Newsletter N° 22

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Newsletter N° 22
www.tabakanbau.de
Tabakanbau.de Barth + Jehle GbR · Schubertstr. 10 · D-78583 Böttingen · [email protected]
ISSN 1612-6114
EUR 2,80 · CHF 4,80
Der Anbau der Tabakpflanze nicotiana tabacum, die Christoph Columbus nach Europa brachte, hat seit
Jahrhunderten in Mitteleuropa Tradition. Wir möchten das Handwerk der Nutzung und Verarbeitung dieser
alten Kulturpflanze allen zugänglich machen und bieten u. a. ein Tabakpflanzset mit allen Komponenten
an, die für die ersten Schritte notwendig sind. Denn der eigene Tabak ist frei von Zusatzstoffen, der
Anbau und die Behandlung der Tabakblätter macht Spaß und der Tabakgenuss wird nicht durch hohe Steuern
beeinträchtigt. Besuchen Sie uns auch im Internet, nutzen Sie unsere Infosammlung zum Tabakanbau im
Wissenspool und versuchen Sie unser Hochzuchtsaatgut im Webshop www.tabakanbau.de!
Bitte beachten Sie: Sämtliche Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit
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4. Jahrgang, 20. Februar 2005
Inhalt
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I. Kuriositäten aus der Tabakwelt
- Die Erinnerung an Zeiten, die es nicht
gegeben hat
II. Grundlagen der Tabak-Charakteristik
- Bodeneigenschaften
- Saatgut
- Klima
- Blattstufe
- Pflege des Tabakbestandes
- Trocknungsprozess
-
Fermentation
Veredelung durch Alterung
Zigarrenrollen
Lagerung
III. Anleitungen für Einsteiger Teil I:
- Welche Tabaksorte für welchen Zweck?
- Kurze Sorten-Übersicht
- Ist mein Boden geeignet?
IV. Impressum
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I. KURIOSITÄTEN AUS DER TABAKWELT
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Die Erinnerung an Zeiten, die es nicht gegeben hat
Man trinkt ihn, ohne ihn herunter zu schlucken, er
kann eine milde Süße enthalten, markant oder reif
und harmonisch erscheinen. Er ist nicht flüssig
wie Wein und auch nicht fest. Der Tabakrauch ist
wohl der verrückteste Genuss der Menschheitsgeschichte.
Dieses gestaltlose Getränk legt einen Schleier von
Wirkstoffen über Zunge und Gaumen und kann dem
Sinnesorgan Süße vortäuschen, wo keine ist. Säuren, Alkaloide, ätherische Öle und Harze, über
2.000 Stoffe umströmen die Papillen der Zunge und
reizen die gerade einmal 5.000 Geschmacksknospen,
deren Signale sich im Gehirn zu wiedererkennbaren
Geschmacksmustern verdichten.
Es ist in gewisser Weise ein Traum, und umso mehr
ein wundersamer, als die Klaviatur des Geschmackssinns nur vier Noten kennt. Vor allem das Süß- und
Bitter-Empfinden auf dem vorderen und hinteren
Bereich der Zunge erklingt durch fast jeden
Zigarrenrauch wie ein Kontrapunkt und wird von
guten kubanischen Zigarren bis aufs Äußerste
ausgereizt. Mildere Harmonien entstehen durch die
zusätzliche Empfindung von sauren und salzigen
Stoffen an den vorderen und hinteren seitlichen
Zungenpartien, die etwa von dominikanischen Einlagemischungen gut angesprochen werden.
Dazu verströmt die frisch dem Humidor entnommene
Zigarre feine Aromen und wirkt haptisch wie ein
zarter Körper. Der Duft ihrer verpuffenden inneren Schönheit wirkt verglichen mit dem eher säuerlichen Zigarettenrauch vollkommen. Man muss
sich nur etwas Zeit nehmen, dann erinnert der
Genuss einer guten Zigarre an Zeiten zurück, die
es gar nicht gegeben hat. So hat es jedenfalls
Oscar Wilde ausgedrückt.
