1894 bis 1927 - Kameradschaft ehem. Soldaten Thüle

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1894 bis 1927 - Kameradschaft ehem. Soldaten Thüle
Chronik des Krieger-, Landwehr-, und
Reservistenvereins Thüle
Inhalt:
Kapitel
Titel
I.
II.
Seite
Ursprung der Kriegervereine überhaupt
Zweck solcher Vereine
III.
Ausbau derselben
IV.
Gründung des Thüler Kriegervereins
V.
VI.
Teilnahme am Pfarrer-Jubiläum
Einrichtung des Krieger-Denkmals
? Entschluß
? Erwerbung des Platzes
? Grundsteinlegung
? Enthüllung des Denkmals
? Aufbringung der Kosten
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
Jahrhundertfeier 1913
Weltkrieg 1914 - 1918
Kriegsteilnehmer
Krieger- u. Heimkehrfest
Anbringung der Heldentafel
Neue Männer
XIII.
Übergabe des Denkmals an die Gemeinde
XIV.
Vereinsstärke 1925
? Photographische Aufnahmen
? Nach Upsprunge und Verne
XV.
Das Jahr 1926
? Ortsjubiläum des Hauptlehrers
? Kriegerfest
? Nach Holsen
? Veteranenehrung
? Trauerkundgebung
XVI.
Das Jahr 1927
? Veteranenehrung
? Veteranenbegräbnis
? Abschied
i
Chronik 1894 - Sept. 1927
Chronik des Krieger-, Landwehr-,
und Reservistenvereins Thüle
WEIT
ERE
THE
Vereinsjahr 1894 -Sept. 1927
I. Ursprung der Kriegervereine überhaupt.
Nach den siegreichen Feldzügen von 1864, 1866 und ganz besonders
1870/71 entstanden an fast allen Orten Kriegervereine. Ausgediente
Soldaten jeden Grades traten auf Grund der Waffenbrüderschaft der
Kämpfe, die zur Gründung des deutschen Reiches
führten, zusammen und schlossen einen Bund. In
Bayern hieß man diese Vereine Veteranenvereine ,
in der Pfalz, in Oldenburg und Schleswig-Holstein
Kampfgenossenvereine, sonst heißen sie auch noch
Landwehr- oder Militärvereine . Ein Vorsteher in
der Gemeinde H. Erhielt eines Tages vom Amtmann
seines Bezirkes eine Anfrage nach der Zahl der dortigen Veteranen.
Prompt schrieb der biedere Alte zurück: “Die fetten Hahnen sind noch
nicht gut.”
II. Zweck solcher Vereine
Der Zweck dieser Vereine ist, das in heißen Kämpfen schwer errungene
festzuhalten, die deutsche Treue zu pflegen gegen Fürst und Vaterland,
gute Kameradschaft zu halten, die vaterländischen Gedenktage zu feiern,
die Leichen verstorbener Mitglieder mit den üblichen militärischen
Gebräuchen und drei Ehrensalven zur Gruft zu geleiten und Ihre
Hinterbliebenen durch Gewährung einer Beihilfe zu den
Beerdigungskosten christliche Liebe zu betätigen. Religiöse und politische
Erörterungen sind in den Versammlungen grundsätzlich ausgeschlossen.
MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
Dazu haben sie die Berechtigung, eine Uniform, bzw. Militärische
WEIT
Abzeichen, bei besonderen Gelegenheiten auch Waffen zu tragen.
ERE
THE
III. Ausbau derselben.
MEN:
Der 1873 gegründete deutsche Kriegerbund strebte eine Vereinigung
aller deutschen Kriegervereine mit zentraler Leitung an, konnte sich aber
nur auf Preußen ausdehnen. Es gehören zu ihm etwa die Hälfte aller
norddeutschen Kriegervereine. Landesverbände gibt es in
Süddeutschland, in Oldenburg, Meklenburg, Braunschweig u.a.. 1884
verband sich der deutsche Kriegerbund mit einzelnen alleinstehenden
Verbänden zum deutschen Reichskriegerverband. Seit 1900 sind
sämtliche Landesverbände im Kyffhäuserbund vereinigt.
IV. Vereinsgründung.
Am 1. Juli 1894 wurde der hiesige Krieger- Landwehr- und
Reserveverein ins Leben gerufen. Es traten demselben sofort 36
Mitglieder bei und zwar:
1
Heinrich Klocke
19
Joseph Wecker
2
Heinrich Gerdesmeier
+ 20
Lorenz Klocke
+
3
Martin Käuper
+ 21
Heinrich Engelmeier
+
4
Joseph Papenkort
Johannes Grundmeier
+
5
Johannes Fraune
+ 23
Heinrich Stupeler
6
Joseph Berhorst = Stiek
+ 24
Bernhard Figgemeier
7
Konrad Figgemeier
+ 25
Franz Grundmeier
8
Klemens Rittmeister
26
Georg Küsterarent
27
Bernhard Remmert
9
Konrad Rempe
10
Joseph Rempe
11
Konrad Wulf
12
Heinrich Votsmeier
13
14
15
Martin Buschmeier
16
22
+ 28
29
+
Johannes Altenrichter
Joseph Gerdes
+
+ 30
Franz Klocke
+
Bernhard Berg
+ 31
Heinrich Schwerter
+
Martin Brink
+ 32
Martin Berhorst
+
33
Theodor Berhorst = Stiek
+
Joseph Berhorst , 6
34
Joseph Benteler
+
17
Joseph Lohre
35
Konrad Henke
+
18
Franz Syring
36
Joseph Grundmeier
+
3
Chronik 1894 - Sept. 1927
Aus ihrer Mitte erwählten sie folgende Herren in den Vorstand:
WEIT
ERE
Heinrich Klocke sen.
