Girls`Day – Mädchen
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Girls`Day – Mädchen
Evaluation des Girls'Day – MädchenZukunftstags 2013 Zusammenfassung der Ergebnisse Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 1. Die Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags Der Girls'Day ist ein jährlich stattfindender Aktionstag zur Berufsorientierung von Schülerinnen. Er wird regelmäßig am vierten Donnerstag im April durchgeführt. Schülerinnen ab der fünften Klasse erhalten am Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag einen Einblick in Tätigkeiten und den Arbeitsalltag in bisher männerdominierten Berufen im MINT-Bereich1 sowie in Führungspositionen, in der Selbstständigkeit und in der Politik. Durch einen praktischen Eindruck von diesen Berufsbildern und durch die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten zu erproben, erhalten die Schülerinnen an diesem Tag Anstöße, ihre beruflichen Perspektiven zu überdenken und auch diese Berufe in ihre Zukunftsplanung einzubeziehen, die sie sonst möglicherweise nicht in Betracht gezogen hätten. Parallel bietet der Aktionstag Unternehmen und Institutionen die Chance, die von ihnen angebotenen Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten jungen Frauen vorzustellen und potenzielle zukünftige Mitarbeiterinnen anzusprechen. Am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag 2013 haben ca. 108.000 Schülerinnen der weiterführenden Schulen teilgenommen. Sie konnten in über 9.000 verschiedenen Veranstaltungen ihre Interessen und Talente in technisch-handwerklichen, natur- und ingenieurwissenschaftlichen sowie IT-Berufe erproben. Der Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag wird seit 2002 jährlich mittels einer standardisierten Befragung evaluiert. In diese Längsschnitterhebung werden jeweils die teilnehmenden Schülerinnen sowie die veranstaltenden Unternehmen und Institutionen einbezogen. Die teilnehmenden Schulen werden ebenfalls im Längsschnittdesign befragt; sie werden allerdings nur in ausgewählten Jahren befragt. Im Jahr 2013 fand somit die zwölfte Erhebungswelle statt. Die hauptsächlichen Themen der Untersuchung sind sowohl die konkrete Durchführung des Girls'Day als auch Faktoren der Berufsorientierung von Mädchen. Letztere umfassen zum einen Zukunftspläne von Schülerinnen und ihre Einschätzungen bezüglich der Arbeitswelt, zum anderen die Durchführung konkreter Maßnahmen zur Ansprache von Mädchen in den Schulen sowie Unternehmen und Institutionen. In der vorliegenden Zusammenfassung werden die zentralen Ergebnisse der Erhebung zum Mädchen-Zukunftstag 2013dargestellt. Darüber hinaus ist geplant, in späteren Publikationen ausgewählte Themenbereiche näher zu analysieren und dabei die Entwicklungen für einzelne Befragungsgruppen aufzuzeigen. Die Forschungsergebnisse werden in einem Buch veröffentlicht, das auch online einsehbar sein wird (Open Access) und dessen Erscheinen auf der Homepage des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags angekündigt werden wird.2 2. Methodisches Vorgehen und Rückläufe Die hohe Zahl der am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag teilnehmenden Schülerinnen und Organisationen bietet eine äußerst umfangreiche Basis für die Erhebung. Seit 2004 werden deshalb nicht mehr alle teilnehmenden Mädchen befragt, sondern nur eine repräsentative Stichprobe. Für die Organisationen wird eine Gesamterhebung durchgeführt. Damit sind die Befragungen der Mädchen und der Organisationen für die Teilnehmenden am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag repräsentativ. Die befragten Schulen rekrutieren sich aus allen 1 2 Die Abkürzung „MINT-Berufe“ bezeichnet Berufe in Mathematik,Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Siehe auch die Ankündigung auf der letzten Seite dieser Publikation. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 2 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Schulen, mit denen die bundesweite Koordinierungsstelle des Girls'Day seit Beginn des Projekts in Kontakt gestanden hat. Die Mädchen werden befragt, indem den Organisationen, die in der Stichprobenziehung für die Mädchenbefragung enthalten sind, Fragebögen für die Mädchen zugeschickt werden. Die Organisationen werden gebeten, den Mädchen die Bögen kurz vor Ende des Aktionsprogramms zum Ausfüllen zu überlassen und sie anschließend gesammelt an die bundesweite Koordinierungsstelle zurückzuschicken. Auch die Befragung der Organisationen, in denen die Mädchen nicht befragt werden sowie die der Schulen erfolgt postalisch. 