Newsletter N° 22
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Newsletter N° 22
www.tabakanbau.de Tabakanbau.de Barth + Jehle GbR · Schubertstr. 10 · D-78583 Böttingen · [email protected] ISSN 1612-6114 EUR 2,80 · CHF 4,80 Der Anbau der Tabakpflanze nicotiana tabacum, die Christoph Columbus nach Europa brachte, hat seit Jahrhunderten in Mitteleuropa Tradition. Wir möchten das Handwerk der Nutzung und Verarbeitung dieser alten Kulturpflanze allen zugänglich machen und bieten u. a. ein Tabakpflanzset mit allen Komponenten an, die für die ersten Schritte notwendig sind. Denn der eigene Tabak ist frei von Zusatzstoffen, der Anbau und die Behandlung der Tabakblätter macht Spaß und der Tabakgenuss wird nicht durch hohe Steuern beeinträchtigt. Besuchen Sie uns auch im Internet, nutzen Sie unsere Infosammlung zum Tabakanbau im Wissenspool und versuchen Sie unser Hochzuchtsaatgut im Webshop www.tabakanbau.de! Bitte beachten Sie: Sämtliche Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit unserer schriftlicher Zustimmung vervielfältigt oder verbreitet werden! ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Newsletter N° 22 ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ 4. Jahrgang, 20. Februar 2005 Inhalt ====== I. Kuriositäten aus der Tabakwelt - Die Erinnerung an Zeiten, die es nicht gegeben hat II. Grundlagen der Tabak-Charakteristik - Bodeneigenschaften - Saatgut - Klima - Blattstufe - Pflege des Tabakbestandes - Trocknungsprozess - Fermentation Veredelung durch Alterung Zigarrenrollen Lagerung III. Anleitungen für Einsteiger Teil I: - Welche Tabaksorte für welchen Zweck? - Kurze Sorten-Übersicht - Ist mein Boden geeignet? IV. Impressum ISSN 1612-6114 · Tabakanbau.de Newsletter, N° 22, 4. Jg. 2005 · All rights reserved. Seite 1 I. KURIOSITÄTEN AUS DER TABAKWELT ================================= Die Erinnerung an Zeiten, die es nicht gegeben hat Man trinkt ihn, ohne ihn herunter zu schlucken, er kann eine milde Süße enthalten, markant oder reif und harmonisch erscheinen. Er ist nicht flüssig wie Wein und auch nicht fest. Der Tabakrauch ist wohl der verrückteste Genuss der Menschheitsgeschichte. Dieses gestaltlose Getränk legt einen Schleier von Wirkstoffen über Zunge und Gaumen und kann dem Sinnesorgan Süße vortäuschen, wo keine ist. Säuren, Alkaloide, ätherische Öle und Harze, über 2.000 Stoffe umströmen die Papillen der Zunge und reizen die gerade einmal 5.000 Geschmacksknospen, deren Signale sich im Gehirn zu wiedererkennbaren Geschmacksmustern verdichten. Es ist in gewisser Weise ein Traum, und umso mehr ein wundersamer, als die Klaviatur des Geschmackssinns nur vier Noten kennt. Vor allem das Süß- und Bitter-Empfinden auf dem vorderen und hinteren Bereich der Zunge erklingt durch fast jeden Zigarrenrauch wie ein Kontrapunkt und wird von guten kubanischen Zigarren bis aufs Äußerste ausgereizt. Mildere Harmonien entstehen durch die zusätzliche Empfindung von sauren und salzigen Stoffen an den vorderen und hinteren seitlichen Zungenpartien, die etwa von dominikanischen Einlagemischungen gut angesprochen werden. Dazu verströmt die frisch dem Humidor entnommene Zigarre feine Aromen und wirkt haptisch wie ein zarter Körper. Der Duft ihrer verpuffenden inneren Schönheit wirkt verglichen mit dem eher säuerlichen Zigarettenrauch vollkommen. Man muss sich nur etwas Zeit nehmen, dann erinnert der Genuss einer guten Zigarre an Zeiten zurück, die es gar nicht gegeben hat. So hat es jedenfalls Oscar Wilde ausgedrückt. II. GRUNDLAGEN DER TABAK-CHARAKTERISTIK ======================================= Eine Zigarre wird durch den Rauch charakterisiert: Wer seine Lieblingszigarre kauft, kauft vor allem eine bestimmte Art von Rauch. Ähnlich einem Burgunder-Rotwein spricht dieser verschiedene Regionen im Gaumen an, die durch die Komposition des Einlagetabaks bestimmt werden. Bodenzusammensetzung, Sortenwahl, Klima und Blattstufe nehmen den prägendsten Einfluss auf Charakteristik und Qualität eines Tabaks. Vor allem der Boden und die Sorte machen die aromatische Spezifikation eines Tabaks aus, während das Klima und die Blattstufe mehr auf die Intensität der Aromastoffe wirkt, weniger auf deren Zusammensetzung. Alle diese landwirtschaftlichen Faktoren können vom Tabakpflanzer beeinflusst werden, etwa durch den Pflanzenabstand, Bewässerung, Köpfen, Geizen und nicht zuletzt durch die Wahl der Mischung selbst. Zweitens wird der Charakter des Tabaks durch die Verarbeitung beeinflusst, also durch den Trocknungsprozess, die Fermentation und die weitere Verarbeitung. Hier spielen hauptsächlich chemische Umsetzungsprozesse für die Herausbildung der Charakteristik eine Rolle, die sich ebenfalls durch Art und Dauer der Verarbeitung beeinflussen lassen. Schließlich geben der Zigarre auch die richtige Herstellung und Lagerung im Humidor die letzten Nuancen. Wir möchten im folgenden die Einflussfaktoren auf die Charakteristik des Tabaks der Wichtigkeit nach im Detail betrachten. Als Beispiel dient die Zigarre als komplexester Rauchkörper, die einzelnen Punkte lassen sich auf Zigaretten- und Pfeifentabak übertragen. Bodeneigenschaften Alles, was ein Tabakblatt an Aromen hervorbringt, steckte ursprünglich im Boden: Das selbe Saatgut in zwei verschiedenen Feldern angepflanzt erbringt unterschiedliche Resultate. Die minerali- Teilgeerntete Tabakpflanze, im Hintergrund sind Trockenscheunen zu sehen Seite 2 Tabakanbau.de Newsletter, N° 22, 4. Jg. 2005. All rights reserved. Zigarrenrollerin beim glattstreichen eines Zigarrendeckblatts sche Zusammensetzung des Bodens beeinflusst den Tabakgeschmack von allen Einflussfaktoren am stärksten, und zwar hinsichtlich seiner Stärke, seines Geschmacks und seines Aromas. Kalzium und Magnesium sind in aller Regel hinreichend im Boden vorhanden, für eine gute Qualität sollten jedoch Ammonium- und Nitratstickstoff, Kalium, Phosphor und Spurenelemente in Form eines auf die pflanzlichen Bedürfnisse abgestimmten Düngers angewendet werden. Zusätzlich beeinflusst die Konsistenz des Bodens das Wachstum der Pflanze: Auf leichten, sandig-humösen Böden gedeiht die Tabakpflanze sehr viel besser als auf schweren Lehmböden, die keine Luft speichern können und das Wurzelwachstum hemmen. Saatgut Die genetischen Anlagen des Saatguts bestimmen den Rahmen, in dem sich der geschmackliche Charakter eines Tabaks bewegen kann. So stimulieren Geudertheimer und Rot Front Korso nahezu alle Geschmacksregionen, während Havanna Dunkelrot fast nur die vorderen und hinteren Regionen des Gaumens anregt, die für die Wahrnehmung von Süß (Zungenspitze) und Bitter (hintere Region) zuständig sind. Solche Tabake werden in einer Mischung durch andere Sorten ausgeglichen, die die fehlenden seitlichen Zungenregionen ansprechen, etwa Pereg oder Fogeu. Außerdem gibt es milde Tabaksorten mit wenig intensiven Stimulationseffekten wie Adonis und solche, die mehr für "Power" als für Sensualität sorgen wie Pergeu und deshalb nur in geringen Mengen zugemischt werden sollten. Für Pfeifen- und Zigarettentabak entscheiden vor allem Burley- und Orientsorten sowie Würztabake