II. GRUNDLAGEN DER TABAK-CHARAKTERISTIK
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Eine Zigarre wird durch den Rauch charakterisiert: Wer seine Lieblingszigarre kauft, kauft
vor allem eine bestimmte Art von Rauch. Ähnlich
einem Burgunder-Rotwein spricht dieser verschiedene Regionen im Gaumen an, die durch die Komposition des Einlagetabaks bestimmt werden.
Bodenzusammensetzung, Sortenwahl, Klima und
Blattstufe nehmen
den prägendsten
Einfluss auf Charakteristik und
Qualität eines Tabaks. Vor allem der Boden und
die Sorte machen die aromatische Spezifikation
eines Tabaks aus, während das Klima und die
Blattstufe mehr auf die Intensität der Aromastoffe wirkt, weniger auf deren Zusammensetzung.
Alle diese landwirtschaftlichen Faktoren können
vom Tabakpflanzer beeinflusst werden, etwa durch
den Pflanzenabstand, Bewässerung, Köpfen, Geizen
und nicht zuletzt durch die Wahl der Mischung
selbst.
Zweitens wird der Charakter des Tabaks durch die
Verarbeitung beeinflusst, also durch den
Trocknungsprozess, die Fermentation und die weitere Verarbeitung. Hier spielen hauptsächlich
chemische Umsetzungsprozesse für die Herausbildung der Charakteristik eine Rolle, die sich
ebenfalls durch Art und Dauer der Verarbeitung
beeinflussen lassen. Schließlich geben der Zigarre auch die richtige Herstellung und Lagerung im
Humidor die letzten Nuancen.
Wir möchten im folgenden die Einflussfaktoren auf
die Charakteristik des Tabaks der Wichtigkeit
nach im Detail betrachten. Als Beispiel dient die
Zigarre als komplexester Rauchkörper, die einzelnen Punkte lassen sich auf Zigaretten- und Pfeifentabak übertragen.
Bodeneigenschaften
Alles, was ein Tabakblatt an Aromen hervorbringt,
steckte ursprünglich im Boden: Das selbe Saatgut
in zwei verschiedenen Feldern angepflanzt erbringt unterschiedliche Resultate. Die minerali-
Teilgeerntete Tabakpflanze, im Hintergrund sind
Trockenscheunen zu sehen
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Zigarrenrollerin beim
glattstreichen
eines Zigarrendeckblatts
sche Zusammensetzung des Bodens beeinflusst den
Tabakgeschmack von allen Einflussfaktoren am
stärksten, und zwar hinsichtlich seiner Stärke,
seines Geschmacks und seines Aromas. Kalzium und
Magnesium sind in aller Regel hinreichend im
Boden vorhanden, für eine gute Qualität sollten
jedoch Ammonium- und Nitratstickstoff, Kalium,
Phosphor und Spurenelemente in Form eines auf die
pflanzlichen Bedürfnisse abgestimmten Düngers
angewendet werden. Zusätzlich beeinflusst die
Konsistenz des Bodens das Wachstum der Pflanze:
Auf leichten, sandig-humösen Böden gedeiht die
Tabakpflanze sehr viel besser als auf schweren
Lehmböden, die keine Luft speichern können und
das Wurzelwachstum hemmen.
Saatgut
Die genetischen Anlagen des Saatguts bestimmen
den Rahmen, in dem sich der geschmackliche Charakter eines Tabaks bewegen kann. So stimulieren
Geudertheimer und Rot Front Korso nahezu alle
Geschmacksregionen, während Havanna Dunkelrot
fast nur die vorderen und hinteren Regionen des
Gaumens anregt, die für die Wahrnehmung von Süß
(Zungenspitze) und Bitter (hintere Region) zuständig sind. Solche Tabake werden in einer Mischung durch andere Sorten ausgeglichen, die die
fehlenden seitlichen Zungenregionen ansprechen,
etwa Pereg oder Fogeu. Außerdem gibt es milde
Tabaksorten mit wenig intensiven Stimulationseffekten wie Adonis und solche, die mehr für
"Power" als für Sensualität sorgen wie Pergeu und
deshalb nur in geringen Mengen zugemischt werden
sollten. Für Pfeifen- und Zigarettentabak entscheiden vor allem Burley- und Orientsorten sowie
Würztabake über den Geschmack, während Virginia
als wenig geschmacksgebender Fülltabak dient.
