36. Jahrgang – März 2016
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36. Jahrgang – März 2016
Frechener Seniorenkurier 1 36. Jahrgang – März 2016 Grußwort Gefühlschaos 20 von Susanne Stupp, Bürgermeisterin 3 Eine traurige Geschichte 21 April, April 4 Karwoche 21 Das Theater Harlekin im Haus am Bahndamm 4 Klein – aber Mein 22 An das Frechener Krankenhaus 5 Kleine Besonderheiten in Frechen 23 Aufmerksame Nachbarschaft 5 Der erste Maibaum 24 Aus der Geschichte der Pflanzenkunde 6 Kultur barrierefrei erleben in Alt St. Ulrich 25 Meine erste, aber letzte Ballonfahrt 7 Rückblick 25 Benraths Ürschel 8 Stress-Philosophie 27 Der Weg führte uns nach Frechen 9 Studien 27 Impressum 9 Trotzdem einmal laut gedacht 28 Die Séance 10 Wasser – Quelle des Lebens 29 Arbeitskreis der Altenclubs wurde 40 10 Aus einer Mücke einen Elefanten machen 30 Ein rheinisches Räuberleben 12 Karussell „Mischmaschine“ 31 Eine Freundin auf Mallorca 14 Wie der Monte Klamotte entstand 32 Frechener Geschichten 15 Gerhard Juchem (Schera) 33 Frühjahr 15 Osterspaziergang 34 Gartenglück 16 Die VHS informiert! 35 Weggefährten 16 Mobile geronto-psychiatrische Beratung 35 Herzlichen Glückwunsch 17 Keramion Frechen 35 Gedanken zum griechischen Osterfest 18 Austräger gesucht 35 Im Alter umziehen? 19 Tanzvergnügen 35 Das Redaktionsteam 2 3 Grußwort der Bürgermeisterin Susanne Stupp Liebe Leserinnen und Leser, die aktuelle Ausgabe des Seniorenkuriers möchte ich nutzen, Sie auf ein Thema aufmerksam zu machen, das uns alle angeht und dem sich auch die Stadtverwaltung verpflichtet fühlt. In unserer Gesellschaft – sowohl global als auch vor Ort – können wir alle einen Beitrag leisten, die Lebensumstände derjenigen nachhaltig und positiv zu verbessern, die nicht das Glück haben in einem „Industriestaat“ zu leben. Gute Bedingungen dort zu schaffen, wo die Menschen unmittelbar davon profitieren, ist die Basis für eine gerechtere und friedlichere Welt. Einen Ansatz bietet seit vielen Jahrzehnten der faire Handel. Festgelegte soziale und ökologische Mindeststandards schaffen die Grundlage für menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzenten, Kleinbauern und deren Familien in Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens. Nur so können diese Familien ihr Leben und ihre Versorgung selbst in die Hand nehmen und gestalten. Vor allem Kinder sind nicht mehr gezwungen den Lebensunterhalt ihrer Familie (mit) zu bestreiten, sondern können ganz unbefangen Kind sein, zur Schule gehen und den Grundstein für ihre Zukunft legen. So hat, als der Vorsitzende der Frechener Kolpingfamilie im Sommer 2014 mit der Idee an die Verwaltung herantrat, auch in Frechen dem fairen Handel einen besonderen Platz zu geben und unsere Stadt zum Teil der weltweiten Kampagne „Fairtrade-Towns“ zu machen, mein Amtsvorgänger das Thema sofort zur „Chefsache“ erklärt. Ziel dieser Kampagne ist die Stärkung des Bewusstseins für den fairen Handel bei der örtlichen Bevölkerung, in Kindergärten und Schulen sowie dem lokalen Einzelhandel. Alleine in Deutschland tragen mittlerweile 400 Kommunen den offiziellen Titel „Fairtrade-Town“. Noch in meiner Funktion als Ratsmitglied habe ich diese Idee sehr begrüßt, und gemeinsam mit allen Fraktionen im Frechener Stadtrat haben wir im März 2015 einstimmig beschlossen, uns auf den Weg zur fairen Stadt zu machen. Eine Steuerungsgruppe aus engagierten Mitstreiterinnen und Mitstreitern der Kolpingfamilie, des EineWelt-Ladens, der Kirchengemeinden, der Kindertagesstätten und Schulen, der Verwaltung und weiterer Privatpersonen hat sich seitdem regelmäßig getroffen und zahlreiche Frechener Geschäftsleute und Gastronomen für die Kampagne begeistert. Auch die städtische Cafeteria hat ihr Sortiment um fair gehandelte Produkte erweitert. Nachdem die offizielle Bewerbung Ende Oktober 2015 auf den Weg gebracht wurde, kann ich Ihnen heute stolz verkünden: Es ist geschafft! Im Dezember wurde uns mitgeteilt, dass alle Kriterien erfüllt sind und einer Verleihung des Titels „Fairtrade-Town“ nichts mehr im Wege steht. In dem Moment, in dem Sie diese Ausgabe des Seniorenkuriers in den Händen halten, wurde die Urkunde am 9. März bereits überreicht, und bis einschließlich 18. März können Sie die Begleitausstellung zum Thema „Fairer Handel“ noch im Rathausfoyer besuchen. Aber nicht nur zum Besuch der Ausstellung möchte ich Sie recht herzlich einladen. Ich möchte Sie vielmehr einladen, den fairen Handel in Ihren Alltag zu integrieren. Jeder von uns kann einen wichtigen Beitrag leisten, Kleinbauern und deren Familien ein eigenständiges und würdiges Leben zu ermöglichen. Halten Sie beim Einkauf Ausschau nach Produkten, die das Fairtrade-Logo tragen und legen Sie diese in Ihren Wagen oder Korb. In vielen Frechener Geschäften, Restaurants und Cafés gehören solche Produkte schon zum festen Sortiment. Und falls nicht: Fragen Sie einfach nach! In diesem Sinne grüße ich Sie ganz herzlich Ihre Susanne Stupp Bürgermeisterin 4 April, April! Soweit ich mich erinnern kann, wurde man immer pünktlich am 1. April „in den April geschickt“ und erwiderte dann diesen Scherz auch kräftig mit den unterschiedlichsten Einfällen. Dass man aber damit auch schon mal daneben liegen konnte, erlebte ich vor einigen Jahren. Ich hatte einen Jux mit meinem ehemaligen Chef vor und setzte ihn in die Tat um: Ich rief dort an und „bestellte“ die Reparatur einiger Kirchenfenster, die angeblich noch vom Krieg her beschädigt waren und gab die Maße durch. Mein Gesprächspartner, Inhaber einer Glasmalerei, war sofort Feuer und Flamme angesichts eines sehr profitablen Auftrags und erkannte vor allem meine Stimme nicht. Ein Termin wurde vereinbart und das Gespräch beendet. Nach ein paar Minuten hielt ich es doch für notwendig, meinen „Auftrag“ aufzuklären. Ich bekam tüchtig „den Kopf gewaschen“ und war um eine Erfahrung reicher: Nie wieder sollten meine Scherze solche Ausmaße annehmen!!! Neulich erfuhr ich, wie eine Abitur-Abschlussfeier, die ebenfalls in diese Jahreszeit fiel, ablief: Die Schüler besorgten sich uniformähnliche Kleidung und „bewaffneten“ sich mit echt aussehenden Spielzeugwaffen und überfielen das Lehrerzimmer. Angesichts der leider wirklichen Überfälle an Schulen kann man sich wohl den Schrecken der Lehrer ausmalen. Über den weiteren Verlauf ist mir nichts erinnerlich, aber es ist wohl anzunehmen, dass die Schüler einsahen, wo die Grenzen eines Spaßes liegen. Wie waren die Schülerstreiche dagegen früher doch relativ harmlos. Mein Bruder nahm einmal aus dem Lehrerpult alle Schrauben heraus und stellte es wieder zusammen. Als der Lehrer kam und sich setzen wollte, brach es buchstäblich zusammen. Die ganze Klasse – damals nur Jungen – johlte. Natürlich musste er es wieder zusammenbauen, aber der Spaß blieb, nur er wird schon eine saftige Strafe erhalten haben, außer dem vermutlich sehr schwierigen Zusammensetzen des Pultes. Ilona Müller-Schwedhelm Das Theater Harlekin im Haus am Bahndamm Die Geschichte beginnt mit dem Eröffnungssatz meiner Tochter, man sei der Schule überdrüssig, man lerne lauter unnützes Zeug und überhaupt habe man Anderes im Sinn, nämlich Schauspielerin zu werden. Die Eröffnung traf mich unvorbereitet und brutal und mein Hinweis auf die bürgerlichen Sekundärtugenden wurden gnadenlos abgeschmettert mit dem Vorwurf auf Puritanismus, Kleinkariertheit, Erbsenzählerei und ähnlichem. Ergebnis der Diskussion war schließlich: Schule zu Ende und Eintritt in das Ensemble des Frechener Harlekin-Theaters. Soweit der Tatbestand. Für mich begann nun eine unruhige Zeit; gelegentlich leises Kribbeln im Hinterkopf, leichtes Magendrücken und solche Sachen bei dem Gedanken, meine Tochter auf der Bühne eines Theaters zu sehen, hatte sie doch schon im Kindergarten gigantische Schwierigkeiten beim Aufsagen eines Weihnachtsgedichtes. Es würde sicherlich schauerlich werden, sie würde vielleicht auf der Bühne stolpern, den Text vergessen, das Publikum würde johlen, mit anderen Worten, eine Katastrophe. Die Leute würden mich auf der Straße ansprechen: „Das war aber schlimm mit ihrer Tochter gestern“. Was sollte man tun? Die ganze Geschichte noch abbiegen? – Zwecklos – . Also Augen zu und durch. Es wurde Text gelernt bis zum Erbrechen; immer und immer wieder. Ich erinnere mich deutlich an die „Iphigenie“ – ich hätte die Rolle, in ein wallendes Gewand gehüllt und nach Entfernung meines Oberlippenbartes, selbst spielen können. Es gab stundenlange Diskussionen um eine bestimmte Textstelle des jeweiligen Stückes. Es wurde sich auch zwangsläufig wieder mit Geschichte befasst und man entdeckte z.B. den zerbrochenen Kleist’schen Krug neu. Man träumte die Sommernachtsträume des Herrn Shakespeare und genoss Lustspiele, verfolgte nonchalant vorgetragene Charaktere und bekam wohlige Schauer bei Kriminalstücken der alten Meister. Kurzum, es war zurückblickend eine sehr schöne und impulsgebende 5 Zeit, auf die der Vater der schauspielernden Tochter nicht verzichten möchte, wobei auch nicht unerwähnt bleiben sollte, dass sich manche Alltagssorgen nach dem Besuch eines Harlekin-Stückes in Luft aufgelöst haben. Aber genug der Schwärmerei, man könnte sie noch stundenlang genüsslich fortführen, der Beispiele gäbe es viele. Ich möchte dem Theater Harlekin zurückblickend viel Gelungenes bescheinigen und bin der festen Zuversicht, dass man in Zukunft noch einiges zu erwarten haben wird. Bravo, weiter so! Zum Schluss möchte ich noch jedem einzelnen Harlekin-Mitglied, welches sich durch berufliche oder Hausfrauen-/Hausmannstätigkeit über Gebühr in Anspruch genommen fühlt, ein Bonbon unseres großen Dichterfürsten Goethe mit auf den Weg geben, welches lautet: „In jedem Künstler liegt ein Keim von Verwegenheit, ohne dass kein Talent denkbar ist, und dieser wird besonders rege, wenn man den Fähigen oder die Fähige einschränken und zu einseitigen Zwecken und Dingen brauchen will.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Ludwig Holz An das Frechener Krankenhaus Schon mehrfach hab‘ ich dieses Haus betreten und hier um professionelle Hilfe gebeten, es lohnt sich fast schon ein Abonnement… Ach nein, es genügt mir, dass (fast) jeder mich kennt. Dieses Mal sind zwei Stationen dran Gelegenheit, die Mitarbeiter kennenzulernen, „Mann für Mann“! Ein besonderes Abschiedsschmankerl war heute dran, die Tür öffnete sich und herein kam ein Mann, er sollte diesmal die Nachtschwester sein, brachte noch jemanden mit, sie waren zu zweien. Behutsam ging ihnen alles von der Hand, und sie räumten auf mit eventuellen Vorurteilen im Land! In vielerlei Hinsicht geht die Gleichberechtigung voran, vielleicht finde ich etwas Gutes daran. Wenn die liebevolle Hilfestellung aller hier bleibt, bin ich zufrieden für alle Zeit! Denn vor jeder fachlichen Leistung steht für mich die menschliche Haltung! Ich möchte zum Schluss sagen: Vielen Dank!“ und „Schön, dass es euch gibt!“ Ilona Müller-Schwedhelm Aufmerksame Nachbarschaft Auf unserer Mülltonne klebte vor Jahren ein Aufkleber: „Hier wacht die Nachbarschaft.“ Als mein Mann die Enkelin unserer Nachbarin darauf hinwies, sie parke unsere Einfahrt zu, bekam er als Antwort, sie wisse Bescheid: „Hier wacht die Nachbarschaft.“ Hatte die Oma sich angesprochen gefühlt? Inzwischen ist das anders geworden, wir passen aufeinander auf. Ein Nachbar meinte: „Helga, heute Nacht kam ein Auto, ein Mann ist ausgestiegen und zu Eurem Haus gegangen.“ Auf meine Antwort, der hat die Tageszeitung gebracht, fragte er ganz erstaunt, um halb fünf? Es gibt einen Grund, warum wir so aufmerksam sind, die Einbrüche in der näheren und weiteren Nachbarschaft. Wahrhaft dreist sind diese Einbrecher. Sie kommen nachts, meist nach zwei Uhr, wenn die Leute im Tiefschlaf sind. Bei unseren linken Nachbarn wurde unter dem Fensterriegel ein Loch in den Rahmen gebohrt. Durch das Loch sollte mit einem Draht der Riegel bewegt werden, um das Fenster zu öffnen. Doch der Riegel war abgeschlossen und konnte nicht gedreht werden. Der Einbrecher versuchte es dann bei den Nachbarn gegenüber. Dort war er erfolgreich. Drei Personen haben im Obergeschoss geschlafen und nichts gehört. Der Einbrecher hat alles durchsucht. Die Schubladen und Schränke in Küche, Diele und Wohnzimmer standen auf, Papiere lagen auf dem Boden. Selbst die Autos in der Einfahrt sind durchwühlt worden. Alles was brauchbar erschien wurde mitgenommen. Die Autoschlüssel hat der Einbrecher dann ins Gras geworfen. Unsere Nachbarin, die teilweise zuhause arbeitet, hat sich über eins gefreut. Der Einbrecher hat ihr Firmen-Mobiltelefon mitgenommen, ein teures Gerät. „Doch selbst wenn er wirklich schafft, alle Passwörter zu knacken, hat er keine Freude an dem Gerät, es ist defekt,“ erklärte die Nachbarin. In unserer kleinen Straße gab es keine weiteren Einbruchversuche, aber im Stadtteil Grube Carl wurden mehrere verdächtige Personen gesichtet. 6 Eine Nachbarschaftswache Frechen Grube Carl wurde gegründet, mit dem Ziel, das nachbarschaftliche Fürund Miteinander zu fördern. Durch die Kontakte zwischen den Bewohnern soll das Sicherheitsgefühl erhöht werden. Wichtig ist es, aufmerksam zu sein. Gegebenenfalls sollte man einen Passanten, der einem verdächtig vorkommt oder merkwürdig erscheint, freundlich fragen: „Kann ich Ihnen helfen?“ Wenn etwas ungewöhnlich erscheint, sollte die Autonummer notiert werden. Selbst bei Kurzreisen den Nachbarn bitten, den Briefkasten zu leeren. Nichts fällt mehr auf als ein überquellender Briefkasten. Auf der Seite www.nachbarschaftswache-frechen.de sind auch Vorschläge, wie jeder sein Haus oder seine Wohnung gegen Einbruch schützen kann. Helga Pütz dass zwischen Pflanzen und außermenschlichen Mächten eine Verbindung besteht, findet sich praktisch in allen Kulturkreisen, wo die Zuordnung von Pflanzen zu bestimmten Gottheiten eines religiösen Systems ein breites Deutungsmuster darstellte. In vielen Kulturen glaubte man, dass bestimmte Pflanzen Heimstätte oder im Besitz von Geistern sind, deren Zauberkräfte für die besondere Wirksamkeit einer Pflanze verantwortlich seien. Um die mächtige Pflanze gefahrlos nutzen zu können, waren bestimmte Rituale vorgeschrieben, die dem innewohnenden Geist eine Art Ausgleich leisteten. Für die Heilkundigen früherer Jahrtausende bedeutete der Glaube an die Existenz der Geisterwelt, dass man mit diesen Geistern Kontakt aufnehmen musste, um sie beeinflussen zu können. Aus der Geschichte der Pflanzenkunde Bevor die Menschen begannen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, waren die einzigen Nahrungsquellen die Pflanzen und Tiere, die man in der Natur vorfand. