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Gesellschaft zur Erhaltung, Entwicklung und Förderung
von Kultur-, Wildpflanzen und Tierrassen
Nr. 5, September 2006
In Abstimmung mit dem Kreisverband für Gartenbau und Landschaftspflege- Arbeitskreis für
Pomologie in Landshut – Niederbayern wird der Hortustag in Zukunft nur mehr zweijährlich
in Ranshofen abgehalten. Im Jahr dazwischen findet eine dem Hortustag ähnliche Veranstaltung in Landshut in Bayern statt. Daher wird auch die Hortuszeitung nur mehr zweijährlich
erscheinen.
Rückblick auf den Hortustag 2004
Dieser Hortustag war sehr praxisbezogen. Ing.Prof.ÖR Eipeldauer hat mit einem Vortrag über
das Schneiden der Obstbäume begonnen. Anschließend referierte Univ.-Prof Pieber über
Kern- und Steinobstsorten. Am Nachmittag bestand die Möglichkeit mit Gärtnermeister Auer
und Baumpfleger Uttenthaler das Gehörte über den Baumschnitt in der Praxis um zu setzen.
Aus der Hortus Sortenbank:
Nussbaumsammlung
Linecker
Ein weiteres Beispiel der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Stadtgemeinde Braunau am
Inn und Verein Hortus findet sich in der 2004 erfolgten Anlegung eines Nusssortengartens an
der Braunauer Umfahrungsstraße: Die Stadtgemeinde hat die hiefür notwendige Grünlandfläche (Begleitgrün Umfahrungsstraße) zur Verfügung gestellt und die Auspflanzung übernommen, Verein Hortus hat 19 verschiedene Nussbaumsorten beigestellt. Sämtliche Nussbäume
stammen aus einer der wenigen Baumschulen, die sich speziell auch mit Nussbaumveredelung beschäftigt (Baumschule Haas, Zwingendorf, NÖ). Damit steht auch im Bereich Braunau
eine interessante Nusssortenbank zur Verfügung. Zusätzlich stellt die Nussbaumpflanzung
auch einen für die Öffentlichkeit in mehrfacher Hinsicht interessanten Aspekt im Bereich der
Erholungsnutzung und des dort geplanten Geh- und Radweges dar.
Liste über die ausgepflanzten Nusssorten:
Aufhauser Baden, Weinsberg 1, Geisenheim 139, Rote Donaunuss, Weinsberg 2, Geisenheim
120, Mars, Seifersdorfer, Geisenheim 286, Geisenheim 26, Lake, Apollo, Jupiter
Pflanzung und Pflege von Nussbäumen:
Der Frühjahrspflanzung ist der Vorzug zu geben. Es ist streng darauf zu achten, dass der
Baum nicht zu tief gepflanzt wird, die oberste Wurzel darf nur 3 Finger hoch mit Erde bedeckt sein. Ein Baumpfahl ist bis zum 8. Standjahr erforderlich. Die Baumscheibe ist mit Rindenmulch oder Laub abzudecken.
Schnitt:
Pflanzschnitt (Krone und Wurzel) wie bei einem Apfelbaum. Zu dicht stehende Äste sind
schon in der Jugend des Baumes herauszuschneiden um später größere Schnittwunden zu
vermeiden. Dabei ist darauf zu achten, dass auch starke Äste sich im Alter nach unten neigen.
In den Folgejahren 1-jährige Triebe nur zurückschneiden, wenn sie länger als ca. 70 cm sind
(Korrekturschnitt, Aufbau einer naturnahen Krone).
Düngung:
Der Nussbaum ist eine hungrige Pflanze. Wenn vom 3. bis zum 10. Standjahr der jährliche
Triebzuwachs an der Spitze weniger als 40 bis 50 cm beträgt, dann hungert der Baum oder er
hat es zu trocken. Dünger in jeder Form ist brauchbar (Mist, Kompost, Volldünger).
Weinrebenanlage
Linecker
Zum Ranshofner Sortengarten gehört auch ein
kleiner Weingarten samt einer Spalieranlage für ca.
60 Rebstöcke. Ursprünglich umfasste er 49 Rebstöcke mit 23 verschiedenen Rebsorten, die großteils 1 Jahr vor der Anlage bei Besitzern älterer
Weinstöcke in Braunau und Umgebung eingesammelt und von einem Weinbauern in der Wachau auf reblausresistente Unterlagen veredelt
wurden.
Die älteste Rebe stammt von einem mächtigen Weinstock vor einem alten Bauernhaus aus
Ranshofen; sein Alter wurde auf über 200 Jahre geschätzt. Die Angabe genauerer Sortenbezeichnung dieser Erstauspflanzung ist leider nicht möglich, weil hiezu umfangreiche genetische Untersuchungen mit einem erheblichen Kostenaufwand notwendig wären.
Vor allem im Frühjahr 2005 ist es durch Spätfröste bei den Rebstöcken zu Ausfällen gekommen, sodass Ende April 2006 eine Ergänzung des Rebgartens erforderlich wurde. Bei dieser
Nachpflanzung wurde vorwiegend auf heute erhältliche Rebsorten wie Muskat blau, Muskat
weiß, Bergweinrebe usw. zurückgegriffen. Derzeit umfasst der Weingarten insgesamt 57 Rebstöcke mit 30 verschiedenen Rebsorten.
Der Weingarten dient einerseits als Genbank zur Erhaltung heimischer Rebsorten; andererseits sollen aus dieser Anlage aber auch Erfahrungen darüber gewonnen werden, welche Sorten – egal ob es sich dabei um alte oder aktuell erhältliche Sorten handelt – auf Grund ihrer
speziellen Eigenschaften (Resistenz gegen Pilzkrankheiten, Klimaverträglichkeit, Geschmack,
Verwertungsmöglichkeiten) besonders gut für unsere Region geeignet sind.
Der Maulbeerbaum in Oberösterreich
DI. Stefan Reifeltshammer
„Maulberbawm ist bekannt und der weynstöcke freundt genant“1 - Ein Beitrag zur
Kulturgeschichte und Nutzung der Maulbeere (Morus spec.) in Oberösterreich
Die Verbreitung von Maulbeerbäumen in Oberösterreich ist heute sehr gering. Dies war
jedoch nicht immer so, denn Aufzeichnungen aus den vergangenen Jahrhunderten berichten
von unterschiedlichen bäuerlichen Nutzungen der Maulbeere bis hin zur industriellen
Plantagen für die Zucht der Seidenraupe. Aber auch in heutiger Zeit könnten Maulbeeren,
z.B. zur Obstnutzung in Hausgärten, wieder von Interesse sein.
Der Maulbeerbaum
Die Maulbeere ist ein Holzgewächs mit Milchsaft aus der Familie der Moraceae und kann als
Strauch, Schnitthecke, Halb- und Hochstamm oder als Spalier gezogen werden und erreicht
ein Alter bis zu 200 Jahren. Die drei bekannteren Arten der Maulbeere sind vor allem vom
Kaukasus bis Zentralasien (Morus nigra) und Ostasien (Morus alba) beheimatet, der Rote
Maulbeerbaum (Morus rubra) stammt aus dem Osten Nordamerikas. Durch züchterische
Bearbeitung in Mittelasien und anderen Ländern, wurde eine Vielzahl von Sorten
hervorgebracht. Auszugsweise seien hier einige angeführt: M. constantinopolitana (ähnlich
der M. nigra), M. cendrona (üppiges, großes Laub), M. papyrifera (großblättrig), M. moretti
(eine Art der M. alba), M. multicaulis (großes Laub, Herkunft Philippinen), M. lu (Blätter bis
25 cm Länge), M. cattanea und M. urticifolia.