Klima
Klimatische Unterschiede unter sonst gleichen
Bedingungen führen zwar zu Abweichungen in der
chemischen Zusammensetzung des Tabaks, jedoch
mehr in der Quantität als in der Qualität. In
sonnenreichen Jahren wird ein Tabak also intensiver schmecken, seine Charakteristik insgesamt
aber nur wenig ändern. Daher lassen sich auch
Unterschiede von Jahr zu Jahr nicht vermeiden die individuelle Mischung muss also für jede
Ernte neu ausgelotet werden. Trockenes und heißes
Klima kann durch Bewässerung ausgeglichen werden,
während zu wenig Sonnentage zu nikotinärmerem und
weniger intensivem Tabak führen. Der stärkste
Tabak gedeiht daher mit wenig Wasser und viel
Sonne, was jedoch auch Nachteile hat: Zu viel
Sonnenlicht führt zu stark zucker- und stärkehaltigen Blättern, die nur bei Zigaretten- und Pfeifentabak erwünscht sind. Bei im Schatten gezogenem Tabak vergrößern sich die Blätter, sie werden
feiner, biegsamer, weniger nikotin- und
kohlehydrathaltig. Aus diesem Grund werden Deckblätter im Schatten gezogen. Wassermangel führt
außerdem zu einem dicken Blatt mit grober, stark
adriger Struktur (Verholzung) und einem höheren
Stickstoffgehalt, der sich nur durch eine längere
Fermentation ausgleichen lässt.
Blattstufe
Je nachdem, ob ein Blatt oben oder unten an der
Pflanze wächst, ist es unterschiedlich von
Assimilaten des Pflanzenstoffwechsels durchdrungen und unterscheidet sich in der chemischen
Zusammensetzung. Die Daumenregel: Nikotingehalt
und Intensität steigen nach oben, nach oben hin
verschlechtert sich jedoch auch das Abbrand-
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verhalten. Das obere Obergut ist meist so kräftig
und schwer brennend, dass es nicht als Zigarreneinlage verwendet werden sollte - ebenso wie die
unteren Sandblätter meist zu mild für die Einlage
sind. Die Qualität der Blätter im oberen
Pflanzendrittel wird für Zigarren durch tiefes
Köpfen und regelmäßiges Geizen stark verbessert,
für Zigaretten- und Pfeifentabak wird zur Minderung des Nikotingehalts hoch geköpft.
Pflege des Tabakbestandes
Die Blattqualität wird durch die Pflege der Tabakpflanzen stark beeinflusst. Die Bewässerung
sollte an die klimatischen Bedingungen angepasst
werden, zu viel oder zu wenig Wasser verschlechtert die Blattqualität. Die Wurzeln benötigen
neben Wasser außerdem Luft, so dass regelmäßiges
Hacken und Auflockern des Bodens bis vor der
ersten Ernte zu besseren Ergebnissen führt. Die
Wurzeln sollen zudem so tief wie möglich in den
Boden wachsen können. Dies wird durch Umgraben
bereits im Herbst und nochmals im Frühjahr gefördert. Durch den Pflanzenabstand kann der Nikotingehalt der Blätter gesteuert werden: Je näher die
Pflanzen beieinander wachsen, desto stärker beschatten sie sich gegenseitig und desto nikotinärmer werden die Blätter - üblich sind 30 cm
Abstand. Schließlich führt das frühe Köpfen der
Blütenstände zu optimalen Ergebnissen: Sie sollten tief abgeschnitten werden, bevor die ersten
Blüten sichtbar sind. Danach sollten die Bestände
regelmäßig nach Geizen durchgesehen und diese
abgebrochen werden, da sie den Blättern wertvolle
Assimilate entziehen. Nicht zuletzt ist auch der
richtige Erntezeitpunkt entscheidend für eine
gute Blattqualität.
