2. Das Phänomen Popstars
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2. Das Phänomen Popstars
Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen Wissenschaftliche Hausarbeit Annäherung an das Phänomen Popstars – ein Radioprojekt in der Schule Hieske, Melanie Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG............................................................................................................. 5 2. DAS PHÄNOMEN POPSTARS – JUGENDLICHE UND POPMUSIK .............. 8 2.1 DIE BEDEUTUNG DER POPMUSIK IM LEBEN JUGENDLICHER ..................................... 8 2.2 DIE STAR - FAN - BEZIEHUNG ................................................................................ 12 2.3 POPSTARS – EIN PRODUKT DER MUSIK- UND MEDIENINDUSTRIE ........................... 15 2.4 REAKTIONEN DES MUSIKUNTERRICHTS .................................................................. 19 3. MEDIEN IM MUSIKUNTERRICHT .................................................................... 29 3.1 DIE BEDEUTUNG DER MEDIEN IM LEBEN JUGENDLICHER ...................................... 30 3.2 VOM SCHULFUNK ZUR VIDEOCLIPANALYSE ODER: VIDEO KILLED THE RADIO STAR .............................................................................. 35 3.2.1 Das Medium Fernseher im Musikunterricht ............................................. 37 3.2.2 Das Medium Radio im Musikunterricht .................................................... 39 3.3 CHANCEN FÜR DEN MUSIKUNTERRICHT ................................................................. 41 4. DAS PROJEKT „POPSTARS UNTER DER LUPE“........................................... 45 4.1 DIE PROJEKTMETHODE ........................................................................................... 46 4.2 DER PROJEKTABLAUF............................................................................................. 49 4.2.1 Die Projektinitiative .................................................................................. 50 4.2.1.1 Der Projektauftrag ..........................................................................................55 4.2.1.2 Die Umfeldanalyse .........................................................................................57 4.2.2 Die Projektplanung ................................................................................... 57 4.2.2.1 Der Projektstrukturplan ..................................................................................58 3 4.2.2.2 Der Projektablaufplan.....................................................................................58 4.2.2.3 Die Risikoanalyse ...........................................................................................61 4.2.3 Die Projektdurchführung........................................................................... 62 4.2.3.1 Projektschritt 1: Auswahl der Popstars und Gruppenbildung.........................62 4.2.3.2 Projektschritt 2: Die Recherche......................................................................65 4.2.3.3 Projektschritt 3: Die Auswertung der Ergebnisse...........................................67 4.2.3.4 Projektschritt 4: Schreiben fürs Hören ...........................................................68 4.2.3.5 Projektschritt 5: Texte sprechen üben.............................................................70 4.2.3.6 Projektschritt 6: Die Probeaufnahme..............................................................71 4.2.3.7 Projektschritt 7: Die Aufnahme ......................................................................74 4.2.4 Beendigung des Projekts – Evaluation der Teilnehmer ............................ 76 4.2.5 Kritische Reflexion .................................................................................... 77 5. ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................................... 81 6. LITERATURVERZEICHNIS................................................................................. 83 7. ANHANG................................................................................................................... 89 4 1. Einleitung Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit trägt den Titel Annäherung an das Phänomen Popstars – ein Radioprojekt in der Schule. 5 Popstars besitzen seit eh und je eine Art Kultstatus für ihre Fans. Vor allem im Sozialisations- und Selbstfindungsprozess der Jugendlichen spielen sie, neben der Popmusik selbst, eine wichtige Rolle (vgl. Vatterodt 2000: 67). In den letzten Jahren haben auch die Medien, allen voran das Fernsehen, zunehmend auf dieses Phänomen reagiert. Diente in den 90er Jahren noch die Mini-PlaybackShow dazu, kleinen Kindern in der Rolle ihres Lieblingspopstars ein kurzweiliges Gefühl von Berühmtheit zu vermitteln und Familie und Zuschauer damit zu unterhalten, so geht es in den heutigen Castingshows um das gezielte Finden und Fördern von adäquaten Nachwuchstalenten. Durch die Abstimmung per Telefonanruf werden auch die Zuschauer aktiv in den Starfindungsprozess miteinbezogen (vgl. Doblinger 2006: 28). In dieser Arbeit soll eine Annäherung an das Phänomen Popstars angestrebt werden. Es soll der Frage nachgegangen werden, warum die Popstars für die Jugendlichen in ihrer Entwicklung so wichtig sind und welche Rolle die Popmusik selbst dabei spielt. Da sich die Popmusik erst durch die Medien zu dem entwickeln konnte was sie heute ist, soll auch die Bedeutung dieser in Verbindung mit dem Phänomen des Popstars aufgezeigt werden. Ferner soll geklärt werden, wie der derzeitige Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen auf diese Themen reagieren kann. Um Ergebnisse zu erlangen, wird in Kapitel 2 unter 2.1 zunächst der Stellenwert der Popmusik im Leben Jugendlicher herausgearbeitet. Davon ausgehend, soll unter 2.2 die Star – Fan – Beziehung näher beleuchtet werden, bevor der Popstar als ein Produkt der Musik- und Medienindustrie in Abschnitt 2.3 in den Mittelpunkt der Betrachtungen rückt. Abschließend sollen Reaktionen des Musikunterrichts (2.4) auf dieses Phänomen aufgezeigt werden. Kapitel 3 trägt den Titel Medien im Musikunterricht. Da Popmusik und Medien nicht nur historisch eng miteinander verbunden sind, sondern auch heute noch, wie zum 6 Beispiel beim Radio hören, untrennbar zusammen konsumiert werden, soll es zu Beginn dieses Abschnitts um die Bedeutung der Medien im Leben Jugendlicher gehen. In Kapitel 3.2 wird anschließend der Bedeutungswandel vom Radio zum Fernsehen in Bezug auf den Musikunterricht herausgearbeitet. Darauf aufbauend, werden im Anschluss Möglichkeiten zur Einbindung von Medien, in Verbindung mit Popmusik, in den Musikunterricht aufgezeigt (3.3). Hierbei sollen vor allem die Möglichkeiten des Radios näher beleuchtet werden. Es soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern das Radio dem Phänomen Popstars dienen kann. Eine mögliche Einbindung des Radios in den Musikunterricht wird anschließend in Kapitel 4 anhand eines durchgeführten Projekts in einer sechsten Hauptschulklasse aufgezeigt. Die Schüler haben sich hierbei ebenfalls mit dem Phänomen Popstars auseinandergesetzt. Das Ergebnis dieses Projektes stellt eine 60minütige Radiosendung mit dem Titel Popstars unter der Lupe dar. Vor der detaillierten Projektbeschreibung erfolgt eine Darstellung der Projektmethode bzw. des Lernens in Projekten nach Gudjons und Frey (4.1). Eine Reflexion über das Projekt folgt am Ende dieses Kapitels. Kapitel 5 stellt eine Zusammenfassung der gesamten Arbeit und derer Ergebnisse dar. 7 2. Das Phänomen Popstars – Jugendliche und Popmusik Zu Beginn dieses Kapitels soll zunächst der Stellenwert der Popmusik im Leben Jugendlicher herausgearbeitet werden. Unter dem Begriff Popmusik wird hierbei die gesamte musikgeschichtliche Entwicklung seit dem Aufkommen des Rock`n`Rolls sowie die ganze musikalische Spannbreite aller von dieser Musik ausgehenden Genres verstanden. Hierzu zählen zum Beispiel Rockmusik, Hip Hop oder auch Techno, folglich die gesamte Popkultur. In diesem Zusammenhang wird Popmusik vor allem als eine Musik der Jugendlichen verstanden. Ausgehend vom Stellenwert der Popmusik unter den Jugendlichen, wird anschließend das Phänomen des Popstars näher untersucht, bevor am Ende dieses Kapitels Reaktionen des Musikunterrichts auf die Phänomene Popstars und Popmusik aufgezeigt werden. 2.1 Die Bedeutung der Popmusik im Leben Jugendlicher Die Pubertät bringt für die Heranwachsenden einige gravierende Veränderungen und Neuerungen im biologischen, psychischen und sozialen Bereich mit sich. War zuvor noch die Familie der erste Ort an dem Sozialisation1 stattgefunden hat, so gewinnen nun die außerfamiliären Sozialisationsinstanzen, wie peer groups2 oder Medien, zunehmend an Bedeutung. Sie sind es nun, die die „innere und äußere Orientierung“ der Jugendlichen zu einem Großteil mitprägen. (Kleinen 1997: 11) Solch eine 1 Das Hineinwachsen des Menschen (Jugendlichen) in die Gesellschaft und Kultur; durch Sozialisation entwickelt sich der Jugendliche zu einer handlungsfähigen Persönlichkeit. 2 Die Gruppe der Gleichaltrigen 8 Mitgestaltung des jugendlichen Alltags kann sich zum Beispiel im Tragen eines bestimmten Klamotten-Looks oder im Hören von bestimmter Musik zeigen, ebenso werden das Verhalten, die Sprache und die Lebensgewohnheiten dadurch bewusst bzw. unbewusst mitgeprägt (vgl. Kleinen 1997: 11). „Diese Jugend- und Medienkulturen sind keineswegs Resultate einer von außen gesteuerten Sozialisation, sondern sie sind, schon an ihrer Vielfalt erkennbar, Bestandteil individueller Selbstregulation […].“ (Kleinen 1997: 11) Das bedeutet jedoch nicht, dass sich nun jeder Jugendliche auf die Suche nach einer für ihn geeigneten peer group bzw. Jugendkultur begibt. Vielmehr ist es so, dass die „Peer-Gesellungen […] vor allem aus Nachbarschaftssituation und Schule bzw. Ausbildung [heraus] mehr oder weniger zufällig [entstehen].“ (Baacke 2004: 14) Die Jugendlichen machen somit zunächst, bedingt durch ihr soziales und kulturelles Umfeld, Bekanntschaft mit anderen Jugendlichen, die sich „in der gleichen Lage befinden.“ (Baacke 2004: 14) Doch nicht nur im sozialen Bereich finden während des Übergangs zwischen Kindheit und Erwachsensein zahlreiche Veränderungen statt. Körper sowie auch Stimme verändern sich und das Nachdenken über die eigene Identität nimmt ebenso an Bedeutung zu. Jeder Jugendliche hat im Laufe seiner Pubertät folglich mit annähernd den gleichen Entwicklungsaufgaben bzw. Problemen zu kämpfen. Zwar mögen sie beim einen vielleicht stärker, beim anderen schwächer ausgeprägt sein, alle von ihnen durchlaufen beim Erwachsenwerden aber mehrere Stadien und müssen immer wieder „zahllose Krisen bewältigen, die eine Herausforderung für Jugendliche, Eltern und Pädagogen darstellen.“ (Kleinen 1997: 12) Zu dieser Zeit spielt die Zugehörigkeit zu einer peer group eine entscheidende Rolle: Im Umgang mit Gleichaltrigen haben die Heranwachsenden „die Möglichkeit, ihr Selbstbild und ihre Über-Ich-Strukturen zu verändern und eine Identität zu finden.“ (Baacke 2004: 16) Gleichzeitig macht sich dadurch eine Ablösung von den Eltern bemerkbar, obwohl „eine emotionale Tiefenbindung an das Elternhaus bestehen [bleibt].“ (Baacke 2004: 16) 9 Bei diesem Akt der Selbstfindung spielt vor allem die Musik im Leben Jugendlicher eine zentrale Rolle. Unter allen Freizeitbeschäftigungen ist sie die Beliebteste (vgl. Vatterodt 2000: 58). Für manche ist die Musik so wichtig, dass über sie spätere Gruppenzugehörigkeiten definiert werden. Der Musikstil entscheidet, welcher Gruppe bzw. Jugendkultur man angehören möchte bzw. darf (vgl. Baacke 2004: 13 f.). Doch warum ist gerade die Faszination für Musik, insbesondere Popmusik, so groß? Worin liegt ihre Wirkung? Was löst sie bei den Jugendlichen aus? Zunächst ist Musik etwas das uns tagein tagaus, bewusst oder unbewusst, immer wieder in irgendeiner Art und Weise begegnet. Egal ob beim Einkaufen, Fernsehen oder dem Besuch eines Konzertes, die Musik ist wie unser Schatten. Auch für die Jugendlichen ist sie mittlerweile unabdingbar geworden. Durch die sich ständig weiter entwickelnde Technik haben die Heranwachsenden heute mit Hilfe von Discman und mp3 die Möglichkeit, wann und wo immer sie wollen Musik zu hören. Dabei können sie den Musikstil noch selbst bestimmen und sind nicht, wie zum Beispiel beim Radio, auf die spezielle Ausrichtung eines Senders angewiesen (vgl. Hartung 2004: 29). Beim Hören von Musik ist vor allem die Popmusik bevorzugter Musikstil der meisten Jugendlichen (vgl. Vatterodt 2000: 58). In einer Industriegesellschaft, die von Pluralisierung einerseits, sowie Individualisierung andererseits und darüber hinaus ebenso von hohen Ansprüchen des Arbeitsmarktes geprägt ist, stehen die Jugendlichen zunehmend unter einem hohen Leistungsdruck. Hinzu kommen die Probleme und Anforderungen, die die Pubertät naturbedingt mit sich bringt. Um diese Hürden zu überwinden, brauchen sie Verankerungspunkte, wie zum Beispiel die Gleichaltrigen oder die Eltern, die ihnen 10 beim Bewältigen dieser Aufgaben mit Rat und Tat zur Seite stehen (vgl. Baacke 2004: 14). Die Musik, und hier vor allem die Popmusik, hat dabei ebenfalls eine entscheidende Funktion. Sie bildet „wie kein anderes Phänomen einen aus den Anforderungen des Alltags herausgehobenen Freiraum […], in dem gesellschaftliche Anforderungen ohne gravierende Konsequenzen zurückstehen können.“ (Kleinen 1997: 12) Popmusik bietet somit eine Rückzugsmöglichkeit. Sie bildet einen Raum, in den die Jugendlichen vor den Zwängen des Alltags flüchten können. In dieser Position kann sie einerseits stimulierend und beruhigend oder aufheiternd wirken, andererseits kann sie aber ebenso dazu genutzt werden, um sich abzureagieren und seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Allerdings kann sie dieses Phänomen nicht auf Dauer bewirken. „Popmusik erfüllt die Funktion, die sozialpsychologischen Defizite der modernen Industriegesellschaft aufzufangen, ohne etwas an diesen Defiziten real zu verändern. Sie ist also ein Trostpflaster, das nicht heilt, sondern allenfalls lindert und betäubt.“ (Flender / Rauhe 1989: 37) In dieser Argumentation liegt demnach ein Grund dafür, warum gerade die Popmusik bei den Jugendlichen so beliebt ist. Durch ihre stilistische Vielfalt und ihrem Drang zur Körperlichkeit ermöglicht sie den Heranwachsenden verschiedene situations- und stimmungsbedingte Nutzungsmöglichkeiten (vgl. Kleinen 1997: 11 f.). Ebenso kann der Wunsch nach Abgrenzung ein weiteres Argument für ihre Beliebtheit darstellen. Die Jugendlichen befinden sich auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden in einer Enkulturationsphase, in der die Abgrenzung von den Eltern sowie das Finden der eigenen Identität von besonderer Bedeutung sind. Diese Phase lässt sich vor allem durch gezielten Medien- und Musikgebrauch beschleunigen (vgl. Vatterodt 2000: 58). Dies ist vermutlich auch ein Grund für die vielen verschiedenen jugendlichen Musikszenen, als Beispiele seien Techno, Hip Hop und Metal genannt, die sich innerhalb der letzten Jahrzehnte rasant entwickelt haben (vgl. Huppert 2005: 81f.). 11 Darüber hinaus können die Popstars selbst einen wichtigen Grund für den hohen Stellenwert der Popmusik darstellen (vgl. Vatterodt 2000: 65-72). Im Folgenden soll deshalb das Phänomen Popstars näher betrachtet werden. Dafür werden verschiedene Rezeptionsmodi des Popstars aufgezeigt, die für die Jugendlichen in ihrer Entwicklung von zentraler Bedeutung sein können. 2.2 Die Star - Fan - Beziehung Mit der oben beschriebenen Ablösung der Heranwachsenden vom Elternhaus geht gleichfalls eine Abnahme der Position der Eltern als Leitfigur einher. Einen adäquaten Ersatz hierfür bieten, neben den Gleichaltrigen und den jugendlichen Musikszenen, die Popstars selbst. Durch ihre Popularität und ihren sichtbaren Erfolg können sie für die Heranwachsenden verschiedene wichtige Beziehungsfunktionen einnehmen. Die Musikwissenschaftlerin Nikola Vatterodt unterscheidet hierbei zwischen dem Star als Vorbild und dem Star als Idol (vgl. Vatterodt 2000: 65-69). Wird ein Popstar als Vorbild geachtet, so gelten für den Fan spezifische Eigenschaften als erstrebenswert. Diese können zum Beispiel Aussehen, Meinungen oder Verhalten des Stars sein. Der Fan bzw. der Jugendliche würde diese Eigenschaften gerne selbst besitzen und versucht sie deshalb annäherungsweise nachzuahmen (vgl. Vatterodt 2000: 66). Die Wahl der anzustrebenden Eigenschaft hängt dabei stark von den Schwierigkeiten und Erwartungen ab, die dem Jugendlichen von außen auferlegt werden (vgl. Huppert 2005: 105). Eine richtige Nachahmung kann nach Huppert aber nur dann stattfinden, wenn das Vorbild sowie dessen Verhalten und Leistungen authentisch wirken. Erst dadurch können Vorbilder den Jugendlichen auf ihrer Suche nach Identität als Orientierung dienen (vgl. Huppert 2005: 105). 12 Dient der Star dem Jugendlichen als ein Idol, so „befindet sich [dies], im Gegensatz zum Vorbild, auf einer irrealen Ebene, da für den Fan die Bewunderung des Idols nicht auf Nachahmung abzielt und stark emotionaler Natur ist.“ (Vatterodt 2000: 68) Mit dieser Definition spricht Vatterodt den Gefühlshaushalt der Jugendlichen an. Seiner Auffassung nach ist die Verehrung eines Idols immer mit persönlichen Gefühlen verbunden. Sie kann sich zum Beispiel in erotischen Vorstellungen oder, wie es häufig bei den weiblichen Jugendlichen festzustellen ist, im Verliebt sein ausdrücken. In seinen Gedanken kann sich der Jugendliche eine Idealbeziehung zu seinem Idol erträumen und somit eine nicht vorhandene Liebesbeziehung in der Realität ausgleichen bzw. erste Erfahrungen im Verliebt sein sammeln (vgl. Vatterodt 2000: 68). Der Psychologe Martin Huppert sieht diese Vorstellung allerdings als eine eigenständige Funktion der Star - Fan - Beziehung an. Neben denen des Vorbildes und des Idols kann der Star ebenso die Funktion eines Schwarms inne haben. Das Schwärmen ist nach Auffassung Hupperts ein typisches Verhalten von pubertierenden Mädchen, dessen Grundlage „die Sehnsucht nach Liebe und Partnerschaft [ist].