlossen. In der Endfertigung werden die Spezialeffekte und die einzelnen Szenen zusammen gefügt und wenn nötig mit zusätzlichen Geräuschen oder Musik hinterlegt. Am Ende steht dann der Fertige Film. In der vierten und letzten Phase, der Verwertung, läuft die Werbekampagne durch die Verleiher an. Danach folgt die Premiere die von einer ausgedehnten Promotionstour begleitet wird. Nach der Verwertung des Films im Kino, folgt der Verleih und Verkauf als Video oder DVD. Danach folgt die Ausstrahlung im Pay- und anschließend im FreeTV. Das folgende Diagram veranschaulicht den beschriebenen Ablauf noch einmal. Stoffentwicklung (development) Projektentwicklung Produktion Verwertung (packaging) - Kreativer Bereich - finanzieller, organi- satorischer Bereich - Verwertungs- oder Marketingbereich - Vorbereitung - Dreh - Endfertigung Abbildung 2: Wertschöpfungskette einer Spielfilmproduktion7 Natürlich lassen sich in der Praxis die einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette nicht so chronologisch aneinander Reihen wie in der Abbildung dargestellt, sondern greifen wie die Räder eines Zahnrades fließend in einander. Des Weiteren ist diese Darstellung nur ein Beispiel, das aus verschiedenen Darstellungen ausgewählt wurden, da es meiner Meinung nach die logischste Reihenfolge ist.8 7 Vgl.: Beate Schneider, Silvia Knobloch: Controlling-Praxis in Medien-Unternehmen. Klaus Keil: Filmproduktion. S. 194-198. September 1999, sowie Deborah S. Patz: Film Production Managent. Tabel of content. S. 9-15. 2002, sowie Prof. Dr. Niklas Mahrdt: Vorlesung Medienökonomie. Der TV & Kino-Markt. S. 36-45. SS 2003 8 Vgl.: Beate Schneider, Silvia Knobloch: Controlling-Praxis in Medien-Unternehmen. Klaus Keil: Filmproduktion. S. 194-198. September 1999, sowie Deborah S. Patz: Film Production Managent. Tabel of content. S. 9-15. 2002, sowie Prof. Dr. Niklas Mahrdt: Vorlesung Medienökonomie. Der TV & Kino-Markt. S. 36-45. SS 2003 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 10 2.3 Finanzierung eines Kinofilms Es gibt verschiedene Alternativen einen Kinofilm zu finanzieren. Es wird zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung sowie zwischen Außen- und Innenfinanzierung unterschieden. Nachfolgende Grafik zeigt die Zuordnung der verschiedenen Finanzierungsarten zu den vier Bereichen. Jeden Bereich einzeln zu erläutern wäre eine eigene Arbeit wert, deshalb soll im Folgenden lediglich ein allgemeiner Überblick über die Verschiedenen Arten der Filmfinanzierung gegeben werden und welche Faktoren dafür ausschlaggebend sind. Innenfinanzierung Eigenfinanzierung Außenfinanzierung Selbstfinanzierung Einlagenfinanzierung Finanzierung aus Abschreibungen Beteiligungsfinanzierung Vermögensumschichtungen Finanzierung durch Rationalisierung Finanzierung aus Rückstellungen Fremdfinanzierung Kreditfinanzierung Filmförderung Abbildung 3: Finanzierungsarten9 Die häufigste Art der Filmfinanzierung ist die Beteiligungsfinanzierung oder eine Mischform. Diese hat den Vorteil, das mehrer Geldgeber die Produktionskosten tragen und somit im Falle eines Flops, der Verlust auf die Kapitalgeber verteilt wird. Ein Teil des benötigten Kapitals wird durch Verleih- und Vertriebsgarantien sowie den Verkauf von Fernsehlizenzen aufgebracht. Für die fehlende Summe werden externe Investoren gesucht. In Deutschland könnte eine solche Finanzierung wie folgt aussehen. 9 Vgl.: Prof. Weidemann: Vorlesung Investition und Finanzierung. Finanzierungsarten. WS 03/04, sowie Thommen und Achleitner: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Teil 6 Finanzierung. Kapitel 3-5. S. 495-527. Gabler Oktober 2001 sowie Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms.Finanzierung von Spielfilmprojekten. Finanzierungsarten. S. 82-94. Verlag Reinhard Fischer 2001 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 5% 20% 11 20% Landesförderung 5% Bundesförderung (FFA) Verleihgarantien Privater Investor 15% 35% TV-Lizenzen Produzentenanteil Abbildung 4: Beispiel einer Filmfinanzierung in Deutschland Das Beispiel zeigt eine Mischform der Finanzierung. Durch die Vergabe von Verleihgarantien und TV-Lizenzen sowie einem Eigenkapitalanteil ist das Kapital seitens des produzierenden Studios von 40% des Budgets beschafft worden. Zusätzlich gibt es noch Gelder aus Landes- und Bundesmitteln in Höhe von 25% des Budgets. Diese zinslosen Darlehen unterliegen bestimmten Rückzahlungsbedingungen. Die restlichen 35% des Budgets bringt ein Investor in Form einer Beteiligung auf. Natürlich sind eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten der Finanzierung möglich, jedoch möchte ich nicht zu weit vom eigentlichen Kern der Arbeit abschweifen. Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 3 12 Erfolgsfaktoren 3.1 Bedeutung von Erfolgsfaktoren Wie in der Einleitung schon beschrieben hat sich der deutsche Kinomarkt im Vergleich zum Vorjahr wieder erholt und verzeichnet einen Aufschwung. Dieser Aufschwung ist mit Sicherheit auch erfolgreichen Filmen wie „Herr der Ringe Rückkehr des Königs“, „Spiderman2“ „(T)Raumschiff Surprise“, zu verdanken. Doch lässt sich dieser Erfolg eines Spielfilms vorher bestimmen? Nachfolgend sollen die wichtigsten Erfolgsfaktoren beschrieben und analysiert werden. Kinofilme sind ein risikoreiches Geschäft in dem eine Menge Geld gewonnen, aber auch verloren werden kann. Nur drei oder vier von zehn Filmen erreichen die Gewinnschwelle oder überschreiten sie.10 Deshalb wäre es für die Filmindustrie von großer Bedeutung, wenn sich Erfolgsfaktoren für eine Filmproduktion definieren ließen. Die in der Literatur beschriebenen Erfolgsfaktoren eines Kinofilms lassen sich in drei Bereichen