Trocknungsprozess
Der Trocknung hatten wir bereits einen eigenen
Newsletter gewidmet: Die meisten chemischen Umsetzungsprozesse im Leben eines Tabakblattes
gehen während der Trocknung vor sich. Es handelt
sich also nicht um ein schlichtes Trocknen der
Blätter, sondern um eine Art Vor-Fermentation. In
einer ersten, etwa eine Woche lang andauernden
Phase wird vor allem Stärke in Zucker verwandelt,
das Blatt vergilbt und wird gelb. In der zweiten
Phase wird der Zucker weiter in Alkohole und
Phenole umgewandelt, Eiweiß und Farbstoffe abgebaut - das Blatt verfärbt sich während 7-11 Wochen braun. Am Ende sollten im Tabakblatt für
Zigarren Zucker noch Stärke komplett abgebaut
sein. Um dies zu fördern, ist eine langsame
Trocknung notwendig. Optimal sind dabei mäßige
Temperaturen bei hoher Luftfeuchtigkeit zumindest
während der ersten Abwelkphase - die besten Ergebnisse werden daher bei Trocknung am Beginn
einer Feuchtwetterperiode erzielt.
Fermentation
Während der Fermentation werden Eiweiße sowie
Nikotin abgebaut, das Blatt wird feiner, die
Farbe vereinheitlicht und das Abbrandverhalten
verbessert sich. Allerdings verliert das Blatt
auch an Glanz und Elastizität. Wichtig ist neben den physikalischen Fermentationsbedingungen
- vor allem die richtige Fermentationsdauer: Die
unteren Blätter werden kurz fermentiert, die
oberen Blätter dreimal so lange. Die Blätter
sollten auch immer wieder umgestapelt, also die
innersten nach außen gelegt werden und umgekehrt.
Veredelung durch Alterung
Durch die Lagerung bei Zimmertemperatur gehen
weitere, sehr langsame Umsetzungsprozesse vor
sich. Besonders Säuren werden abgebaut und führen
zu einer höheren Geschmacksintensität. Je länger
der Tabak also gelagert wird, desto stärker und
intensiver werden die Blätter schmecken.
Zigarrenmanufakturen lagern nicht selten 3 Jahre
und länger, zu Hause wird eine Qualitätsverbesserung schon nach einem halben Jahr spürbar.
Zigarrenrollen
Nicht zuletzt die Art, wie eine Zigarre gerollt
wird, wirkt auf den Geschmack. Sie sollte nicht
zu stark und nicht zu locker gerollt sein, und
die Einlagemischung sollte stimmen. Die besten
Mischungen aus einheimischem Tabak bestehen aus
2-3 dunklen Tabaken, wobei in die Mitte des Wikkels der intensivste Tabak eingerollt wird. Es
handelt sich meist um Obergut, das ohnehin schwerer brennt als das Hauptgut. Jede Sorte und jede
Blattstufe regt eigene Bereiche im Gaumen an, die
in der Mischung ausgeglichen werden sollten. Man
kann dazu zum Testen Zigarren aus einzelnen
Blattstufen und Sorten rollen und die Intensität
sowie die Bereiche des Gaumens beurteilen, die
sie anregen. Achten Sie vor allem auf die Zungenspitze (zuständig für "süß") oder den hinteren
Gaumenteil ("bitter") sowie seitlich vorn und
hinten (salzig bzw. sauer). Havanna Dunkelrot
spricht beispielsweise die seitlichen Gaumenpartien kaum an und kann von Havanna Z992 oder
Corojo ausgeglichen werden.
Lagerung
Und nicht zuletzt: Jede Zigarre lässt sich durch
die falsche Lagerung zerstören. Eine Zigarre
gehört in den Humidor, dort kann sie über Jahre
ohne Verlust ihrer Charakteristik gelagert werden. Im Gegenteil, sie reift weiter und erreicht
oft erst nach Jahren ihren geschmacklichen Höhepunkt - wie der Wein.
Das Thermometer im Tabak-Naturfermentationsstapel
zeigt 40°C an. Umgeschichtet wird bei 58°C. Hier
handelt es sich um Badischen Geudertheimer.
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III. ANLEITUNGEN FÜR EINSTEIGER TEIL I
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In diesem Newsletter beginnen wir mit einer Reihe
von einfachen Anleitungen für Einsteiger, die in
den nächsten Ausgaben fortgesetzt wird und den
Tabakanbau im eigenen Garten begleiten werden.
Sie sind für die Praxis geschrieben und enthalten
daher nur die wesentlichen Anleitungen für die
ersten Versuche.
Welche Tabaksorte für welchen Zweck?