“ (Huppert 2005: 107) Dabei wird der Schwarm aus der Ferne bewundert und verehrt. Eine Erwiderung dieser aufgebrachten Gefühle ist für den Fan aber nicht von Bedeutung. Durch diese unüberwindbare Distanz haben vor allem die weiblichen Jugendlichen die Möglichkeit, „ihre ersten Gefühle für das andere Geschlecht auszuleben.“ (Huppert 2005: 112) Barthelmes und Sander teilen diese Ansicht mit Huppert. Allerdings beziehen sie in ihren Betrachtungen den Aspekt des Musikhörens mit ein, der bei den vorigen Funktionsweisen des Stars nicht von Bedeutung war. Sie sehen in dem alleinigen Musikhören der Jugendlichen ebenfalls einen Dialog mit dem Lieblingsstar. Dabei werden die von der Musik erzeugten Emotionen und Gefühle auf einzelne Stars oder Gruppenmitglieder projiziert. Neben dem allgemeinen Konsumbedürfnis von Musik kommt hier der Vorliebe für einen Star eine wichtige Bedeutung zu. Diese Vorliebe hat bereits viel mit Liebe zu tun. Nach Barthelmes und Sander kommt sie vor der eigentlichen Liebe, die man in einer realen Beziehung mit einem Menschen erleben kann. „Die Projektionen (alles das, was die Jugendlichen auf die Stars 'schmeißen') sind dabei Probegefühle, sind Muster von Probehandeln, denn dafür müssen sie keine 13 ernsthaften Konsequenten tragen.“ (Barthelmes / Sander 2001: 102) Durch die Schwärmereien für einen Star lernen die Jugendlichen nach und nach die Vielfalt ihrer eigenen Gefühle und Emotionen kennen (vgl. Barthelmes / Sander 2001: 102). Dies ist vermutlich auch ein ausschlaggebender Grund dafür, warum sich vor allem in den 90er Jahren die aufkommenden Boygroups wie Take That oder Caught in the Act bei den weiblichen Fans so großer Beliebtheit erfreuten. Die Musik dieser Gruppen zeichnete sich „insbesondere durch ihre sanften Melodien und emotionalen Texte aus, die zumeist die romantische heterosexuelle Liebe thematisieren.“ (Fritzsche 2004: 18) Gepaart mit dem guten Aussehen und der Ausstrahlung der Sänger, entsteht so schnell ein Verlangen und Begehren seitens der Fans, dass sie teilweise durch das Hören der Musik eigenständig steuern können. In dieser Kontrolle über die eigenen Gefühle besteht somit offensichtlich ein wichtiger Grund für das Fan-Sein (vgl. Fritzsche 2004: 18). Allerdings sind diese Star-Bewunderungen bzw. Schwärmereien nie von langer Dauer und nehmen bei den Jugendlichen ab einem Alter von 15 / 16 Jahren kontinuierlich ab. Von diesem Zeitpunkt an rückt die Musik selbst zunehmend in den Vordergrund des Interesses, wobei der rezipierte Musikstil kaum mehr mit dem Popstars an sich zusammenhängt. Viel mehr gewinnen nun die eigenen Erfahrungen und Gefühle an Bedeutung (vgl. Barthelmes / Sander 2001: 103). Darüber hinaus können nach Vatterodt aber auch andere Gefühle beim Bewundern eines Popstars eine zentrale Rolle spielen. In Zeiten der Individualisierung jedes einzelnen, kann ein Idol für die Jugendlichen ebenso eine wichtige Bezugsperson darstellen. Durch das Fan-Sein versucht der Heranwachsende „meist Mankos im persönlichen Umfeld auszugleichen (fehlendes Elternteil, keine Peerbeziehungen, Einsamkeit).“ (Vatterodt 2000: 68) Das Idol wird als eine Art Ersatzfigur angesehen, als jemand, der immer da ist, wenn man ihn braucht und einem immer zuhört. Es dient dem Fan somit häufig „als gegenwärtiges, allwissendes Wesen, eine Art Gott, der dem Fan Trost spendet und seine Einsamkeit lindert.“ (Vatterodt 2000: 69) 14 Der Journalist Klaus Janke weist ebenso wie Vatterodt darauf hin, dass die Verehrung von Idolen etwas Irrationales und Mystisches inne hat. Allerdings spricht er ihnen ebenso einen gewissen Vorbildcharakter zu. „Idole rufen zur Gefolgschaft auf. Einem Idol folgt man. Ein Idol ist kein Mensch aus Fleisch und Blut mehr. Es ist unsterblich.“ (Janke 1997: 21). Huppert geht davon aus, dass der Star, in der Funktion des Idols, seinem Fan einen Traum von der Erfüllung all seiner Wünsche ermöglicht. Allerdings wird dieser Traum nie real erfüllt werden (vgl. Huppert 2005: 111 f.). So komme ich zu dem Fazit, dass die Popstars für die Jugendlichen, auf ihrer Suche nach Identität, egal in welcher Funktion, einen wichtigen Bezugs- und Anhaltspunkt darstellen. Der Star personifiziert eine Utopie, etwas, dass für die Jugendlichen in ihrer Realität kaum erreichbar ist. Er dient dem Jugendlichen „als Ersatz für eigene Mängel und hat damit unzweifelhaft Trostcharakter.“ (Faulstich 2000: 207) Neben dem oft sehr guten Aussehen der Popstars ist das vermutlich auch der Grund dafür, weshalb viele Jugendliche ihre Zimmer mit Postern von ihren Lieblingspopstars regelrecht tapezieren. Somit sind sie ihnen in dem Raum, der nur den ihnen gehört und in dem sie mit ihren Gedanken, Gefühlen und Problemen für sich sein können, immer ganz nah (vgl. Fritzsche 2004: 18). Der Rückzug in das eigene Zimmer und zur eigenen Musik ist demnach „eine Rückkehr zu den eigenen Bildern und (imaginierten) Gefühlen, zur Bühne des Selbst.“ (Barthelmes / Sander 2001: 103) 2.3 Popstars – ein Produkt der Musik- und Medienindustrie Neben den drei oben aufgeführten Funktionsweisen des Stars führt Huppert noch eine vierte Sichtweise auf, die am wenigsten mit der traditionellen Vorstellung vom Fan-Sein zusammenhängt. Er weist dem Popstar außerdem die Funktion eines bloßen Produktes zu, welches der Fan gezielt konsumiert. Durch das Hören einer bestimmten Musik stellt der Fan bzw. Jugendliche vertraute Erwartungen an den Star, die dieser erfüllen soll. So soll dieser mit seiner Musik zum Beispiel von Anforderungen oder Ereignissen ablenken oder für gute Stimmung sorgen (vgl. Huppert 2005: 108 f.). 15 Diese weitere Eigenschaft des Popstars machen sich sowohl Musik- als auch Medienindustrie zu Nutze, in dem sie beide versuchen, vor allem mit bereits Bewährtem die jeweiligen Zielgruppen zu erreichen. Da es hierbei immer um das Erwirtschaften möglichst hoher Gewinne geht, ist der Musikstar aus Sicht der Musikkonzerne „ein Produkt, das verkauft werden muss.“ (Huppert 2005: 109) Bereits seit Beginn der 1970er Jahren zeigte sich in der Popmusik aufgrund dieser Erkenntnisse ein immer stärker werdender Trend zur zielorientierten Produktion von Musikgruppen und -stars.“ (Vatterodt 2000: 17) So hat diese Vorstellung des Popstars als Produkt, einhergehend mit einer immer stärkeren Medialisierung und Visualisierung der Popmusik, verstärkt zu einer Kurzlebigkeit von Stars geführt (vgl. Huppert 2005: 109). Diese Kurzlebigkeit von Popstars und Popgruppen zeigte sich vor allem Anfang dieses Jahrtausends im Aufblühen der sogenannten Castingshows, die zu diesem Zeitpunkt ein neues mediales Format darstellten. Egal ob Popstars, Star Search oder Deutschland sucht den Superstar, jeder große private Fernsehsender hatte bald eine eigene Show auf Sendung (vgl. Lothwesen / Müllensiefen 2004: 11). Was aber hat zu der großen Popularität dieser Shows unter den hauptsächlich jugendlichen Zuschauern geführt? Welche Absichten stecken hinter diesen Konzeptionen? Wird der Popstar hier als Produkt vermarktet? Allen Castingshows, egal ob es sich dabei um Musik-, Tanz-, Comedy- oder Modelwettbewerbe handelt, war und ist das Finden und Fördern von einem oder mehrerer Nachwuchstalente gemeinsam. Durch die unbegrenzten Teilnehmerzahlen zu Beginn einer Staffel hat jeder die Möglichkeit, ob talentiert oder nicht, an solch einem Wettbewerb teilzunehmen. Diese Tatsache mag eine wichtige Ursache für die Popularität dieser Sendungen darstellen. Mit dem Aufkommen der Castingshows hatte nun plötzlich „scheinbar jeder die Möglichkeit, ein Star zu werden.“ (Doblinger 2006: 28) 16 Diese Chance machten sich viele zu nutze, sei es um ein Star zu werden oder um sich einfach vor einem Massenpublikum zur Schau zu stellen und die Jury damit zu amüsieren. Die Zahlen belegen es: allein für die vierte Staffel von Deutschland sucht den Superstar, die im Frühjahr 2007 endete, bewarben sich 28.597 Kandidaten. Das ist nach RTL-Information bisheriger Bewerberrekord (RTL Television 2007). Hier kann demnach ein weiterer Grund für die hohen Einschaltquoten gesehen werden. Gerade durch die aus den hohen Teilnehmerzahlen resultierende große Spannbreite musikalischer Begabung sind die Shows vor allem zu Beginn einer Staffel oft sehr spannend und unterhaltsam. So sahen im Jahr 2004 rund 6,45 Millionen Zuschauer den Beginn der zweiten Staffel von DSDS (vgl. Lothwesen / Müllensiefen 2004: 11). Ein ebenso entscheidender Grund für die Beliebtheit dieser Fernsehformate ist die veränderte Funktion der Zuschauer bzw. Fans vor den Bildschirmen. Durch einen Telefonanruf haben sie nun die Möglichkeit selbst mitzubestimmen, wer zum Star gekürt werden soll und wer nicht. Man kann die Fans, auf die Castingshows bezogen, folglich „als 'Macher' von Stars [ansehen].“ (Doblinger 2006: 29). Darüber hinaus werden die Zuschauer über die wöchentliche, teils sogar tägliche Berichterstattung über jeden einzelnen Schritt der Kandidaten auf ihrem Weg zum Superstar informiert (vgl. Lothwesen / Müllensiefen: 2004: 11). Die Kluft zwischen Star und Zuschauer hat sich durch dieses neue Format erheblich verringert, der Star scheint nicht mehr außer Reichweite. Sein Privatleben ist transparent, der Zuschauer kann daran teil haben und sich somit ein genaueres Bild von seinem Star verschaffen (vgl. Doblinger 2006: 31). Ein weiterer wichtiger Grund für die Popularität dieser Shows, vor allem unter den jugendlichen Zuschauern, kann meines Erachtens auch darin bestehen, dass es fast ausschließlich Jugendliche und junge Erwachsene sind, die sich um die Stelle des Popstars bewerben. Man kann folglich, von den Jurymitgliedern einmal abgesehen, die Castingshows als eine Sendung von Jugendlichen für Jugendliche bezeichnen. 17 Die Sendungen, allen voran jene mit hohem Musikanteil, haben demnach in den letzten Jahren in Deutschland ein bisher völlig unbekanntes Format an den Tag gelegt. Abgesehen von ihrer kommerziellen Ausrichtung und ihrem zum Teil sehr einseitigen musikalischen Spektrum, haben sie durch ihre konzeptionelle Offenheit bezüglich der Bewerber dazu beitragen, die Begeisterung der Jugendlichen für Musik wieder zu wecken. Vor allem das Singen als musikalische Tätigkeit hat durch sie wieder eine Aufwertung unter den Jugendlichen erfahren (vgl. Lothwesen / Müllensiefen 2004: 13). Dennoch komme ich abschließend zu der Auffassung, dass die Teilnehmer der Castingshows, sowie fast alle Popstars, als Produkte der Musikindustrie einerseits, sowie der Medienindustrie andererseits, angesehen werden müssen. Zwar werden die Zuschauer dieser Sendungen, wie zum Beispiel bei DSDS, aktiv in den Starfindungsprozess miteinbezogen und das Bild vom Popstar als Produkt dadurch in den Schatten gedrängt. Die Kandidaten selbst sind aber zunächst ausschließlich von den Entscheidungen eines Dieter Bohlen und seiner weiteren Jurymitglieder abhängig. Erst in den letzten Finalshows besteht für die Zuschauer die Möglichkeit, lenkend in den Prozess einzugreifen. Und diese Möglichkeit ist meines Erachtens auch nur deshalb entstanden, um dem Privatsender gute Einschaltquoten zu bescheren. Außerdem gilt es bei diesen Fernsehshows ebenso zu berücksichtigen, dass die gecasteten Stars diese Rolle meistens nur für kurze Zeit inne haben. Dauerhaft konnte sich bis dato noch keiner der gekürten Superstars ernsthaft in der Musikindustrie etablieren. Spätestens mit der nächsten Staffel einer Castingshow rücken die Stars von damals zunehmend in Vergessenheit, da nun ein neuer Prozess beginnt, der mit Spannung verfolgt werden will. Ohne ausreichende Promotion seitens der Musik- und Medienindustrie sowie einer starken Fangemeinde kann sich der Star im deutschen Showgeschäft deshalb meiner Ansicht nach kaum etablieren. 18 Aufgrund dieser Erkenntnisse komme ich zu dem Schluss, dass die Namensgebung etwaiger Sendungen nochmals neu überdacht werden sollte. Hier schließe ich mich der Meinung Werner Faulstichs an. „Zum Superstar gehört schon mehr: Spitzenerfolge, Erfolgskontinuität, die Faszination der Ausstrahlung für Millionen.“ (Faulstich 2000: 209) 2.4 Reaktionen des Musikunterrichts Wie in den vorigen Kapiteln gezeigt wurde, nehmen Popmusik und somit oftmals einhergehend die Popstars im Leben Jugendlicher eine zentrale Stellung ein. Im Folgenden sollen nun Reaktionen des Musikunterrichts bezüglich dieses Phänomens aufgezeigt werden. Vor allem der Aspekt der Kulturerschließung soll in dieser Arbeit genauer thematisiert werden. Die Popmusik ist heute als Thema im Musikunterricht nicht mehr wegzudenken. Je nach Kompetenz der Lehrer und der räumlichen und technischen Ausstattung der Schulen, hat die Popmusik Einzug in den Musikunterricht gefunden. Sei es durch das Singen von Popsongs oder das Nachmusizieren von leichten Stücken, die Popmusik ist zu einem Phänomen geworden, dem man nicht mehr den Rücken zuwenden darf (vgl. Pfeiffer 2006: 42). In fast jedem Musikbuch der Sekundarstufe I bzw. II ist mindestens ein Kapitel über Popmusik zu finden (z.B. Dreiklang Musik 7/8, S. 44-56 oder Soundcheck 2/3, S. 68-95). Ebenso sind in den Musikzeitschriften (z.B. Musik & Bildung oder Praxis des Musikunterrichts – Die Grünen Hefte) viele nützliche Ratschläge und kreative Unterrichtsideen nachzulesen. Allerdings gibt es aber auch heute noch, nach über 50 Jahren Popmusik, viele Pädagogen, die der Kunstmusik dennoch einen höheren Stellenwert beimessen als der Popmusik und diese deshalb fast gänzlich aus ihrem Unterricht ausschließen (vgl. Jank 2005: 82). 19 Mit der Zeit hat diese Ignoranz vieler Pädagogen bei zahlreichen Schülern, neben dem sowieso schon geringen Stellenwert des Faches Musik und dem oftmals fachfremd erteilten Unterricht, zu einer Abschwächung des Faches geführt. Viele Jugendliche finden es uninteressant und wählen den Musikunterricht zum erstmöglichen Zeitpunkt ab. Da Musik in der Regel einstündig unterrichtet wird und das höchstens zweimal die Woche, herrscht oft keine Kontinuität, der rote Faden fehlt (vgl. Jank 2005: 84). Ebenso kommt dabei die Musikpraxis und damit einhergehend auch die Popmusik, entweder aufgrund mangelnden Lehrerwissens, mangels technischer Ausstattung oder einem Mangel an Zeit, oftmals zu kurz. Stattdessen wird auf eine Orientierung am Objekt großen Wert gelegt, die Vermittlung von theoretischem Wissen steht bei vielen Lehrkräften im Vordergrund (vgl. Jank 2005: 84). Da die Popmusik durch eine schnelle Stilrotation gekennzeichnet ist, ist der Lehrer immer wieder herausgefordert, auf dem neuesten Stand zu sein. Vor allem ältere Lehrer fühlen sich damit allerdings überfordert und können somit dem ständigem Drang der Schüler nach Aktuellem nicht mehr gerecht werden. Doch je weiter ein Lehrer von den musikalischen Umgangsweisen seiner Schüler entfernt ist, desto weniger wird er von ihnen als Fachautorität anerkannt (vgl. Jerrentrup 1997: 284 f.). Hinzu kommen oftmals noch mangelnde Kenntnisse seitens der Lehrer im Umgang mit der Technik, die für das Spielen von Popmusik im Unterricht von großer Bedeutung ist (vgl. Jerrentrup 1997: 285). Da ist es nicht verwunderlich, dass die Schüler aufgrund der häufigen theoretischen Ausrichtung des Faches den Spaß und das Interesse an Musik verlieren, stehen doch diese Inhalte und Zielsetzungen in einem völligen Gegensatz zu ihren eigenen musikalischen Umgangsweisen (vgl. Müller 2004: 14). Es ist demzufolge an der Zeit, dass der Musikunterricht auf diese Entwicklungen reagiert und seine Aufgaben und Zielsetzungen neu überdenkt. „Der Musikunterricht 20 insgesamt steht heute vor der Aufgabe, sich im Gefüge von Schule und Musikausbildung grundsätzlich neu zu positionieren.“ (Jank 2005: 84) Doch wie kann solch eine Neupositionierung aussehen? Auf welche Art und Weise lassen sich die musikalischen Umgangsweisen der Jugendlichen mit Popmusik sinnvoll in den Unterrichtsalltag miteinbeziehen? Wie kann eine solche Reaktion aussehen? Auf diese Fragen sollen in den kommenden Abschnitten Antworten gefunden werden. Besonderes Augenmerk soll hier dem Praxisfeld der Kulturerschließung zukommen. Die Musikdidaktiker Jank, Bähr, Gies und Nimczik haben sich die oben aufgeführten Fragen bereits gestellt und ein Konzept eines Aufbauenden Musikunterrichts entworfen, dass dem Bedeutungsabfall des Musikunterrichts entgegenwirken und den Schülern, durch die Beschäftigung mit für sie relevanten Themen und einer stärkeren Orientierung an der eigenen Musizierpraxis, wieder mehr Interesse am Musikunterricht vermitteln soll (vgl. Jank u.a. 2005: 92). Ihr Erkenntnisweg soll hier kurz dargestellt werden. Wirft man einen Blick in die Ergebnisse der Lernforschung und der Neurobiologie, so lässt sich unschwer erkennen, dass ein großer Zusammenhang zwischen der Handlungserfahrung und dem Wissenserwerb besteht. Musikalisches Lernen kann demnach nur dann Wirkung zeigen, wenn sich der Musikunterricht neu strukturiert und dem musikalischen Handeln, also der Musikpraxis, mehr Bedeutung beimisst als einer theoretischen Auseinandersetzung. Doch das allein reicht bei weitem nicht aus. Vielmehr soll der Musikunterricht dazu dienen, den Jugendlichen neue Erfahrungsräume zu inszenieren und ihnen dadurch eine Erweiterung ihrer musikalischen Gebrauchspraxis zu ermöglichen (vgl. Bähr u.a. 2003: 26). In Bezug auf die Popmusik im Musikunterricht bedeutet das demnach eine Stärkung der Handlungsorientierung. Wissen und Erkenntnis über Popmusik „sollen aus der eigenen handelnden Auseinandersetzung mit Dingen und Sachverhalten erwachsen, 21 einer Auseinandersetzung, bei der alle möglichen Wahrnehmungskanäle und Sinnesbereiche gleichermaßen einbezogen sind.