Gewässerentwicklungsplan Obere Elsenz

Transcription

Gewässerentwicklungsplan Obere Elsenz
Gewässerentwicklungsplan
Obere Elsenz
Entwurf
Erläuterungsbericht
Gewässerentwicklungplan
für die Obere Elsenz
Auftraggeber:
Zweckverband “Hochwasserschutz Einzugsgebiet Elsenz-Schwarzbach”
Hauptstraße 31
74915 Waibstadt
Verfasser:
Büro für Ökologie und Umweltplanung
Neckarweg 3
69118 Heidelberg
Sachbearbeiter:
Dipl.-Biol. Dietmar Bernauer
Dipl.-Ing. Wilfried Merz
Dipl.-Ing. Hans Schneeweiß
Dipl.-Geoökol. Jochen Tölk
Datum:
Oktober 2000
Inhaltsverzeichnis
1
1.1
1.2
1.3
1.4
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Anlaß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Rechtliche Grundlagen und Ziele der Gewässerentwicklungsplanung . . . . . . . . . .
Lage und Abgrenzung des Planungsgebiets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vorgehensweise/ Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
5
6
6
7
2
2.1
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
2.1.5
2.1.6
2.1.7
2.2
2.3
2.3.1
2.3.2
2.3.3
2.3.4
2.3.5
2.4
2.4.1
2.4.2
10
10
10
10
11
11
12
12
13
14
14
15
15
15
15
16
16
16
2.4.3
2.4.4
2.4.5
2.4.6
2.4.7
Beschreibung des Bearbeitungsgebiets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Naturräumliche Verhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Naturräumliche Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Geologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Geomorphologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Böden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wasserhaushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Heutige potentielle natürliche Vegetation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Historische Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Flächennutzung und Biotopstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Siedlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Forstwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Besondere Biotopstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Raum- und landschaftsplanerische Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Regionalplan “Region Franken” (12/95) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Flächennutzungsplan und Landschaftsplan des Verwaltungsraums Eppingen
(12/1996) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Einrichtungen der Ver- und Entsorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wasserwirtschaftliche Nutzungen und Festlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Naturschutz und Landschaftspflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Altablagerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kultur- und Sachgüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
3.1
3.2
Bestandserhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Strukturgütekartierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Beschreibung der gewässermorphologischen Verhältnisse an der Oberen Elsenz
22
22
24
4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.4.1
4.4.2
4.4.3
Zielplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Allgemeine Entwicklungsziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Verschlechterungsverbot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Das gewässermorphologische Leitbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Entwicklungsziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Berücksichtigung der Nutzungen von Gewässer und Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . .
Berücksichtigung ausgewiesener Schutzgebiete und bestehender Planungen . .
Entwicklungsziele für die Obere Elsenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
28
28
28
29
35
35
36
37
17
18
18
19
21
21
5
5.1
5.2
5.3
5.5
Maßnahmen zur Gewässerentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Administrative Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schutz naturnaher Gewässerabschnitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vorgeschlagene Maßnahmen an der Oberen Elsenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
48
48
51
51
58
6
Fotodokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
64
7
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
68
MERZ
Einleitung - GEP Obere Elsenz Seite 5
1
Einleitung
1.1
Anlaß
Die Entwicklung der mitteleuropäischen Fließgewässer ist eng mit der menschlichen
Siedlungsgeschichte und der Entwicklung der Kulturlandschaft verbunden. So kommt es schon
seit mehreren 1000 Jahren durch menschliche Aktivitäten Veränderungen an den
Fließgewässern. Solche Maßnahmen an und im Gewässer zielten dabei immer auf eine Nutzung
des Gewässers und der Aue sowie einen Schutz vor Hochwasser.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten Veränderungen am Gewässer meist in kleinerem
Umfang und eher durch lokale Maßnahmen. Im 20. Jahrhundert und vor allem in der Zeit nach
1945 kam es dagegen zu weitreichenden technischen Ausbaumaßnahmen am Gewässer, die mit
einer zunehmenden Intensivierung der Bodennutzung sowie einer deutlichen Ausweitung der
Siedlungs- und Verkehrsflächen einher gingen.
Infolgedessen können heute viele der durch den technischen Ausbau strukturarmen
Fließgewässer ihre Funktion innerhalb des Naturhaushalts nicht mehr erfüllen.
Dies ging mit einem Lebensraum- und damit auch einem Artenverlust einher. Das Ausfallen einer
Art hat jedoch Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette und die gesamte
Lebensgemeinschaft , so daß heute zahlreiche ans Gewässer gebundene Arten in ihrem
Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind. Auch die Einleitung von Schadstoffen
trägt zu dieser Situation bei. Eine Folge dieses Artenrückgangs ist die Verminderung der
natürlichen Selbstreinigungskraft des Gewässers.
Weiterhin kam es in den vergangenen Jahren zu großen Hochwasserereignissen mit
beträchtlichen Schäden. Zu nennen sind hier die katastrophenartigen Hochwasserereignisse im
Elsenzgebiet im Dezember 1993 und im Juli 1994 mit Schäden von rund 300 Mio. DM. Auch sie
resultieren aus den Aktivitäten in der Vergangenheit. Ursachen hierfür sind beispielsweise die
Erhöhung der Abflußgeschwindigkeit durch linearen Gewässerausbau, der Verlust natürlicher
Retentionsflächen durch die Ausweisung von Baugebieten in der Aue sowie eine Nutzung im
Einzugsgebiet (z.B. eine zunehmende Flächenversiegelung, landwirtschaftliche Nutzung auf
großen Schlägen ohne jegliche abflußrückhaltenden Strukturen), die zu einer Erhöhung der
Abflußspitzen beiträgt.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Betrachtung der Fließgewässer und die Zielsetzung für den
Umgang mit ihnen gewandelt. So begann man bereits in den 1980er Jahren durch die
Anwendung der Prinzipien des sogenannten naturnahen Wasserbaus, Strukturen und
Funktionen natürlicher Bäche nachzuahmen. Dabei wurde jedoch der naturraumtypische
Charakter der Fließgewässer, ihre Individualität, Ungleichförmigkeit und eigene Dynamik nicht
berücksichtigt. In den letzten Jahren haben Maßnahmen am Gewässer deshalb einen
natürlichen oder naturnahen Zustand zum Ziel. Denn nur von natürlichen oder naturnahen
Fließgewässern bzw. ihren Auen können die Funktionen, die die besondere Bedeutung der
Fließgewässer im Naturhaushalt ausmachen, erfüllt werden.
Seit 1996 ist in Baden-Württemberg der naturnahe Zustand von Fließgewässern als
Entwicklungsziel festgeschrieben. So heißt es im Wassergesetz (§3a, WG): “...Natürliche oder
naturnahe Gewässer sollen erhalten werden. Bei anderen Gewässern ist ein naturnaher
Zustand anzustreben.”
MERZ
Einleitung - GEP Obere Elsenz Seite 6
Der naturnahe bzw. natürliche Zustand eines Gewässers umfaßt dabei die Parameter:
•
Regime / Abfluß
•
Wasserqualität
•
Struktur von Gewässer, Ufer, Aue und Einzugsgebiet
Der vorliegende Gewässerentwicklungsplan geht in seinen Ausführungen hauptsächlich auf die
Struktur von Gewässer und Ufer ein.
1.2
Rechtliche Grundlagen und Ziele der Gewässerentwicklungsplanung
Nach §68a des Wassergesetzes Baden-Württemberg (WG) sind die Träger der Unterhaltslast
von Gewässern verpflichtet, bei nicht naturnah ausgebauten Gewässern innerhalb eines
angemessenen Zeitraums Vorraussetzungen für eine naturnahe Entwicklung zu schaffen. Hierzu
sind Gewässerentwicklungspläne aufzustellen. Sie sollen als Planungs- und
Lenkungsinstrument für die Gewässerentwicklung, also für Gewässerunterhaltung und
Gewässerausbau, dienen. Die Ziele einer naturnaher Gewässerentwicklung sollen so
konkretisiert und planerisch umgesetzt werden. Als solche sind zu nennen:
Erhaltung naturnaher Bereiche
Entwicklung naturnaher Gewässer aus ökologisch verarmten Bereichen
naturnahe Umgestaltung ausgebauter Fließgewässer
Der Gewässerentwicklungsplan ist ein “dynamischer” und ein stets “offener” Vorhabensplan. Er
erhebt also weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Endgültigkeit. Da die Entwicklung
naturnaher Fließgewässer als Prozeß innerhalb eines längeren Zeitraums von mehreren
Jahrzehnten und nicht nur von wenigen Jahren zu betrachten ist, sollten nach einem
angemessenen Zeitraum (ca. 10 Jahre) die durchgeführten Maßnahmen und die bis zu diesem
Zeitpunkt erkennbaren Veränderungen im Rahmen einer Erfolgskontrolle neu erfaßt und bewertet
werden. Dies bildet dann die Grundlage für eine Fortschreibung des
Gewässerentwicklungsplans. In dieser werden dann die veränderten Randbedingungen und der
veränderte Gewässerzustand berücksichtigt und neue Maßnahmen vorgeschlagen.
1.3
Lage und Abgrenzung des Planungsgebiets
Die Elsenz verläuft im Kraichgau. Sie entspringt am Ostrand des Eichelbergs, fließt unter
anderem durch die Städte Eppingen und Sinsheim und mündet bei Neckargemünd in den Neckar.
Der Gewässerentwicklungsplan für die Obere Elsenz wurde für den Abschnitt der Elsenz von
der Ortslage des Eppinger Stadtteils Elsenz bis zur Landkreisgrenze zwischen Ittlingen und
Sinsheim-Reihen erstellt. Der Abschnitt umfaßt eine Fließlänge von ca. 19 km.
Für die Gewässerentwicklungplanung ist es notwendig, nicht nur das Gewässer selbst, sondern
auch sein Umfeld sowie sein gesamtes Einzugsgebiet zu betrachten. Das Bearbeitungsgebiet
ist deshalb in mehrere Ebenen zu unterteilen:
•
Oberste Ebene ist das Einzugsgebiet der Oberen Elsenz. Es umfaßt eine Fläche von
ca. 150 km2. Eine solch großräumige Betrachtung ist notwendig, da die Eigenschaften
MERZ
•
•
Einleitung - GEP Obere Elsenz Seite 7
eines Gewässers immer ein Ergebnis der landschaftlichen Verhältnisse im gesamten
Einzugsgebiet sind.
Als weiteres Bearbeitungsgebiet wird das Gelände mit einer Breite von jeweils 150
m beiderseits entlang des für die Planung zur erfassenden Gewässerabschnitts
bezeichnet. Aus ihm geht die Einbettung der Oberen Elsenz in den Landschaftsraum
hervor.
Das engere Bearbeitungsgebiet umfaßt das nähere Gewässerumfeld, das für die
Gewässerentwicklungplanung von Bedeutung ist. In den meisten Fällen entspricht dies
der Aue, also dem Teil des Einzugsgebiets, mit dem das Gewässer in einem direkten
funktionalen Zusammenhang steht.
Das Einzugsgebiet der Oberen Elsenz liegt größtenteils im Landkreis Heilbronn und nur zu
kleinen Teilen im Rhein-Neckar-Kreis und im Landkreis Karlsruhe.
Das engere Bearbeitungsgebiet befindet sich fast vollständig im Landkreis Heilbronn und umfaßt
Flächen der Gemeinde Ittlingen sowie der Stadt Eppingen und ihrer Stadtteile Richen, Rohrbach
a.G. und Elsenz. Zwischen Richen und Eppingen grenzt die Elsenz auf einer kurzen Strecke an
die Gemarkung von Stebbach (Gemeinde Gemmingen). Im Bereich der Gießhübelmühle
(zwischen Eppingen und Rohrbach a.G.) liegt ein kleiner Teil des engeren Bearbeitungsgebiets
auf der Gemarkung der Gemeinde Sulzfeld (Landkreis Karlsruhe).
Die Elsenz liegt innerhalb der Grenzen des Landkreises Heilbronn im Dienstbezirk der
Gewässerdirektion Neckar, Bereich Besigheim. Der Abschnitt im Landkreis Karlsruhe liegt im
Zuständigkeitsbereich der Gewässerdirektion Nördlicher Oberrhein, Bereich Karlsruhe. Da die
Elsenz im bearbeiteten Abschnitt als Gewässer II. Ordnung eingestuft ist, liegt die
Unterhaltspflicht bei den anliegenden Gemeinden.
1.4
Vorgehensweise/ Methodik
Die Vorgehensweise bei der Erstellung des Gewässerentwicklungplanes läßt sich in vier
Abschnitte untergliedern:
•
Beschreibung des Planungsgebiets
•
Erfassung der aktuellen gewässermorphologischen Verhältnisse (Ist-Zustand)
•
Beschreibung der Entwicklungsziele (Soll-Zustand)
•
Aufstellung eines Maßnahmenplans
Beschreibung des Planungsgebiets
Die Beschreibung des Planungsgebiets gliedert sich in vier Teile:
Die naturräumlichen Verhältnisse wurden anhand der Parameter naturräumliche Gliederung,
Geologie, Geomorphologie, Böden, Klima, Wasserhaushalt und potentielle natürliche Vegetation
dargestellt.
Die Beschreibung der historischen Entwicklung stützt sich auf die Auswertung von Literatur.
MERZ
Einleitung - GEP Obere Elsenz Seite 8
Flächennutzung und Biotopstrukturen wurden auf Grundlage der Flächennutzungspläne,
durch Auswertung von Luftbildern und Geländebegehungen ermittelt. Die Abgrenzung der
Siedlungsbereiche erfolgte anhand der Flächennutzungspläne. Außerhalb der besiedelten
Bereiche wurden die bestehende Flächennutzung sowie besondere Biotopstrukturen
aufgenommen. Diese Erfassung dient der Darstellung der Einbettung der Oberen Elsenz in den
Siedlungs- und Landschaftsraum, zum anderen aber auch zur Erkennung von Restriktionen und
Konfliktpotentialen für die Gewässerentwicklung. Die Ergebnisse sind in Plan I dargestellt.
Die Erhebung der raum- und landschaftsplanerischen Rahmenbedingungen diente der
Berücksichtigung
übergeordneter
Planungen.
Hierzu
wurden
Regionalpläne,
Flächennutzungspläne und Landschaftspläne sowie kommunale Umweltplanungen ausgewertet
sowie bei verschiedenen Behörden Informationen eingeholt. Daneben wurden die im
Planungsgebiet liegenden geschützten Gebiete erfaßt. Die Ergebnisse sind in Plan II dargestellt.
Erfassung der aktuellen gewässermorphologischen Verhältnisse (Ist-Zustand)
Die Erfassung der aktuellen gewässermorphologischen Verhältnisse erfolgte auf der Grundlage
einerGewässerstrukturgütekartierung.HierbeifanddasVerfahrenderLänderarbeitsgemeinschaft
Wasser (LAWA) Verwendung. Die Bestandserhebung erfolgte im Rahmen einer
Geländebegehung anhand der sechs Hauptparametern Laufentwicklung, Längsprofil, Querprofil,
Sohlenstruktur, Uferstruktur und Gewässerumfeld. Diese wurden jeweils für Gewässerabschnitte
von 100 m Länge erfaßt.
Für die Auswertung wurde das Programmpaket STRUKA (Version 2.0) des Landesamts für
Wasserwirtschaft Rheinland-Pfalz verwendet. Anhand der Strukturgüte ist zu erkennen, in
welchem Umfang die ökomorphologische Funktionsfähigkeit eines Gewässers durch den
Menschen beeinträchtigt ist. Die Ergebnisse sind in Plan I in Form von Strukturgütelängsprofilen
dargestellt.
Zudem wurde im Gelände die Struktur und Artenzusammensetzung der Ufergehölzbestände
erfaßt.
Beschreibung der Entwicklungsziele (Soll-Zustand)
Hierzu werden zunächst allgemeingültige Entwicklungsziele für Fließgewässer dargestellt und für
das Bearbeitungsgebiet in einem visionären gewässermorphologischen Leitbild (Idealzustand)
konkretisiert. Das visionäre Leitbild entspricht dem heutigen potentiellen natürlichen
Gewässerzustand und hängt damit im wesentlichen von den aktuellen Standortverhältnissen ab.
Ein solches Leitbild ist in der Praxis jedoch nicht direkt umsetzbar. Grund hierfür sind
gesellschaftliche Rahmenbedingungen, wie bestehende Nutzungs- und Eigentumsverhältnisse,
aber auch innerfachliche Konflikte auf der Ebene des Naturschutzes oder der Wasserwirtschaft.
Diese müssen als Restriktionen für die Gewässerentwicklung einbezogen werden. Hieraus
resultieren dann die Entwicklungsziele.
Erstellung des Maßnahmenplans
MERZ
Einleitung - GEP Obere Elsenz Seite 9
Ausgehend vom aktuellen Zustand und den Entwicklungszielen können für die Obere Elsenz
verschiedene Maßnahmen zur naturnahen Gewässerentwicklung abgeleitet werden. Diese
werden allgemein beschrieben. Für die einzelnen Abschnitte werden dann konkret verschiedene
Maßnahmen vorgeschlagen. Diese werden in einer Tabelle aufgelistet. Außerdem wird die
Zuordnung in Plan III graphisch dargestellt.
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 10
2
Beschreibung des Bearbeitungsgebiets
2.1
Naturräumliche Verhältnisse
Nachfolgend werden die naturräumlichen Verhältnisse des Landschaftsraums beschrieben, in
dem der Obere Elsenz und ihr Einzugsgebiet liegen.
Ziel dabei ist es, einen Überblick über das Bearbeitungsgebiet zu vermitteln und Informationen
bereitszustellen, die für die weitere Bearbeitung des Gewässerentwicklungsplans notwendig
sind.
2.1.1
Naturräumliche Gliederung
Das Einzugsgebiet der Oberen Elsenz liegt im Naturraum Kraichgau (Haupteinheit 125) und hier
in den Untereinheiten 125.13 Eppinger Gäu und 125.14 Neckarbischofsheimer Höhen.
Die Untereinheit Eppinger Gäu wird als durchweg waldfreies, sanftgewelltes Lößhügelland über
Unterem Gipskeuper beschrieben. Der Gipskeuper steht nur an Steilhängen der meist
assymmetrischen Täler an. Auf den Ebenen befindet sich fruchtbares Ackerland.
Im Mittelpunkt des reich verzweigten Talnetzes befindet sich die Siedlung Eppingen.
Die Untereinheit NeckarbischofsheimerHöhen sind gekennzeichnet durch enge Täler, die einen
gegen Nordwesten abfallende Stufe des Hauptmuschelkalkes mit Hochflächen und Riedeln
zerschneiden. Dieser ist mit tiefgründigem, entkalktem Lößlehm bedeckt und mit Buchen- und
wechselfeuchtem Eichen-Hainbuchenwald bestanden. Der oft verkarstete Muschelkalk bildet in
den Tälern und am Stufenrand Felsleisten und steinige Hänge mit Hecken und Gebüsch. Die
weniger steilen Hänge tragen auf Lehmböden Äcker und Obstbäume.
2.1.2
Geologie
Das Bearbeitungsgebiet liegt im Bereich der nach Osten einfallenden tektonischen Mulde des
Kraichgaus, die sich vom Odenwald im Norden bis zum Schwarzwald im Süden erstreckt. Die
mesozoischen Sedimente im Untergrund sind durch zahlreiche Verwerfungen in einzelne Schollen
gegliedert, die unterschiedlich tief abgesenkt sind.
Der mesozoische Untergrund besteht im weiteren Bearbeitungsraum aus den Sedimentgesteinen
des Unteren und Mittleren Keupers.
Der Untere Keuper (Lettenkohlenschichten) besteht aus tonig mergeligen Gesteinen im Wechsel
mit eingelagerten Sandstein- und Mergelbänken. Er steht im engeren Bearbeitungsraum
zwischen Eppingen und Reihen an und streicht an Hangkanten aus.
Der Mittlere Keuper besteht aus einer Abfolge feinklastischer Sedimente aus Tonsteinen,
Silttonsteinen und dolomitisch-siltigen Mergelgesteinen. Der Mittlere Keuper streicht an den
Steilhängen zwischen Elsenz und Eppingen aus.
Die mesozoischen Gesteine kommen nur stellenweise als Anstehendes vor; sie sind meist mit
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 11
Löß überdeckt. Löß als quartäres, äolisches Sediment lagerte sich während der letzten Kaltzeit im
Pleistozän ab. Durch die Westwinde wurden die feinen Partikel aus den Schotterflächen des
Rheintales ausgeblasen. Die Lößauflage erreicht im Bearbeitungsraum Mächtigkeiten bis zu
mehreren Metern und bedeckt weite Teile des engeren Bearbeitungsraumes außerhalb der
Bachaue.
Bei Entkalkung entsteht Lößlehm. Mit Abnahme des Kalkgehaltes verliert der Löß seine typische
Porosität, so daß Lößlehm leicht verschlämmt. Lößlehm und verschwemmter Löß sind im engeren
Bearbeitungsraum nur kleinflächig vorhanden.
Rezent werden Sedimente durch die Fließgewässer abgelagert (Alluvium). In den
Kraichgautälern werden kalkige Lehme abgesetzt, die bis zu mehreren Metern Mächtigkeit
aufweisen können.
In den Talauebereichen befinden sich alluviale Ablagerungen. Diese bestehen aus abgelagertem
Lößlehm, der von den Talhängen erodiert wurde.
2.1.3
Geomorphologie
Das Bearbeitungsgebiet befindet sich nicht nur im Bereich einer tektonischen Mulde, sondern
auch im Randbereich der orographischen Mulde des Kraichgaus. Für den Kraichgau sind weiche,
flachwelligeGeländeformenwielanggezogeneRücken,DellenundTrockentälercharkateristisch.
Ihre Existenz ist auf die morphologisch ausgleichende Wirkung der Lößbedeckung
zurückzuführen. Schon bei der Lößablagerung wurde das bestehende Relief ausgeglichen. Auch
danach kam es infolge der hohen Erosionsanfälligkeit des Löß durch Denudationsprozesse zu
einer weiteren Geländenivellierung.
Die Elsenz mäandriert im Oberlauf innerhalb des Mittleren Keupers. Bis Eppingen verläuft das
Gewässer in einem Muldental. Unterhalb des Ortes ändert sich der Talquerschnitt und geht im
Bereich des Unteren Keupers in ein Sohlental über.
Die Geländehöhe der Elsenz liegt im engeren Bearbeitungsgebiet zwischen 222 m ü.NN bei
Elsenz und 172 m ü.NN zwischen Ittlingen und Reihen. Das Talgefälle liegt für den bearbeiteten
19,0 km langen Abschnitt der Oberen Elsenz bei durchschnittlich 0,26 %.