Die Maulbeere braucht, wie schon aus der Überschrift des Beitrages hervorgeht, ähnlich wie
der Weinstock, warme, geschützte und sonnige Lagen. Besonders die Schwarze Maulbeere
(Morus nigra) ist frostempfindlich. Sie gedeiht auf nährstoffreichen und tiefgründigen Böden
gut, und weist auf frischeren Standorten schnelleres Wachstum als auf trockenen Standorten
auf (vgl. Zeitlhöfer, 2001). Der Weiße Maulbeerbaum (Morus alba) bevorzugt hingegen
Standorte mit leichten und sandigen Böden. Maulbeerbäume erreichen eine Höhe von ca. 15
m. Der Blattaustrieb erfolgt in unseren Breiten in der Regel relativ spät ab Mai. Die
Fruchtreife beginnt im Juli und kann bis September dauern. Die Sammelfrüchte, vom
Aussehen ähnlich der Brombeere, sind beim Schwarzen Maulbeerbaum purpur bis
schwarzviolett gefärbt, und enthalten rot färbenden Fruchtsaft. Die Schwarze Maulbeere
schmeckt süßsäuerlich und ist sehr saftig. Die Früchte der Weißen Maulbeere sind weiß bis
schwach rötlich, zum Teil auch dunkelrot, sind sehr süß und schmecken aber eher schal.
Die Vermehrung kann über Samen, Stecklinge oder Absenker erfolgen, wobei sich letztere
Art der Vermehrung am besten bewährt hat.
Herkunft und Ausbreitung der Maulbeere
Die Maulbeere war schon um 3400 v. Chr. in China als Nutzpflanze, vor allem als
Futterpflanze für die Seidenraupe, bekannt (vgl. Richmart, 1926, S. 7). Um 2600 v. Chr.
wurden in China unter des Kaisers Gemahlin Si-Ling-chi erste Züchtereien mit
Maulbeerpflanzungen errichtet (ebenda, S.7).
1 Petrus de Crescentiis (1309): Ruralia commoda. Folio 94. In der Übersetzung von Peter
Drach der Mittlere, Speyer 1493.
Der Bedarf an Seide war auch im antiken Mittelmeerraum sehr hoch und so wurde Seide erst
durch Händler nach Kleinasien und Südeuropa gebracht und später dann die
Maulbeersamen. Die Griechen kannten bereits die Früchte der Schwarzen Maulbeere,
welche zum Färben des Weines gebraucht und zudem gerne gegessen wurden (vgl. Meyers
Konversationslexikon, Bd. 11, S. 355). Bei den Römern wurden die Früchte der Schwarzen
Maulbeere bei Tisch gegessen (vgl. Zedler, S. 2163). Bei Plinius (Liber XVI) wird der
Maulbeerbaum auch „arborem sapientissimam“ genannt, was soviel wie kluger oder weiser
Baum heißt. Der Grund dafür liegt im langsamen Wachstum (M. nigra) und im späten
Austreiben der Blätter, welche in der Regel erst dann austreiben, wenn alle Fröste vorüber
sind (vgl. Zedler, S. 2163).
Um das Jahr 1345 bestand in der Region um Marseille und Montpellier bereits eine Seidenproduktion.
Ungefähr hundert Jahre zuvor wurde der erste
Maulbeerbaum in
Frankreich gepflanzt. Später, im 15. Jahrhundert,
wurden Venedig und Genua zu den italienischen
Seidenzentren.
Auch im Deutschsprachigen Raum war die Maulbeere damals schon bekannt, wie zum Beispiel die Bücher „Hortus sanitis“ von Jacob Meydenbach, erschienen im
Jahr 1491 in Mainz, oder die deutsche Übersetzung
des Werkes „Ruralia commoda“ von Petrus de
Crescentiis aus
dem Jahr 1309 durch Peter Drach den Mittleren in
Speyer (1493) belegen.
Abbildung 1: Colorierter Holzschnitt einer Schwarzen Maulbeere
aus „Hortus sanitis“ von Jacob Meydenbach, Mainz 1491, Bayerische Staatsbibliothek.
Schon im 16. Jahrhundert wurde versucht die Maulbeerpflanzungen für den Seidenbau im
großen Stil einzuführen, doch erlitten diese Unternehmungen durch den 30-jährigen Krieg
starke Rückschläge, die jedoch nach dem Krieg schnell wieder überwunden wurden. In
Bayern wurde zum Beispiel im Jahr 1670 ein Seidenbauverein gegründet (vgl. Richmart,
1926, S. 12).
Der Nachweis der Maulbeere für Oberösterreich geschieht erstmals im Windhager
Stiftungsbuch von 1694, welches Priorin Eva Magdalena eigenhändig anlegte. Im
Baumgarten des Klosters stand damals auch ein „Maulbör“-Baum (vgl. Grüll, 1949, S. 59).
Schon um 1710 sind Maulbeerpflanzungen für die Seidenzucht in der Welser Heide
nachweisbar (vgl. Kneifel, 1987, S. 308). Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) förderte
während ihrer Amtszeit die Anpflanzung von Maulbeerbäumen, gleichzeitig die
Industrialisierung der Seidenraupenzucht und den Ausbau der Seidenmanufakturen, wobei
sich um Wien das Zentrum der Seidenfabrikation bildete und noch bis Mitte des 19.
Jahrhunderts bestand. Der Anbau der Maulbeere in Oberösterreich war fast über das ganze
Land verteilt. Namentlich seien auszugsweise einige Orte genannt: Linz, Enns, Steyr, Weyer,
Sierning, Ebelsberg, St. Florian, Mauerkirchen, Altheim, Obernberg/Inn und Aschach/Donau
(vgl. Linzer Zeitung Nr. 98 1843; Marktarchiv Aschach Bd. 125; Herrschaftsarchiv
Obernberg/Inn Bd. 643). In einigen Orten des Mühlviertels (Gramastetten, Arnreit,
Schwertberg) musste man jedoch nach einiger Zeit feststellen, dass das Klima für den
Maulbeerbaum wohl zu rauh ist (vgl. Kneifel, 1987, S. 308). In anderen Lagen, vor allem in
den Beckenlagen und den Terrassenlandschaften der größeren Flüsse, den Lagen des
mittelalterlichen Weinbaues, dürfte die Maulbeere besser gediehen sein.
Die Seidenzucht mit Maulbeerblättern
Zur Seidenproduktion wird die Seidenraupe gezüchtet, das ist die Raupe des
Maulbeerspinners (Sericaria mori), im Volksmund auch Seidenspinner genannt. Der
Maulbeerspinner macht wie alle Schmetterlinge im Laufe seines Lebens mehrere
Metamorphosen durch und zwar von Ei zur Raupe, zur Puppe und zum Schmetterling. In
Mitteleuropa vollzieht sich die Metamorphose innerhalb von 60 Tagen (vgl. Richmart, 1926,
S. 19). Gefüttert werden die Raupen mit Maulbeerblättern, das stets frisch, frei von Schmutz,
Mehltau und Honigtau sowie trocken sein sollten. Während des ganzen Raupenlebens
empfiehlt sich, nur das Laub der gleichen Maulbeerart zu verfüttern, da sonst die Qualität der
gewonnenen Seide darunter leidet. In den ersten Lebenstagen der Seidenraupe werden nur
zarte Blättchen gefüttert, dann wird zu Blättern ohne Stiel übergegangen. Ab dem 10.