“ (Schütz 1995: 272) Die Auseinandersetzung mit dem Thema Popmusik kann sich somit zum Beispiel im gemeinsamen Nachmusizieren von Popsongs im Klassenverband oder im Einstudieren eines Poptanzes darstellen. Der Musikunterricht muss es sich zur Aufgabe machen, den Schülern das zu vermitteln, was für sie in ihrer Freizeit kaum erreichbar ist. Nur so können neue Erfahrungsräume erschlossen werden (vgl. Schütz 1995: 272). Ziel des Musikunterrichts ist heute, im Sinne unseres Bildungsplans von 2004, die Vermittlung musikalischer Kompetenz. Darunter versteht man „die Fähigkeit, Musik für verschiedene Zwecke […] sachgerecht zu gebrauchen, klingende Musik unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu verstehen sowie die Fähigkeit, sie in einen größeren sinnstiftenden Zusammenhang einzuordnen.“ (Bähr u.a. 2003: 27) Diese musikalische Kompetenz ist aber nicht als Ganzes zu betrachten. Vielmehr setzt sie sich aus vielen kleinen Teilkompetenzen und dem Allgemeinwissen zusammen, die erst im Zusammenspiel ihre Wirkung zeigen. Zu diesen Teilkompetenzen zählen unter anderem das Singen, das Instrumentalspiel, Lesen und Notieren und Hören von Musik, sowie das Analysieren und Beschreiben (vgl. Bähr u.a. 2003: 27). Das Zusammenspiel dieser Teilkompetenzen kann nur durch „Situationen des Musizierens, des musikalischen Gestaltens und des musikbezogenen Handelns“ hervorgerufen werden. (Bähr u.a. 2003: 29) Ein Musikunterricht, der hauptsächlich auf die Vermittlung von theoretischem Wissen ausgelegt ist, kann demnach aufgrund seiner Einseitigkeit meiner Auffassung nach nicht in der Lage sein, musikalische Kompetenz zu vermitteln. Wie aber sehen die Rahmenbedingungen für diese Teilkompetenzen nun aus? Wie können sie geschult bzw. gefördert werden? 22 Auf diese Fragen kann die Musikpsychologie Antworten geben. Dem aktuellen Kenntnisstand zu urteilen, entstehen solche Teilkompetenzen im Zusammenspiel von Sich Bewegen (in Verbindung mit Musik), Klänge erzeugen und Hören (vgl. Stadler Elmer 2000: 22-25). Aufgrund ihres Zusammenspiels wird hier ebenfalls die Notwendigkeit der aktiven Auseinandersetzung mit Musik deutlich. „Die körpereigenen Mittel der Wahrnehmung und des Ausdrucks sind die Grundlage für das Erleben von Musik.“ (Stadler Elmer 2000: 25) Aus diesen Erkenntnissen leitet sich nun die erste Aufgabe des aufbauenden Musikunterrichts ab: musikalische Teilkompetenzen vermitteln. Diese Teilkompetenzen „benötigt jeder, der musikalisch […] handelt.“ (Bähr u.a. 2003: 28) Um sie zu verknüpfen, müssen sie in „Situationen des Musizierens, des musikalischen Gestaltens und des musikbezogenen Handelns“ miteinander in Verbindung in Verbindung gebracht werden (vgl. Bähr u.a. 2003: 29). Diesem Vorgehen entspricht die zweite Aufgabe des Musikunterrichts: musikalisches Gestalten und musikbezogenes Handeln. Die hier gesammelten Erfahrungen müssen dann schließlich noch in einen gesellschaftlich – kulturellen Kontext eingebettet werden, um ihnen eine Bedeutung zu geben. Darin besteht die dritte Aufgabe des Musikunterrichts: Kultur erschließen (vgl. Bähr u.a. 2003: 29). Diese drei Aufgaben sind nach Jank, Bähr, Gies und Nimczik die „inhaltlichen Praxisfelder des Musikunterrichts.“ (Bähr u.a. 2003: 31) Doch wie lassen sich diese drei Felder nun im Sinne eines aufbauenden Musikunterrichts sinnvoll umsetzen? Wichtig erscheint hierbei zunächst einmal die Tatsache, dass die Gewichtung der Praxisfelder zunehmend vom Alter und der musikalischen Kompetenz der Schüler abhängt, sowie von ihren allgemeinen Grundfähigkeiten und Wissensbeständen (vgl. Bähr u.a. 2003: 32). Der aufbauende Musikunterricht braucht demnach in der Hauptschule vermutlich andere Schwerpunkte als jener in der Grundschule oder im 23 Gymnasium. Dennoch stehen all diese Praxisfelder in einer Wechselwirkung, die sich vor allem durch sogenannte Vorhaben entfalten lässt (vgl. Jank u.a. 2005: 96 f.). Diese musikalischen Vorhaben „sind ergebnis- bzw. produktorientiert, thematisch bestimmt und zeitlich begrenzt. Sie sind in Unterrichtsphasen, -stunden, -einheiten oder –reihen organisiert.“ (Jank u.a. 2005: 97) Jedes Vorhaben besitzt also einen roten Faden, der das ganze Thema strukturiert und zusammenhält. Umfasst ein Vorhaben ein größeres Thema, so kann es ebenso als Projekt gehandhabt werden. Hier lassen sich auch Größen wie Schülerorientierung und Schülermitbestimmung, die heutzutage immer mehr gefordert werden, gut realisieren (vgl. Antholz 2000: 50). Auch Christian Rolle, Professor für Musikdidaktik, misst dem Projektunterricht bei der Inszenierung ästhetischer Erfahrungsräume eine wichtige Bedeutung bei (vgl. Rolle 1999: 159). „Vorhaben erlauben also einen ziel-, inhalts- und methodendifferenzierenden Unterricht und verbinden diesen mit Möglichkeiten der Binnendifferenzierung […] und einem hohen Grad der Selbstregulation der Schüler.“ (Jank 2005 u.a.: 97) Nach Meinung Janks kann der Musikunterricht durch solche Vorhaben nicht gänzlich ersetzt werden, das lassen allein der Stundenplan und der Stundenanteil des Faches Musik im normalen Schulalltag gar nicht zu. Allerdings sind sie, wenn der Musikunterricht sich ändern soll, unverzichtbar (vgl. Jank 2005: 97). Durch solche Vorhaben lassen sich nicht nur die drei oben aufgeführten Praxisfelder gut miteinander kombinieren. Vielmehr können ebenso die musikalischen Gebrauchspraxen bzw. die musikalischen Umgangsweisen Jugendlicher mit ihrer Musik in den Unterricht miteinbezogen werden. Gerade bei größeren Vorhaben haben sie dann die Möglichkeit, selbst aktiv an der Planung teilnehmen (vgl. Jank u.a. 2005: 97). So könnte zum Beispiel das Erarbeiten eines Popsongs mit den dafür benötigten Instrumenten sowie eine daran anschließende Aufführung ein solches Vorhaben darstellen. Wie man sehen konnte, stellt der Aufbauende Musikunterricht das eigene Musizieren der Schüler sowie ihr eigenes musikalisches Handeln in den Mittelpunkt des 24 Unterrichtsgeschehens (vgl. Bähr u.a. 2003: 26). Welche Erkenntnisse lassen sich nun daraus für die Thematisierung der Popmusik Jugendlicher im Musikunterricht ziehen? Viele Pädagogen versuchen bereits, wie bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, durch das Singen oder Nachmusizieren von Popsongs, den Anforderungen und Bedürfnissen der Schüler in Bezug auf Popmusik sowie denen des Bildungsplans einigermaßen gerecht zu werden. Neben den beiden Praxisfeldern Teilkompetenzen vermitteln und musikalisches Gestalten und musikbezogenes Handeln muss bei diesem Thema aber auch dem Praxisfeld der Kulturerschließung eine wichtige Bedeutung beigemessen werden (vgl. Jank u.a. 2005: 92). Es stellt sich somit die Frage danach, welchen Beitrag speziell die Popmusik zur Kulturerschließung leisten kann. In wieweit bietet sie Ansätze hierfür? Für die Jugendlichen ist die Popmusik wie bereits erwähnt, ein wichtiges Medium zur Selbstsozialisation sowie zur Darstellung der eigenen Identität (vgl. Flender / Rauhe 1989: 160). Allerdings brauchen Jugendliche „musikpädagogische Unterstützung und Aktivierung ihrer Aneignungspotenziale, da die Chancen zur Selbstsozialisation ungleich verteilt sind. Zur Stärkung ihrer kulturellen Identität benötigen Jugendliche eine Musikpädagogik, die sie als Experten in Bezug auf ihre musikalischen Jugendkulturen behandelt, denn sie beherrschen die audiovisuellen Symbolsysteme der für die bedeutsamen Kulturen besser als die Musikpädagoginnen und –pädagogen.“ (Müller 2004: 14) Insofern muss sich der Musikunterricht, wenn er kulturerschließend sein will, auf die musikalischen Gebrauchspraxen der Schüler beziehen, sie ernst nehmen und den Schülern die musikalischen Vielfalten und Eigenheiten ihrer Praxen aufzeigen. Ebenso sollte der Musikunterricht ihnen die Möglichkeit geben, ihre Kompetenzen für ihre musikalischen Gebrauchspraxen zu erweitern (vgl. Jank 2005: 70). 25 Da die Heranwachsenden oft Experten ihrer eigenen Jugendkulturen sind, sollte ihnen im Unterricht ebenso die Möglichkeit dazu gegeben werden, „das Besondere ihrer individuellen musikalisch-kulturellen Identität zum Ausdruck zu bringen.“ (Jank 2005: 70) So sollte den Schülern beim Thema Popmusik meines Erachtens die Möglichkeit gegeben werden, ihre Lieblingsmusik bzw. ihre Lieblingspopstars im Klassenverband vorzustellen. Dadurch werden zum einen die musikalischen Umgangsweisen der Schüler in den Musikunterricht miteinbezogen, zum anderen kann dadurch für manche Schüler, die eventuell einen anderen Musikstil bevorzugen, eine Horizonterweiterung stattfinden. Allerdings sollte bei dieser Thematik sehr auf die Individualität der Schüler geachtet werden, denn das Darstellen der eigenen musikalischen Jugendkultur ist immer ein Stück weit mit dem Darstellen der eigenen Persönlichkeit verbunden. Deshalb erfordert der Umgang mit diesem Thema „ein gewisses Maß an Sensibilität und Vertrauen innerhalb der Klasse, ein Bloßstellen von Außenseitern sollte auf jeden Fall vermieden werden.“ (Pfeiffer 2006: 42) Durch solche oben beschriebenen Vorgehensweisen erschließen sich die Schüler demzufolge nicht nur ihre eigene Kultur, sondern auch die anderer. Insofern haben sie die Möglichkeit für einen Perspektivenwechsel, „denn Jugendliche sind Grenzgänger und können zwischen verschiedenen Territorien [gemeint sind die musikalischen Jugendkulturen] wechseln.“ (Jank 2005: 71) Der Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen sollte es sich also, als Reaktion auf die Erkenntnisse über die Bedeutung der Popmusik für Jugendliche, zur Aufgabe machen, den Schülern viele verschiedene musikalische Jugendkulturen aufzuzeigen, um ihnen so ein breiteres Bild dieses Phänomens zu vermitteln. Ferner kann er dazu dienen, bei den Jugendlichen Interesse für Neues zu wecken bzw. ihren Standpunkt innerhalb eines Territoriums zu stärken (vgl. Jank 2005: 71). Ebenso kommen in diesem Praxisfeld dem Hören sowie dem Verstehen von Musik und ihren Wirkungen auf das Individuum wichtige Bedeutungen zu (vgl. Jank u.a. 2005: 93). 26 Darüber hinaus kann es hierbei um das Wahrnehmen der eigenen musikalischen Gebrauchspraxen gehen. Durch die reflektierte Beobachtung und das Erleben seines eigenen musikalischen Umgangs, kann der Schüler sich seiner Bezüge zur Musik bewusst werden (vgl. Jank u.a. 2005: 116). So könnte zum Beispiel in einer Unterrichtseinheit einmal genauer darüber nachgedacht werden, warum gerade jene Musik für einen selbst von so hoher Bedeutung ist. Die Schüler könnten sich selbst Fragen in Bezug auf ihren Musikkonsum stellen. Was gefällt mir an dieser Musik? Welche Emotionen löst sie in mir aus? Höre ich diese Musik weil sie mir gefällt oder weil ich den Popstar gut finde? Insofern ist Kulturerschließung immer als doppelseitiger Prozess zu betrachten: Zum einen sollen durch sie dem Menschen musikalisch-kulturelle Welten erschlossen werden und zum anderen soll sich der Mensch selbst seinen eigenen musikalischkulturellen Welten öffnen (vgl. Jank u.a. 2005: 115 f.). Das Praxisfeld der Kulturerschließung umfasst noch weitaus mehr Ansichten und Vorstellungen von Unterricht, deren Betrachtung aber die thematisch bedingten Grenzen dieser Arbeit zu weit überschreiten würde. Allerdings gilt es zu beachten, dass vor allem die Popmusik als Musik der Jugendlichen, ein wichtiges Medium zur Kulturerschließung darstellt. Deshalb muss ihrer vor allem handlungsorientierten Thematisierung im Musikunterricht mehr Bedeutung beigemessen werden. Wie solch eine Kulturerschließung im Sinne eines aufbauenden Musikunterrichts aussehen kann, wird in Kapitel 4 anhand des Projektes Popstars unter der Lupe näher beschrieben. 27 28 3. Medien im Musikunterricht Die Medien und deren stete Weiterentwicklung spielen seit ihrem Aufkommen Ende des 19. Jahrhunderts für die Gesellschaft eine wichtige Rolle. Gerade in Bezug auf das Hören von Musik, ist der Gebrauch von Medien aus dem Leben Jugendlicher heute nicht mehr wegzudenken (vgl. Rolle 2004: 26). 29 In diesem Kapitel soll es hauptsächlich um den Einsatz von Medien im Musikunterricht gehen. Um hierfür verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, soll zu Beginn dieses Kapitels zunächst die Bedeutung der Medien im Leben Jugendlicher herausgearbeitet werden. Die Popmusik soll dabei miteinbezogen werden. In Kapitel 3.2 erfolgt der Vergleich der beiden Massenmedien Radio und Fernsehen auf der Basis ihres Nutzungsumfangs im Unterricht. Unter 3.3 werden anschließend Einsatzmöglichkeiten von Medien im Musikunterricht aufgezeigt. 3.1 Die Bedeutung der Medien im Leben Jugendlicher Seit der zunehmenden Verbreitung von Schallplatte und Grammophon zu Beginn der 1920er Jahre, ist die allgemeine Mediennutzung sehr stark mit dem Musikhören verbunden (vgl. Flender / Rauhe 1989: 52 f.). Allen voran war es aber das Radio, welches Mitte der 1920er Jahre zu dieser entscheidenden Entwicklung beitrug. Durch den günstigen Beschaffungswert eines Transistorradios und dessen vielseitig gesendetem musikalischen Programminhalt wurde die ausgestrahlte Musik „schnell zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Alltags (Aufstehen, Hausarbeit, Autofahren usw.).“ (Münch 2005: 217) Die Dauer der täglichen Musiknutzung nahm folglich immer mehr zu. Die Musik wurde immer mehr dazu benutzt, das eigene Wohlbefinden zu stärken oder Arbeiten im Haushalt oder andere Probleme zu erleichtern (vgl. Münch 2005: 217). Gleichfalls haben auch später folgende medientechnische Weiterentwicklungen, wie zum Beispiel das Fernsehen oder der Kassettenrekorder, den hohen Stellenwert des Musikhörens aufrechterhalten. „Technische Erfindungen haben neue musikalische Ausdrucksmöglichkeiten und Umgangsweisen mit Musik forciert und auch Musik selbst hat die Gestalt von Medien (Inhalt, technische Funktionalität, Verbreitung usw.) verändert.“ (Münch 2005: 217) 30 So ist es heute in Zeiten von Radio, CD, mp3, Musikfernsehen und Internet nicht erstaunlich, dass Musik überwiegend in medialer Form stattfindet. Die rezipierte Musik der Jugendlichen wird demnach fast ausschließlich durch die Medien zu ihnen transportiert (vgl. Rolle 2004: 26). Außerdem können, aufgrund neuer Technologien, Tonträger wie Discman oder mp3Player heute überall hin mitgenommen werden. Sie sind sozusagen omnipräsent verfügbar, die Musik ist folglich allgegenwärtig geworden (vgl. Moltrecht / Sikora 2004: 19). Zu Hause haben die Medien unter den Heranwachsenden ebenfalls einen hohen Status inne. Für die meisten von ihnen steht dabei das Musikhören als Medientätigkeit an erster Stelle, da es, wie bereits in Kapitel 2.1 beschrieben, vielfältige Funktionen erfüllen kann (vgl. Barthelmes / Sander 2001: 100 f.). Allgemein lässt sich sagen, dass Kinder und Jugendliche heutzutage selbstverständlich mit den Medien aufwachsen und sich selbständig, in aktiver Auseinandersetzung damit vertraut machen. Vor allem die Heranwachsenden besitzen heute oftmals ein „Ensemble an Medien und können dies verhältnismäßig frei und 'für sich' persönlich nutzen.“ (Barthelmes / Sander 2001: 26) Dies zeigen auch Untersuchungen zum Medienumgang und -besitz Jugendlicher. Laut JIM-Studie 20063 ist das Handy dabei am weitesten verbreitet, rund 92% aller befragten Jugendlichen im Alter von 12 - 19 Jahren besitzen ein eigenes Mobiltelefon. Ebenso zählen Musikmedien wie CD-Player, Radio oder mp3-Player bei etwa 80 % der Heranwachsenden zum eigenen Inventar im Zimmer. Vor allem der mp3-Player hat, vermutlich aufgrund seiner praktischen Handhabung und dem 3 JIM-Studie 2006: Jugend, Information und (Multi-)Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12-19jähriger, herausgegeben vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (www.mpfs.de). 31 enormen Speicherplatz, in den letzten drei Jahren einen regelrechten Boom erfahren (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2006: 10). Abb.: Gerätebesitz Jugendlicher 2006 (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2006: 10) Die Medien spielen diesen Erkenntnissen nach zu urteilen im Leben Jugendlicher, ebenso wie die Popmusik, eine zentrale Rolle. Doch warum ist das so? Was können die Medien den Jugendlichen vermitteln? Zunächst einmal haben die Heranwachsenden im Umgang mit Medien ebenfalls die Möglichkeit, ihre Interessen und Vorlieben auszuleben. „Jugendliche verwenden Medien als Experimentierraum für ihre eigenen Phantasien sowie für ihre Neugier auf die Medien-Welten.“ (Barthelmes / Sander 2001: 27) Daraus lässt sich ableiten, dass Jugendliche sich durch den Umgang mit Medien und der dieser innewohnenden Musik selbst sozialisieren. Die Medien sind für sie ein Bildungsgut, mit deren Hilfe man vieles erfahren kann. Gleichzeitig können sie zum Lösen von pubertätsbedingten Entwicklungsaufgaben beitragen (vgl. Rolle 2004: 27). 32 Sie vermitteln den Jugendlichen somit durch zahlreiche Informationen und Berichterstattungen neue Erfahrungen und Perspektiven für ihr Leben. Allerdings dürfen diese Medien nicht nur als bloße Vermittler von Information, Musik, Unterhaltung und Wissen angesehen werden. Vielmehr haben sie es sich zum Ziel gemacht, dem Konsumenten ein bestimmtes Bild zu vermitteln bzw. dieses durch eine bestimmte Art der Präsentation zu erzeugen (vgl. Rolle 2004: 26). So vermitteln zum Beispiel Castingshows wie DSDS dem Zuschauer das Bild, „man könne sich als Ich-AG mit einem Intensivtraining öffentliche Anerkennung und ein Vermögen erwerben, ohne Bildung und langwierige Ausbildung.“ (Lange / Schorb 2006: 10) Den Jugendlichen wird dadurch ein Bild des American Dreams, dem Erfolgsweg des Tellerwäschers zum Millionär, vermittelt (vgl. Lange / Schorb 2006: 10). Dass dieses Bild allerdings die Realität verschleiert, konnte bereits in Kapitel 2.3 gezeigt werden. Allerdings weiß man heute, dass die Jugendlichen mit dem unüberschaubaren Angebot an Medieninformationen verhältnismäßig kompetent und reflektiert umgehen können (vgl. Barthelmes / Sander 2001: 27). Durch das vielfältige Programmangebot einzelner Medien suchen sich die Heranwachsenden ihre für sie bedeutsamen Themen aus einem riesigen Pool an Angeboten aus, sie „spiegeln und erkennen sich darin.