Fluch und Segen des Computers Das alte Spinnrad

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Fluch und Segen des Computers Das alte Spinnrad
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einmal nach Frechen. Dann sollt ihr mein Gast sein.“ Noch
einmal winkte er der Volksmenge zu, dann wanderte er allein
heimwärts, in eine bessere Zukunft.
(Klersch: Volkstum und Volksleben in Köln, Bd. 3)
Günther Kraushaar
Fluch und Segen des Computers
Gleich vorneweg. Ich halte den Computer mehr für einen
Fluch als für einen Segen. Denn keine Erfindung, außer vielleicht die der Dampfmaschine, hat mehr Arbeitsplätze vernichtet als der Computer.
Durch körperliche oder geistige Arbeit seinen Lebensunterhalt zu sichern ist ein grundlegendes Verlangen,
welches das Wohlbefinden maßgeblich prägt. Immer mehr
Arbeitsplätze, und vor allem die der weniger gut Ausgebildeten, werden durch Maschinen ersetzt. In nicht zu ferner
Zukunft wird der Besitz eines Arbeitsplatzes mal eine große,
soziale Ehre bedeuten. Ich glaube nicht, dass sich bei einer
Verdopplung von Hartz-IV das Wohlbefinden auch verdoppelt.
Nun aber zum Segen des Computers
Was kann der nicht alles? Wenn man ihn richtig nutzt, kann
vieles so leicht sein. Ein Urlaub kann dies deutlich machen.
Warum fahren wir in Urlaub? Um uns zu erholen, um die Welt
zu sehen, um etwas zu erleben, um Freunden etwas erzählen zu können oder um ein bisschen anzugeben. Hat nicht
jedes dieser Argumente auch einen negativen Touch? Wird
die Erholung nicht durch den Stress zunichte gemacht? Der
Flug, ein Streik, das Warten, das Bett, das Essen, das Wetter
und, und, und. Alles nimmt man auf sich: Es war ja teuer
genug, und dann soll es auch schön gewesen sein. Ansichtskarten mit dem Kreuzchen, wo das Hotel steht, werden verschickt. Jeder kennt die furchtbaren Dia-Abende, bei denen
man erklärt bekommt, was sich hinter dieser oder jener Ecke
befindet, und was man gerade nicht sieht. „Das war aber
viel schöner, als es jetzt hier auf dem Bild ist“. Die Gastgeber diskutierten dann über Erlebtes. Interessiert hat das
keinen, aber man konnte sich bei so einem Dia-Abend der
Nachschau nicht entziehen. Ganz wichtig waren auch der
Bräunungsgrad und natürlich die Souvenirs. Irgendwelchen
Unsinn, der nicht einmal zum Widerverschenken genügt. Wie
einfach macht es da der Computer. Die Urlaubsplanung und
die Vorfreude ist wie gehabt.
Hat man ein Ziel gefunden, beginnt der stressfreie Urlaub.
Man kann sich alles ansehen und erleben. Virtuelle Rundgänge, Strände soweit das Auge reicht, Bergtouren usw. Die
besten Fotomotive, die schönsten Sonnenuntergänge, und
keiner steht störend im Vordergrund. Und dank der Computertechnik ist man bei all den schönen Bildern immer selbst
im Mittelpunkt. Endlich hat man Urlaubserinnerungen, die
aussagekräftig sind!
Die Bräune holt man, wenn nötig, von der Sonnenbank. Je
brauner, je besser, ist ja heute nicht mehr so bedeutend.
Das jeweils landestypische
Essen koche ich dank der vielen Kochshows selber. Da weiß
man, was man hat.
Die bei traditionellen Urlauben quälenden Fragen wie:
- hab ich an alles gedacht?
- hab ich den Gashahn abgedreht?
- gießt die Urlaubsvertretung auch die Blumen richtig?
- hoffentlich wird nicht eingebrochen!
- geht das mit der Post klar?
- hoffentlich passiert mit Oma nichts!
- oder auch: das wollte ich unbedingt noch vorher erledigen.
sind Vergangenheit.
Ein weiterer Aspekt ist der schonende Umgang mit der
Umwelt und natürlich der Zeitgewinn. Man erlebt den Urlaub,
ohne das Zuhause zu vermissen. Wie gut kann man dann
den Filmeabend vorbereiten. Am Wochenende sind wir beim
Nachbarn eingeladen. Er will uns den Film seiner Löwensafari in Afrika zeigen. Ich nehme den Film von der Kap HornUmseglung mit. Wenn er dann kontert, zeige ich noch den
Film, als ich mit Heidi Klum auf dem Mount Everest stehe…
Rolf Sabisch
Das alte Spinnrad
Als Kind lebte ich längere Zeit bei meinen Großeltern im
Weserbergland. Dort verbrachte ich eine herrliche Zeit.
Meine Großeltern hatten einen großen Garten mit Hühnern,
Enten und zwei Schafen. In dem Wohnraum stand ein Spinnrad. Ich kann mich noch gut erinnern, dass meine Großmutter es benutzte, um die Wolle ihrer Schafe zu verarbeiten.
Oft schaute ich ihr dabei zu, und dann erzählte sie mir, dass
das Spinnrad eines der wichtigsten Geräte gewesen sei, das
noch im vorigen Jahrhundert in sehr vielen, hauptsächlich
ländlichen Haushaltungen unentbehrlich gewesen sei. Die
kleine mechanische „Tretmaschine“ kam Ende des 12. Jahrhunderts aus dem orientalischen Raum nach Europa. Sie
löste die Handspindel ab. Sie wurde allerdings anfangs von
einigen Zünften bekämpft, da die mit dem Spinnrad gesponnene Wolle angeblich zu schwach, ungleichmäßig und ungenügend gezwirnt und knotig gewesen sei.
Nicht nur die Großmutter, sondern auch junge Frauen setzten
sich nach getaner Arbeit in den Abendstunden an das Spinnrad, um die Wolle der Tiere für die Kleidung aufzuarbeiten.
Bis ins 19. Jahrhundert gehörte ein Spinnrad zur Aussteuer
einer Braut. Heute spinnen Maschinen den Faden. Und so
steht das Spinnrad oft nur noch zur Zierde oder Erinnerung
an die gute alte Zeit in Dielen und Museen. 1939 nahm ich
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mit 12 Internatsschülerinnen an einer Freizeit für Weben und
Spinnen teil. Wir hatten Freude daran und beschlossen, es
einmal in der eigenen Gruppe mit einem Spinnrad zu versuchen. Das Internat schaffte 3 Spinnräder an. Zu Weihnachten
schenkte mir mein Mann dann auch noch ein eigenes. Man
brauchte schon geschickte Finger, um die Wolle im Gleichklang mit den Füßen, die das Rad in Bewegung hielten, in die
Spule gleiten zu lassen.
Wenn die Übung dann Erfolg hat, kann die Arbeit am Spinnrad zum Hobby werden. Leider konnte ich das Spinnrad nicht
behalten. Ich habe es an eine Werkschule weitergegeben.
Hier kann es den jungen Leuten als altes Kulturgut nahe
gebracht werden.
Sehr einfühlsam ehrten schon Sänger mit einem Lied alle
Großmütter, die für ihre Familienangehörigen den Faden
für Strümpfe, Pullover, Socken und Handschuhe spannen:
Wenn in Großmutters Stübchen, ganz leise
surrt ein Spinnrad am alten Kamin,
hör’ ich manch verklungene Weise
wie im Traum durch die Dämmerung ziehn,
und dann erwacht die alte Zeit, die längst entschwundenen
Kindertage und der erste Liebe Glück.