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass die Erprobung der Pflanzen als Heilkräuter durch Selbstversuche und Beobachtungen auch in der Tierwelt bereits eine lange Tradition haben, die sich sicher über mehrere zehntausend Jahre erstreckt. Es war daher nur eine Frage der Zeit, wann der Mensch die mächtigen Wirkungen vieler Pflanzen am eigenen Leib, sowohl im Guten als auch im Schlechten, erfahren würde. Nach Aufkommen der Viehzucht konnte man Beobachtungen nicht nur an Wildtieren sondern auch an Haustieren machen. Ein bekanntes Beispiel: Kühe und Schafe haben einen auffallend sicheren Instinkt für giftige Pflanzen. So fressen sie zum Beispiel keinen Oleander, um nur eine Pflanze zu nennen. Der Aufmerksamkeit des menschlichen Beobachters wurde angezeigt, dass er die Pflanze meiden musste. Die bewusstseinsverändernde schädliche oder heilende Wirkung vieler Pflanzen erlebten unsere Vorfahren wohl sicher als eine fremde Macht, die ihnen aus der Natur entgegentrat und auch eine Bedrohung darstellte. Da es den Menschen damals nicht möglich war, das Zusammenspiel von Pflanzenwirkstoff und menschlichem Organismus in chemischen Begriffen zu verstehen, ist es nicht verwunderlich, dass vielen Pflanzen magische Wirkungen zugeschrieben wurden. Auf eine solche übernatürliche Deutung weisen Heilpflanzen als Grabbeilage in frühgeschichtlichen Begräbnisstätten hin. Die Vorstellung, Wenn man unterstellt, dass Pflanzen von Geistern belebt werden und zugleich beobachtet, dass diese Pflanzen bestimmte Krankheiten beeinflussen, so erkennt man durchaus eine gewisse innere Logik, wenn man den Ursprung der Krankheit, wie diese Menschen glaubten, in der Geisterwelt sieht. Ein typisches Beispiel für eine medizinische Praxis, die die Geisterwelt einbezieht, ist der Schamanismus, er ist heute etwa im Amazonasgebiet und Teilen Sibiriens anzutreffen. Was die Dokumentation anbelangt, besitzen wir von unseren frühesten Vorfahren nur sehr bruchstückartige Belege aus der Archäologie. Dank der Erfindung der Schriften in den antiken Hochkulturen ist die Quellenlage 7 deutlich besser. Die älteste schriftliche Aufzeichnung zur Pflanzenheilkunde aus Ägypten ist der „Papyrus Ebers“. Aufzeichnungen aus der indischen „Veda“ (400 v. Chr.), eine der heiligen Schriften des Hinduismus, sind wichtige Quellen für die Entwicklung der pflanzlichen Heilkunde. Der indische Arzt Caraca berichtet in einem Sammelband „Caraca Samhita“ über etwa 350 Heilpflanzen. Der älteste chinesische Text ist das Buch des gelben Kaisers „Huang dineijing“ über Naturheilkunde (etwa 475 –221 v. Chr.). Die Grundlagen dieses Buches besitzen bis heute Gültigkeit. Die Ärzte der schriftkundigen Zeit überprüften die vorhandenen Erfahrungen aus der Anwendung von Heilkräutern, um sie aufzuzeichnen und zuzuordnen. Wir erfahren Namen wie Hippokrates, Aristoteles, Dioskurides, Galen, Hildegard von Bingen. Die Pflanzenheilkunde des 16. und 17. Jahrhunderts stand noch in Kontakt mit den überlieferten Traditionen der Volksheilkunde. Die analytische Medizin, die sich im Gefolge von Paracelsus herausbildete, löste sich von dieser Denkweise, ja hielt sie teilweise für Scharlatanerie. Jedoch kam man in der Neuzeit, durch die Methode „Forschung durch eigene Anschauung“ wieder zur Anerkennung der Heilkräuter, deren Wirkstoffe man nunmehr extrahieren kann. Der Vater der „Homöopathie“ Dr. Samuel Hanemann (1735–1843) versuchte die beiden Methoden, unter positiver Betrachtung und Anwendung der Heilkräuter, zu verbinden, was ihm auch hervorragend gelang. Wir erfassen es nicht ohne weiteres, in welch einer wunderbar aufgeschlossenen Zeit wir heute leben, in einer Zeit, in der Naturmedizin mit ihren zahllosen alternativen Methoden und die Schulmedizin mit ihrer großartigen wissenschaftlichen Leistung zu einer großen Medizin zum Wohle der Menschheit zusammenwachsen. Wilhelm Faßbender Meine erste, aber letzte Ballonfahrt Wir kamen 1964 nach Frechen. Es war alles Neuland für uns, speziell die Nähe zur Großstadt Köln und deren Umwelt. Im Spätsommer rief mich meine Frau ans Fenster und wir sahen einen Fesselballon in großer Höhe ganz still vor sich hin schwebend. Wir hatten zwar schon mal so ein Wunderfahrzeug gesehen, aber eben nur auf Bildern. Für uns war das sehr faszinierend und wunderbar. Mit dem Fernrohr konnte ich erkennen, dass in dem darunter hängenden Korb zwölf erwachsene Menschen waren. Anscheinend staunten diese ununterbrochen, denn ich sah, wie sie mit den Armen hier- und dorthin zeigten, wenn unter ihnen bekannte Häuser auftauchten oder Spaziergänger durch die Wiesen und Felder gingen. Vielleicht sahen sie auch Leute in den Fenstern und hofften, dass diese ihre Jubelschreie dort unten noch hören konnten. Für mich war das alles so packend und interessant, dass ich an schönen Tagen zum Decksteiner Weiher fuhr, weil meistens dort auf einer Wiese die Ballonfahrten ihren Anfang nahmen, und ich konnte das alles in Ruhe studieren. Stunden vorher hatten sich viele Interessierte versammelt. Meistens waren das Freunde und Verwandte der Ballonfahrer. Sie konnten es anscheinend kaum aushalten und warteten ungeduldig, bis es endlich losging. Nun kam auch das Fahrzeug mit Hänger, welches den Korb und den noch platten Ballon geladen hatte. Als erstes wurden die Gerätschaften sorgfältig auf der großen Wiese ausgelegt. Dann wurde mit einem großen Ventilator kalte Luft in den Ballon gepustet. Als dieser sich nach einiger Zeit ein wenig von der Wiese erhoben hatte, wurde heiße Luft eingeblasen, zu diesem Zweck wurde die einströmende Luft durch eine große Stichflamme erhitzt. Nach 20 Minuten stand der Ballon senkrecht auf der Wiese. Ahornweg 48 · 50226 Frechen Tel.: 0 22 34.5 66 48 [email protected] Fax: 0 22 34.1 65 97 www.busreisen-buresch.de Mehrtagesfahrten 2016: 25.-28.03. 2016Ostern in Bamberg, inkl. Programmp.P. DZ 415 E 02.-09.05. 2016Wien mit Zwischenübernachtungen in Passau, inkl. Programm p.P. DZ 899 E 04.-08.08. 2016Bregenzer Festspiele „Turandot“, inkl. Eintritte und Programm p.P. DZ 589 E 21.-28.08. 2016Kühlungsborn – Badeurlaub an der Ostsee p.P. DZ 869 E Tagesfahrten: 12.03. 2016 City-Outlet in Bad Münstereifel 26.04. 2016 Keukenhof Tulpenblüte 26.05. 2016 Mülheimer Gottestracht auf dem Schiff 09.06. 2016 Venlo und Spargelhof Pasch, inkl. Spargelessen 16.06. 2016 Fahrt ins „Blaue“, inkl. Mittagessen 18,00 E 39,00 E 45,90 E 39,00 E 54,90 E Unser komplettes Reiseprogramm können Sie anfordern oder Sie besuchen uns unter www.busreisen-buresch.de Zubringer-/Taxidienst auf Wunsch (teilw. Aufpreis) bei Mehrtagesfahrten Tel.: 0 22 34/5 66 48, Fax: 0 22 34/1 65 97, email: [email protected] 8 Jetzt sah er sehr groß aus. Er zitterte und bebte, als wolle er unbedingt sofort losfliegen. Es fehlte aber immer noch heiße Luft, und die Hilfskräfte brauchten viel Kraft, das Gerät mit drei großen Seilen in der Balance zu halten. Ich hatte mir öfter den Start angeguckt, aber nun war es so weit. Ich musste unbedingt einmal selber mit in die Luft gehen, koste es was es wolle. Meine Enkelkinder mit ihren Eltern standen irgendwo in der Nähe und wollten den Start miterleben. Der dreijährige Tobi langweilte sich schon, denn die Vorbereitungen dauerten ihm zu lange. Endlich konnten wir in den Korb einsteigen, aber es dauerte immer noch eine Weile, bis der Ballon sich etwas bewegte. Ich merkte, dass der schweizerische Ballonführer nervös war, denn wir hatten etwas zu viel Wind, und er musste aufpassen, dass wir nicht die nahe stehenden großen Bäume streiften. Vor Angst zitterte ich am ganzen Körper und wäre am liebsten wieder ausgestiegen. Jedenfalls wurde der Ballon immer noch von den Männern gehalten, doch dann auf einmal merkte ich, dass der Korb nicht mehr die Erde berührte. Ganz vorsichtig, still und leise schwebten wir hoch, ich sah unsere Enkel kräftig winken. Plötzlich drehte der Ballonführer mit voller Pulle die Gasflasche auf und eine Flamme schoss in den Ballon hinein. Anscheinend mussten wir schnell Höhe gewinnen, denn die Wipfel der nahestehenden Bäume kamen immer näher. Dann rief er uns zu, „bitte tief bücken“. Tatsächlich streiften wir noch einige Äste des nahe stehenden Kastanienbaumes. Aber es war nichts passiert, und eine himmlische Stille empfing uns. Alle konnten nur noch sehen und staunen. Als ich unten unsere Enkelkinder zwischen den vielen Zuschauern sah, packte mich plötzlich ein Schwindel, so dass ich fast in Panik geriet. Der Ballonführer, der uns alle im Blick hatte, rief mir zu: „immer geradeaus gucken“. Aber das nutzte nichts, es blieb mir nur noch, auf den Boden zu schauen und die Schuhspitzen in Augenschein zu nehmen. Meine Frau rief mir zu, „da ist Brühl, ich sehe die Kirche, ich sehe ein kleines Wäldchen, nun sieh doch, du verpasst vieles“. Es war nichts zu machen, ich konnte nur nach unten auf den Korbboden sehen, und manchmal gar nichts, weil ich sogar oft noch die Augen schließen musste. Anscheinend spürte der Ballonführer meine Angst und ließ den Ballon ganz tief nach unten gleiten. Jetzt bewegten wir uns fast fünf Minuten ganz langsam über ein großes Kornfeld in etwa ein Meter Höhe. Nun hatte ich keine Angst mehr und wäre am liebsten ausgestiegen. Dann aber schlug die Gasflamme wieder zu, und es ging erneut nach oben. Meine Angst, meine Lähmung und Verzweiflung nahmen wieder überhand. Viel gesehen habe ich nicht mehr. In der Nähe von Brühl kamen wir schön sachte nach unten und die Erde hatte uns wieder. Für meine Frau war die Fahrt wunderbar, aber ich wusste ganz genau, mit so einem Apparat würde ich nie mehr in die Luft gehen. Werner Mockenhaupt Benraths Ürschel Anfang der 50er Jahre lebte auf dem oberen Teil der Mauritiusstraße in Bachem eine ältere Frau namens Ursula Benrath. Bei den Bachemer hieß sie nur „et Benraths Ürschel“. Sie war „en ahl Möhn“ und trug immer lange weite Kleider. Reinlichkeit war bei ihr nicht so angesagt, denn sie schlief im Stall bei ihren Tieren. Oft stand sie bei gutem Wetter an ihrem Zaun am hinterem Teil ihres Grundstücks, welches an die Fürstenbergstraße gegenüber der Bachemer Schule grenzte. Wenn Leute vorbeikamen, hielt sie gerne ein Schwätzchen, um Neuigkeiten zu erfahren. Eine Ecke ihres Grundstückes lag am Gemüsegarten von Peter Kraus. Er war ein etwas schwerhöriger, alleinstehender älterer Mann, dessen Hobby die Feldarbeit war. Fast täglich konnte man ihn in seinem Garten arbeiten sehen. Vor allem seine Kartoffeln hatten es ihm angetan. Wenn die Kartoffelernte anstand, war er in seinem Element. Oft stand Ursula dann am Zaun und schaute ihm bei der mühseligen Arbeit zu. War dann ein Teil der Kartoffeln ausgemacht, rief sie laut zum Kraus herüber: „Krus, wat hat ehr für schön Erpel.“ Peter überhörte es geflissentlich und hackte weiter. Immer lauter wurde ihr Rufen, denn sie wollte unbedingt ein paar Kartoffeln abstauben. Nach einiger Zeit wurde es dem Peter jedoch zu bunt. Er drehte sich zu ihr um und schleuderte ihr deftige Schimpfworte zu. Beleidigt ging sie zurück in ihr Haus. Peter konnte in Ruhe seine Arbeit fortsetzen. Eine Zeitlang herrschte Funkstille zwischen den Beiden. Doch nach einer Woche war wieder alles im Lot. Eine andere Geschichte ist folgende: Gegenüber ihrem Garten stand neben der Schule ein Haus, in dem meine spätere Schwiegermutter wohnte. Sie war Kriegerwitwe und hatte es nicht leicht, ihre fünf Kinder zu versorgen. Ihr ältester Sohn Toni besaß ein Luftgewehr, was zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich war. Man vertrieb mit Schüssen die Spatzen, bevor sie den Samen auf dem Acker aufpicken konnten. Bei der großen Armut, die damals herrschte, war man auf alles aus dem Garten angewiesen. Auch Toni griff immer wieder zu dieser Maßnahme. Eines Tages stand Ursula wieder am Zaun und rief Toni zu sich herüber. Sie sagte: „Zeig mir mal Deine Kügelchen mit denen Du schießt. Bei mir hat einer durchs Fenster geschossen.“ Toni ging ins Haus, holte die Diabolo-Kügelchen und zeigte sie ihr. Sie schaute sich alles in Ruhe an und meinte: „Ne, Du wors et nit, bei mir hat einer rinjeschosse, de hat platte Kügelchen.“ Erleichtert ging Toni nach Hause und war noch einmal davon gekommen. Das schlechte Gewissen plagte ihn jedoch noch eine ganze Weile. Er nahm sich vor, in Zukunft besser aufzupassen, wenn er wieder auf Spatzen schoss. Rosemarie Heeg 9 Der Weg führte uns nach Frechen Vor ca. 14 Jahren, als ich Probleme mit den Händen hatte, sagte mir unsere sehr verehrte Hausärztin: „Ich überweise Sie nach Frechen, mein Mann ist Handchirurg in einer Praxis dort!“ Es war Frühling, und ich fuhr mit der Straßenbahn zwischen den Feldern hindurch nach Frechen, mitten hinein in das Herz dieser kleinen Stadt. Damals wohnten wir in Köln in der Brüsseler Straße. Wirklich schön, doch sehr laut, war doch direkt nebenan eine Kneipe. Dort ging es mal mehr und mal weniger turbulent zu. Durch diverse Vor- und Nachuntersuchungen und schließlich Dank der gelungenen Operationen, kam ich viele Male in den Genuss, nach Frechen zu fahren. Durch meine sehr anstrengende Arbeit hatte ich lange Zeit keine Gelegenheit mehr, zu sehen wie „die Felder stehen“, wie weit das Getreide ist… Ich konnte in der Straßenbahn so gut abschalten und nach der Arbeit entspannen, es war richtig erholsam für mich. In der Praxis war eine leichte, gute Atmosphäre und es gab viel zu lachen, selbst während der Operationen und so nahm mir der Arzt die Ängste, die ich einfach hatte! Mittlerweile wollten wir unsere Wohngegend wechseln. Manches Mal waren wir sehr enttäuscht, wenn nach einer Wohnungsbesichtigung wieder eine Absage kam. Wir sagten uns dann: Wahrscheinlich „wartet“ die richtige Wohnung noch auf uns. Über einen Makler sahen wir uns schließlich eine Wohnung in Frechen an, die uns jedoch nicht so gut gefiel. Der Makler meinte dann: „Ich habe noch eine Wohnung, im Erdgeschoss, mit Garten, die noch nicht offiziell ausgeschrieben ist, aber Sie können sie sich ansehen, wenn Sie möchten“. So kamen wir – um es kurz zu machen – an unsere IMPRESSUM Herausgeber: Leitung: Verantwortlich: Auflage: Herstellung: Stadt Frechen, Der Bürgermeister Fachdienst Jugend, Familie und Soziales in Zusammenarbeit mit Frechener Senioren Jürgen Schaufuß Johann-Schmitz-Platz 1–3, 50226 Frechen Sonja Fienert 10.400 Stück Layout: Ulrich Lussem, Druck: Stadt Frechen Die nächste Ausgabe des Seniorenkuriers erscheint am 15. Juni 2016. Artikel, Beiträge und Zuschriften dafür nehmen wir gerne bis zum 31. März 2016 unter der Anschrift: Stadt Frechen, Postfach 1960, Fachdienst Jugend, Familie u. Soziales, z.H. Frau Fienert, 50226 Frechen oder unter Fax: 501-440 oder e-mail: [email protected] entgegen. Der Seniorenkurier wird allen Frechener Bürgern ab 60 Jahren viermal im Jahr kostenlos zugestellt. Sollten Sie die Zustellung nicht wünschen, teilen Sie das bitte dem Fachdienst Jugend, Familie und Soziales mit. Über die Veröffentlichung von Leserbriefen und namentlich gekennzeichneten Artikeln entscheidet die Redaktion. Kürzungen behalten wir uns vor. Traumwohnung – etwas am Rande Frechens. Der Garten sah sehr „wild“ aus, und es bedurfte vieler Stunden bzw. Tage Arbeit, um ihn nach unseren Wünschen zu gestalten. Wir waren überrascht, wie freundlich die Menschen um uns herum miteinander umgingen. Die meisten Nachbarn schienen sich zu kennen, die fröhlichen Zurufe quer über die Straße erstaunten uns, das kannten wir so nicht, die wir mitten aus der Großstadt kamen. Vieles hat sich in den zwölf Jahren, die wir nun hier wohnen, für uns positiv in dieser freundlichen kleinen Stadt verändert. Wir lieben die Märkte, die vielen kleinen und größeren Veranstaltungen, Bänke wurden auf der Hauptstraße aufgestellt, die Menschen sitzen fast das ganze Jahr über in und vor allem vor den Cafés. Für uns ist es eine sehr „lebendige“ Stadt. Keinen Augenblick haben wir es bereut, hierher gezogen zu sein. Alles, was wir denken zu brauchen, finden wir hier und soll es doch einmal die Großstadt sein, sind wir mit der Bahn in ca. 20–30 Minuten in Köln! Elke G. Kandler Seniorenberatung Frau Fienert 02234.501-331 Frau Thöne 02234.501-488 Sie erreichen uns: Mo.