einteilen, die von der Filmindustrie mehr oder weniger beeinflusst werden können. Der erste Bereich umfasst die eigentlichen Merkmale eines Kinofilms, wie Stars, Regisseur, Genre und Inhalt. Der zweite Bereich beschäftigt sich mit den Faktoren die nicht direkt mit dem Dreh des Films zu tun haben. Hier sind das Filmbudget, die Werbung, der Zeitpunkt der Veröffentlichung und die Distribution zu nennen. Der dritte und letzte Bereich umfasst die Faktoren, die das produzierende Studio nur in geringem Maße beeinflussen kann. Dazu zählen die Filmkritik, die Mund zu Mund-Propaganda und die Auszeichnungen, die der Film erhält.11 3.2 Filmspezifische Erfolgsfaktoren 3.2.1 Definition Filmspezifische Erfolgsfaktoren sind diejenigen, die das Produkt Film beinhaltet. Der fertige Film wird später an seiner Qualität gemessen und die in diesem Abschnitt aufgeführten Faktoren Stars, Regisseur, Genre und Inhalt sind die wesentlichen Qualitätsmerkmale des Films. Werden in diesem bereich Fehler gemacht hilft auch die beste 10 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. 1. Introduction. S. 4. September 2003 11 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. 1. Introduction. S. 4. September 2003 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 13 Werbekampagne und die ausgefeilteste Vertriebsstrategie nicht mehr, um den Film erfolgreich zu machen. 3.2.2 Stars Die Kosten der Herstellung von Filmen sind, auch durch den Einsatz von Stars, in den letzten Jahren stark angestiegen. Betrugen die Produktions- und Marketingkosten eines Spielfilms 1990 im durchschnitt noch 28,74 Mio. € so waren es 2002 im durchschnitt 66,29 Mio. €12. Filme wie „Alexander“, bei denen Stars wie Angelina Jolie, Val Kilmer und Anthony Hopkins mitwirken, haben ein Budget von rund 111 Mio. €. Die Gagen der drei Stars für diesen Film belaufen sich allein auf rund 30 Mio. €, also mehr als ein viertel der Produktions- und Marketingkosten.13 Doch rechtfertigt der Erfolg diese hohen Ausgaben? Die Literatur zu diesem Thema ist sehr vielseitig. Sie geht von verschiedenen Theorien aus. So geht der insbesondere von Ravid (1997) vertretene Ansatz davon aus, dass Stars zwar den Umsatz eines Kinofilmssteigern aber diesen über Ihre Gagen auch gleich wieder abschöpfen. Sie sind zu dem durch Spezial Effekte zu ersetzen.14 In einem Artikel im Journal of Marketing (2003) beschreibt er, dass Star Power im Zusammenhang mit hohem Budget lediglich schlechte Kritiken mildert ansonsten aber keine Einfluss auf den Erfolg hat. Albert untersuchte 1998 die Top 20 Filme zwischen 1940 und 1955 sowie 1960 bis 1969. Insgesamt betrachtete er 283 unterschiedliche Filmtypen die mindestens einen Top 20 Film generiert haben. 155 generierten einen, 52 zwei, 22 schafften drei. Der Filmtyp der vor allem durch Clint Eastwood geprägt wurde erreichte 19 Top 20 Platzierungen. Auf Grund dieser Basis folgerte Albert, dass Filme des gleichen Typs ebenfalls erfolgreich sein müssten, oder zumindest große Erfolgschancen haben.15 Prag und Casavant stellte in Ihrer Studie fest, dass der Einsatz von Stars einen positiven Einfluss auf das Marketing von Spielfilmen hat. Die Promotion für einen Film benutzt die Stars um auf den Film aufmerksam zu machen. Der Star kann demnach zur Steigerung des Umsatzes beitragen. Die Arbeit gibt aber keinen Aufschluss ob der Star den Gewinn beeinflusst.16 12 der Umrechnungskurs beträgt 1,35 € für 1$ Vgl.: IMDbpro.com: Moviemeter. Alexander. Main details. Angelina Jolie. URL: http://pro.imdb.com/title/tt0346491/maindetails - Download 02.01.2005 14 Vgl.: S. Abraham Ravid: Information Blockbuster and Stars? A Study of the Film Industry. In: Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Star power als Rent capturing Power. S. 27 – 28. Reinhardt Fischer Verlag 2001 15 Vgl.: Steven Albert: Journal of Cultural Economics. Movie Stars and the Distribution of Financially Successful Films in the Motion Pictures Industry. 1998, sowie Suman Basuroy, Subimal Chatterjee, S. Abraham Ravid: Journal of marketing. How critical are critical reviews? The box office effects of film critics, star power, and big budgets. Oktober 2003 16 Vgl.: Jay Prag, James Casavant: An Empirical Study of the Determinants of Revenues and Marketing Expenditures in the Motion Picture Industry. In: Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Star power als Drawing power S. 26 – 27. Reinhardt Fischer Verlag 2001 13 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 14 Nach Thorsten-Henning Thurau und Dominik Dallwitz-Wegner haben Stars die folgende Bedeutung. Für ihre Studie haben die Beiden 4500 Kinobesucher per Email gebeten an einer Internet Befragung teilzunehmen. Die Rücklaufquote lag bei 25,9% und die Alters Einteilung entsprach weitestgehend der Grundgesamtheit. Die ältere Generation war jedoch leicht unterrepräsentiert. Der Star und der Film stehen in einer engen Wechselbeziehung zu einander. Das Image des Stars verknüpft sich mit dem Thema und dem Genre des Films und bildet eine passende, oder auch nicht passende Einheit. So gibt es z.B. Stars die in der Bevölkerung automatisch mit bestimmten Genres in Verbindung gebracht werden. Bei Namen wie Jean Claude van Damme oder Angelina Jolie denkt der Kinogänger sofort an einen Actionfilm und bei Jim Carry erwarten die meisten eine Komödie. Dem gegenüber gibt es Stars wie Tom Hanks die mit keinem speziellen Genre in Verbindung gebracht werden. Der Einsatz von Stars ist demnach an bestimmte Bedingungen geknüpft. Somit ist nicht jeder Star für jeden Film geeignet. Bei der Planung und dem Marketing von Spielfilmen muss also sehr genau darauf geachtet werden, ob der ins Auge gefasste