Vorsitzender
Martin Käuper
Stellvertreter
THE
Martin Buschmeier
Schriftführer
MEN:
Joseph Rempe
Stellvertreter
Heinrich Gerdesmeier
Hauptmann und Kommandeur
Joseph Papenkort
Fähnrich
Joseph Lohre
Kassierer
1899 wurde der Kreiskriegerverband gegründet. Als Delegierte fuhren
nach Büren:
Joseph Papenkort, Klemens Rittmeister und Joseph Lohre.
Am 30. Juni 1899 bei Gelegenheit des Kriegerfestes trug Herr Joseph
Papenkort Nr. 19 nach erfolgter Fahnenweihe zum ersten Mal das neue
Vereinsabzeichen. Die Fahne ist hergestellt in der Mündener
Fahnenfabrik (jetzt Bonner) für den Preis von 200 Mark. Als Vereinsblatt
gilt die Parole.
Kriegerfeste wurden gefeiert im Wechsel mit dem Schützenverein, also
gewöhnlich ein ums andere Jahr.
V. Jubiläum des Herrn Pfarrers Borgmeyer.
Unser allbeliebter Herr Pfarrer Borgmeyer feierte am
4. Oktober 1911 sein 40 jähriges Ortsjubiläum und sein silbernes
Jubiläum als Pfarrer der Gemeinde Thüle. Eingeleitet wurde das Fest
durch einen großartigen Fackelzug, an dessen Spitze eine frische
Husarenkapelle schritt. In diesem feenhaft wirkenden Zuge waren
vertreten die Schulknaben von Thüle, der Schützen- und Kriegerverein
von Scharmede, der hiesige Schützenverein und nicht zuletzt auch unser
Kriegerverein.
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Chronik 1894 - Sept. 1927
VI. Einen Merkstein in der Geschichte des Kriegervereins bildet
die Errichtung des Kriegerdenkmals im Jahre 1913.
1. Entschluß.
WEIT
ERE
THE
Zum Gedächtnis der in den 3 Feldzügen gefallenen Söhne unserer
Gemeinde und zur Belebung des patriotischen Gefühls für kommende
Geschlechter faßtem die Mitglieder des Kriegervereins im Jahre 1912
den Entschluß, im Dorfe ein den Verhältnissen entsprechendes einfaches
Denkmal zu erreichten und diese Angelegenheit soweit zu fördern, daß im
Jahre 1913 mit dem glorreichen Gedenken an die vor 100 Jahren
erfolgten Freiheitskriege auch die Einweihung des Denkmals
vorgenommen werde. Alsbald begaben sich die Herren Fraune, Lohre
und Hillker nach Neuhaus, um sich dort mit maßgebenden
Persönlichkeiten des näheren zu besprechen. Sie fanden die beste
Aufnahme und Unterstützung in der Denkmalsangelegenheit.
2. Erwerbung des Platzes.
Dem Armenhause gegenüber war ein Gemeindeplatz, ein Gärtchen, mit
einem alten Brunnen für die Ortsarmen. Um diesen Platz wurde gebeten,
weil kein passender vorhanden war. Zu diesem Zweck fuhre nach Büren:
Lohre, Papenkort und Buschmeier, um mit dem Herrn Landrat persönlich
darüber Rücksprache zu nehmen, da sich die damalige
Gemeindevertretung zunächst sehr widerwillig zeigte. Endlich siegte der
gesunde Menschenverstand über alle Vorurteile, und der Platz war unser,
unentgeltlich. In nächster Nähe stand noch ein Walnußbaum, ein Baum
des Ärgernisses, der für das zu errichtende Denkmal die größte Gefahr
bildete! Der Baum mußte fallen. Auf Antrag wurde derselbe am
23.Dezember 1912 öffentlich meistbietend an das Vereinsmitglied Franz
Syring Nr. 2 zu 31 Mark verkauft und am 27.Dezember 1912 gefällt.
Das Einebnen des Platzes war mit großen Schwierigkeiten verbunden.
Viele Fuhren Bruchsteine mußten einen haltbaren Untergrund für das
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MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
Denkmal abgeben und zum Lobe der Betreffenden sei es gesagt, daß alle
WEIT
diese Fuhren unentgeltlich geleistet, während die Steine vom Verein für
ERE
den mäßigen Preis von 40,- Mark aus dem Steinbruch des Herrn
Hecker, Oberntudorf, gekauft wurden. Die verbrauchten Ziegelsteine
lieferte H. Töpker, Salzkotten zu 8,80 Mark.
