the royal wind music
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the royal wind music
PROGRAMM FRANCISCO GUERRERO (1528 - 1599) SURGE PROPERA, AMICA MEA Motetta Francisci Guerreri ..., Venice, 1570 AMBROSIO COTES (1550 - 1603) DE VIRGINIBUS: I CANCIÓN IV Granada, Capilla Real, Archivo de Música, MS. s.s. FRANCISCO GUERRERO (1528 - 1599) AVE VIRGO SANCTISSIMA Liber primus missarum, Paris, 1566 FRANCISCO CORREA DE ARAUXO GLOSADA LXVI Síguese La Canción de T. Crequilion llamada: Gaybergier (c1575 - 1654) Libro de Tientos ..., Alcalá, 1626 HERNANDO DE CABEZON (1541 - 1602) SUSANA UN JUR Glossada de Hernando de Cabeçon Obras de Musica para Tecla, Arpa y Vihuela, Madrid, 1578, fol. 148 ANTONIO DE CABEZON (1510 - 1566) TIENTO V Libro de cifra nueva para tecla, harpa, y vihuela, Alcalá de Henares, 1557 JUAN DE CABEZON (1519 - 1566) TIENTO LXXIV Pues à mi, desconsolado tantos males me rodean. J. de Cabezón Obras de Musica para Tecla, Arpa y Vihuela, Madrid, 1578 FRANCISCO PERAZA (1564 - 1598) [TIENTO] MEDIO REGISTRO ALTO DE PRIMER TONO El Escorial, Real Monasterio de S Lorenzo, Ms 1. JUAN DEL ENCINA (1468 - 1529) TRISTE ESPAÑA SIN VENTURA Cancionero de Palacio, Biblioteca Real, Madrid, MS II - 1335 MATEO FLECHA, EL JOVEN (1530 - 1604) AY QUE BINO EN TIERRA ESTRAÑA Las ensaladas de Flecha ..., Prague, 1581, Incomplete copy in E-Bbc ANONYMOUS (Spanisch, 16. Jahrhundert) CINCO DIFERENCIAS SOBRE LAS VACAS de Henestrosa, Libro de cifra nueva ..., Alcala de Henares, 1557 JUAN ARAÑES (? - c1649) UN SARAO DE LA CHACONA Libro segundo de tonos y villancicos, Roma, 1624 JOSQUIN DESPREZ (c1440 - 1521) MILLE REGRETZ, DE VOUS ABANDONNER Vingt et sept chansons musicales a quatre parties, Paris, 1533 CRISTOBAL DE MORALES (c1500 - 1553) AGNUS DEI DE LA MISA 'MILLE REGRETZ' Missarum Liber Primus, Roma, 1544, f.123v - 126v THE ROYAL WIND MUSIC geleitet von PAUL LEENHOUTS Petri Arvo / Alana Blackburn / Stephanie Brandt / Ruth Dyson / Eva Gemeinhardt / Arwieke Glas Hester Groenleer / Matthijs Lunenburg / Marco Paulo Alves Magalhâes / María Martínez Ayerza / Belén Nieto Galán / Filipa Margarida da Silveira Pereira / Anna Stegmann: Renaissance-blockflöten THE ROYAL WIND MUSIC Das Consort “The Royal Wind Music” wurde im Juni 1997 von Paul Leenhouts gegründet. Die Mitglieder stammen aus Deutschland, England, Australien, Spanien, Portugal, Finland und den Niederlanden und studierten alle am Conservatorium van Amsterdam. Das Consort, ein Doppelsextett gebildet aus Renaissanceblockflöten, spezialisiert sich auf englische, deutsche, spanische und italienische Instrumentalmusik aus der Periode von 1500 bis 1650. Das einzigartige Repertoire bietet eine reiche Auswahl an drei- bis sechsstimmiger Ensemblemusik aus der Hand der besten Komponisten dieses “Goldenen Zeitalters der Kammermusik”. Unter diesen befinden sich William Brade, Thomas Tallis, William Byrd, Robert Parsons, John Dowland, Anthony Holborne, u.a. Das Ensemble trat mehrfach in den Niederlanden, Deutschland, Irland, England, Spanien, Portugal, Österreich und USA auf und erhielt einhelliges Lob für seine Präzision, Ausdrucksstärke und Spritzigkeit. Das Ensemble trat u.a. auf beim Early Music Festival “From Distant Lands” in der Queen Elizabeth Hall in London, im Concertgebouw Amsterdam und in der Basílica del Monasterio de El Escorial. 