Lebenstag werden dann ganze Blätter verfüttert, so wie sie fallen, später ganze Zweige und
ab dem 23. Tag ganze Zweige mit möglichst harten und alten Blättern (vgl. Richmart, 1926,
S. 53 f.). Für die Anzucht von 10.000 Seidenraupen (8 Gramm Eier) werden bis zu den
spinnreifen Raupen 250 kg Maulbeerlaub benötigt. Je reichlicher die Fütterung ist umso
mehr Seide kann die Raupe spinnen. Für den Fall, dass zu wenig Maulbeerlaub zur
Verfügung steht, können auch junge Schwarzwurzel- und Löwenzahnblätter oder Kopfsalat
verfüttert werden. Spätestens acht Tage, nachdem sich die letzten Raupen eingesponnen
haben, beginnen die Ernte und das Abtöten durch Hitze der Kokons (vgl. Richmart, 1926, S.
67 f.).
Die Maulbeerblätter als Grundlage für die Seidenraupenzucht dürften sehr wertvoll gewesen
sein, zumal der spanische König im 18. Jahrhundert Maulbeerblätter mit Zöllen belegte (vgl.
Zedler S. 299). Auch in Oberösterreich dürften die Maulbeerblätter hohen Wert gehabt
haben, denn in den Akten des Herrschaftsarchivs Obernberg/Inn findet sich eine UmlaufVerordnung an das k. u. k. Pfleggericht vom 26. Oktober 1833, woraus hervorgeht, dass der
Diebstahl von Maulbeerblättern zu bestrafen ist.
Die industrielle Nutzung der Maulbeerbäume ist in Oberösterreich jedoch nur kurz
erfolgreich betrieben worden. Vor allem Leinenweber, welche durch die Industrialisierung im
Textilgewerbe verarmt waren, versuchten im Mühlviertel mit der Seidenzucht neu Fuß zu
fassen (vgl. Kneifel, 1987, S. 308). Der oberösterreichische Landtag unterstützte Initiativen
zur Förderung der Seidenzucht. Im Jahr 1856 wurde der Verein zur Förderung der
Seidenkultur in Oberösterreich mit Sitz in Linz gegründet. Ab diesem Zeitpunkt stieg die Zahl
der Grundbesitzer, welche Maulbeerbäume pflanzten, stetig an. „Der OÖ. Seidenbauverein
betrieb eine groß angelegte Baumschule in Linz, wo tausende Maulbeerbäumchen
aufgezogen wurden. Auf den Kaplanhofgründen entlang der Straße zum neuen
(allgemeinen) Krankenhaus entstand damals eine doppelte Hecke von 1.400 Bäumchen.
Plantagen befanden sich auch rund um das Exerzierfeld und in Lustenau“ (Kneifel, 1987, S.
310). Im Dezember 1873 folgte jedoch ein schnelles Ende des Seidenbauvereins, da sich
immer wieder Misserfolge einstellten und die Schulden stiegen (vgl. ebenda, S. 315). Dies
war jedoch nicht das erste Mal, dass die industrielle Nutzung der Maulbeere fehlschlug, denn
auch die Maulbeerpflanzungen des Hauptmanns Reisinger 30 Jahre zuvor waren nicht von
Erfolg gekrönt.
Hauptmann Reisingers Maulbeerpflanzungen in Aschach an der Donau (1840-1845)
Der pensionierte k.u.k. Hauptmann Joseph Reisinger, damals wohnhaft in Aschach Nr. 180,
hatte bereits im Jahr 1840 großflächig Maulbeerbäume auf gepachteten Flächen der
Herrschaft St. Nikola, der Herrschaft Harrach am Siernerberg, sowie beim Stögergut in
Ruprechting und auf den Gründen des Wirtes Georg Ratzesberger angepflanzt, noch bevor
die Behörden die Untertanen ermunterten dies zu tun. Zwei Jahre später umfasste die
Baumschule bereits 80.000 Stück Maulbeerbäume der Sorten Morus alba, Morus mulitcaulis
und Morus moretti (vgl. Neußl, 1909, S. 1). Im Jahr 1843 verkaufte Reisinger 55.000 Stück
dreijährigen Stämmchen in verschiedene Ortschaften Oberösterreichs, Salzburgs und
Bayerns, wie zum Beispiel dem Pfleger in Wildshut, nach Lofer, dem Markt Mauerkirchen
oder auch an Hauptmann Geiger in Regensburg, dem Vorstand des bayrischen
Seidenzuchtvereins (vgl. MA Aschach, Bd. 125), der auch Aktien an seine Mitglieder ausgab.
Auch Hauptmann Reisinger besaß eine solche Aktie, die folgenden Wortlaut hatte:
„Actie No. 244: Für den Werth zwanzig fünf Gulden der Gesellschaft zur Beförderung der
Seidenzucht in Baiern. Inhaber dieser Actie hat Vermöge derselben verhältnismäßigen
Anspruch an den Fonds und den Austailungen der aus 1000 Aktien zu fünfzig Gulden
bestehenden Gesellschaft zur Beförderung der Seidenzucht in Baiern in Gemesheit ihrer
Statuten. Der Verkauf oder die Ledirung dieser Actie ist der Direction zur Vormerkung des
neuen Besitzers anzuzeigen.
Regensburg den 1. May 1838
Director: Ziegler Vorstand: Schmied Deputirte: Geiger Secretär: Schwindl“ (vgl.
Abschrift im Marktarchiv Aschach, Bd. 125, OÖLA)
Im Jahr 1843 bekam Reisinger vom ständigen Kollegium in Linz einen Brief, in dem seine
Bemühungen um die Maulbeerpflanzungen dankend anerkannt wurden. Weiters wurde ihm
Unterstützung beim Verkauf der Maulbeerbäume versprochen, denn es bestand die Absicht
die Maulbeerbäume „unter das Landvolk vertreiben zu lassen“ (vgl. Neußl, 1909, S. 2).
Zusätzlich wurde auch noch eine finanzielle Unterstützung von 200 fl. für das Jahr 1844
zugesagt und auch ausbezahlt (vgl. ebenda). Doch auch Misserfolge stellten sich ein. So
waren die Maulbeerbäume, welche Reisinger 1843 an die Stadt Enns verkauft hatte, im
darauf folgenden Jahr alle eingegangen, sodass er freiwillig 100 Stück nachlieferte (vgl.
Kneifel, 1987, S. 314).
Trotz der intensiven Bemühungen Reisingers die Maulbeerbäume abzusetzen, er reiste bis
nach Krems, konnte er kaum welche verkaufen und auch die Förderung aus Linz wurde ihm
nur noch für zwei Mal zu Teil, denn er starb völlig verschuldet am 8. Februar 1845.