2.1.4
Böden
Aus dem geologischen Untergrund haben sich je nach Entwicklungsdauer und morphologischen
Gegebenheiten unterschiedliche Bodentypen gebildet. Im Einzugsgebiet kann man drei
Hauptgruppen unterscheiden:
•
alluviale Böden der Talauen
•
Böden im Bereich der lößbedeckten Flächen
•
Böden auf den Keupergesteinen
In den Talauen kommen Übergangsformen zwischen kalkhaltigen Auengleyen und kalkhaltigen
Braunen Auenböden vor.
Das Substrat dieser Böden stammt hauptsächlich von verschiedenen Bodenhorizonten aus den
Hangbereichen des Einzugsgebiets. Dieses wurde dort infolge von Erosion abgetragen und in
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 12
den Auen abgelagert. Im engeren Bearbeitungsraum ist Schwemmlöß (erodierter und in der Aue
abgelagerter Lößlehm) verbreitet.
Auenböden werden charakteristischerweise periodisch überflutet, besitzen einen stark
schwankenden Grundwasserspiegel und stehen mit dem Wasserspiegel des Fließgewässers in
Verbindung. Oberhalb 8 dm Bodentiefe weisen sie kaum redoximorphe Merkmale auf.
Auenböden sind in der Regel sauerstoffreich, weil eine hohe Wasserleitfähigkeit einen raschen
Austausch mit sauerstoffreichem Grundwasser ermöglicht. Durch Akkumulation von
abgeschwemmtem Löß sind die Auenböden nährstoffreich, besitzen eine hohe Ca-Sättigung
und eine hohe biologische Aktivität, sofern keine staunassen Verhältnisse vorliegen.
Als Böden der lößbedeckten Flächen kommen im Bereich der Oberhänge infolge von Erosion
hauptsächlich Pararendzinen und an den Unterhängen Kolluvien mit teilweise mächtigen, aus
verlagertem Bodenmaterial bestehenden M-Horizonten. Bei ungestörter Bodenentwicklung
entwickeln sich auf Löß Parabraunerden, die in der Regel günstige Ackerstandorte darstellen. Aus
ihnen können sich bei entsprechender Lage im Relief Pseudogleye entwickeln. Der Bt-Horizont
der Parabraunerde fungiert dabei als wasserstauender Horizont.
Im Bereichen des anstehenden Keupers findet man bei ungestörter Bodenentwicklung und
fehlender oder geringer Lößauflage Pelosole und Braunerde-Pelosole. Im Bereich der
Keupersandsteine sind mittlere, zum Teil podsolige Braunderden aus schluffig-lehmigem Material
mit Sandsteinschutt zu finden.
Im weiteren Bearbeitungsraum sind diese Böden nur kleinflächig an den Hangkanten vorhanden.
2.1.5
Klima
Das Untersuchungsgebiet liegt im Übergangsbereich vom ozeanischen zum kontinentalen Klima,
ist aber bereits von letzterem geprägt. Dies wird deutlich am Niederschlagsmaximum während
der Sommermonate.
Insgesamt läßt sich das Klima anhand nachfolgender Werte als mild für Mitteleuropa
kennzeichnen:
- mittlere Jahrestemperatur:
- mittlere Lufttemperatur Januar:
- mittlere Lufttemperatur Juli:
- Vegetationsperiode (Tage > 5 °C):
- mittlere Zahl der Sommertage:
- mittlere Jahresniederschlagssumme:
- vorherrschende Windrichtung:
8-9 °C
0 °C
17-18 °C
230-240 Tage
30-40 Tage
700-800 mm
Südwest
Gewitter bilden sich an 20-25 Tagen pro Jahr, vorwiegend zur Sommerzeit. Sie sind teilweise mit
heftigen Regenfällen verknüpft, die leicht zu Überschwemmungen in den Auebereichen führen.
2.1.6
Wasserhaushalt
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 13
Die Elsenz entspringt an der Ostseite des Eichelbergs westlich des Orts Elsenz. Sie ist
oberhalb der Ortslage zu einem künstlichen See aufgestaut. Im Siedlungsbereich von Elsenz ist
sie größtenteils verdolt. Unterhalb fließt der Bach dann meist inmitten landwirtschaftlich genutzter
Flächen.
Die Elsenz mündet nach einer Fließstercke von ca. 52 km bei Neckargemünd in den Neckar.
Die wichtigsten Zuflüsse im Bearbeitungsgebiet sind:
der Rohrbach am unteren Ende der Ortslage von Rohrbach a.G. (Abschnitt 466)
der Himmelreichbach oberhalb der Raußmühle zwischen Eppingen und Rohrbach a.G.
(Abschnitt 442)
der Hellbach am oberen Ende des Siedlungsbereichs von Eppingen (Abschnitt 435)
der Hilsbach im Siedlungsbereich von Eppingen (Abschnitt 421)
der Staudbach zwischen Richen und Eppingen (Abschnitt 392)
der Berwnager Bach/ Birkenbach oberhalb von Richen (Abschnitt 378)
Hydrologie:
Die Obere Elsenz ist aufgrund ihrer Lage im Kraichgau zu den Gewässern mit einem
ozeanischen Regenregime zuzuordnen. Dieses zeichnet sich durch ein Abflußmaximum in den
Monaten Januar bis März und ein Minimum im Spätsommer aus. Die Abflußmessungen am
unterhalb der bearbeiteten Gewässerstrecke gelegenen Elsenzpegels in Meckesheim bestätigen
dies.
Weiterhin sind die Abflußverhältnisse als ausgeglichen zu charakterisieren. Es kommt im
Jahresverlauf also nur zu verhältnismäßig geringen Abflußschwankungen. Grund hierfür ist die
geringe Reliefierung des Einzugsgebiets und das hohe Wasserspeichervermögen des Löß.
Gewässergüte und Chemismus:
Im Rahmen der letzten landesweiten Gewässergüteuntersuchung 1991 wurde die Elsenz
unterhalb von Eppingen als “mäßig belastet” (Gewässergüteklasse II-III) eingestuft. Für die
Gewässerstrecke oberhalb von Eppingen liegen keine Daten vor.
Aufgrund des kalkhaltigen geologischen Untergrunds (Löß) im Einzugsgebiet ist die Obere
Elsenz zu den Karbonatbächen zu rechnen.
2.1.7
Heutige potentielle natürliche Vegetation
Unter der heutigen potentiellen natürlichen Vegetation versteht man die Pflanzendecke, die sich
unter den aktuellen Standortbedingungen einstellen würde, wenn menschliche Einflüsse
aufhörten. Dabei würde es sich mit Ausnahme der Extremstandorte um Waldgesellschaften
handeln. Die Artenzusammensetzung läßt Rückschlüsse auf die Boden- und Klimabedingungen
eines Standortes zu und erleichtert es, Entwicklungspotentiale zu ermitteln oder
landschaftsgerechte Gehölzpflanzungen zu planen.
In den Hangbereichen besteht die heutige potentielle natürliche Vegetation auf ärmeren
Standorten aus reichen Hainsimsen-Buchenwäldern (Luzulo-Fagetum milietosum) mit
Maiglöckchen und stärkerer Traubeneichenbeimengung, auf reicheren dagegen Waldmeisterbzw. Perlgras-Buchenwälder (Asperulo- bzw. Melico-Fagetum). Auf schweren,
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 14
wechseltrockenen Tonstandorten sind Waldlabkraut-Traubeneichenwälder (Galio sylvaticiCarpinetum) zu erwarten.
Entlang der Oberen Elsenz sind Erlen-Eschen-Auenwäldern (Stellaria nemorum - Alnetum
glutinosae oder Alno-Fraxinetum) zu erwarten. Diese sind jedoch auf die regelmäßig
überschwemmten Bereich der Aue beschränkt. In den übrigen, nicht regelmäßig
überschwemmten und weniger nassen Bereichen der Tallagen sind Sternmieren-Hainbuchen
wälder (Stellario-Carpinetum) zu finden, in denen allerdings Stellaria holostea fehlt.
2.2
Historische Entwicklung
Das Gebiet der Oberen Elsenz wird wie der gesamte Kraichgau zum Altsiedelland gerechnet.
Hierzu gehören die Gebiete, in denen der Mensch schon in der Jungsteinzeit (ca. 3000 v.Chr.)
seßhaft wurde und Ackerbau betrieb. Diese frühe Besiedlung hat ihre Ursachen in den günstigen
Bodenverhältnisse, dem milden Klima sowie der nur flach gewellten Hügellandschaft. Seit dieser
Zeit kann man von einer kontinuierlichen Besiedlung des Bearbeitungsgebiets ausgehen.
Die Lage der Siedlungen im Mittelalter und in der Neuzeit war zunächst am Talrand, in den nur
äußerst selten von Hochwasser betroffenen Bereichen. Ihre Größe änderte sich über
Jahrhunderte nur wenig. Erst seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert und vor allem nach 1945
kam es durch die Industrialisierung und den damit verbundenen Anstieg der Bevölkerung zu einer
Ausweitung der Siedlungsfläche. Dies geschah an vielen Stellen zur Elsenz hin in die
hochwassergefährdeten Gebiete.
Mit dem Beginn der menschlichen Siedlungstätigkeit kam es auch zu Einflüssen auf den Obere
Elsenz, die noch heute sichtbar sind.
Hier sind zunächst die Folgen der ackerbaulichen Nutzung seit dem Neolithikum zu nennen.
Durch sie kam es in den Hangbereichen zu einer verstärkten Abtragung des leicht erodierbaren
lößbürtigen Bodens. Dieses Material wurde in den Tallagen teilweise als Alluvium, teilweise als
Kolluvium wieder abgelagert. Dies führte zu einer Aufhöhung der Talaue um mehrere Meter.
Die Tallagen wurden im Kraichgau bis ins 11. Jahrhundert zur Holzgewinnung und als
Waldweide genutzt. Erst dann kam es zur Rodung der Auwälder und der Nutzung der Flächen
als Grünland. Um die Nutzungsmöglichkeiten zu verbessern, um Wiesenwässerung oder später
auch Ackerbau betreiben zu können, wurden bis in die heutige Zeit verschiedene
wasserbauliche Maßnahmen durchgeführt. So ist die Elsenz unterhalb von Eppingen an vielen
Stellen begradigt. Teilweise liegt sie außerhalb des Taltiefpunkts, was ebenfalls anthropogen
bedingt ist. SDer begradigte und tiefergelegte Lauf oberhalb von Eppingen wurde in der
heutigen Form im Rahmen von Flurbereinigungsmaßnahmen in diesem Jahrhundert geschaffen.
Auch durch die Wasserkraftnutzung kam es an vielen Stellen zu Eingriffen in die Elsenz. So
wurden durch Stauwehre die Abfluß- und Geschiebeverhältnisse verändert, oder es kam durch
die Anlage von Mühlgräben zu deutlich veränderten Abflußverhältnissen in der Elsenz selbst.
2.3
Flächennutzung und Biotopstrukturen
Flächennutzung und Biotopstrukturen sind auf Plan I für das gesamte weitere
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 15
Bearbeitungsgebiet dargestellt. Im nachfolgenden Text wird schwerpunktmäßig auf das engere
Bearbeitungsgebiet eingegangen.
2.3.1
Siedlungen
An den Gewässerlauf der Elsenz grenzen auf der bearbeiteten Strecke die Siedlungsflächen von
Ittlingen, Richen, Eppingen, Rohrbach a.G. und Elsenz. Im Bereich von Eppingen befinden sich
auf mehreren 100 Metern links und rechts der Elsenz Gewerbeflächen.
In Eppingen selbst leben rund 8.600 Menschen. Die Einwohnerzahlen der übrigen Orte liegen
jeweils zwischen 1.500 und 2.000 (alles Stand 1993).
Die auf Plan I dargestellten Siedlungsgrenzen wurden dem Flächennutzungsplan des
Verwaltungsraumes Eppingen (12/1996) nachrichtlich übernommen.
Teilweise stimmt die im Flächennutzungsplan für Aussiedlerhöfe ausgewiesene Fläche nicht mit
der tatsächlich bebauten Fläche überein. Auf Plan I wurden deshalb die gesamten im
Flächennutzungsplan ausgewiesenen Flächen (egal, ob vollständig bebaut oder nicht) und die
nicht ausgewiesenen, zusätzlich bebauten Flächen mit der Signatur für Aussiedlerhöfe belegt.
2.3.2
Verkehr
Außerhalb der Siedlungsbereiche wird die Elsenz nur zweimal von größeren Straßen überquert.
Beidesmal handelt es sich um die B 293. Diese überquert die Elsenz zum einen unterhalb von
Eppingen mit einer großen Brücke, die das gesamte Tal überspannt und auf die Elsenz selbst
keinen Einfluß hat. Zum anderen kreuzt sie zwischen Eppingen und Rohrbach a.G. Die Elsenz
ist hier auf einer kurzen Strecke verrohrt.
An mehreren Stellen überqueren Feldwege die Elsenz auf der bearbeiteten Gewässerstrecke.
Die Bahnlinie Sinsheim-Eppingen verläuft durchs Elsenztal. Sie überquert die Elsenz an zwei
Stellen (Abschnitte 358 und 382). An wenigen Stellen verläuft sie in geringer Entfernung parallel
zum Gewässerlauf.
2.3.3
Landwirtschaft
Der größte Teil des Bearbeitungsgebiets wird ackerbaulich genutzt. Der Anbau von Getreide,
Mais Zuckerrüben und Kartoffeln findet größtenteils auf großen Schlägen statt.
In der Talaue kommt außerdem Grünland vor. Allerdings dominiert auch in diesen Bereichen
Ackernutzung.
Daneben findet man im weiteren Bearbeitungsgebiet als Tierweide genutzte Flächen und
Obstwiesen. Gartennutzung kommt vor allem in Siedlungsnähe vor.
2.3.4
Forstwirtschaft
Forstwirtschaftliche Flächen kommen im weiteren Bearbeitungsgebiet nur an wenigen Stellen vor.
Sie sind dann vorzugsweise im Bereich der Talhänge zu finden. Nur unterhalb der Ortslage von
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 16
Elsenz fießt die Elsenz auf einer Strecke von 250 bis 300 Meter durch bewaldete Fläche.
2.3.5
Besondere Biotopstrukturen
Aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung im Bearbeitungsgebiet kommen im engeren
Bearbeitungsgebiet nur wenig Biotopstrukturen von besonderer Bedeutung vor. Zu nennen sind
hier:
•
Feuchtgebiet “Stebbacher Wiesen”
Das zwischen Richen und Eppingen gelegene Feuchtgebiet “Stebbacher Wiesen”
wurde in den 1970er Jahren im Rahmen einer Flurbereinigungsmaßnahme geschaffen. Es
besteht aus einem See und großflächigen Uferschilf-röhrichtbeständen. Die Fläche ist
größtenteils von einem Gehölzstreifen umgeben. Vor allem die großflächigen
Röhrichtbestände sind von ornithologischer Bedeutung.
•
Tümpel “Großer Brunnen”
Der zwischen Richen und Eppingen gelegene Tümpel “Großer Brunnen” wird von einem
kurzen Quellbach gespeist, ist aber künstlich angelegt. In der Mitte der wasserfläche
befindet sich eie teilweise von Schwarz-Erlen bestandene Insel. Die Wiesen im Umfeld
sind teilweise ungenutzt. Dem Gebiet kommt innerhalb der größtenteils ausgeräumten
Landschaft eine ökologische Ausgleichsfunktion zu.
•
Schilfröhricht- und Seggenbestände
An mehreren Stellen entlang der Elsenz findet man Schilfröhricht- oder Seggenbestände.
Diese sind jedoch meist auf kleinere Flächen im Bereich von Gräben beschränkt.
Daneben kommen oberhalb von Eppingen einige Bestände innehalb von
Grünlandflächen oder Ackerbrachen vor.
2.4
Raum- und landschaftsplanerische Rahmenbedingungen
Die raum- und landschaftsplanerischen Rahmenbedingungen sind für das gesamte weitere
Bearbeitungsgebiet auf Plan II dargestellt. Im nachfolgenden Text wird nur auf die Verhältnisse im
engeren Bearbeitungsgebiet eingegangen, da nur dieser Bereich für die
Gewässerentwicklungsplanung relevant ist.
2.4.1
Regionalplan “Region Franken” (12/95)
Der Regionalplan “Region Franken” besteht in seinem Textteil aus zahlreichen Plansätzen. Die
als “Ziele” und “Grundsätze” gekennzeichneten Absätze sind dabei als verbindlich zu
betrachten. Die Ziele sind bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zu beachten.
Dagegen gilt für die Grundsätze nur, daß sie bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen
gegen- und untereinander abzuwägen sind.
Nachfolgend sind die bei der Gewässerentwicklungsplanung zu beachteten bindenden
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 17
Plansätze für das engere Bearbeitungsgebiet zitiert. Die jeweilige Nummer des Plansatzes im
Regionalplan ist dem Text vorgestellt.
Schutzbedürftige Bereiche für Naturschutz und Landschaftspflege
3.3.1.1 Artenschutz und Lebensraum
Die Schutzbedürftigen Bereiche für Naturschutz und Landschaftspflege (s. Raumnutzungskarte) dienen
dem Arten- und Biotopschutz, dem Wasser- und Klimahaushalt sowie der Erhaltung des
Landschaftsbildes. Die standortgerechte biologische Vielfalt ist zu erhalten oder wiederherzustellen und
zu steigern, um Ausgleichswirkungen dieser Bereiche für die Landschaft zu erzielen. Beeinträchtigende
Nutzungen sind auszuschließen.
Die Schutzbedürftigen Bereiche für Naturschutz und Landschaftspflege sind wichtige ökologische
Bereiche im regionalen Maßstab, an denen sich Biotopverbindungen im örtlichen Maßstab sowohl zu den
Waldrändern als auch zu den Grünflächen in den Siedlungsgebieten orientieren sollen.
Schutzbedürftige Bereiche für die Wasserwirtschaft
3.3.5.3 Bereiche zur Sicherung von Retentionsräumen
Als
Bereiche
zur
Sicherung
Überschwemmungsgebiete
und
von
Retentionsräumen
Überflutungsflächen
(s.
ausgewiesen.
Raumnutzungskarte)
Diese
Bereiche
werden
sind
von
Raumnutzungen freizuhalten, die den Hochwasserschutz ausschließen oder behindern würden, solange
nicht der Nachweis erbracht ist, daß diese Flächen für den Hochwasserschutz nicht erforderlich sind oder
ein anderweitiger Ausgleich möglich ist.
Auf der Raumnutzungskarte ist das Elsnztal unterhalb von Elsenz als “schutzbedürftiger Bereich
für Naturschutz und Landschaftspflege” eingetragen, die als Überschwemmungsgebiete
ausgewiesenen Flächen unterhalb von Eppingen als “Bereiche zur Sicherung von
Retentionsflächen”.
2.4.2
Flächennutzungsplan und Landschaftsplan des Verwaltungsraums Eppingen
(12/1996)
Im Flächennutzungsplan des Verwaltungsraums Eppingen finden sich keine Aussagen
bezüglich der Elsenz.
Die unterschiedliche bauliche Nutzung der Siedlungsflächen, die in Plan II dargestellt ist, ist vom
oben genannten Flächennutzungsplan nachrichtlich übernommen.
Im Landschaftsplan wird zur Sicherung des bioökologischen Potentials ein “naturnah
ausgebautes Gewässernetz mit ausreichenden Ufergehölzen entlang der größeren Bäche”
sowie “wenigstens stellenweise flächiger Bestand von Auewiesen” als anzustrebender Zustand
gefordert.
Weiterhin werden allgemeine Maßnahmen aufgezeigt, die zu einer Minimierung unumgänglicher
Eingriffsfolgen führen. Bezüglich der Wasserflächen und damit auch der Elsenz werden folgende
Maßnahmen zur weiteren Entwicklung vorgeschlagen:
Schaffung von Uferschutzstreifen von je 10 m je Uferseite bei größeren Fließgewässern
Beseitigung von Sohlschalen und Renaturierung verbauter Bachabschnitte, vor allem im
Bereich der Wasserschutzgebiete
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 18
-
wo möglich, Öffnen von verrohrten Bachbaschnitten
Bepflanzung von bisher nicht oder lückenhaft bepflanzten Fließgewässern
Sicherung der Uferrandstreifen
Aufstellen von Gewäserpflegeplänen
Ausbau der noch erforderlichen Rückhaltebecken unter weitestgehender Beachtung der
Biotopfunktionen
2.4.3
Einrichtungen der Ver- und Entsorgung
Die auf Plan II dargestellten Einrichtungen zur Ver- und Entsorgung sind nachrichtlich den oben
genannten Flächennutzungsplänen übernommen. Vor allem bezüglich der genauen Lage der
Leitungen resultiert daraus eine entsprechende Ungenauigkeit in der Darstellung.
Unterhalb von Eppingen (Abschnitte 411-413) und unterhalb von Elsenz (Abschnitte 508-509)
liegen Kläranlagen an der Elsenz.
In der Elsenzaue unterhalb von Ittlingen befindet sich ein Pumpwerk, das jedoch einen deutlichen
Abstand zum Gewässerlauf aufweist. Das zwischen Ittlingen und Richen liegende Pumpwerk mit
Brunnen (Abschnitt 361-362) weist dagegen eine unmittelbare Nähe zum Gewässer auf.
Abwasser-, Wasser-, Gas- und Stromleitungen liegen vor allem innerhalb der Ortslagen. In den
Ortslagen unterblieb eine differenzierte Darstellung dieser Leitungen auf Plan II, da aufgrund der
Bebauung ohnehin bereits starke Restriktionen hinsichtlich der Gewässerentwicklung bestehen.
Außerhalb der Ortslagen liegende Leitungen sind auf Plan II dargestellt. Zahlreiche
Versorgungsleitungen verlaufen entlang der Elsenz. Außerdem wird sie an mehreren Stellen von
Leitungen über- oder unterquert.
2.4.4
Wasserwirtschaftliche Nutzungen und Festlegungen
Die einzelnen wasserwirtschaftlichen Nutzungen und Festlegungen sind in Plan II dargestellt. Sie
wurden nachrichtlich von verschiedenen Planwerken übernommen. Grundlage für die die
Abgrenzung der Wasserschutzgebiete bildete der Flächennutzungsplan, die Abgrenzung der
Überschwemmungsgebiete wurde den Planwerken der Gewässerdirektion entnommen, die
geplantenHochwasserschutzmaßnahmender“FlußgebietsuntersuchungElsenz-Schwarzbach”
und die wasserrechtlichen Angaben dem Badischen Wasserkraftkataster sowie entsprechenden
Unterlagen des Landratsamts des Rhein-Neckar-Kreises.