2013 wurden insgesamt 21.893 zielgruppenspezifisch konstruierte Fragebögen an die teilnehmenden Schülerinnen, 6.221 an die Organisationen und 4.452 an die Schulen versendet. Die Rücklaufquote beträgt bei den Schülerinnen 48%, bei den Organisationen 51% und bei den Schulen 15%. Tabelle 1: Verschickte Fragebögen und Rückläufe Erhebungsgruppe Ausgewertete Bögen Mädchen Organisationen Schulen 10.577 3.182 652 Zahl verschickter Bögen 21.893 6.221 4.452 Rücklauf in % 48 51 15 3. Erhebungsgruppen 3.1 Schülerinnen Die Hauptzielgruppe des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags sind Schülerinnen der Sekundarstufe I. Mit über zwei Dritteln ist der Großteil der 2013 teilnehmenden Schülerinnen zwischen 13 und 15 Jahren alt. 21% der Schülerinnen sind zwischen 10 und 12 Jahren und lediglich 7% sind älter als 15 Jahre. Abbildung 1: Altersverteilung der Mädchen Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 3 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Mit 48% sind beinahe die Hälfte der Mädchen, die 2013 am Girls'Day teilgenommen haben, Gymnasiastinnen. Die Realschule besucht mit 28% etwas mehr als jedes vierte Mädchen. 7% der Mädchen gehen zur Hauptschule, 10% zur Gesamtschule. 3% der Mädchen geben an, einen anderen Schultyp als die explizit Aufgeführten zu besuchen. Besonders häufig sind dies je nach Bundesland Mittelschulen mit M-Zweig (1%) sowie Sekundarschulen bzw. Realschulen Plus (0,9%). Damit weicht die Verteilung der Teilnehmerinnen auf die einzelnen Schultypen von der bundesweiten Verteilung von Schülerinnen der Sekundarstufe I auf die Schultypen ab, und zwar zulasten der Hauptschülerinnen und zugunsten der Gymnasiastinnen. Abbildung 2: Besuchter Schultyp Die teilnehmenden Mädchen wurden nach ihrem Geburtsland, ihrer Staatsangehörigkeit sowie nach den Geburtsländern ihrer beiden Elternteile befragt. In Anlehnung an die Definition des Mikrozensus von „Migrationshintergrund“ werden hier alle Mädchen als Mädchen mit Migrationshintergrund bezeichnet, für die eine der Variablen ein anderes Land als Deutschland bezeichnet. Auf Basis dieser Operationalisierung haben 24% der teilnehmenden Mädchen einen Migrationshintergrund. Am häufigsten nehmen Mädchen mit türkischem Hintergrund und mit einem Hintergrund aus den ehemaligen GUS-Staaten teil, auch Mädchen mit polnischem sowie italienischem Hintergrund sind häufig am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag vertreten. Sie stellen jedoch nicht einmal die Hälfte aller Mädchen mit Migrationshintergrund, denn das Spektrum der nationalen Hintergründe ist breit gefächert: Die befragten Mädchen nennen über 100 Länder. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 4 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Abbildung 3: Migrationshintergrund Abbildung 4: Aufschlüsselung des Migrationshintergrundes Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 5 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 3.2 Unternehmen, Betriebe und Institutionen Deutlich über die Hälfte der Organisationen, die einen Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag veranstalten, sind Unternehmen und Betriebe. Außerdem führen auch Behörden (18%) und Bildungseinrichtungen (6%) sowie Hochschulen (5%) häufig Veranstaltungen am Aktionstag durch. Abbildung 5: Organisationstyp der veranstaltenden Unternehmen und Institutionen Abbildung 6: Branchen der veranstaltenden Unternehmen und Institutionen Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 6 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Die veranstaltenden Organisationen und Institutionen sind in einem breiten Spektrum von Branchen angesiedelt. Besonders stark sind verschiedene verarbeitende Gewerbe vertreten: Häufig nehmen Unternehmen und Betriebe teil, die in der Metallerzeugung und bearbeitung tätig sind (7%) sowie weitere verarbeitende Gewerbe (11%). Daneben stellt auch der Bereich Bildung, Wissenschaft und Forschung ein wichtiges Standbein des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags dar (11%). Abbildung 7: Größe der veranstaltenden Unternehmen und Institutionen Am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag beteiligen sich Unternehmen, Betriebe und Institutionen aller Größenordnungen. Ein Viertel sind Großunternehmen, die mehr als 500 Mitarbeitende an ihrem Standort beschäftigen, weitere 13% beschäftigen zwischen 300 und 500 Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter. 14% sind Betriebe oder Institutionen mit höchstens 20 Beschäftigten. 3.3 Schulen 24% der Schulen, die an der Befragung teilnehmen, sind Gymnasien, 21% Realschulen und17% Hauptschulen. Schularten, die mehrere Bildungsgänge anbieten, sind zu insgesamt 30% vertreten. 6% der Schulen, die die Fragebögen beantwortet haben, sind Sonder- oder Förderschulen. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 7 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Abbildung 8: Schultyp der befragten Schulen 4. Durchführung und Gestaltung des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags Der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag wird in den einzelnen Unternehmen, Betrieben und Institutionen jeweils in Eigenregie organisiert. Dabei können sich die Veranstaltenden auf Anregungen und Hilfestellungen der bundesweiten Koordinierungsstelle stützen. Die Aktionsprogramme finden in Unternehmen und Institutionen ganz unterschiedlicher Branchen und Arbeitsfelder, Organisationsformen und Größe statt. Dies führt zu einer großen Vielfalt der Veranstaltungen. Beispielsweise können Schülerinnen in kleinen Handwerksbetrieben praktische Erfahrungen sammeln, indem sie Mitarbeiter/innen begleiten und ihnen bei der Arbeit zur Hand gehen und eigene Arbeiten ausführen. Es ist aber auch möglich, in großen Unternehmen verschiedene Abteilungen zu durchlaufen und dort jeweils in Gruppen von Mädchen praktische Aufgaben durchzuführen und Produkte zu erstellen. Schülerinnen können in Laboren forschen, eigene Sendungen im Rundfunk gestalten oder Hochschulen kennenlernen. Für die Schülerinnen ist es sehr gewinnbringend, wenn sie selber ihren Girls'DayAktionsplatz auswählen können. So können sie sich eigenständig mit ihren inhaltlichen Interessen auseinander setzen und ihre Medienkompetenz ausbauen, indem sie auf der Homepage des Girls'Day ein Aktionsprogramm auswählen. Sich mit einer Ansprechperson in einem Unternehmen in Verbindung zu setzen und das eigene Anliegen vorzutragen, kann als erstes Übungsfeld für später anstehende Bewerbungen um Praktikums- oder Ausbildungsplätze fungieren. Für jüngere Mädchen oder Schülerinnen, für die diese Anforderungen eine zu große Hürde darstellen, kann es jedoch sinnvoll sein, sich durch eine Lehrkraft oder ein Elternteil unterstützen zu lassen. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 8 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Die Befragung der Unternehmen und Institutionen zeigt, dass der Großteil der veranstaltenden Unternehmen und Institutionen den Schülerinnen die Möglichkeit einer freien Wahl ihres Aktionsplatzes gibt: 2013 haben 93% der veranstaltenden Organisationen ein offenes Angebot für alle Schülerinnen gemacht. Im Laufe der Jahre, in denen der Girls'Day bereits durchgeführt worden ist, ist der Anteil der Organisationen, die offene Angebote durchführen, beständig weiter angestiegen. Abbildung 9: Veranstaltungsformen in den Organisationen im Jahresvergleich Ein wichtiges Qualitätsmerkmal einer Girls'Day-Veranstaltung ist, dass Mädchen aktiv werden und selber technischen Tätigkeiten nachgehen. Nur so können sie erkennen, dass ihnen Aktivitäten wie z.B. löten, PCs zusammenbauen oder chemische Versuche durchführen Spaß machen können. Gleichzeitig kann ihnen die Praxis verdeutlichen, dass sie über Fähigkeiten in diesen Bereichen verfügen, die sie sich möglicherweise vorher nicht zugetraut haben. Bei einem Großteil der veranstaltenden Organisationen (86%) haben die Mädchen praktische Tätigkeiten durchgeführt, bei 51% der Organisationen haben die Mädchen sogar selber etwas hergestellt. 60% der teilnehmenden Organisationen haben eine Betreuung der Mädchen durch weibliche Beschäftigte organisiert, sodass sie am Aktionstag Rollenvorbilder kennenlernen können. Auch legen die Unternehmen und Institutionen Wert darauf, den Teilnehmerinnen weiterführende Möglichkeiten aufzuzeigen, um ihr Interesse an den vorgestellten Berufen zu vertiefen: 71% der teilnehmenden Organisationen geben den Schülerinnen Informationen über die Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten und 46% zeigen ihnen weitere Informationsmöglichkeiten über die vorgestellten Berufe auf. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 9 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Abbildung 10: Gestaltung des Aktionstages durch die Organisationen Die Teilnahme am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag kann für die Unternehmen und Institutionen aus verschiedenen Gründen attraktiv sein. Nach ihrer Motivation für die Beteiligung am Girls'Day befragt, nennen die meisten Organisationen mehrere Teilnahmegründe nebeneinander. Abbildung 11: Teilnahmegründe der Organisationen Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 10 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Besonders häufig versprechen sich die veranstaltenden Organisationen vom Girls'Day, dass ihr Engagement gewinnbringend für ihre Außendarstellung ist (83%). Der Aktionstag entspricht auch dem Unternehmensleitbild eines Großteils der befragten Organisationen (77%). Hier zeigt sich, dass der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag in den Augen vieler Unternehmen eine „Marke“ darstellt, deren positive Wirkung sie nutzen möchten. Ein weiterer Teilnahmegrund ist der Wunsch, personelle Ressourcen für die Zukunft zu erschließen (68%). Es wird deutlich, dass die Unternehmen und Institutionen die Notwendigkeit erkennen, einem drohenden Fachkräftemangel entgegen zu wirken und auch, dass sie sich der Potenziale, die junge Frauen zu bieten haben, bewusst sind. Für die Schulen wurde erhoben, wie sie den Aktionstag begleitet haben, und zwar sowohl in pädagogischer und fachlicher Hinsicht als auch organisatorisch. Der Großteil der befragten Schulen hat die Schülerinnen über den Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag und Teilnahmemöglichkeiten informiert. Die Schülerinnen waren selber sehr aktiv: 83% der Schulen geben an, dass die Mädchen ihre Teilnahme eigenständig organisiert haben. 