3. Die Grundsteinlegung.
Eine erhebende Feier fand Montag, den 10. März 1913 hir statt. Es
wurde der Grundstein zu dem neuen Kriegerdenkmal gelegt. Zu diesem
Zwecke waren der Herr Amtsrichter Dicke (Salzkotten) und der Herr
Amtmann Albers (Salzkotten) eigens herübergekommen. Das Fundament
war mit Girlanden und kleinen Fähnchen in den deutschen Farben
prächtig geschmückt. Auf dem Platze selbst sah man ein Bild des Kaisers
von Zierbäumchen umstanden und darüber ein großes Transparent: das
Eisrne Kreuz. Nach dem gemeinsamen Gesange: Deutschland über alles,
deklamierten frische Knabenstimmen passende Festgedichte. Darauf hielt
der Herr Amtsrichter in Uniform die Weiherede. Er sprach in
formvollendeten begeisternden Worten über die Freiheitskriege und jene
Männer, die in der großen Zeit gelebt und schloß mit dem Appell an die
Anwesenden, stets bereit zu sein, für das Vaterland Gut, Blut und Leben
hinzugeben. In das Kaiserhoch, während dessen Böller krachten, stimmte
die Menge begeistert ein. Nun wurde der Grundstein eingelassen mit den
drei üblichen Hammeschlägen und der Devise: „Mit Gott für König und
Vaterland.” Einige Wochen später fuhren die Herren H. Klocke sen.,
Hillker und Lohre nach Wiedenbrück, um sich von dem Stande der
Arbeiten am Denkmal persönlich zu überzeugen. Sie kehrten nicht
befriedigt zurück, denn der Steinkoloß, aus dem die Figur gemeißelt
werden sollte, stand noch auf dem Bahnhofe Wiedenbrück. Und da
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MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
sehen wir, was eine arbeitharte Hand zu leisten vermag. Binnen einer
WEIT
Woche war die Figur ausgehauen. Es war aber auch die höchste Zeit!
ERE
THE
4. Die Enthüllung des Denkmals.
Vom schönsten Sommerwetter begleitet, wurde am 8. Juni 1913 die
Enthüllung des neu errichteten Kriegerdenkmals festlich begangen.
Programmgemäß trat der Thüler Kriegerverein mittags 12 Uhr an um
zunächst die Fahne, den Oberst und die Ehrendamen zum Kirchgang zu
geleiten. Ein noch regeres Leben entwickelte sich auf den Straßen, als die
auswärtigen Vereine eintrafen und große Scharen fremder Gäste sich in
unseren Ort ergossen. Nachdem sich der Festzug formierte, wurde
zunächst die Hauptperson des Festes, Herr Landrat Winkelmann, in
Empfang genommen und zum Denkmalplatz geleitet. Daselbst
angekommen, defilierten sämtliche Vereine mit ihren Fahnen unter den
Klänen des Yorkschen Avanciermarsches am Denkmalplatz vorbei und
nahmen Aufstellung auf der Landstraße dem Denkmal gegenüber. Die
Fähnriche mit ihren Fahnen stellten sich rings um das Denkmal herum, die
Ehrendamen gruppierten sich vor demselben und eine von ihnen, Frl.
Anna Fraune jetzt Frau Richter (Salzkotten), trug ein eigens zu dieser
Feier verfaßten wirkungsvollen Prolog anmutig vor. Nachdem “Der
Trompeter an der Katzbach” verklungen, hieß der Vorsitzende des
Thüler Kriegervereins, Herr Vorsteher Klocke, in seiner
Begrüßungsansprache alle herzlich willkommen, gedachte in
anerkennenden Worten derer, die sich um das Zustandekommen des
Denkmals bemüht und bat den Herrn Landrat, daß die Hülle fallen möge.
Nachdem diese Erlaubnis erteilt, sank die Hülle und im hellen
Sonnenschein stand das prächtige Denkmal vor aller Augen.
Von Herrn Bildhauer Spieker (Wiedenbrück) als ein Meisterwerk seines
Könnens ausgeführt, erhebt sich auf einem sehr geschmackvollen
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MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
Sandsteinsockel ein Infantrist des 16. Regiments im Sturmanzug, der die,
WEIT
der Hand des erschossenen Fähnrichs entfallene Fahne ergreift und hoch
ERE
emporhält. Auf der Vorderseite finden wir ein Relief Wilhelms I. Und auf
einer Granittafel stehen in Goldbuchstaben die Worte << Zur Erinnerung
an die glorreichen Feldzüge 1864, 1866, 1870/71>> Weitere
Granittafeln sind noch an den Seiten angebracht; mit den 5 Namen der
Gefallenen namlich:
Musk. Köhnhorn
Regt. 16
Musk. Fraune
Regt. 16
Musk. Reitemeier
Regt. 16
Musk. Lange
Regt. 16
Musk. König
Regt. 13
Und << Errichtet vom Krieger-Landwehr- und Reservistenverein Thüle
1913>>. In seiner kernigen Festrede wies der Herr Landrat auf die
Freiheitskriege hin, namentlich auf den letzten Krieg, erinnerte an die
Helden beider und ließ seine Worte ausklingen in ein dreimaliges Hurra
auf seine Majestät Wilhelm II. Nachdem der Veteran Konrad Figgemeier
einen Lorbeerkranz für die Gefallenen am Denkmal niedergelegt hatte,
wurde der Festzug durchs Dorf angetreten. In demselben bemerkten wir
gleich hinter der Musik die Mitglieder des Thüler Schützenvereins (40),
12 Ehrendamen, als Ehrengäste den Herrn Landrat, den Herrn Amtmann,
den Herrn Bildhauermeister, die Mitglieder der Gemeindevertretung und
andere, den Thüler Kriegerverein, die Brudervereine von
Upsprunge (14)
Boke (23)
Verne (36)
Herbram (4)
Scharmede (21)
Salzkotten (59)
Steinhausen (11)
Büren (4)
8
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Chronik 1894 - Sept. 1927
Auf dem Festplatze angekommen, den der Veteran Konrad Figgemeier
WEIT
uns für die Festtage unentgeltlich überlassen, wurde sogleich ein
ERE
schneidiger Parademarsch abgenommen. Die Polonaise führte und
dirigierte Herr Hotelier Franz Henzen (Salzkotten)
MEN:
5. Die Aufbringung der Kosten.
Das nackte Denkmal kostete 1250 Mark. Woher wir das Geld
genommen, das zeigt folgende Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben:
Einnahmen:
Aus einer Verlosung, deren Gewinne größtenteils
850,00 M
gestiftet waren
Zinsen dessen
Gesammelt vom Hauptlehrer an milden Gaben
Zinsen dessen
Entree zum Feste (Tanzkarte)
Versteigerung von Steinhäger
Pacht der Schänke
Von 49 Mitgliedern a 3,00 M
31,79 M
661,03 M
3,44 M
232,00 M
11,60 M
300,00 M
147,00 M
Sa 2236,86 M
Bei dieser Gelegenheit sei noch ein Schinken erwähnt, der nach
amerikanischer Art versteigert wurde und schließlich zu 48 M
losgeschlagen wurde.
Ausgaben:
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THE
Chronik 1894 - Sept. 1927
WEIT
ERE
Denkmal
Sonstige Ausgaben
Lorbeerkranz
Musik Verne
Musik Paderborn
Pulver
Schießen
Läuten
Getränke für die Läuter
Maurer Bentler
Gitteranstrich
Zelt leihen
Lohre laut Rechnung
1 Sack Zement
Getränke
Zement
Sa
E.
2236,86 M
A.
2151,62 M
Überschuß
1250,00 M
430,87 M
5,00 M
25,00 M
274,00 M
12,00 M
6,00 M
3,00 M
1,00 M
25,80 M
14,00 M
80,00 M
11,30 M
3,10 M
1,00 M
8,85 M
2151,62 M
85,24 M , der später durch gärtnerische Anlagen von
Krambrock (Salzkotten) noch überschritten wurde.
VII. Jahrhundertfeier 19. Oktober 1913
Das die Thüler patriotische Leute sind, auf die das Vaterland rechnen
kann, das bewies der heutige Abend der Jahrhundertfeier der Erhebung
Preußens. Auf Anregung des Hauptlehrers Hillker bewegte sich durch die
Straßen des Ortes ein imposanter Fackelzug zum Kriegerdenkmal an
dessen Spitze der Kriegerverein schritt. Die Verner Musikkapelle blies
dazu lustige Weisen. Am Denkmal angekommen, riefen uniformierte
Knaben durch den Vortrag passender Gedichte die große Zeit vor
hunder Jahren wach. Eine besondere Ehre war es für den Kriegerverein,
daß der neue Herr Pfarrer Schulte die Festrede übernommen hatte.
Ausgehend von Preußens Erniedrigung durch den Fanzosenkaiser
Napoleon Bonaparte, führte er besonders die heilige Begeisterung vor
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Chronik 1894 - Sept. 1927
Augen, die damals jeden Preußen durchglüht, dann den Freiheitskampf
WEIT
selbst, das gewaltige Ringen bei Leipzig und überleitend auf das deutsche
ERE
Kaisertum, geschmiedet 1871, brachte er das Kaiserhoch aus. Die Böller
erdröhnten, die Krieger präsentierten die Gewehre, die Volksmenge
schwenkte die Hüte und Hunderte von Stimmen riefen: „Heil Wilhelm
Dir.“
„Die großen Gottestaten,
Der Väter Werk und Wort,
Das sind der Zukunft Saaten,
Sie erben ewig fort.
Bei Leipzig, was gewonnen
Durch unsrer Väter Ruhm.
Es bleibt für alle Zeiten
Der Söhne Eigentum.“
VIII. Der Weltkrieg
Einen zweiten Meilenstein für den Verein bildete der Weltkrieg von 1914
- 1918. Er führte folgende Vereinsmitglieder ins Treffen:
11
THE
MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
WEIT
10
Eikel, Konrad
Tot 27.3.25
11
Wilmes, Johannes
12
Benteler, Heinrich 165
13
Fraune, Georg
gef. 23.8.14
THE
14
Recker, Bernhard
gef. 8.9.14
MEN:
15
Altenrichter, Klemens
16
Wichers, Joseph
17
Eikel, Heinrich
18
Wecker, Konrad
19
Küsterarent, Johannes
20
Grundmeier, Heinrich
21
Tüllmann, Heinrich
22
Kamp, Johannes
23
Menne, Johannes
24
Votsmeier, Joseph 131
25
Rump, Klemens
26
Tüllmann, Franz
27
Votsmeier, Heinrich 1
28
Fehring, Joseph
29
Sänger, Joseph
30
Wecker, Joseph
31
Berhorst, Johannes
32
Grundmeier, Bernhard
33
Dirks, Martin
ERE
EK II
EK II und
Landwehrdienstauszeichnung II
EK II
EK II
EK II
EK II
EK II
EK II
gef. 9.9.14
EK II
gef. 20.9.14
EK II
Gefangenschaft in
England
34
Votsmeier, Ferdinand 58
35
Grundmeier, Joseph 69
1
2
363
4
5
376
387
Rempe, Joseph 161
Schwerter, Georg
Wiechers,
Jodokus
Klocke, Bernhard
72
Jäger, Johannes 164
Klocke, Georg
Thomsmeier,
Heinrich
Sallen,
Georg
Küsterarend,
Konrad
Remmert,
Franz
tot
39
Tüllmann, Wilhelm
gef. 24.10.14
Ludwig, Fritz
gef. 17.5.15
40
8
Klocke, Heinrich 168
9
Rittmeister, Franz
EK II
Gefangenschaft in
England
EK II
tot
Gefangenschaft in
Frankreich
EK II
gef. 29.9.14
12
EK II
Gefangenschaft in
Rumänien
EK II und
Landwehrdienstauszeichnung II
Chronik 1894 - Sept. 1927
WEIT
ERE
THE
MEN:
IX. Kriegsteilnehmer die nach dem Weltkrieg dem Verein
beigetreten sind:
Stoffelns, Franz 20
EK II
Käuper, Theodor 109
EK II
Henke, Stephan
EK II
Gerdesmeier, Theodor
EK II
Gerdesmeier, Wilhelm
EK II u. Finnischer
Orden
Voßebürger, Wilhelm
EK II u.