“ (Barthelmes / Sander 2001: 27 f.) Insofern sind die Medien meines Erachtens vor allem deswegen attraktiv, weil sie die Jugendlichen direkt ansprechen. Mit ihrer Ausrichtung auf Jugendkulturen und Jugendstile bringen sie das Lebensgefühl der Heranwachsenden zur Sprache (vgl. Barthelmes / Sander 2001: 28). Sie bieten den Jugendlichen somit vielfältige Orientierungen für ihren Weg zum Erwachsen werden. Das können zum Beispiel Muster für die Lebensgestaltung sein sowie Werte, Normen, Weltbilder und Idole (vgl. Hoffmann 2006: 19). Die zunehmende Wichtigkeit der Medien lässt sich auch am Nutzungsumfang dieser ablesen. So sehen 90% der 12-19jährigen mehrmals pro Woche fern. 81% aller Jugendlichen hören regelmäßig Musik-CDs oder Kassetten. Das Radio ist mit 72% ebenso ganz vorne mit dabei (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2006: 12). 33 Abb.: Medienbeschäftigung Jugendlicher in der Freizeit 2006 (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2006: 12) Allerdings lassen sich hier, vor allem bei Computer und Internet sowie in Bezug auf die Spielkonsolen, deutliche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bezüglich der Nutzungsintensität dieser Medien feststellen (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2006: 12). Zusammenfassend kann man sagen, dass die Medien, ebenso wie die Popmusik, bei der Entwicklung des Jugendlichen zum Erwachsenen eine wichtige Funktion inne haben. Durch ihre Vielfalt hat der Jugendliche die Möglichkeit das auszuwählen, was ihn auch wirklich interessiert und beschäftigt, mit dem er sich identifizieren kann. Doch wie sieht nun der Einbezug der Medien im Musikunterricht der allgemein bildenden Schulen aus? Das folgende Kapitel beschäftigt sich zunächst mit dem Stellenwert zweier auserwählter Medien im Musikunterricht. Anhand des Mediums Radio und des 34 Mediums Fernsehen wird deren unterschiedliche Gewichtung im Musikunterricht herausgearbeitet. Es soll dabei der Frage nachgegangen werden, was zu dieser Wandlung geführt hat. Dafür werden die Vor- und Nachteile jedes Mediums getrennt voneinander betrachtet. 3.2 Vom Schulfunk zur Videoclipanalyse oder: video killed the radio star Mit dem Song video killed the radio star gelang der britischen Electro-Pop-Band The Buggles Anfang der 1980er Jahre eine Vorahnung auf bevorstehende tiefgreifende Veränderung in der Popmusikbranche. Durch die stetig zunehmende Popularität des Fernsehens entwickelte sich die neu aufkommende Videotechnik immer weiter. Im Fernsehen sahen die Musikproduzenten eine neue Möglichkeit, ihre Popmusik noch gezielter zu vermarkten und ihr somit auch ein Gesicht zu geben (vgl. Wicke 1994). Bei den Jugendlichen wurde das Musikvideo binnen kürzester Zeit zu einem unverzichtbaren Bestandteil ihrer musikalischen Sozialisation. Verstärkt durch den Sendestart von MTV Music Television, einem reinen Musiksender in den USA, kam es Anfang der 1980er Jahre zu einer regelrechten Videoexplosion auf dem Popmusikmarkt. Es ist also berechtigt, „hier von einem der folgenreichsten medientechnischen Eingriffe in die Musikentwicklung zu sprechen, die es seit den fünfziger Jahren mit der Einführung von Kofferradio und Single-Schallplatte gegeben hat.“ (Wicke 1994) Sollten The Buggles mit ihrem Song video killed the radio star also Recht behalten? Wie sieht heute der Einsatz von Radio und Fernsehen in der Schule, speziell im Musikunterricht, aus? Die Schule hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schüler zu mündigen Menschen zu erziehen. Schule soll demnach „ein Ort der Aufklärung und der Wahrheitssuche sein.“ (Jank 2005: 15) Da die Jugendlichen heutzutage mit einer unüberschaubaren Flut von Medien konfrontiert werden, ist diese Aufklärung im heutigen Musikunterricht als Vermittlung von Medienkompetenz zu verstehen. Medienkompetenz meint die Fähigkeit, die angebotenen Medien nach seinen 35 Bedürfnissen und Zwecken adäquat zu nutzen (vgl. Weiss 2006: 41). Bleibt also nun die Frage danach offen, wie solch eine Medienkompetenz im Unterricht sinnvoll vermittelt werden kann bzw. vermittelt wird. Befasst man sich mit der derzeitigen Situation des Musikunterrichts an weiterführenden Schulen, so kann man feststellen, dass hier, sofern Medien im Unterricht überhaupt thematisiert werden, vor allem eine Auseinandersetzung mit Einzelmedien stattfindet. Der Stellenwert der Medien innerhalb der Gesellschaft bzw. für die Jugendlichen selbst, wird dabei aber oft außer Acht gelassen. So dominieren in den meisten Schulen vor allem Medien wie Fernseher oder Computer im Unterricht. Filmmusikanalysen sowie die kritische Betrachtung von Videoclips haben immer öfter ihren festen Platz im Unterricht. Ebenso gibt es zum Einsatz des Computers mittlerweile zahlreiche Unterrichtsideen (vgl. Münch 2005: 221). Doch was ist mit den anderen Medien? Betrachtet man die Umgangsweisen der Jugendlichen mit Medien einmal etwas genauer, so wird hierbei vor allem der Musikrezeption eine hohe Bedeutung beigemessen. Unter allen Medientätigkeiten der Heranwachsenden steht das Hören von Musik an erster Stelle. Die Medien sind es, die die Musik zu den Jugendlichen transportieren (vgl. Barthelmes / Sander 2001: 95). Vor allem das Radio wird hierbei von vielen Jugendlichen als wichtiges Medium angesehen. Durch zahlreiche und abwechslungsreiche Angebote wie Musik, Information und Unterhaltung erfüllt es eine gewisse Funktionsvielfalt, die bei den jugendlichen Rezipienten auf Anklang stößt. Fast die Hälfte aller Jugendlichen hört täglich mindestens eine Stunde Radio (vgl. Six / Roters 1997: 18-21). Allerdings ist diese Nutzungsintensität laut JIM-Studie 2006 stark von Alter und Bildungsgrad der Heranwachsenden abhängig. So steigt die Radionutzung mit zunehmendem Alter tendenziell an. Außerdem lässt sich eine intensivere Nutzung des Radios unter Gymnasiasten als unter Hauptschülern feststellen. Bei letzteren ist im Gegenzug ein 36 höherer Fernsehkonsum zu konstatieren (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2006: 20). Obwohl heute Fernsehen und Radio die Spitzen der Mediennutzung anführen, scheint das Radio sowohl in der Medien- als auch in der Musikpädagogik in Vergessenheit geraten zu sein, im Unterricht wird es kaum zum Thema (vgl. Six / Roters 1997: 22, 44). Was hat also diesen Wandel ausgelöst? Welche Eigenschaften besitzt das Fernsehen, die das Radio nicht hat? Zunächst einmal muss an dieser Stelle betont werden, dass es zu diesem Thema kaum aufschlussreiche Studien gibt. Die Forschungsaktivitäten in Bezug auf das Mediennutzungsverhalten Kinder und Jugendlicher zeigen fast ausschließlich ein Interesse an visuellen, elektronischen Medien auf. Der Radionutzung wird hingegen nur wenig Bedeutung beigemessen (vgl. Weiss 2006: 87). Die folgenden Argumentationen können deshalb nicht immer als gesichert angesehen werden. Um prägnante Unterschiede feststellen zu können, wird zunächst das Fernsehen, insbesondere der Umgang mit Videoclips, näher betrachtet. 3.2.1 Das Medium Fernseher im Musikunterricht Durch Filmmusikanalysen oder das Betrachten von Videoclips haben die Medien mancherorts Einzug in den Musikunterricht gefunden (vgl. Münch 2005: 221). Doch worin liegt ihr Reiz? Videoclips sind zunächst einmal nichts anderes als gezielte Werbung für einen bestimmten Song. Die Verkaufszahlen sollen durch ansprechende und einfallsreiche Clips erhöht werden (vgl. Schudack 2000: 24). Die Interpreten haben dabei häufig die Funktion des Sängers und / oder des Tänzers inne. Musizieren sieht man sie höchst selten (vgl. Meierkord 2001: 107). 37 Doch das allein ist nicht alles. Gerade durch die teils sehr aufwendig gestalteten Produktionen können am Ende richtige Kunstwerke entstehen, die dem Lied an sich ein Gesicht geben sollen. Mit der Zeit hat sich das Produzieren von Videoclips deshalb teilweise zu einer eigenen Ästhetik, einer eigenen Kunst, entwickelt (vgl. Schudack 2000: 24). Da sich die Videoclips in ihrer inhaltlichen und ästhetischen Qualität unterscheiden, bietet die Beschäftigung mit diesem Thema demnach viele verschiedene Unterrichtsmöglichkeiten (vgl. Meierkord 2001: 108). Zum einen kann die Verbildlichung von Musik bzw. deren Interpretation im Vordergrund stehen, zum anderen bietet die Auseinandersetzung mit dem Musikfernsehen aber auch die Möglichkeit, Vermarktungsstrategien im Musikgeschäft aufzuzeigen (vgl. Schudack 2000: 24 f.). Außerdem lassen sich die meist drei- bis fünfminütigen Videos gut in einen 45Minuten andauernden Unterricht integrieren. Durch die Vermischung von auditiven und visuellen Reizen können die Schüler die Wirkungsweisen des Videoclips subjektiv analysieren. Mit einem Handgriff auf der Fernbedienung und der Hinzunahme eines CD-Players ist es heute ebenfalls möglich, beides getrennt voneinander auf sich wirken zu lassen (vgl. Münch / Eibach 2005: 497). Ebenso können das Verfremden von Videoclips oder eine eigene Videoproduktion interessante Unterrichtsthemen darstellen (vgl. Meierkord 2001: 110). Neben den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten im Unterricht, haben Videoclips für Jugendliche außerdem die Funktion eines wichtigen Trendsetters. Dabei geht es folglich nicht nur um den Verkauf von möglichst vielen Tonträgern, sondern auch um eine gezielte Werbung für „Sekundärbranchen: Kleidung, Schuhe, Schminke, Accessoires, alles, was das jugendliche Outfit betrifft.“ (Meierkord 2001: 108) Der hohe Stellenwert des Musikfernsehens unter den Jugendlichen kann deshalb meines Erachtens ebenfalls eine wichtige Ursache für die zunehmende Thematisierung von Videoclips im Musikunterricht darstellen. 38 Ein letzter Grund für die hohe Bedeutung des Musikfernsehens kann in den mit ihm verbundenen Gefahren liegen. Seit der massenhaften Verbreitung des Fernsehens in den 1950er Jahren wurde in ihm und seinen Programminhalten immer wieder eine Gefährdung bzw. der Versuch einer Manipulation der Jugendlichen gesehen. Um die Schüler vor derartigen negativen Einflüssen auf ihre Musikkultur und ihre Persönlichkeitsentwicklung zu bewahren, forderte man schon damals eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Medium (vgl. Münch 2005: 219). Insgesamt betrachtet bietet der Einsatz von Fernsehen, speziell von Musikfernsehen, also zahlreiche Möglichkeiten für eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Medium im Unterricht. Doch wie sieht es nun mit dem Radio aus? Was kann es leisten, was nicht? Warum wird ihm im derzeitigen Musikunterricht keine oder kaum Aufmerksamkeit geschenkt? 3.2.2 Das Medium Radio im Musikunterricht Ein Hauptgrund für die Abwesenheit des Radios im Musikunterricht ist vermutlich seine Unscheinbarkeit. Durch den hohen Musikanteil innerhalb vieler Sender wird das Radio oft nur als Begleitmedium während anderen Tätigkeiten genutzt. Die Aufmerksamkeit gilt dabei nicht immer vorrangig dem Hören von Musik, sondern teilweise auch anderen Dingen, wie zum Beispiel dem Erledigen von Hausaufgaben oder diversen Arbeiten im Haushalt (vgl. Weiss 2006: 191). Da das Radio bzw. die Radiosender neben dem Senden von Musik lediglich die Intention haben, die Hörer über aktuelle Geschehnisse zu informieren oder durch interessante und lustige Beiträge zu unterhalten, wird diesem Medium häufig ein „weitaus weniger schädigendes Potenzial zugesprochen“ als zum Beispiel dem Fernsehen oder dem Computer. (Weiss 2006: 2) Eine weitere Ursache für die Nichtbeachtung des Radios kann auch in der mangelnden Medienkompetenz der Lehrer liegen. Da das Radio an sich nur dazu dient, die Menschen durch Musik und Informationen zu unterhalten, bieten sich auch 39 dem Musikunterricht zunächst keine anderen Möglichkeiten als das Analysieren der im Radio gesendeten Musik bzw. das Betrachten von speziellen Sendeformaten. Allerdings erfolgen solche Musikanalysen heutzutage oftmals unter Zuhilfenahme des Internets oder mit CDs, da sich der Umgang mit diesen Medien als wesentlich praktischer erwiesen hat. Soll das Radio effektiv in den Unterricht miteinbezogen werden, so muss dies über eine praktische Auseinandersetzung mit diesem Medium erfolgen. Dafür fehlt es den meisten Lehrern aber an geeignetem Handwerkszeug im Umgang mit diesem Medium und dem dazugehörigen technischen Equipment (vgl. Stipp-Hagmann 1996: 85 f.). Doch gerade im Sinne eines aufbauenden Musikunterrichts, wie er in Kapitel 2.4 beschrieben wurde, bietet das Radio meiner Meinung nach viele handlungsorientierte Möglichkeiten zur Auseinandersetzung. Eine solche Möglichkeit stellt das Radioprojekt Popstars unter der Lupe dar, welches in Kapitel näher beschrieben wird. Das Medium Fernseher, mit seinen vielen unterschiedlichen Programmen und Zielgruppen, hat also das Medium Radio im Musikunterricht abgelöst. Die damalige Vorahnung von The Buggles Anfang der 80er Jahre hat sich also, wenn auch damals nicht spezifisch auf den Musikunterricht bezogen, bestätigt: video killed the radio star (vgl. Wicke 1994). Zu seltsam ist hier jedoch die Ironie, dass genau dieser Song bzw. das entstandene Video hierzu das erste war, welches der amerikanische Musiksender MTV 1981 bei seinem Sendestart als Vollprogramm ausstrahlte (vgl. Münch / Eibach 2005: 493). Da sich Medienkompetenz aber nicht nur im Umgang mit einem Medium zeigt, sollen im Folgenden Möglichkeiten für den Musikunterricht aufgezeigt werden, auch andere Medien sinnvoll in den Unterricht mit einzubeziehen. 40 3.3 Chancen für den Musikunterricht Die Konfrontation mit derzeitigen Kommunikationstechnologien wie Radio, Fernsehen oder Computer erfolgt bereits sehr früh. Die Kinder von heute wachsen sozusagen selbstverständlich mit den Medien auf. Der adäquate Umgang mit ihnen verlangt aber eine Medienkompetenz auf Seiten der Heranwachsenden (vgl. Weiss 2006: 41). Die Schule muss sich deshalb der Aufgabe stellen, die Jugendlichen zielsicher auf ihrem Weg der Mediensozialisation zu unterstützen. Durch die Stärkung ihrer Nutzungskompetenzen sollen die Schüler in der Lage sein, die Medien nicht nur aus bloßer Gewohnheit, sondern ebenfalls bewusst und zielgerichtet zu nutzen (vgl. Münch 2005: 222). Der Musikunterricht kann den Heranwachsenden diese Kompetenz aber nicht nur durch den Umgang mit einem einzigen Medium vermitteln, wie dies in vielen Schulen häufig der Fall ist. Allein der Begriff Medienkompetenz deutet bereits auf eine Mehrzahl von (Musik-) Medien hin. Es gilt also, „die Kompetenz im Umgang mit allen Medien auszubilden und dabei die Stärken der einzelnen Medien zu nutzen.“ (Stipp-Hagmann 1996: 74) Dies kann aber nur dann geschehen, wenn die Schüler aktiv in den Unterrichtsprozess miteinbezogen werden. Folglich soll es darum gehen, die Medienpraxen der Schüler in Bezug zur Musik zu berücksichtigen und auf diese einzugehen. Es soll untersucht werden, „wie Musik medial wahrgenommen wird, welche musikalischen Erfahrungen Medien ermöglichen, wie mit Musikmedien umgegangen wird und was Musik in den Medien den Wahrnehmenden bedeutet.“ (Rolle 2003: 26) Wie bereits in Kapitel 2.3.2 (Reaktionen des Musikunterrichts – Kulturerschließung) aufgeführt, besteht ein großer Zusammenhang zwischen Handlungserfahrung und Wissenserwerb. Diese Einsicht muss sich der Musikunterricht, um bei den Schülern wieder mehr an Bedeutung zu gewinnen und effektiver zu sein, zu Nutze machen. Der Unterricht sollte so gestaltet sein, dass er den Schüler Zeit und Raum gibt, in denen sie sich selbst ausprobieren und urteilend handeln können (vgl. Rolle 1999: 159). Dass hierfür der normale 45-Minuten-Unterricht oftmals weniger geeignet ist, dürfte klar sein. Es gilt also, den Rahmen aufzubrechen und den Schülern im Sinne eines aufbauenden Musikunterrichts, Musik- und Medienkompetenz durch 41 eigenständiges Handeln, unter Berücksichtigung der Umgangsweisen der Schüler, näher zu bringen. Hierfür sind vor allem, wie bereits in 2.3.2 beschrieben, sogenannte Vorhaben besonders gut geeignet (vgl. Jank u.a. 2005: 96f.). Wie ein solches Vorhaben im Sinne eines Projektes aussehen kann, wird in Kapitel 4 beschrieben. Nun stellt sich aber wieder die Frage nach dem Wie. Wie kann man den Schülern (Musik-) Medienkompetenz vermitteln, so dass ihr Interesse daran geweckt wird und sie sich mit jedem Medium aktiv auseinandersetzen? Da im vorigen Kapitel bereits einige Möglichkeiten für das Medium Fernseher aufgezeigt wurden, soll es nun zunächst um den Einsatz des Radios im Musikunterricht gehen. Das Radio nimmt, je nach Alter und Bildung, einen gewissen Stellenwert im Leben Jugendlicher ein. Der Radiokonsum ist dabei überwiegend von Musikinteressen geleitet, „was auf eine gezielte Nutzung hinweist.“ (Weiss 2006: 44) Eine Chance für den Musikunterricht könnte also darin bestehen, dieses Nutzungsverhalten aufzugreifen und zu thematisieren. Das Hörverhalten der Heranwachsenden könnte thematisiert werden sowie die speziellen Ausrichtungen einzelner Sender, schließlich spielt ja nicht jeder Sender den Mainstream, wie er zu Beginn der Pubertät noch von vielen Jugendlichen gehört wird (vgl. Hartung 2004: 24). Um mehr über das Radiomachen zu erfahren, könnte ein Sender besucht werden oder eine eigene Sendung produziert werden (vgl. Jerrentrup 1997: 292, 298). Gleiches ergibt sich für den Umgang mit dem Medium Fernseher. Durch das Analysieren der Wirkung des Zusammenspiels von Bild und Ton kann der Bogen geschlagen werden zur eigenen Produktion von Videoclips. Durch die aktive Auseinandersetzung mit diesem Medium erhalten die Schüler ebenso Einblicke und Verständnis dafür, welche Machart und welch technischer Aufwand hinter dem Produkt Videoclip stehen (vgl. Schudack 2000: 24-28). 42 Durch die zunehmende Präsenz von Computern an allgemein bildenden Schulen, ergeben sich auch neue Möglichkeiten im Bereich der Aufnahmetechnik. „Besonders mit klangbearbeitenden Effektprozessoren, an die sich auch Mikros anschließen lassen, und mit Musiksoftware des Computers experimentieren Schüler gern und produzieren vielleicht eigene Soundlandschaften oder Hörspiele.