Star wirklich zum Thema des Filmprojektes passt. Des Weiteren ist zu beachten, dass ein Star mit hervorragendem Image einen weitaus größeren Einfluss auf den Publikumserfolg hat als ein Star der mit gut beurteilt wird. So wird ein Actionfilm mit Jim Carry in der Hauptrolle nicht mehr Besucher ins Kinolocken, als derselbe Film mit einem neuen Gesicht in der Hauptrolle. Jim Carry wäre vielleicht ein guter Schauspieler, aber nicht wie in Komödien hervorragend und damit seine Gage von ca. 18 Mio. € nicht wert. Doch wird das Image des Stars nicht nur auf den Film übertragen, sondern auch umgekehrt. Deshalb ist es auch für den Star von Bedeutung welche Rollen er annimmt und welche nicht. Misslingt das Filmprojekt so überträgt sich dieses Image auf den Schauspieler und verschlechtert seinen Marktwert. Ein weiterer entscheidender Faktor für den Einsatz von Stars ist die Attraktivität des Filmprojekts. Filme wie „Der Herr der Ringe“ oder „Spiderman“ genießen auch ohne Stars, auf Grund der Geschichte die Sie erzählen und das Image das sich mit dieser Geschichte verbindet, eine sehr hohe Attraktivität und kommen deshalb ohne Superstars aus. Diese würden den Erfolg nicht in dem Maße steigern das die Ausgaben die sie verursachen wieder eingespielt werden.17 Der Einsatz von Stars garantiert also keinen wirtschaftlichen Erfolg. Es ist bis heute nicht einwandfrei nachgewiesen in wie weit die Umsatzsteigerung durch ihren Einsatz über die Gagen von mehreren Mio. € wieder abgeschöpft werden. Des Weiteren müsste die Frage beantwortet werden in wie weit der Film Erfolgreich wäre, wenn keine Stars zum Einsatz gekommen wären. 17 Vgl.: Thorsten Hennig-Thurau, Dominik Dallwitz-Wegner: Working Paper No. 2. Zum Einfluss von Filmstars auf den ökonomischen Erfolg von Spielfilmen. August 2003, sowie Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Star power als Erfolgsfaktor: die 90er Jahre. S. 25 – 34. Verlag Reinhard Fischer 2001 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 15 3.2.3 Regisseur Die Rolle des Regisseurs ist mit der Rolle des Stars zu vergleichen. Es besteht ebenfalls eine Wechselbeziehung zwischen ihm und dem Film. Sein Image überträgt sich auf den Film und das Image des entstandenen Films überträgt sich auf Ihn. Wie bei den Stars werden auch die einige Regisseure mit bestimmten Genre in Verbindung gebracht und andere genießen einen Genre-Übergreifenden guten ruf. So denkt man bei Roland Emmerich an Actionfilme mit einem hohen Anteil an SpezialEffekten. Steven Spielberg hingegen wird keinem bestimmten Genre zu geordnet.18 3.2.4 Genre Das Genre, dem ein Kinofilms angehört, gibt dem Konsumenten einen ersten und oft schon entscheidenden Ansatzpunkt. Der potenzielle Kinobesucher teilt anhand des Genres ein, welchen Film er vielleicht sehen möchte und welcher für Ihn nicht in Frage kommt. Gängige Kategorien sind der Actionfilm, Dramen, Liebesfilme, Komödien, Science-Fiction, Horror, Western und Historienfilme. Manchmal lassen sich Filme zu mehr als einer Kategorie zurechnen, dann bezeichnet man sie z.B. als Actionkomödie. Die Übereinstimmung eines Films mit einem bestimmten Genre erzeugt im Konsumenten bestimmte Erwartungen, die er auf Grund des Genres mit dem Film verbindet ohne ihn gesehen zu haben. So assoziiert der geneigte Kinogänger mit einem Historienfilm große Schlachten, weite und historische Landschaften und Heldentaten, dagegen stehen bei einem Liebesfilm eher große Gefühle, Missverständnisse und Intrigen im Vordergrund. Die nachfolgende Tabelle zeigt, als Beispiel, die Besucherzahlen je Genre und die durchschnittlichen Besucher pro Film im Jahr 1998. Die Zahlen werden sich im laufe der Jahre geändert haben. Sie sollen lediglich oben beschriebenen Sachverhalt verdeutlichen. Die Affinität und die Größe einer Zielgruppe ist demnach ein Erfolgsbestandteil des Genres der den Umsatz des Spielfilms beeinflusst. 18 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. Literature Review on Success Factors of Motion Pictures. S. 6 – 7. September 2003 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen Genre Actionfilm 16 Ges. Besucher 1998 Durchschn. Besucher pro Film 37.172.639 2.065.146 9.484.516 1.053.835 Kinderfilm 12.321.672 821.444 Komödie 29.412.855 817.023 Thriller 14.459.087 578.363 Science-Fiction Tabelle 2: Besucherzahlen je Genre 199819 Die Tabelle zeigt das der Aktionfilm gefolgt vom Science-Fiction-Film pro Film die meisten Besucher ins Kino lockte. Doch ist das Genre nicht nur für den Umsatz eines Kinofilms von Bedeutung, sondern auch für die Kosten. Ein Liebesfilm kostet z.B. weniger als ein Actionfilm gespickt mit Spezial-Effekten.20 3.2.5 Inhalt Der Inhalt oder auch das Thema eines Kinofilms wirkt sich positiv oder auch negativ auf den Besucher aus. Hier kommt es ähnlich wie beim Genre auf das subjektive empfinden des Kinobesuchers an. Doch bildet sich der Konsument auf Grund seines Vorwissens oder über Trailer seine eigene Meinung zu dem Film. Hierbei ist der Ursprung des Inhalts entscheidend. In Frage kommen z.B. Sagen und Legenden wie „Robin Hood“ und „Troja“, Märchen wie „Schneewittchen“, Literaturverfilmungen z.B. „Der Herr der Ringe“, Comics wie „Spiderman“, historische Themen oder Ereignisse und viele mehr. Es kommt bei diesen verschiedenen Inhalten darauf an welche Geschehnisse und Gedanken der Konsument mit diesen Themen verbindet, welche inhaltlichen Vorstellungen er hat. Dieser Zusammenhang lässt sich am Beispiel des „Herrn der Ringe“ recht gut erläutern. Das Buch von J.R.R. Tolkien gibt es ist schon sehr lange auf dem Markt und hat eine sehr große Fangemeinde. Der erste Versuch der Verfilmung als Zeichentrick war nur mäßig erfolgreich, da die Erwartungen der Fangemeinde nicht erfüllt werden konnte. Jeder der dieses Buch gelesen hat, hat seine individuellen Vorstellungen wie die Landschaften, die Helden und die Städte aussehen. Mit diesen subjektiven Vorstellungen, die sich die Konsumenten auf Grund der Kenntnis der Trilogie gemacht haben, sind sie 19 20 Vgl.: Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Das Genre. S. 52 – 54. Verlag Reinhardt Fischer 2001 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations: The Case of Motion Pictures. Movie Genre. S. 6 – 7. 