–Mi. 8.30 bis 12.30 Uhr Do. 8.30 bis 12.30 Uhr 14.00 bis18.00 Uhr Fr. 8.30 bis 12.30 Uhr Weitere Termine und Hausbesuche nach Absprache. Johann-Schmitz-Platz 1–3 50226 Frechen Frau Fienert Zimmer 3 Tel.: 02234.501-331 E-Mail: sonja.fienert @stadt-frechen.de Frau Thöne Zimmer 5 Tel. 02234.501-488 [email protected] 10 Die Séance Was ich hier schildere, habe ich eigentlich selbst gar nicht miterlebt, aber meine Großeltern erzählten diese Geschichte viele Jahre lang immer und immer wieder, so dass es mir am Ende schien, ich wäre selbst mit dabei gewesen. Schon vor dem Krieg versammelte man sich regelmäßig zu sogenannten „Sippen-Abenden“ in der Wohnung meiner Großeltern. Alle Verwandten, die in Leipzig wohnten, ob nun Angeheiratete oder von Geburt aus verwandt, trafen sich zum gemeinsamen Abendbrot, zur Unterhaltung oder zum Kartenspiel mindestens einmal im Monat. Zu dieser Runde gehörte auch die Mutter meines Vaters. Da sie Alicke hieß, war sie bei allen nur die Oma Alicke. Ihr Hang zum „Mystischen“ spiegelte sich nicht nur im „Kartenlegen“ wieder, wobei sie übrigens so viel erzählte, dass immer irgendetwas von ihren Prophezeiungen eintreffen musste. Nein, sie glaubte auch fest daran, mit den Seelen Verstorbener oder Vermisster in Kontakt treten zu können. So wurde auf ihren Vorschlag hin an einem Mittwochabend im November 1946 eine Séance abgehalten. Ein rundes Messingtischchen, worauf sonst ein messingbeschlagenes Bowlengefäß stand, rückte man in die Ecke des Wohnzimmers vor das dort stehende Ecksofa und der Rest des Kreises wurde mit verschiedenen Stühlen geschlossen. Da ohnehin wieder einmal Stromsperre war und nur sehr wenig größere Kerzen im Haus waren, sorgten kleine brennende Schwimmkerzen, die in einer Schüssel mit Wasser schwammen, für die richtige Atmosphäre. Als sich nun alle eng aneinander sitzend um den Tisch verteilt hatten, mussten sie die Hände so auf das Tischchen legen, dass sie einander berührten. Meine Oma stammte ursprünglich aus Schwaben und hatte ihren Dialekt trotz vieler Jahre, die sie schon in Leipzig wohnte, nicht verlernt. „Wen wolle mer nu eichentlich zurückrufe?“ fragte sie in die Tischrunde. Es wurde hin und her überlegt, bis dann schließlich die Wahl auf Herbert, den seit Kriegsende vermissten Mann meiner Großtante, fiel. Im Raum herrschte eine angespannte Stille, als meine Oma fragte: „Hebertle bischte hier, kannste uns höre, bischte in unserer Nähe?“ Nichts, nur Stille und das mehr oder weniger schwere Atmen der Anwesenden. Beschwörend wiederholte sie noch einmal die Fragen. Da – nicht möglich: Der Tisch bewegte sich. Starr vor Schreck schauten sich alle an und dann wanderten die Blicke zum Tischchen. Als dann jeder die schweißnassen Hände von der Kante gelöst hatte, entdeckten sie „die Stimme aus dem Jenseits“. Es war nichts anderes als eine lockere Stelle zwischen Sockel und Fuß am Tisch. Nachdem ein Stück Pappe unter den Metallfuß geklemmt wurde, war die Standfestigkeit des Teils wieder hergestellt. Alle nahmen nochmals ihre Plätze ein. „Ihr müscht aber auch fest dran glaube“ sagte meine Oma, „sonst erscheint uns nimmer irgendwer.“ Nachdem alle wieder brav die Hände auf das Tischchen gelegt hatten, rief meine Oma wieder nach dem Herbertle. Wieder Stille – drückende Stille. Da, ein leises Klopfen. Klopfen? Einbildung oder Täuschung? Nein, nein, es klopfte wirklich einmal, zweimal… leise, etwas lauter, noch lauter. Meine andere Oma sprang auf, riss die Wohnungstür auf, aber niemand stand draußen, nur gähnende Dunkelheit machte sich breit. Als sie wieder mit am Tisch saß, rufts auf einmal wie aus weiter Ferne: „Frau Petersohn, haalloo Frau Petersohn“. Das war der Familienname meiner Oma mütterlicherseits. Sprachlos und weiß im Gesicht saßen sie alle da. War das nun jetzt die Stimme aus dem Jenseits? Ganz sicher waren sich nicht alle, aber irgendetwas hat da gerufen, darin waren sich alle einig. „Herbertle willscht uns was frage?“ versuchte es meine Oma noch einmal, als plötzlich helles Lampenlicht und das schrille Geräusch der Türklingel die Atmosphäre zerstörte. Der Strom war wieder da. „Kein Mensch steht im Treppenhaus, wieso klingelts da?“ fragte meine Oma und raffte sich auf, um die beiden Stockwerke herunterzulaufen, um an der Haustür nachzusehen. Als sie diese öffnete, stand dort frierend und den Tränen nahe ihre Nachbarin. „Ach du liebe Zeit, was machen sie denn noch so spät hier draußen?“ fragte sie. „Meinen Schlüssel hatte ich vergessen und die Klingel ging ja wegen der Stromsperre nicht.“ „So ein Pech aber auch“, sagte meine Oma mitfühlend, „aber konnten sie sich nicht irgendwie anders bemerkbar machen? Steinchen ans Fenster werfen oder mit irgendeinem Gegenstand laut klopfen oder laut rufen?“ Wie sie das so fragte, schoss es ihr heiß durch den Kopf und sie wunderte sich gar nicht, als ihre Nachbarin antwortete: „Hab ich ja alles versucht, aber anscheinend hat mich keiner gehört.“ „Oh, das tut mir ja so leid“, beeilte sich meine Großmutter zu sagen, „aber wir hatten heute wieder unseren berühmten Sippenabend, und da gab es wie immer viel und auch laut zu erzählen, deshalb konnten wir sie auch nicht hören.“ Die Nachbarinnen hatten ein herzliches Verhältnis zueinander und erzählten sich eigentlich auch immer fast alles, wie gesagt: nur fast alles. Brigitte Richter 11 Frechen: Arbeitskreis der Altenclubs feierte am 10. November 2015 40jähriges Bestehen „Ein gesellschaftlicher Beitrag von unschätzbarem Wert“ Das Engagement vieler ehrenamtlich arbeitender Frauen und Männer rückte die Seniorenberatung der Stadt Frechen jetzt bei einem „Dankeschön“-Abend im Haus am Bahndamm in den Fokus der Öffentlichkeit. Es hat in Frechen eine gute Tradition, dass den Menschen, die sich als Leiterinnen und Leiter ehrenamtlich in Altenclubs und Altentagesstätten engagieren, gedankt wird. In diesem Jahr stand der gemeinsame Abend im Licht eines kleinen Jubiläums, denn der so genannte „Arbeitskreis der Leiterinnen und Leiter der Frechener Altenclubs und Altentagesstätten“ bestand in diesen Tagen seit genau 40 Jahren. Bürgermeisterin Susanne Stupp, Fachdienstleiter Georg Becker und die Seniorenberaterinnen Sabine Thöne und Sonja Fienert nahmen sich gemeinsam Zeit, um mit den Frauen und Männern während einer kleinen Feier ins Gespräch zu kommen. Susanne Stupp sagte in ihrer Begrüßung: „Gerade in Zeiten des demografischen Wandels ist der Beitrag, den ältere Menschen für unsere Gesellschaft leisten, von unschätzbarem Wert. Nicht nur die ehrenamtliche Arbeit und die Zeit die investiert wird, sondern vor allem auch durch die praktischen Hinwei- • • • • se unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger kann die Verwaltung sich auf die geänderten Anforderungen einstellen.“ Wichtige Themen sind dabei beispielsweise „altengerechtes Wohnen“, ortsnahe Pflegeplätze und die Verkehrsinfrastruktur, aber auch kulturelle und sportliche Angebote. Derzeit existieren in Frechen 13 Begegnungsstätten für ältere Menschen. Seinen Ursprung hat der Arbeitskreis in einigen Frechener Kirchengemeinden, wo Ende der 1960-er und Anfang der 1970-er Jahre schon gemeinsame Nachmittage für ältere Menschen in den Räumlichkeiten der Kirchen stattfanden. Daraus entstanden im Laufe der Jahre in allen Frechener Kirchengemeinden Altenclubs zum Kaffeetrinken, zu Gesprächen, Ausflügen und zum regelmäßigen Austausch. Die Betreuung der Seniorinnen und Senioren übernahmen von Beginn an ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, meist aus der Frauengemeinschaft der jeweiligen Pfarrei. Im Sommer 1975 trafen sich die Leitungen der Altenclubs dann zur Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft Altenarbeit“ im Pfarrsaal von St. Severin. Damit war die Geburtsstunde des Arbeitskreises offiziell begründet. Durch regelmäßige Treffen wurde die Zusammenarbeit in den nachfolgenden Jahren intensiviert. Seit 1984 gehört eine Vertreterin des Arbeitskreises dem Sozialausschuss der Stadt Frechen an. Die Aufnahme in den politischen Fachausschuss machte schon damals auf den Stellenwert des Arbeitskreises • • • • t 12 als „Sprachrohr der Frechener Seniorinnen und Senioren“ aufmerksam. 2003 wurde der Arbeitskreis für seine Arbeit mit der Ehrengabe der Stadt Frechen ausgezeichnet. Seit 1982 im Haus am Bahndamm Harlekin T H E AT E R E N S E M B L E Dänische Delikatessen Aufführungen: 16. April 2016, 20 Uhr bis Mitte Juni 2016 Bürgermeisterin Susanne Stupp (mi.) dankte der Mitbegründerin Eva Bötel (li.) und der Vorsitzenden Lieselotte Porschen (re.) im Haus am Bahndamm für ihren ehrenamtlichen Einsatz im Arbeitskreis der Leiterinnen und Leiter der Frechener Altenclubs und Altentagesstätten. Stellvertretend für alle engagierten Frauen und Männer nahmen die beiden Frechenerinnen jeweils einen Strauß Blumen entgegen. Ein rheinisches Räuberleben Mathias Weber wurde 1778 im niederrheinischen Grefrath bei Krefeld geboren. Sein Vater betrieb das Handwerk eines Passementirers, also eines Herstellers von Bordüren, Zierbändern, Schnüren und Quasten, die als Besatz für Kleidung dienten. Die Eltern schickten den Jungen fünf Jahre auf eine Schule, doch er lernte nichts. Mit 11 Jahren verließ er sein Elternhaus und verdingte sich bei einem Bauern in Vorst als Schweinejunge. Durch seine tollkühnen Streiche wurde die Gräfin von Neersdonk auf ihn aufmerksam. Sie stellte ihn als Knecht ein. Doch nach wenigen Jahren geriet der Junge in Streit mit dem Hausgeistlichen, weil er niemals gehorchen wollte. Er packte seine Sachen und ging nach Holland zu den Soldaten. Das Leben in der Armee missfiel ihm. Er desertierte und kehrte zu dem Bauern zurück, bei dem er die Schweine gehütet hatte. Aber die schmale Kost auf dem Hof war auch nicht nach seinem Geschmack. Deshalb wollte er wieder zurück nach Holland. Unterwegs machte er die Bekanntschaft von Francis dem Scherenschleifer, einem berüchtigten Räuber. Gemeinsam mit ihm verübte er mehrere Viehdiebstähle. Dann aber trennte er sich von seinem Genossen und nahm wieder Dienst in einem holländischen Regiment auf. Mittlerweile war die Französische Regie: Gudrun Cornely Karten: 10,– Euro / 6,– Euro (Senioren) / 4,– Euro Kinder Vorverkauf: Lotto-Toto Werner in der Marktkaufpassage Vorverkauf: Bücherstube Brauweiler 02234.83202 Vorbestellung: Horst und Sylvia Lange 02234.17591 www.harlekin-theater.de Infotelefon 02234.14570 Theater Harlekin, Rosmarstraße 113, 50226 Frechen Revolution ausgebrochen und das Revolutionsheer führte Krieg gegen das Römische Reich Deutscher Nation und gegen die Niederlande. Webers Regiment lag vor Maastricht. In seiner Kompanie lernte er zwei Männer kennen, die ihm den Vorschlag machten, den Postwagen nach Amsterdam zu berauben, der in den Abendstunden an ihrem Lager vorbei käme. Die drei legten sich an der Landstraße auf die Lauer. Als die Postkutsche vorbei rollte, liefen sie in der Dunkelheit hinterher, schnitten die Seile durch, mit denen ein Koffern hinten befestigt war und zogen das Gepäckstück vorsichtig vom Wagen. Neben Kleidungsstücken fanden sie darin ein Kästchen, das Goldstücke und Juwelen enthielt. Begeistert teilten sie. Auf jeden von ihnen entfielen 900 Dukaten in Gold. Mit den Juwelen wussten sie nichts anzufangen. Sie warfen sie ins Feuer. Der Raub erregte großes Aufsehen. Ein Unteroffizier schöpfte Verdacht, denn die Kumpane genossen den Reichtum und kleideten sich entsprechend. Aber eine Handvoll Dukaten verschloss ihm den Mund. Als die französische Armee angriff, musste das Corps von Mathias Weber flüchten. Viele Soldaten desertierten und der Rest erhielt keinen Sold mehr. Die Männer bekamen den Abschied. Weber ging zu einem Abdecker nach Altenkirchen, der dafür bekannt war, Diebe zu beherbergen. Hier lernte er einen Teil seiner späteren Bandenmitglieder kennen. Der Abdecker besaß eine schöne Tochter, die Webers Interesse weckte. Sie wurde von ihm schwanger. Der erboste Vater verlangte die Heirat. Das lag nicht in der Absicht des jungen 13 Mannes. Er ging davon, nahm wieder Dienst bei verschiedenen Regimentern, desertierte immer wieder und trieb sich schließlich als Vagabund herum, bis er sich keine Nahrung mehr zu verschaffen wusste. Nun kehrte er zu der Tochter des Abdeckers zurück. Weil deren Vater ihn ablehnte, überredete er die Schwangere, mit ihm zu fliehen. Sie zogen umher, bis sie nichts mehr zum Leben hatten. Daraufhin ließ Weber das Mädchen an der Maas stehen, setzte über den Fluss und verschwand. Bei Straelen kannte er ein Haus, in dem sich Diebe und Räuber trafen. Dorthin wandte er sich und traf eine Gruppe von Kriminellen, die ihn freudig begrüßte und sogleich zu einem Raubzug einlud. Von nun an war er einer der ihren. Seine Kaltblütigkeit machte ihn bald zu einem Anführer. Die Bande beschloss, einen Wirt in Liblar zu berauben. Einer von ihnen war vorausge- schickt worden, um in dem Gasthaus zu übernachten. Er sollte den Räubern nachts die Türe öffnen. Als sich die übrigen zum vereinbarten Zeitpunkt vor dem Haus versammelten, öffnete niemand. Der misstrauische Wirt hatte das Zimmer seines Gastes von außen verriegelt. Aber dann, als er draußen Geräusche hörte, beging er den Fehler, selbst die Haustür zu öffnen, um nachzuschauen. Die Bande fiel über ihn her, befreite den gefangenen Kameraden und plünderte die Gastwirtschaft. Im Laufe der Zeit wurden die Räuber immer gewaltbereiter. Sie rammten mit einem Balken oder Baum die Türen der Häuser auf, fesselten die Bewohner und folterten sie, bis sie den Aufbewahrungsort ihres Geldes verrieten. Dabei zeichnete sich Weber durch kräftiges Dreinschlagen aus. Das brachte ihm den Namen „Fetzer“ ein. Die Gewinne der Raubzüge wurden häufig in Bordellen mit Freudenmädchen verjubelt. Fetzer gewann dabei eine Geschlechtskrankheit als Andenken. Einmal geriet er in die Fänge der Justiz und wurde im Kölner Frankenturm eingekerkert. Sofort sann er auf Flucht. Der Versuch, durch den Abtritt zu entkommen, wurde entdeckt. Man brachte ihn in die Spitze des Turmes in einen kleinen Raum, der mit Brettern ausgeschlagen war. Fetzer untersuchte das Türschloss. Schlösser waren seine Leidenschaft. Er hatte darüber umfassende Kenntnisse. Das Türschloss konnte aufgehebelt werden. Fetzer brach ein Brett der Wandbekleidung ab, zwängte es zwischen Schloss und Mauer und konnte so die Tür öffnen. Auf seinem Weg nach unten befand sich eine zweite Tür. Sie besaß ein Katzenloch. Dadurch beobachtete der Räuber, dass der Gefängniswärter seine Wohnung und den Turm verließ. Er entdeckte den Türschlüssel, der an der Wand hing. Daraufhin suchte er sich ein dünnes, langes Holz, angelte damit durch das Katzenloch den Schlüssel vom Haken und zog ihn zu sich. Er war frei. Ungehindert verließ er den Frankenturm. Auch später gelang ihm immer wieder, aus Gefängnissen zu flüchten. Als er einmal eine Kirche betrat, um nach Wertsachen zu forschen, sah er eine betende Frau in einer Bank sitzen, die einen verdeckten Korb in den Mittelgang neben sich gestellt hatte. Fetzer vermutete darin Wertvolles. Als er die Kirche verließ, nahm er den Korb unauffällig mit. Kaum war er im Freien, hörte er daraus ein Weinen eines Kindes. Erschrocken setzte er die Beute ab und lief davon. Frankreich hatte inzwischen das linke Rheinufer annektiert. Die Unsicherheit durch Räuberbanden war zu einem Problem geworden, so dass die Franzosen in Köln ein Spezialgericht einrichteten. Dessen öffentlicher Ankläger Keil machte es sich zur Aufgabe, die Banden zu zerschlagen. Schließlich ging ihm Fetzer ins Netz. Er wurde in Frankfurt verhaftet und mit dem Schiff nach Köln transportiert. Kaltblütig und witzig gestand er vor dem Gericht alle seine Taten. Als er einmal beim Eintritt in den Gerichtssaal seinen Verteidiger ein wenig zittern sah, sagte er: „Es muss schlecht mit dem Patienten aussehen, weil der Doktor Angst zu haben scheint.“ Das Todesurteil nahm er ohne Furcht hin. „Ich bin zufrieden“, sagte er. Bevor er den Karren bestieg, der ihm zum Altermarkt, dem Richtplatz, bringen sollte, zog er Rock, Weste, Schuhe und Strümpfe aus und verteilte sie. „Ich brauche sie jetzt nicht mehr!“ rief er lachend. Furchtlos bestieg er das Gerüst, auf dem die Guillotine aufgebaut worden war und sprach zum versammelten Volk: „Ich habe den Tod verdient. Junge Leute, flieht die Hurenhäuser. Eltern, erzieht eure Kinder in der Religion. Denkt an Gott. Möge mein Blut das letzte sein, das so vergossen wird.