Tapferkeitsdiplom
Obergassel, Konrad 95
EK II
Strunz, Heinrich
EK II
Berhorst, Stephan 77
EK II
Votsmeier, Heinrich 61
EK II
Jäger, Johannes 97
EK II
Klocke, Lorenz
EK II
Wigge, Stephan
EK II
Papenkort, Anton
EK II
Obergassel, Konrad 78
EK II
Fecke, Theodor
EK II
Sonntag, Heinrich 47
EK II
Fecke, Heinrich
EK II
Klocke, Heinrich 72
Käuper, Heinrich 18
EK II
Papenkort, Joseph 46
EK II
Küsterarent, Heinrich 10
EK II
Stoffelns, Joseph
Rempe, Martin
EK II
Sonntag, Heinrich 80
Brockmann, Joseph
13
Chronik 1894 - Sept. 1927
Freise, Heinrich
Wester, Franz
EK II
Dr. Figgemeier, Franz
EK II
WEIT
ERE
Benteler, Heinrich 126
THE
Berhorst, Joseph 6
Sandheinrich, Heinrich
EK II
Epping, Karl
Sonntag, Bernhard
Hupe, Heinrich
Schonlau, Martin
Eikel, Theodor 27
EK II
Käuper, Johannes 18
Votsmeier, Bernhard
EK II
Rump, Konrad
Syring, Joseph
X. Kriegerheimkehr
Ein dritter Merkstein ist die Krieger-Heimkehrfeier am 21. Juni 1920, dem zweiten Kriegerfesttage. Sie gestaltete sich zu einer großartigen
Kundgebung für die Heimkehrer. Sie wurden unter Vorantritt der
Musikkapelle zum Zelt geleitet. Auch die Schulkinder waren in dem
imposanten Festzuge. Auf der Festwiese angekommen, wurden zunächst
diejenigen Mitglieder des Kriegervereins,die mit dem Verein das silberne
Jubiläum ihrer Zugehörigkeit feiern konnten dekoriert. Es waren 14
Mann.
1. Joseph Lohre
8. Heinrich Klocke sen.
2. Georg Schwerter
9. Heinrich Gerdesmeier
3. Jodokus Wiechers
10. Klemens Rittmeister
4. Joseph Rempe
11. Franz Syring
5. Konrad Rempe 129
12. Johannes Altenrichter
6. Martin Käuper
13. Joseph Papenkort 19
7. Konrad Wulf
14. Johannes Fraune
Der Orden trägt die Inschrift: Für Treue im Verein und die Zahl 25. Des
weiteren hielt der Herr Pfarrer die Begrüßungsansprache an die
Heimkehrer. Zwei der Schule entlassene Mädchen boten
14
MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
Willkommensgrüße. Fünf Schulknaben der ersten Knabenklasse
WEIT
deklamierten Gedichte. Sie alle ernteten reichen Beifall. Nach dem
ERE
Gedicht: Denkmalsgedanken, das sich auf die Nichtwiedergekommenen
bezog, blies die Musik den tiefernsten Choral: Jesus meine Zufersicht,
wobei fast kein Auge trocken blieb. Kaffee und Kuchen bildeten den
Schluß der Feier. Vom Verein wurden Kränze niedergelegt durch die
Mitglieder Heinrich Thonsmeier und Wilhelm Vossebürger. Bei
Gelegenheit des 50jährigen Gedächtnisses des Krieges mit Frankreich
1870/71 erhielten die Veteranen Heinrich Klocke sen. Und Joseph
Papenkort 19 einen Orden mit der Zahl 50.