Wasserschutzgebiete
Das engere Bearbeitungsgebiet liegt an mehreren Stellen im Bereich der Zonen II und III
verschiedener Wasserschutzgebiete.
Überschwemmungsgebiete
Die Elsenz verläuft zwischen der Landkreisgrenze (Abschnitt 322) und dem Hilsbachzufluß
(Abschnitt 421) im ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete. Dieses ist nur an wenigen
Stellen durch Siedlungsflächen unterbrochen. Es weist jedoch an einigen Stellen bedingt durch
MERZ
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 19
bebaute Fläche oder Verkehrsanlageneine nur geringe Breite auf.
Hochwasserschutz
Im Rahmen der Hochwasserschutzkonzeption für das Elsenz-Schwarzbach-Gebiet sind an der
Oberen Elsenz folgende Hochwasserrückhaltebecken (HRB) geplant:
HRB “Raußmühle” zwischen Eppingen und Rohrbach a.G. (Abschnitt 441)
HRB “Am See” zwischen Rohrbach a.G. und Elsenz (Abschnitt 476)
Außerdem sind folgende lokalen Hochwasserschutzmaßnahmen an der Elsenz geplant:
Erhöhung des linken Ufers um ca. 40 cm im Bereich der Ortslage von Ittlingen
(geplante lokale HW-Schutzmaßnahme Nr. 1 auf Plan II/1)
Bau einer Flutmulde linksseitig der Elsenz im Bereich der Ortslage von Richen
(geplante lokale HW-Schutzmaßnahme Nr. 1 auf Plan II/2)
Hochwasserschutzdamm bzw -mauer rechts- und linksseitig auf jeweils ca. 70 m
Länge im Bereich der Ortslage von Richen (geplante lokale HW-Schutzmaßnahm
e Nr. 2 auf Plan II/2)
Regulierungsbauwerk an der Mündung des Berwanger Bachs in die Elsenz
oberhalb der Ortslage von Richen (geplante lokale HW-Schutzmaßnahme Nr. 3
auf Plan II/2)
Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Elsenz durch Profilaufweitung und
Schüttung eines begleitenden Uferdämmchens (beidseitig) im Bereich der
Ortslage von Eppingen (geplante lokale HW-Schutzmaßnahme Nr. 1 auf Plan
II/3)
Einleitungen
Die im Siedlungsbereich bestehenden, wasserrechtlich genehmigten Einleitungen in die Elsenz
sind auf Plan II nicht dargestellt. Dasselbe gilt für die Einleitungen der Kläranlagen.
Außerhalb der Ortslagen bestehen Einleitungen aus Regenüberlaufbecken unterhalb der
Ortslagen von Ittlingen (Abschnitt 335), Richen (Abschnitt 368) und Elsenz (Abschnitt 512).
Wasserkraftnutzung
Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das Gefälle der Oberen Elsenz an vielen Stellen durch
Wasserkraftanlagen genutzt. Von den ehemals existierenden Anlagen ist heute keine mehr in
Betrieb, die Wasserrechte sind größtenteils abgelöst. Dagegen sind viele der für die
Wasserkraftnutzung notwendigen Querbauwerke noch vorhanden. Im einzelnen sind dies:
Untere Mühle von Ittlingen (heute Friedenshort) (Abschnitt 330) (Wasserrecht
noch nicht abgelöst)
Mittlere Mühle von Ittlingen (Abschnitt 342)
Ölmühle von Ittlingen (Abschnitt 345)
hoher Absturz beim Feuerlöschteich und der Abzweigung des Mühlkanals am
südlichen Ende der Ortslage von Ittlingen
Kundenmühle von Richen (Abschnitt 376)
Die Mühlgräben der oberhalb der oberhalb liegenden Mühlen sind trocken und existieren
teilweise nicht mehr.
MERZ
2.4.5
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 20
Naturschutz und Landschaftspflege
Natur- und Landschaftsschutzgebiete, Flächenhafte Naturdenkmale
Im gesamten Bearbeitungsgebiet kommen keine rechtskräftigen oder geplanten Natur- und
Landschaftsschutzgebiete sowie Flächenhafte Naturdenkmale vor.
Biotopkartierung
Seit dem 1.1.1992 ist in Baden-Württemberg das Biotopschutzgesetz in Kraft. Seither sind
besonders wertvolle und gefährdete Lebensräume, sogenannte § 24a-Biotope, gesetzlich
geschützt. Nachfolgend sind die im Rahmen der Biotopkartierung Baden-Württemberg im engeren
Bearbeitungsgebiet erfaßten und unter Schutz gestellten Biotope aufgeführt.
Blatt 6719 Sinsheim
Biotopnummer
Biotopname
6719-125-0002
Naturnaher Abschnitt der Elsenz N Ittlingen
Blatt 6819 Eppingen
Biotopnummer
Biotopname
6819-125-0051
Auwaldstreifen “Unterm See”
6819-125-0129
Tümpelquelle N “Birkenwald”
6819-125-0130
Waldfreier Sumpf S “Birkenwald”
6819-125-0131
Naturnaher Abschnitt der Elsenz S “Birkenwald”
6819-125-0145
Schilfröhricht “Am See” I
6819-125-0146
Schilfröhricht “Am See” II
6819-125-0147
Feldhecke “Zwischen dem Wald”
6819-125-0157
Naturnaher Abschnitt der Elsenz bei der Gießhübel-Mühle
6819-125-0160
Feuchtgebiet “Bei der BGießhübelmühle” I
6819-125-0161
Feuchtgebiet “Bei der BGießhübelmühle” II
6819-125-0173
Feldhecke N “Gießhübelmühle”
6819-125-0174
Schilfröhricht S “Stockwiese”
6819-125-0209
Auwaldstreifen an der Elsenz nordöstlich Raußmühle
6819-125-0210
Feldhecken bei der Raußmühle
6819-125-0343
Feldhecke in den “Langwiesen”
6819-125-0346
Elsenz zwischen Ittlingen und Richen
6819-125-0374
Naturnaher Abschnitt der Elsenz S Richen
6819-125-0375
Feuchtgebiet “Stebbacher Wiesen”
6819-125-0378
Schilfröhrichte in den “Stebbacher Wiesen”
6819-125-0380
Naturnaher Abschnitt der Elsenz S Richen
6819-125-0385
Schilfröhricht “Großer Brunnen”
6819-125-0386
Tümpel “Großer Brunnen”
6819-125-0387
Quellbach “Großer Brunnen”
6819-125-0388
Auwaldstreifen an der Elsenz N Eppingen
6819-125-0607
Schilfröhricht im “Oberen Riegel”
6819-125-0608
Feldhecke im “Oberen Riegel”
6819-125-0609
Schilfröhricht in den “Ackerwiesen”
MERZ
2.4.6
Beschreibung Bearbeitungsgebiet - GEP Obere Elsenz Seite 21
6819-125-0654
Auwaldstreifen an der Elsenz zwischen Eppingen und Richen
6819-125-0693
Rohrglanzgras-Rohricht W “Schanz”
Altablagerungen
Dem Flächennutzungsplan konnten keine Angaben über existierende Altablagerungen im
engeren Bearbeitungsgebiet entnommen werden.
2.4.7
Kultur- und Sachgüter
Laut Flächennutzungsplan und Landschaftsplan befinden sich im engeren Bearbeitungsgebiet
keine Kulturgüter. Als Sachgüter sind außerhalb der Siedlungsgebiete Straßen, Wege und
Bahnanlagen zu nennen.
MERZ
3
Bestandserhebung - GEP Obere Elsenz Seite 22
Bestandserhebung
Gewässer sind so zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, daß sie ihre Funktionen innerhalb
des Naturhaushalts erfüllen können. Zu den ökologischen Funktionen eines Gewässers und
seiner Aue gehören:
-
Bereitstellung und Entwicklung vielfältiger Biotope
Biotopverbund
Selbstreinigung
Wasserrückhaltung (auch im Hochwasserfall)
Filterwirkung im Ufer- und Auenbereich
Uferschutz
Ziel der Bestandserhebung war es, zunächst festzustellen, inwieweit die Obere Elsenz und ihre
Aue diese Funktionen erfüllen können. Nur in einem wenig oder gar nicht vom Menschen
nachteilig geprägten Fließgewässer ist dies vollständig möglich. Gewässer, die vom Menschen
beeinträchtigt sind, sind dazu nicht oder nur teilweise in der Lage.
Erkennbar ist die Funktionsfähigkeit eines Gewässers anhand der vorhandenen
Gewässerstrukturen. “Unter dem Begriff der Gewässerstruktur werden alle räumlichen und
materiellen Differenzierungen des Gewässerbettes und seines Umfeldes verstanden, soweit sie
hydraulisch, gewässermorphologisch und hydrobiologisch wirksam und für die ökologischen
Funktionen des Gewässers und der Aue von Bedeutung sind. Die einzelnen
Strukturkomponenten können natürlicherweise entstanden sein, vom Menschen geschaffen sein,
oder in ihrer Entstehung vom Menschen hervorgerufen worden sein” (Landesamt für
Wasserwirtschaft Rheinland-Pfalz 1998).
Die Gewässerstrukturgüte ist ein Maß für die durch diese Strukturen angezeigte ökologische
Funktionsfähigkeit des Gewässers. Der heutige potentielle natürliche Gewässerzustand bildet
dabei den Maßstab für die Bewertung.
3.1
Die Strukturgütekartierung
Die Erfassung und Bewertung der Gewässerstruktur der Oberen Elsenz basierte auf dem
Verfahren zur Gewässerstrukturgütekartierung der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA).
Die Bestandserhebung erfolgte anhand von sechs Hauptparametern, die in Tabelle 1 näher
erläutert sind.
MERZ
Bestandserhebung - GEP Obere Elsenz Seite 23
Tab. 1: Parametersystem bei der Gewässerstrukturgütekartierung
Hauptparameter
Einzelparameter
Ökologische Bedeutung
1 Laufentwicklung
1.1 Laufkrümmung
1.2 Krümmungserosion
1.3 Längsbänke
1.4 Besondere
Laufstrukturen
Ein gekrümmter Gewässerlauf bewirkt eine Laufverlängerung,
eine Verringerung des Gewässergefälles gegenüber dem
Talgefälle, eine vermehrte Reibungs- und Turbulenzbildung
und eine entsprechend bessere Energieumwandlung bei
Hochwasser. Die Laufkrümmung verleiht den von Natur aus
gekrümmten Gewässern ihre gewässertypische dynamische
Ausgewogenheit, ihren natürlichen Struktur- und
Biotopreichtum.
2 Längsprofil
2.1 Querbauwerke
2.2 Rückstau
2.3 Verrohrung
2.4 Querbänke
2.5 Strömungsdiversität
2.6 Tiefenvarianz
In allen natürlichen Gewässern findet man eine mehr oder
weniger regelmäßige Abfolge von Sohlhochpunkten (Furten/
Querbänke) und Sohltiefpunkten (Kolken). Diese sind eine
Folge des Wechsels zwischen Erosion und Akkumulation.
Aus den daraus resultierenden unterschiedlichen
Gewässertiefen und Strömungsverhältnisse ergibt sich ein
Biotopspektrum für eine Vielzahl unterschiedlicher
Organismen.
Negativ auf das natürliche Längsprofil wirken sich
Querbauwerke und Verrohrungen aus, da diese sowohl die
Durchgängigkeit für Organismen als auch den
Geschiebehaushalt und die natürliche Dynamik
beinträchtigen.
3 Querprofil
3.1 Profiltyp
3.2 Profiltiefe
3.3 Breitenerosion
3.4 Breitenvarianz
3.5 Durchlässe
Profilbreite und -tiefe sowie ihre Varianz beeinflussen
maßgeblich die morphologischen Strukturen und das
Biotopspektrum im Sohlen- und Uferbereich. Weiterhin wirken
sie sich auf die Abflußkapazität aus. Die Profiltiefe hat
maßgeblichen Einfluß auf die Aue. Je tiefer das Gewässerbett
ist, desto seltener wird die angrenzende Aue überflutet und
verliert so ihre natürliche Funktionsfähigkeit.
4 Sohlenstruktur
4.1 Sohlensubstrat
4.2 Sohlenverbau
4.3 Substratdiversität
4.4 Besondere
Sohlenstrukturen
Die auf der Gewässersohle lebenden Fließgewässer-organism
en sind in ihrer Zusammensetzung und Aktivität in hohem
Maße von der Art und der Struktur des Sohlen-substrats
abhängig. Auch die Fischfauna ist hiervon stark abhängig.
Zum einen sind die sohlbewohnenden Kleinlebewesen für viele
Fische eine wichtige Nahrungsgrundlage, zum anderen sind
viele Fischarten bei der Eiablage auf bestimmtes Sohlsubstrat
angewiesen.
5 Uferstruktur
5.1 Uferbewuchs
5.2 Uferverbau
5.3 Besondere
Uferstrukturen
Gewässertypische Ufergehölze tragen durch ihre
Wurzelsysteme wesentlich zur Stabiliserung der Ufer bei.
Durch ihre Beschattung begrenzen sie einerseits im Sommer
die Wassertemperatur und sorgen so für einen höheren
Sauerstoffgehalt des Wassers. Außerdem ver-hindern sie das
Aufkommen von Wasserpflanzen und unterbinden so wirksam
eine Verkrautung des Betts und eine
Schwebstoffakkumulation. Das Fallaub - insbe-sondere der
Schwarz-Erle - bildet vor allem in kleinen und mittleren
Gewässern eine Hauptnahrungsquelle für viele
Fließgewässerorganismen. Außerdem sorgen die Ufer-gehölz
e für charakteristische Uferstrukturen mit ent-sprechenden
Lebensbedingungen für viele Organismen. Bei Hochwasser
bewirken sie eine intensive Energie-umwandlung und dadurch
eine gewisse Verzögerung der Hochwasserwellen.
MERZ
Bestandserhebung - GEP Obere Elsenz Seite 24
6 Gewässerumfeld
6.1 Flächennutzung
6.2 Gewässerrandstreifen
6.3 Sonstige
Umfeldstrukturen
Eine naturnaher Gewässerzustand ist nur in einem
Gewässerumfeld möglich, in welchem dem Gewässer sein
natürlicher morphologischer Bewegungsspielraum
zugestanden wird. Weiterhin steht ein natürliches Fließgewässer mit seiner Aue in einer funktionalen Beziehung. So
dient die überschwemmte Aue als eine Art
Sedimentationsraum für die vom Hochwasser mitge-führte
Stofffracht. Gleichzeitg dient sie als Retentions-raum und
dämpft so wirksam die Hochwasserwellen. Ein nicht genutzter
Uferstreifen mit einem entsprechenden Gehölzbestand prägt
nicht nur das typische Land-schaftsbild, sondern sorgt
gleichzeitig für eine Reduktion von diffusen Stoffeinträgen ins
Gewässer aus der Landwirtschaft und sonstigen
Nutzungsformen.
Die Bertung der Strukturgüte erfolgt anhand einer siebenstufigen Bewertungsskala, die in Tabelle
2 aufgeführt ist:
Tab. 2: Die Strukturgüteklassen zur Bewertung der Gewässerstrukturgüte
Strukturgüteklasse
Grad der Beeinträchtigung
1
naturnah
2
bedingt naturnah
3
mäßig beeinträchtigt
4
deutlich beeinträchtigt
5
merklich geschädigt
6
stark geschädigt
7
übermäßig geschädigt
Die Ergebnisse der Bewertung sind in Plan I als Strukturgütelängsprofile dargestellt. Sie sind für
jeden einzelnen Hauptparameter angegeben und als Gesamtbewertung. Diese entspricht dem
arithmetischen Mittel der Werte der einzelnen Hauptparameter. An der Bewertung sind die
strukturellen Defizite der jeweiligen Gewässerabschnitte zu erkennen. Hiervon ausgehend
lassen sich verschiedene Maßnahmen ableiten.
3.2
Beschreibung der gewässermorphologischen Verhältnisse an der Oberen Elsenz
Auf der Grundlage der beschriebenen Methode werden die gewässermorphologischen
Verhältnisse an der Oberen Elsenz insgesamt zwischen “bedingt naturnah” (Strukturgüteklasse
2) und “übermäßig geschädigt” (Strukturgüteklasse 7) bewertet.
Von der Bewertung ausgenommen wurden die Abschnitte 343, 412 und 426. Diese waren
MERZ
Bestandserhebung - GEP Obere Elsenz Seite 25
aufgrund der Eigentumsverhältnisse weder begehbar noch einsehbar und konnten somit auch
nicht bewertet werden.
Die Abschnitte 342, 345, 348 und 413 waren zwar nicht vollständig begehbar jedoch auf der
vollen Länge einsehbar. Sie wurden deshalb kartiert. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen
werden, daß verschiedene Strukturen nicht erfaßt wurden.
Die Abschnitte 422 bis 424 waren nicht kartierbar. Hier ist das Gewässer als Folge einer
Renaturierungsmaßnahme anthropogen überformt. Die bestehenden Strukturen sind meist
anthropogen bedingt und gehören nicht in Lößbäche.
Die aktuellen Verhältnisse resultieren in vielen Fällen aus in der Vergangenheit durchgeführten
wasserbaulichen Maßnahmen wie Begradigung oder Laufverlegung.
Die an vielen Stellen ungefähr gleichaltrigen Ufergehölze sind weisen auf eine Pflanzung zur
Ufersicherung hin. Neben den größtenteils standortgerechten Arten kommen häufig auch Pappeln
vor, die vor allem in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts gepflanzt wurden.
Insgesamt wirkt sich vor allem das kaum vorhandene Totholz (das in natürlichen Lößbächen ein
wesentlicher Strukturbildner ist) negativ auf die Bewertung des Obere Elsenzs aus. Die
Bedeutung von Totholz ist vor allem daran zu erkennen, daß die Abschnitte, an denen in
nennenswerten Mengen Totholz im Gewässer vorhanden war, als einzige mit “bedingt naturnah”
bewertet wurden. Weiterhin sind an vielen Stellen der begradigte Lauf, ein fehlender
Randstreifen und Defizite im Umfeld (z.B. Wege direkt am Gewässerlauf) für die schlechte
Bewertung verantwortlich.
Das Querprofil wurde meist mit “mäßig beeinträchtigt” oder “deutlich beeinträchtigt” bewertet und
weist so insgesamt die geringste Beeinträchtigung auf.
In Tabelle 3 werden jeweils für mehrere, weitgehend ähnliche 100 m-Abschnitte der Oberen
Elsenz die gewässermorphologischen Verhältnisse beschrieben. Grundlage hierfür sind die
Ergebnisse der Strukturgütekartierung sowie der ebenfalls im Gelände erfaßten
Ufergehölzsituation.
Tab. 3: Die gewässermorphologischen Verhältnisse an der Oberen Elsenz
Abschnitte
Beschreibung
322 - 333
Dieser Abschnitt umfaßt den Bereich zwischen der Landkreisgrenze und der Siedlungsfläche
von Ittlingen. An die Elsenz grenzt hier größtentiels kcerbaulich genutzte Fläche, daneben aber
auch Grünland, kleinere Gehölzbestände und das Anwesen einer ehemaligen Mühle.
Laufentwicklung (außer den Abschnitten 324-325, wo deutliche Krümmungen ausgebildet sind)
und Umfeld sowie die Sohlenstruktur weisen hier die größten Defizite auf. Bei der Bewertung am
besten schneiden die Hauptparameter Querprofil und Uferstruktur ab. Der Ufergehölzstreifen
ist meist einreihig ausgebildet, teilweise sind auch deutliche Lücken vorhanden. Neben Erlen
und Eschen kommen auffällig viele Weiden sowie häufig Pappeln vor.
Gesamtbewertung: meist “merklich geschädigt”
MERZ
Bestandserhebung - GEP Obere Elsenz Seite 26
334 - 340
Ans linke Gewässerufer grenzt hier die Siedlungsfläche von Ittlingen, ans rechte größtenteils
Acker, teilweise auch Gärten (hier findet eine Nutzung bis zur Wasserlinie statt). Die Bewertung
der einzelnen Hauptparameter entspricht größtenteils den unterhalb gelegenen Abschnitten.
Dasselbe gilt für die Ufergehölze. Allerdings kommen stellenweise Ziergehölze vor.
Gesamtbewertung: meist “merklich geschädigt”
341 - 348
Hier verläuft parallel zum Gerinne der Elsenz ein heute nicht mehr genutzter Mühlgraben.
Dieser wird im Abschnitt 348 an einem ehemaligen Feuerlöschteich abgezweigt und fließt im
Abschnitt 341 wieder in die Elsenz. An die Elsenz grenzen hier beidseitig Gärten, teilweise
verläuft auch ein unbefestigter Weg am Gewässer entlang. Auch hier liegen die größten Defizite
in der Laufentwicklung und der Sohlenstruktur, das Querprofil wird am besten bewertet. Die
Ufergehölze weisen Lücken auf.
Gesamtbewertung: “merklich geschädigt” bis “stark geschädigt”
349 - 368
Die Elsenz verläuft hier zwischen Ittlingen und Richen in der freien Landschaft. Im
Gewässerumfeld wechseln sich Äcker, Grünland, Gärten und kleine Uferwäldchen ab. Die
Bewertung der Hauptparameter variiert. Das Querprofil wird durchgehend mit “mäßig
beeinträchtigt” bewertet, auch die Uferstruktur wird meist gut bewertet. Das Umfeld weist die
deutlichsten Defizite auf. Der einreihige Ufergehölzstreifen weist zwar einzelne Lücken auf, ist
aber ansonsten geschlossen. Auch hier kommen viele Weiden vor.
Gesamtbewertung: “deutlich geschädigt” bis “merklich geschädigt”
369 - 382
Im Bereich der Ortslage von Richen grenzen verschiedene Nutzungen (Äcker, Grünland,
Gärten, Wohn- und Gewerbeflächen) ans Gewässer. Auffällig ist der teilweise geschwungene
Lauf. Die größten Defizite bezüglich der Gewässerstruktur sind durch die Umfeldnutzung
bedingt. Die Bewertung der anderen Hauptparameter variiert. Der einreihige Ufergehölzstreifen
ist häufig durch die Umfeldnutzung beeinträchtigt und weist kleinere und größere Lücken auf.
Neben Erle, Esche, Weide und Ahorn kommen teilweise auch Pappeln vor.