Die Sortenwahl entscheidet über den geschmacklichen Rahmen des Tabaks und steht daher an erster
Stelle der eigenen Planungen. Sie entscheidet
aber auch über Krankheits-Resistenzen, Qualität
und Ertrag, weshalb ausschließlich Hochzuchtsaatgut geeignet ist. Einige Resistenzeigenschaften erhalten sich nur über eine Generation und müssen immer wieder neu angezüchtet
werden.
Eine gute Einstiegsmischung für Zigaretten- und
Pfeifentabak ist die sogenannte Amerikanische
Mischung aus etwa einem Drittel Burley-Tabak und
zwei Dritteln Virginia als Fülltabak. Durch den
Zusatz von Orienttabak (ca. 10%) oder Zigarrensorten (geringe Mengen) lassen sich außerdem
Geschmack und Abbrandverhalten verbessern.
Als Wasserpfeifentabak kann ein leichter und
nikotinarmer Virginiatabak verwendet werden, wenn
der Tabakgeschmack nicht zu stark hervortreten
soll, oder ein aromatischer Orienttabak. Besonders geeignet wäre eine Burleysorte, da diese im
Unterschied zu anderen Sorten Aromen in die
Blattzellen aufnimmt, er schmeckt jedoch relativ
würzig und entspricht dadurch nicht den europäischen Shisha-Gewohnheiten.
Für Zigarren kann zunächst eine Sorte versucht
werden, etwa Geudertheimer oder Rot Front-Korso.
Die Zigarren aus nur einer Sorte haben meist
gewisse Eigenheiten, die sich durch die Mischung
der Einlage ausgleichen lassen: Manche Sorten und
Virginia-Tabakpflanzen auf dem Feld
Blattstände brennen schwerer ab als andere, und
manche beanspruchen geschmacklich nur einen Teil
des Gaumens. Daher werden meist mehrere Sorten
für die Einlage gemischt. Ein guter Einstieg wäre
zum Beispiel Geudertheimer gemischt mit Rot
Front-Korso und Havanna Z992, wobei die unteren
Blätter der letztgenannten Sorte als Um- und
Deckblatt dienen können.
Kurze Sorten-Übersicht
Virginia:
Helle Virginiatabake dienen ausschließlich als
Fülltabak für Zigaretten- und Pfeifenmischungen
und haben sehr wenig Eigengeschmack.
- V. Helena: Nikotinreduziert, sehr leicht, sehr
gute Resistenz gegen Krankheiten.
- V. Golta: Hohe Blattqualität, hoher Ertrag,
relativ leicht, nikotinarm, gute Resistenzeigenschaften.
- V. Gold: Mittlerer Nikotingehalt, stärkster
Virginia, historisch Sorte mit guten Resistenzeigenschaften.
Burley:
Alle Burley-Sorten sind sehr aromatisch und mit
speziellen Soßen stark aromatisierbar.
- B. Jupiter: Nikotinreduziert, mittlerer Ertrag.
- B. Panama: Mittlerer Nikotingehalt, gute Blattqualität, sehr ertragreich.
- B. Bursanica: Mittlerer Nikotingehalt,
tannenbaumförmiger Wuchs, historische Sorte.
Orienttabake:
Zur Harmonisierung der relativ schnell abbrennenden Virginia-/Burley-Mischungen werden dem Zigaretten- und Pfeifenschitt die aromatischem Orient- sowie kräftige Würztabake beigegeben. Sie
wachsen relativ niedrig, haben kleine, äußerst
aromatische und sehr zuckerhaltige Blätter.
- Orient Xanthi: Niedriger Nikotingehalt, sehr
leicht.
- Samsoun Orient: Relativ hoher Nikotingehalt,
gehört zu den besten Würztabaken überhaupt.
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- Andere Sorten wie Smyrna, Basmas oder Latakia
dienen vor allem Experimenten mit Pfeifenmischungen.
Weitere Würztabake (Auswahl):
Neben den Zigarrensorten werden die folgenden
amerikanischen Sorten als Würztabak für Pfeifenund Zigarettenmischungen eingesetzt, die allerdings sehr viel Sonne benötigen:
- Kentucky: Kräftig.
- Maryland: Weniger kräftig, dennoch sehr würzig.