XI. Heldentafel am Denkmal
Ein letzer Merkstein - wir wollen nicht sagen der letzte - ist die
Anbringung und Enthüllung der Heldentafel am Denkmal. Die
Zeitumstände brachten es mit sich, daß diese erst am 18. Juni 1921
enthüllt werden konnte. Nach Vortrag eines Chorals seitens der Musizi
fiel die Hülle. Die ansehnliche Tafel zeigte sich der Menge. Es folgte die
Gedächtnisrede des Ortspfarrers und nachdem noch zwei Kränze
niedergelegt wurden durch die Mitglieder Zranz Remmert und Stephan
Schröder, sang die Volksmenge: Ich hatt’ einen Kameraden und
Deutschland über alles. Sodann trat der Kriegerverein seinen Marsch zum
Zelt an, um das Tanzbein zu schwingen. Die Marmortafel kostete 500 M,
jeder vergoldete Buchstabe 2 M; es sind 700 Buchstaben daran = 1400
M + 500 = 1900 M, wozu noch die Kosten des Anbringens und
Reisekosten für Spieker 31 M und die Reinigungskosten 200 M des
Denkmals zu zählen sind, also in Summe 2131 M. Diese hohe Summe
erklärt sich durch die Inflationszeit.
Den Heldentot starben im Weltkriege:
# 1914 #
# 1915 #
15
THE
MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
Georg Fraune
Heinrich Küsterarent
Konrad Grundmeier
Kaspar Grundmeier
Bernhard Recker
Fritz Ludwig
Joseph Sänger
Johannes Berhorst
Bernhard Berhorst
Theodor Uphus
THE
Franz Grundmeier
Joseph Jäger
MEN:
Wilhelm Tüllmann
Klemens Gangfuß
# 1916 #
# 1917 #
Franz Nelle
Fritz Remmert
Johannes Schulte
Theodor Engelmeier
Joseph Küsterarent
Stephan Rempe
Theodor Käuper
Konrad Stupeler
Franz Syring
Heinrich Niggemeier
Konrad Kalberg
Johannes Sonntag
Georg Thomsmeier
# 1918 #
# Vermißt #
Joseph Obergassel
Martin Fraune
Joseph Reineke
Stephan Thomsmeier
Johannes Grundmeier
Franz Haase
Franz von Ketteler
Bernhard Tüllmann
Johannes Schrewe
Anton Votsmeier
Anton Nelle
Georg Votsmeier
Georg Benteler
Ferdinand Klockenkemper
Joseph Remmert
# Gestorben #
Philipp Figgemeier
Am 20. Oktober 1921 stand unsere schöne Fahne in größter Gefahr. An
diesem Tage schlug der Blitz in das Haus unseres Oberst und äscherte es
vollständig ein. Die Fahne aber war glücklicherweise gerettet.
XII. Neue Männer.
Im Jahr 1924 traten neue Männer an die Spitze des Vereins. Aus freier
Wahl und in voller Einigkeit gingen für den Vorstand hervor:
Heinrich Klocke jun., Vorsitzender
16
WEIT
ERE
Chronik 1894 - Sept. 1927
Theodor Käuper,
Kassierer
WEIT
Franz Remmert,
Schriftführer
ERE
Konrad Rempe,
Stellvertreter
Konrad Obergassel,
Fähnrich
THE
MEN:
Heinrich Gerdesmeier, Hauptmann und Kommandeur wurde
wiedergewählt. Ein besonderes Zeichen seiner Brauchbarkeit.
XIII. Übergabe des Denkmals an die Gemeinde.
Ein schöner Tag war es, der Dreifaltigkeitssonntag 1924, an dem Thüle
sein Kriegerfest feierte. Nach der Andacht bewegte sich ein stattlicher
Zug zum Denkmal, das prächtig geschmückt, jeden Anwesenden
anheimelte.Dort fand die Übergabe des Denkmals an die Gemeinde statt
durch die Rede des Oberst vom Verein und Gegenrede des Vorstehers
der Gemeinde. Die Gedächtnisrede auf die gefallenen Helden hielt der
Ortspfarrer. In manches Auge stahl sich eine Träne und als er erhobenen
Blickes schloß, wurden unter Salven und dem Gesang: Ich hatt’ einen
Kameraden zwei prächtige Kränze am Denkmal niedergelegt durch die
beiden Kriegsveteranen Heinrich Klocke und Joseph Papenkort. „Ein
treues Volk vergißt seine Toten nicht.“ - An diesen Festtagen konnten
wiederum 11 Mittglieder auf ihre silberne Zugehörigkeit zum Verein
zurückblicken.
Klocke, Georg
Menne, Georg
Sallen, Georg
Schröder Stephan
Klocke, Heinrich
Remmert, Franz
Syring, Bernhard
Rittmeister, Franz
Eickel, Konrad
17
Chronik 1894 - Sept. 1927
Bergschneider, Heinrich
WEIT
Wilmes, Johannes
ERE
THE
MEN:
XIV. Vereinsstärke 1925.
Ehrenvorsitzender des Verins ist Herr Heinrich Klocke sen.
Ehrenmitglieder zählt der Verein zwei: Hauptlehrer Hillker und Landwirt
Philipp Figgemeier. Der Schuhmacher Joseph Papenkort 19 wurde in der
Sitzung am 10. Mai 1925 zum Ehrenfähnrich ernannt. Derzeit hat der
Verein eine Mannschaftsstärke von 73 Mann. Von diesen sind mit dem
Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichnet 36 Mann, mit dem Eisernen
Kreuz erster Klasse 1 Mann, mit der Landwehrdienstauszeichnung
zweiter Klasse 2 Mann.
Die Erinnerungsmedaille, die Finnische Freiheitsmedaille sowie das
Tapferkeitsdiplom sind einmal in unseren Reihen vertreten. Herr Heinrich
Klocke sen. Und Herr Hauptlehrer Hillker besitzen das Verdienstkreuz
für Kriegshilfe.