Gesamtbewertung: “deutlich beeinträchtigt” bis “stark geschädigt”
383 - 391
Die Elsenz fließt hier am linken Talrand und weist einen gekrümmten Lauf auf. Zum Taltiefpunkt
hin fehlt größtenteils eine Nutzung, die Ufergehölze weisen teilweise Lücken auf. Links von der
Elsenz verläuft zwar ein Weg, auf der dazwischenliegenden Fläche ist jedoch häufig ein
mehrreihiger Ufergehölzstreifen ausgebildet. Er besteht hauptsächlich aus standortgerechten
Arten. Die Uferstruktur ist mit “naturnah” bewertet.
Gesamtbewertung: meist “deutlich beeinträchtigt”
392 - 411
Die Elsenz liegt hier zwischen Richen und Eppingen teilweise außerhalb des Taltiefpunkts.
Aufgrund ihres größtenteils begradigten Laufs liegen die größten Strukturdefizite bei der
Laufentwicklung. Auch das Gewässerumfeld (meist Ackernutzung) wirkt sich negativ auf die
Struktur aus. Dagegen ist die Uferstruktur mit “bedingt naturnah” bewertet”. Es kommen
Abschnitte mit geschlossenen Ufergehölzen vor, aber auch solche mit nur einzelnen oder
fehlenden Gehölzen.
Gesamtbewertung: “merklich geschädigt”
412 - 437
Im Bereich der Ortslage von Eppingen ist die Elsenz begradigt. Die Umfeldnutzung reicht häufig
bis zur Boschungsoberkante oder sogar noch in die Böschung hinein. Bezüglich aller
Hauptparametr der Strukturgütebewertung (außer Querprofil) weist die Elsenz hier große
Defizite auf. Die Ufergehölze stehen meist nur lückig oder fehlen völlig. Sie bestehen häufig
aus standortfremden Arten.
Gesamtbewertung: meist “stark geschädigt”
438 - 455
Oberhalb der Ortslage von Eppingen weist die Elsenz einen grabenartigen Verlauf auf.
Ufererosion kommt nur an wenigen Stellen vor. Die größten Defizite liegen bezüglich der
Laufentwicklung vor, daneben auch bezüglich der Sohlenstruktur. Am besten schneidet der
Hauptparameter Querprofil ab. Entlang des Bachlauf wechseln sich Acker, Grünland und
Weiden ab, die Nutzung reicht jedoch nicht bis zur Böschungsoberkante. Die Gehölzbestände
am rechten Ufer sind lückig; es kommen vor allem Wieden, Erlen und Eschen vor. Links stehen
vor allem junge, gepflanzte Gehölze oberhalb der Böschung.
Im Bereich der Abschnitte 452 und 453 kommt Totholz im Gewässer vor. Dies verursacht
Ansätze zur Laufentwicklung und sorgt so für eine bessere Bewertung.
Gesamtbewertung: meist “merklich geschädigt”
MERZ
Bestandserhebung - GEP Obere Elsenz Seite 27
456 - 466
Die Elsenz verläuft hier unterhalb der Ortslage von Rohrbach a.G. außerhalb des Taltiefpunkts.
Teilweise grenzt rechts an ein bestehendes Gewerbegebiet an den Bach, während links davon
Ackerflächen liegen. Die Elsenz weist auch hier einen grabenartigen Verlauf auf. Die
strukturellen Defizite liegen vor allem in der Laufentwicklung und im Gewässerumfeld. Teilweise
fehlen Ufergehölze. Im Bereich des Gewerbegebiets liegt ein meist geschlossener
Ufergehölzbestand vor. Neben Erle, Esche und Weide kommen viele Feldheckenarten vor.
Gesamtbewertung: “merklich geschädigt” bis “stark geschädigt”
467 - 468
Im Bereich der Ortslage von Rohrbach a.G. ist die Elsenz größtenteils verdolt. Oberhalb der
Verdolung ist der Gewässerlauf begradigt und gehölzfrei.
Gesamtbewertung: “merklich geschädigt” und “übermäßig geschädigt”
469 - 482
Oberhalb der Ortslage von Rohrbach a.G. kommen die größten strukturellen Defizite bezüglich
der Laufentwicklung, des Umfelds, der Ufer- und Sohlenstruktr vor. Ursache hierfür ist der
begradigte, grabenartige Lauf, der links vom Gewässer verlaufende Weg sowie die
angrenzende Ackernutzung mit meist fehlendem Randstreifen. Der Ufergehölzstreifen ist teils
geschlossen, teils lückig ausgebildet, teilweise kommen nur einzelne Gehölze vor. Es kommen
meist Feldheckenarten, vor, sowie viele Straucharten.
Gesamtbewertung: meist “stark geschädigt”
483 - 486
Dieser Bereich ähnelt stark den unterhalb liegenden Abschnitten, jedoch ist die strukturelle
Wertigkeit fast durchgehend höher. Das Gewässerumfeld (beidseitig Acker, aber nur auf einer
Seite mit Randstreifen) weist die deutlichsten Defizite auf.
Gesamtbewertung: “merklich geschädigt”
487
Dieser Abschnitt weist eine hohe Strukturdiversität auf. Die Kopfweiden am rechten Ufer
bedingen eine hohe Strukturierung der Sohle sowie Laufentwicklungsansätze. Hauptdefizit
bleibt das Gewäserumfeld (eine Seite Acker, eine Grünland).
Gesamtbewertung: “deutlich beeinträchtigt”
488 - 490
Diese Abschnitte wurden im gesamten bearbeiteten Bereich insgesamt am besten bewertet.
Die Elsenz fließt hier in einem ehemaligen Pappelforst. Viele der Pappeln sind jedoch
mittlerweile gefällt (und durch Erlen und Ahorn-Arten ersetzt) und liegen nun als Totholz im
Gewässer vor. Auf einem ehemals begradigten Lauf konnten sich dadurch erste leichte
Schwünge ausbilden. Auch trägt das Totholz wesentlich zur hohen strukturellen Diversität (vor
allem im Uferbereich) bei.
Gesamtbewertung: “bedingt naturnah”
491
In diesem Abschnitt sind deutliche Anzeichen von Tiefenerosion zu erkennen. Diese wird
möglicherweise durch ein zu hoch einbautes Durchlaßrohr unter dem oberhalb querenden
Feldweg verursacht. Die Ufergehölze bestehen hauptsächlich aus Erlen, Eschen und Weiden
sowie viel Hasel. Die Bestände sind links geschlossen, weisen am rechten Ufer dagegen einige
Lücken auf. Uferstruktur und Längsprofil sind in diesem Abschnitt am besten bewertet, sie
größten Defizite sind bezüglich der Laufentwicklung vorhanden.
Gesamtbewertung: “deutlich beeinträchtigt”
492 - 511
Unterhalb der Ortslage von Elsenz weist das gleichnamige Gewässer einen begradigten Verlauf
auf, nur stellenweise kommen Laufentwicklungsansätze vor. Rechts verläuft größtenteils ein
asphaltierter Weg parallel zur Elsenz, im Bereich der Abschnitte 508 und 509 grenzt hier eine
Kläranlage ans Ufer. Links grenzen Äcker (die teilweise bis zur Böschungsoberkante
bearbeitet werden) und Ackerbrachen an. Die größten strukturellen Defizite liegen folglich
hinsichtlich der Laufentwicklung und des Gewässerumfelds vor. Das linke Ufer ist größtenteils
gehölzfrei, am rechten kommen einzelne Gehölze oder Gehölzreihen aus größtenteils
standortgerechten Arten vor.
Gesamtbewertung: “merklich geschädigt” bis “stark geschädigt”
512
Dieser Abschnitt liegt im Bereich der Ortslage von Elsenz. Hier beginnt die verdolte
Gewäserstrecke.
Gesamtbewertung: “übermäßig geschädigt”
MERZ
4
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 28
Zielplanung
Die Zielplanung für den Gewässerentwicklungsplan “Obere Elsenz” gliedert sich in folgende
Stufen:
-
4.1
Formulierung allgemeiner Entwicklungsziele aus bestehenden Rechtsvorgaben
Verschlechterungsverbot für den bearbeiteten Gewässerabschnitt
Formulierung eines Leitbilds, in dem für die Obere Elsenz ein Zielzustand aus
gewässerökologischer Sicht formuliert wird
Ableitung von (realisierbaren) Entwicklungszielen für die Obere Elsenz aus dem Leitbild
unter Berücksichtigung von Restriktionen, die der naturnahen Gewässerentwicklung
entgegenstehenden
Allgemeine Entwicklungsziele
Aus den im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und im Wassergesetz Baden-Württemberg (WG)
formulierten Bestimmungen ergibt sich das Ziel der Erhaltung bzw. Wiederherstellung natürlicher
oder naturnaher Fließgewässer und damit auch ihrer ökologischen Funktionsfähigkeit.
Der natürliche Zustand eines Gewässers wird in den meisten Fällen mit dem heutigen potentiellen
natürlichen Gewässerzustand gleichgesetzt. Dieser entspricht dem Zustand, der sich nach der
Beendigung menschlicher Einflußnahme aufgrund der heute bestehenden naturräumlichen
Verhältnisse unter Einbeziehung der nachhaltig anthropogen veränderten Standortbedingungen
einstellen würde.
Der heutige potentielle natürliche Gewässerzustand läßt sich folgendermaßen charakterisieren:
Abfluß, Feststofftransport und Gewässermorphologie stehen in einem ungestörten dynamischen
Gleichgewicht. Ausuferungen in die Aue finden so weit statt, daß dynamische Auestrukturen
entstehen können und das Gewässerbett keinen unnatürlich großen Strömungskräften
ausgesetzt ist. Die natürliche Lauf- und Bettentwicklung unterliegt keinen unnatürlichen
Einschränkungen. Entlang des Gewässerlaufs existiert ein nicht genutzter Uferwaldstreifen mit
einer natürlichen Altersstruktur und einer Artenzusammensetzung, die den Standortbedingungen
entspricht. Er ist so breit, daß sich eine waldartige Struktur mit weiten Gehölzabständen
ausbilden kann und ein entsprechender Totholzeintrag ins Gewässer stattfindet.
4.2
Verschlechterungsverbot
Die allgemeinen Entwicklungsziele setzen für den im Planungsgebiet liegenden
Gewässerabschnitt ein Verschlechterungsverbot voraus. Nur so kann verhindert werden, daß
die durch zahlreiche Maßnahmen in der Vergangenheit beeinträchtigte ökologische
Funktionsfähigkeit der Oberen Elsenz weiter verringert wird.
Konkret resultieren daraus folgende Grundsätze:
-
keine weiteren Laufverkürzungen oder Begradigungen
keine Errichtung von neuen Querbauwerken oder Verrohrungen
MERZ
-
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 29
keine neuen Durchlässe, bei denen der Gewässerlauf verengt oder das Ufer
unterbrochen wird
kein neuer Sohlenverbau
kein neuer Uferverbau
keine Beseitigung von standortgerechten Ufergehölzen
keine Errichtung von baulichen Anlagen in regelmäßig überschwemmten Gebieten
-
Bei unvermeidbaren Eingriffen sind ausreichende Ausgleichsmaßnahmen zur Verbesserung der
Strukturgüte durchzuführen.
4.3
Das gewässermorphologische Leitbild
Der heutige potentielle natürliche Gewässerzustand als allgemein formuliertes Entwicklungsziel
für Fließgewässer (vgl. Kap. 4.1) muß für die bearbeitete Gewässerstrecke der Elsenz weiter
konkretisiert werden, um für Planungszwecke verwendet werden zu können. Dies geschieht
unter Berücksichtigung der spezifischen naturräumlichen Verhältnisse des Einzugsgebiets und
des Gewässerumfelds. Als Ergebnis erhält man ein gewässermorphologisches Leitbild, das den
gedachten heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustand beschreibt. In ihm werden die
Entwicklungsziele aus gewässerökologischer Sicht formuliert. Es stellt diesbezüglich einen
Optimalzustand dar, der eine menschliche Nutzung des Gewässers und seines Umfelds
ausschließt. Er beinhaltet maximal erreichbare Ziele.
Die Obere Elsenz ist aufgrund der fast flächendeckenden Lößbedeckung im Einzugsgebiet zu
den Lößbächen zu rechnen. Unter typologischen Aspekten ist eine weitere Untergliederung des
Gewässers nach den geologischen und talmorphologischen Verhältnissen und nach der
Einzugsgebietsgröße (die maßgeblich die Gewässergröße bestimmt) möglich. In Tabelle 4 ist
dies dargestellt.
Tab. 4: Typologische Untergliederung der Elsenz für die bearbeitete Gewässerstrecke
Abschnitt
e
Geologie
im
Einzugsg
ebiet
Talform
Talgefäll
e
322378
378391
392421
Schichten des
Oberen
Muschelkalks, des
Unteren und Mittleren
Keupers
Festgestein
größtenteils
lößbedeckt
421434
435442
466481
482521
Schichten des Mittleren Keupers
Festgestein größtenteils lößbedeckt
breites Mulden- bis Sohlental
0,1 %
442466
Muldental
0,3 %
0,6 %
MERZ
Einzugsg
ebietsgrö
ße
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 30
119 145 km2
91,9 97,1 km2
70,7 78,0 km2
41,0 44,2 km2
30,5 31,8 km2
14,7 24,5 km2
6,3 8,2 km2
1,5 4,1 km2
Der heutige potentielle natürliche Gewässerzustand wird wesentlich durch das lößbürtige
Substrat im Gewässerbett und im unmittelbaren Gewässerumfeld geprägt. Hierbei ist für die
gesamte Obere Elsenzs von einem Bach mit gekrümmtem Lauf auszugehen. Das Gewässer
verläuft im Taltiefpunkt in einem nicht genutzten Uferwald. Charakteristisch ist das schluffiglehmige (lößbürtige) Bettmaterial. Grobes Geschiebe kommt auf der Gewässersohle nicht vor.
Von Bedeutung für die Gewässerstrukturen sind die Ufergehölze und vor allem Totholz, das im
heutigen potentiellen natürlichen Zustand in großen Mengen im Gewässer vorkommt.
Die größten Veränderungen bezüglich des heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustands
für die betrachtete Strecke der Elsenz ergeben sich durch den Zufluß des Hilsbachs in der
Ortslage von Eppingen (Abschnitt 421). Hier kommt es zu einer sprunghaften Zunahme der
Einzugsgebietsfläche um rund 60% und damit auch zu einer deutlichen Zunahme der
Gewässergröße.
Zu einer weiteren deutlichen Größenänderung kommt es durch den Zufluß des Rohrbachs am
unteren Ende der Ortslage von Rohrbach a.G. (Abschnitt 466).
Aus diesem Grund werden je ein gewässermorphologisches Leitbild für die Elsenz unterhalb der
Hilsbachmündung, für die Gewässerstrekce zwischen Hilsbach- und Rohrbachmündung sowie
für die Elsenz oberhalb der Rohrbachmündung formuliert.
Die wesentlichen Parameter des gewässermorphologischen Leitbilds sind in den Tabellen 5 bis
7 beschrieben. Die Angaben basieren auf Leitbildern, die für die Bäche dieses Teil des
Kraichgaus erarbeitet wurde (Tölk 1998). Als mögliche Referenzstrecken, die weitgehend
naturnahe morphologische Verhältnisse aufweisen und somit teilweise als Anschauungsobjekt
dienen kann, sind für die Abschnitte 388 bis 390 sowie 488 bis 490 zu nennen.
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 31
Tab. 5: Gewässermorphologisches Leitbild (heutiger potentieller natürlicher
Gewässerzustand) für die Obere Elsenz unterhalb der Hilsbach-Mündung (Abschnitte
322 - 421)
Parameter
Leitbildbeschreibung
Laufentwicklung
Der Bach verläuft im Taltiefpunkt, die Laufentwicklung wird durch die Talflanken nicht
eingeschränkt.
geschlängelte bis schwach mäandrierende Laufform (Windungsgrad w = 1,4 - 1,6)
übergeordnet geschwungene Laufform
Böschungserosion im Krümmungsbereich wichtig für die kontinuierliche Laufverlagerung
Laufstrukturen (z.B. Sturzbäume, Laufweitungen) totholzbedingt häufig, nur selten durch
Gehölze verursacht
schmale Krümmungsbankansätze
sonstige Längsbänke nur als Ansätze im Strömungsschatten von Totholz oder
Ufergehölzen sowie in Uferbuchten
Längsprofil
keine künstlichen Querbauwerke
Totholzverklausungen mit Rückstau oberhalb und Kolk unterhalb, aber ohne ausgeprägte
Sohlstufe (Durchgängigkeit bleibt erhalten)
substratbedingte Querbänke als einfache Sohlhochpunkte / Furten, dazwischen teilweise
ausgeprägte Kolke
Strömungsdiversität hauptsächlich durch Totholzansammlungen bedingt
Querprofil
kompaktes, trapez- bis kastenförmiges Profil mit steilen Böschungen und leicht
muldenförmiger Sohle
Gewässer deutlich in Aue “eingetieft”, d.d. Mittelwasser-Spiegel liegt mehr als einen Meter
unter der Böschungsoberkante
Breitenvarianz vor allem durch Totholz, weniger durch Gehölze verursacht, mäßig
ausgeprägt
Sohlenstruktur
schluffig-lehmiges, lößbürtiges Sohlsubstrat
Substratdiversität durch Totholz auf der Sohle, das stellenweise mit Kalksinterkruste
überzogen ist
in strömungsberuhigten Bereichen Ablagerung von stark wasserhaltigem, schluffiglehmigem Substrat
Strukturierung der Sohle nur im Böschungsfußbereich durch Erlenwurzeln (die teilweise
ebenfalls mit Kalkschicht überzogen sind)
Uferstruktur
wird hauptsächlich durch Totholz und Gehölze verursacht
Gehölze (Schwarz-Erlen und nur sehr selten Eschen) stehen in unregelmäßigen Abständen
(ca. 10 Meter) im Böschungsbereich zwischen Mittelwasserlinie und Böschungsoberkante
(nicht erst auf der Böschung)
Uferböschungen allgemein stark mit Feinwurzeln durchwurzelt
Erlen im Böschungsbereich befestigen mit ihren Wurzeln große Teile des Böschungsfußes,
Wurzeln teilweise mit Kalksinterschicht überzogen
Strukturierung der Ufer durch Sturzbäume, Prallbäume, Totholzansammlungen
teilweise Uferbuchten zwischen Gehölzen oder zumindest Ansätze
Gewässerumfeld nicht genutzter Uferwald von jeweils ca. 25 m Breite ab Böschungsoberkante links und
rechts des Gewässerlaufs mit natürlichem Altersaufbau (von aufkommenden Jungbäumen
bis zu ausgewachsenen, absterbenden Exemplaren)
der im Böschungsbereich vorkommende Erlen-Eschen-Auenwald geht oberhalb der
Böschung auf dem nicht jährlich überschwemmten Talboden in einem Eichen-HainbuchenWald über, an trockeneren Stellen kommt ein Buchenwald vorkommen
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 32
Tab. 6: Gewässermorphologisches Leitbild (heutiger potentieller natürlicher
Gewässerzustand) für die Obere Elsenz zwischen Hilsbach- und Rohrbach-Mündung
(Abschnitte 421 - 466)
Parameter
Leitbildbeschreibung
Laufentwicklung
Der Bach verläuft im Taltiefpunkt, die Laufentwicklung wird durch die Talflanken nicht
eingeschränkt.
geschlängelte Laufform (Windungsgrad w = 1,3 - 1,5)
Böschungserosion im Krümmungsbereich wichtig für die kontinuierliche Laufverlagerung
Laufstrukturen (z.B. Sturzbäume, Laufweitungen, z.T. Laufverengungen) totholzbedingt
häufig, gehölzbedingt seltener
schmale Krümmungsbankansätze
sonstige Längsbänke nur als Ansätze im Strömungsschatten von Totholz oder
Ufergehölzen sowie in Uferbuchten
Längsprofil
keine künstlichen Querbauwerke, aber in unregelmäßigen Abständen kleinere Abstürze /
Sohlstufen infolge Totholzverklausung und/ oder Gehölzwurzeln
Sohlstufen mit Rückstau oberhalb und Kolk unterhalb
substratbedingte Querbänke als wenig ausgeprägte Furten
Querbänke außerdem im Strömungsschatten von Totholz
Strömungsdiversität hauptsächlich durch Sohlstufen und Totholzansammlungen bedingt
Querprofil
kompaktes, trapez- bis kastenförmiges Profil mit steilen Böschungen und leicht
muldenförmiger Sohle
Gewässer in Aue “eingetieft”, d.h. Mittelwasserspiegel liegt mehr als einen halben Meter
unter der Böschungsoberkante
Breitenvarianz vor allem durch Totholz, teilweise auch durch Gehölze verursacht, mäßig
ausgeprägt
Sohlenstruktur
schluffig-lehmiges, lößbürtiges Sohlsubstrat
Substratdiversität durch Totholz, das stellenweise mit Kalksinterkruste überzogen ist.
in strömungsberuhigten Bereichen Ablagerung von stark wasserhaltigem, schluffiglehmigem Substrat
Strukturierung der Sohle stellenweise durch Erlenwurzeln (die teilweise ebenfalls mit
Kalkschicht überzogen sind)
Uferstruktur
wird hauptsächlich durch Totholz und Gehölze verursacht
am Ufer Schwarz-Erlen und nur sehr selten Eschen
Gehölze stehen in unregelmäßigen Abständen (mind. 10 Meter) im oberen
Böschungsbereich
Uferböschungen allgemein stark mit Feinwurzeln durchwurzelt
Strukturierung der Ufer durch Sturzbäume, Prallbäume, Totholzansammlungen, Ansätze
von Uferbuchten
Böschungsfuß häufig durch Erlenwurzeln gesichert
Gewässerumfeld nicht genutzter Uferwald von jeweils ca. 20 m Breite ab Böschungsoberkante links und
rechts des Gewässerlaufs mit natürlichem Altersaufbau (von aufkommenden Jungbäumen
bis zu ausgewachsenen, absterbenden Exemplaren)
der im unmittelbaren Uferbereich vorkommende Erlen-Eschen-Auenwald geht auf höheren,
weniger häufig überschwemmten Standorten in einen Eichen-Hainbuchen-Wald über
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 33
Tab. 7: Gewässermorphologisches Leitbild (heutiger potentieller natürlicher
Gewässerzustand) für die Obere Elsenz oberhalb der Rohrbach-Mündung (Abschnitte
466 - 512)
Parameter
Leitbildbeschreibung
Laufentwicklung
Der Bach verläuft im Taltiefpunkt, die Laufentwicklung wird durch die Talflanken nicht
eingeschränkt.
