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Drs. Kanitz, Stettmeier, Laubenbacher
Dienerstr. 12, 80331 München, Tel.: 089 / 222 771
Jod und Schilddrüse
Grundsätzliches zu Jod
Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, welches für den körpereigenen Aufbau von Schilddrüsenhormonen benötigt
wird. Aufgrund ungünstiger, geologischer Bedingungen ist nahezu komplett Deutschland ein Jodmangelgebiet, da durch das
Abschmelzen der Gletscher nach der letzten Eiszeit Jod aus den Böden ausgewaschen wurde. Durch die niedrige Konzentration von Jod im Boden sind auch alle heimischen pflanzlichen und tierischen Lebensmittel jodarm. Lediglich in Meeresfischen
und Meeresfrüchten sind nennenswerte Mengen an Jod vorhanden (s. Tabelle Jodgehalt von Nahrungsmitteln).
Folgen des Jodmangels
Jod ist der Hauptbestandteil von Schilddrüsenhormonen und wird für deren Produktion unbedingt benötigt. Ein Jodmangel führt
daher in erster Linie zu einer Vergrößerung der Schilddrüse und im weiteren Verlauf dann auch zur Bildung von Schilddrüsenknoten. Die Produktion von Schilddrüsenhormonen wird aber auch bei starken Vergrößerungen aufrechterhalten, bzw. die Funktion der Schilddrüse ist lange Zeit trotz eines Kropfes oft normal (es besteht also zunächst keine Über- oder Unterfunktion). Ausnahme hiervon ist ein massiver Jodmangel, der zu einer Unterfunktion führt, aber erfreulicherweise nur noch sehr selten vorkommt. Bei diesem extremen Jodmangel kann insbesondere eine Leibesfrucht Fötus irreparabel an Nerven, Gehirn und Skelett
geschädigt werden („Kretinismus“).
Häufigkeit des Jodmangels in der Bundesrepublik Deutschland
In einer kürzlichen Studie (Papillon-Studie) wurden knapp 100.000 Erwachsene untersucht, bei denen bis dato keine Schilddrüsenerkrankung bekannt war. Die Ergebnisse waren erschreckend:
- jeder dritte, erwachsene Bundesbürger hat krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse, von denen er bisher nichts wusste
- jeder vierte, erwachsene Bundesbürger hat Knoten in der Schilddrüse
- jeder zweite Bundesbürger über 45 Jahren ist bereits an der Schilddrüse erkrankt
- Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen
Folgen: Ca. 100.000 Kropfoperationen und 60.000 Radiojodtherapien pro Jahr in der BRD.
Besonders betroffen sind auch Klein- und Schulkinder; man schätzt, dass ca. 50 % der 13-Jährigen bereits eine vergrößerte
Schilddrüse aufweisen und ca. 1 % der Neugeborenen mit einem Kropf auf die Welt kommen.
Wie kann man Jodmangel ausgleichen?
Achtung: dieser Teil ist nur gültig für den prophylaktischen (vorbeugenden) Ausgleich des Jodmangels; falls bereits eine Schilddrüsenvergrößerung und/oder Knoten vorliegen, sind andere Vorgehensweisen erforderlich!
Grundsätzlich sollte jodiertes Speisesalz verwendet werden. Es enthält zwischen 15 und 25 mg Jod pro kg Salz. Die durchschnittliche Salzaufnahme eines Erwachsenen beträgt ca. 5 g pro Tag, was zu einer zusätzlichen Jodaufnahme über jodiertes
Salz von etwa 100 µg tgl. führt. Allerdings beziehen sich die 5 g Salzaufnahme pro Tag auf die gesamte Aufnahme, die auch
Salz aus gekauften Lebensmitteln (Brot, Wurst, etc.) und Fertiggerichten beinhaltet. Alleiniges Zusalzen am heimischen Esstisch reicht damit nicht, da die Verwendung von jodiertem Speisesalz in der industriellen Nahrungsherstellern zwar empfohlen
wird; dies aber gesetzlich nicht vorgeschrieben ist. Auch sollte wegen der Gefahr einer Begünstigung von Bluthochdruck allgemein die Salzaufnahme begrenzt werden. Über jodiertes Salz alleine ist damit noch keine ausreichende Jodversorgung gewährleistet und es empfiehlt sich zusätzlich mindestens zweimal pro Woche frischer Meeresfisch (s.a. Tabelle).