“ (Jerrentrup 1997: 291) Ebenso kann der Computer, sofern ein Internetanschluss vorhanden ist, gezielt zu Recherchezwecken über soziologische Themen eingesetzt werden. So interessieren sich die Schüler zum Beispiel sehr für ihre Popstars und deren Biografien. Starporträts im Sinne von Referaten erfreuen sich meistens großer Beliebtheit. Durch die Internetrecherche haben sie die Möglichkeit, gezielt und verhältnismäßig schnell nach Informationen zu suchen. Da das Internet als Quelle allerdings immer wieder Gefahren und Lücken aufweist, kann den Schülern im Unterricht ebenso die Möglichkeit gegeben werden, über die Zuverlässigkeit und die Wichtigkeit der einzelnen Informationen zu diskutieren (vgl. Jerrentrup 1997: 297). In Verbindung mit für sie relevanten Themen, erlangen die Schüler so nach und nach eine reflektierende Sicht bezüglich ihres Medienkonsums sowie eine kritische Haltung gegenüber ihren Musizierpraxen. Sie erwerben zunehmend Medienkompetenz (vgl. Weiss 2006: 41). Um diese Medienkompetenz zu fördern, ist die fachliche Kompetenz des Lehrers natürlich Voraussetzung. Obwohl die Jugendlichen im Umgang mit Medien heute oftmals sehr selbständig arbeiten, brauchen sie dennoch jemanden, der ihnen bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite steht. Leider lässt diese Kompetenz seitens der Lehrer des Öfteren zu wünschen übrig, denn gerade die älteren Pädagogen sind mit neuen Aspekten der Medienpädagogik kaum vertraut (vgl. Jerrentrup 1997: 292). Ebenso sind die technischen Ausrüstungen an einigen Schulen oft Mangelware. Deshalb fehlt vielen Lehrern die Motivation dafür, sich mit Medien im Unterricht zu 43 beschäftigen. Und wenn einmal ein Medium benötigt wird, wie zum Beispiel der Computer, bedarf es oft hoher Organisationskünste, um vielleicht gerade den Raum belegen zu können, in dem einige PCs stehen. Das erschwert die Arbeitsbedingungen natürlich erheblich (vgl. Stipp-Hagmann 1996: 80). Dennoch: Will die Schule, insbesondere der Musikunterricht dazu beitragen, musikalische Kompetenzen sowie Medienkompetenz zu vermitteln, muss er sich meiner Meinung nach neu strukturieren. Um den Schülern wieder mehr Spaß und Interesse am Fach Musik zu ermöglichen, müssen die Lehrer ihre Sichtweisen ändern. Der Unterricht muss sich, um effektiv zu sein, an den Schülern und ihren Bedürfnissen orientieren. Hier liegt seine Chance, nur so kann meines Erachtens nachhaltiges Lernen ermöglicht werden. Wie solch ein Unterricht in Form eines Projektes aussehen kann, wird im folgenden Kapitel ausführlich beschrieben. 44 4. Das Projekt „Popstars unter der Lupe“ Nachdem im letzten Kapitel, sowie auch in Abschnitt 2.3.2, hauptsächlich Reaktionsmöglichkeiten des Musikunterrichts aufgezeigt wurden, soll nun eine konkrete Unterrichtseinheit genauer vorgestellt werden. Das folgende Projekt stellt eine Möglichkeit dar, die musik- und medienbezogenen Interessen und Bedürfnisse der Schüler sinnvoll in die Unterrichtsgestaltung mit einzubeziehen. Ausgehend von einer Untersuchung des eigenen Hörverhaltens und der Bedeutung, die Musik und Medien im Leben der Jugendlichen spielen, ist ein Radioprojekt entstanden, in dem sich die Schüler intensiv mit ihren Lieblingspopstars und deren Erfolgsgeschichte auseinander gesetzt haben. Es hat eine Annäherung an das Phänomen Popstars stattgefunden, deren Ergebnis eine 60minütige Radiosendung mit dem Titel Popstars unter der Lupe darstellt. Für die Auseinandersetzung mit dem Thema Annäherung an das Phänomen Popstars habe ich die Projektmethode als Unterrichtsform gewählt. Zum einen, weil ich selbst bis zu diesem Zeitpunkt noch kaum Erfahrungen mit dieser Methode gesammelt hatte und mich nun intensiver mit ihr auseinandersetzen wollte. Zum anderen erschien sie mir im Vergleich zu anderen Unterrichtsformen und bezüglich meiner thematischen Zielsetzung als ein geeignetes Mittel, um den Schülern in einem größeren Rahmen die Möglichkeit zum selbständigen und eigenverantwortlichen Handeln zu geben (vgl. Frey 1990: 53). Desweiteren zählt nach Werner Jank und Kollegen die Projektmethode zu den sogenannten Vorhaben, welche, wie bereits in Kapitel 2.4 aufgeführt, sehr zu einem aufbauenden Musikunterricht beitragen können (vgl. Jank u.a. 2005: 96 f.). Da alle Schüler das gleiche Ziel anstreben, fördert das Arbeiten in Projekten überdies die Zusammenarbeit innerhalb einer Gruppe bzw. einer Klasse. Ebenso kann durch den Einbezug der Schüler in die Planung bereits zu Beginn des Projekts eine intensive Auseinandersetzung mit einem Problem gewährleistet werden. 45 Um die Vorgehensweise des Projektes transparent darzustellen, wird zunächst die Projektmethode nach Karl Frey, vereint mit Herbert Gudjons Auffassung vom Lernen in Projekten, beschrieben. 4.1 Die Projektmethode Die Projektmethode bzw. das Lernen in Projekten setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, die nachfolgend erläutert werden. Da bei dieser Unterrichtsorganisation die Interessen der Beteiligten berücksichtigt werden und ihnen viel Raum für eigenständiges Handeln gegeben wird, zählt die Projektmethode bzw. das Lernen in Projekten zu den offenen Unterrichtsformen. Karl Frey definiert sie folgendermaßen: „Eine Gruppe von Lernenden bearbeitet ein Gebiet. Sie plant ihre Arbeiten selbst und führt sie auch aus. In der Regel steht am Ende ein sichtbares Produkt.“ (Frey 1990: 12) Bei dieser Konzeption steht also nicht der Lehrende im Vordergrund, sondern vielmehr die Lernenden. Wie sich die Gruppenkonstellation dabei zusammensetzt, ist nicht von Bedeutung. So kann eine Projektgruppe aus einer Schulklasse bestehen, einer ganzen Schule oder auch nur aus Kleingruppen. (vgl. Frey 1990: 12). Ein Projekt dauert meistens mehrere Stunden. Um effektiv arbeiten zu können, erweist es sich als hilfreich, dies möglichst über mehrere zusammenhängende Stunden hinweg zu tun (vgl. Frey 1990: 12). Um ein Projekt überhaupt durchführen zu können, bedarf es aber zunächst einer Projektinitiative. „Ein Mitglied der Lerngruppe oder ein Außenstehender regt ein Projekt an. Der Betreffende äußert eine Idee, ein bemerkenswertes Erlebnis, […] oder macht auf ein Kulturgut aufmerksam.“ (Frey 1990: 59) Herbert Gudjons, der sich vor allem im Schulbereich intensiv mit dem Lernen in Projekten auseinandergesetzt hat, bezeichnet diesen Schritt als das „Auswählen einer für den Erwerb von Kompetenzen geeigneten, problemhaltigen Sachlage.“ (Gudjons 2005: 7) Diese Projektinitiative, um wieder mit Frey zu sprechen, ist als ein Angebot für die späteren Projektteilnehmer zu verstehen. Ob daraus letztendlich ein Projekt 46 entsteht, entscheidet sich während bzw. am Ende der Auseinandersetzung mit dieser Projektinitiative. Hier wird das vorgeschlagene Thema in seine Einzelkomponenten zerlegt und diskutiert. Die letztendliche Entscheidung kann dann pro oder contra das Projekt ausfallen (vgl. Frey 1990: 59 f.). Sollen Projekte effektiv sein und die Projektteilnehmer ansprechen, so sollten sie aus deren Erfahrungsbereich stammen und ihre Neigungen, Interessen und Bedürfnisse berücksichtigen (vgl. Frey 1990: 12). Gudjons betont aber, dass das Interesse für ein Projekt bei allen Teilnehmern nicht immer bereits von Anfang an vorhanden ist. Um dieses zu wecken, erweist es sich vor allem in projektunerfahrenen Gruppen als hilfreich, „in einer längeren Frontalphase Themen erst einmal zu entfalten.“ (Gudjons 2005: 5) Auf den Unterricht in der Schule bezogen, schließen sich Projektund Frontalunterricht also nicht aus. Vielmehr besteht hier eine gegenseitige Abhängigkeit (vgl. Gudjons 2005: 5). Stößt die Projektinitiative bei den Beteiligten auf Anklang, so erfolgt nun die gemeinsame Projektplanung, also die „gemeinsame Entwicklung eines Betätigungsgebietes.“ (Frey 1990: 61) Diese Planungen sind zielgerichtet, das heißt sie beruhen auf der Frage danach, was erreicht werden soll. Ausgehend davon und unter Berücksichtigung der Betätigungswünsche der Teilnehmer, werden nun einzelne notwendige Arbeitsschritte festgelegt, Aufgaben verteilt und dem Ganzen wird ein zeitlicher Rahmen gegeben. Ebenso werden nach einzelnen Teilschritten sogenannte Fixpunkte festgelegt, die als „organisatorische Schaltstellen [dienen].“ (Frey 1990: 64) Die Projektteilnehmer sollen hier die Möglichkeit haben, über bereits Geschehenes noch einmal nachzudenken und zukünftige Vorhaben genauer untereinander abzustimmen. Fixpunkte dienen demzufolge zur Vorbeugung von Orientierungslosigkeit und mangelnder Abstimmung unter den Projektteilnehmern (vgl. Frey 1990: 64). Ebenso muss für die Auswertung am Ende eines Projekts genügend Zeit eingeplant werden (vgl. Gudjons 2005: 6). Oftmals kann es sich genauso als hilfreich erweisen, das Pferd von hinten aufzuzäumen, sprich „vom zu erstellenden Projekt her den 47 Ablauf der notwendigen Arbeitsschritte zu organisieren.“ (Gudjons 2005: 6) Die Ergebnisse dieser Planung stellt ein Projektplan dar, in dem genau aufgeführt ist, wer was wann wie wo und mit wem tut (vgl. Frey 1990: 61). Ausgehend von dem Projektplan, erfolgt im Anschluss die Durchführung des Projekts, das heißt die Projektteilnehmer arbeiten nun an den zuvor festgelegten Aufgaben. Dies können sie alleine, in Kleingruppen oder auch in größeren Gruppen tun (vgl. Frey 1990: 62). Gudjons plädiert in Bezug auf den (Musik-) Unterricht vor allem für eine handlungsorientierte Auseinandersetzung, bei der möglichst viele Sinne aktiviert werden. „Die Palette der Handlungsformen ist schier unerschöpflich. Statt der üblichen Formen wie Lesen, Schreiben, Lehrervortrag […] werden Gegenstände hergestellt, szenisch-musikalische Darstellungen entwickelt, Dokumentationen entwickelt, Videos und Filme gedreht […].“ (Gudjons 2005: 6 f.) Die Beschäftigung innerhalb eines Projekts endet meist mit einem vorzeigbaren oder verwendbaren Produkt. Es kann aber ebenso einfach auslaufen und in den Alltag überführen oder die Projektinitiative kann, im Sinne eines Vergleiches zwischen Anfang und Ende, erneut aufgegriffen werden (vgl. Frey 1990: 63). Gerade im Schulbereich erweist sich die Orientierung an einem Produkt als sehr sinnvoll, bewirkt sie doch bei den Schülern zumeist eine höhere Motivation. „Im Vordergrund steht […] das Gelingen des Produktes, der Einsatz für das Vorhaben, der Erfolg der Gruppe, die Herausforderung der Präsentation.“ (Gudjons 2005: 7) Dennoch sollte bei einem Projekt nicht das Produkt an sich im Vordergrund des Interesses stehen, sondern vielmehr die Qualität der Prozesse auf dem Weg dorthin (vgl. Gudjons 2005: 7). Insgesamt unterscheidet Frey drei Arten von Projekten, die sich jeweils in Dauer und Umfang voneinander abgrenzen. 48 Kleinprojekte dauern meistens nicht länger als zwei bis sechs Stunden und gleichen eher einem projektartigen Lernen. Einem Lernen also, dass nicht alle Komponenten der Projektmethode nach Frey mit einschließt (vgl. Frey 1990: 20 f.). Mittelprojekte können sich hingegen über ein bis zwei Tage, sowie auch über „eine Woche oder 40 Stunden, verteilt auf ein Quartal [ausdehnen].“ (Frey 1990: 21) Sie gelten in der Schule als Standard (vgl. Frey 1990: 21). Erstreckt sich ein Projekt über einen längeren Zeitraum, so spricht Frey von einem Großprojekt. Ein solches Projekt ist meistens in der Öffentlichkeit bekannt. Hierzu zählt er auch die Projektwoche in der Schule. Allerdings kann sich ein Großprojekt ebenso über ein oder mehrere Jahre ausdehnen (vgl. Frey 1990: 21). 4.2 Der Projektablauf Im Folgenden wird nun ein Mittelprojekt einer sechsten Klasse im Fächerverbund Musik – Sport- Gestalten, kurz MSG, beschrieben. Es trägt den Titel Popstars unter der Lupe. Die Klasse 6a der Grund-, Haupt- und Werkrealschule am Bickeberg in VSVillingen besteht insgesamt aus 23 Schülern, 12 Jungen und 11 Mädchen. Sie alle sind zwischen 12 und 14 Jahren alt. Die Bickebergschule ist eine Ganztagesschule mit knapp 550 Schülern. Ein Großteil der Schüler stammt aus sozialschwachen Milieus. Bei der Erarbeitung und Planung des Projekts habe ich mich gleichermaßen an Gudjons und Frey, sowie an Susanna Endlers Buch Projektmanagement in der Schule orientiert. 49 4.2.1 Die Projektinitiative Nach Frey dient die Projektinitiative dazu, ein Projekt anzuregen. „Diese Initiative versteht sich als Angebot. Sie richtet sich an die künftigen Projektteilnehmer.“ (Frey 1990: 59) Ob das Projekt durchgeführt werden kann, hängt letztendlich ganz von den Teilnehmern und deren Meinungen und Einstellungen dazu ab (vgl. Frey 1990: 59). In meinem Projekt hat zunächst eine Hinführung zur Projektinitiative stattgefunden. Da mir die Klasse zu Beginn des zweieinhalb wöchigen Projekts noch fast völlig fremd war und die Schüler mit der Form des Projektunterrichts ebenso nicht vertraut waren, erschien mir dieser Weg als der sinnvollste. Obwohl ich schon ein bestimmtes Projekt im Kopf hatte, wollte ich dennoch die Schüler an der Projektinitiative beteiligen und nicht, wie man sprichwörtlich sagt, mit der Tür ins Haus fallen. Somit haben wir uns dem Thema des Projektes im Sinne Gudjons durch eine längere Frontalphase angenähert (vgl. Gudjons 2005: 5). Das Thema der ersten Musikdoppelstunde am 15. März 2007 lautete Wir und die Musik. Da Popmusik, Medien und Jugendliche, wie bereits gezeigt, heute untrennbar miteinander verbunden sind, wollte ich in der ersten Stunde zunächst mehr über das Hörverhalten der Schüler erfahren. Deshalb sollten sie sich zu Beginn der ersten Stunde mit der Frage auseinandersetzen, welche Rolle die Musik in ihrem Leben spielt, das heißt ob sie für sie wichtig ist oder eher nicht. Dabei zeigte sich bei allen 23 Schülern große Einigkeit darüber, dass die Musik für alle von großer Bedeutung ist. Egal ob während dem Erledigen der Hausaufgaben, beim Treffen mit Freunden oder zum Entspannen, die Musik ist ihr Begleiter. Ausgehend von diesen Berichten hatte nun jeder Schüler die Aufgabe, die Dauer seines täglichen Musikkonsums grob einzuschätzen und schriftlich festzuhalten. Im Anschluss erfolgte ein Brainstorming ein der Tafel (vgl. Pfeiffer 2003: 6). Die Schüler sollten darüber nachdenken, wo ihnen die Musik täglich überall begegnet. 50 PC Spiele, Playstation Auto fahren (Autoradio), Schulbus Radiowecker (Aufstehen) Instrument Kino Frühstück (Radio) Fernsehen Musik hören (Filme,VIVA, DSDS) --Wann? Wo? beim Einkaufen beim Hausaufgaben machen im Musikunterricht auf dem Schule Weg zur (unterwegs): MP3, iPod, Discman, auf Konzerten Minidisc, Walkman etc. Mit Hilfe dieser Sammlung wurde anschließend die Schätzfrage zum täglichen Musikkonsum noch einmal überdacht. In Gedanken sollten die Schüler den vorigen Schultag nochmals durchlaufen und genau überlegen, wann sie tatsächlich überall 51 Musik gehört haben und mit welchem Medium sie das getan haben. Die Ergebnisse hielt jeder Schüler mittels einer Tabelle4 in seinem Musikordner fest. Die verschiedenen Zeiten wurden schließlich am Ende der ersten Stunde zusammengezählt und mit der Schätzung der anfangs gestellten Frage verglichen. Bis auf zwei Schüler hatten sich alle um mindestens eine halbe Stunde verschätzt. Grundsätzlich kann man sagen dass fast jeder Schüler seinen Musikkonsum wesentlich geringer eingeschätzt hatte, als er in Wirklichkeit ist. Beim Medienkonsum bildeten MP3-Player, Fernseher und Radio die absolute Mehrheit, wobei die Schüler den MP3-Player eher zu den Medien zählten, mit denen sie wirklich bewusst Musik hören. Fernsehen und Radio nutzten sie nach ihren eigenen Aussagen eher unbewusst. In der folgenden Stunde standen die Medien, mit denen die Musik konsumiert wird, im Zentrum der Betrachtungen. Um über den alltäglichen Gebrauch dieser mehr zu erfahren und um mir ein Bild vom Musikgeschmack der Jugendlichen zu machen, hatte ich einen Fragebogen5 für die Klasse angefertigt, den es zunächst auszufüllen galt. Nachdem er wieder eingesammelt war, wertete ich die fünfte Frage6 an der Tafel aus. Absoluter Spitzenreiter unter den konsumierten Medien war der MP3Player mit 19 Nennungen. An zweiter Stelle folgten Fernseher und Computer gleichermaßen mit je 15 Nennungen. Das am dritthäufigsten genutzte Medium stellte in dieser Klasse der CD-Player mit 14 Nennungen dar. Das Radio stand mit 11 Nennungen auf Platz fünf der Medien-Ranking-Liste. Die Schüler zeigten sich gegenüber dieser Auswertung teils sehr überrascht. Nachdem sie in der vorigen Stunde festgestellt hatten, dass vor allem das Radio ein Medium ist, welches fast immer irgendwo gehört wird, waren sie doch von dessen 4 Siehe Anhang, S. 78 Siehe Anhang, S. 79 6 Womit hörst Du die Musik? Genaue Auswertung siehe S. 81 5 52 fünften Platz erstaunt. Sie hatten es zusammen mit dem MP3-Player eher auf Platz 1 vermutet. An diese Bemerkung wollte ich anknüpfen, um die Schüler behutsam auf meine Projektinitiative hinzuführen. Deshalb stellte ich ihnen die Frage nach dem Warum. Warum ist das Radio in der Tabelle der ersten Stunde ganz oft dabei gewesen und warum ist es jetzt bei dieser Frage nur auf Platz fünf? Markus stellte daraufhin die Hypothese in den Raum, dass es in der ersten Stunde ja eher um das unbewusste Hören von Musik ging. Da war das Radio ganz vorne mit dabei. Aber bei der Frage auf dem Fragebogen ging es ja um das bewusste, absichtliche Hören von Musik. Deshalb ist es da weiter hinten weil ja die meisten Schüler Musik mit dem MP3Player hören. Die Klasse stimmte seinen Argumenten zu. Jacqueline meldete sich anschließend zu Wort. Sie betonte, dass im Radio ja irgendwie immer das gleiche läuft und dass sie es nur hört, weil ihre Eltern es zum Beispiel beim Frühstück eingeschaltet haben. Dem stimmten ebenfalls viele andere Schüler zu. Sie selbst hören das Radio kaum, weil es in den meisten Fällen nicht ihren Geschmack wiederspiegelt und weil die Eltern es hören. Obwohl die meisten Schüler dieser Klasse erst 12 Jahre alt waren, ließ sich hier bereits eine Abgrenzung gegenüber den Eltern feststellen, wie sie in Kapitel 2.1 bereits beschrieben wurde. Bei einem weiteren Gespräch über das Medium Radio und seine Programminhalte stellten wir gemeinsam fest, dass es Sendungen mit Musik und Sendungen über Musik gibt. Ein Schüler beklagte anschließend die ungenügenden Informationen über seine Lieblingsmusik im Radio. Im Fernsehen werde über die Popstars an sich und deren Lieder immer wesentlich mehr berichtet als im Radio. Nach dieser Wortmeldung erzählte ich der Klasse von meiner Idee. Ich fragte die Schüler, was sie davon halten würden, eine Radiosendung über ihre eigene Musik, ihre eigenen Popstars zu produzieren. Die Idee fand sofort großen Anklang. Um ihnen allen aber wirklich noch einmal Zeit zu geben um darüber in Ruhe nachzudenken, durften die Schüler eine Nacht drüber schlafen. 