Der Nachlass von Hauptmann Reisinger bestand aus einigen wenigen Gebrauchs- und
spärlichen Einrichtungsgegenständen sowie 25.000 Stück Maulbeerbäumen
(vgl. MA Aschach, Bd. 125): 18.000 Stück 3 jährige Morus alba
2.000 Stück 3 jährige Morus multicaulis
2.000 Stück 3 jährige Morus morettiana
3.000 Stück 5-7 jährige Morus morettiana
Die Schwester des Hauptmanns
konnte das Erbe nicht antreten, da sie
sich nicht in der Lage sah, die offenen
Forderungen zu begleichen. So
musste der Magistrat Aschach den
Nachlass übernehmen. Während die
Einrichtung und die
Gebrauchsgegenstände schnell
versteigert waren, gestaltete sich der
Verkauf der Maulbeerbäume als
schwierig. Jahrelang wurde mit
anderen Stellen verhandelt und
Zeitungsinserate für den Verkauf der
Bäume geschaltet, jedoch ohne Erfolg.
Schließlich bestanden die Verpächter
auf die Räumung ihrer Grundstücke
und so wurden sämtliche Bäumchen
ausgerissen und verbrannt. Einige
wenige Maulbeerbäume blieben noch
einige Zeit entlang von Straßen oder
an Rändern in Aschach erhalten
Heute ist von den Maulbeerbäumen jedoch nichts mehr zu sehen.
Abbildung 2: Insertionsschein für den Verkauf von Maulbeerbäumen durch das Magistrat
Aschach in der Linzer-Zeitung (OÖLA, MA Aschach, Band 125).
Zur bäuerlichen, handwerklichen und medizinischen Nutzung der Maulbeere
Bisher wurde nur von den Versuchen der industriellen Nutzung der Maulbeere gesprochen,
doch weist die Maulbeere noch eine Vielzahl weiterer Nutzungsmöglichkeiten, die auch
heute noch in anderen Regionen Österreichs und Europas Anwendung finden, auf. Aufgrund
der intensiven Bemühungen um die Seidenzucht fanden diese Nutzungen kaum Beachtung
in Oberösterreich und sind daher bei uns fast unbekannt.
Im bäuerlichen Wirtschaften wurde das Laub nicht an die Seidenraupen verfüttert, sondern
die Maulbeerbäume, besonders die Weiße Maulbeerbäume, wurden geschnaitelt, um
Futterlaub für Rinder, Ziegen und Schafe zu gewinnen. Das Laub wurde entweder
frisch oder getrocknet verfüttert. Das Vieh wurde auch mit überbrühten Maulbeerblättern,
welche mit Kleie vermengt wurden, gemästet (vgl. Zedler, S. 2165). Tiere, die mit Maulbeerlaub gefüttert wurden gaben reichlich und fetteMilch (vgl. Richmart, 1926, S. 81).
Handwerker verwendeten und verwenden das Holz des Maulbeerbaumes, welches in seiner
Härte ähnlich der Eiche oder Buche ist, gerne als Möbelholz. Das hellgelbe Holz muss nicht
mit Beize behandelt werden und kann Natur poliert werden. Drechsler fertigen Werkzeugstile
aus dem harten Holz und auch zur Herstellung von Kleinkunst wurde Maulbeerholz
verwendet. Besonders gerne verarbeiteten auch Böttcher und Fassbinder das Maulbeerholz,
welches ähnlich wie die Robinie sehr widerstandsfähig gegen Fäulnis ist.
Beim Maulbeerbaum befindet sich unter der Rinde ein sehr widerstandsfähiger Bast, der vor
allem bei Korbflechtern beliebt ist. Der Bast kann auch von den geschnaitelten Ästen gewonnen werden. Weiters findet Maulbeerholz als hartes Brennholz Verwendung.
Die medizinische Nutzung der Maulbeere war im deutschsprachigen Raum schon seit dem
ausgehenden Mittelalter weit verbreitet. Die gedörrten oder gepulverten Früchte der
schwarzen Maulbeere wurden zum stillen von Durchfall oder roter Ruhr verwendet (vgl.
Zedler, S. 2163). „Das Pulver von denen unreiffen und gedörrten Maulbeeren ist eine Arzney
wider den Bauchfluß, nach Auspruch“ (Zedler, S. 2163). Weitere Wirkungen, die der
Maulbeere zugeschrieben werden, sind blutreinigend, fiebersenkend, gegen „hitzige Leber“
und gegen den Spulwurm wirkend. Ein Destillat aus unreifen Maulbeeren wurde zur
Behandlung von Zahnschmerzen, Entzündungen des Mundes und Halses, zur Behandlung
von Kindern mit Blasenstein angewandt. Auch der „in denen Apothecken vorhandene Syrup,
Diamoron oder Maulbeer-Safft genannt, wird wider allerhand Mund- und Halsbeschwernisse“
angewandt (Zedler, S. 2163). Gestoßene und an der Sonne getrocknete Wurzelrinde des
Maulbeerbaumes wurde als Pulver mit Rotwein vermischt und zur Linderung von
Bauchschmerzen getrunken. Bei Bissen giftiger Tiere wurden Maulbeerblätter „gestoßen und
auf den Brand gelegt“, denn dies zog „die Hitze“ aus (Zedler, S. 2165). In alten
medizinischen und pharmazeutischen Büchern werden noch viele weitere Anwendungen der
Maulbeere gegen Krankheiten angeführt.
Die Obstnutzung der Maulbeere aus heutiger Sicht
Die Maulbeere, vor allem die Schwarze Maulbeere, bietet auch als Obstbaum aus heutiger
Sicht eine Menge Verwendungsmöglichkeit. Die Früchte ergeben getrocknet, in diesem
Zustand können sie gut gelagert werden, einen Tee, der auch heute noch zur Linderung von
Mundhöhlenentzündungen eingesetzt wird. Da die reifen Früchte nur wenige Tage haltbar
sind, empfiehlt sich, neben dem raschen Frischverzehr, eine sofortige Verarbeitung. Die
Früchte können bei Obstkuchen oder Torten Verwendung finden oder zu Marmelade,
Kompott, Saft oder Sirup verarbeitet werden.
Zur Ernte empfiehlt sich unter dem Baum ein Netz oder eine Folie auszubreiten und die
Früchte abzuschütteln. Der beste Erntezeitpunkt ist, wenn der Großteil der Früchte reif ist.
Wer sich zur Pflanzung eines Maulbeerbaumes entschließt, sollte sich bewusst sein, dass
die herab fallenden, reifen Maulbeeren durch ihren intensiv färbenden Fruchtsaft auch
schnell zur Belästigung werden können.
Wie schon Eingangs angemerkt ist die Verbreitung der Maulbeere in Oberösterreich heute
eher gering. Dennoch finden sich, abgesehen von Parks, botanischen Gärten und
Klostergärten, auch in manchen Hausgärten wieder obstbaulich genutzte Maulbeerbäume.
Auch Gärtnereien und Gartengroßmärkte in Oberösterreich führen zum Teil wieder
Maulbeersetzlinge für die Verwendung in Gartenhecken, wohl aber eher wegen des üppigen
Laubes der Sträucher und weniger in Hinblick auf die Nutzung der Früchte.
Literaturnachweis:
Grüll Georg (1949): Ein Mühlviertler Garten vor 250 Jahren. IN: Oberösterreichische Heimatblätter Jg. 1949, Heft
1, S. 56-64, Linz.
Herrschaftsarchiv Obernberg/Inn, Band 643, im Oberösterreichischen Landesarchiv, Linz.
Kneifel Herbert (1987): Maulbeerpflanzungen in Enns im 19. Jahrhundert – Zur Geschichte der
Seidenraupenzucht in Oberösterreich. IN: Oberösterreichische Heimatblätter, 41. Jahrgang, Heft 4., Linz.