geschlängelte Laufform (Windungsgrad w = 1,3 - 1,5)
Böschungserosion im Krümmungsbereich wichtig für die kontinuierliche Laufverlagerung
Laufstrukturen (z.B. Sturzbäume, Laufweitungen, z.T. Laufverengungen) totholzbedingt
häufig, gehölzbedingt seltener
schmale Krümmungsbankansätze
sonstige Längsbänke nur im Strömungsschatten von Totholz oder Ufergehölzen
Längsprofil
keine künstlichen Querbauwerke, aber in unregelmäßigen Abständen kleinere Abstürze /
Sohlstufen infolge Totholzverklausung und/ oder Gehölzwurzeln
Sohlstufen mit Rückstau oberhalb und Kolk unterhalb
substratbedingte Querbänke als wenig ausgeprägte Furten
Querbänke außerdem im Strömungsschatten von Totholz
Strömungsdiversität hauptsächlich durch Sohlstufen, Totholzansammlungen und
Gehölzwurzeln bedingt
Querprofil
kompaktes, trapez- bis kastenförmiges Profil mit steilen Böschungen und leicht
muldenförmiger Sohle
Breitenvarianz vor allem durch Totholz, teilweise auch durch Gehölze verursacht, mäßig
ausgeprägt
Sohlenstruktur
schluffig-lehmiges, lößbürtiges Sohlsubstrat
Substratdiversität durch Totholz, das stellenweise mit Kalksinterkruste überzogen ist.
in strömungsberuhigten Bereichen Ablagerung von stark wasserhaltigem, schluffiglehmigem Substrat
Strukturierung der Sohle stellenweise durch Erlenwurzeln (die teilweise ebenfalls mit
Kalkschicht überzogen sind)
Uferstruktur
wird hauptsächlich durch Totholz und Gehölze verursacht
nur vereinzelt Schwarz-Erlen (sehr selten Eschen) direkt am Ufer
Gehölze weisen meist etwas Abstand zum Gewässer auf, können aber auch dann durch
ihre Wurzeln für eine Strukturierung von Ufer und Sohle sorgen
Gehölze stehen in unregelmäßigen Abständen (mehr als 10 Meter) im oberen
Böschungsbereich
Uferböschungen allgemein stark mit Feinwurzeln durchwurzelt
Strukturierung der Ufer durch Sturzbäume, Prallbäume, Totholzansammlungen
Böschungsfuß häufig durch Erlenwurzeln gesichert
Gewässerumfeld nicht genutzter Uferwald von jeweils ca. 20 m Breite ab Böschungsoberkante links und
rechts des Gewässerlaufs mit natürlichem Altersaufbau (von aufkommenden Jungbäumen
bis zu ausgewachsenen, absterbenden Exemplaren)
der im unmittelbaren Uferbereich vorkommende Erlen-Eschen-Auenwald geht auf höheren,
weniger häufig überschwemmten Standorten in einen Eichen-Hainbuchen-Wald über
Die Größe des Gewässerbetts ist für den heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustand
anhand von Näherungsgleichungen abschätzbar. Diese wurden für die Bäche dieses Teils des
Kraichgaus ermittelt, in dem auch der Oberlauf der Elsenz verläuft (Tölk 1998). Es handelt sich
dabei um mittlere Werte an den Furtstellen innerhalb einer natürlichen Variationsbreite. Sie sind in
Tabelle 8 ausgeführt.
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 34
Tab. 8: Für den heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustand zu erwartende
Größe des Gewässerbetts
Abschnitte
Einzugsgebietsgröße
bordvolle Breite
Tiefe
322 - 378
119 - 145 km2
4,9 - 5,2 m
2,8 - 3,1 m
378 - 391
91,9 - 97,1 km2
4,5 - 4,6 m
2,5 - 2,6 m
392 - 421
70,7 - 78,0 km2
4,2 - 4,3 m
2,2 - 2,4 m
421 - 434
41,0 - 44,2 km2
3,5 - 3,6 m
1,7 - 1,9 m
435 - 442
30,5 - 31,8 km2
3,2 - 3,3 m
1,5 - 1,6 m
442 - 466
14,7 - 24,5 km2
2,5 - 3,0 m
0,8 - 1,3 m
466 - 481
6,3 - 8,2 km2
1,9 - 2,2 m
0,5 - 0,7 m
482 - 512
1,5 - 4,1 km2
1,2 - 1,7 m
0,2 - 0,5 m
Die geschwungene Laufform eines Gewässers ist mit Hilfe von gewässermorphologischen
Maßzahlen zu beschreiben. Unter der Wellenlänge versteht man dabei den Abstand zwischen
zwei gleichgerichteten Krümmungen bzw. den doppelten Abstand zwischen zwei
Wendepunkten. Die Amplitude wird in senkrechter Richtung zur Mäandergürtelachse jeweils vom
Außenufer einer Krümmung zum Außenufer der gegenüberliegenden, entgegengesetzt
gerichteten Krümmung gemessen. Die Mäandergürtelbreite entspricht dem Raum, den das
Gewässer für eine freie Laufentwicklung benötigt.
Die Werte der gewässermorphologischen Maßzahlen, die für den heutigen potentiellen
natürlichen Gewässerzustand zu erwarten sind, können anhand von Näherungsgleichungen
(Tölk 1998) abgeschätzt werden. Es handelt sich dabei immer um mittlere Werte innerhalb einer
natürlichen Variationsbreite. Sie sind in Tabelle 9 aufgeführt.
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 35
Tab. 9: Für den heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustand zu erwartende
gewässermorphologische Maßzahlen
Abschnitte
Einzugsgebietsgröße
Wellenlänge
Amplitude
Mäandergürtelbreite
322 - 378
119 - 145 km2
50 - 60 m
25 - 29 m
ca. 60 m
378 - 391
91,9 - 97,1 km2
45 - 50 m
22 - 23 m
ca. 50 m
392 - 421
70,7 - 78,0 km2
42 - 43 m
19 - 21 m
ca. 45 m
421 - 434
41,0 - 44,2 km2
35 - 40 m
14 - 15 m
ca. 30 m
435 - 442
30,5 - 31,8 km2
32 - 35 m
11 - 13 m
ca. 25 m
442 - 466
14,7 - 24,5 km2
23 - 31 m
8 - 11 m
ca. 20 m
466 - 481
6,3 - 8,2 km2
15 - 21 m
5-6m
ca. 15 m
482 - 512
1,5 - 4,1 km2
7 - 14 m
2-4m
ca. 10 m
4.4
Entwicklungsziele
Die im gewässermorphologischen Leitbild formulierten Ziele für die naturnahe
Gewässerentwicklung sind in der Praxis nicht überall umsetzbar. Ihnen können verschiedene
Nutzungen des Gewässers oder seines Umfelds entgegenstehen. Auch bei ausgewiesenen
Schutzgebieten und übergeordneten Planungsvorgaben kann es zu Zielkonflikten kommen. Im
Rahmen der Zielplanung müssen diese Faktoren berücksichtigt und in das Leitbild eingearbeitet
werden. Daraus ergeben sich die Entwicklungsziele.
4.4.1
Berücksichtigung der Nutzungen von Gewässer und Umfeld
Nutzungen des Gewässers oder seines Umfelds stehen vielfach den Zielen der naturnahen
Gewässerentwicklung entgegen und sind somit als Einschränkungen zu betrachten. In ihrer
restriktiven Wirkung bestehen in den verschiedenen Nutzungen jedoch Unterschiede. Der
Nutzungswiderstand ist abhängig von:
der Möglichkeit der Nutzungsbeseitigung bzw. -aufgabe oder einer
Nutzungsänderung
dem Wert der Nutzfläche
dem Maß, in dem bei bestehender oder geringfügig eingeschränkter Nutzung die
naturnahe Gewässerentwicklung beeinträchtigt wird
So ist beispielsweise die restriktive Wirkung von Siedlungsgebieten höher einzustufen als die
von Ackerflächen. Zum einen können sich bei bestehender Ackernutzung eher naturnahe
Verhältnisse entwickeln als im Bereich bebauter Flächen. Außerdem kann zur Entwicklung
naturnaherFließgewässerleichtereineackerbaulicheNutzungimGewässerumfeldeingeschränkt
oder aufgegeben werden als dies bei Siedlungsflächen der Fall wäre.
Die bestehenden Nutzungen im unmittelbaren Gewässerumfeld werden deshalb hinsichtlich
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 36
ihres Nutzungswiderstands auf die mittelfristige Entwicklung naturnaher Fließgewässer
(Planungszeitraum 10 Jahre) drei Restriktionsstufen zugeordnet. In Tabelle 10 wird die
Zuordnung anhand von Beispielen näher erläutert. In dieser allgemeinen Klassifizierung werden
Sonderfälle nicht berücksichtigt.
Tab. 10: Bewertung der bestehenden Nutzungen hinsichtlich ihrer einschränkenden
Wirkung auf die naturnahe Gewässerentwicklung
Restriktionsgrad
gering
Beispiele
Wald, Brachland, Grünland, Acker, Obstwiesen, Grabeland, Gebüsche und
Feldgehölze
mittel
Grünflächen, Ver- und Entsorgungsanlagen
hoch
Siedlungsflächen, Verkehrswege, Leitungen
In Abhängigkeit vom Grad der Restriktion ergeben sich unterschiedliche Zielsetzungen für die
naturnahe Entwicklung. Je höher die Restriktionen bewertet werden, umso stärker weicht der
Zielzustand vom Leitbild ab.
1. Gewässerabschnitte mit geringem Restriktionsgrad:
In Abschnitten mit geringem Restriktionsgrad entsprechen die Entwicklungsziele dem Leitbild.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung wird angestrebt. Eigendynamik kann ohne
Einschränkungen zugelassen werden.
2. Gewässerabschnitte mit mittlerem Restriktionsgrad:
In Abschnitten mit mittlerem Restriktionsgrad ist eine naturnahe Entwicklung nur innerhalb eines
begrenzten räumlichen Bereichs möglich. Innerhalb dieses Bereichs wird eine eigendynamische
Entwicklung zugelassen. Wo die Grenze dieses Bereichs vom Gewässer erreicht wird, ist eine
weitere Entwicklung und eine Beeinträchtigung der Umfeldnutzung mit lokalen
Sicherungsmaßnahmen zu verhindern.
3. Bereiche mit hohem Restriktionsgrad:
In Abschnitten mit hohen Restriktionen ist der für eine naturnahe Gewässerentwicklung zur
Verfügung stehende Raum auf das Gewässerbett begrenzt. Zusätzlich besteht die
Notwendigkeit, für den Hochwasserfall eine ausreichende Leitstungsfähigkeit des Profils zu
gewährleisten. Dies hat zur Folge, daß Eigendynamik nicht zugelassen werden kann. Auch
naturnahe Gewässerstrukturen sind nur eingeschränkt möglich.
4.4.2
Berücksichtigung ausgewiesener Schutzgebiete und bestehender Planungen
Die ausgewiesenen Schutzgebiete und bestehenden Planungen werden wie folgt berücksichtigt:
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 37
Wasserschutzgebiete:
Wasserschutzgebiete dienen dem qualitativen Schutz des Trinkwassers. Die naturnahe
Gewässerentwicklung steht dieser Zielsetzung nicht entgegen. Sie fördert diese, da sie zur
Erhöhung der Selbstreinigungskraft der Gewässer beiträgt und infolge eingeschränkter
Nutzungen im Gewässerumfeld die Gefahr der Verunreinigung von Oberflächenwasser oder
Grundwasser verringert wird.
Überschwemmungsgebiete:
Überschwemmungsgebiete dienen der Regelung des Hochwasserabflusses und der Erhaltung
der bei Hochwasser überschwemmten Flächen (Retentionsflächen). Die naturnahe
Gewässerentwicklung steht dieser Zielsetzung nicht entgegen. Als Folge einer naturnahen
Gewässerentwicklung kommt es zu einer Verlangsamung der Abflüsse im Hochwasserfall und
einer verstärkten Retention in der Aue.
Zu beachten ist, daß das Anlegen von Baum- und Strauchpflanzungen in
Überschwemmungsgebieten genehmigungsbedürftig ist.
Geschützte Bereiche nach § 24a NatSchG BW:
Die Ausweisung von geschützten Bereichen nach § 24a NatSchG BW dient dem Schutz
wertvoller und gefährdeter Lebensräume. Hierzu gehören auch naturnahe Gewässerläufe. Bei
unter Schutz gestellten Gewässerabschnitten ergeben sich durch eine naturnahe Entwicklung
keine Zielkonflikte.
Bei anderen Biotoptypen kann dies jedoch der Fall sein. So kann sich beispielsweise die Fläche
von Feuchtwiesen durch die Entwicklung eines Uferwalds verringern. Da stattdessen aber mit
naturnahen Fließgewässern ebenfalls schützenswerte Biotope entstehen, sind § 24a-Biotope in
der Regel nicht als Restriktionen zu betrachten.
Regionalplan “Franken”:
Ein wie im gewässermorphologischen Leitbild geforderter Uferwald würde im Elsenztal unterhalb
von Elsenz zu einer Veränderung des Landschaftsbilds führen, da dadurch fast der gesamte
Talboden bewaldet wäre. Dies steht den Zielsetzungen der Regionalplanung für die
“Schutzbedürftigen Bereiche für Naturschutz und Landschaftspflege” entgegen (vgl. Kap. 2.4.2).
Mit Rücksicht auf das dadurch entstehende naturnahe Fließgewässer wäre in diesem Fall die
Forderung der Gewässerentwicklung höher zu bewerten.
Landschaftsplan zum Flächennutzungsplan des Verwaltungsraums Eppingen:
Der im gewässermorphologischen Leitbild formulierte Zielzustand für die Obere Elsenz steht den
Aussagen des Landschaftsplans des Verwaltungsraums Eppingen nicht entgegen. Im
Gewässerentwicklungsplan wird lediglich größeres Gewicht auf die eigendynamische
Entwicklung des naturnahen Zustands gelegt.
4.4.3
Entwicklungsziele für die Obere Elsenz
Im Gewässerentwicklungsplan werden ein langfristiger Zielzustand sowie mittelfristige
Entwicklungsziele angegeben.
Der langfristige Zielzustand orientiert sich dabei an den maximal erreichbaren Zielen für das
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 38
Gewässer unter Berücksichtigung der nicht veränderbaren Randbedingungen. Der zeitliche
Rahmen für seine Realisierung geht deutlich über normalerweise übliche Planungszeiträume von
einigen Jahren bis mehreren Jahrzehnten hinaus. Er ist jedoch bei Maßnahmen am Gewässer
und in seinem Umfeld zu berücksichtigen.
Die Formulierung der mittelfristigen Entwicklungsziele geschieht unter der Zielsetzung der
Verbesserung der Gewässerstruktur in einem Zeitraum von ca. 10 Jahren. Hierbei werden die
bestehenden Restriktionen in Abhängigkeit von ihrer Veränderbarkeit berücksichtigt. Dabei soll
außerhalb der Siedlungsbereiche nach Möglichkeit mindestens ein “deutlich beeinträchtigter”
Zustand (Strukturgüteklasse 3 oder besser) erreicht werden. Für die Siedlungsbereiche liegt der
anzustrebende Mindestzustand bei “merklich geschädigt” (Strukturgüteklasse 5 oder besser).
Nach ca. 10 Jahren werden dann im Rahmen der Fortschreibung des
Gewässerentwicklungsplans die eingetretenen Veränderungen des Gewässerzustands
dokumentiert und im Rahmen einer Erfolgskontrolle bewertet.
Nachfolgend werden die mittel- und langfristigen Ziele für die Obere Elsenz formuliert. Dabei
werden immer mehrere ähnliche 100 m-Abschnitte zusammengefaßt. Für den gesamten
bearbeiteten Gewässerstrecke der Elsenz ist als mittelfristiges Entwicklungsziel die
weitestgehende Herstellung der Durchgängigkeit (sowohl der Sohle als auch der Ufer) zu
nennen.
•
Abschnitte 323-334:
Die Elsenz verläuft in der freien Landschaft.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung wird nur an wenigen Stellen durch nicht
veränderbare Restriktionen eingeschränkt. Eigendynamik kann also zugelassen werden.
Als langfristiger Zielzustand ist der heutige potentielle natürliche Gewässerzustand zu
nennen. Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung der Eigendynamik
Förderung der Laufentwicklung
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Anwesen der ehemaligen Unteren Mühle (Friedenshorst) (329-330)
Stromleitungen überqueren das Gewässer (322-326, 330-334)
•
Abschnitte 335-339:
Die Elsenz grenzt links an die Bebauung von Ittlingen. Auf der anderen Gewässerseite
liegt unbebaute Fläche vor, in geringem Abstand folgen jedoch Bahnlinie und
Abwasserleitung.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist aufgrund der bestehenden Nutzungen nur
eingeschränkt möglich. Eigendynamik kann also nur begrenzt zugelassen werden. Als
langfristiger Zielzustand ist ein Zustand zu nennen, der sich zwar weitgehend am
heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustand orientiert, aber sich in folgenden
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 39
Punkten davon unterscheidet:
mäßig geschwungener Lauf
kein Totholz im Gewässer
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
begrenztes Zulassen von Eigendynamik
Förderung der Laufentwicklung
Entwicklung des Gewässers nach rechts
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Regenüberlauf (335)
Stromleitung überquert das Gewässer
•
Abschnitte 340-348:
Die Elsenz fließt hier im Bereich der Ortslage von Ittlingen zwischen Gärten, parallel
verläuft ein künstlicher Kanal.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist aufgrund der bestehenden Nutzungen nur sehr
eingeschränkt möglich. Eigendynamik muß größtenteils unterbunden werden. Als
langfristiger Zielzustand ist ein Zustand zu nennen, der sich zwar weitgehend am
heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustand orientiert, aber sich in folgenden
Punkten davon unterscheidet:
begradigter oder gestreckter Lauf, ohne entsprechende Laufstrukturen
durchgängiges Längsprofil, nur sehr gering ausgeprägte Furten
kompaktes Querprofil mit steilen Böschungen und nur gering ausgeprägter
Breitenvarianz
Strukturierung der Sohle durch Gehölzwurzeln und kleinere Ästchen, nicht
durch größeres Totholz
zweireihiger Gehölzstreifen aus Schwarz-Erlen zur Ufersicherung mit
entsprechenden Strukturen
ungenutzte Böschungen
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Herstellen der Durchgängigkeit
Verbesserung der Uferstruktur und der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
•
Abschnitte 349-374:
Die Elsenz verläuft hier zwischen Ittlingen und Richen in der freien Landschaft.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung wird nur an wenigen Stellen durch nicht
veränderbare Restriktionen eingeschränkt. Eigendynamik kann also im Gewässer
zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand ist der heutige potentielle natürliche
Gewässerzustand zu nennen. Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 40
abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung der Eigendynamik
Zulassen und Förderung der Laufentwicklung
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Eisenbahnbrücke (358)
Pumpwerk (361-362)
bestehende Stromleitungen (349-350, 360-361, 370)
Feldscheune (370)
Siedlungsfläche Ufer R (374)
•
Abschnitte 375-376:
Die Elsenz verläuft im Bereich der Bebauung von Richen.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist aufgrund der baulichen Nutzung des Umfelds
nursehreingeschränktmöglich.Eigendynamikmußgrößtenteilsunterbundenwerden.Als
langfristiger Zielzustand ist ein Zustand zu nennen, der sich zwar weitgehend am
heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustand orientiert, aber sich in folgenden
Punkten davon unterscheidet:
begradigter oder gestreckter Lauf, ohne entsprechende Laufstrukturen
durchgängiges Längsprofil, nur sehr gering ausgeprägte Furten
kompaktes Querprofil mit steilen Böschungen und nur gering ausgeprägter
Breitenvarianz, teilweise Ufermauern
Strukturierung der Sohle durch Gehölzwurzeln und kleinere Ästchen, nicht
durch größeres Totholz
ein- bis zweireihiger Gehölzstreifen aus Schwarz-Erlen zur Ufersicherung
mit entsprechenden Strukturen (wo keine Ufermauer)
ungenutzte Böschungen
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Verbesserung der Uferstruktur und der Gehölzsituation
•
Abschnitte 377-378:
Die Elsenz verläuft oberhalb der Ortslage von Richen.
Für die naturnahe Gewässerentwicklung bestehen aufgrund der Nähe der Ortslage und
der eingeschränkten Platzverhältnisse kleinere Eingeschränkungen. Eigendynamik kann
größtenteils zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand ist ein Zustand zu
nennen, der sich weitgehend am heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustand
orientiert und nur in wenigen Punkten davon abweicht:
eingeschränkte Laufentwicklung
beidseitig Ufergehölzstreifen von 10 Meter Breite
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 41
Insbesondere Totholz kann jedoch zugelassen werden, da durch das geplante
Entlastungsgerinne eine ausreichende Abflußkapazität geschaffen wird.
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung der Eigendynamik
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Weg und Graben rechts vom Gewässer
•
Abschnitte 379-384:
An die Elsenz grenzt hier teilweise ein Gewerbegebiet an, teilweise verläuft die Bahnlinie
in Gewässernähe.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist möglich, unterliegt jedoch aufgrund der
Nutzungen einigen Einschränkungen. Eigendynamik kann also nur begrenzt zugelassen
werden. Als langfristiger Zielzustand ist ein Zustand zu nennen, der sich zwar
weitgehend am heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustand orientiert, aber sich in
folgenden Punkten davon unterscheidet:
Lage außerhalb des Taltiefpunkts bleibt bestehen
schwach bis mäßig geschwungener Lauf
Ufergehölze nur bis zum Rand des Gewerbegebiets bzw. der Bahnlinie
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen von Eigendynamik
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Bahnlinie überquert Elsenz (381)
Silos Ufer R (380)
•
Abschnitte 385-391:
Die Elsenz verläuft hier zwischen dem Feuchtgebiet “Stebbacher Wiesen” und dem
linken Talrand außerhalb des Taltiefpunkts.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist möglich, unterliegt jedoch kleineren
Einschränkungen. Die Aussiedlerhöfe müssen hierbei nicht berücksichtigt werden, da der
Talrand eine natürliche Grenze für die Gewässerentwicklung bildet. Es muß jedoch
verhindert werden, daß sich die Elsenz ins Feuchtgebiet entwickelt. Eigendynamik kann
also nicht uneingeschränkt zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand ist ein
Zustand zu nennen, der sich weitgehend am heutigen potentiellen natürlichen
Gewässerzustand orientiert und nur in wenigen Punkten davon abweicht:
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 42
-
Lage außerhalb des Taltiefpunkts bleibt bestehen
mäßig bis stark geschwungener Lauf
Uferwald reicht am Ufer R nur bis zum Feuchtgebiet
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung der Eigendynamik
Verbreiterung des Ufergehölzstreifens (Abschnitte 58-63)
•
Abschnitte 392-411:
Die Elsenz verläuft in der freienLandschaft.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist ohne Einschränkungen möglich. Eigendynamik
kann zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand ist der heutige potentielle
natürliche Gewässerzustand zu nennen.