2001, sowie Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Das Genre. S. 52 – 54. Verlag Reinhardt Fischer 2001 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 17 in die Kinos gegangen. Die Kenntnis des Inhalts hat sie also dazu gebracht diesen Film zu sehen. Der Kinobesucher wollte sehen, ob seine Vorstellungen die er im Vorfeld anhand des Buches oder durch Trailer entwickelt hatte, auch tatsächlich mit dem Kinofilm übereinstimmen. Die Schnittstelle zwischen den geschürten Erwartungen durch das Buch und dem was der Film am Ende zeigt muss dem Regisseur gelingen um mit dem Film erfolgreich zu sein.21 Der Konsument erhofft sich von dem Inhalt nicht nur eine kurzfristige Abwechselung während des Kinobesuches, sondern eine kommunikativen und gesellschaftlichen Mehrwert, indem der Film Anlass zur Diskussion und Unterhaltung im Freundes und Bekanntenkreis gibt und zudem das positive Gefühl vermittelt zu dem Kreis derer zu gehören die den Film gesehen haben. Bei einem schlechten Inhalt würde der Konsument diese Mehrwerte nicht erleben. 3.3 Studioabhängige Erfolgsfaktoren 3.3.1 Definition Die Studioabhängigen Erfolgsfaktoren beeinflussen den Erfolg des Films von außen. Filmbudget, Werbekampagne, Zeitpunkt der Veröffentlichung und die Distribution sowie die Kopien sollen den Filmerfolg positiv beeinflussen. Das Filmbudget steht genau zwischen den beiden ersten Bereichen. Es umfasst sowohl das Produktions- als auch das Marketingbudget. 3.3.2 Filmbudget Das Filmbudget als Erfolgsfaktor muss von zwei Seiten betrachtet werden. Von der Seite des produzierenden Studios gesehen, liegt dem Budget folgende Annahme zu Grunde. Je aufwendiger die Geschichte ist, die verfilmt werden soll, umso größer muss das Budget für den Film sein, um den Vorstellungen eines möglichst großen Publikums zu entsprechen. Dies ist vor allem bei Filmen mit hohem Einsatz von Spezial-Effekten, Computeranimationen und Stars der Fall. Fluch der Karibik mit Johnny Depp und Orlando Bloom kostete z.B. rund 93 Mio. €, Godzilla mit seinen SpezialEffekten schlug mit rund 91 Mio. € zu buche. Zudem bestimmt das Budget den Umfang der Werbekampagnen. Von der anderen, also dem Konsumenten betrachtet, verbindet dieser mit einem hohen Budget Qualität. Bei Kosten von 90 Mio. € muss der Film gut sein, den keiner würde soviel Geld investieren, wenn der Film schlecht wäre. Dass diese Annahme nicht zwingend zutrifft, hat in letzter Zeit der Film „Alexander“ bewiesen. Trotz eines Budgets von 111 Mio. € konnte der Film bis jetzt nur 25 Mio. € einspielen. 21 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations: The Case of Motion Pictures. Symbolicity. S. 7 – 8 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 18 Je höher das Budget umso Risikoreicher wird die Investition. Bei einem Einsatz von 111 Mio. € ist das Verlustrisiko entsprechend höher, als wenn nur 1 Mio. € investiert worden wären.22 3.3.3 Werbung Die Werbung für einen Kinofilm wird nachhaltig durch das Budget beeinflusst. Je teurer ein Film war, umso größer sind die Aufwendungen für Werbung um diese Produktionskosten wieder einzuspielen. Die Werbung für einen Kinofilm beginnt schon bei den Dreharbeiten. Auf der Homepage des Films werden Bilder der verschiedenen Drehorte und Aufbauten gezeigt, Trailer veröffentlicht und die Schauspieler sowie die Charaktere des Films vorgestellt. Vor dem Kinostart werden Making of’s im Fernsehen ausgestrahlt. Die Werbung für einen Film soll eine möglichst breite Öffentlichkeit ansprechen und positive Erwartungen an einen Film schüren, um viele Kinobesucher am Eröffnungswochenende in den Film zu locken. Die Besucherzahl am Eröffnungswochenende ist mitentscheidend für den weiteren Erfolg des Films. Wenn der Film einer großen Zahl der Besucher gefallen hat, so werden sie dies an Freunde und Bekannte weiter geben. Genau in diesem Punkt liegt aber auch der negative Effekt den die Werbung und vor allem die Trailer von Filmen auf deren Erfolg haben können. Verrät der Trailer zuviel über einen Film, oder weckt falsche Erwartungen in dem er die besten Szenen schon zeigt, kann es dazu führen, dass der geneigte Besucher sich den Film nicht ansieht, oder er unzufrieden aus dem Kino kommt. Dies wiederum führt zu einer schlechten Mund zu Mund-Propaganda. Das Problem der Trailer hat Ebert 2000 sehr treffend formuliert: „…The modern studio approach to trailers is copied from those marketing people who stand in the aisles of supermarkets, offering you a bit of sausages on a toothpick. When you taste it, you know everything there is to be known about the sausage…” Generell ist die Werbung ein Instrument das sowohl den kurzfristigen Erfolg (Eröffnungswochenende) als den langfristigen Erfolg eines Kinofilms sehr stark beeinflusst. Hier kommen auch die eingesetzten Stars wieder in den Blickpunkt die ebenfalls als Werbeträger eingesetzt werden.23 22 23 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations: The Case of Motion Pictures. Symbolicity. S. 7 – 8. 