1925
Photographische Aufnahme. Die letzte Aufnahme des Kriegervereins fand
statt im Jahre 1901. Da inzwischen beinahe ein Vierteljahrhundert
verstrichen, so war der allgemeine Wunsch nach einer Neuaufnahme.
Diese wurde gemacht duch den Photographen Wilhelm Köppelmann,
Paderborn, Leostraße 41, am 28. Juni 1925. Der Kriegerverein nahm
Aufstellung vor dem Kriegerdenkmal. Vielen Mitgliedern sagte nachher
der Hintergrund nicht zu und deshalb gab es eine zweit Aufnahme im
Kettelerschen Garten am 12 Juli 1925. Die Probebilder wurden zur
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Chronik 1894 - Sept. 1927
Schau ausgelegt. Es entschieden sich für die erste Aufnahme 33
WEIT
Mitglieder, für die zweite 24 = 57, a Bild 4,- M. Ein großes Bild für den
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Verein insgesamt stiftete Herr Köppelmann gratis.
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MEN:
Nach Upsprunge.
Am 16. August 1925 fand in Upsprunge die Enthüllung des
Kriegerdenkmals statt. Da unser Verein zu dieser Feierlichkeit geladen
war, so fuhren 22 Mitglieder auf bekränztem Leiterwagen dorthin und
wurden mit allen Ehren in Upsprunge empfangen. Im Festzuge hatten wir
Platz 6 und langten abends zwischen 10 und 11 in fideler Stimmung
wohlbehalten hier wieder an.
Nach Verne.
Am 20. September 1925 war in Verne die gleiche Feier. Auch dieser
Einladung folgte unser Verein und 25 Mann trafen mit der Thüler
Musikkapelle zur festgesetzten Zeit in Verne ein. Im Festzug hatten wir
den 9. Platz. Bei Frohsinn und allgemeiner Kameradschaft verliefen die
feucht - fröhlichen Stunden nur zu schnell und abends
7 Uhr waren wir wieder bei Mutteren.
1926
XV. Silbernes Ortsjubiläum des Herrn Hauptlehrers Hillker.
Am 1. Juni 1926 beging unser Ehrenmitglied Herr Hauptlehrer Hillker
sein silbernes Ortsjubiläum. Der Kriegerverein ließ es sich nicht nehmen
denselben am Vorabend des Festtages aufs wärmste zu
beglückwünschen. Er maschierte an der Spitze sämtlicher Vereine zum
Ständchen auf dem Schulhofe. Als Sprecher des Vereins fungierte unser
Oberst Herr Postschaffner Heinrich Klocke. Er brachte in beredten
Worten dem Jubilar für uns alle die herzlichsten und aufrichtigsten Glück 19
Chronik 1894 - Sept. 1927
und Segenswünsche dar. Die Fahne wurde gesenkt, die Musik setzte ein,
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die Böller erdröhnten, kurz, es war ein Schauspiel für Engel und
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Menschen, Auf dem Rückmarsch zum Vereinslokal hielt eine fidele
Stimmung die Mitglieder noch lange zusammen. Am Festtage selbst war
unser Oberst vom Herrn Jubilar zum Festtagskaffee geladen, der in
animiertester Stimmung in großer Gesellschaft verlief.
Kriegerfest 1926
Am 20. Und 21. Juni beging unser Verein sein diesjähriges Vereinsfest.
Die Mitglieder mußten wohl Liebkind beim Wettergott sein, denn waren
alle Feste in der Runde verregnet, so hatte unser Verein das herrlichste
Sommerwetter. Deshalb konnte es nicht wunder nehmen, daß die beste
Feststimmung herrschte und der Zustrom von Gästen ein großer war.
Nachdem um halbzwei in der Kirche eine Andacht für die gefallenen
Krieger gehalten, ging der Festzug vom Denkmal aus. Als der Choral
verklungen: „Wie sie so sanft ruhen,“ bestieg unser Vereinsmitglied,
Tierarzt Herr Dr. Joh. Figgemeier das Podium und hielt eine herzliche und
zu Herzen gehende Gedächtnisrede auf die Gefallenen. Das Denkmal
selbst prangte im schönsten Schmuck von Wimpeln und kleinen Fähnchen
in den preußischen Farben. Unter dem lied vom „guten Kameraden“
wurden zwei Kränze am Denkmal niedergelegt durch die Kameraden
Georg Schwerter und Franz Remmert. Ein flotter Marsch und nun gings
zur Parade auf Vierfuß Wiese. Bald kam das Tanzbein zu seinem Rechte.
Am zweiten Tage wurden nach dem Amt in der Kirche die üblichen
musikalischen Ständchen gebracht. Auch die Lehrpersonen wurden durch
ein solches geehrt.
Nach Holsen
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MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
Am 18.Juli war das Kriegerfest und die Enthüllung des Denkmals in
WEIT
Holsen. Auf Einladung nahmen etwa 25 Mann vom hiesigen
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Kriegerverein daran teil. Im Festzug hatten wir mit unseren Tambouren
und Pfeifern den 7. Platz.
