Jörg Jungbluth - Modu publishing

Transcription

Jörg Jungbluth - Modu publishing
L E S E P R O B E
Jörg Jungbluth
Basic Guitar
Das Lernbuch für E-Gitarre
© 2010
Verschiebbare Powerchords
L E S E P R O B E
Die offenen Powerchords E5, A5 und D5 haben jeweils einen Grundton und einen Zusatzton,
die Quinte. Sie liegt immer zwei Bünde weiter auf der jeweils nächsthöheren Saite.
Wenn du nun den Powerchord E5 in der zwölften Lage greifen möchtest, gilt die gleiche Regel: Greife den Grundton auf der tiefen E-Saite (1. Finger) und greife zusätzlich den Ton, der
auf der nächsthöheren Saite zwei Bünde weiter liegt (3. Finger).
E5 im zwölften Bund
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Gabelgriff für verschiebbare Powerchords
Den Zwei-Finger-Griff für E5 im zwölften Bund kannst du auf der tiefen E-Saite von jedem
beliebigen Bund aus greifen – ausgehend vom Zeigefinger hast du dann immer einen anderen Grundton. Über den Namen des Zusatztones auf der Nachbarsaite brauchst du dir keine
Gedanken zu machen. Solange du beachtest, dass du ihn immer genau zwei Bünde höher
greifst als den Grundton, ist er automatisch richtig. Du kannst mit dem Gabelgriff nun also
alle zwölf Powerchords greifen!
Entscheidend ist bei diesem Griff wieder das Blockieren nicht erwünschter
Saiten. Der typische Fingersatz ist 1-3, wobei der 1. Finger so gekrümmt
wird, dass er D-, g-, b und e-Saite leicht berührt, um sie am Mitschwingen
zu hindern. Auch der 3. Finger kann die d-Saite durch leichten Kontakt blockieren.
Je tiefer du den Gabelgriff ansetzt, umso stärker musst du die Finger
spreizen. An einen Griff wie F5 im ersten Bund musst du dich darum erst
gewöhnen. Lass dem Bewegungsapparat deiner Greifhand Zeit, die erforderliche »Spannweite« allmählich zu entwickeln. Stabilisiere den Griff,
indem du den Daumen mittig auf der Hals-Rückseite platzierst. Wenn das
Greifen schmerzhaft ist, solltest du eine Pause einlegen.
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Kapitel 4
L E S E P R O B E
Vermeide es, die Finger aneinander haften zu lassen oder durchzudrücken.
Stretch The Fork
Dies sind zwei technische Übungen, mit denen du dich an den Gabelgriff gewöhnst. Übung 1 beginnt im zwöften Bund und wandert
bundweise (in Halbtonschritten) abwärts bis zum ersten Bund. In Übung 2 bewegst du dich stattdessen über die Stammtöne abwärts.
Vermeide bei den Griffwechseln Nebengeräusche. Stoppe die Saiten in den Pausen mit der Anschlagshand. Löse die Greifhand beim Umgreifen vollständig von den Saiten, aber behalte die „Form“ des Griffes in den Fingern, auch wenn sie keinen Saitenkontakt haben. Der
Daumen behält Kontakt zur Griffbrettrückseite und führt die Greifhand entlang des Halses.
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D5
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B5
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A5
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F5
Rhythmisches Vorziehen
Typisch für Rock und Pop sind Töne, die auf einer »und«-Zählzeit angeschlagen werden und
dann weiterklingen – man nennt diesen rhythmischen Effekt auch »Vorziehen«. Notiert wird
das meistens durch Haltebögen. Du kennst sie schon: Sie verbinden zwei aufeinanderfolgende Notenwerte des gleichen Tones zu einem längeren Ton.
Solch eine Verlagerung von Betonungen in einem Takt heißt auch Synkope.
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Kapitel 4
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Move it!
38
Die Rhythmusgitarre verwendet die Powerchords C5 (VIII. Bund), D5 (X. Bund) und E5 (XII. Bund). Achte auf das Blockieren nicht erwünschter Saiten und auf saubere Griffwechsel; benutze Abschläge und bringe immer beide Saiten des Powerchords zum Schwingen.
Spiele die mit Palm Mute notierten Griffe kurz und prägnant.
In der Melodie kommen vorgezogene Noten vor. Im Schlusstakt wird der Vorzieher auch von der Begleitung mitgespielt. Spiele die Melodie mit Wechselschlag.