“ Dann band man ihn auf das Brett und schob ihn unter die Guillotine. Das Beil fiel und Mathias Weber hatte sein Leben beendet. Dies geschah am 19. Februar 1803. Günther Kraushaar 14 Eine Freundin auf Mallorca Vor einiger Zeit lernte ich eine ganz liebe Frau, um die 50 Jahre alt, kennen. Sie ist Schweizerin. Ein schweres Schicksal hatte sie hinter sich gelassen. Aus Arabien ist sie mit ihrem damals noch kleinen Söhnchen vor ihrem Ehemann geflüchtet. Sie landete auf der Insel Mallorca, war nicht ganz mittellos und so konnte sie ein altes Bauernhaus mit großem Grund erwerben. Eine Tages brannte ihr Haus im 1. Stock aus. Sie lebte seitdem nur noch im Erdgeschoss. Die große Küche mit Mauern aus dickem Naturstein, die Spüle auch mit Naturstein – für mich nicht gewöhnungsbedürftig. Man wähnt sich in einem schon lang vergangenen Jahrhundert. Alte Matratzen, Polster, Decken usw. waren auf dem Boden verteilt. So schlief sie mit all den von ihre geretteten Hunden und Katzen. Ein Holzschuppen für 2 Ziegen, 1 Esel und 1 Pferdchen war auch da. Manchmal brachte man ihr heimlich ein Tier – auch größere… Land war genug vorhanden. Es war ein ganz friedliches Miteinander. Bei den Menschen geht es oft anders zu – Niedertracht gibt es bei den Tieren fast nie. Greta – so hieß die Frau – lud mich eines Tages ein, zum Einkaufen nach Llucmajor mitzufahren. Hinter einem großen Supermarkt, weit und breit nur verwildertes Land, hielt sie an und sagte: „Ich bin gleich wieder da“. Nach einer Weile schaute ich nach hinten ob sie wohl bald kommt. Ein was sah ich da: Strampelnde Beine, Gesäß in der Luft – so hing sie halb in einem Container. Was sie da für Schätze herausholte, war ungeheuerlich: Brot, Kuchen, Gemüse, Würste, Fleisch usw. Mit zwei gefüllten Kartons kam sie daher. Außer Atem sagte sie „Alles für meine Tiere“. Ja, die mussten ernährt werden. Was für eine Frau! Früher hat sie studiert und lebte im Luxus. Sie ist ein wahrer Mensch, nicht blasiert oder versnobt. Für all diese wunderbaren Eigenschaften, diese Liebe, die sie verschenkt, habe ich ihr öfters ein gutes Picknick bereitet. Dann backte ich Apfelpfannkuchen, machte Sandwiches und gebratene Hühnerschenkel und dazu gab es eine gute Flasche Rioja. So saßen wir in einer Mohnwiese mit gelbem Klee oder unter Mandelbäumen, deren Blüten schon abschneiten und verbrachten viele herrliche Stunden miteinander. Ingrid Holzheu 15 Frechener Geschichten Geboren bin ich in Frechen und aufgewachsen in der Mühlengasse. Das Haus meiner Kindheit musste einem Neubau mit mehreren Wohnungen weichen. Die Geschichten dieses alten Hauses reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Viele Handwerksbetriebe waren in den Testamenten erwähnt, die der jeweilige Besitzer gesammelt hatte. Nun steht dort ein hässlicher Neubau, der überhaupt nicht in die Architektur der Straße passt. Es gab aber auch vieles, was für uns heute undenkbar wäre, z.B. keinen Kanalanschluss zu haben usw. Früher wurde am Samstag in der Frühe die Gosse geschrubbt (de Soot). Beachtet werden musste der letzte in der Reihe, denn dieser musste auch als letzter schrubben, sonst war das Drama perfekt. Übrigens, Männer habe ich bei dieser Arbeit nicht gesehen. Dann kam der Kanalanschluss, „de Soot“ wurde nicht mehr benötigt. Aber auch der Plausch der Frauen am Samstagmorgen war damit beendet. Erzählen wollte ich eigentlich von Frau Renk und ihrem Ehemann, die mir gegenüber wohnten. Eine Menge Ziegen und Hühner gehörten zu ihrem Haushalt, Kinder hatten die beiden nicht. Neben der Familie Renk wohnte meine Tante Lena, ebenfalls in einem winzigen Fachwerkhäuschen. Die Hinterhöfe waren durch eine Mauer getrennt. An jedem Hof war noch ein kleiner Stall gebaut. Im Häuschen meiner Großeltern lebte ein Pferd. Meine Großeltern hatten einen Briketthandel und fuhren mit Pferd und Wagen die Brennstoffe nach Köln zu den Kunden. Das Pferd musste durch den Hausflur und zum Teil durch die Küche, um in seinen Stall zu gelangen. Aller Unrat des Tieres musste auf dem gleichen Weg nach draußen. Leider habe ich das nicht mehr erlebt. Nebenan bei Familie Renk war das genauso. Die Familie Renk hatte an der Alte Straße ein Stück Land, darauf hielten sie vier bis fünf Ziegen. Morgens wurden sie dorthin gebracht und abends nach Hause geholt, mit viel Lärm und Freude. Weil ihr Zuhause in der Nähe war, liefen alle ohne angebunden zu sein, fröhlich meckernd die Mühlengasse hinunter nach Hause. Auch für uns Kinder war das eine Freude. Die ganze Schar lief dann durch den weiß gefliesten Hausflur und die Küche in ihren Stall. Ja, liebe Leser/innen, die Böden waren weiß gefliest. Nie habe ich Schmutz darauf gese- hen. Nebenan bei meiner Tante Lena hat es oft sehr nach Ziegen und Mist gerochen. Nie habe ich gehört, dass sich mal jemand beschwert hat. Tiere gehörten einfach zum Leben dazu. Massentierhaltung war unbekannt. Zweimal die Woche brachte ich Frau Renk die Küchenabfälle für die Tiere, dafür bekam ich das dickste Hühnerei oder eine übergroße Tasse Ziegenmilch zum Mitnehmen. Einmal bekam ich von Frau Renk eine Dahlienknolle, diese Pflanze erfreute uns jedes Jahr mit großen roten Blüten. Mein Vater grub den Strauch jedes Jahr aus und lagerte ihn über Winter frostsicher, im nächsten Jahr hatten wir dann wieder Freude daran. Frau Renk ist sehr alt geworden. Sie war nur ganz kurz im Altenheim, wo sie dann gestorben ist. Bis zuletzt trug sie voller Stolz ihren dickgeflochtenen „Knoten“. Sie war sehr sauber und gepflegt bis ins hohe Alter. Meine Mutter erzählte mir einmal die Geschichte, dass an einem Nikolausabend in ihrer Kindheit die Frau Renk den Nikolaus spielte und meine Mutter am anderen Morgen zu ihrer Mutter sagte: „Mama, de hellige Mann hat Frau Renk sing Uhrringele an.“ Margarete Mockenhaupt Frühjahr Immer wenn das Frühjahr naht, beginnt die ganze Natur sich zu erneuern und aus der Winterstarre zu erwachen. Auch die Menschen haben seit Urzeiten diese Zeit herbeigesehnt und spürten neue Kräfte im länger werdenden Licht und neuem werdenden Leben ringsum. Obwohl die moderne Wissenschaft für fast alles eine Erklärung hat und die Auswirkung des Sonnenstandes auf die Erde, die in einer ellipsenförmigen Bahn sich um die Sonne bewegt, uns Menschen seit Kopernikus bekannt ist, ist der Frühling einer der Jahreszeiten, die bei näherer Betrachtung der Naturabläufe vieles unerklärt lässt. In früheren Zeiten hatten die Menschen auf der nördlichen Halbkugel unserer Erde, die aus Erfahrung die Wechsel der Jahreszeiten kannten, dennoch Furcht, dass es nicht wieder zu lichten Tagen und zum Erwachen der Vegetation kommen könnte. Die Frühlingsfeste und die Feiern zur Lichtwiederkehr hatten besonders im hohen Norden eine mystische Bedeutung. Die Freude am Wiedererwachen der Natur im Frühjahr hat viele bekannte und unbekannte Dichter angeregt, und es gibt eine Vielzahl von Frühlingsgedichten und Liedern, die diese Jahreszeit besingen. Die neu beginnende Wachstums- und Blütezeit wird von der Vegetation in besonderem Maße angezeigt. In noch blätterlosen Waldsprossen, die ersten Knospen und am noch lichten Waldboden blühen Buschwindröschen, Lungenkraut, Märzenveilchen und Waldschlüsselblumen. 16 Im sandigen und steinigen Boden hat vor allem der Huflattich seine goldgelben Blütenköpfe schon geöffnet, bevor die Blätter an den braunen Stängeln hervorkommen. Erscheinen die weißen zarten Blüten am Schwarz- oder Schlehdorn, bevor dessen Blätter sich entwickelt haben, dann weiß man: „Es ist überwunden, der Winter überlässt dem Lenz ohne Murren das Reich.“ Es gibt sicher noch viele schöne Dinge der Natur in dieser Jahreszeit zu beobachten, zu betrachten und zu bewundern, nicht zuletzt die Tier- und Vogelwelt. Die hier heimischen Zugvögel kehren zurück, und die bekannten Laute unserer Singvögel werden von Tag zu Tag lauter und künden uns das Frühjahr an. Dazu ein Zitat von Schiller: „Alles freuet sich und hoffet, wenn der Frühling sich erneut.“ Dieses Hoffen und Freuen wünsche ich auch Ihnen. Wilhelm Faßbender Erde genügend Feuchtigkeit steckt. Wir sind hellauf begeistert und erfahren nun, dass das Ganze „Gartenglück“ heißt. Zu Hause schauen wir direkt im Internet nach. Kurz und gut, wir konnten ein Jahr später mit dabei sein. Es macht so viel Freude und wir konnten uns vergangenes Jahr das ganze Jahr über von frischem Gemüse ernähren. Für den Winter haben wir noch so manches eingefroren. Das Gemüse kann so, frisch geerntet, direkt verarbeitet werden. Täglich frischen Salat hatten wir fast das ganze Jahr über. In der Garage lagern u.a.- über den Winter -noch Kartoffeln und Kürbisse. Und nun im März, heißt es: „Auf ein Neues!“ Elke G. Kandler Weggefährten Gartenglück Auf dem Weg Richtung Weiden zur S-Bahn ging ich mit unserem Hund Emmy über die Felder spazieren. Es war Frühsommer und herrlicher Sonnenschein. Der Hofladen war gut besucht und plötzlich sah ich, ein ganzes Stück dahinter, auf einem großen Feld mit abgegrenztem kleinen Maschendrahtzaun und einem Gartentürchen an einem Geräteschuppen, einige Leute arbeiten. Alt und Jung waren beschäftigt, ein Kleinkind krabbelte zwischen Salatköpfen und Kartoffelpflanzen über die Erde. Es war ein buntes, lustiges Bild. Eine junge Frau ging mit einem Arm voll Zucchinis auf ihr Auto zu. Das musste ich, als ich meine Freundin von der Bahn abgeholt hatte, direkt vorführen. Im Gespräch mit einer Frau, die auf dem Acker Salat erntete, zeigte sich, dass man ein Stück des Ackers mieten kann. Der ganze große Acker ist in „Parzellen“ eingeteilt, so dass jeder, mehr oder weniger, das Gleiche ernten kann. Das Ganze wird von einem Ökobauern und seiner Frau gepflanzt, es darf nicht gedüngt werden. Das Gießen erübrigt sich eigentlich auch, da der Boden so gut bearbeitet wurde, dass in der ich habe meiner angst die hand gegeben bin gemeinsam mit ihr unendliche momente auf der schmerzstraße gewandert wir sind uns sehr nahe gewesen aber ich habe ihr nicht nachgeweint als sie mich verließ zum abschied schenkte sie mir ein kleid gewebt aus vielen kleinen mutfäden (eva duwe) Herzlichen Glückwunsch Veröffentlicht werden Geburtstage ab dem 75. Lebensjahr. Wegen des Datenschutzes ist es jedoch erforderlich, dass Sie sich mit einer Veröffentlichung im Seniorenkurier einverstanden erklären. Im nächsten Seniorenkurier sollen all jene bekannt gegeben werden, die in der Zeit von Juli bis September 2016 Geburtstag feiern. Bitte melden Sie sich bis Mitte April im Rathaus unter Telefon 501-331. April 02.04.27 04.04.36 04.04.27 05.04.31 08.04.31 14.04.35 15.04.23 16.04.38 17.04.25 18.04.36 18.04.32 21.04.35 22.04.28 24.04.35 25.04.27 26.04.36 26.04.28 27.04.34 29.04.29 89 80 89 85 85 81 93 78 91 80 84 81 88 81 89 80 88 82 87 Marianne Aurich Ewald Kram Arthur Siebrecht Erich Mantik Heinz Mauer Marianne Telemann Hans Becker Annemie Nieswandt Elisabeth Preußler Heinrich Faßbender Gertrud Maria Drews Ursula Koll Gudrun Duntze Herbert Welter Maria Becker Heinrich Meurer Günter Bachem Hildegard Grisard Annemarie Lersch Mai 01.05.33 04.05.33 04.05.39 05.05.30 06.05.33 12.05.34 12.05.36 13.05.30 13.05.33 16.05.29 18.05.31 83 83 77 86 83 82 80 86 83 87 85 Käthe Hilbrecht Ellinore Rath Helga Baumann Kurt Gommel Dorothea Hübsch Hildegard Porbadnik Wolfgang Böhnhardt Alfred Biehn Maria Lenzen Anna Ditzler Maria Anna Ismar 12 17 liche Grausamkeit das Elend des Krieges gebrand19.05.36 80 und Arno Hamacher markt. Er, der Buchhändler, war 20.05.25 91gelernte Hildegard Wilmes Obergefreiter – nicht Flak-Oberleutnant an 25.05.23 93 Margareta Stemmeler der Hamburger Heimatfront – und hatte den 26.05.37 79 Dieter Kleinschmidt Krieg von Anbeginn bis zu seinem Ende mit27.05.31 85 Rudi Härtl gemacht, wie man so schön falsch sagt. 27.05.30 86 Franz Joseph Gleß 31.05.24 Liselotte Aber zurück zu92 „Katharina Blum“...Tautenhahn 31.05.21 95 Walter Zastrow Worum geht es? Böll beschreibt in seinem Roman den Leidensweg einer jungen Frau, die zu Unrecht der Juni Mittäterschaft an einem Bankraub bezichtigt wird. Sie, Katharina Blum, Hausangestellte 01.06.32 84 ist als Anna Zeeman einer Familie Woltersheim in Köln-Rodenkirchen beschäftigt. Nämliche 07.06.36 80 Wilhelm Ohrem Familie lädt – in Köln feiert man Karneval – unter ande07.06.23 93 Horst Preußler rem auch Katharina zu einer Kostümparty ein. Böll be10.06.30 86 Das Günter Siebeck schreibt ihr Kostüm. tut eigentlich nichts zur Sache, 11.06.31 85 aber die Stelle ist so Katharina schön, dass Gleß ich sie hier zitieren 12.06.39 77 besteht Marianne Dickopp möchte: ihr Kostüm aus einer roten Nelke im Haar, roten Strümpfen und Schuhen, einer hochgeschlos13.06.22 94 Luise Gillner senen Bluse aus Honanseide 14.06.36 80 honigfarbener Wilhelmine Diegel und einem gewöhnlichen Tweedrock aus gelblicher 15.06.27 89 Sibilla Breuer Farbe. (Damals gab es Gott sei Dank noch nicht die Unsitte des Nabel19.06.33 83 Christian Postel freien). Aber zurück zur Party. Katharina lernt auf dem 21.06.23 93 Elli Quiel Kostümfest Ludwig Götten kennen, mit dem sie aus25.06.30 86 Norbert Hagen schließlich und innig tanzt. (Entgegen ihrer sonstigen 27.06.30 86 als zurückhaltend Elisabeth Schwalbach Natur, sie gilt eher und distanziert). Mit 28.06.39 77 Schwarz diesem Ludwig tanzt sieJürgen also in der geschilderten Weise, 30.06.37 79 Jakob Blankartz nich däc Pflegen – helfen – beraten Nun dies ßen ger Wir pflegen Sie zu Hause, damit Sie in Ihrer gewohnten Umgebung bleiben können! Wir bieten neben Grund- und Behandlungspflege: Rufbereitschaft rund um die Uhr – Menüservicehauswirtschaftliche Hilfen – Hausnotruf – Beratung für Angehörige – Alltagsbegleitung für Senioren Wir beraten Sie gerne! Rufen Sie uns an unter Tel. 27 47 76 Ihre Caritas Sozialstation Frechen Hauptstr. 124–126 (neben d. Rathaus) Wie Jetz in Ban Het Ruf hep dies Wo sofo sag Sie zurü den das ihre sie aus ma Etw Kür eine sch Per sog Die gen bes nöt Nun ahm ich Gut Lud 18 Gedanken zum griechischen Osterfest Dass viele Kulturen harmonisch mit- und nebeneinander in einer Gesellschaft leben können, haben wir dem fortwährenden Engagement aller Beteiligten zu verdanken. Dabei ist es oft hilfreich, sich mit der anderen Seite näher zu befassen, um mehr über ihre kulturellen Sitten und Gebräuche zu erfahren. In diesem Sinne möchte ich etwas über das griechische Osterfest berichten. Da ich häufig gefragt werde, warum unser Osterfest nicht zeitgleich mit dem katholischen und dem evangelischen Fest gefeiert wird, hier die Erklärung: Als das griechische Osterfest gegründet wurde, galt der julianische Kalender, der im Jahr 45 v. Chr. von Julius Caesar eingeführt wurde. Weil dieser Kalender aber etwas ungenau war und im Laufe der Zeit eine Unstimmigkeit bezüglich der Tage festgestellt wurde, wurde er von Papst Gregor XIII reformiert und 1582 durch den gregorianischen Kalender ersetzt, nach dem wir uns heute noch richten. Die katholische Kirche hat diesen Kalender sofort aufgenommen, die evangelische etwas später. Die orthodoxe Kirche Griechenlands hat erst 1923 den neuen Kalender angenommen, allerdings mit einigen Einschränkungen, die die Feiertage betreffen. Da die restlichen orthodoxen Kirchen den alten Kalender beibehalten haben, hat die griechische Kirche beschlossen, alle festen Feiertage nach dem neuen Kalender zu feiern und alle beweglichen nach dem alten. Ostern gilt als das Fest der Feste und wird von allen Orthodoxen zeitgleich gefeiert. Da es zu den beweglichen Feiertagen zählt, wird es nach dem alten Kalender gefeiert – daher die Abweichung vom katholischen und evangelischen Fest. Die Vorbereitungen, die für das Osterfest getroffen werden, beginnen bei uns am Rosenmontag mit der Fastenzeit. Fasten bedeutet für uns, dass wir uns vegan ernähren. Wenn wir vor Ostern fasten, dürfen wir sogar keinen Fisch essen, was bei anderen Fastenzeiten erlaubt ist. Meeresfrüchte dürfen gegessen werden, weil sie nicht bluten. Früher hat man an den ersten beiden Tagen nur Wasser getrunken, damit man den Körper vor dem anstehenden Fasten entgiftet. Gefastet wird heutzutage von dem Großteil der griechischen Bevölkerung, darunter auch viele junge Menschen. Die Karwoche unterscheidet sich nicht großartig von der der Katholiken und Protestanten. Es werden die Häuser gründlich geputzt, und es findet täglich eine Messe statt. Allerdings gibt es schon einige Unterschiede, auf die ich jetzt näher eingehen werde: Am Gründonnerstag übernachten viele Menschen in der Kirche, um Jesus ihre Liebe und Dankbarkeit für seine Aufopferung zu zeigen. Dabei schmücken sie sein Grab (gr. Epitafios), das bei der Messe am Karfreitag durch den ganzen Ort getragen wird, während alle Gläubigen traurige Psalmen singen. Am Karsamstag backen die Frauen Hefezöpfe und ko- 19 „Eierklopfen“ gebraucht, einer sehr wichtigen Tradition in Griechenland. Das Osterfest ist ein Fest der Liebe, der Verzeihung und der Dankbarkeit. Ich wünsche mir, dass alle Menschen diese Werte das ganze Jahr über in sich tragen. Margarita Lazaridou Im Alter umziehen? chen eine spezielle Suppe (Magiritsa), die nach der Mitternachtsmesse serviert wird. Die Samstagsmesse findet nachts statt. Um Punkt 0 Uhr verkündet der Pope, dass Jesus auferstanden ist. Nach dieser frohen Botschaft gibt es ein großes Feuerwerk und die Menschen beglückwünschen sich gegenseitig, indem sie sich die Worte „Jesus ist auferstanden!