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung von Eigendynamik
Förderung der Laufentwicklung
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Tümpel “Großer Brunnen” (401-402)
•
Abschnitte 412-417:
Die Elsenz verläuft im Siedlungsbereich von Eppingen, teilweise grenzt Bebauung direkt
ans Gewässer.
Eine naturnahe Entwicklung ist nur innerhalb der engen Grenzen der baulichen Nutzung
und des Hochwasserschutzes möglich. Sie beschränkt sich im wesentlichen auf
Maßnahmen zur Verbesserung der Strukturgüte. Die eigendynamische Entwicklung des
Gewässers muß weitgehend unterbunden werden. Als langfristiger Zielzustand ist ein
Zustand zu nennen, der im wesentlichen in folgenden Punkten vom heutigen potentiellen
natürlichen Gewässerzustand abweicht:
begradigter oder gestreckter Lauf, ohne entsprechende Laufstrukturen
durchgängiges Längsprofil, nur sehr gering ausgeprägte Furten
kompaktes Querprofil mit steilen Böschungen und nur gering ausgeprägter
Breitenvarianz
Strukturierung der Sohle durch Gehölzwurzeln und kleinere Ästchen, nicht
durch größeres Totholz
ein- bis zweireihiger Gehölzstreifen aus Schwarz-Erlen zur Ufersicherung
mit entsprechenden Strukturen
ungenutzte Böschungen
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 43
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Verbesserung der Gehölzsituation und der Uferstruktur
Verbesserung des Gewässerumfelds
•
Abschnitte 417-421:
Die Elsenz verläuft in der Ortslage von Eppingen. Links vom Gewässer liegen im
Flächennutzungsplan ausgewiesenen Grünflächen vor.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist hier im Bereich der Grünflächen eingeschränkt
möglich. Eigendynamik kann also begrenzt zugelassen werden. Als langfristiger
Zielzustand ist ein Zustand zu nennen, der sich zwar weitgehend am heutigen
potentiellen natürlichen Gewässerzustand orientiert, aber sich in folgenden Punkten
davon unterscheidet:
schwach bis mäßig geschwungener Lauf
Fehlen von Totholz mit entsprechenden Strukturen
zwei- bis mehrreihiger Gehölzstreifen aus Schwarz-Erlen
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
ÄnderungdergeplantenHochwasserschutzmaßnahmezurSicherungder
Fläche für die Gewässerentwicklung und als Retentionsraum
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
•
Abschnitte 422-423:
Die Elsenz verläuft in der Ortslage von Eppingen. Sie grenzt rechts an eine Parkanlage.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist hier im Bereich der Parkanlage eingeschränkt
möglich. Eigendynamik kann begrenzt zugelassen werden. Als langfristiger
Zielzustand ist ein Zustand zu nennen, der sich zwar weitgehend am heutigen
potentiellen natürlichen Gewässerzustand orientiert, aber sich in folgenden Punkten
davon unterscheidet:
schwach bis mäßig geschwungener Lauf
Fehlen von Totholz mit entsprechenden Strukturen
zwei- bis mehrreihiger Gehölzstreifen aus Schwarz-Erlen
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
ÄnderungdergeplantenHochwasserschutzmaßnahmezurSicherungder
Fläche für die Gewässerentwicklung und als Retentionsraum
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
•
Abschnitte 424-437:
Die Elsenz verläuft in der Ortslage von Eppingen. Die Nutzung reicht größtenteils bis
ans Gewässer. Teilweise werden sogar die Böschungen noch genutzt.
Eine naturnahe Entwicklung ist nur innerhalb der engen Grenzen der baulichen Nutzung
und des Hochwasserschutzes möglich. Sie beschränkt sich im wesentlichen auf
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 44
Maßnahmen zur Verbesserung der Strukturgüte. Die eigendynamische Entwicklung des
Gewässers muß weitgehend unterbunden werden. Als langfristiger Zielzustand ist ein
Zustand zu nennen, der im wesentlichen in folgenden Punkten vom heutigen potentiellen
natürlichen Gewässerzustand abweicht:
begradigter oder gestreckter Lauf, ohne entsprechende Laufstrukturen
durchgängiges Längsprofil, nur sehr gering ausgeprägte Furten
kompaktes Querprofil mit steilen Böschungen und nur gering ausgeprägter
Breitenvarianz
Strukturierung der Sohle durch Gehölzwurzeln und kleinere Ästchen, nicht
durch größeres Totholz
ein- bis zweireihiger Gehölzstreifen aus Schwarz-Erlen zur Ufersicherung
mit entsprechenden Strukturen
ungenutzte Böschungen
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Verbesserung der Gehölzsituation und der Uferstruktur
Verbesserung des Gewässerumfelds
•
Abschnitte 438-464:
Die Elsenz verläuft zwischen Eppingen und Rohrbach a.G. in der freienLandschaft.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist ohne Einschränkungen möglich. Das
Gewerbegebiet am unteren Ende der Ortslage von Rohrbach a.G. stellt für die
Gewässerentwicklung keine Einschränkung dar, zum Taltiefpunkt hin ausreichend Fläche
vorhanden ist. Eigendynamik kann zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand
ist der heutige potentielle natürliche Gewässerzustand zu nennen.
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung von Eigendynamik
Förderung der Laufentwicklung
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Überquerung der B 293 (455)
geplantes Hochwasserrückhaltebecken “Raußmühle” (441)
Wasserleitung kreuzt Elsenz (443)
Stromleitung überquert Elsenz (458)
•
Abschnitte 465-468:
Die Elsenz verläuft in der Ortslage von Rohrbach a.G. Sie ist teilweise verrohrt.
Eine naturnahe Entwicklung ist nur innerhalb der engen Grenzen der baulichen Nutzung
und des Hochwasserschutzes möglich. Sie beschränkt sich im wesentlichen auf
Maßnahmen zur Verbesserung der Strukturgüte. Die eigendynamische Entwicklung des
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 45
Gewässers muß weitgehend unterbunden werden. Als langfristiger Zielzustand ist ein
Zustand zu nennen, der im wesentlichen in folgenden Punkten vom heutigen potentiellen
natürlichen Gewässerzustand abweicht:
begradigter oder gestreckter Lauf, ohne entsprechende Laufstrukturen
durchgängiges Längsprofil, nur sehr gering ausgeprägte Furten
kompaktes Querprofil mit steilen Böschungen und nur gering ausgeprägter
Breitenvarianz
Strukturierung der Sohle durch Gehölzwurzeln und kleinere Ästchen, nicht
durch größeres Totholz
ein- bis zweireihiger Gehölzstreifen aus Schwarz-Erlen zur Ufersicherung
mit entsprechenden Strukturen
ungenutzte Böschungen
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Verbesserung der Gehölzsituation und der Uferstruktur
Verbesserung des Gewässerumfelds
teilweises oder vollständiges Öffnen der Verrohrung
•
Abschnitte 469-481:
Die Elsenz verläuft in der freienLandschaft.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist ohne Einschränkungen möglich. Eigendynamik
kann zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand ist der heutige potentielle
natürliche Gewässerzustand zu nennen.
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung von Eigendynamik
Förderung der Laufentwicklung
Abflachen der Uferböschungen
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Feldweg und Gasleitung links vom Gewässer (469-476)
geplantes Hochwasserrückhaltebecken “Am See” (476)
mehrere Feldwegdurchlässe
•
Abschnitte 482-487:
An die Elsenz verläuft in der freienLandschaft.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist ohne Einschränkungen möglich. Eigendynamik
kann zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand ist der heutige potentielle
natürliche Gewässerzustand zu nennen.
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 46
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung von Eigendynamik
Förderung der Laufentwicklung
Abflachung der Uferböschungen
Verbesserung der Gehölzsituation (486-487)
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Ölleitung kreuzt Elsenz (484)
•
Abschnitte 488-490:
An die Elsenz verläuft in einem Wäldchen.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist ohne Einschränkungen möglich. Eigendynamik
kann zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand ist der heutige potentielle
natürliche Gewässerzustand zu nennen.
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Schutz des Gewässerabschnitts vor negativen Einflüssen
Zulassen und Förderung von Eigendynamik
Verbesserung der Gehölzsituation
•
Abschnitt 491:
An die Elsenz verläuft in der freienLandschaft.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist ohne Einschränkungen möglich. Eigendynamik
kann zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand ist der heutige potentielle
natürliche Gewässerzustand zu nennen.
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung von Eigendynamik
Unterbindung der Tiefenerosion
Förderung der Laufentwicklung
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
•
Abschnitte 492-511:
An die Elsenz verläuft unterhalb von Elsenz in der freienLandschaft.
Eine naturnahe Gewässerentwicklung ist ohne Einschränkungen möglich. Eigendynamik
kann zugelassen werden. Als langfristiger Zielzustand ist der heutige potentielle
natürliche Gewässerzustand zu nennen.
Von ihm muß nur an wenigen Zwangspunkten abgewichen werden.
Als mittelfristige Entwicklungsziele sind zu nennen:
Zulassen und Förderung von Eigendynamik
MERZ
Zielplanung - GEP Obere Elsenz Seite 47
-
Förderung der Laufentwicklung
Abflachen der Uferböschungen
Verbesserung der Gehölzsituation
Verbesserung des Gewässerumfelds
Für die Gewässerentwicklung müssen folgende, lokal bestehenden Zwangspunkte
berücksichtigt werden:
Kläranlage (507-508)
Feldweg rechts der Elsenz
Einleitung von Regenüberlauf (511)
mehrere Feldwegdurchlässe
MERZ
5
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 48
Maßnahmen zur Gewässerentwicklung
Zur Realisierung der Entwicklungsziele für die Obere Elsenz werden konkrete Maßnahmen
vorgeschlagen.
Bei der Auswahl der Maßnahmen wurden folgende Gesichtspunkte berücksichtigt:
Ausmaß und Nachhaltigkeit der zu erwartenden Verbesserung der Gewässerstruktur
Wirtschaftlichkeit der Investition bezüglich der zu erwartenden Strukturgüteverbesserung
der Grundsatz “Selbstentwicklung geht vor Gestaltung” (Kern 1994), nach dem die
natürliche Eigendynamik eines Gewässers genutzt und reaktiviert werden soll
Hinsichtlich ihrer Durchführung wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen wie folgt unterschieden:
Vordringliche Maßnahmen:
leicht umsetzbare oder dringliche Maßnahmen, die kurzfristig realisiert werden sollten
Nachgeordnete Maßnahmen:
Maßnahmen, für die eine sukzessive Durchführung innerhalb des Planungszeitraums
vorgeschlagen wird
Nachfolgend werden die einzelnen Maßnahmen allgemein erläutert. Anschließend sind die für die
einzelnen 100 m-Abschnitte vorgeschlagenen Maßnahmen tabellarisch aufgeführt. Auf Plan III ist
die Zuordnung graphisch dargestellt.
5.1
Administrative Maßnahmen
Unter administrativen Maßnahmen werden solche Maßnahmen verstanden, die keine
Bauarbeiten, Pflanzarbeiten oder andere Arbeiten am Gewässer beinhalten. Sie greifen vielmehr
in bestehende Planungen ein oder können durch die Verwaltung angeordnet bzw. durchgeführt
werden.
Sie sind auf Plan III mit einem Quadrat-Symbol eingezeichnet.
•
Kommunale Bauleitplanung
Bei der Aufstellung von Flächennutzungsplänen und Bebauungsplänen sind die im
Gewässerentwicklungsplan aufgezeigten Ziele über die Landschaftsplanung zu berücksichtigen.
Insbesondere sind vorhandene bzw. potentielle Überflutungsflächen von Bebauung
freizuhalten. Dies entspricht auch den im Regionalplan festgesetzten Zielen (vgl. Kap. 2.4.1).
Bei geplanten Versorgungsleitungen ist ein Mindestabstand zum Gewässer einzuhalten. Er soll
unter Berücksichtigung der Mäandergürtelbreite und der Ufergehölze im Sinne einer langfristigen
Planung mindestens 30 m betragen. Dort, wo Versorgungsleitungen das Gewässer kreuzen,
müssen unterirdische Leitungen eine ausreichend tiefe Lage und einen entsprechenden Einbau
aufweisen, um weder durch gewässerbedingte Erosion noch durch die Wurzeln der
gewässerbegleitenden Gehölzbestände in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Nach Möglichkeit
sollen Leitungen an Brücken von Verkehrswegen das Gewässer überqueren. Bei oberirdischen
Leitungen sind die Masten ebenfalls in entsprechendem Abstand zu errichten. Außerdem
MERZ
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 49
müssen die Leitungen selbst in einer ausreichenden Höhe verlaufen. Nur so können Schneisen
in den Gehölzbeständen vermieden werden.
Im Rahmen einer Erneuerung von Versorgungsleitungen sind diese vom Gewässer weg zu
verlegen.
Bei einer Erneuerung oder einem Umbau von Durchlaßbauwerken von Straßen oder Feldwegen
sind diese so zu dimensionieren, daß das Gewässer nicht eingeengt und die Struktur von Ufer
und Sohle nicht unterbrochen werden.
Dort, wo bestehende Feldwege entlang des Gewässers verlaufen, ist längerfristig auf eine
Verlegung weg vom Gewässer hinzuwirken.
•
Schaffung von Randstreifen und Flächenerwerb (R)
Natürliche Gewässer sind dynamische Systeme, d.h. sie befinden sich in einem Zustand
dauernder Veränderung, zu denen auch die Veränderung des Laufs, Ufererosion und
Materialanlandung gehören. Für seine naturnahe Entwicklung hat ein Gewässer also einen
gewissen Raumbedarf. Es ist deshalb eines der wichtigsten Ziele der Gewässerentwicklung,
dem Gewässer die notwendige Fläche zur Verfügung zu stellen.
Außerdem sind zwischen dem zu schützenden Gewässer und der angrenzenden Nutzung zur
Minderung des Stoffeintrags “Pufferzonen” zu schaffen.
Als langfristige Raumbedarf der Oberen Elsenz ist an den in Tabelle 9 (Kapitel 4.3) aufgeführten
Mäandergürtelbreiten abzulesen. Hinzu kommen auf beiden Seiten nochmals ca. 15 m, die zur
Entwicklung des Uferwalds notwendig sind. Diese Angaben sind Richtwerte für die Obere
Elsenz außerhalb der Siedlungsbereiche. In den Ortslagen ist als absolutes Minimalziel der
Böschungsbereich, besser jedoch ein Streifen von 5 m (ab der Böschungsoberkante) zu
nennen.
Um dem Gewässer Raum für seine naturnahe Entwicklung zur Verfügung zu stellen, sind die ans
Gewässer angrenzenden Flächen vom Unterhaltspflichtigen zu erwerben und aus der Nutzung
zu nehmen. Beim Flächenerwerb (durch Kauf oder Tausch) fallen zwar in den meisten Fällen
Kosten an, auf der anderen Seite bringt er aber anderweitig Einsparungen mit sich,
beispielsweise die Kostenersparnis bei einer Reduzierung der Gewässerunterhaltung oder
entfallende Entschädigungsansprüche bei Ufererosion.
Eine weitere Möglichkeit ist durch die Ausweisung von Gewässerrandstreifen gegeben. Nach
WG § 68b bestehen in den Außenbereichen, also in den Bereichen außerhalb der
geschlossenen Bebauung, kraft Gesetz Gewässerrandstreifen mit einer Breite von beiderseits je
zehn Metern. Bäume und Sträucher sollen hier erhalten und eine Rückführung von Acker- in
Grünlandnutzung angestrebt werden. Verboten ist der Umbruch von Dauergrünland. Ziel hierbei
ist die Entwicklung ökologisch intakter Ufer- und Gewässerrandbereiche. In den Außenbereichen
ist die Einhaltung der Vorschriften zu überwachen.
In Siedlungsbereichen müssen Gewässerrandsteifen durch Rechtsverordnung der
Ortspolizeibehörde festgesetzt werden, sofern dies möglich ist. Dies ist an der Oberen Elsenz
zu prüfen. Zu überprüfen ist auch, ob die an vielen Stellen übliche Nutzung der
Böschungsbereiche durch die Anlieger rechtens ist.
MERZ
•
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 50
Berücksichtigung ökologischer
Hochwasserrückhaltebecken
Belange
beim
Bau
der
geplanten
Beim Bau der geplanten Hochwasserrückhaltebecken ist ökologischen Belangen Rechnung zu
tragen. Folgendes ist in die Planung und Ausführung zu integrieren:
Die Längsdurchgängigkeit des Gewässers ist zu gewährleisten. Vor allem von
Sohlstufen ist abzusehen. Wo dies aus technischen Gründen nicht möglich ist, sind die
Abstürze durch den Einbau entsprechender Rampen durchgängig zu gestalten.
Verrohrte Abschnitte sind so kurz wie möglich zu halten, damit die Durchwanderbarkeit für
Organismen nicht eingeschränkt wird.
Verrohrte Bereiche müssen mit einer rauhen Sohle ausgestattet werden. Dies kann
beispielsweise durch Eingießen von Steinen in die Betonsohle geschehen. Nur wenn
aufgrund der Rauhigkeit auch ausreichend strömungsberuhigte Bereiche vorkommen, ist
eine Durchwanderbarkeit für Organismen möglich. Außerdem sollte der Einbau der
Verrohrung so erfolgen, daß sich in der Verrohrung auch gewässertypisches
Sohlsubstrat ablagern kann.
Die technische Sicherung von Sohle und Ufer ist auf ein Minimum zu reduzieren. Dort, wo
er aus technischen Gründen nicht vermieden werden kann, ist auf eine ausreichende
Rauhigkeit zu achten. Außerdem ist bei längeren Abschnitten mit Sohlsicherung eine
Verbindung zwischen Gewässer und dem natürlichen Sohluntergrund herzustellen.
Nach Möglichkeit ist der Regelabfluß so zu dimensionieren, daß unterhalb des
Rückhaltebeckens noch bettbildende Abflußereignisse möglich sind. Der bettbildende
Abfluß entspricht (außer bei tiefergelegten Bächen) einem Wasserstand bis zur
Böschungsoberkante, also bis knapp unterhalb des Geländeniveaus. Nur wenn solche
Abflußereignisse stattfinden können, ist eine gewässertypische Dynamik annähernd
möglich.
•
Extensivierung der Auennutzung (E)
Die Umwandlung intensiv acker- bzw. gartenbaulich genutzter Flächen in Grünland dient zum
einen der Reduktion von Stoffeinträgen ins Gewässer, zum anderen werden durch extensive
Nutzungsformen Biotoppotential und Biotopverbund gestärkt.
Hierzu bestehen Möglichkeiten des Erwerbs oder des Kaufs entsprechender Flächen oder die
Anwendung von Programmen zur Extensivierung der Landwirtschaft.
Eine gewässerverträgliche, extensive Landnutzung im Bereich der Aue ist grundsätzlich zu
erhalten.
•
Beseitigung von Schadstrukturen im Gewässerumfeld (S)
SchädlicheUmfeldstrukturenkönnennaturnaheGewässerentwicklungeinschränken.Siekönnen
einen Eintrag von Nähr- oder Schadstoffen ins Gewässer bewirken und zudem die natürliche
Biotopfunktion der Aue und ihre Hochwasserretention beeinträchtigen.
Lagerplätze und Parkplätze im unmittelbaren Gewässerumfeld sind zu verlegen.
Wo im Gewässerumfeld Tierhaltung vorkommt, ist zu verhindern, daß es zu einem Eintrag von
Nährstoffen aus den Misthaufen ins Gewässer kommt. Dies kann durch das Anlagen von Rinnen
oder durch die Verlegung des Misthaufens geschehen.
MERZ
5.2
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 51
Schutz naturnaher Gewässerabschnitte
Naturnahe Gewässerabschnitte sollen nach WG § 3a erhalten werden. Dies gilt für die in der
Gewässerstrukturgütekartierung als “bedingt naturnah” (Strukturgüte II) und als “mäßig
beeinträchtigt” (Strukturgüte III) bewerteten Abschnitte. Dennoch kann auch bei diesen
Abschnitten durch Änderung der bestehenden Unterhaltungspraxis oder durch
Entwicklungsmaßnahmen die Strukturgüte und damit die Wertigkeit weiter erhöht werden. Die
Abschnitte sind vor negativen Beeinträchtigungen zu schützen. Wenn Eingriffe oder
Pflegemaßnahmen aufgrund von Nutzungskonflikten nicht vermieden werden können, so sind
diese mit äußerster Sorgfalt durchzuführen.
Der Schutz eines Gewässerabschnitts kann auch dann vorgeschlagen werden, wenn dieser
von der Strukturgütebewertung zwar schlechter eingestuft wird, er jedoch ein großes
Entwicklungspotential aufweist.
5.3
Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen
Unter Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen werden solche Arbeiten verstanden, die der
Gewässerunterhaltspflichtige im Rahmen seiner Unterhaltspflicht durchführt bzw. durchführen
läßt. Die Maßnahmen sind also nicht genehmigungspflichtig nach WHG § 31.
Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sind auf Plan III mit einem Kreis-Symbol eingezeichnet.
•
Reduzierung der Unterhaltungsmaßnahmen (U)
Durch Unterhaltungsmaßnahmen wird die eigendynamische, naturnahe Entwicklung eines
Gewässers unterbunden oder eigendynamische Veränderungen wieder rückgängig gemacht. So
wird beispielweise durch das Entfernen von Totholz die Entwicklung von Sohl- und
Uferstrukturen verhindert oder durch das Wiederherstellen einer abgebrochenen Uferböschung
die natürliche, gewässertypische Veränderung des Gewässerbetts wieder rückgängig gemacht.
Im Rahmen einer naturnahen Gewässerentwicklung bei der die natürliche Dynamik des
Gewässers gefördert werden soll, sind somit Unterhaltungsmaßnahmen am Gewässer zu
reduzieren oder sogar ganz auf sie zu verzichten. In der freien Landschaft ist dies eher möglich,
in den Siedlungsbereichen aufgrund der angrenzenden Nutzungen und der Notwendigkeit des
Hochwasserschutzes dagegen nicht.