Marktarchiv Aschach/Donau, Band 125, im Oberösterreichischen Landesarchiv
Meydenbach Jacob (1491): Hortus sanitis. Mainz 1491. Digitale Bibliothek, Bayerische Staatsbibliothek.
Meyers Konversationslexikon (1889): Online Ausgabe www.meyers-konversationslexikon.de/
Neußl (1909): Die Maulbeerpflanzung in Aschach nach Akten der Gemeinde. Manuskript im Marktarchiv Aschach
Band 125 im oberösterreichischen Landesarchiv. Linz.
Petrus de Crescentiis (1309): Ruralia commoda. Übersetzung von Peter Drach der Mittlere 1493. Speyer. Digitale
Bibliothek, Bayerische Staatsbibliothek.
Richmart Hans (1926): Praktische Anleitung zum Erfolgreichen Seidenbau. Dessau.
Zedler, Johann Heinrich: Grosses vollständiges Universal-Lexicon der Wissenschafften und Künste (1732 - 1754)
Zeitlhöfler Andreas (2001): Die obstbauliche Nutzung von Wildobstgehölzen. Diplomarbeit FH-Weihenstephan.
"Esche in Ranshofen"
(Erklärung zum Naturdenkmal)
D.I. Reschenhofer
Folgende dendrologische Daten
wurden erhoben:
Stammumfang
(gemessen in 1 m Höhe)
Kronendurchmesser
Höhe etwa
5,25 m
27 m
27m
Mit Bescheid der Landesnaturschutzbehörde vom 18.März 2005 (N-201058/6-2005-Ka/Gre)
wurde die "Esche in Ranshofe" (Fraxinus excelsior) als Naturdenkmal festgestellt. In der Begründung wurde festgestellt:
Die Esche in Ranshofen ist ein extrem landschaftsprägender Solitärbaum, der aufgrund seiner
Stärke, seines schönen Wuchses und des hohen Alters ein besonderes Naturjuwel in diesem
Bereich darstellt und daher auf jeden Fall naturdenkmalwürdig ist. Es dürfte sich hier um ein
Relikt des früheren Klostergartens des Klosters Ranshofen handeln. Dieser Solitärbaum könnte durch seine Mächtigkeit als eine Art Wahrzeichen für diesen Ortsbereich in Ranshofen dienen.
Aus diesen Gründen wurde ein Unterschutzstellung aus naturschutzfachlicher Sicht befürwortet. Auffindbar ist die Esche in Ranshofen unmittelbar hinter dem Wertheimer Platz auf einer
Freifläche, auf der sich derzeit Sortengarten des Vereines Hortus befindet.
Obstbaupioniere des Innviertels
Dr.Siegfried Bernkopf, AGES Linz
Einleitung
Als das Innviertel im Jahre 1779 von Bayern zu Österreich kam war dort der Obstbau stark
unterentwickelt. Dasselbe galt für die Herstellung von Obstsäften und Mosten. Das bevorzugte Getränk zu dieser Zeit war nach wie vor das Bier und dies sollte auch für eine längere Periode so bleiben.
Wohl gab es damals in den Gärten der Schlösser und Klöster bereits Tafelobst, in jenen der
Bauern trugen die wenigen Bäume meist Wirtschaftsobst. Einen Aufschwung des Obstbaues
hat es erst ab Beginn des 19.Jhdts gegeben, als verschiedene Pomologen und Baumschulisten
ihre weit über das Innviertel hinausgehenden Aktivitäten entfalteten.
Im Folgenden sollen einige der verdienstvollen Obstbaupioniere kurz vorgestellt werden:
Dr.Georg Liegel
Der aus der Oberpfälzer Gemeinde Schäfferey aus ärmlichen Verhältnissen stammende
Kleinbauernsohn wurde am 3.5.1779 auf dem Loiglhof geboren. Bereits als Kind zeigte er
besonderes Interesse für die Obstbäume im elterlichen Garten. Im Speziellen widmete er den
Pflaumensorten sein besonderes Augenmerk. Wahrscheinlich um 1790 wurde er im Alter von
11 Jahren nach Absolvierung der Grundschule nach München auf das Gymnasium geschickt,
um später dem Wunsch der Eltern gemäß Pfarrer zu werden. Er absolvierte zwar das Gymnasium, brach aber das begonnene Theologiestudium im Jahre 1800 ab. Im selben Jahr schrieb
er sich als Lehrling in der Münchner Hofapotheke ein. Er führte die vorgeschriebene Lehrzeit
nicht zu Ende. Ein Gönner dürfte ihm die fehlende Lehrzeit nachgekauft haben. Nur so ist
verständlich, dass er spätestens im Sommer 1803 nach Braunau am Inn übersiedelte und die
dortige Stadtapotheke samt Apothekergerechtigkeit kaufte. Im selben Jahr heiratete er Josepha
Heiß, die Tochter einer sehr angesehenen Posthaltersfamilie aus Ried im Innkreis.
In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit dem Obstbau und in zunehmendem Maße mit Pomologie (Obstsortenkunde). Zum Apothekerhaus gehörte auf der Rückseite ein kleiner Garten
und in unmittelbarer Nachbarschaft jedoch ein sehr großer Garten. Er hatte somit ausreichend
Flächen, um eine Baumschule zu errichten, die Bäumchen mit aus weiten Teilen Europas
kommenden Reisern zu veredeln und die fertigen Bäume zu wissenschaftlich-pomologischen
Studien auszupflanzen. Als Grundlage für seine Arbeiten dienten ihm die pomologischen
Werke von A.F.A. Diel. Letzterer war weitgehend erfolgreich bemüht das in Europa vorherrschende Sortenchaos, das durch Versenden von Edelreisermaterial ungeprüfter bzw. falscher
Sortenidentität entstanden war, zu beseitigen. Liegel ging es bei seinen Studien darum einen
so genannten Muttergarten mit einer großen Auswahl an empfehlenswerten Sorten, deren
Identität pomologisch gesichert war, zu schaffen, von dem er dann Edelreiser für seine eigene
Baumvermehrung, aber auch für den Versand an seine Obstbaukollegen im In- und Ausland,
schnitt.
Liegel musste immer wieder Rückschläge bei diesen Aktivitäten hinnehmen. Weder die Devastierung seiner Gärten durch die napoleonischen Truppen, noch die Dezimierung der
Baumbestände durch besonders frostreiche Winter vermochten seinen starken Willen und die
Freude an den Obstbäumen brechen.
Im Jahre 1822 erschien in Salzburg sein erstes Werk „Anweisungen mit welchen Sorten verschiedene Obstanlagen besetzt werden sollen“. Er konzentrierte in der Folge seine Arbeiten
immer mehr auf die Pflaumensorten und deren Systematik. Im Jahre 1837 erhielt er auf Grund
seiner pomologischen Leistungen das Doktorat der Universität München. 1838 erschien in
Passau das 1.Heft von „Systematische Anleitung zur Kenntnis der Pflaumen oder das Geschlecht der Pflaumen in seinen Arten und Abarten“. 1841 folgte das 2. Heft, gedruckt in
Linz. Zu diesem Zeitpunkt war Liegel der führende Systematiker und Kenner der Pflaumen in
Europa und Amerika.
Auch als Bürger in Braunau war er hoch angesehen und übte über viele Jahre das Amt des
Bürgermeisters aus.