Altes Spinnrad, ach, bring mir die Stunden meiner Jugend
zurück.
Ursula Bohmhammel
Soldaten: Sie spielten auf der Straße Volleyball und waren
zu uns Halbstarken sehr freundlich.
Bald hörte ich auch wieder etwas von unserem Fußballverein. Und plötzlich, für mich ganz unverhofft, lief mein
Idol Jakob wieder auf den Platz und zauberte seine Kunststücke. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht!
Gleichzeitig wuchs die Spannung mit der Frage: Wo war er in
den vergangenen vier Monaten gewesen? Wo hatte er sich
aufgehalten? Mein Opa hat mir das dann in Ruhe erklärt.
Ich hing an seinen Lippen; ich wollte das nun ganz genau
wissen. Jakob Jünkerath war ein Halbjude (für mich war es
damals ein neues Wort), deshalb war er auch zum Militärdienst nicht geeignet. Seine Mutter hat irgendwann gespürt,
dass ihr einziger Sohn in großer Gefahr war. Von seinem
Vater hatten sie schon seit fast drei Jahren nichts mehr
gehört. Deshalb handelte die Muter sofort: Jakob wurde
noch frühzeitig von zwei verschwiegenen Leuten auf einen
10 km entfernten, kleinen Bauernhof im hügeligen, bewaldeten Siegerland gebracht und dort in einer Scheune vier
Monate lang versteckt. Die Gestapo – die Männer mit den
Ledermänteln – haben Jakob jedenfalls nicht gefunden.
Noch Jahre später erzählten die Dorfbewohner von dem
lebensgefährlichen Wagnis, das die Bauersleute Christian
und Mathilde auf sich genommen hatten, weil sie ihn bis
zum Kriegsende verborgen hielten. Mein Opa sprach dann
immer von einer mutigen Tat. Aber nun war Jakob wieder
da. Er arbeitete in einer Blechwarenfabrik, in der Ofenrohre
hergestellt wurden. Trotz der schlimmen Zeit ließ ihn der
Fußball nicht los. Wieder standen wir Jungs an der Seiten-
Jakob war Halbjude
Er war sieben Jahre älter als ich und für mich der beste
Fußballer der Welt. Ich bewunderte ihn schon als elfjähriger
Pimpf, wenn ich ihm als Zuschauer auf dem Sportplatz zujubelte. Schon als kleiner Straßenfußballer wollte ich werden
wie er. Wenn er als Mittelläufer des Vereins „Adler 09 Niederfischbach“ und als Kopfballspezialist die Bälle „haargenau“ servierte, war das nicht nur für mich, sondern auch
für viele Beobachter, große Klasse. Eines Tages fiel mir auf,
dass Jakob Jünkerath nicht mehr zu sehen war. Ich suchte
ihn auf den Dorfstraßen, fragte bei anderen, fußballbegeisterten Leuten, aber nichts: Keiner wusste, wo er war.
Jakob war wie vom Erdboden verschwunden! Wir Jungs
konnten uns keinen Reim daraus machen. Man schrieb das
Jahr 1945, kurz vor Ende des 2. Weltkrieges. Anfang Januar
tauchten zwei fremde Männer im Dorf auf. Sie trugen teure,
schwarze Ledermäntel und machten meist ein strenges und
wichtiges Gesicht. Mein Freund Gottfried wurde von ihnen
nach Jakob Jünkerath gefragt und viele andere auch, aber
keiner wusste was. Allerdings hatte ich manchmal den Eindruck, dass manche Dorfbewohner untereinander flüsterten
und tuschelten. Nach drei Tagen waren die fremden Männer – Gott sei Dank – wieder verschwunden, und wir Jungs
hatten sie auch bald wieder vergessen. Vier Monate später
war der Krieg zu Ende. Wir bestaunten die amerikanischen
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auslinie des Sportplatzes und staunten über seine fußballerischen Fähigkeiten. 21mal konnte er mit dem Ball dribbeln,
ohne dass das Leder den Boden berührte.
Ich hatte bei ihm einen Stein im Brett. Deshalb konnte
ich ihn auch dazu bewegen, eine Schülermannschaft zu
gründen. Er hat uns dann lange Zeit betreut und trainiert.
Das war ein großer Erfolg, und wir waren alle sehr stolz.
Jakob Jünkerath blieb dem Verein und dem Ort noch viele
Jahre eng verbunden. Sein Charakter und seine Persönlichkeit standen in hohem Ansehen. Er hat mir in schwieriger
zeit Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Durchhaltevermögen
beigebracht. Wenn ich heute nach 70 Jahren meinen Heimatort besuche, denke ich sofort an Jakob Jünkerath: Er
hat mir in einer entscheidenden Lebensphase viel wertvolles
Gedankengut mit auf den Weg gegeben.
Werner Mockenhaupt
Schüler in Neuseeland (Teil 1)
Mein Enkel Stefan weilte 2011 als 16jähriger Schüler drei
Monate in Neuseeland. Für mich als Großvater liegt Neuseeland am Ende der Welt. Allein der Flug dauerte zwei Tage,
von Frankfurt am Main ging es nach Dubai, umsteigen, nach
Australien, wieder umsteigen, und mit dem dritten Flugzeug
ging es dann endlich nach Neuseeland.
Neuseeland gehört zum britischen Commonwealth und
umfasst die gleichnamige Doppelinsel im Stillen Ozean. Auf
der Nordinsel sind zahlreiche Vulkane und auf der Südinsel
alpenhohe Berge (Mount Cook 3763 m).
Neuseeland ist 272.000 km² groß und mit über 2 Millionen
Einwohnern, davon 135.000 Maori, bevölkert. Hauptstadt
ist Wellington.
Als Stefan in Auckland ankam, wurde er vom Gastvater
Paul schon erwartet. In der englischen Sprache wird eine
noch fremde Person bei der Anrede nicht wie bei uns üblich
mit „Sie“ angesprochen, sondern man sagt „you“. In den
Aufzeichnungen von Stefan hat er darum immer Paul
geschrieben, nie den Nachnamen des Gastvaters benutzt.
Paul hat vier Söhne, zwei davon, Adam und Shaun, spielen
Rugby. Dabei ist Shaun wohl der berühmteste Rugbyspieler
von ganz Neuseeland, vielleicht ähnlich so bekannt wie bei
uns Lukas Podolski.
Am übernächsten Tag musste Stefan in die Schule, die hier
College heißt. Nach einem Englischtest bekam Stefan den
Stundenplan, der recht kompliziert war und zudem nach
einiger Zeit wieder geändert wurde. Darum möchte ich nur
etwas zu den Fächern sagen. Englisch und Französisch sind
wichtig, wobei Englisch in einer späteren Periode wegfiel
und durch Chemistry ersetzt wurde.
Aber dann gab es ein Fach, das vom Klassenlehrer erteilt
wurde und so etwas wie Förderunterricht war. Auch „Science“ ist ein Fach, das Physik, Chemie und Biologie beinhal-
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tet, vergleichbar mit unserem Sachunterricht in der Grundschule; „Food-Technik“ ist so etwas wie Hauswirtschaft auch
für Jungen mit Kochen und Backen, aber auch Ernährungslehre. Sportunterricht gibt es auch, hat aber einen anderen
Namen. Religionsunterricht, Musik und Kunst standen nicht
auf dem Stundenplan. Der Sportunterricht war für Stefan
sehr wichtig. Er amüsierte sich, weil der Unterricht immer
ohne Turnschuhe stattfand. Stefan genügte der Sportunterricht in der Schule aber nicht, so dass er zusätzlich ein Fitnessstudio aufsuchte, wo er etwas für den Muskelaufbau tat.