53 Am nächsten Morgen wurde die Projektinitiative wieder aufgegriffen und diskutiert. Einige Schüler hatten sich bereits Gedanken darüber gemacht, wie sich ein derartiges Projekt verwirklichen ließe und was das Thema der Radiosendung sein sollte. Sorge bereitete den meisten die Aufnahme. Wie nimmt man eine Radiosendung auf? Muss man dazu ins Studio? Was ist wenn wir nicht ins Studio können? Da ich mich bereits im Vorfeld bei einem Aufnahmestudio in der näheren Umgebung erkundigt hatte, konnte ich den Schülern gleich mitteilen, dass eine Aufnahme im Studio leider nicht möglich sein würde. Allerdings verfügte die Schule über ein kleines mobiles Aufnahmestudio, bestehend aus Laptop, Mischpult und Mikrofon. Einer Aufnahme würde also nichts mehr im Wege stehen. Bei der Auswertung des Fragebogens zuhause ist mir außerdem aufgefallen, dass 14 von 23 Schülern nicht bzw. fast nicht sagen konnten, um was es inhaltlich in ihrem Lieblingslied geht. Das legt natürlich die Vermutung nahe, dass viele sich nur für die Musik, den Sound oder den Popstar an sich interessieren. Oftmals hängen aber gerade Text und Musik mit der Biografie des Künstlers sehr stark zusammen. Deswegen wollte ich den Punkt der Auseinandersetzung mit mindestens einem Lied in das Projekt integrieren. Die Schüler fanden diese Idee gut und akzeptierten sie. Nach weiteren 10 Minuten Diskussion über die Inhalte der Sendung war die Sachlage klar: wir machen ein Radioprojekt über unsere Lieblingspopstars. In dieser Sendung sollen die Lieblingspopstars näher vorgestellt werden. Ebenso sollen pro Popstar ein bis zwei Lieder vorgespielt und deren Inhalt näher erläutert werden. Die Schüler sollten durch dieses Projekt die Möglichkeit erhalten, sich einmal intensiv mit ihrem Lieblingspopstar, also mit dessen Leben, seinen Liedern und seiner Popularität auseinander zu setzen. Sie sollten sich somit dem Phänomen des erfolgreichen Popstars annähern. Außerdem sollte dieses Projekt die Möglichkeiten des Einsatzes von Radio im Musikunterricht aufzeigen. 54 An die Auseinandersetzung mit der Projektinitiative knüpft, im Sinne Freys, die gemeinsame Entwicklung eines Betätigungsgebietes an (vgl. Frey 1990: 59-62). Diese wird in Kapitel 4.2.2 beschrieben. Susanne Endler schiebt zwischen diese beiden Komponenten noch die Erarbeitung eines Projektauftrags, welche im Folgenden beschrieben wird. 4.2.1.1 Der Projektauftrag Nachdem gerade die Hinführung zur Projektinitiative beschrieben wurde, steht nun der Projektauftrag im Vordergrund. Frey und Gudjons kennen diese Bezeichnung bzw. diesen Planungsschritt innerhalb ihrer Auffassungen von Projektunterricht nicht. Susanna Endler definiert in ihrem Buch Projektmanagement in der Schule vier Phasen eines Projekts: Definition, Planung, Aktion und Abschluss. Dabei spricht sie vor allem den ersten beiden Phasen sehr viel Bedeutung zu. Das Anfertigen eines Projektauftrags gehört zur Definitionsphase, er ist das „'Schlüsseldokument' eines Projekts.“ (Endler 2006: 24) Nachdem die Projektinitiative aufgegriffen, diskutiert und schließlich akzeptiert wurde, musste nun eine genaue Definition des Projektes erfolgen. Dazu sammelten wir in den verbleibenden 30 Minuten gemeinsam alle verbindlichen Informationen mithilfe eines Projektauftrags an der Tafel. Geklärt wurde dabei unter anderem, wer an dem Projekt beteiligt ist, wie viel Zeit dafür ungefähr eingeplant werden muss, wann das Projekt beginnt und wann es endet, sowie die Frage danach, welche Räume in der Schule dafür benötigt werden. Da ich mich bereits im Vorfeld intensiv mit der Schulleitung über mein angestrebtes Projekt unterhalten hatte, wusste ich bereits, welche Räume uns wann zur Verfügung standen. Auch das Projektende war, bedingt durch die Osterferien und einen daran anschließenden Landschulheimaufenthalt der Klasse, bereits vorgegeben. Trotzdem sollten die Schüler die Möglichkeit haben, sich intensiv mit der Planung eines solchen Projekts auseinander zu setzen. Meine Funktion hierbei war lediglich die des Moderators. Die Frage nach der Aufnahmemöglichkeit, wie sie im vorigen Kapitel beschrieben wurde, wurde ebenfalls im Projektauftrag nochmal schriftlich fixiert. Da eine 55 Radiosendung über die Lieblingspopstars der Schüler geplant war, stellte sich außerdem die Frage nach der Einteilung der Sendung. Wenn jeder Popstar genauer vorgestellt und ein bis zwei seiner Lieder genauer betrachtet werden sollen, können aufgrund der zeitlichen Begrenzung nicht all zu viele Popstars vorgestellt werden. Deshalb legten wir eine Moderationszeit von 10 Minuten pro Popstar fest. Demzufolge sollten in der Sendung sechs Popstars vorgestellt werden. Die Schüler mussten also in Gruppen à 4 Schülern bzw. einmal 3 Schüler zusammen arbeiten. Abb.: Der Projektauftrag Der Hauptbestandteil eines Projekts ist nach Endler „eine detaillierte Zielbeschreibung.“ (Endler 2006: 25) Wir stellten uns also gemeinsam die Frage, was am Ende des Projekts als Ergebnis rauskommen soll. Angeregt durch meine Idee war bereits klar, dass das Endprodukt eine einstündige Radiosendung darstellen soll. Es sollte eine Sendung über die Musik der Jugendlichen sein, über ihre Popstars. Um dem ganzen Vorhaben einen Namen zu geben, nannten wir das ganze Projekt zunächst Radioprojekt. Mit diesem vorläufigen Titel waren alle Schüler einverstanden, ein aussagekräftigerer Name sollte dennoch gesucht werden. 56 4.2.1.2 Die Umfeldanalyse Neben dem Erstellen eines Projektauftrags ist für Endler die Umfeldanalyse von großer Bedeutung. Sie dient dazu, Vernetzungen und Abhängigkeiten sichtbar zu machen und beugt somit Problemen innerhalb der Projektdurchführung vor (vgl. Endler 2006: 28). Diese Umfeldanalyse hatte ich bereits vor meinem ersten offiziellen Besuch in der Klasse alleine vorgenommen. Durch intensive Gespräche mit Schulleitung und Klassenlehrer sowie einem dreitägigen Unterrichtsbesuch in der Klasse 6a ca. vier Wochen vor Projektbeginn, konnte ich mir bereits ein gutes Bild von meinem Umfeld machen. Der Klassenlehrer hat mich im Vorfeld mit dem Medieninventar in Musikraum und Klassenzimmer vertraut gemacht und mir erzählt, was in den letzten eineinhalb Jahren die Themen im Musikunterricht waren und was die Schüler im Umgang mit dem Computer bereits beherrschen. Ebenso erzählte er mir von schwierigen Schülern und Konflikten innerhalb seiner Klasse, die mein Projekt eventuell beeinträchtigen könnten. Terminliche Überschneidungen sowie die Anzahl der mir zur Verfügung stehenden Stunden wurden ebenfalls im Voraus geklärt. Um die Kooperation mit dem Radiosender der PH Freiburg, PH Radio 88,4, hatte ich mich ebenfalls bereits gekümmert. Da die Schüler zuvor noch nie richtig mit der Projektmethode vertraut gemacht wurden und das ganze Projekt bedingt durch Ausflüge, Ferien und Klassenarbeiten zeitlich eng begrenzt war, ließ ich diesen Punkt im Unterricht weg. Stattdessen befassten wir uns intensiver mir der Projektplanung. 4.2.2 Die Projektplanung Nach der Auseinandersetzung mit der Projektinitiative folgt im Sinne Freys die „gemeinsame Entwicklung des Betätigungsgebietes“, deren Ergebnis ein Projektplan darstellt. (Frey 1990: 61) Hierbei ist vor allem wichtig, die Schüler aktiv in den Planungsprozess mit einzubeziehen und als Lehrperson nicht alles vorzugeben (vgl. 57 Gudjons 2005: 6). Endler unterscheidet bei der Projektplanung zwischen dem Anfertigen eines Projektstrukturplans und dem eines Projektablaufplans (vgl. Endler 2006: 32-39). Diese Unterscheidung wird im Folgenden genauer beschrieben. 4.2.2.1 Der Projektstrukturplan Ein Projektstrukturplan dient dazu, komplexe Projekte für alle Teilnehmenden transparent zu machen. Insofern soll er einen Überblick über alle zu erbringenden Leistungen und Aktivitäten bieten (vgl. Endler 2006: 32). Da sich Projekte oftmals aus vielen kleinen Teilschritten zusammen setzen, bei denen nicht immer alle Teilnehmenden gleichermaßen involviert sind, ist es umso wichtiger, einen Überblick zu behalten. Im Projektstrukturplan, kurz PSP, wird daher vermerkt, was getan werden muss. Hier werden alle Aufgaben und Tätigkeiten aufgeführt, die für die Durchführung des Projekts notwendig sind (vgl. Endler 2006: 32). 4.2.2.2 Der Projektablaufplan Der Projektablaufplan, kurz PAP, dient, ebenso wie der Projektstrukturplan, dem Auflisten von nötigen Arbeitsschritten. Dabei berücksichtigt er aber nicht nur die Aufgaben, die erledigt werden müssen. Vielmehr setzt er diese noch in einen zeitlichen Ablauf. Es wird in diesem Plan also festgelegt, was wann erledigt werden soll bzw. muss. Dabei werden die Aktivitäten der Logik nach aufgelistet. Der Projektablaufplan stellt somit eine Weiterentwicklung des Projektstrukturplans dar (vgl. Endler 2006: 32). Um den Schülern die einzelnen Phasen unseres anstehenden Projektes gut veranschaulichen zu können, habe ich mich bei der Planung für den Projektablaufplan von Endler entschieden. Durch die Auflistung der einzelnen Teilschritte und deren jeweilige zeitliche Begrenzung war den Schülern somit die Möglichkeit gegeben, selbst zu überprüfen, ob wir in der Zeit sind oder nicht und wo wir im Erarbeitungsprozess gerade stehen. 58 Doch zuvor musste solch ein Plan7 erst einmal erstellt werden. Dafür nahmen wir uns eine Schulstunde lang Zeit. Zunächst diskutierten wir in der Klasse darüber, in welcher logischen Reihenfolge die Aktivitäten aufeinander folgen müssen, um zum Endprodukt Radiosendung hinzuführen. Da sich die Schüler in Gruppen mit der Erfolgsgeschichte ihres Lieblingspopstars sowie mit ein bis zwei von ihm veröffentlichten Liedern auseinandersetzen wollten, stand zu allererst die Wahl der sechs Popstars sowie die Gruppeneinteilung auf dem Projektablaufplan. Für diese zwei Aufgaben wurde eine Schulstunde eingeplant. Um sich intensiv mit seinem Popstar und dessen Musik auseinandersetzen zu können, benötigt man so viele Informationen über ihn wie nur möglich. Deswegen stand an zweiter Stelle die Recherche. Als Recherchequellen wurden Bücher, Zeitschriften, CD-Booklets sowie das Internet genannt. Da im Klassenzimmer der Klasse 6a nur vier PCs mit Internetanschluss vorhanden waren und wir sonst keine Möglichkeit zum Recherchieren im Internet hatten, mussten wir uns daher auch gleich überlegen, wie wir die Recherche managen. An jedem PC hatten lediglich 2 Schüler Platz. Da die Gruppen aber fast immer aus vier Schülern bestanden, musste für die übrig gebliebenen eine andere Aufgabe gefunden werden. Wir einigten uns schließlich darauf, dass die Gruppenmitglieder sich untereinander abwechseln. Während zwei im Internet recherchieren, durchforsten die anderen beiden die Zeitschriften. Die zwei Gruppen, die zunächst nicht recherchieren können, befassen sich mit dem Wochenplan, den ich für sie noch anfertigen würde. Später sollte dann gewechselt werden, so dass jede Gruppe einmal die Möglichkeit zur ausgiebigen Recherche hatte. Für diese Aufgabe planten wir zweimal zwei Schulstunden, also insgesamt vier Schulstunden ein, wobei jede Gruppe die Möglichkeit hatte, zwei Schulstunden lang zu recherchieren. Zu einer ausgiebigen Recherche gehört auch eine Auseinandersetzung mit den Ergebnissen. Da die Radiosendung interessant sein sollte, mussten auch die Informationen dementsprechend aufbereitet sein. Außerdem weist gerade das 7 Siehe Anhang, S. 82 59 Internet als Informationsquelle oftmals auch Lücken bzw. falsche Ergebnisse auf. Diese galt es zu schließen bzw. auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Hierfür veranschlagten die Schüler zwei Schulstunden. Ebenso gehört zu einer gut strukturierten Radiosendung auch ein gut strukturierter und einfallsreicher Text, den man bei der Aufnahme in der Hand hält und vorliest. Damit diese Texte am Aufnahmetag gut leserlich sind, sollte man sie vorher noch auf dem Computer abtippen. Die Schüler wollten dafür zunächst auch nur zwei Schulstunden einplanen, doch ich habe die Dauer dieser Aufgabe ausgeweitet, da ich bereits vom Klassenlehrer wusste, dass vielen von ihnen das Formulieren und Schreiben von Texten sehr schwer fällt. Außerdem hatten wir hier wieder das Problem mit den vier Computern, die Gruppen mussten sich also abwechseln. Um bei diesem Schritt später nicht all zu sehr unter Zeitdruck zu geraten, veranschlagte ich dafür acht Schulstunden. Damit die geschriebenen Texte später gut klingen und nicht so viele Versprecher zu hören sind, mussten die geschriebenen Texte auch geübt werden. Dafür planten wir zwei Schulstunden ein und die Schüler erklärten sich außerdem dazu bereit, die Texte zu Hause nochmals zu üben. Sind die Texte geschrieben und geübt, kann es eigentlich an die Aufnahme gehen. Da ich den Schülern aber die Möglichkeit geben wollte, ihre eigene Stimme sowie ihr Vorlesen des Textes wahrzunehmen, sollte zunächst eine Probeaufnahme stattfinden. Dafür planten wir drei Schulstunden ein. Der Probeaufnahme sollte anschließend, am darauf folgenden Tag, die richtige Aufnahme folgen. Da hierbei immer nur ein Schüler aufgenommen werden kann und jeder von ihnen eventuell das Ganze zweimal einsprechen muss, planten wir dafür grob zwei Tage ein. Diejenigen, die die Aufnahme hinter sich hatten, sollten sich dann wieder mit dem Wochenplan beschäftigen. Mit diesen sieben Teilschritten sahen die Schüler das Projekt als geplant an. Ich erklärte ihnen aber dann, dass jedes Projekt auch bewertet werden sollte, um daraus lernen zu können. Wir fügten also noch den Punkt der Rückmeldung über das Projekt 60 hinzu. Da ich hierfür auch einen Fragebogen entwickeln wollte, planten wir für dessen Bearbeitung und sonstige Rückmeldungen sowie für das kurze Reinhören in die einzelnen Aufnahmen zwei Schulstunden ein. Außerdem sollte immer nach jedem Arbeitsschritt eine Reflexion über diesen folgen, wie in Kapitel 4.1 aufgeführt bezeichnet Frey diese Schritte als Fixpunkte (vgl. Frey 1990: 41). Den Schülern sollte also die Möglichkeit gegeben werden, über aufgetretene Schwierigkeiten zu sprechen oder neue Erkenntnisse mitzuteilen. Ebenso sollten diese Treffen dazu genutzt werden, um den Verlauf des Projektes zu betrachten und eine Vorschau zu ermöglichen. Dafür planten wir pro Treffen 20 Minuten ein. 4.2.2.3 Die Risikoanalyse Die Risikoanalyse dient nach Endler der Überprüfung des Projektablaufplans „auf Konfliktpotentiale zeitlicher, personeller, technischer und finanzieller Art.“ (Endler 2006: 40). Die Planung soll demnach noch einmal auf mögliche Schwachstellen überprüft werden. Diese Risikoanalyse habe ich zusammen mit dem Klassenlehrer vorgenommen. Gemeinsam sind wir die geplanten Teilschritte noch einmal durchgegangen und haben die dafür veranschlagten Zeiten nochmal überprüft und letztlich akzeptiert. Um technischen Ursachen wie dem Ausfallen eines Computers oder einer fehlgeschlagenen Internetverbindung weitestgehend vorzubeugen, haben wir die Geräte im Klassenzimmer sowie das Aufnahmeprogramm auf dem Laptop vor Projektbeginn auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüft. Dieser Schritt hat sich als sehr sinnvoll erwiesen, funktionierte doch bei einem PC tatsächlich die Internetverbindung nicht. Diesen Fehler konnten wir gleich an einen Informatiklehrer weiterleiten, der sich um das Problem kümmerte. Zwei Tage später funktionierte die 61 Verbindung wieder einwandfrei. Ansonsten nahmen wir zunächst keine Änderungen am Projektablaufplan vor. 4.2.3 Die Projektdurchführung Die Durchführung des Projekts begann am Montag, den 19. März 2007. Da die Bickebergschule eine Ganztagesschule ist, war mir nicht die Möglichkeit gegeben, das Projekt nachmittags in Form einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft durchzuführen. Also musste es in den regulären Schulbetrieb integriert werden. Da Musik aber im Fächerverbund je nach Bedarf nur ein- bis zweistündig unterrichtet wird, reichte mir diese Zeit zur Verwirklichung des Projekts bei weitem nicht aus. Schließlich sollte es sich nicht auf ein halbes Jahr ausdehnen. Deshalb überließ mir der Klassenlehrer, in Absprache mit der Schulleitung, für zwei Wochen seine gesamten Unterrichtsstunden in der Klasse 6a. Summa summarum wurden mir damit 16 Unterrichtsstunden pro Woche zur Verfügung gestellt. In Anbetracht des Projektablaufplanes sollte diese Zeit zur Durchführung des Projekts genügen. Eine Verlängerung wäre aufgrund der bevorstehenden Osterferien und dem daran anschließenden Landschulheimaufenthalt ohnehin nicht möglich gewesen. 4.2.3.1 Projektschritt 1: Auswahl der Popstars und Gruppenbildung In der ersten Unterrichtsstunde am Montagmorgen stand die Auswahl der Popstars auf dem Plan. Durch die in der vorigen Woche durchgeführte Umfrage in der Klasse konnte ich mir bereits einen Überblick über den Musikgeschmack der Schüler verschaffen. Ausgehend von der sechsten Frage8 des Fragebogens habe ich über das 8 Hast Du einen Lieblingspopstar oder eine Lieblingsband, deren Songs Du besonders gerne hörst? 62 Wochenende eine Liste9 mit allen genannten Popstars angefertigt, die ich den Schülern nicht vorenthalten wollte. Besonders auffällig daran waren die große Anzahl der HipHop-Künstler sowie die geringe Bedeutung der Boygroups. Lediglich US 5 und Tokio Hotel waren jeweils mit einer Nennung dabei. Die Schüler zeigten an dieser Auflistung sehr großes Interesse, war die musikalische Spannbreite doch sehr weit. Allerdings fingen nun einige Jungs an, über diverse Künstler kritisch und lauthals zu urteilen. Es fielen Sprüche wie „Wie kann man nur sowas hören?“ oder „Oh Mann, die sind doch so doof!