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
7
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P.M.
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D5
P.M.
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E5
Kapitel 4
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Powerchord Riffs mit Pausen
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Spiele jedes Riff solange rund, bis es läuft. Benutze Abschläge.
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6
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G5
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C5
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G5
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Hörtipps
• Rainbow – Since You’ve Been Gone
• Scorpions – Rock You Like A Hurricane
• Creedence Clearwater Revival – Proud Mary
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• Rick Springfield – Love Somebody
• J. Geils Band – Centerfold
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Kapitel 4
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Punktierte Viertelnote und -pause
Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Notenwert von 1 ½ Zählzeiten darzustellen, zum Beispiel durch Haltebögen. Häufig sieht man dafür aber das Zeichen der Punktierten Viertelnote.
Den gleichen Wert gibt es auch als Pausenzeichen.
Hier greift wieder die Regel:
Der Punkt hinter einer Note oder Pause verlängert sie um die Hälfte ihres Wertes.
Beispiele:
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1
2
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5
110
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4
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8
Kapitel 4
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The Dot Spot
40
Hier findest du ein paar typische Melodien und Rhythmusbegleitungen mit Punktierten Vierteln.
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1
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F5
G5
Hörtipps
• R.E.M. – Man On The Moon
• Red Hot Chili Peppers – Otherside
• Bryan Adams – It’s Only Love
• Bryan Adams – Heat Of The Night
• Roxette – Listen To Your Heart
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Slide
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Als Slide (»Rutschen«) bezeichnet man das nahtlose Gleiten der greifenden Finger von einem Ton zu einem anderen entlang der Saiten. Die klassische Bezeichnung für diese Technik
ist Glissando.
Nur der Startton wird angeschlagen, der Zielton wird durch den bleibenden Druck des Fingers zum Klingen gebracht. Der Zielton soll die gleiche Lautstärke haben wie der Startton
– mit verzerrtem Sound fällt das leichter als mit cleanem. Trainiere beides.
In der Notation gibt es für Slides die Bindebögen. Im Gegensatz zu den (gleich aussehenden) Haltebögen verbinden sie Noten unterschiedlicher Höhe. Um die Slide-Technik noch
zu verdeutlichen, werden die Notenköpfe außerdem mit einem geraden Strich verbunden.
Gelegentlich steht dafür auch der Buchstabe S am Bindebogen.
Starte all diese Slides zum Üben in der I. Lage:
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112
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3
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▪
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3
Kapitel 4
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A Quarter To Midnight
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Übe alle Slide-Bewegungen erst separat, bevor du die Passagen im Zusammenhang spielst. Zähle die Stellen mit Punktierten Vierteln
genau.
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1
1
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P.M.
w
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Hörtipps
• Led Zeppelin – No Quarter
• Pink Floyd – Sorrow
• Deep Purple – Perfect Strangers
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Kapitel 4
L E S E P R O B E
Powerchords lückenlos verbinden
Bisher hattest du zwischen zwei Powerchords immer die Möglichkeit, die Finger der Greifhand in den Pausen vollständig von den Saiten zu lösen. Wenn jedoch keine Pause dazwischen vorgesehen ist und zwei Griffe möglichst lückenlos verbunden werden sollen, musst
du das Wechseln anders gestalten.
Schau dir dazu die folgende Griffverbindung an (alle Powerchords sind mit dem Grundton
auf der E-Saiten zu spielen):
* C5
* D5
* A5
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A5
An den mit * gekennzeichneten Stellen musst du den Griff wechseln. Dafür gibt es mehrere
Möglichkeiten:
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a)
Du lässt die Saiten vollständig los, wechselst zum nächsten Griff und schlägst an. Diese Technik heißt Springen; du kennst sie von den Powerchords mit Pausen. Während des »Sprungs«
sollte die Greifhand den Gabelgriff möglichst beibehalten.
Nachteile: a) Die Fingerbewegung ist recht groß und benötigt daher viel Zeit. b) Im Augenblick des Wechselns schwingen die Saiten unkontrolliert weiter und erzeugen Nebengeräusche (die aber manchmal erwünscht sind!).
b)
Du löst den Druck in den greifenden Fingern ein wenig, bleibst aber in Berührung mit den
Saiten. In dieser Haltung rutschst du in die Position des nächsten Griffes, drückst die Saiten
nieder und schlägst wieder an. Diese Technik heißt Halblösen.