über den Geschmack, während Virginia als wenig geschmacksgebender Fülltabak dient. Klima Klimatische Unterschiede unter sonst gleichen Bedingungen führen zwar zu Abweichungen in der chemischen Zusammensetzung des Tabaks, jedoch mehr in der Quantität als in der Qualität. In sonnenreichen Jahren wird ein Tabak also intensiver schmecken, seine Charakteristik insgesamt aber nur wenig ändern. Daher lassen sich auch Unterschiede von Jahr zu Jahr nicht vermeiden die individuelle Mischung muss also für jede Ernte neu ausgelotet werden. Trockenes und heißes Klima kann durch Bewässerung ausgeglichen werden, während zu wenig Sonnentage zu nikotinärmerem und weniger intensivem Tabak führen. Der stärkste Tabak gedeiht daher mit wenig Wasser und viel Sonne, was jedoch auch Nachteile hat: Zu viel Sonnenlicht führt zu stark zucker- und stärkehaltigen Blättern, die nur bei Zigaretten- und Pfeifentabak erwünscht sind. Bei im Schatten gezogenem Tabak vergrößern sich die Blätter, sie werden feiner, biegsamer, weniger nikotin- und kohlehydrathaltig. Aus diesem Grund werden Deckblätter im Schatten gezogen. Wassermangel führt außerdem zu einem dicken Blatt mit grober, stark adriger Struktur (Verholzung) und einem höheren Stickstoffgehalt, der sich nur durch eine längere Fermentation ausgleichen lässt. Blattstufe Je nachdem, ob ein Blatt oben oder unten an der Pflanze wächst, ist es unterschiedlich von Assimilaten des Pflanzenstoffwechsels durchdrungen und unterscheidet sich in der chemischen Zusammensetzung. Die Daumenregel: Nikotingehalt und Intensität steigen nach oben, nach oben hin verschlechtert sich jedoch auch das Abbrand- ISSN 1612-6114 · Tabakanbau.de Newsletter, N° 22, 4. Jg. 2005 · All rights reserved. Seite 3 verhalten. Das obere Obergut ist meist so kräftig und schwer brennend, dass es nicht als Zigarreneinlage verwendet werden sollte - ebenso wie die unteren Sandblätter meist zu mild für die Einlage sind. Die Qualität der Blätter im oberen Pflanzendrittel wird für Zigarren durch tiefes Köpfen und regelmäßiges Geizen stark verbessert, für Zigaretten- und Pfeifentabak wird zur Minderung des Nikotingehalts hoch geköpft. Pflege des Tabakbestandes Die Blattqualität wird durch die Pflege der Tabakpflanzen stark beeinflusst. Die Bewässerung sollte an die klimatischen Bedingungen angepasst werden, zu viel oder zu wenig Wasser verschlechtert die Blattqualität. Die Wurzeln benötigen neben Wasser außerdem Luft, so dass regelmäßiges Hacken und Auflockern des Bodens bis vor der ersten Ernte zu besseren Ergebnissen führt. Die Wurzeln sollen zudem so tief wie möglich in den Boden wachsen können. Dies wird durch Umgraben bereits im Herbst und nochmals im Frühjahr gefördert. Durch den Pflanzenabstand kann der Nikotingehalt der Blätter gesteuert werden: Je näher die Pflanzen beieinander wachsen, desto stärker beschatten sie sich gegenseitig und desto nikotinärmer werden die Blätter - üblich sind 30 cm Abstand. Schließlich führt das frühe Köpfen der Blütenstände zu optimalen Ergebnissen: Sie sollten tief abgeschnitten werden, bevor die ersten Blüten sichtbar sind. Danach sollten die Bestände regelmäßig nach Geizen durchgesehen und diese abgebrochen werden, da sie den Blättern wertvolle Assimilate entziehen. Nicht zuletzt ist auch der richtige Erntezeitpunkt entscheidend für eine gute Blattqualität. Trocknungsprozess Der Trocknung hatten wir bereits einen eigenen Newsletter gewidmet: Die meisten chemischen Umsetzungsprozesse im Leben eines Tabakblattes gehen während der Trocknung vor sich. Es