Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (Nikon)

Transcription

Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (Nikon)
Objektivtest: Nikon D300 + Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (© Thomas Ziska 2008) 01. September 2008 Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (Nikon)
Technische Daten: Brennweite: Lichtstärke: Max. Blende: Anzahl Blendenlamellen: Optische Konstruktion: Fokussierung: Stabilisator: Naheinstellgrenze: Filtergewinde: Besonderheiten: Abmessungen: Gewicht: Straßenpreis: 58mm f/1.4 f/16 9 7 Elemente in 6 Gruppen manuelle Fokussierung ohne 45cm bei 1:5.8 Abbildungsmaßstab 58mm CPU, optionale Streulichtblende aus Metall 64mm * 48mm 320g 300 Euro Seite 1 Objektivtest: Nikon D300 + Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (© Thomas Ziska 2008) 01. September 2008 Allgemeines: Voigtländer brachte Anfang 2008 zwei neue Objektive auf den Markt, das Nokton 1,4/58mm SL II und das Ultron 2,0/40mm SL II Aspherical. Beide Objektive sind sowohl mit Pentax, als auch mit Nikonanschluss lieferbar. Die Objektive werden von Cosina in Japan gefertigt, wobei das Ultron auf dem Vorgänger „SL Ultron 40mm“ basiert und das Nokton als Nachfolger eines ehemaligen „Topcon M42 Objektivs“ konzipiert ist. Auf das Ultron werde ich in einem separaten Testbericht eingehen. Der Lieferumfang des Voigtländer Nokton SL II ist sehr überschaubar, neben den Objektivdeckeln und einem mehrsprachigen Faltblättchen befindet sich nur das Objektiv selbst in der Verpackung. Ein Objektivbeutel oder Köcher fehlt, die in meinen Augen zwingend notwendige Gegenlichtblende muss separat erworben werden und soll als Zubehörteil 80 Euro (UVP) kosten. In meinen Augen steht das in keinem Verhältnis zum Anschaffungspreis des Noktons (300 Euro). Da sollte Voigtländer seine Preisgestaltungspolitik schnellstmöglich überdenken. Ansonsten werden sich zukünftige Nokton Besitzer eher bei der Konkurrenz (z.B. Heliopan) nach einer universellen Telekurzblende aus Metall oder einer Gummifaltblende umsehen. Das Voigtländer Nokton SL II verfügt über einen Blendenring und ist ohne Einschränkung Vollformat bzw. Kleinbildformattauglich. Der Blendenring rastet sauber und satt in den Blendenstufen F1.4 bis F16. Die Blendenstellung ist orange markiert, in dieser Position werden die Belichtungsdaten über die interne CPU mit der Kamera ausgetauscht. Leider hat Voigtländer es versäumt, diese Position per Schalter oder Schieber verriegelbar zu machen. Gerade beim manuellen Fokussieren und der damit verbundenen Handhabung des Objektives ist ein Verstellen des Blendenringes nicht ausgeschlossen und wird sofort von der Kamera mit einer Fehleranzeige quittiert. Das Nokton SL II lässt sich passgenau und stramm in das Nikon Bajonett eindrehen und hat definitiv nicht soviel „Spiel“ wie einige Original‐Nikkore. Der angenehm breite, durch eine griffige Gummierung aufgewertete Fokussierring lässt sich weich und geschmeidig bedienen. Der gesamte Fokussierbereich erstreckt sich über eine 2/3‐Umdrehung, wobei sich der Auszug des Tubus um 10mm verlängert. Die optional erhältliche Metall‐Gegenlichtblende wird in das 58mm Filtergewinde des Objektivs eingeschraubt. Die Verarbeitungsqualität des Voigtländer Noktons ist –analog zum 40mmUltron SL II‐ hervorragend und erinnert aufgrund des