Im Jahre 1847 erhielt er per kaiserlichem Dekret die große goldene Zivil-Verdienstmedaille
verliehen. Seine Ehe blieb kinderlos. Als seine geliebte Frau 1858 starb verkaufte er seine
Apotheke an Johann Fischer und die Obstgärten an seinen Gärtner Augustin Keindl (18041893).
Liegel starb in Braunau am 5.9.1861 in Folge einer „Steinoperatur“. Er stand im
83.Lebensjahr.
Die Originalmanuskripte zu seinen Werken und seine gesamte pomologische Bibliothek wurden beim Stadtbrand 1874 ein Raub der Flammen. Geblieben sind seine zahlreichen Werke
und die Erkenntnis, dass seine Pionierleistungen zusammen mit jenen seines Obstbaufreundes Joseph Schmidberger in St.Florian die Entwicklung des Obstbaues in Oberösterreich und
weit darüber hinaus maßgebend beeinflusst haben.
Augustin Keindl
Augustin Keindl wurde am 29.8.1804 in Mauerkirchen als Sohn des Gärtners Johann Keindl
geboren. Er entstammte einer alten Gärtnerdynastie, die bis zum heutigen Tag, wenn auch
unter anderem Namen, in diesem Berufszweig tätig ist.
Keindl hat eine 4-jährigeGärtnerlehre im Stift Reichersberg absolviert. Um 1832 dürfte er
dann in die Dienste des Georg Liegel getreten sein. Im Jahre 1851 heiratete er in Braunau die
Färbermeisterstochter Therese Lorum aus Aspach. 1853 kaufte er das am Apothekergarten
Liegels in der Ringlgasse (heute Palmstr. 17) liegende Wohnhaus. 1859 kauften Augustin und
Therese Keindl von Georg Liegel den großen Apothekergarten samt Stadel und 2Glashäusern.
Keindl war zwar Mitglied des Deutschen Pomologenvereins beschäftigte sich aber nicht wissenschaftlich mit den Obstsorten. Er betreute die ehemaligen Liegel`schen Gärten weiter und
versandte Edelreiser an interessierte Baumschulen und Pomologen. In den Folgejahren wurden die Obstbäume zugunsten anderer Pflanzenarten immer mehr verdrängt und es entstand
die Gärtnerei Kaindl (Änderung der Schreibweise).
Augustin Keindl verstarb am 26.4.1893 in Braunau. Die Gärtnerei wurde von seinem Sohn
Augustin (1851-1927) weitergeführt.
Die Obstbaupioniere Böheim
Josef Böheim 1768-1856
Nicht weit von Braunau entfernt beschäftigte sich etwa zur gleichen Zeit wie Georg Liegel ein
Schullehrer mit Obstbau. Es war dies Josef Böheim in Maria Brunnenthal. Er wurde ebendort
am 7.1.1768 als Sohn von Caspar Peham (alte Namensform), des ersten Lehrers von Brunnenthal, geboren. Er folgte 1786 seinem Vater als Lehrer nach. Bereits 1805 legte er im Dorfe
eine Obstbaumschule an, die durch Grundkauf später noch erweitert wurde.
Zum Unterschied von Liegel beschäftigte er sich nicht wissenschaftlich mit Pomologie, hat
aber sicherlich sehr gute Sortenkenntnisse gehabt. Laut einem 1825 veröffentlichten Verzeichnis wies der Muttergarten seiner Baumschule folgende Sortenbestände auf: 107 Apfelsorten, 95 Birnensorten, 41 Kirschen- bzw. Weichselsorten, 27 Pflaumensorten, 20 Pfirsichsorten und 6 Marillensorten , insgesamt also immerhin 296 Sorten auf. Er verkaufte seine
Bäume bis nach Galizien, Ungarn, vermehrt aber auch in das Nachbarland Bayern.
Josef Böheim starb hochbetagt am 23.9.1856 in Brunnenthal. Die Baumschule wurde von
seinem Schwiegersohn und Amtsnachfolger Georg Lang (1788-1896) weitergeführt und kam
erst nach dessen Tod zum Erliegen.
Josef Böheim hat die Liebe zum Obstbau auch an seine Nachkommen weitergegeben.
Sein Sohn Josef (1788-1856) war nicht nur langjähriger Lehrer in Weng, sondern auch ein
Förderer des Obstbaues der Region. Dessen Sohn Wilhelm Böheim (1828-1896) war ein allseits beliebter Lehrer und Obstbaupionier in Mettmach und erhielt dafür 1894 das goldene
Verdienstkreuz des Kaisers verliehen. Seiner Bedeutung gemäß erinnert noch heute eine Porträtbüste im Bereich der Volksschule Mettmach an diesen ausgezeichneten Pädagogen und
Förderer des Innviertler Obstbaues.
Johann Baptist Hofinger
Johann Baptist Hofinger wurde am 24.5.1768 in Hintergalgenberg, Pfarre Otterskirchen in
Bayern, als Sohn eines Bauern geboren. Über sein Leben ist trotz intensiver Recherchen nur
sehr wenig bekannt. Er studierte Theologie und wurde am 12.4.1794 zum Priester geweiht.
Jahre später wurde er Pfarrer in St.Peter am Hart bei Braunau.
In seiner Freizeit beschäftigte er sich intensiv mit dem Obstbau und dem Lebensraum Obstbaum .
Zur Bekämpfung der Obstbaumschädlinge hängte er in seinem Obstgarten unzählige Nistkästen für verschiedene Vogelarten auf und wird von den Ornithologen heute als Pionier angesehen. In der Zeitung der Frauendorfer Gartenbaugesellschaft erschienen viele obstbauliche
Artikel aus seiner Feder . Im Jahre 1833 kam in Linz sein Buch „Die Verjüngungskunst der
Obstbäume„ heraus. In diesem reich bebilderten Werk beschrieb er die die Sanierung altersschwacher, kranker Bäume. Johann Hofinger hatte regen Kontakt und Erfahrungsaustausch
mit Georg Liegel , vor allem aber mit seinen bayerischen Obstbaukollegen.
Nach einem erfüllten Leben verstarb er am 18.11.1858 in St.Peter/Hart und geriet sehr bald in
Vergessenheit .
Innviertler Obstbaumschulen um 1824 und deren Pioniere
Der im Stift St.Florian als Pomologe wirkende Chorherr Joseph Schmidberger gab in einem
1824 erschienenen obstbaulichen Werk einen Einblick in das oberösterreichische Baumschulwesen dieser Zeit und listete eine große Reihe an Baumschulen mit deren Beständen an
Jungbäumen auf.
Neben den bereits oben erwähnten Baumschulen von Liegel und Böheim sind dort für das
Innviertel einige weitere verzeichnet:
Demnach gab es im Stift Reichersberg eine Baumschule mit über 10 000 Bäumen. Zur Pfarre
Reichersberg gehörte auch die Baumschule des Felix Doblmayr, Brandlbauer zu Linn, mit ca.
20 000 Bäumen. Dessen Sohn Josef (1815-1900) führte die sehr bedeutende Baumschule bis
zu seinem Tod weiter. Leider gingen 1945 beim Brand des Bauernhofes wichtige schriftliche
Unterlagen verloren.
Weiters wurden bei Schmidberger erwähnt die Baumschulen Allihamer in Weilbach mit 20
000 und Josef Witzmann in Ort mit 10 000 Bäumen.