handelt sich also nicht um ein schlichtes Trocknen der Blätter, sondern um eine Art Vor-Fermentation. In einer ersten, etwa eine Woche lang andauernden Phase wird vor allem Stärke in Zucker verwandelt, das Blatt vergilbt und wird gelb. In der zweiten Phase wird der Zucker weiter in Alkohole und Phenole umgewandelt, Eiweiß und Farbstoffe abgebaut - das Blatt verfärbt sich während 7-11 Wochen braun. Am Ende sollten im Tabakblatt für Zigarren Zucker noch Stärke komplett abgebaut sein. Um dies zu fördern, ist eine langsame Trocknung notwendig. Optimal sind dabei mäßige Temperaturen bei hoher Luftfeuchtigkeit zumindest während der ersten Abwelkphase - die besten Ergebnisse werden daher bei Trocknung am Beginn einer Feuchtwetterperiode erzielt. Fermentation Während der Fermentation werden Eiweiße sowie Nikotin abgebaut, das Blatt wird feiner, die Farbe vereinheitlicht und das Abbrandverhalten verbessert sich. Allerdings verliert das Blatt auch an Glanz und Elastizität. Wichtig ist neben den physikalischen Fermentationsbedingungen - vor allem die richtige Fermentationsdauer: Die unteren Blätter werden kurz fermentiert, die oberen Blätter dreimal so lange. Die Blätter sollten auch immer wieder umgestapelt, also die innersten nach außen gelegt werden und umgekehrt. Veredelung durch Alterung Durch die Lagerung bei Zimmertemperatur gehen weitere, sehr langsame Umsetzungsprozesse vor sich. Besonders Säuren werden abgebaut und führen zu einer höheren Geschmacksintensität. Je länger der Tabak also gelagert wird, desto stärker und intensiver werden die Blätter schmecken. Zigarrenmanufakturen lagern nicht selten 3 Jahre und länger, zu Hause wird eine Qualitätsverbesserung schon nach einem halben Jahr spürbar. Zigarrenrollen Nicht zuletzt die Art, wie eine Zigarre gerollt wird, wirkt auf den Geschmack. Sie sollte nicht zu stark und nicht zu locker gerollt sein, und die Einlagemischung sollte stimmen. Die besten Mischungen aus einheimischem Tabak bestehen aus 2-3 dunklen Tabaken, wobei in die Mitte des Wikkels der intensivste Tabak eingerollt wird. Es handelt sich meist um Obergut, das ohnehin schwerer brennt als das Hauptgut. Jede Sorte und jede Blattstufe regt eigene Bereiche im Gaumen an, die in der Mischung ausgeglichen werden sollten. Man kann dazu zum Testen Zigarren aus einzelnen Blattstufen und Sorten rollen und die Intensität sowie die Bereiche des Gaumens beurteilen, die sie anregen. Achten Sie vor allem auf die Zungenspitze (zuständig für "süß") oder den hinteren Gaumenteil ("bitter") sowie seitlich vorn und hinten (salzig bzw. sauer). Havanna Dunkelrot spricht beispielsweise die seitlichen Gaumenpartien kaum an und kann von Havanna Z992 oder Corojo ausgeglichen werden. Lagerung Und nicht zuletzt: Jede Zigarre lässt sich durch die falsche Lagerung zerstören. Eine Zigarre gehört in den Humidor, dort kann sie über Jahre ohne Verlust ihrer Charakteristik gelagert werden. Im Gegenteil, sie reift weiter und erreicht oft erst nach Jahren ihren geschmacklichen Höhepunkt - wie der Wein. Das Thermometer im Tabak-Naturfermentationsstapel zeigt 40°C an. Umgeschichtet wird bei 58°C. Hier handelt es sich um Badischen Geudertheimer. Seite 4 Tabakanbau.de Newsletter, N° 22, 4. Jg. 2005. All rights reserved. III. ANLEITUNGEN FÜR EINSTEIGER TEIL I ====================================== In diesem Newsletter beginnen wir mit einer Reihe von einfachen Anleitungen für Einsteiger, die in den nächsten Ausgaben fortgesetzt wird und den Tabakanbau im eigenen Garten begleiten werden. Sie sind für die