Eine Reduzierung oder Einstellung der Unterhaltungsmaßnahmen hat für den
Unterhaltungspflichtigen eine Senkung der Kosten zur Folge.
Gehölzpflege
Einem naturnahen gewässerbegleitenden Gehölzbestand kommt aufgrund seiner vielfältigen
Funktionen hinsichtlich der Wasserqualität, der Uferstabilität, als Lebensraum und für das
Landschaftsbild eine besondere Bedeutung zu. Ziel der Gehölzpflege ist die Erhaltung bzw.
Entwicklung von Gehölzbeständen mit einer den Standortverhältnissen entsprechenden
Artenzusammensetzung und einer natürlichen Altersstruktur (vom Sämling bis zu abgestorbenen
alten Gehölzen).
MERZ
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 52
Hierzu sind folgendes zu beachten:
Zur Erhaltung der Alterstruktur und aufgrund der mit zunehmendem Alter wachsenden
ökologischen Bedeutung sind alte Bäume im Bestand zu belassen. Vom Fällen dieser
Bäume ist abzusehen.
Totholz ist im Bestand und im Gewässer zu belassen. Grund hierfür ist seine Bedeutung
als wirksamer Faktor der Abflußverzögerung und der natürlichen Hochwasserretention.
Außerdem ist Totholz für die Lößbäche des Kraichgaus einer der wichtigsten
Strukturbildner und für die natürliche Eigendynamik des Gewässers von großer
Bedeutung. Es ist nur dann zu entfernen, wenn dies aus Gründen des Allgemeinwohls
geboten und unvermeidlich ist. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Gefahr der
Verklausung von Durchlässen besteht.
Zur Totholzproblematik ist jedoch anzumerken, daß den Gefahren einer
Totholzverlagerung bei höheren Abflüssen durch den Einbau von Rammgittern (siehe
Kapitel 5.4) vor verklausungsgefährdete Bauwerke entgegengewirkt werden kann.
Oberhalb dieser Rammgitter kann dann Totholz im Gewässer zugelassen werden.
Weiterhin ist zu beachten, daß die Verlagerung von größerem Totholz (z.B. ganzen
Stämmen) bei einem gekrümmten Lauf und bei naturnahen Ufergehölzen nur sehr
eingeschränkt möglich ist. Bei einzelnen größeren Sturzbäumen im Gewässer besteht
außerdem die Möglicheit, sie durch geeignete Maßnahmen (z.B. Ketten) an anderen
Ufergehölzen zu befestigen und so eine Abdrift zu verhindern; dies ist auch unter
wirtschaftlichen Aspekten zu bevorzugen.
Auf eine Nachpflanzung bei abgängigen Gehölzen ist zu verzichten. Eine natürliche
Verjüngugn ist zu bevorzugen und zu fördern. Dies bringt eine Verminderung der
Pflegekosten mit sich.
Mahd der Böschungsbereiche
Auf eine Mahd der Böschungsbereiche ist grundsätzlich zu verzichten. Dadurch wird die
spontane Gehölzansiedlung begünstigt. An Stellen, an denen das Aufkommen von Gehölzen
verhindert werden soll, ist eine abschnittsweise Mahd in einem zwei- bis dreijährigem Rhythmus
durchzuführen.
Wiederherstellen von Böschungen
Seit dem 1.1.1996 sind die Vorschriften bezüglich der Veränderungen des Gewässerbetts im
Wassergesetz neu geregelt. Nach WG §§ 8-9a besteht bei einer natürlichen Veränderung des
Gewässerbetts (z.B. durch Ufererosion) kein allgemeines Recht der Wiederherstellung des
Ausgangszustands. Die vom Gewässer neu eingenommene Fläche wird dem
Gewässerbetteigentümer zugeschlagen, der frühere Eigentümer hat nur einen
Entschädigungsanspruch. Ehemals überflutete Flächen oder Teile des Gewässerbetts
verbleiben dauerhaft beim Gewässerbetteigentümer. Siedlungsflächen fallen nicht in den
Geltungsbereich dieser Regelung.
Für alle außerhalb der Siedlungsgebiete liegenden Gewässerabschnitte ist auf die Einhaltung
dieser Regelung zu achten, der ursprüngliche Gewässerzustand ist nach natürlichen
Veränderungen nicht wiederherzustellen.
Mit dem Erwerb der ans Gewässer angrenzenden Flächen durch den Gewässerbetteigentümer
entfallen Aufwendungen für mögliche Entschädigungen.
MERZ
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 53
Weidenpflege
Die Pflege und Entwicklung von Weiden im gewässerbegleitenden Gehölzbestand fällt nicht
unter die zu reduzierenden Unterhaltungsmaßnahmen. Weiden entsprechen am Gewässer zwar
nicht der heutigen potentiellen natürlichen Vegetation, wo aber Kopfweiden vorkommen, sind sie
aufgrund ihrer Bedeutung als kulturhistorisches Zeugnis sowie für den Artenschutz zu erhalten.
Von einer Neupflanzungen von Weiden ist jedoch abzusehen.
•
Entwicklung naturnaher Ufergehölze (G)
Bei fehlenden oder nur lückigen Gehölzbeständen ist die Entwicklung naturnaher Ufergehölze
eine der wichtigsten Maßnahmen.
Prinzipiell ist dabei die Sukzession gegenüber der Pflanzung zu bevorzugen. An den
Gewässerufern siedeln sich Ufergehölze meist spontan an. Diese natürliche Entwicklung soll
genutzt werden, um Kosten zu sparen, um natürliche Prozesse zu fördern, um eine
Florenverfälschung zu vermeiden und um eine standortgerechte Artenzusammensetzung zu
erhalten. Gleichzeitig wird die Eigendynamik gefördert, da es nicht sofort zu einem
“Lebendverbau” kommen kann. Bei dichtem Gras- und Krautbewuchs im Uferbereich kann eine
Verletzung der Grasnarbe das Gehölzaufkommen fördern. Eine vollständige naturnahe
Gehölzentwicklung ist dann zuzulassen, wenn standortgerechte Ufergehölze bereits im näheren
Umfeld vorkommen und als Samenlieferanten fungieren können.
Ist dies nicht der Fall, sind Initialpflanzungen von Schwarz-Erlen vorzunehmen. Diese sollen
dann ein weiteres natürliches Gehölzaufkommen begünstigen. Auf die Pflanzung anderer
Baumarten oder Sträucher ist zu verzichten. Diese werden sich durch natürliche Neuansamung
hinzugesellen. Ufergehölze sind im Bereich der Mittelwasserlinie oder knapp darüber zu
pflanzen. Die Pflanzungen sind fachgerecht durchzuführen. Bei der Auswahl des Pflanzguts ist
auf die regionale Herkunft zu achten. Daneben ist eine ordnungsgemäße Fertigstellungs- und
Entwicklungspflege sicherzustellen.
Bei sehr lückigem oder fehlendem Gehölzstreifen kann durch eine Gehölzneupflanzung auch die
Eigendynamik gefördert werden (vgl. “Maßnahmen zur Förderung der Eigendynamik”).
•
Entfernen standortfremder Ufergehölze (E)
Standortfremde Gehölze, vor allem Hybrid-Pappeln, Nadel- und Ziergehölze, sind im Sinne der
Entwicklung naturnaher Ufergehölze nach und nach zu entfernen.
Bei einzelnen standortfremden Gehölzen in einem ansonsten naturnahen Bestand ist zugunsten
einer natürlichen Verjüngung auf eine Neupflanzung von Gehölzen zu verzichten. Bei fehlenden
standortgerechten Gehölzen oder nach dem vollständigen Entfernen von Gehölzen auf einem
längeren Abschnitt sind Initialpflanzungen durchzuführen.
Außerhalb der Siedlungsbereiche können gefällte Pappeln oder Nadelgehölze als Totholz im
Gewässer belassen werden. Um ein Abdriften bei höheren Abflüssen zu vermeiden, sind sie an
anderen Gehölzen zu befestigen.
Zu beachten ist die hohe Regenerationsfähigkeit der Pappeln. Diese äußert sich darin, daß aus
den Wurzeln gefällter Pappeln häufig neue Schößlinge austreiben und so ganze
Pappelgebüsche entstehen. Dies ist dadurch zu verhindern, daß Pappelstümpfe ausgebrannt
werden oder daß die Schößlinge in den ersten Jahren nach der Baumfällung jährlich entfernt
MERZ
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 54
weden.
•
Verbreiterung des Ufergehölzstreifens (B)
Die Verbreiterung des Ufergehölzstreifens geschieht unter dem Ziel der sukzessiven Entwicklung
eines gewässerbegleitenden Uferwalds. Ein solcher Uferwald unterscheidet sich von einer
Gehölzgalerie vor allem durch seine waldartig weiten Gehölzabstände, die in der Regel zwischen
fünf und zehn Metern liegen. Besonders bei kleineren Gewässern führt dies dazu, daß nur selten
Gehölze direkt im Uferbereich stehen.
Die Verbreiterung des Gehölzstreifens hin zu einem Uferwaldes ist prinzipiell auf dreierlei Weise
möglich: durch eine vollständige Sukzession, durch Initialpflanzungen, die durch natürlichen
Jungwuchs ergänzt werden, und durch eine flächige Pflanzung.
Die Möglichkeit von Initialpflanzungen ist dabei zu bevorzugen. Hierbei kommt es zu einer
schnelleren Entwicklung des Uferwalds. Gleichzeitig wird nicht auf die Vorteile der natürlichen
Entwicklung verzichtet (siehe “Entwicklung naturnaher Ufergehölze”). Außerdem wird so eine
altersmäßige Durchmischung erreicht.
Für die Initialpflanzung sind Schwarz-Erlen in unregelmäßigen Abständen von mindestens 15
Metern zu pflanzen. Um eine gewisse Unregelmäßigkeit zu erreichen, ist auf eine
Reihenpflanzung zu verzichten. Dazwischen ist das weitere Gehölzaufkommen zu fördern.
An selten überschwemmten, höher gelegenen Stellen ist statt der Schwarz-Erle die Hainbuche
zu verwenden.
•
Maßnahmen zur Förderung der Eigendynamik (T, P, A)
Maßnahmen, die der Förderung der Eigendynamik dienen, also beispielsweise Ufererosion,
Bank- und Kolkbildung unterstützen, sind nicht als “wesentliche Umgestaltung des Gewässers
oder seiner Ufer” (WHG§ 31) zu rechnen, für deren Durchführung ein Planfeststellungsverfahren
vorgeschrieben ist. Die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen sind somit wasserrechtlich als
Tatbestand der Gewässerunterhaltung zu betrachten.
Rodung vorhandener Ufergehölze und Totholzeintrag (T)
Dicht stehende Ufergehölze verhindern vielfach mit ihren Wurzeln die für die Laufentwicklung
notwendige Böschungserosion. In diesen Abschnitten sollen daher einzelne Ufergehölze zur
Schaffung kleiner Lücken im Gehölzsaum, an denen die Böschungserosion verstärkt ansetzen
kann, gefällt werden. Die Gehölze sollen dabei als Sturzbäume im Gewässer belassen werden;
gegebenenfalls sind sie zu befestigen. Als Totholz tragen sie dann zusätzlich zur Strukturierung
der Gewässer bei (Totholz ist ein wesentlicher Strukturbildner der Lößgewässer) und erhöhen
durch Strömungsablenkung die Eigendynamik.
Pflanzung von Gehölzen zur Strömungsablenkung (P)
Schwarz-Erlen können durch ihr dichtes Wurzelwerk das Ufer sichern und so eine verstärkte
Erosion am gegenüberliegenden Ufer bewirken. Zur Förderung der Eigendynamik und als
impulsgebende Maßnahme für die Laufentwicklung besteht an Gewässerabschnitten mit sehr
lückigem oder fehlenden Gehölzstreifen die Möglichkeit, Erlen in kleinen, engstehenden Gruppen
im Bereich der Mittelwasserlinie zu pflanzen. Die Gruppen sind dabei jeweils am
MERZ
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 55
gegenüberliegenden Ufer stehen. Der Abstand soll ungefähr der halben Wellenlänge des
heutigen potentiellen natürlichen Zustands entsprechen.
Schaffung und Sicherung von Uferabbrüchen (A)
Uferabbrüche sorgen für eine einseitige Verengung des Gewässerprofils und fördern dadurch die
Erosion am gegenüberliegenden Ufer. Sie sind abwechselnd an beiden Ufern zu schaffen. Die
Abstände zwischen zwei Abbrüchen auf einer Uferseite soll dabei einer Wellenlänge des
heutigen potentiellen natürlichen Gewässerzustands entsprechen. Bereits bestehende
Uferabbrüche sind bei der künstlichen Schaffung zu berücksichtigen.
Die Uferabbrüche sind so zu schaffen, daß gleichzeitig die Uferböschung punktuell abgeflacht
wird.
Um die Dauerhaftigkeit dieser Strukturen zu gewährleisten, ist das im Gewässerbett liegende
Material mit mehreren Erlenstecklingen zu sichern. Diese können mit Hilfe ihrer Wurzeln die
Abtragung bei Hochwasserereignissen verhindern.
•
Unterbindung der Tiefenerosion (UT)
Um ein weiteres Fortschreiten von Tiefenerosion zu verhindern sind im Abstandvon zehn bis 20
Metern austriebsfähige Erlenstrünke ins Gewässer einzubringen. Diese müssen mindestens so
groß sein, daß sie bei Hochwasserereignissen nicht abgetrieben werden. Indem die Erlen
austreiben, befestigen sie die Sohle, außerdem fördern sie die Breitenerosion. Dies führt zu
Substrateintrag ins Gewässer.
Der Erfolg dieser Maßnahme ist zu überprüfen. Stellen sich die gewünschten Ergebnisse nicht
ein, so ist das Gewässerpfofil aufzuweiten und die Sohle mit dem entfernten Böschungsmaterial
aufzuhöhen.
•
Verzicht auf Ausbesserung von Verbauungen (V)
Verbauungen schränken die natürliche Dynamik eines Gewässers ein oder verhindern diese
völlig. Sie sind bezüglich der Gewässerstruktur als Schadparameter zu bewerten.
Wo solche anthropogenen Strukturen Schäden aufweisen oder sich im Zerfall befinden, soll auf
eine Erneuerung verzichtet werden. Gegebenenfalls sind die Reste der Verbauung zu
beseitigen. Erweist sich ein Verbau an der betreffenden Stelle als zwingend, so ist eine
naturgemäße Sicherungsweise zu bevorzugen.
•
Beseitigung von Müll, Schutt und sonstigen Ablagerungen (M)
Müll, Schutt und alle anderen anthropogen verursachten Ablagerungen sind als Schadparameter
einzustufen, die sich negativ auf den Gewässerzustand auswirken. Sie sind aus dem Gewässer
bzw. seinen Böschungsbereich zu entfernen.
Kleinere Schuttmengen, insbesondere von zerfallenden Sicherungen können dagegen im
Gewässerbett belassen werden, wenn sie nicht die Durchgängigkeit von Sohle oder Ufer
verhindern. Sie zerfallen und sind nach einigen Jahrzehnten vollständig verschwunden.
•
Lokale Schutzpflanzungen (L)
MERZ
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 56
An Uferabschnitten, die sich beispielsweise aufgrund von Versorgungsleitungen, Gebäuden
oder Wegen nicht zurückverlagern sollen, sind ufersichernde Pflanzungen von Schwarz-Erlen
durchzuführen (ingenieurbiologische Ufersicherung). Die Gehölze sind dabei (evtl. zweireihig)
dicht stehend zu pflanzen, um eine Ufererosion zu verhindern. Gleichzeitig bewirkt diese
Maßnahme eine Förderung der Entwicklung des Gewässers in die andere Richtung.
•
Extensivierung der forstlichen Nutzung (F)
Eine intensive forstliche Nutzung im Gewässerumfeld verhindert die Entstehung natürlicher Waldund Totholzstrukturen. Aus diesem Grund ist im Nahbereich eines im Wald oder am Waldrand
liegenden Gewässers bis in ca. 20 bis 25 Meter Entfernung zur Böschungsoberkante die
forstliche Nutzung zu extensivieren oder eine forstliche Nutzung völlig aufzugeben.
5.4
Umgestaltungsmaßnahmen
Unter Umgestaltungsmaßnahmen werden bauliche Maßnahmen verstanden, die der
Wiederherstellung der natürlichen Regenerationsfähigkeit des Gewässers dienen. Sie sind
grundsätzlich unter der weitestgehenden Vermeidung von Eingriffen in bestehende
Gehölzbestände und Biotopstrukturen des Umfelds durchgeführt.
Diese Maßnahmen sind teilweise nach WHG § 31 genehmigungspflichtig. Kleinere Maßnahmen
fallen unter die Gewässerunterhaltung.
Umgestaltungsmaßnahmen sind auf Plan III mit einem Dreieck-Symbol eingezeichnet.
•
Entfernen bzw. Umgestaltung von Ufersicherungen (U)
Uferverbau unterbindet die natürliche Dynamik der Gewässerentwicklung und die Ausbildung
gewässertypischer Uferbiotope.
In der freien Landschaft sind Ufersicherungen allgemein zu entfernen. Ausnahmen hiervon sind
beim Schutz von Bauwerken zu machen. Hier ist zu prüfen, ob künstlichen Sicherungen nicht
durch ingenieurbiologische Sicherungen ersetzt werden können. Bei lokalen Sicherungen, die
keine Bauwerke schützen oder nicht wasserrechtlich genehmigt sind, kann dies im Rahmen der
Gewässerunterhaltung geschehen.
Auch in der Ortslage sind Ufersicherungen zu entfernen. Insbesondere ist wilder, also
wasserrechtlich nicht genehmigter Verbau zu beseitigen. Dort, wo ein Verzicht auf
Ufersicherungen nicht möglich ist, sind künstliche Befestigungen nach Möglichkeit durch
ingenieurbiologische Bauweisen (z.B. Lebendverbau durch Schwarz-Erlen) zu ersetzen.
•
Entfernen von Sohlverbau (S)
Sohlverbau verhindert die Ausbildung natürlicher bzw. naturnaher Sohlstrukturen und damit
vieler Biotope von Fließgewässerorganismen. Außerdem kann er bei massiver Bauweise den
Austausch zwischen Gewässer und Grundwasser verhindern. Sohlverbau ist aus diesen
Gründen zu entfernen.
Diesbezügliche Maßnahmen sind in der freien Landschaft bei nur lokalem Verbau im Rahmen von
Unterhaltungsmaßnahmen durchzuführen.
MERZ
•
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 57
Umgestaltung von Q uerbauwerken (Q)
Querbauwerke bilden Wanderungshindernisse für Fließgewässerorganismen. Weiterhin stellen
sie Barrieren für den Geschiebtransport dar. Vor allem größere Querbauwerke wie Mühlwehre
verursachen einen erheblichen Rückstau mit veränderten ökologischen Verhältnissen (stärkere
Erwärmung, geringerer Sauerstoffgehalt, usw.).
Querbauwerke sind aus gewässerökologischer Sicht zu beseitigen oder zugunsten einer
besseren Durchwanderbarkeit zu verändern. Hierbei sind die Bauwerke auf vorhandene
Wasserrechte und Nutzungen zu überprüfen. Diese müssen vor einer Maßnahme am
entsprechenden Bauwerk abgelöst werden.
Wo Querbauwerke nicht beseitigt werden können, sind entsprechende Sohlrampen oder
Fischaufstiege ins Gewässer einzubauen.
Bei kleineren Abstürzen kann die Durchgängigkeit meist im Rahmen der Gewässerunterhaltung
hergestellt werden. Bauwerke, die keine Funktion mehr erfüllen, können rückgebaut werden. Eine
weitergehende Gestaltung von Sohle oder Ufer ist nicht notwendig. Hier ist die Eigendynamik
des Gewässers zu nutzen. Ist die Erhaltung eines Bauwerks notwendig, ist es so
umzugestalten, daß eine Durchwanderung für Organismen möglich ist. Dies kann dadurch
geschehen, daß unterhalb eine rauhe Rampe angeschüttet wird. Weiterhin besteht die
Möglichkeit, die Einbauten an den Rändern oder in der Mitte so abzuflachen, daß auch bei
niedrigen Abflüssen ein durchgehender Wasserspiegel vorhanden ist. Am Ufer sind dann zum
Schutz vor Erosion Erlen zu pflanzen. An einigen Stellen kann es aus Kostengründen auch
sinnvoll sein, das Bauwerk zu zertrümmern und den Schutt im Gewässerbett zu belassen. Er
bildet dann zusammen mit zusätzlich angeschüttetem Material die rauhe Rampe.
•
Einbau von Rammgittern (R)
Rammgitter entsprechen in ihrer Funktion einem Rechen, der quer zum Gewässer steht und
Geschwemmsel festhält.
Durch den Einbau von Rammgittern ca. 30 m oberhalb von Brücken oder Durchlässen verhindern
sie deren Verklausung durch Treibholz im Hochwasserfall. Somit ist es möglich, oberhalb die
Gewässerunterhaltung zu reduzieren und im Gewässer Totholz zuzulassen.
Die Wirkungsweise der Rammgitter kann dadurch noch erhöht werden, daß zwei Rammgitter mit
unterschiedlichen Gitterabständen in ca. 10 m Abstand hintereinander eingebaut werden. Das
feinere Gitter steht dabei unterhalb.
Das im Rammgitter festgehaltene Geschwemmsel ist in regelmäßigen Abständen (i.d.R. nach
Hochwasserereignissen) zu entfernen.
•
Beseitigung bzw. Rückbau von Durchlässen (D)
Sind Durchlässe schmäler als das Gewässerbett und Uferböschungen und Sohle massiv
befestigt, stellen sie Wanderhindernisse für Fließgewässerorganismen dar.
Durchlässe sind deshalb nach Möglichkeit zu beseitigen. Bei kleineren Gewässern können
Durchlässe von wenig genutzten Feldwegüberfahrten durch Furten mit gepflasterter Sohle und
MERZ
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 58
Uferböschungen ersetzt werden.
Wo Durchlässe nicht beseitigt werden können, sind sie (langfristig) zu vergrößern, um eine
Durchgängigkeit des Ufers herzustellen.
•
Beseitigung von Verrohrungen (V)
Verrohrungen stellen Wanderhindernisse für Fließgewässerorganismen dar. Außerdem ist im
verrohrten Bereich keine gegenseitige Einfllußnahme zwischen Gewässer und Umland möglich.