“ und als Antwort „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ zurufen. Diese Worte werden auch beim Die Frage stellt sich immer wieder für uns Ältere: Wann sollten wir uns „kleiner“ setzen? Oft höre ich von den „Älteren“ (ich gehöre leider inzwischen auch zu ihnen), dass sie sagen: „Jetzt noch nicht!“ Aber wann? Wenn man sich nicht mehr bücken kann, um das Unkraut auszurupfen, den Rasen zu mähen, die Bäume zu beschneiden? Wohnt man in einer großen Wohnung, bedingt durch die Familie, so ist diese jetzt zu groß und macht viel Arbeit. Da höre ich, dass Räume abgeschlossen und nur manchmal gelüftet bzw. gereinigt werden, was unnötige Arbeit bedeutet. Aber schließlich kommen ja mal die Kinder zu Besuch und dann ist eine größere Wohnfläche notwendig. Bloß, wie oft passiert dies? Meiner Tochter lag mir seit fast 2 Jahren „in den Ohren“, dass ich unbedingt eine Wohnung im Erdgeschoss brauche bzw. in einem Haus wohnen müsste, welches einen Aufzug hat. Da ich dies einsah, habe ich, zwar mit halber Kraft, angefangen zu suchen. Erdgeschoss wollte ich nicht, denn ich lasse gerne die Fenster auf, also eine Wohnung in einem Haus mit Aufzug. Neu gebaute Häuser mit Aufzug liegen nicht in meiner Preisklasse, also ältere Bauten. Aber dies ist nicht einfach. Erfuhr ich, dass eine Wohnung durch Auszug frei war, hatte schon jemand vor mir davon erfahren, und weg war sie. Aber schließlich habe ich ja noch Zeit, dachte ich, denn so alt bin ich ja noch nicht. Nur, zweimal bin ich schon gefallen, und beim 3. Mal könnte der Aufzug nötig sein, denn 4 Stockwerke, die ich jeden Tag mindestens 2mal erklimme, mit Keller 5, sind nicht ohne. Meine Tochter drohte: „Suche dir eine Wohnung, die dir gefällt, nicht dass ich gezwungen werde, dir schnell eine zu nehmen, egal ob…“ Also habe ich mir größere Häuser angesehen, die ich mir finanziell leisten kann und wo der Zuschnitt der Räume mir 20 gefallen könnte. Durch den ehrenamtlichen Besuchsdienst habe ich Einsicht in Wohnungen nehmen können, und so habe ich die Hausmeister gebeten, mir Bescheid zu geben, wenn eine Wohnung frei werde. Nach über einem Jahr hatte ich das Glück, dass eine Hausmeisterin, als sie mich sah, mir mitteilte, es sei gerade eine Wohnung frei geworden. Und was soll ich sagen – nach vier Wochen konnte ich einziehen. Und nun kommt der Hinweis, warum ich das alles geschrieben habe: Ich bin nun 73 Jahre alt, fühlte mich immer viel jünger, und doch bin ich für den Umzug schon zu alt. Ich hatte viele Helfer, alles hat geklappt, und doch, ich bin kaputt! Jetzt fühle ich mich viel älter als ich bin. Ich hätte schon vor 10 Jahren umziehen müssen. Ich hasse die Kartons, die ich noch herumstehen habe, weil der Wohnraum kleiner ist als vorher. Das bedeutet, ich muss mich von noch mehr Sachen trennen als ich will… Macht nicht denselben Fehler: Wartet nicht zu lange!! Helga Peters Gefühlschaos Ich war fasziniert. Von seinen Augen. Und die Art, wie er mich anschaute, ließ mich erschauern. Mein Gott, war das ein schönes Gefühl. Ich hatte mich sofort unsterblich in ihn verliebt. In diesen wahnsinnig attraktiven Typen. Graumeliert war er, hatte braune Augen und eine unglaublich positive Ausstrahlung. Immer wenn ich ihn ansah, musste ich schlucken. Was für ein toller Typ! Wenn wir uns anschauten, schienen seine Augen mir zu sagen: „Umarme mich doch. Jetzt gleich. Ich brauche Deine Liebe und Wärme.“ In mir tobten Stürme der Fantasien. Ein bisher unbekanntes Empfinden machte sich in mir breit. Mein Herz schlug heftig, als er sich mir näherte. Mit seinen wunderschönen Augen schaute er mich fragend an und berührte dann sanft meine rechte Hand. Ich war wie erstarrt und empfand eine bisher nie empfundene starke Zärtlichkeit für ihn. Am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle mit nach Hause genommen. Aber das ging nicht so einfach. Was sollte meine Familie dazu sagen, wenn ich mit diesem gutaussehenden, 80 tollen Typen zu Hause auftauchte. Übrigens – seinen Vater hätte ich auch nicht von mir gewiesen. Der sah genauso schnuckelig aus! Wenn ich mich unbeobachtet fühlte, schmuste ich auch mit seinem Vater Benny. Ich konnte mir durchaus vorstellen, mein Bett mit ihm zu teilen. Auch gegen den Widerstand meines Ehemannes… Ja, ich konnte meinem Gefühls-Chaos nicht entkommen und flüsterte ihm meine Liebe und Zärtlichkeit ins Ohr. Er näherte sein Gesicht dem meinigen und küsste mich spontan auf den Mund. Ich war wie elektrisiert. Tja, meinen Kindern und meinem Mann ging es nicht anders. Wir alle waren verliebt. In Rusty, diesen süßen weißen Westy-Hund. Eigentlich in beide. In Vater und Sohn! Eva Duwe 21 Eine traurige Geschichte Fünfeinhalb Jahre habe ich auf Mallorca verbracht, von 1994 bis 2000. Ich war zu dem Zeitpunkt 60 Jahre alt und wollte einmal etwas für mich alleine tun. Meine beiden lieben Töchter fanden gut was ich vorhatte. Darüber habe ich auch ein Büchlein mit vielen Erlebnissen geschrieben. Eine dieser Geschichten handelt von einem betagten Ehepaar, das ich dort kennenlernte. Dieses Ehepaar war stets drei Monate im Jahr in ihrem bescheidenen Häuschen, abseits vom Dorf in der Natur zur Erholung. Ein verträumter Garten mit Pinien, Kakteen und Bougainvillea luden zum Ruhen ein. Des Sonntags brachte ich die beiden in der Frühe zur hl. Messe, zwei Stunden nach der Messe holte ich sie wieder mit meinem Auto ab, da sie gerne den Nachmittagstee und die Torte oder aber Langusten mit Salat und Toast genießen wollten. Danach brachte ich sie wieder in ihre romantische Idylle. Karwoche Aus Arbeiten (seit Wochen) reiß ich mich los: Eigentlich hat alles Zeit. Da zwingen mich andere Dinge, die ich in Bewegung gebracht, laufen und führen ein Eigendasein. Und kommen auf mich zurück ungeplant, ungewollt, jetzt, wo‘s mir nicht passt. Da geh ich und entferne mich von Pflichten. Müd, hör ich, unter vielen mit mir allein, Töne: Des Matthäus Bericht. Wieder und wieder zu dieser Zeit (Karwoche): Bach‘s Chorwerk. Rezitative hör ich und auch des Evangelisten Wort. Wie glücklich waren sie, dass ich mir Zeit für sie nahm. Nun ja, ich bekam auch ein gutes Taschengeld dafür. Sie sahen mich so ein bisschen wie eine große Tochter an, obwohl ich die 60 schon überschritten hatte. Manchmal luden sie mich zu einem Glas Wein ein. So auch einmal an einem späten Nachmittag. Die Grillen zirpten. und es knisterte in den Pinien – das kam wohl daher, dass sich durch die Sonne die Zweige dehnten. Ein kleiner Kassettenrecorder stand auf dem Tisch. Es war ruhig und lauschig, leises Plaudern mit Pausen zum Genießen. Die alte Dame drückte nach einer Weile den Startknopf am Rekorder und „La Paloma“ erklang. Die beiden sangen mit ihren alten Stimmen, sie waren wohl so um die 70–80 Jahre, mit und vergangene Zeiten spiegelten sich in ihren Gesichtern. Ferne, gewesene Sehnsucht – welch eine Melancholie. Meine Tränen drückte ich so gut wie nur möglich zurück. Zwei Jahre später erreichte mich ein schwarz umrandeter Brief, indem mir die alte Dame mitteilte, dass sie nun alleine lebt. Ingrid Holzheu Da erreicht mich dies einfache Lied. Und wirkt, wiewohl bekannt, ganz neu auf mich ein: Ich will hier bei Dir stehen… Und, ganz diesseitig, sehe ich Dich. Da ist eine Angst in mir, Dich zu verlieren. Und Hoffnung doch auch wieder, auf Tage, Wochen, und Jahre noch mit Dir. Und auf Deine Hand, in meiner Hand. Und auf einen langen Blick am Schluss, wenn die Zeit da ist. Karwoche. Memento mori. Wolfgang Prietsch, Berlin 22 Klein – aber Mein Es ist Krieg – immer noch. Vater ist Soldat, und wir Kinder müssen hart mit anpacken, das bleibt in einer Landwirtschaft nicht aus. Zwei kleine Schwestern haben unsere Familie vergrößert. Tag und Nacht ist Fliegeralarm. Die meisten Bomber flogen über uns hinweg, sie hatten andere Ziele. Hinter unserm Haus stand eine Flakabwehr, die aber vor ein paar Wochen abgezogen worden war. Bei den Tommys war diese Meldung anscheinend noch nicht angekommen, und ihre zwölf Bomben fielen in ein Kornfeld. Rundherum gab es in keinem Haus mehr eine heile Fensterscheibe. Es hätte schlimmer kommen können. Aber auf neue Scheiben mussten wir lange warten. Nur die Wohnräume bekamen Glasscheiben, alle anderen wurden mit Pappe zugenagelt. Kein schöner Anblick, ein halber Ort mit Pappfenstern, wo sonst schöne Gardinen hingen. Dennoch waren alle dankbar, dass diese Bomben nicht unser kleines Dorf getroffen hatten, es wäre nicht allzu viel davon übrig geblieben. Doch der Luftkrieg wurde für uns immer gefährlicher, als die Tiefflieger eingesetzt wurden. Ein paar Landwirte, die man gut gekannt hatte, wurden bei der Feldarbeit erschossen. An unserem Schulweg wurden Notlöcher gegraben. Sie waren schmal, aber tief, damit uns kein Geschoss treffen konnte. Ich glaube, ich wäre alleine nicht mehr herausgekommen, aber ich habe nie in ein solches Loch reinspringen müssen. Wohl aber habe ich mich einmal hinter einer dicken Eiche versteckt, als im Nachbarort ein Bauernhaus von drei Tieffliegern durchlöchert wurde. Es kam mir so nahe vor, wenn sie runter sausten, ihre Munition verschossen und wieder in die Höhe flitzten. Mutter hatte sich schon Sorgen gemacht und glaubte, ich sitze in einem der Notlöcher fest. Ich muss unter Schock gestanden haben, denn ich glaubte, die Tiefflieger hätten unser ganzes Dorf plattgemacht. Und ich malte mir traurige Bilder aus, wenn es Tote und Verletzte gab, was sollte ich nur tun…? Aber der zertrümmerte Hof lag noch etwa drei Kilometer entfernt, es war nicht viel davon übrig geblieben. Es gab aber auch ein schönes Ereignis für mich, denn ich erbte ein kleines Haus, zwei Meter breit, drei Meter lang, mit Fenster und einer schmalen Tür. Und das kam so: Ein hoher Offizier hatte nicht weit von meinem Elternhaus für seine junge Frau und seine kleine Tochter von einem reichen Geschäftsmann für die Dauer seiner Dienstverpflichtung dessen Wochenendhaus gemietet. Er war jeden Abend und an den Wochenenden bei seiner Familie. Seine Frau holte jeden Tag frische Milch bei uns, wenn wir gemolken hatten. Sie ließ sich von der Mutter das Stricken zeigen und bekam auch einen Pullover für ihre kleine Viktoria fertig. (Der Name Viktoria – was so viel wie Sieg oder Siegen heißt – musste ja wohl sein.) Die junge Mama war stolz auf sich selber, dass sie es geschafft hatte. Drei Gänse wuchsen in ihrem Garten auf, die prächtig gediehen. Doch gerade diese machten ihr Sorgen, als der gemeinsame Urlaub anfiel. Sie fragte die Mutter, ob ich, jetzt zwölfjährig, die Gänse versorgen könne. Da sie und ihr Mann für alles gesorgt hatten, war es für mich kein Problem. Kleinvieh gab es auch zu Genüge auf unserem Hof. Als der Urlaub zu Ende war, war alles zu ihrer Zufriedenheit verlaufen. Doch die Ausbildungszeit, oder was immer es war, lief für den Herrn Oberst ab, und es gab ein riesiges Abschiedsfest im Garten des Wochenendhauses. So viel Prominenz und Dienstautos hatte unser kleiner Ort noch niemals gesehen. Wir alle hofften, dass keine Tiefflieger davon Kenntnis hatten, aber der Himmel schickte ihnen einen Schutzengel. Leider waren diesem Fest aber die drei Gänse zum Opfer gefallen, und mir wurde dieses tolle Gänsehaus geschenkt für meine Fütterung und Mutters Strickhilfe. Soldaten wurden dienst verpflichtet, das Haus ab und wieder aufzubauen. Mutter gestand mir den Bauplatz hinter der Rosenhecke im Garten zu. Traumhaft schön. Ein Teppichrest wurde verlegt und Gardinen bekamen die Fenster auch. Allerdings bestand ich auch dar- 23 auf, dass es mir gehörte, denn ich hatte es schriftlich vom Oberst bekommen. Manchmal teilte ich es ja auch mit meinem Bruder und den kleinen Schwestern. Aber am liebsten spielte ich mit meiner Freundin und den Ankleidepüppchen, die wir aus Modezeitschriften ausschnitten, in meinem Haus. Doch nicht immer gab es die nötige Zeit dafür. Wir hatten alle Daueraufträge für die Hausarbeit, Freizeit war ohnehin nicht groß geschrieben. Doch einmal kam es zu einem Arbeitskampf zwischen meinem Bruder und mir. Mutter hatte mir Freizeit gewährt, aber mein Haus war besetzt, belagert von meinem Bruder und seinem Freund. Letztendlich verließen sie es doch mit viel Gebrumme, dabei fiel mein Bruder in einen Brennnesselstrauch, und das tat weh. Als Retourkutsche bewarfen die beiden Freunde uns mit den Blüten der Disteln, die wie Kletten in unserm Haar hängen blieben, und das tat noch mehr weh… Auch beschossen sie uns mit reifen Holunderbeeren, die sie durch Blasrohre auf uns schossen. Das war natürlich noch schlimmer, da sie ganz schöne Verfärbungen hinterließen. Selbst beim Waschen waren die neuen Muster nicht rauszukriegen. Aber ich musste diese Bluse weitertragen, die ab dann die Holunderbluse hieß. Dennoch, ich war stolz auf mein kleines Eigenheim, wohin ich mich verdrücken konnte, wenn der ewige Fliegeralarm einem die Nächte raubte, und man total überfordert und einfach fix und alle war. Gisela Streich Die Stadt Frechen ist an der Anmietung oder dem Kauf von Wohnungen und Häusern für die Unterbringung von Flüchtlingen interessiert. Ansprechpartner ist Herr Can, Telefon 02234.501-375 Kleine Besonderheiten in Frechen In der Alten Straße, zwischen Dr.-Tusch-Straße und Blindgasse sind nur wenige Frechener unterwegs. Ich habe einige Leute dazu befragt und fast immer lautete die Antwort: „Da komme ich eigentlich nie hin.