2006 wurde das Ensemble beim “Vriendenkrans”-Wettbewerb des Concertgebouws Amsterdam mit dem “Noorderkerk”-Preis ausgezeichnet. Schon am Beginn des 16. Jahrhunderts spielte die Blockflöte eine wichtige Rolle im Musikleben an verschiedenen europäischen Höfen. Eine englische Chronik von 1510 beschreibt Heinrich VIII “exercising himself daily in shooting, singing, dancing, wrestling, playing at the recorders, flute, virginals, and in setting of songs and making of ballads”. Eine Etui mit sieben Blockflöten aus Walnussholz aus der königlichen Instrumentensammlung wurde 1542 für den persönlichen Gebrauch seiner königlichen Majestät bestimmt. Anlässlich der Beerdigung von Königin Elizabeth 1603 tauchen sieben Blockflötisten in der Lohnliste der Musiker auf. Heinrich VIII brachte die italienische Praxis in Mode, komplette Consorts oder Instrumentenfamilien zu besitzen. Im Jahre 1540 stellte er fünf Mitglieder der venezianischen Bassano-Familie ein und ernannte damit die “Brüder in der Wissenschaft oder Kunst der Musik" zu "the King's Minstrels". Diese außergewöhnliche italienische Bläserfamilie gründete ein Blockflöten-Consort, das 90 Jahre lang am englischen Hof bestehen bleiben sollte! Als Instrumentenbauer war ihr Ruhm über ganz Europa verbreitet: Einer der berühmtesten Blockflötensätze, wahrscheinlich von Anthony Bassano II angefertigt, ist in Marin Mersenne's Harmonie Universelle abgebildet. In seinem 1636 erschienen Buch beschreibt Mersenne, daß die drei im 16. Jhdt. üblichen Größen von Blockflöten (g-Alt, Tenor & Bass) "das kleine Register bilden, wie jene, die folgen, das große Register ausmachen, aber sie können auch alle gemeinsam gespielt werden, wie das große und kleine Register von Orgeln". Ähnliche Informationen finden wir in Michael Praetorius' Enzyklopädie Syntagma Musicum II aus dem Jahre 1619. Praetorius erwähnt acht verschiedene Blockflötengrößen und ein komplettes "Stimmwerck" von einundzwanzig Blockflöten, das in Venedig um "80 Thaler erstanden” werden konnte. Die “Royal Wind”- Musiker spielen auf Consort-Instrumenten, die von Adriana Breukink nach Vorbildern authentischer Modelle der historischen Instrumentenbauerfamilie Bassano rekonstruiert wurden. Diese Instrumente werden im Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt. Die Sammlung der “Royal Wind Music” umfasst Renaissance-Blockflöten vom 15cm kurzen Sopranino bis zum Subkontrabass von drei Metern Länge. Dieses außergewöhnliche, kürzlich nach Renaissanceprinzipien entworfene Modell enstand in Zusammenarbeit von Winfried Hackl, Paul Leenhouts und Adriana Breukink. Speziell für das Repertoire der Früh-Renaissance fertigte Adrian Brown ein Set von Virdung-Blockflöten in Kammerton A=512 an. DEL CANTO FIGURADO: PROGRAMMERLÄUTERUNGEN Die Musik der iberischen Halbinsel genoss im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts eine derartige Popularität, dass sie in Ländern wie Italien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, England und sogar Mexiko vielfach publiziert und aufgeführt wurde. Die Stadt Madrid bildete das Zentrum musikalischer Aktivität in Spanien, obwohl sie nicht das Alleinrecht dafür beanspruchen konnte. Die "Capilla Real" bestand aus 30 bis 40 Musikern. Neben Sängern und Komponisten gab es dort zahlreiche Instrumentalisten, die Orgel, Harfe, Gambe und verschiedene Blasinstrumente spielten. Die Kapelle versorgte den Hof während aller wichtigen Feierlichkeiten mit der entsprechenden Musik. Als Kaiser Karl 1517 zum ersten Mal Spanien besuchte, nahm er seine eigene Hofkapelle mit. Diese bestand hauptsächlich aus flämischen Sängern, die für die Ausführung von Messen und Motetten verantwortlich waren. Am Hof waren diese Musiker für die Ausführung geistlicher Musik bestimmt, die spanischen Musiker übernahmen den Bereich der