Zum überwiegenden Teil handelte es sich bei Schmidbergers Auflistungen um so genannte
Bauernbaumschulen, die ,der steigenden Nachfrage gemäß, primär Mostobstbäume produzierten. Der Anteil an Tafelobstbäumen dürfte eher gering gewesen sein.
Innviertler Baumschulisten um 1900
Beim Studium der Geschichte der Baumschulen Oberösterreichs fällt auf, dass sich der um
1824 existierende Schwerpunkt der Obstbaumproduktion in den Bezirken Eferding und
Grieskirchen befand und sich gegen Ende des 19.Jhdts in das Innviertel verlagerte.
In diesem Zusammenhang sind vor allem die Gemeinden St.Martin, Ort, Eggerding, Reichersberg und Antiesenhofen zu nennen. Selbst niederösterreichische Baumschulen wie jene
des Anton Sirninger in Kilb und der Familie Kuen aus Bregenz hatten Produktionsaussenstellen im Innviertel (Eggerding bzw. Obernberg) An dieser hohen Bauschuldichte hat sich bis
heute nicht viel geändert. Die Gründe liegen wahrscheinlich darin, dass dort Boden und Klima die Produktion von robusten Obstbäumen in besonderer Weise begünstigen. Als Beispiel
sollen hier drei Persönlichkeiten Erwähnung finden, die man als Baumschulpioniere und auch
Sortenkenner bezeichnen kann.
Josef Renezeder
Als Josef Renezeder, Forstbeamter beim Gutsherrn Graf Arco Valley in St.Martin und späterer Besitzer der einst in der K.K. Monarchie bedeutendsten Innviertler Bauschule im Jahre
1876 mit der Obstbaumproduktion begann hatte es seiner Meinung nach in dieser Region
außer wenigen Tafelobstbäumen (z.B.Plankenapfel, Großer Brunner = Brünnerling) nur
Mostobstbäume gegeben. Er beschaffte sich in der Folge aus der Baumschule des M. Gaucher
in Stuttgart Edelreiser der besten, vom deutschen Pomologenverein empfohlenen Tafelobstsorten. Bei der Reichsobstausstellung 1888 in Wien präsentierte er
Hochstammobstbäume und „Pyramiden“mit bestens geformten Baumkronen und wurde dafür
hoch prämiert (Silberne Vermail-Medaille, Ehrenpreis des Grafen Montecucculi und 2 Bronzemedaillen des K.K. Österr. Pomologenvereins). Diese Ausstellung betrachtete Renezeder
als bahnbrechend für die Aufwärtsentwicklung seiner Baumschule, weil ihm der nun hohe
Bekanntheitsgrad neue Absatzchancen in weiten Teilen der Monarchie eröffnete.
Renezeder bewirkte auch, dass die Bauernbaumschulen seine Kronenerziehungsform allmählich übernahmen und in der Folge auch viele Bäume für ihn produzierten. Im Jahre 1901 erhielt er von der K.K. Gartenbaugesellschaft in Wien für seine besonderen Verdienste zur Hebung der Baumzucht den Kaiserpreis. 1903 gab er die Forstbeamtenstelle auf und widmete
sich ganz der Baumschule, die er durch Grundpachtungen immer mehr vergrößerte. Die Produktion von Obst- und Forstpflanzen wurde um eine große Zahl an Ziergewächsen erweitert.
Im Jahre 1909 hatte der Betrieb eine Fläche von 15 Joch (ohne Pachtgründe) und hatte ca.
100 000 veredelte Obstbäume und etwa gleich viele Koniferen und Ziergewächse im Bestand.
Absatzgebiete waren die ganze Monarchie, Serbien, Rumänien, Deutschland, Schweiz und
Russland.
Das Ende der K.K. Monarchie bedeutete für die Baumschule einen schweren Rückschlag, von
dem sie sich nicht mehr richtig erholte. Als Josef Renezeder 1920 starb ging die Baumschule
an seinen Sohn Johann über. Trotz ausgezeichneter Ausbildung (Absolvent der Obstbauschule Eisgrub, Lehrjahre in Gärtnerei Bad Ischl bzw. in der Baumschule Haubner in Dresden
etc.) gelang es Johann Renezeder nicht den Betrieb auf solide Beine zu stellen. Nach seinem
Tod 1949 wurde die Baumschule von Sohn Rudolf übernommen und kam 1956 gänzlich zum
Erliegen.
Felix Ranseder
Felix Ranseder wurde am 19.11.1867 in Osternach, Pfarre Ort, geboren. Im selben Jahr legte
sein Vater Johann Ranseder dort die erste Baumschule an und begründete damit die noch heute existierende Baumschuldynastie Ranseder. 1897 kaufte er die zur Gemeinde Reichersberg
gehörige Fischersölde in Hübing 3. Er betrieb dort eine Baumschule auf ca. 3 Joch sowie
Obst- und Holzhandel. Bereits 1896 wurden die Vereinigten Baumschulen Ort im Innkreis
gegründet, mit Felix Ranseder und ab 1919 mit Max Ranseder als Geschäftsführer.
In dieser Firma arbeiteten die Baumschulen Ranseder, Alois Dietrich, Johann Aigner aus Edenaichet und Andreas Kienbauer aus Osternach zusammen. Im Jahre 1909 wurden ca.
100 000 Bäume verkauft und über die Bahnstation Antiesenhofen versandt.
Felix Ranseder übergab seine Baumschule 1930 seinem Sohn Josef. Er starb am 4.1.1945.
Seine Enkelsöhne Gustav (geb. 1920), Felix (geb. 1932) und Max (geb. 1935) führten später
eigene Baumschulen. Zur Zeit besitzen noch 2 Nachkommen Baumschulen: D.I. Reinhard
Ranseder in Antiesenhofen und Andreas Ranseder in Ort. Letzterer hat sich ausschließlich auf
Obstbäume spezialisiert und beliefert u.a. auch andere Baumschulen.
Josef Kienbauer
Die Baumschule Kienbauer wurde von Andreas Kienbauer ca. 1890 gegründet, der auch Teilhaber der Vereinigten Baumschulen Ort im Innkreis war. Nach dessen Tod im Jahre 1903
übernahmen seine Söhne Rudolf und Josef die Baumschule. Die Firma hieß ab diesem Zeitpunkt „Obstbaumschulen Gebrüder Kienbauer“. Das Baumschulareal umfasste ca. 5 Joch.
Ca. 30 Tafelobst- und 15 Mostobstsorten wurden vermehrt. Rudolf Kienbauer fiel 1916 im
1.Weltkrieg. Josef Kienbauer führte dann bis zu seinem Tod im Jahre 1938 die Baumschule
alleine weiter. Dessen Sohn Josef übernahm die Baumschule bis zu ihrer Auflösung im Jahre
1973.