Stefan war bald in der Klasse voll integriert. Weil er fleißig
war, auch Hausaufgaben machte, war er bald einer der
besten Schüler. Er schrieb ins Tagebuch, dass er wohl langsam die Streberrolle einnehme. Bei den Klassenarbeiten
erreichte Stefan oft die Note Excellence (sehr gut) oder Merit
(gut). Man kann in Neuseeland bereits mit 14 Jahren den
Führerschein machen, dann mit 15 mit einem Führerscheinbesitzer am öffentlichen Verkehr, mit 16 Jahren ohne Begleitperson am Verkehr teilnehmen. Stefan wollte mir die Regeln
für Rugby erklären. Ich habe die Regeln aber trotzdem nicht
verstanden. Ich beherrsche gerade mal die Fußballregeln.
Matthias Engels
Das alte Buchbinderhaus
Oft zur Sommerzeit fuhren meine Eltern und ich nach Lubawa/Pommerellen. Dort stand das Geburtshaus meiner Mutter. Wir verbrachten schöne Ferien in diesem Haus. Vorne
war ein Kaufhaus mit einem Durchgang nach dem Hinterhaus, und dort befand sich diese Buchdruckerei. Es zog
mich als Kind immer dorthin, weil ich diesen „wunderbaren
Geruch“ so sehr mochte. Leider sah man das nicht allzu
gerne, dass ich mich dort aufhielt. Es hatte natürlich seinen
Grund, denn in diesen großen Räumen im Hinterhaus waren
große Schneidemaschinen untergebracht. Wenn diese in
Bewegung kamen, wurde es gefährlich, und man sollte sich
nicht in der Nähe aufhalten, wenn die scharfen großen Messer zuschlugen.
Ich war dort oft anzutreffen, weil der Leiter dieser Buchbinderei – ein Herr Roschek – das Regiment führte. Nur durfte ich mich nicht erwischen lassen, wenn die Maschinen
arbeiteten, und ich mich in diesen Räumen herumtrieb. Oft
kam mein Onkel Bruno, machte die Türe auf und rief rein:
„Roschek, falls meine Nichte sich hier aufhalten sollte (ich
war unter den großen Tisch gekrochen, damit ich nicht
gesehen wurde), dann schicken Sie sie sofort raus, Sie wissen, ich habe das nicht gerne, weil es zu gefährlich ist.“ Aber
ich bettelte Roschek an und sagte: „Roschek, ich hätte doch
so gerne wieder ein schönes Heft mit farbigem Deckel.“
„Gisa“, sagte er, „was wirst Du sagen, wenn man das neue
grüne Heft bei Dir sieht?“ „Dann werde ich sagen: Du hast
mir das irgendwann einmal geschenkt.“ Bei dem „irgendwann“ kratzte er sich hinter den Ohren und meinte: „Ich
glaube, das ist eine lahme
Ausrede, und wir beide sitzen wieder einmal in der
Tinte.“
Nach den großen Sommerferien zeigte ich natürlich
stolz in der Klasse meine
„neuesten Errungenschaften“. Roschek versuchte,
sich meinem Onkel gegenüber immer ganz elegant
aus der Affäre zu ziehen. Was habe ich als Kind und auch als
junges Mädchen für schöne Hefte und Bücher eingebunden
bekommen und dazu dieser wunderbare Duft des „Binderleims“! Wie gesagt, mich zog es mit magischen Kräften in
dieses alte Buchbinderhaus.
Aber wie das im Leben so geht, habe ich mich in späteren
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Jahren der schreibenden Zunft
zugewandt, und kann mich noch
heute gut erinnern an diese schönen Jugendjahre im Buchbinderhaus. Wie gerne saß ich doch
unter den großen Tischen und
hörte dem Rattern der großen
Schneidemaschinen zu, und wie
die Blätter geleimt und gebunden
wurden. Zum Schluss gab es diese
schönen farbigen Deckblätter. Es
sind lange Jahre darüber hinweggegangen: Die Erinnerungen daran
sind geblieben.
Gisela Haberkorn

Donnerstag, 27. September 2012  20.00 Uhr
BEKENNTNISSE DES
HOCHSTAPLERS FELIX
KRULL
nach dem Roman von Thomas Mann mit
Friedrich Witte, Wolfgang Grindemann, u. a.
schauspiel
Dienstag, 23. Oktober 2012  20.00 Uhr
WEIBLICH, 45 PLUS – NA
UND!?! HEISSE ZEITEN WECHSELJAHRE
Ein musikalisches Hormonical von Tilmann von
Blomberg mit Angelika Mann,
Dagmar Hurtak- Beckmann, Nicole Rößler u. a.

musical
Dienstag, 27.. November 2012 ·20.00 Uhr
JENSEITS VON EDEN
nach dem Roman �East of Eden“ von
John Steinbeck mit Jochen Horst,
Benjamin Kernen, Carsten Klemm u. a.
schauspiel
Sonntag, 9. Dezember 2012  20.00 Uhr
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WEIHNACHT
Die Don-Virtuosen mit dem
Don-Kosaken- Chor
Viktor Kuleschow und der Tanzgruppe
Kaukasus
konzert
Sonntag, 3. März 2013  20.00 Uhr
DIE WAHRHEIT oder
VON DEN VORTEILEN,
SIE ZU ERSCHWEIGEN
von Florian Zeller
mit Helmut Zierl, Karin Boyd u.a.
komödie
Sonntag, 7. April 2013  20.00 Uhr
EKEL ALFRED
Satirische Kult-Komödie von
Wolfgang Menge mit Christiane Rücker,
Georg Troeger, Tom Keidel u. a.
komödie

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
Der „deutsche Gruß“
Keine Angst, ich will Sie nicht mit irgendeinem nationalen
Schwachsinn langweilen, sondern gemeint ist, wenn man
jemandem einen Vogel zeigt, also: Zeigefinger an die Stirn.
Es sind die sechziger Jahre, und Bundeswehr ist angesagt.
Ich bin Rechnungsführer in meiner Kompanie, und Otfried
Gehrken hat den gleichen Job in der Nachbarkompanie.
Gehrken ist aus „gutem Hause“ – Vater Bankdirektor, hat
ein Einser-Abitur und kommt aus Hamburg, während ich aus
Frechen komme, Arbeiterfamilie und Volksschule.
Aber trotz unserer Verschiedenheit sind wir „Brüder im
Geiste“ und haben schon manches Ding geschaukelt. Die
einzige „Ungereimtheit“ ist Krüger, Rechnungsführer in der
Stabskompanie, Freiwilligdienender aus Westberlin und geht
uns mit seiner Erbsenzählerei auf die Nerven. Büroalltag,
die Tür geht auf, und mein Spieß steht in der Tür. „Holz,
ich muss Ihnen etwas sagen: Im Bataillon ist eine Unteroffiziersstelle ausgeschrieben, aber weder Sie noch Gehrken
kommen aufgrund Eurer Vorstrafen in Betracht, daher wurde
Krüger vom Stab vorgeschlagen.“ Ich mache einen auf beleidigte Leberwurst; Tür auf, Tür zu, Spieß raus, und ich nehme
die Leberwurst aus meinem Gesicht. Na, Gott sei Dank, der
Kelch ist an mir und auch hoffentlich an Gehrken vorübergegangen. Man stelle sich den Unteroffizierslehrgang mit
dem ganzen Programm – endlose Märsche, Übungen und
ähnliche freudlose Dinge – vor. Das Telefon klingelt, und ich
weiß schon, wer das ist.