2001, sowie Suman Basuroy, Subimal Chatterjee, S. Abraham Ravid: Journal of marketing. How critical are critical reviews? The box office effects of film critics, star power, and big budgets. S. 22 - 25 Oktober 2003, sowie Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. Discussion of Findings and Implications for Motion Picture Research and Management. S. 24 – 25. September 2003 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations: The Case of Motion Pictures. Symbolicity. S. 7 – 8. Movie Advertising. S. 13 – 14 . Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 19 3.3.4 Zeitpunkt der Veröffentlichung Bei einem Kinofilm handelt es sich um ein sehr kurzlebiges Produkt, das nur wenig Zeit hat seine Produktions- und Marketingkosten wieder einzuspielen. Deshalb kommt dem Zeitpunk der Veröffentlichung eine besondere Bedeutung zu, die von zwei Begebenheiten beeinflusst wird. Der Verleiher muss zwischen den starken saisonalen Besucherschwankungen und dem hohen Anteil an Mitbewerbern abwägen. Die beste Zeit um einen Film auf den Markt zu bringen ist am Ende des Frühjahres, Mitte Mai sowie kurz vor Weihnachten. Die Entscheidung ob der Kopf an Kopf Wettkampf mit anderen Filmen an diesen Daten in kaufgenommen wird hängt vor allem mit der Marktstärke des eigene Films zusammen. Berücksichtigt man zudem, dass der Erfolg in der Eröffnungswoche mit durchschnittlich 40% entscheidenden Einfluss auf den gesamten Erfolg des Films hat, so wird sich der Verleiher im Vorfeld sehr genau informieren, welche Filme gegen seinen antreten. Zu dem löst der große Erfolg in der ersten Woche Netzwerkeffekte aus, die in dem Kapitel Mund zu Mundpropaganda näher beschrieben werden. Kommen gleichzeitig viele gute Filme auf den Markt, so besteht die Möglichkeit diesem Wettbewerb durch eine verspätete oder vorgezogene Premiere aus dem Weg zu gehen. Am Bespiel des „Herrn der Ringe“ ist das beschriebene Timing sehr gut zu sehen. Der zweite Teil der Trilogie, wurde 10 Dezember 2001 in den USA Uraufgeführt und kam zwei Wochen später in Deutschland in die Kinos. Knapp 1 Monat vorher kam Harry Potter in die Kinos. So waren also in der Vorweihnachtszeit zwei starke Filme, die weltweit über 637 Mio. € bzw. 717 Mio. € eingespielt hatten, im Kino. Diese beiden Filme zogen zu dem nicht nur Fantasiefans oder Kinder ins Kino, sondern waren Zielgruppen bzw. Genreübergreifend erfolgreich. Andere Filme hatten gegen diese Konkurrenz keine Chance auf eine gute Eröffnungswoche und verschoben Ihre Premieren entsprechend. Ein weiterer Faktor für die Veröffentlichung ist die Oscarverleihung in den USA. Um bei den Nachfolgenden Verwertungsstufen von einer eventuellen Oscarnominierung oder Auszeichnung zu profitieren, sollte der Film nicht in zu großem zeitlichem Abstand zu der Verleihung veröffentlicht werden.24 3.3.5 Distribution Für das produzierende Studio ist es von großem Interesse, dass der Spielfilm das investierte Geld möglichst schnell wieder einspielt. Aus diesem Grund muss der Film in 24 2001, sowie Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. Discussion of Findings and Implications for Motion Picture Research and Management. S. 25 – 26. September 2003 Vgl.: Liran Einav: Seasonality and Competition in Time: An Empirical Analysis of Release Date Decisions in the US Motion Picture Industry. August 2002, sowie IMDb pro. Box office. All time. URL: http://pro.imdb.com/boxoffice/ - Download 03.01.2005 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 20 möglichst vielen Kinosälen zu sehen sein. Neue Filme werden meistens zunächst im „Heimatland“ ausgestrahlt und nach ca. 3 bis 6 Monaten exportiert. Deshalb gehen die Verleihlizenzen, wenn es sich nicht um eines der großen Hollywood Studios handelt, entweder an einen der großen Verleiher wie Warner Bros. die in allen wichtigen Kinoländern Tochterunternehmen sitzen haben, oder die Lizenzen werden an mehrer vergeben. Ein Beispiel bei dem Studio und Verleiher zu einem Unternehmen gehören, wäre „Oceans twelve“, der ausschließlich von Warner Bros. vertrieben wird.25 Der Verleiher hat über die Art und das Ausmaß der Werbung, das Erscheinungsdatum und die Art und Weise der Erscheinung zu entscheiden. Er entscheidet ob der viel zuerst national oder direkt international in die Kinos kommt. Auf die Anzahl der Kinosäle in denen der Film gespielt wird hat er keinen direkten Einfluss. Dies hängt von den Kinos selbst ab. Diese müssen für sich den gewinnmaximalen Belegungsplan herausfinden. Folgende Grafik verdeutlicht den Weg eines Films von der Produktion zum Endkunden. Major Studios Unabhängige Produktion Produktion Vertrieb Unabhängiger Vertrieb Kinobetreiber Konsument Abbildung 5: Von der Produktion zum Konsumenten Die Zahl der im Umlauf befindlichen Kopien eines Kinofilms ist ebenfalls mitentscheidend für den Erfolg eines Films im Kino. 1998 gab es in Deutschland beispielsweise keinen Kinofilm mit einer Kopienzahl kleiner 300 der die Millionen-Grenze überschritten hat. Für einen Kinofilm ist es entscheidend wie viele Besucher diesen in den ersten Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 21 Wochen sehen können, da für einen Publikumserfolg eine positive Mund zu Mund Propaganda benötigt wird. Im Umkehrschluss führt dies bei einem schlechten Film allerdings dazu, dass sehr wenige Menschen diesen Film sehen werden. So brachte Columbia im Jahre 1998 durchschnittlich 285 Kopien pro Film heraus. Die geringste Anzahl waren 11 und die höchste Anzahl an Kopien waren 910.26 Ein aktuelles Beispiel wie profitabel eine möglichst hohe Verfügbarkeit in den Kinosälen ist, ist Shrek 2. Dieser konnte am ersten Wochenende seine Produktionskosten von 56 Mio. € mit einem Einspielergebnis von 78 Mio. € decken.27 3.4 Gesellschaftliche Erfolgsfaktoren 3.4.1 Definition Gesellschaftliche Erfolgsfaktoren können wie das Wort schon sagt nicht direkt vom produzierenden Studio beeinflusst werden. Der Konsument, die Presse und unabhängige Jurys beurteilen allein die Qualität des Films. Einen indirekten Einfluss üben mit Sicherheit die Werbekampagne und der Einsatz von Stars auf die Konsumenten aus. Dieser ist jedoch höchstens für das Eröffnungswochenende relevant, da danach die Mund zu Mund-Propaganda ins Rollen kommt. Kritiker hingegen sehen bei dem Einsatz von Stars doppelt so genau hin, da die Berühmtheit die Auflage steigern könnte. Im Folgenden sollen diese unabhängigen Faktoren näher beleuchtet werden. 