56% der Schulen haben die Schülerinnen bei der Suche nach einem Aktionsplatz unterstützt. 39% haben sogar Kontakt zu Unternehmen und Institutionen hergestellt. Eine Unterstützung beim Finden eines Aktionsplatzes kann gerade für Schülerinnen mit geringer Medienkompetenz und für jüngere Schülerinnen hilfreich sein. Abbildung 12: Beteiligung der Schulen Es ist vor allem wünschenswert, dass die Lehrkräfte den Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag dazu nutzen, um im Rahmen einer Vor- oder Nachbereitung Aspekte der geschlechtsspezifischen Berufsorientierung zu thematisieren. Dies war bei 52% der Schulen der Fall. So erhalten die Schülerinnen die Gelegenheit, sich zum einen näher mit den kennengelernten MINT-Berufen zu befassen und zu erwägen, ob sie diese als berufliche Perspektive attraktiv finden, und zum anderen die Geschlechterrollen zu reflektieren, die mit der Berufsfindung verbunden sind. Auf diese Weise können die Schülerinnen ihre Berufswünsche vor diesem Hintergrund hinterfragen und erwägen, ob andere, als „geschlechtsuntypisch“ geltende, Berufe ihrer Lebensplanung möglicherweise stärker entsprechen, als sie bisher erwogen Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 11 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 haben. In 24% der Schulen wurde der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag in einer Lehrerkonferenz thematisiert, so dass organisatorische Aspekte und die Thematik des Tages dort diskutiert werden konnten. 17% der befragten Lehrkräfte tragen der Tatsache Rechnung, dass Eltern eine zentrale Rolle bei der Berufsorientierung ihrer Kinder spielen und haben Elternangebote veranstaltet bzw. mit den Eltern Gespräche bezüglich der Themen des Aktionstages geführt. 5. Zufriedenheit und Resonanz Die Resonanz auf den Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag ist bei allen Befragungsgruppen sehr positiv: 95% der Mädchen geben an, dass ihnen der Girls'Day sehr gut oder gut gefallen hat. Nur 0,2% hat der Aktionstag nicht gefallen. Abbildung 13: Zufriedenheit Schülerinnen Auch die veranstaltenden Unternehmen und Institutionen äußern eine hohe Zufriedenheit mit dem Aktionstag. 88% sind zufrieden oder sehr zufrieden, nur 3% bezeichnen sich als unzufrieden. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 12 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Abbildung 14: Zufriedenheit Organisationen Vermutlich ist die Zufriedenheit der Unternehmen und Institutionen darauf zurückzuführen, dass sie ihre Erwartungen und Ziele, die sie mit der Teilnahme am Aktionstag verbanden, erfüllt sehen (vgl. Abbildung 11). Denn sie erleben die Resonanz der verschiedenen beteiligten Gruppen als sehr positiv. Abbildung 15: Resonanz in den Unternehmen und Institutionen Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 13 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Besonders das Echo der teilnehmenden Schülerinnen ist sehr rege: 91% der Veranstalter berichten, dass die Mädchen Interesse und Engagement zeigten. Außerdem zeigten die Mädchen zu 43% Interesse an Praktikumsplätzen sowie zu 42% Interesse an Ausbildungsbzw. Studienplätzen. Ein gutes Viertel der Organisationen erhielt Kontakt zu kooperationswilligen Schulen. Dem Bedürfnis vieler befragter Organisationen nach einer Außendarstellung kam entgegen, dass bei 40% Medien über ihre Veranstaltungen berichtet haben. Abbildung 16: Zufriedenheit Schulen Auch die Zufriedenheit der Schulen ist hoch, wenngleich sie geringer ausfällt als die Zufriedenheit der anderen Erhebungsgruppen: 66% sind sehr bzw. eher zufrieden. Nur 7% äußern Unzufriedenheit. Die Zufriedenheit der Schulen mit dem Aktionstag ist im Laufe der Jahre, in denen der Girls'Day stattfindet, stark angestiegen. So bezeichneten sich zum Beispiel im Jahr 2003 lediglich 53% der Schulen als zufrieden. Die befragten Lehrkräfte beschreiben die Schülerinnen als insgesamt interessiert an den Angeboten und Inhalten des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags: 64% der befragten Schulen geben an, dass die Mädchen ein großes Interesse an Berufen aufwiesen, die sie am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag kennengelernt haben. 57% sind der Ansicht, dass ihre Schülerinnen am Thema des Mädchen-Zukunftstags interessiert sind und 45% berichten vom Interesse der Mädchen an Praktikums- bzw. Ausbildungsplätzen. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 14 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Abbildung 17: Resonanz in den Schulen 6. Berufliche Vorstellungen und das Image technischer Berufe Die Mädchen wurden danach befragt, welche Eigenschaften ihr späterer Beruf haben sollte. Beinahe alle Mädchen legen großen Wert darauf, dass ihr späterer Beruf ihnen Spaß macht (97%). Dass der Beruf abwechslungsreich ist, ist für sie ebenfalls besonders relevant (84%). Neben diesen intrinsischen Werten ist auch der Blick auf Arbeitsmarktchancen sehr wichtig für die Schülerinnen. Dabei beziehen sich die am häufigsten genannten Antworten sowohl auf die Arbeitsplatzsicherheit („geringes Risiko, arbeitslos zu werden“: 83%) als auch auf die Möglichkeiten, die eine Berufstätigkeit eröffnet („gut bezahlt sein“ 86%). Die Nennungen, die als besonders typisch für junge Frauen gelten, nämlich „der Beruf sollte mit Menschen zu tun haben“ und „ich möchte anderen Menschen helfen“, fallen unter die am seltensten genannten Items – wenngleich sie ebenfalls von über der Hälfte der Befragten genannt werden. Die Mädchen bewerten sie als deutlich weniger relevant als grundsätzlichere intrinsische Aspekte und als Arbeitsmarktchancen. Der Aussage „Ich möchte nicht nur Männer als Kollegen haben“ wird am seltensten zugestimmt – nur von etwas weniger als der Hälfte der Schülerinnen. Auch wenn der Wunsch, keine Exotin im Beruf zu sein, als wichtiger Beweggrund für junge Frauen gilt, sich gegen MINT-Berufe zu entscheiden, scheint er für die Befragten weniger Priorität zu haben als der Wunsch nach einer inhaltlich befriedigenden Tätigkeit sowie Karriereerwägungen. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 15 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Abbildung 18: Wertvorstellungen In der Evaluationsbefragung wird auch das Image erhoben, das technischnaturwissenschaftliche Berufe bei den Schülerinnen haben. Es wird deutlich, dass die Mädchen diese Berufe insgesamt eher positiv einschätzen und explizit negative Einschätzungen der Berufe selten sind. Viele Mädchen sind allerdings eher indifferent bzw. ambivalent in ihrer Einschätzung – häufig wird Aussagen weder eindeutig zugestimmt noch widersprochen, sondern die Befragten antworten mit „stimmt teilweise“. Abbildung 19: Aussagen über Berufe in Naturwissenschaft und Technik Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 16 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Die Aussage, der die Mädchen am häufigsten zustimmen, ist „Dort zu arbeiten macht Spaß“ (49%). Diese Einschätzung ist gerade vor dem Hintergrund auffällig, dass es auch der wichtigste Wunsch der Mädchen an ihren zukünftigen Beruf ist, dass er ihnen Spaß macht. Die Möglichkeit von Teamarbeit als weiteres intrinsisch orientiertes Kriterium wird ebenfalls häufig bejaht (43%). Auch die Kriterien, die die guten Arbeitsmarktchancen in den Berufen bezeichnen, werden häufig genannt. So gehen 45% von guten Verdienstmöglichkeiten aus (der Mittelwert der Antworten liegt bei diesem Item sogar am höchsten) und 44% von guten Aufstiegsmöglichkeiten. Die Chancen speziell für Frauen sehen die Mädchen tendenziell positiv – 47% gehen davon aus, dass Frauen genauso leicht einen Arbeitsplatz finden wie Männer (nur 10% widersprechen explizit), und eine mangelnde Erwünschtheit von Frauen sehen nur 3%. Allerdings gehen wenige der befragten Mädchen davon aus, dass sie in diesem Tätigkeitsbereich gute Chancen haben, Arbeit und Familie zu verbinden. Um eruieren zu können, inwieweit die befragten Schülerinnen erwägen, MINT-Berufe zu ergreifen, ermittelt die Girls’Day-Evaluation, welche Berufsbereiche sich die Mädchen als zukünftige Arbeitsfelder vorstellen können. Hierzu werden ihnen fünf ausgewählte, breit gefasste Tätigkeitsbereiche genannt, die teils frauen- und teils männerdominiert sowie teils gemischt besetzt sind. Es zeigt sich, dass sich die Befragten am besten vorstellen können, in sozial-erzieherischen Berufen zu arbeiten: 48% der Mädchen können sich hier eine Tätigkeit sehr gut oder gut vorstellen. Der Mittelwert ihrer Antworten liegt hier bei 2,7 (auf einer Skala von 5 mit 1=sehr gut vorstellen bis 5=gar nicht vorstellen). Gemessen an den Mittelwerten sind die drei Bereiche, die im Folgenden genannt werden, gleichermaßen beliebt: kaufmännische und Büro-Berufe, Medizin und Pflege sowie technischnaturwissenschaftliche Berufe (Mittelwerte jeweils 2,9). Deutlich seltener dagegen können die befragten Mädchen sich vorstellen, im Verkauf oder Einzelhandel tätig zu sein. Abbildung 20: Berufsorientierungsspektrum der Schülerinnen Technisch-naturwissenschaftliche Berufe werden von den befragten Mädchen also durchaus häufig als denkbare Zukunftsoptionen genannt und sind für sie genau so gut als späterer Beruf vorstellbar wie die Berufsfelder, in die junge Frauen sehr oft einmünden. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 17 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Diese Momentaufnahme ist frappierend, wenn man die weit geringeren Anteile junger Frauen betrachtet, die tatsächlich technisch-naturwissenschaftliche Ausbildungen oder Studienfächer ergreifen. Es ist zu bedenken, dass die Schülerinnen diese Aussagen direkt in Anschluss an den Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag machen. Es ist also anzunehmen, dass die befragten Mädchen in einer spontanen Reaktion auf die Erfahrungen am Aktionstag technisch-naturwissenschaftliche Berufe als attraktiv erleben und dass diese Eindrücke bei vielen jungen Frauen im Laufe ihrer Berufsorientierung von anderen Faktoren überlagert werden. In einer offenen Frage wurden die Schülerinnen gebeten, den Beruf (bzw. die Berufe) zu nennen, in dem sie sich am besten vorstellen können, später zu arbeiten. Die Antworten umfassen ein großes Spektrum von Nennungen, die für die Auswertung in 84 Kategorien zusammengefasst wurden. Die Kategorisierung ist notwendig, um die Nennungen inhaltlich sinnvoll zuordnen zu können, da viele der genannten Berufsangaben vage gehalten sind und außerdem viele Nennungen nicht den offiziellen Berufsbezeichnungen entsprechen, so dass die Angaben teilweise nicht eindeutig identifizierbar sind. Am häufigsten nennen die Mädchen die Berufe Ärztin, Erzieherin und Lehrerin. Insgesamt führen 21% der Befragten (wenigstens) einen MINT-Beruf auf, so z.B. technische Ausbildungsberufe wie Elektronik und Mechanik (2,6%) oder technische Studiengänge (2,4%). Ein ähnlich hoher Anteil der Mädchen nennt Girls’Day-Berufe, nämlich 22%.3 Abbildung 21: Berufswünsche Junge Frauen werden in ihrer Berufsfindung von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Es ist zu kurz gegriffen, das enge berufliche Spektrum, das Frauen hauptsächlich besetzen, in erster Linie auf die Orientierungsprozesse junger Frauen zurückzuführen. Eine tragende 3 Unter Girls'Day-Berufen werden hier Berufe gefasst, die die Mädchen am Aktionstag kennenlernen können. Hierzu zählen auch Berufe, die männerdominiert, aber keine MINT-Berufe sind, wie Polizistin, Feuerwehrfrau oder Politikerin. Unter den hier als MINT-Berufe verstandenen Nennungen wird z.B. auch der Beruf Biologin subsummiert, der aufgrund seines hohen Frauenanteils wiederum kein Girls'Day-Beruf ist. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 18 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Rolle spielen auch die Personalpolitik und das Einstellungsverhalten der Unternehmen und anderer potenzieller Arbeitgeber.4 Viele Unternehmen und Institutionen stellen deshalb Aktivitäten bereit, mittels derer die Schülerinnen die Erfahrungen, die sie am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag gemacht haben, vertiefen können. Häufig arbeiten sie mit Schulen zusammen (72%), ermöglichen technikorientierte Berufspraktika (42%) und veranstalten Schnuppertage für Schülerinnen (39%). Darüber hinaus führt ein Teil der Unternehmen und Institutionen auch gezieltes Personalmarketing und gendersensible Bewerbungsverfahren durch (25%), um jungen Frauen den Weg zu einem Einstieg in technische Berufe zu ebnen. Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Unternehmen und Institutionen, die bereits mehrfach am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag teilgenommen haben, ein noch größeres Engagement mittels weiterer Aktivitäten für Mädchen aufweisen als diejenigen, die zum ersten Mal teilnehmen.5 So führen beispielsweise nur 30% der Betriebe und Institutionen, die zum ersten Mal am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag teilnehmen, Schnuppertage für Schülerinnen durch, während diejenigen, die bereits zum fünften Mal oder häufiger teilnehmen, hier zu 43% aktiv sind. 18% der erstteilnehmenden Unternehmen führen verbindliche Kooperationen mit Schulen durch, dagegen arbeiten 36% der mindestens zum fünften Mal Teilnehmenden verbindlich mit Schulen zusammen. Diese deutliche Tendenz lässt sich für jedes der erhobenen Items nachweisen. Abbildung 22: Maßnahmen in den Unternehmen und Institutionen Es ist anzunehmen, dass ihr Kontakt mit jungen engagierten Frauen den Verantwortlichen in den Unternehmen zeigt, wie interessant diese Gruppe als potenzielles Personal ist und ihnen parallel deutlich wird, dass sie weitere Anstrengungen über den kurzfristigen 4 Solga, Heike; Pfahl, Lisa, 2009: Doing Gender im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Berlin 5 Ausführlich sind diese Befunde in der Forschungsreihe zum Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag 2010 dargestellt in: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit 2010: Wie beeinflusst der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag Strategien zur Nachwuchsgewinnung in Unternehmen und Institutionen? Forschungsreihe Girls'Day, Band 1. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 19 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Aktionstag hinaus ergreifen müssen, um junge Frauen für alternative Zukunftspläne zu gewinnen. Außerdem bietet der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag ihnen eine gute Möglichkeit, Kontakte zu kooperationsbereiten Akteurinnen und Akteuren wie z.B. Schulen aufzubauen. 7. Zur nachhaltigen Wirkung des Girls’Day – Mädchen-Zukunftstags auf die Berufsorientierung weiblicher Jugendlicher Können Schülerinnen durch die Teilnahme am Mädchen-Zukunftstag tatsächlich dazu motiviert werden, technische, informationstechnische, handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen? Dieser Frage wurde in der Evaluation nachgegangen. Die Schülerinnen wurden danach befragt, welchen Einfluss die Teilnahme am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag auf ihren Berufswunsch hat. 62% geben an, am Aktionstag Berufe kennen gelernt zu haben, die sie interessieren und 30% erklären sogar konkret, sich vorstellen zu können, später in dem am Aktionstag vorgestellten Bereich zu arbeiten. Von technisch bereits interessierten Mädchen wird der Girls'Day als Möglichkeit genutzt, spezifische Berufe genauer zu erkunden. 5% haben am Aktionstag einen neuen Wunschberuf entdeckt. Darüber hinaus haben 4% am Aktionstag einen ihrer Wunschberufe einem Praxistest unterzogen und fühlten sich danach in ihrer beruflichen Ausrichtung bestätigt.12% geben an, am Aktionstag Berufe kennengelernt zu haben, die sie nicht ausüben möchten. Abbildung 23: Einfluss des Girls'Day auf die Berufsorientierung Die Schülerinnen wurden darüber hinaus befragt, ob sie gern ein Praktikum oder eine Ausbildung bei dem Veranstalter absolvieren würden, den sie am Girls'Day – MädchenZukunftstag besucht haben. 36% würden dort gern ein Praktikum oder eine Ausbildung beginnen. Die Hälfte ist unentschieden, und nur 13% lehnen diese Option eindeutig ab. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 20 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Abbildung 24: Wunsch nach Praktikum oder Ausbildung Das Interesse der Mädchen an MINT-Berufen ist unmittelbar nach ihrer Teilnahme am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag also insgesamt groß. Angesichts des Ziels des Girls'Day, das Berufswahlspektrum junger Frauen zu erweitern, muss die Frage gestellt werden, inwieweit die Antworten der Schülerinnen von einer spontanen Begeisterung direkt nach dem „Event“ Girls'Day geprägt waren und ob der Einfluss des Aktionstags sich als nachhaltig erweist. Abbildung 25: Bewerbungen und Einstellungen von ehemaligen Girls'Day-Teilnehmerinnen Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 21 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Deshalb wurden die Unternehmen, Betriebe und Organisationen, die bereits zum wiederholten Mal ein Aktionsprogramm organisierten, befragt, ob sich bei ihnen ehemalige Girls'Day–Teilnehmerinnen nach dem Aktionstag um ein Praktikum oder eine Ausbildung beworben haben. 28% der Unternehmen und Institutionen meldeten zurück, dass sie Bewerbungen erhalten haben. Der nachhaltige Erfolg des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags wird häufig vor allem an der Frage gemessen, ob die Mädchen tatsächlich in Ausbildungen oder Praktika in MINT-Berufe einmünden. Deshalb wurde erhoben, ob die teilnehmenden Unternehmen und Institutionen die jungen Frauen, die sich nach einer Girls-Day-Teilnahme bei ihnen bewarben, tatsächlich eingestellt haben. Die Daten zeigen, dass 64% der Unternehmen und Institutionen, bei denen sich ehemalige Teilnehmerinnen beworben haben, die Bewerberinnen als Auszubildende und Praktikantinnen eingestellt haben. Dies sind 18% aller befragten Unternehmen und Institutionen, die mindestens zum zweiten Mal am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag teilnehmen. Diese Zahlen bilden nur einen Teil aller jungen Frauen ab, die sich nach einer Girls'DayTeilnahme für eine Fortführung ihres MINT-Interesses entschieden haben: Nicht alle ehemaligen Girls'Day-Teilnehmerinnen, die in technische, handwerkliche oder naturwissenschaftliche Praktika oder Ausbildungen einmünden, entscheiden sich für ihre ehemaligen Girls'Day-Veranstalter. Teilweise lernen junge Frauen am Mädchen-Zukunftstag attraktive Berufe kennen und beginnen dann Praktika oder Ausbildungen in diesen Berufen bei anderen Unternehmen und Institutionen. Diese lassen sich durch eine Befragung der Girls'Day-Veranstalter allerdings nicht erfassen. Dies trifft auch für die jungen Frauen zu, die ein Studium aufnehmen, da den Hochschulen in der Regel nicht bekannt ist, worauf die Entscheidung ihrer Studierenden für ihr Studienfach basiert. Es ist deshalb von weiteren jungen Frauen auszugehen, die durch den Girls'Day zu einer Laufbahn in MINT-Berufen gefunden haben. Die Befunde zeigen, dass der positive Eindruck, den viele