“ Ein Teil der Mädchen ließ sich dadurch provozieren und sie fingen an, die Jungs ebenfalls zu beschimpfen. An dieser Stelle schritt ich ein. Der eigene Musikgeschmack ist etwas sehr persönliches und vor allem individuelles, er ist ein Stück Identität von jedem. Diese Identität sollte nicht von Außenstehen in Frage gestellt werden. Deshalb erklärte ich der Klasse, dass ein solches Projekt wie wir es vorhatten, so nicht funktionieren kann. Wir schlossen daraufhin eine spontane Abmachung: Wir machen uns nicht über den Musikgeschmack anderer lustig! Jeder hat das Recht die Musik zu hören, die ihm gefällt! Diese Abmachung wurde auf ein Blatt geschrieben und als Verhaltensregel an der Tafel fixiert. Wer die Regel nicht einhalten kann, sollte von Projekt, zumindest vorübergehend, ausgeschlossen werden. Die Schüler stimmten den Bedingungen zu. Nach dieser Klärung befassten wir uns wieder mit der Liste. Jeder Schüler sollte sich nun einen Popstar aussuchen, den er gerne näher untersuchen möchte. Die Wünsche wurden an der Tafel gesammelt. Am Ende der Stunde bestand die Wunschliste aus neun Künstlern: Akon, Sido, Bushido, 50 Cent, Rihanna, Die Ärzte, Eminem, Proof und Monrose. Über die große Pause sollten sich die Schüler nun überlegen, mit wem sie gerne in der Gruppe zusammenarbeiten wollen. 9 Siehe Anhang, S. 83 63 Nach der großen Pause wurden die Arbeitsgruppen gebildet. Da sich die Schüler während der Pause bereits Gedanken darüber gemacht hatten, vollzog sich dieser Prozess relativ schnell. Bemerkenswert während der Gruppenbildung war die Tatsache, dass sich die diese nicht so sehr im Hinblick auf den Popstar als auf die besten Freunde hin vollzog. Da der Musikgeschmack aber wie bereits etwas sehr persönliches ist, wollte ich in diesen Prozess nicht lenkend eingreifen. Außerdem wusste ich bereits vom Klassenlehrer, dass die Schüler im regulären Schulbetrieb immer in gemischten Gruppen, also Mädchen und Jungen, zusammen arbeiten müssen. Auch die Sitzordnung im Klassenzimmer ist auf diese Mischung ausgelegt. Für das Projekt konnte diese Regel einmal aufgehoben werden, was den Schülern sehr entgegenkam. Am Ende hatten sich interessanterweise sechs geschlechtshomogene Gruppen gebildet. Die Gruppenmitglieder wurden zu meiner Orientierung mitsamt ihrem gewählten Popstar auf Plakaten schriftlich festgehalten. Die sechs Gruppen würden sich in den kommenden zwei Wochen mit den Popstars Akon, Sido, Bushido, Die Ärzte, Proof und Rihanna beschäftigen. Nach dieser Einteilung blieben noch ca. 20 Minuten für Reflexion und Ausblick übrig. Ich fragte die Schüler nochmal, ob alle mit ihrer Wahl des Popstars und ihren Gruppenmitgliedern zufrieden seien. Dazu äußerten sich alle nur positiv. Deshalb warfen wir schon einen Blick auf den kommenden Tag, an dem die Recherche auf dem Plan stand. Gemeinsam wurden zunächst Möglichkeiten zur Recherche, wie zum Beispiel das Internet, Zeitschriften, Bücher, CDs und DVDs gesammelt. Anschließend sollten die Schüler überlegen, was es bei einer Recherche im Internet zu beachten galt. Christian meldete sich und sagte, dass man nur das Wichtigste raussuchen sollte, das, was uns und die Zuhörer auch interessiert. Gleich darauf meldete sich Kristina zu Wort. Sie machte die Klasse auf diejenigen Internetseiten aufmerksam, die immer wieder ungewollt auftauchen und deren Besuch teilweise sehr viel Geld kosten kann. Im Klassenverband verabredeten wir, solche Seiten 64 sofort zu schließen. Am Schluss erinnerte ich die Schüler nochmal an die Zeitschriften, die sie zur Recherche mitbringen sollten. 4.2.3.2 Projektschritt 2: Die Recherche Am Dienstag, den 20. März 2007 trafen wir uns zunächst noch einmal im Klassenverband. Jede Gruppe bekam von mir ein Merkblatt10 mit den wichtigsten Hinweisen zur Recherche und einigen Internetseiten, die die Suche im Netz etwas erleichtern sollten. Anschließend teilten wir die Gruppen. Während sich drei Gruppen der Recherche widmeten, befassten sich die anderen drei Gruppen zunächst mit dem Wochenplan. Da das Klassenzimmer der 6a aus 2 Teilen besteht, dem Klassenzimmer an sich und einem davon durch Regale abgetrennten Computerarbeitsplatz, konnten alle Gruppen so ungestört arbeiten. Die drei Recherchegruppen sollten unter sich ausmachen, wer zunächst an den Computer geht und wer die Zeitschriften und CDs durchstöbert. Alle Informationen aus dem Internet, die den Schülern wichtig erschienen, konnten sie in eine Word-Datei kopieren und in einem extra für das Projekt angelegten Ordner speichern. Ich habe die Dateien nachmittags dann im Lehrerzimmer ausgedruckt. Allerdings gab es für jede Gruppe ein Druckmaximum von drei DIN A4-Seiten pro Gruppe. Eine weitere Vorgabe bei der Recherche war das Suchen eines Liedtextes, mit dem sich die Schüler später noch intensiver beschäftigen sollten. Nach der Mittagspause wurde dann gewechselt: die Recherchegruppen vom Vormittag befassten sich mit dem Wochenplan und die anderen drei Gruppen durften sich der Informationssuche widmen. 10 Siehe Anhang, S. 84 65 Abb.: Das Recherchieren am Computerarbeitsplatz Insgesamt betrachtet hat das gezielte Suchen nach Informationen sehr gut funktioniert. Die Schüler zeigten sich im Umgang mit PC und Internet sehr sicher. Lediglich die Arbeitsteilung mancher Gruppen ließ manchmal zu wünschen übrig. Vor allem in der Bushido-Gruppe wollte Steven nur im Internet recherchieren. Und das die ganze Zeit über. Er hat sich sozusagen selbst zum Anführer der Gruppe ernannt und wollte folglich über alles bestimmen. Nachdem sich die anderen Gruppenmitglieder lauthals bei mir über ihn beschwert hatten, nahm ich Steven zur Seite und erklärte ihm, dass das nicht der Sinn von Gruppenarbeit sei. Wir alle arbeiten gemeinsam auf ein Ergebnis hin, alle Schüler wollen dieses Ziel erreichen. Das ist der Sinn eines Projektes: gemeinsam auf etwas hin zu arbeiten. Und dazu braucht man keinen Anführer. Der einzige Wegweiser, den wir haben, ist unser Projektablaufplan. Nach kurzem Widerstand überließ Steven seinen Platz am PC einem anderen Jungen aus seiner Gruppe. Er setzte sich an den Gruppentisch und durchforstete die Musikzeitschriften. Allerdings gab er bis Stundenende kein Wort mehr von sich. Die anderen Schüler ließen sich davon aber nicht beeindrucken und arbeiteten zielstrebig weiter. 66 4.2.3.3 Projektschritt 3: Die Auswertung der Ergebnisse Da die Schüler am vorigen Tag sehr viele Informationen über ihre Lieblingspopstars gesammelt hatten, galt es nun, diese Ergebnisse zu sichten und zu bewerten. Bevor wir damit starteten, reflektierten wir aber noch den gestrigen Tag. Den Schülern hat das Recherchieren insgesamt sehr gut gefallen, allerdings beklagten fast alle die riesige Informationsflut im Internet. Vielen ist es deswegen sehr schwer gefallen, hier das Richtige heraus zu filtern. Anschließend besprachen wir in einer kurzen Frontalphase den nächsten Teilschritt. Jede Gruppe sollte die gesammelten Texte und Informationen unter sich aufteilen und mit einem Textmarker die wichtigsten Informationen und Neuigkeiten über ihren Popstar farbig markieren. Ebenso sollte in der Gruppe ein Liedtext des Popstars genauer betrachtet werden. Abb.: Die Auswertung der Ergebnisse in der Sido - Gruppe Während der Auswertung herrschte eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Alle waren sehr bemüht, so viel wie möglich über ihren Star in Erfahrung zu bringen. Nur 67 das Zusammenfassen des Liedtextes in eigenen Worten fiel einigen Gruppen sehr schwer. 4.2.3.4 Projektschritt 4: Schreiben fürs Hören Am Donnerstag, den 22. März 2007 begannen wir mit dem Schreiben der Radiotexte. Zuvor erfolgte aber wieder ein kurzer Rückblick auf den vergangenen Tag sowie eine Vorschau auf das Kommende. Ein Blick auf den Projektablaufplan zeigte uns, dass wir bis jetzt gut in der Zeit waren. Zunächst widmeten wir uns in einer etwas längeren Frontalphase den wichtigen Aspekten, die es beim Schreiben eines Radiotextes zu beachten galt. Da die Schüler damit noch keine Erfahrung hatten, machte ich sie auf einige wichtige Punkte aufmerksam. Zu aller erst sollten sie sich Gedanken darüber machen, wie ihr Radiobeitrag letztendlich aussehen soll. Soll es ein normaler Bericht sein? Oder kann man eventuell einen kleinen Rap einbauen oder ein Interview? Diese Frage sollten zunächst innerhalb der Gruppe geklärt werden. Außerdem musste die Musik noch eingebaut werden, das heißt die Gruppen mussten darüber beratschlagen, wann welches Lied ihres Popstars erklingen soll. Anschließend begannen die Schüler mit dem Schreiben der Texte. Dabei sollten sie darauf achten, dass die Sätze gut verständlich und nicht zu lang sind. Alle wichtigen Informationen dazu hatte ich ihnen wieder auf einem Merkblatt11 zusammengefasst. Für das Schreiben der Texte hatten die Schüler insgesamt 8 Schulstunden Zeit. Bereits nach zwei Schulstunden zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. Generell kann man sagen, dass die Mädchengruppen beim 11 Siehe Anhang, S. 85 68 Verfassen der Texte wesentlich schneller und sorgfältiger waren als die Jungengruppen. Diese hatten vor allem mit den Formulierungen große Probleme. Eine Gruppe fing sogar zunächst an, die kopierten Texte aus dem Internet einfach abzuschreiben, ohne zu überprüfen, was da eigentlich drin steht. Deshalb versuchte ich daraufhin ihnen so gut wie möglich zu helfen. Abb.: Das Schreiben der Radiotexte Bereits nach insgesamt fünf Schulstunden waren am Freitagmorgen zwei Mädchengruppen, die Sido-Gruppe und die Rihanna-Gruppe, mit dem Schreiben der Texte fertig. Da ihnen nun vier Computer zur Verfügung standen, konnten jeweils zwei Mädchen aus einer Gruppe den Text unter sich aufteilen und abtippen, die anderen zwei Mädchen konnten den Text dann diktieren. Eine Stunde später wurde mir klar, dass die Jungen in ihren Gruppen so nicht fertig werden würden. Das lag zum einen daran, dass eine Gruppe sehr kreativ sein wollte und sich deshalb einen Rap ausgedacht hatte, was natürlich viel Zeit in Anspruch nahm. Zum anderen lag es aber auch daran, dass sich die Jungs mit dem Schreiben in eigenen Worten sehr schwer taten. Deshalb versuchte ich ihnen in den beiden noch 69 übrig bleibenden Stunden so viel wie möglich beim Formulieren zu helfen. Die dritte Mädchengruppe sowie die Akon-Gruppe mit dem erfundenen Rap wurden schließlich noch in der Zeit fertig. Da sie aber keine Zeit mehr zum Abtippen hatten, wollten sie den Text unter sich aufteilen, so dass jeder einen Teil zu Hause abtippt. Damit war ich einverstanden. Die anderen beiden Mädchen-Gruppen waren am Ende des Schultages sogar mit dem Abtippen am PC bereits fertig geworden. Sie konnten also nach dem Wochenende an das Sprechen üben gehen. Lediglich die anderen beiden Jungen-Gruppen benötigten noch etwas Zeit. Der Projektablaufplan musste also etwas verändert werden. 4.2.3.5 Projektschritt 5: Texte sprechen üben Am Montag, den 26. März 2007, war bereits eine Woche vergangen. Laut Plan sollte an diesem Tag das Üben der Texte anstehen. Da am Freitag zuvor aber nicht alle Gruppen mit dem Verfassen der Radiotexte fertig geworden waren, musste ich mir eine Lösung überlegen. Vier Gruppen hatten die Texte bereits fertig verfasst und abgetippt. Sie konnten also mit dem Aufteilen und Üben der Texte beginnen. Um aber die anderen beiden Gruppen beim Fertigstellen der Radiotexte nicht zu stören, konnten sie den an das Klassenzimmer angrenzenden Freizeitraum nutzen, der vormittags immer frei ist. Für das Üben hatten sie heute insgesamt zwei Schulstunden Zeit. 70 Abb.: Das Üben der Texte im Freizeitraum In dieser Zeit half ich überwiegend den beiden Gruppen, die noch am Schreiben waren. Diese waren aber nach den zwei Stunden schließlich auch fertig. Beide Gruppen erklärten sich dazu bereit, die Texte zu Hause am PC anzutippen. Leider hatte ich in dieser Phase nur wenig Zeit, mir die Redebeiträge der anderen Gruppen anzuhören. Am kommenden Tag sollte darauf mehr Wert gelegt werden. . 4.2.3.6 Projektschritt 6: Die Probeaufnahme An diesem Tag war es endlich soweit: die Probeaufnahme stand an. Zuvor trafen wir uns aber wieder im Klassenverband, um den vorangegangenen Tag zu reflektieren. Die Gruppen, die die Möglichkeit hatten, die Texte sprechen zu üben, wiesen auf die Schwierigkeiten hin, die solch ein Vorlesen so mit sich bringt. Nicht zu schnell lesen, nicht zu langsam, gut betonen, nicht stottern und keine Versprecher einbauen. Das alles fanden sie sehr schwierig. Ich konnte sie aber beruhigen, da gerade Versprecher später mithilfe des Aufnahmeprogramms auf dem Computer gut rausgeschnitten werden können. Trotzdem waren sie alle sehr aufgeregt. Um ihnen diese Aufregung etwas zu nehmen, spielte ich ihnen zu Beginn zwei Hörbeispiele einer Radio-AG vor, deren Schüler auch ihre Lieblingspopstars vorstellten. Die Klasse hörte aufmerksam zu, waren doch die Radiosprecher genau in ihrem Alter. Beim 71 anschließenden Besprechen und Vergleichen der beiden Beiträge fielen den Schülern sofort viele Aspekte auf, positiv wie negativ. Da nicht alle Gruppen mit ihrer Arbeit gleich weit waren, mussten wir auch heute wieder Kompromisse eingehen. Insgesamt standen uns an diesem Tag 4 Schulstunden zur Verfügung, zwei vormittags und zwei nachmittags. Da zwei der Jungen-Gruppen noch keine Gelegenheit hatten, die Textabschnitte unter sich aufzuteilen und zu üben, sollten sie diese nun zunächst erhalten. Die anderen Gruppen sollten im Gegenzug schon teilweise am Vormittag die Möglichkeit bekommen, ein paar Sätze ins Mikro zu sprechen. Da ich heute die Klasse in zwei Gruppen teilen musste und immer nur eine davon beaufsichtigen konnte, unterstützte mich an diesem Tag der Klassenlehrer. Da er sich die letzten eineinhalb Wochen passiv im Hintergrund gehalten und seine Schüler und mich lediglich beobachtet hatte, wusste er genau, was zu tun war. Er unterstützte die Gruppen beim Üben der Texte. Die anderen vier Gruppen gingen mit mir in den Freizeitraum. Nach einigen kurzen Stimm- und Lockerungsübungen, hatte die einzelnen Gruppen 10 Minuten Zeit, um ihre Texte nochmals gemeinsam zu üben. Da ich das mobile Aufnahmestudio bereits in der großen Pause aufgebaut hatte, konnte ich nun dem ein oder anderen noch ein paar hilfreiche Tipps geben bzw. einige von ihnen beruhigen. Dann erfolgten die ersten Aufnahmen. Alle zeigten großes Interesse, als ich ihnen die Technik etwas näher erläuterte. Mirjam durfte als erste einsprechen. Damit die anderen Schüler sehen konnten, was während der Aufnahme im Computer geschieht, versammelten sie sich alle um den Laptop herum und waren mucksmäuschenstill, als Mirjam ihren Text laut und deutlich einsprach. Fasziniert verfolgten sie den Vorgang der Aufnahme und konnten es kaum erwarten, selbst einmal ins Mikro zu sprechen. 72 Abb.: Das mobile Aufnahmestudio Um die Spannung aufrecht zu erhalten, sollten die Schüler ihre Kurzaufnahmen erst am Nachmittag zu hören bekommen. Das löste zwar zuerst großen Protest aus, aber schließlich gab es noch andere Gruppen, die noch nicht die Möglichkeit zum Einsprechen hatten. Nachdem am Nachmittag die restlichen drei Gruppen das gleiche Prozedere durchlaufen und die Gruppen vom Vormittag nochmal die Möglichkeit zum Üben hatten, sollte nun das lang ersehnte Anhören der Aufnahmen folgen. Da wir hierfür nur 45 Minuten Zeit hatten, konnten von jedem Schüler nur 2-3 Sätze angehört werden. Das war aber nicht weiter schlimm, sollte es sowieso nur zur Orientierung und der Wahrnehmung der eigenen Stimme dienen. Zu Beginn hörten wir zwei Sätze von Jacqueline über ihren Lieblingspopstar Rihanna. Bereits nach dem ersten Satz schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Oh mein Gott!“ Als ich sie anschließend fragte, wie sie die Aufnahme fand, sagte sie nur, dass sich ihre Stimme total komisch anhören würde, irgendwie kindisch und gar nicht so erwachsen wie sie dachte. Dem Rest der Klasse erging es im Anschluss genauso. Die wenigsten von ihnen hatten überhaupt schon 73 einmal ihre Stimme vom Band gehört. Infolge dessen waren alle ziemlich überrascht und schämten sich teilweise auch ein bisschen. Aufgrund der Tatsache, dass es aber jedem so erging, legte sich dieses Gefühl zum Ende der Stunde wieder. Je mehr Schüler wir anhörten, desto differenzierter wurde auch die Wahrnehmung innerhalb der Klasse. Mit der Zeit achteten alle vielmehr auf das Sprechtempo, die Stimmlage, Betonungen und Pausen. Das Hören verfeinerte sich. 4.2.3.7 Projektschritt 7: Die Aufnahme Mittwoch und Donnerstag der zweiten Woche standen ganz im Zeichen der Aufnahme. In der Reflektionsphase am Mittwochvormittag wollte ich zunächst noch einmal von den Schülern wissen, wie es ihnen beim gestrigen Hören ihrer eigenen Stimme und der Aufnahmen der anderen Mitschüler ergangen ist. Außerdem wollte ich einen Ausblick für die nächsten zwei Tage geben. Insgesamt fanden alle Schüler die Probeaufnahme sehr spannend. Durch das Zuschauen bei den Aufnahmen der anderen, konnte sie einen Einblick in die Aufnahmetechnik bekommen. Viele hatten sich das Aufnehmen wesentlich schwerer vorgestellt. Die Möglichkeit, Versprecher aus der Aufnahme rauszuschneiden, fanden alle sehr gut. Ebenso stellte die Wahrnehmung der eigenen Stimme für viele eine neue Erfahrung dar. Nach diesem kurzen Feedback erläuterte ich den Schülern den Tagesablauf. Da die Aufnahme möglichst ohne Nebengeräusche stattfinden musste, konnte immer nur ein Schüler mit mir in den Freizeitraum. Da ich die anderen Schüler bei geschlossener Tür nicht beaufsichtigen konnte, half mir wieder der Klassenlehrer, indem er mit den anderen Schülern normalen Unterricht machte. So konnte ich immer einen einzelnen Schüler aus dem Unterricht holen, um seinen Textabschnitte aufzunehmen. Mit den anderen Lehrern, die die Klasse 6a mittwochs und donnerstags unterrichten, hatte ich dieselbe Vereinbarung getroffen. So konnte die nächsten zwei Vormittage über ununterbrochen aufgenommen werden. 