Verrohrungen sollen deshalb geöffnet werden. Dies ist auch dann anzustreben, wenn als Ersatz
nur ein schmales Profil mit technisch befestigten Böschungen möglich ist.
•
Naturnahe Umgestaltung (N)
Bei einer Umgestaltung ist die Laufform entsprechend dem langfristigen Zielzustand vorzugeben.
Auf die Herstellung von Sohl- und Uferstrukturen ist dagegen zu verzichten. Diese können vom
Gewässer eigendynamisch entwickelt werden. Gehölzpflanzungen sind außer an zu sichernden
Uferabschnitten auf Initialpflanzungen von Schwarz-Erlen zu beschränken.
5.5
Vorgeschlagene Maßnahmen an der Oberen Elsenz
Die Obere Elsenz besitzt aufgrund ihres kohäsiven Bettmaterials, ihrer geringen Abflußdynamik
sowie ihrer meist recht hohenBöschungen naturbedingt nur eine geringe Eingendynamik. Aus
diesem Grund ist für die Entwicklung eines naturnahen, stark geschwungenen oder
geschlängelten Laufs mit langen Zeiträumen (möglicherweise mehr als 100 Jahre) zu rechnen.
Aus diesem Grund müßte der Oberen Elsenz eigentlich auf einem Großteil ihrer Laufstrecke durch
eine naturnahe Umgestaltung diese Laufform geschaffen werden. Dies wäre dann die Basis für
eine weitere eigendynamische Entwicklung des Gewässers.
Von der Forderung nach einer naturnahen Umgestaltung wird jedoch abgerückt. Begründet
werden kann dies mit den anfallenden hohen Kosten. Wichtiger und effektiver erscheint es, im
unmittelbaren Gewässerumfeld die notwendige Fläche und die übrigen Voraussetzungen für eine
naturnahe Entwicklung der Oberen Elsenz zu schaffen. Eine naturnahe Umgestaltung wird nur
auf kurzen Gewässerabschnitten für sinnvoll erachtet oder im Siedlungsbereich, wo aufgrund
der Notwendigkeit des Hochwasserschutzes eine eigendynamische Entwicklung kaum möglich
ist.
Die für die naturnahe Entwicklung der Oberen Elsenz vorgeschlagenen Maßnahmen sind in
Tabelle 11 aufgelistet.
Für alle Abschnitte gilt, daß verfallende Sicherungen nicht instand zu setzen sind. Dies ist
nachfolgend nicht explizit aufgeführt.
Gleiches gilt für lokale Schutzmaßnahmen. Wenn erkennbar ist, daß Leitungen bzw.
Leitungsmasten oder sonstige Bauwerke durch die Dynamik des Gewässers beeinträchtigt
werden, ist der Gewässerlauf durch Schutzpflanzungen einseitig festzulegen.
NichtaufgelistetsindaußerdemdieallgemeingültigenadministrativenMaßnahmenundRichtlinien,
die die kommunale Bauleitplanung und den Bau der Hochwasserrückhaltebecken betreffen.
MERZ
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 59
Tab. 11: Zusammenstellung der für die naturnahe Gewässerentwicklung der Oberen
Elsenz vorgeschlagenen Maßnahmen
Beim Zusatz “R” der Abschnittsnummer beziehen sich die Maßnahmen nur auf das rechte Ufer, beim Zusatz “L” nur
auf das linke.
Die vordringlichen Maßnahmen sind mit “++”, die nachgeordneten Maßnahmen mit “+” gekennzeichnet.
Abschnitte Priorität Maßnahmen
323 - 334
++
• Schaffung von ungenutzten Randstreifen (beiderseits je 10 m ab BOK),
Flächenerwerb
+
• Extensivierung der Auennutzung
+
• Verlegung des Parkplatzes weg von der Elsenz (333-334)
++
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich) (323-328, 331-334)
+
• Entfernung von Pappeln und anderen standortfremden Ufergehölzen und belassen als
Totholz im Gewässer (324-326, 329, 332-334)
++
+
335 - 339
++
+
++
• Pflanzung von Gehölzen zur Strömungsablenkung (327-328)
• Querbauwerk der Unteren Mühle (Friedenshorst) durchgängig gestalten (330)
• Schaffung von ungenutzten Randstreifen am Ufer R (10 m ab BOK), Flächenerwerb
• Extensivierung der Auennutzung
• Unterhaltung reduzieren (Erosion am Ufer R zulassen, Totholz nach Möglichkeit im
Gewässer belassen, keine Mahd im Böschungsbereich)
+
++
340 - 348
+
• Lücken im Gehölzstreifen Ufer L schließen
• Uferverbau Ufer R beseitigen
• Randstreifen ausweisen (beiderseits je 5 m ab BOK)
++
• keine weitere Bebauung im Umfeld der Elsenz und Mühlgrabens zulassen
++
• verhindern, daß Aschenbelag des Tennisplatzes in die Elsenz gelangt (341)
++
• Gehölzentwicklung fördern durch Pflanzung von Erlen in lückigen Bereichen
+
• Entfernen von Pappeln und anderen standortfremden Gehölzen unter Beachtung der
Eigentumsverhältnisse (340, 342, 346-348)
++
349 - 368
• wilden Uferverbau (Treppen in Elsenz) beseitigen (347-348)
+
• Absturz bei ehem. Ölmühle durchgängig gestalten (345)
+
• Absturz im Abschlagsbereich des Mühlgrabens durchgängig gestalten (348)
++
• Schaffung von ungenutzten Randstreifen (beiderseits je 10 m ab BOK),
Flächenerwerb
+
++
• Extensivierung der Auennutzung
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
+
• Entfernen von Pappeln und anderen standortfremden Ufergehölzen (349-352, 354, 363364)
++
• Müll entfernen (356)
MERZ
369 - 374
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 60
++
• Schaffung von ungenutzten Randstreifen (beiderseits je 10 m ab BOK),
Flächenerwerb
++
• keine weitere bauliche Nutzung zwischen Bahntrasse und bestehender Siedlungsfläche
zulassen
+
++
• Extensivierung der Auennutzung
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
+
• Entfernen von Pappeln (369-370, 372-374)
375 - 376
+
• Pflanzung von Ufergehölzen
377 - 378
++
• Schaffung von ungenutzten Randstreifen (beiderseits je 10 m ab BOK),
Flächenerwerb
++
• keine weitere bauliche Nutzung in der Aue zulassen (keine Erweiterung der
Gewerbeflächen, der Siedlungsflächen, der Sportflächen)
++
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
+
379 - 384
++
• Entfernen von Pappeln (377)
• Schaffung von ungenutztem Randstreifen zwischen Elsenz und rechtsseitigem Weg,
sowie zwischen Elsenz und linksseitiger bestehender Nutzung, Flächenerwerb
++
• keine weitere bauliche Nutzung rechts der Elsenz zulassen
++
• Unterbindung des Nähstoffeintrags in die Elsenz aus Misthaufen (380L)
++
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich) (382-384)
+
• Pflanzung von Gehölzen am Ufer L zur Sicherung der Ufer und Förderung einer
Entwicklung nach rechts (379-380)
+
385 - 391
• Entfernen von Pappeln (379) und als Totholz im Gewässer belassen (382-384)
++
• Unterschutzstellung des Gewässerabschnitts und seines Umfelds aufgrund der
++
• Förderung der Gehölzentwicklung zwischen bestehendem Gehölzstreifen und links vom
+
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
+
• Pflanzung einzelner Erlen zwischen Gewässer und Gehölzgürtel des Feuchtbiotops
+
• Pappeln entfernen, als Totholz im Gewässer belassen (385-386, 388, 390-391)
aktuellen gewässermorphologischen Verhältnisse und des Entwicklungspotentials
Gewässer verlaufenden Weg
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
(389-391)
++
• verhindern, daß gefällte Pappeln erneut austreiben (391)
MERZ
392 - 411
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 61
++
• Schaffung von ungenutztem Randstreifen (beiderseits je 10 m ab BOK),
Flächenerwerb
+
• Extensivierung der Auennutzung
++
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
++
• in Lücken im Ufergehölzstreifen Gehölzpflanzung zur Strömungsablenkung (401-411)
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
+
• Entwicklung eines geschlossenen Gehölzbestands zwischen Elsenz und Teich “Großer
Brunnen” (401-402)
+
++
• Pappeln entfernen (392-400, 406, 410)
• Ufergehölze (ca. 3-5 pro 100 Meter) roden und als Totholz im Gewässer belassen (397401)
+
412 - 418
++
• Reste von ehemaliger Brücke entfernen (410)
• Ausweisung von Gewässerrandstreifen nach § 68b WG (beiderseits je 5 m ab BOK
unter Berücksichtigung der bestehenden Bebauung)
++
419 - 421
• Entwicklung naturnaher Ufergehölze durch Initialpflanzung von Erlen
+
• Entfernen von Pappeln und anderen standortfremden Ufergehölzen (416R-418R)
+
• Entfernen von Treppen in der Böschung (414L)
++
• Ausweisung von Gewässerrandstreifen nach § 68b WG (beiderseits je 5 m ab BOK
unter Berücksichtigung der bestehenden Bebauung)
++
+
++
• Freihaltung der Grünflache Ufer L von Bebauung
• Entfernen von Pappeln und anderen standortfremden Ufergehölzen (419R-421R)
• das im Rahmen der Hochwasserschutzmaßnahme zu schüttende Dämmchen am Ufer L
bis zur Grenze des Überschwemmungsgebiets vom Gewässer weg zu verlegen, damit
es im ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet weiterhin zu Überschwemmungen
kommt
422 - 424
++
• Ausweisung von Gewässerrandstreifen nach § 68b WG (beiderseits je 5 m ab BOK
++
• das im Rahmen der Hochwasserschutzmaßnahme zu schüttende Dämmchen am Ufer R
unter Berücksichtigung der bestehenden Bebauung)
um 10 Meter vom Gewässer weg zu verlegen, damit für eine naturnahe
Gewässerentwicklung Fläche zur Verfügung steht (422-423)
425 - 437
+
• Entfernen von Pappeln und anderen standortfremden Ufergehölzen (422-423)
+
• Entfernen von Ufersicherungen am Ufer R (422-423)
++
• Ausweisung von Gewässerrandstreifen nach § 68b WG (beiderseits je 5 m ab BOK
unter Berücksichtigung der bestehenden Bebauung von 424-434 bzw. je 10 m ab BOK
von 435-437)
++
• Freihaltung der Gartengebiete von Bebauung (426L-428L, 430L-431L)
++
• Entwicklung naturnaher Ufergehölze durch Pflanzung von Erlen in Ufergehölzlücken
++
• Entwicklung naturnaher Ufergehölze durch zweireihige Pflanzung von Erlen in oberen
und unteren Böschungsbereich entlang der Straße (427R-429R)
+
• Entfernen von Pappeln (432R-433R, 436L-437L)
+
• Entfernen der an der Böschung bestehenden Treppen und Uferverbaue im Bereich der
Gärten (425L-428L, 430L-431L)
++
• Absturz durchgängig gestalten (435)
MERZ
438 - 464
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 62
++
• Schaffung von ungenutztem Randstreifen (beiderseits je 10 m ab BOK),
Flächenerwerb
++
• Freihaltung des Gewässerumfelds von Bebauung (bis zu einem Abstand von 50 Metern
von der Elsenz) (438-457)
++
• Freihaltung der Fläche zwischen Elsenz und der L 553 im Osten von Bebauung (458464)
+
• Extensivierung der Auennutzung
++
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
++
• Gehölzpflanzung zur Strömungsablenkung im Bereich der bestehenden Lücken im
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
Ufergehölzsteifen (438-457)
465 - 468
+
• Entfernen von standortfremden Ufergehölzen (Birke, Robinie) (441, 449, 451, 453)
+
• Einbau von Rammgittern (438, 455)
++
• Abstürze durchgängig gestalten (455, 460)
++
• Ausweisung von Gewässerrandstreifen nach § 68b WG (beiderseits je 5 m ab BOK
unter Berücksichtigung der bestehenden Bebauung
469 - 481
+
• Entwicklung naturnaher Ufergehölze durch Pflanzung von Erlen (466, 468)
+
• Öffnen der Verrohrung (466-468)
++
• Schaffung von ungenutzten Randstreifen (beiderseits je 10 m ab BOK), Flächenerwerb
++
• Freihaltung des Gewässerumfelds von Bebauung (bis zu einem Abstand von 50 Metern
(469R-476R, 477-481)
von der Elsenz)
+
++
• Extensivierung der Auennutzung
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
+
• Entfernen von standortfremden Ufergehölzen (Birken) und Belassen als Totholz im
Gewässer (469-472)
++
• punktuelle Uferabflachung und Gehölzpflanzung zur Strömungsablenkung in Lücken im
Ufergehölzstreifen (477-481)
482 - 487
++
• Schaffung von ungenutztem Randstreifen (beiderseits je 10 m ab BOK),
Flächenerwerb
+
++
• Extensivierung der Auennutzung
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
+
• punktuelle Uferabflachung und Gehölzpflanzung zur Strömungsablenkung in Lücken im
Ufergehölzstreifen
++
• Ufergehölze (ca. 3-5 pro 100 Meter) roden und als Totholz im Gewässer belassen
(483R, 485R)
488 - 490
++
• Unterschutzstellung des Gewässerabschnitts und seines Umfelds
++
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
++
• Entfernen von Müll
++
• Extensivierung der forstlichen Nutzung
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
MERZ
491
Maßnahmen - GEP Obere Elsenz Seite 63
++
• Schaffung von ungenutztem Randstreifen (beiderseits je 10 m ab BOK),
Flächenerwerb
+
• Extensivierung der Auennutzung (Ufer R)
++
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
++
• Müll entfernen
++
• Einbringen von austriebfähigen Erlenstrünken zur Unterbindung der Tiefenerosion
++
• Schaffung von ungenutztem Randstreifen (Ufer L 10 m ab BOK, Ufer R bis zum Weg von
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
492 - 511
492-509 bzw. 10 m ab BOK von 520-511), Flächenerwerb
+
• Extensivierung der Auennutzung
+
• Verlegung der Lagerfläche weg von der Elsenz (510L-511L)
++
• Unterbindung des Nähstoffeintrags in die Elsenz aus Misthaufen (500R)
++
• Unterhaltung reduzieren (Erosion zulassen, Totholz im Gewässer belassen und ggf.
befestigen, keine Mahd im Böschungsbereich)
++
• Schaffung von Uferabbrüchen und Sicherung der schon bestehenden und der künstlich
geschaffenen mit Erlenstecklingen
512
++
• Entfernen von Müll
++
• Abstürze durchgängig gestalten (502, 505)
++
• Schaffung von ungenutzten Randstreifen (beiderseits je 5 m ab BOK),
Flächenerwerb
MERZ
6
Fotodokumentation - GEP Obere Elsenz Seite 64
Fotodokumentation
Foto 1: In Ittlingen grenzen beidseitig Gärten an die Elsenz. Eine Nutzung findet bis zum
Gewässer statt. Die Ufer sind teilweise verbaut (Abschnitt 346).
Foto 2: Die Elsenz besitzt im Bereich des Abschnitts 386 einen gekrümmten Verlauf. Die
Ufergehölze sichern mit ihren Wurzeln das Außenufer der Krümmung und erhöhen gleichzeitig die
strukturelle Vielfalt.
MERZ
Fotodokumentation - GEP Obere Elsenz Seite 65
Foto 3: Die auf der rechten Bildseite zu sehenden Pappeln stehen oberhalb der Böschung. Sie
sind nicht in der Lage, Uferstrukturenauszubilden. Am linken Bildrand fließt der Staudbach zu
(Abschnitt 31).
Foto 4: Die Elsenz fließt im Abschnitt 417 zwischen Gewerbegebieten von Eppingen. Der Lauf
ist begradigt. Das linke Ufer (rechte Bildseite) ist gehölzfrei, am rechten Ufer befindet sich eine
Baumreihe aus standortfremden Arten (Birken und Pappeln).
MERZ
Fotodokumentation - GEP Obere Elsenz Seite 66
Foto 5: Oberhalb der Raußmühle ist die Elsenz begradigt. Entlang des Gewässerlaufs sind
junge Gehölze gepflanzt. Sie stehen jedoch oberhalb der Böschung, so daß sie auch im
ausgewachsenen Zustand keinen Einfluß auf die Gewässerstruktur ausüben können (Abschnitt
446).
Foto 6: Im Bereich der Abschnitte 458 bis 464 wird eine naturnahe Gewässerentwicklung der
Elsenz durch die entlanglaufende Straße einseitig eingeschränkt. Links vom Gewässer (am
rechten Bildrand zu erkennen) liegen jedoch unbebaute Flächen vor. In diese Richtung kann eine
Gewässerentwicklung zugelassen werden.
MERZ
Fotodokumentation - GEP Obere Elsenz Seite 67
MERZ
Fotodokumentation - GEP Obere Elsenz Seite 68
Foto 7: Im Bereich der Abschnitte 488 bis 490 fließt die Elsenz durch ein Wäldchen. Sie ist hier
mit ”bedingt aturnah” bewertet. Charakteristisch für diese Gewässerstrecke sind die
weitständigen Gehölze und die vielen durch Totholz verursachten Strukturen, wie der auf dem
Foto zu sehende kleine Absturz.
Foto 8: An der begradigten Elsenz unterhalb des Ortes Elsenz kommen nur an wenigen Stellen
Ufergehölze vor. Dazwischen sind an vielen Stellen Uferabbrüche zu sehen, die erste Ansätze
einer eigendynamischen Entwicklung sind.
MERZ
7
Literatur - GEP Obere Elsenz Seite 69
Literatur
Bürgermeisteramt
Eppingen
(1996):
Gemeinsamer
Verwaltungsraumes Eppingen - 2. Fortschreibung 1993/ 94.
Flächennutzungsplan
des
Deutscher Rat für Landespflege (1989): Wege zu naturnahen Fließgewässern - Gutachterliche
Stellungnahme. Schriftenreihe des Deutschen Rates für Landespflege, Heft 58, S. 727 - 747.
Deutscher Wetterdienst (Hrsg., 1953): Klima-Atlas von Baden-Württemberg. 75 Karten, 9
Diagramme und Erläuterungen.
Eitel, B. (1989): Morpholgenese im südlichen Kraichgau unter besonderer Berücksichtigung
tertiärer und pleistozäner Decksedimente. Ein Beitrag zur Landschaftsgeschichte
Südwestdeutschlands. Stuttgarter Geographische Studien 11, 205 S.
Forschungsgruppe Fließgewässer (1994): Fließgewässertypologie - Ergebnisse
interdisziplinärer Studien an naturnahen Fließgewässern und Auen in Baden-Württemberg mit
Schwerpunkt Buntsandstein-Odenwald und Oberrheinebene. Reihe Umweltforschung in
Baden-Württemberg, ecomed-Verlag, Landsberg am Lech, 226 S.
Geologisches Landesamt (Hrsg.) (1993): Bodenübersichtskarte von Baden-Württemberg
1:200.000, Blatt CC 7118 Stuttgart-Nord. Freiburg i.Br., 57 S.
Geyer, O.F., et al. (1991): Geologie von Baden-Württemberg. 4. Auflage. E. Schweizerbart´sche
Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. 482 S.
Heyer, E. (1993): Witterung und Klima. B. G. Teubner Verlagsbuchgesellschaft, Stuttgart/
Leipzig. 334 S.
Keller, R. (1961): Gewässer und Wasserhaushalt des Festlandes. Eine Einführung in die
Hydrogeographie. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin, 520 S.
Kern, K. (1994): Grundlagen naturnaher Gewässergestaltung. Springer, Heidelberg, Berlin, New
York, 256 S.
Konold, W. (1984): Zur Ökologie kleiner Fließgewässer. Agrar- und Umweltforschung in BadenWürttemberg, Bd. 6, Stuttgart, 262 S.
Landesamt für Wasserwirtschaft Rheinland-Pfalz (1998): Gewässerstrukturgütekartlerung in der
Bundesrepublik Deutschland - Verfahren für kleine und mittelgroße Fließgewässer - Verfahrensb
eschreibung für die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA). Mainz.
Landesanstalt für Umweltschutz (1992): Gewässerentwicklungsplanung - Leitlinien. Handbuch
Wasser 2, Heft 3, Karlsruhe, 26 S.
MERZ
Literatur - GEP Obere Elsenz Seite 70
Landesanstalt für Umweltschutz (1997): Die Gewässerlandschaften Baden-Württembergs.
Handbuch Wasser 2, Heft 30, Entwurf, Karlsruhe.
Landratsamt Heilbronn, Kreisplanungsamt (1996): Landschaftsplan zum Flächennutzungsplan
der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Eppingen - 2. Fortschreibung 1993/ 94. 85 S. und
Karten.
Metz, F. (1914): Der Kraichgau. G. Braunsche Hofdruckerei Karlsruhe, 127 S.
Ministerium für Umwelt Baden-Württemberg (Hrsg.) (1992): Gütezustand der Gewässer in
Baden-Württemberg 7. Wasserwirtschaftsverwaltung Heft 27, 64 S.
Müller, T., et al. (1974): Die potentielle natürliche Vegetation Baden-Württembergs. Veröffentlichungen der Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg. Heft 6,
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Philippi, G. (1982): Erlenreiche Waldgesellschaften im Kraichgau und ihre Kontaktgesellschaften.
Carolinea 40, S. 15-48.
Regionalverband Franken (1995): Regionalplan Region Franken. Heilbronn, 169 S. und Karten.
Scheffer, P., et al. (Hrsg., 1992): Lehrbuch der Bodenkunde. 13. Auflage. Ferdinand Enke Verlag,
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Schmithüsen, J. (1952): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 161 Karlsruhe - Geographische
Landesaufnahme 1:200.000. Reise- und Verkehrsverlag, Stuttgart, 24 S.
Tölk, J. (1998): Leitbilderstellung für Fließgewässer im Kraichgau. Diplomarbeit am Institut für
Geographie und Geoökologie der Universität Karlsruhe (TH) (unveröffentlicht). 138 S. und
Anhang.
Tüxen (1956): Die heutige potentielle natürliche Vegetation als Gegenstand der
Vegetationskartierung. Angewandte Pflanzensoziologie,Heft 13, S. 5 - 42. Stolzenau.
Wald + Corbe (1996): Flußgebietsuntersuchung Elsenz/ Schwarzbach. Zusammenstellung der
Ergebnisse für die Gemeinde Ittlingen.
Wald + Corbe (1996): Flußgebietsuntersuchung Elsenz/ Schwarzbach. Zusammenstellung der
Ergebnisse für die Stadt Eppingen.