3.4.2 Filmkritik Filmkritiken werden vor allem in Tages und Wochenzeitungen von unabhängigen Filmkritikern kurz vor der offiziellen Premiere veröffentlicht. Ihre Bedeutung für den Erfolg eines Films wird in der Literatur sehr kontrovers Diskutiert. Der allgemeine Tenor geht jedoch inzwischen davon aus, dass negative sowie positive Filmkritiken zunächst keinen Einfluss auf den kurzfristigen Erfolg des Films haben. Erst wenn sich die Urteile der Kritiker bestätigen beeinflussen die Kritiken den langfristigen Erfolg des Films, da sich die Mund zu Mund-Propaganda auf diese Artikel stützen kann und somit an Glaubwürdigkeit gewinnt.28 25 Vgl.: IMDb Pro: Moviemeter. Oceans twelve. Distributor. URl: http://pro.imdb.com/title/tt0349903/companycredits - Download 03.01.2005 26 Vgl.: Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Die Kopienzahl. S. 48 – 49. Verlag Reinhardt Fischer 2001 27 Vgl.: IMDb pro: Moviemeter. Shrek 2. Budget. Opening Weekend. URL: http://pro.imdb.com/title/tt0298148/ - Download 03.01.2005 28 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations: The Case of Motion Pictures. Movie Reviews. S. 14. 2001, sowie Thorsten HenningThurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. Discussion of Find- Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 22 3.4.3 Mund zu Mund-Propaganda Wie in einigen Kapiteln vorher schon erwähnt kann die Mund zu Mund-Propaganda sowohl einen positiven als auch einen negativen Effekt auf den Erfolg eines Spielfilms haben. Ist der Konsument positiv von dem Film angetan, oder kann er sich sogar mit dem Film identifizieren, löst der Film einen Netzwerkeffekt aus. Der Kinobesucher wird seine positiven Erfahrungen in seinem Bekannten und Freundeskreis erzählen und regt so das Interesse anderer möglicher Konsumenten an, die den Film entweder besuchen oder zumindest anderen davon berichten. Denselben Effekt würde aber auch zu Tage treten, wenn der Kinobesucher schlechte Erfahrungen mit dem Film gemacht hätte. Eine neue Variante der Mund zu Mund-Propaganda sind die Internet-Foren auf den offiziellen Homepages der Filme sowie auf den Zahlreichen privaten Plattformen. Hier können die Nutzer ihre Anregungen, Lob und Kritik loswerden.29 Der Kreis der Angesprochenen ist im Internet jedoch um einiges höher als bei der herkömmlichen Art der Mund zu Mund-Propaganda. Allerdings könnte im Internet die Glaubwürdigkeit nicht ganz so groß sein. 3.4.4 Auszeichnungen Die Auszeichnungen die ein Film erlangen kann sind sehr vielseitig. Die begehrteste Auszeichnung ist der Oscar, welcher einmal im Jahr von der Academy of Motion Arts and Sciences AMPAS verliehen wird. Als europäische Auszeichnung wäre die „Goldene Palme“ von Cannes zu nennen. Eine Auszeichnung belohnt Qualitativ und künstlerisch hochwertige Filme und wird somit erst nach Ausstrahlung im Kino verliehen. Dadurch haben die Auszeichnungen nicht immer eine Auswirkung auf den Erfolg im Kino. Der Film ist, wenn er ausgezeichnet wird, schon im Heimatland gelaufen und der Award wirkt sich lediglich auf den Export des Filmes und die folgenden Verwertungsstufen, wie verkauf auf DVD und Video, Ausstrahlung im Pay- und Free-TV, aus. Generell wirkt sich eine Auszeichnung wie der Oscar stärker auf Filme ohne Starbeteiligung aus, als auf solche mit Stars.30 ings and Implications for Motion Picture Research and Management. S. 24 – 27. September 2003 29 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations: The Case of Motion Pictures. Word-of-Mouth. S. 15. 2001, sowie Thorsten HenningThurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. Discussion of Findings and Implications for Motion Picture Research and Management. S. 24 – 27. September 2003 30 Vgl.: Mark A.A.M. Leenders, Gerda Gemser, Nachoem M. Wijnberg: Effects of Award Competitions on Market Competition in the Motion Picture Industry. S. 5 – 6. Mai 2004 Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 4 23 Fazit 4.1 Diskussion Über einen der in Kapitel drei herausgearbeiteten Erfolgsfaktoren eines Kinofilms diskutieren die Experten nach wie vor. Der Erfolgsfaktor Star ist in verschiedenen Studien untersucht worden (in dieser Arbeit sind nur drei dieser Studien kurz vorgestellt worden). Jede dieser Studien hat ein anderes empirisches Verfahren verwendet um zu einem Ergebnis zu gelangen. Genau so unterschiedlich wie die Wege zum Ergebnis, waren auch die Ergebnisse selbst. Die einen gehen davon aus, dass Stars keinen Einfluss auf den Erfolg eines Spielfilms haben und lediglich den Umsatz steigern, diesen aber über ihre Gagen wieder abschöpfen. Andere wiederum haben bewiesen, dass der Einsatz von Stars wichtig für den Erfolg eines Spielfilms ist. Meiner Meinung nach müsste überprüft werden in wie weit die Ergebnisse von Ravid 1997 und 2003, die Ergebnisse von Thorsten Hennig-Thurau und Dominik DallwitzWegner 2003 sowie Jay Prag und James Casavant beeinflussen könnten. Das Stars sich positiv auf den Umsatz und die Werbung eines Spielfilms auswirken, sofern