74 Die Schüler zeigten sich bei den Aufnahmen sehr engagiert und motiviert. Jeder kleine Versprecher wurde von ihnen sofort als Fehler gewertet. Aber auch hier waren wieder deutliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen feststellbar. Während die Mehrheit der Mädchen versuchte, alles sinngemäß zu betonen, glich das Einsprechen der Texte bei den Jungen oftmals einem monotonen Ablesen. Ebenso bauten die Jungen weitaus mehr Versprecher ein als die Mädchen, was aber aufgrund der Technik nicht weiter von Bedeutung war. Abb.: Die Aufnahme im Freizeitraum Um später eine Auswahl an Aufnahmen zu haben, die man gegebenenfalls auch miteinander mischen kann, wurde jeder Textabschnitt zweimal aufgenommen. So benötigte ich für eine Gruppe à 4 Schüler im Durchschnitt 2 Schulstunden Zeit. Am Mittwoch- sowie am Donnerstagvormittag konnten somit jeweils drei Gruppen ihre Texte einsprechen. Damit hatten wir die Zeit gut einkalkuliert. Nun mussten die einzelnen Abschnitte nur noch bearbeitet, zusammengefügt und mit Musik unterlegt werden. Da dies aber nicht in einem Tag machbar war, nahm ich die Aufnahmen mit nach Hause, um sie dort in den Ferien zu bearbeiten. 75 4.2.4 Beendigung des Projekts – Evaluation der Teilnehmer Die Beendigung eines Projekts geht nach Frey mit der Fertigstellung des Produkts einher. „Das Produktionsende fällt mit dem Projektende zusammen.“ (Frey 1990: 130) Auf unser durchgeführtes Projekt traf diese Forderung allerdings nicht ganz zu. Zwar waren am vorletzten Tag alle Aufnahmen getätigt. Jedoch mussten die Aufnahmen erst noch zusammengefügt werden, was sich aufgrund der bevorstehenden Osterferien und dem Landschulheimaufenthalt der Klasse nicht in den normalen Schulbetrieb integrieren ließ. Da das Anhören der Aufnahme folglich erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen würde, wäre aber die Erinnerung an das gesamte Projekt vermutlich nicht mehr ganz aktuell. Deswegen beendeten wir unser Projekt am letzten Schultag vor den Osterferien mit dem Anhören von verschiedenen Textstellen und einer Evaluation des gesamten Projektes. Nachdem nun alles aufgenommen war, waren die Schüler natürlich auf die einzelnen Aufnahmen sehr gespannt. Vor dem Anhören wollte ich aber noch von ihnen wissen, wie ihnen das Projekt insgesamt gefallen hat. Was hat Spaß gemacht, was eher nicht? Was war interessant? Um einem großen Durcheinander an Meldungen vorzubeugen, hatte ich hierfür wieder einen anonymen Fragebogen12 angefertigt, den die Schüler ausfüllen sollten. Im Anschluss hatten sie aber dennoch die Möglichkeit, über das Projekt zu sprechen. Dabei stellte sich heraus, dass das Projekt allen sehr gut gefallen hat. Es war etwas völlig Neues für sie gewesen. Der Radiosendung, die nach ihrer Fertigstellung vom Radio der Pädagogischen Hochschule in Freiburg, PH Radio 88,4, gesendet werden würde, sahen sie bereits mit Spannung entgegen. 12 Siehe Anhang, S. 86 76 4.2.5 Kritische Reflexion Rückblickend auf das Projekt kann ich sagen, dass mir Popstars unter der Lupe viele neue Erfahrungen ermöglicht hat, positive wie negative. Vor Projektbeginn hatte ich mir zahlreiche Gedanken darüber gemacht, wie sich solch ein Radioprojekt in einer Klasse überhaupt verwirklichen lässt. Da ich selbst zuvor noch keine Erfahrungen mit Aufnahmetechnik, digitalem Audioschnitt und dem Gestalten von Radiobeiträgen gesammelt hatte, war das ganze Thema zunächst doch etwas befremdlich für mich. Auf der anderen Seite wollte ich mich mit dieser interessanten Thematik aber genauer auseinandersetzen, um das Medium Radio später sinnvoll in den Unterricht integrieren zu können. Deshalb besuchte ich in den Semesterferien das Kompaktseminar Einführung ins Radio machen von Frau Günnel. Sie führte uns in die Grundlagen des Radiomachens ein. Desweiteren gab mir Frau Löffler, die Leiterin der Redaktion Schule & Co des PH Radios 88,4, zahlreiche Materialien über das Radiomachen mit Kindern und Jugendlichen an die Hand. Nachdem ich all das gelesen hatte, fühlte ich mich für das bevorstehende Projekt gut gewappnet. Sorge bereitete mir danach nur noch die Aufnahmetechnik. Da ich bereits im Vorfeld des Projektes in zwei Studios in Villingen nach Aufnahmemöglichkeiten gefragt hatte, war klar, dass die Aufnahme in der Schule stattfinden musste. Ebenso würde eine Besichtigung eines solchen Studios nicht möglich sein. Frau Löffler hatte mir für diesen Fall Audacitiy, ein kostenloses und leicht handhabbares Aufnahmeprogramm für den PC, empfohlen. Durch ein Gespräch mit dem Klassenlehrer der 6a erfuhr ich aber dann, dass die Schule über ein eigenes kleines Aufnahmestudio, bestehend aus einem Laptop, einem kleinen Mischpult, einem Aufnahmeproramm namens Cubase sowie einem Mikrofon verfüge. Um mich mit dieser Technik vor Projektbeginn noch näher befassen zu können, gestatteten mir die Musiklehrer der Bickebergschule, das ganze Equipment für eine Woche mit nach Hause zu nehmen. So konnte ich mir in dieser Zeit alles in Ruhe aneignen. 77 Zu Projektbeginn fühlte ich mich, dank der Unterstützung des PH-Radios und der Musiklehrer der Schule, somit sehr sicher. Die Hinführung zur Projektinitiative war für mich sehr aufschlussreich, vor allem der Musikgeschmack der Jugendlichen. Ich selbst hätte nie geglaubt, dass der Hip Hop unter ihnen so beliebt ist. Gerade bei den Mädchen war ich darüber sehr überrascht. Die große Boygroup-Welle, die sich Anfang der 1990er Jahre ausbreitete, scheint vorbei zu sein. Insgesamt war die Ausarbeitung des Projektthemas sehr spannend. Bei meinem ersten Besuch in der 6a war ich damals nicht sicher, ob die Schüler das Projekt so gut finden würden. Doch sie waren tatsächlich darüber sehr begeistert, was sich in ihrem Engagement über das ganze Projekt hinweg widerspiegelte. Die Planung des Projektes verlief ebenfalls sehr gut, obwohl die Schüler mit der Projektmethode und deren einzelnen Methoden nicht vertraut waren. Bei der Projektdurchführung konnte ich sehr gut beobachten, wie die Schüler in ihren Gruppen zusammen arbeiten. Bei zwei Gruppen konnte ich feststellen, dass sich jeweils ein Schüler als Anführer der Gruppe ansah und den anderen Gruppenmitgliedern immer wieder Anweisungen erteilte. Nach einem längeren Gespräch mit den beiden über den Sinn von Gruppenarbeit hat sich deren Verhalten aber geändert. Etwas schwieriger gestaltete sich allerdings die Recherche. Da im Klassenzimmer der 6a lediglich vier Computer vorhanden waren und der große Computerraum der Schule an diesem Tag belegt war, mussten die Arbeitsgruppen aufgeteilt werden. Durch den Einbezug des Wochenplans konnte ich die nicht recherchierenden Gruppen zwar beschäftigen, aber ganz glücklich war ich damit nicht. Im Nachhinein denke ich, dass man hier eine bessere Lösung hätte finden müssen. Oder man hätte den Wochenplan lediglich auf das Fach Musik beziehen müssen und den Schülern 78 verschiedene Aufgaben zum Hören von Popmusik stellen können, wie zum Beispiel ein Vergleich zwischen Original und Coverversion eines auserwählten Stückes. Das Schreiben der Radiotexte erwies sich für mich als ebenso schwieriger Punkt. Für die Schüler war das meines Erachtens der schwerste Teilschritt dieses Projekts. Obwohl wir im Projektablaufplan viel Zeit für das Schreiben eingeplant hatten, reichte diese für zwei Gruppen nicht aus. Hätten wir aber insgesamt mehr Zeit eingeplant, hätten sich die schnelleren Gruppen vermutlich gelangweilt. An diesem Punkt war es für mich schwierig, den richtigen Weg einzuschlagen. Allerdings hatte ich nicht den Eindruck, dass die zwei langsameren Jungen-Gruppen sich durch meine Vorgehensweise vernachlässigt gefühlt haben. Das Üben der Texte sowie die Probeaufnahme verliefen insgesamt sehr gut. Durch meine mitgebrachten Hörbeispiele wussten die Schüler ganz genau, auf was sie während des Vorlesens achten sollen. Für viele stellte das betonte Lesen sogar einen großen Anreiz dar. Spannend war ebenso die Reaktion der Schüler auf ihre ersten Aufnahmen. Das Hören der eigenen Stimme war zwar für alle sehr befremdend, dennoch glaube ich dass gerade das für sie eine wichtige Erfahrung war. So konnten sie nicht nur ihre eigene Stimme wahrnehmen, sondern ebenso ihren Lesestil. Die richtige Aufnahme hat sich hingegen wieder etwas komplizierter gestaltet. Da hierfür absolute Ruhe notwendig war, konnte immer nur ein Schüler zu mir in den Aufnahmeraum. Allerdings hatte ich für die ganze Klasse eine Aufsichtspflicht, die ich nicht verletzen durfte. So blieb nur eine Lösung: der Klassenlehrer musste mich bei diesem Teilschritt unterstützen. Dies tat er natürlich gern. An diesem Punkt wurde mir aber klar, dass sich solch ein Projekt unter den gegebenen Umständen nicht mit einer Lehrperson alleine durchführen lässt. Man ist zwangsläufig auf die Hilfe eines anderen angewiesen. 79 Insgesamt betrachtet hat das Projekt meiner Ansicht nach seinen Zweck erfüllt. Durch eine intensive Recherche über ihre Lieblingspopstars und deren Musik konnten die Schüler sich ein genaueres Bild über ihre Stars machen und haben dabei viel Neues erfahren. Die Auswertung des Fragebogens hat zum Beispiel ergeben, dass die vier Mädchen der Sido-Gruppe sehr viel Interessantes über dessen bisherigen Lebensweg erfahren hatten, was sie bis dahin nicht wussten. Aufgrund dieser Informationen konnten sie aber so seine Texte besser nachvollziehen. Ebenso fanden sie es originell, dass Sido sein eigenes Testament als Song bzw. Rap veröffentlicht hat. Den anderen Gruppen erging es genauso. Vor allem die Auseinandersetzung mit einem Liedtext war für viele sehr aufschlussreich. Die Akon-Gruppe konnte so zum Beispiel den Text von Locked Up in Verbindung mit dessen Leben bringen. Der Evaluationsbogen hat gezeigt, dass das Projekt allen sehr viel Spaß und Freude bereitet hat. Beklagt wurde lediglich von 7 Schülern die anfängliche Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe, wobei diese sich im Laufe der Zeit gebessert hat. Durch das Projekt konnte jeder Schüler etwas Neues über seinen Lieblingspopstar erfahren. Der größte Anreiz bestand für die meisten allerdings im angestrebten Endprodukt, der Radiosendung. Mir selbst hat das Projekt Popstars unter der Lupe ebenfalls viele neue Erfahrungsräume erschlossen. Ich konnte feststellen, dass der Einbezug von Popmusik und Medien in den Musikunterricht bei den Schülern sehr viel Anklang findet. Das Gestalten einer eigenen Radiosendung stellte für sie einen großen Anreiz dar, der mit viel Elan verfolgt wurde. Ebenso hat mir das Projekt gezeigt, dass der Umgang mit der Aufnahmetechnik längst nicht so schwierig ist, wie ich es mir zu Beginn vorgestellt hatte. Für die Zukunft kann ich mir sehr gut vorstellen das Medium Radio öfter in den Unterrichtsalltag zu integrieren. 80 5. Zusammenfassung Die Annäherung an das Phänomen Popstars hat gezeigt, dass diese im Leben Jugendlicher eine zentrale Stellung einnehmen. Auf ihrem Weg zum Erwachsen werden und dem Herausbilden der eigenen Identität brauchen die Heranwachsenden Leitbilder, die ihnen eine Richtung vorweisen. Neben dem Elternhaus und den peer groups bilden die Popstars einen wichtigen Sozialisationsfaktor und können für die Jugendlichen verschiedene Funktionen einnehmen (vgl. Vatterodt 2000: 67-72). Diese Funktionen erfüllen sie aber nicht immer allein, der Popmusik selbst bzw. dem Hören von Popmusik kommt dabei oftmals eine ebenso wichtige Bedeutung zu. Die Musik bietet den Jugendlichen Rückzugsmöglichkeiten. Sie schafft ihnen demnach 81 einen eigenen Raum, in dem die Heranwachsenden ihren Gedanken und Gefühle freien Lauf lassen können (vgl. Barthelmes / Sander 2001: 103). Da Popmusik aufgrund der technischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte weitestgehend medial vermittelt wird, muss der Mediennutzung im Leben Jugendlicher eine ebenso große Bedeutung beigemessen werden. „Abgesehen vom Konzertbesuch und elektronikfreien Formen des aktiven Musizierens bedeutet jede Beschäftigung mit Musik Mediennutzung.“ (Gebel / Wagner 2004: 37) Die Medien sind für die Jugendlichen ein Überbringer ihrer Lieblingsmusik, sie sind es, die die Popstars nach Hause ins eigene Zimmer holen und somit den Heranwachsenden eine gewisse Nähe vermitteln. Durch ihr häufig auf die Bedürfnisse der Jugend abgestimmtes Programmangebot fühlen diese sich direkt angesprochen und verstanden (vgl. Barthelmes / Sander 2001: 27 f.). Allerdings muss dieser Mediengebrauch auch kritisch betrachtet werden. Da ein Künstler ohne genügend Fans nicht zum Star avancieren kann, machen sich Musikund Medienindustrie dieses Wissen zu nutze, in dem sie versuchen, ihre Stars ins rechte Rampenlicht rücken und die Jugendlichen durch gezielte Werbung direkt anzusprechen. Der Star wird demnach als ein Produkt betrachtet, welches verkauft werden soll (vgl. Huppert 2005: 109). Wie solch eine Marketingstrategie aussehen kann, wurde bereits in Kapitel 2.3 ausführlich gezeigt. Die Schule als Ort der Aufklärung muss es sich demnach zur Aufgabe machen, auf die oben beschriebenen Phänomene angemessen zu reagieren. Vor allem der Musikunterricht steht hier, wenn er den Schülern wieder mehr Interesse am Fach vermitteln will, unter Zugzwang (vgl. Jank 2005: 84). Um die Bedürfnisse der Schüler und deren musikalischen Gebrauchspraxen stärker in den Mittelpunkt des Interesses zu zählen, wurde das didaktische Modell des aufbauenden Unterricht als mögliche Reaktion auf die beschriebenen Phänomene in Kapitel 2.4 näher erläutert. Vor allem dem Aspekt der Kulturerschließung wurde dabei viel Bedeutung beigemessen. 82 Eine solche Möglichkeit, die musikbezogenen Interessen der Schüler in den Musikunterricht zu integrieren, stellte das Projekt Popstars unter der Lupe dar. Aus der Auseinandersetzung mit ihren eigenen Lieblingspopstars ist eine 60minütige Radiosendung entstanden, die bereits mehrfach vom Radio der PH Freiburg gesendet wurde. Die Schüler haben sich demnach nicht nur intensiv mit ihren Popstars und deren Musik beschäftigt, sondern sie konnten dadurch auch das Medium Radio und dessen Eigenschaften näher kennen lernen. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse komme ich zu dem Schluss, dass die Popmusik wichtige Beiträge zur Kulturerschließung der Schüler leisten kann. Ebenso kann das Radio dem Einbezug der Popmusik im Unterricht sehr hilfreich sein. So kann es zum Beispiel dazu genutzt werden, um die verschiedenen Ausrichtungen der Sender und deren Anteil an Popmusik genauer zu betrachten. Ebenso können mit Hilfe eines Aufnahmeprogramms eigene Songs oder Referate zur Popmusik aufgenommen und gesendet werden. Auch das Verändern von bereits bestehenden Songs ist dadurch möglich. Da dem Radio vor allem die Intention der Musikausstrahlung zugrunde liegt, „sollte es im Musikunterricht seinen festen Platz haben.“ (Münch 1999: 25) Dieser Argumentation von Thomas Münch kann ich mich nur anschließen. 6. Literaturverzeichnis Antholz, Heinz: Schülerorientierung, Schülermitbestimmung und Projektunterricht im Horizont der Bestandssicherung der Musik in allgemeinbildenden Schulen. 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Stimmt das Ergebnis mit deiner ersten Schätzung überein? ______________________________________________________ 89 3. Unterstreiche in deiner Tabelle, wann Du der Musik wirklich aufmerksam zugehört h Umfrage für das Radioprojekt 1. Wie alt bist Du? ______ Jahre 2. Bist Du ein Junge oder ein Mädchen ? 3. Hörst Du gerne Musik? Ja Geht so Nein 4. Wie lange hörst Du Musik am Tag (bewusst)? 0-30 Min. 30-60 Min. 1-2 Stunden mehr als 2 Stunden 5. Womit hörst Du die Musik? (Du kannst mehrere Geräte ankreuzen) CD-Player Discman MP3-Player (i-Pod) Kassettenrekorder Walkman Fernseher Radio Computer DVD-Player 6. Hast Du einen Lieblingspopstar oder eine Lieblingsband, deren Songs Du besonders gerne hörst? (Hier kannst Du auch wieder mehrere Stars / Bands aufzählen) 90 ________________________________________________________ ________________________________________________________ ________________________________________________________ 7. Warum hörst Du diese Musik gerne? (Gefällt dir die Musik, der Popstar, seine Texte…?) ________________________________________________________ ________________________________________________________ ________________________________________________________ 8. Hast Du gerade ein Lieblingslied? Wenn ja, wie heißt es und von wem ist es? _________________________________________________________ _________________________________________________________ 91 9. Weißt Du um was es in diesem Lied geht? _________________________________________________________ _________________________________________________________ _________________________________________________________ 10. Über welchen Popstar (oder welche Band) würdest Du gerne etwas mehr _________________________________________________________ _________________________________________________________ Vielen Dank! ☺ Auswertung Fragebogen, Frage 5: Womit hörst Du die Musik? (Mehrfachnennungen waren erlaubt), Ergebnis bei 23 CD – Player: 14 92 Discman: 2 Walkman: 0 Radio: 11 MP3-Player: 19 Fernseher: 15 Computer: 15 Kassettenrekorder: 3 DVD – Player: 8 93 Der Projektablaufplan Teilschritte Zeit in Schulstunden 1. Wahl der Popstars + Festlegung der Gruppen 1 Std. (45 Minuten) Treffen 20 Minuten 2. Recherche /Wochenplanarbeit 4 Std. (je 2mal 2 Std.) Treffen 20 Minuten 3. Auswertung der Ergebnisse 2 Std. Treffen 20 Minuten 4. Schreiben der Texte / Wochenplanarbeit 8 Std. Treffen 20 Minuten 5. Texte sprechen üben 2 Std. Treffen 20 Minuten 6. Probeaufnahme 3 Std. Treffen 20 Minuten 7. Aufnahme 2 Schulvormittage Treffen 20 Minuten 94 8. Rückblick auf das Projekt + Abschluss 2 Std. Auswertung Fragebogen, Fragen 6 und 10 Hast Du einen Lieblingspopstar oder eine Lieblingsband, deren Songs Du besonders gerne hörst? Über welchen Popstar (oder welche Band) würdest Du gerne mehr erfahren? 50 Cent: 14 Pussycat dolls: 2 Akon: 10 Justin Timberlake: 3 Snoop Dog: 5 Rihanna: 8 Bushido: 13 Sido: 12 P. Diddy: 2 Monrose: 2 Eminem: 12 Janette Biedermann: 1 X-Zibit: 3 Christina Stürmer: 1 Chris Brown: 2 Shakira: 2 95 Christina Aguilera: 3 Pink: 2 LaFee: 2 DJ Rado: 2 Billy Talent: 1 Green Day: 1 Nelly Furtado: 1 Chamillionaire: 1 Will Smith: 2 Fettes Brot: 1 Beyoncé: 1 G Unit: 3 Aggro Berlin: 3 Fler: 3 Frauenarzt: 1 US 5: 2 Ricky Martin: 1 Usher: 1 Cool Savas: 2 Seeed: 1 Tokio Hotel: 1 B-Tight: 1 Proof: 1 3 88 88