„Gehrken, ich habe gehört, Du bist zu blöde, um Unteroffizier zu werden. Um Dein Leid zu lindern, betrachte Dich
heute Abend in der Kantine zu einem Umtrunk eingeladen.“
Der Umtrunk ist lange, und es wird spät. Dann wieder Büroalltag, das Telefon klingelt. Gehrken am Apparat. „Schau
doch mal aus dem Fenster.“ Also, Fenster auf, und ich
schaue auf den Kasernenhof. Draußen läuft Krüger rum.
Herausgeputzt wie ein „Pfingstochse“. Tadellose Bügelfalte
und frische Unteroffizierslitzen auf den Schultern – er hat
den Lehrgang wohl bestanden – und sucht irgendwelche
Rekruten, die ihn grüßen müssen, was dann auch geschieht.
Ich schließe das Fenster, und eine unbestimmte Unlust
macht sich bei mir breit.
Dann abends in der Kantine – wie auch anders – sage ich
zu Gehrken: „Das mit Krüger gefällt mir gar nicht. Ich habe
einen Plan: Wenn Krüger morgen wieder seinen Narzissmus
befriedigt, gehen wir raus und statt ihn zu grüßen, zeigen wir
ihm einen Vogel.“
„Bist Du bekloppt, das kann uns Kopf und Kragen kosten.“
Ich mache einen auf psychologische Kriegsführung und
fixiere ihn eine halbe Stunde schweigend. Ich weiß genau,
das kann er nicht vertragen. Er rutscht unruhig auf seinem
Stuhl hin und her. Dann prompt nach der halben Stunde. „Na
gut, ich mach mit, ich kann Dich doch nicht allein in den Bau
gehen lassen.“
Der nächste Morgen: Wieder Telefon, wieder Gehrken.
„Komm raus, Krüger zieht wieder seine Schau ab.“ Also,
Uniformrock an, Mütze auf und raus auf den Kasernenhof.
Gehrken und Holz vereinigen sich in Hofmitte und gehen
ehrerbietig auf Krüger zu. Der schaut uns Beifall heischend
an, unsere Hände schnellen zackig zum Kopf, aber anstatt
zu grüßen, zeigen wir ihm einen Vogel, also den „deutschen Gruß“. Die Reaktion von Krüger ist unbeschreiblich,
wir schauen ihn zunächst verblüfft, dann aber besorgt an.
Er bekommt einen hochroten Kopf, brüllt wie am Spieß, das
Gebrüll endet in einem Kreischen, und Holz und Gehrken
verdünnisieren sich in ihre Büros.
Der folgende Morgen.
Der Spieß kommt rein, todernst. „Holz, Sie melden sich
sofort beim Bataillonskommandanten!“ Rüber zum Bataillon.
Im Vorzimmer ein mürrischer Feldwebel, der auf die offene
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Geschäftszimmertür zeigt. Drinnen steht Gehrken leichenblass, und ich geselle mich dazu.
Ich will das anschließende Prozedere nicht näher beschreiben. Das
Resultat ist: 14 Tage verschärfte
Ausgangssperre und Geldstrafe von
jeweils 100 DM.
Dann wieder Kantine.
Nach dem ersten Schluck Gerstensaft meint Gehrken nordisch unterkühlt: „Weißt Du, Holz, 14 Tage
Sperre und 100 DM ist eigentlich ein
annehmbarer Preis für einmal Krüger Vogel zeigen.“
Ludwig Holz
Frechen im Verbund mit Köln
Der Erftkreis war vor der Gebietsreform zum Teil der LandKreis Köln, zu dem auch unsere Stadt Frechen gehörte. Mit
einiger Wehmut mussten wir Autofahrer beim Kauf eines
Neuwagen das K-Kennzeichen in BM umtauschen. Mir als
geborenem Ehrenfelder tat das ganz besonders Abbruch.
Und als Reiseleiter, der in allen 16 Bundesländern unterwegs
war, merkte ich: Das „K“ kannten sie in ganz Deutschland,
sogar in den fünf neuen Bundesländern der ehemaligen DDR.
So kam es sofort zu Gesprächen über Karneval und den FC
mit den Sportfans. Doch mit dem „BM“ wusste keiner was
anzufangen: Bergheim, wo ist das ?!
Im Sport gab es immer eine Verbindung mit Köln, denn der
FC holte sich junge Talente aus dem Landgebiet. Mir ist auch
bekannt, dass die Boxer mit den Kölnern einen Austausch
pflegten.
Kurt Bornhoff, der nach Johann Schmitz die Amtsgeschäfte als Bürgermeister übernahm, hatte als Steckenpferd
den Sport. Im Schützenhaus stand ein Boxring, wo für
den Mittelrhein die Meisterschaften ausgetragen wurden.
Das Stadion, was sich die Stadt Frechen an den „Sieben
Bäumen“ baute und der „Sportpark Herbertskaul“ sah hochrangige Sportler aus der ganzen Welt in Frechen, dank Kurt
Bornhoff, der den Breitensport liebte. Er setzte sich für junge
Sportler ein. Auch die Radrundfahrt Köln-Schuld-Frechen
über den Freiheitsring fand in ihm einen großen Gönner. So
wurde ihm vom Rat der Stadt Frechen die Ehre zuteil, dass
der Sportpark „An den sieben Bäumen“ seinen Namen trägt.
Wir bleiben weiter mit Köln verbunden, wenn auch durch die
Abwanderung des Bergbaus viele Arbeitsplätze wegfielen.
Junge Mitbürger finden aber in Köln Arbeit, und viele Kölner
haben in Frechen mit ihren Familien Wohnraum gefunden.
Wir Senioren wiederum nutzen gerne die Linie 7 der KVB.
Es sind so zwei liebenwerte Städte! Op Kölsch: „Et kütt wie
et kütt!“
Kurt Gommel
Gartenzwerge
Bei einem Bummel durch Frechen sah ich in einem Schaufenster eine Landschaft mit Gartenzwergen gestaltet. Es sah
lustig und liebevoll dargestellt aus. Dabei fielen mir unsere spanischen Freunde ein, die in der Nähe von Barcelona
wohnen. Als damals viele Fremdarbeiter nach Deutschland
kamen, war diese Familie mit eine der ersten. Er arbeitete bei Ford und half seinen Landsleuten als Dolmetscher,
wenn es um behördliche Angelegenheiten ging. Sie lebten
ca. 20 Jahre in Köln, ihre Kinder gingen hier
zur Schule und haben deutsche Partner
geheiratet. Als er Rentner wurde, zogen
sie ohne ihre Kinder zurück nach
Spanien, da Isabella die ganzen
Jahre über Heimweh nach
ihrer Familie gehabt hatte.
Wir telefonierten oft miteinander. Dabei erzählte sie
mir, dass sie aus Deutschland nur das Sauerkraut und
Schwarzbrot vermisse. Stolz
erzählte sie, dass ihre Kinder
bei ihrem Besuch Gartenzwerge als Geschenk mitgebracht hätten.