Zigarrentabake (dunkle luftgetrocknete Tabake):
- Badischer Geudertheimer: Klassiker, der seit
Jahrhunderten im Elsaß und in Baden angebaut
wird.
- Rot Front-Korso: Sehr ertragreich, in der DDR
angebaute Korso-Sorte.
- Adonis: Nikotinreduziert, sehr ergiebig.
- Pereg: Blauschimmelresistent, relativ kräftig
- Fogeu: Würzig bis mild.
- Pergeu: Blauschimmelresistent, sehr guter
Ertrag.
- Havanna Dunkelrot: Kubanische Sorte, sehr
kräftig.
- Havanna Z992: Nikotinreduziert, würzig.
- Havanna Corojo: Mittlerer nikotingehalt, weißblühend.
- Lorscher Zigarrendeckblattg: Sehr würzig,
samtige und geschmeidige Struktur, wird als
Deckblatt angebaut.
- Sumatra Deckblatt, Brasil Dunkel, Java Besuki
und andere: Bekannte Sorten aus Übersee, die in
Mitteleuropa jedoch nur mäßig aromatisch gedeihen.
Ist mein Boden geeignet?
Die Bodenqualität beeinflusst Intensität und
Charakteristik des Tabakblattes am nachhaltigsten. Tabak gedeiht beispielsweise überall dort,
wo der Mais gut wächst. Die beste Qualität bringt
er bei einer ausgeglichenen Nährstoff-Zusammensetzung und einer gewissen Luftigkeit des Bodens
hervor. Dieser sollte eher sandig und nicht zu
lehmig sein, da die Wurzeln auch Luft benötigen.
Er sollte auch vor der Auspflanzung mit der Hacke
gut gelockert werden.
Mais, Getreide, Hackfrüchte, besonders geeignet
sind Stoppelrüben, die dem Boden viel Chlor entziehen. Das Chlor schadet dem Wachstum zwar
nicht, lagert sich aber in den Blättern an und
führt zu schwer brennbaren Blättern. Weniger
geeignete Vorfrüchte sind daher alle Pflanzen,
die Chlor im Boden anreichern, also Rotklee,
Luzerne oder umgegrabener Rasen.
Man kann sich im Allgemeinen darauf verlassen,
dass mitteleuropäische Böden hinreichend von
Nährstoffen für die Tabakpflanze durchdrungen
sind. Je nach früherer Bepflanzung kann allerdings ein Mangel vor allem an Phosphat und Stickstoff sowie an dem wichtigen Spurenelement Bor
auftreten, umgekehrt enthalten Wiesenumbrüche
meist zu viel Chloride. Für eine gute Tabakqualität sollte daher nach dem Auspflanzen mit
Nicota gedüngt werden. Sie können beim Düngen
einige Pflanzen ausnehmen und deren Wachstum
beobachten: Wachsen sie in den ersten acht Wochen
nahezu gleich schnell, ist auf Ihrem Boden kein
Dünger mehr notwendig.
Auf die Vorfrüchte, die im Jahr zuvor gepflanzt
wurden, muss beim Tabak kaum geachtet werden:
Tabak kann nach jeder Pflanze angebaut werden.
Dennoch gibt es besonders geeignete Vorfrüchte:
Ein Setzling wird in die Erde eingepflanzt: Diese
sandig-humöse Erde ist sehr mineralstoffhaltig und
für Tabak gut geeignet
VI. IMPRESSUM
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Die Inhalte des Newsletters wurden redaktionell
nach bestem Wissen erstellt und dienen Ihrer
Information. Wir übernehmen keine Verantwortung
für Schäden, die durch den Tabakanbau im Allgemeinen und durch Verwendung unserer Informationen
und Anleitungen im Speziellen entstehen. Wir
weisen darauf hin, dass auch Rauchen des selbst
hergestellten Tabaks Ihre Gesundheit gefährdet.
Wenn Sie nicht darauf verzichten möchten, rauchen
Sie weniger und genießen Sie mehr!
Viel Spaß beim Tabakanbau wünscht
Ihr Tabakanbau.de-Team
20. Februar 2005.
Tabakanbau.de Newsletter, N° 22, 4. Jg. 2005. All rights reserved.