Schülerinnen am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag von technischen Berufen und von den veranstaltenden Unternehmen und Institutionen gewinnen, dazu führen kann, dass sie ihr Interesse an MINT-Berufen weiter verfolgen. In etlichen Fällen konnte eine Teilnahme am Girls'Day dazu beitragen, dass sich junge Frauen für eine berufliche Tätigkeit in Technik, Informationstechnik, Handwerk oder Naturwissenschaften entscheiden. Die Unternehmen und Institutionen weisen eine wachsende Sensibilität für die Notwendigkeit auf, Schülerinnen in ihrer Berufsorientierung zu unterstützen und zeigen eine große Bereitschaft, junge Frauen einzustellen, die sie bereits am Mädchen-Zukunftstag kennengelernt haben. Um einen nachhaltigen Einfluss auf die Teilhabe von Frauen an technischnaturwissenschaftlichen Berufsfeldern zu erreichen und ihren Anteil in technischen Berufsfeldern zu erhöhen, ist es jedoch erforderlich, dass für die Schülerinnen auch über den Girls'Day hinaus Möglichkeiten bestehen, ihre Eindrücke zu vertiefen und ihre Berufswünsche zu präzisieren. Hierfür sind Projekte und Maßnahmen erforderlich, die Schülerinnen längerfristig in ihrer Berufsorientierung begleiten. Dies bedarf der Zusammenarbeit aller an der Berufsorientierung teilhabenden Akteurinnen und Akteure; in den ausbildenden Unternehmen und Institutionen genauso wie in den Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen, bei den Beratungsinstitutionen ebenso wie bei den Eltern. Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 22 Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags 2013 Begleitforschung zum Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags Seit 2002 wird der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag regelmäßig durch Fragebogenerhebungen begleitet. Die Auswertungsergebnisse werden im Jahresturnus veröffentlicht, um einer interessierten Öffentlichkeit, dem Fachpublikum und allen am Girls'Day Beteiligten die Möglichkeit zu geben, die Entwicklung des Projektes und seine Auswirkungen auf die Berufsorientierung von Schülerinnen zu verfolgen. Aktuelle Buchpublikationen Mädchen auf dem Weg ins Erwerbsleben: Wünsche, Werte, Berufsbilder. Forschungsergebnisse zum Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag 2013. Lore Funk, Wenka Wentzel, Budrich UniPress, Erscheinungstermin Frühjahr 2014. Was wünschen sich Mädchen von ihrem zukünftigen Beruf? Welches Image haben MINTBerufe bei Mädchen? Zu welchen Berufen tendieren karriereorientierte Mädchen? Die Aufsatzsammlung behandelt diese und andere Fragen zur geschlechtsspezifischen Berufsorientierung auf der Basis von Evaluationsergebnissen zum Girls'Day – MädchenZukunftstag. Generation Girls’Day. Wenka Wentzel, Sabine Mellies, Barbara Schwarze (Hrsg.), Budrich UniPress 2011. Welche Erfahrungen und Perspektiven haben sich durch zehn Jahre Girls’Day – MädchenZukunftstag ergeben? Haben Berufe auch in Zukunft noch ein Geschlecht? Forschungsreihe Girls'Day In der Forschungsreihe Girls'Day werden relevante Befragungsergebnisse aus der Evaluation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags in lockerer, thematisch orientierter Folge vorgestellt. Erster Teil: Wie beeinflusst der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag Strategien zur Nachwuchsgewinnung in Unternehmen und Institutionen? www.girls-day.de/content/download/7779/65274/file Zweiter Teil: Berufsimages aus der Sicht von Girls‘Day-Teilnehmerinnen. Ein Längsschnittvergleich zur Einschätzung technischer und sozialer Berufe durch Teilnehmerinnen des Girls’Day. www.girls-day.de/content/download/9004/75618/file Dritter Teil: Wunsch und Wirklichkeit – Berufsfindung von Mädchen mit Migrationshintergrund. www.girls-day.de/content/download/13099/141482/file/Forschungsreihe_GD%202013_ Migrationshintergrund.pdf Schriftenreihe des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit Heft 6: Ingenieurin statt Germanistin und Tischlerin statt Friseurin? Evaluationsergebnisse zum Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag. Schriftenreihe Band 6. Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V., November 2007. www.girls-day.de/content/download/6755/55887/file Heft 7: "Ich will das und das ist mein Weg!" - Junge Frauen auf dem Weg in Technikberufe. Qualitative Interviews mit ehemaligen Girls'Day-Teilnehmerinnen in Ausbildung und Studium. Schriftenreihe Band 7. Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V., Juli 2008. www.girls-day.de/content/download/7352/61865/file Diese Publikationen sowie weitere Veröffentlichungen des Projektes Girls'Day – MädchenZukunftstags finden Sie zum kostenlosen Download unter http://www.girls-day.de/Girls_Day_Info/Daten_und_Fakten/Veroeffentlichungen Bundesweite Koordinierungsstelle Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag © Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. 2013 23