Als wir in Spanien Urlaub
machten, war es selbstverständlich, dass wir ihnen
einen kurzen Besuch abstatteten. Natürlich brachten
wir die für sie wichtigsten
3 deutschen Gegenstände mit: Schwarzbrot, Sauerkraut und Gartenzwerge. Sie
freuten sich sehr, und stolz stellte Isabella die zwei neuen
Gartenzwerge in ihrem Garten auf. Ich fiel fast um. Überall,
wohin mein Blick fiel, standen, saßen oder lagen Gartenzwerge, Rehlein und Pilze herum. Sie erzählte, dass am
Wochenende viele Spanier zu ihrem Haus pilgerten und den
Garten bestaunten, während sie glücklich hinter der Gardine
stand.
Ich war froh, dass wir das Richtige mitgebracht hatten.
Helga Peters
Früher war ich
unentschlossen,
heute bin ich mir da
nicht mehr so sicher.
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Herzlichen Glückwunsch…
Veröffentlicht werden Geburtstage ab dem 75. Lebensjahr.
Wegen des Datenschutzes ist es jedoch erforderlich, dass
Sie sich mit einer Veröffentlichung im Seniorenkurier einverstanden erklären. Im nächsten Seniorenkurier sollen all jene
bekannt gegeben werden, die in der Zeit von Oktober bis
Dezember 2012 Geburtstag feiern. Bitte melden Sie sich bis
Mitte Juli 2012 im Rathaus unter der Telefon-Nr. 501-331.
Die Geburtstage werden aus gegebenem Anlass ohne
Anschrift veröffentlicht.
Nachtrag
30.06. 75J. Jakob Blankartz
Juli
01.07
02.07.
04.07.
04.07.
05.07.
05.07.
11.07.
11.07.
11.07.
12.07.
2.07.
13.07.
14.07.
14.07.
15.07.
16.07.
16.07.
17.07.
20.07.
20.07.
22.07.
25.07.
26.07.
26.07.
27.07.
28.07.
30.07.
87 J.
85 J. 86 J.
86 J.
78 J.
81 J.
89 J.
81 J.
79 J.
82 J.
77 J.
89 J.
89 J
80 J.
84 J.
94 J.
77 J.
85 J.
85 J.
79 J.
87 J.
79 J.
86 J.
75 J.
85 J.
79 J.
78 J.
Maria Anna Wirz
Käthe Oebel
Ursula Menzel
Arndt Träger
Siegfried Gebhardt
Hannelore Högel
Ludmilla Kiefert
Anneliese Träger
Josef Kaufmann
Sibilla Mauer
Hans-Walter Fassbender
Wilhelm Loevenich
Dr. August Krinner
Magdalena Hehlert
Käthe Unverzagt
Gerda Bresser
Ingrid Holzheu-Abidi
Ilse Meier
Liesel Gießing
Maria Siebeck
Anna Grafen
Margarete Ohrem
Jakob Flock
Ruth Seuren
Dr. Severin Brimmers
Gisela Mikosz
Elisabeth Kremer-Matani
80 J.
76 J.
87 J.
81 J.
84 J.
81 J. 77 J.
83 J.
Käthe Weil
Heinz Günter Becker
Leo Grapatin
Agnes Droege
Edith Ludwig
Gotthardt Rauchenberger
Agnes Thelen
Peter Mund
August
01.08
03.08.
05.08.
05.08.
06.08.
06.08.
06.08.
07.08.
11.08.
12.08.
14.08.
16.08.
17.08.
19.08.
19.08.
21.08.
24.08.
24.08.
30.08.
30.08.
30.08.
30.08.
31.08.
87 J. 81 J.
85 J.
77 J.
75 J.
82 J.
83 J.
78 J. 87 J.
78 J.
86 J.
90 J.
84 J.
90 J.
84 J.
Gerhard Kielau
Luise Selbst
Cäcilie Rödingen
Matthias Stupp
Hermann Sorger
Heinrich Noth
Hannibal Korn
Bernhard Schröter
Elli Tibo
Margot Leroi
Elisabeth Wilken
Severin Kintzi
Martha Heller
Dannewitz, Margarete
Hermann Lehne
September
01.09.
02.09.
02.09.
04.09.
07.09.
10.09.
10.09.
12.09.
13.09.
14.09.
14.09.
16.09.
18.09.
21.09.
24.09.
5.09.
25.09.
28.09.
28.09.
28.09.
30.09.
88 J.
89 J.
83 J.
85 J.
84 J.
91 J.
92 J. 85 J.
85 J.
91 J.
83 J.
86 J.
82 J.
87 J.
87 J.
92 J.
87 J.
83 J.
88 J.
88 J.
83 J.
Lieselotte Pohl
Elfriede Hövels
Eva Lehne
Johanna Scholtz
Heinrich Förster
Friedrich Karl Schneck
Hildegard Wolf
Marie Theresia Geulen
Joseph Rath
Margaretha Preiss
Hermann Hilbrecht
Ilse Petrasch
Christian Wolf
Gerhard Tohn
Erich Schulz
Christina Pogodzinski
Trude Reich
Franz-Josef Baumann
Christine Heller
Christine Hübner
Reinhold Kundt
Zusammengefasst von Käthe Hermanns
20
Apropos Finchen…
Meine Meinung…
Es war zum Karneval, am 16. Februar 1953. Ich kam damals
aus meiner Wahlheimat Bayern, um mich als Praktikant bei
der Firma Bayer AG für mein Studium vorzubereiten. Als junger Mann war es selbstverständlich, dass man den Kölner
Karneval erleben wollte. So fuhr ich mich der „O“ von Flittard nach Köln zur Friesenstraße, um dort den Karnevalszug
zu erwarten. Überall sah man noch zerstörte Häuser. Um
uns die Zeit bis zum Erscheinen des „Zuges“ zu vertreiben, tanzten und schunkelten wir auf den Trümmern dieser
Grundstücke. Dabei lernte ich auch 3 hübsche, junge Mädchen aus Frechen kennen. Eine davon gefiel mir besonders.
Wir sprachen dann auch darüber, was sie am Abend machen
wollten. Sie sagten mir, dass sie in Frechen im Schützenhaus zum Rosenmontagsball gehen wollten. Für mich war es
damals klar: Da hängst Du Dich dran.
Ich möchte uns Denkanstöße
liefern, manchmal auch aufrütteln, eingefahrene Wege zu
verlassen. Die Überschrift ist
Programm – soll heißen: Es
handelt sich um persönliche,
nicht unbedingt mehrheitsfähige Auffassungen zu überwiegend sozialkritischen Themen.
Natürlich kann es Tabu-Zonen
geben; z. B. die politische Szenerie in Frechen, die nicht angesprochen wird. Auch die Parteipolitik
als solche bleibt außen vor – es
sei denn, es werden Missstände
unter die Lupe genommen, die
mehr oder weniger von allen Parteien ignoriert werden.
Die Anregung für meine Absichten kam urplötzlich durch
die kleine Abhandlung „Empört Euch!“ von Stéphane
Hessel, einem deutschstämmigen Juden, der im Alter von
93 Jahren(!) die Menschen – junge wie alte – auffordert,
nicht alles so hinzunehmen, wie es uns vorgesetzt wird,
und der insbesondere unsere Gleichgültigkeit anprangert.