“ Es ist auch mehr oder weniger eine reine Wohnstraße und zudem auch keine Durchfahrtsstraße. Aber zwei haben den Weg dorthin gefunden: Es sind Don Quichotte und Sancho Panza, zwei aus der Weltliteratur bekannte Figuren. Es hat sie immerhin aus dem fernen Spanien nach Frechen verschlagen. Hier haben sie sich dauerhaft niedergelassen und zwar nicht im Innern eines der Häuser, sondern sie schmücken – jederzeit gut sichtbar – die Fassade der Hausnummer 197. Don Quichotte (auch Don Quixote oder Don Quijote) und Sancho Panza sind fast in Lebensgröße dargestellt. Auf einem klapprigen Pferd sitzt Don Quichotte, selber klapperdürr und als Ritter mit einer nicht gerade schimmernden Rüstung abgebildet. Daneben reitet der rundliche Sancho Panza auf einem Esel. Der Fassadenschmuck ist aus dreißig Keramikfliesen zusammengesetzt und als Flachrelief in einer feinen Ritztechnik ausgeführt. Als Farben sind verschiedene Brauntöne verwendet. Das Werk wurde 1957 von Kurt Derckum (1904 – 1989) gestaltet. Er unterhielt über lange Jahre eine Werkstatt in der Steinzeugfabrik „Cremer & Breuer“, wo die Platten in einem achtzig Meter langen Tunnel gebrannt wurden, der ansonsten zum Brennen industriell gefertigter Steinzeugrohre dient. Das Relief ist Station 21 auf dem Frechener Keramikweg (siehe Hinweis). Don Quichotte ist die Titelfigur eines Meisterwerks der Weltliteratur, verfasst vom spanischen Dichter Miguel de Cervantes (1547 – 1616). Der Roman entwickelte sich aus der Parodie der damals sehr verbreiteten Ritterromane, die das Rittertum weit über die Gebühr verherrlichten. Übertriebener Idealismus kennzeichnet die Figur des Don Quichotte, der glaubt, gegen das Böse in der Welt kämpfen zu müssen und sich dabei vielen lächerlichen Situationen aussetzt. Cervantes schildert ihn als einen versponnenen Vertreter des niederen Adels, der über der pausenlosen Lektüre von Ritterromanen den Blick für die Wirklichkeit verliert. Er stattet sich schließlich selbst notdürftig als Ritter aus mit einem alten Gaul als das „edle Ross Rosinante“ und Rüstungsteilen, die er in einer Speicherecke findet. Er überredet ei- 24 nen Bauern, mit dem Versprechen auf Ruhm und Ehre, sein Knappe zu werden. So zieht er in die Welt hinaus um Heldentaten zu begehen. Von Don Quichottes Taten ist wahrscheinlich der Kampf gegen die Windmühlenflügel die bekannteste. Er hält sie für riesige Ungeheuer, von denen er seine Mitmenschen befreien muss. Aus dieser „Schlacht“ geht er mit einigem Schaden an Körper und Rüstung hervor. Eine gängige Redensart erinnert an dieses Ereignis: „Gegen Windmühlen kämpfen“ meint einen sinnlosen Kampf zu führen, und das tun wir doch alle mitunter. Die Redensart hat also durchaus eine aktuelle Entsprechung. (Dorothee Hach) Stationen des Frechener Keramikweges Das Faltblatt mit den ausführlichen Hinweisen zum Keramikweg gibt es an der Information des Rathauses, im Keramion selber oder im Internet unter www.keramion.de Der erste Maibaum Der Wonnemonat Mai rückte näher und Frühlingsgefühle kamen auf. Ich bat meinen Angetrauten, doch noch einmal wie früher mit mir zum Tanz in den Mai zu gehen. Aber völlig uninteressiert winkte er ab. „Aus dem Alter bin ich raus“ meinte er. „Verdammt noch mal, so alt sind wir doch noch nicht“ schimpfte ich. „Und übrigens einen Maibaum habe ich auch noch nie von dir bekommen“, schloss ich aufmüpfig. „Du weißt“, erklärte er kurz und bündig, „ich kannte den Brauch früher nicht.“ Nun ja, dachte ich resigniert, alles im Leben kann man wohl nicht haben und tröstete mich damit, dass die Verehrer mit zunehmendem Alter auch immer müder würden. Deshalb gingen wir nicht zum Tanz, sondern schliefen in den Wonnemonat Mai, der uns mit strahlendem Sonnenschein weckte. Dann folgte die Feiertagsroutine. Mein Tanzmuffel drehte die Morgenrunde mit dem Hund durch den Park, während ich, trotz meines vorabendlichen Frustes, den Frühstückstisch mit einem bunten Blumenstrauß und Schokoladenmaikäfern dekorierte. So etwas wie Frühlingsstimmung wollte ich nun doch aufkommen lassen. Als Mann und Hund heim kamen und ersterer lapidar und ohne jede erkennbare Emotion sagte: „Du hast einen Maibaum bekommen!“ Worauf ich ungläubig meinte: „Das ist absurd. Du willst mich nur veralbern?“ „Nein“, tat er da beleidigt, „dann schau doch nach.“ Oh Gott, dachte ich erschrocken. Das wäre aber peinlich in meinem Alter und dann auch noch verheiratet. Maibäume bekommen doch nur junge Mädchen von ihren Verehrern. Wer konnte das gewesen sein? Tatsächlich – ein großer Birkenzweig mit vielen bunten Bändern steckte am Fenstergitter. „Das kann doch nicht wahr sein“, entfuhr es mir erschrocken, und nach einer kurzen Überraschungspause entschied ich kategorisch, „das Ding muss weg. „Was sollen die Leute von mir denken – und was denkst du?“ fügte ich etwas verunsichert hinzu. Aber mein Mann rührte sich nicht und sagte nur mit ernster Miene: „Das ist tatsächlich ein Hammer!“ Als ich mit der Demontage meines ersten Maibaumes begann, veränderte sich sein versteinerter Gesichtsausdruck und er lachte. „Jetzt hast du doch noch so etwas wie einen Maibaum bekommen, wenn auch erst auf deine alten Tage.“ Nach einer Weile fügte er hinzu: „Ich war das.“ „Danke für die alten Tage, aber wann hast du das gemacht?“ wunderte ich mich noch immer. „Eben nach dem Rundgang mit dem Hund. Den Birkenzweig habe ich mir abgebrochen, nachdem ich die bunten Bänder im Park fand. Freust du dich denn nicht?“ „Doch, doch, aber der Zweig muss weg“ sagte ich nun erfreut. Ich nahm diesen für mich selten schönen bunten Zweig, den ich anfangs spontan in den Mülleimer stecken wollte und arrangierte ihn stolz in eine große Bodenvase in unserem Wohnzimmer. Margarete Müller 25 Kultur barrierefrei erleben Seit 2009 finden in der Kirche Alt St. Ulrich in Frechen-Buschbell kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen und Lesungen statt. Die Gold-KraemerStiftung hat die alte Dorfkirche von der evangelischen Kirchengemeinde erworben, nachdem diese den Gottesdienstbetrieb dort 2005 eingestellt hat. Dabei stehen die Kulturveranstaltungen unter dem Vorzeichen der Inklusion. Das heißt: Alle Menschen sollen die Möglichkeit haben daran teilzunehmen, unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Jetzt ist ein weiterer großer Schritt in diese Richtung getan, denn seit dem Sommer 2015 hat die Gold-Kraemer-Stiftung mit aufwändigen Um- und Anbauten endlich die vollständige räumliche Barrierefreiheit des denkmalgeschützten Gotteshauses hergestellt. So kann man künftig direkt vom deutlich vergrößerten Parkplatz aus ebenerdig das Gebäude betreten und mit einem Aufzug die obere Ebene und damit auch den Kirchenraum erreichen. Davon profitieren nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern alle, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Die steile Rampe draußen und die enge Treppe drinnen gehören damit der Vergangenheit an. Das Sommerprogramm 2016, das von April bis September reicht, ist schon erschienen. • Musikalische Reisen durch Lateinamerika (10. April und 9. September), • französische und deutsche Chansons (24. April und 16. September), • bekannte Melodien aus Oper und Operette (22. Mai), • Klezmer (29. Mai), • Jazz (17. September) und • festliche Barockmusik (25. September) sind nur einige Highlights. Parallel dazu werden auch abwechslungsreiche Ausstellungen verschiedener Künstler und Gruppen gezeigt, so dass man den Konzertbesuch mit Kunstgenuss verbinden kann – oder umgekehrt. Neben den Konzerten und Ausstellungen gibt es auch ein regelmäßiges Kursangebot für alle, die selbst kreativ werden möchten. Immer donnerstags trifft sich die inklusive Schreibwerkstatt „Federleicht“; freitags wechseln sich ein Töpferklub und ein Leseklub, in dem Ehrenamtliche gemeinsam mit Menschen mit geistiger Behinderung lesen, ab. Zu jeder Ausstellung findet ein Workshop statt, in dem man sich angeregt von Themen und Technik der gezeigten Arbeiten selbst künstlerisch betätigen kann. Viele Angebote in Alt St. Ulrich sind übrigens kostenlos. Alle Informationen zum Programm finden sich im halbjährlichen Programmheft, das an vielen Stellen im Stadtgebiet ausliegt u. a. in allen Filialen der Kreissparkassen, oder im Internet unter www.alt-sankt-ulrich.de. Gold-Kraemer-Stiftung, Martin Bock Rückblick Zur Barrierefreiheit gehört aber nicht nur, den räumlichen Zugang zu ermöglichen. Barrierefreie Kultur heißt vor allem, dass jeder willkommen ist: Menschen mit Behinderung genauso wie sozial Benachteiligte oder Flüchtlinge. Ältere Menschen profitieren nicht nur von der verbesserten Zugänglichkeit, sondern auch von den technischen Hilfsmitteln, zum Beispiel für Hörgeräteträger. Denn jeder soll Kultur erleben können. Und das Angebot ist vielfältig. Über „Blindes Vertrauen“ singt beispielsweise Andrea Eberl – die auch selbst blind ist (11. März, 20 Uhr). Sehr beliebt ist das alljährliche Gastspiel des St. Petersburger Vokalensembles „Harmonie“ mit geistlicher und weltlicher Chormusik aus Russland (12. März, 19 Uhr). Wer es flotter mag, für den ist das Gitarrenkonzert „Sitar meets Flamenco“ (27. März, 18 Uhr) etwas. Unter dem Titel „Farbkonsum“ stellt im März Alexandra Ehren, eine Frau mit geistiger Behinderung, ihre abstrakten Arbeiten aus (16.-27. März, di-sa 13-18 Uhr). Es ist später Vormittag, ich hab mal wieder bis in die Puppen geschlafen, sitze in meinem Lieblingssessel und schaue über die Terrasse hinweg in den Garten. Meine Frau ist im Büro, ich bin also alleine, und das bin ich nicht gerne. Das Alleinsein hat mir früher nichts ausgemacht, aber jetzt ist es anders. Hängt wohl mit meiner Parkinson-Erkrankung und einer begleitenden Depression zusammen, aber ich nehme jeden Tag ein Viertelpfund Tabletten zu mir und habe einen ausgezeichneten Arzt. Also, was soll’s. Ich höre ein Miauen und sehe unsere Katze, die mich vorwurfsvoll anblickt, was will sie? Keine Ahnung, aber wie lautet doch die schöne kölsche Verballhornung: „Gar nicht ignorieren.“ Ich stecke mir eine Zigarette an und muss prompt husten, ich soll nicht so viel rauchen. Altes Thema. Ich versuche zu lesen, kann mich aber nicht konzentrieren und schalte den Fernseher an und das ZDF bringt eine Sendung zum Thema „Pilotenstreik“, und ich rege mich auf. Was soll das? Da stehen arrogante junge Männer in maßgeschneiderten Uniformen mit Sonnenbrille und reden von fehlender Altersversorgung, und ich bekomme Fremderröten. Hör mal, geht’s noch, ihr bekommt 26 Traumgehälter und geht mit 54 Jahren in den Ruhestand. Ich denke an meine eigene Gewerkschaftszeit, ich besitze Urkunde und Ehrennadel für 50jährige Zugehörigkeit. Damals streikten wir für die 40-Stunden-Woche und den arbeitsfreien Samstag, Slogan damals: „Vati gehört samstags uns“. Es waren schwere Zeiten, durch EDV und Fusion drohte der Verlust von Arbeitsplätzen. Ich war damals Betriebsratsvorsitzender bei der KFBE, und es gab manche schlaflose Nacht. Ich schalte den Fernseher aus und hänge weiter meinen Gedanken nach. Ach ja: Meine Frau und ich feierten goldene Hochzeit. Aber nicht in Barcelona oder Paris – wie von mir vorgeschlagen – sondern auf Wunsch meiner Frau in Frechen mit Verwandten und Freunden, und es war ein sehr schönes Fest. Was war noch? Aber natürlich, unsere Tochter wurde zur Bürgermeisterin gewählt, und wir freuten uns wie die Schneekönige. Ich denke aber auch an die Verantwortung, die ein solches Amt mit sich bringt, es sind immerhin ca. 800 Mitarbeiter und dann noch die Flüchtlingsfrage. Es wird wohl alles gut gehen, wie sagt man doch so schön: „Et hät noch immer joot jejange“. Ich schaue weiter in den Garten und sehe jetzt erst bewusst, dass unser Kirschbaum völlig kahl ist, d.h. völlig blattlos. Der Herbst ist also vorbei, dabei liebe ich den Herbst doch so sehr. Der Herbst kommt und die Blätter und Sträucher verfärben sich. Sie werden gelb, rötlich oder braun-gelb sagen nüchterne Leute. Etwas poetischer veranlagte Naturen, und ich zähle mich dazu, sehen dann überall goldene Blätter – und ich bin, Gott sei Dank, meistens in der Tiefe meiner Seele gefühlvoller als ich selbst glaube. Mich erinnert das Herbstlaub an einen alten, leisen Witz, den ich sehr mag: Zwei Landstreicher ruhen sich unter einem riesigen Baum im Wald aus. Der Anblick der goldenen Blätter bringt einen von ihnen ins Schwärmen. „Stell dir vor, Franz, alle diese Blätter wären wirklich aus Gold. Und der Stamm auch. Und alles würde mir gehören.“ „Mhm“, meint Franz zustimmend, „schön wäre es, und würdest du mir dann tausend Euro schenken, Hans?“ „Klar schenke ich dir einen Tausender, du bist ja mein Freund.“ „Und würdest du mir dann auch zehntausend Euro schenken?“ „Na, du bist mein guter alter Freund, ich schenke dir die Zehntausend.“ „Wie wäre es aber mit hunderttausend Euro?“ Das verdrießt Hans: „Schau mal – wie viele Bäume es rundherum gibt! Such dir doch einen aus und träume selbst.“ Wirklich wahr – warum sollen wir nicht ein wenig träumen – unter einem Baum mit goldenen Blättern, der dazu verführt. Träumen macht das Leben schöner, und es kostet nichts, genauso ist es. Ich nehme eine heiße Dusche, mache mir einen doppelten Espresso, dann Kopfhörer und Lieblingssessel – ein alter Freund aus Zeiten der Bundeswehr hat mir eine alte Jazz-CD geschickt. Ich genieße die alte Aufnahme und lass Gott einen lieben Mann sein. Was heißt hier Parkinson und Depressionen, da lache ich doch drüber. Ludwig Holz 27 Stress-Philosophie Habe früher Feierabend gemacht. Bin dem Stress des Büros entkommen. Stürze mich in Privates. Will Schuhe kaufen. Für meine 34er Füße. Bildschöne Kinderschühchen lachten mir in meine suchenden Augen. Gehe enttäuscht in die nächste Boutique. Jedoch das Preisdiktat veranlasst mich, Sehnsucht nach dem nächsten Bäcker zu entwickeln. Aber ach, es ist zu spät. Achtzehnuhrdreissig ist’s. Ladenschluss. Auf dem Nachhauseweg flüstert der ständig niedriger werdende Blutdruck mir ins Ohr, „gleich fällst Du um“! Ich genoss für kurze Augenblicke die Schwärze in mir, befahl den Füßen weiterzugehen. Kurz vor dem Ziel, Katzen füttern, Wohnung aufräumen, Waschmaschine befüllen etc. beschloss ich, die Katzen samt Wohnungspflichten auf eine Stunde später zu verschieben. Ging auf meine Stammkneipe zu. Öffnete die Türe. Verlangte einen Cognac. Erklomm den Barhocker. Setzte mich an die Theke. Philosophierte mit mir über den Sinn oder Unsinn meiner kurzen Beine im Vergleich mit denen des Barhockers. Lächle in mich hinein. Ein wohlbekanntes Geräusch riss mich aus meinen Träumen. Irgendwo – klingelte ein Handy… …es war das meinige… Keineswegs betüdelt von einem einzigen Cognac überlegte ich 5 Klingeleinheiten, ob mein Handy nun in der Handoder Jackentasche auf mich wartete. Zu spät. Aufgelegt. Dachte nach, nachdem ich Deine Telefon-Nummer auf dem Handy-Display realisiert. Rufe ich zurück oder vervollständige ich mein Cognac-Menue mit einem Nach-Bier? Beschloss, Dir nette Gedanken zu schicken. Trank ein erstes Bier auf Dein Wohl und dachte… Morgen, lieber Chef, Morgen ist auch noch ein Tag… (Eva Duwe) Studien Der Tag ist schön, und ich beschließe mal wieder zum Bummeln nach Köln zu fahren. Den Fußweg bis zur Haltestelle habe ich schnell hinter mich gebracht. Auf dem Bahnsteig stehen schon einige Leute und warten auf die Linie 7. Ich stelle mich dazu und schaue auf die Anzeigentafel: Noch sechs Minuten bis zur Ankunft. Die Informationstafel ist eine gute Einrichtung, so ist man immer auf dem Laufenden. Die Bahn kommt pünktlich. Vormittags ist es nicht so voll, und man kann sich noch einen Sitzplatz aussuchen. Ich setze mich in Fahrtrichtung und kann so dem Treiben in der Fußgängerzone von Frechen zusehen. Den ein oder anderen erkenne ich im Vorbeifahren. Immer mehr Leute steigen zu: Langsam füllt sich die Bahn. Mir fällt auf, wie viele Handys herausgeholt werden. Telefonate werden lautstark über Wichtiges und Unwichtiges geführt. Unfreiwillig bekommt man alles mit und denkt sich seinen Teil. Gespräche mit dem Gegenüber finden kaum noch statt. Schade eigentlich. Am Neumarkt steige ich aus und begebe mich in Richtung Schildergasse. Ich lasse mich treiben. Ruhig und entspannt schlendere ich durch die Menschenmenge. Meine Blicke schweifen umher. Während ich so die