hohen Metallanteils und der wertigen Haptik an die handgefertigten Pentax Limiteds. Es ist eine wahre Freude, mit einer haptisch so angenehmen Linse das manuelle Fokussieren wieder für sich zu entdecken. Scharfstellen mit F1.4 will allerdings geübt sein. Zu Beginn ist eine Menge Ausschuss und daher ein wenig Frust vorprogrammiert, insbesondere weil die helle Mattscheibe der Nikon D300 den Schärfesprung nicht wirklich deutlich sichtbar werden lässt. Hat man allerdings erst einmal ein Gefühl für die Offenblende entwickelt, erhöht sich die Trefferquote drastisch und man will das Nokton gar nicht mehr abblenden. Die Brennweite von 58mm geht im KB Format als Zwitter zwischen einer Normalbrennweite und einem leichten Tele durch. An Crop‐Kameras ist die Brennweite (87mm) optimal für den Portraitbereich geeignet. Voigtländer hat damit beide Fotolager (KB und APS‐C) im Blickfeld. Seite 2 Objektivtest: Nikon D300 + Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (© Thomas Ziska 2008) 01. September 2008 Beispielbilder Nikon D300 mit Nokton 58mm: Seite 3 Objektivtest: Nikon D300 + Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (© Thomas Ziska 2008) 01. September 2008 Vignettierung: Die Aufnahmen entstanden an der Nikon D300 in einer Blendenreihe F1.4 ‐ F2 ‐ F2.8 – F4. Bei Offenblende (F1.4) ist eine Abschattung der Ecken deutlich sichtbar, welche allerdings mit einmaligem Abblenden auf F2 vollständig verschwindet. In der fotografischen Praxis ist Vignettierung beim Voigtländer Nokton kein Problem. Verzeichnung: Das Voigtländer Nokton ist hervorragend korrigiert und durchweg auch für Architekturfotographie zu gebrauchen. Nachträgliche Korrekturen per Software sind nicht nötig. Seite 4 Objektivtest: Nikon D300 + Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (© Thomas Ziska 2008) 01. September 2008 Bokeh: Wie man anhand der Beispielbilder sehen kann, ist das Nokton ein absoluter Bokeh Spezialist. Am gefälligsten ist das Bokeh in meinen Augen eine Blendenstufe abgeblendet, wobei ich allerdings auch sehr gerne mit der Offenblende F1.4 unterwegs bin. Wenn man den Schärfepunkt richtig trifft, sind die Bildergebnisse fantastisch und man wird mit einem „creamy and buttery“ Bokeh belohnt. Es macht einfach Spaß mit „offener Blende“ durch die Welt zu laufen und sich eine völlig andere fotografische Sichtweise anzueignen. Dass das Nokton aufgrund seines Bokehs und seiner Brennweite eine ideale Portraitlinse ist, bedarf insoweit keiner weiteren Erläuterung. Seite 5 Objektivtest: Nikon D300 + Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (© Thomas Ziska 2008) 01. September 2008 Auflösung und Schärfe: Bzgl. der Auflösungwerte bediene ich mich der Testergebnisse von www.photozone.de: 40mm F1.4 F2 F2.8 F4 F5.6 F8 Zentrum 1984 2054 2217 2243 2245 2147 Rand 1357 1572 1888 2055 2154 2144 Bei einem maximal zu erreichenden Auflösungswert von 2320 LW/PH (an 10 MP) sind die Ergebnisse im Zentrum einfach überragend. Selbst bei Offenblende sind die Auflösungswerte erstklassig und lassen sich durch Abblenden nur dezent verbessern. In den Randbereichen ist die Auflösung bei Offenblende F1.4 durchschnittlich, aber unter Berücksichtigung der Lichtstärke durchaus auf gutem Niveau. Abgeblendet auf F2.8 sind die Randbereiche sehr gut aufgelöst, darüber hinaus werden exzellente Ergebnisse