Sie erzeugt ein quietschendes Geräusch, das man auch durch Stoppen mit der Anschlagshand nicht vollständig unterbinden kann. Auch hier kommt es wieder auf den Song an, ob
dieses Geräusch stört oder nicht. Man kann es nämlich auch sehr effektvoll einsetzen.
c)
Du behältst den Druck bei und führst den Griff mit gleichbleibendem Saitenkontakt über die
Bundstäbe in die neue Position. Dann schlägst du wieder an. Diese Technik entspricht dem
schon bekannten Slide, jedoch mit der Besonderheit, dass du auch den zweiten Griff anschlägst. Sie ist einerseits leicht, weil du den Griff an sich nicht veränderst, sondern ihn einfach in eine neue Position ziehst. Andererseits ist sie – gerade am Anfang – auch mühsam,
weil du eine gewisse Kraft benötigst (nicht zuviel, sonst bleiben die Finger an den Saiten
»kleben« und knicken zur Seite weg, wenn du die Position wechselst!). Außerdem brauchen
deine Fingerkuppen eine Weile, bis sie sich an die Reibung gewöhnen, die durch die Saiten
erzeugt werden.
Charakteristisch für diese Technik ist, dass man die Töne der Bünde, über die du rutschst,
hören kann. Auch dies kann einen sehr interessanten Klang ergeben – vor allem, wenn zwischen zwei Griffen ein langer Weg liegt.
d)
Du verbindest die Griffe mit einem echten Slide, schlägst also den zweiten Griff nicht an.
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Kapitel 4
L E S E P R O B E
Bei den Techniken c) und d) wirst du feststellen, dass es etwas leichter ist, von einer tieferen
in eine höhere Position zu rutschen als umgekehrt.
Übetipp
Probiere alle Techniken mit dem oben notierten Beispiel aus. Kombiniere sie auch mit Palm Mute.
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Kapitel 4
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The Fire
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Spiele Intro und Strophen mit offenen Powerchords und mit dem 1. Finger in der II. Lage. Die Griffen in den Refrains solltest du zunächst
alle entlang der E-Saite spielen. Achte auf flüssige Wechsel zwischen den Griffen.
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Intro
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
A5
Strophe
5
A5
P.M.
P.M.
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9
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P.M.
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Refrain
13
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A5
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17
A5
C5
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Refrain
21
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25
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Outro
29
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œœ œ
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33
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Kapitel 4
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L E S E P R O B E
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The Fire (Forts.)
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Outro
29
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œœ œ
œœœœœœ œ œœœœ œ œœœœœœ œ
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Mehr verschiebbare Powerchords
L E S E P R O B E
Du kannst Powerchords auch mit Grundton auf der A-Saite oder D-Saite spielen. Die »Geometrie« ist dabei die gleiche, die du schon kennst: Jeder Griff hat einen Grundton und auf der
nächsthöheren Saite zwei Bünde höher den Zusatzton (die Quinte). Auch diese Grifftypen
sind verschiebbar; du kannst sie in jedem beliebigen Bund platzieren und erhältst immer
einen vollwertigen Powerchord.
Grundton auf der A-Saite
Der Powerchord C5 mit Grundton auf der A-Saite.
Wie bei den schon bekannten Powerchords blockieren
der 1. und 3. Finger die höheren Saiten durch leichte Berührung. Zusätzlich muss der 1. Finger nun aber auch die
tiefe E-Saite durch Kontakt mit seiner Kuppe blockieren.
Grundton auf der D-Saite
Der Powerchord F5 mit Grundton auf der D-Saite.
Bei diesem Grifftyp muss zusätzlich die tiefe E-Saite blockiert werden. Das geschieht entweder durch Auflegen
der Anschlagshand oder durch leichtes Berühren mit
dem Mittelfinger.
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Kapitel 4
L E S E P R O B E
Übung
Um dich an die neuen Grifftypen zu gewöhnen, solltest du damit einige beliebige Powerchord-Folgen auf dem Griffbrett spielen. Achte darauf, dass du unerwünschte Saiten blockierst.
Leaps Of Power
Trainiere diese Griffwechsel in beide Richtungen. Schlage in Achteln an und spiele lückenlose Übergänge.
V. Lage:
Lagenwechsel:
A5   D5
 G5
D5   G5
A5   C5 (III)
A5 (V)  A5 (V)   E5 (VII)
G5 (III)   G5 (V)
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