Dr.Johannes Gattermayr
Dr. Johannes Gattermayr wurde am 4.1.1942 in Ried im Innkreis geboren. Er wuchs dort in
einem alten Haus mit großem Garten auf. Schon als Gymnasiast beschäftigte er sich mit dem
Schnitt und Veredeln von Obstbäumen. Eine schwere Krankheit veranlasste ihn 1961 in Wien
das Medizinstudium zu beginnen, das er allerdings 1965 abbrach. Er studierte in der Folge in
Wien und Salzburg Biologie. Später war er Mitarbeiter des pflanzenphysiologischen Institutes
der Univ. Salzburg sowie der Institute für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in Einbeck und
Göttingen, des ökologischen Institutes vom Haus der Natur Salzburg und zuletzt des Institutes
für Didaktik der Bio- und Geowissenschaften der Univ. Salzburg. Seine Forschung und Lehre
galt primär der Physiologie und Kultivierung des Obstbaumes sowie der klassischen Pomologie. Sein Spezialgebiet war die Apfelfamilie der Kalville. Darüber hinaus sammelte er im
Innviertel und Salzburg alte Obstsorten. Er ließ in der Baumschule Bachmayr vlg. Reisegger
in Eggerding von insgesamt 135 Apfel- und 56 Birnensorten Tausende Bäume
produzieren, die in Salzburg , im Innviertel und teils darüber hinaus verkauft und ausgepflanzt
wurden. Im Jahre 1993 begann er mit Untersuchungen zur Verjüngung abgebauter Sorten
mittels Anwendung verschiedener Veredelungsmethoden.. Seine schwere Krankheit und der
allzu frühe Tod am 6.Juli 1996 hinderten ihn daran sein Werk zu vollenden.
Salzburg und vor allem das Innviertel verdanken ihm wichtige Impulse zur Wiederbelebung
eines Obstbaues mit einer breiten Sortenvielfalt.
Sein großer Obstgarten in Ried mit seiner Sammlung an Kalvillen und anderen seltenen Sorten ist durch jahrelange Devastierungen leider verwüstet worden.
Ca. 50 Sortenbäume,die in Salzburg einem Neubau weichen mussten, wurden im Frühjahr
2002 ausgegraben und in die Genbank der Höheren Landwirtschaftlichen Lehranstalt in
St.Florian bei Linz verpflanzt.
Schlussbetrachtungen
Die Obstbaugeschichte des Innviertels hatte in der Vergangenheit einige bedeutende Pomologen und mehrere obstsortenkundige Pioniere des Baumschulwesens aufzuweisen.
Neueren Datums sind die Aktivitäten der Hortusgesellschaft in Ranshofen, die sich die
Sammlung und Erhaltung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen mit Schwerpunkt Obstgewächse zum Ziel gesetzt hat. In diesen Bereich fallen auch Initiativen der Obst- und Gartenbauvereine wie z.B. des Vereins Lohnsburg, der heuer einen Obstlehrgarten für Jung und Alt eröffnete. Nicht zuletzt sollen hier auch die Streuobst-Aktivitäten des Vereins „Inn-SalzachInitiative“ genannt werden, die im Bereich Obstwein neue Produktions- und Vermarktungswege beschritten und als Höhepunkt im vorigen Jahr die Auspflanzung von fast 10 000 Obstbäumen gemanagt haben.
Dies alles zeigt, dass man im Innviertel bemüht ist, auf vielerlei Weise den landwirtschaftlichen Obstbau und damit auch die Kulturlandschaft dieser Region langfristig zu bewahren.
Buchbesprechung
D.I. Reschenhofer
Von
Klostergärtnern – Sortengärtnern in Ranshofen
Ohne einen Hinweis von Frau Gertrude Pilar, Eggelsberg, wäre ich nie auf die vorhandenen
Schriften und das Buch von Georg Brandstetter gestoßen. Ich möchte ihr dafür an dieser Stelle meinen allerherzlichsten Dank aussprechen.
In den alten Schriften wird hier und da schon das Amt eines besonderen Klostergärtners erwähnt. Häufig wird es aber wohl nicht gewesen sein, dass dieses Amt einer der gelehrten
Mönche bekleidete, wie dies im Kloster Ranshofen sich als Tradition bis zu seiner Aufhebung
im Jahre 1811 erhalten hat. Hier musste der Pater Klostergärtner alljährlich eine Wanderung
durch das ganze Klostergebiet unternehmen, um die Bauern in Obstzucht und Küchengärtnerei zu unterrichten. Nicht unwahrscheinlich ist es, dass der Dichter des „Meier Helmbrecht“
im 13. Jahrhundert, der sich selbst „Wernher der Gardenere“ nennt, ein solcher Ranshofner
Klostergärtner war.
Mitte des 13. Jahrhunderts kommt es zu einem Skandal in Bayern. Ein Mönch schreibt einen
Roman. Er vernachlässigt darüber nicht nur den Klostergarten, seine eigentliche Profession.
Nein, er erweist sich auch als „Nestbeschmutzer“! Das kann der Abt der Augustiner Chorherren Konrad von Burghausen nicht hinnehmen. „Lieber Wernher, ich muss dir leider jetzt die
Leviten lesen“!.......
Der geborene Gärtner
Roman von Alois Brandstetter
Erschienen im Deutschen Taschenbuchverlag im Juni 2005
„Ein Gärtner ist ein Gärtner ist ein Gärtner“. Dagegen lässt sich wohl wenig sagen, es sei
denn, bei dem Sprecher handelt es sich um den Abt Konrad von Burghausen, der seinen Untergebenen Wernher den Gärtner der Abtei Ranshofen, abkanzelt. Denn Wernher der Gartenaere ist uns – im Gegensatz zu seinem geistlichen Vorgesetzten – durchaus bekannt, und
zwar als Verfasser jener auch kulturgeschichtlich interessanten Versnovelle vom „Meier
Helmbrecht“ aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie erzählt von einem Bauernsohn,
der seinen Stand verlässt und zum Raubritter wird. Was der Abt beklagt, ist die Auflösung der
– wie er meint gottgegebenen – Ordnung. Der Bauer wird Ritter, der Mönch wird zum
Schriftsteller. Das kann doch nicht gut sein. Die einzige gottgegebene Aufgabe die Wernher
noch erfüllt, ist die Pflege des Obstgartens im Bereich des heutigen Friedhofs in Ranshofen.
Alois Brandstetter überlässt es dem Leser, ob er sich der Meinung des strengen Herrn anschließen will oder nicht.
Solche, von den Mönchen mittelbar betreuten und kultivierten Gebiete, die außerhalb ihrer
Mauern lagen, waren nicht wenig, denn auch die eigenen Wein- und Obstgärten waren bald
viel zu groß, als dass sie im eingehegten Teil liegen konnten. In den Satzungen des Vereines
Hortus ist ebenfalls zu lesen, dass ein wesentliches Ziel die Erhaltung und Pflege alter
Obstsorten im Sortengarten Ranshofen ist, aber noch wichtiger ist die Verbreitung der gesammelten und erhaltenen Sorten in die umliegenden Streuobstanlagen. Auf diese Weise wird
die jahrhundertelange Tradition der Obstpflege der Ranshofner Pater Klostergärtner durch die
Sortengärtner von Hortus weiter geführt.
Herausgeber:
Verein
Gesellschaft zur Erhaltung, Entwicklung und Förderung von Kultur- und Wildpflanzen und Tierrassen
Sitz: Schloss Ranshofen, p.A. Stadtamt Braunau, z.H. Hrn. Günter Linecker (Schriftführer),
Stadtplatz 38, 5280 Braunau am Inn,
e-Mail: [email protected] oder [email protected]
Homepage: www.hortus-netzwerk.com
Vorstand:
BD Mag.arch. Engel (Braunau), HR DI Danninger (Linz), Linecker (Braunau), GRE Esterbauer (Ranshofen), Bamberger (Mettmach), Uttenthaler (Geboltskirchen)