Kann zuviel Jod schädlich sein?
Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, d.h. eine echte Jodallergie gibt es nicht. Unter diesem Begriff werden fälschlicherweise Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen zusammengefasst, welche mit einer echten Allergie nichts zu tun haben:
Kontrastmittelallergie: bei Anwendung von Röntgen-Kontrastmitteln kann es zu Allergien bis hin zu Schockzuständen kommen; dies sind echte Allergien, welche aber nicht durch das Jod, sondern durch die Begleitstoffe verursacht werden.
Jod bei Überfunktion: Sowohl bei einer Autonomie („heiße Knoten“) wie auch bei einer Autoimmunhyperthyreose (M. Basedow) kann Jod in hohen Mengen zu einer Verschlechterung der Überfunktion führen. Hohe Mengen an Jod (Jod-Tabletten,
Röntgen-Kontrastmittel) sind daher verboten oder nur nach vorheriger Blockade der Jodaufnahme möglich.
Jod bei Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto): inwieweit Jod in hohen Mengen bei bereits prädisponierten Personen eine Autoimmunthyreoiditis auslösen bzw. bei vorbestehender Autoimmunthyreoiditis diese verschlechtern kann, ist umstritten. Herkömmliche Mengen an Jod in der Nahrung sind jedoch nicht bedenklich; lediglich Jodzufuhr in Tablettenform sollte vermieden
werden (Ausnahme: Schwangere und Stillende).
Jodakne: Jodakne ist eine Erkrankung, welche bei längerer Einnahme von extrem hohen Mengen an Jod auftreten kann; außer
bei bestimmten Arbeitsplätzen in der chemischen Industrie oder bei bestimmten Medikamenten (z.B. gehäufter Einsatz jodhaltiger Kontrastmittel; bestimmte Medikamente zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Amiodarone, Cordarex)) können
solche Dosen von der Normalbevölkerung üblicherweise nicht erreicht werden.
© by C. Laubenbacher
Empfohlene, tägliche Jodzufuhr
Jodgehalt von Lebensmitteln
in Abhängigkeit vom Alter / Lebensumstände
Referenzwerte der DGE
(Dt. Gesellschaft für Ernährung)
Alter
µg/Tag
Säuglinge
0 bis unter 4 Monate
4 bis unter 12 Monate
40
80
Kinder
1 bis unter 4 Jahre
4 bis unter 7 Jahre
7 bis unter 10 Jahre
10 bis unter 13 Jahre
13 bis unter 15 Jahre
100
120
140
180
200
Jugendliche u. Erwachsene
15 bis unter 19 Jahre
19 bis unter 25 Jahre
25 bis unter 51 Jahre
51 bis unter 65 Jahre
65 Jahre und älter
200
200
200
180
180
Schwangere
230
Stillende
260
Meeresfisch:
Schellfisch
Kabeljau
Miesmuschel
Garnelen
Auster
Scholle
Heilbutt
Thunfisch
Hering
Lachs
Jod
pro 100g
essbarem Anteil
erforderliche, tgl.
Verzehrmenge
für 200 µg Jod
(Bedarf eines Erwachsenen)
in µg
in g
243
170
130
130
58
53
52
50
39
34
82
118
154
154
340
378
380
400
512
588
4
4
4
2
5.000
5.000
5.000
10.000
Getreide:
Roggenbrot
Haferflocken
Weißbrot
Reis
8,5
5,9
5,8
2,2
2.352
3.390
3.448
9.090
Gemüse / Eier:
Spinat
Radieschen
Gurke
Kartoffel
Hühnerei
12
8
1,9
1,5
9,8
1.666
2.500
10.526
13.332
2.040
Obst:
Apfel
Birne
Kirsche
1,1
1
0,9
18.180
20.000
22.222
10,7
3,3
1.870
6.060
Milch (-produkte)
Muttermilch
Kuhmilch
Kondensmilch
Edamer Käse
Joghurt
Speisequark
Butter
6,3
3,3
6,7
4
3,5
3,4
2,9
3.174
6.060
2.986
5.000
5.714
5.882
6.896
Fleisch:
Rindfleisch
Schweinefleisch
Kalbfleisch
6,8
5,2
2,8
2.942
3.846
7.142
Süßwasserfisch:
Flussbarsch
Aal
Forelle
Karpfen
Getränke:
Tee (schwarz)
Kaffee (geröstet)
© by C. Laubenbacher