Meine Tochter hat mir das Büchlein vor kurzem geschenkt;
und mir fiel es beim Lesen wie Schuppen von den Augen:
Auch im Alter können wir auf verschiedene Art und Weise
etwas bewegen. Wir dürfen nicht mehr den Spruch auf
Als der Zug vorbei war – er war damals besonders schön –
im Prunkwagen mit Karnevalsprinz Maria Farina (meine Frau
schwärmt noch heute von ihm), gingen wir zusammen zur
Flanderschen Straße. Dort war damals die Endstation der
„F“ und fuhren von dort aus in einer völlig überfüllten Straßenbahn nach Frechen. Die Stimmung war überschwänglich. Es wurde gesungen und geschunkelt.
Gegen 17:00 Uhr waren wir in Frechen am Rathaus. Wir
gingen direkt zum Schützenhaus (damaliger Pächter: Fam.
Schumacher), um dort einen guten Platz zu bekommen.
Doch die Mädchen wollten wieder nach Hause gehen (meine
Frau wohnte direkt neben dem Schützenhaus), um sich zu
kostümieren. Sie wollten auch bald wieder kommen. Ja
denkste… ich wartete bis 19:00 Uhr… Ich war fest davon
überzeugt, die Mädel haben Dich versetzt.
Wütend verließ ich den Saal, in dem die Kapelle Koch spielte,
und ging durch die Antoniterstraße Richtung Straßenbahn.
Da kamen mir die 3 Schönen feuchtfröhlich entgegen. Mit
vielen Entschuldigungen versöhnten sie mich wieder, und
der Rosenmontagsball war gerettet. Wir tanzten bis Mitternacht und verabredeten uns für ein nächstes „Date“.
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Ich fuhr mit der letzten Bahn nach Köln. Da aber dort keine
„O“ mehr nach Leverkusen fuhr, blieb ich bis gegen 05:00
Uhr morgens in einer Kneipe am Ebertplatz hängen und fuhr
dann mit der ersten Bahn nach Flittard, um mich umzuziehen und bei Bayer wieder zu arbeiten. So war es damals.
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Das Schicksal hat es so gewollt! Wäre ich auch nur eine
Minute früher aus dem Schützenhaus gegangen, hätte ich
das Frechener Mädchen, Josephine Hoff, aus der Funkenstraße, nie wieder gesehen und auch nicht geheiratet. Doch
nun haben wir schon die Goldene Hochzeit gefeiert.
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21
den Lippen haben:“ Wir Alten können ja doch nichts ändern!“
Ich will mit der Dauer-Baustelle „ gesetzliche Altersvorsorge“ beginnen - und wenn Sie am Schluss merken:
Ja, wir können Einfluss nehmen, dann bin ich zufrieden.
Ab diesem Jahr beginnt die schrittweise Anhebung des
gesetzlichen Renten-Eintrittsalters. Das bedeutet: Arbeitnehmer des Jahrgangs 1964 werden die Ersten sein, die im
Alter von 67 Jahren in den Genuss der gesetzlichen Rente
kommen.
Alle Medien und Fachpublikationen begründen diese Anhebung des Renten-Eintrittsalters unisono damit, dass die
Rentenversicherungsbeiträge bezahlbar bleiben müssen.
Da die Deutschen immer älter werden, beziehen sie auch
immer länger Rente, und das – so Medien und Politik – sei
auf Dauer nicht mehr bezahlbar. Wir reden gerne von einem
Generationenvertrag; das bedeutet: Die jüngeren, arbeitenden Menschen sollen mit ihren Beiträgen sicherstellen, dass
die Älteren, die bereits aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind, eine sichere Rente haben.
Aber genau an dieser Stelle beginnt der Betrug: Immer mehr
Menschen finden zwar noch eine Beschäftigung, aber nicht
mehr in der Form, dass sie einen normalen Arbeits- oder
Anstellungsvertrag erhalten, der in die Rentenbeitragspflicht
für Arbeitnehmer und Arbeitgeber führt, sondern auf selbständiger Basis. Das heißt; der/die Beschäftigte sind „freie Unternehmer“, und sie müssen aus ihren Einkünften alle Aufwendungen – auch die für die Altersvorsorge – selbst finanzieren.
Neuestes Beispiel ist die Fa. IBM, die nur noch einen Kern
von abhängig Beschäftigten unter Vertrag halten will, die
wiederum die große Masse der für IBM-Tätigen „auf freiberuflicher Basis“ führen und kontrollieren sollen.
Die Folge: Diese „Freien“ leisten keine Beiträge für den
Generationenvertrag, und sie bilden auch keinen Grundstock
für die eigene gesetzliche Vorsorge.
Dieser schleichende Prozess findet in fast allen Branchen
statt: auf dem Bau, im Verlagswesen, im Versicherungs- und
Bankgewerbe usw.
Was können wir tun?
Zum einen können wir die Politiker fragen, warum sie das
in Deutschland zulassen, obwohl mit dieser Entwicklung
klar gegen arbeitsrechtliche Normen verstoßen wird. Wahrscheinlich wird die Antwort kommen: Wir können in Deutschland nicht dagegen halten, weil diese Entwicklung von den
EU-Instanzen in Brüssel und Straßburg gesteuert wird.
Dann sollten wir zurück fragen: Was tun unsere deutschen
Abgeordneten in Brüssel, um Schlimmeres zu verhindern.
Zum anderen können wir der jüngeren Generation helfen,
diesen Missbrauch zu bekämpfen; vielleicht sollten die jungen Arbeitnehmer wieder den Schutzschirm der Gewerkschaften suchen, den sie offensichtlich nicht mehr für
opportun halten. Manch ein langjähriger Gewerkschaftler
unter den Älteren könnte hier Aufbauhilfe leisten.
Wir sollten Leserbriefe an unsere Zeitungen schreiben; wir
sollten nur noch Produkte einkaufen, bei denen wir einigermaßen sicher sind, dass sie von Unternehmen kommen, wo
Rentenversicherungsbeiträge anfallen.
Ganz schön mühsam, werden Sie sagen. Aber auch hier gilt,
was schon auf meinem hölzernen Griffelkasten im 1. Schuljahr stand: “ Ohne Fleiß kein Preis!“.
Hans W. Porschen
Bar oder mit Karte ?
Wie oft müssen Mitarbeiter an der Kasse eines Supermarktes wohl im Laufe des Tages fragen: „Bar oder mit
Karte?“ Laut Medien wollen die Supermärkte
eine Geldkarte für kleinere Beträge einführen. Verständlich, denn die Zahlung mit
EC-Karte kostet wertvolle Arbeitszeit. Das
Gerät muss zum Kunden geschoben werden, der gibt die PIN-Nummer ein. Dann
muss gewartet werden, bis die Zahlung bestätigt wird. In der
Zeit hätte die Kassiererin oder der Kassierer
schon zwei weitere Kunden bedienen können.
Es stört mich nicht,
wenn jemand Beträge wie
6,80 € mit Karte zahlt.
Nur überlege ich jedes Mal,
wie kommen diese Leute mit
ihren Kontoauszügen klar? Behalten sie noch den Überblick,
wenn sie jeden „Kleckerbetrag“ mit Karte bezahlen? Ich
kontrolliere die Kontoauszüge gewissenhaft und habe festgestellt: Das ist auch gut so.
Vor Jahren wurde meine Geldbörse gestohlen. Passiert
ist es, während ich vor der Kasse in der Schlange stand,
um zwei Schleifenbänder zu bezahlen. Die entsprechende
Münze hatte ich in der Hand. Anschließend habe ich die
Straße überquert und bin in ein Geschäft gegangen. Als ich
dort bezahlen wollte, bemerkte ich den Verlust. Es war ein
unbeschreiblicher Schock, denn ich hatte nichts bemerkt.