Instrumentalmusik. Ausserhalb von Madrid bestanden weitere capillas in Klöstern und Kathedralen, darunter in Städten wie Valladolid, Segovia, Burgos, Palencia, El Escorial, Barcelona, Valencia und Sevilla. Die meisten spanischen, portugiesischen und anverwandten Kirchen beschäftigten eine beträchtliche Anzahl von Instrumentalisten zur musikalischen Umrahmung der Liturgie. Neben ein oder zwei Organisten gab es viele virtuose Musiker, die Harfe, Blockflöte, Schalmei, Posaune, Fagott und Schlagwerk spielten. Genau diese Instrumente verdoppelten oder ersetzten gewöhnlich die Stimmen des Chores während der Gottesdienste. Die Privatkapellen des Königs, der königlichen Familie und des hohen Adels hatten einen kleineren Umfang und es wurden eher sanftere Instrumente wie Harfe, Vihuela, Blockflöte und Gambe eingesetzt. Karl V. selbst genoss eine sehr gute musikalische Ausbildung und seine Liebe für diese Kunst hatte grossen Einfluss auf andere Fürstenhäuser und einflussreiche Personen. So standen berühmte Vihuela-Spieler wie Luys Milan, Alonso Mudarra und Luys de Narvaez im Dienst der Herzöge von Kalabrien und Infantado und sogar beim Sekretär Karls V. Francisco de los Cobos. Milan, der neben vielfältigen kulturellen Engagement auch die Vihuela spielte, schrieb 1536 das "Libro de musica de vihuela de mano intitulado El Maestro" (Valencia, 1536). Zugleich publizierte er zwei weitere Bücher und widmete eines davon, das "Libro intitulado el Cortesano" (1561), Philip II. Hier werden die Etiketten und Umgangsformen bei abendlichen Festen, Turnieren und anderen öffentlichen Ereignissen beschrieben. Anderen wichtigen Musikern wurden verlockende Posten angeboten, wie dem blinden Organisten Antonio de Cabezón bei Kaiserin Isabel, dem Gambisten Diego Ortíz bei Herzog Alba, Schirmherr von Neapel, und Cristóbal Morales beim Herzog von Arcos. Entdeckt in seinem Geburtsort Castrillo de Matajudios, einem Dorf in der Provinz Burgos, wuchs Antonio de Cabezón zu einem der einflussreichsten Musiker im Spanien des 16. Jhs. heran. Nach Isabels Tod 1539 trat er in den Dienst Philip II. 1561 reiste er mit dem gesamten Hofstaat in die neue Hauptstadt Madrid, wo er 1566 verstarb. Hernando de Cabezón schreibt im Vorwort von "Obras de Musica para Tecla, Arpa y Vihuela" (Madrid, 1578), "…dass sein Vater dem katholischen König Don Philipe sein Leben lang diente und dass dieser seinen Vater umsorgte, wie es kein anderer in seiner Stellung jemals von einem König erfahren durfte." Um dies zu beweisen, gab Philip II. den Auftrag, ihn in einem Portrait zu verewigen, welches heute im königlichen Palast zu sehen ist. Nach Cabezón sr. & jr. erlebte die spanische Orgelmusik dank der Kompositionen von Francisco Correa de Arauxo in Sevilla und Juan Bautista de Cabanilles in Valencia einen weiteren Höhepunkt. Als wichtigste Tondichter religiöser Musik in Spanien gelten Morales, Guerrero und Victoria. Morales, der von 1535 bis 1545 eine ehrenvolle Stellung im päpstlichen Chor in Rom innehatte, wurde später bekannt als der päpstliche maestro de capilla. Im "Libro Secundo" (Rom, 1544) mit Messen von Morales ist eine Abbildung Papst Paul des II. zu sehen, der auf seinem Thron sitzend das ihm gewidmete Werk vom knieenden Komponisten entgegenimmt. Guerrero studierte bei Morales und stand seinem Lehrer in seinem kompositorischen Können um nichts nach.. In der neuen Welt erwarb er sich sogar grössere Popularität als Morales und Victoria. Bis 1744 wurden seine Werke immer wieder auf Pergament herausgegeben - zum Gebrauch in der Kathedrale von Mexico City. Paul Leenhouts