Praxis geschrieben und enthalten daher nur die wesentlichen Anleitungen für die ersten Versuche. Welche Tabaksorte für welchen Zweck? Die Sortenwahl entscheidet über den geschmacklichen Rahmen des Tabaks und steht daher an erster Stelle der eigenen Planungen. Sie entscheidet aber auch über Krankheits-Resistenzen, Qualität und Ertrag, weshalb ausschließlich Hochzuchtsaatgut geeignet ist. Einige Resistenzeigenschaften erhalten sich nur über eine Generation und müssen immer wieder neu angezüchtet werden. Eine gute Einstiegsmischung für Zigaretten- und Pfeifentabak ist die sogenannte Amerikanische Mischung aus etwa einem Drittel Burley-Tabak und zwei Dritteln Virginia als Fülltabak. Durch den Zusatz von Orienttabak (ca. 10%) oder Zigarrensorten (geringe Mengen) lassen sich außerdem Geschmack und Abbrandverhalten verbessern. Als Wasserpfeifentabak kann ein leichter und nikotinarmer Virginiatabak verwendet werden, wenn der Tabakgeschmack nicht zu stark hervortreten soll, oder ein aromatischer Orienttabak. Besonders geeignet wäre eine Burleysorte, da diese im Unterschied zu anderen Sorten Aromen in die Blattzellen aufnimmt, er schmeckt jedoch relativ würzig und entspricht dadurch nicht den europäischen Shisha-Gewohnheiten. Für Zigarren kann zunächst eine Sorte versucht werden, etwa Geudertheimer oder Rot Front-Korso. Die Zigarren aus nur einer Sorte haben meist gewisse Eigenheiten, die sich durch die Mischung der Einlage ausgleichen lassen: Manche Sorten und Virginia-Tabakpflanzen auf dem Feld Blattstände brennen schwerer ab als andere, und manche beanspruchen geschmacklich nur einen Teil des Gaumens. Daher werden meist mehrere Sorten für die Einlage gemischt. Ein guter Einstieg wäre zum Beispiel Geudertheimer gemischt mit Rot Front-Korso und Havanna Z992, wobei die unteren Blätter der letztgenannten Sorte als Um- und Deckblatt dienen können. Kurze Sorten-Übersicht Virginia: Helle Virginiatabake dienen ausschließlich als Fülltabak für Zigaretten- und Pfeifenmischungen und haben sehr wenig Eigengeschmack. - V. Helena: Nikotinreduziert, sehr leicht, sehr gute Resistenz gegen Krankheiten. - V. Golta: Hohe Blattqualität, hoher Ertrag, relativ leicht, nikotinarm, gute Resistenzeigenschaften. - V. Gold: Mittlerer Nikotingehalt, stärkster Virginia, historisch Sorte mit guten Resistenzeigenschaften. Burley: Alle Burley-Sorten sind sehr aromatisch und mit speziellen Soßen stark aromatisierbar. - B. Jupiter: Nikotinreduziert, mittlerer Ertrag. - B. Panama: Mittlerer Nikotingehalt, gute Blattqualität, sehr ertragreich. - B. Bursanica: Mittlerer Nikotingehalt, tannenbaumförmiger Wuchs, historische Sorte. Orienttabake: Zur Harmonisierung der relativ schnell abbrennenden Virginia-/Burley-Mischungen werden dem Zigaretten- und Pfeifenschitt die aromatischem Orient- sowie kräftige Würztabake beigegeben. Sie wachsen relativ niedrig, haben kleine, äußerst aromatische und sehr zuckerhaltige Blätter. - Orient Xanthi: Niedriger Nikotingehalt, sehr leicht. - Samsoun Orient: Relativ hoher Nikotingehalt, gehört zu den besten Würztabaken überhaupt. ISSN 1612-6114 · Tabakanbau.de Newsletter, N° 22, 4. Jg. 2005 · All rights reserved. Seite 5 - Andere Sorten wie Smyrna, Basmas oder Latakia dienen vor allem Experimenten mit Pfeifenmischungen. Weitere Würztabake (Auswahl): Neben den Zigarrensorten werden die folgenden amerikanischen Sorten als Würztabak für Pfeifenund Zigarettenmischungen eingesetzt, die allerdings sehr viel Sonne benötigen: - Kentucky: Kräftig. - Maryland: Weniger kräftig, dennoch sehr