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MEN:
Veteranenehrung
Der alte Vorsteher im Ruhestand und Kriegsveteran Heinrich Klocke
konnte am 24. Oktober 1926 seinen 85. Geburtstag feiern. Der
Kriegerverein ließ es sich nicht nehmen, seinen alten Oberst durch ein
Ständchen zu ehren. In voller Uniform mit Orden und Ehrenzeichen
angetan, die Musikkapelle voran, einen flotten Marsch blasend, gings
gegen 5 Uhr nachmittags zur Wohnung des Gefeierten. Dort
angekommen, setzte der Gesangverein mit einem 4stimmigen „Hoch“ ein,
worauf das Lied: „Gott grüße Dich“ folgte. Der Ortspfarrer entrollte in
längerer Rede ein Lebensbild des alten Herren und brachte die
Glückwünsche des Vereins und der Gemeinde dar. Das ausgebrachte
„Hoch“ auf das Geburtstagskind fand begeisterten Widerhall. Die kleinen
Enkelinnen deklamierten entsprechende Festgedichte und überreichten
ihrem lieben Großpapa Kränze der schönsten Herbstblumen. Nachdem
Kamerad Rittmeister, der jetzige Gemeindevorsteher,
Anerkennungsschreiben des Herrn Amtmanns und der Kreisverwaltung
verlesen, worin Herrn Klocke der wärmsta Dank für seine amtliche
Tätigkeit ausgesprochen wurde, trug der Gesangverein das Lied vor:
„Das ist der Tag des Herrn.“ Als Angebinde überreichte der
Kriegerverein eine Flasche Cognak und eine Flasche Wein. Sichtlich
gerührt dankte der edle Greis, indem er jedem Einzelnen die Hand
reichte, als sei es ein Abschied vom Leben, für alle Liebe und Ehrung. Die
Musik setzte ein und unter dem Liede vom guten Kameraden gings dem
Vereinslokale zu.
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Chronik 1894 - Sept. 1927
WEIT
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Trauerkundgebung.
Am Buß- und Bettag hatte der Kriegerverein Kirchgang. In der
Pfarrkirche fand um 8 Uhr für die Gefallenen des Weltkrieges das
höheren Orts vorgeschriebene Requiem statt. Die Fahnendeputation
nahm mit schwarzumflorter Fahne vor der Kommunionbank Aufstellung.
Beim Denkmal war sodann eine Trauerkundgebung, bestehend im
Abspielen einiger Choräle und Niederlegung zweier Kränze am Denkmal
durch die Kameraden Papenkort und Rittmeister unter dem bekannten
Liede vom guten Kameraden. „Ein treues Volk vergißt seine Toten nicht.“
1927
Veteranenehrung.
Unserm allbeliebten Kameraden Joseph Papenkort wurde am
Fronleichnamstage bei Gelegenheit seines 80. Geburtstages eine seltene
Ehre zuteil. Der Kriegerverein brachte ihm ein musikalisches
Abendständchen. Der Festredner zeichnete Papenkort als einen guten
Patrioten und frommen Christen. Seit Gründung des Kriegervereins 1894
ist Papenkort dessen Mitglied. Als dem Verein gestattet wurde, eine
Fahne zu führen, trug Papenkort nach erfolgter Weihe zum ersten Mal
das neue Vereinsabzeichen. 1925 wurde er Ehrenfähnrich des Vereins.
Sein Hauptverdienst ist aber seine Teilnahme an dem glorreichen
Feldzuge 1870/71.
„Der tapf’re Thüler forcht sich nit,
Ging seines Weges Schritt vor Schritt,“
Daher schmückenseine Brust viele Orden. Verwundet wurde er nicht, er
hatte die Tarnkappe mitgenommen. Jeden Morgen wohnt er der hl.
Messe bei. Und bei Prozessionen stellt er die Kraft seiner Lungen in den
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MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
kirchlichen Dienst. Gesang ist nun einmal sein Leben.
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Glückwunschdepeschen waren eingelaufen vom Herrn Landrat, Herrn
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Amtmann und dem Kreiskriegerverband. Als Medizin für sein ferneres
Wohlergehen überreichte ihm der Verein zwei Flaschen Kognak. Möge
es dem biederen Alten vergönnt sein, sich noch viele Jahre in Gesundheit
und Kraft seines Lebens zu freuen. Das ist der Wunsch des
Kriegervereins.
Veteranenbegräbnis.
Von dem Turme schwer und bang
Tönt die Glocke - Grabgesang.
Ernst begleiten ihre Trauerschläge einen Wanderer auf dem letzten Wege.
Wer war dieser Wanderer? Unser Ehrenoberst, Kamerad und
Kriegsvetran Heinrich Klocke 85jährig. Im stattlichen Trauerzuge
fungierte der Kriegerverein an erster Stelle mit schwarzumflorter Fahne.
Ein Krieger trug die Orden
und Ehrenzeichen des
Verstorbenen. Krieger
führten seine sterblichen
Reste zu Grabe und
bestatteten sie unter
Kirchhofslinden. Krieger
gaben ihm die üblichen
Grabsalven. Krieger
widmeten ihm
nebenstehenden Nachruf:
Abschied.
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MEN:
Chronik 1894 - Sept. 1927
Nach 44jähriger Schultätigkeit, davon 26 Jahre in Thüle, sage ich allen
WEIT
Mitgliedern des Kriegervereins ein herzliches „Lebewohl!“
ERE
Thüle, den 12. September 1927.
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Hauptlehrer Georg Hillker
MEN:
Ehrenmitglied.
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