erzielt. Insgesamt erreicht das Voigtländer Nokton für eine derart lichtstarke Portraitbrennweite außergewöhnlich gute Auflösungswerte. Die Schärfeleistung wird anhand eines Testcharts (s.u.) unter folgenden Bedingungen beurteilt: ‐Nikon D300 mit Nokton 58mm auf Stativ, Ausrichtung der Kamera per Blitzschuhwasserwaage ‐manuelle Fokussierung per Live‐Preview in 8‐facher Vergrößerung ‐Spiegelvorauslösung, Kabelfernauslöser, keine externe Beleuchtung, AWA, AV, RAW ‐RAW Import mit meinen persönlichen Standardparametern, 100% Crops aus dem Original (Testchart)
Seite 6 Objektivtest: Nikon D300 + Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (© Thomas Ziska 2008) 01. September 2008 Blende 1.4: Crop Mitte, Crop Rand und Crop Ecke Blende 2: Crop Mitte, Crop Rand und Crop Ecke Blende 2.8: Crop Mitte, Crop Rand, Crop Ecke Blende 4: Crop Mitte, Crop Rand, Crop Ecke Seite 7 Objektivtest: Nikon D300 + Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (© Thomas Ziska 2008) 01. September 2008 Blende 5,6: Crop Mitte, Crop Rand, Crop Ecke Blende 8: Crop Mitte, Crop Rand, Crop Ecke Bei Offenblende F1.4 ist das Nokton ein wenig „weich“, vor allen im Rand‐und Eckenbereich. Die Schärfe in der Mitte ist für den Grad der Blendenöffnung aber durchaus zufriedenstellend. Bei Blende 2 nimmt die Schärfe spürbar zu, in der Mitte bereits bis hin zu guten Werten, lediglich die Ränder und Ecken sind noch etwas „weich“. Ab Blende 2.8 läuft das Nokton zur Höchstform auf, die sehr gute Schärfe reicht von der Mitte bis in die Ecken und lässt sich durch weiteres Abblenden nicht signifikant weiter steigern. Der stärkste Bereich des Objektivs in Bezug auf Auflösung und Schärfe liegt im Blendenbereich F2.8 bis F4. Durch den „soften“ Charakter bei Blende F1.4 und F2 eignet sich das Voigtländer Nokton ganz hervorragend als Portraitobjektiv. Abgeblendet auf F2.8 wird aus dem Nokton ein knackscharfer Allrounder. Seite 8 Objektivtest: Nikon D300 + Voigtländer Nokton 58mm F1.4 SL II (© Thomas Ziska 2008) 01. September 2008 Farbfehler: Farbfehler sind bei offenen Blenden (<= F2.8) sichtbar, aber noch ganz gut zu kontrollieren. Allerdings hat die Nikon D300 mit ihrer internen Korrektur daran einen nicht unerheblichen Anteil. Wie es sich beim alternativen Pentax‐System verhält, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden. (ab Blende 4 sind Farbfehler kein Thema) (Beispiel für Farbfehler im und außerhalb des Schärfebereichs bei offenen Blenden) Fazit: Das Voigtländer Nokton 1.4/58mm SL II ist hinsichtlich Verarbeitung und Abbildungsleistung eine äußerst attraktive Linse. Aufgrund seiner Brennweite von 58mm (an Crop‐Kameras 87mm) ist das Objektiv für Aufnahmen im Portraitbereich prädestiniert. Der angenehm weiche Eindruck bei Offenblende, sowie das sehr „cremige Bokeh“, unterstreicht diesen Anspruch nochmals eindrücklich. Darüber hinaus bietet das Nokton ab F2.8 exzellente Schärfe/Auflösung und leistet sich auch im Bereich Vignettierung, Verzeichnung und Farbfehler keine wesentlichen Schwächen. Berücksichtigt man noch den günstigen Preis von 300 Euro, ist das Objektiv –wie auch das Ultron aus gleichem Hause‐ ein Pflichtkauf für Freunde des manuellen Fokussierens. Allein die 80€ für die Original Gegenlichtblende sind etwas unverschämt, vor allem in Relation zum Kaufpreis des Objektivs. Seite 9