würzig. Zigarrentabake (dunkle luftgetrocknete Tabake): - Badischer Geudertheimer: Klassiker, der seit Jahrhunderten im Elsaß und in Baden angebaut wird. - Rot Front-Korso: Sehr ertragreich, in der DDR angebaute Korso-Sorte. - Adonis: Nikotinreduziert, sehr ergiebig. - Pereg: Blauschimmelresistent, relativ kräftig - Fogeu: Würzig bis mild. - Pergeu: Blauschimmelresistent, sehr guter Ertrag. - Havanna Dunkelrot: Kubanische Sorte, sehr kräftig. - Havanna Z992: Nikotinreduziert, würzig. - Havanna Corojo: Mittlerer nikotingehalt, weißblühend. - Lorscher Zigarrendeckblattg: Sehr würzig, samtige und geschmeidige Struktur, wird als Deckblatt angebaut. - Sumatra Deckblatt, Brasil Dunkel, Java Besuki und andere: Bekannte Sorten aus Übersee, die in Mitteleuropa jedoch nur mäßig aromatisch gedeihen. Ist mein Boden geeignet? Die Bodenqualität beeinflusst Intensität und Charakteristik des Tabakblattes am nachhaltigsten. Tabak gedeiht beispielsweise überall dort, wo der Mais gut wächst. Die beste Qualität bringt er bei einer ausgeglichenen Nährstoff-Zusammensetzung und einer gewissen Luftigkeit des Bodens hervor. Dieser sollte eher sandig und nicht zu lehmig sein, da die Wurzeln auch Luft benötigen. Er sollte auch vor der Auspflanzung mit der Hacke gut gelockert werden. Mais, Getreide, Hackfrüchte, besonders geeignet sind Stoppelrüben, die dem Boden viel Chlor entziehen. Das Chlor schadet dem Wachstum zwar nicht, lagert sich aber in den Blättern an und führt zu schwer brennbaren Blättern. Weniger geeignete Vorfrüchte sind daher alle Pflanzen, die Chlor im Boden anreichern, also Rotklee, Luzerne oder umgegrabener Rasen. Man kann sich im Allgemeinen darauf verlassen, dass mitteleuropäische Böden hinreichend von Nährstoffen für die Tabakpflanze durchdrungen sind. Je nach früherer Bepflanzung kann allerdings ein Mangel vor allem an Phosphat und Stickstoff sowie an dem wichtigen Spurenelement Bor auftreten, umgekehrt enthalten Wiesenumbrüche meist zu viel Chloride. Für eine gute Tabakqualität sollte daher nach dem Auspflanzen mit Nicota gedüngt werden. Sie können beim Düngen einige Pflanzen ausnehmen und deren Wachstum beobachten: Wachsen sie in den ersten acht Wochen nahezu gleich schnell, ist auf Ihrem Boden kein Dünger mehr notwendig. Auf die Vorfrüchte, die im Jahr zuvor gepflanzt wurden, muss beim Tabak kaum geachtet werden: Tabak kann nach jeder Pflanze angebaut werden. Dennoch gibt es besonders geeignete Vorfrüchte: Ein Setzling wird in die Erde eingepflanzt: Diese sandig-humöse Erde ist sehr mineralstoffhaltig und für Tabak gut geeignet VI. IMPRESSUM ============= Lumica Verlag Krausnickstr. 11 D-10115 Berlin ISSN 1612-6114 Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 6 MDStV: Martin Barth Copyright 2002-2005 Lumica Verlag, VK-Nr. 81217. Alle Texte sind urheberrechtlich geschützt. Verbreitung nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags. ALL RIGHTS RESERVED. Seite 6 Die Inhalte des Newsletters wurden redaktionell nach bestem Wissen erstellt und dienen Ihrer Information. Wir übernehmen keine Verantwortung für Schäden, die durch den Tabakanbau im Allgemeinen und durch Verwendung unserer Informationen und Anleitungen im Speziellen entstehen. Wir weisen darauf hin, dass auch Rauchen des selbst hergestellten Tabaks Ihre Gesundheit gefährdet. Wenn Sie nicht darauf verzichten möchten, rauchen Sie weniger und genießen Sie mehr! Viel Spaß beim Tabakanbau wünscht Ihr Tabakanbau.de-Team 20. Februar 2005. Tabakanbau.de Newsletter, N° 22, 4. Jg. 2005. All rights reserved.