sie zu diesem passen, ist die einzige Gemeinsamkeit in der mir bekannten Literatur. Auf dieser Basis sollte überprüft werden, ob das Ergebnis von Ravid, das Stars den durch Sie gewonnen Mehrumsatz über ihre Gagen abschöpfen, sich wirklich so gravierend darstellt. Nun lässt sich aus Kostengründen ein erfolgreicher Film mit Stars schwerlich noch einmal ohne Stars drehen um an Vergleichswerte zu gelangen, aber es besteht die Möglichkeit diesen Sachverhalt über eine Befragung ansatzweise zu klären. Dabei gilt es auch die Bedeutung des Inhalts des Films nicht zu vernachlässigen. Themen die im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen benötigen weniger den Einsatz von Stars als Themen die der Öffentlichkeit erst über den Film nahe gebracht werden sollen. Der Star als Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg ist demnach noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Als Imageträger und Werbefigur ist er sofern er in das Genre passt meiner Meinung nach unumstritten. Die Frage ist nur ob dies die Kosten von mehreren Mio. € für einen Star rechtfertigt. Allgemein betrachtet ist der einhellige Tenor der von mir gelesenen Studien, dass keiner der Erfolgsfaktoren für sich allein den Erfolg eines Kinofilms bewerkstelligen kann. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel aller Faktoren, die den Film erfolgreich machen oder auch nicht. Den Filmspezifischen Erfolgsfaktoren, Stars, Regisseur, Genre und Inhalt, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Solange der Film den Anforderungen des Publikums nicht entspricht, kann auch die Werbkampagne noch so gut sein, der Film würde kein Erfolg an den Kinokassen bringen. Für einen Guten Film ist vor allem der Inhalt entscheidend. Denn eine schlechte Geschichte kann weder durch den Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 24 Einsatz von Stars noch durch ein hohes Filmbudget wettgemacht werden. Doch wie erkennen die Studios ob eine Geschichte oder Begebenheit den Geschmack des Publikums trifft oder nicht? Bei Kinofilmen ist es aufgrund der Kosten für eine solche Produktion nicht möglich, erstmal nur einen „Prototypen“ oder Vorschau des eigentlichen Films zu drehen. Der Regisseur, die Star, Kostüme und die Kulissen müssten auch für diesen vorab Film engagiert bzw. angefertigt werden. Welches Thema derzeit beim Publikum ankommt ist deshalb nie genau vorher zu sagen. Die Studios können versuchen anhand Marktanalysen und Befragungen einen Trend zu erkennen, doch ob dieser bei Fertigstellung des Films noch aktuell ist kann nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden. Eine Frage die sich der Leser an diesem Punkt stellen könnte wäre, ob denn nicht ein guter Regisseur aus einer schlechten Geschichte einen guten Film machen könnte. Diese Frage ist berechtigt und eine Antwort darauf soll hier versucht werden. Ein guter Regisseur hätte in diesem Fall zwei Möglichkeiten. Entweder er bläst die Geschichte wie sie ist und versucht durch geschicktes aneinander reihen der Szenen dem Film seine eigene Attraktivität zu geben, oder er behält lediglich den Kern der Geschichte bei und lässt den Rest nach seinen Wünschen abändern. Beide Alternativen geben aufgrund der kreativen Zugabe des Regisseurs der Geschichte einen neuen Charakter. Es besteht als die Möglichkeit, dass ein guter Regisseur auch eine schlechte Geschichte zu einer guten machen kann. Gut und schlecht sind generell immer subjektive Entscheidungen. Bei einem Film geht es darum den Geschmack eines großteils der Konsumenten zu treffen und somit erfolgreich zu sein. Stimmen also die filmspezifischen Erfolgsfaktoren, so werden diese wiederum von den Studiospezifischen und den gesellschaftlichen Erfolgsfaktoren beeinflusst. Das Budget, die Werbekampagne und die Distribution sind entscheidend für den Erfolg des fertigen Films. Die Höhe des Budget beeinflusst die Möglichkeiten des Regisseurs hinsichtlich dem Einsatz von Stars, Spezial-Effekten, Kulisse usw. Je niedriger das Budget umso niedriger ist die Flexibilität des Regisseurs bezüglich der genannten Möglichkeiten. Die Werbe und Promotions-Kampagne, die bereits während der Dreharbeiten beginnt sorgt für die nötige Bekanntheit des Films in der Bevölkerung und schürt deren Erwartungen. Dabei sollte darauf geachtet werden, das Trailer und Bilder von den Drehorten nicht zuviel verraten und so die Spannung und die Vorfreude mindern. Gerade bei Trailer besteht die Gefahr, dass diese die besten Szenen eines Films schon zeigen und der Kinobesucher, wenn er den ganzen Film sieht, enttäuscht ist. Wie schon beschrieben ist es für den Erfolg mit entscheidend, dass der Film in möglichst vielen Kinosälen zu sehen ist. Hierbei haben es die großen Studios leichter mit den Kinobetreibern entsprechende Vereinbarungen über ihre Filme zu treffen. Letztendlich liegt die Entscheidung welcher Film in wie vielen Kinosälen läuft allein beim Kinobetreiber. Die großen Studios versuchen aber die über Verträge Garantien für eine bestimmte Anzahl an Sälen zu bekommen. Dem Timing kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Es gilt abzuwägen ob die saisonalen Besucherhöhepunkte voll genutzt Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 25 werden sollen und damit ein Konkurrenzkampf mit anderen Filmen ausgefochten wird, oder ob der Film ein paar Wochen vor bzw. nach dem optimalen Zeitpunkten ausgestrahlt wird um ein möglichst starkes Eröffnungswochenende zu haben. Die gesellschaftlichen Faktoren können die Produktionsstudios und die Verleiher nur durch die Qualität ihres Films beeinflussen. Der Filmkritiker und der Konsument bildet sein eigenes Urteil über den Film und wird dies in einer Tages- oder Wochenzeitung, bzw. in seinem sozialen Umfeld kundtun. Entspricht der Film nicht den Erwartungen des Publikums so wird er nicht zum Erfolg. Dabei kommt wie oben schon erwähnt der Mund zu Mund-Propaganda eine stärkere Bedeutung zu als den Kritikern. Alles in allem hat wenn überhaupt nur eine Mischung aller Erfolgsfaktoren Aussicht auf Erfolg. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass trotz aller Marktanalysen Seitens der Studios die subjektive Meinung des potentiellen Publikums nie genau vorhergesagt werden kann. Bei Filmen wie „Harry Potter“ und dem „Herr der Ringe“ war ein Erfolg so gut wie sicher solange die Macher sich an die herausgearbeiteten Faktoren gehalten haben. Bei weniger bekannten Themen ist eine Vorhersage der Konsumentenmeinung meiner Meinung nach schwieriger und nie exakt zu treffen. Die Produktion eines Kinofilms bleibt demnach weiterhin ein Risiko behaftetes Geschäft, da sich der Erfolg nur bedingt Planen lässt. Durch die Einhaltung der Erfolgsfaktoren kann das Risiko eines Misserfolgs zwar gemindert, aber nicht komplett ausgeschlossen werden. Im Nachhinein ist es einfach die Gründe für einen Misserfolg herauszufiltern, wie es derzeit bei dem Film Alexander geschieht. Fraglich ist jedoch in wie weit dieser Misserfolg vorhersehbar war. Ein weiterer Risikofaktor der in der Literatur bis jetzt noch keine Beachtung gefunden hat, könnte die immer stärkere Verbreitung von Heimkinoanlagen in den privaten Haushalten sein. Für Besitzer dieser Heimkinosysteme ist es nicht mehr unbedingt notwendig den Film im Kino zu sehen. Die Toneffekte können dank dolby-digital auch zu Hause erreicht werden. Lediglich die Spezialeffekte kommen auf den, im Verhältnis zu den Multiplex-Kinos, kleinen Fernsehbildschirmen und Leinwänden noch nicht so gut zur Geltung. Es müsste demnach überprüft werden in wie weit die Heimkinosysteme die Bevölkerung aus den Kinos fernhält. 4.2 Empfehlung Für das Management von Spielfilmproduktionen ist es von Bedeutung zu erkennen, das der Einsatz von Star und ein hohes Produktionsbudget noch keinen Kassenerfolg garantieren. Aufgrund der Imageübertragung und der positiven Promotion für den Film können Star jedoch benötigt werden. Bevor die Studios solche Überlegungen anstellen, sollten sie sich zunächst den Konsumenten zuwenden und herausfinden welche Filme, welches Potential in der Bevölkerung haben. Das Verständnis für das Qualitätsempfinden des Konsumenten ist die Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 26 Grundvoraussetzung für erfolgreiche Filme. Wie oben schon dargestellt ist eine genau Vorhersage des Geschmacks des Publikums jedoch nicht möglich, da dieser sich im laufe der Dreharbeiten verändern kann. Die Studios sollten demnach nicht zwei Stars nehmen, eine Geschichte dazu erfinden und das ganze mit einer riesigen Werbekampagne in die Kinos bringen. Ein Weg zum Erfolg könnte z.B. sein, die Bedürfnisse einer bestimmten Zielgruppe aufzunehmen, eine entsprechende Geschichte dazu schreiben oder einkaufen, sorgfältig über den Einsatz von Stars nachdenken (wenn die Geschichte stark genug ist darauf zu verzichten), einen qualitativ hochwertigen Film zu produzieren, diesen in der Zielgruppe mittels Werbung bekannt zu machen. Die großen US-Studios könnten sich in diesem Zusammenhang ein Beispiel an den weitaus kleineren europäischen Studios nehmen. Diese verzichten in den letzten Jahren auf die große Massenunterhaltung nach dem Schema Gut gegen Böse und das Gute gewinnt, sondern Drehen Filme mit Anspruch und Tiefgang, die ihren eigenen Charme entwickeln und so ein großes Publikum begeistern. Beispiele dafür wären „Good Bye Lenin“ und „Die fetten Jahre sind vorbei“. Es sieht danach aus, als ob der Zuschauer nicht mehr ausschließlich unterhalten werden, sondern auch etwas zum nachdenken möchte. Die Studios sollten also auf eine ausgewogene Mischung ihres Filmangebots achten. Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen 27 Literaturverzeichnis Filmförderungsanstalt: Halbjahresgericht 2004 http://www.ffa.de/ - letzter Download 22.01.2004 Heiko R. Blum: Rheinische Post. Ein Hoch auf die 7 Zwerge. Ausgabe vom 28.12.2004 Constantin Film AG: Zwischenbericht 3. Quartal 2004 Dr. Matthias Kurp: Umsatzrückgang an den Kinokassen. http://www.medienmaerkte.de/ - letzter Download 11.11.2004 05.02.2004. Beate Schneider und Silvia Knobloch: Controlling-Praxis in Medienunternehmen; Hermann Luchterland Verlag GmbH; September 1999 Deborah S. Patz: Film Production Managent; Michael Wiese Productions 2002 Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach; September 2003 Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms; Reinhardt Fischer Verlag 2001 Steven Albert: Journal of Cultural Economics. Movie Stars and the Distribution of Financially Successful Films in the Motion Pictures Industry; 1998 Suman Basuroy, Subimal Chatterjee, S. Abraham Ravid: Journal of marketing. How critical are critical reviews? The box office effects of film critics, star power, and big budgets; Oktober 2003 Thorsten Hennig-Thurau, Dominik Dallwitz-Wegner: Working Paper No. 2; Zum Einfluss von Filmstars auf den ökonomischen Erfolg von Spielfilmen; August 2003 Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations: The Case of Motion Pictures; 2001 Liran Einav: Seasonality and Competition in Time: An Empirical Analysis of Release Date Decisions in the US Motion Picture Industry; August 2002 IMDb pro: http://pro.imdb.com/boxoffice/ - Download 03.01.2005 Mark A.A.M. Leenders, Gerda Gemser, Nachoem M. Wijnberg: Effects of Award Competitions on Market Competition in the Motion Picture Industry; Mai 2004