Leute betrachte, stelle ich mir die Frage, was sie hier hin treibt. Sind sie zum Shoppen unterwegs oder geschäftlich? Warum zwängen sich viele hastig durch die Menge, warum gehen einige so langsam? Haben sie Zeit oder fällt ihnen das Gehen schwer? Natürlich bekomme ich keine Antwort auf meine Fragen. Jüngere, gutaussehende Menschen ziehen oft zuerst die Blicke auf sich. Im Vorbeigehen schaut man kurz zu ihnen hinüber. Ein Blickkontakt – und es geht weiter. Wie ist das mit den älteren oder alten Leuten, die sich in der Menge befinden? Sind sie auch ein Hingucker? Als mir die Frage in den Sinn kommt, achte ich etwas mehr darauf. Ich fange an, die Gesichter der älteren Menschen zu studieren: Was für ein Leben hat einer mit vielen Falten im Gesicht hinter sich? Welche Schicksale musste er meistern? Ein ganzes Menschenleben spiegelt sich darin. Ausdrucksstark und für mich immer wieder interessant. Ein älteres Pärchen geht an mir vorüber. Sie halten sich liebevoll an den Händen. Vielleicht denken sie an die gute alte Zeit zurück, in der es bedeutend ruhiger zuging und sehnen sich diese wieder herbei. Ein elegant gekleideter Herr mit grauen Haaren geht an mir 28 vorbei mit hocherhobenem Haupt. Er schreitet gelassen durchs Geschehen. Sicher hatte er früher viel mit Menschen zu tun, ist meine Überlegung. Bettler und Musiker sitzen am Straßenrand und bitten um Almosen. Was für ein schweres Los! Die Armut greift immer mehr um sich. Einige haben einen Hund auf dem Schoß. So geben sie sich gegenseitig etwas Zuneigung. Passanten eilen vorbei und legen ab und zu etwas Geld oder auch Hundefutter zu ihnen hinunter. Damit ist auch für Nahrung für das Tier gesorgt. Ich schlendere weiter an den vielen Läden mit ihren großen Schaufenstern vorbei und betrachte das reichhaltige und vielfältige Angebot. Bunte Farben, wohin man schaut! Kein Wunsch bleibt offen. Überall liest man „Coffee to go“. Mir kommt es vor, als würden es immer mehr. Sie werden fleißig genutzt. In den Modeschmuckläden probieren junge Mädchen zahlreiche Ringe und Ketten an. Sie lassen sich von ihren Freundinnen beraten. Das Handy braucht schließlich auch noch eine neue „Verkleidung“. Nach Stunden des Treibenlassens komme ich am Dom an. Für mich immer wieder „dat Hätz vun Kölle“, wie man so sagt. Hier herrscht reges Treiben. Alle Nationen sind vertreten. Multi-Kulti halt. Lange schaue ich dem Menschengewimmel zu. Es ist einfach schön, so viele Eindrücke zu sammeln. Mit diesen Gedanken trete ich den Heimweg an und freue mich auf mein schönes Zuhause. Rosemarie Heeg STADTBETRIEB FRECHEN Dienstleistungen für Bürger & Unternehmen Dein Andenken wird in Ehren gehalten! Grabgestaltung und Grabpflege Gottlieb-Daimler-Str. 10-12 50226 Frechen Telefon: 02234 9217-41 Trotzdem einmal laut gedacht In einer leicht dahinplätschernden Gesprächsrunde bei Kaffee und Kuchen dachte ich, ich bringe das Thema doch mal auf ein uns alle angehendes Problem, nämlich das Flüchtlingsdrama. Die Reaktion hatte ich nicht erwartet. Genervt meinten einige: „Nicht schon wieder Flüchtlinge“. Da bemühte ich mich um einen diplomatisch verbalen Abgang, weil der Rest der Runde schwieg. Natürlich gibt es keinen Tag, wo nicht in allen Medien das Flüchtlingsproblem aus jeder Perspektive besprochen und beschrieben wird. Viele Bürger sind besorgt, weil sie wissen, dass diese Herausforderung nicht einfach zu bewältigen und der Ausgang noch ungewiss ist. Aber die Hände in den Schoß legen oder den Kopf in den Sand stecken, käme einer Katastrophe gleich. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, sagt man, und die Hoffnung stirbt zuletzt. Die vielen Flüchtlinge machen es uns vor, wenn sie Haus und Heimat verlassen und sich auf die lebensgefährliche Flucht begeben. Sie haben das Grauen des Krieges gesehen und meist schmerzlich erleben müssen. Wir in Deutschland sind aktuell „nur“ mit einigen vereitelten Terroranschlägen in dieser Zeit in Berührung gekommen. 70 Jahre Frieden ist nicht selbstverständlich, wie uns die Welt zeigt. Die alte Generation hat die Gräuel und Entbehrungen eines Krieges sowie zum Teil einer Flucht schon einmal mitgemacht und möchte so etwas nicht wieder erleben. Wehret den Anfängen, so denken die meisten von Ihnen. Nicht nur die vielen freiwillig helfenden Menschen haben die Lage erkannt und packen einfach mit an, wenn sie die Not der gestrandeten Flüchtlinge hier vor Ort sehen. Ihr Lohn sind die dankbaren Augen in die sie blicken. Unsere globalisierte Welt lässt uns nicht mehr unberührt von den aktuellen Geschehnissen. Ich bin mir sicher, früher oder später sieht sich jeder in Sicherheit wiegender Bundesbürger mit den Problemen konfrontiert. „Deutschland wird sich verändern!“ sagte Bundespräsident Gauck vorausschauend. Das glaube ich auch. Dass unter den Flüchtlingen schwarze Schafe sind, steht außer Zweifel. Die gibt es auch bei uns. Hier ist die Politik gefragt, und es sind konsequent angewandte Gesetze notwendig. Präsident Hollande sagte, Frankreich befinde sich im Krieg gegen den IS. Auch die Bundesrepublik kämpft aus Solidarität mit Frankreich gegen den IS. Unsere Politiker vermeiden das Wort Krieg in diesem Zusammenhang. Wo ist der Unterschied? Egal wie man es nennt, der IS muss besiegt und der wütenden Barbarei ein Ende gesetzt werden, wenn auch zum Teil mit fragwürdigen Verbündeten. Joschka Fischer sagte einmal: „Ich würde sogar dem Teufel die Hand reichen, wenn es dem Frieden dienen würde.“ Margarete Müller 29 Wasser – Quelle des Lebens Ein müder Strahl kam aus dem Wasserhahn, eher ein Tröpfeln. Was nun? Ich rief bei der Nachbarin gegenüber an, um zu fragen, ob bei ihnen Wasser läuft. Als immer besetzt war, versuchte ich es auf dem Mobiltelefon. „Ja“, sagte sie, „Wasser haben wir, aber wir haben kein Telefon und kein Internet. Du kannst gerne zum Duschen zu uns kommen.“ Als nächstes rief ich bei der Rheinenergie an. Kämpfte mit dem Sprachcomputer, der mich schließlich verstanden und verbunden hat. Es meldete sich eine Männerstimme, die zuerst wissen wollte: „Woher haben sie diese Nummer?“ Immerhin bekam ich die Auskunft, in Habbelrath und Grefrath würde an den Leitungen gearbeitet. Nach mehreren Anrufen in der Nachbarschaft wurde klar, nur die rechte Straßenseite war von diesen Arbeiten betroffen. Das liegt wohl daran, dass die linke Seite später bebaut wurde. Wasser ist die Quelle des Lebens. Neben der Luft zum Atmen ist Wasser die elementarste Grundlage menschlichen Daseins. Nun interessierte mich, was ich über Wasser im Internet finden würde. Erstaunt las ich folgendes: Am 23. Dezember 2003 wurde der Zeitraum 2005 bis 2015 von der 58. Generalversammlung der Vereinten Nationen zur Internationalen Aktionsdekade „Wasser für das Leben“ ausgerufen. In dieser Zeit sollten weltweit Regierungen und die breite Öffentlichkeit auf das Thema Wasser aufmerksam gemacht werden. Und die bereits getroffenen Verpflichtungen sollten umgesetzt werden. Außerdem sollte die Zahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Versorgung haben, wesentlich verringert werden. Fazit ist, zehn Jahre sind vergangen und viel ist nicht geschehen. Im neuen Weltwasserbericht, den die UNESCO am 20. März 2015 vorgestellt hat, steht: Global gesehen wird Wasser nicht nachhaltig genug bewirtschaftet. Die UNESCO fordert deshalb eine besser koordinierte Wasserpolitik, um Herausforderungen wie Armut, Ernährung und Energieversorgung zu lösen. 30 Zur Zeit haben rund 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Mehr als 2,5 Milliarden Menschen haben nicht einmal einfache sanitäre Anlagen. „Wasser gibt es weltweit genug. Es ist jedoch ungleich verteilt. Oft wird Wasser auch gedankenlos verschwendet, weil es vielerorts nur wenig kostet. Internationale Zusammenarbeit wäre für eine faire Wassernutzung der beste Weg“ sagte Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission. Zu dem Thema Wasserverschwendung fällt mir Kalifornien ein. Der sattgrüne Rasen im Vorgarten, ein Statussymbol, musste regelmäßig gewässert werden. Mittlerweile hat der Gouverneur das verboten. Wenn man der Zeitung glauben darf, hat ein Mann seinen Rasen grün angestrichen, damit er besser aussieht. Allerdings müssen wir nicht ins Ausland schauen, auch bei uns wird der Garten mit Wasser aus der Leitung gewässert. Wie oft gehen wir verschwenderisch mit Wasser um, es kommt ja immer und reichlich aus der Leitung. Erst wenn Wasser nur noch tröpfelt, merken wir, wie wertvoll Wasser ist. Helga Pütz und auch dazu, dass man vor Unannehmlichkeiten, die man sich selber eingebrockt hatte, nicht davon rennt, bin ich ins Klassenzimmer gegangen. Dort befahl mir unser Klassenlehrer, ich sollte mich in der Klasse von Herrn Wildenhain sofort melden. Brav und mit klopfendem Herzen ging ich in das Klassenzimmer. Zunächst berichtete der Lehrer seiner Klasse mit verwundert und anklagend klingender Stimme: „Diese Schülerin hat mich Mr. Churchill genannt, nun frage ich dich, warum?“ Da ich den wahren Grund nicht sagen wollte, fiel mir nichts anderes ein als zu sagen: „Ich wusste nicht, wie sie heißen“. Was mich sehr befremdete war dann sein Satz: „Wolltest Du mir damit schmeicheln oder mich hofieren?“ Was Letzteres bedeutete, musste ich erst im Lexikon zuhause nachschauen. „Damit du in Zukunft weißt, wer Churchill ist, schreibst Du bis morgen einen Aufsatz über diesen Mann und zwar mindestens zwei DIN A5 Seiten lang!“ Als ich wieder im Klassenzimmer war, erklärte mir unser Klassenlehrer, dass ich wegen dieser ungeheuerlichen Tat in eine andere Schule strafversetzt würde und zur Abschlussprüfung könne ich da natürlich nicht zugelassen werden. Wie es Pädagogen verstanden aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Es war im Winter 1953. In den Pausen durften wir für kurze Zeit die Fenster öffnen, denn frische Luft im Klassenzimmer, so meinte unser Klassenlehrer, erhöhe die Konzentration im Unterricht. Natürlich stellten wir uns auch ans offene Fenster, soweit es der Platz zuließ. Man konnte dann gut den ganzen Schulhof überblicken und eventuell etwas Interessantes erspähen. An diesem Tag ging gerade ein Lehrer über den Schulhof, den wir alle „Churchill“ nannten, denn von der Figur her und der ewig qualmenden Zigarre im Mund, sah er der Carikaturfigur, die oft in den Tageszeitungen abgebildet war, wenn es um die „böse“ westliche Welt ging, sehr ähnlich. Alle riefen laut: „Hey, Mr. Churchill“. Er schaute hoch, natürlich haben wir uns alle schnell geduckt, aber mein knallroter Pullover, den ich an diesem Tag an hatte, blieb dem Lehrer leider gut im Gedächtniss. Noch am gleichem Tag fuhr mich unser Klassenlehrer barsch an und meinte, das hat noch ein Nachspiel… Als ich am anderen Tag in die Schule kam, empfingen mich zwei Klassenkameradinnen am Schultor und sagten mir: „Geh lieber wieder nach Hause, die wollen Dich in der Klasse von Churchill vorführen und bestrafen.“ Da ich aber von zu Hause aus zur Schulpflicht erzogen wurde Wir hatten nur noch bis Anfang Juni Schule, dann begannen die Abschlussprüfungen für das Schulentlassungszeugnis. Nur damit konnte man einen Lehrvertrag bekommen, ohne Schulabschluss war man überall nur Hilfsarbeiter, also ungelernte Arbeitskraft. Ich war natürlich außer mir und habe das unter Tränen zuhause erzählt. Die einzige Reaktion meiner Mutter darauf war: „Musst du auch immer mit dabei sein. Aber du kannst ja die Anderen benennen, die mit am Fenster gestanden und gerufen haben“. Das wollte ich aber nicht, und von sich aus hat das keiner gesagt, dass er oder sie auch dabei war. 31 In der Bücherauswahl meiner Mutter gab es als Lexikon nur den „Volksbrockhaus“, da stand über Churchill nicht viel drin, aber mein Großvater hatte die ganze Ausgabe von „Meiers Lexikon“ und da war die Biografie von Churchill sehr wohlwollend geschildert. Weil ja nun besagter Lehrer anscheinend auch gut auf diesen Staatsmann zu sprechen war, schrieb ich dort einfach mit anderer Satzbildung ab. Am nächsten Tag konnte ich den Aufsatz nicht abgeben, weil Churchill nicht da war. Meine Mutter wurde für den Abend in die Schule bestellt und unser Schuldirektor, der Klassenlehrer und der Herr Wildenhain redeten auf sie ein. Meine Mutter, von der Statur aus eher zierlich, wurde in einen großen schwarzen Ledersessel gesetzt und die drei Herren hatten sich drohend vor ihr aufgebaut. Als nun der Direktor behauptete, weil ich genau wüsste, dass dieser Mr. Churchill ein maßloser Kriegstreiber und Verbrecher ist, hätte ich den Lehrer so genannt um eine Persönlichkeit zu verletzten, platzte meiner Mutter doch endlich der Geduldsfaden. Mit einem Schlag auf die Lederlehnen stand sie auf und meinte, ehe hier solche Anschuldigungen gemacht werden, sollten sich doch die Lehrkräfte erst einmal untereinander über die Person Churchill im Klaren werden. Wie sie das denn meinte, fragte man sie. „Das müssen Sie schon unter sich klären“, sagte sie darauf, „denn ich bin kein Denunziant. Außerdem war meine Tochter nicht die Einzige, die am Fenster stand und gerufen hat.“ Der Herr Wildenhain antwortete darauf, er hätte nur mich gesehen und gehört. Am nächsten Tag musste ich wieder zum Direktor und er wollte die Namen der anderen wissen, die mit dabei waren. „Die kann ich Ihnen nicht sagen“, antwortete ich darauf. Es wäre eine falsche Einstellung von mir, das Unrecht anderer zu vertuschen, versuchte der Direktor mich zu ködern. Ich antwortete ihm: „Meine Mutter hat mir erzählt, Herr Wildenhain hätte nur mich gesehen und gehört. Möchten Sie wirklich, dass ich behaupte, der Lehrer lügt?“ Daraufhin konnte ich gehen. Den Aufsatz hatte ich noch einmal anders geschrieben, denn nun war ja Churchill auch für Herrn Wildenhain ein Feind, und da hätte die erste Fassung wieder Ärger gegeben. Ob nun Stalins Tod und die Wende dadurch oder der 17. Juni und was danach kam die Ursachen waren – mein „großes Verbrechen“ verlief im Sande. Zu unserer Abschlussfeier und Überreichung der Zeugnisse wurde unser Direktor und auch der „Mr. Churchill“ in den Ruhestand verabschiedet. Während man über den Direktor eine 30 Minuten lange Lobrede hielt, wurde Herr Wildenhain mit einem einzigen Satz verabschiedet. Er hat dann aus Wut oder Kränkung, oder warum auch immer, die Feier eher verlassen. Ob er wegen der „Mr. Churchill-Affäre“ irgendwie in Ungnade gefallen war – ich habe es leider nie erfahren. Brigitte Richter Umzüge | Containerlagerung | Spedition Friedenstr. 