Es war mehr eine Brieftasche als eine Geldbörse, in der
neben meinem Personalausweis, der Führerschein, der
Fahrzeugschein und die Karte der Krankenkasse verstaut
waren. Und in einem mit einem Reißverschluss gesicherten
Innenfach auch noch die Scheckkarte und ein Scheck. Als
erstes bin ich zur Bank und habe die Scheckkarte sperren
lassen. Zu Hause habe ich dann meinen Mann angerufen,
um ihm von meinem Missgeschick zu berichten.
Nach dem ich mich ein wenig gefasst hatte, kam ich auf
die Idee bei der Polizei anzurufen. Sie müssen eine Anzeige machen, wurde mir gesagt. Die Anzeige wäre nötig,
um nachzuweisen, warum ich neue Papiere brauche. Und
22
natürlich auch, damit die Polizei mir glaubt, wenn ich ohne
Papiere angehalten und kontrolliert werde.
Monate später war eine Abbuchung über 860 € auf dem
Girokonto. Es war ein Scheck­einzug. Ich ging zum Bankschalter und fragte, ob man mir sagen könnte, wer das Geld
bekommen habe. Das wäre möglich, aber gebührenpflichtig.
Nach ein paar Tagen war ich wieder in der Bank. Es wurde
mir eine Kopie des Schecks gezeigt. Das ist nicht meine
Schrift, konnte ich mit Gewissheit sagen. Nun hatte der
Ladenbesitzer das Nachsehen. Bei Euroschecks garantierte
die Bank die Einlösung bis zu einem Betrag von 300€. Der
Ladenbesitzer hätte auf mehrere Schecks bestehen müssen.
So musste er das Geld zurückzahlen. Ich habe bereitwillig
20 € Bearbeitungsgebühr bezahlt, um 840 € zu erhalten.
Es hat sich also gezeigt, dass es gut ist, die Kontoauszüge
zu prüfen. Allerdings ist meine Sorge, mir würde noch einmal
das Portmonee gestohlen immer gegenwärtig.
Helga Pütz
Entlastung für die Seele –
Ein Ratgeber für pflegende Angehörige
2,25 Millionen Menschen sind in Deutschland pflegebedürftig, davon werden zwei Drittel zu Hause betreut.
Mit der Entscheidung, die Pflege selbst durchzuführen,
geraten viele Angehörige in eine schwierige Lebenslage.
Das Bedürfnis, den Angehörigen zu versorgen und das
eigene Leben gleichzeitig zu bewältigen, stellt Anforderungen an den Einzelnen, denen nicht jeder gewachsen
ist. Wie kann mit der ungewohnten und oft körperlich und
seelisch kräftezehrenden Situation umgegangen werden,
ohne sich selbst zu verlieren?
Der Ratgeber „Entlastung für die Seele – Ein Ratgeber
für Pflegende Angehörige“ gibt den pflegenden
Angehörigen einen umfassenden Überblick über
die Ursache von möglichen Beschwerden und
zeigt Auswege auf. Eine psychotherapeutische
Begleitung der Betroffenen, auch bei älteren Pflegenden, ist sinnvoll und entlastend und kann verhindern, dass die Betroffenen sich selbst in der
Pflegesituation verlieren.
„Wir möchten pflegende Angehörige dazu ermutigen, offensiv mit den Schwierigkeiten umzugehen
und auch Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen“,
sagte Prof. Ursula Lehr, selbst Psychologin und
ehemalige Bundesgesundheitsministerin. Anders
als professionelle Pflegekräfte sei der emotionale
Abstand zu Angehörigen nicht gegeben, sagte
Lehr. Oft mit der Folge von Erschöpfung, Überforderung und Depression. „Einen Angehörigen zu
Hause zu pflegen, ist in jedem Fall eine große Herausforderung und ein Spagat zwischen dem Wunsch, helfen
zu wollen und der Sorge um den eigenen Lebensalltag.
Und so selbstverständlich und erfüllend wie es sein kann,
füreinander da zu sein und helfen zu können, so schnell
kann sich der Pflegende dabei in einer Situation wiederfinden, in der die Herausforderung zur Überforderung
wird. Der Übergang ist meist fließend und vollzieht sich
oft unbemerkt.
Denn auch die Belastbarkeit der Psyche hat Grenzen, wie
die des Körpers. Im Alltag gelingt es fatalerweise meist
erfolgreich, Symptome der Erschöpfung über lange Zeit zu
ignorieren, da unser Organismus enorm anpassungsfähig
ist – je nach individueller Konstitution können immer noch
Reserven mobilisiert werden. Dabei wird allerdings auch
ein Teufelskreis in Gang gesetzt, denn wenn man sich
nicht zwischendurch erholt, wird man immer erschöpfter,
und je erschöpfter man wird, umso mehr Kräfte müssen
mobilisiert werden, um weiter zu funktionieren. Am Ende
ist oft nur noch ein kleines Ereignis nötig – der berühmte
Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt – um den
gesamten Organismus in sich zusammenbrechen zu lassen.
Um dies zu verhindern, werden in der Broschüre die Wege,
die zur Überlastung führen und die Auswege daraus ausführlich und sehr verständlich dargelegt und durch eine
umfassende Sammlung von Hilfsmöglichkeiten, Selbsthilfegruppen und Ansprechpartnern ergänzt.
Die Broschüre kann über die BAGSO (www.bagso.de)
bestellt oder heruntergeladen werden.
Im Wartezimmer
Das Wartezimmer ist sehr voll. Viele starren teilnahmslos
ins Leere, andere blättern in einer Zeitschrift. Ein Plakat
an der Tür erinnert daran, dass ein neues Quartal begonnen hat, und somit wieder einmal 10 Euro fällig sind. Ein
23
großer Abreißkalender fixiert den heutigen Tag, an dem
sich nicht viel ereignet, nur Sitzen – Warten – Schweigen.
Ein kleines Mädchen auf dem Schoß der Mutter wird unruhig. Es will runter von den Knien, sucht Freiheit und Kontakte. Kühn marschiert es auf eine ältere Patientin zu, lächelt
sie an und wird mit einem antwortenden Lächeln belohnt.
Die Kleine freut sich, zeigt mit dem ausgestreckten Zeigefinger stolz auf die immer noch lächelnde alte Dame. Einige
andere Wartende zeigen nun auch ein zaghaftes Lächeln,
wobei sich ihre Gesichter auffallend verschönern. Die Kleine wird immer lebhafter, kramt in den Zeitschriften nach
Comics, findet auch welche. Aber die Mutter hat keine Lust
zum Vorlesen. Kurz entschlossen geht sie auf die ältere
Dame zu und legt ihr das Heft auf die Knie, und die Oma
beginnt auch gleich die kurzen Texte vorzulesen. Die Kleine
lauscht aufmerksam und interessiert, schmiegt sich vertrauensvoll an die Vorlesende. Inmitten dieser unpersönlichen,
teilnahmslosen Versammlung „Hilfsbedürftiger“ gibt es nun
eine kleine Insel menschlicher Nähe und Zuwendung. Die
Gesichter haben sich inzwischen aufgehellt. Ich werde ins
Sprechzimmer gerufen, trenne mich von denen, die nach
mir dran sind und mit denen mich in der letzten Stunde das
Bewusstsein menschlicher Gemeinschaft verbunden hat.