64 | D-50226 Frechen Tel. +49-2234-52324 | Fax +49-2234-23124 | [email protected] | www.julius-hinrichs.de 32 Karussell „Mischmaschine“ Bei den Wohnblocks, die in den 50er Jahren erstellt wurden, standen große Maschinen zum Betonmischen. Am Wochenende wurde mit ihnen gespielt und irgend jemand hatte herausgefunden, wie diese Mischmaschinen angingen. Dann krochen wir in die Mischmaschine und einer musste dann die Maschine anstellen, und zack hatten wir ein Karussell, innen waren Schaufeln angebracht, die den Sand, Zement und Wasser mischten. An ihnen hielten wir uns fest. Nach etwa drei Minuten stellte der Einschalter ab und die nächsten konnten ins „Karussell“. Da sich noch immer Reste von Beton im Mischer befanden, sahen wir nach einer Runde aus wie kleine Betonzwerge. Man hätte uns nur noch bunt anmalen und als Gartenzwerge in einen Vorgarten stellen können. Es war natürlich für unsere Eltern ein Graus, die Klamotten waren nicht mehr zu reinigen, denn wenn wir am späten Nachmittag nach Hause kamen, war der Beton angetrocknet und beim Ausziehen der Sachen hätte man schon mit Hammer und Meißel nachhelfen müssen. Also erging ein Verbot, nicht mehr mit dem Karussell zu fahren. Aber auch ohne Karussellfahrt sahen wir fast immer wie kleine Schweinchen aus. Meine Eltern besorgten daher einen Anzug, ich glaube er war aus Gummi und wenn ich nach Hause kam musste ich erst mal in die Waschküche und wurde dort von oben bis unten mit einem kalten Wasserstrahl abgespritzt. Joachim Weber Wie der „Monte Klamotte“ am Aachener Weiher entstand. Damals habe ich auch mitbekommen, wie neben dem Aachener Weiher der so genannte „Monte Klamotte“ aufgeschüttet worden ist. Mit großen Caterpillar-Lastwagen wurde der Trümmerschutt aus der zerbombten Stadt Köln hier aufeinander geschüttet, so dass ein Berg entstand. Es wurde gewitzelt, noch so ein Krieg und Köln läge im Alpenvorland. Er war aber auch für uns Kinder unser Schatzberg, der viele tolle und wertvolle Sachen verbarg. Viele Dinge, die dort zu finden waren, sammelten wir in einer Kiste, die unsere Schatzkiste war. Diese Kiste war in einem Erdloch, von uns ausgehoben, in einem Gebüsch versteckt. Natürlich war es streng geheim und nur fünf Jungen wussten genau wo sich diese unterirdische Bude befand. Darin befanden sich Diamanten = die Kristallsteine von Lüsterlampen, Bronzeklinken und Beschläge, Weinflaschen, die sogar noch voll und ganz waren, Bilder und Bildchen, Figuren aus Eisen, Kupfer, Bronze und Messing sowie viele andere wichtige Sachen. Für uns Kinder natürlich. In den Fünfzigern gab es auch noch Winter mit viel Schnee und einige Tage mit richtigem Frost. Da wir unmittelbar bei den „Bergen“ von Köln wohnten, war es naheliegend, dass wir Kinder mit den Schlitten dort hin gingen, um ein paar Mal herunter zu fahren. Die Anschüttungen wurden schließlich mit einer Schicht Muttererde bedeckt und das ganze Areal mit Bäumen, Sträuchern, Wiesen und Wegen versehen. Es entstand ein Naherholungsgebiet für die Kölner. Im Winter, wenn Schnee gefallen war, waren die Abfahrten für Schlittenfahrten gut besucht. Den ganzen Tag tummelten wir uns dort herum. Und wenn der Frost den Aachener Weiher zufrieren ließ, wurden unter die dicksten und stabilsten Schuhe Kufen geschnallt, und wir Jungen spielten dann Eishockey, und die Mädchen versuchten sich als Eisprinzessinnen, wir recht raubeinig und die Mädels grazil und fast schwebend. Im Frühling und Sommer tummelten sich die Sommerfrischler auf den Wiesen und spielten Federball, Völkerball oder lagen auf Decken und ließen sich von der Sonne bräunen. Wir spielten Cowboy und Indianer in den Wäldchen und Büschen. Hier überraschten wir so manches Liebespaar. Es half uns beim „Aufgeklärt werden“, was man da so sah. Die Stadt war nach dem Krieg ein großes Trümmerfeld mit nur wenigen Häusern, die keinen Schaden genommen hatten. Von uns zu Hause konnte man von einem Fenster bis zum Domportal sehen, weil die Häuser dazwischen im Schutt lagen. Aber da wuchs jetzt ein Schuttberg in die Höhe, auch Häuser wurden wieder errichtet, die dann die Sicht nahmen. Selbst in unmittelbarer Nähe wurden Häuser gebaut oder halb zerstörte Häuser wieder saniert und repariert. Alles war ein Eldorado zum Spielen, für die vielen Kinder die ringsherum wohnten. Auf der Wiese vor der Uni wurden so manche Fußballspiele ausgetragen. In 33 den Trümmern wurde auch gespielt, und in manchem Keller fanden wir Dinge, die man noch gebrauchen konnte, da waren Einmachgläser, die keinen Schaden genommen hatten, mit wohlschmeckenden Kirschen, Birnen oder Aprikosen, dann fanden wir in einem anderen Keller Fahrräder, mit denen wir auf der Universitätsstraße herumfuhren. Dies konnte man damals noch, denn nur ab und zu kam ein Auto vorbei. Diesen schauten wir dann hinterher und überlegten, welche Marke es war, alte Mercedes, VW, Ford oder so ein Dreiradauto mit Ladefläche. Für Kinder war es nicht so gefährlich wie heute. Joachim Weber Gerhard Juchem (Schera) Viele Bachemer können sich noch an Gerhard Juchem, genannt Schera, erinnern. Er ist und bleibt ein Bachemer Original. Seine Anekdoten werden noch heute gerne erzählt und sorgen immer für heftiges Gelächter. Ich wohnte ca. 50 Meter neben Juchems und kann mich noch gut an vieles erinnern. Die Familie bestand aus Gerhard Juchem, seiner Frau Sofie, dem Sohn Peter und der Tochter Marliese und Gerd Zimmermann, einem Neffen. Sie hatten nicht viel Geld, aber ein großes Herz. Sie wohnten in einem kleinen weißen Lehmhaus auf der Fürstenbergstraße. Gegenüber ging ein Weg zum Mahlweiher, der heute immer noch besteht. Gerhard hatte einen Briketthandel. Mit Pferd und Wagen fuhr er nach Köln und verkaufte die Klütten. Außerdem sammelte er Schrott ein, lagerte diesen auf dem Hof und verkaufte ihn wieder. Das waren seine Haupteinnahmequellen. Er war ein „Schlitzohr“ und wusste die Menschen für sich einzunehmen. Seine Statur war für einen Mann eher klein, aber sein Geist hellwach. Ein Freund von ihm nahm ihn einmal mit zu den belgischen Baracken, um das Dach auszubessern. Ein „Lappührchen“, wie man so sagt. Seine Aufgabe bestand darin, die Leiter festzuhalten, während der Andere oben arbeitete. Als er so durch die Gegend schaute, kam einer von den oberen Herren vorbei. Er fragte Schera, was er machen würde. Schlagfertig antwortete dieser: „Ich bin hier Oberleiterfesthalter.“ Kopfschüttelnd ging der Mann weiter. Die bekannteste Geschichte ist folgende: Schera hatte sein Pferd, welches ziemlich dünn war, nach Alstätten verkauft. Nach kurzer Zeit war das Pferd verstorben. Der Mann sagte wütend zu Schera, er möge kommen, um sich das tote Tier anzusehen. Schera kam, sah sich das tote Pferd an und meinte trocken: „Das verstehe ich nicht, das hat es bei mir nicht getan“. Dazu konnte der Mann nichts mehr sagen. Im Krieg waren er und sein Cousin Wilhelm Juchem (Schwob) im gleichen Bataillon. Eines Tages ließ der Oberst 34 alle Soldaten antreten. Er fragte: „Wer hat Ahnung von Pferden?“ Schera kannte sich zwar aus, aber er meldete sich nicht. Er wusste, derjenige musste sonntags die Tiere pflegen. Sein Cousin rief laut: „Der Juchem aus dem 2. Glied.“ Der Oberst ließ ihn vortreten und fragte: „Was ist es, wenn bei dem Pferd die Zunge lang aus dem Maul hängt?“ Schlau antwortete Schera: „Meines Erachtens hat das Pferd einen zu kurzen Kopf.“ Schnell durfte er wieder zurücktreten. Die Angelegenheit hatte sich für ihn damit erledigt. Ein anderes Mal kam der Oberst zu ihm und fragte: „Juchem, sie wissen doch, wo Hasen laufen?“. Ich möchte auf die Jagd gehen und einen schießen. Schera machte sich mit ihm auf den Weg zu einer Lichtung. Dort angekommen wurde Schera aufgeforderet, sich hinzuknien. Der Oberst legte sein Gewehr auf Schera’s Schulter, und sie warteten geduldig, bis ein Hase vorbeigelaufen kam. Der Oberst schoss, traf jedoch nicht, und der Hase rannte davon. Schera drehte sich um und meinte trocken: „Schießen sie noch einmal, er hat es nicht gehört.“ Daraufhin begaben sie sich auf den Rückweg. Eines Tages kam seine Frau Sofie aufgeregt zu Freunden und sagte: „Mein Mann ist in Nazareth im Krieg“. „Wie?“ fragten diese: „dort ist doch gar kein Krieg.“ Es stellte sich heraus, dass er im Lazarett war. Es gibt noch einiges über Schera zu berichten. Die vielen Anekdoten sorgen immer wieder für Lacher und müssen erhalten bleiben. Rosemarie Heeg lief aufjauchzend hin und sammelte. Indessen warf mein Vater in die andere Richtung neue Eier. So gingen wir langsam den Weg entlang, und Jörg zeigte mir seine Funde und legte die Eier in die mitgebrachte Tasche. Irgendwann warf mein Vater dann aber auch die bereits gesammelten Eier. Jörg freute sich immer mehr und bemerkte nicht, dass die Süßigkeiten sich nicht vermehrten. Das wurde dann jedes Jahr durchgeführt. Als Lutz alt genug zum Sammeln war, liefen beide glücklich den Weg entlang, wobei ich Jörg erklärte, die leicht zu findenden Eier sollte er doch dem kleineren Bruder überlassen, er könnte ja schon viel besser gucken und finden. Selbstverständlich wird am Ende alles gerecht geteilt. Als dann Ronja in das Sammelalter kam, wusste Jörg schon über den Osterhasen Bescheid, klärte die Beiden jedoch nicht auf. Er half dann bei den ganz schwierigen versteckten Eiern. Doch dann passierte es auf dem Rückweg eines Osterspazierganges, dass wieder Eier am Wegesrand lagen. Meine drei Kinder wollten gerade erneutes Sammeln durchführen, als ich vorsichtig meinte, es könnte doch sein, dass jetzt der Osterhase für andere Kinder diese Eier versteckt hätte. Meine Drei sahen mich nicht ganz einverstanden an. Gottseidank kam dann eine Familie mit zwei Kindern um die Kurve. Die Mutter sah sehr erschrocken aus, als sie meine Drei sah. Ich schüttelte den Kopf, da lächelte sie erleichtert, ihre Kinder stürzten sich auf die Ostereier und meine gingen verständnisvoll lächelnd an ihnen vorbei. Helga Peters Osterspaziergang Mein ältester Sohn war knapp drei Jahre alt, als wir das erste Mal im kleinen Wäldchen in der Nähe unserer Wohnung Ostereier suchen gingen. Das lief so ab: Während wir den Weg entlang gingen, warf mein Vater eingewickelte Ostereier an den Wegesrand, während er Jörg auf eine Blume auf der anderen Seite hinwies. Als Jörg wieder auf den Weg blickte, sah er die Ostereier und Mehr Infos: www.stadt-frechen.de 35 Die VHS informiert: Einzelveranstaltungen und Vorträge im Erscheinungszeitraum Führung, 04.03.2016, Besuch der neuen Kölner Zentralmoschee, 1611203, 4,00 E Vortrag, 10.06.2016, Mach dein Testament - richtig vererben, 1611402, 6,00 E Kurs 08.04.2016, Computertreff für ältere Teilnehmer, 1615304, 38,00 E Führung, 10.04.2016 Natur erkunden - Der Friedhof St. Audomar, 1616202, 4,00 E Vortrag, 14.05.2016, Vitamin C - das Power-Vitamin, 1618205, 4,00 E Die Anmeldungen zu den VHS-Veranstaltungen erfolgt grundsätzlich immer über die Geschäftsstelle der VHS Frechen, Hauptstr. 110-112, 50226 Frechen. Veranstaltungsorte sind die VHS Frechen, Hauptstr. bzw. externe Veranstaltungsorte, die mit der Anmeldung mitgeteilt werden. Bei Einzelveranstaltungen wie Vorträge/ Diavorträge, die in der VHS stattfinden, kann die Anmeldung auch über eine eingerichtete Abendkasse erfolgen. Weitere Informationen und Veranstaltungen: VHS Frechen – Geschäftsstelle, Hauptstr. 110–112, 50226 Frechen Tel. Auskunft: 02234.501-253, Fax: 02234.501-403 EMail: [email protected], Internet: www.vhs-frechen.de Mobile geronto-psychiatrische Beratung in Frechen: Marktkauf, Dr.-Tusch-Str. 26 11.3./8.4./6.5./3.6. Krankenhaus Frechen, Eingangsbereich, Kapellenstr.1–5 22.4./20.5./17.6. Jeweils freitags in der Zeit von 9.00–15.00 Uhr Rhein-Erft-Kreis; Telefon: 02271/832552 Email: [email protected] www.fuer-sie-ins-quartier.de KERAMION Frechen 22.1. – 8.5.2016 Ausstellung: Petra Weifenbach: „Keramiks“ 23.2. – 28.8.2016 Ausstellung: Kunst + Handwerk 21.5. und 22.5.2016 Keramische Erlebnistage – Töpfermarkt und Sammlerbörse 22.5. – 28.8.2016 Ausstellung: Robert Sturm Keramion, Bonnstraße 12, 50226 Frechen Tel.: 02234 – 69 76 90, www.keramion.de [email protected] Öffnungszeiten: Di - So: 10.00 - 17.00 Uhr, Sa: 14.00 - 17.00 Uhr Eintritt: 5,00 Euro/3,00 Euro ermäßigt, Familienkarte 10,00 Euro Frechener Seniorenkurier sucht Austräger Der Frechener Seniorenkurier wird ehrenamtlich von Seniorinnen und Senioren in die entsprechenden Haushalte verteilt. Für das gesamte Stadtgebiet werden immer wieder neue Austräger gesucht. Die nächste Ausgabe wird im Juni 2016 erscheinen. Interessenten können sich gerne bei den Seniorenbeauftragten der Stadt Frechen unter 501-331 oder 501-488 melden. Tanzvergnügen Tanztee für Senioren und Seniorinnen im April Am Sonntag, 24.April wird seitens der Stadt Frechen für Senioren und Seniorinnen wieder ein Tanztee-Nachmittag angeboten. In der Zeit von 15.30—19.00 Uhr kann im Frechener Stadtsaal zu den Klängen der Hubert-VendelBand das Tanzbein geschwungen werden. Eintrittskarten zum Preis von 5,- € sind ausschließlich vom 21.3.-15.4.2016 im Rathaus, Zimmer 3 bzw. 5, Erdgeschoss, Telefon 02234.501-331 oder 501-488, erhältlich. Es gibt keine Tageskasse. 36 Ihre Menüdienste in Frechen stellen sich vor: Denn zu Hause schmeckt`s am besten Wer nicht selbst kochen möchte oder kann, hat die Möglichkeit, sich von den hier vorgestellten Menüdiensten in Frechen auf Wunsch täglich ein Mittagessen direkt ins Haus bringen zu lassen. Der Caritas-Mahlzeitendienst: © apetito „Frisch und lecker auf den Tisch!“ „Ich genieße jeden Tag ein heißes Wunsch-Menü!“ Leckere Menüs täglich heiß ins Haus gebracht Sie erwartet ein Speiseplan voller Abwechslung Wertvolle Ernährung zum Wohlfühlen, auch für Diäten Wir sind für Sie da. Tel.-Nr. 0 22 33/ 79 90 91 17 Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis e.V. Die Caritas im Rhein ErftKreis bietet allen die Möglichkeit, sich an 365 Tagen im Jahr mit heißem Mittages sen beliefern zu las sen. Als Dienstleister mit „Frischeauftrag“ ist die Caritas auf kur ze Reaktionszeiten ein gestellt. Wenn Sie uns heute anrufen, werden Sie ab morgen beliefert. oder Salat und ein Dessert. Hierbei haben Sie die Wahl zwischen einem Milchpro dukt oder frischem Obst. Mehrmals im Jahr kön nen Sie sich auf spezielle Themenwochen freuen, die Ihnen noch mehr Ab wechslung schaffen. Bei unserer Spargelwoche, der Österreichischen Woche oder der Rheinischen Woche können Sie sich besonders verwöhnen las Die abwechslungsreichen sen. Mahlzeiten werden von den Küchenchefs „wie Für alle, die ganz spe bei Muttern“ frisch für Sie zielle Ernährungs und zubereitet. Alle frisch ge Diätwünsche berücksich kochten Mahlzeiten bein tigen möchten, bietet die halten entweder Gemüse Caritas ein umfangreiches Sortiment an tiefkühlfri schen Menüs. Spezielle Gerichte für Diabetiker, sowie pürierte oder natri umarme Menüs bieten hier für jeden die opti male Lösung. So können Sie sich Ihren Speiseplan nach Ihren persönlichen Vorlieben und Bedürfnis sen selbst zusammenstel len. Informieren Sie sich über die umfangreichen Menüdienstleistungen und weitere Angebote, wie z. B. den HausNotruf beim Caritasverband für den RheinErftKreis unter Tel. 0 22 33/ 79 90 91 17 Schmeckt wie selbst gekocht! Die Landhausküche liefert Mittagsgerichte direkt ins Haus Von Jetzt ins Haus bestellen! „3 x Gold“-Angebot: An 3 Tagen ein DLG-prämiertes Mittagsgericht mit Dessert für nur 6,39 E pro Tag - ganz ohne vertragliche Bindung - Liefer-Service vor Ort an 365 Tagen im Jahr Rufen Sie uns an!0 22 34 – 20 54 45 www.landhaus-kueche.de apetito AG, Bonifatiusstraße 305, 48432 Rheine Ein leckeres Mittag essen ohne großen Auf wand und Mühen? Mit dem Lieferservice der Landhausküche kein Problem. Auch Johanna Westen hat sich für einen Essenbringdienst entschieden. „Ich bin mit dem Service der Landhausküche sehr zufrieden, die Gerichte schmecken wie selbst gekocht und ich habe mehr Zeit für die schö nen Dinge des Lebens“, berichtet Johanna Westen begeistert. diterrane Küche oder beliebte sowie saisonale Spezialitäten – all das ist in der Speisenkarte der Landhausküche zu finden. Und das Beste: Die Gerichte werden von den Kurieren der Landhaus küche bis zu Ihnen ins Haus gebracht. Das Angebot der Landhausküche zeichnet sich durch leckere Gerichte mit natürlichem Geschmack sowie einem zuverlässigen Lieferser vice aus. Die Köche der Landhausküche legen Ob herzhafte Haus großen Wert auf die Qua mannskost, leichte me lität, Frische und Herkunft Setzen Sie sich einfach mit dem Menüdienst Ihrer Wahl in Verbindung. Wir wünschen Ihnen der Zutaten. So wissen sie immer genau, wo die verwendeten Zutaten herkommen. Außerdem verzichten sie ganz be wusst auf Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe. Und das schmeckt man! Für mehr Informatio nen sind die freund lichen Mitarbeiterinnen der Landhausküche telefonisch erreichbar: Montag bis Freitag von 8.00 bis 18.00 Uhr unter Tel. 0 22 34 – 20 54 45 tit ! e p p A n e t Gu