Gisela Streich
Die GKS Integrative Dienstleistungen gGmbH
ist ein Unternehmen der gemeinnüztigen GoldKraemer-Stiftung zur Förderung geistig und körperlich behinderter, kranker, armer sowie alter
Menschen. Sie übernimmt für die Stiftung vielfältige Aufgaben: z. B. in den Bereichen Verwaltung, Landschaftspflege und Service.
Dabei will diese Gesellschaft vor allem Menschen mit Behinderung integrieren und am Berufsalltag teilhaben lassen.
Für die Weiterentwicklung neuer Konzepte und
deren Umsetzung zur Integration weiterer Menschen mit Behinderungen suchen wir
Ehrenamtliche Helferinnen und
Helfer für Botenfahrten,
Behindertentransporte, etc.
Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:
GKS Integrative Dienstleistungen gGmbH
Herrn Wolfgang Niewerth
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Tel. 02234 93303-0 • Fax 02234 93303-19
www.gold-kraemer-stiftung.de
Gold-Kraemer-Stiftung
Fördern. Stärken. Stützen
Beruf und Pflege unter einen Hut
bringen - Familienpflegezeit ist
Kulanzsache
Seit Anfang des Jahres gibt es zumindest auf dem Papier
Erleichterungen für Beschäftigte, die einen Angehörigen pflegen: Wer fest in Lohn und Brot steht, kann im
Fall einer verantwortlichen Pflege seine wöchentliche
Arbeitszeit für die Dauer von zwei Jahren ohne allzu hohe
Gehaltseinbußen reduzieren. Allerdings muss ein Arbeitnehmer in den darauf folgenden zwei Jahren den finanziellen Vorschuss so lange abarbeiten, bis sein Geldkonto
wieder ausgeglichen ist. Der Haken an der Sache: Arbeitgeber können ihren Beschäftigten einen solchen Vorzug
für die Pflege eines Angehörigen einräumen, aber sie sind
nicht gesetzlich dazu verpflichtet.
Anspruchsberechtigte: Jeder Beschäftigte, der zu Hause
einen Angehörigen pflegt, kann die Vorteile der Familienpflegezeit nutzen. Vorausgesetzt, die Pflegeperson
verfügt mindestens über Pflegestufe 1. Ob eine berufliche Auszeit für die Pflege gewährt wird, richtet sich
nicht nach der Größe eines Unternehmens, sondern ist
abhängig von der Kulanz des jeweiligen Arbeitgebers.
Ein Rechtsanspruch besteht nicht. Stimmt ein Unternehmen der vorübergehenden Familienpflegezeit zu, müssen
Dauer, Stundenreduktion, der spätere Ausgleich über
Lohnverzicht oder zusätzliche Arbeitsstunden mit dem
Arbeitgeber ausgehandelt und in einer schriftlichen Vereinbarung festgehalten werden.
Regeln des Lohn- und Arbeitszeitausgleich: Während der
Pflegephase muss ein Beschäftigter weiterhin mindestens 15 Stunden pro Woche arbeiten. Dabei vermindert
sich der Lohn um die Hälfte der reduzierten Stunden. Für
die andere Hälfte und die tatsächlich geleistete Arbeit
wird weiterhin ein Gehalt bezahlt – solange, bis Arbeitsstunden und Lohnzahlungen wieder ausgeglichen sind.
Dauer: Die Familienpflegezeit gliedert sich in zwei Phasen. Innerhalb der ersten Phase wird die Arbeitszeit für
maximal zwei Jahre reduziert. Unmittelbar daran schließt
sich die Nachpflegephase an, in der das reduzierte
Arbeitszeit- und Entgeltkonto ebenfalls in maximal zwei
Jahren wieder ausgeglichen werden muss. Eine erneute Familienpflegezeit für denselben Pflegebedürftigen ist
erst wieder möglich, wenn die Ausgleichsphase komplett
abgeschlossen ist. Stirbt die Pflegeperson oder zieht sie
in ein Heim, endet die Familienpflegezeit in einem solchen
Fall mit Ablauf des zweiten Monats. Der Auszeitnehmer
muss seinen Arbeitgeber unverzüglich über die veränderte Situation informieren.
Risikoabsicherung: Da ein Beschäftigter in der Pflegephase mehr Lohn beziehungsweise Gehalt für weniger
Arbeit bezieht, geht der Arbeitgeber bei dem Deal durchaus ein finanzielles Risiko ein. Für den Fall, dass vorübergehende Aussteiger wegen Berufsunfähigkeit oder Tod
nicht wieder voll in den Betrieb einsteigen, müssen sie
vorbauen und zwingend eine Versicherung abschließen.
24
Arbeitnehmer, die während der Familienpflegezeit kündigen oder die nach Ablauf der Pflegephasen nicht die
vertraglich vereinbarte Zeit nacharbeiten, werden jedoch
zur Kasse gebeten: Sie müssen den Lohnvorschuss
in festgelegten Monatsraten abstottern. Ein Arbeitgeber hingegen darf in der Pflege- und Nachpflegephase
grundsätzlich nicht kündigen. Tut er dies dennoch, sind
die Betroffenen von den Nachleistungen im Anschluss an
die Pflege befreit.
Verbraucherzentrale NRW
E 10 Super – gut für die Umwelt?
Ab Anfang 2011 gibt es eine neue Spritsorte an unseren
Tankstellen, die E 10 heißt: Es wird 10 % Ethanol anstatt
bisher 5 % beigemischt.
Bisher ist das neue Superbenzin nicht der große Renner –
obwohl die Konzerne ihn 3 bis 5 Cent billiger anbieten. Das
hat auch seinen Grund, denn laut der Brüsseler Verfügung
werden Aral, Shell, Jet usw. Strafe zahlen müssen, wenn
sich E 10 nicht durchsetzt.
Sicher ist die Zurückhaltung vieler Verbraucher auf die Unsicherheit der Verträglichkeit zurückzuführen. Die Autohersteller versichern zwar, dass das kein Problem sei, aber es gibt
keine Langzeituntersuchungen zu Verbrauch und Motorenverschleiß.
Viele informierte Autofahrer tanken aber der Umwelt wegen
kein E 10.
Zunächst ist die Erzeugung unglaublich CO2-schädlich.
Für die Erzeugung von 1,8 Millionen cm³ Ethanol aus 4,5 Millionen Tonnen Getreide wird eine Agrarfläche von der Größe
Bayerns benötigt. Damit kann man 8 % des Sprits ersetzen
– oder fünf Millionen Menschen satt machen.
Unmengen der Klimakiller Methan und Lachgas werden bei
der Verarbeitung insbesondere von Mais frei, da der Mais
vergären muss.
Mais ist ein Starkzehrer, d.h. es müssen Gülle, Kunstdünger
und allerhand unappetitliche Sachen auf die Felder ausgebracht werden. Außer den länger bekannten Krankheiten
– die bei Monokulturen besonders gefährlich sind – ist der
Maiszüngler, ein Insekt, auf dem Vormarsch, der nur mit
gehörigen Pestiziden zu bekämpfen ist.
In den USA – wo der Maisanbau deutlich zugenommen hat –
gelangen Düngerreste über Mississippi und Missouri in den
Golf von Mexiko – in dem es immer mehr leblose Zonen gibt.
Laut BUND ist ohnehin die Hälfte aller Grundwasservorkommen, aus denen unser Leitungswasser kommt, belastet und
muss aufwendig aufbereitet werden.
Da unsere Ackerfläche nicht ausreicht, wird Ethanol aus
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